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Journal ¤ 3,– Das offizielle Magazin des Deutschen Fußball-Bundes 4/2010 www.dfb.de team.dfb.de www.fussball.de

Journal - DFB · DFB-Journal 4/2010 | 3 Liebe Freunde des Fußballs, wieder einmal neigt sich ein abwechslungsreiches Jahr dem Ende entgegen. Hinter uns liegen zwölf Monate, die

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Journal¤ 3,– Das offizielle Magazin des Deutschen Fußball-Bundes 4/2010

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Liebe Freundedes Fußballs,wieder einmal neigt sich ein abwechslungsreiches Jahr dem Endeentgegen. Hinter uns liegen zwölf Monate, die gefüllt waren mit zahl-reichen Veranstaltungen, Projekten und Höhepunkten. Nicht alles istgelungen, aber alles in allem war das Jahr 2010 für den Fußball inDeutschland ein sehr gutes. Deshalb gilt mein ausdrücklicher Dankauch an dieser Stelle allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiternin den Vereinen und Verbänden des Deutschen Fußball-Bundes. JederEinzelne von ihnen hat Anteil daran, dass sich der Fußball in Deutsch-land an der Basis weiter großer Beliebtheit erfreut, der professio-nelle Klubfußball zum besten in Europa zählt und die Nationalmannschaftdie höchsten Sympathiewerte aufweisen kann.

Die DFB-Auswahl war es auch, die für den Höhepunkt des zu Endegehenden Jahres sorgte. Bei der Weltmeisterschaft in Südafrika spieltesich unser junges Team mit herzerfrischendem Offensivfußball bisins Halbfinale und sicherte sich vier Jahre nach dem dritten Platzbei der Heim-WM erneut die Bronzemedaille. Ein Erfolg, den viele derrecht unerfahrenen Mannschaft im Vorfeld des Turniers nicht zuge-traut hatten. Doch trotz einiger verletzungsbedingter Ausfälle ist esBundestrainer Joachim Löw und seinem Trainerteam gelungen, eineeingeschworene Mannschaft zu formen, der mit vier Siegen zudemein optimaler Start in die Qualifikation zur EM 2012 gelang.

Darüber hinaus präsentierte sich die DFB-Auswahl im zurückliegen-den Jahr stets als sympathischer und multikultureller Botschafterunseres Landes. Viele Spieler im Kader haben einen Migrationshin-tergrund und sorgen dafür, dass die Nationalmannschaft nicht nurein Spiegelbild unserer Gesellschaft, sondern zugleich ein wunder-bares Beispiel für gelungene Integration ist. Dass Spieler wie Cacau,Sami Khedira oder Mesut Özil gemeinsam für Deutschland spielen,unsere Sprache sprechen und sich mit den Werten unseres Landesidentifizieren, ist eine wichtige Botschaft, die den vielen jungen Migran-ten in Deutschland Hoffnung und Mut machen sollte. Zeigt es ihnendoch, dass es auch für sie in diesem Land Chancen gibt, wenn sieLeistung bringen und sich in die Mehrheitsgesellschaft integrieren.

Der hohe Stellenwert des Fußballs in Deutschland ist etwas, das unsmit Stolz erfüllen kann. Jedoch muss diese Tatsache auch für jedenein besonderer Ansporn sein. Und so wird der Deutsche Fußball-Bund2011 selbstverständlich versuchen, das hohe Niveau unseres Verbandesim Spitzenfußball und der Eliteförderung zu halten und dort, wo esnötig scheint, zu verbessern. Natürlich ohne dabei die Arbeit an derBasis zu vernachlässigen. Ganz im Gegenteil. Darüber hinaus wirdsich der Verband in Zukunft auch intensiv und kontinuierlich mit derWertevermittlung im und durch den Fußball beschäftigen. Hierzu wirdbereits im Januar eine eigene Nachhaltigkeits-Kommission ins Lebengerufen, in die wir auch Persönlichkeiten aus der Gesellschaft ein-binden werden.

Im kommenden Jahr wartet auf den deutschen Fußball der nächsteHöhepunkt – die Frauen-WM in Deutschland. Ich bin zuversichtlich,dass wir ein ähnliches Fest erleben wie beim „Sommermärchen 2006“.Sicherlich wird alles ein wenig überschaubarer und familiärer zuge-hen, aber dennoch genauso professionell und stimmungsvoll. Undwer weiß, vielleicht reicht es ja dieses Mal zum Titelgewinn für dieGastgeber. Doch fast wichtiger als der sportliche Erfolg ist es, dasssich Deutschland erneut als gastfreundliches und offenes Land derWelt präsentiert.

Dr. Theo ZwanzigerPräsident des Deutschen Fußball-Bundes

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EditorialDr. Theo Zwanziger 3

Beeindruckende Fotos des Jahres 2010Von „Roten Schneebällen“ bis zur „Schönen Bescherung“ 6

Bundestrainer Joachim Löw zieht seine persönliche Bilanz„Die Mannschaft hat die Herzen gewonnen“ 30

Bastian Schweinsteiger – neue Position, starke PersönlichkeitAb durch die goldene Mitte 38

Kein Nationalspieler hatte 2010 mehr Einsätze als Tino MayWenn jedes Spiel ein Heimspiel ist 44

Sprüche des Jahres 2010„Ich mag Jogi – ich benutze sein Deo, sein Shampoo“ 46

Thomas Tuchel durchlief alle Stationen der Trainer-AusbildungEin bisschen BWL – damit die Eltern besser schlafen 48

Die Trainer-Ausbildung des DFB im ÜberblickVom Mobil bis zur Akademie 52

Frank Wormuth über die Fußball-Lehrer-Ausbildung„Der große Fußball beginnt immer im Kleinen“ 54

Wie die DFB-Auslandsexperten die Weihnachtszeit erlebenTraining unterm Tannenbaum 56

20 Jahre danach: Wie hat sich die Fußball-Einheit ausgewirktReise durch den Osten 62

Steffi Jones auf den ersten Etappen der „Welcome Tour“Willkommen in aller Welt 70

FIFA Frauen-WM 2011 startet mit hochkarätigen SpielenRichtig was los! 74

62

38

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Spielplan der Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland16 Mannschaften, 32 Spiele – ein Ziel 76

Green Goal 2011: Wohlfühl-Klima im neuen Augsburger Stadion Grüne Welle 78

Welche Rolle spielen Zwanziger und Löw im „Mordfall Fadime“?Fußballkrimi zur besten Sendezeit 80

Anja Pfluger hat die Rückkehr auf den Fußballplatz geschafftDas schönste Comeback des Jahres 84

Namen und NachrichtenWolfgang Niersbach feiert 60. Geburtstag 88

Wissenswertes aus den VerbändenRainer Milkoreit zum NOFV-Präsidenten gewählt 93

Seit einem Jahr eng verbunden: Sony und der DFBExklusive Einblicke 96

Neue Internetseite für Kinder und JugendlicheEin virtuelles Nest für Paule 98

Erfolgsmodell: DFB etabliert digitales VerwaltungssystemDie Rechnung geht auf 100

Wie ein Schiedsrichter auf einem Fußballplatz zum Retter wurdeEine Umarmung fürs Leben 102

In Finnland hat der echte Weihnachtsmann seinen FußballvereinBeim FC Santa Claus gibt es keine Winterpause 106

Golfstar und Fußballfan Martin KaymerEin Putt im Nationaltrikot 110

Vorschau und Impressum 114

30

110

Die Nationalspieler und ihr

Jahr 2010. Welche Eindrücke,

Erfahrungen, Erlebnisse blei-

ben zurück aus diesen 365

Tagen?  Für uns haben sich die

Spieler erinnert.

Erinnerungen an 2O1O 48

70

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Rote SchneebälleDer Winter hat Deutschland fest im Gr i ff. T ief Jennifer fo lgt auf T ief Daisy. T ief im Schnee stecken auch d ie Fußbal ler. An Spie len ist v ie lerorts n icht zu denken. Es se i denn, man steht auf Schneebal lschlachten. Der Bal l ist rund. Und im Januar s ieht der Torwart manchmal rot .

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Der Weg zur EUROIn Warschau werden die Qualifikationsgruppen für die EM 2012 in Polen und der Ukraine ausgelost. DeutschlandsGegner sind die Türkei, Belgien, Österreich, Kasachstan und Aserbaidschan. „Ich denke schon, dass wir uns quali-fizieren werden“, sagt Bundestrainer Joachim Löw. Zehn Monate später liegen er und sein Team makellos im Plan:In vier Spielen gibt es vier Siege, Tabellenführer.

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Fair wird mehrFußball ist mehr als Tore schießen, als Flanken schlagen und als Pässe spielen. Fußball ist Schule fürFairness, Teamwork und Kreativität, bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen. Der DFB zeichnet sportliches Verhalten auf dem Fußballplatz aus, jedes Jahr. Vor dem Länderspiel gegen Argentinien in München findet die Ehrung des Wettbewerbs „Fair ist mehr“ für 2009 statt, knapp 500 Einsendungen sorgen für ein Rekordergebnis. Fair wird mehr!

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Unter einem guten SternZwei starke Marken, ein starkes Team. Der DFB und Mercedes-Benz feiern in Frankfurt am Main 20 JahrePartnerschaft. Zwei, die für Erfolg stehen und darum so gut zueinander passen. Gemeinsam unterwegs, gemeinsam ans Ziel kommen – die Fahrt geht weiter, unter einem guten Stern.

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Ein Klick für den AugenblickDie Frauen haben erstmals ihr „eigenes“ F inale. In Köln sehen mehr a ls 26.000 Zuschauerdas 1 :0 des FCR Duisburg gegen den USV Jena. Abseits des großen Trubels halten Tur idKnaak ( l inks) und Chr ist ina Bel l inghoven d ie Er innerungen fest , ehe d ie große Party weiter-geht. D ie Pokal-Premiere in Köln – es hat k l ick gemacht.

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Fahnenmeer und FanmeileWenn die DFB-Auswahl bei der WM spielt, herrscht überall im Land Ausnahmezustand

und Feierlaune, überall Fahnen und Menschen in Trikots. In Berlin steht wieder die längste Fanmeile. In der Spitze mehr als 30 Millionen Deutsche schauen

vor dem heimischen Fernseher zu. Einen Monat lang ist fast jeder ein Fußball-Fan. Deutschland, einig Fußball-Land.

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Weltmeister der HerzenMit P latz dre i beendet d ie deutsche Nat ionalmannschaf t d ie WM in Südafr ika. Es ist mehr a ls e ine gutePlatz ierung, es ist d ie Verheißung e iner großen Zukunf t . Das junge, sp ie lstarke Team bekommt Lob undAnerkennung aus a l ler Welt . Wei l d iese Mannschaf t beeindruckt, begeistert . Wei l s ie sympathisch istund auf sp ie ler ische Weise d ie integrat ive Kraf t des Fußbal ls ze igt .

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Goldene GeneralprobeDie Generalprobe der FIFA Frauen-WM 2011 findet einen grandiosen Abschluss. Die deutsche U 20 wird hochverdientWeltmeister. Im Endspiel gibt es ein 2:0 gegen Nigeria. Torschützenkönigin Alexandra Popp gelingt das Kunststück, in jedem Spiel zu treffen. 400.000 Zuschauer kamen in die Stadien – beeindruckend.

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Eine Vision wird sichtbarFaszination Geschichte. Die Stiftung DFB Fußballmuseum gGmbH präsentiert ihr

Ausstellungskonzept für das nationale Fußballmuseum. Das Projekt will dem Fußball mit einem erlebnisorientierten Ausstellungsformat einen dauerhaft öffentlichen Raum geben. Die

Eröffnung ist für 2014 vorgesehen, der virtuelle Spaziergang verkürzt die Wartezeit.

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Komplimente der KanzlerinAngela Merkel lobt beim Festakt des DFB-Bundestages in Essen die sozialen Leistungen des Verbandes und erinnertan die packenden sportlichen Momente. Die Bundeskanzlerin betont, dass „Fußball ein Stück Gesellschaft ist“. DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger wird einstimmig für eine weitere Amtszeit bis 2013 wiedergewählt, für Dr. Hans-Georg Moldenhauer wird Rainer Milkoreit in das Präsidium gewählt. „Fußball ist Zukunft, Fußball ist emotional,Fußball ist sozial“, sagt Zwanziger, „und er soll nachhaltig wirken.“

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Stilles Gedenken10. November 2010. Genau ein Jahr nach dem Tod von Robert Enke kommen

DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, Bundestrainer Joachim Löw, Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff und DFB-Vizepräsident Karl Rothmund an das Grab des

Nationaltorwarts in Empede. Ein Moment des Innehaltens, des Nachdenkens, der Trauer. Sie legen einen Kranz nieder, auf dem steht: „Wir vergessen Dich nicht.“

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Schöne Bescherung Dezember, anderen eine Freude machen, Geschenke verteilen. Dass so etwas nicht nur im deutschen Winter bei den Kindern gut ankommt, hat Steffi Jones erlebt. In Australien und Neuseeland machte die OK-Präsidentin der Frauen-WM 2011 Station – und neben den offiziellen Empfängen viele Kids glücklich. Eine gute Werbung für den Fußball. Das Turnierjahr kann kommen!

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Bei mir waren es zwei Sachen: Zum einendie Vizemeisterschaft mit Schalke, weilkeiner damit gerechnet hatte. Zum ande-ren die Gründung meiner Stiftung gegenKinderarmut. Ich bin stolz, so etwas auf die Beine gestellt zu haben.

Manuel Neuer

Erinnerungen an 2O1O

Joachim Löw vor demWeihnachtsbaum inder DFB-Zentrale.

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Das Traum-Jahr 2010: Bundestrainer Joachim Löw zieht seine persönliche Bilanz und blickt nach vorn

„Die Mannschaft hat die Herzen gewonnen“

Herr Löw, gibt es eine Begebenheit, ein Zusam-

mentreffen, ein Erlebnis abseits des Sports, das

Ihnen aus Südafrika noch besonders in Erinne-

rung ist?

Ich habe viele solcher Ereignisse noch in guterErinnerung, nicht nur von der Zeit währendder WM. Wir waren schon im Vorfeld des Tur-niers einige Male in Südafrika, da gab es immerwieder Erlebnisse, die mich sehr berührt haben.Es hat mich jedes Mal beeindruckt, wenn ichdort die Kinder habe Fußball spielen sehen.Mit einem ganz einfachen Ball, auf einem stau-bigen, sandigen Platz mit selbst gebautenToren. Und mit großer Begeisterung, viel Freudeund Leidenschaft – das hat mich bewegt.

Und während der WM? Welche Momente kom-

men Ihnen in den Sinn, welche Augenblicke haben

Sie besonders genossen?

Sehr intensiv erlebe ich immer die Fahrt zumStadion. Das sind Minuten, die man nicht vergisst.Man fährt zum Spiel, es ist WM, die ganze Weltschaut zu, Millionen Menschen wollen uns spie-len sehen. Im Bus herrscht eine unglaublicheRuhe, eine ungeheure Konzentration, es wird

kaum gesprochen, jeder ist mit sich und sei-nen Gedanken beschäftigt. Wenn man sich danndem Stadion nähert und diese riesigen beleuch-teten Bauwerke sieht, die Menschenmassenwahrnimmt, dann weiß man, dass dies etwasEinmaliges ist. Diese Spannung, diese Vorfreudeauf ein Spiel, besonders auf die K.-o.-Spiele gegenEngland, Argentinien, Spanien - das ist mit kei-nem anderen Ereignis zu vergleichen.

Wie viel von der Begeisterung in Deutschland

haben Sie in Südafrika mitbekommen?

Wir haben die Bilder gesehen, aber man kanndas nicht erfassen und schon gar nicht rich-tig genießen. Man ist so fokussiert, die Kon-zentration bewegt sich über Wochen am obers -ten Level. Die Emotionen in Deutschland, aberauch die eigenen Emotionen, sind mir eigent-lich erst so richtig bewusst geworden, als ichmir die Filme und Bilder noch einmal in Ruhezu Hause angeschaut habe.

Was geht in Ihnen heute vor, wenn Sie sich die

Filme über die WM ansehen?

Wenn ich sehe, was alles passiert ist, von Sizi-lien über Südtirol nach Südafrika, dannbekomme ich immer wieder eine Gänsehautund manchmal schießen mir sogar Tränen indie Augen. Weil ich dann wieder sehe underlebe, mit welcher Hingabe viele Menschenam Erfolg der Mannschaft gearbeitet haben.Dieses Gefühl kommt immer wieder hoch, auchwenn ich bestimmte Musik höre, ist das so.

Shakiras Waka-Waka zum Beispiel?

Ja. Wir hatten bestimmte Rituale, habenbestimmte Musik gehört. Und natürlich auchdieses Lied. Wenn es heute im Radio läuft, ist die Verknüpfung mit der WM sofort da. Icherinnere mich an Bilder während der Spiele,Bilder während der Fahrt ins Stadion, ich erinnere mich an Tore, an Gespräche, Aktionenim Training.

Menschen erreichen, positive Emotionen wecken, Freude verbreiten. Im Jahr 2010 istdas keinem auf so spektakuläre Weise gelun-gen wie der deutschen Fußball-National-mannschaft. In Südafrika hat das Team die Fansaus aller Welt begeistert und neue Freundegewonnen. Fahnenmeer, Fanmeilen, grenzen-lose Freude: Die Bilder der WM laufen in jedemJahresrückblick, die Auszeichnungen nehmenkein Ende. „Ich bekomme immer wieder Gän-sehaut“, sagt Joachim Löw, wenn er sich erin-nert. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke hat mitdem Bundestrainer über ein Fußballjahr dergroßen Triumphe und tiefen Trauer gesprochen.

Begeisterung auf der deutschen Bank: Keine Mannschaft erzielte bei der WM in Südafrika so viele Treffer wie das deutsche Team.

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Am Ende bekamen Sie für Platz drei die Bron-

zemedaille überreicht. Wo bewahren Sie die

Medaille auf?

Ich habe sie unmittelbar nach dem Spiel ver-schenkt, mein Patenkind hat sie bekommen.Es hat sich riesig gefreut darüber. Ich messediesen symbolischen Auszeichnungen wieMedaillen und Pokalen nicht sehr viel Wertbei. Ich brauche sie nicht, um mich daran zuerinnern und daran zu erfreuen, was war.

2010 war für Sie ein Jahr mit vielen Höhen, viel

Begeisterung und viel Euphorie. Es gab aber auch

stille Momente. Am 10. November haben Sie

gemeinsam mit Dr. Theo Zwanziger und Oliver

Bierhoff am Grab von Robert Enke gestanden

und seiner am Jahrestag seines Todes gedacht.

Können Sie in Worte fassen, was Ihnen in diesen

Minuten durch den Kopf gegangen ist?

Es waren Momente von großer Trauer und einertiefen Betroffenheit. Bis heute ist es für michunfassbar, dass er nicht mehr bei uns ist. Er warein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft,auch menschlich, Robert fehlt uns allen. Selbstbei der WM hatten wir im internen Kreis immerwieder Momente, in denen wir uns an ihn erin-nert haben. Als wir am Grab standen, habe ichan die gemeinsame Zeit gedacht und an dieZeit, die wir leider nicht gemeinsam hatten.

Einige sagen, dass sein Tod nichts bewirkt hat.

Dass es im Fußball nach wie vor unmöglich sei,

eigene Schwächen einzugestehen. Wie sehen Sie

das? Haben Sie das Gefühl, dass der Tod von Robert

Enke zu einem Umdenken geführt hat?

Keiner konnte erwarten, dass sich innerhalbvon wenigen Monaten viele Dinge drastischändern. Das ist ein Prozess, der lange andau-

ert, der aber begonnen hat. Ich habe durch-aus das Gefühl, dass das Bewusstsein für dieKrankheit Depression größer geworden ist,es hat eine gewisse Aufklärung stattgefun-den. Ich glaube auch, dass die Trainer heutesensibler als früher sind und versuchen, Stim-mungen von Spielern zu erkennen und ihnenklarmachen, dass sie auch mal eine Schwä-che zeigen können und dass dies sogar manch-mal etwas Gutes sein kann. Es gibt viele guteDinge, die angelaufen sind. Ich würde des-wegen nicht sagen, dass sich im vergange-nen Jahr nichts verändert hat.

Die Nationalmannschaft beziehungsweise die

Sportliche Leitung hat in diesem Jahr den „Bambi“

gewonnen, die „Goldene Henne“ und wurde von

den deutschen Sportjournalisten zur „Mannschaft

des Jahres“ gewählt; Sie persönlich wurden mit

dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutsch-

land ausgezeichnet, zuletzt hat Sie die franzö-

sische Sportzeitung L´Equipe als „Manager des

Jahres“ geehrt. Und das, obwohl Sie keinen

Titel gewonnen haben. Ist dies für Sie kein

Widerspruch?

Diese Ehrungen nehme ich nur stellvertre-tend für Mannschaft, Trainer, Betreuer undFans entgegen. Wir haben zwar keinen Titelgewonnen, aber das Auftreten der Mannschaftwar insgesamt enorm positiv. Die Mannschafthat es geschafft, die Fans mit einer attrakti-ven Spielweise zu überzeugen. Ein wichtigerPunkt war außerdem das Auftreten außer-halb des Platzes. Die Mannschaft hat sehr vielTeamgeist, sehr viel Ehrgeiz und sehr viel Dis-ziplin gezeigt. Außerdem hat sie Integration

auf die beste Art und Weise gelebt. Das gesamteVerhalten unserer multikulturellen Mannschaftwar vorbildlich. Es war aber nichts, was wirdem Team von außen so auferlegt hätten, die-ses Verhalten war nicht Teil einer Kampagneoder einer Marketing-Strategie. Die Mannschafthat sich einfach nur gegeben wie sie ist. Unddamit die Herzen gewonnen.

Also war 2010 auch ohne den Weltmeistertitel

ein sehr erfolgreiches Jahr?

Natürlich wären wir gerne Weltmeister gewor-den. Mir ist es aber auch wichtig, dass wir mitunserem Fußball Emotionen wecken. Das habenwir geschafft. Fans auf der ganzen Welt habensich für unser Spiel begeistert. Bei vergangenenTurnieren hat man immer gesagt: „Die Deutschen,die kämpfen sich so durchs Turnier und kommenimmer relativ weit.“ Wir wurden dafür respek-tiert, aber nicht geliebt. Das hat sich geändert.

Ist Ihnen eine offensive, attraktive Spielweise

sogar wichtiger als der Gewinn eines Titels?

Ich bin davon überzeugt, dass das eine nichtohne das andere geht. Wenn man ein großesTurnier gewinnen will, muss ich eine Mann-schaft haben, die agiert und deren Spielweisedamit offensiv ausgerichtet ist. Der Fußballhat sich da in den vergangenen Jahren nocheinmal entwickelt. Was ich auf keinen Fall will,sind Titel mit einem Fußball, der niemandemgefällt und der völlig destruktiv ist. Das istnicht meine Vorstellung vom Fußball und dasist auch nicht mehr zeitgemäß. Ich bin davonüberzeugt, dass man mit so einer Spielweiseheute keinen Erfolg mehr hätte.

32 | DFB-Journal 4/2010

Joachim Löw fordert von seinem Team eine attraktive Spielweise.

Mit der Meisterschale auf dem Münch-ner Rathausbalkon zu stehen, ist immerwieder beeindruckend – auch wenn mandas mehrmals erlebt hat. Es gibt nichtsSchöneres als Titel zu gewinnen, gerade, wenn es so eine inten-sive Saison war.

Bastian Schweinsteiger

Erinnerungen an 2O1O

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Die Italiener sind 2006 Weltmeister geworden,

ohne dass Fußballromantiker über deren Spiel-

weise in Verzückung geraten wären.

Die Italiener hatten bei der WM in Deutschlandeine Mannschaft mit großer Erfahrung, mit vielPotenzial in der Defensive. Sie waren routiniertund reif. Sicher hat ihnen aber Esprit gefehlt.Mein Weg sieht anders aus. Ich strebe beidesan: Titel und Begeisterung. Unter diesem Aspekttreffe ich meine Entscheidungen, unter diesemAspekt stelle ich meinen Kader zusammen.

Die Spieler, die Sie ins Nationalteam holen, sind

alle gute Fußballer. Welche Fähigkeiten muss ein

Spieler neben den fußballerischen haben, damit

er von Ihnen nominiert werden kann?

Im Vorfeld einer Nominierung gibt es immerviele Diskussionen, viele Sympathien für ein-zelne Spieler, von Seiten der Medien, aus denVereinen. Das muss man einordnen und auchdie Kritik aushalten können. Meine Idee ist es,die 20 Spieler zu nominieren, die am bestenzusammenpassen und die am besten die Auf-gabe in unserem System erfüllen. Das müssenalso nicht zwingend die besten 20 Spieler sein.Für mich ist entscheidend, dass ich mit denSpielern unsere persönlichen Vorstellungen vomFußball umsetzen kann. In dieser Vorgehens-weise lasse ich mich auch von niemandem beein-flussen. Ich habe da klare Vorstellungen, einklares Bild, ich gehe meinen Weg.

Gibt es Entscheidungen, die Sie während der WM

getroffen haben, die Sie im Rückblick bereuen?

Würden Sie beispielsweise heute andere Worte

an die Mannschaft richten, wenn Sie die Chance

bekämen, die Ansprache vor dem Halbfinale gegen

Spanien zu wiederholen? Oder würden Sie

andere personelle oder taktische Entscheidun-

gen treffen?

Nein. Meine Ansprachen sind ja nicht langevorbereitet, die kommen spontan aus demInneren und unmittelbar vor dem Spiel auseinem emotionalen Zustand heraus. Und auchpersonell oder taktisch würde ich nichts andersmachen. Denn in dem Moment, wo die Ent-

scheidungen vor einem Spiel gefällt wordensind, waren sie ja wohlüberlegt und aufgrundvieler Eindrücke begründet. Ich habe gelernt,zu den Entscheidungen, die ich getroffen habe,auch zu stehen. Und wenn man sich die Ergeb-nisse und Analysen anschaut, sieht man, dasswir so viel nicht falsch gemacht haben kön-nen. Bei vielen Parametern sind wir inzwi-schen ganz vorne dabei. Die Dinge, an denenwir intensiv mit der Mannschaft gearbeitethaben, haben alle funktioniert.

Umschalten, Ballkontaktzeiten, Laufwege, Zwei-

kampfwerte – all das wird mittlerweile statistisch

erfasst. Wo steht Deutschland da im interna-

tionalen Vergleich?

Es gab nach der WM mehrere Analysen, dieuns in unserer Arbeit bestätigen und bele-gen, dass wir auf einem guten Weg sind. InSüdafrika waren wir die Mannschaft mit denwenigsten Fouls. Wir haben die meisten Zwei-kämpfe gewonnen. Wir waren das Team, dasnach dem Ballgewinn am schnellsten zumAbschluss kam. Auch was die Ballkontaktzei-ten betraf, war unser Spiel auf höchstem Niveau.Im Jahr 2005 haben wir damit begonnen, zuerfassen, wie lange die einzelnen Spieler zwi-schen Ballannahme und Abspiel benötigen.Da waren die Messungen bei 2,8 Sekunden.Man hat also relativ lange gebraucht, bis derBall von einem Spieler zum anderen Spielergepasst worden ist. Das Spiel war langsam, in

Das Auftreten der Mannschaft auch außerhalb des Fußballplatzes ist für Joachim Löwenorm wichtig.

Klare Vorstellungen: Der Bundestrainer hat die Weltmeisterschaft akribisch analysiert.

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die Breite angelegt und mit viel Zeitverlustverbunden. 2008 waren es bei der EM 1,8 Sekun-den, in Südafrika lag unser Schnitt bei 1,1 Sekun-den. Nur Spanien hatte noch einen besserenWert. Auch in der Gesamtlaufleistung warenwir mit durchschnittlich 12,8 Kilometern mitSpanien und Uruguay absolut in der Spitze.

Topwerte also in vielen Bereichen – warum hat

es gegen Spanien dennoch nicht zum Sieg

gereicht?

