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Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig 1/2017 Aktuelles aus der Geburtsstadt des Meisters Journal 1/2017 Richard ist Leipziger … W as habe ich mit Richard Wagner und einem Richard-Wagner-Haus zu tun? Als ich 2004 nach Leipzig kam, war ich freudig überrascht, davon zu hören, dass der große Komponist Richard Wagner hier geboren worden ist, das Ge- burtshaus zwar nicht mehr steht, aber der Ort eindeutig zu lokalisieren sei. Bei den ersten Stadtbesichtigungen, vor allem aber immer, wenn ich etwas im Museum der bildenden Künste zu tun hatte, kam ich an diesem Platz vorbei. Ich wunderte mich, dass man von diesem Wissen so wenig Ge- brauch machte, doch man sagte mir, dass spätestens nach Abriss der Altbausubstanz und Neubau der Höfe am Brühl dem Ge- burtsort und damit dem Komponisten das entsprechende Andenken gegeben wird. Was aber geschah? Außer der kleinen, kaum erkennbaren Gedenktafel am neuen Gebäudekomplex nichts Wahrnehmbares!! Warum hat die Stadt, die sichtbar Bachs, Mendelssohns, Schumanns und Griegs gedenkt, keine angemessene Erinne- rungsstätte für Richard Wagner? Ja, habe ich mich belehren lassen, es gibt in der Alten Nikolaischule einen Raum, von dem aber nur wenige, selbst Einheimische et- was wissen. Liegt es vielleicht auch daran, dass Wagner eine schillernde Persönlich- keit gewesen ist, die auch im Politischen anstößige Äußerungen gemacht hat? Deshalb geht es nicht darum, ihm einseitig zu huldigen, nein, man muss sich mit der Person und seinen Aussagen, vor allem aber auch seinem Werk ganzheitlich auseinandersetzen. Viele Menschen aus der ganzen Welt kommen nach Leipzig, um die Geburtsstadt dieses weltberühmten Komponisten zu erleben; zunächst mit den musikalischen Darbietungen unserer Oper. Dann fragen sie aber zu Recht: „ Und wo können wir etwas über die Person Wagner in ihrer Tiefe und Breite erfahren?“ Die Antwort: „Hier nicht“, und dementspre- chend ist auch der städtische Ansatz bezüg- lich einer Erinnerungsstätte. Dieses Ver- halten halte ich für grundfalsch. Wir sollten für die Gäste, aber auch uns Einheimische neben dem Genuss der Werke in unserer Oper eine Begegnungsstätte schaffen, die Raum für Diskussionen und Zeit zum Ver- weilen bietet. Einen Ort, wo wissenschaft- liche Diskurse geführt werden können, eine Bibliothek mit den hunderten von Büchern über Wagner und seine Werke und eine multimediale Landschaft existiert. Ähnlich und in vielen Bereichen vorbildlich ist hier das Mendelssohn-Haus. Nun kann man sagen, ihr habt doch einen Wagner-Verband, warum kümmert der sich nicht um solch eine Einrichtung? Aber: Genau das versucht diese Gemein- schaft seit Jahren, bisher leider noch vergeblich. Jetzt wird in den verschiede- nen Medien von vielen Personen das Wort ergriffen, die das Gebäude des Naturkun- demuseums zur Nutzung für ein Richard- Wagner-Haus vorschlagen. Es liegt ideal gegenüber dem Richard-Wagner-Platz und der Richard-Wagner-Straße, wo sein Geburtshaus und das Alte Theater als Inspirations- und Aufführungsort erster Kompositionen standen. Ich unterstütze diese Idee, zumal das Haus aus Wagners Zeit stammt und das Gebäude schon immer museal genutzt wurde. Eine Präsenzbibliothek auch zu Forschungszwecken könnte angelegt werden, ein Kammermusiksaal sollte für Konzerte, Aufführungen und die Proben junger Musiker dienen. Die Tradition der Wagner-Aufführungen in Leipzig sollte Darstellung finden. Interaktiv, wie in den anderen Komponistenhäusern, sollten die Musikwerke Wagners auch als Klangerleb- nis angelegt sein. Hier ist vielleicht auch das Kennenlernen der Grundlagen des Dirigierens vorstellbar. War er nicht einer der Ersten, die sich mit einem Taktstock den Musikern zuwandten und zur Beendi- gung von Geschwätz (!) das Licht löschen ließen? Gastronomie würde die praktische Seite abrunden. Sinnvoll wäre auch die Geschäftsstelle des Wagner-Verbandes im Gebäude, um tatsächlich vor Ort zu sein. Mit diesem Richard-Wagner-Haus und der interna- tionalen Ausstrahlung Wagners wird ein neuer Anziehungspunkt entstehen und ein neues Motto für die Stadt spruchreif: „Wagner – ein Leipziger bespielt die Welt“. Die Handels- und Messestadt wusste früher, was ihr und ihren Bürgern zugute kam. Undenkbar, wenn man diese Chance nicht nutzen und bürgerschaftliches En- gagement weiter verpuffen lassen würde. Harald Fugger, Brigadegeneral a. D. Verantwortung für Leipzig: Ein Haus für Richard Wagner

Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig...13. Februar eingestimmt, durften die rund 30 Teilnehmer der Kranzniederlegung an der Wagner-Büste hinter dem Opernhaus eine beeindruckende,

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Page 1: Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig...13. Februar eingestimmt, durften die rund 30 Teilnehmer der Kranzniederlegung an der Wagner-Büste hinter dem Opernhaus eine beeindruckende,

Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig

1/2017Aktuelles aus der Geburtsstadt des Meisters

Journal 1/2017Richard ist Leipziger …

Was habe ich mit Richard Wagner und einem Richard-Wagner-Haus

zu tun? Als ich 2004 nach Leipzig kam, war ich freudig überrascht, davon zu hören, dass der große Komponist Richard Wagner hier geboren worden ist, das Ge-burtshaus zwar nicht mehr steht, aber der Ort eindeutig zu lokalisieren sei. Bei den ersten Stadtbesichtigungen, vor allem aber immer, wenn ich etwas im Museum der bildenden Künste zu tun hatte, kam ich an diesem Platz vorbei. Ich wunderte mich, dass man von diesem Wissen so wenig Ge-brauch machte, doch man sagte mir, dass spätestens nach Abriss der Altbausubstanz und Neubau der Höfe am Brühl dem Ge-burtsort und damit dem Komponisten das entsprechende Andenken gegeben wird. Was aber geschah? Außer der kleinen, kaum erkennbaren Gedenktafel am neuen Gebäudekomplex nichts Wahrnehmbares!! Warum hat die Stadt, die sichtbar Bachs, Mendelssohns, Schumanns und Griegs gedenkt, keine angemessene Erinne-rungsstätte für Richard Wagner? Ja, habe ich mich belehren lassen, es gibt in der Alten Nikolaischule einen Raum, von dem aber nur wenige, selbst Einheimische et-was wissen. Liegt es vielleicht auch daran, dass Wagner eine schillernde Persönlich-keit gewesen ist, die auch im Politischen anstößige Äußerungen gemacht hat?

Deshalb geht es nicht darum, ihm einseitig zu huldigen, nein, man muss sich mit der Person und seinen Aussagen, vor allem aber auch seinem Werk ganzheitlich auseinandersetzen. Viele Menschen aus der ganzen Welt kommen nach Leipzig, um die Geburtsstadt dieses weltberühmten Komponisten zu erleben; zunächst mit den musikalischen Darbietungen unserer Oper. Dann fragen sie aber zu Recht: „ Und wo können wir etwas über die Person Wagner in ihrer Tiefe und Breite erfahren?“ Die Antwort: „Hier nicht“, und dementspre-chend ist auch der städtische Ansatz bezüg-lich einer Erinnerungsstätte. Dieses Ver-halten halte ich für grundfalsch. Wir sollten

für die Gäste, aber auch uns Einheimische neben dem Genuss der Werke in unserer Oper eine Begegnungsstätte schaffen, die Raum für Diskussionen und Zeit zum Ver-weilen bietet. Einen Ort, wo wissenschaft-liche Diskurse geführt werden können, eine Bibliothek mit den hunderten von Büchern über Wagner und seine Werke und eine multimediale Landschaft existiert. Ähnlich und in vielen Bereichen vorbildlich ist hier das Mendelssohn-Haus.

Nun kann man sagen, ihr habt doch einen Wagner-Verband, warum kümmert der sich nicht um solch eine Einrichtung? Aber: Genau das versucht diese Gemein-schaft seit Jahren, bisher leider noch vergeblich. Jetzt wird in den verschiede-nen Medien von vielen Personen das Wort ergriffen, die das Gebäude des Naturkun-demuseums zur Nutzung für ein Richard-Wagner-Haus vorschlagen. Es liegt ideal gegenüber dem Richard-Wagner-Platz und der Richard-Wagner-Straße, wo sein Geburtshaus und das Alte Theater als Inspirations- und Aufführungsort erster Kompositionen standen.

Ich unterstütze diese Idee, zumal das Haus aus Wagners Zeit stammt und das Gebäude schon immer museal genutzt wurde. Eine Präsenzbibliothek auch zu

Forschungszwecken könnte angelegt werden, ein Kammermusiksaal sollte für Konzerte, Aufführungen und die Proben junger Musiker dienen. Die Tradition der Wagner-Aufführungen in Leipzig sollte Darstellung finden. Interaktiv, wie in den anderen Komponistenhäusern, sollten die Musikwerke Wagners auch als Klangerleb-nis angelegt sein. Hier ist vielleicht auch das Kennenlernen der Grundlagen des Dirigierens vorstellbar. War er nicht einer der Ersten, die sich mit einem Taktstock den Musikern zuwandten und zur Beendi-gung von Geschwätz (!) das Licht löschen ließen? Gastronomie würde die praktische Seite abrunden.

Sinnvoll wäre auch die Geschäftsstelle des Wagner-Verbandes im Gebäude, um tatsächlich vor Ort zu sein. Mit diesem Richard-Wagner-Haus und der interna-tionalen Ausstrahlung Wagners wird ein neuer Anziehungspunkt entstehen und ein neues Motto für die Stadt spruchreif: „Wagner – ein Leipziger bespielt die Welt“. Die Handels- und Messestadt wusste früher, was ihr und ihren Bürgern zugute kam. Undenkbar, wenn man diese Chance nicht nutzen und bürgerschaftliches En-gagement weiter verpuffen lassen würde.Harald Fugger, Brigadegeneral a. D.

