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Journal - DFB · PDF fileGuus Hiddink redete den Stars ins Gewissen, ließ im Training schnelleres Abspielen im Mit-telfeld und energischeres Pressing der Stür-mer üben

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Liebe Freundedes Fußballs,im Blickpunkt des Interesses der kommenden Tage stehen natürlichdie abschließenden WM-Qualifikationsspiele der deutschen Männer-Nationalmannschaft am 10. Oktober gegen Russland in Moskau undam 14. Oktober gegen Finnland in Hamburg. In den beiden Begeg-nungen wird die Entscheidung fallen, ob sich die DFB-Auswahl direktfür die WM-Endrunde 2010 qualifizieren kann oder den Umweg überdie tückischen Playoff-Duelle im November gehen muss.

Unsere Zuversicht ist groß, aber wir unterschätzen die bevorstehen-den Aufgaben nicht. Wie so oft vertrauen wir wieder einmal darauf,dass unser Team im entscheidenden Moment topfit ist, zuletzt etwa

im vergangenen Herbst beim 2:1-Sieg im „Gipfeltreffen“ in Dortmundgegen die Russen. Es ist jedenfalls das erklärte Ziel von Bundestrai-ner Joachim Löw, dass sich seine WM-Kandidaten spielerisch und kämp-ferisch in Moskau und Hamburg von ihrer besten Seite zeigen und Mil-lionen Fans viel Freude bereiten werden. Spätestens am Abend des14. Oktober, wenn Russland gleichzeitig gegen Aserbaidschan in Bakuantritt, soll im Aufeinandertreffen mit Finnland der letzte Schritt gemachtwerden, um direkt die Südafrika-Tickets zu lösen.

Der Höhepunkt in den vergangenen Wochen war natürlich der über-zeugende Sieg im Finale der Frauen-Europameisterschaft in Helsinkigegen England – binnen vier Monaten war dies der vierte Titelgewinneiner DFB-Auswahl. Den Anfang hatten die U 17-Junioren gemacht, esfolgten die U 17-Juniorinnen, die U 21 der Männer und nun eben unsere

Frauen-Nationalmannschaft, seitvielen Jahren ein Aushängeschilddes deutschen Fußballs. Damit prä-sentiert sich das Team von Trai-nerin Silvia Neid als amtierenderEuropa- und Weltmeister bei derWM 2011 in Deutschland seinen Fans.

Sicher eine gute Voraussetzung,dass dieses Turnier national wieinternational eine attraktive Wer-bung für den Mädchen- und Frau-

enfußball sein und die Stimmung in den Stadien ein gelungenes Festim ganzen Land auslösen kann. Der siebte EM-Titelgewinn der deut-schen Nationalmannschaft muss zugleich Ansporn für uns alle sein,um verstärkt die wirtschaftlichen Einnahmequellen des Frauenfuß-balls zu steigern. Ich denke, unser Team hat es verdient, dass seineSpitzenleistungen von der Gesellschaft und damit auch von den Spon-soren und TV-Anstalten stärker anerkannt werden.

Zum Abschluss noch eine äußersterfreuliche Nachricht: Die Um -frage-Ergebnisse einer gemein-sam mit adidas in Auftrag gege-benen, von „SPORT+MARKT“ imApril durchgeführten und den DFB-Gremien nach der Sommerpausevorgestellten Befragung überrelevante Fußball-Themen hättefast nicht besser ausfallen kön-nen. So haben sich die Image-Wertefür den DFB und seine vielfältigeArbeit in allen Punkten deutlichverbessert. Ob Talentförderung,zeitgemäße Organisation desAmateurfußballs, Engagement imMädchen- und Frauenfußball oderDienstleistung für die Fußball-Anhänger, ob Stellenwert derMänner-Nationalmannschaft, des

DFB-Pokals, der 3. Liga oder Interesse am Frauenfußball – überall sinddie Zahlen deutlich gestiegen. Eine ausführliche und detaillierte Auf-listung und Erläuterung der Ergebnisse dieser Umfrage finden Sie indiesem Heft unter der Überschrift „Imagegewinn auf allen Spielfel-dern“ auf den Seiten 26 bis 33.

Tolle Entwicklung: In allen Bereichen haben sich die Image-Werte für den DFB und seine vielfältigeArbeit deutlich verbessert.

Dr. Theo ZwanzigerPräsident des Deutschen Fußball-Bundes

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EditorialDr. Theo Zwanziger 3

NationalmannschaftEntschlossen in die Endspiele 6

Treffpunkt mit Mesut ÖzilBotschafter mit Spielkultur 12

Interview mit Cem Özdemir„Mesut Özil macht vielen Mut“ 16

Von der U 15 bis ins A-TeamVom kleinen Mario zum großen Gomez 18

Spektakuläre Länderspiel-DebütsEinstand für die Ewigkeit 24

MarktforschungsstudieImagegewinn auf allen Spielfeldern 26

DFB-Depot„Die modernste Kleiderkammer der Welt“ 34

Interview mit Günter Netzer„Es wachsen hoffnungsvolle Talente heran“ 38

Frauen-NationalmannschaftEine starke Frau an der Seite 44

BilderbogenVom finnischen Tampere auf den Frankfurter Römerberg 48

FIFA Frauen-WM Deutschland 2011Bühne frei für das nächste Schauspiel 52

Steffi Jones über TEAM 2011„Wir müssen diesen Steilpass aufnehmen“ 58

DFB-PokalSafari durch den Odenwald 60

Doping-Kontrolle im Fußball-StadionSchattenmänner am Spielfeldrand 66

Wie ich es sehe – Ansichten von Giovanni di Lorenzo„Wer sich nicht wegduckt, verdient höchsten Respekt“ 72

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Julius-Hirsch-PreisSteht auf, wenn Ihr Löwen seid 76

Namen und NachrichtenFreie Fahrt für neuen Mannschaftsbus 79

Schiedsrichter Dr. Felix BrychRegelhüter aus Berufung 82

DFB-Trainer Steffen FreundEin Freund und Helfer 84

Fußball in Zeiten des demografischen WandelsWenn das Alter im Abseits steht 86

DFB-Mini-SpielfelderKleine Plätze mit großer Wirkung 90

Aktuelles Gespräch mit Ursula von der Leyen„Kinder brauchen Spielregeln“ 95

Fan Club NationalmannschaftWo die Liebe zum Fußball in der Wiege liegt 96

Internet-EckePerfektes Finish 98

Paules WeltSchnabelknirschen vor dem finalen Kick 101

Die Welt ist eine KugelDr. Margot Käßmann: „Einen Fußball-Gott gibt es nicht“ 102

Oliver Kahn in der JVA SiegburgWeitermachen, immer weitermachen 106

Turnierbörse Viele Spielgelegenheiten für Nachwuchsteams 112

Aus den VerbändenDr. Hans-Dieter Drewitz bleibt Präsident 115

Fußball-Köpfe Karl-Heinz Josten – ein ehrenamtlicher Profi 118

Vorschau und Impressum 122

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102

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Michael Ballack strahlt Zuversicht aus.

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Nationalmannschaft: WM-Qualifikation geht gegen Russland und Finnland in die entscheidende Phase

Entschlossen in die EndspieleEs steht viel auf dem Spiel: Für die deutsche

Fußball-Nationalmannschaft ist der Oktober der

wichtigste Monat des Länderspieljahres. Auf

dem Kunstrasen von Moskau kommt es zum

„Gruppenfinale“ der WM-Qualifikation gegen

Verfolger Russland, danach steht in Hamburg

die abschließende Partie gegen Finnland an.

Das Ziel ist Platz 1 und die direkte Qualifika-

tion für das Turnier in Südafrika. „Es gibt kei-

nen Grund, mit Angst oder Respekt in das Spiel

in Russland zu gehen“, sagt Bundestrainer

Joachim Löw, der seinen Kader akribisch vor-

bereitet hat und dabei auch auf die Erfahrun-

gen seines Kapitäns zurückgreifen kann.

Michael Ballack kennt Russlands Trainer Guus

Hiddink und dessen Arbeit aus der gemein samen

Zeit beim FC Chelsea. Michael Horeni von der

„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ beschreibt

die Situation im DFB-Team.

Nach über einem Jahr Qualifikations-runde ist es so weit: Das Finale umdie direkte Teilnahme an der Welt-meisterschaft macht aus dem Län-

derspiel in Moskau den Höhepunkt des Fuß-balljahres für die deutsche National -mannschaft – und es sind genau solche End-spiele, für die Michael Ballack in seiner Kar-riere lebt. „Das ist ein richtiges Endspiel –und wir haben unser Soll erfüllt“, sagt derKapitän vor der richtungsweisenden Begeg-nung in Russland. „Aber jetzt geht es ans Ein-gemachte.“

Schon ein Unentschieden würde am 10. Okto-ber auf dem Moskauer Kunstrasen genügen,um als Tabellenführer in das abschließendeHeimspiel vier Tage später gegen Finnlandzu gehen. Bei einem Sieg wäre dem Team dieQualifikation für Südafrika 2010 nicht mehr

zu nehmen. Aber dass diese Partie gegen dievon Guus Hiddink trainierte und stetig wei-terentwickelte russische Nationalmannschaftdie größte Herausforderung seit dem Euro-pameisterschafts-Endspiel 2008 gegen Spa-nien bedeutet, weiß kaum jemand besser alsMichael Ballack. Der deutsche Kapitän hat Hid-dink, der für den Aufschwung des russischenFußballs maßgeblich verantwortlich zeichnet,in diesem Jahr selbst fünf Monate als Trai-ner erlebt. Der Respekt vor Hiddink und derrussischen Mannschaft ist bei Ballack seit-dem noch einmal gewachsen.

Der Niederländer hat in der nur kurzen Zeitbeim FC Chelsea jedenfalls einen bleibendenEindruck beim deutschen Kapitän hinterlas-sen. Ballack bezeichnet Hiddink als einen„großartigen Trainer“ und einen der bestenFußball-Lehrer, die er in seiner Karriere erlebthat. Hiddink entschied nach kurzer Zeit, alser den verunsicherten Londoner Millionen-Klubübernommen hatte, Ballack eine defensivereMittelfeldaufgabe anzutragen, um damit dasSpiel zu stabilisieren. Bei Chelsea schien dieSaison zu diesem Zeitpunkt längst in Trüm-mern zu liegen. Doch unter Hiddink fand dasTeam ganz schnell zu alter Stärke zurück, unddas hatte auch damit zu tun, dass der Trainereine neue Rolle für Ballack fand. In den

22 Spielen mit dem Niederländer hat Chelseanur eine einzige Partie verloren – und nurgroßes Pech verhinderte einen Halbfinalsiegin der UEFA Champions League gegen den spä-teren Sieger FC Barcelona.

Guus Hiddink redete den Stars ins Gewissen,ließ im Training schnelleres Abspielen im Mit-telfeld und energischeres Pressing der Stür-mer üben – und veränderte bis auf BallacksPositionsverschiebung nichts. Der nach unend-lich vielfältigen Erfahrungen in Vereinen undNationalmannschaften zielgerichtete Prag-matiker hat auch die russische Auswahl nachihren eigenen Stärken geformt – und darauseine der Überraschungsteams bei der EM gebil-det, wobei die Entwicklung des Teams nochlange nicht zum Abschluss gekommen ist.

„Es ist ein kleiner Vorteil für uns, dass Michaeldie Arbeit von Hiddink kennt“, sagt BastianSchweinsteiger vor dem Duell gegen die Rus-sen. Der Kapitän, ausgestattet mit guter Kennt-nis über die Vorstellungen des Trainers, willaber auch auf dem Platz einen entscheiden-den Beitrag zur deutschen WM-Mission leis -ten. „Wir wissen, worum es geht, wir werdenmit einer ganz anderen Spannung dort antre-ten“, versprach der Spielführer, der in dreider letzten vier WM-Qualifikationsspiele

Glanzparade: René Adler überzeugte zuletzt gegen Südafrika und Aserbaidschan.

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jeweils den Führungstreffer für die deutscheMannschaft erzielte. Beim 2:1-Hinspielerfolggegen die Russen gelang ihm außerdem derentscheidende zweite Treffer.

Der Bundestrainer sieht die Entwicklung sei-nes 33 Jahre alten Kapitäns in diesem Jahrrundweg positiv. „Michael ist ein sehr, sehrstarker Kapitän. Er ist noch einmal gereift“,sagt Löw auch mit Blick auf die Erfahrungen,die Ballack in den vergangenen Jahren beimFC Chelsea gesammelt hat. Er integriere diejungen Spieler sehr gut, spreche viel mit ihnenund führe die Mannschaft auch auf dem Platz,lobte der Bundestrainer. Der Ballack des Jah-res 2009 ist genau der Kapitän, den sich Löwfür sein Team auf dem Weg zur WM 2010wünscht.

„Es ist für mich enorm wichtig, dass ich michjedes Jahr mit den besten Spielern der Weltauf höchstem Niveau messen kann. Dadurchhat man vielmehr Spiele in einer Saison aufallerhöchstem Niveau“, sagt Ballack zu sei-ner Entwicklung als Spieler und Führungs-persönlichkeit in England. „Davon profitiertdann auch die Nationalmannschaft. Es wäreschön, wenn auch andere deutsche Spielerden Weg zu einem Topklub im Ausland fin-den würden. Ich spiele seit 1998 durchgehendin der Champions League. Und wir sind nichtzufällig 1990 Weltmeister geworden, als sie-ben Spieler in Italien gespielt haben.“

In Moskau, beim vermutlich schwierigsten Spieldes Jahres, dürfte es neben einer geschlos-senen deutschen Mannschaft nicht zuletzt

auf die Nummer 1 ankommen. Die Partie gegenRussland wird auch für René Adler zu einerganz persönlichen WM-Qualifikation. Nach demkrankheitsbedingten Ausfall von Robert Enkenominierte der Bundestrainer den 24 Jahrealten Leverkusener Torhüter für die Spielegegen Russland und Finnland. „René hat meinabsolutes Vertrauen“, sagte Löw, nachdemAdler in den beiden letzten Länderspielengegen Südafrika (2:0) und Aserbaidschan (4:0)überzeugt hatte.

„Ich stehe bereit, alles für mein Land zu geben“,sagte Adler nach der Berufung. Dem Lever-kusener war gegen Aserbaidschan schon über-raschend die Rolle als Nummer 1 zugefallen,nachdem Enke erstmals wegen einer bakte-riellen Infektion nicht zur Verfügung stehenkonnte. „Als Sportler strebt man immer dasHöchstmögliche an. Die Nummer 1 zu sein, dasZiel gehe ich an“, sagte Adler, als sich ihm dieunverhoffte Chance bot. „ Nur bei der WM dabeizu sein, ist nicht mein Anspruch. Deswegenwerde ich bis zum Schluss fighten.“

Das Ziel hat auch Enke, der in der WM-Quali-fikation vom Pech verfolgt scheint. Schon vordem 2:1 im vergangenen Oktober gegen Russ -land war der Hannoveraner drauf und dran,die Nachfolge von Jens Lehmann im Tor anzu-treten. Doch damals verhinderte eine Hand-verletzung seinen Einsatz. Adler nutzte dieChance bei seinem hoch gelobten Debüt. Aufder Zielgeraden in Richtung Südafrika profi-tiert er nun wiederum von Enkes Ausfall –und mit einer guten Leistung vor allem inMoskau möchte der Leverkusener dem Bun-destrainer und Torwart-Trainer Andreas Köpkeweitere Argumente an die Hand geben, umRichtung WM weiter auf ihn zu setzen. „DasSpiel in Russland ist ein unheimlich wichti-ges Spiel und sicherlich ein Höhepunkt“, sagteAdler, der bisher erst sechs Länderspielebestritten hat.

Neben Adler sind auch der Schalker ManuelNeuer und Tim Wiese von Werder Bremen fürdie beiden letzten Qualifikationsspiele nomi-niert. Aber selbst wenn sich Adler im Herbst2009 Vorteile verschaffen kann, eine end-gültige Entscheidung werden die Trainer erstim kommenden Jahr treffen. „Er kommt wie-der, ganz sicher“, sagt Löw über Enke, dersich zu Beginn der Saison nur scheinbar einen

Miroslav Klose bewies gegen Aserbaidschan mit einem Doppelpack seine Torjäger-Qualitäten.

Lukas Podolski ist seinem aserbaidschanischen Gegenspieler einen Schritt voraus.

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Vorteil im Vierkampf um das deutsche Torgesichert hatte.

„Warum sollten wir auch jetzt entscheiden,wenn die WM 2010 erst im Juni losgeht? Wirwerden den Kader im Mai nominieren. EineEntscheidung bei den Torhütern wird natür-lich etwas früher fallen“, kündigt der Bun-destrainer an. Die Konkurrenz kann also nochhoffen. „Robert ist absolut nicht abge-schrieben, das wäre Wahnsinn“, sagte Tor-wart-Trainer Andreas Köpke. „Er kann amwenigsten für die Erkrankung – und er istdadurch ja jetzt kein schlechterer Torhüter.“Sollte sich die Nationalmannschaft gegenRuss land und Finnland direkt qualifizieren,wird Tim Wiese am 14. November 2009 gegenChile im Tor stehen, kurz darauf Manuel Neuergegen Ägypten. Adlers Konkurrenten werdenden Kampf nicht vorzeitig aufgeben.

Aber nicht nur im Tor ist der Kampf um einenStammplatz längst entbrannt, auch im deut-schen Mittelfeld hat der Bundestrainer die Aus-wahl. Bei seinem Debüt in der Startelf gegenSüdafrika erweiterte Mesut Özil zudem nochdie taktischen Variationsmöglichkeiten desBundestrainers. Mit dem 20 Jahre alten fle-xiblen Bremer Mittelfeldspieler geriet der Ver-such, neben dem eingeübten 4-4-2-System esauch mal wieder mit der 4-3-3-Variante zu ver-suchen, zu einem durchschlagenden Erfolg.„Wir hatten ja schon in der Vergangenheit einigeMale erlebt, dass wir mit fünf statt vier Spie-lern im Mittelfeld ganz gut zurechtkommen.

Aber dazu brauchen wir auch Spieler, die diesePositionen ausfüllen können. Wir haben in die-ser taktischen Formation eine Option mehrund nicht nur das klassische 4-4-2“, sagteKapitän Ballack hochzufrieden über eine tak-tische Variante, die in internationalen Spit-zenklubs wie dem FC Chelsea längst zum Stan-dardrepertoire gehört.

