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Frieden fördern, Konflikte überwinden Nr.1 | 2014 Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden © WCC / Joanna Lindén-Montes

Joanna Lni dén-Montes WCC - Brot für alle · 2016. 6. 7. · 2 contigo Nr.1 | 2014 INHALT contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von

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  • Frieden fördern, Konflikte überwinden

    Nr.1 | 2014Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden

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  • 2 contigo Nr.1 | 2014

    INHALTcontigoMitteilungen der evangelischenWerke für die KirchgemeindenHerausgegeben von Brot für alle, HEKS, mission 21 und den OeME-Fachstellen

    Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember

    ISSN 1660-3788

    Brot für alleBürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64Mail: [email protected], Web: www.brotfueralle.chSpendenkonto: 40-984-9

    HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen SchweizSeminarstrasse 28, Postfach, 8042 ZürichTel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01Mail: [email protected], Web: www.heks.chSpendenkonto: 80-1115-1

    mission 21 – evangelisches missionswerk baselMissionsstrasse 21, 4003 BaselTel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22Mail: [email protected], Web: www.mission-21.orgSpendenkonto: 40-726233-3

    OeME-Fachstellen der KantonalkirchenWeb: www.oeme.ch

    RedaktionDorothee Adrian (da), mission 21Peter Dettwiler (ped), OeMEChristine Spirig (cs), HEKSUrs Walter (uw), Brot für alle

    RedaktionsleitungUrs Walter Tel. 031 380 65 71Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23Mail: [email protected]

    Adressänderungen und AbonnementsverwaltungAdministration Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23Mail: [email protected] Tel. 031 380 65 65Fax 031 380 65 64

    Layoutgrafik.trieb, 2560 Biel

    Druckrubmedia, 3084 Wabern

    Titelbild: Zur 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen im November 2013 in Busan gehörte auch ein Pilgermarsch nach Imjingak nahe der Grenze zu Nordkorea. Mit farbigen Bändern und Gedanken protestierten am trennenden Stacheldraht viele, so auch Oubunmi Adedoyin Badejo aus Nigeria. uw

    Rückseite: Buben der buddhistischen Pfadfinder in Banjarmasin

    DOSSIER S4 – 9 Frieden fördern, Konflikte bewältigen

    Gemeinsam den Weg zum gerechten Friedens wählen – dieser Aufruf leitete die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Busan im No-vember 2013. Mit dem ‹Peacetrain› reiste eine grosse Gruppe von Europa quer durch Asien bis in die südkoreanische Stadt. Den Weg zum Mitmenschen finden, hilft den Frieden zu erreichen und Konflikte zu überwinden. Das zeigen Projekt-berichte aus dem Südkaukasus und aus Nigeria zu Friedensarbeit von Menschen unterschiedlicher Nationalität oder Religion. uw

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    bROt füR allE

    S10 – Bericht aus Busan und vom BFA-WorkshopS11 – Ökumenische Kampagne 2014: Petition an die SBBS12 – Studie von Sacom zeigt Missstände in der Herstellung unserer Handys

    HEKS

    S14 – Republik Moldau: Hilfreicher HauspflegedienstS16 – Indien: «Landtitel steigern Ansehen und Status»S17 – Agenda / Inlandkampagne «Chancengleichheit zahlt sich aus»

    MISSIOn 21

    S18 – Tansania: «Ich habe Frauen aufgewiegelt»S19 – Kongo: Romain Bayakala, von der Mission berufen S20 – Mission zum Anfassen: Beispiel «Ehekette»

    HInWEISE UnD MEDIEntIppS

    S22 – Agenda und MedientippS23 – Filmtipp

  • 3contigo Nr.1 | 2014

    bauern kein Essen mehr verkaufen wollen, weil sie

    angst vor fanatischen Gruppen haben?

    Ich habe den begriff «awareness» neu schätzen ge-

    lernt. übersetzt meint er «achtsames Wahrnehmen».

    Zwar können wir kaum etwas für all diese Menschen

    tun, aber wir können ihre Situation wahrnehmen, ihren

    glühenden Wunsch nach frieden aufnehmen und mit

    ihnen beten. Wir können uns interessieren und mit ih-

    nen arbeiten, wo immer es möglich ist. Dabei ist das

    leiden ernst zu nehmen und ihre trauer ein Stück weit

    auch zu der unseren zu machen.

    für uns als Mission, als evangelische Werke ist diese

    Haltung und die daraus entstehende arbeit eine stän-

    dige Herausforderung. Wir wissen, wie viel vom acht-

    samen Umgang und dem tiefen Wunsch nach frieden

    abhängt. Wir möchten von Herzen und überzeugt

    Christinnen und Christen sein und zugleich offen für

    die Realität der anders Glaubenden.

    «Gott des Lebens, weise

    uns den Weg zu Gerech-

    tigkeit und Frieden»: Diese

    bitte ist 2013 in busan,

    am Ort der 10. Vollver-

    sammlung des Ökumeni-

    schen Rates der Kirchen,

    von tausenden gerufen,

    gesungen, gebetet und ge-

    predigt worden. lebendig

    wurde sie auch durch be-

    richte vieler Kirchen über

    ihre schwere Situation.

    Manche werden verfolgt,

    marginalisiert, sogar verjagt. Ihr bemühen um frieden

    war wohl der tiefste Eindruck, den ich aus der Ver-

    sammlung mitgenommen habe.

    Was sagt man einer frau, deren töchter im Krieg ver-

    gewaltigt und getötet wurden? Wie tröstet man nordni-

    gerianische Christen, deren Häuser verbrannt wurden?

    Denen selbst die ihnen wohlgesonnenen muslimischen

    EDITORIAL

    Bitte an den Gott des LebensClaudia Bandixen, Direktorin mission 21

    Die Leiterin und Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.

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  • 4 contigo Nr.1 | 2014

    Die Delegationen der Weltkirchen verabschiedeten an

    der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates

    der Kirchen (ÖRK) einen ‹Ökumenischen Aufruf zum

    gerechten Frieden›. Er nimmt die Kirchen in Pflicht,

    den Frieden, den sie verkünden, auch zu leben.

    Gerechtigkeit und Frieden bilden ein unzertrennba-res Paar. Sehr schön formuliert das Psalm 85,10: «Es küs-sen sich Gerechtigkeit und Friede.» Gerechtigkeit sei der Boden, auf dem der Baum des Friedens gedeihen kann.

    Auf diesem Boden ruhte auch die Arbeit der 10. Vollver-sammlung des ÖRK in Busan, Südkorea, im November 2013. Zu lange war in den Kirchen die Diskussion geprägt von der Frage nach dem «gerechten Krieg». Wann ist eine «militärische Intervention», wie es oft verharmlosend heisst, notwendig und «gerecht»? Die etablierten Kirchen haben sich über Jahrhunderte zu leichtfertig mit der poli-tischen Macht arrangiert und ihren Segen für den Einsatz von Waffengewalt erteilt. Einzig die Friedenskirchen wie die Täufer oder Quäker waren konsequent dem Frieden und der Gewaltlosigkeit verpflichtet.

    DOSSIER

    ÖKUMENISCHER RAT DER KIRCHEN

    Kirche, die den Frieden lebt, den sie verkündet

    Peter Dettwiler, OeME Zürich

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    Dienst von unten: ÖRK-Generalsekretär Olav Tveit beim Schlussgottesdienst

  • 5contigo Nr.1 | 2014

    «Kirchen und Religionsgemeinschaften kommen nicht mehr drum herum, aus ihrer Reserve herauszutreten, die Relativierung bis zur Komplizenschaft mit der Gewalt auf-zugeben und die Fragen des Friedens, der Gewalt und der Gerechtigkeit entschiedener anzugehen», schreibt Hansuli Gerber (in NonViolenz, IFOR Schweiz, 10/13). Die Kriegs-parteien, die sich – oft stellvertretend für andere – bekämp-fen, sind kaum noch auseinanderzuhalten. Konflikte sind heute mit militärischen Mitteln nicht zu lösen – wenn sie es überhaupt je waren.

    Aktiv am Frieden bauenDer Aufbau von Frieden in Gerechtigkeit verlangt mehr

    Einsatz. Wichtig ist, Konflikt und Gewalt nicht zu verwech-seln. «Um Gewalt zu verringern muss man nicht Konflikte vermeiden, sondern eher im Gegenteil, Konflikte werden entschärft, indem man sie akzeptiert.» Hansuli Gerber wünscht sich von den Kirchen endlich eine «Theologie des Friedens und der Gewaltfreiheit».

    Der ‹Ökumenische Aufruf zum gerechten Frieden› bie-tet dafür Anhaltspunkte: Er fordert, jede theologische oder andere Rechtfertigung des Einsatzes militärischer Gewalt sei in Frage zu stellen und das Vertrauen in das Konzept eines «gerechten Krieges» und dessen übliche Anwendung als obsolet zu erachten. Das bedingt, dass dem gewaltlosen Widerstand und der Ächtung des Militarismus mehr Ge-wicht beigemessen werden und die Kirchen sich deutlicher für Frieden und Gerechtigkeit stark machen (siehe Kasten): «Meide das Böse und tue das Gute, suche Frieden und jage ihm nach» (Ps 34,14).

    Zeugnisse gewaltlosen WiderstandsLeihmah Roberta Gbowee, 41-jährig, erhielt 2011 den

    Friedensnobelpreis für ihren gewaltlosen Einsatz im li-berianischen Bürgerkrieg. Die dynamische Christin be-richtete an der Versammlung von ihren Erfahrungen: Sie war 17, als der grausame Krieg ihr Leben auf den Kopf stellte. Mit 30 Jahren gründete sie eine Bewegung von christlichen und muslimischen Frauen, die in weissen Kleidern mit öffentlichen Gebeten und Gesängen auf den Markplätzen der Hauptstadt gegen den Krieg und die Re-gierung von Charles Taylor protestierte. Leimah hatte es geschafft, in Workshops die gegenseitigen Vorurteile zwi-schen christlichen und muslimischen Frauen zu überwin-den. Unermüdlich protestierten die Frauen gegen Gewalt und Vergewaltigung – und gewannen schliesslich den Kampf. 2012 wurde Charles Taylor in Den Haag wegen seiner Kriegsverbrechen verurteilt.

    Die Predigt im Abschlussgottesdienst hielt Michael Lapsley, Pfarrer der anglikanischen Kirche in Südafrika. Seinen Einsatz gegen die Apartheid bezahlte er beinahe mit seinem Leben. 1973 kam er aus Neuseeland nach Südafrika.

    «Dort hörte ich auf, Mensch zu sein, und wurde plötzlich ein Weisser.» Wenige Jahre später wurde er aus Südafrika ausgewiesen und schloss sich dem Kampf von Nelson Man-dela an. «Im April 1990, nach der Freilassung Mandelas, sandte mir der Apartheidstaat eine Briefbombe. Ich verlor beide Hände und ein Auge.» Heute ist Lapsley Direktor des Institute of Healing of Memories (Institut zur Heilung von Erinnerungen) in Südafrika. Er ist dem Weg der Gewaltlo-sigkeit trotz erfahrener Gewalt treu geblieben. «Mitten in diesem grossen Leid spürte ich, dass Gott bei mir war.»

