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Jena und seine Partnerstädte was verbindet sie? Seminarfacharbeit am Angergymnasium Jena - Jahrgang 2012/13 Seminarfachlehrer: Herr Frohl Fachbetreuer: Herr Völkner Außenbetreuerin: Städtepartnerschafts- beauftragte Stadt Jena Frau Tavangarian Vorgelegt von Team 15: Daniel Köhler; 12/3 David Krause; 12/1 Lukas Spantzel; 12/1 Jena, den 5. Oktober 2012

Jena und seine Partnerstädte was verbindet sie? - … · Friedensfunktion. Bis heute zählen die deutschen Städte Verbindungen zu ca. 7000 ausländische Partnerstädte/-gemeinden.[8]

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Jena und seine Partnerstädte – was verbindet sie?

Seminarfacharbeit

am Angergymnasium Jena - Jahrgang 2012/13

Seminarfachlehrer:

Herr Frohl

Fachbetreuer:

Herr Völkner

Außenbetreuerin:

Städtepartnerschafts-

beauftragte Stadt Jena

Frau Tavangarian

Vorgelegt von Team 15:

Daniel Köhler; 12/3

David Krause; 12/1

Lukas Spantzel; 12/1

Jena, den 5. Oktober 2012

Inhaltsverzeichnis

0. Vorwort 3

1. Allgemeines 4

1.1 Sinn und Zweck einer Städtepartnerschaft 4

1.2 Historischer Aspekt 5

1.3 Rechtliche Grundlagen 6

2. Partnerschaft mit Erlangen 7

2.1 Vertrag 7

2.2 Entstehung/ Entwicklung 9

3. Andere Städtepartnerschaften von Jena 11

4. Andere Städtebeziehungen 17

5. Vergleich der Städtepartnerschaften/-beziehungen untereinander 20

6. Fazit 22

7. Quellenverzeichnis 23

8. Literaturverzeichnis 25

9. Anhang 28

9.1 Thesenpapier 28

9.2 Kriterienkatalog 29

9.3 Broschüre zum 25-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft 30

Jena-Erlangen

9.4 Interviews 31

9.4.1 Dr. Albrecht Schröter, Oberbürgermeister der Stadt Jena 31

9.4.2 Theresa Popp, Eine-Welt-Haus e.V. 43

9.4.3 Peter Steger, Städtepartnerschaftsbeauftragter der 48

Stadt Erlangen

10. Eidesstaatliche Erklärung 62

11. Danksagung 63

3

0. Vorwort

„Ich finde es gut, wenn man nicht nur für sich alleine als Stadt lebt, sondern wenn man

Partner hat mit denen man sich vergleichen kann, zu denen man Freundschaften knüpft und

sich gegenseitig hilft.“,[1] so Jenas Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter, zur Idee der

Städtepartnerschaften. Seit dem 9. Jahrhundert gibt es Städtepartnerschaften, diese

Beziehungen zwischen den Städten und ihren Bewohner beinhalten den Austausch auf

sozialer, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Ebene. [2] Auch Jena hat mehrere

Partnerstädte: Erlangen (Deutschland), San Marcos (Nicaragua), Beit Jala (Palästina),

Berkeley (USA), Porto (Portugal), Aubervilliers (Frankreich) und Lugoj (Rumänien).

Wir wollen mit unserer Arbeit beleuchten, wie dieser Partnerschaftsgedanke umgesetzt wird

und was die Städte jeweils mit Jena verbindet, dabei liegt unser Hauptaugenmerk auf der

Partnerschaft mit Erlangen.

Um die Partnerstädte Jenas untereinander vergleichen und untersuchen zu können, haben

wir einen Kriterienkatalog erstellt. Mit diesen von uns selbst gewählten Kriterien zeigen wir

unter anderem die Gründe für das Abschließen einer Städtepartnerschaft, die Präsenz dieser

in der Bevölkerung, sowie die Aktivität zwischen den beiden Partnerstädten.

Durch Gespräche, Interviews und Medien-, sowie Literaturrecherche haben wir viele

Informationen zu unserem Thema erhalten. Dazu haben wir neben dem Oberbürgermeister

der Stadt Jena, Dr. Albrecht Schröter, auch den langjährigen Städtepartnerschafts-

beauftragten der Stadt Erlangen, Peter Steger, interviewt, sowie mit der Vertreterin des

„Eine-Welt-Haus e.V.“, Theresa Popp, gesprochen. Des Weiteren nahmen wir mehrmals an

Veranstaltungen, wie beispielsweise dem jährlichen Partnerschaftstreffen am Tag der

Deutschen Einheit (in Erlangen 2011/ in Jena 2012) teil. Unsere Außenbetreuerin, die

Städtepartnerschaftsbeauftragte der Stadt Jena, Frau Tavangarian hat uns darum gebeten,

unsere Erkenntnisse am 3. Oktober 2012 zu den Feierlichkeiten des 25-jährigen Jubiläums

der Städtepartnerschaft Jena – Erlangen zu präsentieren. Um dies anschaulich zu gestalten,

haben wir in Zusammenarbeit mit der Stadt Jena eine Broschüre erstellt. Inhaltlich setzt sie

sich zusammen aus einem historischen Rückblick auf die Partnerschaft, Meinungen und

Zitaten von Beteiligten bzw. sich engagierenden Personen, sowie dem Festtagsprogramm. [3]

Mit unserer Seminarfacharbeit wollen wir dem Leser das Thema der Städtepartnerschaft am

Beispiel Jenas näherbringen. Dabei möchten wir die Partnerschaften kritisch betrachten und

bewerten.

4

1. Allgemeines

1.1 Sinn und Zweck einer Städtepartnerschaft

Laut Definition sind „kommunale Partnerschaften […] auf Dauer angelegte Verbindungen

zweier Gebietskörperschaften, die sich in einem feierlichen Schwur verschwistern“ [4]. Dabei

gilt es vor allem sich politisch, wirtschaftlich und kulturell auszutauschen, sowie eine Bühne

für gegenseitiges Kennenlernen der Bürger und Vereine zu bieten.

Die Fragen, welche sich stellen, lauten also: „Was verbindet diese Städte miteinander? Aus

welchem Sinn und Zweck schließen sich solche Bündnisse und welche Wirkungen und

Einflüsse können diese ausüben?“ Das Erste, was es zu untersuchen gilt, ist, aus welchen

Gründen sich Städte ‘verschwistern‘. Mit einem Kriterienkatalog haben wir die

unterschiedlichsten Gründe zusammengesucht und festgestellt, dass vieles auf

Gemeinsamkeiten basiert oder politische Motivation dahinter steckt.[5] Städte mit ähnlicher

Geschichte, ähnlichen Namen oder wirtschaftlichen, sowie geografischen Gemeinsamkeiten,

schließen oft Partnerschaften. Ein Beispiel dafür ist die Verbindung der Orte Dull

(Schottland) und Boring (USA), deren Namen jeweils ins Deutsche übersetzt ‘langweilig‘

heißen. Die Gründe für diese Partnerschaft sind eindeutig der gleiche/ähnliche Name, aber

vornehmlich auch das Ziel, nur Aufmerksamkeit zu erreichen. „Es ist wirklich nur aus Spaß“,

so Stephen Bates Clarker, Leiter des Planungsausschusses in Boring.[6] Die Werbung für

beide Städte steht dabei mehr im Vordergrund als der eigentliche Partnerschaftsgedanke.

Doch diese Problematik der Städte, welche aufgrund einer bestimmten Gemeinsamkeit nur

für ihre Bekanntheit ‘heiraten‘, lässt sich dabei nicht ausschließen. Ähnlichkeit ist aber

trotzdem meist der Faktor, der Interesse bewirkt, und auch den Motor darstellt, der die

Partnerschaft nachhaltig am Laufen hält. Ein gutes Beispiel dafür ist die Städtepartnerschaft

Jena-Erlangen, welche durch ähnliche geografische Aspekte, wie gleicher Sprache, der

geringen Distanz, sowie wirtschaftlicher Ähnlichkeit durch dominierende Großunternehmen,

die Grundlage für reges Interesse aneinander bilden. Des Weiteren kommen Faktoren wie

Vergangenheitsbewältigung und bereits bestehende Beziehungen hinzu. Es gibt aber auch

arrangierte ‚Ehen‘, wie z.B. die EU-Partnerschaften oder dort wo schon Vereinsbeziehungen

vorhanden sind. Eng mit Vereinsarbeit und kommunaler Unterstützung verbunden ist die

Sparte der Partnerschaften, welche man als Entwicklungshilfen bezeichnen könnte. Am

Beispiel Jena-San Marcos, lässt sich eindeutig ein solcher Typ von Partnerschaft feststellen,

in der eine Stadt, hierbei Jena, als Geber von Hilfeleistung/Unterstützer fungiert und es einen

sozialschwächeren Empfänger gibt, im Beispiel wäre dies San Marcos.

So divers die Grundlagen für eine Beziehung auch sind, gibt es die in der Definition

erwähnten Ziele, welche eine gewisse Verankerung in der Bevölkerung und den ständigen

Austausch in möglichst vielen Angelegenheiten benötigen. Daher muss es Möglichkeiten

geben, den Bürgern beider Städte die Augen zu öffnen und ihnen ‚Brücken‘ zu bieten,

5

welche es zu überqueren gilt.[1] Dabei liegt es an den Menschen sich zu begegnen,

Vorurteile abzubauen und sich am Globalisierungsprozess zu beteiligen. Es gibt dabei keine

Vorgaben wie man als Städtepartner zu agieren hat, und man wird auch nie eine ‘perfekte‘

Beziehung erreichen, aber durch die verschiedensten neuen Möglichkeiten von

Globalisierung und Mobilität gibt es viele Wege miteinander zu leben. Sie bieten die

Möglichkeit den Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen sich zu verstehen, sich zu

begegnen und sich durch gemeinsame Projekte besser kennenzulernen bzw. auch zu

helfen. Einzige Bedingung für das Gelingen ist, dass sie von den Bürgern angenommen

werden. Die größten Probleme stellen dabei meist die Distanz und die Sprachbarriere dar.

Des Weiteren gilt auch je mehr Partnerschaften eine Stadt hat, umso mehr Partner können

dabei auch zu kurz kommen. Die Stadtpolitik sollte daher nicht auf jedes Angebot einer

möglichen Partnerschaft eingehen, da eine höhere Anzahl von Partnerstädten, es deutlich

schwieriger macht, die Bürger jeweils dafür zu sensibilisieren.

Sinn und Zweck ist also der Friedensgedanke und eine internationale Begegnung auf

kommunaler Ebene, welche mithilfe von regelmäßigen Aktivitäten, sowie ständigen

Informations- und Meinungsaustausch nachhaltig stattfinden sollte. Das Instrument der

politischen Mitwirkung ist daher eher nicht erwünscht, und sollte nach dem Motto: ‘So wenig

wie möglich, aber so viel wie nötig‘, eingesetzt werden. Jedoch ist das Mittel Politik jederzeit

nutzbar, belegbar am Beispiel des britischen Ortes Bishop’s Stortford, welcher alle seine

deutschen und französischen Partnerstädten kündigte, nur aufgrund der wachsenden

Europaskepsis der regierenden Tory-Party (konservative Partei).[7] Positive Auswirkungen

erhofft man sich dagegen in einem Programm mit Dreiecks- oder auch Vierecksbeziehungen

im Nahen Osten und Europa. Die Stadt Jena unterhält beispielsweise schon eine Partner-

schaft mit dem palästinensischen Beit Jala, hat aber Interesse an einer weiteren

Partnerschaft mit einer israelischen Stadt, um den Friedensprozess, wenn auch nur im

geringen Maße, weiter zu verstärken. Ob diese Beziehungen nun dem eigentlichen Sinn und

Zweck einer Städtepartnerschaft unterliegen, darüber lässt sich streiten. Aber im Endeffekt

zielen alle Städtepartnerschaften auf den gemeinsamen Gedanken von kommunaler

Zusammenarbeit ab.

1.2 Historischer Aspekt

Wer die Geschichte der Städtepartnerschaften zurückverfolgt, wird die ersten urkundlichen

Aufzeichnungen über eine Beziehung zweier Städte im Jahr 836 n. Chr. finden. [2] Zum

damaligen Zeitpunkt wurde zwischen Paderborn und Le Mans (Frankreich) ein Reliquien-

transfer eines Heiligen vollführt. Dies war gleichzeitig der Grund für das Bündnis beider

Städte, welcher zur ersten urkundlichen und damit nachweisbaren ‘Ehe‘ von Städten geführt

hatte.[2] Doch die eigentliche Geschichte der Städtepartnerschaften begann erst im 20 Jh.

6

und hatte ihren Höhepunkt nach dem zweiten Weltkrieg in der immer weiter fortwährenden

Globalisierung der Welt, bis hin zur langsamen Öffnung des ‚Eisernen Vorhanges‘.

Ausschlaggebend für europäische Partnerschaften waren vor allem die Versöhnungs- und

Friedensfunktion. Bis heute zählen die deutschen Städte Verbindungen zu ca. 7000

ausländische Partnerstädte/-gemeinden.[8] Aber auch insgesamt über 800 deutsch-deutsche

Partnerschaften (vornehmlich Ost-West) bestehen seit 1986.[9] Dass dieses Modell der

Städtepartnerschaft kein Auslaufmodell ist, versucht man zu beweisen, indem man auch

heute noch neue Partnerschaften schließt. Am Beispiel von Jena wäre das die erst im Jahr

2011 geschlossene Partnerschaft zu Beit Jala.

Doch wie kommt es zu der Gründung einer Städtepartnerschaft?

Wenn sich zwei Städte gefunden haben und erste Kontakte initiieren, ist der Grundstein

gelegt, jedoch bedingt es auch den Willen von mehreren Bürgern und Politikern beider

Städte. Nach den gegenseitigen Besuchen werden die Stadträte aufgerufen darüber zu

entscheiden, ob es zukünftig diese Partnerschaft zu pflegen gilt. Mit beidseitigem

Einverständnis, kommt es dann zum Abschluss und der Unterzeichnung einer

Vereinbarung/eines Vertrags, welcher die ‚Verschwisterung‘ beider Städte besiegelt. Dies

waren die entscheidenden Impulse der Politik, welche weiterhin die Stützräder sein können,

jedoch muss eine Städtepartnerschaft über die Bürger Anerkennung und Nachhaltigkeit

finden. Man spricht erst von einer Funktionärspartnerschaft, welche sich freiwillig zu einer

Bürgerpartnerschaft entwickeln sollte, sonst erfüllt sie nicht den Sinn und Zweck einer

solchen Bindung. Gleiches gilt auch wenn der Austausch auf nur einer Ebene stattfindet,

man spricht dann nur von einer Kooperation. Deshalb beinhalten viele Verträge/

Vereinbarungen mehrere Bereiche, in denen man verbindlich zusammenarbeiten, bzw.

kooperieren möchte, wie bspw. in Sport, Bildung oder Sozialem. Ob sich die gesetzten ‚Ziele‘

verwirklichen liegt dann in der Hand der Bürger und Vereine der Städte, welche das

Engagement für eine nachhaltige Bindung aufbringen.

1.3 Rechtliche Grundlagen

Wer die rechtlichen Grundlagen einer Städtepartnerschaft untersuchen möchte, benötigt

einen Überblick über die unterschiedlichen Verträge/ Vereinbarungen, sowie einen Einblick

in die verschiedenen Ansichten der beteiligten Städte. Schaut man in die offiziellen

Abkommen von Jena und den jeweiligen Partnerstädten findet man beispielsweise den

Begriff ‚Vertrag‘ für die Partnerschaften mit Aubervilliers und Lugoj, aber auch den Begriff

‚Vereinbarung‘ für die Partnerschaft mit Erlangen. Worin besteht der Unterschied? Bei beiden

Urkunden beginnt man mit einer Präambel, danach folgt eine Anreihung von Punkten in

denen sie zusammenarbeiten und kooperieren möchten, was beim ‚Vertrag‘ in Paragraphen

erfolgt und in der ‚Vereinbarung‘ durch eine reine Aufzählung. Im letzten Abschnitt wird mit

7

Datum und Unterschrift des Bürgermeisters, stellvertretend für die Bürger der Stadt, die

Partnerschaft besiegelt. Der RERG, der Rat der Gemeinden und Regionen Europas, belässt

es beim Begriff des ‚Vertrages‘ in den Musterurkunden für das Beschließen von

Partnerstädten.[10] Es findet sich kein grundlegender Unterschied, nur dass der Begriff

‚Vertrag‘ mehr nach einer rechtlichen Verpflichtung klingt. Jedoch stellt man fest, dass „die

Definition des Begriffes der Städtepartnerschaft […] nichts über den Rechtscharakter“ [11]

aussagt. Ergänzend dazu, werden weder Rechte, noch Pflichten erwähnt. Da stellt sich nun

die Frage nach der rechtlichen Einordnung. Denkbar wäre eine Einstufung in öffentliches

Recht, jedoch sind die Rechtsordnungen in den jeweiligen Ländern der Städte nicht

einheitlich und damit nicht allgemein gültig. Daraus ergibt sich, dass solche

Verträge/Vereinbarungen rein rechtlich gesehen nicht einklagbar sind, was bedeutet das nur

politische Mittel entgegengesetzt werden können. Steffen Radke sieht darin einen:

„fehlenden rechtlichen, aber nicht fehlenden moralischer und politischen Bildungswillen“ [12].

In Expertenkreisen findet man daher immer häufiger die Bezeichnung „Städtepartnerschafts-

abschluss“ als außerrechtliche Vereinbarung.[13] In solchen Vereinbarungen werden nur

moralischen Normen getroffen, welche nach Unterzeichnung allgemein gültig sind. Eine

andere Ansicht hatte die damalige DDR-Staatsführung, diese sah in Partnerschaften auch

keine rechtlichen Verträge, sondern nur Absichtserklärungen, wobei diese rein politisch

bleiben sollten.

Die Beantwortung der Frage nach dem Rechtscharakter und der Rechtsverbindlichkeit ist

daher nicht eindeutig ergründbar und hängt allein vom Willen der entscheidenden Parteien

ab.[11] In jedem Fall sind Städtepartnerschaftsverträge/-vereinbarungen nur politische

Absichtserklärungen und niemals rechtlich einklagbar.

2. Partnerschaft mit Erlangen

2.1 Vertrag

Die intensivste Partnerschaft auf allen Ebenen pflegt Jena mit der fränkischen Stadt

Erlangen, deswegen haben wir diese Partnerschaft zum Schwerpunkt unserer Arbeit

gewählt.

Betrachten wir zunächst die Vereinbarung in der Hans Span (ehemaliger Oberbürgermeister

der Stadt Jena) und Dr. Dietmar Hahlweg (ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt

Erlangen) am 8. April 1987 gemeinsam, in ihrer Funktion als Oberbürgermeister

stellvertretend für die Bürger beider Städte festschrieben, dass Jena und Erlangen eine

Städtepartnerschaft eingehen werden. Bevor die Vereinbarung unterzeichnet wurde, musste

sie durch die Stadtparlamente beschlossen werden. Diese Aufgabe vollbrachte der Erlanger

Stadtrat schon am 19. März 1987. Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Jena zog

dann am Tag der Unterzeichnung der Städtepartnerschaft nach. [14] Außerdem gab der

8

Staatsratsvorsitzende Erich Honecker persönlich sein „Einverstanden“ zu der

Partnerschaft.[15]

In dem kurzgefassten Dokument wird zunächst betont, dass man mit dem Aufbau von

Beziehungen zwischen den beiden Städten zur Friedenssicherung, Abrüstung, Entspannung

der politischen Lage und dem Aufbau eines, so wörtlich „gutnachbarlichen Verhältnisses“

beitragen will.[14] Dies mag für uns heute abstrakt klingen, doch muss man berücksichtigen,

dass dieses Dokument im kalten Krieg von zwei Partnern unterschrieben wurde, deren

Führungen eigentlich verfeindet waren.

Die Beziehungen sollten von Anfang an auch auf Bürgerebene aufgebaut werden. Bürger

aus Ost und West sollten sich bei vielen gemeinsamen Treffen und Veranstaltungen

näherkommen. Somit sollte verhindert werden, dass es nicht auf eine leblose

Funktionärspartnerschaft hinausläuft, wie man im Vorfeld in Erlangen befürchtet hatte. [16] Wie

diese Beziehungen aufgebaut werden sollten, wurde auch beschrieben. Es sollte zu einem

kontinuierlichen Meinungsaustausch kommen, auch mit politischen und gesellschaftlichen

Gruppen und Organisationen aller Richtungen.[14] Auch wenn es der DDR-Führung nicht

gefiel nahm Dr. Dietmar Hahlweg bei seinen Besuchen in Jena oft auch Kontakt zur

Oppositionsbewegung in Jena auf, bot ihr finanzielle und materielle Hilfestellung an und gab

seine Erfahrungen in der politischen Arbeit weiter.[17]

Um auch persönliche Kontakte, später auch Freundschaften, zu fördern, sollten Kontakte

zwischen den Bürgern direkt hergestellt werden. Zu diesem Zweck sieht der Vertrag vor,

dass Vereine aus Jena und Erlangen gemeinsame Treffen organisieren sollen. Dabei wird

auf Sportler, Arbeiter, Jugendliche, Wissenschaftler, Handwerker, Kulturschaffende und

andere Verwiesen.[14] Dieser Plan ist sehr gut aufgegangen. Herr Dr. Schröter sagte uns,

dass von allen Partnerschaften mit Erlangen am meisten auf der Bürgerebene läuft und das

meist ohne Zutun der Stadt.[1] Heute vermittelt die Stadt nur noch erste Kontakte, der Rest

ergibt sich durch die Vereine, Gesellschaften und Freundschaften von ganz allein.

Der dritte Punkt in der Liste der gemeinsamen Vereinbarung hat vor allem in der Zeit direkt

nach der Wende seinen Zweck erfüllt. Darin wurde festgeschrieben, dass es „einen regel-

mäßigen Informations- und Gedankenaustausch über kommunale Angelegenheiten“[14]

geben soll. Im Klartext ist damit Entwicklungshilfe gemeint, die den Lebensstandard im

Osten mit Erlanger Hilfe auf Westniveau anheben sollte. Die Hilfe sollte auf die Bereiche

Lebensbedingungen, Stadtplanung, Umweltschutz, Bildung, Jugendpolitik, Kultur und Sport

wirken.[14] Diese Entwicklungshilfe war ein Erfolg, denn heute sind beide Städte auf

Augenhöhe und man hilft sich gegenseitig.[1]

Außerdem ist festgelegt, dass konkrete Projekte und Maßnahmen jeweils für den Zeitraum

eines Jahres in einem Rahmenprogramm vereinbart werden.[14] So wurde im Rahmen-

programm für das Jahr 1988 zum Beispiel eine Gedenkwanderung zum Todesmarsch von

Buchenwald gemeinsam mit Jenaer und Erlanger Sportlern geplant oder die „Durchführung

9

je eines Erfahrungsaustausches in Jena und Erlangen“ zum Thema: „Städtebau, Architektur,

Denkmalschutz“.[15]

2.2 Entstehung und Entwicklung

Vor 25 Jahren wurde die Partnerschaft zwischen Jena und Erlangen vertraglich

festgehalten.[14] Doch wie kam es dazu? Warum hat Erlangen Jena als Wunschpartnerstadt

ausgewählt und wie hat sich die Partnerschaft seitdem entwickelt?