Unser Spiel war in der Offensive nicht das,was wir uns vorgenommen hatten. Defensivwar es gut, wir waren in der Lage, kaum eineChance zuzulassen, Spanien hat das Tor auseiner Standardsituation gemacht. Wir habenes aber versäumt, sie in der Offensive unterDruck zu setzen. Sie haben uns mit ihrer Ball-

sicherheit und mit ihrer Passsicherheit denNerv gezogen. Wir hatten nicht den Mut, unsbei Ballgewinnen selber schnell zu lösen undauch mal ein Risiko einzugehen. Wir warenfroh, dass wir den Ball hatten, haben dann zulangsam und zu umständlich gespielt. Wir konn-ten sie nicht überraschen und deswegen habenwir gegen die stets gut postierten Spanierkaum eine Chance bekommen.

Wenn Sie auf das Jahr zurückblicken und

einen Nationalspieler des Jahres benennen

müssten – wer wäre das?

Es würde den anderen nicht gerecht werden,wenn ich einen einzelnen Spieler nennenwürde. Wir haben als Mannschaft insgesamtüberzeugt. Einige Spieler haben ihre Aufgabeim Kreis der Mannschaft bravourös erfüllt,obwohl sie nicht permanent gespielt haben.Viele Spieler waren überragend, einen unterihnen werde ich aber nicht gesondert her-vorheben.

Können Sie dafür ein Spiel des Jahres nennen?

Ich glaube, das Spiel gegen Argentinien wardas beste. Argentinien ist eine Mannschaft,die mit Weltklassespielern bestückt ist. Unddennoch haben wir diesen Gegner über 90Minuten dominiert. Argentinien war für micheiner der Top-Favoriten auf den Titel. DieseMannschaft mit 4:0 zu deklassieren, das warschon absolut top.

2010 neigt sich dem Ende entgegen, 2011 steht

vor der Tür. Wie gut ist es für Ihre Mannschaft,

dass Sie im kommenden Jahr kein großes Tur-

nier bestreiten muss?

Es ist nicht schlecht, wenn die Nationalspie-ler jetzt mal ein Jahr haben, in dem sie einenormale und lange Sommerpause haben. Undvor allem eine normale Vorbereitung. Natür-lich brauchen wir den Wettkampf, brauchenSpiele auf Top-Niveau. Dafür haben wir esgeschafft, dass wir einige Begegnungenhaben, die zwar Testspiele sind, die aber trotz-dem einen hohen Stellenwert haben. Wir spie-len gegen Brasilien, Italien, die Niederlandeund Uruguay. Dazu haben wir unsere EM-Qua-lifikationsspiele. Es ist also nicht so, dass wiruns das ganze Jahr nur ausruhen.

2010 war für Michael Ballack ein schwieriges

Jahr. Wie stellen Sie sich für 2011 die Zusam-

menarbeit mit ihm vor?

Ich traue ihm zu, und ich weiß aus den Gesprä-chen in den vergangenen Monaten, dass erden Ehrgeiz besitzt, unbedingt wieder für dieNationalmannschaft zu spielen. Er war jetzt

Was soll ich sagen? 2010 war für michein Traum. Sowohl mit dem FC Bayernals auch mit der Nationalmannschafthaben wir super Erfolge feiern können und die Fans mit tollem Fußball begeistert. Es wird schwer, dies alles zu toppen.

Thomas Müller

Erinnerungen an 2O1O

Thomas Müller, dem im WM-Achtelfinale gegen England einDoppelpack gelang, wurde Torschützenkönig der WM. DFB-Auswahl Dritter der

FIFA-WeltranglisteDie deutsche Nationalmannschaft hat sichin der FIFA-Weltrangliste auf den drittenPlatz verbessert. In der Dezember-Wertungliegt das Team mit 1.485 Punkten vor Brasi-lien (1.446 Punkte). An der Spitze stehtweiterhin Weltmeister Spanien (1.887) vorWM-Finalist Niederlande (1.723). Die „Top 10“: 1. Spanien (1.887 Punkte), 2. Niederlande (1.723), 3. Deutschland(1.485), 4. Brasilien (1.446), 5. Argentinien(1.338), 6. England (1.195), 7. Uruguay(1.152), 8. Portugal (1.090), 9. Ägypten(1.078), 10. Kroatien (1.075).

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ein halbes Jahr verletzt. Wir müssen abwar-ten, ob er im nächsten halben Jahr wiedereine Form erreicht, mit der er uns helfen kann.Wenn er dies schaffen sollte, dann freuen wiruns alle. Ich traue ihm das zu.

Welchen von den ganz jungen Spielern, die im

Spiel gegen Schweden zu Ihrer Mannschaft gekom-

men sind, trauen Sie am ehesten zu, sich lang-

fristig durchzusetzen?

Es ist heute einfacher, für die Mannschaft nomi-niert zu werden, aber nicht einfach, auch wirk-lich zu spielen, weil viele Positionen bereitsmit jungen guten Spielern besetzt sind. Spie-ler wie Khedira, Özil, Müller, Lahm, Schwein-steiger zu verdrängen, das ist schon eine Her-ausforderung. Aber alle, die gegen Schwedendabei waren, haben einen guten Eindruck hin-terlassen. Mats Hummels zum Beispiel ist sehrselbstbewusst und reif für sein junges Alter.André Schürrle ist ein Spieler, der mit vielTempo und viel Frechheit ausgestattet ist. Lewis

Holtby ist technisch sehr gut, er ist vom Typher so wie Özil, er hat ein gutes Auge und istin der Lage, überraschende Pässe zu spielen.Und Mario Götze hat mit seinen 18 Jahren miteiner Selbstverständlichkeit bei uns trainiert,wie ich sie bei einem Spieler, der neu zur Natio-nalmannschaft gekommen ist, noch nie gese-hen habe. Götze wirkte trotz seiner Jugendso, als wäre er schon zwei, drei Jahre dabei.Selbstbewusst, ballsicher, ideenreich. Ichglaube, dass er eines der größten Talente imdeutschen Fußball ist.

Herr Löw, Weihnachten steht vor der Tür. Wie

wird das Fest im Hause Löw gefeiert?

Ich war in diesem Jahr mehr als 200 Tageunterwegs, habe viel Zeit in Hotels verbracht.Für mich ist es deswegen großer Luxus, malwieder zu Hause zu sein, meine Zeit mit derFamilie und Freunden zu verbringen. Ich werde

dies sehr genießen, werde die Seele baumelnlassen. Weihnachten gehört bei uns der Fami-lie, Silvester werden wir mit Freunden ver-bringen.

Wie weit sind Sie schon mit der Vorbereitung,

haben Sie schon alle Geschenke zusammen? Oder

ist Schenken und beschenkt werden für Sie nicht

wichtig?

Grundsätzlich freue ich mich auch über Klei-nigkeiten, wenn sie mit Überlegung ausge-wählt sind. Aber bei uns in der Familie ist esschon länger so, dass es uns nicht darum geht,uns gegenseitig zu beschenken. Das Geld, daswir normalerweise für Geschenke verwendenwürden, spenden wir an Familien, die es nöti-ger haben. Es gibt die eine oder andere Orga-nisation, es gibt aber auch einzelne Familienin der Nähe, von denen wir wissen, dass siegewisse Dinge gut gebrauchen können.

Gelungener Doppelpass: Die Nationalmannschaft hat sich in die Herzen der Fans gespielt.

Teamgeist: Einschwören auf die Viertelfinal-Begegnung mit Argentinien, die für JoachimLöw bei der WM herausragend war.

Eine WM-Teilnahme war immer mein gro-ßer sportlicher Traum. Deshalb werde ichSüdafrika nie vergessen. Es war ein tol-les Erlebnis mit unserem Team. Besonders gerne denke ich an mein Tor gegen Ghana.

Mesut Özil

Erinnerungen an 2O1O

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2010 war das Jahr des Bastian Schweinstei-ger. Auf seiner neuen Position im zentralenMittelfeld hat er den FC Bayern zum Doublesowie ins Champions-League-Finale geführt –und die deutsche Nationalmannschaft bei derWM in Südafrika auf den dritten Platz. Aus demumschwärmten Teenie-Star vergangener Tageist längst ein gefragter Führungsspielergeworden. Aus dem Hallodri von einst ein ziel-strebiger Profi, der die ganz großen Titel gewin-nen will. Christof Kneer von der „SüddeutschenZeitung“ über eine bemerkenswerte Wandlungzum Weltstar und den Doppelpass zwischenPosition und Persönlichkeit.

Zentrale Figur im Mittelfeld: Bastian Schweinsteiger hat sich zu einem Führungsspieler entwickelt.

Neue Position, starke Persönlichkeit:

Ab durch

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| 39DFB-Journal 4/2010

Normalerweise verschwindet Louis vanGaal nach dem Spiel schnell. In der Pres-sekonferenz hat er alles gesagt, was es

zu sagen gibt, er hat den Journalisten mit-geteilt, dass sie das falsche Spiel gesehenhaben und er hat ihnen erklärt, warum dasSpiel so war, wie er es gesehen hat. Dann stehter auf und freut sich, dass die Architektender Münchner Arena so eine praktische Türrechts neben das Pressepodium gebauthaben. Van Gaal öffnet sie, schiebt seinenmächtigen Körper hindurch und entkommtohne weitere Fragen.

Am vorletzten Samstag vor Weihnachten zogvan Gaal es vor, seinen Rollkoffer quer durchden Saal bis hoch in die letzte Reihe zu zie-hen. Dort oben saß eine hübsche blonde jungeFrau, die sich von van Gaal freundlich übersHaar streichen ließ. Der vorletzte Samstagvor Weihnachten war ein besonderer Tag. Eswar der Tag, als die Fußballnation erfuhr, dassSarah Brandner in München bleibt. Und Bas -tian Schweinsteiger, ihr Freund, natürlich auch.

Es war eine hochprofessionelle Performance:Sehr rational hat die Schweinsteiger-Parteidie Optionen geprüft, abgewogen und ent-schieden; sehr emotional hat sie die Ent-scheidung verkündet. Direkt nach einemansonsten nicht sehr emotionalen 3:0 gegenSt. Pauli hat sich Schweinsteiger noch auf demSpielfeld ein Mikrofon bringen lassen und 69.000 Menschen seine Adventsbotschaftzugerufen: „Ich wollte es Euch zuallererst mit-teilen: Ich bin jetzt zwölf Jahre bei Bayern“ –Pause – „und habe meinen Vertrag um fünfJahre verlängert! Für Euch! Hoch lebe Bay-ern!“ Jubel. Beifall. Begeisterung.

Es war die letzte Pointe in einem Jahr, dasals Schweinsteiger-Jahr in die Geschichte desdeutschen Fußballs eingehen wird. Am Endedes Jahres 2009 ahnte die breite Öffentlich-keit erstmals, dass dieser Schweinsteiger dasVersprechen, das er seit Jahren gegeben hat,

tatsächlich einlösen könnte. Da hatte ihn derTrainer van Gaal gerade auf eine neue Posi-tion gestellt, in die Spielfeldmitte, und da warschon erkennbar, dass der Leichtfuß dort besser aufgehoben sein könnte als draußenam Flügel.

Am Ende des Jahres 2010 hat Schweinstei-ger das Versprechen deutlich übererfüllt. Dasser so gut, so reif, so prägend spielen würdeim zentralen Mittelfeld, hatte keiner für mög-lich gehalten, außer Bastian Schweinsteiger.„Ich hatte immer das Gefühl, dass ich auf die-ses hohe Niveau komme, wenn ich mal imZentrum spielen darf“, sagt er und ergänzt,er habe „natürlich auch davon profitiert, dass es bei Bayern und in der National-mannschaft so gut lief und die Trainer Louisvan Gaal und Jogi Löw meine Qualität im Zen-trum erkannt haben“.

Ist Schweinsteiger so souverän geworden, weiler endlich auf der Position spielen darf, dieihm schon immer am besten liegt? Oder kanner die neue Position nur deshalb so gut spie-len, weil er sich als Mensch entwickelt hat?Die Frage, ob die Persönlichkeit die Posi-tion oder die Position die Per-sönlichkeit geprägt hat, ist wiedie Frage nach der Henneund dem Ei. Sie ist nichtzu beantworten. Die Wahr-heit ist, dass das eine mitdem anderen untrennbarzusammenhängt.

Es besteht jedenfalls kein Zwei-fel, dass Schweinsteiger auch abseits desgrünen Rasens die Position gewechselt hat.Er ist nicht mehr der Schweini, der Hallodriaus dem Sommermärchen, der nicht ohne denPoldi zu haben ist, den anderen Hallodri ausdem Sommermärchen. Bastian Schweinstei-ger hat begriffen, dass er in der Sommer-märchen-Falle festsaß, und dass nur er selbstsich daraus befreien kann. „Ich wurde nach

der WM 2006 hochgehoben, als wäre ich derbeste Fußballer auf der Welt“, sagt er im Rück-blick, „mir war das nie recht, aber ich konntenichts dagegen tun.“ Er konnte noch so ernst-hafte Interviews über Fußball geben, am Endekam er doch wieder nur als der Popstar rüber,dem die Mädels hinterherkreischen. „Irgend-wann hatte ich das Gefühl, ich werde gar nichtmehr als Sportler betrachtet, und dann wirdman irgendwann auch nicht mehr fachlichbeurteilt.“ Dann hieß es bei jedem Ball, derihm verrutschte: Der verdient so viel Geld undkann nicht mal richtig flanken!

Schweinsteiger begann, sich zurückzuziehen,es war eine Art Notwehr. „Ich spreche ohne-

hin nicht so oft mit Journalisten, undum den ganzen Hype zu brem-

sen, hab ich mich eben nochmehr rar gemacht“, sagt er.Er hat kaum mehr großeInterviews gegeben, undwenn, dann nur ausge-wählte – und ausdrücklich

in einem Umfeld, das mitSport zu tun hat. Auch heute

noch erreichen SchweinsteigerAnfragen aus der Popstar-Abteilung, aber

er bekommt sie gar nicht mehr zu Gesicht.Wenn ein buntes Medium sich mit ihm übergefärbte Fingernägel unterhalten will, wirddie Anfrage in Schweinsteigers Agenturdirekt in den Papierkorb umgeleitet. „SolcheDinge werden gnadenlos gestrichen“, sagtSchweinsteiger, „ich kann mich ganz auf Fuß-ball konzentrieren.“

Nach solch einer langen Trennung wares wunderschön, im Anschluss an die Welt-meisterschaft meinen Sohn endlich wieder in den Arm nehmen zu können.

Stefan Kießling

Erinnerungen an 2O1O

Hinter Bastian Schweinsteiger liegt das beste Jahr seiner Karriere

die goldene Mitte

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40 | DFB-Journal 4/2010

Heute weiß Schweinsteiger, dass er erst seinaltes Image loswerden musste, damit dieÖffentlichkeit sein neues Image, das des gereiften Führungsspielers, akzeptiert. Wiebelastend es sein kann, eine Kultfigur zu sein,hat Schweinsteiger nie so deutlich erfahrenwie im November 2009. Auf der turbulentenMitgliederversammlung des FC Bayern habenihn die Mitglieder damals in Mithaftung genom-men für all das, was ihnen nicht passte amFC Bayern. Der neue Trainer van Gaal erhieltBeifall, der langjährige Bayer Schweinsteigerwurde ausgepfiffen.

Schweinsteiger fühlte sich zum Universal-schuldigen gemacht für den holprigen Sai-sonstart, er erklärt sich das „mit dem Bild,das die Medien von mir gezeichnet haben“.Die Leute dachten nicht: Das ist der Schweini,unser FC Bayern-Eigengewächs. Sie dachten:Der hat ein teures Auto, ein Model als Freun-din, und wo ist seine Gegenleistung? „Zu die-ser Zeit war ja auch noch Franck Ribéry rela-tiv neu in München“, sagt Schweinsteiger, „undnatürlich ist unser Spiel dann erstmal überseine linke Seite gelaufen.“ Und rechts drau-ßen stand der Schweinsteiger, war viel sel-

tener am Ball, und das Publikum sah nichtoder wollte nicht sehen, wenn er wenigstensgut nach hinten arbeitete. „Die Pfiffe habensehr wehgetan“, sagt er.

Ein Jahr später, bei der Mitgliederversamm-lung 2010, haben ihm die Leute zugejubelt.Sie dachten: Hey, das ist der Weltklasse-Schweini, unser FC Bayern-Eigengewächs! Dass er ein teures Auto fährt? Dass er immernoch dasselbe Model zur Freundin hat? Dass sein neuer Vertrag bis 2016 hoch dotiert ist? Egal. Der Weltklasse-Schwein-steiger darf das.

Bastian Schweinsteiger hat seine Mitte gefun-den, im wahrsten Sinne des Wortes. Er undder ein Jahr ältere Philipp Lahm werden dendeutschen Fußball in den kommenden Jah-ren verantworten, und anders als der Außen-verteidiger Lahm tut Schweinsteiger dies ausder Zentrale heraus. Anfang des Jahres stelltesich noch die Frage, ob Schweinsteiger es wohlschaffen kann, im Mittelfeld des DFB ein pas-sabler Partner für den großen Michael Bal-lack zu werden. Kein Jahr später ist es so,dass Bundestrainer Joachim Löw sein Deutsch-

land um Schweinsteiger herum baut. Nebenihm kann Sami Khedira spielen wie bei derWM, auch die Rückkehrer Simon Rolfes undThomas Hitzlsperger kommen in Frage, ToniKroos oder Christian Träsch hatten eben-falls schon die Ehre, neben ihm ran zu dür-fen, dahinter lauern schon die Bender-Zwil-linge. Und Michael Ballack arbeitet auch anseiner Rückkehr.

Bastian Schweinsteiger spielt anders als Ballack, er ist keiner, der aus den Tiefen des

Leichtfüßig enteilt der 26-jährige Mittelfeldstar dem Argentinier Javier Mascherano.

Die Geburt meiner zweiten Tochter imOktober hat das Leben meiner Familieverändert. Das war wunderschön. Sport-lich lief es 2010 leider nicht unbedingt so, wie ich mir das vorgestellt habe.

Heiko Westermann

Erinnerungen an 2O1O

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@ Weitere Infos zur Nationalmannschaft:http://team.dfb.de/

Zweimal für die Nationalmannschaftnominiert zu werden, war etwas ganzBesonderes. Und natürlich die Siege mitDortmund gegen Schalke und Bayern –ich hoffe und glaube, dass es nicht die letzten waren.

Mats Hummels

Erinnerungen an 2O1O

Raumes kommt und seinen athletischenKörper in die Flugbahn des Balles wirftund ein Kopfballtor erzielt. Aber

Schweinsteiger ist Ballack näher alsman denkt. Anders als Lahm, ist er die Ver-längerung des großen Alten in die Moderne.Lahm ist in jeder Hinsicht ein radikal moder-ner Spieler, er hält den Führungsspieler fürüberschätzt bis überflüssig, er glaubt an fla-che Hierarchien. Schweinsteiger findet schon,dass Führungsspieler wichtig sind. Er ver-körpert noch ein paar der guten, alten Tugen-den. Schweinsteiger ist auch der Meinung,dass es irgendwann gut sein muss mit Friede,Freude, Eierkuchen. Er will sich nicht mehr

über einen dritten Platz bei der WM freuen.„Ich bin kein ganz Junger mehr, für den sowasam Karriereanfang ein Riesenerfolg ist“, sagter, „ich will endlich einen internationalen Titelgewinnen.“

Ob das gelingt, wird auch von ihm abhängen.Sein Spiel prägt die Bayern und den DFB, unddie Konkurrenten beider Teams – ob Chelsea,Barcelona und Inter Mailand oder Spanien,Holland und Brasilien – dürfen es ruhig alsWarnung begreifen, wenn Schweinsteiger sagt:„Ich habe schon das Gefühl, dass ich nochbesser spielen kann. Es wäre doch schlimm,wenn ich als 26-Jähriger schon am Ende wäre.“

Bastian Schweinsteiger an der Seite seinerLebensgefährtin Sarah Brandner.

Der 84-malige Nationalspieler verkündet seine Vertragsverlängerung beim FC Bayern bis 2016.

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Berlin, Budapest, Bloemfontein – Kein Nationalspieler hatte 2010 mehr

Wenn jedes Spiel ein

Zugegeben, so wirklich verheißungsvollbegann das Länderspieljahr 2010 nicht.Ein 0:1 gegen Argentinien war es, es war

im März, es war kalt, und natürlich war auchTino May dabei. Wie er eben immer dabei istseit knapp fünf Jahren. Nur in San Marino warer nicht. Keine Zeit, arbeiten. „Ein bisschenmacht das meine Statistik kaputt“, sagt er.Deutschland gewann 13:0, so hoch wie seit1912 nicht mehr. Und May musste sich das Ganzevor dem Fernseher anschauen. Seit jenem Sep-tembertag im Jahr 2006 hat er kein einzigesdeutsches Spiel mehr verpasst, egal, wo esstattfand. „Doch dieses Jahr“, sagt er, „warein besonders intensives.“

Die WM, seine zweite nach dem „Sommer-märchen“, wird er nie vergessen. „Sie hat allesin den Schatten gestellt“, sagt er. 30 Spielehat er gemeinsam mit ein paar Freunden gese-hen, alles nach einem strengen Zeitplan. Mit-tags in Rustenburg, abends in Johannesburg,auch das kam vor. Und natürlich jedes deut-sche Spiel. „Das war ein großes Abenteuer,weil wir ja nicht so richtig wussten, was unserwartet“, sagt May. Und sein Fazit ist mehrals eine sportliche Bestandsaufnahme: „Diedeutschen Spiele waren natürlich super. Vorallem aber haben wir sehr nette, hilfsbereiteMenschen kennengelernt.“

Mit einer Familie kamen May und seine Freundein Johannesburg ins Gespräch. Vor dem Sta-dion, Eltern und Kinder konnten sich keineTickets leisten. Stattdessen verkauften sie Fan-artikel, kleine Fahnen selbst gefertigt aus Stoff-resten, die mit Liebe bemalt wurden. DieseFamilie lud die Deutschen zu sich nach Hauseein, ins Township. „Sie waren sehr gast-freundlich“, sagt May. „Dabei konnten wirsehen, wie arm und zugleich lebensfroh dieseMenschen sind.“ Spontan luden er und seineFreunde die südafrikanische Familie zum Essenein. „Es war ein wunderbarer Abend für unsalle“, sagt er.

Erfahrungen wie diese sind es, die den 30-Jährigen so reizen an den Touren mit der Natio-nalmannschaft. Klar, die Spiele, das deutscheTeam, das Zusammensein mit den anderenaus dem Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola, „sonst hat man ja meistens nur über Telefon oder E-Mail Kon-takt“, gemeinsam Erfolge feiern, von denenes ja 2010 so manche gab, ein bisschen Teildes Teams sein. Besonders aber interessie-ren ihn Land und Leute. Er ist zu neugierig,um seinen Bewegungsradius allein auf Flug-hafen, Hotel, Stadion und den Weg dorthin zubeschränken. Wenn er irgendwo hinfährt, hat

er immer den Reiseführer dabei. Meistenskommt er schon einen Tag vorher, damit ermehr vom Spielort sieht. Astana? „Die wol-len dort Dubai nachbauen.“ Budapest? „Wun-derschöne Stadt.“ Und so weiter.

Wer das ganze Jahr mit der Nationalmann-schaft unterwegs ist, braucht eine präzisePlanung – und einen guten Chef. „Den habeich“, sagt May, der am Stuttgarter Flughafenarbeitet. „Er hat Verständnis für meine Lei-denschaft. Aber es ist ein Geben und Neh-men.“ Weil er öfter mal frei bekommt, über-nimmt May auch Dienste an Wochenendenoder Feiertagen. Das macht er gerne. Denndas nächste Länderspiel wartet ja schon.

„Man trifft zu 70 Prozent immer die glei-chen Leute“, sagt er. „So ist eigentlich jedesSpiel ein Heimspiel.“ Manche sind Ground-hopper, die Stadien sammeln, in denensie noch nie gewesen sind. Andere sind„Kuttenträger“, wieder andere haben Fah-nen dabei. May trägt nur ein Trikot unterseiner Jacke, „mir reicht das“. Früher,als er selbst gespielt hat, bei EintrachtBitterfeld in der Landesliga, kam er

In Schweden hat er gefroren, gegen Bosniengeschwitzt und immer gefiebert. Tino May hatteim Jahr 2010 mehr Länderspieleinsätze als jederNationalspieler, genau 17. Sein ganzer Urlaubwurde verplant, damit er dabei sein konnte.May ist Mitglied des Fan Club Nationalmann-schaft powered by Coca-Cola, und in diesemJahr hat er jedes Spiel der deutschen Mann-schaft gesehen. Live. Im Stadion. In Köln undMünchen, in Astana und Bloemfontein. KeineFahrt ist ihm zu weit. DFB.de-RedakteurGereon Tönnihsen hat trotzdem Zeit gefunden,sich mit ihm zu unterhalten. Weil gerade keinSpiel war.

FAN CLUB NATIONALMANNSCHAFT

POWERED BY

Weltenbummler Tino Mayvor der Skyline der kasachi-

schen Hauptstadt Astana.

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| 45DFB-Journal 4/2010

Einsätze als Tino May

Heimspiel ist Meine Vertragsunterschrift bei RealMadrid war die Eintrittskarte in eine neueWelt. Es ist ein Traum, beim größten Klubder Welt spielen zu dürfen, der größt-mögliche Schritt in meiner Karriere.

Sami Khedira

Erinnerungen an 2O1O

@ Infos zum Fan Club Nationalmannschaft:http://fanclub.dfb.de/

nicht dazu, so viel zu reisen wie heute. AmWochenende war halt immer ein Spiel. Dochnach zwei Kreuzbandrissen war Schluss mitaktivem Fußball, dafür begann die Zeit, einFan zu sein. Noch mehr als vorher, fortan ginger mit der Nationalmannschaft auf Tour.

Was seine Familie davon hält? „Die finden esfaszinierend, wenn ich von meinen Reisen

erzähle“, sagt May, der derzeit nicht liiert ist.„Neben der Geliebten Fußball eine weitere zuhaben, ist halt nicht so einfach.“ Zumal nebeneiner Menge Geld auch fast sein ganzer Jah-resurlaub dafür verplant wird. „Das ist mirdie Sache wert“, sagt der 30-Jährige. Bis zurWM 2014 in Brasilien will er mindestens nochweitermachen und mit dem A-Team um die

Welt reisen, vielleicht noch bis zur EM 2016in Frankreich, „falls alles mit den Tickets klapptund es mit den Terminen so gut hinhaut wiebisher“. Damit es nie mehr so läuft wie vorvier Jahren gegen San Marino.

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46 | DFB-Journal 4/2010

Franz Beckenbauer

Man muss sich von der Vorstellung

verabschieden, dass es da warm ist und

an jeder Ecke ein Leopard sitzt.

(Der Kaiser über Südafrika)

Arne Friedrich Wunderheiler und Knochenwerfer habe ich noch nicht getroffen.

(Auf die Frage, ob er etwas von den südafrikanischen

Bräuchen mitbekommen hat)

Philipp Lahm Wenn du zweimal vier Tore schießt, dann ist das gut für alle: nicht nur für die Menschen in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. (Nach dem 4:0 gegen Argentinien)

Miroslav Klose

Im WM-Eröffnungss

piel 2OO2 habe

ich

gegen Saudi-A

rabien dreimal getr

offen,

2OO6 zum Auftakt geg

en Costa Rica

zweimal und diesmal nur

einmal. Da brauche

ich 2O14 erst

gar nicht mehr anz

utreten.

Lukas Podolski

Torwart. (Auf die Frage, welche Position er nach der

des Stürmers und Mittelfeldspielers bekleiden wird)

Bastian Schweinsteiger

Ich habe nicht geheiratet.

(In Anspielung auf die Hochzeit von Philipp Lahm und

auf die Frage, was er in der freien Zeit nach der WM

gemacht hat)

Hansi Flick Wir können an die Spieler nur appellieren,

sich warm anzuziehen und sich nach demDuschen die Haare zu föhnen. Wir rufen

die Tipps von der Mama immer wieder insGedächtnis. (Über die Kälte in Südafrika)

Sami Khedira Vielleicht steht diesmal ja gar nichts auf dem Zettel, und er ist nur dazuda, die Argentinier zu verunsichern.