    Was wir tun könnenChristinnen und Christen sind – zusammen mit allen

    Menschen guten Willens – auf den Weg des Friedens und der Gerechtigkeit gerufen. Unsere Kirchen sollen zu Frie-denskirchen werden, die sich aktiv für die gewaltfreie Lö-sung von Konflikten einsetzen, gegen Militarismus und die Ausfuhr von Waffen protestieren und den Frieden, den sie verkünden, auch selber leben. Die Kirchen haben eine Chan-ce, die sie zu wenig nutzen: Sie sind weltweit vernetzt, etwa durch den Ökumenischen Rat der Kirchen oder die Weltge-meinschaft Reformierter Kirchen. Gemeinsam sind sie stär-ker im Ringen um Gerechtigkeit und Frieden. Lokal haben Kirchgemeinden zudem die Möglichkeit, die Friedensarbeit unserer Werke HEKS, mission 21 und Brot für alle zu un-terstützen. Zahlreiche Projekte zielen auf gerechtere und friedlichere Bedingungen für die Menschen und Gemein-schaften in den Projektländern sowie auf faire Handels- und Produktionsbedingungen.

    DOSSIER

    Aus dem Aufruf– Gewaltloser Widerstand steht im Mittelpunkt des Weges

    zum gerechten Frieden. Gut organisierter und friedlicher

    Widerstand ist aktiv, hartnäckig und wirksam – ob angesichts

    von staatlichem Missbrauch und Unterdrückung oder von

    Geschäftspraktiken, die schutzlose Gemeinschaften und die

    Schöpfung ausbeuten.

    – Auf dem Weg des gerechten Friedens wird die Begründung von

    bewaffneten Konflikten und Kriegen zunehmend unglaubwürdig

    und inakzeptabel.

    – Der Weg des gerechten Friedens unterscheidet sich grundlegend

    von dem Konzept des ‹gerechten Krieges›. Er beinhaltet sehr

    viel mehr als den Schutz von Menschen vor dem ungerechten

    Einsatz von Gewalt, ausser Waffen zum Schweigen zu bringen.

    Er schliesst soziale Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit, Achtung

    der Menschenrechte und Sicherheit für alle Menschen ein. ped

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  • 6 contigo Nr.1 | 2014

    sich ins Nationalbewusstsein beider Völker eingebrannt und die gegenseitigen Vorurteile verhärtet.

    «Die jungen Menschen in Armenien und Aserbaid-schan sind der Schlüssel zum Frieden», sagt zum Beispiel Karen Nazaryan, Direktor der HEKS-Partnerorganisation Armenia Round Table Foundation (ART). Gemeinsam mit der aserbaidschanischen Organisation Internews produ-ziert ART eigene Filme und führt diese an Podien in Arme-nien und Aserbaidschan vor. Teilnehmende sind Jugend-liche, die sich nach der Filmvorführung auch kritisch mit dem Thema auseinandersetzen.

    Das Projekt hat zum Ziel, die Ver-söhnung zwischen Armeniens und Aserbaidschans Bevölkerung voran-zutreiben. In Armeniens Hauptstadt Erewan bilden rund zwanzig ehe-malige Podiums-Teilnehmende eine Kerngruppe von Friedensaktivistin-nen und -aktivisten, die den Dialog zwischen jungen Menschen aus bei-den Ländern fördern wollen. ART organisiert die Jugendlichen aus Ar-menien und Internews diejenigen aus Aserbaidschan. So fand ein Treffen auf neutralem Boden in Georgiens Hauptstadt Tiflis statt. Maria Adai-man aus Armenien hat an einem dreitägigen Camp teilgenommen, obwohl ihr Familie und Freunde da-von abgeraten hatten. «Bei uns glaubt man, dass die Aserbaidschaner uns hassen und brutal sind», sagt sie. Zu Hause erzählte sie dann von ihren positiven Erfahrungen und Freund-schaften. Auch Harutyun Hayrepeti-an hatte vor dem Treffen Bedenken. «Wir wussten ja von der politischen Propaganda gegen Armenien in Aser-

    DOSSIER

    HEKS unterstützt im Südkaukasus Friedensprojekte,

    um friedliches Verhalten zwischen Jugendlichen und

    jungen Erwachsenen zu fördern. Werte wie Toleranz

    und Respekt gegenüber anderen Kulturen und Natio-

    nalitäten sollen gestärkt werden.

    Die Region Südkaukasus ist seit Jahrzehnten Schau-platz vieler Konflikte, die noch immer mehr oder weniger aktiv ausgetragen werden. Besonders schwierig sind die Beziehungen zwischen Armenien und Aserbaidschan. Der bald hundertjährige Streit um die Region Bergkarabach hat

    SÜDKAUKASUS

    Den Frieden verbreitenBettina Filacanavo, HEKS

    Früher haben sie selbst die Friedenscamps besucht, heute geben sie ihre Erfahrungen an die jugendlichen Teilnehmenden

    weiter: Lagerleiterinnen und -leiter aus Georgien, Armenien und Aserbaidschan.

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  • 7contigo Nr.1 | 2014 DOSSIER

    baidschan», erzählt er. Doch nach anfänglichen Berüh-rungsängsten schmolz das Eis. «Ich habe tolle Leute ken-nengelernt, mit denen ich immer noch per E-Mail und auf Facebook in Kontakt bin.»

    Vorurteile abbauen – Freundschaft fördern Neben diesen Filmpodien und Treffen in Tbilissi sollen

    auch Ferienlager dazu beitragen, die von der älteren Gene-ration übermittelten Vorurteile zu beseitigen. Die Friedens-camps werden für armenische, georgische und aserbaid-schanische Kinder alljährlich in Georgien und Armenien durchgeführt. Organisiert werden sie von den beiden HEKS-Partnerorga-nisationen Syunik aus Armenien und Lazarus sowie Union of Azerbaijan Women of Georgia aus Georgien. Rund 120 Jugendliche aus benachteiligten oder sozial schwachen Milieus und 20 junge Erwachsene nehmen jährlich an den Lagern teil. Sie leben hauptsäch-lich in ländlichen Regionen. Ziel der Camps ist es, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken, Vorurteile abzu-bauen und Freundschaften zwischen den Kindern zu fördern, die auch über das Camp hinaus bestehen. Für die Lagerteilnehmenden wurde eigens eine Facebook-Gruppe gegründet, die bereits über 300 Mitglieder zählt und von diesen aktiv genutzt wird.

    Auch die Leiterinnen und Leiter kommen aus Armenien und Geor-gien und waren früher selber einmal Camp-Teilnehmende. Sie kennen die Probleme der Jugendlichen und auch deren gegenseitigen Vorurteile. Geuorg Matevosyan hat im vergangenen Jahr sein erstes Lager in Georgien mitgelei-tet. Zuvor wurde er in einem Führungstraining auf die neue Aufgabe vorbereitet. Dort lernte er nicht nur gute Teambil-dungs- und Konfliktmanagement-Methoden, sondern auch, sich mit den eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen. «Ja, ich hatte Klischeevorstellungen von den Aserbaidschanern», sagt er. «Heute denke ich ganz anders.» Ähnlich ging es seiner Kollegin Hasimk Sarsyan. «Immer hat man mir gesagt, dass die Aserbaidschaner meine Feinde seien. Somit habe ich über sie immer schlecht gedacht. Aber nach diesem Camp bin ich überzeugt: Wir sind die Generation, die etwas ändern kann».

    Wunsch nach multikultureller GesellschaftDass die Lager auch wirklich eine Wirkung auf das

    Zusammenleben haben, zeigen Befragungen der Campteil-

    nehmenden: Im Jahr 2012 besuchten 105 Jugendliche und 18 Betreuerinnen und Betreuer die Friedenscamps. Zu Be-ginn der Lager gaben praktisch alle Jugendlichen an, Mühe im Umgang mit anderen Ethnien innerhalb der Gruppe zu haben. Bereits nach wenigen Tagen hatten sie ihre Meinun-gen geändert. Am Ende waren sich alle Teilnehmenden der schlechten Auswirkungen von Stereotypen bewusst und verwendeten keine dementsprechenden Ausdrücke mehr. Fast drei Viertel der Kinder gaben an, dass sie nunmehr andere ethnische Gruppen schätzten und über die Hälfte wünschten sich gar eine multikulturelle Gesellschaft.

    Nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch ihr di-rektes Umfeld – Familie, Freunde – bekommen durch die Lager etwas mit auf den Weg. Sie wirken als Multiplikato-ren, indem sie ihre Erfahrungen weitererzählen. Nune Nu-redyans ist die Mutter eines Jugendlichen, der vor zwei Jah-ren an einem Camp in Armenien teilgenommen hat. «Ich hatte Angst, mein Kind in ein Lager zu schicken, an dem auch aserbaidschanische Kinder teilnahmen», gesteht sie. Aber ihr Sohn hat sie aus dem Lager angerufen und gesagt, er sei im Paradies. Sie hat gesehen, dass ihn das Erlebnis verändert hat. Er sei offener und selbständiger geworden. «Wenn seine Freunde im Dorf schlecht über Aserbaidscha-ner reden, verteidigt er seinen neuen Standpunkt», sagt sie. «Ich bin stolz auf ihn.»

    Vorurteile abbauen, Freundschaften aufbauen: Im Peace Camp in Armenien lernen Jugendliche aus verschiedenen

    Ländern, dass sie mehr verbindet als trennt. ©

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  • 8 contigo Nr.1 | 2014 DOSSIER

    regelmässig auftretenden Überschwemmungen verteilt die Gemeinde etwa auf eigene Kosten Medikamente, Nahrung und Kleidung an die überwiegend muslimische Bevölke-rung. «Damit machen wir deutlich: Unsere Kirche ist für alle da», sagt Obertina.

    «Was den interreligiösen Dialog am meisten behindert, ist, dass sich die meisten Kirchen gar nicht dafür interessie-ren!» erläutert Pfarrer Dr. Darius Dubut, Programmdirek-tor des interreligiösen Dialogzentrums an der Universität in Yogyakarta. «Und wenn sie sich interessieren, dann findet der Dialog oft nur auf der Leitungsebene und nicht an der Basis statt.» Auf christlicher Seite seien vor allem die Ka-tholiken engagiert. Nur wenige evangelische Kirchen haben Beziehungen zu muslimischen Gemeinden. Eine davon ist die Evangelische Pasundan-Kirche, die Partnerkirche von mission  21 in West-Java. Das Problem sei, so Dubut, dass viele Gemeinden sich vor allem um Gemeindeaufbau und die Gewinnung neuer Mitglieder kümmerten, statt sich für soziale Belange und Menschenrechte zu engagieren. «Wir brauchen deshalb eine neue theologische Orientierung über die Rolle der Kirche in der Gesellschaft», fasst Pfarrer Dubut zusammen. «Denn das ist ja auch das Ziel des interreligiösen Dialogs: in gegenseitigem Respekt Hand in Hand unsere ge-sellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen.»