Verantwortung für Leipzig: Ein Haus für Richard Wagner

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Dankkonzert der Bayreuth- Stipendiaten 2016Unser Verband beging Richard Wag-ners Todestag in diesem Jahr mit einem Kulturwochenende. Den Auftakt gab am 10. Februar 2017 das, mittlerweile zehnte, Konzert der Bayreuth-Stipendiaten im Kammermusiksaal der Musikhochschule, vorbereitet von unserem Verbandsmitglied Prof. Carola Guber. Stefan Schönknecht vom Künstlerischen Betriebsbüro der Hochschule hatte wie gewohnt pünktlich Plakate und Programme drucken lassen. Nach der Begrüßung durch den Verbands-vorsitzenden Thomas Krakow bot Philipp Rauch (Trompete) von der Musikschule „Johann Sebastian Bach“, begleitet von Vita Gajevska, den zahlreich erschienenen Zuhörern Auszüge aus Opern Richard Wagners in der Bearbeitung für sein Instrument und Klavier. Vita Gajevska be-gleitete auch Anika Petzsch (Sopran) von unserer Hochschule auf ihrem Ausflug in die Romantik mit Lizsts Kompositionen zu Goethes „Freudvoll und leidvoll“, Heines „Die Loreley“ und Wagners „Gretchen am Spinnrade“ aus den „Sieben Kompositio-nen zu Goethes Faust“. Musikschüler Elija La Bonté (Violine) bot danach den 1. Satz Allegro aus dem Violinkonzert Nr. 4 D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, wiederum begleitet von Vita Gajevska.

Den bereits zum fünften Mal vergebenen Preis des Lortzing-Wettbewerbs des Lions Clubs Leipzig gewann 2017 die Sopranistin Henrike Hennoch von der Musikhoch-schule. Sie trug mit Verve Franz Lachners „Auf den Flügeln des Gesangs“ und Gustav Mahlers „Wir genießen die himmlischen Freuden“, arrangiert von Arnon Zimra, in der Begleitung von Shelly Ezra an der Klarinette und Katharina Schlenker am Klavier vor.

Nach dem „Werbeblock“, den der Vorsit-zende für weitere Informationen nutzte, trat Ricardo Llamas Márquez (Bassbari-ton) in der Klavierbegleitung von Filipe Pinto mit Giuseppe Verdis Arie des Filippo II. „Ella giammai m’amò“ aus „Don Carlo“ auf. Ihm folgte Anne Petzsch (Sopran) mit den gefühlvoll vorgetragenen „Wesen-donck-Liedern“„Der Engel“ und „Träume“ von Richard Wagner. Vita Gajevska beglei-tete sie wie auch Elija La Bontè und Anika Paulick bei „Das zitternde Glänzen der spielenden Wellen“ aus „Neun deutsche Arien“ von Georg Friedrich Händel. Das fulminante Ende boten Ricardo Llamas Márquez und Filipe Pinto mit Wotans Abschied „Leb wohl, du kühnes herrliches Kind“ aus „Walküre“ von Richard Wag-ner. Ein großer, ein begeisternder Abend, den das Publikum mit lang anhaltendem Applaus quittierte. Der Dank gilt allen, die an der Vorbereitung und Durchführung dieses schönen Abends beteiligt waren. Er gilt aber auch jenen, die diese wunder-bare Leistung einer Spende für die weitere Stipendiatenarbeit wert hielten. tk

Im Spiegel von Freunden, Verehrern und Zeitgenossen In der neunten Auflage des Leipziger Notenspur-Salons war am 12. Februar Richard Wagner (Andrew York) höchst-selbst in der Aula der Alten Nikolaischule anwesend, nebst erster Gattin Minna (Madlen Römer). In seinem Gefolge hatten sich weitere kostümierte Gäste eingefun-den und natürlich Künstler, die Salonat-mosphäre zauberten. Ehrenfried Wagner rief mit seinem Horn zur Eröffnung, die Vorsitzender Thomas Krakow vornahm. Der Meister führte anschließend durch das abwechslungsreiche Programm, das mit Liedern von Franz Liszt und Richard Wagner, vorgetragen von Anika Paulick,

vorjährige Bayreuth-Stipendiatin unseres Verbandes, eingeleitet wurde. Der be-kannte Schauspieler Friedhelm Eberle be-geisterte mit der Lesung „Immer wi(e)der Richard Wagner“, bei der die Zuhörer eine Sprachkultur erleben konnten, die heute oftmals auf den Bühnen oder im Film vermisst wird. Augenzwinkernd ließ er im ersten Teil George Bernhard Shaw, Tho-mas Mann und Eduard Hanslick ebenso zu Wort kommen wie auch Karl Marx. Vor der Kaffeepause, in der die von Verbandsmitgliedern gebackenen le-ckeren Kuchen regen Zuspruch fanden, informierte Prof. Dr. Schneider, einer der Initiatoren der Notenspur, über den Erfolg dieser Initiative und darüber, dass sich Leipzig damit um das Europäi-sche Kulturerbe-Siegel bewirbt. Thomas Krakow erinnerte u. a. nochmals daran, dass Wagner, obwohl Sohn der Stadt, noch keine institutionelle Heimat in Leipzig hat.

Im zweiten Teil las Friedhelm Eberle Romain Rollands Eindrücke von einer Bayreuther „Walküre“-Aufführung sowie Passagen aus Ernst von Piddes straf-rechtlicher Analyse handelnder Personen im „Ring des Nibelungen“, was wieder Schmunzeln bei den Zuhörern hervorrief, ebenso wie Friedrich Nietzsches Über-legungen über den Erlösungsmythos bei Wagner, wo immer irgendwer erlöst wer-den will, sowie den zum Besten gegebenen Wagner-Glossen. Zum Abschluss brachte Bayreuth-Stipendiatin Anne Petzsch zwei „Wesendonck-Lieder“ sowie Arie und Re-zitativ der Leila aus den „Perlenfischern“ von Georges Bizet zu Gehör. Beide Stipen-diaten wurden von Vita Gajevska am Kla-vier begleitet. Allen Künstlern wurde viel Applaus gespendet, und die Zuhörer waren sich einig, schöne Stunden mit Richard Wagner erlebt zu haben. kh

Gedenken zum 134. Todestag von Richard Wagner

Berichte

Salonnièren Christine Grüneisen, Sigrun BeckerHat gut lachen Christa Asperger Souveräner Auftritt Friedhelm Eberle, Thomas Krakow

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Bläst die Wagner-Fanfare  Musikschüler Philipp Rauch

Richard ist Leipziger … Journal 1/2017

Leb wohl, du kühnes herrliches KindDurch Trompetenklänge des Musikers und Komponisten Ehrenfried Wagner und ein Hornquartett der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ mit „Wach auf, es nahet gen den Tag“ aus den „Meistersingern“ und dem Pilgerchor aus „Tannhäuser“ auf den 134. Todestag Richard Wagners am 13. Februar eingestimmt, durften die rund 30 Teilnehmer der Kranzniederlegung an der Wagner-Büste hinter dem Opernhaus eine beeindruckende, sehr persönlich gehaltene Rede von Dr. Christian Geltin-ger erleben. „Man kann nicht über Musik sprechen, man kann nur darüber spre-chen, was Musik in einem auslöst“, zitierte der Chefdramaturg der Oper Leipzig den Wagner-Interpreten Daniel Barenboim, und schilderte seine Erlebnisse als Vo-lontär an der Bayerischen Staatsoper vor 15 Jahren, als er sich zum ersten Mal mit dem „Ring des Nibelungen“ beschäftigte und der Produktionsdramaturgin Nike Wagner assistierte. Bei der Arbeit an der „Walküre‘“ starb sein Vater. Wotans Ab-schied von Brünnhilde ließ ihn wie einen

Schlosshund weinen, und noch jahrelang, wenn die Zeilen erklangen „Leb wohl, du kühnes herrliches Kind“ und „Der Augen leuchtendes Paar“, übermannten ihn die Emotionen. Offenbar gelingt es der Musik Richard Wagners, unmittelbar existen-zielle Erfahrungen des menschlichen Daseins aufzurufen, wie Trennung, Tod, das Abschiednehmen von einem geliebten Menschen. Dabei entwickelt Wagner eine Suggestivkraft, die direkt an den Emo-tionen ansetzt und die Urinstinkte des Menschen hervorzurufen scheint.

Bei der Beschäftigung mit Wotans Ab-schied Jahre später stellte Geltinger fest, dass sich sein Verhältnis dazu elementar verändert hatte. Sah er noch einen lieben-den Vater, der Abschied nimmt von seinem Kind? Oder eher einen Mann, der Abschied nimmt von seiner Macht? Hatte die Droge Richard Wagner ihre Wirkung verloren, der Rausch der Emotionen nachgelassen? Oder sich sogar seine Empathiefähigkeit, seine Sensibilität abgenutzt? Im Gegenteil, er lernte aus dieser Erfahrung sehr viel

über die Wirkungsweise der Musik Richard Wagners. Beide Aspekte spielen bei der Rezeption seiner Musik eine entscheidende Rolle: die existenzielle Erfahrung und die kritische Distanz und Reflexion. Musik hat die Kraft, uns mit unseren Emotionen in Verbindung zu bringen, es kann aber auch existenziell gefährlich werden, wenn wir mit unseren Emotionen allein gelassen werden und zu manipulierbaren Wesen ohne eigenen Willen werden. Deshalb bedarf es immer auch der Reflexion. Insbe-sondere darin sieht Christian Geltinger die Aufgabe derjenigen, die das Werk Richard Wagners in die Zukunft weiter tragen, und unterstrich abschließend die „Verantwor-tung, durch ein ausgewogenes Verhältnis von Emotion und Reflexion die Musik von jeglicher ideologischer Vereinnahmung, vor jeglicher Beanspruchung einer ver-meintlichen Deutungshoheit zu schützen, damit sie das bleibt, was sie ist: lebendige Musik, die in der Auseinandersetzung mit uns und der Welt einem ständigen Wandel ausgesetzt ist.“ pu

Talentierter Nachwuchs Stipendiaten, Preisträgerin, Begleiter

Spannungsbogen zwischen Emotion und Reflexion  Dr. Christian Geltinger

Karriere im Blick Musikschüler Elija La Bonté

Beseelt-gefühlvoll Vita Gajevska, Anne Petzsch

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AUF DEN AUF DEN AUF DEN AUF DEN AUF DEN AUF DEN SPUREN DER SPUREN DER SPUREN DER FAMILIE WAGNERFAMILIE WAGNERFAMILIE WAGNERFAMILIE WAGNERFAMILIE WAGNERFAMILIE WAGNER

Leipziger Beiträge zur Wagner-Forschung 5:Die Ruhestätten der Familie Wagnerauf dem Alten Johannisfriedhof zu Leipzig

von Ursula OehmeRichard-Wagner-Verband Leipzig (Hg.)

