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Wahre Mutmachgeschichten, die das Herz bewegen Andi W eiss (Hrsg.) Jeder neue Tag ist e i n Ge s chenk

Jeder neue Tag ist ein Geschenk - 9783957340603

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Dieses Buch gehört in den Medizinschrank. Nicht weil es besonders giftig wäre - ganz im Gegenteil! Es macht gesund. Warum? Friedrich Bodelschwingh hat einmal gesagt: "Der Mensch ist gesund geworden, der danken gelernt hat." Hier schildern Menschen ihre persönlichen Erfahrungen. Sie berichten, welche Kraft sie aus einer Haltung der Dankbarkeit gezogen haben. Mitten in den Höhen und Tiefen des Alltags. Und so erzählt dieses Buch von der Fülle des Lebens und nährt leise, aber kraftvoll das besondere Wissen: Jeder neue Tag ist ein Geschenk!

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Wahre Mutmachgeschichten, die das Herz bewegen

Andi Weiss (Hrsg.)

Jeder neue Tag istein Geschenk

Inhalt

Ein Wort zuvor (Andi Weiss) 9Pinkfarbene Schuhe (Corinna Kohröde-Warnken) 13Nichts ist unmöglich (Sigmar von Blanckenburg) 19Die alte Klavierlehrerin (Prof. Dr. Elisabeth Lukas) 23„Komm, gib nicht auf …“ (Sabine Heinrich) 27„Gott sei Dank!“ (Walter Kohl) 33Der neue Refrain (Christiane Heuschneider) 37Mein Ritual der Dankbarkeit (Anselm Grün) 39Zwei auf einmal (Gabriele Tergau) 43Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen (Michaela Ratzke) 47Wie aus heiterem Himmel (Elke Zimmermann) 51Ein Geschenk des Himmels (Rudolf Westerheide) 55Was mir erspart blieb … (Dr. Otto Zsok) 59Jeder neue Tag ist ein Geschenk (Angelika Ledenko) 63Perspektivwechsel … (Michael Wolf) 65Neue Kraft in schweren Tagen (Werner Semeniuk) 69„Mulţumesc“– vielen Dank! (Frank Heinrich) 73Perfekt (Conny Gorenflo) 77Ein Wink des Himmels (Susanne Kellner) 81Gel(i)ebte Ökumene (Manuela Strohofer) 85Eine andere Art der Dankbarkeit (Jörg Seitz) 89Zerrissen (Jo Jasper) 95Einfach weil es mir gut geht (Janina Dück) 99Die Farbe der Hoffnung ist Rosa (Susanne Sponholz) 103Ein Kinokartenabreiß-Engel (Clarissa Maurer) 107Mein Bild von Gott (Kerstin Wiemann) 111

Ein Igel, der als Schmetterling leben möchte (Maike Gathmann) 115Wie mein Stiefvater mein Vater wurde (Uwe Heimowski) 117Denk ich an Italien in der Nacht … (Bernhard Matzel) 123Trommeln mit Senioren (Thomas Schulz) 127Farbe für mein Leben (Ingrid Schäfer) 129„Freu dich …“ (Beatrix R. Kogler) 131Überraschend reich beschenkt (Katja Eitler) 137Sprachlos (Sabine Dittrich) 143Von Gott getragen (Doris Tremp) 147Dankbare Augen (Stefan Wanzenried) 151Stille Nacht, heilige Nacht … (Katja Seifert) 155Geduld lernen (Eva Wizemann) 159Ein Spaziergang am Bach (Conny Krakowski) 161Gottes gute Wege (Renate Gautzsch) 165Wenn tiefe Wunden heilen (Anonym) 169Bogotá ohne Rückflugticket (Simone Bartels) 173Entlastung (Beate Späinghaus) 179Zwischen den Jahren (Evelin Schuster) 183Mein Kalender (David Plüss) 187Die letzte Seite (Andi Weiss) 191

Der Mensch ist gesund geworden, der danken gelernt hat.