    Dieser Einschätzung schliesst sich Pfarrer Supriatno an, Präsident der Pasundan-Kirche und Vorsitzender des In-donesischen Kirchenrats in Jakarta. Er ist Koordinator der Friedensarbeit von mission 21 in Indonesien und beklagt, wie sehr in seinem Land Religion als Mittel zur Ausweitung politischer und wirtschaftlicher Macht benutzt werde. Den Einsatz für soziale Gerechtigkeit sieht er als gemeinsame Aufgabe aller Religionen an.

    Nigeria ist überallDen nigerianischen Delegierten kommt vieles bekannt

    vor: Auch in Nigeria leben die Menschen in Glaubensfragen eher nebeneinander her. Viele haben Zerrbilder und Vorur-teile über die jeweils anderen im Kopf. Die Regierung und

    Nachhaltige Friedensarbeit braucht eine gemeinsame

    Vision für das Zusammenleben. Davon ist Jochen

    Kirsch* nach einem Austausch der nigerianischen

    und indonesischen Friedensprogramme überzeugt.

    Er berichtet:

    Im Oktober 2013 begleitete ich eine Delegation von Christen und Muslimen des nigerianischen Friedenspro-gramms nach Indonesien, wo wir in West-Java und Kali-mantan Partner von mission 21 besuchten. Die erste Stati-on war die Kirchgemeinde Dayeuhkolot in Bandung, einer Millionenstadt westlich von Jakarta. «Vor acht Jahren wurde die Kirche durch radikale Muslime verwüstet und das Feiern von Gottesdiensten gewaltsam verhindert», er-zählt Pfarrerin Obertina. Seitdem trifft sich die Gemeinde in der Kapelle eines kirchlichen Krankenhauses, das je-doch eine Stunde Fahrtzeit entfernt liegt. Darum sind von den ehemals 300 Gemeindemitgliedern nur noch 80 übrig geblieben.

    Nicht bekehren, sondern friedlich zusammenleben

    Pfarrerin Obertina berichtet, dass das Kirchengebäude nun vor allem für diakonische Dienste genutzt wird. Bei den

    NIGERIA / INDONESIEN

    Partner statt Missionsobjekte Jochen Kirsch, mission 21

    «Religion in Freiheit und Würde»Seit ihrer Gründung setzt sich mission 21 in der Tradition

    ihrer Trägervereine ein für ein friedliches Zusammenleben

    von Menschen unterschiedlicher sozialer, ethnischer oder

    religiöser Herkunft. Aufbauend auf den Lernerfahrungen

    dieser Arbeit verstärkt das Werk sein Engagement unter dem

    Eindruck zunehmender interreligiöser Konflikte insbesondere im

    asiatischen und afrikanischen Kontext.

    Spenden auf PC 40-726233-2. Weitere Informationen: www.mission-21.org/rfw

  • 9contigo Nr.1 | 2014 DOSSIER

    die staatlichen Sicherheitskräfte werden in beiden Ländern eher als untätig oder gar als konfliktverschärfende Akteure wahrgenommen. Und schliesslich sind es sowohl in Indo-nesien als auch in Nigeria transnationale fundamentalisti-sche Kräfte, die insbesondere unter den Muslimen radikale militante Minderheiten schaffen und das vormals friedli-che Zusammenleben extrem stören. In beiden Ländern betrifft dies auch das Verhältnis innerhalb der Religionen. Die muslimische Minderheit der Ahmadiya beispielsweise wird diskriminiert und verfolgt, während die sunnitische Mehrheit schweigt. Aus Unwissenheit oder auch aus Angst, selbst zum Opfer radikaler Gewalt zu werden.

    Umdenken durch Austausch «Erst auf dieser Reise habe ich gelernt, dass meine bishe-

    rige Haltung falsch war», berichtet der Vorsitzende des Frie-denskomitees der nigerianischen Kirche der Geschwister, Pfarrer Ephraim Kadala. «Ich habe damals meinen Master in Islamwissenschaften erworben, um besser Muslime bekeh-ren zu können. Und ich habe diesen Gedanken am theologi-schen Seminar weitergegeben. Aber jetzt wird mir klar, dass es vielmehr darum gehen muss, gemeinsam Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden!» Es habe ihn bewegt, dass die Indonesier, die er hier kennenlernte, einander nicht als «Missionsobjekte» sehen. Bewegt berichtet Dr. Samuel Dali, der Präsident der Kirche der Geschwister in Nigeria, vom freundlichen Empfang durch Christen und Muslime.

    «Dieses Erlebnis hat mir viel von meiner Angst genommen», sagt Dali, der aufgrund der vielen Gewalt in Nigeria bereits «vom interreligiösen Dialog frustriert» war.

    Vision für das ZusammenlebenAuch für mich als Programmverantwortlicher bei

    mission 21 waren es eindrückliche Begegnungen. Ich habe gelernt, dass es für den nachhaltigen Erfolg einer Friedens-arbeit innerhalb von und zwischen Religionen neben den entsprechenden juristischen und sozioökonomischen Rah-menbedingungen nicht zuletzt auch eine überzeugende Vision des Zusammenlebens braucht. Eine Vision, die reli-giös begründet ist und die über die blosse Akzeptanz einer pluralistischen Gesellschaft hinausgeht. Eine Vision, in der der Andere mehr ist als ein Problem, ein zu bekehrender Ungläubiger oder ein ungeliebter Nachbar, mit dem ich eben auskommen muss, sondern ein gottgewollter Partner. Ein echtes Gegenüber, das mich notwendig ergänzt, infrage stellt und mit dem ich gemeinsam Dinge erreichen kann, zu denen ich als Einzelner nicht fähig wäre. Erst dann dient ein Dialog nicht nur dem Wohle des Ganzen, sondern auch dem aller seiner Teile, unabhängig davon, ob sie sich jeweils in einer Mehrheits- oder einer Minderheitsposition befinden.

    * Jochen Kirsch ist Pfarrer und seit neun Jahren Programmverantwortlicher für Nigeria bei mission 21. Daneben leitet er die Arbeit zum Thema «Religion und Entwicklung» im Rahmen der Kooperationsgemeinschaft Brot für alle.

    Die nigerianische Delegation vor der Sultan-Suriansyah-Moschee in Banjarmasin: Pfr. Ephraim Kadala, Helen Haggai, Pfr. Jochen Kirsch, Hajia Binta Bakari, Pfr. Dr. Samuel Dali

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  • 10 contigo Nr.1 | 2014

    reitschaft der Kirchen, «Machtstrukturen zu verändern, an denen sie partizipieren», nicht sonderlich ausgeprägt schien?

    Doch gegen Ende der Versammlung musste ich mein Urteil nochmals revidieren. Ich nahm an einem Workshop der Oikotree-Bewegung* teil. «Wir erleben ein beispielloses Wirtschafts- und ein ebensolches Kirchenwachstum, auf das wir stolz sind», sagt ein junger koreanischer Theologe. Und fragt zugleich, ob wir «nicht eigentlich als Gefangene einer Theologie des Wohlstands» lebten. Eines Wohlstandes, den

    BUSAN

    Drängende Fragen und erste Antworten

    Beat Dietschy, Zentralsekretär Brot für alle

    «Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtig-

    keit und Frieden», so das Motto der 10. Vollversamm-

    lung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in

    Busan im November 2013.

    Meine erste Reaktion: Das klingt harmlos, fast ein wenig verhalten. Doch drängende Fragen wurden gestellt, bekann-te und noch immer wichtige. Bohrend nachgefragt wurde von jungen Leuten, die sich um die Zukunft ihrer Welt sor-gen. «Wir weinen, Herr, weinen Meere von Tränen, weil un-ser geliebtes Meer ansteigt und uns überschwemmt», klagten Menschen von durch die Klimaerwärmung bedrohten Pazi-fikinseln. Die Jugendvorkonferenz forderte vom ÖRK auch ein starkes Zeichen gegen Menschenhandel.

    Die Fragen und Anstösse gipfeln in der Notwendigkeit der Transformation, eines grundlegenden Wandels unserer Wirtschafts- und Lebensweise. Antworten finden sich in den jüngsten ÖRK-Dokumenten (etwa zur Mission) und wurden auch am Workshop von Brot für alle formuliert. Umso ir-ritierender war, dass sich die über 2000 Vertreterinnen und Vertreter christlicher und anderer Kirchen aus aller Welt in einem gigantischen Messegelände inmitten reklamedurch-fluteter Shoppingmalls versammelten. Ob darum die Be-

    Der ÖRK: weltumspannend, vielfältig, ökumenisch, engagiert

    Workshop von Brot für alle

    Eine «grosse Transformation» tut notMit einem Workshop hat Brot für alle in Busan einen Akzent in der Diskussion um die künftige Wirtschaftsordnung gesetzt. «Wie sieht

    eine nachhaltige Wirtschaft aus ökumenischer Sicht aus ?», formuliert Bruno Stöckli, für die Dialog4change-Plattform zuständig, die

    Ausgangsfrage. «Und welche Ziele wollen wir einbringen?» Die notwendigen Änderungen erforderten eine grosse Transformation, kleine

    Reformen genügten nicht, ist sein Fazit. Nur mit ‹transformativer Gerechtigkeit› wandle sich die vorherrschende Wirtschaftsordnung zu

    einer Wirtschaft, die gerecht die Ansprüche aller Menschen heute und ebenso der künftigen Generationen achte.

    «Die Debatten um die neue Rolle der verschiedenen Akteure im Norden wie im Süden dürfte heftig verlaufen», erwartet Stöckli.

    «Änderungen braucht es sowohl in der Produktion wie beim Konsum.» Unbedingt nötig sei, nicht nur die Grenze zur Armut, sondern

    neu auch diejenige zum Übermass zu definieren. «Erst wenn wir festlegen, wie viel genug ‹genug› ist, rücken wir einer nachhaltigen

    Wirtschaft näher.» uw

  • 11contigo Nr.1 | 2014

    700 000 Wanderarbeitende in Südkorea mit aufbauen: Sie «machen alles, was schwierig, gefährlich und dreckig ist», sagt ein Pfarrer, der Menschen aus Vi-etnam, China, Indonesien und den Phi-lippinen begleitet.

    Darum war Busan vielleicht doch der richtige Ort, um die richtigen Fra-gen zu stellen. Zum Beispiel: Wie ant-worten wir auf die Bedrohung allen Lebens durch die vorherrschende glo-bale Zivilisation? Oder: Prüfen wir uns selbstkritisch, ob und wie wir der Fra-ge nach den systemischen Ursachen der Krisen ausweichen und stattdessen wohlfeile Werturteile über die ‹gieri-gen Banker› fällen oder die Krisen mit wohlklingenden Namen wie Sozial-ökologische Marktwirtschaft oder Green Economy schönreden? Die bra-silianische Theologin Nancy Cardoso fragt knapp und präzise: «Sind wir im Sturm und versuchen Regenschirme zu verkaufen?»