ISBN 978-3-86729-174-3Broschur, 14,8 × 21 cm144 Seiten mit 71 AbbildungenLadenpreis: 16,80 €

Erhältlich im Buchhandel, über denRichard-Wagner-Verband Leipzig oderüber den Verlag auf www.sax-verlag.de

»[...] Ursula Oehme hat ein in jedem Sinne schönes Buch geschrieben, das beweist, dass der Tod auch Unsterbliches zu provozieren vermag.«

wagnerspectrum

Buchpräsentation bei den Bayreuther Festspielen:Dienstag, 1. August 2017, 11 Uhr, Markgrafen-Buchhandlung

Bereits 2016 hatten die Freunde vom Cercle Richard Wagner Lyon für

die Feier ihres 35. Gründungstages zur Reise in die drittgrößte Stadt Frankreichs geworben. Lyon ist seit 36 Jahren Leip-zigs Partnerstadt. Deshalb machten sich 38 Teilnehmer auf den Weg, um vom 24. bis 28. März 2017 zu gratulieren und an Rhone und Saône mitzufeiern.

Stil haben die Franzosen in der Stadt von Geschmackspapst Paul Bocuse und Respekt vor dem ehrenamtlichen Engagement derer, die kulturelle Bildung und Genuss als Bereicherung des menschlichen Daseins betrachten. Anlässlich des Besuchs aus Leipzig lud die Großgemeinde Grand Lyon zum Empfang in das barocke Rathaus, bei dem die Vizepräsidentin für Kultur Myriam Picot die lebendigen Beziehungen zwischen beiden Städten würdigte. Lyons Verbands-vorsitzender Pascal Bouteldja sang ein Loblied auf die Entwicklung des Leipziger Richard-Wagner-Verbandes und Leipzigs als Wagner-Stadt und würdigte seine Vorgängerin Chantal Perrier und deren Mann Henri. Leipzigs Verbandsvorsitzen-der Thomas Krakow warb in seiner Rede für einen Besuch der Leipziger Richard-

Wagner-Festtage 2018. Zur Überraschung aller erschien Maestro Hartmut Haenchen, der sich mit seiner bravourösen „Parsifal“-Einstudierung bei den Bayreuther Fest-spielen 2016 in die höchsten Sphären des Wagner-Himmels dirigierte, als Chef des Lyoner Opernorchesters, aber auch als Dresdner und Sachse zu diesem Empfang. In seinem Grußwort erinnerte er an sein letztes Dirigat in Leipzig: „Tristan und Isolde“ am 1. April 2002.

Mit der Bayreuther Inszenierung des „Tristan“ von Heiner Müller und der Dresdner „Elektra“-Inszenierung von Ruth Berghaus unter Haenchens Stabführung wusste die Oper Lyon an den beiden Fol-getagen das Publikum zu faszinieren und wahre Begeisterungsstürme auszulösen. Vor Beginn referierte Christian Merlin, Musikkritiker des „Figaro“, zu dem Thema „Wagner und die unendliche Melodie“, dem sich ein kleines Konzert Wagnerscher Lieder anschloss. Nach der „Elektra“ lud der Lyoner Verband zur Jubiläumsfeier. Das Goethe-Institut Lyon unterstützt den lokalen Verband vielfältig, und Direktor Joachim Umlauf gab an diesem Abend den Dolmetscher. Mit ihm wie mit vielen

französischen Vorsitzenden hatte Thomas Krakow gute Gespräche. Pascal Bouteldja würdigte neben der Freude über die An-wesenheit fast aller französischer Wagner-Verbände und belgischer Teilnehmer wiederum die Leistungen des Leipziger Partnerverbandes und verwies auf dessen große Teilnehmerzahl wie schon 2016 in Paris. Als Ausdruck seiner Wertschät-zung überreichte er Krakow ein Buch zur Rezeption Wagners in Frankreich sowie einen Originalbrief des Leipziger Theater-direktors Angelo Neumann von 1877, der dem „Ring des Nibelungen“ in Leipzig zu seinem umjubelten Durchbruch verhalf.

Eine Stadtführung, exzellentes Essen und Ausflüge zum Geburtshaus des Komponisten Hector Berlioz in La Côte-Saint-André sowie in das Mittelalterdorf Pérouges rundeten den Besuch ab. Dank gilt der R&V Touristik, Büro Leipzig, allen Reiseteilnehmern und den französischen Gastgebern, insbesondere der Stadt Lyon und Pascal Bouteldja. Petrus sorgte gerade am letzten Tag dafür, dass Lyon bei uns allen für eines steht: Leben wie Gott in Frankreich. tk

Bei Partnern und Freunden in „Frankreichs Bayreuth“ Lyon

Mein lieber Schwan à la Lyon Feuerzauber, Chefpatissier

Annäherung Hector Berlioz, Leipziger Wagner-Jünger Wagneraffin Pascal Bouteldja, Hartmut Haenchen, Thomas Krakow

Verbandsreisen

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AUF DEN AUF DEN AUF DEN AUF DEN AUF DEN AUF DEN SPUREN DER SPUREN DER SPUREN DER FAMILIE WAGNERFAMILIE WAGNERFAMILIE WAGNERFAMILIE WAGNERFAMILIE WAGNERFAMILIE WAGNER

Leipziger Beiträge zur Wagner-Forschung 5:Die Ruhestätten der Familie Wagnerauf dem Alten Johannisfriedhof zu Leipzig

von Ursula OehmeRichard-Wagner-Verband Leipzig (Hg.)

ISBN 978-3-86729-174-3Broschur, 14,8 × 21 cm144 Seiten mit 71 AbbildungenLadenpreis: 16,80 €

Erhältlich im Buchhandel, über denRichard-Wagner-Verband Leipzig oderüber den Verlag auf www.sax-verlag.de

»[...] Ursula Oehme hat ein in jedem Sinne schönes Buch geschrieben, das beweist, dass der Tod auch Unsterbliches zu provozieren vermag.«

wagnerspectrum

Buchpräsentation bei den Bayreuther Festspielen:Dienstag, 1. August 2017, 11 Uhr, Markgrafen-Buchhandlung

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Es gibt wohl keinen Komponisten auf dieser Welt, über dessen Person, sein

Leben und seine Werke so viel geschrieben wurde wie über Richard Wagner. Und über die wechselvolle Geschichte der Bayreuther Festspiele, dem Lebenswerk Richard Wag-ners, schien alles gesagt zu sein, was der Wagner-Enthusiast und Bayreuth-Besucher wissen möchte. Doch das jetzt vorgelegte zweibändige Werk über die Geschichte der Bayreuther Festspiele von 1850 bis 2000 sprengt alles, was bisher an Literatur auf den Markt gekommen ist. Fast acht Kilo-gramm schwer, knapp 1300 Seiten und über 1000 Abbildungen machen dieses enzyklo-pädische Werk nicht nur zu einem Stan-dardwerk über Richard Wagner und seine Bayreuther Festspiele, sondern es ist selbst ein Gesamtkunstwerk. Das ist kein nor-males Buch, das man in die Hand nimmt. Schon das Gewicht alleine lässt ahnen, welch unfassbare Fülle an Daten, Fakten und Hintergründen hier verarbeitet ist.

Der Autor, Oswald Georg Bauer, war von 1974 bis 1985 wissenschaftlich-künstle-rischer Mitarbeiter des Festspielleiters Wolfgang Wagner, seit 1976 auch Leiter des Pressebüros und von 1986 bis 2008 freier Mitarbeiter Wolfgang Wagners. Von der ersten Idee, dem ersten Quellenstu-dium bis hin zur Veröffentlichung zu den Bayreuther Festspielen 2016 ist mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen.

Band I (1850–1950) bildet das Hauptwerk und ist dabei nicht nur die chronologische Aneinanderreihung von gesammelten Da-ten und Fakten über die Entstehung und Wandlung der Bayreuther Festspiele, son-dern gleichzeitig auch ein Zeitdokument deutscher Theatergeschichte, Kultur und Politik. Richard Wagner erwähnte seine Festspielidee erstmalig 1850, und erst 26 Jahre später konnte er sie verwirklichen. Dieser schwierigen Schaffensperiode in Wagners Leben, seiner konfliktbeladenen Beziehung zu König Ludwig II., der als Gönner ein Festspielhaus in München wollte, bis hin zum Scheitern dieses Pro-jekts und den teils chaotischen Verhand-lungen über den Bau des Festspielhauses in Bayreuth widmen sich allein die ersten 50 Seiten. Sie sind aber wichtig für das Verständnis des Gesamtkunstwerks von Richard Wagner. Mit der zyklischen

Uraufführung des „Ring des Nibelun-gen“ 1876 hatte Wagner den vorläufigen Höhepunkt seines Schaffens erreicht. Sein Monumentalwerk, von ihm nicht nur komponiert und geschrieben, sondern auch selbst inszeniert, in seinem eigenen Theater, das hat es vorher nicht gegeben, und nach Wagner bis heute und wohl auch in Zukunft nicht mehr. Mit Akribie und Präzision werden alle Details der Vorbe-reitung, der Proben und der Uraufführung beschrieben, mit genauen Angaben zu Bühnenbildern, Kostümen, Bühnentech-nik und natürlich zur Musik und den Sängern der Uraufführung. Dabei entsteht durch Bauers Schreibstil und seine De-tailverliebtheit ein derart plastisches Bild, dass der geneigte Leser wie ein stummer Zuschauer am Bühnenrand steht und dabei den großen Meister beobachtet, wie er mit höchstem körperlichem Einsatz den Sängern seine Intentionen zu vermitteln versucht. Insgesamt 21 Kapitel in Band I beschreiben chronologisch und detailliert die Festspiele von 1876 bis 1944 sowie die Zeit nach dem Krieg bis 1950. Der Urauf-führung des „Parsifal“ 1882 in Bayreuth widmet Bauer wieder ein umfangreiches Kapitel. Viele Illustrationen bereichern und veranschaulichen die Angaben und verdichten den Gesamteindruck. Nach dem Tod Richard Wagners 1883 über-nimmt seine Witwe Cosima die Leitung der Festspiele und baut den Bayreuther Spielplan systematisch auf.