Friedrich Bodelschwingh

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Ein Wort zuvor

Dieses Buch gehört in den Medizinschrank! Nein, nicht, weil es besonders giftig wäre – im Gegenteil! Es macht gesund! Wa-rum? Friedrich Bodelschwingh hat einmal gesagt: „Der Mensch ist gesund geworden, der danken gelernt hat.“ Bekannte und un-bekannte Autoren haben in diesem Buch ihre kleine Geschichte der Dankbarkeit aufgeschrieben. Menschen erzählen aus ihrem Alltag – aus ihrem Er-Leben – und helfen sich und den Lesern auf diese Weise, gesund zu werden. Denn Danken bringt uns zum Denken. Ein Mensch, der aufgehört hat zu danken, hat zuvor schon aufgehört zu denken, das heißt, er hat aufgehört, Mensch zu sein. Wir sind jemand anderem dankbar für das Gute, das er uns getan hat, indem wir seine Tat bedenken. Dann erst wird uns bewusst, wie wenig selbstverständlich seine Hilfe war. Derjenige wird dankbar, der auf seinen Weg zurückschaut und darüber nachdenkt. Es waren vielleicht Wege durch dunkle Täler, Holzwege, scheinbar sinnlose Umwege, in denen wir aber in der Rückschau dankbar wichtige Weiterentwicklungen entdecken dürfen. Auch wenn die aktuelle Situation manchmal ausweglos erscheint – im dankbaren Blick zurück gewinnt der Mensch Mut und Hoffnung für die kommende Zeit. Der verstorbene Kabaret-tist Dieter Hildebrandt witzelte einmal: „Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht alles bekommen, was wir verdienen.“

Die Geschichten in diesem Buch sind keine runden, erfunde-nen biografischen Schönheiten. Sie wurden nicht ausgedacht, um uns in romantische Traumwelten zu versetzen. Im Gegenteil. Die meisten Geschichten in diesem Buch werden gerade deshalb zu großen Hoffnungsträgern, weil sie kein klassisches „Happy End“

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haben und so die stille, trotzige und dankbare Hoffnung reifen lassen, dass uns erst so mancher scheinbar sinnlose Umweg auf unserem Lebensweg reifen lässt und zum Ziel führt. Und doch ertappe ich mich selbst viele Male dabei, wie vergesslich mein Herz doch immer wieder ist.

Ich denke da an ein sehr frühes Urlaubserlebnis aus meiner Kindheit. Wir waren als Familie wie immer in den Oster- oder Pfingstferien auf dem Weg in den Süden. Wir starteten in die noch rabenschwarze Nacht hinein, und ich erinnere mich ger-ne an den ersten begeisterten Aufschrei, wenn wir in den grauen Morgenstunden nach der langen Fahrt im Auto kurz vor dem Ziel aufwachten. Wir wetteiferten jedes Mal, wer als Erster das Meer entdeckte. In diesem Urlaub ging es nach Kroatien. Ich war noch sehr klein und konnte nicht schwimmen. Als ich eines Tages mit meinem Bruder am Strand war, meinte dieser: „Komm, wir spie-len Rettungsschwimmer!“ und lief auch schon ins Wasser. Ich, wie immer, hinterher. Wenn „die Großen“ etwas machten, woll-te ich natürlich mit dabei sein. Keine Frage! Also ab ins Wasser. Leider hatte ich in der Eile meine Schwimmflügel vergessen und sprang ohne sie von der Felskante in das tiefe Wasser. Ich sehe heute noch vor mir, wie ich unter Wasser die Augen aufmache, strample, weil ich nicht schwimmen kann, und dann sehe, wie eine Hand nach mir greift und mich aus dem Wasser zieht. Gott sei Dank hatte mich eine Frau beobachtet und schnell eingegrif-fen. Das „Rettungsschwimmerspiel“ hatte seinen Namen wirk-lich verdient. Jahrelang haben wir uns zu Hause diese Geschichte erzählt. Wenn ich mich später an diese Begebenheit erinnerte, hatte ich immer einen riesigen Strand vor Augen, mit hohen Wel-len und dunklen Untiefen, und ich war manchmal kurz davor, in meine Rettungserzählungen auch noch ein Krokodil einzubauen.

