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Jenseits des
Standard-Modells
Kosmologie
der Allgemeinen Relativitätstheorie
© Dr. R. Göhring [email protected] 2
Das Standard-Modell der Kosmologie(mit den neuesten Daten des PLANCK-Satelliten)
Wir leben in einem beschleunigt expandierenden, räumlich flachen Universum, das vor 13,82±0,06 Milliarden Jahren aus dem Urknall hervorging ( L>0; k = 0); Beweise dafür sind:• die galaktische Rotverschiebung,
• die Existenz der kosmischen Hintergrundstrahlung;
• das Alter der Sterne und
• die Hubble-Konstante H0 = 67±1,4 km sec-1 Mpc-1
• Ωm = 0,32 und ΩΛ= 0,68
Als das Universum etwa 1 Sekunde alt war, entstanden die ersten Elemente:• Wasserstoff zu ca. 76 %
• 3He zu ca. 24 %
• in sehr geringem Anteil: D, 4He und 7Li.
Etwa 300.000 Jahren nach dem Urknall wurde der Raum durchsichtig und es entstand die kosmische Hintergrundstrahlung einer Temperatur heute von 2,725±0,001 Kelvin und einem nahezu perfekten Spektrum eines schwarzen Körpers.
12
r,0 2m0 m2
da(t) H 1 a (t)
dt a(t) a (t)L L
Massen-Anteile
© Dr. R. Göhring [email protected] 3
CMB
0,01%
Baryons
4%
Neutrinos
0,1%
Cold Dark Matter
28%
Dark Energy
68%
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Kritik an Standard-Modell
Wenn man die Thomson-Streuung der Photonen an freien
Elektronen im Universum berücksichtigt, dann benötigt man kein
L und die Expansion des Universums ist nicht beschleunigt.
Es muß allerdings statt der Vakuumenergie eine „exotische dunkle
Materie“ in die FLRW-Modelle eingeführt werden.(z.B. D.C. Choudhury, astro-ph/0607646)
Problem Vakuum-Energie:
• die gemessene Energiedichte ist egem ≈ 10-10 erg/cm3
• nach dem Weinberg-Salam Modell der elektroschwachen
Wechselwirkung berechnet: eEW ≈ 3·1047 erg/cm3
• nach der Quantenchromodynamik berechnet: eQCD ≈ 1,6·1036 erg/cm3
• nach GUT berechnet: eGUT ≈ 2·10110 erg/cm3
(z.B. S.M. Carroll, astro-ph/0004075)
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Kritik an Standard-Modell
Das Universum ist nicht homogen:• Das (nicht bewiesene) kosmologische Prinzip zusammen mit den
FLRW-Modellen führt auf das Artefakt einer beschleunigten Expansion.
• Mit Modellen für ein nichthomogenes Universum – Lemaître-TolmanBondi (LTB) Modelle – lassen sich die Meßwerte der SNae 1a auch ohne Vakuum-Energie interpretieren.
(z.B. M.-N. Célérier, astro-ph/072416)
Die Gravitationskonstante ist nicht konstant• Diese Idee wurde schon in den 1930er Jahren von P. Jordan zur
Erklärung der Kontinentalverschiebung (ohne Erfolg).
• Die „Gravitationskonstante“ wird zu einer Kopplungsgröße, die von der Distanz zweier sich anziehenden Massen abhängt.
• Dieser Ansatz kommt mit einem Minimum an freien Parametern aus –keine dunkle Materie und keine dunkle Energie.
(z.B. J.W. Moffat et.al., astro-ph/0710.0364)
. . . . .