Mit Band II (1951–2000), der Entstaubung der Festspiele durch Wieland Wagner und dem Beginn einer neuen Zeitrechnung in Bayreuth ändert sich auch der Stil Bauers. Aus dem Chronisten und Theaterwis-senschaftler wird im Laufe der Zeit der mitbeteiligte Zeitzeuge und intime Kenner der Bayreuther Szene, der vieles vor und hinter den Kulissen selbst erlebt hat und aus einem eigenen Fundus an Erfahrungen und Kenntnissen schöpfen kann, ohne da-bei die akribische Arbeit eines Theaterwis-senschaftlers zu vernachlässigen. Im Juli 1951 konnten die Bayreuther Festspiele nach siebenjähriger Pause wieder aufge-nommen werden. Die Brüder Wieland und Wolfgang Wagner waren gleichberechtigt als Festspielleiter und Regisseure. Mit Wieland Wagners Neuinszenierung des „Parsifal“ begann die Epoche von Neu-

Bayreuth. Sie war vor allem von Wielands revolutionären Neudeutungen der Wag-nerschen Werke geprägt, die weltweit zum Vorbild wurden. Diesem Neubeginn von Bayreuth widmet Bauer ein ausführliches Kapitel und beschreibt neben den Mühen und Schwierigkeiten der Nachkriegsjahre den neuen Stil der Brüder Wagner, alles Politische vom Grünen Hügel fern zu halten. „Hier gilt’s der Kunst“ ist quasi das Motto des Neuanfangs. Die Festspiele der 1950er Jahre entwickeln sich zu einem Mekka des Wagnerschen Schaffens, alle namhaften Wagner-Sänger und -Sänge-rinnen der damaligen Zeit versammeln sich in Bayreuth, das vielleicht in künst-lerischer Hinsicht seinem Zenit entgegen strebt. Nach Wieland Wagners viel zu frühem Tod im Jahre 1966 mit nur 49 Jahren übernahm sein Bruder Wolfgang die alleinige Leitung der Festspiele, die er bis zu seinem Abschied am Ende der Fest-spiele 2008 über 50 Jahre innehatte. Es war Wolfgang Wagner, der die Festspiele für neue Regisseure und neue Gedanken öffnete, ohne dabei auf eigene Inszenie-rungen zu verzichten.

An diesem enzyklopädischen Standard-werk über die Geschichte der Bayreuther Festspiele, über das große Schaffen Ri-chard Wagners, über 150 Jahre deutscher Theatergeschichte, Politik, Kultur und gesellschaftlichen Diskurs kommt kein Wagnerianer vorbei. Für den Liebhaber ist es ein Muss, für den Neugierigen eine aufregende Entdeckungsreise in die große Welt Richard Wagners. ah

Die Geschichte der Bayreuther Festspiele

Oswald Georg Bauer: Die Geschichte der Bayreuther Festspiele, Band I: 1850–1950 und Band II: 1951–2000, Deutscher Kunstverlag München 2016, Kassette, 1292 S., ISBN 978-3-422-07343-2, 128,00 Euro

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AnzeigeRichard ist Leipziger … Journal 1/2017

Was Jochen Hörisch und Klaus Arp mit ihrem streitbaren Buch leisten,

ist gar nicht theoretisch-trocken. „Weibes Wonne und Wert”, Zitat aus der schwarzen Komödie „Rheingold“ (Loge!) provoziert als Buchtitel und läuft durch fast alle zwölf Kapitel. Diese, Leitmotive genannt, werden von jeweils einem meist kürzeren Kommen-tar abgerundet. Im Anhang sind insgesamt 90 teils längere Notenbeispiele aufgeführt.

Hörisch und Arp beleuchten theoretische und praktische Kernprobleme von Wagners Werk in allen denkbaren Facetten. Ein tief auslotendes Buch mit hohem Erkenntnis-gewinn und höchstem Lesevergnügen! Die Autoren erkunden die Brief-, Buch- und Operntexte Wagners. Er war ein genialer, beziehungsreicher Formulierer, wo es ihm darauf ankam. Behauptungen über einen Dilettantismus Wagnerscher Sprache bzw.

seiner Operntexte werden faktisch ad absurdum geführt. Man muss nur lesen und Vorurteile ignorieren können. Wag-ners Musikdramen – immer auch große Erkenntnisdramen, deren Kerneinsichten bis heute aktuell sind. Erstaunlich auch die Komplexität der vielen Querverbindungen zur europäischen Kultur- und Geistesge-schichte, die Hörisch und Arp belegen: Shakespeare, Goethe und Thomas Mann, aber auch zahlreiche Autoren der „zweiten Reihe”. Erotik spielt eine dominante Rolle. Nie vor Wagner wurde im Musikalischen derart diffizil, direkt und überwältigend über Weibes Wonne und Wert diskutiert und musiziert. Die Person Richard Wagner wird von den Autoren durchaus kritisch gesehen, besonders sein (auch zeitbeding-tes) Verhältnis zum Judentum, sein Hang zum Luxus bei fehlenden Mitteln. Aber ein geniales Multitalent ohne Irrtümer?

Kritikpunkte am Buch? Eventuell die zahllosen Fußnoten, die ein flüssiges Lesen erschweren. Frühwerke Wagners vor „Rienzi“ werden ausgeblendet und ebenfalls die prominente ostdeutsche Wagner-Pflege (Herz´ „Ring“ Ostern 1976 in Leipzig). Trotzdem ist das Buch unein-geschränkt zu empfehlen, es entfacht Lust auf Richard Wagners Opern! eb

Weibes Wonne und Wert – Richard Wagners Theorie-Theater

Stadt wirklich lebt und liebt. Gegliedert nach Himmelsrichtungen und auf Stadtplanausschnit-ten gut durchnumme-riert, geht es mal nach ganz oben (Uni-Riese) oder ganz unten (Mo-ritzbastei). Auch die unbedingt nicht zu ver-passenden Nahziele, wie Altenburg, Machern, Merseburg (!) und Torgau, die zu Leipzigs Entwicklungsgeschichte beitrugen, sind ein Ge-winn. Und natürlich die Fakten und Orte zu Ri-

chard Wagner. Besonders wertvoll: Bei der Betonung des überaus satten Stadtgrüns bekommt man eine sachliche Erklärung des Richard-Wagner-Hains, ideologiefrei. Also doch ganz viel Objektivität (14,99 Euro). Beide Bücher sind für Einheimische wie Besucher absolut empfehlenswert . tk

Sie häufen sich wieder, die Liebeserklä-rungen an eine der schönsten, wun-

derbarsten und mit einer einzigartigen Historie und kulturellen Vielfalt ausge-statteten Städte Deutschlands, Sachsens Metropole Leipzig. „Mein Leipzig lob‘ ich mir …“, wusste schon Goethe als leichtle-biger Studiosus die Stadt zu preisen. Und deren Reiz bemerkt man vor allem bei unabhängigen Publikationen, gemacht von einheimischen Kennern, die nicht nur Fakten, sondern auch Lebensgefühl vermitteln können.

Bereits im Herbst 2016 erschien im Wartberg-Verlag das Buch von Rainer Küs-ter und Maritta Angotti „Leipzig – einfach Spitze! 100 Gründe, stolz auf diese Stadt zu sein“. Unter Rubriken wie Spritzig, (Preis)Verdächtig, Einfach märchenhaft oder Kleckern und Klotzen findet man das Große und das Kleine, vor allem aber das Merk-Würdige, ohne all das ein Stadtbild und -gefühl nicht komplett wäre. Für Wagner-Freunde interessant unter Echt sächsisch der Beitrag „Ein waschechter Sachse –

Rüschord Wachnor“. Guter informativer Text, seriöses Fotomotiv und – wo hat es das schon einmal gegeben, ein Verweis auf Existenz, Geschichte und Inhalte des seit 1909 existieren-den Richard-Wagner-Verbandes. Geschichte unterhaltsam, leicht und objektiv vermittelt (14,90 Euro).

Gar nicht objektiv, und das aber gewollt, sind die „Lieblingsplätze zum Entdecken“ von Marlis (Text) und Volkmar Heinz (Fotos), erschienen bei Gmeiner. Die beiden Voll-blutjournalisten zeigen und beschreiben ihre Lieblingsplätze, die nicht immer an den Trampelpfaden der Alltagszivilisation liegen müssen. Man erfährt, was Leipzig wirklich ausmacht, Fakten und Hinter-gründe, die so nur auffädelt, wer diese

Jochen Hörisch: Weibes Wonne und Wert – Richard Wagners Theorie-Theater. Mit musikanalytischen Erläuterungen von Klaus Arp, Die andere Biblio-thek Berlin 2015, 501 S., ISBN 978-3-8477-0366-2, 42,00 Euro

Lieblingsplätze und 100 Gründe, stolz auf Leipzig zu sein

Page 8: Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig...13. Februar eingestimmt, durften die rund 30 Teilnehmer der Kranzniederlegung an der Wagner-Büste hinter dem Opernhaus eine beeindruckende,

EIN STÜCK VOM HIMMEL ODER WENN ICH ERST EWIG BINvon Johannes Gärtner

Foto: Matthias Creutziger

Richard-Wagner-Stätten Graupa | 1., 2. und 7. Juli, 20 UhrSchloss Děčín | 8. und 14. Juli, 20 Uhr

WAGNER SALON jeweils vor den Veranstaltungen

RICHARD WAGNER SPIELE 2017Open-Air-Theater mit Dresdner Schauspielern, Sängern

und der Nordböhmischen Philharmonie Teplice

www.ric

hard-wagner-spiele.de

Eine Produktion von CERCA DIO

In einer von Prof. Matthias Oldag erar-beiteten Studiofassung des „Rheingold“

von Richard Wagner für zwei Klaviere hatten die besten Studentinnen und Stu-denten des Masterstudiengangs „Opernge-sang“ die Möglichkeit, neue Erfahrungen der Opernpraxis zu sammeln und die Erfolge ihres künstlerischen Reifeprozes-ses zu demonstrieren. Und dies taten sie mit sichtlichem Vergnügen am 27., 28., 29. und 30. Januar 2017 im Großen Proben-saal, der „Black Box” der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy” am Dittrichring 21.