Als ich viele Jahre später mit meiner Frau Urlaub in Kroatien machte, wollte ich mir den Ort des Geschehens noch einmal an-sehen. Ich mietete mir ein Fahrrad und machte mich auf den Weg

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zu besagtem Strand. Nach einiger Zeit hatte ich ihn endlich ge-funden. Und? Ich war enttäuscht. Ich war so was von enttäuscht! Der Strand, den ich als übergroß mit hohen Felsen und dunk-len, vom Sturm aufgepeitschten Wellen in Erinnerung hatte, ent-puppte sich als kleine, süße, schnuckelige Bucht. Das Wasser ging mir an der Stelle des Geschehens vielleicht bis zu den Hüften. Wie langweilig.

Seltsam, manchmal ist bei mir auch genau das Gegenteil der Fall: Ich beginne, Erfahrungen kleinzureden. Ich blicke auf mein Leben zurück und schmälere Vergangenes, anstatt mich darüber zu freuen und dankbar zu sein. Psalm 103,2-5 erinnert mich dann wieder: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler.“

Ich mag diese unzähligen Witzmails nicht, die täglich in mei-nem Mailpostfach landen. Neulich erhielt ich eine E-Mail mit dem Betreff „Wofür wir dankbar sein sollten, was wir aber oft nicht mal registrieren“, die mich allerdings nachdenklich stimmte. Dar-in stand: „Für den Partner, der mir jede Nacht die Decke wegzieht, weil das bedeutet, dass er mit niemand anderem unterwegs ist. Für das Kind, das sein Zimmer nicht aufräumt und lieber fernsieht, weil das bedeutet, dass es zu Hause ist und nicht auf der Straße. Für die Steuern, die ich zahlen muss, weil das bedeutet, dass ich eine Beschäftigung habe. Für die riesige Unordnung, die ich nach der gefeierten Party aufräumen muss, weil das bedeutet, dass ich von Freunden umgeben war. Für die Kleidung, die mal wieder zu eng geworden ist, weil das bedeutet, dass ich genug zu essen habe. Für den Schatten, der mich bei meiner Arbeit ‚verfolgt‘, weil das bedeutet, dass gerade die Sonne scheint. Für den Teppich, den ich saugen muss, und die Fenster, die geputzt werden müssen, weil das bedeutet, dass ich ein Zuhause habe. Für die vielen Klagen, die ich

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über die Regierung höre, weil das bedeutet, dass wir Redefreiheit haben. Für die Straßenbeleuchtung, die so endlos weit von meinem Parkplatz entfernt ist, weil das bedeutet, dass ich laufen kann und ein Beförderungsmittel besitze. Für die hohe Heizkostenrechnung, weil das bedeutet, dass ich’s warm habe. Für die Frau, die in der Kirche hinter mir sitzt und so falsch singt, weil das bedeutet, dass ich hören kann. Für den Wäscheberg, der gewaschen und gebügelt werden muss, weil das bedeutet, dass ich Kleidung besitze. Für die schmerzenden Muskeln am Ende eines harten Arbeitstages, weil das bedeutet, dass es mir möglich ist, hart zu arbeiten. Für den Wecker, der mich morgens unsanft aus meinen Träumen reißt, weil das bedeutet, dass ich am Leben bin.“

„Der Mensch ist gesund geworden, der danken gelernt hat.“ Ich wünsche uns gute Besserung!

Bleiben Sie behütet!

IhrAndi Weiss

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Pinkfarbene Schuhe

Meine große Leidenschaft ist es, Schuhe zu kaufen. Doch lange hatte ich gerade dazu keine Lust. Ein schlechtes Zeichen, aber wenn man ums Überleben kämpft, sind Schuhe erst einmal nicht ganz so wichtig. Dann aber verliebte ich mich auf den ersten Blick in ein Paar pinkfarbener Schuhe, die förmlich danach schrien, meinen weiteren Weg mit mir zu gehen. Ich erntete einige un-gläubige Blicke hier und irritiertes Kopfschütteln dort. Doch das war mir vollkommen egal. Nach einer erneuten Krebsdiagnose mit zwei großen Operationen und einer starken medikamentö-sen Therapie sah ich zwar nicht aus wie das blühende Leben, aber ich hatte Lust auf eine frische Farbe, und in so einer Lebenslage spielt die Meinung von anderen zum Outfit eine eher unterge-ordnete Rolle.