(Zu einem möglichen Elfmeterschießen gegen Argentinien und inAnspielung auf das Elfmeterschießen bei der WM 2006)

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| 47DFB-Journal 4/2010

Joachim Löw Wir können vor einem Elfmeter keineMannschaftssitzung einberufen. (Auf die Frage, ob nicht besser BastianSchweinsteiger den Elfmeter gegen Serbien geschossen hätte)

Thomas Müller

Die haben alle trau

rige Gesichter,

haben schlechtes

Wetter und kein

Grillfleisch.

(Während der WM auf die Frage,

wie die Stimmung jetzt wohl in Deutschland ist)

Lewis Holtby Er hat gesagt, wenn ich Titel gewinnen will,

ist das schon gut so. (Über die Reaktion seines englischen Vaters auf seine

Entscheidung, künftig für Deutschland spielen zu wollen)Mesut Özil

Viele haben gesagt: Mit so einer jungen Mannschaft, das kann nicht gut gehen. Doch die, die an uns geglaubt haben, behielten Recht: Jogi Löw und Krake Paul. (Über die Zeit vor und nach der WM)

Andreas Köpke

Es ist ja kein schlechtes Zeichen

für ein Land, wenn sich irgendwo

mal etwas positiv entwickelt.

(Vor dem Viertelfinale  gegen Argentinien)

Jürgen Klopp Ich mag Jogi –ich benutze sein Deo, sein Shampoo. (Als TV-Experte bei der WM 2010)

Rudi Völler

Bei uns in Leverkusen wird jeder eingesperrt, der eine Vuvuzela mit ins Stadion bringt. (Leverkusens Sportdirektor zum Lärm der Vuvuzelas, den er beim WM-Spiel Niederlande gegen Dänemark live erleben konnte)

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48 | DFB-Journal 4/2010

Das Bild des jubelnden Thomas Tuchelmit den ausgebreiteten Armen und denausgestreckten Zeigefingern –es gehört

zu den Bildern, die nach der Saison vermut-lich in jedem Rückblick auftauchen werden.Ein vor gut einem Jahr noch so gut wie unbe-kannter Trainer im Glücksrausch, überwältigt,und alle sahen zu. Waren beeindruckt vomSpiel der jungen Mainzer, den „Bruchweg-Boys“, eingestellt und angetrieben von ihremjungen Übungsleiter, der Sätze sagte wie „Dasist kein Lauf und auch kein Zufall“. Karnevalim Frühherbst. Und Tuchel, der jüngste Trai-

ner im Fußball-Oberhaus, war der Sitzungs-präsident.

Doch wie so viele schöne Geschichten beginntauch die des Thomas Tuchel mit einem trau-rigen Prolog, der alles beeinflusst, wasdanach passiert. Mit einem Einschnitt, der einWeiter-so nicht erlaubt. Bei Tuchel trägt die-ses Ereignis einen simplen Namen: Knorpel-schaden. Für den Verteidiger des SSV Ulm 1846,der dreimal für die deutsche U 19 und acht-mal für die Stuttgarter Kickers in der 2. Bun-desliga gespielt hatte, war die Profikarriere

Thomas Tuchel war fertig mit Fußball. Ein für alle Mal, so schien es. „Mir hat das Herz geblu-tet, wenn ich daran gedacht habe, dass ich nicht mehr spielen kann“, sagt er. Wer Tuchel heuteerlebt, wer ihn sieht, wie er an der Seitenlinie gestikuliert, schreit, springt, der mag sich kaumvorstellen, dass er für etwas anderes geschaffen sein könnte. Mit Mainz 05 egalisierte er indieser Saison einen Bundesliga-Rekord: sieben Siege in den ersten sieben Spielen. Tuchel, derFast-Aussteiger, der dann alle Trainer-Lizenzen des DFB erwarb und schließlich Fußball-Lehrer wurde, ist einer der Aufsteiger des Jahres. Und DFB.de-Redakteur GereonTönnihsen beschreibt, warum dieser Tuchel ein Paradebeispiel für einegut strukturierte Trainerausbildung ist.

Das ganze Jahr war unglaublich schön.Stammspieler bei Mainz, dann eine Serievon sieben Siegen zu Saison-beginn, schließlich die Nominierung für dieNationalmannschaft und mein erster Einsatz. Unglaublich!

André Schürrle

Erinnerungen an 2O1O

Tuchel jubelt, wie so oft: Inden ersten sieben Spielenging Mainz als Sieger vomPlatz – Bundesliga-Rekord.Auch wenn es zum Ende derHinserie einige Niederlagengab, gehört Mainz zu denÜberraschungen.

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Mit gutem Beispiel voran: Thomas Tuchel durchlief alle Stationen der DFB-Trainerausbildung

Ein bisschen BWL – damit die

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vorbei. Mit 24 kommt ein Fußballer in die, wieman sagt, besten Jahre seiner Laufbahn. Tuchelmusste sich mit 24 einen neuen Lebensinhaltsuchen, ein neues Ziel.

„Ich bin dann einen sehr konservativen Weggegangen, eher reflexartig. Ich wollte etwasganz anderes machen, mich durchbeißen, mirSicherheit verschaffen“, sagt er. „Darum habeich BWL studiert, auch wenn das eigentlichso gar nicht meinen Neigungen entsprach.Vielleicht habe ich das auch gemacht, damitmeine Eltern ein bisschen ruhiger schlafenkonnten.“ Hauptsache kein Fußball, nicht erin-nert werden an das, was man hätte schaffen,wo man hätte stehen können. Die pure Ver-drängung.

Doch sie hielt nicht lange an, nur einige Monate.Ralf Rangnick, Tuchels Trainer in Ulm, war inzwi-schen beim VfB Stuttgart in der Verantwor-tung, und Tuchel, den gerade keine Knie-schmerzen plagten, wollte noch einen letztenVersuch unternehmen und in der U 23 des VfBunterkommen. „Doch schon nach kurzer Zeitwurden die Schmerzen so groß wie vorher. Rang-nick hat mir dann eine Trainer-Hospitanz beider U 17 angeboten“, sagt Tuchel, der vorhernie ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, malTrainer zu werden. Und schon gar nicht mitMitte 20. Ralf Rangnick sagt heute: „Ich habedamals schon gesehen, dass Thomas gut mitLeuten umgehen kann, gerne kommuniziert,analytisch und immer im Gesamtkontextdenkt. Alles Dinge, die du als Trainer brauchst.“

Diese Erfahrung machte der Novize auch selbst.„Ich habe gemerkt, dass ich sehr schnellZugang zur Gruppe, zu den Leuten bekommeund dass ich ein gewisses Talent im Einschätzen

und Beurteilen junger Spieler habe“, sagt er.Nach dem Erwerb der B-Lizenz übernahm erdie C-Junioren des VfB Stuttgart. Tuchel lernteden Beruf des Trainers im Nachwuchsleis -tungszentrum des Bundesligisten von der Pikeauf. 2002 folgte die A-Lizenz, dazu kamen regel-mäßige Fortbildungen vom Verein wie vomDFB. „Für mich war das eine optimale Schule.Das Niveau der Ausbildung ist sehr hoch“,sagt der 37-Jährige.

Beim VfB formte sich auch sein Verständnis,seine Vorstellung vom Fußball, „mit einer ball-

orientierten Verteidigung, mit schnellemUmschalten, mit einer Viererkette, die bis zurPerfektion trainiert wurde. Das war damalsnoch nicht so implementiert wie heute undein echter Wettbewerbsvorteil“. Das BWL-Stu-dium schloss er auch noch ab. „Das war mirwichtig, für mich selbst“, sagt er dazu nur.Doch, dass er Trainer sein wollte und nur das,das wusste er längst.

Über den FC Augsburg, wo er Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums war, kam er 2008 zum FSV Mainz 05, um die

Spieler Tuchel, hier imUlmer Trikot: Schon mit24 war Schluss für ihn.

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Eltern besser schlafen

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A-Junioren zu trainieren. Zwei Jahre zuvorhatte er den Fußball-Lehrer-Lehrgang an derHennes-Weisweiler-Akademie besucht – undmit der Note 1,4 als Zweitbester abgeschlos-sen. „Ich war nie ein Streber, aber ich warund bin sehr wissbegierig“, sagt er. „Ich merkteeinfach, dass dieser Beruf für mich eine abso-lute Herzensangelegenheit wurde. Und ichwollte das ganze Talent, das ich hatte, miteinbringen.“ Der Beruf des Trainers sei vielschwieriger und komplexer als manche den-ken. „Das fängt damit an, dass man vor einerGruppe steht, ein Training leitet“, sagt Tuchel.„Man muss Bescheid wissen über Belas -tungssteuerung, Methodik, Trainingsaufbau.Man steht auf der anderen Seite, und genausoist der Beruf ein völlig anderer.“

Für Tuchel ist offensichtlich, dass auch in vie-len Vereinen ein Bewusstsein dafür entstan-den ist, dass der Trainerberuf ein Ausbildungs -beruf ist, wie wertvoll diese Ausbildung istund dass nicht die Zahl der Länderspiele dafürverantwortlich ist, ob man ein guter oder einschlechter Trainer ist. Acht der 18 aktuellenBundesliga-Trainer haben nie in dieser Klassegespielt. Siehe Rangnick in Hoffenheim, Duttin Freiburg oder Slomka in Hannover. UndTuchel seit 2009 in Mainz, wo der damalsNamenlose vom Trainer der A-Junioren, mitdenen er Deutscher Meister geworden war, zumChefcoach des Profiteams befördert wurde.

„Er verkörpert mit seiner Fußball-Philosophieein Stück Mainz 05“, sagte Manager ChristianHeidel bei der Vorstellung des neuen Coachs,der die Aufgabe ohne großes Zögern über-nahm. Nicht wegen der Aufmerksamkeit, nichtwegen des Rampenlichts, sondern wegen derHerausforderung, so hoch wie möglich arbei-ten zu können, an sich. „Mir war es immerwichtig, mich mit voller Überzeugung ein-setzen, gestalten, mich einbringen zu kön-nen. Die Altersklasse und die Aufmerksam-keit waren dabei nebensächlich“, sagt er. „Ichbrauche für meine Zufriedenheit nicht dieöffentliche Bestätigung. Davon hängt meinLebensglück nicht ab.“ Was nicht heißt, dasser es nicht genießt, wenn seine jungen, schnel-len, technisch begabten Spieler siebenmal insieben Spielen gewinnen, dass es ihn nichtfreut, wenn seine Spieler André Schürrle undLewis Holtby Nationalspieler werden.

Verändern lässt er sich durch all diese Erfolgenicht. Weil er vorbereitet war, wie er sagt: „Ähn-liche Situationen hatte ich schon als Trainerim Jugendbereich erlebt, in der Zeit meinerAusbildung.“ Er ist überzeugt davon, „dass manin den Nachwuchsleistungszentren oder beiden Senioren bis zur Regionalliga am bestenlernen kann, weil dort die Anonymität größerist. Man hat so die Möglichkeit, einen eigenenStil zu entwickeln, fußballerisch, aber auch,was die Menschenführung angeht.“ Gelernt

ist gelernt. Dazu kommt seine scheinbar natür-liche Souveränität auch nach außen. Als ernach dem Sieg in Bremen gefragt wurde, warumer im Vergleich zur Vorwoche fünf Wechsel inder Startelf vorgenommen habe, antworteteer so schlicht wie überzeugend: „Es ist sehranstrengend, für Mainz 05 zu spielen.“

Seine Spieler müssen ihn nicht siezen, „dasist eine künstliche Instanz, die ich nicht brau-che“. Aber wer das „Sie“ braucht, darf ihn soanreden. „Ich würde mich als jemandenbeschreiben, der seine Ziele klar formuliert,der ehrlich ist und sehr direkt in der Anspra-che. Wenn man zu überzeugen weiß, spielt esauch keine Rolle, ob man 37 oder 47 ist“, sagter. Als im vergangenen Jahr zwei Spieler ineinem Interview sagten, die bereits geholtenPunkte seien ein gutes Polster für schlechteZeiten, zitierte Tuchel die beiden zu sich. Wervon ihnen wisse, dass schlechte Zeiten kom-men würden, sagte der Trainer, der müsse dassagen, damit er ihn dann draußen lassen könne.So ist Tuchel. „Ich predige immer, dass wir unsnicht zu klein machen sollen“, sagt er.

So glücklich er ist in Mainz, mit der großenHerausforderung Bundesliga, sagt er dochimmer noch: „Ich würde jedes Trainerjahr fürein weiteres Spielerjahr hergeben. Es gibtnichts Schöneres als zu spielen.“ Genau dieseEinstellung will er auch seinen Spielern ver-mitteln. Er sagt das ohne Bitterkeit. Die eineWegstrecke war früher zu Ende als gehofft,dafür verspricht die andere ungleich erfolg-reicher zu werden.

Die WM war traumhaft. André Schürrleund ich haben uns die Spiele zusammenangeschaut und gedacht, wie schön essein müsste, dabei zu sein. Und ein paarMonate später sind wir es nun. Das ist der Wahnsinn.

Lewis Holtby

Erinnerungen an 2O1O

André Schürrle, der am 17. November in Schweden sein Nationalmannschafts-Debüt gab,zählt zu den auffälligsten Mainzer Spielern im bisherigen Saisonverlauf.

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Die Trainer-Ausbildung des DFB im Überblick

Vom Mobil bis zur AkademieRund 177.000 Mannschaften nehmen am Spiel-betrieb des DFB teil. Eine enorme Zahl. Undeine große Aufgabe, die Trainer dieser Teamsso gut wie möglich auszubilden. Dies geschiehtvor allem durch die verschiedenen Lizenzstu-fen, aber auch schon vorher. Durch Informa-tionen im Internet, durch Schulungen und Info-Abende. Manchmal kommt das Fußballwissensogar direkt zum Vereinsheim gefahren. DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen skizziert den Auf-bau der Trainer-Qualifizierung und -Ausbildung.

Vier Schritte bis zur Bundesliga. Was nacheiner kurzen Strecke klingt, ist mit einerMenge Arbeit verbunden. Das Ausbil-

dungssystem des DFB und seiner Regional-und Landesverbände besteht aus vier Stu-fen, von der C-, B-, A-Trainer- bis zur Fußball-Lehrer-Lizenz. Möglichkeit zur Fortbildung

besteht jedoch schon vorher, angefangen mit„Training & Wissen online“ auf DFB.de, wo sichmehr als 100.000 User regelmäßig Tipps undTricks fürs Training holen, auch zu den Qua-lifizierungsangeboten der regionalen Ver-bände wird verlinkt, sodass die Anmeldungzu jedem Lehrgang online erfolgen kann.

Eine weitere Form der Fortbildung vonÜbungsleitern ist das DFB-Mobil. 300 ehren-amtliche Teamer in 30 Mobilen besuchen Ver-eine in ganz Deutschland. Vor Ort führen dieLizenztrainer des DFB ein Demonstrations-training durch und informieren über weitereBildungsangebote sowie über soziale Themendes Fußballs. Mitte Oktober wurde der 5.000.Verein besucht. Außerdem werden Info-abende und Kurzschulungen sowie eine Aus-bildung zum Teamleiter angeboten: für Kin-der-, Jugend- und Erwachsenenteams sowie

für den Freizeit- und Breitensport. Für Trai-ner, die im Breitenfußball tätig sind, gibt eseine eigene C-Lizenz. Die DFB-Kommissionsowie die Abteilung Qualifizierung erstellendafür Lehr- und Teilnehmer-Materialien.

Diese Einstiegsangebote seien entscheidend,sagt DFB-Vizepräsident Rainer Milkoreit: „Esmuss unser Ziel sein, die Basis mit den ver-schiedensten Angeboten der Aus- und Fort-bildung anzusprechen.“ Schließlich sind dort,an der Basis, die meisten Trainer aktiv. Alleinim Jahr 2009 wurden so mehr als 100.000 vonihnen erreicht. Das Leitziel heißt: Bildung imFußball, Bildung durch Fußball. Neben den per-sönlichen Fähigkeiten des Fußballers sollenauch Werte wie Teamgeist und Fairplay ver-mittelt werden. Trainer, so Milkoreit, seien Mul-tiplikatoren dieser Werte.

Die C-Lizenz für den Leistungsfußball ist dannder Einstieg in die nächsthöheren Lehrgänge,die sich vom Breiten- immer mehr zum Spitzen -fußball entwickeln. Im Mittelpunkt der B-Lizenzsteht die Ausbildung und Förderung von Talen-ten, neben Übungen zu Technik und Taktikbefinden sich auch psychologisch-pädago-gische Inhalte auf dem Lehrplan. B-Lizenz-Inhaber sind später etwa an DFB-Stützpunk-ten oder in Juniorenteams bis zur Regionalligatätig. Dagegen sollen mit der A-Lizenz vor-rangig Trainer im höheren Amateurbereichausgebildet werden. Geleitet werden die Lehr-gänge von den DFB-Ausbildern Michael Mül-ler (B-Lizenz) sowie Bernd Stöber und RalfPeter (A-Lizenz).

Schlusspunkt der Ausbildung ist der Besuchdes Fußball-Lehrer-Lehrgangs an der Hennes-Weisweiler-Akademie. Arbeitsfelder für Absol-venten: Trainer von Profimannschaften derLizenzligen und der 3. Liga, Verbandssport-lehrer des DFB und der Landesverbände, Trai-ner und Führungskräfte in Nachwuchs-Leis -tungszentren. Also: Wer besteht, darf sichFußball-Lehrer nennen. Und in der Bundes-liga trainieren.

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Frank Wormuth über die Fußball-Lehrer-Ausbildung des DFB

„Der große Fußball beginnt

Herr Wormuth, was macht einen guten Fußball-

Trainer aus?

Wir orientieren uns in der Ausbildung an einemKompetenzmodell. Dieses beinhaltet acht Kom-ponenten, in denen ein Trainer stark sein muss:erstens Fachkompetenz, also das Wissen überTechnik und Taktik. Zweitens, die Methodik-kompetenz, also: Wie vermittelt er dieses Wis-sen. Das allein reicht aber nicht aus, denn ermuss es ja auch verbal rüberbringen können.Also braucht ein guter Trainer eine Sprach-und eine Sozialkompetenz. Dann gibt es nochdie Führungskompetenz, die er beherrschenmuss, und auch die Medienkompetenz istimmer wichtiger geworden. Diese sechs Kom-petenzen schulen wir an der Hennes-Weis-weiler-Akademie.

Fehlen noch zwei.

Die beiden anderen sind nur schwierig zu schu-len: einmal die sogenannte Ich-Kompetenz, alsowie jemand ist. Wir können keinen Menschenverändern. Wir können ihm aber einen Spie-gel vor Augen halten und zeigen, wie er sichverändern könnte. Und dann gibt es noch dieNetzwerkkompetenz. Wenn man kein Netzwerkhat, dann ist es schwierig, einen Job zu bekom-men. Ein guter Trainer muss also weit mehrals nur klassisches Fußballtraining beherrschen.

Das klingt umfangreich, aber geht es nicht ein-

facher? Kann man nicht sagen: Gut ist, wer

Erfolg hat?

Im Volksmund heißt es: Wer drei Punkte holt,hat alles richtig gemacht. Da ist natürlich auch

etwas dran. Aber genauso gibt es den Spruch:Eine gute Mannschaft kann den Erfolg einesTrainers nicht verhindern. An beiden Aussa-gen können wir uns in der Ausbildung nichtorientieren. Wichtig ist: Jeder Trainer sollteein Ziel vermitteln, akribisch arbeiten. Auchdeshalb haben wir an der Hennes-Weisweiler-Akademie dieses Kompetenzmodell erstellt, umauch in der Ausbildung die Bereiche des Trai -nerberufs bestmöglich abdecken zu können.

Sind die Anforderungen an Profi-Trainer anders

als noch vor zehn oder 20 Jahren?

Gerade im Medienbereich wird mehr verlangt,die Trainer stehen viel mehr in der Öffent-lichkeit. Auch die Vermittlung ist heuteanders. Früher hat man sich nach dem Turn-vater-Jahn-Prinzip hingestellt, etwas erklärtund die Spieler haben es exakt so gemacht.Die Gesellschaft hat sich verändert. Die Trai-ner müssen heute oft auch Argumente brin-gen und erklären, was sie wie und warummachen. Es ist die Kunst des Trainers, mit unter-schiedlichen Typen mit unterschiedlicher Her-kunft oder Bildung das Optimum herauszu-

Frank Wormuth ist Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung des DFB an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln. Alljährlich gehen die künftigen Bundesliga-Trainer durch seine Schule, man-che sind Nationalspieler gewesen, andere haben es in ihrer aktiven Zeit nie in die Bundesligageschafft. Sie alle eint ein Ziel: Profitrainer werden. Im Gespräch mit DFB.de-Redakteur GereonTönnihsen erklärt Wormuth, was man braucht, um ein guter Trainer zu sein. Und warum Tho-mas Tuchel ein gutes Beispiel ist.

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immer im Kleinen“holen. Die soziale Interaktion ist immer wich-tiger geworden. Und natürlich hat sich dasFußballspiel selbst immer mehr entwickelt.

Ist ein guter, erfahrener Spieler gleich auch ein

guter Trainer?

Ich behaupte: Spieler unter 30 achten nochgar nicht so sehr darauf, was genau der Trai-ner den ganzen Tag macht. Sie sagen sich: Ichbin Spieler, der Trainer stellt mich ein, alsospiele ich so, wie er es will. Natürlich gibt esauch Ausnahmen. Trainer zu sein, heißt nichtnur, eine Mannschaft zu trainieren, sie tak-tisch einzustellen, sondern beinhaltet auchpsychologische Aspekte. Er muss immer dasGroße und Ganze sehen. Aus Spielersicht istdas in der Regel nicht erkennbar. Der großeSpieler, der viel erlebt hat, hat natürlich vielErfahrung – als Spieler. Aber deshalb kann ernoch lange nicht erklären, wie er etwa eineFlanke zu schlagen hat. Er macht das dannvielleicht so, dass er sich hinstellt, eine guteFlanke schlägt und sagt: So musst du dasmachen. Alle klatschen dann und fragen: Warumspielst du morgen nicht? Aber so lernt derSpieler das ja nicht unbedingt. Es muss einekonkrete Übung geben. Eine genaue Anleitung.

Mit Theorie kommt man also auch ans Ziel?

Besonders die Trainer aus den Nachwuchs-leistungszentren ohne große Fußballkarrierewissen, dass die Ausbildung ihre großeChance ist, sie saugen alles auf. Zudem kannman sich heute Informationen aus dem Inter-net oder Büchern aneignen, gepaart mit eige-ner Erfahrung bringt das einiges. Was manin unseren Lizenzen mitbekommt, macht einensicher zu einem guten Trainer, aber am Endeentscheiden dann doch die drei Punkte, obman einen Trainerjob behält oder nicht. Wirin der Fußball-Lehrer-Ausbildung als letzteoffizielle Lehrinstanz versuchen, diesem gan-zen mitgebrachten Trainerwissen eine Struk-tur zu geben und stellen dabei immer wie-der fest, dass eines wichtig ist: die Detailarbeit.Der große Fußball beginnt immer im Kleinen.

Spricht es für die Qualität der Ausbildung, dass

Trainer wie Tuchel, Dutt, Slomka, Rangnick sich

in der Bundesliga etablieren, obwohl sie keine

große Spielerkarriere hatten?

Ich glaube zunächst, dass bei dem einen oderanderen Entscheidungsträger ein Umdenkeneingesetzt hat. Finke, Rangnick oder jetzt Tho-mas Tuchel muss man danke sagen, weil sie

gezeigt haben und immer noch zeigen, dasses geht. Ein Name kommt zwar immer gut an,klar. Aber er garantiert noch keine Qualität.Für alle ohne großen Namen gibt es dabeiverschiedene Wege, nach oben zu kommen:Dutt hat sich hochgearbeitet über die Stutt-garter Kickers, Slomka über die Co-Trainer-Schiene, Tuchel hat sich im Nachwuchsbereicheinen Namen gemacht. Welchen Wert dabeidie DFB-Lizenz-Ausbildung hat, ist schwermessbar, aber sie gibt genügend Impulse undBestätigungen, die einen Trainer entwickelnkönnen. Am Ende liegt es immer am Trainerselbst, wie er mit dem Wissen und seiner Erfah-rung im täglichen Geschäft umgeht.

Die Vereinbarung von Trainer-Ausbildung und

-Job war immer mal wieder Thema. Kann die Hen-

nes-Weisweiler-Akademie dem Rechnung tragen?

Das haben wir schon. Als ich selbst 1997 dieAusbildung gemacht habe, gingen die Kursevon Montagmorgen bis Freitagnachmittag. Man war die ganze Woche weg und das 18Wochen lang. Wir haben den Lehrgang seit2008 reformiert, dann modifiziert und nun opti-miert. Jetzt gibt es Unterricht von montagsbis mittwochs von acht bis 19 Uhr. Die Tagesind dann zwar vollgepackt, aber die Trainerkönnen so vier Tage bei ihren Vereinen sein.Das Ganze geht über 22 Wochen. Bei Trainernvon der Bundesliga bis zur 3. Liga ist auch dasPraktikum im eigenen Klub möglich. Aber natür-lich ist uns bewusst, dass die Doppelbelastungvorhanden ist. Nur muss man eben auch etwasdafür tun, wenn man gut sein will. Deshalbsind am Ende auch alle froh, dass sie esgeschafft haben. Weil es jeden weiterbringt.

@ Weitere Infos zur DFB-Trainerausbildung:http://www.dfb.de/index.php?id=49

Hennes-Weisweiler-Akademie zieht nach Hennef Die Hennes-Weisweiler-Akademie wird im kommenden Jahr von Köln nach Hennef umziehen

und künftig in der dortigen Sportschule ihren Sitz haben. „In der Sporthochschule in Köln

hatten wir, was die Ausnutzung der Infrastruktur angeht, eine Obergrenze erreicht“, erklärt

Frank Wormuth. Im gut 30 Minuten entfernten Hennef seien die Gegebenheiten optimal. Die

Trennung von der Deutschen Sporthochschule (DSHS) ist allerdings nur räumlich, die Anbin-

dung bleibt. „Wir sind eine Außenstelle, die erfolgreiche Kooperation läuft weiter wie bisher“,

sagt Wormuth. So werden auch nach wie vor Dozenten der DSHS zu den künftigen Fußball-Leh-

rern sprechen.

Einen Vorteil sieht der Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung des DFB darin, dass in Hennef

auch Trainer-Lehrgänge zur A- und B-Lizenz durchgeführt werden. „Dadurch kommt es zu einer

engeren Verzahnung, zu einer Bündelung von Kräften“,  sagt er. Der aktuelle Lehrgang in Köln

wird Ende März 2011 abgeschlossen sein. Danach beginnt der Umzug. Wenn im Juni dann die

neue „Klasse“ kommt, wird sie bereits in Hennef begrüßt und unterrichtet werden. Seit 1957

(und zuvor von 1947 bis 1950) hatte die Ausbildung der Fußball-Lehrer in Köln stattgefunden.

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Es passiert ja nicht so oft, dass ich mitdem Kopf treffe. Im Spiel um den drit-ten Platz bei der WM ist mir das gelun-gen. Zudem habe ich mir sagen lassen,dass noch nicht allzuviele gebürtige Gladbacher bei einerWM ein Tor erzielt haben.

Marcell Jansen

Erinnerungen an 2O1O

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Sie sind Globetrotter, Idealisten und Botschafter mit Stollenschuhen. Projekte gibt es in Hon-duras und Namibia, in Laos und Südafrika, auf Sri Lanka, in Burkina Faso und an anderen Stel-len der Welt. Wer DFB-Auslandsexperte werden will, muss das Fernweh kennen, aber jedes Jahrim Dezember wächst bei Klaus Stärk, Christoph Rocholl und Michael Nees auch die Sehnsuchtnach Tannengrün und Lametta. Nach einem Weihnachtsfest mit der Familie. DFB.de-RedakteurThomas Hackbarth sprach mit den Entwicklungshelfern im Trainingsanzug über die wichtigeArbeit und Weihnachtsfeste bei Schwimmbadwetter.