Die ursprüngliche Idee kam von Claus Uhl, damaliger Stadtrat (CDU), bei einem Gespräch

mit dem damaligen Kustos der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Günther Steiger. „Uhl

war hingerissen vom Charme und dem enzyklopädischem Wissen Steigers über die Jenaer

und die Erlanger Universität.“[15] Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus wie gut Jena

und Erlangen zusammen passen. Noch im Jahr 1970 unterbreitete Uhl, der sich 2012 für

seine Bemühungen zusammen mit Vertretern der FDP-Fraktion um die Partnerschaft ins

Goldene Buch der Stadt Jena eintragen durfte, dem Erlanger Stadtrat den Vorschlag, sich

um die Aufnahme einer Städtepartnerschaft mit Jena zu bemühen. Der Stadtrat nahm den

Antrag ohne Gegenstimmen und mit voller Begeisterung an und auch Franz Josef Strauß,

damaliger Ministerpräsident Bayerns, war erfreut über diese Idee. Der Erlanger Ober-

bürgermeister Dr. Heinrich Lades (CSU) brachte einen Brief an seinen Jenaer Amtskollegen

Walter Windrich (SED) auf den Weg. In diesem Brief ging er auf sein Anliegen ein und

erläutert warum Jena und Erlangen so gut zusammen passen würden. [15] Diese Gemeinsam-

keiten führte Dr. Albrecht Schröter in seiner Rede auf der Jubiläumssitzung des Stadtrates

Jena zu 25 Jahren Städtepartnerschaft näher aus: „Da sind zum Einen die beiden Hoch-

technologieunternehmen Carl Zeiss in Jena und Siemens in Erlangen. Des Weiteren sind

beide Städte Universitätsstädte und außerdem nahezu gleich groß (ca. 100.000 Einwohner).“

Doch das Schreiben an Jena blieb unbeantwortet, Jenas OB reichte das Schreiben

stattdessen an das Zentralkomitee der SED weiter. Dieses befiehlt keinerlei Kontakte zum

Westen aufzunehmen. Doch dies passierte ohne das Wissen der Erlanger Regierung. Diese

versuchte über Jahre immer wieder Kontakt nach Jena aufzunehmen, weiterhin erfolglos.

Auch als 1972 Dr. Dietmar Hahlweg Amtsnachfolger von Lades wurde, waren die Kontakt-

versuche nicht mit Erfolg gekrönt. Doch 1986 bot sich die Gelegenheit als Karl Heinz

Hirsemann, damaliger Chef der SPD-Fraktion im Bayrischen Landtag, gebeten wurde, ein

Schreiben an den Staatsratsvorsitzenden Honecker auf seinen Besuch in Berlin mitzu-

nehmen und ihm persönlich zu übergeben. Am 21. Mai 1986 setzte Honecker, im Beisein

Hirsemanns ein „Einverstanden – E. Honecker“ auf den Brief. Auf Nachfrage der „Erlanger

Nachrichten“ sagte nun auch der Oberbürgermeister von Jena Herr Windrich: „Auch wir

befürworten die Städtepartnerschaft.“ Am 2. Juli 1986 beschloss das Sekretariat des Zentral-

komitees die „Aufnahme einer Städtepartnerschaft Jena–Erlangen“ Dies wurde am 17. Juli

10

noch einmal durch die SED-Bezirksleitung Gera bestätigt. Im Oktober desselben Jahres

begannen die Sondierungsgespräche, ebenfalls unter Geheimhaltung vor der Jenaer

Öffentlichkeit. Bei der Ausformulierung des Vertrages nahm man sich den Vertrag der ersten

deutsch-deutschen Partnerschaft zwischen Saarlouis-Eisenhüttenstadt zum Vorbild. Auf

Drängen der Vertreter aus der DDR nahm man auch die Friedenssicherung und die

Abrüstung mit in den Vertrag auf, auch wenn Hahlweg stets der Meinung war, dass das nicht

Aufgabe der Kommunalpolitik sei. Hahlwegs größtes Ziel ist es gewesen, die Bürger von

Anfang an in die Partnerschaft mit einzubeziehen. Das war der SED-Führung in Jena

natürlich ein Dorn im Auge und sie versuchte, den Kontakt Erlanger Gruppen zu nicht

speziell ausgesuchten Jenaern Bürgern so gering wie möglich zu halten, indem sie, dass

Rahmenprogramm der Besuche so eng strickte das die Besucher gar keine Zeit hatten, sich

frei in der Stadt zu bewegen. Doch dies gelang nicht immer, so weigerte sich im Mai 1988

eine Jugendgruppe an der geplanten Stadtführung teilzunehmen und klingelte stattdessen

bei Jenaer Haushalten und stellte sich, scheinbar spontan, als „Städtepartner“ vor. Aber was

hier wie ein spontaner Ausbruch aus dem Programm aussehen sollte, war vor der Abfahrt

nach Jena unter allen Teilnehmern abgesprochen worden.[15,16]

Als 1989 die Mauer fiel und auch die Jenenser zum ersten Mal in ihre Partnerstadt reisen

konnten, begann der Traum von der lebendigen Bürgerpartnerschaft wahr zu werden. Am

Anfang ging die Kontaktaufnahme sehr chaotisch zu, doch das Erlanger Rathaus stellte

schnell eine Kontaktbörse auf die Beine. Bei dieser konnten sich Erlanger und Jenaer

melden, die Gleichgesinnte in der jeweils anderen Stadt suchten. So trafen sich Wander-

freunde, Chöre, Münzsammler und viele andere, die gemeinsame Hobbys hatten. Viele

Kontakte halten bis heute an und sind zu tiefen Freundschaften geworden.[15,16] So wurde

damals zum Beispiel die Partnerschaft zwischen den freiwilligen Feuerwehren Alt-Erlangen

und Jena - Zwätzen geschlossen, die noch bis heute existiert. Auch die IG-Metallverbände

taten sich zusammen und hielten ihren Willen zur Zusammenarbeit sogar vertraglich fest.

Speziell das Treffen der IG-Metallsenioren ist ein fester Bestandteil der alljährlichen Fahrt

nach Erlangen bzw. Jena geworden, die immer zum 3. Oktober stattfindet. Vor Ort treffen die

Teilnehmer auf Bürger der anderen Stadt und neben dem Seniorentreffen der IG-Metall und

einer Stadtführung sind oft noch kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungseröffnungen oder

andere Feierlichkeiten zur Partnerschaft geplant. So wurde 2011 zum Beispiel der „Platz der

deutschen Einheit“ in Erlangen eröffnet. Dieser war auch als Partnerschaftsprojekt

gemeinsam von Schülern und Schülerinnen aus Jena und Erlangen gestaltet worden.

Als 1990 der erste frei gewählte Oberbürgermeister Dr. Peter Röhlinger (FDP) sein Amt

aufnahm und auch die Städtepartnerschaft voran trieb meinte Heinz Voigt anlässlich des

Jenaer Tages 1990 in Erlangen: „Die Partnerschaft Jena-Erlangen wurde seitdem […] nach

und nach vom Stasi-Ruch befreit.“ Von dem Zeitpunkt an entwickelte sich die Partnerschaft

beständig weiter und es entstanden immer mehr Kontakte, auch die Jubiläen wurden

11

gefeiert, so traten zum Beispiel zur 10-Jahres-Feier der Partnerschaft das Erlanger Kammer-

orchester und die Jenaer Philharmonie gemeinsam auf.[15] Doch die Aktivitäten beschränken

sich nicht nur auf die beiden Partnerstädte, so trafen sich anlässlich des 3. Oktober 2009

Jenaer und Erlanger Schüler in der Mitte zwischen beiden Städten, in Probst-zella und

erschufen dort in Zusammenarbeit mit ihren Kunstlehrerinnen Petra v. Stromberg-Zapfe,

Kunstlehrerin am Marie-Therese-Gymnasium in Erlangen und Romy Brill, Kunstlehrerin am

Angergymnasium Jena ein Landschaftskunstwerk zum Thema „20 Jahre Mauerfall“. Dieses

Kunstwerk und die Performance, die die Schüler auf dem Kunstwerk inszenierten, wurde

später sogar ausgezeichnet.[18]

Zusammengefasst kann man sagen: Durch unzählige private Kontakte, Vereinsbeziehungen,

andauerndes Interesse und private Freundschaften unter den Politikern ist die Beziehung,

nach ihren Startschwierigkeiten, schon immer eine tiefe und bürgernahe gewesen. Sie hat

sich von einer Einbahnstraßenpartnerschaft, die den unterschiedlichen politischen Systemen

in Ost- und Westdeutschland geschuldet war, zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe

entwickelt und ist schon fast zum Alltag in den Städten geworden. Nun begeht diese „Ehe“

2012 ihre Silberne Hochzeit. Der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Erlangen Dr.

Dietmar Hahlweg sagte einmal: „Ich bin mir sicher, dass kein Wochenende vergeht, an dem

sich nicht Menschen aus Erlangen und Jena treffen.“. Es verdeutlicht die Intensität und

Lebendigkeit dieser Partnerschaft, welche auf allen Ebenen auch in der Zukunft verbindet

und weiter ausgebaut wird. Diese intensiven Beziehungen werden durch die geringe

Entfernung, das Fehlen einer Sprachbarriere und die vergleichsweise häufige

Berichterstattung in den Medien gepflegt.

3. Andere Städtepartnerschaften von Jena

Die Partnerschaft mit Erlangen ist eindeutig die Vorzeigepartnerschaft Jenas. Jedoch besitzt

Jena noch sechs weitere Partnerstädte, mit denen versucht wird, eine gute Verbindung

aufzubauen bzw. diese aufrecht zu halten. Dabei bleibt natürlich die Frage, ob es überhaupt

möglich ist, eine vergleichbare Partnerschaft, wie die mit Erlangen, über die Landesgrenzen

hinaus aufzubauen, denn je größer die Entfernung ist, umso schwieriger wird es

insbesondere für die Einwohner der Städte werden, Freundschaften untereinander

aufzubauen. Die Stadt Jena hat bisher 1983 mit Lugoj (Rumänien), 1984 mit Porto

(Portugal), 1989 mit Berkeley (USA), 1998 mit San Marcos (Nicaragua), 1999 mit

Aubervilliers (Frankreich) und 2011 mit Beit Jala (Palästina) eine Städtepartnerschafts-

vereinbarung abgeschlossen.[19]

Während unserer Recherchen und Gespräche mit Personen, die viele Erfahrungen und

Eindrücke bezüglich der Städtepartnerschaften sammeln konnten, haben wir jedoch

herausgefunden, dass die jeweiligen Städtepartnerschaften einen sehr starken Kontrast

12

bilden, was die Pflege dieser Beziehungen angeht. Teilweise arbeiten sie auf völlig anderen

Ebenen. So beruht zum Beispiel die Städtepartnerschaft mit Erlangen besonders auf

Vereins- und Bürgerbeziehungen, so dass die Partnerschaft seitens der Politik nur noch

vergleichsweise wenig „an der Hand“ geführt werden muss. Hierbei entstehen nicht nur

Beziehungen, sondern Freundschaften zwischen Bürgern oder zwischen Vereinen, die sich

auch außerhalb von Projekten regelmäßig treffen und gemeinsame Unternehmungen

anstellen.

Im Gegensatz dazu wird die Partnerschaft mit San Marcos zu einem Großteil nur aus

Projekten von Vereinen bzw. durch die Politik aufrechterhalten, wobei aber gerade durch die

große Anzahl von Projekten mit San Marcos eine doch recht tiefgreifende Verbindung

zwischen beiden Städten besteht. Die Partnerschaft zu San Marcos ist nach Erlangen die

wohl von der Politik am besten gepflegte Partnerschaft Jenas.[1] Jedoch wird diese Partner-

schaft, wie schon erwähnt, zu einem Großteil nur durch die Stadt bzw. Vereine getragen und

kaum durch direkte Bürgerbeziehungen, was das eigentlich Ziel einer Städtepartnerschaft

sein sollte. Insbesondere muss hier der Eine-Welt-Haus e.V. hervorgehoben werden, der

sich stark auf diese Beziehung zu San Marcos konzentriert und viel zu einem intensiven

Kontaktaustausch zwischen beiden Städten beiträgt. Dadurch existieren sehr viele Projekte

zum Aufbau der kommunalen, sozialen und ökologischen Strukturen, wie beispielsweise die

Einrichtung eines eigenen Radiosenders oder die Unterstützung beim Bau von

Biogasanlagen in San Marcos.[1; 20]

Hier kommen wir zu einem Problem, welches oftmals das Entstehen von vielen selbst-

ständigen Bürgerkontakten zwischen den Partnerstädten hemmt. Diese Problematik umfasst

die teils sehr große Entfernung Jenas zu seinen Partnerstädten und die Sprachbarriere, die

die Kommunikation oftmals sehr erschwert. Dieses Problem kommt zum Beispiel bei der

Partnerschaft mit San Marcos sehr stark zum Tragen. Nur wenige Menschen aus Jena

sprechen überhaupt spanisch und eine Freundschaft über Tausende von Kilometern aufrecht

zu erhalten bzw. überhaupt erst aufzubauen ist wohl nur sehr schwer zu realisieren. Wie

Frau Popp (Mitarbeiterin des Eine-Welt-Haus e.V.) uns im Interview mitteilte, gibt es ohnehin

leider nur relativ wenig Menschen, die aus eigenem Interesse zum Eine-Welt-Laden kommen

und sich für die Partnerschaft Jena-San Marcos engagieren wollen.[20] So stellt sich die

Frage, wie man die Jenenser motivieren könnte, sich wirklich in eine Städtepartnerschaft ein-

zubringen, denn nur Wenige gehen gezielt in die Stadtverwaltung oder wie erwähnt in den

Eine-Welt-Laden und informieren sich über Jenas Partnerstädte.[1] Aber es gibt auch nur

wenige andere Möglichkeiten, sich über die Partnerschaftsprojekte oder die Städtepartner-

schaften Jenas Informationen zu beschaffen, wenn man z.B. nicht zufällig wie einige Schüler

in Jena schon an einem Projekt beteiligt war. Einer der wichtigste Partner der sich engagie-

renden Vereine und der Partnerschaften ist die regionale Presse. Frau Popp gab hier eine

eindeutiges Statement ab: „Auch von der Presse, welche eine große Rolle spielt, kommt

13

meiner Meinung nach zu wenig, muss ich ehrlich sagen. Wir müssen dabei immer

hinterherlaufen, es war geplant, viele Berichte über Projekte aus Nicaragua von Leuten,

welche ihren Freiwilligendienst in San Marcos machen, über die Presse zu publizieren, doch

es scheint nicht attraktiv genug zu sein. Obwohl so etwas eigentlich sehr wichtig ist um zu

sehen: „Wie lebt man in der Partnerstadt?" […]“.[20] Mit häufigeren bzw. regelmäßigen

Berichten in der Zeitung wäre der Anteil an Bürgern, die etwas über die Städte-

partnerschaften Jenas erfahren wollen, wesentlich höher und somit würde es den Einen oder

Anderen mehr geben, der sich für die Partnerschaft engagieren würde. Denn viele Bürger

wissen kaum etwas über die Städtepartnerschaften Jenas, einige wenige können ein bis

zwei Partnerstädte und ein paar Projekte nennen und oftmals endet schon an diesem Punkt

das Wissen über die Beziehungen von Jena.[21] Ebenfalls erhofft sich Frau Popp noch etwas

mehr Unterstützung von den Politikern, denn ihrer Meinung nach setzen sie sich zu selten

öffentlich für die nicht so bekannten Partnerstädte ein.[20]

„Je mehr Partnerstädte eine Stadt hat, desto weniger werden diese gepflegt“ [1], ist ein häufig

verwendeter Satz, wenn es um die Frage der maximalen Anzahl an Partnerstädten einer

Stadt geht. Jena scheint mit sieben Städtepartnerschaften schon sehr nah an der Höchst-

grenze des Machbaren zu sein, denn z.B. die Partnerschaften zu Berkeley und Porto haben

viele Jahre lang geruht und selbst der Oberbürgermeister wusste eine Zeit lang nicht, dass

Berkeley und Porto Partnerstädte Jenas sind.[1; 19] Erstmals wurde 2007 mit Berkeley und mit

Porto wieder der „erste Kontakt“ aufgenommen.[19] Zwar waren diese Städte schon lange

Partnerstädte Jenas, jedoch „fror“ der Kontakt zu den Partnerstädten nach wenigen Jahren

für eine lange Zeit einfach ein. Herr Dr. Schröter hat uns im Interview aber versichert, dass

die Partnerschaften mit Berkeley und Porto wieder neu aufgenommen werden sollen. [1]

Dieses Beispiel zeigt aber, dass es keineswegs auf die Anzahl der Partnerstädte, sondern

auf die Intensität der Beziehungen und die Kontaktpflege ankommt. Mit dem Bürgermeister

von Berkeley hat sich der Oberbürgermeister Jenas Herr Dr. Schröter 2010 erstmals

persönlich getroffen. Bei der Partnerschaft mit Berkeley fehlen aber eindeutig die Anhalts-

punkte, in welche Richtung diese Partnerschaft im Endeffekt gehen soll. Herr Dr. Schröter

hat hierbei lediglich zwei Projekte angerissen, welche aber in keinerlei Hinsicht mit einer

Bürgerbeteiligung ausgeführt werden können.[1] Momentan gibt es auch keine vorhandenen

Bürgerbeziehungen mit Berkeley und somit bleibt die Frage, wozu diese Partnerschaft über-

haupt gegründet wurde. Nur wenige Aspekte der Städte, wie beispielsweise die Universitäten

und mehrere 10.000 Studenten stehen als Gemeinsamkeiten für die Partnerstädte.[1]

Währenddessen ruht die Partnerschaft zu Porto ebenfalls fast vollständig. Auch hier gibt es

wohl keine Bürger- oder Vereinsfreundschaften, die der Städtepartnerschaft zugrunde liegen.

Als wir Anfang 2012 das Interview mit dem Oberbürgermeister führten, wurde uns gesagt,

dass er sich als nächstes Ziel gesetzt hat, den Bürgermeister Portos einmal persönlich zu

treffen.[1] Jedoch sehen wir auch in dieser Städtepartnerschaft, nach momentanem Stand,

14

kein großes Potenzial für die Zukunft, aufgrund der Sprachbarriere, der großen Entfernung

und der Tatsache, dass momentan noch kein Verein vorhanden ist, der diese Partnerschaft

leitet.

Jena hat sich dennoch mit beiden Partnerstädten das Ziel gesetzt, einen regelmäßigen

Wissens- und Erfahrungsaustausch durchzuführen. Da es sich hierbei um Partnerstädte „auf

Augenhöhe“ handelt, gibt es keine Entwicklungshilfeprojekte wie mit San Marcos, sondern im

Partnerschaftsvertrag wurde als Ziel gesetzt, dass man sich insbesondere über Fragen in

Bildung und Kultur (Porto), sowie Bildung, Wissenschaften und Ökologie (Berkeley)

austauscht.[19]

Zu der rumänischen Stadt Lugoj hat Jena ebenfalls eine Städtepartnerschaft aufgebaut, zu

der es regen Kontakt, fast ausschließlich nur über Projekte gibt. Ausnahmen sind dabei

hauptsächlich die gegenseitigen Besuche von kleinen Delegationen. Ein wichtiges Ziel von

Jena ist es dabei, analog zu San Marcos, beim Aufbau von kommunalen und sozialen

Strukturen zu helfen, was auch im Städtepartnerschaftsvertrag erwähnt wird und durch die

Stadt bzw. die Vereine umgesetzt werden soll. Ein großer Teil der Projekte in Lugoj, die

insbesondere rumänische Kinder und Jugendlich unterstützen sollen, werden durch den

„Jenaer Verein zur Förderung der Partnerschaft“ organisiert.[19] Ein Beispiel hierfür ist der

jährliche Ferienaufenthalt von Kindern aus Lugoj in Jena. Ein weiteres Projekt, welches mit

Hilfe von Jugendlichen aus Jena organisiert wird, ist die jährliche Geldsammelaktion an den

Jenaer Schulen, um Kindern aus ärmeren Verhältnissen in Lugoj eine warme Mahlzeit zu

spendieren. Diese Aktion ist aufgrund ihrer jährlichen Wiederholung inzwischen schon zu

einer Art Tradition geworden und lässt auch regelmäßig Jugendliche im Rahmen dieser

Partnerschaft aufeinandertreffen. Der negative Aspekt dieser Partnerschaft liegt in der

Tatsache, dass es sich auch hier um einseitige Hilfeleistungen und nicht um einen gegen-

seitigen Austausch handelt. Aufgrund der schwachen sozialen Verhältnisse ist es von

Lugoj’s Seite auch nicht möglich, dies zu verwirklichen und somit stellt sich abermals die

Frage, ob es sich nun um eine Partnerschaft oder eine Entwicklungshilfe handelt. Für eine

solche „Einbahnstraßenbeziehung“ benötigt man unserer Meinung keinen Städtepartner-

schaftsvertrag, zumal auch keine Bürgerfreundschaften wahrnehmbar sind und somit der

ursprüngliche Partnerschaftsgedanke nicht verwirklicht wird.

Zwischen Aubervilliers und Jena besteht eine „mittelmäßige“ Partnerschaft, da auf der

Bürger-, sowie auf der Vereinsebene zwar ein regelmäßiger Austausch stattfindet, jedoch

kann diese Verbindung der Partnerstädte keinesfalls als intensiv bezeichnet werden.