Alternativen zum Standard-Modell (LCDM)
Eine Alternative zum Standard-Modell (Concordance Model) muß folgende Punkte schlüssig beantworten können:
• galaktische Rotverschiebung
• Mikrowellen-Hintergrundstrahlung – Temperatur und Struktur
• Entstehung der leichten Elemente – H1, D2, 3He, Li
• Größe der Energie-/Massendichte des Universums (ggf. ohne Rückgriff auf dunkle Materie und dunkle Energie)
Das Standard-/Konkordanz-Modell ist eine schlüssige „Erzählung“, die mit der Beobachtung (weitgehend) übereinstimmt.
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Die übliche Aussage der Kosmologie lautet:
• mit dem Urknall entstehen Raum und Zeit.
• Was vorher war, entzieht sich der Allgemeinen Relativitätstheorie und darüber braucht man sich keine Gedanken machen.
Dieser Ansatz widerspricht völlig der Art zu denken und der philosophischen Tradition unseres kulturellen Umfeldes.
Das ist der Grund, warum immer wieder versucht wird, darüber hinaus zu theoretisieren.
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Quelle: de.bigbangtheory.wikia.com
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Schleifen-Quantengravitation
Martin Bojowald
Abhay Ashtekar Quelle: http://www.wissenschaft-online.de/
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Kosmologie der Schleifen-Quantengravitation
Quelle:www.einstein-online.info
Rh = c·t - Modell
Dieses Modell wurde von Fulvio Melia, einem italo-amerikanischen Astrophysiker an der Universität von Arizona in den letzten Jahren entwickelt.
Sein Ansatz basiert auf dem Postulat
• von Hermann Weyl aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts und
• der Tatsache, daß im LCDM-Modell der Hubble-Radius Rh dem Schwarzschildradius der in der Hubble-Sphäre enthaltenden Masse/Energie entspricht.
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Weylsches Postulat
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Zeit
A
BRaum Raum
Zeit Zeit
big
bang
Lichtkegel
Eigenabstand
Emissions-
abstand
EAbstand = a(t)·Koordinatendistanz
Mit der Hubble-Konstanten
H0 = 70 km/sec/Mpc
ergibt sich der Hubble-Radius zu
LH(theute) = 1,33·1010 Lj
Das Alter des Universums mit dem Standard-Modell errechnet ergibt eine Zeit von
t0 = 1,37·1010 Jahre
Die scheinbare Übereistimmung des Hubble-Radius in Lichtjahren und die Größe c·t0 ist erstaunlich, ins besonders, daß sie ausgerechnet nahe unserer Zeit und sich dann auch nur einmal während der ganzen Expansion ereignet.
Da schallen die Alarmglocken !
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heute
Weltalter vs. Hubble-Länge (Lj)
1,4·109
Jahre
HL (t) (t)
Weylsches PostulatDer Hubble-Radius unterliegt auch dem Weylschen Postulat:
andererseits ist der Hubble-Radius definiert als
zusammen mit obiger Formel ergibt sich
mit dem Ergebnis
rH und c sind konstant, damit ist
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Zeit
A
B
big
bang
Raum Raum
Zeit Zeit
big
bang
Lichtkegel
Eigenabstand
Emissions-
abstand
E
H HR (t) a(t) r
H
c a(t)R (t) c
H(t) a(t)
H
a(t)a(t) r c
a(t)
H
1r c
a(t)
a(t) const. a(t) const. t
H
c a(t) const. tR (t) c c c t
H(t) a(t) const.
Rh =ct Modell
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Quelle: Perlmutter et.al., astro-ph/9812133 Quelle: Nielsen et.al: arxiv:1506.01354
Hinweis auf dunkle Materie
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Gravitationskraft auf einen Sterninnerhalb der Masse Mi:Mi
3i i
G G2 2 2
m M m V rK G G G m K r
r r r
Die Fliehkraft KFl muß gleich derAnziehungskraft KG sein:
2 2
Fl
v vK m r v r
r r
Weit außerhalb der Gesamtmasse kompensiert die Fliehkraft die Anziehung:
2
2
v m M 1m G v
r r r
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MACHOs & WIMPs
Als Ursache für den beobachteten Effekt bei der Rotation von Galaxien nimmt man nicht sichtbare Himmelskörper in der Galaxie oder in ihrem Halo an:
• Planeten
• Braune Zwerge
• Erloschene oder abgekühlte Sterne
• Neutronensterne oder schwarze Löcher
• . . . .
