Jesuiten_01-2106

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    Der barmherzigeSamariter

    2016/1ISSN 1613-3889

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    Titelbild: Der barmherzige Samariter,

    Vincent van Gogh, 1890

    In der Kathedrale von Chartres

    stellt das dritte rechte Fenster

    des Hauptschiffs das Gleichnis

    vom Barmherzigen Samariter dar.

    © Dia-Dienst

    Die Motive auf den Seiten

    2 bis 19 zeigen Ausschnitte aus

    diesem Gemälde.

    AusgabeMärz

    /2016

      Jesuiten1  Editorial

      Schwerpunkt2  Von der Frage zur Antwort

    Vom Bild zum Erleben

    4  Nicht mit leeren Händen

    6  Vom Opfer zur Überlebenden

    8  Und plötzlich ist alles anders

    9  Hilfe im Alter

     10  Endstation Überforderung?

     12  Kurz- oder langfristig helfen?

     13  Grenzerfahrungen

     14  Metodi

     16  Frans van der Lugt – die Anderen annehmen

     17  Aksel – und wer beschenkt wen?

     18  Mittagstisch St. Michael

     21  Jahr der Barmherzigkeit

    Geistlicher Impuls 22  Aufmerksam werden

      Nachrichten 24  Neues aus dem Jesuitenorden

      Personalien28  Jubilare

     29  Verstorbene

      Medien 29  Kreuz und mehr

    Vorgestellt 30 Nordwald Zendo

    33 Autoren dieser Ausgabe

    Die besondere Bitte 34  Barmherzigkeit: Helfen (auch) in unsicherer Zeit …

     37  Standorte der Jesuiten in Deutschland

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    E D I TORI A L

    Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    „Das Gleichnis vom barmherzigen Sama-riter?... Klar, kenn ich schon.“ Vielen ist es

     vertraut aus der Erzählung Jesu im Lukas-evangelium (das wir au den olgendenSeiten aus der Übersetzung von FridolinStier zitieren). Das Jahr der Barmherzig-keit kann uns vielleicht zu einem zweiten

    Blick ermutigen. Geht es doch gerade indiesem Gleichnis um den Wechsel vonPerspektiven.

    Der heilige Ignatius lädt in seinen geistli-chen Übungen denjenigen, der die Exerzi-tien macht, dazu ein, die biblischen Texteund Gleichnisse in sich lebendig werdenzu lassen. Die bildhafe Vorstellungskraf

    und alle menschlichen Sinne haben ihrenPlatz in dieser Art der Meditation, weil sieTore zur Gottesbegegnung öffnen können.

    Besondere Sorgalt verwendet Ignatiusau die Vorstellung der Personen, die imzu meditierenden Abschnitt vorkommen.Ihre Erscheinung ist wichtig: die Gestalt,die Kleidung, die Gesichtszüge. Zuerst

    noch statisch, dann aber geht es darum,sich von diesen Charakteren in die Ge-schichte hineinnehmen zu lassen – immerdynamischer. Zu hören, was sie sagen; zusehen, wie sie handeln; die Berührungenzu spüren – sich ganz hineinzuversetzen,um zu empfinden, was sie empfinden.

     

    Diese Weise des Betens öffnet neue Per-spektiven. Ich kann die Welt aus einemanderen Blickwinkel betrachten, ohnemeinen eigenen zu verlieren. Mein Lebenist au einmal in der biblischen Erzählunggegenwärtig und das Gleichnis wird ganzneu in meinem Alltag lebendig.

    Und dann kann es passieren, dass wir dieAkteure wiedererkennen. Sie wohnengleich um die Ecke. Tag ür Tag treffen wirsie. Es sind Typen wie du und ich mit ihrenEcken und Kanten, mit allen sympathi-schen und bewundernswerten Seiten. ObSamariter oder Schrifgelehrter, Wirt oderRäuber. Ganz zu schweigen vom Überal-

    lenen, Levit oder Priester, mit denen wir vielleicht sogar unter einem Dach leben.Manche der olgenden Seiten zeigen siein einem neuen Licht und ermutigen zueinem hoffnungsvollen Lächeln.

    Papst Franziskus spricht vom Mut desSamariters. Es geht darum, verschlosseneTüren zu öffnen und au den Nächsten zu-

    zugehen. Das Gleichnis vom barmherzi-gen Samariter ist eine ganz konkrete Ein-ladung, uns und unsere Mitmenschen mitneuen Augen zu sehen.

    Matthias Kramm SJ

    Claus Pfuff SJ

    Claus Recktenwald SJ

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    Von der Frage zur AntwortEin Blick auf den Gesetzeslehrer: „Ein Gesetzeslehrer stand auf.Er sagte, um ihn zu versuchen: Lehrer was habe ich zu tun umunendliches Leben zu erben?“ Lk 10,25

    Dem Gesetzeslehrer bin ich dankbar: Er

    hat Jesus das Gleichnis vom barmherzigenSamariter entlockt. Und er lieert uns inder Seelsorge ätigen zusammen mit dembegnadeten geistlichen Begleiter Jesus dieModelleinheit eines Gesprächsührungs-kurses.Ob die Absicht des Gesetzeslehrers gerad-linig ist oder nicht – Jesus geht wertschät-zend au ihn und seine Frage ein: „Wie

    komme ich zu ewigem Leben?“ Jesus er-liegt nicht der Versuchung, einen schnel-len Rat zu geben. Mit einer Rückrage(ganz ignatianisch) holt er sein Gegenüberda ab, wo es sich auskennt – in der Tora:„Wie liest du?“ In der Antwort der Gottes-und Nächstenliebe bestärkt Jesus ihn. Vondieser gemeinsamen, ressourcenhaltigenÜberzeugung aus ührt er weiter: Es geht

    nicht nur ums Lesen, sondern ums Leben!

    Der Gesetzeslehrer bleibt mit seiner

    nächsten Frage au der theoretischen Ebe-ne: „Wer ist mein Nächster?“ Jesus lässtihn die Antwort selbst finden, statt siemundgerecht zu geben. Was jemand inder iee selbst erkannt und geunden hat,hält länger – auch ihn selbst. Zunächstholt Jesus sein Gegenüber vom Kop he-runter und ührt ihn mit einer Erzählungins wirkliche Leben mit Haut und Herz.

    In einer Gegenrage ormuliert er danndie Frage des Gesprächspartners um und

     verändert dessen Perspektive: „Wem wer-de ich Nächster – als Helender?“ DemGesetzeslehrer ist die Haltung der getanenBarmherzigkeit in den Blick gekommen.Er sieht nach dem Gespräch mehr, als ererragt hat. Vielleicht sieht er jetzt auchhin ...

    Claudia Valk 

    Vom Bild zum Erleben Durch diese Ausgabe begleitet uns ein Bild von Vincent van

    Gogh. Er versucht auf seine Weise, dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter nahe

    zu kommen. Er bietet dem Betrachter die Möglichkeit den dargestellten Personen zu

    begegnen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen: „Was hat dich dazu bewegt? Wie fühlt

    sich das jetzt an?“ Das Bild möchte noch einen Schritt weiter gehen. Es kann keine

    Antwort ohne persönliche Suche geben. Es wäre zu platt, wenn es nicht in die Tiefe

    des eigenen Lebensentwurfes führen würde. Die Frage steht im Raum: „Und wo stehst

    du? Wie triffst du auf die Menschen Tag für Tag auf den Pfaden, die du zurücklegst?Begegnest du ihnen? Kennst du ihr Gesicht? Kommen sie dir nahe und werden zum

    Nächsten?“ Van Goghs Bild kann die Augen öffnen und auch das Herz. Denn es geht im

    Gleichnis um die große und entscheidende Sache des Lebens, die Liebe. Claus Pfuff SJ2

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    Nicht mit leeren HändenEin Blick auf die Räuber: „Ein Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinunter und fiel unter die Räuberbande.“ (Lk 10,30)

     Lukas erzählt, dass ein Mensch unter Räuberfiel. „Und die zogen ihn aus und versetzten

    ihm Schläge, gingen ort, ließen ihn halbtotliegen“ (Lk 10,30). Besitz und Person des an-deren Menschen werden nicht respektiert,Grenzen überschritten. Warum?Ich rage: Wie können Menschen au demWeg zwischen Jericho und Jerusalem,oder in Köln, Hamburg, Stuttgart so etwastun? Wie sind die, die so etwas tun? Waskenne ich selber davon in mir?

    Was hat jemand erlebt, ür den es notwen-dig ist, zu stehlen, gewalttätig zu werden,in die Privatsphäre eines anderen einzu-dringen, ihn oder sie klein und wehrlos zumachen, auszurauben, um den Lohn derArbeit zu betrügen?Jugendliche, zum Beispiel aus Marokko,werden von ihren Familien nach Deutsch-land geschickt, um Geld ür die Familien

    zu verdienen. Bis sie eventuell ausgewie-sen werden, sollen sie möglichst viel zu-sammenbekommen. Der Druck ist groß,dass sie nicht mit leeren Händen zurück-kehren. Nur so scheint es möglich zu sein,dass alle überleben können.

    Räuber sind und bleiben Menschen. Osolche, die nicht genügend haben und mitGleichgesinnten zusammen etwas unter- 

    nehmen, um überleben zu können. DasIch ist wichtiger als das Du.

    Und ür das Ich muss man sorgen, undsei es mit unerlaubten Mitteln, mit einemHandeln, das einem Du schadet.Manchmal sind es Menschen, die sich inihrer Not nicht anders zu helen wissen.Oder solche, denen vorgemacht wird, dasses einacher geht, mit Gewalt und Betrugzum Ziel zu kommen, ein besseres Lebenühren zu können. Vielleicht welche, die

    aus irgendwelchen Gründen keine Aus-bildung hatten und warum auch immernicht arbeiten können oder wollen; sol-che, die die notwendige Unterstützungnicht erhalten. Oder jemand, dem immerwieder gezeigt wurde, dass es (nur) mög-lich ist, sich mit Gewalt und List das Le-bensnotwendige zu holen, das, was ür ein„gutes“ Leben notwendig ist. Und wenn

    ich daür Drogen brauche, muss ich siemir eben besorgen, egal wie. Menschen,die süchtig geworden sind, die ihren Kon-sum dadurch finanzieren, dass sie einbre-chen, etwas stehlen. Wenn etwas benötigtwird, wird es besorgt, und sei es illegal.Nach Krankheit und Krise, nach einerrennung wird gesucht, wie der Lebens-standard gehalten werden kann.