Reduziert auf das Wesentliche, eine knappe, fast krimihafte Handlung in reichlich 90 Minuten, erlebten die Zu-schauer im vollbesetzten Saal spannendes Musiktheater mit durchaus aktuellem Bezug. Nach der Einspielung des Vor-spiels vom Band ersetzten zwei Flügel am Rande der Spielfläche das Orchester. Das Rheingold strahlte aus der Vertiefung des Rheins auf der Bühne. Ansonsten bedurfte es keiner weiterer Kulissen, zumal die Akteure nicht nur die Bühne, sondern zeit-weise den ganzen Raum bespielten.Bewundernswert und begeisternd das

hohe Engagement und die Leidenschaft der jungen Sängerdarsteller, die – höchst ambitioniert – manchmal physisch wohl bis an ihre Grenzen gehend, für ein turbu-lentes und intensives Bühnengeschehen sorgten. Eine besondere Freude war es, unter den jungen Künstlern zwei unserer Bayreuth-Stipendiaten 2016 zu erleben:

Bayreuth-StipendiatenSeiten 8 / 9

„Das Rheingold“ in der Musikhochschule

Oper im Kino? Die Inszenierungen der MET in New York haben auch in

Leipzig eine große Fangemeinde, und Auf-führungen von Wagner-Opern sind immer besonders gut besucht. Inzwischen hat die Oper London nachgezogen und bietet ebenfalls Übertragungen an. Auch das Wagner-Repertoire der Oper Leipzig kann sich nunmehr sehen lassen und wird in der nächsten Spielzeit durch einen „Tannhäu-ser“ ergänzt. Warum also eine weitere Ver-anstaltung? Die Idee ist, einerseits Opern zu zeigen, die aktuell nicht in Leipzig auf dem Programm stehen, und zum anderen Inszenierungen, die das Prädikat „Kult“ verdienen. Diese Inszenierungen gemein-sam auf der großen Leinwand genießen zu können, stellt noch einmal einen Mehr-wert dar. Zudem ist es natürlich immer

auch die Intention des Wagner-Verbandes, Zuschauer, die den Weg in die „richtige“ Oper nicht finden, über ein solches Format anzusprechen.

So fanden sich am Sonntagnachmittag des 13. Novembers 2016 in den Passage Kinos etwa 50 Zuschauer ein, um die Oper „Tann-häuser“ zu genießen. Ausgewählt hatten wir eine Aufnahme von 2008 aus dem Festspielhaus Baden-Baden. Regie führte Nikolaus Lehnhoff, der im Laufe der Jahre in Baden-Baden einige Wagner-Opern be-eindruckend in Szene setzte. Eine helixar-tige Wendeltreppe wurde über die drei Akte durch Umbauten und Lichteffekte zu einem suggestiven Bild. Solche ästhetischen Lö-sungen lassen den Wunsch nach altbewähr-ten Konzepten verblassen. Die Qualität der Sänger stand bei dieser Aufführung im Vordergrund – Waltraud Meier als Venus ist hier mit 52 Jahren immer noch auf der Höhe ihres Könnens zu erleben. Der junge Philippe Jordan überzeugte am Pult. Alles gute Gründe, diese Aufnahme

als Kultinszenierung zu präsentieren. Die Reaktionen der Zuschauer bestätigten das. Der Kauf der Blu-ray oder DVD kann un-eingeschränkt empfohlen werden. sl

Kultinszenierungen

Engagement und Leidenschaft Stipendiaten Philipp Jekal als Wotan, Anika Paulick als Freia

Anika Paulick als Freia und Ricardo Llamas Marquez als Alberich, die hier nochmals bewiesen, ihre Stipendien zu Recht verdient zu haben. Ebenso dabei waren bereits neue Stipendiaten, die im August dieses Jahres Bayreuth besuchen werden: Philipp Jekal als Wotan sowie Nele Kovalenkaite als Floßhilde.

Am Ende jubelnder Beifall für alle Betei-ligten. Und für unsere Verbandsmitglieder die Empfehlung, sich auch einmal von einer der nächsten Studioinszenierungen begeistern zu lassen. ca

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EIN STÜCK VOM HIMMEL ODER WENN ICH ERST EWIG BINvon Johannes Gärtner

Foto: Matthias Creutziger

Richard-Wagner-Stätten Graupa | 1., 2. und 7. Juli, 20 UhrSchloss Děčín | 8. und 14. Juli, 20 Uhr

WAGNER SALON jeweils vor den Veranstaltungen

RICHARD WAGNER SPIELE 2017Open-Air-Theater mit Dresdner Schauspielern, Sängern

und der Nordböhmischen Philharmonie Teplice

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Eine Produktion von CERCA DIO

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BerichteSeiten 10 / 11

Unter dem Motto „Man wird nicht zufällig in der

Villa Wahnfried geboren“, machte Eberhard Pöhner am 18. Januar, dem ersten Vor-tragsabend des Jahres 2017 in der Leipziger Stadtbibliothek, die ganze Ambivalenz des Künstlerlebens von Wieland Wagner deutlich. Es war ein gelungener Auftakt der traditionellen Vortrags- und Gesprächsreihe des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig, musikalisch begleitet von Schülern der Musikschule „Johann Sebastian Bach“, die sich mit ihrem anspruchs-vollen kleinen Programm an keine Geringeren als Niccolò Paganini, Astor Piazolla und Francisco Tárrega heran-wagten.

Eberhard Pöhner, trotz klirrender Kälte angereist aus Mering, hätte wohl kaum geeigneter sein können für diesen Abend, war doch sein Leben über viele Jahre eng verbunden mit der Familie Wagner und Wieland für den früh vaterlosen Eberhard ein väterlicher Freund. (Konrad Pöhner, sein Vater, war von 1964 bis 1970 Finanzmi-nister des Freistaates Bayern.) Und so ging es dem Psychoanalytiker Eberhard Pöhner vor allem um den Menschen Wieland Wag-ner (1917–1966), den erstgeborenen Sohn von Winifred und Siegfried Wagner. Wie konnte dieser den „ungeheuren Spannungs-bogen bewältigen zwischen einer Welt, die von Adolf Hitler, seiner Mutter Winifred und einer Cosima Wagner geprägt war, aber auch von einer ganz anderen, durchaus freien Kunstwelt wie der eines Malers und Bühnenbildners Werner Gilles, Mitglied des Weimarer Bauhauses und Stipendiat der Villa Massimo in Rom, dessen Werk im Dritten Reich als ,entartetet‘ verfemt war?“ Bilder jenes Werner Gilles inspirierten Wie-land Wagner 1962 bei der Vorbereitung für Richard Wagners „Tristan und Isolde“. Und wie passen eigentlich der Antisemitismus im Hause Wagner und die Freundschaft zur Familie Pöhner mit ihren jüdischen

Wurzeln zusammen? Nike Wagner, Wie-lands Tochter, beschreibt ihren Vater in seinen jungen Jahren als „unpolitischen, introvertierten Kunstmaler“, fasziniert vom Theater der Antike. Der Bühnenbild-ner Wieland Wagner aber konnte sich die Szenerie einer „Meistersinger“-Aufführung im Dritten Reich nicht ohne SS-Standarte und Fahne der Hitlerjugend vorstellen. Doch zu den „schwer begreiflichen Merk-würdigkeiten oder Widersprüchlichkeiten dieser Zeit“, wie Eberhard Pöhner erzählt, gehört eben auch, dass die Pöhners mit ihren jüdischen Wurzeln und die Wagners nicht nur beruflich, sondern auch privat eng miteinander verbunden waren und Winifred Wagner den späteren Schwager Wielands vor der Deportation rettete. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wiede-rum war es sein „innerstes Anliegen, dass Wagners Bayreuth wie ein Phönix aus der braunen Trümmer- und Menschenasche auffliegen möge“, so Nike Wagner über den Bayreuther Neubeginn 1951, dem Jahr, in dem Wieland Wagner die künstlerische

Leitung der Bayreuther Fest-spiele übernahm. Mit Geistes-größen wie Theodor W. Adorno, Ernst Bloch oder Hans Mayer stand der gefeierte Opernre-gisseur Wieland Wagner in regem geistigen Austausch. Als Opernregisseur war Wieland Wagner innovativ, scheute Brüche mit Bayreuther Traditio-nen ebenso wenig wie bewusste Provokation. Sein Bayreuther Inszenierungsstil wurde bis in die 1970er Jahre hinein vielfach kopiertes Modell für Inszenie-rungen vieler Opernregisseure. Nach seinem frühen Tod 1966 wurden rekonstruierte Insze-nierungen von Wieland Wagner in der Metropolitan Opera New York, der San Francisco Opera, dem Sydney Opera House und im japanischen Osaka gezeigt.

Und so wollte Eberhard Pöhner an diesem Abend seinem aufmerksamen Publikum die Einsicht vermitteln, „dass man Wieland Wagner und seiner Geschichte, seiner zutiefst hu-

manitären Gesinnung wie seiner Lebens-leistung einfach nicht gerecht werde, wenn man ihn auf seine Haltung im National-sozialismus reduziere“. Über seine Arbeit habe sich Wieland Wagner „aus seiner ent-setzlichen inneren Lage halbwegs befreit“.