Michael Nees wird das Weihnachtsfestim engsten Kreis der Familie seiner süd-afrikanischen Frau Sandy feiern. „Nur“

25 Gäste haben sich angekündigt. Gefeiertwird im Haus des DFB-Trainers, ein paar Mei-len außerhalb von Johannesburg. Lamm, Süß-kartoffeln, rote Beete und gekochter Kürbisstehen dann auf dem Tisch. Ende Dezember

Wie die DFB-Auslandsexperten die Weihnachtszeit erleben

Training unterm Tannenbaum

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ist südafrikanischer Hochsommer, und derDFB-Mann wird den Grill auf der Terrasse anfeu-ern können. „Unser Weihnachtsmann heißtFather Christmas, und gefeiert wird am 25. Dezember, aber ansonsten ist doch vie-les ähnlich wie in Deutschland. Alle Geschäfteund Straßen werden dekoriert sein, nur fälltbei 35 Grad Celsius sicher kein Schnee“, berich-

tet der 43-jährige Nees, der auch schon maldie Nationalmannschaft der Seychellen trai-nierte. Seit zwei Jahren leitet er nun die Trai-nerausbildung in Südafrika, sein VorgängerHorst Kriete hatte wichtige Grundlagengelegt.

2011 bietet Nees erstmals einen Level 3-Kursan, das entspricht der Ausbildung zum Fuß-ball-Lehrer in Köln. Die SAFA, der südafrika-nische Verband, hat die Mittel bewilligt. „Dannhaben wir eine umfassende Trainerausbildungaufgebaut. Ohne den DFB und die deutscheUnterstützung wäre Südafrika heute nicht soweit“, sagt Michael Nees.

Nees betreut eines von elf Langzeitprojek-ten, die der DFB in Zusammenarbeit mit demDeutschen Olympischen Sportbund und demAuswärtigen Amt weltweit betreibt. DenSport in Ländern der Dritten Welt zu fördern,hatte sich die deutsche Außenpolitik bereitsin den 60er-Jahren zur Aufgabe gemacht. Auchmit Mitteln der Entwicklungshilfe wurden seit-dem 1.300 Kurz- und Langzeitprojekte in mehrals 100 Ländern finanziert.

Cornelia Pieper setzt großes Vertrauen in dieDFB-Trainer. „Auslandsexperten und Trainersind auch Botschafter der BundesrepublikDeutschland“, sagt die Staatsministerin imAuswärtigen Amt. „Sie erreichen sogarmanchmal schneller und besser die Herzender Menschen und schaffen leichter Bindun-gen und Freundschaften zu Deutschland alsso mancher deutsche Diplomat.“

Weihnachten in Namibia? „Das ist laut, bunt,ausgelassen“, berichtet Klaus Stärk. „Die Leutehaben nur ein paar Dollar in der Tasche unddennoch geben sie den letzten Cent aus, umGeschenke zu kaufen.“ Ein DFB-Projekt hat-ten Stärk und seine Frau 2008 nach Nami-bias Hauptstadt Windhuk gebracht. Täglichführt ihn seine Fahrt auf die Arbeit nach Kape-tura, einem Elendsviertel der namibischenHauptstadt. Übersetzt heißt Kapetura „derOrt, an dem wir nicht leben möchten“, undgenau hier hat der Namibische Fußball-Ver-band bewusst seine Zentrale angesiedelt undeine moderne Fußballarena mit Kunstrasenbauen lassen. Um ein Zeichen zu setzen, umHoffnung zu spenden. Nicht nur zur Weih-nachtszeit.

„Weihnachten sind die Kirchen bis auf denletzten Platz gefüllt. Die Leute sind trotz gro-ßer Armut picobello angezogen“, berichtetKlaus Stärk. Die Mehrheit der 1,9 Millionen Ein-wohner sind christlichen Glaubens, auch indem westafrikanischen Land wird die Geburtvon Jesus Christus mit Inbrunst gefeiert.Christbaumkugeln am Baobab, dem afrika-nischen Affenbrotbaum.

Die Nationalmannschaft des westafrikanischenLandes stagniert, im September wurde derbelgische Trainer Tom Saintfiet entlassen. „Wirhaben seit eineinhalb Jahren nicht mehrgewonnen“, sagt er und man hört den Ärger.Namibia steht auf Rang 141 der FIFA-Welt-rangliste. An der Basis konnte der 56-jährigeSchwabe viel bewegen: „Als ich 2008 hierher-kam, gab es keine Trainerausbildung, keineJuniorenmannschaften, gar nichts“. Geld fehlt,Strukturen auch und selbst die Geografiebremst die Entwicklung. Zwei große Wüsten,im Westen die Namib und im Osten die Kala-hari, durchziehen ein Land mit einer extremniedrigen Bevölkerungsdichte. 2,3 Menschenleben hier auf einem Quadratkilometer, inDeutschland 229. Stärk stellt sich den Pro-blemen. Noch bis zum Sommer 2012 wird derehemalige VfB Stuttgart-Keeper in Namibiableiben, sein achtes Auslandsprojekt seit 2001.In seiner Jugend stand er bei den Stuttgar-tern unter Vertrag, aber an Stammkeeper Hel-mut Roleder gab es für ihn damals kein Vor-beikommen.

1989 besuchte Klaus Stärk gemeinsam mitFelix Magath, Ewald Lienen und Benno Möhl-

Christoph Rocholl ist einer von  30  DFB-Auslandsexperten, die rund um den

Globus  wertvolle Aufbauhilfeleisten.  Standort des 61-jährigen Sport-

dozenten ist das  mittelamerikanischeLand Honduras, wo er unter anderem die

Trainerausbildung leitet.

Mich hat sehr gefreut, zu hören, dassChris tian Träsch geheiratet hat. Auch dieErfahrungen in Südafrika waren beein-druckend. Der Spagat zwischen Arm undReich stimmt sehr nachdenklich. Das wird keiner von uns vergessen, der dort war.

Mario Gomez

Erinnerungen an 2O1O

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mann den Fußball-Lehrer-Lehrgang. Magatharbeitet heute in Gelsenkirchen, Lienen inBielefeld, Möhlmann seit kurzem in Ingolstadt.Klaus Stärk in Windhuk – er hat es also amweitesten gebracht. „Diese wechselnden Aufgaben sind wie eine Droge. Egal wo ich für den Deutschen Fußball-Bund eingesetztwurde, es war immer eine tolle Erfahrung.“Am liebsten würde er noch einmal ein Pro-jekt in Afghanistan leiten, obwohl in Kabuleine Rakete direkt an seinem Hotel vorbei-flog und nur wenige Häuserblocks entfernteinschlug.

Stille Nacht, friedliche Nacht – das ist auchin Honduras oft nur fromme Illusion. Chris -toph Rocholl lebt seit Ende Juli in dem mit-telamerikanischen Land und sagt: „Ich fühlemich nicht immer sicher.“ Drogenhandel, Bandenkriege und auch politische Unruhensind Narben, die das Leben im 8-Millionen-Einwohner-Land durchziehen. Täglich sicht-bar, täglich schmerzend. Auf einem der Trai-ningsplätze, die Rocholl in San Pedro Sula nutzt, starben bei einem Schusswechsel zwi-schen verfeindeten Banden im September dieses Jahres 14 Menschen.

Dennoch, der 61-jährige Sportdozent ist festentschlossen, sein zwei Jahre laufendes Pro-jekt durchzuziehen. Auch weil der Fußball Brücken schlagen kann. Cornelia Pieperspricht von einer „klaren Friedensbotschaft“und sieht den Fußball als „Mittel der Krisen-prävention und Völkerverständigung“. Rochollstimmt zu. Als Europäer hat er aber auchmanchmal Angst vor einer Entführung.

Im Sommer, als Honduras erst zum zweitenMal in seiner Geschichte wieder an einer WM-Finalrunde teilnahm, gehörte ChristophRocholl zum Betreuerstab der honduranischenNationalmannschaft. Dank seines Scoutingsschafften die „Los Catrachos“ im letzten Grup-penspiel ein torloses Unentschieden gegendie Schweiz. Für den Achtelfinal-Einzugreichte das Remis nicht, aber nun musste auch Ottmar Hitzfeld mit seinem Team abrei-sen. „Wir hätten gewinnen müssen“, sagt Rocholl und sieht noch heute die Bilder aus der 53. Spiel minute, als David Suazos Kopf-ball das Schweizer Tor so knapp verfehlte.„Die beste Tormöglichkeit überhaupt, und auch zum Spiel ende hatten wir ungeahnteKonterchancen.“

Danach hätte Rocholl Sportlicher Direktor deshonduranischen Verbandes werden können,doch passt das nicht in das Jobprofil eines DFB-Auslandsexperten, für die eine strikte Abgren-zung zwischen Breiten- und Spitzensport vor-geschrieben ist. Nachwuchsarbeit und Trainer -ausbildung sind die klassischen Tätigkeits-felder, nun auch wieder für Christoph Rocholl.Der Weihnachten auf den Putenbraten ver-zichten muss. In Honduras kommt Tamalesauf die Weihnachtstafel, ein mit Rindfleischgefüllter Maisfladen, mit Bananenblätternumhüllt. Na dann bitte, frohes Fest!

Für Klaus Stärk ist der Einsatz in Namibia bereits das achte Auslands-Projekt seit 2001. 

Mein schönstes Erlebnis war ganz klardie WM in Südafrika. Sie war einfachtraumhaft. Besonders das Spiel gegenArgentinien, in dem ich mein längst überfälliges erstes Länderspieltor erzielt habe.

Arne Friedrich

Erinnerungen an 2O1O

H I N T E R G R U N D - T H E M A

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20 Jahre danach: Wie hat sich die deutsche Fußball-Einheit ausgewirkt

Reise durch den Osten

Die Reise führt zunächst nach Thüringen,eine gute Autostunde von Leipzig ent-fernt. In der DDR war der Freistaat 1952

im Zuge der Gebietsreform aufgeteilt und indie Bezirke Erfurt, Gera und Suhl gegliedertworden. Trotzdem fühlten sich die Thüringerauch weiterhin eng verbunden. 1980 jubel-ten nicht nur die Fußballfans, mit Carl ZeissJena und Rot-Weiß Erfurt standen erstmalsgleich zwei ihrer Vereine im DDR-Pokalfinale.Jena gewann nach Verlängerung und trat unterTrainer Hans Meyer daraufhin zu einem Sie-geszug auf europäischer Ebene an, der bis

ins Europapokal-Finale nach Düsseldorf füh-ren sollte. Heute spielen die beiden Thürin-ger Erzrivalen in der 3. Liga. Jena hofft aufden Klassenerhalt und Erfurt liebäugelt mitden Aufstiegsplätzen.

Angekommen in der Landeshauptstadt Erfurtführt der Weg direkt zum „Haus des Thürin-ger Sports“. Beim Gang über die schmuckeFreitreppe eröffnet sich ein überragender Blickauf das Steigerwaldstadion. Gleich dahinterliegt die Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle.Der Neuschnee verleiht dem Sportkomplex

eine sanfte Note. Im Süden thront die Thü-ringenhalle majestätisch über dem Gelände.Gleich daneben befindet sich das „Haus desSports“, im Erdgeschoss ist die Geschäfts-stelle des Thüringer Fußball-Verbandes. Vorder Pförtner-Loge liegt ein Buch aus, jederGast trägt sich ein. Bis zum Mauerfall wurdein diesem Gebäude mit Besuchern ganz andersverfahren. Zu DDR-Zeiten war hier das Volks-polizeikreisamt untergebracht.

Rainer Milkoreit begrüßt einen freundlich. Seitkurzem steht der DFB-Vizepräsident und Prä-sident des Thüringer Verbandes auch demRegionalverband NOFV als Nachfolger von Dr. Hans-Georg Moldenhauer vor. Keine leichteAufgabe, im Moment spielt die Bundesliga ohneeinen einzigen Ostverein. Dazu die schwie-rige wirtschaftliche Situation. Trotzdem lässtsich Milkoreit seinen Optimismus nicht neh-men. Schließlich galt es, in den vergangenen20 Jahren ganz andere Hürden zu meistern.„Wie geht das bloß weiter?“ lautete damalsdie Kardinalfrage. Dem Ostfußball waren mit

Es war ein emotionales Ereignis: Mit einem „Spiel der Legenden“ und einem Festakt wurde am20./21. November in Leipzig 20 Jahre deutsche Fußball-Einheit gefeiert. UEFA-Präsident MichelPlatini hielt eine Festrede, Dr. Hans-Georg Moldenhauer, letzter DFV-Präsident und erster Prä-sident des NOFV, wurde für sein herausragendes Engagement geehrt. Ein Anlass, um genauerhinzuschauen: Wie ist dort heute die Situation an der Basis? Der Journalist Uwe Karte hat sichauf eine Rundreise durch den Fußball-Osten begeben und festgestellt, dass bei all den real exis tierenden sportlichen und wirtschaftlichen Sorgen von Verbänden und Vereinen abseits dergroßen Öffentlichkeit auch sehr viel Positives entstanden ist.

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der Auflösung des Deutschen Turn- und Sport-bundes (DTSB) und der Schließung vielerBetriebe quasi über Nacht seine finanziellenSäulen weggebrochen. In Thüringen wussteman zunächst auch keine Antwort, doch dieFußball-Verantwortlichen in Erfurt, Gera undSuhl handelten einfach. Schon am 1. März 1990konstituierte sich ein provisorischer Lan-desverband, obwohl es den Freistaat Thürin-gen politisch erst im Oktober des Einheits-jahres geben sollte.

Joachim Zeng kann sich noch sehr gut andiese Zeit erinnern. Der Leiter der Pass-Stelleim Thüringer Verband war 1988 zum damali-gen Bezirksfachausschuss (BFA) Erfurt gekom-men und hatte gelernt, wie der Spielbetriebunter den nicht einfachen DDR-Bedingungenfunktionierte. Kommuniziert wurde fast aus-schließlich über den Postweg. Das nur dürf-tig ausgebaute Telefonnetz war für jede Ergeb-nismeldung ein Wagnis. Da wurde auch schonmal ein Pass abends in der Kneipe abge-stempelt. Schließlich war dieses Genehmi-gungsverfahren im Osten dezentralisiert, jedeSpielklasse hatte ihren Staffelleiter. MitUnterstützung der hessischen Verbandskol-

legen gehörte das bald der Vergangenheitan. In einem Kraftakt wurden im Herbst 1990die Spielerpässe von zigtausend ThüringerFußballern computererfasst.

Im Rahmen der Patenschaft Hessen-Thürin-gen bekamen die Ost-Macher moderne Büro-technik, unter anderem einen modernen Pass-Drucker, zur Verfügung gestellt. „Der funktio -niert heute noch“, erklärt Joachim Zeng undzeigt auf das Gerät mit dem „Ein Herz für Kin-der“-Aufkleber. Daneben steht ein Fax. Vor 20Jahren noch undenkbar, da man sich einenTelefonanschluss mit einem anderen Verband„teilen“ musste. Sprach ein Mitarbeiter desLandessportbundes, hatten die FußballerSendepause. Heute können Rainer Milkoreitund seine Mitstreiter darüber lachen. Längstsind die knapp 100.000 Thüringer Mitgliederin den etwa 3.500 Mannschaften in den nungesamtdeutschen Spielbetrieb integriert.

Die nächste Station der Ost-Tour ist die Lau-sitzer Sportschule in Cottbus. Große Fenster,freundliche Klassenzimmer, modern ausge-stattete Fachräume – sehr gute Arbeits- undLernbedingungen. Marion Schulze liefert die

nötigen Erklärungen, sie erzählt mit „Herzund Schnauze“. Die Sozialpädagogin hatte 1975als Schülerin die Eröffnung der einstigen Kin-der- und Jugendsportschule (KJS) miterlebt.Als Kugelstoßerin wollte sie zu Olympia, wieso viele der jungen Leichtathleten, Radsportler,Turner oder Boxer. Fußballer gehörten nichtdazu, die BSG Energie Cottbus war im DDR-Fußball keine große Nummer. Die jungenTalente wohnten fast ausnahmslos im Inter-nat, ihr Tagesablauf bestimmt durch Training

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Ich habe durch meine Verletzung denHöhepunkt des Sportjahres verpasst.Wenn man dem überhaupt etwas Gutesabgewinnen kann, dann ist es wohl dieTatsache, dass ich stattdessen im Urlaubauf den Malediven das erste Mal seit langer Zeit wieder richtig aus-spannen und zur Ruhe kommen konnte.

René Adler

Erinnerungen an 2O1O

Gruppenbild vor dem Spiel „Wir gegen uns“. Glänzend aufgelegte Altstars feierten am 20. November mit 15.400 Zuschauern in der Leipzi-ger WM-Arena eine stimmungsvolle Party zum 20. Jahrestag der deutschen Fußball-Einheit. Im „Legendenspiel“ verlor das Weltmeister-team von 1990 gegen eine Auswahl ehemaliger DDR-Idole mit 1:2. Stars wie Jürgen Klinsmann, Lothar Matthäus, Ulf Kirsten und AndreasThom weckten dabei viele schöne Erinnerungen an alte Zeiten.

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und Schule, gerahmt durch feste Regeln undRegularien. Die Vorbilder stammten aus deneigenen Reihen. Hochspringerin RosemarieAckermann bezwang 1977 in West-Berlin alserste Frau der Welt die Zwei-Meter-Marke, 1979kamen gleich fünf Radsport-Weltmeister ausCottbus. Für Marion Schulze platzte der Traumbei einem Versuch im Kugelstoßring. Sie ver-drehte sich das Knie, das Ende ihrer Sport-Karriere.

Landestrainer Jens Melzig hatte die Sport-schule vor der Wende nie von innen gesehen.Er spielte Handball, boxte und versuchte sichim Basketball, doch seine Leidenschaft warund ist der Fußball. Irgendwann wurde derMittelstürmer von Fortschritt Cottbus doch

noch entdeckt und landete kurz vor der Wendeim Oberliga-Team von Energie. Einen Namenmachte er sich im Frühjahr 1991 in Dresden,als er seine Cottbusser im Spiel bei Dynamoin Führung brachte. Erst in der Nachspielzeitrettete Ralf Minge mit seinem Ausgleichstrefferdie Bundesliga-Hoffnungen der Sachsen. DreiMonate später spielte „Eisenfuß“ Melzig inder nun gesamtdeutschen Liga für DynamoDresden, später für Bayer Leverkusen. Heuteist er Landestrainer im Brandenburger Fuß-ballverband und Assistenztrainer im deutschen„U 19“-Team, sein Chef dort ist Ralf Minge.

Als Marion Schulze 1995 an ihre alte Schulezurückkehrte, hatte sich vieles verändert. Nunwurden auch Fußballer aufgenommen, die

ersten Absolventen sind längst im ganzen Landverstreut. 1996 erhielt die Einrichtung den Titel„Eliteschule des Sports“. Zehn Jahre späterfolgte der nächste Ritterschlag: „Eliteschuledes Fußballs“, als erste Schule in Deutsch-land überhaupt. Auch oder gerade eine Kon-sequenz aus der Entwicklung beim nunmeh-rigen FC Energie zum Vorzeigeklub im Osten,der Dreiklang zwischen Sportschule, Lan-desfußballverband und Verein stimmt. Um dieJahrtausendwende wurde die Sportschulemodernisiert und erweitert. Zuvor war schondas Internat einer Verjüngungskur unterzo-gen worden. Aufbau Ost, für jeden sichtbar.

Waren an der Müritz ist ein schönes Fleck-chen Erde in Mecklenburg-Vorpommern mit

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Ich habe im März 2010 gegen Argenti-nien mein erstes Länderspiel gemacht.Darauf arbeitet man lange Jahre hin, dasist eine Bestätigung der Leistungen inder Bundesliga. Von da an war ich immer dabei.

Toni Kroos

Erinnerungen an 2O1O

Im Erdgeschoss des „Hauses des ThüringerSports“ in Erfurt befindet sich dieGeschäftsstelle des Fußball-Verbandes.

Die damalige Kinder- und Jugendsport-schule in Cottbus ist heute die LausitzerSportschule mit hervorragenden Arbeits-und Lernbedingungen.

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Tolles Zusammenspiel!Ein starkes Team: REWE ist offizieller

Ernährungspartner des DFB.

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schmucken Häusern und idyllischer Natur anDeutschlands größtem Binnensee. Auch imFußball ist der Ort schon lange eine guteAdresse, vor allem für junge Ballkünstler. KurtNiemann hat viele von ihnen kommen undgehen sehen. Der rüstige Rentner und lang-jährige Fußballfunktionär kann sich noch gutan die einstige DFV-Spartakiade erinnern. Endeder 70er-Jahre war ihm beim Turnier der bestenNachwuchsfußballer des Landes ein unge-stümer Rotschopf aus Dresden aufgefallen,sein Name Matthias Sammer. Vor wenigenWochen kehrte er als DFB-Sportdirektor nachWaren zurück, hielt einen Vortrag vor 50 ehe-maligen Trainern. Zum Programm gehörte auchein Besuch des Müritz-Stadions. Rund 400 Fuß-ballerinnen und Fußballer in 20 Mannschaf-ten, von den „Bambinis“ über vier Mädchen-beziehungsweise Frauenteams bis hin zumAlt-Herren-Team, stehen im Trainings- undSpielbetrieb.

Beim SV Waren 09 sind nicht alle, aber einigeTräume in Erfüllung gegangen. 1993 hatte sichder Verein für den Bau einer Landesfußball-schule in Mecklenburg-Vorpommern bewor-ben, da war Kurt Niemann gerade als Ver-einsvorsitzender ausgeschieden. Doch dasbenachbarte Parchim machte das Rennen.Geduld war gefragt, neue Ideen entfachten

in Waren neuen Mut. Sieben Jahre späterkonnte das jetzige Funktionsgebäude mitmodernen Sanitäreinrichtungen und Umklei-dekabinen eingeweiht werden. Eine Investi-tionssumme von rund 650.000 Euro musstegemeinsam mit der Stadt geschultert wer-den. Nicht zufällig wurde noch im gleichenJahr die erste Frauenmannschaft gebildet.Ende 2001 kam ein Kunstrasenplatz hinzu undab 2002 begann der Umbau des alten Stadi-ons zum Schmuckkästchen. Die jüngsten DFB-Junioren konnten sich im November 2009, demJahr des 100-jährigen Bestehens des SV Müritz,davon überzeugen. Das Team von DFB-Trai-ner Frank Engel bezwang vor 1.000 Zuschau-ern im Müritz-Stadion Estland mit 6:2.

Die nächste Station der Ost-Tour liegt im nord-östlichen Zipfel von Sachsen-Anhalt, keinebesonders verwöhnte Region. Doch in Pies -teritz, einem Ortsteil von der Lutherstadt Wit-tenberg, ist statistisch gesehen jeder zwölfteEinwohner Mitglied beim FC Grün-Weiß. Dar-auf ist Präsident Ingo Mattheuer stolz. SeinGroßvater gehörte vor mehr als 90 Jahrenzu den Mitgründern des Vereins, war dessenerster Vorstand. Zu DDR-Zeiten bezogen dieBezirksliga-Fußballer der damaligen BSGChemie ihre finanzielle Unterstützung vomGummiwerk Elbe. Gummistiefel waren der Ren-

ner der sozialistischen Produktionsstätte. IngoMattheuer spielte selbst im grün-weißen Tri-kot, bis eine Verletzung seine aktive Laufbahnstoppte. Als Nachwuchstrainer vermittelte erbis zur Wende im Trainingszentrum sein Wis-sen. Dann fiel die Mauer und auch in Pieste-ritz begann eine neue Zeit.

Irgendwann wurde Ingo Mattheuer gefragt,ob er nicht als Manager für den angeschla-genen Verein tätig sein wolle. Die finanziel-len Zuwendungen aus dem Gummiwerk gabes nicht mehr, Mattheuer reizte die Aufgabe.Er wurde Manager und erster Sponsor. Heute

In Schweden durfte ich mein erstes A-Länderspiel bestreiten. Bei der Nati-onalhymne bekam ich eine Gänsehaut.Diese Momente werde ich ganz sicher niemals vergessen.

Marcel Schmelzer

Erinnerungen an 2O1O

Das alte Stadion des SV Waren 09 ist nach umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen ein kleines Schmuckstück.

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hat der FC Grün-Weiß Piesteritz einen stabi-len Sponsorenpool, spielt seit 15 Jahren inder Verbandliga und ist als einziger Vereinin dieser Zeit nie abgestiegen. In der erstenMannschaft jagen Studenten, Handwerker,Autoverkäufer und ein 39-jähriger Brasilia-ner gemeinsam dem Ball nach. Das Zusam-mengehörigkeitsgefühl ist die große Stärkeder Grün-Weißen. Präsident Mattheuer locktnicht mit Geld, dafür in loser Folge mit tollenGegnern. Unvergessen das 3:3-Unentschie-den vor nunmehr zwölf Jahren gegen Borus-sia Mönchengladbach. Irgendwann waren dieBayern da, vor einem Jahr der VfL Wolfsburgund in diesem Sommer Schalke 04. „Bei unskann sich jeder Fußballer den Traum erfül-len, einmal gegen die ganz Großen auf demPlatz zu stehen“, beschreibt der Präsidentdie Philosophie.

Neulich war die „Grün-Weiß-Nacht“, der all-jährliche Höhepunkt zum Jahreswechsel. Einbunter Abend mit vielen Überraschungen und

einem Stargast, der bis zu seinem Eintreffenstets geheim bleibt. Mattheuer machts mög-lich, lotste Bremens Manager Klaus Allofs andie Elbe, 450 Gäste waren hellauf begeistert.„Es ist doch sonst nichts los in Piesteritz“,erklärt Mattheuer den großen Zuspruch undspricht viel lieber über den Alltag im Verein.Über das Stützpunkttraining zum Beispiel, dasden kleinen Steppkes ein- bis zweimal proWoche angeboten wird. Viele kommen aus klei-neren Gemeinschaften aus dem Umland, wer-den kostenlos hin- und hergefahren. ZumSchluss die Gretchenfrage an den Präsiden-ten: „Warum machen Sie das alles?“ Ingo Mattheuer ist zum ersten Mal sprachlos.

Zum Abschluss unserer Reise sind wir wie-der in Leipzig. Im Tagungsraum der Sport-schule Egidius Braun sitzen mehr als 50 Nach-wuchsfußballer. Der eine oder andere hat einenbangen Blick. Vor ihnen liegt die Einstel-lungsprüfung für das Sportgymnasium. Allehaben das gleiche Ziel, wollen Profi-Fußbal-

Ein Vorzeigeobjekt ist dieAnlage des Verbands-ligisten FC Grün-Weiß

Piesteritz.

Ich habe mit dem FC Chelsea das englische Double gewonnen. Das war einfach großartig.

Michael Ballack

Erinnerungen an 2O1O

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ler werden. Technik, Taktik, Kondition – dieFähigkeiten der Zwölfjährigen sind am Endeder drei Tage von den Landestrainern des säch-sischen Verbandes genauestens unter die Lupegenommen und exakt protokolliert worden.

Kurz nach der Wende stand die Zukunft derSportschule, die in den 70er- und 80er-Jah-ren vorrangig von der DDR-Fußball-Auswahl-mannschaft genutzt wurde, auf der Kippe. Dankdes Engagements des Deutschen Fußball-Bun-des mit Egidius Braun und Dr. Hans-Georg Moldenhauer an der Spitze blieb sie dem Sporterhalten und wurde aufwändig

saniert und modernisiert. Heute beherbergtdie acht Hektar große Anlage das Sportho-tel, die größte Kunstrasenhalle Deutschlandsmit einer Größe von 90 mal 60 Metern, zweiRasenplätze, einen Kunstrasenplatz mit Flut-licht sowie einen Kraftraum, Tischtennis undandere Freizeitmöglichkeiten.

20 Jahre Fußball-Einheit – es ist einiges bewegtworden. Und viel Neues entstanden.

Die Sportschule Egidius Braun in Leipzig wurde nach der Wende aufwändig

saniert und modernisiert.