    * Oikotree, ein Netzwerk junger (und

    junggebliebener) Befreiungstheologinnen und

    –theologen (www.oikotree.org)

    ÖKUMENISCHE KAMPAGNE

    Wie aus getrockneten Bananen ein Bachelor-Abschluss wird

    Vor über 25 Jahren starteten West-schweizer Kirchgemeinden das Projekt TerrEspoir. Der Verkauf von Früch-ten aus Kamerun sollte in der Schweiz Leckeres auf den Tisch und Kleinbau-ernfamilien im Westen Kameruns zusätzliches Einkommen bringen. Marie-Thérèse Kamga Souop, Gast der Ökumenischen Kampagne 2014, grün-dete in Bandjoun die Frauengruppe Sécheuses de Bandjoun. Um die Aus-bildung der sieben Kinder der Familie zu gewährleisten, genügte das bisherige Einkommen nicht.

    Aus den süssen Früchten mit Erfolg ebenso süsse und wohlschmeckende Trockenfrüchte in gleichmässiger Qua-lität für den Versand nach Lausanne herzustellen, war ein langer Prozess. «Und aufwändig. Auch wir Kinder mussten wahre Expertinnen und Ex-perten im Trocknen werden», erinnert sich die heute 24-jährige Tochter Vicky Arlette Kamga Souop Medzue. «Bis zu hundert Kilo getrocknete Bananen wurden zu den besten Zeiten verkauft», sagt Kamga Souop. «Leider sind es heu-te viel weniger.»

    Aber ihr Ziel, den Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen, hat sie erreicht. Im Sommer 2013 hat die jüngste Tochter Vicky den Bachelor in Biochemie abgeschlossen. Warum gerade Biochemie? «Meine Mutter be-klagte regelmässig den grossen Aus-schuss nach dem Trocknen der Früch-te. So wollte ich Biochemie studieren und mich auf Nahrungsmitteltechno-logie spezialisieren, um den Zerset-zungsprozess verstehen zu lernen.» uw

    Petition fordert SBB auf, Mitglied der FWF zu werden

    Das Plakat und das Thema der Kampagne 2014 weisen auf die Arbeits-bedingungen in der Textilindustrie hin. Um diese zu verbessern, spielt die Nachfragemacht von Grossbetrieben eine wichtige Rolle. Darum fordern Brot für alle und Fastenopfer die SBB auf, der Fair Wear Foundation (FWF) beizutreten. Die von Brot für alle mit-finanzierte FWF erreicht Verbesserun-gen dank unabhängiger Gespräche mit den Beschäftigten und objektiven Kon-trollen der Arbeitsbedingungen. uw

    Petition und Information auf: www.sehen-und-

    handeln.ch/petition; bitte unterschreiben und in

    Ihrer Kirchgemeinde auflegen!

    «EinBlick», die Fakten zu Jeans

    Der neue «EinBlick» nimmt die globale Textilindustrie unter die Lupe. Damit bietet er eine themati-sche Grundlage für die Ökumenische Kampagne 2014 mit vielen Texten und Grafiken. Gezeigt werden die Auswir-kungen einer Baumwollproduktion mit grossem Einsatz von Wasser, Dün-ger und Pestiziden und die menschen-unwürdigen Arbeitsbedingungen bei der Kleiderherstellung. Darüber hin-aus finden Konsumentinnen und Kon-sumenten Tipps für einen bewussten Kleiderkauf. uw

    Lesen oder bestellen: www.brotfueralle.ch/einblick

    Als TerrEspoir in Kamerun begann, engagierte sich als

    eine der ersten Frauen Marie-Thérèse Kamga Souop.

    Sie ist Gast der Ökumenischen Kampagne 2014.

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    Der ÖRK: weltumspannend, vielfältig, ökumenisch, engagiert

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  • 12 contigo Nr.1 | 2014

    Nur ein freier Tag pro Monat Im Gespräch mit Liang Pui Kwan, Projektleiterin von

    Sacom in Shenzhen, erzählen Angestellte von Biel Crystal: «11-Stunden-Tage sind die Regel, obwohl in den Arbeitsver-trägen 8 Stunden Arbeitszeit festgehalten sind. Wir arbeiten auch am Samstag und Sonntag 11 Stunden. Einen freien Tag gibt es erst beim Schichtwechsel Ende Monat», sagt eine Ar-beiterin. Das bedeutet im Schnitt 120 bis 140 Überstunden pro Monat – erlaubt wären gemäss chinesischem Arbeitsge-setz nur 36 Stunden.

    Wie Sacom schon beim Apple-Zulieferer Foxconn fest-gestellt hat, besteht auch bei Biel Crystal ein umfassender Kontrollapparat.  2000 Sicherheitsleute und unzählige Ka-meras kontrollieren die 40 000 Angestellten, sogar während der Mittagspause. Wer auf die Toilette will, muss offiziell Erlaubnis einholen. Wer die Produktionsziele nicht erreicht,

    bei der Arbeit einschläft oder etwas fallen lässt, wird mit hohen Geldbussen bestraft. Solche Strafmassnahmen sind menschenunwürdig und illegal. Um das Gesetz zu umge-hen, werden die Abzüge in der Lohnabrechnung als Negativ-bonus ausgewiesen.

    Fehlende SchutzeinrichtungenUm die Produktionskosten tief zu halten, spart Biel

    Crystal bei grundlegenden Sicherheitsvorkehrungen.

    ARBEITSBEDINGUNGEN IN CHINA

    Produktion von Touchscreens kostet Menschenleben

    Daniela Renaud, Brot für alle, Entwicklungspolitik, Verantwortliche High Tech – No Rights

    7-Tage-Arbeitswoche, rigide Überwachung der Be-

    schäftigten, fehlende Sicherheitseinrichtungen: Der

    Apple-Zulieferer Biel-Crystal missachtet Menschen-

    rechte und verstösst gegen chinesisches Arbeits-

    recht, wie die neuste Studie von Sacom zeigt.

    Biel Crystal aus Hongkong ist der weltweit grösste Pro-duzent von Touch-Screen-Glasabdeckungen. Apple bezieht von Biel Crystal rund 60 Prozent der benötigten Touch-screens, Samsung 20 Prozent. Die Firma beschäftigt im Werk im südchinesischen Huizhou rund 40 000 Personen – unter menschenunwürdigen Bedingungen. Das belegt eine neue Untersuchung von Sacom (Students & Scholars Against Corporate Misbehaviour), eine von Brot für alle finanzierte Nichtregierungsorganisation in Hongkong.

    Parry Leung, Gründungsmitglied von Sacom, der engagierten Aktionsgruppe in Hongkong

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  • 13contigo Nr.1 | 2014

    Notausgänge und Feuerlöscher feh-len. «Mir ist oft übel und die Augen brennen», sagt eine Arbeiterin, die Schutzfolien und Apple-Logos auf die Glasabdeckungen der I-Phones anbringt. Sie erhielt zwar eine weisse Schutzkleidung, aber keine Gesichts-maske, obwohl sie den ganzen Tag mit giftigen oder leicht entflamm-baren Chemikalien hantiert. Für die Arbeit an den Schnittmaschinen feh-len Schutzschuhe, ergänzt ihr Mann.

    «Wahrheit ans Licht bringen»Beindruckend ist die Hartnäckig-

    keit der Partner in Hongkong. Uner-schrocken konfrontieren sie Gross-firmen wie Apple, Samsung oder Foxconn immer wieder mit ihrer Ar-beitspolitik. Sie geben nicht auf, sich für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in China einzusetzen. «Unse-re Arbeit ist zeitweise frustrierend. Wir erreichten aber auch Erfolge. Manche multinationale Unternehmen nehmen unsere Berichte ernst und drängen wirklich auf Veränderung», stellt Parry Leung, Gründungsmitglied von Sacom fest. Ziel bleibe, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

    Erste Erfolge Der Generaldirektor von Biel

    Crystal hat nach dem Erscheinen des Berichtes mit Sacom ein Gespräch geführt. «Es war ein positives Tref-fen. Biel Crystal hat erste Schritte zur Verbesserung der Arbeitssitua-tion unternommen», sagt Liang Pui Kwan. «Aber es sind noch lange nicht alle unserer Forderungen erfüllt, zum Beispiel was die Arbeitszeiten betrifft. Noch immer gibt es Angestellte, die 7 Tage am Stück arbeiten ohne frei-en Tag dazwischen.» Dies habe der erneute Fabrikbesuch im Dezember 2013 gezeigt. «Wir bleiben dran und werden uns wieder mit Biel Crystal treffen», betont Kwan.

    Auch die Konsumentinnen und Konsumenten und die öffentliche Hand in der Schweiz können zur Verbesserung der Arbeitsbedingun-

    gen beitragen. Brot für alle und Fas-tenopfer fordern auf, bei jedem Kauf und jeder Beschaffung von Elekt-ronikprodukten nach den Herstel-lungsbedingungen zu fragen und fair produzierte Handys und Computer einzufordern.

    *Sacom: Stains on iPhones' Cover Glass – Dehumanized Working Condition of Biel Crystal for Apple’s Products; www.brotfueralle.ch/computer

    SOLIDARITÄT

    Vier Gemeinden geben Teil der Glencore-Steuern weiter

    Selten gerät die Schweiz rund um das Rohstoffgeschäft mit positiven Schlagzeilen in die Weltpresse. Der Entscheid von vier Gemeinden im Säuliamt (ZH), auf einen Teil der Steuermillionen zu verzichten, die sie aus dem Börsengang von Glencore erhalten haben, fand jedoch weltweit Beifall. Affoltern am Albis, Hedin-gen, Hausen am Albis und Obfelden beteiligten sich an der Solidaritäts-Aktion. Die Gemeindeversammlun-gen beschlossen, rund 10 Prozent der zusätzlichen Steuereinnahmen an Projekte zu spenden, so an Brot für alle und Fastenopfer für die Arbeit in der Demokratischen Republik Kon-go. Dort nutzen Glencore (und andere Rohstoff-Konzerne) einseitige steuer-liche Begünstigungen, oder nehmen Menschenrechtsverletzungen und schwere Umweltschäden in Kauf. uw

    PERSONEN

    Monika BoedtkerAm 1. Januar 2014 hat Monika

    Boedtker die Stelle Direktionsassis-tenz übernommen. Sie bringt lang-jährige Erfahrung mit, zuletzt in der Anstellung beim Freilichtmuseum Ballenberg. uw

    Bernard DuPasquierAuf Anfang 2014 ist Bernard Du-

    Pasquier, Leiter Projekt- und Quali-tätsmanagement, zum Mitglied der Geschäftsleitung befördert worden. uw

    AUSZEICHNUNGEN

    GOLD

    Goldbarren für Brot für alle

    Eine ganz besondere Spende fand sich kurz vor Weihnachten in der Briefpost an die Kirchgemeinde Dietikon: Fein säuberlich in Watte und Seidenpapier gehüllt, traf ein echter Goldbarren ein! Wir danken herzlich für die anonyme Spende zu Gunsten von Brot für alle. Der Betrag wird gezielt für die Arbeit gegen die Missstände rund um die Minen in der Demokratischen Republik Kongo eingesetzt. uw

    BRONZEAuszeichnung für BFA-Kampagne

    Auszeichnung durch den Art Di-rectors Club Schweiz (ADC) für die Kampagne ‹Stopp Nahrungsmittelspe-kulation› von Brot für alle und Fasten-opfer. An der ADC-Preisvergabe für besonders zukunftsweisende Kreati-onen der Werbebranche gab es einen Bronze-Würfel für das Sound-Design des Spots. Gestaltet wurde die Kampa-gne von Spinas Civil Voices. uw

    www.stopp-spekulation.ch

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  • 14 contigo Nr.1 | 2014

    LÄNDLICHE GEMEINSCHAFTEN

    Den Lebensabend in Würde verbringen

    Joëlle Herren, HEKS

    Früher galt die Republik Moldau aufgrund ihrer florie-

    renden Landwirtschaft als Kornkammer der UdSSR.