Dazwischen lagen persönliche Erleb-nisse aus einer mehrmonatigen Tätigkeit Wieland Wagners im KZ-Außenlager Bayreuth, wo viele Häftlinge aus dem KZ Flossenbürg zur Zwangsarbeit eingesetzt waren. Beginn eines Umdenkens? Wieland Wagner, so Eberhard Pöhner, habe sich nie öffentlich dazu geäußert. wk

Man wird nicht zufällig in der Villa Wahnfried geboren Zum 100. Geburtstag von Wieland Wagner am 5. Januar 2017

Den Menschen Wieland Wagner im Blick Eberhard Pöhner

Glückwünsche zum 60. Geburtstag von Eberhard Pöhners Vater 1961 Konrad Pöhner, Wieland Wagner

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Unter diesem Motto stand die Podi-umsdiskussion, zu der der Richard-

Wagner-Verband Leipzig am 15. März 2017 in die Stadtbibliothek geladen hatte. Im Podium: Sängerin und Hochschullehre-rin Prof. Marie-Louise Gilles, Regisseur Michael Heinicke, der Kulturjournalist und passionierte Operngänger Rolf Richter, eingesprungen für den erkrankten Werner P. Seiferth, und Moderator Dieter David Scholz. Der Saal war mit etwa 80 Perso-nen gut gefüllt. Zum Zitat des Altmeisters Joachim Herz, das Seiferth in die Runde geschickt hatte, gab es allgemeine Zustim-mung: „Musiktheater versucht, das Gesche-hen auf der Bühne so zu gestalten, dass aus ihm organisch und mit Notwendigkeit die Musik erwächst, die der Komponist dafür komponiert hat. Somit ist Musiktheater das Gegenteil von Regietheater, wo die Ideen des Regisseurs dem Stoff der Vorlage neue Aspekte abgewinnen.“

Anfänglich schien es, als stimmten Po-dium und Zuhörerschaft darin überein, dass das Regietheater mehr Fluch, denn Segen sei! Michael Heinicke indes mit seiner langjährigen Regiepraxis wehrte sich dagegen, mit der Verteufelung des Begriffs Regietheater seinen Berufsstand zu diffamieren, denn jedes Stück brauche natürlich einen Regisseur. Doch wenn dieser „sein Inneres nach außen kehren“ wolle, habe das nichts mit Kunst zu tun, sondern sei Unsinn. Prof. Gilles forderte dazu auf, sich zu wehren gegen einen Miss-brauch der Oper für aktuelle Tagesfragen. Die Oper als Zaubertheater, in der große Gefühle und archaische Probleme verhan-delt werden, funktioniert für Rolf Richter heute oft nicht mehr, gefeiert werde alles, egal, ob gut oder schlecht. Seine Konse-quenz? Wegbleiben! Das tut auch Werner P. Seiferth, nachdem für ihn gerade in Leipzig von zur Mühlens „Fliegender

Holländer“, Konwitschnys Hamburger „Lohengrin“ oder Biganzolis „Meistersin-ger“ „Oper zum Abgewöhnen“ boten.

Doch es gab auch positive Stimmen aus dem Publikum zu Modernisierungen und behutsamen Aktualisierungen von Opern-aufführungen, denn „wenn man immer das Gleiche zu sehen bekommt, geht ja keiner mehr hin.“ Einig war man sich jedoch, dass Richard Wagner mit seinem „Kinder, schafft Neues“ vor allem eins gemeint hat: Schreibt Euch gefälligst selbst neue Stücke (und verhunzt nicht meine!). wk

Richard ist Leipziger … Journal 1/2017

Regietheater: Fluch oder Segen?

Der Richard-Wagner-Verband Leip-zig hatte im Rahmen der Leipzi-

ger Buchmesse – gemeinsam mit dem Sax-Verlag – am 23. März 2017 zur Vorstellung von Dr. Frank Pionteks Buch, Band 6 der „ Leipziger Beiträge zur Wagner-Forschung“, in den Festsaal des Alten Rathauses geladen. Der Autor aus Bayreuth, Herausgeber Thomas Krakow und Moderator Rolf Richter bestritten den Abend. Pionteks wichtigstes Anliegen: den „schwierigen Fall“ Richard Wagner sozialhistorisch, musikgeschichtlich und psychologisch nachvollziehbar zu machen.

Richard Wagners Traktat „Das Juden-thum in der Musik“, den er 1850 in der Schweiz verfasste und unter Pseudonym veröffentlichte, blieb damals ohne großes Echo. Gerade einmal drei Rezensionen sind nachweisbar. Über 100 waren es, als Wagner die verschärfte Schrift 1869 ein zweites Mal publizierte. Franz Liszt beispielsweise war entsetzt. Weshalb

beging Wagner „künstlerischen Vater-mord“ an seinem Gönner und Unterstützer der Pariser Jahre, Giacomo Meyerbeer? Mendelssohn gar sprach er aufgrund sei-ner „Rasse“ ab, ein guter Musiker zu sein! Woher nahm Wagner seinen wachsenden Antijudaismus und Antisemitismus? Diese Seite seines Werkes bestimmt allzuoft das Gesamtbild, das gegenwärtig von Richard Wagner vorherrscht.

Was Pionteks Arbeit für die „Leipziger Beiträge“ darüber hinaus motiviert: Wag-ners Schrift ist, wenngleich in der Schweiz geschrieben, auch ein Leipziger Produkt. Alle Drucke liefen über die Leipziger Ma-schinen. Viele Personen, die mit dem Text und seiner Vor- und Wirkungsgeschichte zusammenhängen, waren auf ihre Weise Leipziger oder mit der Stadt verbunden, allen voran Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy, gefolgt von Dichtern, Publizisten, Musikprofessoren und Verlegern, die am Rande des „Juden-

thums in der Musik“ und in der Wagner-schen Lebens- und Werkgeschichte eine Rolle spielten. Das Credo von Frank Pion-teks kritischem, überaus lesbarem Buch: weder Wagner „reinzuwaschen“, noch ihn zu verteufeln, sondern beides auszuhalten, „die Gewalt der Musik und die Gewalttä-tigkeit der Ideologie“ (Jens Malte Fischer), weil das Eine ohne das Andere nicht zu haben sei. Oder um es mit Leonard Bern-stein zu sagen: „Ich hasse Wagner, aber ich hasse ihn auf Knien!“ wk

Frank Piontek: Richard Wagners „Das Judenthum in der Musik“. Text, Kommentar und Wirkungsgeschich-te, Leipziger Beiträge zur Wagner-Forschung 6, hrsg. vom Richard-Wagner-Verband Leipzig, Sax-Verlag Markkleeberg 2017, 178 S., ISBN 978-3-86729-190-3, 16,80 EuroErhältlich in der Geschäftsstelle des Richard-Wagner-Verbandes.

Kontroverse Sichtweisen im Podium Prof. Marie-Louise Gilles, Dieter David Scholz, Michael Heinicke, Rolf Richter

Richard Wagners „Das Judenthum in der Musik“ kritisch hinterfragt

Diskurs über den „schwierigen Fall“ Wagner Thomas Krakow, Frank Piontek, Rolf Richter

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Stiftungsbrief

StiftungsbriefSeiten 12 / 13

Richard Wagner, Leipzig und die MusikautomatenGemeinsam mit dem Grassi Museum für Mu-sikinstrumente der Universität Leipzig hat die Richard-Wagner-Siftung Leipzig eine Musik-CD mit Werken Richard Wagners auf selbstspielen-den Instrumenten erstellt und beim Label Quer-stand der Kamprad-Verlagsgruppe Altenburg veröffentlicht. Mit Nachdruck initiiert wurde diese Idee von Dr. Eckhard Budde aus Kühlungs-born, Mitglied im Richard-Wagner-Verband Leipzig, der mit anderen begeisterten Verbands-mitgliedern vor nicht langer Zeit die herausra-gende Ausstellung zur Leipziger Musikautoma-tenproduktion von Kuratorin Dr. Birgit Heise präsentiert bekam. Er reiste extra zur Vorstellung am 9. März 2017 an, die auch etliche Mitglieder des Wagner-Verbandes und des Förderkreises des Museums für Musikinstrumente besuchten.

bekennt, nicht als einer der wichtigen Architek-ten des 19. Jahrhunderts bekannt sein dürfte. Möller charakterisierte diesen fast vergessenen Architekten als einen Mann, „der für Leipzig und weit darüber hinaus eine große Bedeutung hatte“, ja: er gehöre in die Liga der Schinkels, Sempers und Klenzes.

Brückwalds Bayreuther Werk ist auch deshalb bemerkenswert, weil er nicht, wie traditionell angenommen, die Pläne Gottfried Sempers ein-

gesehen hat, bevor er Bayreuth entwarf. Brück-wald brachte als Schüler von Carl Ferdinand Langhans viel mit: er besaß, basierend auf der grundlegenden Schalltheorie seines Lehrers, die nötige wissenschaftlich-technische Kompetenz, um das einzigartige Festspielhaus zu erfinden. In Leipzig ist das Neue Theater am Augustusplatz 1943 zerstört worden, doch besitzen wir noch den Bau der heutigen Volkshochschule in der Löhrstraße (wo der Wagner-Verband einmal sei-ne Vorträge veranstaltete), das Haus der Edition Peters Talstraße 10 (mit der Grieg-Gedenkstätte) und einige Wohn- und Geschäftshäuser. „Dies Buch ist vielleicht der Anfang einer Wiedergut-machung“, sagt Möller am Schluss. Schön, wenn es so wäre. fp

Thomas Strobel: Otto Brückwald – Ein vergessener Künstler und Architekt, auf Initiative des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig hrsg. von der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig in Zusammenarbeit mit der Leipzig Stiftung, E. Reinhold Verlag Altenburg, ISBN 978-3-95755-031-6, 49,80 Euro.