Auch beim 4:0 gegen Aserbaidschan vertrauteder Bundestrainer wiederum der neuen Vari-ante, also mit dem zentralen Angreifer MarioGomez (später mit dem doppelten Torschüt-zen Miroslav Klose), der hängenden SpitzeMesut Özil sowie den Außenstürmern LukasPodolski und Bastian Schweinsteiger. Ob derBundestrainer auch in Russland mit einem4-3-3-System antritt oder wieder auf das 4-4-2 aus dem Dortmunder Hinspiel mit zweiStürmern zurückgreift, wollte Löw nochüberdenken. „Es ist wichtig, dass wir vari-abel und flexibel sind. Wir werden genau abwä-gen“, sagte der Bundestrainer. „Die Russenhaben den viel größeren Druck, weil sie unbe-dingt gewinnen müssen. Wir brauchen unsnicht zu verstecken. Es gibt keinen Grund,mit Angst oder Respekt in das Spiel in Russ -land zu gehen.“

Sollte es auf dem Moskauer Kunstrasen dochschiefgehen, und die Russen unter Guus Hid-dink dann doch mit einem Vorsprung von zweiPunkten in das letzte Qualifikationsspielgehen, hat der deutsche Fußball immer nocheinen Verbündeten auf seiner Seite: Berti Vogts,den Trainer von Aserbaidschan. Denn Aser-

baidschan erwartet im letzten Gruppenspieldie ungeliebten Russen. „Wir werden alles ver-suchen“, hat der ehemalige Bundestrainer sei-nen deutschen Freunden schon versprochen.Aber so weit werde es gar nicht kommen, glaubtVogts vor dem russisch-deutschen Endspielin Moskau: „Die Russen haben zu großenRespekt. Deutschland ist der absolute Top-Favorit und wird sich direkt qualifizieren.“

Europa-Qualifikationsgruppe 406.09.2008 Wales – Aserbaidschan 1:0 (0:0)06.09.2008 Liechtenstein – Deutschland 0:6 (0:1)10.09.2008 Russland – Wales 2:1 (1:0)10.09.2008 Aserbaidschan – Liechtenstein 0:0 (1:0)10.09.2008 Finnland – Deutschland 3:3 (2:2)11.10.2008 Deutschland – Russland 2:1 (2:0)11.10.2008 Finnland – Aserbaidschan 1:0 (0:0)11.10.2008 Wales – Liechtenstein 2:0 (1:0)15.10.2008 Russland – Finnland 3:0 (1:0)15.10.2008 Deutschland – Wales 1:0 (0:0)28.03.2009 Wales – Finnland 0:2 (0:1)28.03.2009 Russland – Aserbaidschan 2:0 (1:0)28.03.2009 Deutschland – Liechtenstein 4:0 (2:0)01.04.2009 Wales – Deutschland 0:2 (0:1)01.04.2009 Liechtenstein – Russland 0:1 (0:1)06.06.2009 Aserbaidschan – Wales 0:1 (0:1)06.06.2009 Finnland – Liechtenstein 2:1 (1:1)10.06.2009 Finnland – Russland 0:3 (0:1)12.08.2009 Aserbaidschan – Deutschland 0:2 (0:1)05.09.2009 Aserbaidschan – Finnland 1:2 (0:0)05.09.2009 Russland – Liechtenstein 3:0 (3:0)09.09.2009 Wales – Russland 1:3 (0:1)09.09.2009 Liechtenstein – Finnland 1:1 (0:0)09.09.2009 Deutschland – Aserbaidschan 4:0 (1:0)

1. Deutschland 8 7 1 0 24: 4 222. Russland 8 7 0 1 18: 4 213. Finnland 8 4 2 2 11:12 144. Wales 8 3 0 5 6:10 95. Liechtenstein 8 0 2 6 2:19 26. Aserbaidschan 8 0 1 7 1:13 1

10.10.2009 Finnland – Wales10.10.2009 Russland – Deutschland in Moskau10.10.2009 Liechtenstein – Aserbaidschan14.10.2009 Aserbaidschan – Russland14.10.2009 Deutschland – Finnland in Hamburg14.10.2009 Liechtenstein – Wales

Abwehrchef Per Mertesacker zeigte im Hin-spiel gegen Russland eine glänzende Leistung.

Zweikampf zwischen Philipp Lahm und dem Russen Andrey Arshavin.

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12 | DFB-Journal 3/2009

Mit der U 21 ist er Europameister geworden, in der A-Nationalmann-

schaft hat er eine viel versprechende Perspektive. Mesut Özil gehört

zu den großen Hoffnungsträgern des deutschen Fußballs, auf und neben

dem Platz. Der Mittelfeldspieler mit türkischen Wurzeln steht stell-

vertretend für die erfolgreichen Bestrebungen des DFB, Talente mit

Migrationshintergrund schon früh in die Nachwuchsarbeit zu integrieren.

Der freie Journalist Jörg Marwedel hat den Ausnahmetechniker, der

am 15. Oktober 21 Jahre alt wird, in Bremen besucht.

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| 13DFB-Journal 3/2009

Treffpunkt mit Mesut Özil: Integrationsfigur auf und neben dem Fußballplatz

Botschafter mit SpielkulturN

eulich konnte man im Fernsehen einenkurzen Moment sehen, wie Mesut Özilvor einem Bundesliga-Spiel irgend-ein kleines Ding immer wieder mit

dem Fuß davon abhielt, zu Boden zu fallen.Wie einen Ball, den man auf diese Weise hoch-hält. Talentierte Fußballer schaffen es, denBall mit weit über tausend Fußberührungendaran zu hindern, der Erdanziehung zu fol-gen. Als wir uns zum Gespräch im Wesersta-dion treffen, sagt Mesut Özil, was dieses win-zige Teil war, mit dem er so behutsam umgehenkonnte wie mit einem größeren Spielgerät:ein ausgespuckter Kaugummi.

Schon an dieser kleinen Szene kann man erken-nen, dass Mesut Özil eigentlich ein Straßen-fußballer ist, wobei die Straße in seinemGeburtsort Gelsenkirchen der so genannte„Affenkäfig“ war, ein Bolzplatz mit Zäunendrum herum. Schon als kleiner Junge hat erdamals angefangen, die Tricks seines IdolsZinédine Zidane zu kopieren. Einer, verrät er,geht so: Man lässt den Ball zwischen der lin-ken und der rechten Sohle hin und her jong -lieren, und plötzlich dreht man sich so schnellvom Gegner weg, dass dieser keine Chancemehr hat, einen noch aufzuhalten.

Das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zwi-schen dem einstigen französischen Weltfuß-baller und dem jungen Mann, der seine Kar-riere noch vor sich hat. „Der Zehner ist meineLieblingsposition“, sagt Mesut Özil ohneUmschweife. Ein Spielmacher wie Zidane also.Und noch etwas haben die beiden gemein-sam: Sie spielten beziehungsweise spielen fürein Land, das nicht das Land ihrer Vorfahrenwar. Zidanes Familie stammt aus Algerien, Özilsaus dem türkischen Zonguldak am SchwarzenMeer, obwohl nun schon die dritte Genera-tion in Deutschland lebt.

Gül Keskinler, türkische Integrationsbeauf-tragte beim DFB, sagt: „Diese Jungs gebenunserer Arbeit einen unheimlichen Schub.“Sie seien „Botschafter für die Jugend“. UndMesut Özil ist derzeit der herausragende Bot-schafter, obwohl allein zehn der 23 National -spieler, die Anfang September im A-Aufgebotstanden, andere als deutsche Wurzeln haben.

Mesut Özil kennt Keskinler nicht, wohl aberden früheren Dortmunder Bundesliga-ProfiErdal Keser. Der hat im Westen ein Büro undwirbt bei türkischstämmigen Fußballerndafür, für die Türkei und nicht für Deutsch-land zu spielen. Beim Borussia-Profi Nuri Sahinoder Halil und Hamit Altintop ist ihm das gelun-gen, bei Mesut Özil nicht.

Er habe sich im Prinzip schon früh für Deutsch-land entschieden, sagt der frühere Schalker,der seit Januar 2008 für Werder Bremen spielt:„Weil ich mich in den Jugendmannschaftendes DFB immer wohlgefühlt habe.“ Bei Sahin,diesem „tollen Spieler“ und den früherenSchalker Kollegen Altintop sei es wohl anders-herum gewesen: „Die haben sich vielleichtdort wohler gefühlt.“ Dabei hat er eine ähn-liche Jugend gehabt wie sie. Er ist ein ech-ter Ruhrpottler und durchaus verwurzelt mitseiner Heimat, die heutzutage eher so aus-sieht: Er habe immer mit Bosniern, Libane-

Kometenhafter Aufstieg: Mesut Özil fühlt sich an der Weser sehr wohl.

Interview-Termin mit Jörg Marwedel, dem Autor dieses Artikels.

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sen, Türken und Deutschen auf dem Bolzplatzgespielt, erzählt Mesut Özil. „Ich habe es genos-sen, mit den vielen Kulturen aufzuwachsen“,sagt er, „aber ich hatte auch immer viele deut-sche Freunde.“

Noch heute besuchen ihn einige Kumpels inseiner großzügigen Wohnung in Bremen-Schwachhausen, er selbst hat ja nicht so vielZeit, ständig nach Gelsenkirchen zu fahren.Aber er ist froh, dass mit Sebastian Boenischein weiteres Schalker Talent mit ihm zu Wer-der gegangen ist. Das stärkt sein Heimatge-fühl ebenso wie die regelmäßigen Besucheseines Vaters Mustafa, der zu jedem Heim-spiel die 200 Kilometer nach Bremen herun-terspult. „Mit Sebastian mache ich vielzusammen“, sagt Mesut Özil. Es sei „toll, dasswir beide Stammspieler bei einem großen Klubsind“. Auch Sebastian Boenisch gehört im Prin-zip ins Integrationsprogramm. Er ist im pol-nischen Gliwice geboren und wurde einst auchvom polnischen Verband eingeladen, entschiedsich aber ebenfalls für den DFB.

Was heute typisch deutsch ist, muss wohllängst ein wenig relativiert werden. Einetypisch deutsche Idylle ist mittlerweile auch,dass neben Würstchen auch Shish Kebab aufdem Grill brutzelt, dunkelhäutige Frauen ineiner Gartenschaukel lachen oder auch einpaar polnische oder türkische Ausdrücke fal-len. So wie im DFB-Werbespot, der vor Län-derspielen im Fernsehen gezeigt wird und bei

dem im Hintergrund eine Stimme fragt: „Washaben diese Frauen und Männer gemeinsam?Ihre Kinder spielen in der deutschen Nati-onalmannschaft. DFB – más integración“. MesutÖzil, ein gläubiger Moslem, weiß ziemlichgenau, was an ihm deutsch ist. „Die Diszip -

lin“, sagt er, die habe er in der Jugend gelernt.Vermutlich bewundern ihn auch viele Türkenwegen seiner deutschen Karriere. Häufigerwird er angesprochen. Und nachdem sich dieAufregung in der Türkei gelegt hat, dass ernicht für das Land seiner Ahnen spielen will,

Mit seinem Treffer zum 2:0-Endstand gegen Südafrika hat Mesut Özil seine Ambitionen in der Nationalmannschaft untermauert.

Blick in Richtung WM 2010: Mesut Özil spielt in den Planungen von Joachim Löw eine wichtige Rolle.

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bekommt er auch viele positive türkische E-Mails. Als er im Mai mit Werder Bremen dasUEFA-Cup-Finale gegen Schachtjor Donezk inIstanbul spielte, hat er zunächst „gar nichtdarüber nachgedacht“, dass dies eine beson-dere Situation für ihn war. Um dann auf eine

weitere Nachfrage hinterherzuschieben, dasser „doch ein bisschen aufgeregt“ war undnicht die beste Leistung abrufen konnte. Vorallem, weil bestimmt 20 Freunde und Fami-lien-Mitglieder auf der Tribüne saßen. Das Spielging 0:1 verloren.

Doch zum Glück gab es ja ein paar Tage spä-ter das DFB-Pokalfinale in Berlin, bei dem Wer-der mit einem Tor von Mesut Özil 1:0 gegenBayer Leverkusen gewann. Da war er wieder,der herausragende Botschafter. Es war seinerster Titel bei den Profis und sein letztesSpiel zusammen mit dem brasilianischen Ball-künstler Diego, der danach zum italienischenRekordmeister Juventus Turin wechselte. Auchvom Regisseur Diego, dessen Assistent er quasiwar, habe er viel gelernt, sagt Mesut Özil. Vorallem die „Coolness“. Er sei fast in jeder Phaseruhig statt hektisch gewesen. Das sei eineganz wesentliche Eigenschaft für einenSpielmacher. Jetzt hat er einen Teil der Ver-antwortung Diegos mit übernommen, obwohler stets erst die Mannschaft und dann erstsich selber nennt.

Womöglich hat ihm das Vorbild Diego gehol-fen, schon mit nicht einmal 21 Jahren so weitzu sein, dass ihm die wichtigsten Experteneine große Zukunft voraussagen. Von den Elo-gen nach dem Spiel gegen Südafrika ist ihmeine besonders wichtig gewesen. „Wenn einerfahrener Spieler wie Michael Ballack michlobt“, freue ihn das besonders, sagt Mesut

Özil. Der Kapitän habe ihn zudem gut gecoacht.Und auch Bundestrainer Joachim Löw habeseinen Anteil gehabt: „Ich habe alle Freihei-ten auf meiner Lieblingsposition gehabt.“

Auch Bremens Trainer Thomas Schaafbekommt gute Noten vom Aufsteiger. In derersten Werder-Saison habe ihm vor dem Tornoch die Entschlossenheit gefehlt, beklagtMesut Özil. Inzwischen habe er die „Torab-schlüsse“ derart oft geübt, dass er vor derBude allmählich „eiskalt werde“. Unter Tho-mas Schaaf geht er nun den nächsten Schrittder Weiterentwicklung. „Konstanter spielen“,nennt Mesut Özil als nächstes Ziel. Und dazubrauche er „noch mehr Robustheit“. Ermache viel für Stabilität und Schnellkraft,erzählt er. Zwei Kilogramm habe er schon zuge-nommen, was ihm bei den Zweikämpfen durch-aus hilft.

Mesut Özil tut viel, um ganz nach oben zukommen. Schon als kleiner Junge wollte erimmer nur Fußballer werden – im Gegensatzzu seinem vier Jahre älteren Bruder Mutlu,der nur in der achten Liga spielt. „Er hat auchviel Talent“, betont der Jüngere, „aber er wollteimmer nur mit Freunden spielen.“ Auch fürMesut Özil sind „Familie, Gesundheit undFreunde“ das Wichtigste. Trotz seiner Karrierewird er wohl kaum ein extrovertierter Mannwerden, eher einer, der seinen trockenenHumor nur bei denen zeigt, die er gut kennt.„Ich bleibe ich“, sagt er. Daran wird wohl auchdas Pressecoaching nichts ändern. Und dassmanche Zeitungen versuchen, ihn schon zumneuen Superstar aufzubauen, ist ihm ebensounheimlich wie die Autogrammjäger, die ihm,so scheint es, fast ein wenig peinlich sind.

Die großen fußballerischen Ziele bleiben davonaber unberührt. „So ist das Geschäft“, sagtMesut Özil und schiebt nach: „Das ist der Lohnfür meine guten Leistungen.“ Dann lächelter und sagt, er wolle nun mal „ein großerSpieler werden“. Das bedeutet, er möchte aucheinmal bei einem internationalen Turnier einenTitel gewinnen. Und zwar nicht nur bei derEuropameisterschaft der U 21 wie in diesemJahr, was er schon „einmalig“ fand. Natür-lich träumt er davon, einmal Weltmeister zuwerden. „Das Potenzial ist da“, äußert MesutÖzil. Er meinte die Mannschaft, und dann erstsich.

Freude pur: Im DFB-Pokalfinale gelang Mesut Özil das entscheidende Tor gegen Bayer Leverkusen.

Sein bislang größter internationaler Erfolgwar der Gewinn der U 21-Europameister-schaft mit der DFB-Auswahl in Schweden.

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Herr Özdemir, Mesut Özil hat wie Sie türkische

Wurzeln. Was empfinden Sie, wenn Sie ihn in der

deutschen Nationalmannschaft spielen sehen?

Hoffnung. Auf der einen Seite die Hoffnung,dass sich für junge Menschen mit türkischenWurzeln in Deutschland immer mehr Türen öff-nen, wie hier im Sport, aber auch in der Wirt-schaft und Politik. Auf der anderen Seite auchdie Hoffnung, dass sich junge Menschen mitMigrationshintergrund selbst immer stärkermit dem Land identifizieren, in dem sie leben,und sich bewusst dafür entscheiden, sich mitihren persönlichen Fähigkeiten und Stärkenin unsere Gesellschaft einzubringen – wie esMesut Özil mit seiner Entscheidung für die deut-sche Nationalmannschaft getan hat.

Auf dem Fußballplatz spielt seine Herkunft keine

Rolle. Ist der Sport und speziell der Fußball im

Umgang mit dem Thema Integration weiter als

andere Bereiche der Gesellschaft?

Wir dürfen den Sport nicht überfordern, aberich glaube, dass er und gerade auch der Fuß-ball einen sehr wichtigen Beitrag für die Integ -ration leisten. Außerdem haben gerade Kin-der aus Arbeiterfamilien oft leichteren Zu gangzu Fußball- und Sportvereinen als zu ande-ren Freizeitangeboten, die entweder viel Geldkosten oder meist nur von Eltern mit hohereigener Schulbildung für ihre Kinder genutztwerden, wie zum Beispiel Musikunterricht. Inso-fern ja, der Sport leistet hier sehr viel.

Dennoch, eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung

und Diskriminierung bleibt eine weit entfernte

Idealvorstellung. Was kann eine Integrationsfi-

gur wie Mesut Özil zu einem toleranteren Mit-

einander beitragen?

Das stimmt, wir haben noch einen weiten Wegvor uns. Spieler wie Mesut Özil sind beson-ders deshalb so wichtig für eine toleranteGesellschaft, weil es für die Kinder und Jugend-lichen von heute, die mit unserer National-mannschaft mitfiebern, einfach ganz normalsein wird, dass einer der Spieler Mesut heißt.Haben Sie als Kind nicht auch Fußballbild -chen gesammelt? Wenn bald tausende klei-ner Sammler in Deutschland zur Vervollstän -digung ihrer Sammlung „einen Mesut“ habenwollen, dann ist das eine runde Sache.

Sport braucht Stars, um die Jugend zu errei-

chen und Ideale zu transportieren. Braucht die

Integration auch solche Helden?

Vorbilder sind immer hilfreich. Echte Teilhabebraucht vor allem neue Ideen, Anstrengun-gen und auch Investitionen, damit die Kinderso früh wie möglich Zugang zu einer breitenPalette von Sport-, Freizeit- und Bil dungs -angeboten haben. Erfolgreiche Spieler wieMesut Özil können deutsch-türkische Kinderermutigen, ihren „Helden“ nachzueifern unddiese Angebote auch zu nutzen. Das machtauch den Familien Mut und zeigt ihnen, dassauch sie und ihre Kinder es nach oben schaf-fen können.

Gerade in sozial schwachen Gegenden versucht

der DFB beispielsweise durch den Bau von Mini-

Spielfeldern an der Basis integrativ zu wirken.

Wie bewerten Sie diesen Ansatz und Weg?