Im Juli 2012 hatte ich nach der Erstdiagnose 2007 fast fünf Jahre gesund überlebt. Dann die erneuerte Diagnose: rezidiv! Die diagnostischen Bilder sprachen Bände, ebenso wie das Ge-sicht des Radiologen, als er mir sagte, dass er „leider nicht so gute Nachrichten“ für mich habe. Fast hätte ich gelacht, wäre da nur nicht dieses Gefühl gewesen, als hätte ich ein großes Glas Eiswasser getrunken. Ich war nicht in der Lage, Fragen zu stel-len, sondern fuhr wie betäubt nach Hause. Ich wollte mich wie ein waidwundes Tier zum Sterben in meine Höhle verkriechen. Doch ich dachte trotzdem sofort daran, dass Wunder möglich sind und Gott sicher einen Plan für mich hat. Mir ging Dietrich Bonhoeffers Lied durch den Kopf, das er in der Gefängniszelle geschrieben hatte, als er durch seine NS-Verfolger ebenfalls vom Tode bedroht gewesen war und das mich als Ohrwurm bis heute begleitet: „Von guten Mächten wunderbar geborgen …“

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Die schwierigsten Dinge standen mir aber erst noch bevor. Es ist unendlich schwer, in die hilf- und fassungslosen Gesichter sei-ner Angehörigen zu blicken, wenn man selbst ins Bodenlose fällt und dabei noch seine ganze Familie mitreißt. Die Überlegungen, ob eine OP überhaupt noch sinnvoll wäre, wurden unter Tränen geführt. Immer wieder hatte ich Geschichten von Spontanheilun-gen, Wundern oder zu mindestens Remissionen (Krankheitsstill-stand) im Kopf und war mir zeitweise ganz sicher, dass das auch für mich gelten könnte. Ich bekam unglaublich viel Zuspruch, gute Wünsche und Gebete von Familie und Freunden. Sie alle beteten für mich. Aber natürlich war ich immer wieder auch ver-zweifelt und voller Angst.

Am Vorabend der ersten OP ging ich in den „Raum der Stille“ des Krankenhauses und legte mein Leben in Gottes Hand. Da ich seit fast 30 Jahren selbst im Krankenhaus arbeitete, kannte ich die Risiken leider nur zu genau. Ich betete für den Operateur, die An-ästhesieschwester und für meine Familie, die vor Sorge fast ver-ging. Die Operationen erwiesen sich wegen der Lokalisation als sehr schwierig und langwierig. Es ging mir trotzdem sehr schnell wieder besser, sodass die nächsten Maßnahmen geplant werden konnten. Ursprünglich war eine Bestrahlung angedacht, es stell-te sich aber nach der ersten OP heraus, dass das wohl nicht rei-chen würde. Ich war fassungslos und fragte mich, woher ich die Kraft nehmen sollte weiterzumachen. Jeden Tag bekam ich von meinem Mann, meinem Sohn oder von Freunden liebe Worte oder einen Bibelspruch geschenkt, der mir immer einen kleinen Schritt weiterhalf.

Vor der ersten Chemo wurde ein Status-CT gemacht, damit die Ärzte Ausgangsdaten hatten. Das hatte ich irgendwie verdrängt und deshalb geriet ich wegen des dazu benötigten Kontrastmit-tels in Panik. Ich hatte davor mehr Angst als vor der Chemo, die unmittelbar anschließen sollte. Daher lehnte ich die Untersu-chung ab. Der Oberarzt sprach daraufhin fast eine Stunde mit

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mir. Allerdings nur ganz kurz über das Kontrastmittel, sondern überwiegend über unseren Glauben. Danach hatte ich die Ge-wissheit, dass Gott ganz sicher auch während des CT bei mir sein würde. Alles verlief gut und während der ganzen Zeit ging mir das Lied von Dietrich Bonhoeffer durch den Kopf.

Ich besuchte nach der ersten Chemo einen Freund, der katho-lischer Priester ist. Und obwohl ich überzeugte Protestantin bin, legte ich eine Lebensbeichte ab, die mir eine Last von den Schul-tern nahm, von der ich gar nicht wusste, dass sie da war. Mir ist klar geworden, dass wenn man Dinge vor einem anderen Men-schen und vor Gott laut ausspricht, sie ganz greifbar werden und man sie dann viel besser loslassen kann. Ich fuhr im wahrsten Sinne des Wortes „erleichtert“ wieder nach Hause.