    Richard Willburger

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    Vom Opfer zur ÜberlebendenEin Blick auf den Verwundeten: „Die zogen ihn aus, schlugenihn wund, machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen“(Lk 10,30) Ein Jahr der Barmherzigkeit – das hebrä-

    ische Wort ür Barmherzigkeit „rächäm“heißt auch Mutterschoss, Gebärmutter.In der Gebärmutter einer Frau wächstaus Samen und Eizelle über neun Mo-nate hinweg ein Kind heran, geschiehtein Wunder! Vierzig Wochen wachsen –manchmal weniger, manchmal mehr. Ja,es braucht eine lange Zeit, dieses Heran-wachsen aus einem kaum sichtbaren An-

    ang heraus. Die Geburt kommt dann, ge-schieht – o schmerzha und bedrohlich,eine Grenzerahrung ür so manche Frauund manchen begleitenden Mann.

    Dreimal habe ich das erlebt – dreimalganz verschieden. Und das prägt auchmein Nachdenken zu diesem Tema„vom Oper zur Überlebenden“. Ich habe

    auch Missbrauch erlebt als junge Frau,sexuellen Missbrauch – jahrelang durcheinen „Geistlichen“.

    Drei Schwangerschaen und Geburten,Missbrauchserahrungen durch einen„Geistlichen“ und die „Geschichte vombarmherzigen Samariter“ nehme ich jetztzusammen …

     Ich versuche mich in die Geschichte hin-

    einzubegeben, wie ich das gelernt habe inmeiner ignatianischen Ausbildung. Der,der ausgeraubt und zusammengeschla-gen am Boden liegt, zieht mich an – ichspüre etwas davon in mir, immer noch,obwohl mein Erleben jetzt Jahrzehnte zu-rückliegt. Sexueller Missbrauch hat eineVorgeschichte, um die geht es jetzt nicht.Missbrauch, sexueller Missbrauch raubt

    das Intimste, grapscht sich das „Ich“ derMissbrauchten, ührt zu Lähmung – Wi-derstand ist unmöglich, geht nicht – dageschieht „etwas“, rau lässt das gesche-hen, kann nicht „nein“ sagen, weil es garnicht geragt ist. Der Mensch, der da aus-geraubt und verwundet am Boden liegt,konnte auch nicht „nein“ sagen – das hät-te den Angreier nicht interessiert. Wer

    etwas unbedingt haben will, ragt das Ge-genüber nicht zuerst: Dar ich? Er nimmt!Ob das Gegenüber verletzt wird, interes-siert nicht. Je mehr sich das Gegenüberwehrt, desto eher wird es verletzt. Alsolieber geschehen lassen, auswandern ausdem eigenen Körper, wenn „es“ geschieht,gar nicht da sein, nichts spüren, Lähmungentsteht so.

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    Und dann liegt sie da, verwundet, ausge-raubt, im Innersten getroffen – gelähmt.

    Schritte nahen – es ist ein Geistlicher. Undes ist gut, dass er vorbeigeht. Wichtigereszu tun hat, als zu helen. Worte helen jetztnicht! Und Geistliche sprechen o Worte– Worte von Schuld und Vergebung undVersöhnung: „Du musst dem äter verge-ben“ – wie o habe ich das gehört! Und eshil nicht! Es erreicht mich als Verletztegar nicht! Auch die Rede von Gott, der al-les sieht und immer da ist, hil nicht. Wo

    war Er? … als der Missbrauch geschah?… als mir etwas so Wertvolles genommenwurde, ich ausgeraubt wurde?

    Der Geistliche geht vorüber – vertie inseinen nächsten Gottesdienst und all dieWorte, die er sagen wird – und es ist gutso. Ich atme au … 

    Auch der nächste Geistliche, in der Ge-schichte ein „Levit“, wir nur kurz einenBlick au den Verletzten am Boden undgeht vorüber.

    Ja – manchmal ist es besser, man geht vo-rüber, vor allem, wenn man „nichts sieht“

     von dem, was da geschehen ist. Ja – Vor-übergehen ist manchmal hilreicher, auchür die Verletzte!Dann kommt ein Außenseiter, einer, dernicht dazugehört – damals ein Samari-ter, kein „rechtgläubiger“ Jude. Er bleibt

    stehen. In ihm ist etwas angerührt, als erden Verletzten sieht. Und er hil, verbin-det die Wunden, lädt ihn au seinen Esel(er verlangt nicht: Geh selber!), bringtihn an einen Ort, wo ür den Verletztengesorgt wird. Keine rommen Worte von„Vergebung und Versöhnung“ – einachVersorgung der sichtbaren Wunden. DerVerwundete muss nicht reden!

    Opfer brauchen Barmherzigkeit

    … ganz viel Zeit, um zu Überlebenden zu werden – o länger als 40 Wochen!… wahrgenommen werden, ganzheitlich, das Spüren, da „sieht“ jemand meine Not,

    auch das, woür mir die Worte noch ehlen, weil es so urchtbar ist oder gewesen ist.… Geduld ür sich selber und Menschen, die Geduld mit ihnen haben

    … Hile, um selber spüren und sagen zu lernen, was sie brauchen… keine großen Worte, auch kein Reden von „Vergebung und Versöhnung“… irgendwann dann ein „Ja“ zu dem, was geschehen ist, denn nur was angenommen ist,

    kann sich verändern (kein Ja zum äter oder Verständnis ür ihn! Ein Ja zu mir! Dasist schwer genug!)

    … „neue“ Geschichten von Menschen, die Heilung eruhren, z.B. Geschichten von Je-susbegegnungen in den Evangelien (und die Methode des Ignatius, sich in diese Ge-schichten hineinzuversetzen, finde ich weiterhin sehr hilreich) – ür mich war geist-liche Begleitung sehr hilreich

    … auch ein „JA“ dazu, dass rau ein Leben lang Über-Lebende bleibt, aber mit der Zeitwandert die Betonung vom „Über“ zum „Lebende“

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    Elke Ruegger-Haller

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    Und plötzlich ist alles anders …Seit 1998 bin ich Jesuit und jetzt an derRezeption unserer Schule tätig. Währendmeiner Ausbildung als Jesuit beand ichmich in der Phase des Teologiestudiumsin Manila. Eines ages bin ich mit demFahrrad geahren. Es war dunkel und ich

    hatte kein Licht an. Unglücklicherwei-se war ein Seil quer über die Straße desCampus gespannt. Das hatmich nach hinten geschleu-dert und ich bin mit demKop au die Straße geallen.Ein Glück, dass der Mitbru-der, mit dem ich zuvor ver-abredet war, das „Wumm“

    gehört hat. Er kam aus demHaus und and mich au derStraße liegend. Sogleich rie er den Not-arzt und ich wurde in ein amerikanischesKrankenhaus gebracht.Durch den Sturz musste ich operiertewerden. Es gab Blutergüsse im Kop. Sowar ich nach der Operation halbseitiggelähmt und ür zwei Wochen im Koma.

    Ich erhielt die Krankensalbung, weil mandachte, dass ich sterben würde. Dank derSalbung bin ich am Leben. Ich wurde vonmeinen Brüdern aus Australien und mei-ner Schwester aus Vietnam besucht. Aberich habe nichts davon mitbekommen. Nur

     von meinem Bruder aus Hamburg bekamich ein wenig mit, als er mich au den Phi-lippinen besuchte. Er war mein Lieblings-bruder.Nach dem Unall bin ich in Begleitungeines Mitbruders nach Deutschland ge-flogen. In München angekommen, war

    ich längere Zeit in Reha. Ich bin noch-mals nach Manila zurückgekommen, umdas Teologiestudium zu beenden. Abernach der Operation war die Erinnerungweg. Dadurch wurde das Studium schwe-rer. Mit viel Mühe habe ich es gescha.

    Anschließend bin ich nach Berlin gekom-men. Ich gehe weiterhin dreimal die Wo-

    che zur Physiotherapie und hoffe, dass esbesser wird. Ich bin au Hile meiner Mit-brüder und Mitmenschen angewiesen.Gott sei Dank nehmen mich die Mitbrü-der so an wie ich bin. Es gibt Momente,wo ich schon ast augebe. Dank des täg-lichen Gebets und der Eucharistie erlebte

    ich seelische Heilung trotz meiner Behin-derung. Ich konnte damals nicht beten,weil mir das Selbstbewusstsein ehlte. Ichmusste langsam lernen, wieder ins Gebetzu kommen. Mir wurde ein Rosenkranzgeschenkt und seitdem bete ich den Ro-senkranz. Das ist ein sehr wichtiges Gebetür mich. Wie die Mutter Gottes „Ja“ zuGott gesagt hat, so sage ich jetzt auch „Ja“zu meiner Behinderung und vertraue auden Herrn.

    Hieu Bui Cong SJ

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    Dank des täglichen Gebetsund der Eucharistie erlebte

    ich seelische Heilung.

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    Hilfe im AlterNatürlich brauche ich jetzt, da ich alt ge-worden bin, ür dies und das auch Hile.Mir kommt das aber nicht viel anders vorals in der aktiven Zeit. Auch dort war esür mich immer wieder notwendig, mirHilen zu suchen und Hile anzunehmen.

    Was sich im Alter ändert, ist, dass mein al-ter Leib nicht mehr so will wie rüher, unddas anzunehmen ällt nicht leicht. MeineNerven, mein Gedächtnis, meine Spann-kra – alles, was ich mir über Jahre durch

     viel raining und mit viel Freude auge-baut habe, schwindet mehr und mehr.Habe ich mich rüher einach au meinenKörper verlassen, so beweist er mir jetzt

    immer wieder von neuem, wie ich ihmund seinen Launen ausgelieert bin.

    Ja – das ist vielleicht die stärkste Verände-rung: Ich brauche ür alles viel mehr Zeitals rüher. Anangs war ich wütend, späterlernte ich mir Hilen zu organisieren, sodass ich manches Defizit ausgleichen konn-te. Heute genieße ich meinen eigenen, lang-

    sameren Rhythmus und erlebe ihn als einenheilsamen Abstand zum Getriebensein so vieler meiner Mitmenschen.