Das ist genau die richtige Strategie. GeradeJugendliche, die in solchen Gegenden auf-wachsen, brauchen solche Angebote. Aberdas Engagement des DFB allein reicht natür-lich nicht aus. Mir ist zum Beispiel ein beson-

deres Anliegen, dass wir vor allem in sozialschwachen Gegenden den Ausbau von her-vorragend ausgestatteten Ganztagsschulenvorantreiben, die Jugendlichen aus ärmerenoder bildungsfernen Familien ein breites Ange-bot von Sport- und anderen Freizeitangebo-ten machen. Und ich möchte ausdrücklichbetonen: Es geht hier nicht nur um türkisch -stämmige Kids, sondern um alle, die ausbenach teiligten Familien stammen.

Glauben Sie, dass es irgendwann für jeden eine

Selbstverständlichkeit sein wird, dass Spieler

wie Mesut Özil für Deutschland spielen?

Ja, das glaube ich. Warten wir mal die WM 2010ab. Vielleicht kann sie ein weiterer Schritt sein.

Die integrative, soziale und gesellschaftliche

Arbeit mit dem Fußball muss aber nach Ansicht

des DFB ein kontinuierliches, langfristiges Pro-

jekt bleiben.

Das muss sie. Unsere Gesellschaft brauchtdie wichtige Integrationsarbeit, die im Sportund besonders im Fußball geleistet wird. Übri-gens: Noch mehr braucht der Fußball die Integ -ration! Mit weiteren talentierten Nachwuchs-spielern wie Mesut Özil können wir auch wiederTitel gewinnen. Die U 21-Nationalmann schafthat es mit dem Gewinn der Europa meister -schaft gerade vorgemacht.

Interview mit Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen

„Mesut Özil macht vielen Mut“Für Cem Özdemir ist das Thema Integration nicht nur ein ernsthaftes politisches Anliegen, son-dern auch Teil der eigenen Biografie. 1994 wurde er als erster Abgeordneter türkischer Her-kunft in den Deutschen Bundestag gewählt. Zwischen 1998 und 2002 war er innenpolitischerSprecher seiner Fraktion und wirkte in dieser Zeit an der Reform des Staatsangehörigkeits-rechts mit. Heute ist Özdemir Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. DFB-Chefre-dakteur Ralf Köttker fragte ihn, welche Rolle Fußballer wie Mesut Özil für ein toleranteres Mit-einander auch abseits des Fußballplatzes spielen können.

Cem Özdemir wurde als erster Abgeordne-ter türkischer Herkunft in den DeutschenBundestag gewählt.

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Das mit Unlingen, sagt Mario Gomezschmunzelnd, das hätten sie sich beimDFB auch früher überlegen können.Unlingen ist inzwischen ein prakti-

scher Ort für talentierte Fußballer, es gibt dorteinen DFB-Stützpunkt mit qualifizierten Trai-nern. Wenn Mario Gomez, 24, heute noch mal14 wäre, dann könnte er daheim im Eltern-haus seine Sporttasche packen und zum Stütz-punkt hinüberschlendern, er könnte dort trai-nieren, und hinterher „zum Auslaufen quasi“wieder nach Hause joggen. Kein Vater undkeine Mutter müssten ihn hinfahren oder abho-len. Sie müssten seine Mittelstürmerwäschewaschen, das schon. Aber sie hätten eineMenge Benzin gespart und eine Menge Zeitsowieso.

Wenn man von Unlingen nach Rißtissenmöchte, muss man zunächst die B 311 befah-ren, man kommt durch Obermarchtal und Ehin-gen, und nach 25 Kilometern muss man dannrechts abbiegen, auf die L 259. Irgendwannist man dann in Rißtissen angekommen, „nach30 oder 40 Minuten“, sagt Mario Gomez, „jenach Verkehr“. Als er 14 war, befand sich derDFB-Stützpunkt noch in Rißtissen, „und meineKarriere begann damit“, sagt er, „dass ichgute Eltern habe.“ Wenn sie ihn nicht gefah-

ren hätten damals, dann ... Dann hätte ver-mutlich kein Verein der Welt zehn Jahre spä-ter 35 Millionen für ihn ausgegeben. Dannhätte ihn womöglich nie einer entdeckt.

Es gibt ja die populäre These, wonach einigeder besten deutschen Fußballer bis heute nie-mand kennt. Das sind die Kinder vom Lande,aufgewachsen irgendwo fern der Metropo-len, von wo kein Zug geht nach Stuttgart, Frank-furt oder Hamburg. Es sind die Talente, diemit 9, 11 oder 14 Jahren ihre Altersgenossenausspielen, aber auf Sportplätzen, auf die sichniemals ein Späher verirrt, außer vielleichtdem dicken D-Jugendtrainer aus dem Nach-barort, der sich mal den nächsten Gegneranschaut. Solche Talente gehen einfachirgendwann verloren, und keiner merkt es.Sie kommen nicht raus aus ihrem Ort, undspäter sitzen sie in irgendwelchen Büros, undwenn sie Lust haben und ein paar Fahrtspe-sen kriegen, verstärken sie gelegentlich denörtlichen Bezirksligisten.

Es ist beruhigend zu wissen, dass Mario Gomezgenau jene Karriere gemacht hat, die es angeb-lich gar nicht gibt. Schon bevor der DeutscheFußball-Bund nach dem fußballerischen Total-schaden bei der Europameisterschaft 2000moderne Talentför derprogramme auflegte,gab es ein Netz, in dem sich Talente verfan-

gen konnten, selbst wenn sie aus Unlingenim Kreis Biberach stammen.

Mit Beginn des Stützpunktsystems (121 Stütz-punkte für 13- bis 17-Jährige, davon acht inWürttemberg) wurde Gomez 1999/2000 inRißtissen gefördert, und von diesem Momentan ist er nie wieder vom DFB-Radar verschwun -den. „Es gibt natürlich auch Gegenbeispielewie Miro Klose, der es ohne Förderung ge -schafft hat“, sagt Mario Gomez, „aber bei mirhat die frühe Förderung viel zur Karriere bei-getragen. Wenn du in allen U-Mannschaftendes DFB spielst, dann kennen sie beim Ver-band natürlich deinen Namen. Dann wissensie von Anfang an, wer du bist.“

Wer sich Gomez’ Weg vergegenwärtigt, derversteht auch am besten, wie der FußballerGomez tickt. Auf den ersten Blick sieht es jaimmer so aus, als sei Gomez vor zwei, dreiJahren explosionsartig übers Land gekom-men. Er wurde 2007 mit dem VfB StuttgartDeutscher Meister, anschließend gleich zum„Fußballer des Jahres“ gewählt und stieg ohnegroße Schamfrist zu einem der begehrtestenJungstürmer auf dem europäischen Markt auf.In Wahrheit aber ist da gar nichts explodiert:„Ich habe immer einen Schritt nach dem ande-ren gemacht“, sagt Gomez, und so begreifter jetzt auch seinen Wechsel vom VfB Stutt-gart zum FC Bayern: einfach als nächstenSchritt.

So war es ja immer bei ihm: Er hat an den U 14-Lehrgängen des Württembergischen Fuß-ballverbandes teilgenommen, anschließendin der U 15 des DFB die ersten Länderspielebestritten und immer eine Stufe nach dernächs ten erklommen. Er erinnert sich nochgut an seinen ersten Auslandseinsatz im Adler-Trikot, „ein Turnier in Italien war das, in Saler-nitana“. Er kriegt sogar noch ein paar Namenaus der damaligen Auswahl zusammen. Mar-vin Compper und Tobias Weis etwa, und guterinnerlich ist ihm auch einer seiner Sturm-partner, ein gewisser Poldi.

Die Geschichte beginnt in Unlingen, einem

kleinen Dorf in Baden-Württem berg, aber sie

könnte überall in Deutschland spielen. Sie han-

delt von einem Jungen, der für sein Leben gerne

Fußball spielt. Von Eltern, die ihn zum nächs -

ten DFB-Stützpunkt gefahren haben. Und von

Trainern, die sein besonderes Talent erkannt

und ihn schon früh in die Auswahlmannschaf-

ten berufen haben. Heute ist Mario Gomez Nati -

onalstürmer, Profi beim FC Bayern München,

ein Fußballstar. Und ein Beispiel dafür, was

kon tinuierliche Nachwuchsförderung bewirken

kann. Christof Kneer von der „Süddeutschen

Zeitung“ beschreibt die Stationen einer Fuß-

baller-Karriere, die in der U 15 begann und bis

in die A-Nationalmannschaft führte.

Hintergrund: Von der U 15 bis ins A-Team – Wie aus einem Jugendspieler

Vom kleinen Mario zum

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des DFB ein Nationalstürmer wird

großen Gomez

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„Ich will meinen Weg nicht als den einzig mög-lichen darstellen“, sagt Mario Gomez, „aberfür mich war dieses langsame Wachstum ge -sund.“ Auch geografisch hat er sich immerein Stückchen weiter von den Wurzeln ent-fernt. Als C-Jugendlicher spielte er beim FV Bad Saulgau, 25 Kilometer von Unlingenentfernt, dreimal die Woche hat er sich fah-ren lassen. Als 15-Jähriger ist er dann zumSSV Ulm 1846 gewechselt. „Da war dann schonviermal die Woche Training“, erinnert er sich,„und Ulm ist eine Zugstunde entfernt.“Manch mal, sagt er, sei er nachmittags um vieram Bahnhof Unlingen aufgebrochen und spät -abends um elf wieder angekommen. „Das warschon anstrengend“, sagt er, aber wusste ja,wofür er´s macht. Er hat die Karriere immerim Blick gehabt, und natürlich hat er, der halbe Spanier, heimlich vom FC Barcelonageträumt. Aber der Realist im jungen Gomezhat sich immer die kleinen, die erreichbarenZiele gesetzt: von Unlingen nach Bad Saulgau,von Bad Saulgau nach Ulm – und schließlich,mit 16, nach Stuttgart, in die Landeshaupt-stadt.

Aus heutiger Sicht lässt sich sagen, dass MarioGomez damals, im Sommer 2001, erstmals am großen Fußball schnupperte. Auf der Stutt-garter Cotta-Eliteschule traf er andere Jung -spunde wie Timo Hildebrand oder Ioannis Amanatidis, später folgten Andreas Beck undSerdar Tasci, und nun profitierte Gomez sozu-sagen täglich davon, „dass beim VfB her-vorragend gearbeitet wird. Man behauptet ja manchmal, im deutschen Jugendfußballwürde nur gelaufen und nicht mit dem Ballgearbeitet. Das kann ich nicht bestätigen. BeimVfB haben wir regelmäßig auch Passfolgenund Kombinationen geübt.“ Es war wieder einnächster, vielleicht ein entscheidender Schrittin seiner Entwicklung, zumal er jetzt außerPassfolgen und Kombinationen auch das ganznormale Leben üben musste. Er wohnte jetztim Jugendinternat in Bad Cannstatt, „in einerArt Riesen-WG“, wie er sagt. In diesen Jahrenentstand jener Mario Gomez, den es im Grundebis heute gibt: Er spielte und wohnte aus-wärts, aber wann immer es die Zeit zuließ,zog es ihn heim nach Unlingen.

Er macht das heute noch, selbst aus Mün-chen fährt er regelmäßig heim nach Ober-

schwaben, und es amüsiert ihn ein bisschen,dass niemand mehr darüber berichtet.Damals, als er in Stuttgart vermeintlich explo-sionsartig bekannt wurde, fanden die Mediendie Geschichte toll: Ach wie niedlich, dass daein Superstar immer nach den Spielen nachHause fährt! Heute ist Gomez kein Aufstei-ger mehr, er ist ein etablierter Star mit einerexorbitant hohen Ablösesumme im Kreuz, einer,der alle Reflexe des öffentlichen Betriebsbes-ser kennt als ihm manchmal lieb ist. Er kenntes, dass akribisch die Minuten addiert wer-

den, wenn er – wie nach der EM 2008 – imDFB- Trikot an Ladehemmung leidet. Er weißinzwischen auch, wie es ist, als teurer Zugangbeim FC Bayern München anständig ins Torzu treffen und trotzdem hinterfragt zu wer-den. Das alles weiß und kennt er jetzt, undtrotzdem ist er im Grunde immer noch jenerMario, der einst in Unlingen und Rißtissen indie Karriere gestartet ist. 

Mario Gomez hat den langen Weg durch dieDFB-Instanzen hinter sich, und er ist dabei

Deutscher A-Junioren-Meister 2003: Mario Gomez mit seinen Stuttgarter Mannschafts -kameraden Gerrit Müller und Christian Gentner.

Sein Können zeigte Mario Gomez bei der U 19-EM-Endrunde 2004.

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sogar Mannschaften begegnet, von denenkaum einer mehr weiß, dass es sie überhauptmal gab. Er hat zum Beispiel zwei Einsätzefürs „Team 2006“ bestritten, das vermutlichkurzlebigste Team der DFB-Geschichte. Auchin der U 21 hat er natürlich gespielt, immer-hin sechs Spiele lang, aber er hat es nichtsehr lange ausgehalten in dieser Mannschaft.Der Bursche aus dem Stützpunkt Rißtissenund Stuttgarter Eliteschüler war so schnellso gut geworden, dass er diese Klasse schnellübersprang. Am 7. Februar 2007 debütierteer bereits in Joachims Löws A-Team, und wiees sich gehört, gelang ihm beim 3:1 gegen dieSchweiz gleich ein Tor.

Bislang hat Mario Gomez eine Menge richtiggemacht in seiner Karriere, er hat die pas-sende Förderung gehabt und die richtigenEntscheidungen getroffen. Aber er weiß, dasses nicht immer so laufen muss. Umso mehrgefällt es ihm, dass es den heutigen 15-Jähri-gen leichter gemacht wird als ihm damals.Gomez stammt ja noch aus einer Zeit, als dieDFB-Jugendteams mit eher mäßigen Chan-cen in internationale Turniere zogen. „Ich warbei einer U 17- und einer U 19-EM dabei“, sagter, „aber wir haben da nichts Großes geris-

sen.“ Heute, in Zeiten der Talentförderpro-gramme, reist der DFB viel aussichtsreicherzu Jugendturnieren. „Heute gibt es eben inden U-Teams eine einheitliche Philosophie,eine klare Spielweise“, betont Gomez. „Beiuns gab´s damals noch keinen Leitfaden. Heutewissen die Jungs von Anfang an, was sie zutun haben.“ 

Viele dieser Jungs haben noch keinen Namen,weil sie so jung sind wie er damals. Aber einpaar von ihnen wird er vielleicht irgendwannmal in der A-Nationalmannschaft treffen, spä-ter, wenn aus dem kleinen Mario aus Unlin-gen ein großer Mittelstürmer-Routinier gewor-den ist.

Mario Gomez wurde 2007 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister und anschließend vonden Sport-Journalisten zum „Fußballer des Jahres“ gewählt.

Der 24–Jährige hat sich in München mitstarker Konkurrenz auseinanderzusetzen.

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Eine glänzende Länderspiel-Premiere gelang Uwe Rahn am 17. Oktober 1984 beim 2:0-Erfolg gegen Schweden.

Als er hineinkam ins Spiel, hatte sichsein großer Wunsch schon erfüllt. „Viel-leicht ein Viertelstündchen“ Einsatz-zeit hatte sich Uwe Rahn im Vorfeld

des Länderspiels am 17. Oktober 1984 in Kölngegen die Schweden erhofft, schließlich hatteder blonde Mönchengladbacher ja noch niefür Deutschland gespielt. Als es nach 74 Minu-ten immer noch 0:0 stand, brauchte TeamchefFranz Beckenbauer einen ungestümen, jugend-lichen Retter. Der Kaiser bewies ein glückli-ches Händchen, damals vor 25 Jahren, undinszenierte eines der spektakulärsten Län-derspiel-Debüts der DFB-Geschichte.

Hamburgs Felix Magath wurde unter Pfiffenvom Feld genommen, Rahn kam hinein. Der

berührte nach 15 Sekunden erstmals den Ball,leitete ihn weiter und bekam ihn von KlausAllofs zurück. Mit seinem zweiten Ballkon-takt – und nicht dem ersten, wie die Legendebesagt – spitzelte Rahn den Ball unter Tor-wart Thomas Ravelli hindurch an den rech-ten Innenpfosten, von wo er ins Tor prallte.Vor Freude rannte er auf die Tartanbahn undbekam prompt die Gelbe Karte, die der Fuß-ball-Weltverband (FIFA) später aber annullierte.Alles klappte eben an diesem Tag.

Länderspiel-Torschütze mit knapp 30 Sekun-den Anlauf, das war eine Sensation. Am Endehieß es 2:0 und der „Kicker“ titelte: „Rahnkam, sah und erlöste uns.“ Wenn eine Kar-riere so beginnt, besteht natürlich Anlass zu

großer Hoffnung. „Jung-Siegfried aus der Nibe-lungen-Sage ist auferstanden“, überspitzteeine Zeitung 1987 im Rückblick die Erwar-tungshaltung an einen damals 22-Jährigen,der keine Nerven zu haben schien. In der Sai-son 1986/87 wurde der Gladbacher mit 24 Tref-fern Bundesliga-Torschützenkönig, in derNationalmannschaft aber nie so recht glück-lich. Letztlich stehen nur 14 Länderspiele undfünf Tore für Rahn zu Buche. Aber an den Tagvon Köln hat er immer wieder gedacht, beson-ders wenn er dort auflaufen musste: „Mün-gersdorf ist mein Bökelberg“, pflegte dergebürtige Mannheimer zu sagen, der heutein Norditalien lebt.

Als Uwe Rahn in Köln seinen großen Tag hatte,fühlten sich viele Fans an einen anderen Stür-mer erinnert, der ein noch spektakuläreresDebüt gefeiert hatte: Dieter Müller. Der dama-lige Stürmer des 1. FC Köln ist der bis datofünfte Nationalspieler, der bei seiner Premieregleich dreimal traf. Und nie war ein solchesKunststück wichtiger als am 17. Juni 1976 inBelgrad. Vor über 100.000 Zuschauernstemmte sich die DFB-Elf gegen GastgeberJugoslawien gegen das drohende Aus im EM-

24 | DFB-Journal 3/2009

Historie: Uwe Rahn und die Geschichte der spektakulärsten Länderspiel-Debüts

Einstand für die Ewigkeit17. Oktober 1984, Müngersdorfer Stadion Köln: Es steht 0:0 im WM-Qualifikationsspiel gegen

Schweden, als Teamchef Franz Beckenbauer einen blonden jungen Stürmer einwechselt. Es ist

das erste Länderspiel für den Mönchengladbacher Uwe Rahn und es soll in seiner Karriere das

schönste werden. Nach knapp 30 Sekunden erzielt er sein erstes Tor im Nationaltrikot und

schreibt ein kleines Kapitel Fußballgeschichte. 25 Jahre später erinnern sich noch viele Fans

an Rahn, dem nicht als Einzigen ein spektakuläres Länderspiel-Debüt gelang. Der freie Jour-

nalist und Historiker Udo Muras hat in den Archiven nachgeschaut.