Dennoch ist durch diesen regelmäßigen Austausch auf mehreren Ebenen ein relativ solides

Grundgerüst für eine gute Partnerschaft vorhanden. Mit Aubervilliers werden unter anderem

jährlich Jugend- und Kulturaustauschprojekte durchgeführt und es besuchen sich regelmäßig

gegenseitig Delegationen, bei denen auch die Bürgermeister immer wieder anwesend sind.[1]

Aufgrund der nicht allzu großen Entfernung zwischen beiden Städten, der nur teilweise

15

vorhandenen Sprachbarriere (Sprachen werden jeweils an den Schulen gelehrt) und der

relativ häufigen Projekte haben sich einige selbstständige Bürger- und Vereinsbeziehungen

gebildet, womit eine wichtige Grundlage für eine Städtepartnerschaft gegeben ist. Die Städte

Aubervilliers und Jena haben sich das Ziel gesetzt, Erfahrungen über das Bildungswesen,

die Integration von Ausländern, sowie über soziale Anliegen auszutauschen, um sich

gegenseitig auf Fehler oder Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen zu können.[19]

„Meine Vision war von Anfang an, dass man sich um den Frieden im Nahen Osten auf

kommunaler Ebene mit kümmern kann, damit es gelingt israelische und palästinensische

Städte zusammen zu bringen.“[1]. Dieses Vorhaben für ein größeres Projekt seitens

Aubervilliers‘ und Jenas lässt erkennen, dass auch durch Städtepartnerschaften Projekte

gestaltet werden, welche ein wirklich großes Ziel verfolgen. Somit versucht man nicht nur

Bürger- und Vereinsbeziehungen entstehen zu lassen, sondern man möchte auch, als eine

Art Städtepartnerschaftsbund gemeinsam die Menschen in Konfliktgebieten wieder langsam

zusammenführen und zwischen ihnen als eine Art Vermittler wirken. Dieses Projekt wollen

Jena und Aubervilliers verwirklichen, indem sie mit einer israelischen und einer palästinen-

sischen Stadt jeweils einen Partnerschaftsvertrag abschließen und eine „Vierecksbeziehung“

bilden, um so die Städte gewissermaßen an einen engen Kontakt zu binden.[1] Mit Beit Jala

haben Jena und Aubervilliers mittlerweile beide eine palästinensische Partnerstadt und es

wird daran gearbeitet, dass noch eine israelische Stadt hinzukommt. Falls dies gelingen

sollte, würden Jena und Aubervilliers als „Brücke“ zwischen den beiden Städten wirken und

kleinere Projekte veranstalten, um Palästinenser und Israelis an etwas Gemeinsamen

teilhaben zu lassen und dadurch vielleicht dazu beitragen, dass in diesem Gebiet allmählich

wieder Freundschaften entstehen.[1] In Folge dessen kann darauf gehofft werden, dass sich

diese Freundschaften zwischen beiden Gebieten weiter vertiefen und somit wäre dies ein

kleiner Schritt zum Frieden in diesem Konfliktgebiet und ein großer Schritt für eine wohl lang

anhaltende Städtepartnerschaft, da so ein Ereignis die Menschen verbinden würde, was

damals ebenfalls bei der Städtepartnerschaft zwischen Erlangen und Jena zu beobachten

war, nachdem die Mauer gefallen und die Grenzen geöffnet waren. [16] Mit Beit Jala selbst

wird versucht, regelmäßig Veranstaltungen zu organisieren, mit der Zielstellung, eine relativ

hohe Bürgerbeteiligung zu realisieren. Unter anderem fand 2011 am Weltfriedenstag ein

Kulturfest (welches jährlich wiederholt werden soll) statt[19], um die Bürger der Partnerstädte

näher zusammenzuführen. Des Weiteren wird, wie erwartet, auch Beit Jala von Jena, z.B.

mit Hilfe von Projekten, die die sozialen und kommunalen Strukturen der Stadt verbessern,

unterstützt.[19]

Die Vielzahl an Partnerstädten, die Jena mittlerweile besitzt und insbesondere die große

Anzahl an Projekten können kaum von der Stadt allein bewältigt werden, weshalb jede Stadt

die Städtebeziehungen besitzt, auf Vereine angewiesen ist, die sich aktiv an den Partner-

schaften beteiligen.[1] In dieser Hinsicht sind wir auch mit Herrn Dr. Schröter einer Meinung,

16

nach ihm „[…] sind Beziehungen wahrscheinlich dort am besten, wo Vereine sich aktiv betei-

ligen, z.B. der Eine-Welt e.V. ist ein ganz wichtiger, aktiver Verein, der die Partnerschaft mit

San Marcos gut abdeckt.“.[1] Diese Aussage sehen wir dadurch bestätigt, dass es bei jeder

halbwegs gut laufenden Städtepartnerschaft von Jena mindestens einen Verein gibt, der sich

auf eine dieser Partnerschaften relativ stark spezialisiert hat und diese Partnerschaft aktiv

unterstützt.[1; 19] Wenn es keine fördernden Vereine geben würde, könnten Städtepartner-

schaften nur mit Hilfe der Stadt selbst wohl nie zu einem richtigen „Selbstläufer“ werden. Mit

einem Verein, der zwischen den Bürgern von zwei Städten auch kleine Projekte fördert, kann

sich eine dauerhafte Beziehung wesentlich schneller zwischen den Bürgern der Partner-

städte aufbauen, da somit ein permanenter Kontakt gegeben ist. Freundschaften und

Bürgerbeziehungen untereinander können durch den direkten persönlichen Bezug der Ver-

einsmitarbeiter bei weitem einfacher entstehen und häufig sind Vereinsfreundschaften schon

vor der eigentlichen Städtepartnerschaft vorhanden. Durch die aktive Mitarbeit eines Vereins,

wird auch ein persönliches Pflichtgefühl für diese Partnerschaft aufgebaut und die Städte-

partnerschaft wird zusätzlich durch den Verein beworben, wodurch weitere interessierte

Bürger auf die Städtepartnerschaften aufmerksam werden. Folglich ist eine Städte-

partnerschaft, die „erfolgreich“ sein soll, wohl nicht nur auf einzelne Bürger sondern auch auf

aktive Vereine angewiesen. Da auch die Stadt Jena auf die effiziente bzw. erfolgreiche Arbeit

der Vereine aufmerksam geworden ist, soll noch mehr Arbeit an den Partnerschaften über

die Vereine abgewickelt werden, was beispielsweise Frau Popp, die im Eine-Welt-Haus

arbeitet und somit in engem Kontakt zu San Marcos steht, sehr begrüßen würde.[1; 20]

Ein relativ bekannter Kritikpunkt an den Städtepartnerschaften, der auch immer und immer

wieder zur Sprache kommt, ist die „Einbahnstraßenpolitik“. Meistens handelt es sich hierbei

um eine Partnerstadt aus einem relativ wohlhabenden Staat und einer Partnerstadt aus

einem Entwicklungs- oder Schwellenland. Somit besitzen beide Städte ein völlig gegen-

sätzliches soziales und wirtschaftliches Umfeld, was dazu führt, dass oftmals schon im

Städtepartnerschaftsvertrag verankert wird, dass die finanziell stärkere Stadt versuchen will,

der anderen Stadt in sozialer, wirtschaftlicher und kommunaler Hinsicht zu helfen.[19; 22] Dabei

werden im Endeffekt oftmals viele Projekte veranstaltet, um der „ärmeren“ Stadt indirekt

finanziell zu helfen. Durch diese finanziellen Mittel, die mit Hilfe von Spenden oder durch die

Partnerstadt gestellt werden, wird beispielsweise der Bau einer Schule oder eines

Freizeitparks ermöglicht, jedoch gibt es teilweise Partnerschaften bei denen der Partner-

schaftsgedanke durch nichts anderes, außer diesen Projekten erfüllt ist.[1; 20] Dabei sind

insbesondere, bei Städten, die in einer großen Entfernung zueinander liegen, nur sehr

wenige bis gar keine direkten Bürgerbeziehungen und Veranstaltungen auffindbar. Schon

aufgrund der hohen Reisekosten können oftmals keine regelmäßigen Treffen von

Einwohnern beider Städte stattfinden, was es nahezu unmöglich macht, Freundschaften

aufzubauen. So läuft es oftmals auf eine reine Entwicklungshilfe für die „ärmere“ Stadt

17

hinaus, während die „besser gestellte“ Partnerstadt keine Vorteile aus dieser Verbindung

zieht und man somit eigentlich keine Städtepartnerschaftsvereinbarung hätte abschließen

brauchen. Wie der Name der Städtepartnerschaft schon sagt, sollte diese Verbindung in

beide und nicht nur in eine Richtung laufen und jede Partnerstadt Vorteile daraus ziehen. Bei

den Partnerschaften Jenas, die nicht auf gleicher „Augenhöhe“ laufen, ist diese „Einbahn-

straße“ nicht so stark ausgeprägt, dass es zu 100% nur ein eine Richtung läuft. Jedoch gibt

es diese Partnerschaften, bei denen der Großteil der Projekte und Hilfeleistungen nur von

der Seite Jenas kommt. Lugoj, Beit Jala und San Marcos wären die Partnerstädte Jenas, [19]

die in Richtung einer „Einbahnstraße“ tendieren. Unseres Erachtens nach sind diese Partner-

schaften weit davon entfernt, sich in die Richtung einer „guten“ Partnerschaft zu bewegen,

bei denen ein Austausch auf allen Ebenen stattfindet. Diese Partnerschaften sollen hier nicht

grundsätzlich schlecht geredet werden, denn es kann auch passieren, dass nach vielen

Jahren der Hilfe in einer Städtepartnerschaft (andere Einflüsse aber nicht ausgeschlossen)

die zweite Partnerstadt auf „Augenhöhe“ mit der anfangs finanziell stärkeren Partnerstadt

kommt, wie es auch nach der Wende Jena nach und nach geschafft hat, mit der „Weststadt“

Erlangen auf eine Augenhöhe zu kommen.[16; 21]

Aber prinzipiell sollten sich die Städte gemeinsam in verschiedenen Dingen helfen oder

austauschen und es müssen auf jeden Fall auch Bürger- und Vereinsfreundschaften

bestehen, denn ansonsten kann man höchstens von einer Funktionärs- oder

Entwicklungshilfepartnerschaft und kaum von einer Bürgerpartnerschaft sprechen, die beide

Städte vereinen soll.

Als wir die Problematik von der „Einbahnstraße“ mit San Marcos im Interview mit Frau Popp

angesprochen haben, musste auch sie zugeben, dass es nicht mit jeder Partnerstadt

möglich ist, auf gleicher Augenhöhe zu arbeiten bzw. zu erreichen, dass beide Partnerstädte

gleichmäßig von der Partnerschaft profitieren. Oftmals werden dabei als Profit für die

Partnerstadt aus dem Industriestaat kulturelle Aspekte und Erfahrungen genannt, welche

jedoch kaum aufgenommen werden können, wenn keine Bürgerbeziehungen vorhanden

sind, die diese Erfahrungen machen können.[1;20]

4. Andere Städtebeziehungen

Neben den Städtepartnerschaften pflegt Jena auch noch Beziehungen zu anderen Städten.

Diese, der Städtepartnerschaft untergeordneten, Beziehungen werden in Kooperations-

verträge und Städtebündnisse unterschieden.[23]

Kooperationsverträge hat Jena zurzeit mit Wladimir, in Russland und mit Panyu, in

Südostchina. Die Beziehung zu Wladimir wird sehr intensiv gepflegt, da Wladimir außerdem

Partnerstadt von Erlangen ist und es sich somit um eine Dreiecksbeziehung handelt. Diese

Dreiecksbeziehung wurde am 19. Oktober 2008, anlässlich der 25-jährigen Städtepartner-

18

schaft Wladimir–Erlangen, in einer Vereinbarung niedergeschrieben.[19] Darin verpflichteten

sich die drei Städte bereits existierende Projekte weiter zu fördern und zu pflegen. Diese

Schwerpunkte der Projekte wurden damals auf Schule, Jugendaustausch, Umweltschutz,

Verwaltung und Wirtschaft festgelegt. Jena sollte zu der Partnerschaft im Besonderen seine

Erfahrungen in den Bereichen Tourismus, Kultur, Wirtschaft, Sport, Integration, Bildung und

Jugendarbeit beitragen. Auch die Gemeinsamkeiten und deren Nutzungsmöglichkeiten

werden in dem Vertrag erwähnt. Diese bestehen in der hohen Konzentration von Hoch-

schulen und Universitäten (Wladimir hat zwei staatliche Universitäten und andere

weiterführende Bildungseinrichtungen), die sich gegenseitig über Kapazitäten und

Forschungsmöglichkeiten informieren sollen, um mögliche Kooperationsfelder festzulegen.[19]

Soweit zu dem Vertrag, der durch die Oberbürgermeister der drei Städte unterzeichnet

wurde. Aber auch auf Bürgerebene sind die Kontakte zu Wladimir gut ausgebaut, auch wenn

aufgrund der großen Entfernung von fast 2000 Kilometern kaum intensive und lang-

anhaltende persönliche Freundschaften entstehen können, ist das Engagement der Bürger

und Jugendlichen, die sich an der Partnerschaft beteiligen, sehr groß. So haben 2009

Jugendliche aus Wladimir und Jena gemeinsam unter der Anleitung des professionellen

Sprayers Thomas Grund, alias „Kaktus“ ein Graffiti zum Thema „Jena Wladimir 2009“ in der

Krautgasse erstellt. Dieses bildet die wichtigsten Sehenswürdigkeiten beider Städte ab und

verdeutlicht die Beziehung, die sie pflegen.[24] Auch in diesem Jahr gab es wieder zahlreiche

Projekte. Das größte unter ihnen war sicherlich die Jugendreise Jenaer Schüler nach Russ-

land mit einem Besuch in Wladimir, wo die Jugendlichen mehrere Tage bei Gastfamilien

untergebracht waren und so ihre Englisch- und Russischkenntnisse vertiefen konnten und

auch Freundschaften geschlossen und die Stadt gesehen haben. Viele der Schüler sagten

im Nachhinein auch übereinstimmend, dass ihnen Wladimir besser gefallen hat als Moskau,

wo sie vorher auch einige Tage verbracht haben.[25] Es gibt noch viele weitere Projekte und

es kommen auch ständig neue dazu, so wird in Wladimir bald ein Planetarium entstehen,

das von Carl Zeiss aus Jena gebaut werden wird.[26] Peter Steger, Städtepartnerschafts-

beauftragter der Stadt Erlangen, der einen Blog[27] über die Städtepartnerschaft Erlangen-

Wladimir führt, berichtet auch immer wieder erfreut, wenn es wieder neue Projekte zwischen

Jenaern, Erlangern und Leuten aus Wladimir gibt. In der Presse ist die Kooperation nur

mäßig präsent. Es wird nur selten über Projekte oder Besuche berichtet.

Zu Panyu, einem Stadtteil der südostchinesischen Millionenstadt Guangzhou, existiert

ebenfalls eine Kooperationsvereinbarung. Auch hier wurden im Vertrag einige Ziele

abgesteckt. Es soll zu einem bilateralen Austausch kommen, der einen Beitrag zum Ausbau

der deutsch-chinesischen Beziehungen leistet. Auf der Internetseite der Stadt Jena heißt es

wörtlich: „soll dem Weltfrieden und der Zukunft der Menschheit dienen.“ [19] Die Ziele sind

nicht nur leere Worte, sondern werden auch in der Realität umgesetzt. Ein Beispiel ist der

China-Tag in Jena, der seit 2009 jährlich von der Chinesischen Gesellschaft in

19

Zusammenarbeit mit der Stadt Jena veranstaltet wird.[19] Zu dieser Veranstaltung kamen

auch 2011 wieder Vertreter aus Panyu. Diese durften sich ins Goldene Buch der Stadt

eintragen und haben anschließend eine Fotoausstellung im Rathaus eröffnet, bei der es

auch regelmäßig kleine Konzerte von chinesischen Musikern gegeben hat. [28] Außerdem soll

Jena und Umgebung in Zusammenarbeit mit den chinesischen Partnern für asiatische

Touristen erschlossen werden. Andersherum erhofft sich Panyu durch die Partnerschaft

auch in Deutschland und Europa Bekanntheit. Konkret soll dies durch Informationsver-

anstaltungen, Promotiontouren und Kooperationen der lokalen Reiseanbieter geschehen.

Auch hier sollen die Universitäten zusammenarbeiten und sich gegenseitig Studenten für

Auslandssemester oder ganze Studiengänge im Ausland vermitteln. Dieses Vorhaben soll

durch ein Kontaktbüro realisiert werden. So ein Kontaktbüro gibt es bereits in Peking und

man hat sehr gute Erfahrungen damit gesammelt.[19] Im Bereich Sport haben schon viele

gemeinsame Ferienlager, sowohl hier als auch in China für die verschiedensten Sportarten

aber auch von den Musikschulen stattgefunden. So sind zum Beispiel die beiden Sportler

Thilo Merrbach und Chris Albrecht (beide vom SV Schott Jena) Anfang November 2009, nur

wenige Monate nach Schließung des Kooperationsvertrages, nach China gereist, um dort

vom lokalen Tischtennisverein zu lernen und zu erfahren wie Sportförderung in China

funktioniert. So nahmen sie zum Beispiel an einer Diskussionsrunde zu diesem Thema an

der Sportschule Panyu teil. Finanziert wurde das Projekt zum Teil von der Stadt aber auch

von Privatunternehmen, die zum China-Tag in Jena davon erfahren hatten und sich sofort an

der Realisierung beteiligten.[29] Zusammenarbeit soll es auch im Bereich der Wirtschaft

geben. So ist ein Innovationsaustausch, speziell in der optischen und technischen Industrie

geplant. Außerdem soll in Panyu ein Industrie- und Innovationspark für deutsche Investoren

entstehen.[19] In der lokalen Presse findet sich das Thema nur vereinzelt und oft lediglich als

Randnotiz wieder, nur über größere Termine, wie etwa den Besuch einer Delegation aus

Panyu wurde einmal ausführlicher berichtet.[28] Aufgrund dessen ist der Bekanntheitsgrad der

Kooperation in der Bevölkerung von Jena auch nur sehr gering. Das ist schade, weil die

Kooperation mit mehr Bürgerbeteiligung noch viel lebendiger werden könnte.

Jena ist außerdem im Städtebündnis der Napoleonstädte vertreten.[30] Hier haben sich

europaweit Städte und Orte zusammengeschlossen an denen Napoleon einmal gewirkt oder

gelebt hat. Jena ist aufgrund der Schlacht bei Jena und Auerstedt, am 14. Oktober 1806, in

dem Bündnis vertreten. Unter den insgesamt 60 Städten sind zum Beispiel auch Ajaccio

(Frankreich, Geburtsort Napoleons, außerdem Hauptsitz des Bündnisses) und Waterloo

(Belgien, Schlacht bei Waterloo) vertreten.[31] Ziel der Partnerschaften ist es zum Einen sich

intensiv und gemeinsam mit dem Erbe Napoleons auseinanderzusetzen und es

wissenschaftlich aufzuarbeiten. Zum anderen soll aber auch die breite Öffentlichkeit über das

Thema informiert werden. Dies geschieht durch Veranstaltungen, das Errichten und Pflegen

20

von Denkmälern und Hinweisschildern und die Gestaltungen von Museen, zum Beispiel das

„Museum 1806“, das sich mit der Schlacht auseinandersetzt und über sie informiert.[30; 32]

5. Vergleich der Städtepartnerschaften untereinander

Der Versuch Partnerschaften zu vergleichen, verlangt eine gewisse gemeinsame Grundlage,

welche die Vergleichsbasis bietet. Aktivität und Präsenz in der Bevölkerung sind dabei zwei

wichtige Faktoren für den Versuch eines Vergleichs, wobei es schwierig ist, eine allgemeine

Größe für die Präsenz zu finden. Man wird nie genau sagen können wie viele Bürger über

die ‚Brücken‘ gehen und ob es überhaupt bekannt ist, dass es diese Städtepartnerschaft

überhaupt gibt. Die Aktivität lässt sich auch nur teilweise anhand von Projekten, Veran-

staltungen und der Bürgerbeteiligung ablesen. Jedoch stößt man auf eine weitere Barriere,

der Ungleichmäßigkeit, Heterogenität der Städtepartner, welche dazu führt, dass man nicht

alle Städtepartner aufgrund von unterschiedlichen sozialen Stellungen und geografischen

Aspekten vergleichen kann. Man müsste sie ins Verhältnis setzten, um sich einen gerechten

Vergleich zu erlauben. Wir versuchten daher, den in Kapitel 1.1 schon erwähnten Kriterien-

katalog zu erstellen, indem wir von allen Partnerstädten die Gründe für die Partnerschaft, die

Präsenz und die Aktivität in der Bevölkerung ermittelt haben, sowie eine Bewertung

durchführten. Anhand der Fakten und Bewertung können nun Schlussfolgerungen auf die

Disparitäten zwischen den Städtepartnern gezogen werden.

Für den Vergleich werden die Städtepartnerschaften daher in zwei Branchen unterteilt, in die

Städte welche auf Augenhöhe mit Jena sind, und die Städte, die sozial schwächer sind.

Beginnen wir dabei mit den Städten, welche sich mit Jena auf Augenhöhe begegnen, d.h.

eine Einbahnstraße ausschließen. Diese sind Erlangen, Berkeley, Aubervilliers und Porto

und natürlich ist die allgemein bekannteste, die deutsch-deutsche Beziehung, was v.a. durch

die in Kapitel 2. erwähnten Gründen untermauert wird. Man kann davon ausgehen, dass es

hier schon eine breite Basis an Beziehungen und eine Vielzahl von Projekten gibt. Genau

das Gegenteil bietet die Partnerschaft mit Porto, welche noch nie richtig Menschen

verbunden hatte, selbst auf Funktionärsebene entsteht wenig. Man lebt nur nebeneinander,

aber nie miteinander. Ähnlich auch die Partnerschaft zu Berkeley, welche bisweilen auch nur

bedingt die Ziele umgesetzt hat, nur die Partnerschaft der Universitäten führten zu einem

gegenseitigen Austausch. Man kann auch hier noch von einer Funktionärspartnerschaft

sprechen, wobei es nach der Erneuerung bzw. der ersten ‘richtigen‘ Unterzeichnung des

Vertrages 2012 zu Versuchen der Kontaktaufnahme kam, beispielsweise erst im August zum

ersten Schüleraustausch. In der Beziehung mit Aubervilliers wird teilweise versucht, die

vereinbarten Ziele umzusetzen, mit spezifischen Projekten wie gemeinsamen Workshops

oder kulturellem Austausch. Aber vieles geschah erst nach 2007, geschuldet der fehlenden

politischen Stütze. In einer anderen Kategorie befinden sich die Städtepartnerschaften, in

21

denen Jena meist als Geber fungiert und die in die „Einbahnstraßen“ nach San Marcos, Beit

Jala und Lugoj führen. Kontakt funktioniert oft nur über finanzielle Unterstützung und durch

Projekte zum Aufbau der Strukturen der Städte. Jena will diesen Städten helfen in San

Marcos, aber auch in Lugoj sehr gut gelingt, aber der gegenseitige Austausch hingegen

funktioniert nur bedingt, daher kann man von Einseitigkeit sprechen. Es gibt eine verhältnis-

mäßig große Spendenbereitschaft der Jenenser und auch von politischer Seite werden ca.

0,02% des Haushaltes, etwa 50.000 €, für Städtepartnerschaftsprojekte bereitgestellt. [19] Ein

weiterer Beleg dafür ist auch der jährlich zu Weihnachten gestartete Spendenaufruf im

Angergymnasium, wo für sozial benachteiligte Kinder in Lugoj, Spielsachen und Geld für

warme Mahlzeiten gesammelt werden. Die Städtepartnerschaft zu Beit Jala lässt sich nicht

wirklich einschätzen, da sie erst Ende 2011 geschlossen wurde und somit noch wachsen

muss. Jedoch läuft diese Beziehung ebenfalls auf eine „Einbahnstraße“ hinaus.

Wenn man allein die Anzahl der Aktivitäten/Projekte/Veranstaltungen betrachtet, abgesehen

von Einseitigkeit und Einbahnstraßen, zeigt sich, nach Erlangen, doch vermehrt in den

Beziehungen zu Lugoj und San Marcos eine hohe Anzahl von Aktionen, was sich auch in der

Anzahl der Presseberichte wiederspiegelt.