    In meiner Umgebung erlebe ich viele hil-reiche Menschen, die gerne und schnelldabei sind, mir schwierig erscheinen-de ätigkeiten abzunehmen. Und dochmöchte ich gerne das, was ich noch selbertun kann, auch selber tun. Es kommt etwabei isch vor, dass meine ischgenossenmir nacheinander Dinge reichen, die ichmir gerne selber nehmen möchte und

    auch nehmen kann, wenn man mir dieZeit dazu ließe. Überhaupt ist mir meineSelbstbestimmung sehr wichtig. Ich kom-me mit mir selber ganz gut zurecht.

    Die Hile von Ärzten, die ich jetzt regel-

    mäßig ausuchen muss, tut in der Regelgut. Bisweilen nagt in mir der Kummer,dass ich von ihnen abhängig bin. Hile,die ich wirklich brauche und mich unter-stützt, kann ich gut annehmen. So ist esgut, wenn mich jemand bei Arztgängenbegleitet oder ährt, wenn die Wege zuweit sind.

    Die Nähe von mir vertrauten und verbun-denen Menschen gibt mir Geborgenheit,die ich genieße. Ich kann deshalb meinen

     jüngeren Mitbrüdern nur wünschen, dasssie gute Freundschaen pflegen und auchdie Beziehung zu den Mitbrüdern am Ort.

    Im Übrigen sehe ich mein Altwerden alsden Weg, den Gott mich jetzt ührt. Dabei

    sind mir vertraute Gebete und die HeiligeKommunion ein großer rost. Ich weiß,dass ich sterben muss und dass dieserSchritt durch eine ür ührt, hinter dienoch niemand geschaut hat. So bitte ichGott jeden ag darum, dass er barmherzigmit mir ist und mich nicht verlässt – oder

     vielmehr, dass ich ihn nicht verliere. UmVertrauen und ums Gebet bitte ich, dassich endlich mein Leben Gott, der mich

     von Kindheit an getragen hat, in Friedenzurückgeben kann.

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    Endstation Überforderung!?Ein Blick auf den Priester: „Zufällig ging ein Priester auf jenemWeg hinunter, sah ihn und ging vorüber“ (Lk 10,31)

     Der Nahverkehrszug ist voll. Ein eenager,der keinen Platz mehr bekommen hat,

    lehnt im Eingangsbereich an der Wand,seinen Rucksack au dem Boden abge-stellt. Der Zug wird langsamer und hält.Unter den Passagieren, die neu zusteigen,bleiben zwei ebenalls im Eingangsbereichstehen. Sie sind etwas älter und mit ihrenkurzgeschorenen Haaren, der Bomber-

     jacke und den Springerstieeln direkt alsNeonazis zu erkennen. Sie unterhalten

    sich miteinander bis der Blick des Eineneinen Auleber strei, den die Bahn an-gebracht hat, um Schwarzahrer au mög-liche Konsequenzen hinzuweisen. Es zeigtdas Piktogramm eines Schwarzahrers,der sinnigerweise in schwarz dargestelltist. Kurzentschlossen zückt er seinen Ed-ding und schmiert eine rechtsradikaleParole darunter. Die beiden jungen Män-

    ner lachen. Der eenager dreht sich weg,täuscht vor, nichts gesehen zu haben. DasHerz schlägt ihm bis zum Hals. Er weiß,er sollte etwas tun. Aber die Angst blo-ckiert ihn und so tut er einach, als wärenichts geschehen. Als die beiden an dernächsten Station aussteigen, bleibt er mitSchuldgeühlen zurück. Viele verschiede-ne Gedanken sausen ihm durch den Kop.Eine Stimme in ihm versucht, die Schuld

     von sich zu weisen: Was hätte er denn tun

    können? Seine Phantasie produziert Ver-sionen einer anderen Realität, in denen

    er sogar als Held dasteht. Aber irgendwiesteht ihm auch die klägliche Realität vorAugen, das Überordert-Sein durch dieeigene Angst. Er hätte Hile holen, demSchaffner Bescheid sagen können.

    Jahre später, aus dem eenager ist einMittzwanziger geworden. Wieder ist erunterwegs, dieses Mal in der S-Bahn. Au

    dem Vierersitz schräg gegenüber sitzen vier Jugendliche. Sie sind ziemlich auge-dreht und machen viel Lärm. Au einmalzückt einer von ihnen seinen Edding undbeginnt au die Wand zu schreiben. Wie-der spürt der junge Mann sein Herz rasen.Aber dieses Mal steht er au und sprichtden Jugendlichen an. Dieser grinst rech,steckt aber ohne Umstände den Sti wie-

    der weg. Die Situation entspannt sich. Alsder junge Mann aussteigt, kommt ihm dieGeschichte von damals in den Sinn. DieAngst war da, wie damals, aber sie hat ihnnicht mehr blockiert. Seine eigene Realitätund Schwäche anzunehmen, auch wennes schmerzha ist, kann Kräe wecken,die neues, reieres Handeln möglich ma-chen. Überorderung heißt nicht notwen-digerweise Endstation.

    Claus Recktenwald SJ

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    Kurz- oder langfristig helfen?Ein Blick auf den Leviten: „Desgleichen auch ein Levit. Der kaman den Ort, auch er sah ihn an und ging vorüber“ (Lk 10,32)

    Vor einiger Zeit habe ich zwei Jahre langals Lehrer in Mexiko gearbeitet. Eines a-ges war ich mit einem Mitbruder au der

    Fahrt nach Guadalajara und wir kamen aneine Baustelle. Dort stand ein kleiner Jun-ge und winkte die Autos durch die Fahr-bahnverengung hindurch. Es war einekreative Weise, zu helen und dabei umeine kleine Spende zu bitten.

    Mein Mitbruder Pancho kurbelte das Fens-ter herunter und wollte dem kleinen Jungen

    Danke sagen, als dieser auch schon etwas verschämt „Una monedita“ murmelte. Da-rauin zog Pancho seine Brieasche undlegte ihm zwei Münzen in die Hand. Auder Weiterahrt sagte er zu mir: „Ich kannso einem Jungen nicht Nein sagen, wenn ermir einmal in die Augen geschaut hat!“Dieser Satz blieb mir orthin im Gedächt-nis. Natürlich wusste ich, dass wir dem

    Jungen nicht dauerha geholen hatten. Fürihn wäre es besser, wenn er in eine Schulegehen könnte, anstatt hier Geld sammelnzu müssen. Indirekt hatten wir seine unge-rechte Situation durch unsere Spende sogargut geheißen. Die adäquatere und nach-haltigere Reaktion wäre es, ür eine Gesell-scha einzutreten, in der Jungen wie er zurSchule gehen können.

    Aber zugleich war mir klar: Eine solche Ge-sellscha ist noch weit weg! Wenn solcheVisionen Wirklichkeit werden, werden sie

    dem Jungen nicht mehr viel nützen. Viel-leicht konnte er sich von dem Geld zumin-dest eine Mittagsmahlzeit kauen.

    Das Dilemma solcher Situationen ist nichteinachhin auflösbar. Direkte Hile unter-stützt die bestehenden ungerechten Struk-turen, indirekte Hile wird dem konkretenMenschen, der vor mir steht, mit großer

    Wahrscheinlichkeit keinen Nutzen mehrbringen.Aber in dem Moment, in dem ich einerPerson in die Augen blicke, blickt auch siemir in die Augen. In dem Moment, in demich versuche, einen Menschen zu einemeil meiner Welt zu machen, geschiehtdasselbe auch mit mir. Als was werde ichwohl gesehen? Ein Mensch, der versucht,

    ür einige Sekunden empathisch zu sein?Ich weiß es nicht.Deshalb sind die Orte so wichtig, an de-nen Begegnung geschieht, wie z.B. Sup-penküchen oder Häuser der Gastreund-scha. Hier kann Begegnung geschehen,die über einen Blickwechsel hinausgeht.Die Mitmenschlichkeit macht das Dilem-ma ertragbarer. Und der Horizont kannsich weiten.

    Matthias Kramm SJ

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    GrenzerfahrungenIch habe mich nach der Schulzeit ür einenEinsatz als Jesuit Volunteer in Indien ent-schieden. Was bedeutet es, als 18-jährigerAbiturient des Canisius-Kollegs in Berlin ineinem Entwicklungsland zu leben und ganzim Zeichen des entwicklungspolitischen

    „Weltwärts-Programms“ seinen eil zur Ent-wicklung seiner Umgebung beizutragen?

    Ich arbeite und lebe am Stadtrand von Kolka-ta und unterstütze Father Saju George SJ undFather K. Tottam SJ beimAufau des KulturzentrumsKalahrdaya. Mein Beitrag be-schränkt sich au anallende

    Arbeiten in Kalahrdaya, denEnglischunterricht dort, ineiner Bengali Medium HighSchool und einem Jesuiten-Noviziat. Selbstverständlichengagiere ich mich auch im interkulturellenAustausch mit der Jugend, Besuchern undFamilien. „Brücken bauen“ nennt man dasim Fachjargon.

    Als 18-Jähriger kann ich natürlich keinWeltretter ür die Dalits, die „Kastenlosen”sein. O gibt es Lücken, die ich nicht zuüllen vermag, oder Bitten, denen ich nichtnachkommen kann. Es ärgert mich dannmeistens, dass ich in diesen Momentennicht handeln kann und nicht selten mussich Kompromisse finden. Wenn man Elendsieht, dann möchte man natürlich direkthelen. Am einachsten geht das mit Geld,doch das ist nicht meine Augabe. So wur-de ich einmal nach einem Sonntagsgottes-

    dienst zu einer armen Familie au einen eeeingeladen und habe noch am gleichen ag,einer Bitte des Vaters olgend, einen engli-schen Brie an eine acht Jahre alte Adressenach Amerika geschrieben, in dem ich umfinanzielle Unterstützung ür die Schule bat.

    Natürlich wird das jetzt nicht alles von heutau morgen ändern. Doch ich reue mich,dass ich ein dankbares Lächeln erwirkenkonnte, auch wenn ich mit gemischten Ge-ühlen daran denke.