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Halbfinale. Bundestrainer Helmut Schön ließsich beim Stand von 1:2 elf Minuten vor Schlussvon Assistent Jupp Derwall überreden, Mül-ler einzusetzen. Für ihn sprachen 55 Tore innur drei Bundesliga-Jahren.

Wie Rahn war er 22 Jahre jung an seinem großenTag, nur dass er etwas länger brauchte fürden Sprung ins Rampenlicht: 80 Sekunden nach seiner Einwechslung köpfte er eine Eckevon Rainer Bonhof zum Ausgleich ein. Mitdem ersten Ballkontakt. Er war der siebte Mittelstürmer nach dem Rücktritt seines legen-dären Namensvetters Gerd, der sich seit Juli1974 versuchen durfte. Keiner sollte es bei seiner Premiere so gut machen wie Dieter Müller, der in der Verlängerung zwei weitereTore erzielte. So kam Deutschland ins Finaleund Jugoslawiens Presse klagte: „Immer wie-der gibt es einen Müller. Der eine ist gegan-gen, ein anderer gekommen“, schrieb die Zei-tung „Borba“. Den großen Gerd erreichte ernicht, seine Karriere endete nach zwölf Län-derspielen und neun Toren mit der WM 1978in Argentinien. Vielleicht lag es ja daran, dasser gar kein echter Müller war, eigentlich Kaster

hieß, aber den Namen seines Stiefvatersannahm.

In einer Reihe mit Müller stehen bei den Län-derspiel-Debüts drei mittlerweile fast ver-gessene Nationalspieler und ein ewig Unver-gessener: Fritz Walter. Der spätere Kapitän derHelden von Bern stand am 14. Juli 1940 in Frankfurt erstmals in der an diesem Tag beson-ders torhungrigen Nationalelf, die Rumänienmit 9:3 vom Platz fegte. Walter debütierte mit19, Sepp Herberger sagte dem schüchternenLauterer danach: „Sie dürfen wiederkommen!“Trotz Kriegspause folgte er dem Ruf seines„Chefs“ noch 60-mal und wurde zu einem dergrößten Nationalspieler überhaupt.

Andere sind weniger gut in Erinnerung ge blie -ben. Von Otto Dumke (Viktoria Berlin) hat mannach seinem Debüt am 18. Juni 1911 dage gennicht mehr viel gehört, dabei sicherte er mitdrei Treffern den 4:2-Sieg gegen die Schwe-den in Stockholm. Er kam nur noch zu einemEinsatz, ein halbes Jahr später im Rück spiel.Und eingefleischten Bayern-Fans sagt derName Josef Pöttinger vielleicht noch etwas,

auch sein Traum-Debüt liegt viele Jahrzehntezurück. Am 18. April 1926 traf er beim 4:2 gegendie Niederlande in Düsseldorf drei fach. Pöt-tinger, damals 23, galt als erster be deu tenderMittelstürmer des FC Bayern. Für Deutsch-land erzielte er in 14 Einsätzen acht Tore.

Bliebe noch Heinz Strehl, Mitglied der letz-ten Nürnberger Meistermannschaft von 1968.Er spielte noch unter Herberger für sein Landund weckte im ersten Spiel nach der ver-korksten WM 1962 in Chile, die er als Reser-vist miterlebte, Hoffnung auf bessere Zeiten.Am 30. September 1962 glückten ihm vor70.000 Zuschauern alle Tore zum 3:2-Sieggegen die Jugoslawen in Zagreb, doch vielmehr war ihm nicht vergönnt. In Zeiten einesUwe Seeler und später Gerd Müller musstensich andere Mittelstürmer eben weit hintenanstellen. Strehl schaffte nur vier Länder-spiele – aber eben auch ein Traumdebüt.

Viele andere verdienten noch Erwähnung, wieetwa Weltmeister Pierre Littbarski, der am14. Oktober 1981 in Wien in der WM-Qualifika-tion debütierte und zwei Tore zum 3:1-Siegschoss. Oder Klaus Fischer, dem am 27. April1977 in Köln gegen die Nordiren beim 5:0 eben-falls ein Doppelschlag gelang. Aber nicht nurTorschützen hinterlassen Spuren. Über-schwänglich fielen die Kritiken auch für FranzBeckenbauer aus, der am 26. September 1965mit gerade 20 beim entscheidenden Spiel fürdie WM-Teilnahme 1966 in Stockholm gegendie Schweden im Mittelfeld seine Bewährungs-probe bestand. „Der junge Beckenbauerspielte schon wie ein alter Routinier“, attes -tierte das „Sportmagazin“ dem Kaiser.

Der ehemalige Bundestrainer Helmut Schön,1937 selbst Doppel-Torschütze bei seinem Ein-stand gegen Schweden („Ich fuhr damals alsder glücklichste Mensch der Welt nachHause“), sagte übrigens 1976 über einen gewis-sen Karl-Heinz Rummenigge: „Das war diebeste Premiere, die je ein Debütant in derNationalmannschaft gegeben hat.“ Dabei gingder Münchner in Cardiff gegen die Waliser(2:0) noch leer aus, aber seine Karriere wurdedafür eine voller Höhepunkte: Er stand inzwei WM-Finals, wurde Europameister undspielte 95-mal für Deutschland. Ein Traum-debüt kann Weichen stellen, nur eine Garan-tie ist es nicht.

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80 Sekunden nach seiner Einwechslung erzielte Dieter Müller im EM-Halbfinale 1976 in Belgradden Ausgleichstreffer gegen Jugoslawien.

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Wofür steht er eigentlich, der deut-sche Fußball? Die Antwort scheintebenso einfach wie zeitlos. Für dieeinstigen Helden wie Fritz Walter,

Uwe Seeler oder Franz Beckenbauer. Für dieaktuellen Stars wie Michael Ballack, LukasPodolski oder Philipp Lahm. Für die vielenTitel, die großen Emotionen, millionenfacheBegeisterung. Der deutsche Fußball stehtimmer noch und mehr denn je ganz vorne,wenn es um die öffentliche Aufmerksamkeitund Beliebtheit geht. Geht es aber um dieFrage, wofür er steht, hat sich die Wahrneh-mung verändert. Immer mehr Fans regis -trieren, dass der Fußball nicht nur auf demPlatz eine wichtige Rolle spielt.

Belegt wird diese Einschätzung durch einevom DFB und seinem Generalausrüster adidasin Auftrag gegebene Forschungsstudie, dievon „SPORT+MARKT“ im April 2009 durchge-führt wurde. Sie bescheinigt dem größten deut-schen Fachverband die besten Werte seit demStart der Umfrage im Jahr 2002. Und einenerfreulichen Gesamttrend: Hinter der Nati -onalmannschaft, die der größte Imageträgerbleibt, rücken auch andere Bereiche wie Frau-enfußball, Talentförderung oder das vielfäl-tige soziale Engagement stärker in den Fokus.Der DFB wird nicht nur als sportlich erfolg-reicher Verband, sondern auch als werte -orientierter Träger gesamtgesellschaftlicherVerantwortung wahrgenommen.

26 | DFB-Journal 3/2009

Der Fußball begeistert die Menschen und die

Nationalmannschaft bewegt die Massen. Sie

ist Sympathieträger und Identifikationssym-

bol. Dass sich dieser Trend weiter verstärkt

hat, ist ein Ergebnis der großen Studie von

„SPORT+MARKT“. Aber es gibt noch andere

erfreuliche Erkenntnisse. Der Frauenfußball

spielt eine immer wichtigere Rolle in der öffent-

lichen Wahrnehmung, die Frauen-WM 2011 ist

vielen schon jetzt bekannt und der DFB-Pokal

gehört zu den beliebtesten Wettbewerben der

Zu schauer. Außerdem belegen die Zahlen, dass

der Deutsche Fußball-Bund gerade in den Berei-

chen Talentförderung sowie gesellschaftliche

und soziale Verantwortung einen Imagegewinn

verzeichnen kann. DFB-Redakteur Wolfgang

Tobien hat sich die Marktforschungsstudie

genauer angeschaut und analysiert.

Marktforschungsstudie: DFB wird als erfolgreicher und verantwor

Imagegewinnaufallen In der Beliebtheitsskala der Fans steht der deutsche Fußball ganz oben.

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Die Zahlen sprechen für sich. 74 Prozent derBefragten sind der Meinung, dass sich derDFB um den Fußball-Nachwuchs kümmert(2004 waren es 64 und 2002 noch 59 Pro-zent); 58 Prozent glauben, dass er für fairesVerhalten in der Bundesliga sorgt (49 und 48 Prozent waren es 2004 und 2002); 56 Pro-zent bescheinigen ihm die Förderung desMädchen- und Frauenfußballs und bei 53 Pro-zent steht er für soziale und gesellschaftli-che Verantwortung. Unter dem Strich geste-hen 2009 dem DFB 55 Prozent „ein gutesImage“ zu; vor fünf und sieben Jahren lagdieser Wert bei 44 beziehungsweise 40 Pro-zent. Ein Sieg auf den wichtigen Spielfeldernneben dem Fußballplatz.

Vor allem die „zeitgemäße“ Organisation desAmateurfußballs und die „Dienstleistungenfür die Fußball-Anhänger“ erfreuen sichdeutlich wachsender Zustimmung. Von denausgewählten DFB-Aktivitäten, die abgefragtwurden, erreichten die nach der WM 2006errichteten 1.000 Mini-Spielfelder den höchs -ten Bekanntheitsgrad und fanden den größ-ten Beifall: 34 Prozent der Fußball-Interes-sierten wussten über diese DFB-Kampagnezur Förderung des Fußball-Nachwuchses undIntegration von Kindern Bescheid, von denen87 Prozent sie als „gut“ oder sogar „sehr gut“bewerteten.

„Die signifikante Verbesserung des gesell-schaftlichen Stellenwerts und des Imagesunserer Sportart bestätigt, dass wir mit unse-rer Verbandspolitik auf dem richtigen Wegsind. Fußball ist für einen Großteil unsererBevölkerung ein wichtiger positiver und emo-tionaler Anker. Die Umfrage zeigt, dass unse-ren Vereinen bei der Förderung sportlich-fairer Verhaltensweisen, der Unterstützung

tungsvoller Verband wahrgenommen

Spielfeldern

Spontane Assoziationen mit der Fußball-Nationalmannschaft

Meistgenannte

Erfolgreich/Erfolg 18

Teamgeist/teamorientiert 12

Spannend/Spannung 10

Beste Spieler Deutschlands 6

Gute/tolle Spieler/Mannschaft 6

Kämpferisch/Kampfgeist 6

Begeisterung/Euphorie 5

Dynamisch/Dynamik 5

(Weltweit) bekannt 4

Attraktiv/attraktiver Fußball 4

Guter Fußball 4

Interessant 4

International 4

Jung/junge Mannschaft 4

Joachim (Jogi) Löw 4

Streit/Unruhe/keine Gemeinschaft 4

Frage: Was fällt Ihnen spontan zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein? Bitte versuchen Sie einmal, die Nationalmannschaft in drei Worten zu beschreiben (Angaben in Prozent).

Keine Angabe/Weiß nicht = 3 Prozent

Es ist in erster Linie der „Erfolg“, den diegroße Mehrzahl der Fußball-Anhänger mitder DFB-Auswahl assoziiert.

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28 | DFB-Journal 3/2009

Aussagen uber den DFB

Frage: Ich lese Ihnen nun einige Aussagen vor, die Personen über den DFB gemacht haben. Bitte sagen Sie mir zu den folgendenAussagen, ob Sie diesen zustimmen oder nicht zustimmen (Angaben in Prozent).

Der DFB

... ku mmert sich um den Fußball-Nachwuchs

... sorgt fur faires Verhalten in der Bundesliga

... fördert den Mädchen- und Frauenfußball

... hat ein gutes Image

... steht fur soziale u. gesellschaftl. Verantwortung

... ist immer noch zeitgemäß

... ist ein Dienstleister der Fußball-Anhänger

... öffnet sich nicht genug den modernen Trends

20 40 60 80

2004 (n=2.014) 2009 (n=2.015)2002 (n=1.235)

39

32

36

42

40

48

59 64

49

44

44

40

40 44

46

74

58

56

53

46

43

55

2002 und 2004 nicht abgefragt

der besten Talente und beim Umsetzensozialer Werte eine besondere Bedeutungzukommt“, erklärt DFB-Präsident Dr. TheoZwanziger zu den Ergebnissen der Studie.

Überragende Sympathie genießt natürlich wei-terhin und mehr denn je die deutsche Män-ner-Nationalmannschaft als Aushängeschilddes Verbandes. An welches Tier, so lauteteeine Frage, denken die Fußballfans im Zusam-

menhang mit der DFB-Auswahl? Falsch, es istnicht der Adler, den die Spieler auf der Brusttragen. Ein Großteil der Befragten vergleichtdie DFB-Auswahl spontan mit einem Löwen.Seine Kraft, sein Kampfeswille, seine Angriffs-lust und Dominanz verbunden mit demGemeinschaftssinn im Rudel und dem Ver-antwortungsgefühl – all das sind Eigenschaf -ten, die dem König der Tiere und der Nati-onalmannschaft gleichermaßen zugeordnet

werden. Wie der Löwe im Tierreich, so stehtdas deutsche Nationalteam für Millionen Men-schen in Deutschland ganz oben in der Fuß-ball-Hierarchie.

Die Ergebnisse der groß angelegten Unter-suchung zeigen, dass sich die Popularität undBedeutung der DFB-Auswahl im Vergleich mitErhebungen in den vergangenen Jahren nochmal gesteigert haben. Basis dieser Studie isteine detaillierte Umfrage unter 2.015 Fußball-Interessierten zum Stellenwert des Fußballsin Deutschland. Ergänzt wird diese Erhebungdurch Tiefeninterviews über jeweils zwei Stun-den mit 20 Probanden zum Markenkern derdeutschen Nationalmannschaft. Das Resultatist bemerkenswert. Von den derzeit 44,4 Mil-lionen Fußball-Interessierten in Deutschlandzwischen 14 und 69 Jahren, von denen jederAchte laut Umfrage aktiv Fußball spielt, inte -ressieren sich 35 Millionen speziell für die Nati -onalmannschaft, 63 Prozent davon identifi-zieren sich mit ihr. Es ist eine Identifikationüber Werte und Tugenden wie Teamgeist, Dis-ziplin, Fairness, Charakter, Einsatz und Fit-ness, welche die DFB-Auswahl laut Umfrageverkörpert und womit sie ihren Anhängernnach deren Auffassung „ein großes Gemein-

Die Imagewerte des Deutschen Fußball-Bundes haben sich immens gesteigert. 74 Prozent sind der Meinung, dass sich der Verband um denFußball-Nachwuchs kümmert.

Begeisterung pur: So sehen die Anhänger Bundestrainer Joachim Löw und sein Team am liebsten.

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30 | DFB-Journal 3/2009

Imageprofil der Sportart Fußball

Frage: Ich lese Ihnen jetzt einige Aussagen vor, mit denen Sie Fußball beschreiben können. Bitte sagen Sie mir zu jeder dieserAussagen, wie sehr diese Ihrer Meinung nach auf die Sportart Fußball zutreffen. Dabei bedeutet 1 = „Trifft voll und ganz zu“ und 5 = „Trifft überhaupt nicht zu“. Mit den Punkten dazwischen können Sie Ihre Meinung abstufen (Angaben in Prozent).

International

Teamorientiert

Dynamisch

Spannend

Erfolgreich

Attraktiv

Sympathisch

Anspruchsvoll

Cool

30 40 50 60 70 80 90 100

2004 (n=2.014) 2009 (n=2.015)

32

48

60

63

70

68

80

85

47

59

63

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76

78

77

86

90

48

schaftsgefühl“ und einen „positiven Patriotis -mus“ vermittelt. Daneben steht das Team vonBundestrainer Joachim Löw gerade bei jün-geren Befragten für multikulturelles Mitei -nander und gilt als positives Beispiel für Integ -ration.

Damit haben sich Popularität und Image derdeutschen Nationalmannschaft im Vergleichzu den 2002 und 2004 durchgeführten Stu-dien nochmals deutlich verbessert. Waren 2004noch 63 Prozent der Meinung, die DFB-Aus-wahl erzeuge eine „besondere Atmosphäre“und verbanden 46, 48 und 50 Prozent derdamals Befragten es mit „sportlichen High-lights“, „Begeisterung“ und „Teamgeist“, sohaben sich diese vier Image-Werte auf 86,84, 83 und 81 Prozent gesteigert. Ihr Profilist erheblich schärfer geworden und unter-streicht ihren aktuellen Premium-Status alsSympathie- und Werbeträger.

Eine Mehrzahl von knapp 55 Prozent der Fansund Interessierten erwartet von dem Teamlaut Studie das Überstehen der Gruppenphasebei WM- und EM-Turnieren, dagegen fordertnur eine Minderheit von rund 15 Prozent denTitelgewinn als unabdingbare Vorausset-zung für weiteren Sympathie-Zuspruch. Den-noch ist es zuerst der „Erfolg“ – mit weitem

Abstand zu Begriffen wie Teamgeist, Span-nung oder Kampfgeist –, den die große Mehr-zahl der Fußball-Anhänger mit der DFB-Aus-wahl assoziiert. Darüber hinaus aber sind esdie starken emotionalisierenden Aspekte wieSpaß, Glück und Begeisterung, aber auch Wut,Trauer und Enttäuschung, die die große Attrak-tivität des Nationalteams ausmachen und ihreFans mit ihr in ein geradezu „symbiotischesVerhältnis“ treten lassen, so die Interpreta-tion der Marktforscher.

„Wir freuen uns natürlich, dass unsere Nati -onalmannschaft so beachtliche Sympathie-Werte hat. Die neuerliche Steigerung der Popu-larität bei den Fans ist nicht nur das Ergebnisdes Erfolgs und Auftretens bei der WM 2006und der EURO 2008, sondern sicher auch dieKonsequenz aus unseren Anstrengungen, neuesportliche Wege zu gehen und in der Öffent-lichkeitsarbeit interessante Akzente zu set-zen. Unser Team wird weiterhin alles dafürtun, um auch außerhalb des Spielfelds alsglaubwürdiger und attraktiver Botschafter desdeutschen Fußballs und Vorbild für die Ju -gend aufzutreten und somit den Ansprüchengerecht zu werden, die mit der tollen Identi-fikation der Fans mit der DFB-Auswahl ver-knüpft ist“, sagt Nationalmannschafts-Mana-ger Oliver Bierhoff.

Zu den populärsten Nationalspielern zähltPhilipp Lahm.

„International“ und „Teamorientiert“: Mit diesen Begriffen wird die Sportart Fußball vor allem in Verbindung gebracht.

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32 | DFB-Journal 3/2009

Daneben geht mit der gezielten Förderungdes Frauen- und Mädchenfußballs heuteschon ein ebenfalls deutlich gestiegenes Inte -resse für Frauenfußball in der Öffentlichkeiteinher. Derzeit schenken neun MillionenMenschen dem Frauenfußball starke oder sehrstarke Beachtung, davon 1,6 Millionen aus-schließlich dem Frauenfußball. Zurückzuführenist diese gesteigerte Aufmerksamkeit vor allemauf die Erfolge der Frauen-Nationalmannschaftin den vergangenen Jahren, zuletzt mit demEM-Gewinn in Finnland. Ähnlich wie bei denMännern ist auch sie der große Imageträger.