Nun lässt sich schlussfolgernd feststellen, dass es nur bedingt möglich ist Städtepartner-

schaften miteinander zu vergleichen, doch entscheidende Merkmale machen eine Wertung

nach verschiedenen Kriterien möglich. Die bestimmenden Faktoren sind die geografische

Nähe und die Bürger-/Vereinsarbeit. So sind Partnerschaften im gleichen Kulturkreis

(Ausnahme: Porto) oder und durch Vereinsarbeit gestützte Beziehungen eindeutig näher am

Ziel, eine Bürgerpartnerschaft zu sein. Dieses schon nahezu erreicht hat die

Städtepartnerschaft Jena-Erlangen, verdeutlicht in einem Zitat des ehemaligen

Oberbürgermeisters der Stadt Erlangen Dietmar Hahlweg: „Die Städte bilden eine ideale

Verbindung und sind sich ähnlich, wie man es sich besser kaum vorstellen kann: hinsichtlich

der geographischen Nähe, der Wirtschaftskraft, der sozialen Bedingungen, der Geschichte,

des Bildungsniveaus und vielem mehr. Wir hätten es besser nicht treffen können und sind

schließlich ja auch nicht von ungefähr Wunschpartner.“. Auf dem Weg dahin sind die noch

stark politik- und vereinsabhängigen Partnerschaften mit San Marcos, Lugoj und

Aubervilliers. Noch auf dem „Abstellgleis“ und somit relativ ungenutzt, sind dagegen die

Verbindungen zu Berkeley, Beit Jala, sowie Porto.

22

6. Fazit

Als wir uns für das Seminarfachthema der Partnerstädte Jenas entschieden haben, wussten

wir nicht, was sich alles hinter dem Begriff der Städtepartnerschaft verbirgt. Zugegebener-

weise ergeht es wohl einem Großteil der Bevölkerung Jenas ebenso. Zwar können viele

noch ein bis zwei Partnerstädte aufzählen, aber was im Zuge der Partnerschaft passiert, ist

für die Meisten ein unbeschriebenes Blatt. Denn diese tiefgreifenden Beziehungen sind mehr

als nur Hinweisschilder am Ortseingang oder einfache Einträge bei Wikipedia.

Die ersten Städtepartnerschaften in Europa wurden damals vornehmlich für Frieden und

Versöhnung geschlossen.[2] Dieser Gedanke entwickelte sich zur Städtefreundschaft weiter,

welcher auf der ganzen Welt Fuß fasste. Primäres Ziel einer Städtepartnerschaft ist es, viele

Bürgerbeziehungen und Freundschaften aufzubauen, so dass ein kontinuierlicher

beidseitiger Austausch in nahezu allen Bereichen beider Partnerstädte gegeben ist.

Heutzutage lassen sich noch immer Erfolge verzeichnen, denn wenn der Grundsatz der

Partnerschaften eingehalten wird, kommt es regelmäßig zu einem Austausch auf den unter-

schiedlichsten Ebenen. Dabei spielen vor allem die Bereiche Bildung, Soziales, Sport und

Kultur wichtige Rollen. An sich ist die Idee der Städtepartnerschaften eine bedeutende

Möglichkeit sich gemeinsam zu engagieren und internationale Beziehungen zu intensivieren.

Aber es gibt auch eine Kehrseite der Medaille, welche kaum bekannt ist und von Politkern

umgangen wird. Dazu zählt die teilweise schlechte Umsetzung bzw. das Verfehlen des

Partnerschaftsgedankens in Städtebeziehungen, die zum Stillstand gekommen sind.

Faktoren dafür sind das fehlende Interesse der Bürger, eine große Entfernung beider Städte,

sowie kaum vorhandene gemeinsame Projekte und Veranstaltungen. Oftmals entstehen nur

Scheinpartnerschaften, welche nicht die Kriterien einer Städtepartnerschaft erfüllen und

somit nicht den Schritt zur Bürgerpartnerschaft geschafft haben. Des Weiteren stellt sich die

Frage der Nachhaltigkeit, wie die Städtepartnerschaften für die nachfolgenden Generationen

attraktiv gestaltet werden können. In Jena gibt es daher Versuche, Schüler an Projekten zu

beteiligen und somit ihr Interesse für die Städtepartnerschaften zu wecken. Denn nur durch

ständige, aktive Bürgerbeteiligung, kommt es auch in der Zukunft zu einer selbstlaufenden

Städtebeziehung. Ob diese Vorstellungen realisiert werden, entscheiden im Endeffekt allein

die Bürger, Vereine und auch die Politik.

Nach einem Jahr intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema konnten wir uns nun ein

detailliertes Bild von den Partnerstädten machen und herausfinden, in welchem Verhältnis

sie zu Jena stehen. Die Verbindung zu Jena beruht letztendlich je nach Partnerschaft auf

Projekten bzw. Veranstaltungen, Begegnungen, persönlichen Freundschaften und

Beziehungen, sowie politischem Engagement.

23

7. Quellenverzeichnis

[1] Siehe bzw. vergleiche 9.4.1 Interview mit Dr. Albrecht Schröter

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeindepartnerschaft (03.10.2012; 19:00)

[3] siehe 9.3 Broschüre zum 25-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Jena-

Erlangen

[4] von Weizsäcker, Marianne Beatrice: „Deutsch-deutsche Städtepartnerschaften

1986 – Januar 1990: Bestandsaufnahmen und rechtlicher Würdigung“,

Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades, Göttingen, 1990, Seite 90

[5] siehe 9.2 Kriterienkatalog

[6] Ahttp://www.spiegel.de/panorama/boring-und-dull-werden-partnerstaedte-a-

830046.html (20.09. 2012; 18.00)

[7] http://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Englische-Kommunen-kuendigen-

Freundschaft-mit-deutschen-auf-id17844876.html (20.09.2012; 18.30)

[8] http://www.rgre.de/partnerschaften.html (25.09.2012; 17.00)

[9] http://www.rathaus.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen54.c.8895.de

(30.09.2012; 19.00)

[10] http://www.rgre.de/fileadmin/redaktion/pdf/parbeit_hinweise/pvertrag_allgemein.p

df (25.09.2012; 17.00)

[11] von Weizsäcker, Marianne Beatrice : „Deutsch-deutsche Städtepartnerschaften

1986 – Januar 1990: Bestandsaufnahmen und rechtlicher Würdigung“,

Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades, Göttingen, 1990, Seite 98

[12] Radke, Steffen : „Innerdeutsche Städtepartnerschaften - ein bedeutender Schritt

auf dem Weg zur Deutschen Einheit“, Grin Verlag, 2010, Seite 14

[13] von Weizsäcker, Marianne Beatrice : „Deutsch-deutsche Städtepartnerschaften

1986 – Januar 1990: Bestandsaufnahmen und rechtlicher Würdigung“,

Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades, Göttingen, 1990, Seite 101

[14] Urkunde Städtepartnerschaftsvertrag Jena – Erlangen

[15] Zeitschrift „Gerbergasse 18“ herausgegeben von der „Geschichtswerkstatt Jena

e.V.“ Heft 1/07 - 44 „20 Jahre Städtepartnerschaft Jena – Erlangen“ 2007, Jena

Seite 3 ff.

[16] siehe 9.4.3 Interview mit Peter Steger

[17] „Die Friedliche Revolution in Jena – Gesichter des Herbstes 1989“

Ausstellungsdokumentation, herausgegeben vom Stadtmuseum Jena, 2010, Jena

Seite 144

[18] http://www.petra-von-stromberg.de/grenzsituation_probstzella/ (01.09.2012;

19.00)

24

[19] Dr. Albrecht Schröter und Anja Schwind: "Städtepartnerschaften und

internationale Beziehungen der Stadt Jena – Große Anfrage Fraktion DIE LINKE

im Jenaer Stadtrat", Jena, Stadt Jena, 2011

[20] siehe 9.4.2 Interview mit Frau Theresa Popp, Eine-Welt-Haus e.V.

[21] Steeger, Peter u.a.: "Das Leben der Unseren - 20 Jahre Städtepartnerschaft

Erlangen Jena", Erlangen, Stadt Erlangen, 2007, Seite 65 ff.

[22] siehe Partnerschaftsverträge von Beit Jala, Lugoj und San Marcos

[23] siehe 1.2 Historischer Aspekt

[24] http://www.youtube.com/watch?v=lviaQt339K4&list=UUkSS9pTb0HxdMICjc2b9T

mg&index=50&feature=plcp (11.09.2012; 18.00)

[25] http://www.youtube.com/watch?v=T0Tzw4_bXtg&list=UUkSS9pTb0HxdMICjc2b9

Tmg&index=1&feature=plcp (11.09.2012; 18.00)

[26] http://erlangenwladimir.wordpress.com/2012/09/05/ein-planetarium-aus-jena-fur-

wladimir/ (26.09.2012; 10.00)

[27] http://erlangenwladimir.wordpress.com (30.09.2012 18.00)

[28] http://www.jenapolis.de/2011/06/fotos-aus-panyu-am-wochenende-im-rathaus-zu-

sehen/ (30.08.2012; 16:00)

[29] http://www.schott-tt.de/sv-schott-goes-china.html (11.09.2012; 19.30)

[30] http://www.jena.de/sixcms/detail.php?id=51031&_nav_id1=6001&_nav_id2=5101

8&_lang=de (11.09.2012; 18.30)

[31] http://de.wikipedia.org/wiki/Bund_der_europ%C3%A4ischen_Napoleonst%C3%A

4dte (11.09.2012; 18.30)

[32] http://www.napoleoncities.eu/index.php?article_id=4&clang=2 (11.09.2012; 18.30)

25

8. Literaturverzeichnis

8.1 Internetquellen

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http://www.erlangen.de/desktopdefault.aspx/tabid-674/ (11.09.2012; 18:00)

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http://www.jenapolis.de/2012/06/oberbuergermeister-aus-wladimir-besuchte-jena/

(11.09.2012; 18:00)

http://www.youtube.com/watch?v=lviaQt339K4&list=UUkSS9pTb0HxdMICjc2b9Tmg&index=

50&feature=plcp (11.09.2012; 18:00)

http://erlangenwladimir.wordpress.com/ (11.09.2012; 18:00)

http://www.jena.de/sixcms/detail.php?id=246640 (11.09.2012; 18:00)

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http://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Englische-Kommunen-kuendigen-Freundschaft-

mit-deutschen-auf-id17844876.html (20.09.2012; 18.30)

http://www.spiegel.de/panorama/boring-und-dull-werden-partnerstaedte-a-830046.html

(20.09. 2012; 18.00)

http://www.rgre.de/partnerschaften.html (25.09.2012; 17.00)

http://www.rgre.de/fileadmin/redaktion/pdf/parbeit_hinweise/pvertrag_allgemein.pdf

(25.09.2012; 17.00)

http://erlangenwladimir.wordpress.com/2012/09/05/ein-planetarium-aus-jena-fur-wladimir/

(26.09.2012; 10:00)

http://www.rathaus.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen54.c.8895.de (30.09.2012;

19.00)

http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/a-z/thringenjournal100_letter-T_zc-c0d839d8_zs-

dea15b49.html (03.10.2012; 22:00, Thüringen Journal vom 03.10.2012 um 19 Uhr)

8.2 Printquellen

Geschichtswerkstatt Jena e. V.: "Gerbergasse 18" Heft 1/07 - 44 "20 Jahre

Städtepartnerschaft Jena - Erlangen", Jena, Geschichtswerkstatt Jena e. V., 2007

Stadtverwaltung Jena: "Amtsblatt der Stadt Jena 25/93", Jena, Stadt Jena, 1993

Steeger, Peter u.a.: "Das Leben der Unseren - 20 Jahre Städtepartnerschaft

Erlangen Jena", Erlangen, Stadt Erlangen, 2007

von Weizsäcker, Marianne Beatrice: „Deutsch-deutsche Städtepartnerschaften 1986

– Januar 1990: Bestandsaufnahmen und rechtlicher Würdigung“, Dissertation zur

Erlangung des Doktorgrades, Göttingen, 1990

Stadtmuseum Jena: "Die Friedliche Revolution in Jena – Gesichter des Herbstes

1989 Ausstellungsdokumentation", Jena, Jena Kultur, 2010

Pawlow, Nicole-Annette: „Innerdeutsche Städtepartnerschaften“, Gebrüder Holzapfel,

Berlin, 1990

Schnakenberg, Oliver: „Innerdeutsche Städtepartnerschaften: rechtliche Aspekte

grenzüberschreitenden kommunalen Handelns“, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-

Baden, 1990

Wagner, Beate: „Partnerschaften deuscher Städte und Gemeinden“, LIT Verlag

Münster, 1995

Dr. Albrecht Schröter und Anja Schwind: "Städtepartnerschaften und internationale

Beziehungen der Stadt Jena – Große Anfrage Fraktion DIE LINKE im Jenaer

Stadtrat", Jena, Stadt Jena, 2011

Klaus, Manfred: „Städtepartnerschaften zwischen Ost- und Westdeutschen

Kommunen“, Ges. für Sozialwiss. Forschung und Publizistik, Berlin, 1994

Jena und Erlangen: "Urkunde Städtepartnerschaftsvertrag Jena - Erlangen",

Jena/Erlangen, Jena und Erlangen, 1987

27

Radke, Steffen : „Innerdeutsche Städtepartnerschaften - ein bedeutender Schritt auf

dem Weg zur Deutschen Einheit“, Grin Verlag, 2010

8.3 Bildquellen

Titelblatt: Collage zum Thema "Städtepartnerschaft Jena - Erlangen", Eve Trzewick,

2012

28

9. Anhang

9.1 Thesenpapier

Zu dem Thema: „Jena und seine Partnerstädte – Was verbindet sie?

3. Oktober 2012

„Das Hauptaugenmerk der Städtepartnerschaften sollte auf den Bürgerbeziehungen liegen.“

Daniel Köhler

„Städtepartnerschaften werden nur aufgrund von Gemeinsamkeiten geschlossen.“

Daniel Köhler

„Die Städtepartnerschaft Jena – Erlangen ist die erfolgreichste Städtebeziehung, die Jena

pflegt.“

Lukas Spantzel

„Die Städtepartnerschaft Jena – Erlangen baute eine Brücke über die Mauer.“

Lukas Spantzel

„Erlangen und Jena sind ein gutes Beispiel dafür, dass Entwicklungshilfe die Partner auf

Augenhöhe bringen kann.“

Lukas Spantzel

„Städtepartnerschaften zwischen Städten mit großen sozialen Gegensätzen tendieren zur

Entwicklungshilfe.“

David Krause

„Je größer die Entfernung zweier Städtepartner, umso geringer die Bürgerbeteiligung.“

David Krause

„Die Vierecksbeziehung mit Jena, Aubervilliers, Beit Jala und einer isrealischen Stadt könnte

über die kommunale Ebene hinaus zum Frieden im Nahen Osten beitragen.“

David Krause

„Partnerschaften werden immer wieder ohne konkrete Ziele abgeschlossen, beispielsweise

nur aufgrund eines gleichen Namens.“

David Krause

„Der Unterschied zwischen einer Städtekooperation und einer Städtepartnerschaft besteht

nur auf dem Papier.“

Lukas Spantzel

„Es ist nur bedingt möglich, Städtepartnerschaften zu vergleichen.“

Daniel Köhler

29

9.2 Kriterienkatalog

1 Gründe für eine Partnerschaft

1.1 Gleichheit/Ähnlichkeit der Namen

1.2 Wirtschaftliche Ähnlichkeit

1.3 Geografische Ähnlichkeit

1.4 Ähnliche Geschichte

1.5 Vergangenheitsbewältigung/Versöhnung

1.6 Religiöse Beziehung

1.7 EU-Partnerschaften

1.8 Kommunale Entwicklungshilfe

1.9 Bereits bestehende Beziehungen

1.10 Weitere Gründe

2 Präsenz der Partnerschaft in der Bevölkerung

2.1 Persönliche Beziehung

2.2 Eigeninitiative der Bürger

2.3 Presse-/Medienpräsenz

2.4 Bekanntheitsgrad

3 Aktivität der Partnerschaft

3.1 Politische Aktivität

3.1.1 Finanziell

3.1.2 Materiell/ Projekte

3.2 Aktivität von Bürgern/Verein

4 Anzahl, Gewichtung und Erfolg der Projekte

5 Fazit

Durch die Auswertung dieser Kriterien soll vereinfacht werden, dass die Partnerschaften in

einem gewissen Rahmen miteinander vergleichbar sind.

30

9.3 Broschüre zum 25-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft

Jena-Erlangen

31

9.4 Interviews

9.4.1 Dr. Albrecht Schröter, Oberbürgermeister der Stadt Jena

Jena, der 21.02.2012

Interview geführt von Daniel Köhler, David Krause & Lukas Spantzel

Was halten sie von der Idee der Städtepartnerschaft?

Ich finde es gut, wenn man nicht nur für sich alleine als Stadt lebt, sondern wenn man

Partner hat mit denen man sich vergleichen kann, zu denen man Freundschaften knüpfen

kann, denen man auch helfen kann und mit denen man sich austauschen kann und man ein

Gefühl entwickeln kann, dass man in einer größeren Welt lebt, als nur der Mikrokosmos den

wir hier vor Ort haben. Wenn ich so das Spektrum unserer Städtepartner aufmache, geht es

wirklich um die ganze Welt. Es sind auch Partnerstädte mit verschiedenem sozialem Level,

wo wir tatsächlich etwas auf gleicher Augenhöhe machen können, wodurch wir was

empfangen, aber auch was geben können. Also wir haben, um im Westen anzufangen, eine

Partnerschaft mit Berkeley, wobei der Vertrag vor kurzem unterschrieben wurde. Dann

haben wir eine Partnerschaft mit San Marcos (Nicaragua) und eine wiederzubelebende

Partnerschaft mit Porto, die 1984 geschlossen wurde und in der Wendezeit in Vergessenheit

geraten ist. Dann haben wir eine Partnerschaft mit Aubervilliers in Frankreich, eine Stadt die

am Nordrand von Paris liegt. Dann haben wir seit 25 Jahren Erlangen als Partnerstadt, Lugoj

in Rumänien sogar noch etwas länger und Beit Jala in Palästina seit dem letzten Jahr, also

eine Stadt in Israel aus dem Palästinensischen Autonomiegebiet. Und dann gibt es noch 2

Kooperationsbeziehungen zu der russischen Stadt Vladimir, Partnerstadt von Erlangen, und

nach Panyu, in Südostchina. Für mich sind Partnerschaften auch wie Brücken, über die dann

die Menschen gehen können, Bürger der Stadt, Schüler bei Schulkontakten oder andere

Interessierte von Vereinen, Sport und so weiter.

Was macht eine gute Städtebeziehung/ Städtepartnerschaft aus?

Wichtig ist, dass es eine Bürgerbeziehung ist. Es soll keine Funktionärspartnerschaft sein,

dass der Oberbürgermeister ständig reist und denen oder jenen erlaubt mitzureisen, sondern

ein Oberbürgermeister, Stadträte oder die Stadtverwaltung bauen praktisch die Brücken,

über die dann die Menschen gehen sollen. Das ist meine Vision. Gerade bei Schulkontakten/

Schüleraustauschen gibt es da viele Möglichkeiten, außerdem wie schon gesagt Sport- oder

Vereinsbegegnungen und Projekte werden realisiert. In San Marcos/ Nicaragua werden sehr

viele Projekte durchgeführt, welche durch Jena getragen werden, z.B. durch Eine-Welt-Haus

und einem Partnerverein in San Marcos. Es gibt auch Patenschaften von Leuten die das

Geld für Schulkinder in San Marcos bezahlen, dann gibt es Projekte zur Müllbeseitigung,

Landwirtschaft- und Solarprojekte, des Weiteren gibt es auch ein Projekt zum Bau von

32

Biogasanlagen in San Marcos. Partnerschaften bedeuten für mich quasi die Basis für solche

Möglichkeiten die wir dort schaffen.

Wie beurteilen sie Jenas Aktivität, bezüglich Städtepartnerschaften, im Vergleich zu anderen

Städten? Würden sie sagen, dass Jena eine gute Partnerschaftspflege betreibt?

Ja das würde ich schon sagen, wobei sicherlich eine Stadt auch nicht alles leisten kann und

die Beziehungen wahrscheinlich dort am besten sind, wo Vereine sich aktiv beteiligen, z.B.

der Eine-Welt e.V. ist ein ganz wichtiger, aktiver Verein, der die Partnerschaft mit San

Marcos gut abdeckt. In der Verwaltung selber gibt es zurzeit eine Mitarbeiterin mit 30h die

sich um die Partnerstädte kümmert. Ab September werden 2 Mitarbeiter mit jeweils 20h an

dieser Stelle arbeiten, womit ich hoffe, dass mehr Aktivitäten als momentan mit 30h möglich

sind. Also ich denke schon, dass Jena im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr aktiv ist. Mir

selbst liegt das Thema sehr am Herzen und ich hänge das relativ weit oben an, da es Jena

finanziell und wirtschaftlich sehr gut geht und wir eine hohe Lebensqualität haben und

deswegen möchte ich gern, dass unsere Erfahrungen auch ein Stück weiter gegeben

werden können. Ich habe z.B. vor anderthalb Jahren erreicht, dass der Stadtrat zugestimmt

hat, dass Jena 0,02% seines gesamten Haushaltsbudgets für Entwicklungshilfen einsetzt.

Das sind bei 250 Mio. 50000€ pro Jahr, die nur dafür da sind, um konkrete

Entwicklungsprojekte, wie das Biogasprojekt in San Marcos oder in Beit Jala das

Bibliotheksprojekt oder in Lugoj das Krankenhausprojekt, zu unterstützen. Auch daran sieht

man, wie aktiv Jena ist, denn so eine kommunale Entwicklungshilfe gibt es, glaube ich nur in

3 oder 4 anderen Fällen in Deutschland.

Was würden sie sagen, zu welcher Stadt die Partnerschaftsbeziehung am intensivsten ist?

Das ist schwer zu sagen, also in gewisser Weise natürlich zu Erlangen, weil dort aufgrund

der Nähe und der menschlichen Kontakte, die sich seit 25 Jahren dort entwickelt haben,

viele Freundschaften entstanden sind. Es gibt „Ehen“ zwischen Erlangern und Jenaern, es

gibt Schüleraustauschprojekte und so weiter. Da läuft wahrscheinlich auf der Bürgerebene

am meisten, aber ganz viel läuft eben auch mit San Marcos, obwohl San Marcos nun von

uns aus gesehen relativ weit weg ist. Und gerade der Eine-Welt-Haus e.V. hat glaube ich

dort 6, 7, 8 Projekte angeschoben, die gut laufen. Dazu gibt es mindestens drei

Schulpartnerschaften und eine Kindergartenpartnerschaft. Also da läuft mehr als in Beit Jala,

Lugoj, Porto, Aubervilliers und Berkeley. Mit Aubervilliers läuft auch einiges, gerade im

Bereich Jugendaustausch, Sport und Kulturzusammenarbeit und so weiter. Aber San Marcos

und Erlangen, würde ich sagen, sind die intensivsten Partnerschaften.

Wie pflegen sie selber den Kontakt zu den Partnerstädten? Was ist ihre Aufgabe dabei?

33

Als Oberbürgermeister ist man natürlich Repräsentant seiner Stadt und wird natürlich in den

Partnerstädten als solcher gesehen. Das heißt meine Rolle ist vor allen Dingen dort immer

zu sehen, wo es um den Beginn geht, wo es um Unterzeichnungen und wichtige weitere

Schritte geht oder wo es vielleicht um herausgehobene Veranstaltungen von Partnerstädten

geht und aus protokollarischen Gründen der Besuch des Oberbürgermeisters erwünscht ist.