    Auch meine Augaben, wie der Englischun-terricht, alles was ich geben kann, macht ei-nen großen eil aus. Es ist daher nicht wenig,doch auch nicht genug. Manchmal scheitert

    es an meinem persönlichen Versagen oderan nicht ausreichenden Sprachkenntnissen.Auch kulturelle Differenzen oder andereLehrmethoden machen den Unterricht onicht einach. Doch die Herausorderungenin der Kommunikation werden ebenso wiedas Kennenlernen persönlicher Grenzenals wertvolle Erahrungen ür mich nützlichsein, so wie jeder Lernerolg meiner Schü-ler ihnen einen persönlichen Vorteil bringtund ich ihnen nützlich war.

    Alexander Wind

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    Brücken bauen:Interkultureller Austausch mit

    der Jugend und Familien

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    MetodiEin Blick auf den Samariter: „Ein Samariter, der unterwegs war,kam ebenda hin, sah ihn an, und es ward ihm weh ums Herz.“(Lk 10,33) Mitte März 2008 schleppte sich Metodi

    mit letzter Kra ins CONCORDIA Sozi-alzentrum in Sofia. Seine Beine und seineArme waren geschwollen. Am Oberarmhatte er eine eiternde Stichwunde. An denUnterarmen und Händen hatte er großeoffene Stellen. An seinem linken Unter-schenkel hatte er eine handgroße, tieeWunde. Während eine Freiwillige Meto-di rische Verbände anlegte, erzählte er,

    was passiert war. Er verdiente sein Geldals ransvestit. Vor einer Woche wurde er

     von einer Gruppe rechtsradikaler Jugend-licher zusammengeschlagen. Schwer ver-letzt konnte er sich in ein axi retten. Erwurde im Spital kurz verarztet, aber nichtstationär augenommen. Seither hielt ersich in seinem gemieteten Zimmer au.Sein Zustand wurde jeden ag schlechter.

    Ein Freund riet ihm schließlich, ins CON-CORDIA Sozialzentrum zu gehen.

    Nachdem wir die Wunden verarztet hat-ten, uhren ein Sozialarbeiter und ich mitihm ins Spital. Wir mussten lange warten.Diesmal wurde er gründlich untersucht.Am Ende der Untersuchung sagte mir derArzt, dass Metodi einen Nierenriss habe.Er müsse operiert werden, sonst würdeer sterben. Da er keine Krankenversiche-rung habe, müsse jemand ür die Kostenauommen. Er ragte mich, ob ich bereit

    sei, 120 Euro zu bezahlen. Noch am selben

    ag überwies ich das Geld. Danach warMetodi ür eine Woche im Spital.

    Als er entlassen wurde, konnte er wedergehen noch seine Hände benutzen. Ichwollte das zuerst nicht akzeptieren undihn ins Spital zurück bringen. Wir wur-den aber schroff abgewiesen. Wenn ersein Zimmer verlassen wollte, musste ihn

     jemand tragen. Beim Essen musste ihn jemand üttern, weil seine Hände ein-gebunden waren. Der Heilungsprozess

     von Metodi dauerte lange. Wir eruhrenimmer mehr über seine Geschichte. Zuseinem Lebenswandel vor dem Überallgehörte der Konsum von Heroin. Metodimachte bei uns einen „kalten Entzug“. Sonennt man eine Entziehungskur ohne me-

    dizinische Hile. Einige Wochen nachdemer sich von uns verabschiedet hatte, kamer zurück und schenkte mir eine Jesus-Ikone.

    Metodi war sympathisch und einühlig.Anangs sah ich ihn und seine Behinde-rungen als eine zusätzliche Belastung. ImRückblick denke ich, dass durch Men-schen wie ihn die Hausgemeinscha, diesich damals im Aufau beand, mehr undmehr zusammengewachsen ist.

    Markus Inama SJ14

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    Frans van der Lugt SJ –die Anderen annehmenIn Syrien wird nun seit ast ün JahrenKrieg geührt. Zwischen den verschie-denen ethnischen, religiösen und poli-tischen Gruppen gibt es nur noch wenig

    Vertrauen. Die gegenseitige oleranz istdurch viele Missverständnisse verlorengegangen und eindselige, mit Hass erüll-te Diskurse ühren zu einem sich immerschneller drehenden euelskreis des ge-genseitigen Ermordens.

    Pater Frans van der Lugt lebte vierzig Jah-re in diesem Land, bevor er am 7. April

    2014 von unbekannten ätern ermordetwurde. Als junger Mann hatte er beschlos-sen, sein Leben mit den Menschen dort zu

     verbringen, obwohl sie sich sehr von ihmund auch untereinander unterschieden.Er lernte ihre Sprache und lebte mit ih-nen. Aber vor allem: er liebte sie, er hörteihnen aumerksam zu und er hal ihnenSchätze, die in ihrem Inneren versteckt la-

    gen, zu heben.

    Für ihn war es wichtig, die Menschen der verschiedenen Gruppen zusammenzu-bringen, denn normalerweise blieben sieunter sich. Er setzte große Hoffnung in dieJugend. Ich war eine der Jugendlichen, diean den Wanderungen, die er organisierte,teilnahm. Durch den gemeinsamen Weg

    lehrte er uns, einander wertzuschätzenund zu teilen, was wir hatten. Aber auchwie wir den Anderen verstehen, akzep-tieren und lieben können. All das nur,

    indem wir gemeinsam den Weg gingenund sowohl seine Schönheit als auch sei-ne Beschwerlichkeit teilten. Immer wiederspornte er uns an: „Illal ‚amam!“ – Vor-wärts! Eine Haltung, die noch in vielen

     von uns nachklingt und uns weiterträgt,trotz allem.

    Pater Frans hatte verstanden, dass es kei-

    ne andere Zukun ür die Kirche in Syri-en gibt, als sich gegenüber den Muslimenzu öffnen. Deswegen hat er das Projekt„Al-Ard“ – die Erde gegründet. Es ist einLandwirtschasprojekt am Rande vonHoms zwischen christlichen und musli-mischen Dörern. Dort kümmerte mansich besonders um geistig-behinderte Per-sonen. Aber dort konnten die Menschen

    auch gemeinsam beten.Pater Frans wollte nicht weggehen, son-dern trotz der schwierigen Lage bei denMenschen in Homs bleiben – ihnen bei-stehen. Wenige age vor dem Ende derBelagerung wurde er noch ermordet. Ansein Grab kommen Christen und Musli-me, um an ihn zu denken und zu beten.

    Rita Bariche

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    Aksel – und wer beschenkt wen?Eines ages wurde er zu mir geschicktwährend meines Praktikums in einer Un-terkun ür Straßenkinder in Sofia. Au-geallen war mir dieser schüchterne Jungeimmer wieder in den agen zuvor. Andersals die vielen anderen Kinder tauchte er mit

    seiner Plastiktüte erst au, wenn die ande-ren bereits beim Essen waren. Dann ginger rasch duschen und verschwand wieder.Doch an diesem Abend kam er mit einemSozialarbeiter zu mir. Ob ich mir seineFüße anschauen könne. Da sei was.

    Im Krankenzimmer sah ich mir die Sachegenauer an. Fußpilz an beiden Füßen. Mit

    Hile eines Dolmetschers vereinbarten wir,dass er ab soort am Morgen und am Abend

     vorbei kommen sollte, um die Füße zu be-handeln. So traen wir uns ag ür ag inden verbleibenden Wochen meines Au -enthaltes. Aksel sprach keine mir geläufigeSprache, ich kein Bulgarisch. Und dochunterhielten wir uns, während ich ihm dieFüße wusch und sie eincremte.

    Eines ages brachte er ein kleines gelbesSpielzeugauto mit, seinen „Camion“. Stolzzeigte er ihn mir. Es war sein Schatz. Wirstritten uns, ob es ein bulgarischer oderdeutscher „Camion“ sei. Doch nach der Be-handlung packte er ihn wieder sorgältig inseine Plastiktüte ein und nahm ihn mit.

    Langsam and er Vertrauen zu mir. Einesages gelang es, ihn zu überreden undwir gingen nach unserer Verabredunggemeinsam zum Abendessen. Anangsblickte er ängstlich umher. Mit der Zeitand er mehr und mehr Geallen. Ich er-

    uhr, dass er sein Geld mit dem Waschen von Autoscheiben an einer Straßenkreu-zung verdiente. Was er nicht brauchte,sparte er.Als der Moment meiner Rückreise kam,erklärte ihm ein Sozialarbeiter, dass ichnun gehen müsse. Ich konnte nicht längerbleiben. Aksel wollte unbedingt mit mirkommen. Au die Frage, wie er mit nach

    Deutschland kommen wolle, zeigte erstolz sein verdientes Geld. Und was wolleer dann in Deutschland machen? Na, erwürde schon irgendeine Arbeit finden.

    Aus der gemeinsamen Reise nachDeutschland wurde nichts. Zwei Monatespäter erhielt ich ein Kuvert. Ein Mitbru-der war zu Besuch in Sofia und Aksel hatte

    es mitbekommen. Er gab ihm ein kleinesPäckchen ür mich mit. Als ich es öffne-te, and ich das kleine gelbe Auto wieder.Es ist das größte Geschenk, das ich in den

     vergangenen Jahren zusammen mit denErinnerungen an Aksel bekommen habe.