Das hohe Ansehen des Teams von DFB-Trai-nerin Silvia Neid schlägt sich mit 88 Prozentan sechster Stelle in der Bekanntheitsskalaausgewählter Wettbewerbe, Ligen und Mann-schaften nieder. Im Gegensatz zur Männer-Bundesliga hat die höchste Spielklasse derFrauen in Sachen Popularität aber noch vielSpielraum nach oben, so dass das Team desamtierenden Weltmeisters derzeit noch dasnahezu alleinige „Zugpferd“ für den Frauen-fußball ist.

In den Interviews wurden zudem Fragen zuSilvia Neid und Steffi Jones gestellt. Der DFB-

99 Prozent der fußballinteressierten Bundesbürger zwischen 14 und 69 Jahren ist die Nationalmannschaft ein Begriff.

Der DFB-Pokal ist in der Wahrnehmung derinteressierten Öffentlichkeit an vierter Stellehinter der Nationalmannschaft, Bundesligaund Männer-WM hervorragend positioniert.

Durch die Frauen-WM 2011 wird ein weiterer Schub für den Mädchen- undFrauenfußball erwartet.

Bekanntheitsgrad ausgewählter Wettbewerbe, Ligen und Mannschaften2002 (n=1.235) 2004 (n=2.014) 2009 (n=2.015)

Deutsche Nationalmannschaft 99 97 99

Fußball-Bundesliga 100 96 96

Fußball-WM der Männer n.a. n.a. 95

DFB-Pokal 99 92 91

UEFA Champions League 98 92 90

Frauen-Nationalmannschaft n.a. 90 88

UEFA-Pokal 98 90 87

2. Fußball-Bundesliga 99 91 86

Fußball-WM der Frauen n.a. n.a. 85

Regionalliga 91 77 70

U 21-Nationalmannschaft n.a. 72 67

3. Liga n.a. n.a. 66

Frauen-Bundesliga n.a. 65 65

U 19-Nationalmannschaft n.a. 59 60

Premier League 48 49 56

Frage: Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie die einzelnen Sport-Wettbewerbe, Ligen und Mannschaften zumindest dem Namen nach kennen. Bitte sagen Sie mirnun, wie sehr Sie sich für die jeweiligen Wettbewerbe, Ligen und Mannschaften interessieren (Angaben in Prozent).

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Vorfreude auf die Frauen-WM 2011: OK-Präsidentin Steffi Jones und DFB-GeneralsekretärWolfgang Niersbach.

Hervorragend positioniert in der Wahrneh-mung der interessierten Öffentlichkeit ist auchder DFB-Pokal, mit dem die Befragten vor allemAufregung, Spannung und keinerlei negativeAssoziationen verbinden. Mit einem Bekannt-heitsgrad von 91 Prozent steht er hinter derNationalmannschaft (99), der Bundesliga (96)und der Männer-WM (95) an vierter Stelle nochvor der Champions League (90) und dem UEFA-Pokal (87) sowohl bei allen Fußball-Interes-sierten als auch bei den ausgesprochenenFußball-Fans. Dabei genießt vor allem das DFB-Pokalendspiel als Höhepunkt und Abschlussder Saison ein überragendes Einverständnis:Mehr als 80 Prozent finden dieses Finale alsletztes offizielles Saisonspiel sehr gut odergut.

Etabliert unter den relevanten Fußball-Wett-bewerben hat sich zudem die 3. Liga bereitsnach ihrer ersten Saison mit einem Bekannt-heitsgrad von immerhin 66 Prozent. IhreHauptattraktionen waren laut Umfrage im ver-gangenen Spieljahr Union Berlin, Fortuna Düs-seldorf und Dynamo Dresden, womit ein wei-teres Ergebnis der Umfrage bestätigt wird:Vor allem im Osten ist die 3. Liga nicht nur„sehr bekannt“, sondern auch „sehr beliebt“.

Das gilt mehr denn je auch für die Sportartinsgesamt. 2004 bezeichneten 85 Prozent denFußball generell als „international“, als „team -orientiert“ (80 Prozent), „dynamisch“ (68) und„spannend“ (70). Im neusten Imageprofil tref-fen diese Aussagen für 90, 86, 78 und 77 Pro-zent aller 2.015 Befragten zu. Dezidierte Fra-gen zur Bundesliga und zum gesamtenLizenzfußball waren nicht Gegenstand der

umfangreichen Studie. Ohne Zweifel hat aberdas von einzigartiger Spannung, hoher Aus-geglichenheit und enormem Zuschauerzu-spruch geprägte Geschehen im Bundesliga-Fußball das aktuell überaus positiveStimmungsbild unter den 44,4 Millionen Fuß-ball-Interessierten erheblich mit beeinflusst.

Für DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbachsind die Ergebnisse der „SPORT+MARKT“-StudieBestätigung und Verpflichtung zugleich – und eine Aufforderung an alle, nicht nach-zulassen in dem Bemühen, den Stellenwertdes Fußballs prinzipiell und dabei speziell dieBedeutung der Nationalmannschaft als derDeutschen liebstes Kind im Bewusstsein derÖffentlichkeit zu halten und zu erhärten: „DasImage des DFB, dies bringt diese Marktfor-schungsstudie glasklar zum Ausdruck, wirdentscheidend von unserem Nationalteamgeprägt. Die Verwirklichung unserer ver-bandspolitischen Ziele, die Förderung des Brei-tensports, des Frauen- und Mädchenfußballssowie unseres selbst gestellten gesell-schaftspolitischen Auftrags, die Reputation,die Tradition und die wirtschaftliche Stabi-lität des DFB hängen entscheidend vomErscheinungsbild der Nationalmannschaft ab.Das war uns immer bewusst und wird durchdie Markt-Analyse zementiert.“

Sportliche Erfolge mit dem Adler auf der Brustmüssen immer wieder neu erarbeitet wer-den. Denn der Löwe neigt dazu, auch diesbrachte die Umfrage zum Ausdruck, nachAttacken voller Kraft, Dynamik und Angriffs-lust schon mal satt und träge im Schatteneines Baumes zu liegen.

Trainerin wird dabei die zentrale Position imFrauenfußball überhaupt zugebilligt. „Sie stehtim Mittelpunkt beim Thema Frauenfußball“,meint die Mehrzahl der Befragten. Und SteffiJones, seit Anfang 2008 die Präsidentin desOrganisationskomitees für die WM 2011, giltin erster Linie als „Botschafterin für Frau-enfußball“.

„Das kontinuierlich wachsende Interesse amFrauen- und Mädchenfußball freut mich ganzbesonders. Ich bin mir sicher, dass dieFrauen-WM 2011 in unserem Land zu einer Initi-alzündung für den Durchbruch des Mädchen-und Frauenfußballs auf breiter Front wird“,sagt Dr. Theo Zwanziger, dessen Prognose einweiteres Resultat der Umfrage stützt. Bereitsheute wissen 54 Prozent der Befragten, dassdie Frauen-WM 2011 in Deutschland stattfin-det. „Zwei Jahre vor dem Ereignis ist dies einwahnsinnig guter Wert, der für hervorragendeKommunikation spricht. Als 2007 die Hand-ball-Weltmeisterschaft der Männer in Deutsch-land durchgeführt wurde, war dies ein hal-bes Jahr vorher nur acht Prozent derSport-Interessierten bekannt“, heißt es hierzuin der Auswertung von „SPORT+MARKT“.

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34 | DFB-Journal 3/2009

DFB-Depot: Auf 1.500 Quadratmetern lagert die Ausrüstung der Nationalmannschaften

„Die modernste Kleiderkammer

Eine Nebenstraße in einer Kleinstadt vor den

Toren Frankfurts. Unscheinbare Bürogebäude

zwischen unauffälligen Familienhäusern bestim-

men das Bild. Es ist ruhig hier, weit abseits

des Gewerbegebiets, kaum Verkehr. Plötzlich

fährt ein großer Bus die leere Straße entlang.

F-NM 2010 steht auf dem Nummernschild und

der Schriftzug „Nationalmannschaft“ an der

Seite. Sein Ziel ist das neue DFB-Depot, die

Kleiderkammer der deutschen Nationalspieler.

Der freie Journalist Hartmut Scherzer hat sich

dort umgeschaut.

Unbehelligt fährt der mclarenschwarz-perlmuttweiße Mercedes-Benz Tra-vego rückwärts eine flache Rampehoch und verschwindet in einem fünf-

stöckigen, kastenförmigen Bürohaus. Geheim-nisvoll verschluckt wie ein Spezialvehikel ineinem James-Bond-Film. Die Informationstafelneben dem Gebäude führt die Namen undLogos der Mieter auf. Nur drei Buchstabenneben den Klingelknöpfen am Eingang A wei-sen auf den Hauptmieter hin: DFB.

Seit November 2008 nutzt der Deutsche Fuß-ball-Bund das bis zum dritten Stockwerk hoch-gezogene Parterre von der Größe eines Hand-

ballfeldes (1.500 Quadratmeter) als Depot fürdie Ausrüstung seiner Mannschaften. Die Hallewirkt wie das Factory Outlet von adidas – nurohne öffentlichen Zugang. „Das ist diemodernste Kleiderkammer der Welt“, sagtDepot-Leiter Thomas Mai (43). Der gebürtigeChemnitzer, seit 1991 als Zeugwart (bis 2000zuständig für die U 21) in DFB-Diensten, hatdie Halle unter 15 Objekten ausgesucht undeingerichtet. Die Keller im DFB-Komplex in derOtto-Fleck-Schneise waren zu klein gewor-den. „Suchen Sie was“, hätten DFB-General-sekretär Wolfgang Niersbach, sein Stellver-treter Stefan Hans und HauptabteilungsleiterErnst-Peter Radziwill beschlossen.

In 10 x 3 Meter großen Drehschränken für dieFrauen-Nationalmannschaft mit U 15 bis U 23-Juniorinnen (zuständig Wolfgang Nebel undMatthias Lau), für die U 17 bis U 20-Junioren,für die U 21-Nationalmannschaft mit U 15/U 16-Junioren (Michael Schmidt, Jan Heller)sowie die A-Nationalmannschaft (Thomas Maiund Klaus Höhnle) sind Spiel- und Trainings-kleidung säuberlich zusammengelegt und aufgehängt. Im doppelt so großen fünftenDrehschrank ist die Freizeitkleidung unter-gebracht. In Hochregalen sind Kisten für den Nachschub gestapelt. Der Lagerbestandmit all dem Zeug, dem Thomas Mai seineBerufsbezeichnung verdankt, hat zu Saison-

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| 35DFB-Journal 3/2009

der Welt“

beginn beachtlichen Wert. Trikots müssen inden Schränken immer wieder aufgefüllt wer-den. Denn wegen des Tauschs kommt kaumnoch ein Hemd mit der schmutzigen Wäschezur Reinigung zurück. Zum Zeug gehört nichtnur Kleidung, sondern auch allerlei Gerät. Undnatürlich das Wichtigste: Fußbälle.

Anfang September herrscht Hochbetrieb.Gleich fünf Mannschaften gehen in dieser Zeitauf Reisen. Mai und seine emsigen Mitarbei-ter stellen für jedes Team alles zusammen,packen für jede und jeden die persönlicheSporttasche mit Freizeit-Outfit. Metallkoffermit der Sportkleidung, Ballnetze, Behälter,

Getränkekästen ergänzen die aufgereihteGepäckpalette für Transporter und Busse. Zuden Utensilien der Joachim-Löw-Mannschaftgehört auch ein Unikum: ein Bottich für dieEiswasserkur der Spieler. „Bis auf die Fuß-ballschuhe“, so Mai, werden „Kunden“ wie Bir-git Prinz oder Michael Ballack von hier ausmit allem versorgt, was sie für Länderspiel-reisen an Kleidung benötigen. Gleiches giltfür die Betreuer. Ärzte und Physiotherapeu-ten packen zusätzlich zu den vorbereitetenSporttaschen ihre Koffer selbst.

Mai schwärmt im hellen Büro von dem neuenArbeitsplatz: „Ein Traum, was Ausmaße, Platz

und vor allem was die rückenschonendenArbeitsbedingungen betrifft.“ Keine Kreuz-schmerzen mehr vom ständigen Bücken. „Wirkönnen in Packstraßen alles im Stehen aufStapler laden.“ Das Depot ist nicht nur einefunktionelle, helle Lagerhalle, sondern ver-strömt auch ein bisschen Charme eines Fuß-ball-Museums. Philipp Lahm, Bastian Schwein-steiger, Per Mertesacker, Michael Ballack undLukas Podolski lachen von riesigen Fotota-feln aus Holz herab. Mai hat sie von adidasbesorgt. Exponate sind an Wänden, auf Rega-len und in einer Vitrine zu besichtigen. „Ichbin ein fußballverrückter Sammler“, sagt Mai.„Bei mir kommt nichts weg.“ Wie der gläserne

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Ball, mit dem Lothar Matthäus für das 145.seiner 150 Länderspiele am 29. März 2000 inZagreb gegen Kroatien (1:1) geehrt wordenwar. Der Rekordnationalspieler überließ Maidas Andenken. Unter den über 50 Wimpelnaus aller Welt hängen auch all die schwarz-rot-goldenen DFB-Wimpel für den Tausch derKapitäne mit Ort und Datum für jene Tur-nierspiele bis zum Finale seit der WM 1994,die die Nationalmannschaft nicht erreicht hat.Muster ohne Wert. „Es wäre schade gewesen,diese Wimpel wegzulegen“, sagt Mai.

Es sind aber auch viele persönliche Geschenkeim Depot „ausgestellt“, wie das Liverpool-Trikot mit der Nummer 16 von Didi Hamann.Oder die signierte Champagner-Magnumfla-sche und der dazugehörende Kristallkelch –die Auszeichnung Hamanns als „Man of theMatch“ im letzten Spiel im alten Wembley-Stadion. Hamann hatte mit einem flachenDistanzschuss das Siegtor zum 1:0 im WM-Qualifikationsspiel gegen England am 7. Oktober 2000 erzielt. Zu den Bayern Hamann,Christian Ziege und Markus Babbel pflegt Mai besondere Freundschaft und ist des Öfte-ren zu Spielen nach England geflogen, wenndas Trio der „Reds“ spielte. Fünf Schilder „Dressing Room Germany“ mit den Unter-schriften sämtlicher Spieler erinnern an Mais Kabinen-Job bei der WM 2002 und 2006,bei der EM 2004 und 2008 und beim Confed-Cup 2005. In Südafrika wartet die vierte WM-Teilnahme auf den Mann, der sich auch

schon bei vier Europameisterschaften um dieKleidung der Nationalmannschaft gekümmerthat.

Das Tor hat sich hinter dem Bus geschlossen.Wolfgang Hochfellner (57) steigt vom Fahrersitzund hilft Mai beim Ausladen der Spielerta-schen, deren Inhalt nun gereinigt werden muss.Schließlich ist der Busfahrer auch zweiter Zeug-wart. Berti Vogts hatte den gelernten Omni-bus-Chauffeur vor dem Länderspiel gegenTschechien am 22. April 1992 für die Fahrt nachPrag empfohlen. Seitdem hat Hochfellner in17 Jahren fünf DFB-Busse gelenkt mit fünfBundestrainern nebenan auf dem Chefsitz.Der Bus ist neu, vor dem Länderspiel gegenSüdafrika in Leverkusen hatte Hochfellner ihnübernommen. Ein „Hingucker auf der Auto-bahn“, sagt sein Fahrer. In der ruhigen Straßevor dem DFB-Depot hat man sich schon anseinen Anblick gewöhnt.

Die Mitarbeiter des DFB-Depots: Thomas Mai, Klaus Höhnle, Michael Schmidt, WolfgangNebel und Jan Heller (von links).

In Hochregalen sind Kisten mit Ausrüstungs-gegenständen gestapelt.

Der neue Mannschaftsbus von Mercedes-Benz kann in der riesigen Halle problemlos be- und entladen werden.

Drei Streifen und der Adler Als Adi Dassler seine Firma adidas am 18. August 1949 eintragen ließ, ahnte ernicht, dass die Marke mit den drei Streifen60 Jahre später eine der berühmtestenund erfolgreichsten weltweit sein würde.Dieses Jahr feiert die Weltmarke ihr60-jähriges Bestehen mit einem Rückblickauf die größten Momente in ihrer Historie.

Adidas ist fest in der Geschichte des deut-schen Fußballs verankert. Seit mehr als 55Jahren pflegen der Deutsche Fußball-Bundund der fränkische Sportartikel-Herstellereine Partnerschaft, die im Sport weltweitihresgleichen sucht. Schließlich war adidasbei allen Titelgewinnen der DFB-Mannschaf -ten ein fester Bestandteil der Erfolgs teams.

Zum 60. Geburtstag gratulierte DFB-Ehrenspielführer Franz Beckenbauer: „Fußball ohne die drei Streifen ist nichtvorstellbar. Und das seit 60 Jahren. Herz -lichen Glückwunsch! Viele haben versucht,diesen Mythos zu kopieren. Keiner hat esgeschafft.“

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38 | DFB-Journal 3/2009

Interview mit Günter Netzer über den europäischen Klubfußball und die Nationalmannschaft

„Es wachsen hoffnungsvolleEr war der erste Pop-Star der Bundesliga. Ein junger Wilder, der sich mit seinen Vorgesetzten

anlegte und meistens seinen eigenen Weg ging. Günter Netzer war der Inbegriff des Fußball-

Rebellen. Vor wenigen Wochen wurde er 65 Jahre alt, populär ist er immer noch. Als Fernseh-

experte der ARD analysiert Netzer kritisch und kompetent die Spiele der deutschen National-

mannschaft. Lars Wallrodt, Fußball-Redakteur der „Welt“, hat sich mit dem einst so begnadeten

Spielmacher unterhalten.

Gerhard Delling und Günter Netzer spielen exzellente „verbale Doppelpässe“.

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Am 14. September wurden Sie 65 Jahre alt. Wur-

den Sie reichlich beschenkt?

Ich werde durch meine Familie und mein LebenTag für Tag beschenkt. Ich bin privilegiert,wie alle großen Fußballer auf der Sonnen-seite geboren. Es ist großartig, wie alles inmeinem Leben gelaufen ist und ich wünschemir, dass es so weitergeht.

Wie lange wollen Sie noch als Chefkritiker des

deutschen Fußballs vor der Kamera stehen?

Bis zur Weltmeisterschaft 2010. Danachbeende ich meine TV-Karriere.

Was kommt danach?

Da gibt es keine konkreten Pläne. LangfristigePlanung hat es in meinem Leben nie gege-ben. Wenn Chancen da waren, habe ich einensehr guten Sensor gehabt, diese wahrzu-nehmen.