Zum Beispiel mit Beit Jala gibt es ein Kulturfestival, was wir zusammen mit Aubervilliers

veranstalten. Es gibt ja die interessante Konstellation, dass die beiden Partnerstädte Jena

und Aubervilliers gemeinsame Partnerstädte von Beit Jala sind, also ein Dreiecksverhältnis

bilden. Also bei solchen Anlässen bin ich oder auch einmal mit einer Delegation anwesend,

wenn es z.B. um Wirtschaftsfragen geht oder wenn es spezielle Kulturaustauschsachen sind,

wo es einfach gut ist, dass das Stadtoberhaupt mit vor Ort ist. Ansonsten gibt es auch viele

Dinge, die dann von mir angeschoben werden und dann von selber laufen und man ab und

zu mal hört, dass da wieder eine Kulturgruppe zu Besuch war oder da gibt es eine

Ausstellungsvorbereitung oder so etwas. Ich selber habe mir einen gewissen Rhythmus

zugelegt, man muss ja auch als Oberbürgermeister vor allen Dingen für seine eigene Stadt

da sein, man kann nicht ständig auf Reisen sein. Deswegen habe mir gesagt, ein bis max.

zwei größere Reisen im Jahr und vielleicht ein oder zwei kürzere Reisen im Jahr. Die

kürzeren Reisen wären z.B. Erlangen, Aubervilliers, Lugoj und die größeren sind dann Beit

Jala, China, San Marcos oder Berkeley, damit es auch ein bisschen im Verhältnis bleibt. Also

nicht jede Partnerstadt kommt jedes Jahr vor. Das ist auch gar nicht zu leisten, aber es

passiert trotzdem viel, unabhängig von mir und das ist auch völlig in Ordnung so.

Sind die Kontakte nur durch Projekte vorhanden?

Also ich bin erst einmal grundsätzlich dafür, dass man von allen Städten etwas lernen kann,

auch von denen, denen es nicht so gut geht wie Jena. Aber es ist tatsächlich so, dass z.B.

Städte wie San Marcos, Lugoj oder Beit Jala wirtschaftlich schwächer sind als Jena und dass

dort die Unterstützung und die Hilfe durch Jena im Vordergrund steht. Aber natürlich

empfangen wir dort auch kulturelle Anregungen, es finden Gespräche auf Augenhöhe statt

und ich versuche Partnerschaften immer so darzustellen, auch in solche Fällen, dass es

nicht wie eine Patenschaft wirkt, wo man sich sozusagen von oben herab gönnerhaft

herabbeugt und der armen Partnerstadt irgendwie versucht, was zukommen zu lassen.

Sondern in den Fällen wo Hilfe notwendig ist, immer das Gefühl zu vermitteln, dass wir auf

Augenhöhe miteinander kommunizieren, um die Würde des anderen zu stärken. Und dann

gibt es Städte wie Berkeley, welches ein bisschen größer als Jena, eine Universität mit

40000 Studenten besitzt, also auch ähnlich wie hier, eine Stadt die hochentwickelt ist und die

ein sehr starkes zivilgesellschaftliches Profil hat. Denen muss man jetzt nicht helfen, da

begegnet man sich wirklich auf Augenhöhe, da kann man dann nichts mehr lernen. In

34

solchen Fällen geht es eher darum, dass wir mal gucken welche gemeinsamen Projekte man

machen kann, wo man sich austauscht. Wir haben z.B. ein Bildungsprojekt, wie schafft man

es Migranten stärker zu integrieren, sodass keine Teilung in der Gesellschaft stattfindet.

Solche Projekte kann man gut mit unseren Projekten zusammenbringen, z.B. mit der

Kindersprachbrücke, wo man die Sprachkompetenz der Kinder schon im Kindergarten testet.

Das hat ja auch denselben Hintergrund, wo man dann auch einen richtigen

Erfahrungsaustausch hat, wie geht ihr mit Migranten um z.B., wie geht ihr mit

Zivilgesellschaft um. Diese Austauschebene auf gleicher Augenhöhe gilt auch für Erlangen

und gilt in gewisser Weise auch für Russland, Vladimir, wo wir aber auch bei dem einen oder

anderen Projekt helfen. Vladimir ist dreimal so groß wie Jena, 340000 Einwohner, da haben

wir auch schon ein Feuerwehrauto geschenkt und ausgemustert. Man sieht also, es ist sehr

vielfältig.

Sind sie der Meinung, dass Städtepartnerschaften auch „Entwicklungshilfeprojekte“ sein

sollen oder müssen? Oder dass es dann doch eher auf Augenhöhe sein soll, so dass beide

Städte was zu der Partnerschaft beitragen?

Also das eine schließt ja das andere nicht aus. Ich bin im Sinne der Frage schon der

Meinung, wer etwas mehr hat, soll dem geben, der etwas weniger hat. Das finde ich sehr

wichtig, dass empfinde ich auch als ausgleichende Gerechtigkeit. Wir haben in alten DDR-

Zeiten auch manches aus dem Westen bekommen, was wir uns nicht leisten konnten und es

hat uns geholfen. Und ich denke, wenn man selber in den Stand kommt zu geben, dann

sollte man das auch tun, also insofern ist es wichtig und es schließt auch die Augenhöhe

nicht aus. Ich komme jedes Mal tief beschenkt aus Nicaragua wieder. Ich bin von den

Menschen, von ihrer Art, auch von ihrer Dankbarkeit oder ihrer Art zu leben, auch an der

gewissen Leichtigkeit, tief beeindruckt. Ich komme nach Deutschland zurück und denke,

Mensch, was ist immer alles so kompliziert, die Leute jammern viel und man kann das Leben

eigentlich ganz anders sehen. Das heißt auf einer nichtmateriellen auf einer menschlichen

Ebene fließt auch ganz viel zurück und das schafft auch die Augenhöhe. Das Bild was da

hängt ist z.B. aus Nicaragua von einem Inselarchipel und da sieht man auch einmal welche

Schönheit dieses Land hat. Es ist hier ein bisschen Idealtypisch gemalt, aber auch allein das

Naturerlebnis, die Menschen und die Bedingung an das andere Land und man kommt immer

bereichert wieder. Insofern ist es immer wieder, selbst wenn man gibt auch ein Nehmen oder

ein Austausch.

Also ein geistiger Austausch sozusagen.

Ja, menschlicher, geistiger Austausch. Und die Herzlichkeit die man dort trifft ist in

Deutschland nicht mehr ganz so selbstverständlich muss man sagen.

35

Sie hatten eben angesprochen, dass Erlangen auch eine Entwicklungshilfe für Jena geleistet

hat. Kann man sagen, dass diese Entwicklungshilfe nun abgeschlossen ist?

Ich glaube das ist abgeschlossen. Erlangen hat auch nicht so viel Geld geben können, dass

man jetzt sagt, da sind Millionen geflossen, was auch nicht der Fall war. Sondern sie haben

viel Hilfe zur Selbsthilfe gegeben, also sie haben auch einmal ein Müllauto ausgemustert,

das kam nach Jena, dann noch einen Krankenwagen, so was gab es auch, aber im

Wesentlichen haben sie beim Aufbau der Stadt durch „Know-How-Transfer“ geholfen, also

dass sie uns bei dem Aufbau der Verwaltung geholfen und beraten haben und so weiter.

Und das hat sich jetzt auf der einen Seite abgeschlossen, auf der anderen Seite hat sich das

ein bisschen umgedreht. Ich freue mich dann immer, wenn die Erlanger kommen und sagen,

„Mensch, ihr hab ja so einen tollen Jugendtheaterclub“, wie macht denn ihr das, erzählt uns

doch mal, bei euch läuft das auch irgendwie besser. Und plötzlich ist Jena in der Situation

nach 20 Jahren, eben auch in seiner bestpraktischen Erfahrung weiterzugeben und das freut

einen dann auch, dass man quasi auch wieder was zurückgeben kann.

Also sehen sie das als erfolgreiches Beispiel dafür an, dass es auch wirklich geschafft

werden kann, dass man Städte auf Augenhöhe bringen kann und der Austausch praktisch

auf Augenhöhe geschieht.

Genau. Also wir werden in manchen Dingen schon fast bewundert von Erlangen, weil wir,

also Jena erfolgreich ist, wir haben eine sehr solide Haushaltspolitik, wir bauen Schulden ab,

wir haben geschlossene Haushalte jedes Jahr und die Entwicklung des Schulsystems ist

hervorragend und oft sagen die Erlanger dann, „Mensch, also wie ihr das hinkriegt, dass

bewundern wir wirklich“, und dann merkt man, dass man mit der Hilfe von Erlangen auch ein

ganzes Stück weit gekommen ist.

Kann man schon fast davon sprechen, dass es eine der erfolgreichsten Ost-West-

Beziehungen ist?

Mit Sicherheit, würde ich das so sagen. Also es ist wirklich so, ich frage auch immer mal

meine Kollegenbürgermeister, die ich bei verschieden Anlässen treffe, z.B. am Städtetag, wo

die denn Ostdeutsche oder Westdeutsche Partnerstädte haben und ein paar tauchen dann

auf, aber die Meisten laufen dann gar nicht mehr. Das war bis zehn Jahre nach der Wende

ungefähr so, aber so wie das mit Erlangen und Jena ist, ist das irgendwie ein

Glücksumstand, das läuft sehr gut, es gibt ein tiefes Vertrauensverhältnis, wir machen zum

3. Oktober das eine Jahr in Erlangen, das andere in Jena einen gemeinsamen Tag zum Tag

der deutschen Einheit und das läuft sehr gut.

36

Wie kam es nach der langen Kontaktpause zwischen Porto/ Berkeley und Jena wieder zur

Kontaktaufnahme?

Das ist eine eigenartige Geschichte, die lohnt sich mal kurz erzählt zu werden. 1988 sind

einige Menschen aus dem damaligen Jena unter DDR-Bedingungen nach Berkeley

gekommen, durchaus Leute die hier zum herrschenden System gehörte, also der SED

angehörten und Staatsnah waren. Ganz genau habe ich es nicht rekonstruieren können, wie

die Idee dort genau entstanden ist, aber Fakt ist, dass man 1988 mit Bürgern in Berkeley

gesprochen hat, ob man nicht eine Partnerschaft zwischen Berkeley und einer Stadt „Behind

the iron curtain“, also „hinter dem Eisernen Vorhang“ auf den Weg bringt. Berkeley ist ja seit

den 60er Jahren eine sehr liberale Stadt und eine sehr demokratische Stadt, also 95%

haben Obama gewählt, also ist es fast eine grün-liberale Stadt, wenn es das gibt. Der jetzige

Stadtrat hat z.B. beschlossen, dass die amerikanischen Soldaten nicht nach Berkeley rein

dürfen, das muss man sich einmal vorstellen. Also sie waren schon immer so ein bisschen

links. Insofern auch interessiert an einem „DDR-Jena“. Ein Jahr später also 1989 hat dann

der Stadtrat in Berkeley offiziell eine Partnerschaft am 27. Juni 1989 beschlossen. Dann kam

hier die Wende und irgendwie ist es nicht genehmigt worden oder es ist in Vergessenheit

geraten. Kurzum, über viele Jahre wusste, jedenfalls offiziell, hier in Jena, weder mein

Amtsvorgänger noch ich das so richtig, dass es dort eine Partnerschaft gibt. Und erst als vor

einigen Jahren sich ein Universitätsaustausch zwischen Berkeley und Jena entwickelt hat

und Professoren hier nach Jena zurückkamen und sagten, „Die fragen uns immer nach

unserer Partnerstadt, wir können aber nichts sagen. Was ist denn da los?“, sind wir praktisch

auf den Trichter gekommen, dass da was ist und wir haben den Stadtratsbeschluss aus dem

Internet rausgezogen und haben festgestellt, dass wir seit fast 20 Jahren „verheiratet“ sind,

ohne es je gemerkt zu haben. Und dann habe ich versucht mit Berkeley Kontakt

aufzunehmen, das hat ein bisschen gedauert, bis das in die Gänge kam. Dann haben wir im

letzten Jahr einen Stadtratsbeschluss gefasst, bei dem der Beschluss zur

Städtepartnerschaft auch von der Jenaer Seite gefasst worden ist und da bin ich Anfang

Januar nach Berkeley gefahren und habe das unterschrieben. So ist jetzt die Partnerschaft

nun endlich auch zur Erfüllung gekommen.

Ruht die Beziehung zu Porto weiterhin oder gibt es inzwischen wieder erste Kontakte?

Es gibt wieder Kontakte, auch diese Partnerschaft ist mehr oder weniger zufällig bekannt

geworden, ich habe, auf der Suche nach früheren Goldenen Büchern der Stadt, ein

Gästebuch gefunden, ein ziemlich großes im Archiv, das habe ich mal durch geblättert und

da ist ein Eintrag von einer Delegation aus Porto vom Oktober 1984 drin, in der steht: „Wir

bedanken uns nochmal das die Partnerschaft jetzt beschlossen worden ist und tun alles um

diese auszufüllen.“ Das ist dann offenbar in DDR-Zeiten nicht weiter verfolgt wurden und in

37

Vergessenheit geraten. Wir haben inzwischen mit der Stadtverwaltung Porto Kontakt

aufgenommen. Es gibt auch eine kleine Gruppe von Portugiesischen Bürgern in Jena die

insbesondere sich die Pflege der portugiesischen Sprache sich auf die Fahnen geschrieben

haben. Das ist jetzt eines meiner nächsten Ziele, dass wir den Bürgermeister von Porto

hierher einladen und dass man versucht diese Partnerschaft zu einer wunderschönen Stadt

in Portugal, Porto ist eine der schönsten Städte in Europa, auch zu beleben. Und ich denke

dann reicht es auch erst mal. Dann haben wir mit sieben offiziellen Partnerschaften und zwei

Kooperationen ein gutes Maß erreicht. Vielleicht sollte ich noch ein kurzes Wort sagen zu

dem Unterschied zwischen Partnerstädten und Kooperationen. Mit Kanton (Panyu) und

Wladimir haben wir nur eine Kooperationsvereinbarung, das ist praktisch ein geringerer

Status. Das ist so wie bei der Verlobung und der Hochzeit, die Kooperation ist die Verlobung

und die Hochzeit ist dann sozusagen die vollzogene Partnerschaft. Zu Wladimir halten wir

gemeinsam mit Erlangen Kontakt, den das war auch Wunsch von Erlangen.

Sie hatten vorhin schon erwähnt dass die Beziehung zu Beit Jala eine Dreiecksbeziehung

mit Aubervilliers ist. Was hat sie dazu bewogen die Städtepartnerschaft mit Beit Jala

einzugehen?

Also ich bin ja von Haus aus eigentlich Pfarrer. Ich habe in den 90er-Jahren dreimal eine

Israelreise organisiert, mit Leuten aus meiner Gemeinde, die war auch öffentlich

ausgeschrieben. Von 40 Leuten sind dann 20 Gemeindemitglieder und 20 Leute aus der

Stadt, die sich interessiert haben, mitgekommen. Wir haben bei diesem Besuch auch die

autonomen Gebiete besucht und haben dort Kontakte nach Bethlehem und Beit Jala

geknüpft, diese Kontakte gehen bis auf 1995 zurück. Da ist ein Freundeskreis entstanden,

von Menschen die dort ein Kinderheim unterstützt haben. Die Junge Gemeinde Stadtmitte

fährt da immer mal hin. Ich hab dann später Kontakt zu dem Bürgermeister bekommen, ich

kenne einen Pfarrerkollegen recht gut dort, dort gibt es auch ein christliches Hotel, eine

christliche Schule (Talitha Kumi), eine sehr interessante Schule, viersprachig: Deutsch,

Englisch, Hebräisch, Palästinensisch. Da ist über viele Jahre wirklich etwas gewachsen.

Meine Vision war von Anfang an, dass man sich um den Frieden im Nahen Osten auf

kommunaler Ebene mit kümmern kann, damit es gelingt israelische und palästinensische

Städte zusammen zu bringen. Die Idee war eine Israelische und eine palästinensische Stadt

zu gewinnen. Das soll mit Aubervilliers zusammen geschehen, dass wir als vier Partner ein

stabiles Gebilde darstellen und auf Kommunaler Ebene miteinander kommunizieren und

Friedensarbeit leisten. Das ist ein langer Weg und nicht ganz einfach. Wir haben jetzt auch

eine konkrete Idee auch mit einer israelischen Partnerschaft, aber im Augenblick ist es noch

ein bisschen schwierig zwischen Israel und Palästina zu vermitteln, wie es natürlich

Verletzungen und Verwundungen gibt und Vorurteile auf beiden Seiten aber ich bin da

38

zuversichtlich das wir das schaffen. Warum eine palästinensische Stadt? Weil die

Palästinenser auch in der schwächeren Situation sind, aus meiner Sicht und weil ich denke

man muss dort helfen, unterstützen, auch moralisch unterstützen, nicht gegen Israel sondern

auf der Basis: Es kann Israel nur gut gehen wenn es Palästina gut geht und es kann

Palästina nur gut gehen wenn es Israel gut geht. Das bedingt einander. Wenn man dazu aus

der Ferne bisschen was beisteuern kann find ich das sehr wichtig.

Also ist es auf längere Sicht in Planung auch eine israelische Partnerstadt zu gewinnen?

Ja. Es gibt sogar schon konkrete Gespräche.

Welche Stadt wäre das?

Eine gemeinsame Idee von Jena und Aubervilles ist, eine Stadt in Galliläa, das ist Bilboa,

eine kleinere Stadt, die ist nicht so groß wie Jena, aber sie scheint geeignet zu sein und da

gibt es auch eine gewisse Offenheit, wir sind jetzt gerade in den Verhandlungen, die laufen

über Aubervilles. Es gibt noch zwei andere Städte, die als Idee im Gespräch sind. Das sind

Jaffa und Shaffa Uhm im Norden Israels. Jaffa gehört zu Tel-Aviv, das ist nicht ganz einfach

weil es quasi keine selbstständige Stadt ist, sondern ein Stadtteil, aber ich bin da guter

Hoffnung das wir es in den nächsten 1 – 2 Jahren geschafft haben eine offizielle

Partnerschaft zu bekommen, der auch beide Seiten zustimmen, denn das ist wichtig.

Also wäre dann auch die Planung das Aubervilliers auch gleichzeitig eine Partnerschaft mit

der Stadt schließt?

Ja, also dass wirklich vier Partner, jetzt sind es drei Jena, Aubervilliers und Beit Jala, dass

dazu als vierte eine israelische Stadt dazu kommt. Dann kümmern sich zwei europäische

Städte um die beiden Städte im Nahen Osten.

Abgesehen von dieser Vierecksbeziehung oder anderen Beziehungen, es gab auch eine

Anfrage von einer albanischen Stadt, Kamza. Die wurde von der Stadt Jena abgelehnt.

Warum?

Ich bekomme pro Jahr 10 bis 20 Anfragen für Städtepartnerschaften. Es gibt zum Beispiel

achtmal Jena in den USA, davon haben schon mindestens drei angefragt. Außerdem gibt es

Anfragen aus Neuseeland, Japan, Australien und vielen anderen Ländern. Wenn man

danach ginge, dann hätten wir schon fünfzig Partnerstädte, das ist natürlich überhaupt nicht

zu leisten. Insofern ist der Begriff „Ablehnung“ nie so zu verstehen, dass wir jemanden

schroff zurück weisen oder sagen: „Die wollen wir nicht.“. Es ist einfach der Tatsache

geschuldet, dass es zu viele sind. Das kennen Sie ja auch: Wenn man fünfzig Freunde hat,

kann man sich nicht um alle so kümmern, als wenn man vier Freunde hat. Dann ist man

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eben einfach enger zusammen und kann intensiver was machen. Deswegen war es immer

die Meinung meines Amtsvorgängers, das ist auch meine Meinung: „Lasst uns die Zahl der

Städtepartnerschaften nicht zu groß werden, damit wir wirklich auch das leisten können.“

Aber es gibt unterhalb der Ebene Partnerschaft vielfältige Möglichkeiten der

Zusammenarbeit, ohne dass man jetzt gleich offiziell eine Partnerstadt ist. Es gibt

Kooperationsverträge und Einzelhilfsaktionen. Mit Kamza (Albanien) laufen einige

Hilfsprojekte und Kooperationen.

Das ist noch kein Kooperationsvertrag?

Nein. Kamza ist so, dass wir auf der Ebene der Berufsschulen unterstützen, auf der Ebene

der überbetrieblichen Ausbildungsgesellschaft, also wir helfen im Bildungsbereich. Der

Bürgermeister Schenker ist schon zweimal dort gewesen und hat sich das angeguckt, das

werden wir auch weiter tun und schauen was im Rahmen unserer Möglichkeiten geht.

Kamza war ein bisschen aufdringlich. Beim letzten Mal sind die hier gleich mit einem

Fernsehteam aufgetaucht und haben eine deutsche und eine albanische Fahne auf den

Tisch gestellt. Dann sollte irgendetwas unterschrieben werden, dass so aussah, als würden

wir jetzt einen Vertrag unterschreiben. Dann wurde gleich die Kamera draufgehalten. Das ist

dann alles ein bisschen schwierig, da muss man aufpassen, wir haben uns da etwas genötigt

gefühlt. Da muss man ein bisschen behutsam sagen: „Passt mal auf! Wir sind hier

aufgeschlossen und gucken mal was geht. Wir können an der einen oder anderen Stelle

unterstützen aber bitte alles mit der Ruhe!“ Also Beit Jala hat 16 Jahre gedauert bis wir eine

Partnerschaft geschlossen haben. Ich denke das ist auch ok, dass man erst mal guckt, ob

man zusammenpasst und was kann man zusammen machen bevor man einen Vertrag

schließt. Das ist wie bei der Partnerwahl: Ein „one night stand“ bringt dann vielleicht eher

Probleme.

Fragen dann auch Städte an, die gar keinen Kontakt mit Vereinen in Jena haben oder gar

keine Gemeinsamkeiten mit Jena besitzen?

Ja, aber es ist sehr unterschiedlich, zum Beispiel eine koreanische Stadt, Soumi, wollte

gerne eine Partnerstadt Jenas sein, weil sie auch High-Tech haben und sich gut entwickeln.

Die interessieren sich in Asien natürlich sehr für unsere Innovationen im optischen und

photonischen Bereich. Vielleicht mit der leisen Hoffnung das eine oder andere abkupfern zu

können, das trifft vor allen Dingen für China zu, da muss man auch ein bisschen gucken.

Hamamazu, aus Japan will auch gern mit Jena eine Partnerschaft eingehen, weil die auch

viel optische Industrie haben. Also es gibt in aller Regel irgendetwas Vergleichbares.

Entweder ist es der Name oder die Industrie oder die Universität oder bestimmte

Bedingungen. Wir gehen damit aber immer erst mal bisschen vorsichtig um und sagen: „Ok,

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wir gucken mal, wir beschnuppern uns mal, wir schicken mal jemanden hin oder laden Leute

ein und gucken ob das Interesse anhaltend ist.“ Das muss man immer Schritt für Schritt

sehen. Also ich schließ es auch nicht aus, dass wir noch eine Partnerstadt bekommen, also

Israel habe ich ja schon genannt, das ist gewollt, das steht auch im Stadtratsbeschluss. Das

kann sich noch ein bisschen weiterentwickeln, aber man sollte immer auf dem Teppich

bleiben.

Würden sie jetzt sich auf eine maximale Anzahl von Partnerstädten festlegen?