    Claus Pfuff SJ

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    Mittagstisch St. Michael:Bezahlte Hilfe und freiwilliges EngagementEin Blick auf den Wirt: „Am anderen Morgen zog er zweiDenare heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Versorg ihn, undwas du etwa dazuhin aufwendest – ich gebe es dir zurück,

    wenn ich wieder herkomme.“ (Lk 10,35)

    Es ist ein Dienstagmorgen. 8:15 Uhr be-komme ich eine SMS mit der Nachricht:„Huhu… wir haben wieder etwas üreuch!“ Dieses „Etwas“ sind Lebensmittel,die übrig sind und die wir abholen düren.Eine gute Freundin schickt mir diese Ino –so mache ich mich au den Weg und packe

    das Auto voll mit Kartons und Kisten vol-ler Gemüse und Obst. Au dem Weg zumMittagstisch gebe ich schon einen eil da-

     von in einer Flüchtlingsunterkun ab. Daes Dienstag ist, halte ich noch bei einemBäcker, der mir Säcke voller Brot und Bröt-chen vom Vortag mitgibt. Es ist omals so

     viel, was abgegeben wird, dass ich die Le-bensmittel an andere Einrichtungen weiter

     verteile, damit sie mir nicht verderben. Esist erschreckend, dass alles, was ich nichtabhole, in der grünen onne landet.Beim Ausladen des Autos helen mir Gäste,die schon vor dem Eingang stehen, um imVorraum Schutz vor Regen oder Kälte zufinden. Ab 10 Uhr treffen zwei unermüd-liche Heler ein, die bei den Vorbereitun-gen ür das Mittagessen helen. An vieragen in der Woche bekommen wir von

     verschiedenen Großküchen einen Eintop

    oder Auflau, angelieert von der ael. Jenachdem, was ich an Gemüse mitbringenkonnte, werden Salate zubereitet und Brot-austrich angeertigt. An den Wochenen-den wird von eingespielten Kochteams dasEssen zubereitet. Ihren Angaben zuolgestelle ich ihnen die Zutaten zur Verügung.

    Ab 12 Uhr wird die innere ür geöffnetund der Strom der Gäste ergießt sich indie Räumlichkeiten. Zum Mittagstischkönnen alle kommen und wie überall, woMenschen sich regelmäßig treffen, hat je-der seinen Stammplatz und „Neue“ müs-sen sich diesen erst erobern. 365 age imJahr ist der Mittagstisch der Ort, an dem

     jedermann eine warme Mahlzeit zu sichnehmen kann und die Möglichkeit zur Be-gegnung findet. Nicht alle Gäste kommendes Essens wegen. Ihnen genügen ein Ka-ee, das Zusammensein und die Gespräche.

    Allein mit ehrenamtlicher Hile wäre dasnicht zu stemmen. So greien ehrenamtli-ches Engagement und proessionelle Hileineinander. Was hil bei dieser Zusam-menarbeit? Wie gelingt es, proessionelle,

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    bezahlte Hile und Empathie zusammen-

    zuhalten? Wir im Mittagstisch gehen dieseHerausorderung olgendermaßen an: Alledrei Monate, immer an einem Donnerstag,wird zu einem Mitarbeitertreffen geladen.Es wird ein kleiner Imbiss angeboten, die„Neuen“ werden vorgestellt, die Pläne dernächsten Monate werden durchgespro-chen und Engpässe in der Belegung kön-nen meist schnell behoben werden. Die

    ehrenamtlichen Heler sind eine bunteMischung von Menschen aus allen Bevöl-kerungsschichten, jeden Alters und unter-schiedlicher Konessionen. Schülerinnenund Schüler, die einmal die Woche bei unsein Praktikum machen; Studenten aus derganzen Welt, die entweder während derWoche oder am Wochenende ür einigeMonate oder sogar während der Dauerihres Studiums mitarbeiten. Seniorinnenund Senioren, die so lange mithelen, wie

    es ihnen möglich ist. An den Wochenen-

    den sind es o Berustätige, die uns unter-stützen. Auch Arbeitslose, Menschen mitEinschränkungen und Gäste gehören zuunserem eam. Sie alle treibt der Wunsch,dass eine Einrichtung wie die unsere ort-besteht.

    Für viele Gäste ist der Mittagstisch ihrwichtigster und omals ihr einziger ester

    Anlaupunkt in ihrem agesablau, den eszu erhalten gilt. Jahr ür Jahr sind odes-älle zu beklagen und sie werden an derIno-Wand gewürdigt. Den Gästen ist dieseInkenntnisnahme sehr wichtig und ich binschon des Öeren geragt worden, ob auchsie im Falle ihres odes mit einem Bild undeiner Widmung an der Wand hängen wer-den. Das werden sie.

    Anna Werner Parker

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    Eine Schulpraktikantin mit Gästen des Mittagstischs

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     Jahr der BarmherzigkeitEin Blick auf mich: „Der das Werk des Erbarmensan ihm getan hat.“ (Lk 10,37)

    Es war ein Zuall, dass au dem Konkla- ve, bei der Auslosung der Zimmer, dem

    zukünigen Papst Jorge Mario BergoglioKardinal Walter Kasper als Gegenüber zu-geteilt wurde. Kardinal Kasper war kurznach der Einberuung des Konklaves 80geworden, und so dure er als Ältestermitwählen. Er hatte das erste druckrischespanische Exemplar seines jüngsten Bu-ches mitgebracht, das er seinem Zimmer-nachbarn beim Konklave schenkte. Der

    itel des Buches: „Barmherzigkeit“.

    Dieses Buch and dann seinen Weg in denersten Auritt des Papstes au dem Peters-platz am 17. März 2013: „In diesen agenhatte ich die Gelegenheit, das Buch einesKardinals, Kardinal Kaspers, eines Teo-logen, der sehr tüchtig ist, eines gutenTeologen, über die Barmherzigkeit zu le-

    sen. Kardinal Kasper sagt, dass Barmher-zigkeit alles ändert. Es ist das Beste, waswir hören können: Es ändert die Welt. Esist notwendig, diese Barmherzigkeit Got-tes gut zu verstehen, dieses barmherzigenVaters, der so viel Geduld hat.“

    Hört man Papst Franziskus zu, dann istChrist-Sein sehr dynamisch. Er liebt dieVerben der Bewegung: austehen, aufre-chen, verlassen, loslassen. Man dar dasaber nicht mit Aktivismus verwechseln,dahinter liegt vielmehr eine Haltung.

    Wenn man an Jesus Christus glaubt, hatdas Konsequenzen. Die Nacholge Christi

    ist nicht so sehr eine Sache von Sätzen undBüchern, sondern etwas, was das eigeneLeben verändert. So etwas erährt auchder barmherzige Samariter. Papst Franzis-kus spricht vom „Mut des Samariters“, denChristen bräuchten.

    Was der barmherzige Samariter ür deneinzelnen Gläubigen ist, das ist das „Feld-

    lazarett“ ür die Gemeinscha, ür dieKirche, – „mit offenen üren, um jedenauzunehmen, der anklop und um Hileund Unterstützung bittet“.

    Das Jahr der Barmherzigkeit will das nunkonkret werden lassen. Weil Barmherzig-keit immer mit dem Sakrament der Ver-söhnung zu tun hat, gibt es die „Missiona-

    re der Barmherzigkeit“, die während derFastenzeit unterwegs sind. In Rom wirdes viele Veranstaltungen geben, ür Seel-sorger, Familien, Orden, Kinder und soweiter. Und es gibt natürlich die HeiligenPorten. Erstmalig nicht nur in Rom, son-dern dezentral au der ganzen Welt. Dasist nichts Magisches, sondern eine ArtLiturgie, die man selber oder in Gemein-scha eiern kann, gemeinsam mit demSakrament der Beichte und der Messe.

    Bernd Hagenkord SJ

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    Aufmerksam werdenIn den letzten zehn Jahren wurde bei Kir-chen- und Katholikentagen eine Aumerk-samkeitsübung angeboten. Jeweils etwa 50Menschen gingen zwei oder drei Stundenau die Straßen der Stadt. Als Hilestel-lung bekamen sie zwei Sätze aus dem Lu-

    kasevangelium (10,3+4) mit au den Weg.In diesem Bibeltext bereitet Jesus 72 Jüngerund Jüngerinnen darau vor, in die Städteund Ortschaen zu gehen, in die er nochkommen will. Anschließend erzählten dieeilnehmenden in kleinen Gruppen vonihren überraschenden Erahrungen. Ähn-lich nahm Jesus sich die Zeit, den Jüngernzuzuhören. Bei uns hörten jeweils einige

    Begleiterinnen und Begleiter mit Erah-rungen aus Straßenexerzitien zu. Jetztmöchte ich Sie an dieser Stelle einladen,sich au solch eine Zeit der Aumerksam-keit einzulassen.

    In der biblischen Vorlage weist Jesus zu-erst au die Situation hin, die die Jünger

     vorfinden werden. Ähnliches gilt auch ür

    uns. Die Jünger gingen aus dem geschütz-ten Kreis hinaus in ein o eindlich ge-sinntes Umeld. Im eigenen Kreis hattensie sich unter dem Schutz von Jesus, derwohl jeden zu Wort kommen ließ, eineStellung erarbeitet. Doch das wird sichau der Reise ändern: „Ihr überschreiteteine Grenze. Legt deshalb alle Besserwis-serei ab. Hört aumerksam zu. Nun geht!Ich sende euch wie Lämmer mitten unterWöle“, lauten die Worte Jesu.

    Dann gibt Jesus noch vier Anweisungen:1. Lasst das Futter ür die Wöle weg.

    „Nehmt keinen Geldbeutel mit.“ OhneGeld seht ihr eure Geschwister bes-ser, die auch ohne Geld au der Stra-ße sind, und könnt ihre Bedürnisse

    besser spüren: Durst, Hunger, den Zu-gang zu einer oilette, Regenkleidung.Dann seid ihr keine Kunden mehr, de-ren Bedürnisse au Zuru beriedigtwerden. Auch andere Abhängigkeiten,die uns zur Beute von Wölen werdenlassen, können wir wenigstens ür ei-nige Zeit weglegen: die Uhr, Handy,Online-Präsenz ...

    2. Kau kein Überlebenspaket ein. „Lasstauch den Rucksack weg.“ Die Jüngerdüren jede Absicherung vermeiden,außer der, sich ganz au die Frohe Bot-scha Jesu zu verlassen.

    3. Geht in die Haltung der Achtung voreuren Gastgebern. „Zieht eure Schu-he soort aus“, nicht erst beim Betre-ten der Häuser, sondern schon hier.

    Vertagt eure Geste der Achtung nicht!Legt die Schuhe der Distanz weg: DieSchuhe mit hohen Hacken, durch diewir au andere hinabsehen können;die urnschuhe, mit denen wir obei Konflikten schnell weglauen; dieSchuhe mit Stahlkappen, mit denenwir zutreten können …. Jeder von unsträgt andere „Schuhe“, die eine Distanzzum Boden und zur Wirklichkeit vorOrt herstellen.