    Heute ist sie das ärmste Land Europas. Ein Drittel der

    arbeitsfähigen Bevölkerung wanderte aus – Kinder und

    ältere Menschen bleiben zurück.

    Frau Dimitriv, 82 Jahre alt, sitzt auf einem Stuhl auf der Vortreppe ihres Hauses und wartet auf die Pflegerin. Als diese eintrifft, erhellt sich ihr Gesicht. Jeder Besuch bedeu-tet eine willkommene Abwechslung zur alltäglichen Ein-samkeit. Die Pflegerin Liliane wird so herzlich empfangen

    wie eine eigene Tochter. «Sie ist meine rechte Hand!» ruft Frau Dimitriv freudig aus. Liliane schaut zwei- bis dreimal pro Woche nach Frau Dimitriv. Sie misst den Blutdruck und massiert die Füsse, da die alte Dame Mühe hat, sich zu bewegen.

    Wir befinden uns im Dorf Pârlita, im Norden der Re-publik Moldau. Zahlreiche Frauen im Ruhestand leben hier in prekären Verhältnissen, wie überall in diesem hügeligen und von Landwirtschaft geprägten Land. Zur Sowjetzeit arbeitete Frau Dimitriv in einer Kolchose. Heute bezieht sie eine Rente von 60 Franken pro Monat, gerade die Hälfte des Existenzminimums. Ihre vier Kinder leben im Ausland und besuchen sie nur selten.

    Zurückgelassene ElternDas Drama, das sich in der Republik Moldau abspielt, ist

    offensichtlich: Viele Häuser sind verlassen und die Felder lie-gen brach. Ein Drittel der fast vier Millionen Einwohner ver-lässt das Land, weil es an Arbeit fehlt. Die meisten arbeiten als Saisonniers in Russland, weil dort für einen dreimonati-gen Aufenthalt kein Visum verlangt wird. Die anderen leben

    Dank dem Angebot des Hauspflegedienstes CASMED können Domna Afrosina und viele weitere betagte Menschen ihren Lebensabend zu Hause verbringen.

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  • 15contigo Nr.1 | 2014

    – meist illegal – in Rumänien, Italien, Griechenland, Spani-en, Portugal oder Frankreich. Der Republik Moldau bringt dies Einnahmen Für die Kinder und älteren Menschen, die sich selbst überlassen werden, sind die sozialen Konsequen-zen jedoch schlimm. Die 78-jährige Frau Tatiana ist in ihrem Haus gefangen. Ihre nach Frankreich und Russland ausge-wanderten Kinder schicken ihr zwar Geld für Lebensmittel, aber mit ihrer Hepatitis und den Schmerzen, die sie ans Bett fesseln, muss sie alleine zurechtkommen. Gesellschaft leistet ihr einzig ein knisterndes Fernsehgerät.

    Damit ältere Menschen, die isoliert, krank oder in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, trotzdem zu Hause bleiben können, hat HEKS 2010 einen Hauspflegedienst gegründet. Vom Centre for Social and Medical Assistance at Domicile (CASMED) profitieren gegen 300 Begünstig-te in elf Dörfern im Norden des Landes. Jährlich erfolgen zwischen 20 000 und 25 000 Hausbesuche. Die Dienstleis-tungen umfassen Pflege und Unterstützung im Haushalt oder Arbeiten wie Schnee räumen, Einheizen, Einkaufen und Wäsche waschen.

    ‹Alle beteiligen› als ErfolgsrezeptDas Projekt CASMED benötigt in jedem Dorf die finan-

    zielle und praktische Unterstützung der Behörden: Diese stellen die Räumlichkeiten für Büro und Waschmaschine zur Verfügung und kommen für einen Teil der Löhne und Kosten für Hygieneprodukte auf. CASMED übernimmt die Pflege und delegiert die Arbeiten im sozialen Bereich an lokale Organisationen. «Im Unterschied zu anderen In-stitutionen verlangen wir einen bescheidenen finanziellen Beitrag von den Begünstigten», erklärt Véronica Cazacu, Direktorin der HEKS-Projekte in der Republik Moldau. «Damit tragen wir zu einer globalen Verbesserung der So-zialdienste bei, die von der Gemeinschaft benötigt werden. Wir sind guter Hoffnung, dass unsere Tätigkeit langfristig weiter getragen wird».

    Nachdem die Pflegerin Frau Dimitriv versorgt hat, über-lässt sie den Platz der Sozialhilfe Neagu. Diese bringt einen Eimer mit Wasser, da das Haus über kein fliessendes Wasser verfügt, sowie Gemüse für eine Suppe. Frau Dimitriv ver-traut uns an, dass sie wieder auflebe, seit sie regelmässig be-treut werde: «Dank der Massagen kann ich wieder laufen, ich kann sogar ganz alleine zur Kirche gehen!» Die Angestellten von CASMED stellen bei den von ihnen betreuten Patien-tinnen und Patienten wirklich grosse Fortschritte fest. «Was gibt es Wichtigeres», sagt Cazacu, «als dieses Lebensalter in Würde und umsorgt zu verbringen?»

    RÜCKBLICK

    HEKS-Osteuropatag 2014

    Bald 25 Jahre sind vergangen, seitdem der Eiserne

    Vorhang gefallen und das sozialistische System in

    Osteuropa abgelöst worden ist. Doch auch nach einem

    Vierteljahrhundert sind die demokratischen Strukturen

    alles andere als gefestigt.

    Die Auswirkungen dieser Situation auf die Projektarbeit von HEKS machte der Osteuropatag von HEKS Ende Janu-ar in Zürich zum Thema. 110 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz nahmen die Gelegenheit wahr, um mehr über die politischen Entwicklungen in Osteuropa zu erfahren und HEKS-Projektpartnern aus diesen Ländern zu begegnen.

    In seinem Eingangsreferat ‹Spannungsfeld Politik in Ost-europa› wies Marc Lehmann, Korrespondent von SRF Schwei-zer Radio und Fernsehen in Prag, darauf hin, dass autoritäre Tendenzen in der osteuropäischen Politik zunehmen würden. Angesichts der Aktualität stiess der Workshop über Ungarn auf grosses Interesse. Guszstáv Bölcskei, präsidierender Bischof der ungarisch-reformierten Kirche, sprach über die Rolle der Kirche in Ungarn. Zwar stehe die Kirche nicht in Opposition zur Regierung, habe aber bei einzelnen Vorlagen wie beispiels-weise dem Obdachlosengesetz interveniert, erläuterte er.

    Im Workshop Serbien nahm neben dem HEKS-Projekt-partner Žarko Šunderić ein Vertreter einer staatlichen Orga-nisation teil. HEKS gelingt es in Serbien, in enger Zusammen-arbeit mit dem Staat Projekte für Roma zu realisieren. Diese Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen ist auch bei anderen sozialen Projekten gefragt. Der Osteuropatag zeigte jedoch, dass dies angesichts der politischen Situation in Osteuropa für die Projektpartner eine grosse Herausforderung bleiben wird.

    Der nächste Osteuropatag findet am 24. Januar 2015 statt.

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  • 16 contigo Nr.1 | 2014

    INDIEN

    «Landtitel steigern Ansehen und Status»

    Bettina Filacanavo, HEKS

    Bei der siebten Landverteilung in Andhra Pradesh

    konnten HEKS und seine Partner über 8600 Hektaren

    Land für Landlose erstreiten. Auf Druck wurde gel-

    tendes Recht umgesetzt und an über 9500 Familien

    Landtitel verteilt, worüber sich Siluvapan Chelappa,

    Leiter des HEKS-Koordinationsbüros in Indien, freut.

    Siluvapan Chelappa, wer sind diese 9500 Familien, die Land erhalten haben?

    59 Prozent sind Adivasi, Ureinwohner Indiens, 12 Prozent sind Dalits, die sogenannten Unberührbaren, und 29 Prozent der Familien gehören den untersten Kasten im indischen Kastensystem an. Sie alle werden von der indischen Gesell-schaft ausgestossen und haben kaum Chancen, der Armut zu entkommen.

    Was bedeutet es für diese Familien, eigenes Land zu besitzen?

    Als Eigentümer eines Landstücks steigt das Ansehen und somit der soziale Status dieser Menschen in der Gesell-schaft. Mit den Landtiteln haben die Familien auch die Mög-lichkeit, bei Banken Kleinkredite zu beantragen und diverse

    staatliche Dienstleistungen zur Bearbeitung ihres Landes einzufordern, etwa Wasser oder Elektrizität. Dank diesen Ressourcen können sie sich eine Lebensgrundlage schaffen und haben genügend Nahrung.

    Wie lange dauert ein Landkampf bis zur Vergabe der Landtitel?

    Das hängt immer ein bisschen davon ab, wie gut die ver-antwortlichen Politiker kooperieren. Im Schnitt dauert ein Landkampf drei bis fünf Jahre.

    Die Landtitel sind den Kleinbauernfamilien nun zuge-sprochen, was ist der nächste Schritt?

    Als Nächstes kümmern wir uns darum, dass die Famili-en auch wirklich zu ihren Dokumenten kommen. Sie müssen diese bei der lokalen Regierung abholen. Zudem unterstützen

    Setzt sich dafür ein, dass Indiens ärmste Bevölkerungsgruppen Zugang zu Land erhalten:

    Siluvapan Chelappa, Leiter des HEKS-Büros in Indien.

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    Gesetzlich verankerte Landrechte in IndienSchon während des Unabhängigkeitskampfes gegen die Briten hatte Mahatma Gandhi erklärt: «Politische Unabhängigkeit ist nur

    ein Schritt vorwärts zum Erlangen wirklicher Unabhängigkeit. Der nächste Schritt wird sein, jenen die Eigentumsrechte über ihren

    Boden zu geben, die ihn bearbeiten.» Auf diesen nächsten Schritt warten 60 Jahre nach der staatlichen Unabhängigkeit noch fast

    70 Prozent der mehr als 1,1 Milliarden Inderinnen und Inder. Dabei gibt es gesetzliche Grundlagen, die landlosen Feldarbeitern,

    kastenlosen Dalits, Ureinwohnern (Adivasi) oder Männern und Frauen aus den ärmsten Schichten eigenes Land zugestehen.

    Das indische Forstgesetz (Forest Rights Act) besagt, dass Adivasi das von ihnen besiedelte und bebaute Forstland erhalten und

    Waldprodukte nutzen können. Ein weiteres Gesetz sagt, dass Menschen, die brachliegendes Regierungsland während drei Jahren

    bewirtschaftet haben, Landtitel dafür einfordern können.