Wie früher auf dem Spielfeld …

Ja, da ist etwas dran. Mein ganzes Leben drehtsich um den Fußball, und ich war in ver-schiedenen Bereichen des Lebens auch erfolg -reich durch die Fähigkeiten, die ich als Fuß-

baller erlernt habe und die mich auf dem Platzausgezeichnet haben.

Wie finden Sie eigentlich Ihre Kritiker-Kollegen

Mehmet Scholl und Oliver Kahn?

Beide machen das wirklich sehr gut. Ich binfroh, dass in diesem Bereich junge Leute nach-kommen. Beide sind ausgemachte Fachleute.

Ein großes Thema, das die Kritiker in diesem

Sommer auf den Plan rief, war das Finanzgeba-

ren von Real Madrid, das mehr als eine viertel

Milliarde Euro für neue Spieler ausgab. Waren

Sie auch entsetzt?

Es scheint mir ein nicht enden wollender Wahn-sinn eingesetzt zu haben. Übertreibungen fin-den in unserem Leben leider täglich statt,besonders in der Finanzwelt. Das hat auch inden Fußball Einzug gehalten. Was dort zuletztstattgefunden hat, ist jenseits von Gut undBöse, beinahe schon amoralisch.

Ist die Chancengleichheit im europäischen Klub-

fußball dadurch ad absurdum geführt?

Ja, das ist schon seit längerem der Fall. Ich sehe hier eine extreme Wettbewerbs -

verzerrung. Da hätte längst ein Kontroll -organ hingehört, das die Vereine europaweitreguliert wie es in Deutschland durch die Deutsche Fußball Liga geschieht. Das ist einesunserer großen Erfolgsrezepte. Man kann nur hoffen, dass der Fußball heil aus demGanzen herauskommt und keine Vereineabstürzen.

Die UEFA will nun ein Kontrollsystem einrich-

ten, das auf dem Grundsatz basiert, dass die

Vereine nicht mehr ausgeben dürfen als sie durch

den Fußball einnehmen.

Das sollte ohnehin das Prinzip eines jedenköniglichen Kaufmanns sein. Gewisse Risikenim Fußball sind zwar nötig, schließlich wirdhier in Menschen investiert, die Höhen undTiefen haben. Aber das muss im Rahmen blei-ben. Es kann nicht sein, dass sich Vereine Fern-seheinnahmen oder andere Gelder vor-strecken lassen, die dann auf Jahre hinausfehlen. Das ist unseriös und nicht gesund.

In Deutschland verhindert das „50+1-System“,

dass Investoren die Mehrheit an Vereinen über-

nehmen können, während beispielsweise in Eng-

land sich unter anderem arabische Scheichs in

die Klubs einkaufen. Können deutsche Vereine

unter diesen Voraussetzungen überhaupt kon-

kurrenzfähig sein?

Für die einzelnen Vereine ist es kurzfristigsicher ein Segen, wenn da jemand aus demMorgenland kommt und viel Geld mitbringt.Ich bin allerdings ein Gegner des Mäzena-tentums im Fußball. Die Abschaffung von der50+1-Regel birgt die Gefahr, dass alles außerKontrolle gerät.

Sie beklagen, dass es im deutschen Fußball zu

wenige Persönlichkeiten gibt. Wie kommen Sie

zu dieser These?

Ich habe bei meinem ersten Fernsehauftritt1978 bereits bemängelt, dass wir teilweise zuarrogant sind und denken, dass es immer soweitergeht, dass die guten Spieler quasi aufden Bäumen wachsen. Die sind irgendwannausgeblieben, weil wir versäumt haben, dafürzu sorgen, dass es so weitergeht. In anderenLändern wie Holland oder Frankreich sind frühFußballschulen und Nachwuchszentren errich-tet worden. Wir haben gedacht, dass wir durchunsere Mentalität schon alle besiegen wer -den. Das war nicht der Fall. Die anderen haben aufgeholt, und wir mussten mühsam den

| 39DFB-Journal 3/2009

Talente heran“

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Rückstand wettmachen. Das geht aber nichtauf Knopfdruck, sondern bedarf viel Arbeit.Immerhin sind wir wieder auf einem guten Weg, wie die Erfolge der U-Mannschaften be -legen.

Im Juniorenbereich holte der Deutsche Fußball-

Bund in den Altersklassen U 17, U 19 und U 21

jeweils den Europameistertitel. Steht eine gol-

dene Zukunft bevor?

Das sind drei wunderschöne Erfolge, die abernicht automatisch auch zu Erfolgen im Män -nerbereich führen. Das bedarf harter Arbeitdieser Talente an sich selbst. Aber es ist einHoffnungsschimmer, und der DFB darf stolzauf diese Erfolge sein. Der Verband hat ja durchdie verstärkte Förderung des Jugendbereichs,der seit einigen Jahren betrieben wird, denGrundstein für diese drei Titel gelegt. Da wach-sen Spieler heran, die sehr hoffnungsvoll indie Zukunft blicken können.

Im Nachwuchsprogramm des DFB, das vor allem

von Sportdirektor Matthias Sammer entwickelt

wurde, sind Dinge wie „Eigenverantwortung“ und

„Erfolgshunger“ zentrale Begriffe. Der richtige

Weg?

Ja, es ist der richtige Weg. Wir haben An schlussgefunden, können mithalten und habensogar Titel gewonnen, was einem im Fußballautomatisch Respekt verschafft.

Ein Spieler, der dieses Fördersystem durchlau-

fen hat, ist der Bremer Mesut Özil. Ist er derje-

nige, der in einigen Jahren Michael Ballack erset-

zen kann?

Özil gibt Anlass zur Freude, seine Fähigkei-ten sind unbestritten. Aber es dient ihm nicht,wenn wir jetzt Lob über ihm ausschütten. Aucher hat noch einen langen Weg vor sich. Ihnjetzt als Diego-Nachfolger bei Werder Bremenoder Ballack-Nachfolger im Nationalteam aus -zurufen – damit überfordert man ihn. Er sollruhig und behutsam seinen Weg gehen. Dafürist er in Bremen gut aufgehoben. Wenn dasge lingt, wird er aller Voraussicht nach eingroßer Spieler.

Özil ist einer der Spieler mit Migrationshinter-

grund, die es bislang in die Nationalmannschaft

geschafft haben. Liegt dort noch mehr Potenzial?

Ja, davon bin ich überzeugt. AusländischeImpulse haben uns immer befruchtet. Ich wareiner der ersten Verfechter für ausländischeTrainer, mir wurde als Manager des HamburgerSV verboten, Rinus Michels und im ersten Ver-such auch Ernst Happel zu verpflichten. Wasdiese Trainer später der Liga gebracht haben,wie sie den deutschen Fußball weiterentwickelthaben, hat man gesehen. Deshalb darf mansich den Impulsen von außen nicht ver-schließen. Das gilt auch für die Spieler derzweiten und dritten Einwanderergeneration.Die sind zwar hier aufgewachsen, haben abernoch Teile der anderen Mentalitäten in sich.Das kann befruchtend wirken.

Schauen wir auf die Bundesliga: In der vergan-

genen Saison wurde der VfL Wolfsburg erstmals

Deutscher Meister. Können Vereine wie der VfL,

Leverkusen oder Hoffenheim dem FC Bayern Mün-

chen auf Dauer gefährlich werden?

Nur, wenn die Bayern das durch eigene Feh-ler zulassen. Sie sind allerdings wachsam, dassihnen niemand den Rang ablaufen kann. DieseSpitzenposition verteidigen sie seit Jahr-zehnten erfolgreich. Aufzuholen, was dortgeleistet wurde, das bedarf einer langen Zeit.

Müssen die deutschen Fans noch lange auf Erfolge

in der Champions League warten?

Mannschaften wie Real Madrid, der FC Bar-celona, Manchester United oder der FC Arse-nal spielen schon seit Jahren auf Topniveau,

40 | DFB-Journal 3/2009

Gute Freunde: Günter Netzer, Geschäftsführer der Infront Sports & Media AG, und DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach.

Der Spieler mit den wehenden blonden Haaren kam meist aus der „Tiefe des Raumes“.

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42 | DFB-Journal 3/2009

dort gab es keine Einbrüche. Da müssen dieBayern erst wieder hinkommen. Man mussabwarten, ob Trainer van Gaal es schaffenkann, sie gleich im ersten Anlauf in die Gruppeder großen europäischen Vereine zurückzu-führen. Er fängt ja erst an, die Mannschaftaufzubauen. Da wäre auch das Erreichen desHalbfinales schon ein großer Erfolg.

Blicken wir noch ins kommende Jahr. Voraus-

gesetzt, Deutschland qualifiziert sich: Wird man

bei der Weltmeisterschaft 2010 um den Titel

mitspielen?

Das hängt von vielen Dingen ab, zum Beispielder Gruppenauslosung. Aber eines ist sicher:Die Mannschaft von Bundestrainer JoachimLöw wird sich steigern müssen. Im Hinspielgegen Russland gab es 60 Minuten, die her-vorragend waren. Diese Klasse wurde an -schließend leider nicht mehr erreicht. Das heißtallerdings nicht, dass wir dadurch leichter zuschlagen sind. Das ist nach wie vor sehr schwer,für jede Mannschaft der Welt. Ich sehe Eng-land nach langer, langer Zeit zum ersten Malwieder in der Rolle eines Mitfavoriten. Sie

haben eine starke Qualifikation gespielt, Trai-ner Fabio Capello macht dort einen tollen Job.

Kann ein afrikanisches Team auf dem eigenen

Kontinent eine Rolle spielen?

Dass das Turnier auf dem eigenen Kontinentstattfindet, darf man nicht überbewerten. Dasist nicht so ein großer Vorteil, dass man da -rauf automatisch eine Favoritenrolle ablei-ten könnte für ein afrikanisches Land. Bis-lang hatte nur Kamerun 1990 die Chance, indas Endspiel einzuziehen. Ansonsten fehlteden afrikanischen Mannschaften immerirgendetwas, um bis zum Schluss erfolgreichzu sein. Sie haben sich aber großartig ver-bessert, sind technisch hervorragend. Um eingroßes Turnier durchzustehen, bedarf es aberauch anderer Qualitäten, die den europäischenSpielern in den Vereinen Tag für Tag beige-bracht wird. Deshalb erwarte ich kein afri-kanisches Land im Endspiel.

In der Europa League werden derzeit zwei Tor-

richter eingesetzt, ein Ball mit Elektrochip wurde

allerdings abgelehnt. Plädieren Sie für den Men-

schen oder die Technik?

Bitte nicht noch mehr Menschen. Die da jetzt hinter dem Tor stehen, langweilen sich doch die meiste Zeit, und wenn es hartauf hart kommt, sind sie sich auch nicht sicher.Also her mit diesem Torchip. Aber das ist dann bitte auch die einzige technische Verbesserung. Der Fußball ist auch so span-nend genug.

Geniale Fußballer: Franz Beckenbauer und Günter Netzer nach dem EM-Triumph 1972.

Ritual: Sorgfältig legt sich der Freißstoß -spezialist den Ball zurecht.

Im DFB-Pokalfinale 1973 wechselte sich derMönchengladbacher Spielmacher gegen den1. FC Köln selbst ein und erzielte den ent-scheidenden Treffer. Links Jupp Heynckes.

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Frauen-Nationalmannschaft: Cheftrainerin Silvia Neid führt die DFB-Auswahl zum siebten EM-Sieg

Eine starke Frau an der SeiteSechs Spiele – sechs Siege. Die EURO 2009 in

Finnland wurde für die Frauen-Nationalmann-

schaft zu einem Triumph. Im Endspiel gewann

das Team im Olympiastadion von Helsinki mit

6:2 gegen England und begeisterte die Fans.

Die Erfolgsgeschichte ist dabei ganz eng mit

einem Namen verbunden: Cheftrainerin Silvia

Neid machte in Finnland alles richtig und weckte

hohe Erwartungen für die Frauen-WM 2011 in

Deutschland. DFB-Mitarbeiterin Annette Seitz

erklärt die Frau hinter dem Erfolg.

Im Moment des Erfolgs fiel jegliche An -span nung von Silvia Neid ab. Als derSchlusspfiff im Olympiastadion zu Hel-sinki ertönte und klar war, dass die Frauen-

Nationalmannschaft nach einem 6:2-Erfolgim Endspiel der EURO gegen England ihrensiebten EM-Titel geholt hatte, konnte die DFB-Trainerin endlich loslassen. Silvia Neid rissbeide Arme in die Höhe, reckte die Fäuste in

den Nachthimmel von Helsinki und ließ sichzunächst von ihrem heranstürmenden Trai-ner- und Betreuerteam ausgiebig herzen. Nichterst in diesen Momenten wurde deutlich: DerErfolg der Frauen-Nationalmannschaft bei derEURO in Finnland ist auch ein persönlicherTriumph der Cheftrainerin. Und eine ein-drucksvolle Bestätigung des Systems Neid.

Die Cheftrainerin, angetrieben vom unbe-dingten Willen zum Erfolg, forcierte in denvergangenen Jahren die Professionalisierungder Strukturen unentwegt. So arbeitete in Finn-land eine Reihe von Fachleuten daran, die Leis -tung der Spielerinnen zu optimieren. Vom Torwart-Trainer bis zum Videoanalysten – Kom -petenz verteilen, um Kompetenz zu ge winnen,lautet das Credo der Cheftrainerin. „Ich habesehr hohe Erwartungen an meine Spielerin-nen“, erklärt Silvia Neid die Entwicklung. „Des-halb muss ich dafür sorgen, dass sie das Bestegeboten bekommen und von Spezialistenumsorgt werden. Das letzte Wort habe natür-lich ich.“ Jüngstes Mitglied im Kreis der Spe-zialisten: Doris Fitschen, die als Managerinund Vertrauensperson eine wichtige Ansprech-partnerin für Silvia Neid ist.

DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg und Silvia Neid strahlen beim Empfang in Frankfurt.

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Intensiv war die Trainerin mit ihrem Team dieVorbereitung auf die EURO angegangen. SechsLehrgänge absolvierte die Mannschaft, einSchwerpunkt wurde dabei auf die KomponenteFitness gelegt. Immer wieder betonte SilviaNeid, welch bedeutende Rolle die körperlichen

Voraussetzungen bei der EM spielen würden.Schließlich wurde das Turnier erstmals nichtnur mit acht, sondern zwölf Mannschaftengespielt. Und die 45-Jährige behielt Recht.Ob nun im Halbfinale gegen Norwegen, in demdie Mannschaft einen 0:1-Rückstand nach einer

furiosen zweiten Halbzeit noch aufholte, oderim Endspiel gegen England: Die DFB-Auswahlwirkte stets frischer als ihre Gegner, konnteauch in der Schlussphase immer wieder zule-gen. England gelang es im Endspiel 60 Minu-ten gegenzuhalten, danach dominierte das

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Glücksmomente unmittelbar nach dem Abpfiff des EM-Finales: Silvia Neid jubelt.

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Team von Silvia Neid. Mit mentaler und kör-perlicher Kraft, deren Grundlagen bei densechs intensiven Vorbereitungs-Lehrgängengelegt wurde.

Und noch etwas wurde während der EM deut-lich: Wie gut Silvia Neid und ihr Trainerteamdie Mannschaft auf die jeweiligen Gegner ein-gestellt hatten. Per intensiver Videoanalysebekam die DFB-Auswahl die eigenen Stärkensowie die Schwächen des Gegners aufgezeigt.Mit Erfolg. „Das war schon unglaublich“, blicktMittelfeldspielerin Jennifer Zietz auf die Tagein Finnland zurück. „Du hast während der Spieleimmer gedacht: Genau so, wie es die Traine-rin gesagt hat, ist es auch gekommen.“

Ein weiterer Beleg für die akribische Arbeitvon Silvia Neid: Auf jede Spielsituation hattedie Cheftrainerin bei der EM-Endrunde in Finn-land die richtige Antwort. 0:1 lag die DFB-Aus-wahl im Halbfinale gegen Norwegen zurück.Dann brachte Silvia Neid mit Simone Laudehr,Celia Okoyino da Mbabi und Lira Bajramaj genau jene Spielerinnen, die mit ihren dreiTreffern dafür sorgten, dass die furiose Aufholjagd der DFB-Auswahl belohnt wurde.Ein Kunststück, das die Cheftrainerin hinter-her nüchtern analysierte. „Wir haben ebenSpielerinnen mit unterschiedlichsten Fähig-keiten dabei, haben den Kader bewusst soausgewählt, dass wir auch von der Bank aufdie verschiedensten Situationen reagieren können.“

Das Gespür von Silvia Neid und die Qualitätdes Kaders wecken dann auch für die WM 2011in Deutschland große Hoffnungen. Einig warensich hinterher alle Beobachter, dass das beein-druckende EM-Turnier beste Werbung für dieWM im eigenen Land gewesen sei. „Der Erfolgist ein toller Einstieg für uns in die WM 2011“,sagte DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger. „DerEM-Titel ist das Signal, um etwas loszutreten.Die Menschen haben gesehen, dass die Mann-schaft die WM gewinnen kann. Diese Botschaftwird nachhaltig wirken.“

Der DFB-Auswahl steht nun allerdings die Grat-wanderung bevor, sich adäquat auf die WMvorzubereiten, ohne auch nur ein Pflichtspielbestreiten zu dürfen. Als Gastgeber istDeutschland automatisch für die Weltmeis -terschaft qualifiziert, die am 26. Juni 2011 mitder Eröffnungspartie im Berliner Olympia-stadion beginnt. Mit anspruchsvollen Gegnernin zahlreichen Testspielen will Silvia Neidjedoch die Spannung hochhalten. „Wir dür-fen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausru-hen“, mahnt sie. „Sonst sind wir bald nichtmehr die Besten der Welt. Das Niveau der ande-ren Teams wird weiter steigen. Das macht dieSache nicht leichter.“

Erster Top-Gegner: Olympiasieger USA stehtder Frauen-Nationalmannschaft am 29. Okto-ber (ab 18.00 Uhr) in der neuen AugsburgerArena gegenüber. Weitere hochkarätigeBegegnungen sind in Planung. Die Teilnahme

am traditionsreichen Algarve Cup vom 22. Februar bis 4. März 2010 mit starken Nati-onen ist schon fest terminiert. Dabei plantSilvia Neid keinen personellen Umbruch, son-dern will ihrer Linie auch während der Vor-bereitung auf die WM 2011 in Deutschland treubleiben: Sukzessive sollen immer wiederTalente in den Kader eingebaut werden, umdie personellen Alternativen auf hohemNiveau zu erhöhen. „Wir müssen die jungenSpielerinnen so ausbilden, dass sie in der Lagesind, 2011 dabei zu sein“, sagt Silvia Neid.