Also wir sind jetzt bei sechs aktiven, die siebte ist Porto und zwei Kooperationen, macht

neun. Ich würde wirklich sagen zehn Partnerschaften wäre das absolute Maximum. Erlangen

hat, bei ähnlicher Größe, zehn Partnerstädte von denen aber nicht alle aktiv sind und nicht

alle Partnerschaften richtig funktionieren. Also zehn wäre die absolute Obergrenze. Mehr ist

nicht sinnvoll. Aber es gibt viele Gruppen die haben ihre Kontakte, zum Beispiel nach

Südafrika, nach Botswana, nach Nepal, nach Tschernobyl, in die Ukraine oder nach

Weißrussland. Es ist unbestritten, dass andere auch ihr Partnerschaften führen können, es

gibt den internationalen Bund, das ist ein freier Träger. Es läuft insgesamt noch viel mehr, als

die offiziellen Städtepartnerschaften.

Würden sie der These zustimmen, dass je mehr Städtepartner eine Stadt hat, desto weniger

kann die Kontaktpflege zu einzelnen Städtepartnern betrieben werden?

Das würde ich so sagen. Es kostet ja alles Zeit, Kraft und nicht zuletzt auch Geld und

deswegen ist es mir immer lieber man hat eine Zahl, die man „beherrschen“ kann und wo

man wirklich eine Partnerschaft ausfüllen kann. Von einer proforma-Partnerschaft hat

niemand etwas.

Also kommt es auch auf die Qualität der Partnerschaft an?

Auf jeden Fall.

Welche sind, ihrer Meinung nach, die besten Partnerschaften, nach Erlangen?

Wie gesagt: San Marcos, nicht nur wegen der Aktivität, sondern weil das wirklich

mustergültig läuft. Der Eine Welt e.V. fährt sechs bis sieben Mal pro Jahr dort hin. Ich selber

fahre alle drei Jahre bzw. war jetzt im Abstand von zweieinhalb oder drei Jahren dort. Aber

dazwischen läuft auch sehr viel. Lugoj und Aubervilliers sind auch relativ aktiv. Aber am

intensivsten oder am besten sind San Marcos und Erlangen. Berkeley wird gerade erst

aufgebaut, zu Aubervilliers herrscht ein völlig normales spannungsfreies Verhältnis, wie es

zwischen Franzosen und Deutschen heute auch „Gott sei Dank!“ der Fall ist. Also völlig nach

dem Motto: „Business as usual“. Nach Lugoj herrscht eigentlich auch ein völlig

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Spannungsfreies Verhältnis und nach Beit Jala sind wir dabei, das auch noch ein bisschen

zu entwickeln. Da gibt es zum Beispiel einmal im Jahr zum Weltfriedenstag ein

gemeinsames Kulturfestival mit Aubervilliers und Jena.

Apropos Kulturfestival, gibt es in Jena eventuell auch Veranstaltungen, um die Bürger zu

informieren?

Das ist eine sehr gute Frage. Wir haben jetzt wieder vor, nachdem wir in Berkeley waren, zu

einem öffentlichen Bürgerabend einzuladen. Wo man diese Reise auswertet, ich fahr ja oft

mit einer Delegation, in Berkeley waren wir dreizehn Leute, in China sind wir auch schon mit

fünfzehn Leuten gewesen. Bei so einem Abend werden Bilder gezeigt, es wird berichtet, es

wird über Projekte informiert. Dann können Bürger auch ihr Interesse anmelden und sich

engagieren, das ist eine Möglichkeit. Man kann sich auch über die Website der Stadt

informieren. Man kann auch hier in meinem Büro anfragen, man kann sich über die Vereine

informieren, wie zum Beispiel den Eine Welt e.V. Ich wünschte mir sogar, dass es ein

bisschen gelingt den Eine Welt e.V. zum Koordinierungs e.V. für alle Partnerschaften zu

machen, soweit das geht. Also mit städtischer Unterstützung. Da kann man natürlich

öffentlich ganz gut informieren. Im Internet werden wir Berichte einstellen und auch

Informationen über die Partnerstädte. Das wird ab Herbst dann auch besser, wenn wir zwei

Mitarbeiterinnen haben.

Jena ist außerdem in verschiedenen Städtebündnissen, zum Beispiel im Bund der

Napoleonstädte. Was passieren dort für Aktivitäten?

Das ist ein Bund mit Städten auch sechs Ländern mit mittlerweile fünfzig Städten. Da gibt es

eine jährliche Hauptversammlung bei der die Städte sich treffen und über gemeinsame

Vorhaben beraten. Es gibt eine NapoleonCard mit der man in den Mitgliederstädten in

bestimmten Hotels und bei bestimmten Angeboten Rabatte bekommt. Es gibt eine geplante

Sommerakademie, bei der man über Fragen der Europäischen Union zusammenarbeitet, mit

Jugendlichen und Studenten. Es gibt Kreuzfahrtangebote, es gibt den Napoleonweg.

Napoleonweg heißt, dass man durch Europa eine Art touristischen Pfad entwickelt hat. Es

gibt auch gemeinsame Ausstellungsprojekte über Napoleon, das bedeutet über die Einigung

Europas. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit zwischen den einzelnen Städten

Jugendaustausch zu machen, da hat man mit einer italienischen Stadt ein Soccerturnier

gemacht. Solche und ähnliche Geschichten laufen da auch.

Können sie sich vorstellen, einmal alle Partnerstädte von Jena an einen Tisch zu bringen?

Ja, das gab es auch schon: zu zwanzig Jahre Deutsche Einheit 2010 haben wir am 3.

Oktober aus allen Partnerstädten Delegationen eingeladen. Das sind Dinge die man machen

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kann, es hat aber immer Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, wenn man alle an einem Tisch

hat, sieht man, wen es so gibt und was man gemeinsam machen kann. Es hat den Nachteil,

dass man sich um die einzelnen Delegationen nicht so intensiv kümmern kann. Das ist

genauso, wie wenn man ein Haus voller Gäste hat, es ist manchmal besser wenn man

weniger Gäste hat, um die man sich intensiver kümmern kann. Es gibt Jugendprojektideen,

zum Beispiel die Bewegungsküche. Die Amira Shemais plant jetzt, dass ein Tanzprojekt mit

allen Partnerstädten via Skype gemacht wird, wo alle zur selben Zeit durch die Gegend

hüpfen und Breakdance und solche Geschichten machen. Da hoffe ich, dass das gelingt. Da

kann man junge Leute auch auf eine ganz pfiffige Art zusammen bringen. Man muss aber

immer gucken was bei solchen Projekten sinnvoll ist, es ist nicht immer sinnvoll alle

zusammen zu bringen, denn es ist ja so: Von Jena aus haben wir zu allen eine gleiche

Beziehung, Beit Jala hat auch zu Aubervilliers eine Beziehung, aber San Marcos kann mit

Lugoj nicht viel anfangen. Die können dort vielleicht etwas entdecken. Aber um zum Sinn der

Frage zurück zukommen, es gibt auch den Effekt das man mit Partnerstädten unserer

Partnerstadt direkt in Kontakt kommen, zum Beispiel hat San Marcos eine Partnerstadt in

Holland (Helmond) und in der Schweiz (Biel). Mit Helmond und Biel hätten wir normalerweise

nichts zu tun, aber über San Marcos haben wir uns quasi kennengelernt, in San Marcos und

ich habe nachdem ich in San Marcos festgestellt habe, den fehlt noch eine lokales Radio und

die Nicas hören halt gerne Radio. Da hatten wir die Idee, dass wir es unbedingt schaffen

müssen, dass San Marcos ein eigenes Radio bekommt. Dann hab ich mich mit Helmond und

Biel zusammengesetzt und wir haben uns gefragt bekommen wir das gemeinsam hin und wir

hatten nach einem Jahr 35.000 Dollar und jetzt hat San Marcos ein eigenes Radio, das sich

auch selber trägt. Auf diesem Projekt sind auch sehr nette Beziehungen zwischen Jena und

Helmond und Jena und Biel entstanden.

Also nicht in Richtung Kooperation, sondern nur gelegentliche Hilfe?

Ja. Nach dem Motto: „Deine Freunde können auch meine werden.“

Wie werden Projekte, zum Beispiel Jugendlager finanziell unterstützt?

Die Stadt unterstützt fast immer mit einem gewissen Betrag und erwirbt zusätzlich Geld von

Dritten, zum Beispiel der Sparkasse.

Wir bedanken uns für das aufschlussreiche Interview!

Dr. Albrecht Schröter hat uns im Rahmen des Gespräches bestätigt das wir das Interview

öffentlich verwenden und darauf Bezug nehmen dürfen.

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9.4.2 Theresa Popp, Eine-Welt-Haus e.V.

Jena, der 20.03.2012

Interview geführt von Daniel Köhler, David Krause & Lukas Spantzel

Was macht für Sie eine gute Städtepartnerschaft aus?

Also für mich ist eine gute Städtepartnerschaft bestimmt durch die Intensität des

Kulturaustausches. Erst mal ist das gegenseitige Kennenlernen, um die Kulturen beider

Länder zu verstehen, sehr wichtig. In Bezug auf Nicaragua ist dies natürlich sehr schwierig,

weil die Entfernung beider Städte sehr groß ist, was dazu führt das der Austausch nicht

immer so stattfindet wie man es gerne hätte. Doch wichtiger ist auf Unterschiede, aber auch

auf Gemeinsamkeiten zu achten, um von beiden Seiten zu lernen. Die Politik spielt auch eine

Rolle, da sich Kulturen auch immer mit der Politik eines Landes entwickeln.

Wie kam es zur Gründung des Eine-Welt-Haus Jena e.V.?

Der Verein wurde erst nach der Wende gegründet, aber es gab schon zu DDR-Zeiten eine

Gemeinschaft, welche sich mit Nicaragua beschäftigt hat. Diese Gruppe hieß ‚El Camino‘,

und hatte sich in den 80er Jahren vor allem mit Hilfspaketen, zur Unterstützung der

Nicaraguanischen Revolution, engagiert. Zusätzlich kam es zu Bildungs- und

Gesundheitsprojekten, das heißt nachhaltige Unterstützung für Schulen und Krankenhäusern

in Nicaragua. Im Jahr 1991 kam dann der Gedanke einen Verein zu gründen für soziale

Projekte, vorerst nur in Lateinamerika, aber heute verstreut in die ganze Welt.

Ist der Eine-Welt-Verein, der einzige in Jena, welcher sich so intensiv für die Partnerschaft

einsetzt?

Ja, in Jena sind wir der einzige Verein, der sich mit solch hoher Intensität, für solche Projekte

einsetzt.

Macht Sie das nicht traurig, dass es nur einen Verein in Jena gibt, der solches Engagement

zeigt?

Ja natürlich, denn wie schon gesagt, so eine Städtepartnerschaft hat auch eine gewisse

gegenseitige Verantwortung, deswegen ist für mich dieser Kulturaustausch sehr wichtig.

Welche Unterstützung erhalten Sie dabei von der Stadt Jena?

In den letzten Jahren ist die Unterstützung deutlich gestiegen, besonders mit sozialen

Projekten für Umwelt und Bildung hat sich die Stadtverwaltung beschäftigt, natürlich auch für

Nicaragua und San Marcos. Dazu kommt das in den letzten Jahren durch den Stadtrat

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entschieden wurde auch Geld für die Partnerstädte abzuspeisen, damit kommt es auch zu

einer finanziellen Unterstützung. Ich sehe das als Erfolg für unsere Arbeit an, zwar hat es

lange gedauert, aber immerhin.

Sind diese Unterstützungen rein finanziell?

Ja eigentlich sind diese Unterstützungen rein finanziell, aber es gibt noch moralische

Unterstützung für unsere Arbeit. Zudem kommen auch Spenden von Bürgern der Stadt,

welche uns helfen unsere Projekte durchzusetzen.

Vor einem Monat hatten wir ein Interview mit dem Oberbürgermeister, welcher uns mitteilte,

dass noch mehr Aktionen und Projekte über Ihren Verein abgewickelt werden soll. Ist das

auch in Ihrem Interesse?

Ja, im Prinzip schon, denn wie der Name schon sagt ‚Eine-Welt-Haus‘, da kann es nicht nur

in eine Richtung gehen, sondern weltweit. Da wir gute Arbeit leisten, vor allem auch

transparent, ist das Bestätigung und Ehre zugleich, neue Projekte in Angriff zu nehmen.

Wie finanziert sich der Verein außerhalb der Fördermittel von der Stadt?

Die Finanzierung läuft hauptsächlich durch Spenden oder durch private aber auch politische

Stiftungen. In Jena gibt es außerdem so ca. 150 Familien die in Nicaragua Patenschaften

übernehmen.

Haben diese Spenden der Jenaer Bürger wirkungsvolle Effekte?

Ja ich denke, dass es in Jena schon eine große Spendenbereitschaft vorhanden ist.

Planen Sie weitere Städtebeziehungen, welche der Verein aufbaut, außerhalb der Politik?

Geplant sind eher keine neuen Städtebeziehungen, da zum Beispiel die vor kurzem

geschlossene Städtepartnerschaft mit Bait Jala über uns laufen wird, und mehr können wir

dann auch nicht realisieren.

Wie steht es um das Interesse der Jenaer Bürger?

Ja, das kommt natürlich auch immer auf das Projekt an, zum Beispiel mit Bildungsprojekten

erweckt man das Interesse von Schülern, Eltern und Lehrern. Es bildet also immer auch auf

das Spektrum der Projekte die Grundlage für Interesse. Ein weiterer Punkt, ist der Eine-Welt-

Laden, welcher mit einer breiten Produktpalette aus den verschiedensten Ländern dieser

Welt, natürlich auch gefragt ist, und zusammen mit Vorträgen über unsere Projekte und

Produkte das Interesse erzeugt. Zusammengefasst es gibt schon eine gewisse Anfrage an

uns, was vor allem auch an der Transparenz unseres Vereins liegt.

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Wie könnte noch mehr Eigeninitiative von den Bürgern erreicht werden?

Ich würde mich freuen, wenn die Politiker sich mehr für uns einsetzen könnten, zum Beispiel

auch in den Debatten mehr über uns Projekte zu berichten. Auch von der Presse, welche

eine große Rolle spielt, kommt meiner Meinung nach zu wenig, muss ich ehrlich sagen. Wir

müssen dabei immer hinterherlaufen, es war geplant viele Berichte über Projekte aus

Nicaragua von Leuten, welche ihren Freiwilligendienst in San Marcos machen, über die

Presse zu publizieren, doch es scheint nicht attraktiv genug zu sein. Obwohl so etwas

eigentlich sehr wichtig ist um zu sehen: „Wie lebt man in der Partnerstadt?", oder: „Wo fließt

meine Spende vor Ort hin?“. Genau deshalb wünsche ich mir noch mehr Publikation von

Politik und Presse für unsere Arbeit.

Wie sehen sie ihre Arbeit in San Marcos?

Wir haben dort einen Partnerverein, welcher dort die Geschäfte abwickelt, doch alles

transparent, so dass die Resonanz für unsere Arbeit sehr gut ist. Es hat natürlich ein paar

Jahre gedauert bis man anerkannt und respektiert wird, aber nun ist man sehr dankbar für

unsere Arbeit. Dabei wird natürlich auch immer der Dialog mit den Bürgern vor Ort gesucht,

um zu erfahren was die Bürger sich für Projekte und Veränderungen wünschen. Für uns ist

es ein Glück, das pro Jahr so mind. 3-4 Freiwillige aus Jena uns an der Arbeit und den

Projekten direkt in San Marcos unterstützen. Vor allem im Bildungssektor hat sich einiges

getan, durch Schulpartnerschaften und den Bildungsprojekten. Wir sind jetzt sogar soweit,

dass Schulen dort selber Projekte entwickeln und von uns keinen Anschub mehr brauchen.

Ähnlich positive Entwicklungen gibt es im Umweltsektor. Dadurch ist die Städtepartnerschaft

zu Jena in San Marcos selbst schon sehr bekannt. Besonders nach dem Einrichten eines

Radiosenders mithilfe von Jena, ist Popularität dieser Partnerschaft enorm gestiegen.

Das Radioprojekt, was Sie gerade angesprochen haben, bezieht sich direkt auf San Marcos,

gibt es auch Hilfeleistungen oder Projekte für das gesamte Land Nicaragua?

Eher nicht, aber man könnte sagen indirekt, über unsere Maßnahmen in San Marcos in den

Bereichen Bildung, Gesundheit und Umwelt, hilft man auch dem ganzen Land, und zeigt wie

es gehen kann die Lebensqualität zu erhöhen.

Können Sie uns zukünftige Projekte vorstellen?

Sehr bald, so in den nächsten Monaten, beginnt der Bau einer Biogasanlage, welche eine

große Bedeutung für San Marcos besitzt, und auch mit 70.000 Euro schon ein großes

Volumen einnimmt. Dazu werden extra 2 Arbeiter der Anlage aus Nicaragua nach Jena

kommen für eine Weiterbildung, um Entwicklung und Betrieb dann in San Marcos zu

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gewährleisten. Dazu kommen noch kleinere Projekte wie der Bau einer Tischlerei für

Jugendliche, damit die Perspektive auf Arbeit nach der Schule steigt. Des Weiteren gibt es

auch Pläne für eine Nähwerkstatt speziell für Mädchen. Ein Grund für diese, auf Jugendliche

ausgerichteten, Angebote sind auch die hohen Zahlen derer welche die Schule für eine

Arbeitsstelle abbrechen müssen, nun soll man beides verbinden können.

Wie viele Personen aus Deutschland sind bei dem Projekt zu der Biogasanlage wirklich vor

Ort?

Es sind keine Personen direkt vor. Es werden nur mehrere Leute aus Nicaragua hier in

Deutschland ausgebildet, damit sie die Biogasanlage in Nicaragua selber aufbauen und

bedienen können. Es gibt auch dort die Möglichkeit, dass auch die privaten Betriebe etwas

davon lernen. Vor 2 oder 3 Jahren wurde schon einmal ein bisschen mit Leuten von den

Stadtwerken darüber gesprochen und ein bisschen geplant. Aber der Sinn soll ja letztendlich

nicht sein, dass Leute von hier nur dorthin gehen sondern die Menschen aus Nicaragua

sollen auch was dabei lernen.

Was würden sie jetzt zu dem Vorwurf sagen, dass es nur eine Einbahnstraßenpolitik ist und

dass eigentlich nur San Marcos von der Partnerschaft profitiert.

Das ist eine schwierige Sache. Ich denke, wir können das nicht immer so hinbekommen. Wir

sind froh, dass sich Schulen beteiligen, dass jugendliche Leute zu uns kommen und sagen,

dass sie dahin gehen und mitarbeiten wollen. Das ist schon für uns eine große Hilfe, denn

nicht jeder geht auch einfach mal in ein anderes Land. Nicht jeder ist dafür geschaffen, aber

ich würde mir noch wünschen, dass mehr Leute dazu kommen. So dass es nicht nur eine

Einbahnstraße ist. Im Prinzip lernt man von uns auch was. Ich denke wir haben schon was

anzubieten, was wir aber nicht so einfach durch Materialien machen können, so wie ihr bei

uns. Einerseits kann man die Sprache ein bisschen lernen, dann die Gelassenheit, die wir

manchmal haben.

Das hat uns auch schon der Oberbürgermeister gesagt, dass er eine ganz andere Kultur

vorgefunden hat und dass ihm die Herzlichkeit und Gelassenheit dort sehr gefallen hat.

Sowas kommt schon teilweise von uns, aber ich wünsche mir, dass noch mehr in der

Richtung kommt. Ich denke aber trotzdem, dass diese Partnerschaft zu San Marcos schon

relativ gut ist, was die Arbeiten angeht.

Denken sie, dass es, auch wenn die Popularität der Partnerschaft steigt, das alles auch in

einem größeren Umfang durchgeführt werden kann? Denn die Entfernung nach Nicaragua

ist schon sehr groß und ein Flug dorthin wäre ja schon relativ teuer.

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Ich denke schon. Man sieht zwar, dass die Entfernung sehr groß ist und man nicht immer

alles erreichen kann, was man will. Heutzutage sehe ich das allerdings nicht mehr so.

Vielleicht kommt das auch teilweise durch die Technik. Man kann zum Beispiel einmal

wöchentlich per Skype telefonieren, so dass einem die Entfernung nicht mehr ganz so groß

vorkommt. Trotzdem lohnt es sich auf jeden Fall.

Fragen auch in San Marcos jüngere Personen an, ob sie in Deutschland eine Ausbildung

machen oder studieren können?

Ja, das wird oft angefragt. Es ist im Prinzip ein hin und her. Ich weiß nicht, ob ihr das

Weltwärts-Projekt kennt. Es ist ein sehr schönes Projekt bzw. Programm. Da hat es auch

schon Diskussionen gegeben. Das ist auch ein Beweis für diese Einbahnstraße. Man hat

dieses Programm geschaffen, um jugendlichen Leute von hier dort hin zu schicken und

ihnen ermöglichen, dass sie mal eine andere Kultur kennenlernen. Man versucht angeblich

eine gleiche Augenhöhe zu erreichen, aber man erreicht diese natürlich nicht, solange die

jungen Leute von dort nicht hier die Erfahrung machen können. Man wird nie eine

Augenhöhe erreichen können, das ist meine eigene Kritik daran. Man kann nicht sagen, dass

solche Programme für beide Seiten von Vorteil sind. Leider ist das nicht so, weil die

Möglichkeiten für die Jugendlichen von dort hier her zu kommen, sehr klein sind, fast

unmöglich. Und das ist die Diskussion, die momentan innerhalb dieses Weltwärts-Projekts

stattfindet. Es gibt auch schon Projekte und Konzepte, in denen man als Pilotprojekt

versucht, vielleicht so 600 Jugendliche hier her zu bringen. Es ist leider so: Die erste Frage,

die sich das Bundesministerium gestellt hat: „Was ist, wenn die Jugendlichen hier bleiben

wollen, was machen wir mit denen?“, welche natürlich gerechtfertigt ist, aber man kann

natürlich nicht mit diesen Punkt anfangen.

Sonst wird man nie weltoffen werden…

Ja genau.

Wir bedanken uns für das Interview!

Frau Theresa Popp hat uns im Rahmen des Gespräches bestätigt das wir das Interview

öffentlich verwenden und darauf Bezug nehmen dürfen.

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9.4.3 Peter Steger, Städtepartnerschaftsbeauftragter der Stadt

Erlangen

Erlangen, der 04.07.2012

Interview geführt von Daniel Köhler, David Krause & Lukas Spantzel

Was halten sie allgemein von der Idee der Städtepartnerschaft?

Für mich ist das wichtigste an einer Städtepartnerschaft das möglichst viele Menschen

einbezogen sind. Es soll zu dem kommen was man eine Bürgerpartnerschaft nennt. Das

niemand auf die Idee kommt zu sagen: „Das ist etwas für Funktionäre und Politiker. Das geht

aber mich nix an.“ Eine Partnerschaft hat erst dann Sinn wenn es Bürger gibt die Interesse

daran haben, egal ob es Schüler, Studenten oder Leute aus Kultur, Sport, Wissenschaft oder

Wirtschaft sind. Sie müssen auch selber die Möglichkeit haben Projekte zu erarbeiten,

Begegnungen zu gestalten, Treffen zu organisieren.