    Deshalb ermutigen die HEKS-Partnerorganisationen die Ärmsten der Bevölkerung, brachliegendes Land zu bebauen, um später

    Landrechte einzufordern. Mit diesen Landrechten können die Landbesitzer auch am staatlichen Programm NREGA teilnehmen:

    Der ‹National Rural Employment Gurantee Act› ist ein 2005 von Sonia Ghandi eingeführtes Regierungsprogramm, das allen Indern

    in ländlichen Gebieten 100 bezahlte Arbeitstage im Jahr garantiert – für viele ein lebenswichtiges Zusatzeinkommen. cs

  • 17contigo Nr.1 | 2014

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    MITTEILUNGEN

    Wechsel in der HEKS-Geschäftsleitung:Peter Merz übernimmt

    Bereich Ausland

    Esther Oettli, seit 2005 Leiterin Be-reich Ausland bei HEKS, ist per Ende Januar 2014 in den Ruhestand getreten. Den Stab hat sie Peter Merz übergeben, der damit auch ihren Sitz in der sieben-köpfigen Geschäftsleitung von HEKS übernimmt. HEKS-Direktor Ueli Lo-cher: «Wir freuen uns sehr über die Wahl von Peter Merz, der sich in einem anspruchsvollen Auswahlverfahren gegen rund 60 Bewerberinnen und Be-werber durchgesetzt hat.» Peter Merz war seit 2009 bei HEKS als Abteilungs-leiter Afrika/Lateinamerika tätig. cs

    AGENDA

    MAI

    HEKS-Inlandkampagne «Chancengleichheit zahlt sich aus»

    19. - 30. Mai 2014Die HEKS-Inlandkampagne unter

    dem Motto «Chancengleichheit zahlt sich aus» geht in die zweite Runde. Die Botschaft richtet sich auch dieses Jahr an die Schweizer Wirtschaft: Wenn die Potenziale aller Menschen genutzt und gefördert werden, zahlt sich dies aus – nicht nur für benachteiligte Menschen, sondern auch für die Unternehmen, die diesen Menschen Chancen eröffnen.

    Der Start der zweiwöchigen Kam-pagne erfolgt am 19. Mai und wird wiederum von verschiedenen Visibi-litäts-Massnahmen und praxisorien-tierten Aktivitäten für Arbeitgebende begleitet. cs

    Mehr Informationen zur Kampagne «Chancengleichheit zahlt sich aus» ab Mai 2014 auf www.heks.ch/chancengleichheit.

    JUNI

    HEKS-Benefizkonzert: Johann Sebastian Bach: die Motetten und Arien aus KantatenMontag, 2. Juni 2014, Tonhalle Zürich, 19.30 Uhr

    Nach dem grossen Erfolg im Jahr 2012 richten das Bach Ensemble Zü-rich und das Capriccio Bachorchester erneut ein Benefizkonzert für HEKS aus. Aufgeführt werden die Motetten von Johann Sebastian Bach, die bei Musikliebhabern als höchste Chor-kunst gelten. Die Motetten werden durch die schönsten Arien aus Bach-Kantaten ergänzt.

    Der Erlös des Konzerts kommt HEKS-Projekten im Inland und Aus-land zugute. cs

    Karten: www.bach-ensemble.ch oder über den Link auf www.heks.ch. Rückfragen: 079 405 34 61, Herr Vassalli

    wir sie, dass sie ihr Land schnell bear-beiten können. Tun sie das nicht, kann ihnen die Regierung das Land wieder wegnehmen. Wir zeigen ihnen, wie sie die von der Regierung zur Verfügung gestellten Ressourcen nutzen können, zum Beispiel durch die Aufnahme eines Kleinkredits, um Saatgut zu kaufen oder die Felder zu bewässern.

    HEKS arbeitet in drei Gliedstaa-ten Indiens: Andhra Pradesh, Kar-nataka und Tamil Nadu. Erfolgsmel-dungen über erstrittenes Land für Landlose kommen aber hauptsäch-lich aus Andhra Pradesh. Warum?

    In Andhra Pradesh hatten wir in den letzten zehn Jahren eine gute Zu-sammenarbeit mit der Regierung. Wir sind dort mit unseren Forderungen immer wieder auf offene Ohren gestos-sen. In den anderen beiden Regionen ist das leider nicht so. In Tamil Nadu beispielsweise weigern sich die verant-wortlichen Regierungsmitglieder, den Adivasi Land zu geben. Dies, obwohl eine nationale Gesetzgebung verlangt, dass den Adivasi das von ihnen ge-nutzte Forstland zugesprochen wer-den muss. Derzeit ist eine Klage von uns beim Gericht hängig, wir warten auf den Entscheid. In Karnataka wie-derum ist die politische Situation sehr instabil, was unsere Arbeit erschwert.

    Andhra Pradesh soll zweigeteilt werden und ein neuer Gliedstaat Te-langan entstehen. Im Mai 2014 gibt es Neuwahlen. Was für Auswirkungen auf die Arbeit von HEKS und seinen Partnern erwarten Sie?

    Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten ein bis zwei Jahren keine weiteren Landtitel erstreiten können. Es muss zuerst klar sein, wer die neu-en Verantwortlichen in den beiden Gliedstaaten sind. Wir werden aber so schnell wie möglich wieder bei den Verantwortlichen vorstellig werden mit unseren Anliegen. Wir konzentrieren uns deshalb in dieser Zeit auf die Be-wirtschaftung des erstrittenen Landes und die Unterstützung jener Familien, die bereits Land haben.

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  • 18 contigo Nr.1 | 2014

    TANSANIA

    «Ich habe Frauen aufgewiegelt»Dorothee Adrian

    Vier Jahre lang unterstützte Claudia Zeising die

    kirchliche Frauenarbeit der Südprovinz der Moravi-

    an Church. Die Themen waren vielfältig: gesunde

    Ernährung, Kaninchenzucht, Naturmedizin, HIV/Aids

    – und vor allem, den Selbstwert der Frauen stärken.

    «Ich habe in Tansania unglaublich starke Frauen ken-nengelernt. Wunderbare, kraftvolle Frauen, die sich aber – sobald ein Mann dazukommt – nicht mehr trauen, diese Kraft zu zeigen. Sie werden einfach stumm», erinnert sich Claudia Zeising. Geradezu schockiert sei sie gewesen, als sie das erste Mal erlebte, dass Frauen sich vor Männern ehrer-bietig auf den Boden legten. Diese Haltung sei auch sonst immer wieder spürbar: Männer haben Macht, Frauen halten sich zurück. Das habe sie immer wieder wütend gemacht, aber auch motiviert: Sie wollte die Frauen dafür sensibilisie-ren, was sie alles können. Wie wertvoll sie sind. Frisch nach dem Studium sei sie lange nicht so eine Feministin gewesen wie heute, sagt die 57-Jährige lachend.

    Buben spielen, Mädchen arbeiten«Jungs dürfen spielen und haben Zeit für Hausaufgaben,

    Mädchen müssen von klein auf im Haushalt und auf dem Feld helfen, Lasten tragen, auf noch kleinere Kinder aufpassen.»

    Das werde nicht hinterfragt, es sei einfach so, hat Zeising im-mer wieder erlebt. Manche Frauen würden in ihrer eigenen Familie «wie Sklavinnen» gehalten. Dabei würde alles zusam-menbrechen, wenn die Frauen streiken würden.

    Praktische KursarbeitDie kirchliche Frauenarbeit der Herrnhuter Brüderge-

    meine in der Südprovinz ist eine riesige Bewegung, der etwa 80 000 Frauen angehören. Diese treffen sich wöchentlich in einer der 280 Gruppen. «Bevor ich kam, beschränkte sich die Frauenarbeit oftmals auf Fundraising, Feste organisie-ren, Lieder singen, Bibel lesen», erzählt Claudia Zeising. Die Agrarwissenschaftlerin besuchte zu Beginn ihres Einsat-zes gemeinsam mit der Leiterin der Frauenarbeit Melania Mrema Kyando alle Gemeinden. Überall fragte sie: «Was braucht ihr? Was ist euer grösstes Bedürfnis?» Und immer wieder antworteten die Frauen, die mit ihren Familien fast alle als Selbstversorgerinnen leben: «Wir brauchen dringend Einkommen.» Also ging es in Workshops um zeitsparende Anbaumethoden, die Steigerung der Qualität und der Erträ-ge sowie um zusätzliche Einnahmequellen wie Kunsthand-werk. Eine Nähgruppe entstand, die sich so gut entwickelte, dass sie international verkaufen kann und eine eigenständige Organisation werden will.

    Gemeinsam können wir es schaffen Claudia Zeising hat die Frauen ermutigt, sich zusam-

    menzutun. Sich auszutauschen, über Probleme zu sprechen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. In der lokalen Kultur, die eine Schamkultur sei, falle es den Frauen schwer, über ei-gene Schwierigkeiten zu reden. Das Motto der Frauenarbeit wurde «Pamoja tunaweza», gemeinsam sind wir fähig. «Ich habe ihnen gesagt: Wenn ihr euch alleine irgendwo hinstellt und schreit, hört euch niemand. Aber stellt euch mit 50 Frau-en hin und schreit! Dann werdet ihr gehört. Ein Teil meiner Arbeit war also, Frauen aufzuwiegeln!» resümiert sie mit ei-nem Augenzwinkern.

    Claudia Zeising hat erlebt, dass Frauen mutiger wurden und sich trauten, gegenüber Männern ihre Meinung zu ver-treten. Sie erinnert sich an eine Frau, die nach einem Semi-nar auf sie zukam und unter Tränen sagte: «Zum ersten Mal habe ich begriffen, dass ich etwas wert bin.»

    Claudia Zeising war von 2009 bis 2013 als öku-menische Mitarbeiterin in der Frauenarbeit der Moravian Church in Tan-sania, Südprovinz. 2014 wird sie erneut für zwei Jahre ausreisen, diesmal als Projektberaterin.

    Projekt-Nr. der Frauenarbeit: 186.1503, Spendenkonto: 40-726233-2, Vermerk ‹Frauen auf dem Weg in die Zukunft›. www.mission-21.org/tansania

    Frauen auf dem Weg zu ihrem Treffen in Tukuyu.

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  • 19contigo Nr.1 | 2014

    Aufgrund der Sicherheitslage in der Demokratischen

    Republik Kongo waren seit Ende der 1990-er Jahre

    keine ökumenischen Mitarbeitenden von mission 21

    mehr im Einsatz. Romain Bayakala garantiert hier

    die Weiterführung der Entwicklungsprojekte.

    «Ich ermutige, korrigiere und motiviere», beschreibt Romain Bayakala seine Arbeit. Sein Büro mit drei Mitar-beitern ist die zentrale Schnittstelle zwischen mission  21 und den lokalen Partnern in der DR Kongo – «das Schar-nier», wie er es nennt.