Ein Blick auf den aktuellen EM-Kader – nurKerstin Stegemann beendete ihre Laufbahnin der Nationalmannschaft – verdeutlicht aller-dings, dass niemandem vor der Herausfor-derung WM im eigenen Land bange sein muss.Denn viele schon etablierte Spielerinnen desaktuellen Kaders sind noch nicht einmal 25Jahre alt. Annike Krahn (24), Babett Peter (21)Bianca Schmidt (19), Kim Kulig (19), SimoneLaudehr (23), Melanie Behringer (23), Lira Bajramaj (21) und Celia Okoyino da Mbabi (21) sind Belege dafür, wie erfolgreich das Prinzip der sukzessiven Heranführung vonTalenten an den Kader der Frauen-National-mannschaft in den vergangenen Jahren vonSilvia Neid praktiziert wurde. Ein Prinzip, demdie Cheftrainerin auch auf dem Weg zur WM 2011 in Deutschland treu bleiben will. Und bisher konnten sich alle darauf verlas-sen, dass sie die richtigen Entscheidungengetroffen hat.

Die Frauen-WM 2011 in Deutschland kann kommen: Das DFB-Team lässt sich auf dem Römer feiern.

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Auf dem Fußballplatz waren sie nicht zu stoppen, und auch abseits des Rasens präsen-

tierte sich die Frauen-Nationalmannschaft bei der EM als eingeschworene Gemeinschaft.

Ein Team, ein Traum, ein Titel. Es bleiben die schönen Erinnerungen an die sportlichen

Erfolge und die gemeinsamen Erlebnisse zwischen den Spielen und Trainingseinheiten. Was

als Titelmission im finnischen Tampere begann, endete in einer rauschenden Siegesfeier

auf dem Frankfurter Römer.

Vom finnischen Tampere …Übernahm Verantwortung: Linda Bresonik im ersten Gruppenspiel gegen Norwegen. Celia Okoyino da Mbabi beim 5:1 gegen Frankreich.

Beim 1:0 gegen Island trafen Anja Mittag und ihr Team auf viel Widerstand.

Ausflug an das Ufer desPyhäjärvi-Sees in Tampere:Anja Mittag (links) und Lira

Bajramaj genießen einenfreien Nachmittag.

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Kim Kulig vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Frankreich.

Momente der Ruhe: Inka Grings auf demPyhäjärvi-See.

Triumph und Trauer: Die DFB-Auswahl bezwang Norwegen im Halbfinale.

Willkommene Abwechslung: Besichtigungder Skisprungschanze in Lahti, im Hinter-grund das EM-Stadion.

Völlig losgelöst im Viertelfinale gegen Italien: Inka Grings.

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… auf den Frankfurter Erholung beim Golfen: Martina Müller.

Triumphale Rückkehr: Mehr als 8.000 Zuschauer feierten die Europameisterinnen in Frankfurt.Plauderte gut gelaunt mit der internationalenPresse: Annike Krahn.

Regeneration vor dem Endspiel gegen England.

Birgit Prinz krönte ihre herausragende Turnierleistung mit zwei Treffern im Finale.

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Römerberg Bianca Schmidt und Birgit Prinz

herzen den EM-Pokal.

Hoher Besuch beim EM-Finale: DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler und UEFA-Präsident Michel Platini.

Freude pur nach dem siebten EM-Triumph.

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Am 30. Oktober 2007 verkündete FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, dass die6. Frauenfußball-WM im Sommer 2011in Deutschland ausgetragen wird. Noch

nicht einmal ein Jahr später stellte der DFBals Ausrichter am 30. September 2008 im Ber-liner Bundeskanzleramt die neun Spielortevor, in denen vom 26. Juni bis zum 17. Juli2011 das Turnier stattfindet. Exakt 1.000 Tagewaren es damals noch bis zum Anpfiff, alssich Augsburg, Berlin, Bochum, Dresden, Frank-furt am Main, Leverkusen, Mönchengladbach,Sinsheim und Wolfsburg als Spielorte auf ihreGastgeber-Rolle einzustellen begannen. Jetzt,Anfang Oktober 2010, ist das wichtigste Zwi-schenziel bereits erreicht: Die neun WM-Are-nen sind auf den Anstoß eingestellt.

„Allen neun Stadien, die in den vergangenenMonaten neu gebaut, gründlich renoviert oderwie die Arenen in Berlin und Frankfurt amMain auf höchstem Standard in unsere Pla-

nungen einbezogen sind, kann jetzt schonWM-Tauglichkeit bescheinigt werden. Natür-lich müssen in dem einen oder anderen Sta-dion noch relevante WM-Details abgearbei-tet und Nachbesserungen vorgenommenwerden. Und die speziellen temporären Maß-nahmen für das WM-Turnier können ohnehinerst überall im Frühjahr 2011 durchgeführt wer-den. Doch insgesamt befinden sich alle Sta-dien bereits auf WM-Niveau“, sagt WinfriedNaß.

Eine bemerkenswerte Zwischenbilanz. Vor derMänner-WM 2006 waren ein Jahr vor Turnier-Beginn zehn der zwölf Großarenen ihrer inter-nationalen Bestimmung übergeben worden.

52 | DFB-Journal 3/2009

Das Tempo der Turniervorbereitung setzt neue Maßstäbe. Bereits heute

sind die Austragungsorte der Frauen-WM 2011 auf das Turnier eingerich-

tet. „Allen neun Stadien kann schon jetzt WM-Tauglichkeit bescheinigt wer-

den“, sagt Winfried Naß, Leiter der OK-Abteilung Städte und Stadien. Dabei

profitieren die Organisatoren von den Erfahrungen, die während der Männer-WM 2006 gemacht

wurden. DFB-Redakteur Wolfgang Tobien beschreibt den Stand der Vorbereitungen. 

impuls Arena Augsburg – Kapazität: 25.579 – gebaut: 2009.

FIFA Frauen-WM Deutschland 2011: Alle neun WM-Stadien in Betrieb

Bühne frei für das

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Olympiastadion Berlin – Kapazität: 74.244 – gebaut: 1936 – letzte Umbaumaßnahme: 2004 –Austragungsort des Eröffnungsspiels. Doch es waren und sind in erster Linie die

damals vom DFB als Ausrichter gemachtenErkenntnisse, die zu dem jetzigen Ergebnisgeführt haben. „Was im Vorfeld der WM 2006stattfand, war eine Revolution im Sportstät-tenbau. Im Gegensatz zu den meisten bis dahinvorhandenen Stadien, in denen die Zuschau-erbereiche nur teilweise überdacht waren undStehplatz-Sektoren zur Standardausstattunggehörten, zeichneten sich die für die WM 2006entstandenen geradezu futuristischen High-Tech-Arenen durch die Nähe zu den Fans sowiedurch eine ideale Verbindung von Komfort undSicherheit aus, weil wirklich alle Plätze undBereiche überdacht und riesige Hospitality-Zonen entstanden sind. Auf diesem großenErfahrungsschatz konnte und kann unser OKfür die Frauen-WM 2011 aufbauen“, erklärt DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, der imWM-OK 2006 als Vizepräsident tätig war.

Diese Vorleistung weiß Ulrich Wolter, 2006als OK-Geschäftsführer für den WM-SpielortLeipzig verantwortlich und jetzt als Gesamt-koordinator im WM-OK 2011 tätig, zu schät-zen. Mit der Anzahl der Spiele und Austra-gungsorte stößt die Frauen-WM in eine neueDimension vor. „Doch im Vergleich zur Män-ner-WM 2006 ist die WM-Endrunde diesmalnicht nur halb so groß, wir konnten jetzt auchmit anderen Vorkenntnissen und dement-

und auf das Turnier vorbereitet

nächste Schauspiel

rewirpowerSTADION Bochum – Kapazität: 23.000 – gebaut: 1926 – letzte Umbaumaßnahme: 2009.

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54 | DFB-Journal 3/2009

Rudolf-Harbig-Stadion Dresden – Kapazität: 27.190 – gebaut: 2009.

BayArena Leverkusen – Kapazität: 30.200 – gebaut: 1999 – letzte Umbaumaßnahme: 2009.

sprechend mit einem viel klareren Überblickan die Arbeit gehen mit der Folge, dass bei-spielsweise unsere neun Stadien schon knappzwei Jahre vor WM-Beginn bereitstehen fürwichtige Tests unter internationalen Wett-kampfbedingungen“, erklärt er.

Der derzeitige Status quo zeichnete sichbereits im März dieses Jahres ab. Damalskonnte sich eine FIFA-Inspektionsgruppewährend einer Rundreise von den Vorberei-tungen in den vorgesehenen Spielstätten über-zeugen. Inzwischen haben in diesem Jahreinige Arenen ihren WM-Test hinter sich.Zunächst bestand die Commerzbank-Arenain Frankfurt am 22. April beim Frauenfußball-Klassiker gegen Brasilien (1:1) vor der Rekord-kulisse von 44.825 Besuchern eine weitereEignungsprüfung. Auch die Länderspiel-Pre-miere für Sinsheims neue Rhein-Neckar-Arenaam 25. Juli und der Stadion-Check in Bochumam 6. August bei den Tests der Frauen gegendie Niederlande (6:0) und Russland (3:1) fan-den ohne Beanstandung statt. „Wir habenbewiesen, dass wir in der Lage sind, einensolch wichtigen Probelauf organisatorisch zubewältigen“, erklärt Thomas Ernst, der Sport-direktor des VfL Bochum.

Aus organisatorischer Sicht problemlos liefam 5. September das erste Männer-Länder-spiel in der neuen Leverkusener BayArena.„Wir wissen, dass die bewährten und seit lan-gem durchgeführten Doppelpässe der Orga-Abteilung des DFB mit der Polizei, der Stadt,dem Ordnungsamt und dem Stadionbetrei-ber vor Ort bestens funktionieren. Wichtig istuns darüber hinaus, einen ersten Eindruckzu bekommen, wie die Abweichungen, diedurch die FIFA-Vorschriften bei der WM 2011erfüllt werden müssen, unter internationa-len Wettkampfbedingungen realisiert werdenkönnen“, sagt Ulrich Wolter. Diese Abwei-chungen beziehen sich beispielsweise auf weit-aus aufwändigere Anforderungen im Medien-,VIP- und Hospitality-Bereich.

Nachdem am 15. September das Rudolf-Har-big-Stadion in Dresden mit dem Spiel Dynamogegen Schalke 04 offiziell eröffnet und damitdie letzte Baustelle beseitigt wurde, steht am29. Oktober ein weiteres Highlight auf demProgramm der WM-Macher. In der Augsbur-ger impuls Arena kommt es zum Duell zwi-Volkswagen Arena Wolfsburg – Kapazität: 25.361 – gebaut: 2002.

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Jeden Tag ein bisschen besser.

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schen dem amtierenden Weltmeister imFrauen fußball Deutschland und Olympiasie-ger USA, die sich zudem vier der bisher fünfvergebenen WM-Titel teilen. Gleichzeitig wirdin Augsburg der Kartenvorverkauf für die Welt -meisterschaft 2011 offiziell gestartet. SteffiJones weiß, dass dies die größte Herausfor-derung sein wird. „Wir unternehmen alles, umdie Zuschauer in die Stadien zu bekommen.Dabei sprechen wir insbesondere Familien undKinder an“, sagt die OK-Präsidentin, die mitihrem Team so selbstbewusst ist, dass „ichvon einer hundertprozentigen Auslastung derStadien ausgehe. Wir dürfen aber in unserenAnstrengun gen auf allen Gebieten der WM-Vorbe reitungen nicht nachlassen.“

Die Zusammenarbeit zwischen dem OK, derFIFA und den Stadionbetreibern funktioniertdabei sehr gut. So hat die FIFA den Vorschlagdes OK für die Namen der WM-Stadien abge-

segnet. Klar ist, dass aus Marketing-Gründenkeine Firmen-, Sponsoren- oder Produkt-bezeichnungen verwendet werden dürfen. Dochgegen Namen mit regionalem Bezug wie die

Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim, den Hinweisauf eine Sportlegende wie beim Rudolf-Har-big-Stadion in Dresden oder im Zusammen-hang mit dem örtlichen Verein wie das Sta-dion im BORUSSIA-PARK in Mönchengladbachund auch gegen das Olympiastadion in Berlinhat die FIFA nichts einzuwenden.

Damit sich die neun Spielorte und ihre Are-nen bei der Frauen-WM 2011 in möglichst ein-heitlichem Erscheinungsbild mit Wiederer-kennungswert präsentieren, wird beim OK amso genannten „WM-Look“ gearbeitet. „DieserLook bezieht sich vor allem auf funktionaleElemente wie die Beschilderung und dasgesamte Erscheinungsbild des Stadions. Dabeisoll aber auch die Individualität der einzel-nen Spielorte nicht unberücksichtigt bleiben.Es gibt bestimmt die eine oder andere Stelle,

an der sich eine Stadt besonders schmückenwill“, erklärt der zuständige OK-Sprecher JensGrittner.

Den erfreulichen Zwischenstand im Bereichder Stadien sieht Wolfgang Niersbach als Aus-zeichnung und Ansporn zugleich: „Ausgelöstdurch die Arenen für 2006 wurde mit der Kons -truktion etwas kleinerer Stadien für 2011 undan anderen Standorten, die gleichwohl hohenKomfort und topaktuelle Technik bieten, eineüberaus erfreuliche Entwicklung fortgesetzt.Man kann objektiv feststellen, dass derzeit keinanderes Land auf der Welt eine derart per fekteInfrastruktur für den Fußball hat. Doch dies istkein Grund, dass wir uns zufrieden zurückleh-nen sollten“, sagt der DFB-Generalsekretär. 

Commerzbank-Arena Frankfurt am Main – Kapazität: 49.240 – gebaut: 2005 – Austragungs-ort des Endspiels und drei weiterer WM-Begegnungen.

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Rhein-Neckar-Arena Sinsheim – Kapazität: 25.641 – gebaut: 2009.

Stadion im BORUSSIA-PARK Mönchengladbach – Kapazität: 46.297 – gebaut: 2004.

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Bereit für 2011!

Willkommen in der

ARENA DEUTSCHLAND

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Knapp drei Monate nach dem Start von TEAM

2011 haben sich bereits mehr als 3.584 Vereine

und Schulen für die WM-Kampagne angemeldet.

Sind Sie mit diesem Auftakt zufrieden?

Ich finde das überragend. Damit hatte ich nichtgerechnet, dass wir so toll aus den Startlöchernkommen. Es zeigt aber auch, dass wir eineninteressanten, attraktiven und insbesonderenachhaltigen Wettbewerb für Schulen und Vereine anbieten. Wenn wir jetzt den Steil-pass unserer Frauen-Nationalmannschaft mitdem Gewinn der Europameisterschaft auf-nehmen, unsere hervorragend laufenden Projekte wie das DFB-Mobil, die Grundschul-initiative „Fußball erleben“ oder unsere Qua-lifizierungsmaßnahme „20.000plus“ als Instru-mente für unseren Wettbewerb weiterhin sowirksam einsetzen, bin ich überzeugt, dass wirnoch sehr viel mehr Anmeldungen registrie-ren können.

Was soll mit einer so breit angelegten Kam-

pagne erreicht werden?

Zunächst einmal sollen alle beteiligten Schü-lerinnen und Schüler sowie die Spielerinnenund Spieler in unseren Vereinen viel Spaß beimPunktesammeln und lösen der vier Aufgabenhaben. Primär geht es uns darum, in den Schu-len und Vereinen den Mädchenfußball auf einebreitere Basis zu stellen und den beiden Insti-tutionen Schule und Verein klarzumachen, wieviele Vorteile eine Kooperation für beide Sei-ten mit sich bringt. Von meinen zahlreichenSchulbesuchen weiß ich, dass Mädchen gerneFußball spielen. Wir müssen ihnen nur die Mög-lichkeit dazu geben. Idealerweise bildet einÜbungsleiter aus einem kooperierenden Ver-ein zunächst eine AG Mädchenfußball in derSchule und im zweiten Schritt übernimmt derVerein dann diese Mädchen und gründet eineMannschaft im Verein.

Welchen Stellenwert hat die Kampagne im Hin-

blick auf die U 20-WM 2010 und die Frauen-WM

2011?

Einen enorm wichtigen. Mit der Kampagnemöchten wir die Vorfreude auf beide Welt-meisterschaften wecken und die WM in all´unsere Vereine und Schulen tragen, damit siezu einem Teil dieser Weltereignisse werden.Wir möchten im Sommer 2010 in einem klei-nen Rahmen bei der U 20-WM in den vier WM-Städten Augsburg, Dresden, Bochum und Bie-lefeld und dann natürlich bei der Frauen-WM2011 erneute „Sommermärchen“ entfachen.Dazu brauchen wir zwei spielstarke deutscheMannschaften und viele Fans, die diese Titel-kämpfe zu unvergesslichen Erlebnissen wer-den lassen. Wir können in unserem Land, mitunseren Verbänden und mit unserer Bevöl-kerung neue Meilensteine für den Frauen-fußball setzen.

Auf Wunsch des DFB haben die Landesverbände

in allen 330 Fußballkreisen Teams gebildet. Was

ist deren Aufgabe?

Es gibt oft Barrieren zwischen Vereinen undSchu len, die wir durch persönliche Besuche von

TEAM 2011: OK-Präsidentin Steffi Jones sieht EM-Gewinn als Chance für den Frauenfußball

„Wir müssen diesen SteilpassWenn die Frauen-Nationalmannschaft gewinnt, jubelt auch Steffi Jones. Aber über den EM-Tri-

umph in Finnland hat sich die ehemalige Nationalspielerin ganz besonders gefreut – als Fan

und als Förderin der DFB-Schul- und Vereinskampagne. Für Jones ist der Titelgewinn ein „Steil-

pass“, um die laufenden WM-Kampagnen weiter voranzubringen. Projektleiter Wolfgang Staab

hat mit der OK-Präsidentin gesprochen.

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Die Frauen-Nationalmannschaft ist die „Lokomotive“ von TEAM 2011.

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Vereins-Resonanz bei TEAM 2011

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Dazu kommen noch 585 Schulen, so dass Stand vom 25. September 2009 insgesamt 3.584 Teilnehmer registriert sind.

Landesverband

01. Schleswig-Holsteinischer Fußballverband 601 149 24,79

02. Fußball-Landesverband Brandenburg 719 142 19,75

03. Niedersächsischer Fußballverband 2.608 514 19,71

04. Bremer Fußball-Verband 78 14 17,95

05. Sächsischer Fußball-Verband 992 174 17,54

06. Fußball-Verband Sachsen-Anhalt 847 126 14,88

07. Württembergischer Fußballverband 1.788 239 13,37

08. Saarländischer Fußballverband 387 49 12,66

09. Fußballverband Niederrhein 1.377 166 12,06

10. Berliner Fußball-Verband 312 36 11,54

11. Südbadischer Fußballverband 723 83 11,48

12. Fußballverband Rheinland 1.095 120 10,96

13. Badischer Fußballverband 618 63 10,19

14. Südwestdeutscher Fußballverband 1.027 99 9,64

15. Hessischer Fußball-Verband 2.101 202 9,61

16. Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen 2.541 217 8,54

17. Fußball-Verband Mittelrhein 1.264 102 8,07

18. Bayerischer Fußball-Verband 4.579 358 7,82

19. Thüringer Fußball-Verband 1.142 83 7,27

20. Hamburger Fußball-Verband 432 30 6,94

21. Landesfußballverband Mecklenb.-Vorpommern 495 33 6,67

Gesamt 25.726 2.999 11,66

Kreisvertretern abbauen möchten. Es sind manch -mal nur Kleinigkeiten, der erste fehlende Schrittaufeinander zuzugehen, die bisher eine Zusam-menarbeit verhindert haben. Die ehrenamtlichenMitarbeiter vor Ort kennen die Strukturenin ihremKreis und können Hilfestellung leisten. Wennes uns gelingt, der Schulleitung und der Vereins -führung klarzumachen, dass es für beide Seiten von Vorteil ist, miteinander zu arbeiten,sind das der Beginn und die große Chance fürden Mädchenfußball, sich in der Breite gut auf-zustellen, um auch die Erfolge in unserenNational mannschaften in der Zukunft zu garan-tieren.