Museumsdirektor Prof. Dr. Josef Focht, Thomas Krakow als Vorstandsvorsitzender der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig und Verlagsgeschäfts-führer Klaus-Jürgen Kamprad führten in das Projekt ein. Inhaltlich stellten Dr. Birgit Heise und Kim Grote, die leidenschaftlich wie plastisch von der Einmaligkeit des Projekts zu überzeugen wussten und die Texte des Booklets verfasst hatten, die CD dem Publikum und der Presse vor. Man musste sich dabei immer vergegenwärtigen, dass in der Hochzeit der Produktionsphase zwi-schen 1880 und 1930 diese Automatenindustrie in Leipzig zum zweitgrößten Arbeitgeber wurde. Richard Wagners Werke wurden so verbrei-tet, dass sie zum musikalischen Allgemeingut, manche Melodien zu „Gassenhauern“ wurden. Zur Untermalung wurde in der authentischen Umgebung diese Musik an Originalinstrumenten zu Gehör gebracht. Verleger Kamprad lud im Anschluss zu einem Empfang, der kommuni-kativ genutzt wurde. Finanziert wurde die CD von der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig, dem Förderkreis des Museums für Musikinstrumente

und durch zwei erhebliche Einzelspenden von Dr. Birgit Heise und Thomas Krakow. Aber auch anderen Partnern ist zu danken, wie man im liebevoll gestalteten Booklet lesen kann. Die CD ist über die Geschäftsstelle des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig zu beziehen. Sie wird außerdem am 12. August, 11 Uhr zu den diesjäh-rigen Bayreuther Festspielen im Kammermusik-saal der Klavierbaufirma Steingraeber & Söhne präsentiert. tk

Ein Leipziger baut das Festspielhaus in BayreuthNicht nur Richard, auch Otto ist Leipziger. Die Rede ist von Otto Brückwald, der nur deshalb im Gedächtnis zumindest weniger Wagner-Freunde blieb, weil er das Festspielhaus entwarf. Grund ge-nug für die herausgebende Richard-Wagner-Stif-tung, zusammen mit dem Autor und dem Verleger der neuen, übrigens auch ersten – umfangreichen wie reich bebilderten – Biografie des Architekten auf der Leipziger Buchmesse aufzutreten.

Am 23. März 2017 trafen sich also Thomas Stro-bel, der Verleger Klaus-Jürgen Kamprad, Thomas Krakow und Johann-Michael Möller (der ehema-lige Hörfunkdirektor des MDR) im Musikcafé, um in einer konzentrierten halben Stunde über Brückwald und sein Werk zu sprechen. Für ihn sei das, sagt Kamprad, eine Ehrensache, denn als in Altenburg sitzender Verleger sei es nahelie-gend, ein Buch über den Altenburger Baumeister zu machen, der den Wagnerianern, wie Krakow

Spiritus rector Dr. Birgit Heise

Biografie über Brückwald vorgestelltKlaus-Jürgen Kamprad, Michael Möller, Thomas Strobel, Thomas Krakow

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In Kooperation mit querstand – dem Klassiklabel der Verlagsgruppe Kamprad

Richard Wagners Musik auf selbstspielenden Instrumenten CD-NEUERSCHEINUNG

www.richard-wagner-stiftung-leipzig.de · mfm.uni-leipzig.de

Richard Wagner, Leipzig und Musik sind schon immer untrennbar miteinander verbunden, wovon Leipzig auch wirtschaftlich profitierte. Zwischen 1880 und 1930 boomte hier die Produktion selbstspielender Instrumente und Musikautomaten, war zeitweise der zweitgrößte Arbeitgeber. Und der vielgespielte Richard Wagner wurde zum musikalischen Allgemeingut. Das zweitgrößte Musikinstrumentenmuseum Europas hat diese Schätze bewahrt und macht sie nun mit der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig zugänglich: Tannhäuser, Lohengrin, Rienzi, Parsifal, das Siegfried-Idyll, Die Walküre und Die Meistersinger von Nürnberg.

Zu beziehen in der Geschäftsstelle des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig www.wagner-verband-leipzig.de

… da hörte ich MEINEN Tannhäuser auf einem LEIERKASTEN

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PRÄSENTATION bei den Bayreuther Festspielen: 12. AUGUST 2017, 11 UHR, Steingraeber & Söhne

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Am 11. März 2017 gaben der Touris-musverband Sächsische Schweiz, die

Gemeinde Lohmen sowie der Investor Hermann Häse den bislang gesperrten Teil des Malerweges Elbsandsteingebirge an der Lochmühle in Lohmen wieder frei und zugleich den Startschuss für das an diesem Standort geplante Hotelprojekt.

Im wildromantischen Liebethaler Grund und im Gasthof Lochmühle erhielt Ri-chard Wagner 1846 die Inspiration zum „ Lohengrin“. „Das ist eine gute Nachricht für den Tourismus in der Region“, sagt Klaus Brähmig MdB, Vorsitzender des Tourismusverbandes. „Ich freue mich sehr, dass die Lochmühle nach 25 Jahren aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt wird, und wünsche dem Vorhaben gutes Gelin-gen. Unser Verband unterstützt Herrmann Häses Idee der Walhall-Lochmühle seit Jahren.“ „Alles, was der Wiederbelebung dieses historischen Wagner-Ortes in

Zuverlässige Partner

Ein gemeinnütziger Verein wie unse-rer, in dem die Arbeit weitestgehend

ehrenamtlich geleistet wird, ist mehr denn je auf Zuverlässigkeit angewiesen. Denn sobald ein Glied in der Kette aussteigt, und das machen auch Ehrenamtler zuweilen, erhöht sich der Druck auf die anderen umso mehr. Gut, dass man dann Partner um sich weiß, die zuverlässig ihre Zusagen einhalten und Verständnis für die Probleme und Besonderheiten des Anderen haben. So ein uns unterstützen-des Unternehmen ist die Firma Urban & Urban Werbeunternehmen.

Vor zwölf Jahren traf ich Ralf Urban erstmals, da wir beide Mitglieder der Hieronymus-Lotter-Gesellschaft zur För-derung des Stadtgeschichtlichen Museums sind. In dem Jahr hatte sein Unternehmen

im Neubau Böttchergäßchen die Sonderausstellung „Wagners Heimkehr“ als Ausstellungsbauer betreut. Selbst das von Ursula Oehme in das Museum eingela-dene Bayreuther Festspielleiter-ehepaar Wolfgang und Gudrun Wagner war begeistert von Inhalt, Form und solider baulicher und gestalterischer Umsetzung. Ralf Urban und ich hatten ein Ge-sprächsthema, das sich längst auf den im Unternehmen Mitverant-wortung tragenden Sohn Hendrik Urban übertragen hat. Große Ausstellungen zur Terrakotta-Armee oder dem Inka-Gold standen für die Leistungsfähigkeit der Firma, aber auch die Beklebung des Veolia-Notenspurzuges 2012, dessen Tradition als einziger Veran-stalter unser Verband bis heute fortsetzt. Auch bei der Ausgestaltung des Foyers der Richard-Wagner-Aula in der Alten Nikolai-schule traf ich Ralf Urban wieder. Überall in unserer Stadt und darüber hinaus findet man Spuren dieser Ausstellungsbauer und

Herrmann Häse macht ernst im Liebethaler Grund

Besucheransturm Bürger, Künstler, Politiker

Unternehmer mit Herz Hendrik Urban, Ralf Urban

Werbeprofis. Man stelle sich einfach nur vor die Fassade unseres Richard-Wagner-Ladens in der Nikolaistraße 42. Im Namen des ganzen Verbandes sage ich an dieser Stelle danke für zehn Jahre zuverläs-sige Unterstützung, oftmals nur für die berühmte Spendenquittung … ! Die Firma setzt fort, was einmal die Bürgerstadt Leipzig auszeichnete. tk www.urban-urban.com

Visionär Herrmann Häse, Projekt Lochmühle

Sachsen nutzt, ist zu begrüßen“, so Thomas Krakow für den Richard-Wagner-Verband Leipzig. Der Dresdner Unternehmer Hermann Häse will ein ambitioniertes Ho-telprojekt an diesem Standort realisieren. Das historische Gebäude, das seit 1990 leer stand und verfiel, wurde bereits gesichert. Ewa 250 Menschen, darunter Dresdner Wagnerianer, Künstler und Prominente aus Politik, Kirche und Gesellschaft, wie der Kabarettist Tom Pauls, hatten sich zu die-sem Anlass unterhalb des mit 12,50 Metern weltweit größten Denkmals für Richard Wagner eingefunden. tk

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Richard ist Leipziger … Journal 1/2017

Wagner und Schule, was für ein schwieriges Verhältnis. Mit Richard

hat es angefangen: Schon an Dresdens Kreuzschule ist er aufgefallen, 1828 wieder in Leipzig, wurde er an der Nikolaischule sogar zurückversetzt. Was für eine Ehr-verletzung! Da tröstete ihn sicherlich die Einschätzung seines Onkels Adolph, die Schule pflege ja nur ihren „Pedantismus“, also ihre trockene und lebensfremde Kleingeistigkeit. So wurde es nichts mit Richards Abitur an der Nikolaischule, an der Thomasschule aber auch nicht. Er sei „… in jeder Hinsicht ein Schwächling“, so der Direktor. Bei Wagner verfing das aber nicht, wir wissen heute alle, was aus die-sem „Schwächling“ geworden ist. Und alle seine Werke verfolgen auch pädagogische Absichten!

Was ist der lieblose Mensch getrieben im „Holländer“! Was ist Sex wert, wenn ihm die wirkliche, echte Liebe fehlt im „Tannhäuser“. Wir Menschen brauchen Vertrauen wie Lohengrin. Ein Weltenge-schehen aus Machtgerangel, Lug und Trug,

angetrieben vom Geld, muss in den Unter-gang führen, sagt der „Ring“. Ihr jungen Leute, verachtet in eurer Modernität die alten Meister nicht – singen die Meister-singer. Über allem stehe die Liebe, seid aus Mitleid wissend, menschlich, meinen „Tristan“ und „Parsifal“… Pädagogischer und aktueller geht es nicht!

Das hatte auch die Stadt Leipzig einst so gesehen, bis zum großen Schulsterben der Jahrtausendwende gab es eine RIWA. Nun, bei wieder steigenden Schülerzahlen und mit neuen Schulen, wäre wieder an eine RIWA zu denken. Aber falsch gedacht. Das Verhältnis Wagner und Schule bleibt weiter schwierig. Fremdelte einst Wagner mit der Schule, tut dies nun die Schule mit Wagner. Denn seit 1968 ist er ins Rampen-licht geraten. Und wen ich beleuchte, wirft Schatten. Allein um den geht es unserem Zeitgeist – auch wenn der irrt.