    Vielseitig und verantwortungsvollFür die Kirche zu arbeiten, war immer ein tiefer

    Wunsch des 54-Jährigen. Doch zwischen mission  21 und den drei Partnerorganisationen – Comunauté Evangélique du Kwango (CEK), Université Protestante au Congo (UPC) und der Nichtregierungsorganisation Acojed (Action Con-go pour la Jeunesse en Danger) – zu vermitteln, ist manch-mal herausfordernd. Bayakala sorgt nicht nur für den In-formationsaustausch, überprüft die Projektziele und stellt die Weitergabe von Materialspenden sicher. Er ist auch zu-ständig für den Geldfluss und die korrekte Buchhaltung. Es sei ein sehr verantwortungsvoller Job, für den er vor 21 Jahren von der Mission ausgewählt worden sei, erzählt Bayakala stolz.

    Christlich-afrikanische SolidaritätDer CEK anzugehören und zugleich ihre Projekte mit

    mission 21 zu überwachen, sei ein Balanceakt. Bayakala ist froh, bei Konfliktfällen Rückendeckung aus Basel zu erhal-ten. Doch die Arbeit macht ihm Spass. Und seine Familie im Kwango sei stolz, dass er in der Hauptstadt einer guten Arbeit nachgeht. Wenn er auf einer seiner Dienstreisen bei ihnen vorbeischaut, freuen sie sich riesig. «Familie ist bei uns enorm wichtig», sagt Bayakala und fügt hinzu, dass die grossen Familienverbände jedoch auch viel Verantwortung mit sich brächten. Manche würden denken, seine Verbin-dung zu mission  21 sei eine Garantie für Reichtum und Wohlstand: «Dabei ist das Geld, das ich verwalte, ja nicht für mich.» Immer wieder kämen Verwandte und Bekann-te, die ihn um Hilfe bäten. Davor müsse er sich manchmal auch schützen. Aber natürlich, wenn jemand beispielsweise

    einen medizinischen Notfall habe, springe er ein – mit sei-nem eigenen Gehalt. Sparen könne er so zwar fast nichts, gibt Romain Bayakala zu, aber sich gegenseitig zu helfen, sei schliesslich eine christliche Pflicht und ausserdem Teil der afrikanischen Solidarität.

    PERSONEN

    Weltweit unterwegs

    Viel Bewegung gab es zum Jahresende 2013 bei den öku-menischen Mitarbeitenden von mission 21: Daniel Gloor unterrichtete 14 Jahre im Auftrag von mission 21 Theologie an Hochschulen in Asien, Afrika und Lateinamerika, zuletzt als Dozent für Neues Testament an der Universidad Bíblica Latinoamericana (UBL) in Costa Rica. Im Dezember 2013 ist Daniel Gloor an seinen früheren Einsatzort am Theologi-schen Seminar Sabah (Malaysia) zurückgekehrt. Die im Ok-tober 2013 in den Südsudan entsandte ökumenische Mitar-beiterin Chantal Wullimann musste aufgrund der blutigen Unruhen im Dezember 2013 kurzfristig das Land verlassen. Derzeit ist noch unklar, ob und wann sie ihren Einsatz fort-setzen kann. Claudia Zeising (s. S. 18) war vier Jahre lang als Beraterin in der Frauenarbeit der Südprovinz der Herrnhu-ter Kirche in Tansania tätig. 2014 übernimmt sie vor Ort eine neue Aufgabe als Projektberaterin. kp

    PERSÖNLICH

    Romain Bayakala: Von der Mission berufen

    Sara Winter Sayilir

    Romain Bayakala ist eine wichtige Schnittstelle zwischen mission 21 und ihren Partnerkirchen

    und -organisationen in der DR Kongo

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  • 20 contigo Nr.1 | 2014

    SERVICE

    Buchen Sie den Quilt der weltweiten Kirche!

    Seit 2012 ist der mission  21-Quilt auf Wanderschaft in Schweizer Kirch-gemeinden. Ehrenamtliche Näherin-nen aus Allschwil hatten ihn in unzäh-ligen Stunden hergestellt. Er besteht aus Stoffen von 15 Partnerländern von mission  21, auf vielen sind Logos der Partnerkirchen zu sehen. Der Quilt ist ein Ausdruck der weltweiten Kirche: «Wir sind verschieden, und doch ge-hören wir zusammen.» Und das macht auch mission 21 aus: Die Einheit von Christinnen und Christen aus ganz unterschiedlichen Kulturen. Kirchge-meinden können den Quilt ausstellen, als Symbol einer farbenfrohen, welt-weiten Kirche. Bis zu unserem Jubilä-um 2015, bei dem wir 200 Jahre Mis-sionsgeschichte unserer Basler Mission feiern, können Sie den Quilt für Ihre Kirchgemeinde buchen. Eine Power-point-Präsentation und ein Begleitheft geben Anregungen zur Arbeit mit dem Quilt. jg

    Kontakt: Judith Gysi, Verantwortliche Kirchgemeinden, 061 260 23 37, [email protected]: www.mission-21.org/quilt

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    Mission zum Anfassen: Beispiel «Ehekette»

    Die kunsthandwerklichen Ge-genstände der «Kalebasse» bringen Aspekte der weltweiten Kirche in die Gemeinde. Heidi Zingg Knöpfli, Er-wachsenenbildnerin mit Kamerun-Erfahrung, besucht Kirchgemeinden und stellt besondere Produkte vor, die etwas von der Kultur, von Bräuchen und der Religion im Herkunftsland erzählen. Zum Beispiel die Ehekette: «Sie kommt aus Westafrika und wird dort Brautleuten geschenkt. Aller-dings nicht als Symbol der Sklaverei, sondern als Zeichen der Verbunden-heit, Gemeinsamkeit und Sicherheit», berichtet die Fachfrau. Die Kette be-steht aus zwei Figuren, Mann und Frau, die miteinander verbunden und dennoch eigenständig sind. Die west-afrikanische Ehekette eignet sich auch als Grundlage für Hochzeitspredig-ten in der Schweiz, hat Heidi Zingg Knöpfli bereits von mehreren Pfarrern erfahren. da

    Kontakt: Heidi Zingg Knöpfli, Verantwortliche

    «Kalebasse», 061 260 22 46,

    [email protected];

    Information: www.mission-21.org/kalebasse

    KOLLEKTENAUFRUF

    Konfirmations- Kollekte für Strassenkinder

    Der Südsudan wird derzeit von bewaffneten Auseinandersetzungen heimgesucht. Vor allem elternlose Kinder sind jetzt besonders gefährdet. Die südsudanesische Partnerkirche von mission 21 kümmert sich in ihrem Kinderheim im Norden des Landes um rund 50 solche Kinder und Ju-gendliche. Die Lage ist angespannt, die bewaffneten Kämpfe toben nur rund eine Autostunde entfernt.

    Die Grundfinanzierung des Kin-derheims ist unsicher, nachdem die schwedische Organisation «Opera-tion Mercy» aus der Co-Finanzierung ausgestiegen ist. Das Heim benötigt dringend zusätzliche Mittel für Sicher-heitsvorkehrungen und erweiterte Not-fallrationen für Essen und Trinken.

    mission 21 bittet die Kirchgemein-den daher, die Arbeit von mission 21 und ihrer südsudanesischen Partner-kirche «Presbyterian Church of South Sudan» durch eine Kollekte zu unter-stützen. Die Kinder und Jugendlichen des Kinderheims freuen sich nicht nur über Kollekten von Konfirmationsgot-tesdiensten, sondern auch über andere Kollekten und Beiträge. Gerne stellen wir Ihnen eine ausformulierte Kollek-tenansage und Hintergrundinforma-tionen zum Projekt zur Verfügung. rg

    Kontakt: Judith Gysi (siehe linke Spalte)

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  • 21contigo Nr.1 | 2014

    Seminar zum Thema «Vererben und Schenken» in Zusammenarbeit mit der Basler Mission und dem VZ VermögensZentrum. Mit Direktorin Claudia Bandixen, Vorstandspräsi-dentin Christine Christ-von Wedel und Richard Geer, Leiter Fundraising. Nach dem Seminar und einem ge-meinsamen Mittagessen sind die Teil-nehmenden zu einer Führung durch die Ausstellung «Alberto Giacometti – Zeichnungen und Aquarelle» sowie durch die Giacometti-Sammlung im Kunsthaus Zürich eingeladen.

    [email protected], 061 260 22 94

    MAI

    Afrika-Markt RiehenFreitag, 23. bis Samstag, 25. Mai

    23. Mai: Workshop

    mission 21 ist mit einem Stand vor Ort.

    23. Mai: Workshop mit Detlef Lienau, Studienleiter bei mission 21: «Das ABC der interkulturellen Kommunikation».

    [email protected]

    Tag der Kirchen am RheinknieSamstag, 24. Mai, 9.30 – 21.30 Uhr

    Marktplatz Lörrach

    «Gott parle-t-il-Dytsch?» ist das Motto für den Tag der Kirchen am Rheinknie, bunt gemixt aus den Spra-chen der Region Basel. Mit Ateliers, Workshops, Musik, Strassentheater u.v.m. mission 21 ist mit einem Stand und einem Workshop vor Ort.

    www.kirk2014.org

    JUNI

    Missionssynode und Missionsfest

    Synode von Freitag, 13. Juni bis Samstag, 14. Juni, Missionsfest am Sonntag, 15. Juni in Basel.

    [email protected], 061 260 22 29, www.mission-21.org/synode 2014

    AGENDA

    MäRZ

    Ehemaligen- und Pensioniertentag

    Freitag, 28. März

    mission 21, Missionsstrasse 21, Basel

    Thema: Herausforderungen an die Mission nach der 10. Vollversamm-lung des Ökumenischen Weltkirchen-rates (ÖRK) in Busan, Südkorea.

    [email protected], 061 260 22 05

    APRIL

    Info- und Begegnungstag: Thema «Missionsbräute»

    Donnerstag, 3. April, 10 – 17 Uhr

    mission 21, Missionsstrasse 21, Basel

    10.15 – 11.45 Uhr: Vortrag von Dagmar Konrad, Autorin des Buches «Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission»

    14.0 – 15.15 Uhr: szenische Lesung von und mit Pia Müller: «Könnte ich abends hier einschlafen und am Mor-gen in China erwachen» über die Reise einer Missionsbraut.

    [email protected], 061 260 23 37

    «Kontrast China»Donnerstag, 3. April, 19 Uhr

    Reformiertes Forum, Länggassstr. 41, Bern

    Vortrag und Diskussion. Worin unterscheiden sich die Lebensentwür-fe junger Menschen in China und in der Schweiz? Anja Peverelli berich-tet über eine Begegnungsreise von mission 21 für junge Erwachsene nach China im Sommer 2013.

    [email protected], 031 340 26 04

    Gönnerseminar «Die letzten Dinge regeln»

    Dienstag, 8. April, 10 – 15.15 Uhr

    Restaurant «Zum Grünen Glas», Untere

    Zäune 15, Zürich und im Kunsthaus Zürich

    JULI

    Ferien für Missionsinteressierte

    Afrika trifft Europa – auf der Schwäbischen Alb!

    Pfr. Roger Wegurih aus Ghana und Riley Edwards Raudonat von der Evangelischen Mission in Solidarität berichten über Ghana und die Partner-kirche Presbyterian Church of Ghana.