@ Weitere Infos zu 20 Jahre Fußball-Einheit:http://www.dfb.de/index.php?id=510190

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Frauen-WM 2011: Steffi Jones auf den ersten Etappen der „Welcome Tour“

Willkommen in aller WeltEs war der Auftakt einer Rundreise, die in 15 Länder und auf alle Kontinente führen wird: Steffi Jones hat ihre „Welcome Tour“ gestartet. Vor derFrauen-WM in Deutschland im kommenden Jahr wird sie jedes teilnehmende Land besuchen und für das Turnier werben. Ihre Botschaft: Deutsch-land freut sich darauf, Gastgeber zu sein. Und die ganze Welt ist herzlich eingeladen. Die ersten Stationen ihrer Reise waren Sydney und Auckland.Am Ende ihrer Tournee wird sie 120.000 Flugkilometer zurückgelegt haben. Jens Grittner, Pressechef im OK, hat die Präsidentin des WM-Organisa-tionskomitees begleitet und miterlebt, wie gut das Thema Frauenfußball ankommt.

Der 6. Dezember, 0:21 Uhr – mit fast vierStunden Verspätung hebt der Jumbo mitFlugnummer TG 923 in Frankfurt ab. Ziel:

Sydney in Australien mit Zwischenstopp inBangkok/Thailand. Fast 40 Grad Temperatur-Unterschied liegen zwischen dem winterlich-kalten Deutschland und dem heißen austra-lischen Hochsommer, zusätzlich zehn StundenZeit-Verschiebung. Insgesamt liegen rund120.000 Flug-Kilometer vor Steffi Jones undihrem kleinen Tross, der sie auf ihren Reisenbegleitet.

Reisen, die sie in die 15 für die Frauen-WMqualifizierten Länder auf allen Kontinentenführen werden. Reisen, bei denen sichDeutschland und der DFB nicht nur als guteGastgeber präsentieren möchten. „Wir haben

die einmalige Chance, die Frauen-WM 2011 alsMotor zu verstehen, durch den der Frauen-fußball weltweit seine Fahrt beschleunigenkann“, sagt Steffi Jones.

Die OK-Präsidentin sieht ihre „Welcome Tour“als eine Maßnahme, um weltweit die Bedeu-tung des Frauenfußballs zu stärken. Rücken-wind erhält sie dabei vor allem durch denFußball-Weltverband (FIFA) in Person seinesPräsidenten. Joseph S. Blatter hat bei dieserneuerlichen internationalen OK-Initiativeseine Unterstützung zugesagt. So hat auchTatjana Haenni, bei der FIFA verantwortlichfür alle Frauen-Wettbewerbe, die Reise vonZürich auf den fünften Kontinent angetreten.Sie führt jeweils im Vorfeld der abendlichen„Welcome“-Events einen Workshop durch.

Dabei sein sollen jeweils die zuständigen Frauenfußball-Repräsentanten vor Ort.

Am 8. Dezember um genau 19.06 Uhr Ortszeitist es so weit: Die Premieren-Veranstaltung der„Welcome Tour“ beginnt. 200 Tage vor demEröffnungsspiel der Frauen-WM 2011 am 26. Juniim Berliner Olympiastadion begrüßt SteffiJones im Westin Grand Hotel Sydney in per-fektem Englisch die rund 180 Gäste, darun-ter Australiens deutscher Männer-National -trainer Holger Osieck, Frauen-NationalcoachTom Sermanni, zahlreiche Medien vertretersowie zehn Matildas, wie die Nationalspiele-rinnen genannt werden. An sie richtet sichSteffi Jones besonders: „Wir freuen uns aufEuch und werden alles tun, um für Euch eine

Für mich war der schönste Momentdas Spiel um den dritten Platz bei derWM. Überhaupt war die Weltmeister-schaft ein Highlight. In der Partie gegen Uruguay durfte ich dann von Beginn an ran.

Dennis Aogo

Erinnerungen an 2O1O

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Wimpel für den„Kiwi“: Steffi Jones

trifft in AucklandWynton Rufer.

tolle Bühne zu bauen. Damit Ihr der Welt zei-gen könnt, wie großartig Frauenfußball ist.“

„Deutschland wird sich erneut als toller undoffener Gastgeber präsentieren. Die Matildaskönnen sich auf eine einzigartige Atmosphärein den Spielorten freuen. Dass bereits über400.000 Tickets verkauft wurden, ist ein Beweisdafür, dass die Frauen-WM 2011 zu einem abso-luten Highlight wird“, sagt Holger Osieck. Fürden WM-Teilnehmer Australien wird der deut-sche Fußball-Lehrer zudem von der OK-Prä-sidentin zum sogenannten „Super-Fan“ derFrauen-WM 2011 ernannt. „Natürlich nehmeich diese Botschafter-Rolle gerne an, hier inAustralien für die Frauen-WM in meinem Hei-matland zu werben. Vielleicht kann ich in die-ser Funktion ja sogar mal live bei einem WM-Spiel dabei sein“, ergänzt der langjäh-rige DFB-Trainer, der 1990 Teamchef Franz Beckenbauer beim WM-Titelgewinn als Assis -tent zur Seite stand.

Wie schon in Sydney steht auch die Veran-staltung in der neuseeländischen MetropoleAuckland nur zwei Tage später im Zeichender Gastfreundschaft und Vorfreude auf dieerste FIFA Frauen-WM in Deutschland. Dabeiwird Steve Sumner, Spielführer der National -mannschaft Neuseelands bei der WM 1982 undder erste WM-Torschütze in der GeschichteOzeaniens, von der OK-Präsidentin zum

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„Super-Fan“ und somit Botschafter für dieFIFA Frauen-WM 2011 in Neuseeland ernannt.„Die FIFA und das OK leisten durch diese außer-gewöhnliche Maßnahme einen entscheiden-den Beitrag zur Förderung des Frauenfußballsin unserem Land. Diese großartige Geste machteinfach Appetit auf die Frauen-WM 2011 inDeutschland“, sagt Frank van Hattum, der Prä-sident des Fußball-Verbandes von Neuseeland. Unmittelbar vor der launigen Abendveran-staltung trifft Steffi Jones Ozeaniens Fußball-Legende Wynton „Kiwi“ Rufer in der Fußball-Akademie des Ex-Bundesliga-Profis. „Deutsch -land ist meine zweite Heimat. Das Land hatschon 2006 der Welt gezeigt, dass neben einerperfekten, geräuschlosen Organisation vorallem die Gastfreundschaft zu den wichtigs -ten Eigenschaften der Deutschen zählt. Die

Frauen-WM 2011 wird dieses positive BildDeutschlands bestätigen, und ich freue michfür das Frauen-Team Neuseelands, dass eseine WM in Deutschland erleben darf“, sagteRufer, der 174 Bundesliga-Spiele für WerderBremen und 14 für den 1. FC Kaiserslautern inder 2. Bundesliga absolvierte.

„Wynton Rufer ist ein toller Botschafter fürden Fußball. Er lebt die Werte dieses von unsallen geliebten Sports. Und diese vermittelter auch jungen Menschen und Kindern, dienicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.Der gemeinsame Besuch einer Schule in einemsozial schwachen Bezirk vor den Toren Auck-lands und Wynton Rufers Wirken und Auftre-ten dort haben mich sehr beeindruckt“, sagtdie OK-Chefin, die ein positives Fazit von den

ersten Reisen nach Australien und Neusee-land zieht: „Wir sind überwältigt von der gro-ßen Wertschätzung, die uns in beiden Ländernentgegengebracht wurde. Allein die Tatsache,dass die komplette Spitze des Neuseeländi-schen Fußball-Verbandes sowie 20 National-spielerinnen unserer Einladung nach Aucklandgefolgt sind, spricht für die internationaleBedeutung der Frauen-WM. Die hohen Erwar-tungen an Deutschland als WM-Gastgeber sindAnsporn für uns, auf der Zielgeraden unsereAnstrengungen weiter zu intensivieren.“

Die zweite Etappe der „Welcome Tour“ wirdSteffi Jones auf den afrikanischen Kontinentführen. In Abuja, der Hauptstadt Nigerias, wirdsie am 19. Januar 2011 ihre internationale Kam-pagne für die Frauen-WM 2011 fortsetzen. Eswird die dritte Station einer außergewöhnli-chen Weltreise sein, eine Tournee für Deutsch-land als WM-Gastgeber. Und eine Mission fürden globalen Frauenfußball.

Der schönste Moment des Jahres waraus sportlicher Sicht das 4:0 gegen Argen-tinien bei der Weltmeisterschaft in Süd-afrika. Wir haben  einfach richtig starkgespielt und wohl eines unserer stärkstenSpiele in den letzten Jahren gemacht.

Piotr Trochowski

Erinnerungen an 2O1O

@ Weitere Infos zur Frauen-WM 2011:http://www.dfb.de/index.php?id=36

Erstes Etappenziel der „Welcome Tour“: Steffi Jones vor dem Opernhaus, dem Wahrzeichen der australischen Millionen-Metropole Sydney.

„Welcome“-Event in Sydney: OK-Pressechef Jens Grittner (links) im Gespräch mit „Super-Fan“ Holger Osieck und Steffi Jones.

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Es hätte schlimmer kommen können. Ichkann damit gut leben“, sagte DFB-Trai-nerin Silvia Neid. Deutschland gegen

Kanada, damit geht´s los am 26. Juni 2011 beimEröffnungsspiel im Berliner Olympiastadion.Der amtierende Welt- und Europameister gegenden aktuellen Nordamerika-Champion, der alleseine Qualifikations spiele souverän und ohne

Gegentor gewonnen hat. Die Weichen sindgestellt, um gleich beim ersten Spiel vor

erhofften 75.000 Besuchern im Olym-piastadion mit einem neuen Euro -parekord für Frauenfußball-Spieleeinen denkwürdigen Turnierstart zu

feiern.

Deutschland ge gen Kanada – erst vor eini-gen Wochen im Sep-

tember – gelangdem Team des

WM-Gastgebersbeim Testspielin Dresden eindeutliches 5:0

gegen die Kana-dierinnen. Für die WM-Ouvertüre in derHauptstadt will Silvia Neid dieses Ergeb-nis aber ebenso wenig als Maßstab gel-ten lassen wie den jüngsten 8:0-Sieg überAfrika-Meister Nigeria, der am 30. Juni2011 in Frankfurt am Main der zweiteGruppengegner sein wird. Dennochdürfte Frankreich, auch ohne interna-tionalen Titel, am 5. Juli in Mönchen-gladbach der stärkste deutsche Vor-rundengegner sein. Aber auch in diesemFall hatte das Duo Adriana Karem-beu/Günter Netzer eigentlich ein glück-liches Händchen, es hätten auch die starkeingeschätzten Teams aus Norwegen undSchweden sein können.

Auch wenn es nicht leicht wird: Die Glücksgöt-tin Fortuna scheint dem Titelverteidiger auf dem Weg begleiten zu wollen. Zunächst einmalgeht es um den Gruppensieg und damit umden Viertelfinaleinzug nach Wolfsburg, wo dieFreude am Abend der Auslosung ohnehin sehrgroß war. Kein Zweifel, die Stadt zog bei derLotterie in Frankfurt das ganz große Los. Dennbevor Deutschland dort spielen möchte, tre-ten hier mit Brasilien und den USA die beidenanderen Topfavoriten zu hochkarätigen Begeg-nungen mit Norwegen und Schweden an.

Das Weltfestival des Frauenfußballs als Treffender Stars und Toptalente – vor allem in Wolfs-burg, aber auch in den anderen acht Arenenpräsentiert die WM schon in der Vorrunde ihreVisitenkarte. Weltstars wie Marta und Cristianeaus Brasilien, Abby Wambach aus den USA,Camille Abily aus Frankreich oder NordkoreasJo Yun-Mi, die beste Spielerin bei der Asien-Meisterschaft, Kelly Smith (England) und dieJapanerin Mana Iwabuchi werden das Turnierzusammen mit den deutschen Frauen bereitsin der Gruppenphase prägen. Ehe es in den K.-o.-Runden dann um alles oder nichts geht. Gut,wenn auch dann Fortuna immer noch mitspielt.

FIFA Frauen-WM 2011 startet mit hochkarätigen Spielen

Richtig was los!Günter Netzer und Adriana Karembeu spielten „Glücksfee“ am 29. November 2010 in Frankfurtam Main bei der Endrundenauslosung zur FIFA Frauen-WM 2011. Während draußen der Schneefiel, rührten und zogen sie im Kongresszentrum der Messe Frankfurt die Kugeln der 16 Teil-nehmer und verteilten sie auf die vier Vorrundengruppen. Los geht’s: Die deutschen Frauentreffen auf Kanada, Nigeria und Frankreich. Und Wolfsburg gehört schon vor dem Turnier-Anpfiffzu den großen Gewinnern. Warum das so ist, erklärt DFB-Redakteur Wolfgang Tobien.

Topmodel Adriana Karembeuals „Glücksfee“ bei der Endrundenauslosung.

Zu hören, dass man Vater wird, ist einunglaublich schönes Gefühl. Das erlebtman nun wirklich nicht jeden Tag. Im Aprilwerden meine Freundin und ich Eltern. Wir freuen uns sehr darauf.

Per Mertesacker

Erinnerungen an 2O1O

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Gemeinsam gewinnen

Die Bundesliga begeistert und verbindet die Menschen. Gesellschaftliche

Verantwortung übernehmen, Veränderungen erzielen, Werte vermitteln – das

sind die Ziele der Bundesliga-Stiftung. Mit Hilfe der Kraft des Profifußballs

wollen wir einen Beitrag im Sinne der Gesellschaft leisten. Unterstützen Sie

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76 | DFB-Journal 4/2010

Spielplan der FIFA Frauen-WM 2011 in Deutschland

16 Mannschaften,32 Spiele – ein Ziel

Gruppe ADeutschland

Kanada

Nigeria

Frankreich

Gruppe BJapan

Neuseeland

Mexiko

England

Gruppe CUSA

Nordkorea

Kolumbien

Schweden

Gruppe DBrasilien

Australien

Norwegen

Äquatorialguinea

26.06.2011 15.00 Uhr Sinsheim Nigeria – Frankreich

26.06.2011 18.00 Uhr Berlin Deutschland – Kanada

30.06.2011 18.00 Uhr Bochum Kanada – Frankreich

30.06.2011 20.45 Uhr Frankfurt am Main Deutschland – Nigeria

05.07.2011 20.45 Uhr Mönchengladbach Frankreich – Deutschland

05.07.2011 20.45 Uhr Dresden Kanada – Nigeria

27.06.2011 15.00 Uhr Bochum Japan – Neuseeland

27.06.2011 18.00 Uhr Wolfsburg Mexiko – England

01.07.2011 15.00 Uhr Leverkusen Japan – Mexiko

01.07.2011 18.15 Uhr Dresden Neuseeland – England

05.07.2011 18.15 Uhr Augsburg England – Japan

05.07.2011 18.15 Uhr Sinsheim Neuseeland – Mexiko

28.06.2011 15.00 Uhr Leverkusen Kolumbien – Schweden

28.06.2011 18.15 Uhr Dresden USA – Nordkorea

02.07.2011 14.00 Uhr Augsburg Nordkorea – Schweden

02.07.2011 18.00 Uhr Sinsheim USA – Kolumbien

06.07.2011 20.45 Uhr Wolfsburg Schweden – USA

06.07.2011 20.45 Uhr Bochum Nordkorea – Kolumbien

29.06.2011 15.00 Uhr Augsburg Norwegen – Äquatorialguinea

29.06.2011 18.15 Uhr Mönchengladbach Brasilien – Australien

03.07.2011 14.00 Uhr Bochum Australien – Äquatorialguinea

03.07.2011 18.15 Uhr Wolfsburg Brasilien – Norwegen

06.07.2011 18.00 Uhr Frankfurt am Main Äquatorialguinea – Brasilien

06.07.2011 18.00 Uhr Leverkusen Australien – Norwegen

BayArena Leverkusen. Stadion im BORUSSIA-PARK Mönchengladbach. Rhein-Neckar-Arena Sinsheim.

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| 77DFB-Journal 4/2010

Das Finale findet in derCommerzbank-Arena in

Frankfurt am Main statt.

Olympiastadion Berlin.

impuls arena Augsburg. rewirpowerSTADION Bochum. Rudolf-Harbig-Stadion Dresden.

Volkswagen Arena Wolfsburg.

Viertelfinale09.07.2011 18.00 Uhr (26) Leverkusen 1. Gruppe B – 2. Gruppe A

09.07.2011 20.45 Uhr (25) Wolfsburg 1. Gruppe A – 2. Gruppe B

10.07.2011 13.00 Uhr (27) Augsburg 1. Gruppe C – 2. Gruppe D

10.07.2011 17.30 Uhr (28) Dresden 1. Gruppe D – 2. Gruppe C

Halbfinale13.07.2011 18.00 Uhr (30) Mönchengladbach Sieger 26 – Sieger 28

13.07.2011 20.45 Uhr (29) Frankfurt am Main Sieger 25 – Sieger 27

Spiel um Platz drei16.07.2011 17.30 Uhr (31) Sinsheim Verlierer 29 – Verlierer 30

Finale17.07.2011 20.45 Uhr (32) Frankfurt am Main Sieger 29 – Sieger 30

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Risikobereitschaft, Vision, Überzeugungs -kraft, auch Idealismus –es brauchte schonden Einsatz aller Beteiligten, um die CO2-

neutrale Beheizung und Kühlung des neuenAugsburger Stadions praktisch in letzterMinute noch zu ermöglichen. Michael Ströll erin -nert sich: „Das Betonfundament war schongegossen, unser Energiesystem eigentlich bereitsverabschiedet. Zwei Gaskessel sollten das Sta-dion beheizen. Da kam ein neuer Plan auf.“

Ströll leitet für den FC Augsburg den Stadi-onbetrieb. Das Rosenaustadion war in die Jahregekommen, seit 1951 hatte der Klub hier seineHeimspiele bestritten. Im Frühjahr 2008 prä-sentierten die Lechwerke und die StadtwerkeAugsburg ihre Vision für die neue Arena. MitWärmepumpen wollte man kühlen und hei-zen – eine bis dahin im Stadionbetrieb völligunbekannte Technik. Doch dafür brauchte esWasser. Sehr, sehr viel Wasser.

Arno Pöhlmann sagt: „Es gab damals vieleZweifler, also haben wir erstmal auf eigeneKosten gebohrt.“ Unter dem Stadion gäbe eskein Grundwasser, hieß es. 200.000 Liter Was-ser pro Stunde verarbeiten die beiden Pum-pen bei vollem Betrieb. Der Diplom-Ingenieurist Mitarbeiter der Lechwerke. 50.000 Eurokostete damals die Probebohrung, man gingin Vorkasse. „Wir mussten ja wissen, ob derGrundwasserfluss mächtig genug ist.“

Die Investition hatte sich bezahlt gemacht,als man nach sechs Tagen und bei einer Tiefevon 10,50 Metern auf Grundwasser gestoßenwar. Diese grundwasserführende Schichtreichte bis auf eine Tiefe von 40 Metern. DerDurchbruch war geschafft. Der Klub und dieStadt stimmten dem bahnbrechenden Vor-

haben zu, das neue Stadion mit hydrother-maler Geothermie zu heizen und zu kühlen.Der FC Augsburg baute eine der energetischgesehen modernsten Arenen der Welt. In Bay-erns drittgrößter Stadt entstand das erste imBetrieb CO2-neutrale Stadion der Welt.

Das Doppelherz im Energiesystem der WM-Arena bilden zwei Großwärmepumpen mitjeweils 640 Kilowatt Heizleistung. Zwei west-lich des Stadions gegrabene Brunnen lieferndie Wassermassen. Umwälzpumpen jagenmaximal 200.000 Liter Wasser pro Stundedurch zwei Plattenwärmetauscherund pumpen es anschlie-ßend um ein

paar Grad kälter inden Grundwasserstromzurück. Das energetische „Wun-der“ geschieht in den Wärme pumpen.Ganz simpel formuliert wird dem acht biszwölf Grad warmen Grundwasser Energie ent-zogen, damit ein Kältemittel zum Verdamp-fen gebracht, das entstandene Gas in einemmit Strom aus Wasserkraft betriebenen Kom-pressor verdichtet und dadurch weiter erhitzt.

Durch die so erzeugte Wärme können 12.000Liter Wasser in einem Heizungs speicher aufbis zu 60 Grad erhitzt werden. Das reicht fürdie Beheizung aller Räume und für die Auf-heizung eines Wasser-Glykol-Gemischs zumBetrieb der Rasenheizung. Auch bei minus 20 Grad Celsius kann theoretisch in Augsburgnoch gespielt werden.

Und in der Praxis? „Die ersten Monate warennicht einfach. Die Anlage ist schon gewöh-nungsbedürftig“, sagt Markus Gladys, der Tech-nische Leiter im Stadion. „Inzwischen läuftalles reibungslos. Wir arbeiten hier sehrumweltbewusst, von der Leitung bis zum Platz-wart.“ Nur falls in kurzer Zeit sehr viel Wärmegebraucht wird, kann es eng werden. „Wennder Trainer nach dem Auswärtssieg anruft,und ankündigt, dass ein paar Spieler noch indas beheizte Entmüdungsbecken wollen,

Die Frauen-WM soll nicht nur sportlich hoch-klassig, sondern auch klimafair werden. Wieso etwas funktionieren kann, zeigt der Spiel-ort Augsburg. Die Arena wird klimaneutralbeheizt und gekühlt – mit viel Wasser und moder-nen Wärmepumpen. Drei Gruppenspiele und einWM-Viertelfinale werden hier ausgetragen. EinSieger am Standort Augsburg steht schon vordem Anpfiff fest – die Umwelt. DFB.de-Redak-teur Thomas Hackbarth über ein innovatives,nachhaltig wirkendes Konzept.

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„Green Goal 2011“: Wohlfühl-Klima im neuen Augsburger Stadion

Grüne Welle

Ein Highlight war natürlich die WM in Süd-afrika mit den tollen Erfolgen über Eng -land und Argentinien. Neben dem Sport-lichen erinnere ich mich dabei besondersgerne an die gemütlichen Saunagänge imsüdafrikanischenTeamhotel zurück. Die waren immer sehr unterhaltsam.

Tim Wiese

Erinnerungen an 2O1O

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„Green Goal 2011“ Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 wirdklimafair. In Fortsetzung von „Green Goal2006“, dem Umwelt-Programm zur WM 2006,hat das Organisationskomitee gemeinsam mit dem Öko-Institut und gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)ein entsprechendes Umwelt-Konzept ent-wickelt. „Green Goal 2011“ bezieht sich auf die fünf Kernbereiche Umweltmanagement,Energie, Abfall, Catering und Mobilität. Beglei-tet wird „Green Goal 2011“ durch einen hoch-karätig besetzten Umweltbeirat, dem auchBundesumweltminister Dr. Norbert Röttgenangehört.

| 79DFB-Journal 4/2010

@ Weitere Infos zum Umweltschutz:http://www.dfb.de/index.php?id=508246

müssen wir unseren Bioerdgaskessel zuschal-ten.“ Das hierfür eingekaufte Bio-Erdgas giltals CO2-neutral.

Der gesamte VIP- und Logentrakt mit Umklei-dekabinen und Büros wird in den kalten Mona-ten über die wasserbetriebene Heizungsan-lage bedient. Im Sommer genügt dasGrundwasser zur Rasenberegnung und Küh-lung der Gebäude. Obwohl die Komfortan-sprüche der Fans deutlich gestiegen sind, konn-ten die Augsburger ganz auf eine Kälte -maschine verzichten. Dennoch lagen dieInstallationskosten höher als bei einer Ener-gielösung mit Erdgas oder Heizöl. Der FC Augs-

burg stimmte zu, auch weil man alles in allemzehn Prozent unter den herkömmlichen Kostenliegen will, die Investition mit eingerechnet.

Umweltschutz rechnet sich. Ökologie istlängst ökonomisch sinnvoll. Diese Überzeu-gung ist mittlerweile auch im organisiertenFußball mehrheitsfähig. Im Berliner Olym-piastadion wurde Europas größte Regen-wasserzisterne gebaut, auf den Stadiondä-chern etwa in Dortmund, Nürnberg undKaiserslautern wurden leistungsstarke Pho-tovoltaikanlagen installiert. Das Organisati-onskomitee der Frauen-WM 2011 hat dasUmweltmanagementsystem „Ökoprofit“ für

alle neun Stadien finanziert. Als ein Punkt desWM-Umweltprogramms „Green Goal 2011“ istdas WM-Kombiticket beschlossen, der neu-trale Mehrwegbecher noch in der Planung.

In Augsburg jedenfalls atmet die Umwelt auf.10.000 Liter Erdöl braucht es, um eine Rasen-heizung im Winter für einen Spieltag vorzu-bereiten. 30 Tonnen CO2 werden dabei in dieLuft gepustet. Der Betrieb der Rasenheizungfür einen Spieltag benötigt so viel Energie,wie acht neue Einfamilienhäuser im Jahr ver-brauchen. In Augsburg aber wird ohne Ölgeheizt. Dem Himmel bleibt dadurch Jahr fürJahr eine Belastung von mehr als 700 Ton-nen Kohlendioxyd erspart. Wohlfühl-Klima imWM-Spielort Augsburg. Und der Begriff GrüneWelle bekommt eine ganz neue Bedeutung.

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Der Wettergott scheint kein sonderlichgroßer „Tatort“-Fan zu sein. Es ist nass-kalt an diesem Dienstagvormittag in

Kuppenheim. So richtig hell will es einfachnicht werden, richtiges Herbstwetter eben.Ein riesiger Halogenstrahler taucht das Wör-telstadion in fernsehtaugliches Licht, mit-ten auf dem Spielfeld bewegt sich eine impo-sante TV-Kamera samt Kamerafrau aufSchienen hin und her. Ein nicht ganz all-tägliches Bild in der ansonsten eher beschau-lichen Gemeinde im Badischen. Nur wenigeSchaulustige verirren sich dennoch auf dasGelände. Was an der Absperrung liegen mag,aber eben auch am immer wieder einset-zenden Regen. Die Schauspieler sind an die-sem Tag nicht zu beneiden. Wer nicht geradeauf dem ziemlich aufgeweichten Rasen vorder Kamera stehen muss, verkriecht sich lie-ber schnell in das wohlig-warme Klubheim,verfolgt von dort bei einer Tasse Kaffee dasSchauspiel auf dem Feld.

„Und Ruhe, wir drehen“, schalt es bestimmenddurch das Stadion, „Kamera?“ „Läuft!“ „Ton?“„Bereit!“ „Klappe fünf, die erste… Und bitte.“Ganz langsam schreitet Dr. Theo Zwanzigerüber den Rasen, Steffi Jones und Célia Okoyinoda Mbabi dicht an seiner Seite. Das Trio wirktbestürzt, ihre Trauer ist nahezu greifbar. DieFrage, wie so etwas Schreckliches passierenkonnte, nach dem Warum steht ihnen förm-lich ins Gesicht geschrieben. Was ist passiert?

Die Auflösung wird an dieser Stelle natürlichnicht verraten. Wäre ja auch schlecht für die„Quote“ am 19. Juni. Schließlich sollen mög-lichst viele Tatort-Liebhaber einschalten,wenn Löw, Bierhoff & Co. in die Fußstapfendes ehemaligen Bundestrainers Berti Vogtstreten, der einst mit dem Kult-Satz „Gebt demKaninchen eine Möhre extra, es hat uns dasLeben gerettet“, Tatort-Geschichte schrieb.Jedoch zeigt die Tatsache, dass Zwanzigerzwar tieftraurig, aber lebendig auf dem Rasen

Tatort DFB: Welche Rolle spielen Zwanziger und Löw im „Mordfall Fadime“?

Fußballkrimi zur besten

Ein Fußballverein, ein Mord an einer hübschenNationalspielerin, ein schlimmer Verdacht. Undviele, viele Fragen: Hat das Motiv etwas mitder Herkunft des Opfers zu tun? Wer ist derTäter? Und welche Rolle spielt Dr. Theo Zwan-ziger in diesem Fall? Die Auflösung gibt es am19. Juni 2011 um 20.15 Uhr in der ARD. EineWoche vor Beginn der Frauen-WM ermitteln dieSWR-Kommissare Lena Odenthal und Mario Kop-per im „Tatort“ auf und neben dem Fußball-platz. Das Drehbuch für den Krimi ist ebensoeinzigartig wie die Besetzung. Neben Zwanzi-ger spielen Bundestrainer Joachim Löw, Natio-nalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, OK-Präsidentin Steffi Jones und NationalspielerinCélia Okoyino da Mbabi eine Gastrolle. DFB-Redakteur Stephan Brause hat bei den Dreh-arbeiten vorbeigeschaut. Und beschreibt,warum es bei diesem Tatort um viel mehr alsdie Einschaltquote geht.