     

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    4. „Und grüßt nicht unterwegs.“ Wie könnenwir diese Anweisung verstehen? Als ich ineiner überschaubaren Runde den ext ausdem Lukasevangelium vorlas, sprang eineältere Ordensrau au und schrie gerade-zu: „Ich will doch nicht unhöflich sein!“

    Doch auch diesen Ratschlag müssen wirin unseren Alltag übersetzen. Ich schlage

     vor: Lasst euch von einengenden Regelnnicht aualten und grüßt vielleicht maldiejenigen, die ihr sonst nicht grüßt. Mitmanchen Höflichkeitsregeln können wirden Ru Gottes in den Hintergrund drü-cken. Er wird in vielen Alltagskonventio-nen beiseitegeschoben.

    Soweit einige Erläuterungen zu dem Bibel-text. Nun lade ich die Sie ein, sich au eineZeit der Aumerksamkeit mit diesen Anwei-sungen Jesu einzulassen. Was sehen wir alles– auch in gewohnter Umgebung – neu, wennwir einige vertraute Dinge weglegen? An-schließend hil ein Gespräch mit Freundin-nen und Freunden, um die Erahrungen zu

    sichten. Manchmal weitet das Lesen der Er-ahrungsberichte au der Webseite unserenBlick: , oder imBuch: „Im Alltag der Straße Gottes Spurensuchen – Persönliche Begegnungen in Stra-ßenexerzitien“ (Neukirchener Verlage 2016).

    Christian Herwartz SJ

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    NA CHRI CHTE N

    Neues aus dem Jesuitenorden

     JRS-Bildungskampagne „Mercy in Motion“ zum Jahrder Barmherzigkeit

    Zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit hatder Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) dieUnterstützungs- und Spendenkampagne„Mercy in Motion“ (Barmherzigkeit in Be-wegung) gestartet. Ziel ist es, die bestehen-den Bildungsprogramme auszuweiten und100.000 zusätzliche Flüchtlinge bis zumJahr 2020 mit Schul- und Ausbildungsplät-zen zu versorgen. In einer Privataudienz

    ür Flüchtlinge und JRS-Mitarbeitende am14. November 2015, dem 35. Gründungs-tag des JRS, hatte sich Papst Franziskus ür

    die neue Kampagne im Voraus bedankt:„Einem Kind einen Platz in der Schule zugeben, ist das beste Geschenk, das sie ma-chen können.“ Bildung sei eine Investitionin die Zukun, und Schulen nannte er Orteder Freiheit.

    Seit 35 Jahren konzentriert sich der JRS audie Bildung als ein Mittel, um Frieden zu

    schaffen und Gemeinschaen zu entwi-ckeln, die von einem stärkeren Zusammen-halt geprägt sind. Die durch die Kampagne„Mercy in Motion“ gesammelten Spendenunterstützen die globale Bildungsinitiativedes JRS. Die Initiative will das Angebot anBildungsprogrammen ausweiten, und soll

     von der Grundschule bis zur Universitätreichen, einschließlich der Berus- und

    Lehrerausbildung.Weitere Inormationen unter.

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    Syrische Flüchtlingskinder im Libanon

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    Pater General dankt Flüchtlingen: „Sie sind keine Gäste“ 

    Anlässlich des katholischen Weltflücht-lingstags am 17. Januar hat der General-obere des Jesuitenordens, Pater Adolo Ni-colás SJ, Flüchtlinge, reiwillige Heler undFreunde getroffen. „Sie sind keine Gäste,sondern Sie tragen zu unserer Kultur bei“,

    sagte der Ordensgeneral etwa 200 Flücht-lingen in der römischen Hauptkirche derJesuiten Il Gesù. „Wir danken Ihnen, dennSie helen uns, die Welt und die Kommuni-kation zwischen den Kulturen aus der Sicht

     von Flüchtlingen und Migranten zu entde-cken. Wir danken Ihnen, weil wir durch Siedie schwächsten und stärksten Seiten derMenschheit sehen können. Wir danken

    Ihnen, weil Sie uns das Gesicht der Barm-herzigkeit zeigen!“ Die Menschheit brauche

    eine iee, die nur durch die Einheit allerMenschen kommen könne, so Nicolás.

    Vertrauensbeweis fürSankt Georgen

    Die Seminaristen des rierer Priestersemi-nars werden ihre theologische Ausbildungab dem Wintersemester 2016/17 an der

    Philosophisch-Teologischen HochschuleSankt Georgen in Frankurt absolvieren.Die staatlich anerkannte Hochschule inrägerscha des Jesuitenordens betreibtein überdiözesanes Priesterseminar, andem derzeit angehende Priester aus siebendeutschen Diözesen studieren – darunterdie Bistümer Limburg, Osnabrück, Hil-desheim und das Erzbistum Hamburg. Zu

    ihnen werden nun auch die Priesteramts-kandidaten aus rier kommen.

    Hintergrund der Entschei-dung des rierer Bischos Dr.Stephan Ackermann, die Semi-naristen ür die Studienphasenach Frankurt zu entsenden,ist die Sicherung der Qualität

    der Ausbildung ür die kün -tigen rierer Bistumspriester.Stephan Kessler SJ, Regens desPriesterseminars, reut sichüber diesen „Vertrauensbe-weis ür Sankt Georgen“ undzeigt sich überzeugt, einegute und attraktive Semi-nargemeinscha anbieten zukönnen.

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    Pater General Adolfo Nicolás SJ mit Flüchtlingskindern

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    Ein Jahr anders leben – Erfahrun-gen der Jesuit Volunteers

    Jedes Jahr sind rund 25 Freiwillige als „Je-suit Volunteers“ in einem Sozialprojektder Jesuiten im Einsatz – in Osteuropa,

    Asien, Lateinamerika und Arika. Vorbe-reitet und begleitet werden sie von einemeam der drei Jesuitenmissionen Zürich,Wien und Nürnberg. Anders als bei ähn-lichen Programmen, gibt es bei den „Je-suit Volunteers“ keine Altersgrenze nachoben. Es sind Abiturienten und Studieren-de sowie Berus- und Familienerahrene,die ein Sabbatjahr oder eine private Aus-zeit nehmen. „Ich träume davon, viel zulernen und herausgeordert zu werden“,sagt die 28-jährige Psychologin Noémie.Für Richard, der sich am St. Benno-Gym-

    nasium gerade au das Abitur vorbereitet,stehen Nächstenliebe und Dankbarkeit imVordergrund: „Durch das Freiwilligenjahrwill ich etwas von dem zurückgeben, wasich Gutes erleben dure.“ Und die 48-jäh-rige Sabine ergänzt: „Ich bin neugierig

    darau, einen gelebten Umgang mit demGlauben im Alltag zu erahren.“ So unter-schiedlich wie die Motivationen und Per-sönlichkeiten der Freiwilligen, so vielältigsind auch ihre Erahrungen während desEinsatzes. Von beflügelnden Erlebnissen,aber auch schwierigen Momenten berich-ten die Freiwilligen au ihren Blogs ausÄgypten, Simbabwe, Rumänien, Mexikooder Indien. Spannende Eindrücke üralle Weltbegeisterten:www.jesuit-volunteers-blog.org(Judith Behnen, Nürnberg)

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    Bereicherndes Miteinander mit Kindern in Peru

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    Wendelin Köster SJ –Missionar der Barmherzigkeit

    Papst Franziskus hat am Aschermittwochweltweit „Missionare der Barmherzigkeit“ausgesendet. Zu den 19 Missionaren ausDeutschland zählt Jesuitenpater WendelinKöster (Frankurt), der als Spiritual desPriesterseminars Limburg tätig ist.Die Missionare sollen Priester sein, diesich durch Geduld auszeichnen und ein

    besonderes Verständnis ür Menschenin Grenzsituationen haben. Durch ihrePredigt und im Spenden des Sakramentsder Versöhnung machen sie die helendeNähe des Guten Hirten sichtbar.

    Die Missionare der Barmherzigkeit werden vom Papst mit besonderen Vollmachten

    ausgestattet. Papst Franziskus: „Sie sollen vor allem ein lebendiges Zeichen daür sein,dass der Vater jeden aunimmt, der seineVergebung sucht. Sie werden Missionare derBarmherzigkeit sein, denn sie sollen alleneine Begegnung voller Menschlichkeit an-bieten, eine Quelle der Bereiung, einen Ortder Verantwortung, der es ermöglicht, alleHindernisse zu überwinden und das einstin der aue neu geschenkte Leben wiederauzugreien.“

    Personalnachrichten

    P. Stean Dartmann ist im Oktober beimreffen der Elektoren aus Europa unddem Nahen Osten ins Koordinationsko-mitee ür die 36. Generalkongregation ge-wählt worden.

    S. Markus Dreher   wurde am 6. Februarin der Sacred Heart Church in Wimb-ledon von Erzbischo Peter Smith vonSouthwark zum Diakon geweiht. S. SteanHomann wurde am 12. März in Limburg

    zum Diakon geweiht. S. Marco Hubrig  undS. Hans-Martin Rieder werden am 29. Märzin Rom zu Diakonen geweiht.

    P. Karl Heinz Fischer wurde Ende Januarals Leiter des Exerzitienhauses Hochelten

     verabschiedet und übernimmt die Seel-sorge im Kloster Alexanderdor in Bran-denburg. Er hat die Leitung des Hauses an

    P. Petrus Köst abgegeben.

    P. Christian Herwartz wird die Kommuni-tät in Berlin-Kreuzberg im April verlassen.Am 16. April 2016 findet eine Feier statt,bei der der Orden die Verantwortung ürdie Wohnung an Nicht-Jesuiten überge-ben wird. Die Arbeit des Ordens „an denGrenzen“ wird im Laue des Jahres ort-

    geührt mit dem Projekt einer Willkom-menskommunität im Ruhrgebiet.

    P. Martin Löwenstein ist vom Vorsitzen-den der Deutschen Bischoskonerenz üreine weitere Amtszeit zum Nationalseel-sorger ür die Seemannsseelsorge ernanntworden.