Unser Oberbürgermeister hat gesagt: „Für mich sind Partnerschaften auch wie Brücken,

über die dann die Menschen gehen können.“ Sehen sie das auch so?

Das ist ein schönes Bild. Genauso ist es, auch wenn wir viele Brücken erst bauen, wenn die

Bürger uns darauf aufmerksam machen. Es ist nicht so, dass wir hier alle Konzepte in der

Tasche hätten, dass entscheidende kommt wirklich immer von der Bevölkerung. Das sind

Anregungen von euch, von Schülern, von Musikern oder von anderen die eine Idee haben,

was man mit einer Partnerstadt machen könnte. Wir geben dann das Baumaterial dazu, die

Brücken müssen die Leute meistens selber bauen. Wir gucken das diese gut erhalten

bleiben, das dort das Fundament steht und helfen natürlich auch mit beim Bauen. Aber die

entscheidenden Anstöße müssen von der Bevölkerung kommen. Wir geben manchmal aber

auch Impulse wenn wir Jubiläen oder andere Höhepunkte wie Bürgerreisen haben oder wir

von der Politik aus bestimmte Schwerpunkte setzten wollen. Ansonsten ist das wirklich

entscheidende das was von der Bevölkerung kommt.

Was macht für sie eine gute Städtepartnerschaft aus?

Funktionieren muss folgendes: Es muss die Politik in beiden Städten wollen, das ist ganz

entscheidend. Entscheidend ist auch das sich die Oberbürgermeister gut verstehen. Wenn

die nicht mit einander können ist es sehr schwierig etwas aufzubauen. Gott lob! Das ist bei

Erlangen und Jena und bei unseren anderen Partnerstädten gegeben. Außerdem braucht es

noch zwei drei andere Elemente die nicht fehlen dürfen: Es muss jemand in der

Stadtverwaltung zuständig sein für so eine Partnerschaft, der sich dann auch wirklich

kümmert um den „Brückenbau und Brückenunterhalt“ um bei dem Bild zu bleiben. Es muss

mit dabei sein, eine Presse die offen ist für diese Partnerschaft, zumindest muss es immer

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mal wieder Berichte über das Geschehen innerhalb einer Partnerschaft geben. Sonst

erfahren die Leute zu wenig. Über das hinaus was die Presse tun kann sind wir auch selber

in der Pflicht möglichst viel Information nach draußen zu geben, wir haben zu allen unseren

Partnerstädten Informationsbroschüren. Außerdem habe ich zu allen unseren

Partnerstädten im Internet einen Auftritt angelegt, da werde ich euch dann auch kurz

porträtieren, mit eurem Projekt. (das Portrait findet man unter http://goo.gl/M7kiH). Für die

Partnerschaft mit Wladimir habe ich sogar einen eigenen Blog

(erlangenwladimir.wordpress.com) den ich täglich bediene um eben die Informationen immer

nach draußen zu geben und um in der Kommunikation mit den Leuten zu bleiben, es können

und wollen ja nicht alle hier jeden Tag bei mir auftauchen und sagen was sie jetzt machen

wollen. Vieles läuft dann eben auch über Internet. Es geht aber auch nicht ohne, und das ist

der letzte und entscheidende Punkt wenn es um die Bürgerpartnerschaft geht, ohne die

Bereitschaft von Vereine, Verbänden und Organisationen daran mit zu wirken. Wenn also

Kirchen, Gewerkschaften, Gesangsvereine und ähnliche Verbände nicht wollen, dann ist es

schwierig.

Das haben wir auch erfahren als wir den Oberbürgermeister interviewt haben. So beruhen

manche Städtepartnerschaften kaum auf den Bürgerbeziehungen sondern fast

ausschließlich auf Vereinsarbeit, zum Beispiel San Marcos.

Nun ein Blick in die Geschichte: Wann und von wem gab es in Erlangen die ersten Ideen

sich nach einer Partnerstadt in der DDR umzuschauen?

Die erste Idee kam von dem Stadtrat Claus Uhl schon im Jahr 1970. Auf seine Initiative hin

wurde im Stadtrat ein Beschluss gefasst, dass man mit einer Stadt in der DDR, in Thüringen,

möglichst mit Jena eine Städtepartnerschaft eingehen sollte. Das war damals alles noch sehr

utopisch und klang nach Wolkenschieberei, aber dahinter steckte wirklich die Überzeugung,

dass es zu einem Austausch kommen muss, dass Deutschland nicht ewig geteilt bleiben

kann und dass man, zumindest solange es geteilt ist, versuchen sollte möglichst viele

Verbindungen auf zu nehmen und dafür sind solche Städtepartnerschaften ideal geeignet,

weil sie die Menschen direkt auf der kommunalen Ebene zusammen bringen. Es ist wirklich

eine Idee gewesen von einer ganz konkreten Person, Claus Uhl, zusammen mit einigen

anderen, die dann gesagt haben „Es ist Jena das am besten zu uns passt, weil Jena von der

Struktur her, von der Geschichte her, wegen der Universität, wegen der ähnlichen

wirtschaftlichen Struktur, ganz gut zu uns passen würde.“

Das wurde auch neulich auf der Jubiläumssitzung des Stadtrates Jena angesprochen.

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Dort hat Jena ja auch den Claus Uhl ausgezeichnet, mit dem Eintrag ins goldene Buch, für

seine geschichtliche Leistung. Man kann sagen, dass es wirklich ein großer Verdienst von

ihm war.

War es dann besonders schwer die Führung der DDR von der Städtepartnerschaft zu

überzeugen?

Zunächst war es so, dass wir gar keine Antwort bekamen. Da war nichts mit Überzeugung.

Wir haben Briefe geschrieben über Jahre hinweg, ohne je zu wissen ob die überhaupt

angekommen sind. Es gab keine Eingangsbestätigung, Garnichts, geschweige denn, eine

Reaktion dahingehend: „Großartig, wir freuen uns.“ oder „Nein, lasst mal die Finger von uns,

wir wollen nichts mit euch zu tun haben, das ging einfach in ein schwarzes Loch. Das hat

dann sehr lange gedauert, bis die Gespräche zwischen den beiden Deutschen Nationen

dann intensiver wurden und bis auch zwischen Helmut Kohl und Erich Honecker die

Verhandlungen so weit gingen das man auch die Bürgerkontakte, auch die

Städtepartnerschaften mit einbeziehen „wollte“. Das „wollte ist in Anführungszeichen zu

sehen weil die DDR damals sich das eher abhandeln ließ und auf Druck der Bundesrepublik

Deutschland dem zugestimmt hat. Denn eigentlich wollte man das nicht, das ist ganz klar ab

zu lesen an dem, wie schwierig dann der Aufbau war. Die offizielle Politik bestand eben

darin, dass im Westen der Klassenfeind lebte und mit dem wollte man nichts zu tun haben.

Alle Kontakte dorthin schwächen nur unser System und führen dazu, dass die DDR-Bürger

dann mehr oder weniger abgeworben werden, übersiedeln oder was auch immer. Es war

dann so, dass unser Oberbürgermeister trotzdem regelmäßig weitergeschrieben hat an die

Staatsführung und die Person von Erich Honecker. Als dann 1986 ein, mittlerweile

verstorbener Politiker aus Erlangen, Karl-Heinz Hirsemann, der in München im Bayrischen

Landtag für seine Partei saß und stellvertretender Landtagsvorsitzender war, eine Reise in

die DDR antrat und bei dieser Reise auch Erich Honecker treffen sollte. Zu diesem Zeitpunkt

war bereits eine Städtepartnerschaft abgeschlossen, zwischen Saarlouis und

Eisenhüttenstadt. Auch wegen einer persönlichen Verbindung von Erich Honecker, er ist ja

selber aus dieser Gegend. Oskar Lafontaine hat damals als Ministerpräsident des

Saarlandes sehr stark unterstütz. Karl-Heinz Hirsemann hat dann, mit dem Wissen, dass es

schon erste Kontakte in die Richtung gibt, zu unserem Oberbürgermeister Dietmar Hahlweg

gesagt: „Gib mir den Brief mit. Ich leg den direkt dem Honecker vor.“ Das hat er auch getan

und Honecker hat sein Einverstanden auf den Brief draufgeschrieben. Er hat dann auch das

Ersuchen Erlangens direkt nach Jena weitergeleitet, bzw. selber sogar überreicht an den

örtlichen Oberbürgermeister. Das hat dann zur ersten Kontaktaufnahme geführt. Erst von

dem Moment an besteht ein echter Briefwechsel, aus dem dann sehr bald auch gegenseitige

Einladungen entstanden, bis man dann eben 1987 diese Partnerschaft unterzeichnet hat.

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Das ging also ziemlich schnell nachdem man gesehen hat, dass der politische Wille in Ost-

Berlin da ist und die Erlanger sowieso wollen. Ab da ging es nur noch um das aushandeln

des Vertrages, wie das ganze gestaltet werden soll, aber im Wesentlichen war dann der

Durchbruch gelungen. Man kann sagen das ohne den Besuch von Karl-Heinz Hirsemann bei

Erich Honecker die Städtepartnerschaft, zumindest so schnell nicht zustande gekommen

wäre. Wir waren dann die erste Stadt in Bayern die eine solche Partnerschaft mit einer DDR-

Kommune abschloss und die vierte Bundesweit, also schon ziemlich früh. Später wurden

daraus über tausend.

Sie haben gerade von „Vertrag“ gesprochen. Ich habe gelesen, dass die DDR das nicht als

Vertrag ansah, sondern eher als Vereinbarung.

Ja. Es war eine Vereinbarung. Ich habe das jetzt etwas unjuristisch als Vertrag bezeichnet.

Es ist eine Vereinbarung, weil es damals auch sehr strittig war ob westdeutsche Kommunen,

auch auf unserer Seite, Bonn war damals die Hauptstadt, Verträge mit ostdeutschen

Kommunen abschließen dürfen oder ein eigene Außenpolitik betreiben dürfen. Das war alles

andere als klar und eindeutig. Deshalb haben wir es auf unsere Seite auch nicht einen

Vertrag genannt sondern nur eine Vereinbarung.

Es ist ja auch sehr schwierig. Zwei unterschiedliche Staaten mit unterschiedlichen

Rechtssystemen. Auch außerhalb von Jena und Erlangen.

Ja das sehe ich auch so.

Gab es dann für diese Vereinbarung auch Rücksprachen mit der damaligen

Bundesregierung in Bonn von Erlanger Seite her?

Zu dem Zeitpunkt dann nicht mehr. Diese Konsultationen, wie man die genannt hat, die gab

es im Vorfeld schon, weil natürlich immer wieder die Frage auftauchte: „ Wenn wir da jetzt

doch plötzlich dürfen, können wir dann auch tatsächlich?“ Wir haben uns in Bonn schon

schlau gemacht wie die Vereinbarungen der anderen Städtepartnerschaften aussehen. Was

man da reinschreiben kann, was man da reinschreiben soll, aber Bonn hat uns nicht diktiert,

so oder so dürft ihr das machen oder eben nicht. Das war dann schon im Rahmen unsere

eigenen Möglichkeiten. Wo es dann schwierig war, bei der Ausgestaltung des eigentlichen

Textes, weil da zum Beispiel Bürger- und Jugendbegegnungen mit rein sollten, was die

DDR-Seite auf keinen Fall haben wollte. Die Schwierigkeiten waren dann eher bilateral als

mit Bonn und der Bundesregierung.

Konnten sie, als die DDR noch existiert, die die Bürger von Jena bei der friedlichen

Revolution unterstützen?

52

Wir als Stadt haben es nicht getan, denn wir können und dürfen uns nicht in die inneren

Angelegenheiten anderer Staaten einmischen, das machen wir auch mit allen anderen

Partnerstädten so. Da jetzt offen zu sagen, wir stehen auf der Seite von dieser oder jener

Partei oder Bewegung, das haben wir nicht getan, aber wir haben natürlich ganz deutlich

unsere Sympathien zu erkennen gegeben. Und die Parteien, die Organisationen, die

Vereine, die haben natürlich mit unserer Duldung und unserem Wohlwollen auch die

entstehende Widerstandsbewegung in Jena unterstützt. Das waren vor allem natürlich die

SPD, das waren natürlich auch die Grünen, die da sehr viel unternommen haben. Aber das

war nicht offiziell, wo wir gesagt hätten: „Wir als Stadt Erlangen unterstützen das jetzt so

oder so!“ Das waren dann die Vereine, Parteien, Organisationen. Was wir dann aber eben

gemacht haben, ist sofort nach der Öffnung der Grenze, dass wir dann die vielen tausend

Gäste aus Jena und aus anderen Städten der DDR hier empfangen haben, Begrüßungsgeld

ausgegeben haben. Wir haben eine Kontaktbörse aufgebaut um den Menschen Gelegenheit

zu geben miteinander in Verbindung zu kommen. Da war alles bis hin zu

Universitätsprofessoren dabei. Da wurden dann auch Kontakte geknüpft die zum Teil bis

heute anhalten.

Die Partnerschaft galt anfangs als Funktionärspartnerschaft Erlangen hat Jena auch mehr

geholfen. Wie ist es Erlangen gelungen daraus eine bürgernahe Partnerschaft zu machen?

So richtig gelungen ist es natürlich erst nach dem Mauerfall, dass muss man schon ganz

ehrlich sagen. Erst dann hat wirklich das Volk die Partnerschaft in die Hand genommen,

dann wurde es zu einer Bürgerpartnerschaft. Dann gab es kein Halten mehr, dann haben wir

als Stadt auch zwar noch Schwerpunkte gesetzt, zum Beispiel haben wir Krankenhäuser

unterstützt, damals in der schwierigen Zeit, haben beim Aufbau der Sparkasse geholfen. Wir

haben das Technologie- und Informationszentrum (TIP) am Beutenberg mit aufgebaut. Wir

haben also ganz konkrete Schwerpunkte gesetzt. Aber die wirkliche Bürgerpartnerschaft als

solche die entstand dann im Nu, fast von selber. Da war natürlich die Kontaktbörse ganz

wichtig, weil dadurch viele sofort zueinander gefunden haben. Da war der Stadtverband der

Erlanger Kulturvereine genauso wichtig wie der Stadtverband der Erlanger Sportvereine.

Diese haben das Ganze dann als Sammelbecken und als Vermittler mit gesteuert. Man kann

aber auch sagen dass schon vor der friedlichen Revolution vieles passiert ist an den

offiziellen Kontakten mit Jena vorbei. Zum Beispiel haben dann Jugendgruppen oder sogar

Politiker von uns es immer wieder verstanden das offizielle Programm drüben zu umgehen

und persönliche Kontakte auf zu bauen. Ich weiß zum Beispiel von einer Stadträtin der

Grünen aus Erlangen die es auch geschafft hat dann zu Oppositionellen in die Wohnung zu

kommen und sich mit denen zu treffen und diese Kontakte zu halten. Das war alles ein

bisschen aufwendig und nicht immer ganz ungefährlich oder auch einigermaßen brenzlig, da

53

man ja auch ausgewiesen werden konnte und da dann auch möglicherweise die ganze

Delegation drunter hätte leiden müssen. Aber solche Verbindungen gab es immer wieder.

Unvergessen auch die Geschichte von einer Erlanger Jugendgruppe die man auch sehr

kanalisiert durch Jena hat bringen wollen. Die Jugendlichen haben in Jena-Lobeda dann

einfach geklingelt haben und sich vorgestellt haben. Oder dann gab es solche Dinge, dass

die Erlanger von ihrem eigenen Bus umsteigen mussten, die durften nicht mit ihrem Bus

nach Jena reinfahren, weil man sie so natürlich sofort erkannt hätte. Die Partnerschaft wurde

auch bewusst von der Bevölkerung ferngehalten. Das kann man sich gar nicht mehr

vorstellen. Dann haben die Erlanger verschiedene Plakate in die Fenster gehalten: „Erlangen

grüßt Jena“ und solche Sachen. Bis zu einer bestimmten Schwelle, wo es gerade noch

zulässig war und noch nicht die Ausweisung drohte, hat man schon versucht etwas kontra zu

geben. Gleichzeitig war eben auch wichtig, das Ganze nicht zu gefährden, also man konnte

nicht zu provokativ auftreten. Bürgerrechtler haben uns das auch immer wieder zum Vorwurf

gemacht und es ist heute auch noch nicht ganz geklärt, ob es von unserer Seite richtig war.

Wir meinen schon und die Allermeisten denken das wohl auch, aber zumindest damals gab

es auch viele, die gesagt haben: „Ja, ihr macht das ja auch nur mit den Funktionären. Wir,

die einfachen Menschen haben nichts davon.“ Das stimmt zum großen Teil, aber es hat

immer wieder gelungene Versuche gegeben, auch direkt mit Menschen in Verbindung zu

treten. Ich habe gerade kürzlich ein Interview mit einem Herr Haas geführt. Der war auch

Zeitzeuge, ist jetzt über 80 Jahre alt, der bei der Unterzeichnung und den Vorgesprächen

damals dabei gewesen ist und der war 1987 drüben in Jena auf dem Platz der

Kosmonauten, dem Eichplatz. Dort kam er unvermittelt doch mit 2 Frauen ins Gespräch, die

wohl sahen, dass er aus Erlangen ist und sagten zu ihm: „Wir haben großes Vertrauen in

euch, macht weiter so, wir brauchen diese Kontakte, auch wenn wir jetzt nicht direkt

einbezogen sind in eure Austauschmaßnahmen.“ Also dass hat dann dem Menschen schon

dieses Gefühl gegeben: „Naja, die drüben in Erlangen oder in Westdeutschland, die haben

uns nicht vergessen, nicht abgeschrieben, die versuchen den Kontakt zu finden. Ob es

gelingt liegt nicht immer in ihrer Hand. Und deshalb war uns eben ein ganz wichtiges

Anliegen, die Partnerschaft nicht zu gefährden und da jetzt nicht zu sehr auf den Putz zu

klopfen und dann die Helden zu spielen und zu sagen: „Ja wir zeigen jetzt aber mal, wie eine

Bürgerpartnerschaft aussehen muss und wir machen das jetzt nach unserem Stiefel und das

wäre dann ja in die Hose gegangen. Dann wäre die Partnerschaft gefährdet gewesen und

das wollte man nicht riskieren. Lieber diese kleinen und vielleicht auch unscheinbaren und

nicht zu sehr wirkungsvollen Begegnungen, als dann plötzlich in der Sackgasse landen und

die Brücke abzubrechen und wieder zu dem Bild vorher zu kommen.

54

Würden sie jetzt, nach den 25 Jahren der Partnerschaft, Jena-Erlangen als eine der

erfolgreichsten Partnerschaften zwischen Ost- und Westdeutschland bezeichnen?

Ja, Selbstlob stinkt immer, aber wir sind auf jeden Fall eine von den wenigen

Partnerschaften, vor 3 Jahren gab es auch einen Kongress dazu, in Berlin, die überhaupt

noch wirklich so aktiv betrieben werden. Die allermeisten Deutsch-deutschen

Städtepartnerschaften sind inzwischen mehr oder weniger eingeschlafen oder man überlässt

sie sich selbst und sie werden dann von irgendwelchen Vereinen getragen oder auch nicht.

So richtig aktive Partnerschaften, so dass sich die Stadtverwaltungen auch darum kümmern,

gibt es nicht mehr so sehr viele. Insofern gehören wir auch bestimmt mit zu den Aktivsten,

dafür spricht auch der Umstand, dass wir in eine Ausstellung aufgenommen wurden, die jetzt

durch ganz Deutschland tourt und auch im Oktober in Jena gezeigt wird, wo auch Deutsch-

deutsche Städtepartnerschaften sich präsentieren. Dass wir allein in diese Ausstellung mit

hereinkamen und in die Broschüre, die es dazu gibt, ist schon eine gewisse Auszeichnung

und zeugt schon davon, dass man auch im Innenministerium gesehen hat, dass wir zu

denen gehören die deutlich etwas für den Austausch machen.

Hätten sie jetzt noch allgemein Verbesserungsvorschläge für die Partnerschaft?

Ja natürlich, nichts ist so gut, dass es nicht besser werden könnte. Ich wünsche mir vieles,

was noch für die Zukunft möglich wäre, z.B. einen Austausch von Auszubildenden in

unseren Stadtverwaltungen, da könnten wir mehr machen. Wir könnten, das ist ein

Vorschlag von Oberbürgermeister Dr. Schröter, in Zukunft noch intensiver gemeinsame

Projekte mit europäischen aber auch außereuropäischen Partnern angehen. Das betrifft zum

einen Nicaragua, da ihr habt San Marcos, wir haben San Carlos, die gar nicht so weit

auseinander liegen und wo man vieles gemeinsam machen könnte. Ein anderer

Schwerpunkt ist sicherlich unsere Partnerstadt Vladimir in Russland, wo Jena auch schon

seit dem Mauerfall mehr oder weniger punktuell beteiligt ist und jetzt seit 5 Jahren einen

eigenen Kooperationsvertrag hat, einen 3-seitigen, wo Erlangen, Jena und Vladimir sich

zusammen getan haben und wo man auch von Schulen, über Universitäten bis hin zur

Wirtschaft alle möglichen Austauschprogramme gemeinsam macht. Ansonsten kann

natürlich auch vor allem im Vereinsbereich noch mehr getan werden. Das liegt jetzt aber

nicht so sehr an der Macht der Stadtverwaltungen, da müssen wir immer wieder neue

Anstöße in der Bürgerschaft geben. Ich denke, dass jetzt der Oktober jetzt auch wieder viel

Schwung geben wird. Das ist ohnehin auch so etwas, wo wir uns gedacht haben, als Städte

müssen wir immer mal wieder Impulse geben und dafür ist ein Jubiläum ganz wichtig. Den 3.

Oktober feiern wir regelmäßig gemeinsam und natürlich alle 5 Jahre die

Partnerschaftsjubiläen. Das gibt dann auch immer wieder die Möglichkeit zu überlegen, um

auf die Frage zurückzukommen, was noch in Zukunft besser gemacht werden könnte. Aber

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wie gesagt, die Verbesserungsvorschläge kommen am allermeisten aus der Bevölkerung

und wir versuchen sie dann auch umzusetzen.

Würden sie sagen, dass von den Partnerschaften von Erlangen die mit Jena die beste bzw.

die intensivste ist?

Da möchte ich unseren Altbürgermeister Dietmar Hahlweg zitieren, der sagte: „Er sei sicher,

dass kein Wochenende vergehe, an dem sich nicht Menschen aus Erlangen und Jena

treffen.“ Das gibt es mit keiner anderen Partnerstadt. Also ich bin schon sehr sicher, dass es

die Intensivste nach wie vor ist, aber es ist gleichzeitig auch die Unbekannteste, leider. Also

die Medien sowohl in Erlangen, als auch in Jena darüber kaum mehr berichten, weil für die

Zeitung, für Rundfunk, für Fernsehen da nichts spektakuläres mehr dabei ist. Die nehmen

das als etwas schon Gegebenes, obwohl ich das für sehr schade finde, weil hier auch immer

wieder davon gesprochen wird, wie viel da noch an Mauerresten in den Köpfen übrig

geblieben ist und da wäre es schon schön, wenn immer mal wieder der Hinweis heraufkäme,

dass da wichtige und wertvolle Begegnungen stattfinden. Aber dessen ungeachtet, übrigens

auch ein Grund warum ich im Internet versuche, dann doch ziemlich viel festzuhalten, dann

für Diejenigen, die es auch interessiert. Aber da darf man jetzt nicht drüber klagen, das ist

einfach so. Dennoch im Bewusstsein der Bevölkerung ist die Partnerschaft schon sehr

verankert, aber sie könnte natürlich noch besser verankert sein, wenn die Medien da immer

wieder, Internet ist gut, aber Zeitung braucht man unbedingt, öfter darüber berichten würden.