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SendezeitKollegen für einen Tag: Ulrike Folkerts und Theo Zwanziger hattenbei den Dreharbeiten viel Spaß.

Hübsches Opfer: Diedeutsche Nationalspiele-

rin Fadime Gülüc wirdermordet aufgefunden.

Tätersuche: VerdächtigenLena Odenthal und Mario Kopper auch Steffi Jones,Célia Okoyino da Mbabi und Theo Zwanziger? Und welche Rolle spielt Vereinsmanager Klaus Meingast (ganz rechts)?

Ich freue mich, wenn ich, so oft wie esgeht, meinen Sohn Louis sehe und dieZeit mit ihm verbringe. Das ist immer wieder ein schönes Erlebnis.

Lukas Podolski

Erinnerungen an 2O1O

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steht, dass er zumindest seine selbsternannteLieblingsrolle nicht bekommen hat.

Vor einigen Monaten, bei einer Talkrunde inTrier, hatte der DFB-Präsident verraten, dasser unglaublich gerne mal eine „Tatort“-Lei-che spielen würde. Dieser Wunsch blieb ihmverwehrt, sonderlich verärgert ist der 65-Jäh-rige deshalb aber nicht. Ganz im Gegenteil.„Von den ,richtigen‘ Schauspielern habe ichheute erfahren, dass es das Schwierigste ist,eine Leiche zu spielen“, sagt Zwanziger. Des-halb sei er froh, nur sich selbst, also den DFB-Präsidenten, geben zu müssen „Das ist“, soZwanziger, „schwierig genug“.

Eigentlich ist es Zwanziger, Jones und Okoyinoda Mbabi gar nicht so recht, dass um ihrgemeinsames Schauspiel-Debüt so viel Auf-sehen gemacht wird. Schließlich soll die The-matik, mit der sich der „Tatort“ des SWR befasst,im Mittelpunkt des Interesses stehen. Diesekönnte, gemessen am Ausstrahlungstag eine

Woche vor Beginn der FIFA Frauenfußball-WM2011, kaum aktueller sein. In der Folge wird,auch das darf schon verraten werden, FadimeGülüc, eine deutsche Nationalspielerin mit tür-kischem Migrationshintergrund und guteFreundin von Célia Okoyino da Mbabi, ermor-det. Was folgt ist intensive Aufklärungsarbeitim privaten und fußballerischen Umfeld derErmordeten. Durchgeführt, na klar, von Zwan-zigers „Lieblings-Ermittlungsteam“ UlrikeFolkerts und Andreas Hoppe, alias Lena Oden-thal und Mario Kopper.

Alles dreht sich in den 90 Minuten um denFrauenfußball, Integration und Vorurteile. Diesegerade auch im Fußball wichtigen und aktu-ellen Themen einmal durch einen „Tatort“einem Millionenpublikum zu präsentieren, daswar Zwanzigers Intention, als er vor langerZeit Ulrike Folkerts bei einem Treffen spon-tan auf die Idee brachte, doch mal einen „Frauenfußball-Tatort“ zu drehen. „Es geht hierdarum, zu thematisieren, dass Mädchen mitMigrationshintergrund durch Fußball auch einStück Freiheit in ihrer Entwicklung erlangenkönnen, dass Barrieren aufgebrochen wer-den können. Gerade auch bei Eltern mit einemanderen Glauben und einer anderen Tradi-tion, deren Töchter Fußball spielen wollen“,erklärt Zwanziger.

Zudem ist der „Tatort“ eine Woche vor demEröffnungsspiel der Frauen-WM auch noch maleine richtig gute Werbung für den fußballeri-schen Höhepunkt im Sommer 2011. „Natürlichist das eine Win-Win-Situation. ProminenteGastrollen locken mehr Zuschauer an die Fern-

sehgeräte. Einige werden erst durch den Tat-ort auf die Frauen-Weltmeisterschaft auf-merksam“, glaubt Ulrike Folkerts. Die Schau-spielerin ist Mitglied der „Top-Elf für 2011“, einemZusammenschluss prominenter Frauen, die fürdie WM werben und das Turnier auch gesell-schaftspolitisch nutzen wollen.

Eine Aufgabe, die die fußballbegeisterte Tat-ort-Kommissarin mit Hingabe erfüllt. „Ich wäresicher auch eine gute Spielerin geworden, imrechten offensiven Mittelfeld. Aber in dem Dorf,in dem ich aufgewachsen bin, gab es nur Jun-gen-Mannschaften, in denen keine Mädchenmitspielen durften“, erinnert sich Folkerts. Einkleines bisschen dabei mitzuhelfen, dass sichdies ändert, dass alle Mädchen, die Fußballspielen wollen auch Fußball spielen können,das sei ein Ziel dieses besonderen „Tatorts“.Bei Andreas Hoppe, der bislang weder als MarioKopper noch privat großes Interesse am Frau-enfußball hatte, wurde dieses Ziel zumindestschon erreicht: „Ich bin zwar in meiner Mei-nung nicht total umgekehrt, aber auf jedenFall neugieriger. Deshalb werde ich mir sicherein paar Spiele bei der Frauen-WM anschauen.“

Der Außendreh mit der DFB-Delegation gehtallmählich zu Ende. Weitere Drehtage werdenfolgen. Beim Frauen-Länderspiel gegen Nige-ria in Leverkusen, aber auch in der DFB-Zen-trale in Frankfurt am Main. Was von all demdabei entstandenen Material schlussendlicham 19. Juni in Millionen deutschen Haushaltenzu sehen sein wird, steht noch nicht fest. EinigeMinuten, das ist jedoch klar, werden es schonsein. Schließlich haben sich Okoyino da Mbabi,Jones und Zwanziger bei ihrem Schauspiel-Debüt gut angestellt. Sagt zumindest UlrikeFolkerts: „Ich habe nur das Beste über ihre heu-tigen Darbietungen gehört.“ Spricht’s und kehrtauf den Fußballplatz zurück. Denn im Gegen-satz zu ihren Kollegen aus der Fußballbranchehat Lena Odenthal noch lange nicht Feierabend.Für sie geht der Dreh weiter. Eine Szene noch.Im Regen von Kuppenheim.

Berti Vogts und das Kaninchen: Der ehemalige Bundestrainer hatte 1999 im Tatort einen Kurzauftritt.

Die gesamte Rückrunde der vorigen Sai-son mit dem VfB Stuttgart war sehr schön.Nach der Vorrunde waren wir im Tabel-lenkeller und abgeschrieben, aber miteinem starken Endspurt haben wir uns noch für den europäischen Wett-bewerb qualifiziert.      

Serdar Tasci

Erinnerungen an 2O1O

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Astrid Höfte ist eine der talentiertestenLeichtathletinnen Deutsch lands im Behin-dertensport. Die Ausübung ihres Sports bedeutet für sie gleichermaßen Ausgleichund Erfüllung.Sie steht stellvertretend für alle, die mitgroßem Willen und vorbildlichem Einsatz tagtäglich ihre Behinderung meistern. Unddamit vielen Menschen Hoffnung und Lebens freude geben.Das ist einer der Gründe, warum Bayerden Behindertensport för dert. Mit großemEinsatz ist Bayer auch im Spitzen sport,Breiten- und Nachwuchssport engagiert.Und das seit 1904.www.sport.bayer.de

Astrid HöfteParalympics Medaillengewinnerin

Bayer – Offizieller Förderer desBehindertensports in Deutschland

Lebensfreude steigernSport fördern

Science For A Better Life

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Anja Pfluger hat gegen die Leukämie gekämpft und die Rückkehr auf den Fußballplatz geschafft

Das schönste Comeback desVor einem Jahr erhielt die U 17-Nationalspielerin Anja Pfluger eine erschütternde Diagnose: Leukämie. Doch die damals 16-Jährige nahm denKampf an und erlebte die beispiellose Unterstützung der Fußballfamilie: Vereine, der Württembergische Fußballverband und der Deutsche Fuß-ball-Bund – alle engagierten sich bei der Suche nach einem Knochenmarkspender und der Finanzierung der Typisierungsaktionen. Mit Erfolg.Anja Pfluger hat es geschafft, sie spielt wieder Fußball. DFB-Redakteurin Annette Seitz über das schönste Comeback des Jahres.

Anja Pfluger kann wieder lachen. IhreAugen funkeln und ihr Gesicht leuch-tet, wenn sie davon erzählt, wie es gewe-

sen ist, als sie endlich wieder Fußball spie-len durfte. Im Spätsommer dieses Jahres wardas. Nach diesen schrecklichen Monaten desBangens und der Ungewissheit. „Ein unglaub-liches, ein tolles Gefühl, einfach nicht zubeschreiben“, erinnert sich die 17-Jährige andiese Momente des Glücks. Man kann ihreFreude verstehen. Denn Anja Pfluger war krank.Schwer krank.

2009 erhielt die damalige U 17-Nationalspie-lerin die Diagnose Leukämie. Zum zweiten Malinnerhalb von zwei Jahren. Aber es gab Hilfeund mit der Hilfe kam auch die Hoffnung. Freun -de, Vereine, der Württembergische Fußball-verband und der Deutsche Fußball-Bund – alleengagierten sich bei der Suche nach einemKnochenmarkspender und der Finanzierungder Typisierungsaktionen.

Viele Fußballvereine starteten große und kleineAktivitäten, um Geld für die U 17-National-spielerin vom VfB Friedrichshafen zu sam-

meln. Von der B-Jugend des TSV Eltingen, diespontan aus der Mannschaftskasse spendete,über die beiden Bundesliga-SpielerinnenValeria Kleiner und Isabella Schmid, die eineSpendenaktion bei ihrem damaligen Klub orga-nisierten, bis hin zur Geschäftsstelle des Würt-tembergischen Fußballverbandes, wo Geldgesammelt wurde. Auch der Deutsche Fuß-ball-Bund stellte die Erlöse aus seiner Weih-nachtstombola zur Verfügung. Zudem unter-stützten die DFB-Stiftung Egidius Braun unddie Sozial-Initiative Kinderträume ein Projektdes Vereins „Förderkreis für tumor- und leu-kämiekranke Kinder Ulm e.V“, das neben AnjaPfluger auch anderen betroffenen Kindernzugutekam, mit 17.000 Euro. Anja Pflugers Idol,OK-Präsidentin Steffi Jones, besuchte diePatientin damals persönlich und überbrachtegute Wünsche und ein Nationalmann-

schaftstrikot. Die Fußballfamilie stand festzusammen. Alle für eine – alle für Anja Pfluger.

Dass sie damals so viele Menschen unter-stützten und für sie da waren, rührt sie heutenoch. „Das hat mir so viel Kraft gegeben“,blickt sie zurück und nutzt die Gelegenheitdann gleich, um eine für sie wichtige Bot-schaft loszuwerden. „Ich möchte mich bei allenbedanken, die mich in dieser schweren Zeitunterstützt haben. Jede SMS, jede Mail, jederBrief oder Gruß haben mir gutgetan. Dass sichso viele Menschen für mich engagieren, anden Typisierungsaktionen teilgenommenoder dafür gespendet haben – das war wirk-lich toll und hat mir sehr geholfen.“

Heute kann Anja Pfluger wieder lachen. Nacheiner Knochenmarktransplantation hat die

Den Blick nach vorn gerichtet: Der zuversichtliche Teenager schmiedet an seinen Zukunftsplänen.

In Südafrika durfte ich bei meiner erstenWM dabei sein, was natürlich ein Rie-senerlebnis war. Außerhalb des Platzeshabe ich mich außerdem darüber gefreut,dass wir uns einen Hund zugelegt haben. Unser Mops Ceca bereitet uns jeden Tag aufs Neue Freude.

Marko Marin

Erinnerungen an 2O1O

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JahresAnja Pflugers Augenfunkeln, wenn es sichum Fußball dreht.

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Gymnasiastin die Krankheit besiegt. Nurnoch die monatliche Routineuntersuchungsteht für Anja Pfluger an, deren Blick nichtmehr zurückgeht. Nach vorne schaut die 17-Jährige, die dunkle Zeit hat sie hinter sich gelassen. Längst schon schmiedet siePläne für die Zukunft, ist wieder angekom-men im ganz normalen Alltag, eines ganz normalen Teenagers, der sich gerne mit Freunden trifft, im sozialen Netzwerk aktivist, ins Kino geht und ihren Sport mit Lei-denschaft betreibt.

Gerade baut sie ihr Abitur am Gymnasium,als Prüfungsfächer stehen Sport, Deutsch,Mathematik und Englisch an. Wenn alles gutgeht, steht danach die Suche nach einem Stu-dienplatz an. „Sportwissenschaften, dasinteressiert mich“, sagt sie, die sich vorstel-len kann, später einmal als Trainerin zu arbei-ten. Erste Erfahrungen macht sie in diesemBereich jetzt schon. Anja Pfluger leitet eineMädchenfußball-AG in der Grundschule ihresNachbarortes. „Das macht mir riesig Spaß“,sagt sie.

Sie spielt mit Leidenschaft Fußball, liebt es,mit „ihren“ Jungs vom VfB Friedrichshafengemeinsam auf dem Platz zu stehen. Im Mit-telfeld ist sie dort die Kreativkraft, verteiltBälle, spielt passgenau und sorgt für jede MengeTorgefahr. An das überwältigende Glücksge-fühl, als sie erstmals wieder auf dem Platzstehen durfte, kann sie sich noch gut erin-nern. Und an ihre spontane Reaktion, als dieerste Einheit im Sommer dieses Jahres dannzu Ende war. „Ich hab mir gedacht: Boah, woist die Kondition hin?“, erzählt sie und lacht.Daran wird sie arbeiten. Das ist sicher. Beharr -lich und mit viel Engagement. Denn Zielstre-bigkeit ist eine ausgeprägte Eigenschaft derzurückhaltenden 17-Jährigen, die seit ihremsiebten Lebensjahr Fußball spielt, gerne auchauf dem Snowboard oder auf den Langlauf-Skiern steht und genau weiß, was sie will.

Den Masterplan für ihre Zukunft hat sie schonim Kopf. „Abitur, Studienplatz und dann amliebsten zu einem Bundesligisten wechseln“,erzählt sie. Das ist der Traum von Anja Pflu-ger. Klar weiß sie, dass das nicht einfach wer-den wird. „Ich muss ja erstmal Erfahrungensammeln und mich als Spielerin entwickeln.“ Und da gibt es ja noch diesen anderen Traum.

Den von der A-Nationalmannschaft. Zum Kaderder U 17-Auswahl des DFB hatte sie schongezählt, ehe die Krankheit sie ausbremste.Nun will sie wieder hart an sich arbeiten, umbald wieder dazuzugehören. Die WM 2011 inDeutschland wird sie ganz genau verfolgen.Als Fan im Stadion. Und dabei auch alte Weg-gefährtinnen kräftig unterstützen. Mit KimKulig etwa spielte sie schon in der Landes-auswahl Baden-Württembergs zusammen,Dzsenifer Marozsan ging ebenfalls ein Stückdes Weges mit ihr in den Nachwuchs-Aus-wahlmannschaften des DFB. Beispiele, die AnjaPfluger motivieren, ihren Weg weiter konse-quent zu gehen, an sich zu arbeiten und nie-mals aufzugeben. Beharrlich und willensstark,so wie es ihre Art ist.

Unerschütterlich war auch ihr Glaube wäh-rend der Erkrankung, es wieder zurück in ihraltes Leben zu schaffen. „Ich will wieder Fuß-

ball spielen“, hatte sie damals voller Zuver-sicht gesagt. „Ich komme wieder zurück.“Anja Pfluger hat Wort gehalten. Und die ganzeFußballfamilie freut sich mit ihr.

86 | DFB-Journal 4/2010

Das hoffnungsvolle Talent vor der schweren Erkrankung im Trainingsdress der 17-Juniorin-nen-Nationalmannschaft.

Auch wenn ich leider nicht dabei gewe-sen bin, war es sehr schön, Deutschlandbei der WM zu verfolgen. Diese Spielehaben Lust gemacht, wiederzukommen.Außerdem habe ich in diesem Jahr geheiratet. Das war ein wunder-voller Tag.

Christian Träsch

Erinnerungen an 2O1O

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Wolfgang Niersbach feiert 60. GeburtstagEs war wohl das persönlichste Geschenk, dasFranz Beckenbauer seinem guten Freund zum60. Geburtstag machen konnte. Am Ende desoffiziellen Teils nahm sich der Kaiser vonJohannes B. Kerner das Mikrofon und sangfür Wolfgang Niersbach seinen Klassiker „GuteFreunde kann niemand trennen“. Danach gabes Applaus, für den Kaiser – aber vor allem fürdas Geburtstagskind. Es war ein Höhepunkt einerwunderbaren Feier am Frankfurter Mainufer.Rund 120 Gäste waren am 4. Dezember in das„Druckwasserwerk“ gekommen, um mit demGeneralsekretär des DFB zu feiern, der am 30. November 60 geworden war. Trotz Winter -wetter wollten alle dabei sein: Freunde, Fami-lie, all die großen Namen des Fußballs. Gün-ter Netzer, Rudi Völler, Matthias Sammer, dieSportliche Leitung der Nationalmannschaft mitJoachim Löw, Oliver Bierhoff und Andreas Köpke.Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball gehörteebenso zu den Gratulanten wie DOSB-Gene-raldirektor Michael Vesper und viele, viele andereaus Verbänden, Vereinen und Verlagen.

„Du bist mit Deiner kommunikativen Art unver-zichtbar für den DFB und den deutschen Fuß-

ball“, sagte DFB-Präsident Dr. Theo Zwanzi-ger in seiner Laudatio und bedankte sich fürdie enge und vertrauensvolle Zusammenar-beit mit einer herzlichen Umarmung. Von derNationalmannschaft gab es ein unterschrie-benes Trikot des Betreuerstabs. Und von sei-nen beiden Töchtern einen launigen Film-beitrag über den Familienvater WolfgangNiersbach.

„Ich habe diesen Weg nie geplant. Dass ichheute hier stehe und all diese Menschen zumeinen Freunden zählen darf, ist eine großeEhre für mich“, sagte der Jubilar, der den größ-ten Teil seines bisherigen Lebens mit demFußball verbracht hat. 1973 begann er als Sport-journalist, 1988 wurde er DFB-Pressechef undspäter Vizepräsident des WM-OK. 2007 wurdeer dann zum Generalsekretär des Verbandesberufen und auf dem Bundestag im Oktoberin Essen für weitere drei Jahre im höchstenHauptamt des DFB bestätigt.

TEAM 2011 meldet RekordzahlenDie große DFB-Schul- und VereinskampagneTEAM 2011 zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft2011 entwickelt sich immer mehr zur Erfolgs-

geschichte und eilt von Rekord zu Rekord.Während die Präsidentin des WM-OK, SteffiJones, der Grundschule Suchsdorf in Kiel dieUrkunde zum 15.000. Teilnehmer bei einer tol-len Veranstaltung mit fast 450 Schülerinnenund Schülern überreichte, stieg die Teilneh-merzahl mittlerweile auf über 16.200.

Rund 10.000 Vereine und mehr als 6.200 Schu-len machen den Wettbewerb rund um die WMzur größten und erfolgreichsten Kampagnein der 110-jährigen Historie des DFB. In derSuchsdorfer Sporthalle strahlten die Schü-lerinnen und Schüler mit Steffi Jones um dieWette. „Ich bin immer wieder überrascht undbeeindruckt, mit wie viel Engagement undBegeis terung die Basis diesen Wettbewerbbestreitet. Erfreulich ist, dass die Suchsdor-fer Schule bereits jetzt alle vier Bausteineerfüllt hat. Das ist natürlich vorbildlich undgenau das, was wir wollen. Wenn die Stim-mung im nächsten Jahr in den Stadien so gutist wie hier in Kiel, mache ich mir um die WMkeine Sorgen“, so die OK-Präsidentin.

Bis zum 30. April 2011 können sich Schulenund Vereine noch für den Wettbewerb TEAM2011 anmelden. Alle Infos gibt es unterhttp://team2011.dfb.de

88 | DFB-Journal 4/2010

NachrichtenNamen

Ein unterschriebenes Nationalmannschafts-Trikot zum 60.:Wolfgang Niersbach freut sich über das Geschenk von Team-manager Oliver Bierhoff.

Steffi Jones überreicht der GrundschuleSuchsdorf eine Urkunde als 15.000. Teilneh-mer der Kampagne TEAM 2011.

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| 89DFB-Journal 4/2010

NamenNachrichten

Gemeinsam für Integration: Jury wählt zehn Preisträger ausFußballvereine in Deutschland lassen sich eini-ges einfallen, um Integration zu fördern. DieNationalmannschaft gilt als Vorbild, aber auchin den Amateurvereinen, den Schulen undStadt verwaltungen geschieht einiges. Ein Indizhierfür sind die 234 Bewerbungen, die für denDFB und Mercedes-Benz Integrationspreis 2010eingegangen sind. Eine Jury mit DFB-Präsi-dent Dr. Theo Zwanziger hat zehn Preisträ-ger ausgewählt. Oliver Bierhoff als Schirm-herr des Preises wird die Sieger am 28. März2011 in Düsseldorf auszeichnen. Der Preis istmit 150.000 Euro in Sach- und Geldpreisendotiert.

Die Nominierten 2010 in der Kategorie „Verein“: SV Gremberg-Humboldt, 1. FFC Elb-insel Hamburg-Wilhelmsburg, SpVgg Kauf-beuren. Kategorie „Schule“: Schulkoopera-tion Astrid-Lindgren-Schule/Schule am GrünenKamp aus Delmenhorst, Gesamtschule Horstaus Gelsenkirchen, Berufsbildende Schule aus Hannover. Kategorie „Sonderpreis“: JVAZweibrücken/JSA Schifferstadt/SWFV, AWOgGmbH AktivTreff Düsseldorf, Frauenbüro der Stadt Göttingen, Fair e.V. Ellwangen.

Großes Kino mit Cacau und Serdar TasciPhilipp Kohl führt derzeit Gespräche mit Verleihern und TV-Sendern. Noch ist also nichtentschieden, ob und wann ein größeres Publi-kum „Transnationalmannschaft“ sehen kann.Dass es sich bei dem von der DFB-Kulturstif-tung teilfinanzierten Dokumentarstreifenum einen packenden Fußballfilm handelt, stehtseit der Premiere im Stuttgarter Metropol fest.Cacau und Serdar Tasci saßen im Kinosaalund waren begeistert. Beide StuttgarterNationalspieler sind auch DFB-Integrations-botschafter. „Ein schöner Film, das hat mirgut gefallen“, sagte Cacau, der mit seiner FrauTamara zur Premiere gekommen war.

Während der WM-Wochen in diesem Som-mer filmte der 27-jährige Jungregisseur Philipp Kohl wie die Bewohner des Mannhei-mer Viertels Jungbusch, zum Großteil Aus-länder und Migranten, die WM-Übertragun-gen aus Südafrika verfolgten. Entstanden istein Bericht darüber, wie gerade der FußballGemeinschaft schafft. Kohl sortiert seinWerk in das Genre „Heimatfilm“ – „aber einer,der den Realitäten in deutschen Großstäd-ten gerecht wird“.

Großes Kino im Schwabenland: Cacau,Regisseur Philipp Kohl, DFB-VizepräsidentRolf Hocke und Serdar Tasci. 

Trauer um Hans EbersbergerDer Deutsche Fußball-Bund trauert um

Hans Ebersberger (Bayreuth), der am

30. November im Alter von 77 Jahren ver-

storben ist. Über viele Jahrzehnte hat er

dem Fußball und dabei insbesondere dem

Schiedsrichter-Bereich wertvolle Impulse

gegeben. Vor allem bei der Ausbildung von

Unparteiischen hat sich Hans Ebersberger

einen Namen gemacht, als bayerischer

Landes-Lehrwart und -Obmann sowie von

1973 bis 1995 als Schiedsrichter-Lehrwart

des Deutschen Fußbal-Bundes. Über 30

Jahre gestaltete er als verantwortlicher

Redakteur die DFB-Schiedsrichter-Zei-

tung. Darüber hinaus war er viele Jahre

für die FIFA und UEFA als Instruktor

beziehungsweise als offizieller Beobach-

ter bei internationalen Wettbewerbs-

spielen tätig.

In Anerkennung seiner großen Verdienste

würdigte der Deutsche Fußball-Bund Hans

Ebersberger mit der Goldenen Ehrennadel

und der Ehrenspange. Der Bayerische Fuß-

ball-Verband zeichnete ihn mit der Ehren-

mitgliedschaft aus.

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Oliver Bierhoff: „Wer liest,versteht die Welt besser“ Solche Zuhörer hat Oliver Bierhoff nicht immer.Wenn der Manager der deutschen National-mannschaft vor dem Team von Bundestrai-ner Joachim Löw oder vor Journalisten steht,findet er offene Ohren, so strahlende Gesich-ter und glänzende Augen aber wie diesmalblicken Bierhoff nur selten entgegen. 50 Kin-der der Frankfurter Carl-von-Weinberg-Schulewaren in die DFB-Zentrale gekommen, um denWorten von Bierhoff zu lauschen.

Bierhoff war einer der vielen Prominentenunter 9.000 Vorlesern, die sich in diesem Jahr

am siebten bundesweiten Vorlesetag betei-ligt haben, den „Stiftung Lesen“ und „DIE ZEIT“ausgerufen haben. Die Idee: Jeder, der Spaßam Vorlesen hat, liest an diesem Tag ande-ren vor. So wie Bierhoff. „Ich habe gerne beimVorlesetag mitgemacht, weil Lesen für alleempfehlenswert ist“, sagte Bierhoff. „Dennwer liest, versteht die Welt besser.“

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„Brand des Jahres“ anDFB verliehenDer Deutsche Fußball-Bund wurde vom inter-nationalen Lizenzverband LIMA als „Brand desJahres“ ausgezeichnet. Mit der Preisvergabeim Rahmen der jährlichen „LIMA Awards“ hono-rierte die Deutschland-Repräsentanz in Mün-chen die herausragenden Leistungen des DFBim Lizenzhandel und Merchandising. EineAbstimmung der Lizenznehmer, Lizenzgeberund des Handels hatte über die Preisträgerentschieden.

NachrichtenNamen

„Marke des Jahres“: Der DFB hat in der Wirt-schaft einen immensen Stellenwert.

Gruppenbild mit Kindern: Oliver Bierhoff beim Vorlesetag in der DFB-Zentrale.

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Nordost

Rainer Milkoreit gewählt Auf dem 7. ordentlichen Verbandstag des Nord-ostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) in Pots-dam wurde Rainer Milkoreit aus Apolda zumneuen Präsidenten gewählt. Er tritt die Nach-folge von Dr. Hans-Georg Moldenhauer an, derin den vergangenen Jahrzehnten Verbands-geschichte geschrieben hat. Als letzter Prä-sident des Deutschen Fußballverbandes derDDR hatte er die Fußball-Einheit vor ange trieben,danach 20 Jahre als NOFV-Präsident und DFB-Vizepräsident an der Entwicklung des gesamt-deutschen Fußballs mitgewirkt.

Unter lang anhaltendem Beifall der Delegiertenwurde Hans-Georg Moldenhauer zum Ehren-präsidenten ernannt. Zu den ersten Gratu-lanten gehörte DFB-Schatzmeister Horst R.Schmidt, der in seiner Laudatio die Entwick-lung des Nordostdeutschen Fußballverban-des und die Leistung Moldenhauers würdigte.

Rainer Milkoreit, der zugleich auch Präsidentdes Thüringer Fußball-Verbandes ist und aufdem DFB-Bundestag im Oktober in Essen zumneuen DFB-Vizepräsidenten für Qualifizierunggewählt wurde, wird unterstützt von den bei-den neuen Vizepräsidenten Werner Georg (Fuß-ballverband Sachsen-Anhalt) und Bernd Schultz(Berliner Fußball-Verband). Jens Cyrklaff (Fuß-ball-Landesverband Brandenburg) wurde inseinem Amt als Schatzmeister bestätigt.