Man nennt sie MASSIVE COMPACT HALO OBJECTS – MACHOSoder auch baryonische Dunkle Materie.
WEAKLY INTERACTING MASSIVE PARTICLES – WIMPseigentliche Dunkle Materie
Modified Newtonian Dynamics – MOND
Die physikalische Hypothese MOND wurde 1983 von Mordehai Milgrom als Alternative zur Hypothese der Dunklen Materie formuliert.
Danach soll das Newtonsche Kraftgesetz K = m·aersetzt werden durch
mit der sehr kleinen Größe a0, die sich aus Messungen der Rotationsgeschwindigkeit von Galaxien zu a0 = 1,2 10-10 ms-2 ergab (Tully-Fisher Relation).
Bei „normalen“ Beschleunigungen ist a»a0 und damit K = m·a.
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0
0
a
aK m a
a1
a
Mordehai Milgrom
MOND
Für das Gravitationsgesetz gilt dann nach dem MOND-Ansatz:
für Sterne am Rande einer Galaxie ist a«a0 , so daß gilt
Für die Rotationsgeschwindigkeit dieser Sterne um das Zentrum der Galaxie ergibt sich dann
Die Rotationsgeschwindigkeit in großem Abstand vom Zentrum der Galaxis ist konstant und ist nur abhängig von Masse.
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0 G G 0
2 2
0 0
a a
a G m G m aK m a m a
a ar r1 1
a a
2G 0G
2
0
Gm aG m aa
a rr
2G 0 4
G 0
Gm avm m a m v Gm a
r r
Modified Newtonian Dynamics – MOND
Jacob Bekenstein (1947 – 2015) war Begründer der Thermodynamik Schwarzer Löcher; nach ihm ist die Bekenstein-Hawking-Entropie benannt.
2004 formulierte er auf Basis der MOND-Theorie als Alternative zur Allgemeinen Relativitätstheorie die
„Tensor-Vektor-Skalar-Gravitationstheorie“
zur Beschreibung der Gravitation im Rahmen der Kosmologie.
Diese Theorie – wie auch die MOND-Theorie – ist (natürlich) nicht unumstritten.
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Jacob Bekenstein
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Ist das Universum unendlich?
Immerwährende Inflation
Während der Phase der Inflation expandiert das Universum exponentiell
Infolge der Heisenbergschen Unbestimmtheits-relation
treten während der Expansion Fluktuationen bei der Energiedichte einfl auf.
Sehr große (und seltene) Fluktuationen erhöhen signifikant die Energiedichte in gewissen Bereichen des Universums
Diese Regionen expandieren wesentlich stärker als der Ausgangsbereich.
Das führt zu einem ewigen Prozeß der Selbst-Reproduktion des Universums.
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inf l ta(t) ee
E t
Level 1: Regionen jenseits
unserer Hubble-Sphäre
• gleiche physikalischen Gesetze
• unendlicher Raum
Level 2: Andere post-
inflationäre Bubbles
• Gleiche fundamentale Gleichungen der Physik,
• ev. unterschiedliche Konstanten, Teilchen und Dimension des Raumes.
Level 3: Viele-Welt-Theorie
der Quantentheorie
• identisch mit Level 2
• Dekohärenz experimentell bestätigt
• mathematisch einfachstes Modell.
Level 4: Andere mathema-
tische Strukturen
• Mathematische Existenz = physikalische Existens
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Quelle: http://arxiv.org/pdf/astro-ph/0302131.pdf
Tegmark: Unser mathematisches Universum
Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die
Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher,
und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich
nicht auf die Wirklichkeit.
Einstein 1921
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