Was würden sie, seit dem Bestehen der Partnerschaft, als den Höhepunkt der Partnerschaft

bezeichnen?

Der Höhepunkt war natürlich der Mauerfall, das ist ganz klar. Das war auch für mich der

Punkt, wo ich eingestiegen bin, ich war selbst ein „Mauerkind“, ohne den Mauerfall und die

ganze Öffnung würde ich nicht hier sitzen. Ich wurde damals ins Rathaus gerufen, am 15.

November, also wenige Tage nach dem Mauerfall, 1989, weil mein damaliger Kollege mit

dem Ansturm nicht mehr fertig wurde. Er kannte mich, weil ich hatte schon öfter mal etwas

ehrenamtlich in der Stadtverwaltung gemacht habe. Wer das miterlebt hat, das ist jetzt nicht

mehr für alle Generationen erfassbar und auch nicht mehr nachvollziehbar, das war in einer

Weise emotional und in einer Weise beeindruckend und auch intensiv, dass das nicht mehr

übertroffen werden kann. Das war dann sicherlich der Start für die echte

Bürgerpartnerschaft. Weitere echte Höhepunkte gab es während dieser Partnerschaft so

viel. Da müsste ich jetzt lange nachdenken, um das zu gewichten. Es kommt einfach lange

nichts mehr nach diesem Erlebnis, danach war es einfach tägliche Arbeit. Ich habe mich

dann über jede neue Entwicklung gefreut, ob das jetzt der erste Müllwagen war, der nach

Jena rüberging oder ob das die erste große Bürgerreise zum 17. Juni 1990 war, wo wir mit

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einem Dutzend Bussen rübergefahren sind. Das waren schon gewaltige Erlebnisse. Also da

kann und will ich jetzt wirklich nicht weiter gewichten, da müsste ich jetzt zu viel aufzählen

und das würde dann fast eine Chronik der Partnerschaft werden. Da hat dann einfach das

eine Ereignis das andere gejagt und inzwischen ist es so, dass ich mich wirklich über jeden

Besuch freue und auf jeden Besuch auch vorbereite. Jetzt in der letzten Woche euer OB, mit

seiner Antrittsrede, jetzt schon zum zweiten Mal im Stadtrat, das sind natürlich ganz wichtige

und bewegende Momente, weil dann auch die Politik hier wieder mal spürt, wie wichtig diese

Verbindung auch für Jena immer noch ist, das ist ja nicht jeden Tag so, wie gesagt, in der

Zeitung liest man wenig drüber und wer sich nicht selber damit beschäftigt, der kann

natürlich das jetzt nicht nachvollziehen. Jetzt fällt mir vielleicht doch noch was ein, also in

dem Jahr war sicherlich noch so ein schöner Höhepunkt bei dem Kap der guten Hoffnung,

einem Fußballturnier, wo auch zum ersten Mal eine Erlanger Mannschaft dabei gewesen ist,

die Erlanger Rangers. Nicht einmal der Umstand, dass die Erlanger gewonnen haben war für

mich jetzt der Höhepunkt, sondern dass sie mit Hilfe aus Jena gewonnen haben. Das war für

mich so ein wunderschönes Beispiel der Städtepartnerschaft, das ist auch auf der

Homepage nachzulesen. Wenn so was passiert, also unsere Jungs kamen in Unterzahl an,

teils Krankheitsgeschwächt, man muss der Ehrlichkeit halber auch sagen, dass es während

der Bergkirchweih war. Das ist so was wie das Oktoberfest, nur etwas intimer, aber durchaus

nicht weniger intensiv, auch was den Bierkonsum angeht. Also es war während dieser

Ausnahmezeit und da gab es gewisse Ausfälle. Dann haben eben Spieler aus Jena die

Mannschaft komplettiert und die haben den Pokal gewonnen. Da habe ich mich natürlich

riesig gefreut, weil das schon etwas Besonderes ist, mit Unterstützung des

freundschaftlichen Gegners aus Jena, den Pokal aus Jena nach Erlangen zu holen. In zwei

Jahren wird der dann neu gespielt, dann wollen wir mal sehen, wie das weiter geht. Das war

für mich mit Jena natürlich schon ein symbolischer Höhepunkt.

Können sie uns noch ein paar wichtige Vereine oder Bürgerbeziehungen nennen, die

sozusagen die Partnerschaft über die 25 Jahre ein bisschen getragen haben?

Der sicherlich wichtigste Verein, oder nennen wir mal zwei Vereine, der eine sind die

Erlanger Fotoamateure, die zusammen mit UNIFOK Jena wirklich seit Ende 1989 ohne

Unterbrechung, nicht nur einmal im Jahr sich treffen, sondern die wirklich regelmäßigen

Austausch haben, hier wie dort Fotoausstellungen organisieren. Außerdem machen sie

gemeinsame Reisen nach Schweden, nach Italien, sonst wohin, um dort zu fotografieren.

Jetzt kürzlich haben sie auch im Jenaer Rathaus und in Chomutov, unweit von Chemnitz,

Erzgebirge, also in Tschechien. Die machen auch gemeinsame Ausstellungen in Vladimir,

also das ist ein unglaublich aktiver und kreativer Verein, die sich ständig was Neues einfallen

lassen und jetzt über die mehr als 20 Jahre hinweg ohne jede Lücke und Pause zusammen

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arbeiten. Gleiches trifft auch auf einen Chor zu, den Kosbacher Stad‘l Chor, die werden ab 3.

Oktober auch dabei sein. Die sind mit dem Ziegenhainer Singekreis verbunden und werden

am 3. Oktober gemeinsam eine Partnerschaftshymne anstimmen. Der Text stammt aus

Jena, den hat euer Museumsdirektor, Matias Mieth zusammengestellt, aus Gedichten von

Johannes R. Becher und der DDR-Hymne, sehr ansprechender Text. Die Musik wurde von

unseren Komponisten beigesteuert. Aufgeführt wird es von beiden Chören, also dem

Kosbacher Stad‘l Chor und dem Singekreis aus Ziegenhain. Auch eine schöne musikalische

Brücke und damit wird wieder eben etwas, das wir gemeinsam machen, genauso wie am 20.

Juli, wo wir ein gemeinsames Kunstprojekt veranstalten. Das wäre eine weitere Sache, die

wir ansprechen könnten, die Zusammenarbeit der Kunstvereine beider Städte. Also da kann

man viele nennen, wir belassen es erst mal bei den dreien, da gibt es also viele Säulen auf

denen man aufbauen kann, die über diese Jahre hinweg immer kooperiert haben. Zum

Beispiel die Triathleten fallen mir ein, und das ohne Unterbrechung die ganzen Jahre

hinweg. Des Weiteren fällt mir etwas abwegig ein, ein Wander-Ruder Verein, welche mit

ihren Booten Flusswanderungen veranstalten. Bei der Partnerschaftsarbeit lernt man so

vieles kennen was man sonst nie kennenlernen würde. Oder auch eine ganz intensive

Beziehung überall die Jahre pflegen die IG-Metall-Senioren, welche sogar eine eigene

Partnerschaftsvereinbarung abgeschlossen haben, was nicht unbedingt nötig ist, aber ein

Gerüst bildet, um sich nicht der Laune des jeweiligen Vorsitzenden zu überlassen sondern

die Partnerschaft lebendig zu halten. Dabei gibt es einen regelmäßigen Ablauf mit einer

Vielzahl von Veranstaltungen. Also da gibt es schon die unterschiedlichsten Ansätze.

Was sagen sie zur Verbindung der IPA-Sektionen?

Die International Police Association, das scheint im Moment so ein bisschen ruhig geworden

zu sein. Aber genaueres kann ich dazu auch nicht sagen.

Um jetzt noch mal auf das Verhältnis Jena-Erlangen- Wladimir zurückzukommen, würden sie

sagen es gibt da eine besondere Zielstellung in diesem Dreiecksverhältnis?

Also die besondere Zielsetzung ist darin dass man wirklich gemeinsam versucht, das klingt

jetzt ein bisschen viel, aber Russland an Europa heranzuführen. Das klingt bewusst groß

und politisch, aber steckt schon was dahinter. Russland ist von Deutschland und EU-Europa

immer noch getrennt durch viele Grenzen und es ist für russische Städte immer noch nicht

so leicht an all den politischen Prozessen in EU-Europa teilzunehmen. Dadurch sind solche

Städtepartnerschaften eine ganz wichtige Brücke um das zusammenzuführen. Der deutsche

Botschafter hat mal in Wladimir gesagt, noch bevor Jena involviert war, wenn man von

Deutschland spricht meine man Erlangen, und das lässt sich weiterführen und nun kann man

es auch auf Jena beziehen. Weil wir für den russischen Partnern Möglichkeiten eröffnen

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deutschlandweit und auch europaweit Verbindungen aufzubauen. Sei es in der Wirtschaft

oder den Universitäten, sowie der Kultur das lässt sich an vielen Beispielen festmachen. Da

ist aber auch für Erlangen und Jena die Möglichkeit gegeben, wirklich den russischen

Partner an die Hand zu nehmen. Wladimir ist dreieinhalb Mal so groß wie Jena oder

Erlangen, entsprechend groß ist auch das Kontaktbedürfnis dort. Dass heißt wir als Erlangen

sind in vielen Bereichen sogar überfordert und da muss ich sagen das schaffen wir nicht

alleine. Das fängt an bei Fußball, wo wir in Erlangen kaum was bieten können, Jena hat da

schon bessere Möglichkeiten , mit einem schönen Stadion, einem Sportgymnasium, einer

Sportförderung, was wir in Erlangen nicht haben und in dem Punkt passt Jena einfach

besser zu Wladimir als wir. Oder wenn ich die optische Industrie nehme da gibt’s viele

Möglichkeiten, wo viel e Kontakte entstanden sind. Also wir die Stadtverwaltungen

versuchen das jetzt ein bisschen auszubalancieren, dass die eine Seite dies und jenes

macht, z.B. hat Jenaer Feuerwehr jetzt gerade starken Kontakt zur Feuerwehr in Wladimir,

was vor allem daran liegt das der Chef, der Herr Koch, russisch spricht und in Moskau

studiert hat. Das ist eine Brücke die wir nicht bieten können, denn unser Feuerwehr –Chef

kann kein russisch und damit ist das in der Kommunikation schon was ganz anderes. Und

dann ist in dieser Verbindung noch ein historischer Punkt vorhanden, in dem Jena die

Prozesse der Transformation vom sozialistischen Wirtschaftswesen zum

marktwirtschaftlichen System schon hinter sich hat, aber die Erfahrung doch noch recht

frisch ist. In Russland dagegen noch vieles gelernt werden will, dazu kommt noch die

gewisse emotionale Nähe von Russland zu Mittel- und Ostdeutschland. Etwas flott gesagt,

die Russen sprechen gerne noch von “unseren“ Deutschen. Das ist jetzt nicht abwertend,

es ist einfach nur so dass viele ihren Militärdienst dort abgeleistet haben und trotz der

Beschränkungen die es auch für sie gab, gibt es noch diese innere Verbindung. In

Ostdeutschland gibt es noch sehr viele die russisch können, und sich in den Russen

hineindenken können, wobei hier bei uns die wenigsten eine solche Verbindung haben. Da

das im Osten eher gegeben ist, fühlen sich die Russen auch schneller verstanden in

doppelter Hinsicht. Insofern sind wir da sehr froh darüber Jena jetzt in dieser

Dreieckspartnerschaft mit drin zu haben. Was sie bringen wird das hängt dann auch wieder

von der Bevölkerung ab hier wie dort, und das hängt auch von vielen Faktoren ab, auf die wir

nicht unbedingt Einfluss nehmen können und wollen. Wichtig ist aber dass die Politik das

ganze unterstützt in allen drei Städten und dann wird schon was daraus werden!

Noch einmal zurück zu Jena-Erlangen, da ja im Herbst das 25-jährige Jubiläum begangen

wird, was erwarten sie sich von den nächsten 25 Jahren?

Ja wenn ich dann hier irgendwann den Löffel abgebe und jemand neues hier die

Partnerschaftsarbeit übernimmt dann wünsch ich mir das diese Partnerschaft die Erinnerung

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an die Geschichte wach hält, auch gerade bei euch Jugendlichen, damit nicht vergessen

wird wo wir herkommen und was auch schreckliches hinter uns liegt. Warum e zur Teilung

kam, was sie bedeutete, wie sie überwunden wurde und was danach an Aufbauarbeit hier

wie dort geleistet wurde. Deshalb sollte auch der 3.Oktober nicht aufgegeben werden, auch

wenn viele sagen, es seien schon zwei Jahrzehnte vergangen, und es bringe nichts mehr.

Wir sollten das rekapitulieren und das zweite was ich mir wünsche, was auch eine

Generationenfrage sein wird, dass die Mauern in den Köpfen endlich wegfallen. Ich denke in

eurer Generation ist das schon weitgehend aufgelöst, aber gerade aus den ‘alten‘

Bundesländern, doch noch mehr Reise-Aktivität nach ‘drüben‘, wie man früher sagte. Ich

glaube schon das hier noch gewisse Vorbehalte bestehen, was die neuen Bundesländer

angeht und vor allem viele Jugendliche nicht so recht wissen, was so gerade passiert. Das

ist mein Wunsch und auch das diese ehemalige deutsch-deutsche Partnerschaft und

gleichzeitig internationale, wie wir es gerade mit Nicaragua und Russland gemacht haben,

das diese Ansätze weiter getragen werden und in einem geeinigten Deutschland eben auch

zwei deutsche Kommunen gemeinsam nicht nur für die innere Einheit sorgen, sondern dafür

das Deutschland in der Welt eine gute Stimme hat und als guter Partner wahrgenommen

wird.

Sie haben gerade das Thema der Generationen und der Nachhaltigkeit angesprochen, wie

kann man Städtepartnerschaften für nachfolgende Generationen attraktiv gestalten? Wie

können gerade wir Jugendlichen mitwirken, da wir doch eine ganz andere Genration bilden,

welche das damals geschehene nicht miterlebt hat.

Das ist schwierig und nicht sehr leicht. Wir versuchen natürlich indem wir z.B. über den

Weltkindertag und den 3.Oktober, wo wir bewusst viele Schüler einbringen wollen, und einen

gewissen Jugendaustausch einbinden. Unsere Musikschulen z.B. planen gemeinsame

Aktivitäten. Aber wir benötigen dann doch die Schulen, wie z.B. Partnerschaft zwischen

eurem Angergymnasium und dem Marie-Theres-Gymnasium, da braucht man gemeinsame

Projekte, so wie man das im letzten Jahr gemacht hat mit dem Platz der deutschen Einheit.

Wir können das nicht allein vom Rathaus aus allein leisten, das ist klar, da müssen die

Schulen auch mitspielen. Ich weiß aber auch, von euren beiden Schulen abgesehen, dass

es noch das Ohmgymnasium hier in Erlangen gibt, mit intensiven Kontakten nach Jena, aber

auch die Waldorfschulen, welche ein gemeinsames Projekt für den 3. Oktober planen.

Jedoch wenn man sonst so in die Schulen sieht, und was die Schüler über diese Zeit wissen,

ist da schon Defizit gegeben. Man macht doch weniger als man machen könnte und aus

meiner Sicht auch machen sollte. Ihr habt ja in Jena die Geschichtswerkstatt, wie ist die bei

euch so präsent im Unterricht oder geht ihr auch mal dorthin?

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Nein, wir sind jetzt auch nur mit unserer Arbeit darauf gestoßen.

Das find ich z.B. sehr schade, ich hab das auch hier in Erlangen Schulen angeboten, ich

versuch es jetzt demnächst mal wieder, da das meine Pflicht ist, wie ich meine, aber es wird

nicht so angenommen wie ich mir das vorstelle. Das ist wirklich eine ausgezeichnete

Möglichkeit um sich mit Zeitzeugen und Forschern zusammenzusetzen und zu hören wie

das ganze damals aussah und wie das entstanden ist. Ist vielleicht für die Masse in eurem

Alter, ich war ja auch mal Schüler, eher überflüssiger Stoff, wo man denkt muss man das

alles wissen, es ist doch schon vorbei. Aber später denkt man sich dann doch ich will schon

wissen wo ich herkomme und was das alles bedeutet und wie das zustande gekommen ist.

Jedenfalls fände ich es schon gut, wenn die Schulen mehr zusammenarbeiten würden und

vielleicht auch mit der Geschichtswerkstatt, die Partnerschaft im Bewusstsein zu halten. Also

das sind unserer Versuche, inwieweit das Gelingen wird weiß ich nicht, aber versuchen tun

wir es weiter.

Sie haben vorhin den Feuerwehr-Hauptmann von Jena erwähnt, welcher noch russisch

kann, doch was treibt die Partnerschaft, am speziellen Beispiel mit Waldimir, noch an wenn

diese Brücke irgendwann wegfällt und ein Neuer der Chef wird, der kein russisch spricht?

Das geht von Wladimir aus, indem sie verstärkt Deutsch du Russisch lernen. Die wissen,

dass die wenigsten im Ausland Russisch lernen und deshalb wird schon im Schulunterricht

und an Universitäten sowieso sehr stark Englisch und Deutsch unterrichtet. In Wladimir gibt

es das sogenannte Erlangen-Haus seit 1995 und pro halbem Jahr lernen dort 200 meist

junge Leute Deutsch. Dann gibt’s da auch das Amerika-Haus da lernen sogar 400 Englisch.

Die Frage ist trotzdem berechtigt, denn auch bei uns wächst die Zahl die Russisch können

auch nicht, sie nimmt eher ab. Das stellt zwar eine Gefahr dar, aber dafür gibt es dann

wieder die Rathäuser, wenn so eine Verbindung abzubrechen droht, müssen Anstöße

gegeben werden, wie am Beispiel mit der Feuerwehr da müsste ich ran und ein Dolmetscher

angefordert werden. Das ist aber allgemein bei vielen ausländischen Kontakten der Fall, wir

haben das Problem auch mit den Franzosen, Italienern und Nicaragua. Sehr viele Kontakte

müssen auch über Dolmetscher laufen, das geht nicht anders, jedoch teilweise hemmt es

den Austausch. Das heißt aber nicht, dass deswegen keine Zusammenarbeit möglich wäre.

Deshalb dürfen wir den Sprachfaktor nicht überbewerten, denn wenn grundsätzlich Interesse

am Austausch besteht dann kann das eine Städtepartnerschaft schon abdecken und

gewährleisten, dass es funktioniert. Ansonsten würde ja zwischen Erlangen und den Russen

so gut wie gar nichts laufen, oder nur viel weniger laufen als bei euch, aber dem ist nicht so.

Wir hatten vor einem Jahr erst 140 Austauschmaßnahmen.

Wir bedanken uns für das Interview!

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Herr Peter Steger hat uns im Rahmen des Gespräches bestätigt das wir das Interview

öffentlich verwenden und darauf Bezug nehmen dürfen.

62

10. Eidesstaatliche Erklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich meinen Anteil an der vorliegenden Arbeit selbstständig und ohne

fremde Hilfe verfasst und keine anderen, als die im Literaturverzeichnis angegebenen

Hilfsmittel verwendet habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und

sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken kenntlich gemacht habe.

Jena, 03.10.2012 Daniel Köhler

Hiermit erkläre ich, dass ich meinen Anteil an der vorliegenden Arbeit selbstständig und ohne

fremde Hilfe verfasst und keine anderen, als die im Literaturverzeichnis angegebenen

Hilfsmittel verwendet habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und

sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken kenntlich gemacht habe.

Jena, 03.10.2012 David Krause

Hiermit erkläre ich, dass ich meinen Anteil an der vorliegenden Arbeit selbstständig und ohne

fremde Hilfe verfasst und keine anderen, als die im Literaturverzeichnis angegebenen

Hilfsmittel verwendet habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und

sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken kenntlich gemacht habe.

Jena, 03.10.2012 Lukas Spantzel

1. Allgemeines

1.1 Sinn und Zweck einer Städtepartnerschaft -> Daniel Köhler

1.2 Historischer Aspekt -> Daniel Köhler

1.3 Rechtliche Grundlagen -> Daniel Köhler

2. Partnerschaft mit Erlangen

2.1 Vertrag -> Lukas Spantzel

2.2 Entstehung/ Entwicklung -> Lukas Spantzel

3. Andere Städtepartnerschaften von Jena -> David Krause

4. Andere Städtebeziehungen -> Lukas Spantzel

5. Vergleich der Städtepartnerschaften/-beziehungen untereinander -> Daniel Köhler

6. Fazit -> Daniel Köhler & David Krause

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11. Danksagung

An dieser Stelle möchten wir uns bei all jenen bedanken, die uns bei unserer

Seminarfacharbeit unterstützt und ihr umfangreiches Fachwissen oder einfach nur Tipps und

eigene Erfahrungen beigesteuert haben. Zuerst sind da natürlich unsere Lehrer Herr Frohl

und Herr Völkner zu erwähnen, die uns immer wieder viele hilfreiche Tipps und Hinweise

gegeben haben. Am meisten hat uns unsere Außenbetreuerin Frau Tavangarian unterstützt.

Sie hat, als Städtepartnerschaftsbeauftragte von Jena, uns mit ihrem umfangreichen Wissen

immer weiter geholfen und uns wichtige Kontakte vermittelt, sowie uns über Veranstaltungen

informiert. Dank ihr haben wir ein Interview mit unserem Oberbürgermeister Dr. Albrecht

Schröter führen können. Er hatte viel zu den Partnerschaften zu sagen und hat uns mit dem

Interview sehr weitergeholfen. Jemand der uns mindestens genauso viel über die

Partnerschaften zu sagen hatte, ist Peter Steger, Städtepartnerschaftsbeauftragter der Stadt

Erlangen und seit über 20 Jahren als solcher aktiv. Er hat uns viele Eindrücke und

Erfahrungen der Partnerschaft Jena – Erlangen und der Dreiecksbeziehung Jena – Erlangen

– Wladimir vermitteln können. Um auch einmal die Sicht einer aktiven Vereinsmitarbeiterin

auf die Städtepartnerschaften bekommen zu können, haben wir Theresa Popp, eine

Vertreterin des „Eine-Welt-Haus e.V.“ interviewt. Sie konnte uns viel über die Partnerschaft

mit San Marcos erzählen und hat auch das eine oder andere Mal Kritik anklingen lassen.

Ohne sie wäre die Partnerschaft Jena – San Marcos nicht das, was sie heute ist. Wir

möchten uns auch bei allen bedanken, die sich für unsere Broschüre geäußert haben, was

die Partnerschaft Jena – Erlangen für sie und ihre Vereine bedeutet. Außerdem möchten wir

uns bei Herr Philler bedanken, der mit uns zusammen die Broschüre gestaltet und sie mit

eigenen Ideen bereichert hat. Als letztes bedanken wir uns bei der Künstlerin Frau Trzewick,

welche das Titelbild der Broschüre und unserer Seminarfacharbeit gestaltet hat.