    [email protected], 061 260 22 53, Anmeldeschluss 31. Mai 2014

    SEPTEMBER

    Horizonte weitenSamstag, 6. September, 10 – 17 Uhr

    mission 21, Missionsstrasse 21, Basel

    Ein Tag, der Impulse aus der weltweiten Kirche für die eigene Kirchgemeinde fruchtbar macht. Workshops bieten konkrete Anre-gungen für die Praxis.

    [email protected], 061 260 22 67

    AKTUELL

    «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung»

    Unter dem Motto «200 Jahre un-verschämt viel Hoffnung» feiert mis-sion 21 im Jahr 2015 zusammen mit ihren Partnern in Übersee das Jubilä-um der Basler Mission. Diese ist der grösste Trägerverein von mission 21. Höhepunkte sind unter anderem ein Festwochenende auf dem Münster-platz Basel am 13. und 14. Juni 2015 sowie ein Fachsymposium vom 24. bis 26. September 2015. Verschiedene Bildungsangebote und Mitmach-aktionen begleiten Kirchgemein-den und Privatpersonen durch das Jubiläumsjahr. mission 21 freut sich darauf, mit Ihnen feiern zu dürfen! is

    [email protected], 061 260 21 80

  • 22 contigo Nr.1 | 2014

    Mai

    Bodensee-Kirchentag 16. – 18. Mai, St. Gallen

    Zum 16. Mal findet 2014 der inter-nationale ökumenische Bodensee-Kirchentag statt. Unter dem Motto «Mehr sehen – Meer sehen» laden die St. Galler Kirchen dazu ein, einen genauen Blick darauf werfen, wo unser Glaube in unserer heutigen Gesellschaft etwas beitragen kann, wo er nötig ist und manchmal mehr sieht, als es der Alltag sonst zulässt. Feiern, Gottesdienste, Workshops und Vorträge, Kultur und ein grosser «Markt der Möglichkeiten (Samstag, 17. Mai, von 10.30 bis 17 Uhr in der Innenstadt).

    www.bodensee-kirchentag.ch

    Tag der Kirchen am RheinknieSamstag, 24. Mai, 9.30 – 21.30 Uhr, Marktplatz Lörrach

    «Gott parle-t-il-Dytsch?» ist das Motto für den Tag der Kirchen am Rheinknie, bunt gemixt aus den Sprachen der Region Basel. Mit Ateli-ers, Workshops, Musik, Strassenthe-ater u.v.m. mission 21 ist mit einem Stand und einem Workshop vor Ort.

    www.kirk2014.org

    Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21

    März

    Interreligiöse Friedensarbeit Montag, 31. März, 10 – 17 Uhr, mission 21, Missionsstrasse 21, Basell

    Fachtag zur Rolle der Religionen in Konflikten der Welt: Es diskutieren Anne-Marie Holenstein, u. a. ehe-malige Leiterin des DEZA-Projekts «Entwicklung und Religion»; Yakubu Joseph, Friedensaktivist aus Nigeria; Rifa‘at Lenzin, Präsidentin der Inter-religiösen Arbeitsgemeinschaft IRAS COTIS; Jochen Kirsch, bis Dezember 2013 Programmverantwortlicher für Nigeria bei mission 21.

    [email protected], 061 260 22 67

    april

    Wie fair sind die Kleider auf deiner Haut?Samstag, 5. April, 14 – 17 Uhr, Waisenhausplatz Bern

    Check: Wie fair sind deine Kleider? Wo gibt es in Bern faire Mode zu kau-fen? Modeschau um 14.30 Uhr und 16.30 Uhr, Moderation: Steff la Cheffe.

    Veranstaltung zur Ökumenischen Kampagne 2014 von Ref Kirchen Be-Ju-So, Fachstelle OeME, OeME-Kommission Bern-Stadt, Katholische Kirche Region Bern

    Mission.Macht.Identität Dienstag, 27. Mai, 17.30-19.30 Uhr, mission 21, Missionsstrasse 21, Basel

    In der Reihe «Dialog international» sprechen Ruedi Küng, Freier Jour-nalist und Mitarbeiter SRF, und Opare Kwakye, Ghana: Mission kann einheimische Kultur verdrängen oder kulturelle Identität entwickeln. Was macht sensiblen Kulturaustausch aus?

    [email protected], 061 260 22 67

    Mehr Fairtrade – die neuen Programme von Max Havelaar

    Max Havelaar hat ein weiteres Fair Trade-Modell lanciert: Das neue Label zeichnet Produkte aus, die bloss einen der Fair Trade-Rohstoffe Zucker, Kakao oder Baumwolle enthalten. Es ergänzt das bisherige Label Max Havelaar. Dieses wird nur vergeben, wenn ein Produkt einzig – soweit verfügbar – aus fair gehandel-ten Rohstoffen hergestellt wird.

    Mit dem neuen ergänzenden Pro-gramm will Max Havelaar die Markt-chancen für Kleinbauernfamilien erhöhen, die bisher nur Teile ihrer Ernte zu vorteilhaften Fair Trade-Bedingungen absetzen konnten.

    www.maxhavelaar.ch

    … und ausserdeM:

    Nachrichten und Meldungen über Not und Elend, Krieg und Krisen zeichnen immer wieder die düstere Seite der Welt. Leider werden Bürgerkriege und Militäraktionen wieder häufiger, wie der Global Peace Index zeigt. Er er-fasst 22 soziale und wirtschaftliche In-dikatoren und vergleicht so «weltweit die Friedfertigkeit von Nationen und Regionen». Umso wichtiger ist es, den Mut und die Kraft zu bewahren, auf dem Weg der Verständigung gemein-sam voranzugehen und am gerechten Frieden zu arbeiten.

    http://economicsandpeace.org/

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  • 23contigo Nr.1 | 2014

    MÄRZ-HEFT «WIDERSPRUCH»

    Agrobusiness oder AgrikulturMitte März erscheint die nächste

    Ausgabe des WIDERSPRUCH. The-menschwerpunkt ist ‹Ernährung - Agrobusiness oder Agrikultur›. Unter anderem analysiert Tina Goethe, bei Brot für alle Teamleiterin Recht auf Nahrung / Klimawandel, wie sich der Schweizer Agrarkonzern Syngenta als vermeintlicher Entwicklungshelfer für Kleinbauern in Afrika darstellt. Dabei geht es der Firma um die Erschliessung neuer Märkte für ihre Agrarchemie und das dazu passende Gentech- und Hybridsaatgut. Eine kleinbäuerliche Landwirtschaft, die auf ökologischen Anbau und biologische Vielfalt setzt, kann dabei nur verlieren. uw

    www.widerspruch.ch, Heft 64, 228 Seiten, 25 Fr., ISBN 978-3-85869-592-5

    FILM

    Millions Can Walk Der Schweizer Filmer Christoph

    Schaub und sein indischer Partner Kamal Musale haben die jüngste Ak-tion von Ekta Parishad (siehe Filmtipp rechts) dokumentiert. Hunderttau-send Inderinnen und Inder, landlose Bauern und Ureinwohner zogen zu Fuss Richtung Delhi, um endlich die Umsetzung ihrer Rechte einzufordern.

    Beeindruckend die Organisation

    entlang der staubigen Strassen, dem National Highway, in den Dörfern und Städten. Die Menschen nehmen Ent-behrungen auf sich, denn: Sie wollen 400 Kilometer gehen und erst heimkeh-ren, wenn die Regierung auf ihre Forde-rungen eingeht. «Millions Can Walk» ist so ein kämpferischer wie philosophi-scher und emotionaler Film mit überra-schenden Bildern von grosser Kraft. uw

    Zurzeit in Kinos, Vertrieb www.filmcoopi.ch

    FILMTIPP

    Ahimşa – Die Stärke der Gewaltfreiheit

    Ekta Parishad («solidarischer Bund») führt in Indien seit rund 20 Jahren einen gewaltlosen Widerstand im Sinne Gandhis. Sie ist bekannt für ihre gewaltlosen Märsche, mit denen sie auf die Rechte der Landlosen auf-merksam macht und die Regierung zum Handeln auffordert.

    Der Film gibt einen faszinieren-den Einblick in die Stärke von Ge-waltfreiheit: «Ahimsa». Nach langem gewaltfreien Kampf gelingt es den Adivasi, der Dorfgemeinschaft Sannai in Madhya Pradesh mehr Recht auf Land und Wasser zu erstreiten. In der von Korruption und Kastenkonflik-ten geprägten Gesellschaft wurden sie von Ekta Parishad in ihrem beharrli-chen Kampf unterstützt.

    Der charismatische Begründer von Ekta Parishad, P.V. Rajagopal, berichtet über die Geschichte und die Erfolge. Rebellen, die er dazu brachte, ihre Waffen niederzulegen, berichten von ihrem Gesinnungswandel. Ge-meinsam kämpfen sie heute für die Rechte der Landlosen, Vertriebenen und unterdrückten Minderheiten in Indien. dg

    Ahimsa, Dokumentarfilm, Karl Saurer, Schweiz 2012, 65 Min., ab 16 Jahren, Fr. 29.- Verkauf und Verleih: éducation21, 031 389 20 21, [email protected], Relimedia, 044 299 33 81

    HInWEISE & MEDIEntIppS

    BUCH

    Unser täglicher Umgang mit Geld und Armut

    «Die Schweiz, Gott & das Geld» – der Titel des 224-seitigen Taschen-buches ist Programm: Unser Land hat viele Eigenarten entwickelt im Um-gang mit dem eigenen Vermögen und den Geldern anderer. Die Bibel aber setzt andere Prioritäten. «Gehen wir so weit, für Geld alles zu opfern oder set-zen wir es als Mittel ein, um Beziehun-gen, Barmherzigkeit und eine gerechte Welt zu fördern?», fragen die 15 Auto-rinnen und Autoren sich und uns. Sie fordern mit direkten Fragen und un-missverständlichen Antworten heraus. Und mit viel Hoffnung zeigen sie, «wel-che Wege sich uns in der Praxis öffnen, ohne dass wir dem ‹schnöden Mam-mon› auf den Leim kriechen müs-sen», wie Marc Jost, Geschäftsführer von Interaction/Stop Armut schreibt (www.stoparmut2015.ch).

    Eine Kampagne, die von Organisa-tionen der Evangelischen Allianz initi-iert wurde, will vor dem Treffen 2014 der Regierungschefs der Länder der Gruppe G-20 weltweit Unterschriften sammeln und so wirksame Massnahmen gegen Korruption einfordern. Die kurzen Tex-te im Buch erläutern die Notwendigkeit des Kampfes gegen Korruption und Spekulation mit Nahrungsmitteln, für Transparenz und für gerechte Steuer-regeln. Nicht vergessen gehen konkrete Anregungen zur Umsetzung. uw

    Lukas Amstutz, Irène Cherpillod, Markus Meury, Samuel Ninck-Lehmann, Dominic Roser, Christoph Stückelberger et al., Stopp Armut/ChristNet, 2013, 19 Fr.

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  • contigo Nr.1 | 2014

    «Der Frieden kommt durch Verständigung, nicht durch Vereinbarung.»

    Arabisches Sprichwort

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