    P. Herbert Rieger wird ab September 2016Regens des Priesterseminars Sankt Georgen.

    Zusammengestellt von Thomas Busch

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    22. MärzBr. Joachim Wehner75. Geburtstag

    25. MärzP. Heinz Schulte85. Geburtstag

    01. AprilP. Karl Steffens80. Geburtstag

    04. AprilP. Eberhard vonGemmingen80. Geburtstag

    05. AprilP. Raimund BaeckerP. Heinz Balkenhol(Morioka)P. Winfried FauserP. Hans Waldenfels65. Ordensjubiläum

    11. AprilP. Klaus-Henner BrünsP. Rainer CarlsP. Robert GelbergP. Adolf Meister60. Ordensjubiläum

    17. AprilP. Georg Hipler60. Ordensjubiläum

    27. AprilP. Josef Schmidt70. Geburtstag

    28. AprilP. Peter Fresmann65. Ordensjubiläum

    29. AprilP. Albert Giesener80. Geburtstag

    1. MaiP. Antonio Ponsetto80. Geburtstag

    5. MaiP. Bernhard Scherer85. Geburtstag

    6. Mai

    P. Rudolf Plott80. Geburtstag

    18. MaiP. Wilhelm Neuhoff 90. Geburtstag

    20. MaiP. Karl Liesner85. Geburtstag

    24. MaiP. Clemens Freyer60. Ordensjubiläum

    26. MaiP. Franz Magnis-Suseno80. Geburtstag

    03. JuniP. Norbert Mulde85. Geburtstag

    13. JuniP. Walter HappelP. Frido Pflüger50. Ordensjubiläum

    18. JuniP. Franz Scharfenberger70. Ordensjubiläum

    27. JuniP. Walter Kästner75. Geburtstag

     Jubilare

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    Verstorbene

    P. Richard Loftus SJ 30.09.1925 21.02.2016 Naturwissen-schaftler ander Universität Regensburg und 

    Seelsorger für 

    die Kriegsblinden und Sehbehin-

    derten in der Diözese Regensburg

    Br. MichaelKampik SJ06.01.194807.02.2016

    Glasmaler undMitarbeiter in derMayerschen Hof-kunstanstalt inMünchen, Lehrerin St. Blasien und

    Kunstreferent im Heinrich Pesch Hausin Ludwigshafen

    P. AlfredWelker SJ14.04.193930.12.2015

     „Padre Alfredo“– Gründer undüber 30 Jahrelang Leiter desBildungs- und

    Sozialprogramms „Die Kinder vonCali“ in den Slums von Aguablanca(Kolumbien) 29

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    Kreuz und mehrDas christliche Men-schenbild prägt un-sere Gesellschat undunser politisches Sys-tem. Aber was genaubedeuten christlicheInhalte ür mich als

    Frau, als Mann heute,ür mein Wirken inder Familie, im Beruund ür meinen eige-nen Weg? Hier setztdieses Buch an: Esstellt die wichtigstenAspekte des christli-chen Glaubens dar und hat dabei immer

    den Anspruch, möglichst lebensnahund „einach“ den Inhalten au die Spurzu kommen.Diese Neuerscheinung ist das erste Buchdes „Glaubenskurses“, der am HeinrichPesch Haus angeboten wird. Im Früh-

     jahr 2016 kommt hierzu eine DVD mitKurzilmen und Materialien heraus.

    Johann Spermann / Ulrike GentnerKreuz und mehr. Das kleine Buch zumchristlichen Glauben160 S. / Katholisches Bibelwerk 2015Preis: € 9,95 (zzgl. Versandkosten)

    Bestelladresse:INIGO Medien GmbHKaulbachstraße 22a, 80539 Münchenel 089 2386-2430, Fax 089 2386-2402

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    Nordwald-Zendo im Bayerischen WaldAm Anang stand ein großer Umzug: ImSeptember 2015 ist das Almtal-Zendo um-gezogen und wurde zum Nordwald-Zendo.Das Almtal-Zendo war in Oberösterreich,das Nordwald-Zendo hat seine Bleibe imBayerischen Wald. Vier Jahre lang hatte

    Stean Bauberger SJ das Haus im Almtal alsMeditationshaus augebaut. Große Schwie-rigkeiten mit dem Ort und dem Haus ga-ben den Anstoß dazu, eineneue Bleibe zu suchen – unddie hat sich im BayerischenWald eröffnet.

    „Nordwald“ ist eine alte

    Bezeichnung ür den Baye-rischen Wald und den da-mit zusammen hängendenBöhmerwald, daher die Wahl des neuenNamens.

    Das Nordwald-Zendo ist ein Zen-Medi-tationshaus. Das Haus steht gleichzeitigin zwei spirituellen raditionen, die der

    Jesuitenpater Enomiya Lassalle vor ast50 Jahren zusammengeührt hat: in derExerzitientradition der Jesuiten und inder radition des Zen-Buddhismus. DieseVerbindung ist ein einzigartiges Beispielür den gelebten interreligiösen Dialog.Sie knüp an gemeinsame spirituelleElemente an und auch daran, dass es imZen-Buddhismus Übungsormen gibt,die einen erstaunlich ähnlichen äußerenRahmen haben wie die ignatianischenExerzitien, mit einigen agen strikten

    Schweigens und ester Meditationszeiten.Aus dieser Verbindung haben auch dieÜbungsormen der christlichen Kontem-plation ihren Rahmen und wesentlicheElemente der Meditation übernommen.

    Zen-Meditation ist äußerlich eine stilleund gegenstandslose Meditation, in deres darum geht, möglichst gegenwärtig zu

    sein, ganz in der Wirklichkeit anzukom-men. Die Grundlage dieser Übung ist einVertrauen in die Wirklichkeit und umge-kehrt stärkt die Übung dieses Vertrauen,das in der Praxis immer unvollkommenist. Dieses Vertrauen ist in der christli-

    chen Sicht ein bedingungsloses Gott-Ver-trauen. Es verwirklicht sich darin, nichtsBesonderes aus sich machen zu müssenund sich ganz in die göttliche Wirklich-keit allen zu lassen, die immer viel größerist als alles, was man darüber wissen undsich davon vorstellen kann. Die christlicheMystikerin Madeleine Delbrêl schreibt:„Wenn Gott doch überall ist, warum binich dann so o woanders?“ Das atmet denGeist des Zen: Gott ist keine Vorstellung,sondern die unmittelbare Gegenwart.

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    Geist des Zen: Gott istkeine Vorstellung, sondern

    unmittelbare Gegenwart.

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    Alle Kurse im Nordwald-Zendo sind auZen-Meditation oder au christliche Kon-templation ausgerichtet. In den strengenZenkursen, den sogenannten Sesshins,meditieren die eilnehmer sechs bis achtStunden am ag im Sitzen, meist in Ein-heiten von 25 Minuten, die durch Gehme-ditation verbunden werden. Dazu kom-men Vorträge und das tägliche Angebot

    einer Eucharistieeier. Ähnlich ist es inden Kontemplationskursen. Auch die Ein-richtung des Hauses und der ganze Ablauder Kurse sind au Stille und Meditationausgerichtet. Es herrscht durchgängigesSchweigen, auch bei den Mahlzeiten undbei Arbeiten, die zum Kurs dazu gehören.

    Neben den „strengen“ Kursen (die vielennach langjähriger Übung gar nicht mehrals streng erscheinen) gibt es Einüh-rungskurse und Kurse, die Meditation mit

    Wandern, Yoga, Körperübungen oder an-deren passenden Elementen kombinieren.

    Die Umgebung des Nordwald-Zendo istbesonders örderlich ür die Meditation.Das Haus liegt am Ende einer Sackgasse,dahinter kommt mehr als 20 Kilometerweit nur noch Wald, wobei nach drei Ki-lometern der Nationalpark Bayerischer

    Wald beginnt. In Stille und verbunden mitder Kra der Natur findet Zen-Meditationihre beste Heimat.

    Zum Profil des Nordwald-Zendo gehörtes, dass die Kursteilnehmer während ih-res Auenthalts mitarbeiten. Spiritualitätsoll nicht konsumiert werden. Getragenwird das Haus von einem gemeinnützigenVerein. Es gibt viel Unterstützung durchSpenden und ehrenamtliche Mitarbeit.Für den großen Umzug und die ersten

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    Meditationsgruppe mit Stefan Bauberger SJ (li.) im Nordwald-Zendo

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    Arbeiten, um das Haus (eine ehemaligePension) als Meditationshaus einzurich-ten, haben einige Ehrenamtliche mehrereWochen Urlaub eingesetzt. Ein Mitglieddes Vereins, Claudia Müller, wohnt dau-erha im Haus und versorgt es, andere

     verbringen manchmal einige Wochen undMonate dort ür sich und arbeiten mit.

    Erreulich ist, dass die ParrgemeindeFrauenau, zu der das Haus gehört, die-se neue Initiative sehr wohlwollend undreundlich augenommen hat. Es gibtschon gute Kontakte zum Parrer und zuanderen Engagierten in der Parrei.