Was besonders unser Vorstandsmitglied Christa Asperger zu spüren bekam, die sich intensiv um eine neue RIWA be-

mühte. Zuletzt saßen wir, ich dabei, vor einem Gremium des neuen Gymnasiums in der Telemannstraße, um für Wagner ein Wort einzulegen. Eine mehrseitige Entscheidungshilfe war von uns ausgeteilt worden, wir bekamen Raum für erläu-ternde Worte und gingen. In der Zeitung war später zu lesen, dass die Schule Wag-ner nicht favorisiere, die „Gesamtpersön-lichkeit“ müsse passen. Gesamtpersön-lichkeit? Oder doch nur jener zeitgeist-bestimmte Aspekt? Sein Onkel Adolph würde sagen: „Da hast du ihn wieder, den Pedantismus der Schule.“ ho

Am 22. Februar 2017 fand die Jahres-haupt- und Mitgliederversammlung

unseres Verbandes im Ratskeller statt, an der 92 Mitglieder teilnahmen. Vorsitzender Thomas Krakow resümierte im Bericht des Vorstands ein erfolgreiches Jahr vor allem in der Entwicklung der Mitgliederzahl und der überregionalen Ausstrahlung der eige-nen Aktivitäten, was auch Schatzmeister Stefan Lochner im Kassenbericht unter-mauerte. Die Kassenprüferinnen Barbara Thrul und Hannelore Müller bestätigten dem Vorstand ein gutes Wirtschaften. Beide Berichte wurden durch die Mitglie-derversammlung angenommen und sowohl der Vorstand als auch die Kassenprüfer ent-lastet. Ehrenmitglied Sigrid Kehl wie auch Verbandsmitglied Herrmann Häse dankten dem Vorstand ausdrücklich für den Um-fang und die inhaltliche Tiefe der Arbeit und des Programms. Dem Antrag des Vorstands zu den zeitgemäßen Änderun-

gen in der Satzung wurde nach kurzer intensiver Diskus-sion mit überwie-gender Mehrheit zugestimmt. Die Versammlung war bei einer Ablehnung und zwei Enthaltun-gen der Meinung, die beiden vorliegenden Anträge zur Beitragsordnung auf einen wei-teren Antrag hin zu verschmelzen und so eine neue und sinnvolle Beitragsordnung zu beschließen. Erstmals seit 24 Jahren wer-den damit die Mitgliedsbeiträge verändert und um eine Zielgruppe ergänzt sowie den wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst. Etliche Mitglieder hatten bereits im Vorfeld wegen nicht möglicher Teilnahme dem Vor-stand ihre Voten mitgeteilt, die bis auf eine Ausnahme damit konform gingen. Neben dem Dank des Vorstands an Geschäftsstel-lenmitarbeiter Josef Hauer und den immer

zuverlässigen Helfer Mario Todte, der im Rahmen des Jahresberichts ausgespro-chen wurde, dankten einige Mitglieder im Namen aller dem Vorstand für die geleistete Arbeit mit Blumen und Präsenten. Die Vor-standsmitglieder waren gerührt. In seinem Ausblick auf das kommende Jahr setzte Vorsitzender Krakow unterschiedliche Ak-zente, verwies aber explizit auf die im Jahre 2018 anstehenden Vorstandswahlen. Dabei ermutigte er die Mitglieder eindringlich, zu überlegen, wie sie sich in die Vorstandsar-beit einbringen können. tk

Ein erfolgreiches Jahr 2016

Dank für geleistete Arbeit Vorstandsmitglieder, Josef Hauer (r.)

Keine Richard- Wagner-Schule in Leipzig?

Wagner nicht favorisiert Neues Gymnasium in der Telemannstraße

Page 16: Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig...13. Februar eingestimmt, durften die rund 30 Teilnehmer der Kranzniederlegung an der Wagner-Büste hinter dem Opernhaus eine beeindruckende,

Verschiedenes/ImpressumSeite 16

JubiläenDie herzlichsten Grüße und Glückwünsche des Vorstands galten unseren Mitgliedern Prof. Carola Guber zum 50. Geburtstag; Dr. Fritz Anetsberger und Bernd Hanisch zum 70. Geburtstag; Heidemarie Brendel, Dr. Christiane Meine Vd. De Martinez, Dr. Walter Hasselkus, Gerhard Richter und Ingetraut Schürk zum 75. Geburtstag; Bärbel Franz und Annelies Reiche zum 80. Geburtstag sowie Orla Wujanz zum 85. Geburtstag.

Katharina Wagner inszeniert in LeipzigWas Richard Wagner nicht vergönnt war, wird seiner Urenkelin zuteil. Katharina Wagner, Künstlerische Leiterin der Bayreuther Fest-spiele, inszeniert in der kommenden Spielzeit an der Leipziger Oper einen neuen „Tannhäuser“, der auf ihrer Produktion in Las Palmas, Gran Canaria, basiert. Premiere ist am 17. März 2018.

Impressum

© Richard-Wagner-Verband Leipzig e. V.Richard-Wagner-Straße 7, 04109 Leipzig

Vorsitzender Thomas Krakow

gs@wagner-verband-leipzig.dewww.wagner-verband-leipzig.dewww.facebook.com/Richard.Wagner.Verband

Telefon +49 (0)341 30 86 89 33Fax +49 (0)341 30 86 89 35

Redaktion Thomas Krakow (v.i.S.d.P.), Ursula Oehme, Christa Asperger, Josef Hauer

Texte Christa Asperger (ca), Dr. Eckhard Budde (eb), Harald Fugger, Prof. Dr. Karla Henschel (kh), Dr. Andreas Hölscher (ah), Winifred König (wk), Thomas Krakow (tk), Stefan Lochner (sl), Harald Otto (ho), Dr. Frank Piontek (fp), Peter Uhrbach (pu)

Fotografien Siegfried Duryn, Marko Förster, Volkmar Heinz, Gabine Heinze, Armin Kühne, Stefan Lochner, Michelle Matuszczak, Enrico Nawrath, Chantal Perrier, Andrei Petrov, Presse Foto Lammel Bayreuth, Privat, Michael Ranft, Urban & Urban, Marion Wenzel, Esther Wid-mer, Ariane Wiegand-Striewe

Redaktionsschluss 31.03.2017Gestaltung manja-schiemann.deDruck Merkur GmbH Leipzig

Verschiedenes

Veranstaltungen

Mi 19.04.2017,19:00 UhrStadtbibliothek Leipzig, Veranstaltungs-raum „Huldreich Groß“ 4. OG, Wilhelm-Leuschner-Platz 10, 04107 Leipzig Liebesverbot! Sex und Antisex in Wagners Dramen Vortrag und Gespräch mit Henrik Nebelong, Kopenhagen

Mi 17.05.2017, 19:00 UhrStadtbibliothek Leipzig, Veranstaltungs-raum „Huldreich Groß“ Die Leipziger Dreilindenoper (1944–1960) – eine Liebeserklärung Vortrag und Gespräch mit Werner P. Sei-ferth, Werneuchen (OT Hirschfelde)

So 21.05. 2017, 15:00 Uhr Gohliser Schlößchen, Menckestraße 23, 04155 LeipzigLovestory ohne Happy End – Richard Wagner und Mathilde Wesendonck mit Sibylle Kuhne, Ursula Oehme und Stephan König (Klavier) Karten: 15,50 Euro/13,00 Euro ermäßigt

unter 0341/33736636 oder 9605656. www.gohliser-schloss.de Mo 22.05.2017, 14:30 UhrGedenktafel, Brühl 3, 04109 Leipzig Happy Birthday, Richard! Musikalisches Ständchen zum 204. Ge-burtstag Richard Wagners mit Schülern der Musikschule Leipzig „Johann Sebas-tian Bach“. Danach: Café Wagner, Richard-Wagner-Platz 1, Wagners Geburtstagskaf-feetafel.

27.06. — 02.07.2017 „Hast Du Töne, Richard!“Richard-Wagner-Festtage Leipzig 2017(Auswahl)

Di 27.06.2017, 19:30 Uhr Stadtbibliothek Leipzig, Veranstaltungs-raum Oberlichtsaal Eröffnung: „Wagner-Welten, ernst und heiter“ mit Prof. Martin Geck, Vittorio Alfieri, Daniel Werner. Das Wagner-Jazz-Trio mit Wim Wollner (Sax), Hans Wanning ( Piano), Ingo Senst (Kontrabass). Verlei-hung der Bayreuth-Stipendien

Mi 28.06.2017, 8:00 bis 15:00 UhrTreffpunkt: Busparkplatz Hbf. Ostseite Wagner-Verband auf Tour in Sachsen Wagner-Dörfer und die Geburtsstadt des Freundes und Musikers Theodor Uhlig Karten: 38 Euro

28.06., 29.06., 01.07., 02.07.2017, 17:00 UhrOper Leipzig, Augustusplatz 12, 04109 LeipzigDer Ring des NibelungenBühnenfestspiel von Richard Wagner

Fr 30.06.2017, 8:00 bis 17:30 Uhr Treffpunkt: Busparkplatz Hbf. Ostseite Wagner-Verband auf Tour in Sachsen Lohengrin im Liebethaler Grund und die (Sächsische) SchweizKarten: 45 Euro

Sa 01.07.2017, 10:30 UhrGRASSI Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig, Johannisplatz 5–11, 04103 Leipzig Wagnertuba, Ritterbratsche, Amboss: Richard Wagners Sonderwünsche an die Instrumentenbauer Karten: 10 Euro/ermäßigt 7 Euro

Verbandsreisen

25.—28. Mai 2017ThüringenAuf den Spuren Richard Wagners, der Schwarzburger Fürsten und des Porzellans in ThüringenBesonderheiten im kulturellen und grünen Herzen Deutschlands, inklusive Auf-führung „Tannhäuser“ im Festsaal der Wartburg

14.-22.06.2017Opernfestival Budapest„Der Ring des Nibelungen“ und „Parsifal“

Informationen zu den Verbandsreisen: www.wagner-verband-leipzig.de oder in der Geschäftsstelle:Telefon 0341 30868933 [email protected]

Katharina Wagner