Michael Flottron

Bayern

Gemeinsam eine Lösung findenMit 19 ausgebildeten Konflikt-Managern hilftder Bayerische Fußball-Verband (BFV) seinenVereinen ab sofort dabei, kritische Situatio-nen zu lösen und für die Zukunft zu vermei-den. Die sogenannten Konflikt-Manager ste-hen allen Klubs zur Verfügung und sind bereit,direkt bei den Vereinen, mit den Vereinen undfür die Vereine Konflikte zu lösen.

„Rivalität lässt sich im Fußball nicht verhin-dern und gehört auch dazu – jedoch dürfen

Zu den ersten Gratulanten des neuen NOFV-Ehrenpräsidenten Dr. Hans-Georg Moldenhauergehörten sein Nachfolger Rainer Milkoreit (links) und DFB-Schatzmeister Horst R. Schmidt.

gewisse Grenzen nicht überschritten werden“,erklärt BFV-Vizepräsident Reinhold Baier.

Die Konflikt-Manager, die in Zusammenarbeitmit dem Institut für SportMediation und Kon-flikt-Management Hanau an drei Fortbildungs-Wochenenden unter anderem in Kommunika-tions-Techniken, Deeskalations-Verhalten undKonflikt-Analysen geschult wurden, sollen

• Vereinen Unterstützung anbieten: Bei Pro-blemen, die sich vereinsintern nicht mehrlösen lassen, aber durch die Hilfe einer neu-tralen Person mit Fachkenntnissen gelöstwerden können;

• als Ansprechpartner dienen: Auch soge-nannte Kleinigkeiten können manchmal zugroßen Schwierigkeiten führen. Hier die-nen die Konflikt-Manager als Ansprech-partner;

• als Vermittler bei Konflikten agieren: BeiAuseinandersetzungen bedarf es oftmalseiner dritten Person, die als Vermittler zurVerfügung steht und Lösungen entwickelt.

Weitere Informationen zum neuen BFV-Ange-bot sind auf www.bfv.de zu finden.

Patrik Domanski

An drei Fortbildungs-Wochenenden wurdendie 19 bayerischen Konflikt-Manager auf

ihre neue Aufgabe vorbereitet.

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Berlin

Bernd Schultz bestätigtEinstimmig als Präsident wiedergewähltwurde auf dem Verbandstag des Berliner Fuß-ball-Verbandes (BFV) Bernd Schultz. Auch dieübrigen Präsidiumsmitglieder wurden für dreiweitere Jahre im Amt bestätigt: die Vizeprä-sidenten Hans-Jürgen Bartsch und Gerd Lie-segang sowie Jürgen Tillack (Finanzen), Jür-gen Pufahl (Recht und Satzung), Mehmet Matur(besondere Aufgaben), Bernd Wusterhausen(Spielausschuss), Andreas Kupper (Jugend)und Bode Brandt Chollé (Schiedsrichter).

BFV-Präsident Bernd Schultz, der in seine dritteAmtszeit geht, freute sich über das Wahler-gebnis: „Das einstimmige Votum macht michglücklich. Es liegen aber viele Aufgaben voruns. Gemeinsam mit meinen Mitstreitern imPräsidium werden wir die Aufträge des Ver-bandstags umsetzen, um den Berliner Fußball-Verband gut für die Zukunft aufzustellen.

So wurden richtungsweisende Entscheidun-gen zum Frauen- und Mädchenfußball getrof-fen. Der Beirat des BFV kann nunmehr in derlaufenden Legislaturperiode einen eigenenFrauen- und Mädchenausschuss schaffen,sofern der Jugendtag dies befürwortet. ImBereich der EDV waren sich die Vereine einig,das bisher freiwillige Mail-System „EV-Post-fach“ für alle Klubs als verpflichtend festzu-setzen. Auch das DFBnet-Modul Passantrag-

Online wird zum 1. Januar 2011 eingeführt undsomit für die Vereine eine Vereinfachung beider Beantragung von Spielrechten mit sichbringen. Ebenfalls im neuen Kalenderjahr wirddie neue Rechts- und Verfahrensordnung inKraft treten, die unter anderem bei einer gelb-roten Karte eine Pflichtspielsperre für denbetreffenden Spieler vorsieht.

Kevin Langner

Hessen

Ehrung für Gerd SchugardMit dem Ehrenbrief des Landes Hessen wurdeanlässlich seines 60. Geburtstags der Schieds-richter-Obmann des Hessischen Fußball-Ver-bandes (HFV), Gerd Schugard, ausgezeichnet.Die Ehrung nahm der Bürgermeister seiner

Heimatgemeinde Dipperz (bei Fulda), Klaus-Dieter Vogler, vor.

Der Landes-Ehrenbrief würdigt das fast 45-jährige Engagement von Gerd Schugard imSchiedsrichterbereich, das ihn vom Unpar-teiischen über leitende Funktionen auf Kreis-und Bezirksebene bis in den Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss führte, dem er seit2004 vorsteht. In dieser Funktion gehört erauch dem erweiterten HFV-Präsidium und demSchiedsrichter-Ausschuss des SüddeutschenFußball-Verbandes an. Der Ehrung wohnte auchHFV-Vizepräsident Torsten Becker bei, derebenso wie Bürgermeister Vogler die zahl-reichen Verdienste Schugards würdigte.

Anne Lange

Sachsen

Bernd Kraus verabschiedetAnlässlich der Tagung der Geschäftsführer derRegional- und Landesverbände des DFB inFrankfurt am Main wurde der langjährigeGeschäftsführer des Sächsischen Fußball-Ver-bandes (SFV), Bernd Kraus, von DFB-General-sekretär Wolfgang Niersbach verabschiedet.Niersbach würdigte das Fachwissen, die Gerad-linigkeit und das Organisationsvermögen des63-Jährigen, der 1999 die SFV-Geschäftsfüh-rung übernommen hatte.

Zur Zeit ist Bernd Kraus stellvertretenderGeschäftsführer der Außenstelle Dresden desOrganisationskomitees der FIFA Frauen-WM 2011.

Anja Kunick

DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach verabschiedet den langjährigen SFV-Geschäftsführer Bernd Kraus.

Das neu gewählte Präsidium des Berliner Fußball-Verbandes mit Präsident Bernd Schultz(Mitte) und dem Ehrenpräsidenten Otto Höhne (Vierter von rechts).

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Seit einem Jahr eng verbunden: Sony und der DFB

Exklusive Einblicke

Wolfgang Niersbach sah sehr zufriedenaus. „In unserer starken Aufstellungder Premium-Sponsoren fehlte bislang

ein großer Partner aus der Unterhaltungs-elektronik“, sagte der DFB-Generalsekretärbei einer Pressekonferenz am Anfang des Jah-res in Stuttgart. Gerade hatte er den neuenPremium-Partner des DFB vorgestellt. „Wirfreuen uns, dass wir mit Sony diese Lückegeschlossen haben.“ Seit diesem Tag sind SonyDeutschland und der DFB ein Team. Die Natio-nalspieler nutzten in diversen Werbekampag -nen Cyber-shot-Digitalkameras und Bravia LCD-Fernseher von Sony. Das Unternehmenstattete alle DFB-Teamhotels vor, während undnach der WM in Südafrika mit einem All-inclu-sive-Entertainment-Paket mit TV-Geräten,Notebooks, Kameras und PlayStations aus.Und die Spieler hatten Spaß damit.

Auch im Trainingsalltag spielt Technologie vonSony eine immer wichtigere Rolle. Beim WM-Trainingslager in Südtirol ließ das Team um

Bundestrainer Joachim Löw Testspiele undTrainingseinheiten von einem Sony-Kamera-team begleiten, das 3D-Aufnahmen machte.„Diese wirken so viel plastischer und realer“,sagt Nationalmannschafts-Manager OliverBierhoff. „Wir sind von den ersten Eindrückenbegeistert und überlegen, wie wir auch inZukunft bei Trainingsanalysen von der inno-vativen Technologie profitieren können.“

Auch die Nutzer im privaten Wohnzimmer pro-fitieren von der technischen Entwicklung. SeitMitte 2010 ermöglicht Sony Fußballfans inDeutschland den direkten Draht zu ihren DFB-Idolen. Alle internetfähigen Bravia LCD-Fern-seher, Blu-ray-Player und Blu-ray-Heimkino-Systeme von Sony, die in diesem Jahr auf denMarkt gekommen sind, bieten direkten Zugriffauf Online-Videos rund um die National-mannschaft. Mit zahlreichen Zusammenfas-sungen von Spielen sowie Interviews, Pres-sekonferenzen und Dokumentationen, die essonst nirgendwo zu sehen gibt, bietet „DFB

Highlights“ mit derzeit rund 160 verschiede-nen Clips einen Einblick in fast alle Themenzum Team.

„Durch die spannenden DFB-Inhalte, die wirüber unsere Heimkino-Produkte in die Wohn-zimmer bringen, bekommen alle Fußballfansjede Menge zusätzliche Informationen überihre Mannschaft – und zwar unkompliziert miteinem Klick auf die Fernbedienung“, sagt Mar-tin Winkler. Egal ob Torwarttrainings-Tipps von Andreas Köpke oder Interviews mit Spie-lern und Trainerstab: Alle Videos sind 24 Stun-den täglich an sieben Tagen in der Wochekostenlos abrufbar und werden regelmäßigaktualisiert. „Im ersten Jahr unserer Koope-ration haben wir schon einiges bewegt“, betontWinkler. „2011 werden wir gemeinsam für neueHighlights sorgen.“

Trainingsaufnahmen in 3D, ein All-inclusive-Entertainment-Paket für die Teamhotels und imGegenzug exklusive Inhalte von der Nationalmannschaft für das Heimkino: Seit Anfang diesesJahres ist Sony Deutschland Premium-Partner des Deutschen Fußball-Bundes. „Im ersten Jahrunserer Kooperation haben wir schon einiges bewegt“, sagt Martin Winkler, Commercial Direc-tor bei Sony Deutschland. „2011 werden wir gemeinsam für neue Highlights sorgen.“

Hightech rund um jedes Länderspiel mit Sony.

@ Infos zur Sony Deutschland GmbH:www.sony.de

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Spielerisch lernen: DFB eröffnet neue Internetseite für Kinder und Jugendliche

Ein virtuelles Nest für Paule

Er ist schrill, keck und immer für einen Spaß zu haben. Paule, der schräge Vogel mit den kessen Sprüchen, ist das Maskottchen des DeutschenFußball-Bundes. Als offizieller Glücksbringer des DFB hat er einiges zu tun. Repräsentieren, animieren, applaudieren. Er ist nicht nur der größteFan der Nationalmannschaft, er ist auch Identifikationsfigur für viele Kinder. DFB.de-Redakteur Roy Rajber stellt das neue virtuelle Nest desgefiederten Maskottchens vor und erklärt, was Kinder und Jugendliche auf http://paule.dfb.de durch den Fußball über soziale und gesell-schaftliche Themen lernen können. Cool. Sozial. Nachhaltig.

Ein Flug mit Paule um die Welt. Mit der A-Nationalmannschaft in die Türkei odermit Junioren-Nationalmannschaften

nach Israel. Wenn eine DFB-Auswahl reist oderein Land bei uns in Deutschland zu Gast ist,nimmt Paule das Spiel zum Anlass, die Län-der der Welt zu besuchen und über Land, Leuteund Kultur der jeweiligen Spielgegner zu erzäh-len. Locker, lustig, trotzdem hintergründig.Wie hört sich die Nationalhymne Kasachstansan und wo liegt Nigeria? Wie viele Einwohnerhat Schweden oder wie sieht die Fahne Austra-liens aus? Kinder können nun virtuell gemein-sam mit Paule die Welt kennenlernen und erleben hautnah, wie der Fußball vereint und verbindet, unabhängig von Nationalität,

Sprache oder Religion. Mit Paule gehen Kin-der und Jugendliche auf eine bunte und inter-aktive Reise: informativ, innovativ und span-nend.

Das Spektrum der neuen Themenwelt ist viel-fältig, bunt gemischt: Es gibt alles rund umdas DFB-Maskottchen, Trainingstipps und Ver-einsinfos, aktuelle Informationen, Trendsund Paules Engagement. Auf spielerische undkindgerechte Weise informiert der Adler überdie Welt des Fußballs und erklärt dabei dieBedeutung wichtiger sozialer und gesell-schaftlicher Bereiche wie Umweltschutz,Integration oder den Kampf gegen Diskrimi-nierung.

Zu sehen, lernen und entdecken gibt es viel.Ein Beispiel: Besonders wichtig für die Zukunftunserer Kinder ist ausgewogene, abwechs-lungsreiche Ernährung. Spaß am Kochen solldas Bewusstsein dafür schärfen. Im neuenvirtuellen Nest kochen Paule und der aus derCartoon-Network-Show „Kochen mit Lasse“bekannte Lasse gemeinsam beliebte Natio-nalgerichte von Länderspielgegnern. Beim letz-ten Länderspiel des Jahres gegen Schwedengab es unter anderem Köttbullar, kleine Fleisch-bällchen. Beim Kochen haben Paule und seinFreund Lasse ganz nebenbei gelernt, dass esin Schweden besondere Naturphänomene undBräuche gibt. Paule und Lasse bringen so auflockere Art und Weise die Kultur anderer Län-

Hier wird gespielt, entdeckt,geklickt, versteckt: der inter-aktive Spielplatz.

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@ Weitere Infos zum DFB-Maskottchen: http://paule.dfb.de

der näher und zeigen außerdem, wie lustigund super einfach die Zubereitung gesunderMahlzeiten sein kann.

Paule ist ein Optimist, der fest daran glaubt,dass ein gutes Spiel auch mit einem gutenErgebnis belohnt wird. Er weiß aber auch, dasses im Leben wie beim Fußball ist: Ohne Regelngibt es kein Spiel. Daher setzt sich Paule fürMut, Vertrauen und Zusammenhalt ein. Erkämpft gegen Diskriminierung und fürUmweltschutz. Paule erklärt Kindern undJugendlichen anschaulich und in einfachenWorten gesellschaftliche Prozesse wie Inte-gration oder Migration. Und das DFB-Mas-kottchen fordert alle auf, an diesem Prozessmitzumachen. Jeder soll mithelfen, damit sichalle in der Fußballfamilie wohlfühlen.

In Paules Fußballgeschichte der Woche zei-gen die verschiedensten Charaktere in aben-teuerlichen Episoden, welch soziale und inte-

grative Kraft der Fußball birgt. Und wenn Schü-ler in der Schule ein Referat über den DFB,seine Geschichte oder seine Tätigkeitenschreiben wollen, hat Paule dafür alle wich-tigen Informationen parat. Einfach rein-klicken und dazulernen.

Am liebsten spielt Paule das Memory-Spiel„Doppelpass“ oder schaut sich Beiträge undFotos der jüngsten User im Fanbuch an. Pau-les Tipp: Beim Durchklicken findet man Stun-denpläne, Ausmalbilder, Bildschirmschonerund vieles mehr. Auf dem interaktiven Spiel-platz wird gespielt, entdeckt, geklickt, ver-steckt. Langweilig wird es auf jeden Fall nie!Paule hat ein neues virtuelles Nest. Und diejüngsten Fans des DFB einen neuen digitalenSpielplatz.

Lernen auf spielerische Weise: das Memory-Spiel „Paules Doppelpass“.

Spaß am Kochen und Essen: Lasse und Paule.Die neue Paule-Startseite.

In neuer 3D-Animation: DFB-Maskottchen Paule.

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Innovatives Erfolgsmodell: DFB etabliert sein digitales Verwaltungssystem

Die Rechnung geht auf

Teammeeting, Abschlusstraining, ein paar ruhigeMinuten auf dem Hotelzimmer. Der Bundestrainerklappt den Laptop auf, tippt den Login-Code in dasEingabefeld, Sekunden später ist die Verbindungzum Zentralrechner in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise aufgebaut, um vor dem Abendessen nochschnell ein paar Rechnungen zu bearbeiten. Zuge-geben, das Beispiel ist ein bisschen konstruiert.Joachim Löw beschäftigt sich eher mit Aufstellun-gen als mit Rechungsstellungen. Aber die techni-schen und praktischen Voraussetzungen sind längstkeine Fiktion mehr. Beim DFB ist die Epoche derpapierlosen, online-basierten, digitalen Verwal-tungsarbeit angebrochen. DFB.de-Redakteur Tho-mas Hackbarth über ein innovatives Erfolgsmodell.

Wo früher riesige Aktenberge bearbeitetwerden mussten, reicht heute für DFB-Direktor Stefan Hans ein einfacher Maus-klick am Computer.

Der Ertrag muss größer sein als der Aufwand.Und wir wollen Zeit für unsere eigentli-chen Aufgaben gewinnen“, erklärt Ste-

fan Hans. Für Spielereien hat der Personalchefund stellvertretende Generalsekretär des DFBkeine Zeit. Nicht bei 150.000 Buchungsvor-gängen jährlich und einer Vertragsdaten bank,deren ausgedruckte Version eine Bibliothekfüllen könnte. Nicht angesichts von 6,7 Mil-

lionen Mitgliedern und einer bevorste hen denFußball-WM im eigenen Land. Noch in diesemWinter soll die System-Implementierung abge -schlossen sein. Dann erledigen die mittler-weile 220 Mitarbeiter in der Frankfurter Zentral -verwaltung das immense Alltagsgeschäft mitHilfe eines neuen Rechnungs-Workflows, einerdigitalen Vertragsdatenbank und ab dem Jahr2011 eines hochmodernen Zeitmanagements.

„Wir wollen die Abläufe beschleunigen, dabeiaber weiter exakt nach den Vorgaben derGeschäftsordnung verfahren“, formuliertStefan Hans die Maßgabe für die grundüber-holte IT-Lösung des DFB. „Remote Access“nennt sich die Möglichkeit, von jedem Ort derWelt die DFB-Laufwerke und -Systeme anzu-wählen –ein Kernelement der neuen IT-Lösung.„Denn unser Präsident und unser General-

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Es war sehr bitter, die WM nicht mitma-chen zu dürfen. Trotzdem war das Tur-nier mein schönstes Erlebnis. Ich fühltemich der Mannschaft verbunden, und siehat mich begeistert. Außerdem herrschte in Deutschland eine super Stimmung.

Andreas Beck

Erinnerungen an 2O1O

sekretär, unsere Mitarbeiter, die Trainer undBetreuerstäbe unserer 14 Nationalmann-schaften, alle sind sie häufig unterwegs. Einemobile Lösung ist zwingend“. Technikpart-ner des DFB ist ein mittelständiges Unter-nehmen aus der Rhein-Main-Region. „DasSystem ist maßgeschneidert, wir erreicheneinen Nutzungsgrad von 80 Prozent. Durchdie Verwendung von Standard-Software kön-nen wir auch im Fall eines Partnerwechselsmit demselben System weiterarbeiten“, sagtHans, der bis 2006 die WM-Finanzabteilunggeleitet hatte. Begleitet wurde die System-einführung durch IT-Koordinator Ralph Dietzund Katja Meixner, die Projektverantwortli-che DFB-Finanzen.

Die Einführung der Verwaltung 2.0 hat vieleVorteile, nicht zuletzt verspricht sich Hansauch eine Entlastung des Personalplans. „Ohne

diese IT-Aufrüstung hätten wir in der Buch-haltung mindestens eine weitere Stelle schaf-fen müssen.“ Nächster Vorteil: Dienstleisterwerden schneller bezahlt. Früher mussten oftmehrere Verantwortliche eine Rechnungabzeichnen, im schlimmsten Fall blieb der Belegunter einem Papierberg vergraben. Die Tagedes Gegenzeichnens sind vergangen, heutewerden online Häkchen gesetzt. „Wir wissenimmer genau, wo jede Rechnung gerade liegt,wenn der Prozess stoppt, wird alarmiert“, sagtHans. Willkommener Nebeneffekt: Der DFB kannhäufiger Skonti-Abzüge mitnehmen.

Früher mussten Akten gewälzt werden, heuteverschaffen ausgeklügelte Recherche-Optio-nen des Systems sofortigen Überblick. EineAuflistung der Rechnungshistorie einesDienstleisters, anstehende Zahlungsfristen derVertragspartner, die Übersicht aller Veran-

staltungen vom Länderspiel bis zum Mitar-beiter-Rhetorikkurs, die Verfügbarkeit von Per-sonal – alles ist mit ein paar Mausklicks erreich-bar. „Oft können wir fehlende Informationennoch während eines Telefonats aufrufen undweiterleiten“, sagt Hans. Ohnehin ist in denvergangenen drei Jahren viel passiert: Fastalle Mitarbeiter wurden mit Blackberry undLaptop ausgestattet. Von jedem Kopierer inder Otto-Fleck-Schneise können Daten direktan den PC gesendet werden.

„Im Vergleich zu anderen Verbänden sind wirVorreiter“, sagt Hans. Nun sollen auch die Mit-arbeiter bei den administrativen Abläufenmehr Eigenverantwortung übernehmen. Vonden vielen Festangestellten werden täglichAnträge ausgefüllt, die weitergereicht undbewilligt werden müssen: Dienstreisen, Urlaub,Spesen oder Krankmeldungen. Im neuen Zeit-management ist für jeden Mitarbeiter ein Pro-fil hinterlegt. Das System weiß, wie vieleUrlaubstage noch bleiben, welcher Vorgesetzteden Antrag weitergeleitet bekommt. DieSystemkonfiguration geschieht in direkterAbsprache mit den DFB-Vertrauensleuten undder Revisionsstelle. Externe Beratung leisteteder TÜV-Rheinland.

Stefan Hans will seine Begeisterung für dieNeuerungen gar nicht verbergen. „Niemandwird die Verwaltung abschaffen, die wird esimmer in einem großen Sportverband geben.Doch wir können die Vorgänge zentralisie-ren und digitalisieren und haben dann mehrRessourcen für wichtigere Dinge“, sagt er.

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Wie ein Schiedsrichter auf einem Berliner Fußballplatz zum Retter wurde

Eine Umarmung fürs LebenZufall, Schicksal, Fügung? Alles so wie vor acht Jahren, wieder bleibt ein Spieler nach einem Zusam-menprall regungslos liegen. Wieder muss der Schiedsrichter Erste Hilfe leisten, wieder liegt ein Lebenin seinen Händen. 2002 war sein Einsatz vergeblich. Torsten Rudolph hatte alles ihm Mögliche getan,um das Menschenleben zu retten. Und diesmal? DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke über einen bemer-kenswerten Schiedsrichter, ohne dessen Einsatz ein Spieler heute nicht mehr leben würde.

Die Erinnerung ist sofort präsent. Die altenBilder, beinahe ein Jahrzehnt ver-drängt, vergessen. Jetzt drängen sie in

sein Hirn, vor seinem inneren Auge läuft diealte Szene wie ein Spielfilm. Ein Spieler warverunglückt, hatte seine Zunge verschluckt.Schiedsrichter Torsten Rudolph holte sie wie-der hervor. Er kämpfte, tat alles, doch gelanges ihm nicht, gegen die Verkrampfung anzu-kämpfen. Die Leere, die er damals gefühlt hatte,der Schock, als er im Nachgang erfuhr, dassder Spieler einen angeborenen Herzfehlerhatte und auf dem Weg ins Krankenhaus ver-storben ist - all das fühlte sich am 13. Novem-ber 2010 binnen Augenblicken wieder ganzreal an. Auch die Verzweiflung und Ohnmacht,die er empfunden hatte.

Für mehr als drei Monate war für ihn damalsnicht daran zu denken, auf den Platz zurück-zukehren und als Schiedsrichter Fußballspielezu leiten. Zu tief waren Trauer und Verzweif-lung. Der Schiedsrichter hatte sich damals inpsychologische Behandlung begeben, erstnach und nach gelang es ihm, den Vorfall zuverarbeiten. Doch so wie vor dem Unfall solltees nie wieder werden, so unbefangen wie vordem Todesfall ging Rudolph nie wieder aufden Fußballplatz. Immer hatte er ein Augedafür, wie die Reaktion der Spieler nach einemZusammenprall ist, immer schwang die Angstvor einem erneuten Unfall mit. Rudolph fühlteund fühlt sich für die 22 Spieler verantwort-lich.

Zum Glück für Benjamin Viezens. Berlin, Prenz-lauer Berg Mitte November, der Sportplatz inder Dunckerstraße: Im Spiel der Kreisliga Bzwischen Rotation Prenzlauer Berg und Eiche

Köpenick läuft die 83. Spielminute, das Spielist packend, beide Mannschaften wollen dennächsten Treffer. Mit 3:0 hatte Köpenick bereitsgeführt, doch Rotation kämpft sich zurückins Spiel, sieben Minuten vor dem Abpfiff istder Vorsprung der Gäste auf ein 4:3 zusam-mengeschmolzen. Dann die schick-salhafte Szene: Köpenicks Viezensattackiert einen Gegenspieler.Rudolph pfeift, klarer Fall: Platz-verweis. Doch die Rote Kartebleibt in der Gesäßtaschestecken. Sofort erkennt derSchiedsrichter, dass Viezensbei seiner Aktion unglück-lich mit dem Kopf aufge-schlagen ist.

Sein Albtraum nimmt Gestaltan. Nicht schon wieder, denktRudolph, und, in RichtungViezens: Los, mach schon,beweg’ Dich, gib ein Lebens-zeichen von Dir! Nichts, Vie-zens liegt reglos auf dem kal-ten Boden, schnell färbt sichseine Haut blau. Und Rudolphbeschleicht eine Ahnung:Zunge verschluckt, alles wievor acht Jahren, Déjà-vu. Alsohandelt er, beherzt und schnell.Mit gekonntem Griff holt er dieZunge aus dem Rachen und presstseine Daumen drauf, um ein erneutesAbrutschen zu verhindern. Mehr als 15 Minu-ten lang hockt Rudolph am Boden, seineFaust im Mund des jungen Mannes, mitseinen Fingern kämpft er gegen die Kie-ferkraft des 21-Jährigen.

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Neben ihm knien die Trainer der beiden Mann-schaften und helfen mit, den Kopf des Ver-letzten zu fixieren. Nach 25 Minuten ist derRettungswagen da, Viezens verschwindet imKrankenwagen, hinter ihm schließt sich dieTür. Rudolph kann in der Folge nicht mehrtun als warten. „Das war das Schlimmste“,sagt er, nichts tun, rumsitzen, hoffen, beten.Ein paar Spieler begleiten Viezens ins Kran-kenhaus, in Sorge um den Kollegen, an Fuß-ball und das abgebrochene Spiel denkt nie-mand mehr. Nach den ersten Untersuchungender erste Hoffnungsschimmer: Viezens machtdie Augen auf, erkennt die vertrauten Gesich-ter und sorgt mit einer kleinen Geste für großeErleichterung: Daumen hoch. Sprechen kann er zu diesem Zeitpunkt noch

nicht wieder, auch wird er bis heute Erinne-rungslücken haben, doch nach einer Com-putertomografie ist schnell klar: Der Patienthatte Fortuna auf seiner Seite. Ein Schädel-Hirn-Trauma als Folge des Sturzes, keine wei-teren Schäden, Glück im Unglück. DankRudolph, der durch seine Heldentat in gewis-ser Weise auch Schmied seines eigenen Glückswar. Ein zweites Mal ein Todesfall, wer weiß,wie seine Psyche dies verkraftet hätte? Spe-kulation. Tatsache ist, dass er durch seinbeherztes Eingreifen einem Menschen dasLeben gerettet hat.

Mit seiner Freundin Simone hat er am Abenddes 13. November noch lange gegrübelt. Natür-lich war bei ihm die Erleichterung gewaltig,als er die frohe Kunde aus dem Krankenhauserhielt, natürlich war er stolz auf sein Han-deln, wenn er es auch für selbstverständlichhielt. Aber natürlich schlichen sich auch Fra-gen in sein Hirn: Warum ich, warum passiertmir so etwas, gleich zweimal? Zufall, Schick-sal, Fügung? Pech? Glück vielleicht?