Vier Wochen nach der Chemo fand ein Kontroll-CT statt, was ich ohne Angst über mich ergehen lassen konnte. Umso scho-ckierter war ich, als ich das Ergebnis hörte. Die Chemo hatte nicht gewirkt! Ich fragte mich, wie tief ich eigentlich noch fallen würde. Ich war so euphorisch in diese Untersuchung gegangen und dann das! Die Therapiemöglichkeiten wurden drastisch we-niger, und ich wusste nur zu gut, dass jetzt sofort ein Wunder passieren musste, denn sonst würde ich das Weihnachtsfest nicht mehr erleben. Mein Arzt hatte noch ein neues Medikament in der Hinterhand. Da es erst seit ein paar Monaten in Deutschland zugelassen war, gab es nur wenige Langzeiterfahrungen. Und die möglichen Nebenwirkungen waren immens. Man muss ja nicht unbedingt alle Nebenwirkungen bekommen, argumentier-te mein Onkologe. Ich war am Ende und lehnte die Behandlung ab. Ich wollte kein Versuchskaninchen sein. Mein Mann und der Arzt beschworen mich, noch einmal darüber nachzudenken. Ich ging eine Stunde allein spazieren, in der ich mit Gott und mir selbst haderte.

Es gibt keine Worte, die auch nur annähernd beschreiben könnten, wie zeitlos und doch unendlich lang diese eine Stunde

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war. Alles lag vor mir, mein ganzes Leben, mein Sterben, meine Träume, Hoffnungen und Wünsche. Und ich war so müde. Ich wollte keine Entscheidungen mehr treffen. Was war richtig? Was war falsch? Gott, wo bist du???

„Von guten Mächten wunderbar geborgen …“ Ich ließ mir das neue Medikament schließlich doch geben. Die Zyklen habe ich so weit ganz gut überstanden. Ich war oft müde, aber sonst hatte ich während der Therapie keine der möglichen Nebenwirkungen. Vier Wochen nach Abschluss der Therapie gab es ein erneutes Kontroll-CT. Ich ging nicht hin, weil ich wusste, dass die Medika-mente wirkten und ich mich ganz auf Gott verlassen wollte. Der Onkologe verstand mich und bat nur um Laborkontrollen. Doch auch diese Werte fragte ich nicht ab.

Wenige Wochen später ging es mir zunehmend schlechter, und mein Mann brachte mich ins Krankenhaus, wo dann ein CT gemacht wurde. Vorher wurde mir mitgeteilt, dass der Tumor-marker bei 0 läge! Ich konnte es nicht fassen. Und das CT ergab eine Verbesserung von 50 bis 60 Prozent! Es ging mir aber zu schlecht, als dass ich die ganze Tragweite dieser Nachricht hätte begreifen können. Ich fühlte mich wie ein Blatt, das taumelnd zu Boden glitt. Dennoch hatte ich keine Angst und ließ los. Gottes Plan sah aber vor, dass ich mich über das gute Ergebnis freuen sollte, und er schickte mir meinen Arzt, der schnell erkannte, dass nun doch eine von den lebensbedrohlichen Nebenwirkun-gen eingetreten war. Seine von Gott geschickte Eingebung rettete mein Leben. Mit den richtigen Medikamenten (die ich bis heute nehmen muss) ging es mir innerhalb weniger Wochen wieder gut.

So ist es bis heute, nach fast eineinhalb Jahren. Ich freue mich über jeden Tag und genieße mein Leben in vollen Zügen. Der Alltag ist für mich ein Geschenk, und meine Fähigkeiten und Talente einsetzen zu dürfen, macht mich hoffentlich zu Gottes Werkzeug. So gehe ich in meinen pinkfarbenen Schuhe meinen

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Lebensweg und weiß mich immer von guten Mächten wunder-bar geborgen.

Corinna Kohröde-Warnken, Jahrgang 1966, Diplom-Pflegewirtin (FH), freie Autorin, Rotenburg/Wümme