    Das Nordwald-Zendo übernimmt zu-nächst den Besucherstamm des Almtal-Zendo. Es kommen spirituelle Sucher mit

    ganz unterschiedlichen religiösen Prä-gungen: Christen, Buddhisten, Moslems,

     viele auch ohne institutionelle religiöseBindung, und viele Christen, die der Kir-che entremdet sind, ihrem Glauben aber

     verbunden geblieben sind. Zen-Medita-

    tion und Kontemplation sind orderndeWege, nicht nur äußerlich, sondern auchdurch die innere Auseinandersetzung,in die gute Meditation ast notwendigührt. Wer einen solchen Weg geht, gehtihn in der Regel ernstha. Deshalb ist esür einen solchen Weg o sehr hilreich,eine Verankerung in einem bestimm-ten Haus und mit einem bestimmtenMeditationslehrer zu haben. Das Nord-wald-Zendo will ein solcher Ort sein.Mehr unter:

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    Stefan Bauberger SJ im Gespräch mit der Leiterin des Zentrums, Claudia Müller

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    Anna Werner-ParkerGöttingen. Leiterin desMittagstischs St. Michael

    Richard WillburgerAichach. Pastoralrefe-rent in der JVA

    Alexander WindBakeswar. „Jesuit Volun-teer“ im Freiwilligen-dienst in Indien

    Bernd Hagenkord SJ

    Rom. Chefredakteurder Deutschen Sektionvon Radio Vatikan

    Christian Herwartz SJ

    Berlin. Exerzitien-begleiter

    Markus Inama SJ

    Innsbruck. Rektor des Jesuitenkollegs undVorstandsmitglied derConcordia

    Matthias Kramm SJ

    Göttingen. Kaplan inSt. Michael und Seel-sorger in der khg

    Klaus Mertes SJ

    St. Blasien. Kollegsdi-rektor und Chefredak-teur JESUITEN

    Richard Müller SJMünchen.Bildredaktion

     JESUITEN

    Claus Pfuff SJBerlin. Schulseelsorgeram Canisius-Kolleg

    Claus Recktenwald SJGöttingen. Studium derAgrarwissenschaft

    Elke Ruegger-HallerZürich. Gemeindepfar-rerin und Exerzitien-leiterin

    Claudia Valk saLeipzig. Studentenseel-sorgerin und geistlicheBegleiterin

    Rita BaricheFrankfurt. Archäologinund Übersetzerin(ursprünglich ausHoms/Syrien)

    Stefan Bauberger SJMünchen. Zen-Meisterund Professor ander Hochschule fürPhilosophie

    Hieu Bui Cong SJBerlin. Mitarbeit imCanisius-Kolleg

    Thomas BuschMünchen. Öffentlich-keitsreferent imProvinzialat der

     Jesuiten

    Markus Franz SJMünchen. Seniorende-legat des Provinzials

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    AUTOREN DIESER AUSGABE

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    Barmherzigkeit:Helfen (auch) inunsicherer Zeit …

    Die Nachrichten der vergangenen Monatehaben uns alle recht „gebeutelt“. Ich geste-he, diese Vielzahl an Problemen berührtmeinen Glauben an die Politik – und auchmeinen christlichen Glauben … Die Er-schütterung der Jüngerinnen und Jüngerdamals am Karreitag war zwar anders,aber vermutlich nicht weniger existenti-

    ell: Erst die Ostertage brachten „Licht insDunkel“, neue Kra, neue Zusammenar-beit und neuen Mut!

    Das ist auch ein Charakteristikum vonBarmherzigkeit: Die Not Anderer sehenoder von ihr zu hören, und – geradewenn die eigene Zukun nicht mehr soplanbar ist – dennoch zu helen! Dies

    spürten wir in der Spendenabteilungdurch den großen Zuspruch, den unserAuru „Flüchtlingen gerecht werden“(IGP) eruhr. Auch die Unterstützung

     vieler Initiativen in von Jesuiten geühr-ten Schulen, Parreien, Bildungshäusern,Hochschulen und beim Jesuiten-Flücht-lingsdienst ist ein österliches Zeichen inschwierigen Zeiten. Und es geht weiter:In München loten Jesuiten mit Koope-rationspartnern ein neues, nachhaltigesFlüchtlings-Projekt aus.

    Wir danken allen Helerinnen undHelern von Herzen und bitten darum,das Jahr der Barmherzigkeit zu einemJahr der Hile und zu einem Jahr desrohen Gebens werden zu lassen. Ostern

     veränderte zur Zeit Jesu die Meinung derÖffentlichkeit erst mal nicht, aber in denHerzen der jungen Christengemeinden

    wurde es hell und roh. Lassen wir unsin diesen agen und Wochen durch ihrBeispiel herauslocken aus lähmendenGedanken und dann, neu be“geist“ert,

    tun was jetzt dranist – jeder an seinemPlatz und mit seinenMöglichkeiten.

    Mit ganz herzlichenGrüßen

    Pater Benedikt

    Lautenbacher SJ

    Freunde der Gesellschaf Jesu e.V.IBAN: DE31 7509 0300 0002 1214 41BIC: GENODEF 1M05

    Tel 089 38185-213 Fax 089 38185-222Für Spenden ab 10 Euro erhalten Sie einesteuerwirksame Zuwendungsbestätigung.

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       f   ü  r   d   i  e    Ü   b  e  r  w  e   i  s  u  n  g   d  e  s   B  e   t  r  a  g  e  s  v  o  n

       I   h  r  e  m    K

      o  n   t  o  o   d  e  r  z  u  r   B  a  r  e   i  n  z  a   h   l  u  n  g .

       D  e  n   V  o  r   d  r  u  c   k   b   i   t   t  e  n   i  c   h   t   b  e  s  c   h   ä   d   i  g  e  n ,

       k  n   i  c   k  e  n  o   d  e  r   b  e  s   t  e  m  p  e   l  n .

       B   i   t   t  e  g  e   b  e  n   S   i  e

       f   ü  r

       d   i  e   S  p  e  n   d  e  n   b  e  s   t   ä   t   i  g  u  n  g

       d  e  u   t   l   i  c   h   l  e  s   b  a  r

       I   h  r  e  n   N  a  m  e  n  u  n   d

       I   h  r  e   A  n  s  c   h  r   i   f   t  a

      n .

       S   E   P   A  -    Ü   b  e  r  w  e   i  s  u  n  g

       N  u  r   f   ü  r    Ü   b  e  r  w  e   i  s  u  n  g  e  n   i  n   D  e  u   t  s  c   h   l  a  n   d ,   i  n   E   U  -   /   E   W   R  -   S   t  a  a   t  e  n  u  n   d   i  n   d   i  e   S  c   h  w  e   i  z   i  n   E  u  r  o .

       B   i   t   t  e   M  e   l   d  e  p   f   l   i  c   h

       t  g  e  m   ä   ß   A  u   ß  e  n  w   i  r   t  s  c   h  a   f   t  s  v  e  r  o  r   d  n  u  n  g   b  e  a  c

       h   t  e  n   !

       D  a   t  u  m

       U  n   t  e  r  s  c   h  r   i   f   t

       I   B   A   N

       N  a  m  e   d  e  s   S  p  e  n   d  e  r  s  :   (  m  a  x .   2   7   S   t  e   l   l  e  n   )

      g  g   f .   V  e  r  w  e  n   d  u  n  g  s  z  w  e  c   k

       P   L   Z  u  n   d   S   t  r  a   ß  e   d  e  s   S  p  e  n   d  e  r  s  :

       K  o  n   t  o   i  n   h  a   b  e

      r   /   S  p  e  n   d  e  r  :   N  a  m  e ,   O  r   t   (  m  a  x .   2   7   S   t  e   l   l  e  n   )

       E  m  p   f   ä  n  g  e  r   (  m  a  x .   2   7   S   t  e   l   l  e  n   )

      0  6

         S     P     E     N     D     E   I

       S  p  e  n   d  e   f   ü  r   d  e  n   J  e  s  u   i   t  e  n  o  r   d  e  n

       L   I   G   A   B  a  n   k  e   G

     F R E U N D E  G E S E L L S C H A F T  J E S U  E . V .

     D E  3  1 

      7  5  0  9 

      0  3  0  0 

      0  0  0  2 

      1  2  1  4 

      4  1

       B   I   C G E N O D E F  1 M  0  5

     E

     U

     R

       B  e   t  r  a  g

       B   i   t   t  e  g  e   b  e  n   S   i  e  a  u   f   d   i  e  s  e  r   Z  u  w  e

      n   d  u  n  g  s   b  e  s   t   ä   t   i  g  u  n  g

       I   h  r  e  n   N  a  m  e  n  m   i   t   A  n  s  c   h  r   i   f   t  a  n .

       B  e   l  e  g   f   ü  r   K  o  n   t  o   i  n   h  a   b  e  r

       /   S  p  e  n   d  e  r

       (   Q  u   i   t   t  u  n  g   d  e  s   K  r  e   d   i   t   i  n  s   t   i   t  u   t  s   b  e

       i   B  a  r  e   i  n  z  a   h   l  u  n  g   )

       E  m  p   f   ä  n  g  e  r

       K  o  n   t  o   i  n   h  a   b  e  r   /   S  p  e  n   d  e  r

       D  a   t  u  m

       D   E   3   1   7   5   0   9   0   3   0   0   0   0   0   2   1   2   1   4   4   1

       F  r  e  u  n   d  e   d  e  r   G  e  s  e   l   l  s  c   h

      a   f   t   J  e  s  u  e .   V .

       I   B   A   N   E  m  p   f   ä  n  g  e  r

       D  e  r   B  e   l  e  g  g   i   l   t  a   l  s   S  p  e  n   d  e  n   b  e  s  c   h

      e   i  n   i  g  u  n  g

       f   ü  r   Z  u  w  e  n   d  u  n  g  e  n   b   i  s  z  u   E   U   R   2   0   0 ,   0

       0  n  u  r   i  n   V  e  r   b   i  n   d  u  n  g

      m   i   t   I   h  r  e  m    K

      o  n   t  o  a  u  s  z  u  g  o   d  e  r   d  e

      m    K

      a  s  s  e  n  s   t  e  m  p  e   l

       d  e  s   G  e   l   d   i  n  s   t   i   t  u   t  s .

       V  e  r  w  e  n   d  u  n  g  s  z  w  e  c   k

           E       U       R

       I   B   A   N   d  e  s   A  u   f   t  r  a  g  g  e   b  e  r  s

       B   i   t   t  e

      a  n    d

      e  r

       P  e  r   f  o  r  a   t   i  o  n   a

       b   t  r  e  n  n  e  n

       I   B   A   N   /   S  p  e  n   d

      e  r

  • 8/16/2019 Jesuiten_01-2106

    38/40

     B e  s t ä t i    g un g

     D er V  er  ei   n „F  r  e un d   e d   er  G e s  el   l    s  c h   a f   t   J    e s  u“  

    i    s t   d   ur  c h   B  e s  c h   ei   n

    i     g un  g d   e s F  i   n a nz  a mt   e s 

    M ü n c h   env  om2 2  . 0  9 .2  01    4

      (    S t   .Nr  .1    4  3  /  2   4 0 /  2  0

     6   7  6   )    a l    s  a  u s  s  c h  l   i    e ß l   i    c h  

     un d   unmi   t  t   el    b   a r r  el   i     gi    ö  s  enZ w e c k   en

     d  i    en en d   a n er k   a nnt   .

    Wi   r  b   e s t   ä t  i     g en , d   a 

     s  s wi   r  d   en un s z  u  g ew en

     d   et   en B  et  r  a   g a  u s  s  c h  l   i    e ß l   i    c h  z  ur F