Rudolph hat schnell beschlossen, dass es nichtviel bringt, diese Fragen beantworten zu wol-len. Für ihn war wichtig, dass er weiter dastun kann, was er seit 21 Jahren tut: Fußball-spiele leiten. Gleich am folgenden Tag hat erwieder auf dem Platz gestanden, das Spielwar seine persönliche Therapie. „Diesmalwollte ich mich einfach ablenken und zur Nor-malität zurückkehren“, sagt er. Gestärkt vonseinen Erfahrungen von damals und vor allemvom Zuspruch seiner Freundin glaubt er, denerneuten Vorfall gut verarbeiten zu können.„Ich habe den nötigen Rückhalt meiner

Freudiges Wiedersehen: Wenige Wochennach dem schweren Unfall treffen sichLebensretter Torsten Rudolph (links) undBenjamin Viezens auf dem Sportplatz ander Dunckerstraße in Berlin. Mein WM-Tor gegen Australien war der

größte Moment meiner Karriere. Mir sinddie Tränen gekommen. So viel ging mirdurch den Kopf, von meiner Kindheit inBrasilien bis zu diesem Augenblick. Es war wie eine innere Explosion.

Cacau

Erinnerungen an 2O1O

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Familie, außerdem liebe ich den Fußball zusehr, um jetzt einfach aufzuhören“, sagt er.

Die Heldentat des Schiedsrichters hat sich inBerlin schnell herumgesprochen, am 2. De -zember wurde Rudolph im großen Saal desRoten Rathauses von Klaus Wowereit für seinegroße Tat geehrt. Ehrungen durch den Berli-ner Fußball-Verband und den Senator für Inne-res und Sport folgten. Schöne Begegnungenfür Rudolph, schöne Auszeichnungen, schöneEhrungen für den Lebensretter mit Pfiff. Schön – und doch nur nebensächlich. Dennfür Rudolph war sein Handeln selbstver-

ständlich, deswegen zählen in der persönli-chen Rückschau nicht die Anerkennung unddas Lob, für ihn zählt etwas ganz anderes.„Wichtig ist einzig, dass es dem Spieler wie-der gut geht“, sagt er.

Deswegen hat er sich am meisten auf dasWiedersehen mit Viezens gefreut. Auf demSportplatz an der Dunckerstraße sind sich Ret-ter und Geretteter wenige Wochen nach demUnfall noch einmal begegnet. Diesmal ohneDrama, ein privates Treffen, Viezens wollteseinem Retter gegenüberstehen. „Ich weißganz genau, dass ich ohne ihn wahrschein-lich nicht mehr leben würde“, sagt Viezens.Ein bisschen nervös war er vor dem Wieder-sehen, so ging es auch Rudolph. Als sie sichdann trafen, waren beide kurzzeitig verlegen,Viezens reichte Rudolph die Hand, dann docheine Umarmung. Dankeschön wollte er damitsagen. Vielen Dank, dass ich weiterleben kann.Es war ein besonderer Moment, zwei fremdeMenschen, die auf besondere Weise mitein-ander verbunden sind – weil ein Schiedsrichtereinem Spieler das Leben gerettet hat.

Ich war lange ausgefallen wegen einesKreuzbandrisses und musste wiedergesund und fit werden. Dass ich dasgeschafft habe, war in diesem Jahr dasWichtigste für mich. Ich bin froh, dass alles so gut gelaufenist.

Patrick Helmes

Erinnerungen an 2O1O

Aytekin erstmals auf FIFA-ListeDer Fußball-Weltverband (FIFA) hat alle

vom Deutschen Fußball-Bund für das Jahr

2011 vorgeschlagenen Schiedsrichter für

die internationale Liste bestätigt. Unter

den zehn Unparteiischen befindet sich mit

Deniz Aytekin ein Neuling. Außerdem wur-

den Dr. Felix Brych, Manuel Gräfe, Thorsten

Kinhöfer, Knut Kircher, Florian Meyer,

Babak Rafati, Peter Sippel, Wolfgang Stark

und Michael Weiner nominiert.

Bei den Assistenten gibt es zwei Änderun-

gen. Neu auf die Liste kamen Guido Kleve

und Stefan Lupp. Weiterhin gehören zum

Kreis der Assistenten Christoph Bornhorst,

Mark Borsch, Markus Häcker, Holger Hen-

schel, Mike Pickel, Jan-Hendrik Salver, Det-

lef Scheppe und Thorsten Schiffner. Als

Futsal-Schiedsrichter fungieren nach wie

vor Swen Eichler und Stephan Kammerer.

Keine Veränderungen gibt es bei den

Schiedsrichterinnen. Zu diesem Kreis zäh-

len weiterhin Christine Baitinger (vormals

Beck), Riem Hussein, Anja Kunick und

Bibiana Steinhaus. Auch die Liste der

Assis tentinnen bleibt mit Christina

Jaworek, Inka Müller, Katrin Rafalski und

Marina Wozniak unverändert.

Deniz Aytekin wurde vom Fußball-Welt-verband erstmals für die internationaleSchiedsrichter-Liste nominiert.

@ Weitere Infos zum Schiedsrichter-Bereich:http://www.dfb.de/index.php?id=47

Verdiente Auszeichnung: Berlins Regierender BürgermeisterKlaus Wowereit ehrt Torsten Rudolph für seine großartige Tat.

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Im finnischen Rovaniemi hat der echte Weihnachtsmann seinen Fußballverein

Beim FC Santa Claus gibt Die SG St. Nikolaus im Saarland, der SV Nikolausdorf in Niedersach-

sen, der FC Santos in Brasilien und Roque Santa Cruz – nette Ver-suche, aber Ziel verfehlt. Denn schließlich gibt es nur einen Weih-nachtsmann, einen echten Santa Claus. Wo kommt er her? Aus Finnlandnatürlich, Lappland, Rovaniemi, unweit des Polarkreises. Hier ste-

hen sein Haus und das Weihnachtsdorf. Hier lebt und arbeitet er, vonhier aus verteilt er die Geschenke. Zweifel? Keine Chance! Schließlich

hat er hier seinen eigenen Fußball-Klub, den FC Santa Claus. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdekeüber den Weihnachtsmann und seinen Fußballverein.

Finnland? Das Land der 1.000 Seen, PaavoNurmi, vielleicht noch Jari Litmanen undSami Hyypiä. Im Rest von Europa und

der Welt ist nicht viel bekannt über das skan-dinavische Land an der Grenze zu Russland.Mobiltelefone und Speere verstehen die Fin-nen weit zu werfen, Formel-1-Wagen könnensie schnell bewegen, im Eishockey sind sieeine Macht. Aber sonst? Fragezeichen. Dabeihat das Land viel zu bieten. „Finland, Finland,Finland“, sang deswegen schon Monty Pythonund verstieg sich, als er die Vorzüge Finn-lands pries, zum geografisch zutreffenden

Reim: „so far from Japan – lots of miles fromVietnam.“

And with the Weihnachtsmann, hätte er hin-zufügen können. Denn, richtig, in Finnlandhat Santa Claus seine Heimat. Andere mögenden Nikolaus beherbergen, viele verorten San-tas Zuhause nach Atlanta in die USA, dieDänen wähnen ihn in Grönland, historischbelegt und tatsächlich lebt er allerdingsam Polarkreis, in Finnland in seinem Hausin Lappland. Hier sitzt er im „Santa ClausVillage“, hier begrüßt er täglich Gäste aus

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es keine Winterpausealler Welt, hier werden unter seiner Aufsichtund nach seiner Anweisung die Geschenkehergestellt, hier liest und beantwortet er Briefean den Weihnachtsmann, hier macht er alldas, was die ganze Welt von einem echten

Weihnachtsmann erwartet –wenn er nichtgerade zum Fußball geht und sein Team

anfeuert: den FC Santa Claus.

Acht Kilometer trennen den Weih-nachtsmann von seinen Lieblin-gen, acht Kilometer liegen zwi-schen Santas Haus am Polarkreisund dem Sportplatz in Rova-niemi. Regelmäßig eröffnet erin Rovaniemi die Fußball-Saison,vor großen Spielen führt ernicht selten den Anstoß aus. Undauch sonst stapft der Weih-nachtsmann häufig durch denSchnee, lässt sich von Wind undWetter nicht aufhalten undgeht schnurstracks zum Sport-

platz. Dann verteilt er keine Tadelan seine Elfen, sondern Lob für seine

Elf. Wie oft? „Oft, aber nicht so oft wieer möchte“, sagt Jukka Markkanen.

Er muss es wissen. Markkanen ist Marketing-Manager und Spieler beim FC Santa Claus,außerdem ist er mit dem Weihnachtsmann,mit Joulupukki wie ihn die Finnen nennen,befreundet. Wie alle Spieler. Markkanen istalso ein intimer Kenner vom weichnachts-männlichen Fußball. Etwaige Zweifel wischter energisch beiseite. Gibt es den Weih-nachtsmann wirklich? Was für eine Frage! Istder Weihnachtsmann Fußball-Fan? Markkanenantwortet mit einer Gegenfrage: „Hätte ersonst seinen eigenen Verein?“ Wahrschein-lich nicht, auch wenn Santa erst recht spätauf den Geschmack gekommen ist und sei-ner Leidenschaft einen Verein gegeben hat.Fußball-Fan war er schon immer, früher hater auch selber mit seinen Elfen im Schneegespielt, heute aber beschränkt er sich dar-auf, über Fußball zu reden und seinem Team

und der finnischen Nationalmannschaft alsFan die Daumen zu halten. „Er soll ein guterStürmer gewesen sein“, sagt Markkanen,„heute ist davon aber nicht mehr viel zu sehen.“Auch der Weihnachtsmann wird schließlichnicht jünger.

Der FC Santa Claus entstand im Jahr 1993 und – so will es die Überlieferung – auf Geheißdes Weihnachtsmanns aus einer Fusion derVereine „Rovaniemi Reipas“ und „RovaniemiLappi“. Die Gründung hatte zwei Gründe: einensehr egoistischen und einen sehr altruisti-schen. Aus zwei mittelmäßigen Klubs einenguten machen, Grund eins. Mit Santas HilfeGelder für wohltätige Zwecke sammeln –Grundzwei ist der wichtigere. Seit 1993 organisiertder Verein jährlich im Frühling ein eigenesCharity-Turnier, alle Einnahmen aus dem Ticketverkauf werden für verschiedene wohl-tätige Organisationen gespendet.

Im Santa Claus Village verkaufen die Spielerim Fanshop Trikots, Schals, Mützen undandere Devotionalien. Aus jeder Transaktionfließen zehn Euro direkt auf das Konto vonUNICEF, dem Kinderhilfswerk der VereintenNationen. Wo immer es geht, versucht derVerein seinem Namen gerecht zu werden. ImJahr 2010 beispielsweise hat der FC Santa Clausam „water run“ teilgenommen und damit

Ich war begeistert von der Freundlich-keit, der Fröhlichkeit, der Höflichkeit undvor allem dem tollen Service der Beleg-schaft im Hotel unserer Nationalmannschaft während der Welt-meisterschaft in Südafrika. Das war beeindruckend.

Miroslav Klose

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geholfen, Gelder für eine Wasseraufberei-tungsanlage in Kalpitiya in Sri Lanka zu akqui-rieren. „Als FC Santa Claus haben wir natür-lich eine soziale Verpflichtung“, sagtMarkkanen. „Wir sind schließlich kein ganznormaler Fußballverein.“

Allerdings, ganz normal und ernsthaft Fuß-ball gespielt wird in Rovaniemi auch. Im Jahr2010 sogar sehr erfolgreich, obwohl die Mann-schaft ausschließlich aus jungen Spielern ausRovaniemi und Umgebung besteht. Zwölf Minu-ten haben der ersten Mannschaft vom FC SantaClaus gefehlt, dann wäre der Aufstieg in dieYkkönen, die zweite Liga in Finnland, gelun-gen. Das Team des Weihnachtsmanns hattedie Regionalmeisterschaft in der dritten Ligasouverän gewonnen, im Playoff um den Auf-stieg scheiterte das Team dann denkbar knapp.In der 78. Minute erzielte der Gegner aus Hel-sinki das 1:0, aus war der Traum. Der Aufstiegist also verschoben, nicht aber aus dem Sinn.

Trainer Matti Hiukka würde mit der Mannschaftgerne weiter daran arbeiten, das Ziel zweiteLiga zu erreichen. Er hofft deswegen, dassihm der Joulupukki einen neuen Vertrag unterden Weihnachtsbaum legt. „Natürlich ist esetwas Besonderes, für den Verein des Weih-nachtsmanns zu arbeiten“, sagt Trainer Hiukka.„Ich würde es lieben, auch im nächsten Jahrfür diese Mannschaft verantwortlich zu sein.“

Aktuell ruht der Spielbetrieb in Finnland. Zukalt, zu viel Schnee, zu viel Winter, selbst fürdie Finnen. Alle Mannschaften haben Pause,können sich auf Weihnachten freuen, könnenausruhen und Kraft für die neue Saison tan-ken. Mit einer Ausnahme: dem FC Santa Claus.An den Verein und das „Santa Claus Village“angeschlossen ist die „Schneefußball-Schule“des Weihnachtsmanns. Die Elf des FC SantaClaus spielt hier mit den Elfen und Touristenaus aller Welt Fußball im Tiefschnee. Ein herr-liches Vergnügen, glaubt man den Ausfüh-

rungen von Markkanen. „Das ist immer wie-der toll“, sagt er. Die malerische Kulisse, diebesondere Atmosphäre der Umgebung, derGeist von Weihnachten, fröhliche Kinderau-gen, lachende Herzen - all das ist in Rova-niemi am Polarkreis in der Weihnachtszeit zuspüren.

Und der Weihnachtsmann ist immer dabei. Erbeobachtet das fröhliche Treiben, spricht mitKindern, notiert deren Wünsche, unterhält sichmit den Eltern und kann sich keinen schö-neren Ort auf der Welt vorstellen. Für SantaClaus gilt schließlich, was schon MontyPython gesungen hat: „Finland, Finland,Finland – the country where I want to be.“

Mein schönstes Erlebnis neben der Meis -terschaft und dem Pokalsieg mit dem FC Bayern sowie dem 3. Platz mit demDFB-Team bei der WM in Südafrika war natürlich meine Hochzeit mit Claudia im Sommer. Ein unvergesslicher Tag.

Philipp Lahm

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Ein Ball im Tiefschnee: Fußball in der Nähe des Polarkreises.

Auf einem Schlitten reist derWeihnachtsmann durch das tief

verschneite Lappland.

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Schlag auf Schlag an die Spitze: Golfstar und Fußballfan Martin Kaymer

Ein Putt im NationaltrikotZwei Herzen. Zwei Sportarten. Zwei Lieben. Fußball, Golf, Golf, Fußball? Martin Kaymer musstesich entscheiden. Mannschaftssport oder Individualsport, Schraubstollen oder Golfspikes? Kay-mer entschied sich – für Golf. Es war die Geburt eines neuen deutschen Sporthelden - und fürden Golfsport in Deutschland ein Segen. Kometenhaft stieg Kaymer in die Weltspitze auf, imJahr 2010 war weltweit kein anderer Spieler erfolgreicher als er. DFB.de-Redakteur SteffenLüdeke über einen Sportler, der dafür gesorgt hat, dass Golfsport in Deutschland nicht mehrausschließlich mit dem Namen Bernhard Langer verbunden wird.

Wer sagt eigentlich, dass Deutschlandnicht Weltmeister geworden ist?Stimmt nämlich nicht, Weltmeister mit

Europa sind wir sogar geworden. Ehrlicherkämpft, mit Schweiß und Tränen auf demRasen und mit ordentlichen Hieben gegen denBall. Und dank des deutschen europäischenKontinentalspielers Martin Kaymer. Was bitte,wer bitte, wie bitte? Für alle: Kaymer ist Gol-fer. Und was für einer! Mittlerweile ist er soetwas wie der deutsche Tiger Woods. Nur ohnedie Schlagzeilen in den Klatsch-Blättern.

Und ohne den ganz großen medialen Hype.Kaymer ist gemessen an seinen Leistungenund Erfolgen einer der größten Sportstars,in Deutschland, und sogar weltweit, die Auf-merksamkeit der Presse ist dennoch und nochimmer vergleichsweise gering. Kaymer störtsich nicht daran, im Gegenteil. „Ich bin eigent-lich ganz froh, dass ich zuhause in Mettmannnoch zum Bäcker gehen kann, ohne dass ichauf dem Weg drei Interviews geben muss“,sagt er. „Ich bin dankbar, wenn ich mich zwi-schendurch mal für längere Zeit zurückzie-hen kann, um mich ausschließlich auf mei-nen Sport zu konzentrieren.“

Seinem Erfolg hilft das. Im Jahr 2010 gewanner vier Turniere der European Tour, mit sei-nem Sieg bei der PGA Championship war erzum ersten Mal bei einem der vier Major-Tur-niere erfolgreich, er gewann die europäischeGeldrangliste und wurde zu „Europas Golferdes Jahres“ gewählt. Und er gewann den RyderCup, den prestigeträchtigsten Wettbewerb desGolfsports. Alle zwei Jahre duellieren sich Euro-pas beste Golfer mit denen der USA, nach der

Fußball-WM und den Olympischen Spielen sinddiese Vergleiche gemessen an den Reichweitendie weltweit drittgrößten Fernsehereignisse.

Die Stimmung ist dabei eher golfuntypisch,Fangesänge erinnern an die Atmosphäre inFußballstadien, in vielerlei Hinsicht ist derRyder Cup mit nichts zu vergleichen. Vor zweiJahren war Kaymer beim Ryder Cup in Val-halla/USA nur Gast, untätig musste er damalsmit ansehen, wie die USA zum ersten Mal indiesem Jahrtausend als Gewinner aus demDuell hervorgingen. 2010 war er als Spielerdabei. Und Europa holte den Pokal zurück.Mit 14,5 zu 13,5 Punkten gewann das Teamvon Kapitän Colin Montgomerie die 38. Aus-gabe des Cups, als zweiter Deutscher nachLanger stemmte Kaymer am 4. Oktober in Walesdie Trophäe in die Luft.

Kaymer ist also ganz oben angekommen,anders als der 1. FC Köln, dessen Fan er ist,seit ihn Papa Horst mit ins Stadion genom-men hat. Kaymer war damals noch ein Kind,die Heimspielstätte des FC hieß MüngersdorferStadion, sein Held Toni Polster. „Ich mag dieKölner Fans, und die Stimmung im Stadionist für mich ehrlich gesagt die beste von allenBundesligisten“, sagt Kaymer über seine Lei-denschaft für den FC.

Für seinen Kleiderwechsel hat Kaymer nicht nur Beifall geerntet. Egal, schließlichhatte er seinen Fans eine Überraschungversprochen.

Meine Freundin hat mir im Septembergesagt, dass sie schwanger ist. Das warein unbeschreibliches Gefühl. Im Aprilsoll unser Nachwuchs zur Welt kommen,und ich kann es kaum erwarten.

Jérôme Boateng

Erinnerungen an 2O1O

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In seiner Jugend war Kaymer sogarselbst ein guter Spieler, als Mittel-stürmer in der Niederrhein-Auswahlsorgte er mit seinen Toren für Aufsehen.Und doch galt er unter den Fußballern immerals Exot. Seit seinem zehnten Lebensjahrspielte er parallel auch Golf, eine – damalszumindest – recht ungewöhnliche Konstella-tion. „Unter Jugendlichen war Golf nicht besonders hoch angesehen“, sagt Kaymer.„Da musste ich mir schon den einen oder anderen Spruch anhören.“ Groß gestört hatihn dies nicht, war ja alles freundschaftlichgemeint. Spaß hatte er also an beiden Sportarten.

Ein paar Jahre hielt er der Doppelbelastungstand, ein paar Jahre drückte er sich vor derEntscheidung zwischen seinen beiden Sport-arten. Dann fiel sie. Nicht leicht, aber gegenFußball. Warum? Kaymer muss nicht langeüberlegen und nennt „Selbstständigkeit“ alswichtigsten Aspekt. Erfolge und Misserfolge,er wollte die alleinige Verantwortung. Mit demambitionierten Fußball hat er also abge-schlossen, heute spielt er nur noch hin undwieder mit seinen Freunden in der Halle, wennihm der volle Terminkalender mal ein paarfreie Tage in der Heimat gewährt. „Für michist das auch Konditionstraining und immerein Riesenspaß“, sagt Kaymer. Angst vor Ver-letzungen hat er nicht. „Ich kann den Jungsvertrauen, was Zweikämpfe mit mir angeht“,sagt er.

Hin und wieder kickt er also noch selbst, an-sonsten beschränkt sich seine Rolle beim Fuß-ball auf die des Konsumenten. Im Stadion desFC – und vor dem Fernseher als Fan der Natio-nalmannschaft. Beim Turnier in Münchendemonstrierte er dies am 27. Juni vor den

Weg mit der Etikette, runter mitdem Polohemd, her mit dem

Trikot: Beim Turnier in Münchenzeigte Martin Kaymer, dass er

auch modisch ganz weit vorne ist.

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Meister, Pokalsieger, Champions-League-Finalist und auch noch WM-Dritter – für mich war 2010 ein sensa-tionelles Jahr, auch wenn wir in der Bun-desliga noch nicht an die Form der letzten Saison anknüpfen konnten mit dem FC Bayern.

Holger Badstuber

Erinnerungen an 2O1O

Augen der Welt. Am Schlusstag verschwander an der 18. Spielbahn kurz in einem Gebüsch,dort tauschte er sein Polohemd gegen einTrikot der deutschen Nationalmannschaft undbeendete unter dem Jubel der Zuschauer dasTurnier im DFB-Outfit.

Länderspiele sind für Kaymer also Pflichtter-mine, wann immer es geht, drückt Deutsch-lands bester Golfer den besten Fußballern desLandes die Daumen. Auf der ganzen Welt. Sowar es auch bei der WM. Das deutsche Auf-taktspiel gegen Australien hat Kaymer in denVereinigten Staaten geschaut, beim Achtelfi-nale gegen England hat er in München gespielt,am Tag des Viertelfinals gegen Argentinien standfür Kaymer Tag drei bei den French Open inParis an. „Natürlich war die WM unter den Gol-fern ein großes Thema“, sagt Kaymer. Die Abendeverbrachten die Golfer in den Spielerhotels häu-fig in großen Gruppen vor dem Fernseher.

So war es auch beim Halbfinale zwischenDeutschland und Spanien. Diesmal weilte Kay-mer in Schottland, die Scottish Open in Glas-gow hatten gerade begonnen. Kaymers Startin das Turnier war mit 71 Schlägen eher durch-wachsen. Egal, duschen, Tasche packen, abvor den Fernseher. Mit einigen Kollegen warder 25-Jährige verabredet, Kaymer beeilte sich, er wollte keine Sekunde verpassen. Wäh-rend in Durban Philipp Lahm, Bastian Schwein-steiger und Manuel Neuer gegen Xavi, Andres

Iniesta und Iker Casillas spielten, saßen inGlasgow etliche Golfstars vor dem Fernseher.

Ähnlich wie in Durban war Deutschland auchin Schottland auf verlorenem Posten. Kaymersah sich der Übermacht von Sergio Garcia,Alvaro Quiros und Gonzalo Fernández-Castañogegenüber, Spanier allesamt, Spieler, die erauf dem Golfplatz im Jahr 2010 fast immerhinter sich gelassen hat. „Man kann sich javorstellen, was da los war“, sagt Kaymer. Schönwar es nicht, nicht für ihn. Einen Tag späterscheiterte Kaymer bei den Scottish Open amCut, nach zwei Runden war das Turnier für ihnbeendet. Nicht wenige vermuten einen Zusam-menhang. Er nicht. „Definitiv nicht“, sagt Kay-mer mit Nachdruck. „Ich war zwar enttäuscht,dass die Deutschen das Finale nicht erreichthatten. Aber so eine Enttäuschung ist rein per-sönlicher Natur, die weiß ich auszublenden,bevor ich den Golfplatz betrete.“

Meist gelingt ihm das recht gut. Mittlerweilewird der Deutsche als Nummer drei der Welt-rangliste geführt, nur noch Lee Westwood undTiger Woods liegen vor ihm, sein Rückstandist minimal. In jungen Jahren hat er also schonviel erreicht, Ziele und Träume bleiben den-noch. Weitere Erfolge bei Major-Turnieren, dieNummer eins werden, seine Leistungenbestätigen, vielleicht eine Medaille bei denOlympischen Spielen. Und sonst? Gibt es füralle Golfer in Deutschland eine große Hoff-

nung: das Jahr 2018. Dann will Deutschlanddie Weltmeisterschaft, den Ryder Cup, aus-richten. Die Bewerbungskampagne läuft aufHochtouren, mit Kaymer und Langer als Zug-pferden.

„Es wäre auf jeden Fall eine schöne Sacheund für mich persönlich, sollte ich dann wie-der im Team Europa sein, wäre es ja danneine Art Heim-WM“, sagt Kaymer. Die Vor-stellung jedenfalls ist verlockend: In acht Jah-ren könnte Deutschland mit Kaymer inDeutschland Golf-Weltmeister werden - unddie Fußball-Nationalmannschaft bei der Welt-meisterschaft in Russland.

Noch nichts verlernt. In seiner Jugend warKaymer Stürmer. „Typ Toni Polster“, sagt er.

Bernhard Langer. Und lange nichts. Von wegen! Im Oktober gewann Kaymer mit dem TeamEuropa den Ryder Cup.

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Impressum:DFB-Journal – 22. Jahrgang – Ausgabe 4/2010

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund (DFB)Otto-Fleck-Schneise 660528 Frankfurt/MainTelefon 069/6788-0www.dfb.de

Chefredakteur/verantwortlich für den Inhalt: Ralf Köttker

Koordination/Konzeption: Thomas Dohren

Lektorat: Klaus Koltzenburg

Mitarbeiter in dieser Ausgabe: Stephan Brause, Jens Grittner, Thomas Hack-barth, Uwe Karte, Christof Kneer, SaschaLeichner, Steffen Lüdeke, Roy Rajber, AnnetteSeitz, Wolfgang Tobien, Gereon Tönnihsen

Bildernachweis:AFP, Bongarts/Getty Images, Braunholz, Deut-sche Presse-Agentur, Deutsches Rundfunkar-chiv, DFB-Fußballmuseum, Friebe, GES, Harder,imago, Kunz, LSB Thüringen, NDR-Archiv, Nie-dermüller, sampics, Sony, Witters

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Ein WM-Jahr geht zu Ende, das nächstesteht bevor. Deutschland wird 2011 diebesten Fußballerinnen der Welt emp-

fangen. „Das ist eine ganz große Ehre für uns.Deutschland, der DFB und der ganze Sportfreuen sich auf diese Aufgabe“, sagt DFB-Prä-sident Dr. Theo Zwanziger. Es soll ein neues„Sommermärchen“ werden. Das DFB-Journalwird in seiner nächsten Ausgabe ausführlichüber dieses Top-Ereignis berichten, über Daten

und Fakten, über Menschen und ihre Ziele,über Stadien, Fans und Begeisterung. Auchfür die Männer wird es ein wichtiges Jahr wer-den. Die Qualifikation für die EURO 2012 in Polenund der Ukraine soll gesichert werden. Nachvier Siegen in den ersten vier Spielen siehtes gut aus für das Team von BundestrainerJoachim Löw. Gleich im ersten Quartal wird dreimal gespielt, getestet wird gegen Italien undAustralien, dazu gibt es das EM-Qualifikations-

spiel gegen Kasachstan Ende März in Kaisers-lautern. Selbstverständlich wird auch das einThema im nächsten DFB-Journal sein. Dazu kom-men exklusive Interviews, spannende Repor-tagen und Hintergrundgeschichten.

Das Team des DFB-Journals wünscht Ihneneine schöne, besinnliche Weihnachtszeit undfür das kommende Jahr 2011 alles erdenklichGute. Sie lesen wieder von uns!

DFB-Journal 1/2011

DFB-Journal 4/2010114 |

Im Mittelpunkt des Fußballjahres 2011 wird die Frauen-Nationalmannschaft stehen. Gelingt der dritte WM-Titelgewinn nach 2003 und 2007?

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Bitburger, stolzer Partner der deutschen Fußball-National-

mannschaften, bedankt sich bei den Teams und den Fans für

das tolle Fußballjahr 2010. Wir wünschen allen Sportfreunden

ein spannendes Sportjahr 2011.

Ein guter Partnersorgt für Begeisterung. Bei der Mannschaftund den Fans.