Was können die teilnehmenden Schulen und Ver-

eine bei TEAM 2011 gewinnen?

Zunächst bekommen jede Schule und jederVerein, die sich registrieren lassen, eine „Wel-come-Box“ mit interessanten Utensilien rundum den Wettbewerb und die WM. 6.000 Star-ter-Sets für Mädchenfußball-AGs an Schulenund 3.000 super Trikot-Sätze TEAM 2011 fürneugegründete Mädchenmannschaften imVerein liegen bereit. Jeder Schule und jedemVerein, die beziehungsweise der die maximalePunktzahl zwölf erreichen, sind zehn adidas-Bälle garantiert. Darüber hinaus gibt es nochsuper emotionalePreise zu gewinnen. Ich freuemich schon auf einen Gewinnerverein oder–Schule, die ich dann besuchen werde. Mit-machen lohnt sich also auf alle Fälle. Ich drückeallen ganz fest die Daumen!

Tolle Preise für die Teilnehmer Neben den Garantiepreisen, einem Trikot-satz für eine neugegründete Mädchenfuß-ball-Mannschaft und einem Starter-Set füreine AG Mädchenfußball, winken Schulenund Vereinen bei der ersten Zwischenprä-mierung tolle Preise. Der 4.000. regis -trierte Verein und die 1.000. teilnehmendeSchule können sich auf einen „Überra-schungspreis“ freuen. Alle Informationenzu TEAM 2011 erhalten Sie im Internetunter http://team2011.dfb.de

aufnehmen“

Vereine im Verbandsgebiet

Teilnehmende Vereine

Steffi Jones ist mit dem Start der DFB-Schul- und Vereinskampagne sehr zufrieden.

Prozent

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DFB-Pokal: Was bleibt einem Provinzklub, der das „große Los“ zieht? Spurensuche in Neckarelz

Safari durch den OdenwaldEinmal auf der ganz großen Fußball-Bühne stehen. Einmal gegen die großen Stars spielen. Provinzverein gegen Profiklub – der DFB-Pokal macht

es möglich. Aber was bleibt übrig, wenn der Favorit gewonnen hat und die Fernsehkameras abgebaut sind? Wie nachhaltig wirkt nach dem Volks-

fest das „große Los“? Der freie Journalist Oliver Trust hat darauf eine Antwort gesucht und sich auf den Weg nach Neckarelz gemacht. Der Ver-

bandsligist aus dem Odenwald durfte gegen Bayern München antreten. Das Spiel ging verloren, aber der Klub profitiert davon noch immer.

In Neckarelz hat man sich schon fast darangewöhnt. Immer dieselben Fragen. Immerdieselbe Neugier. Bei Auswärtsspielen wirdzuerst über das Spiel gegen Bayern Mün-

chen gesprochen, erst danach geht es umdie aktuelle Partie in der Verbandsliga Nord-baden. Selbst in den Stadionheften der Geg-ner findet der 2. August 2009 und die ersteHauptrunde des DFB-Pokals immer nochErwähnung. Das 1:3 des badischen Pokalsie-gers Spielvereinigung Neckarelz 1921 e.V. gegen

den deutschen Rekordpokalsieger hat Ein-druck hinterlassen.

Dr. Thomas Ulmer sitzt auf einer Holzbank imHeidelberger Stadtteil Kirchheim. Er rutschtmal nach rechts, mal nach links, um der Sonneauszuweichen. Es ist Sonntag. Neckarelz spieltbei der SG Kirchheim. 250 Zuschauer sindgekommen. Und er. Der Präsident schaut sichjedes Spiel an. Wo der Inhaber einer Gemein-schaftspraxis die Zeit dafür hernimmt, ist seit

25 Jahren sein Geheimnis. Ulmer ist auch nochEU-Abgeordneter der CDU, was regelmäßigeReisen und Aufenthalte in Brüssel verlangt.

Hier ist die große Politik weit weg. Auf sei-ner Holzbank spricht Ulmer am liebsten überFußball. Er erzählt vom gemeinsamen „Knö-delkochen“ in den ersten Runden des badi-schen Pokals. Davon, wie sehr man hier dasVereinsleben als „Familienbetrieb“ schätzt.Ach ja, und dass der Klub eine 400-Euro-Kraft

Trotz der 1:3-Niederlage gegen Bayern München herrschte bei den Spielern aus Neckarelz eine ausgelassene Stimmung.

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beschäftigt und wie die Senioren der „Alten-gymnastik“ Kuchen fürs Vereinsfest „auf demRollator“ transportieren. Schöne kleine Fuß-ballwelt, und dann kam der FC Bayern.   

Als die Münchner zugelost wurden, holte sichder umtriebige Mediziner Beistand. Man riefDietmar Hopp, den Gesellschafter von 1899Hoffenheim, an. „Der hat sich gefreut, dasser helfen kann“, erzählt Ulmer. Ohne HoppsHilfe und die Erfahrung des Bundesligaklubs

Präsident Dr. Thomas Ulmer (Mitte) und die Fans aus Neckarelz freuten sich riesig über dasTraumlos FC Bayern München.

Abteilungsleiter Matthias Piringer (links), der über Wochen fast rund um die Uhr mit derOrganisation des DFB-Pokalspiels beschäftigt war, mit Bayern-Manager Uli Hoeneß.

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Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 10,7–11,0/6,3–6,6/7,9–8,2 l/100 km; CO2-Emission kombiniert: 186–191 g/km. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen.

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aus dem Kraichgau „hätten wir das nie ge -schafft“. 30.000 Zuschauer zu bewirten seianders als die „3.000“ im badischen Finalegegen Sandhausen. Das Spiel war eine Heraus -forderung. Catering, Ticketing, Security unddie medizinische Betreuung durchs Rote Kreuz – Dietmar Hopp und das Angebot, dasSpiel in der „Rhein-Neckar-Arena“ austragenzu dürfen, kamen den Machern vor wie einzweites Geschenk.

„Geschenk“ – so nennen die Neckarelzerheute noch das „Los Bayern München“. „Manmuss sich wieder an den Alltag gewöhnen“,sagt Trainer Peter Hogen. „Aber wir habenein gutes Sozialverhalten im Team. Keinerwürde dieses Erlebnis weggeben wollen.“ AlsAufstiegs-Favorit war Neckarelz schon vordem Bayern-Spiel gehandelt worden. Nachdem Duell gegen die Profis hat sich der „guteRuf“ gefestigt. Mancher nennt die SpVgg  das„Bayern München der Verbandsliga“. Das hal-

ten Ulmer und Co. zwar für übertrieben, aber„das Saisonziel Aufstieg“ (Hogen) bleibtbestehen. Übertriebene Träume will man sichnicht leisten. Daran ändert auch die Tatsa-che nichts, dass man jetzt mit der Einnahmeeines „halben Saisonetats“ rechnen kann.120.000 Euro sind normalerweise für eineSaison veranschlagt, jetzt ist die Klubkasseordentlich gefüllt. Die Sache hat sich alsodurchaus auch finanziell gelohnt, aber derVerein bleibt bescheiden. Es wird kein neuerSpieler oder Provinzstar eingekauft. Neckar -elz bleibt Neckarelz. Fast jedenfalls.

Dass sich Spieler, Trainer und Funktionäreins „Goldene Buch“ der Stadt Mosbach ein-tragen durften, war Anerkennung und Aus-druck der Begeisterung in der Region. „VierWochen war das Spiel gegen Bayern dasThema im Odenwald“, erinnert sich Vereins -chef Ulmer. Wie durch Zufall hatte er vor derAuslosung zwei Wochen Betriebsferien ein-

geplant. Abteilungsleiter Matthias Piringertrat seinen Urlaub genau am Tag nach demBayern-Spiel an. In der Nachbetrachtung einperfektes Timing.

Die „Auszeit“ hatte sich Piringer redlich ver-dient. Bis spät in die Nacht war er täglich als„Pokal-Beauftragter“ unterwegs. Wochenlang.Einmal saß er gegen Mitternacht mit einem„Bärenhunger“ daheim am Tisch. Er erinnertsich, wie ihm der Essensduft in die Nase stieg.Piringer aber „erledigte“ zuerst den letztenAnruf der „Abendzeitung“ aus München undberichtete eine gute halbe Stunde lang überdie Berufe der Amateurkicker, die sich gegendie Stars der Bayern in den Weg stellen soll-ten. Das harte Los des großen Loses.

Die Arbeit hat sich gelohnt. „Der Wohlfühl-faktor“, sagt Klubchef Ulmer, sei in Neckar -elz hoch gewesen. Was sich auch auf den Spon-sorenbereich ausgewirkt hat. 20 bis 30 Pro -

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100.000 Tickets hätten für die Partie inSinsheim verkauft werden können.

Neckarelz-Trainer Peter Hogen war ein gefragter Interview-Partner.

Im „Jahrhundertspiel“ der SpVgg Neckarelzgelingt Heiko Throm der Anschlusstrefferzum 1:2 gegen den Rekordpokalsieger.

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zent mehr beim Sponsoring seien hängengeblieben, vermutet er. Dazu ein neuer Aus-rüstervertrag, der die A- und B-Jugend ein-schließt. Kleine wie große Neckar elzer tra-gen jetzt das gleiche Trikot. Und die Pokal- Spieler freuten sich über eine Bonuszahlung,„die keine Siegprämie war“, wie Trainer Hogenbetont.

Thomas Ulmer hat sich inzwischen neben PeterHogen auf die Bank am Spielfeldrand in Kirch-heim gesetzt. Dort kann man fast jeden ein-zelnen Zuschauer und dessen Kommentarehören. „Das sind die, die gegen Bayern ge -spielt haben“, heißt es dann. „Für uns allewar das wie eine Safari“, sagt Ulmer. Auchfür Rolf Lang. Der wird die 75. Minute nie ver-gessen, obwohl ihm der Gefühlsausbruch später leidtat. Dem 38 Jahre alten Routiniergelang es, National spieler Miroslav Klose zu„tunneln“. Lang riss die Arme hoch und jubeltemitten auf dem Rasen. Später entschuldigteer sich dafür.

Die Sache war nicht böse gemeint, aber dieEmotionen an diesem ganz besonderen Tageinfach ganz besonders groß. Jeder feiertesein ganz persönliches, kleines Erfolgserlebnis.Und alle feierten das 0:0 zur Pause. Spielerund Betreuer rissen die Arme hoch, zu früh,

aber das spielte in diesem Moment keine Rolle.„Sie haben eine klasse Leistung gebracht –und das gegen gestandene Nationalspieler“,schwärmt Trainer Hogen.

Neckarelz war wie in einem Rausch, der schonlange vor dem Anpfiff angefangen hatte, kurznach der Auslosung. Langjährige Sponsorenbekamen als Dankeschön eine Karte und dastolle Erlebnis „VIP-Loge“. Fast 700 Menschenka men zur Autogrammstunde in einen Super -markt mit Kartenverlosung. „Wir hättensicher 100.000 Karten verkaufen können“, sagtUlmer. Bald wird es eine CD-Rom geben, aufder die Bilder des „Jahrhundertspiels“ zusehen sind. „Ich denke, wir werden die nichtverkaufen“, sagt Ulmer, „sondern als exklu-sives  Präsent in Reserve behalten“. An denkommenden „langen Winterabenden“ willUlmer selbst mal reinschauen und genießen.

In Kirchheim übrigens gewann die SpVgg 4:2.Auf der Bank mussten Trainer Hogen und Ver-einschef Ulmer am Ende ein wenig zittern.Der Favorit aus Neckarelz hatte es mit einem3:0-Vorsprung vorübergehend ruhiger ange-hen lassen. Kirchheim machte mit einemSchlag neue Kräfte frei. Schließlich spieltensie gegen die, die im DFB-Pokal das ganz großeLos gezogen hatten. 

Achtelfinal-Hit: Frankfurt empfängt Bayern München Das Duell zwischen Eintracht Frankfurt

und Rekordsieger Bayern München ist das

Topspiel im Achtelfinale des DFB-Pokals.

Titelverteidiger Werder Bremen trifft auf

den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern,

während Borussia Dortmund beim HSV-

Bezwinger VfL Osnabrück antreten muss.

Heimrecht ge nießt 1860 München gegen

den FC Schalke 04. Mario Basler empfängt

mit Eintracht Trier den 1. FC Köln. Ausge-

tragen werden die Achtelfinal-Begegnun-

gen am 27./28. Oktober 2009.

Die acht Spiele im Überblick

Eintracht Frankfurt – FC Bayern München

TSV 1860 München – FC Schalke 04

SpVgg Greuther Fürth – VfB Stuttgart

Werder Bremen – 1. FC Kaiserslautern

1899 Hoffenheim – TuS Koblenz

FC Augsburg – MSV Duisburg

VfL Osnabrück – Borussia Dortmund

Eintracht Trier – 1. FC Köln

Die weiteren Termine

Viertelfinale: 9./10. Februar 2010

Halbfinale: 23./24. März 2010

Finale: 15. Mai 2010 in Berlin

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Reportage: Alles im Blick – mit den Chaperons auf Doping-Kontrolle

Schattenmänner am Von der Seitenlinie bis zum Doping-Kontroll-

raum im Innern des Freiburger Stadions sind

es 20 Meter. Rein in die Katakomben, drei Trep-

penstufen, links den Gang hoch und vorbei an

der Gästekabine, dann hat der Spieler den klei-

nen Raum erreicht. Allein ist er dabei keine

Sekunde, jeder Schritt wird registriert, wie ein

Schatten begleitet ihn ein stiller Beobachter.

Seit Beginn dieser Saison werden die Spieler

in Freiburg und allen anderen Spielorten der

Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga auf dem

Weg zum Doping-Test von Chaperons eskor-

tiert. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth hat

sich angeschaut, wie die Kontrolleure an einem

Bundesliga-Spieltag arbeiten.

Alles ist geheim, bis zuletzt ist nur einkleiner Personenkreis eingeweiht.„Nur der DFB und die eingesetztenÄrzte wissen, ob bei einem Spiel wirk-

lich getestet wird. Im Stadion zeige ich micherst kurz vor dem Anstoß, wenn der Spiel-berichtsbogen bereits geschrieben ist. Danngibt es kein Entkommen mehr“, sagt Dr. Rai-ner Möckel, der heute als Doping-Kontroll-arzt bei der Bundesliga-Partie SC Freiburggegen Eintracht Frankfurt die Urinproben vonvier Spielern, zwei pro Klub, nehmen wird.

23.600 Zuschauer füllen das kleine, enggebaute Freiburger Stadion fast bis auf dieletzte Sitzschale. Per computergestütztem Losverfahren war in der Woche zuvor in derDFB-Zentralverwaltung in Frankfurt am Mainentschieden worden, dass in Freiburg an die-sem Samstag eine Doping-Kontrolle durch-geführt wird. Zunächst werden nach der Aus-losung nur die Ärzte angerufen und über dieTermine informiert. Der Kreis der Mitwisserumfasst sechs Menschen. „Das bestgehüteteGeheimnis im DFB“, meint DFB-VizepräsidentDr. Rainer Koch.

In der Halbzeitpause wird die Auslosung für die Doping-Probe vorbereitet. Die Rückennum-mern, die auf dem Meldebogen gelistet sind, stehen auf den Täfelchen.

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im Fußball-Stadion

SpielfeldrandMindestens drei Partien werden so pro Spiel-tag ausgelost. Am Sonntag wird noch in Bre-men und Köln der Testfall eintreten. Überallstehen Chaperons bereit. In allen neun Sta-dien sind aber immer die Doping-Kontroll-räume vorbereitet. Dr. Möckel, der auf eineerfolgreiche Laufbahn als Sportarzt zurück-blickt und früher als Vereinsarzt in Gera undJena unter anderem für Hans Meyer diag -nostizierte, lebt mittlerweile mit seiner Fami-lie am Bodensee. Bei Verkehr braucht derDoping-Arzt des DFB zwei Stunden für die Fahrtnach Freiburg. Auf Doping in der Bundesligatestet er seit 1992. Fünf Minuten vor Spiel-beginn trifft er im Stadion ein. Erst jetzt wis-sen die Mannschaften, dass heute getestetwird.

Dr. Rainer Koch steht als Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission des DFB an der Speer-spitze des Kampfes gegen das Doping. „DieKontrolldichte muss so hoch sein, dass einFußballspieler nicht darauf setzen kann, uner-kannt zu dopen“, sagt Dr. Koch. In der ver-gangenen Saison führte der Deutsche Fuß-ball-Bund 1.886 Doping-Tests durch. 2001/2002waren es 592 Tests. Über den Zeitraum vonacht Jahren bedeutet dies eine Steigerungum 319 Prozent. Kontrolliert wird mittlerweilein 16 Spielklassen und Wettbewerben, in derBundesliga, der 2. Bundesliga, der 3. Liga, inden Regionalligen sowie den Frauen- und Juni-oren-Bundesligen. Für seine Anti-Doping-Maß-nahmen gab der DFB vergangene Saison weitmehr als 600.000 Euro aus.

Pause in Freiburg, nach einer ereignisarmenersten Hälfte steht es 0:0. Mehr Betrieb herrscht im Doping-Kontrollraum. SimonIckert und Dr. Christoph Seeger, die Anti-Doping-Beauftragten von Freiburg und Frank-furt, stehen in dem zehn Quadratmeter großenRaum direkt hinter Dr. Möckel, der an einemkleinen Holztisch sitzt und dort Täfelchen aus-gebreitet hat, groß wie Scrabble-Buchstaben.Die Rückennummern aller Spieler, die auf demMeldebogen gelistet sind, stehen darauf.Schwarze für Freiburg, rote für Frankfurt. Dr. Möckel legt alle schwarzen Täfelchen inein grünes Stoffsäckchen, die roten in ein ande-res. Dann zieht er blind je drei Täfelchen, dieer ohne einen Blick auf die Vorderseite zuwerfen in zwei separate Briefumschläge steckt.Ickert und Seeger unterschreiben die geschlos-

Die Abläufe jederDoping-Kontrolle sind

bis ins letzte Detailgeplant.

Direkt nach Spielende führt Chaperon Andreas Klopfer die beiden Freiburger Spieler PavelKrmas und Mensur Mujdza bis in den Doping-Kontrollraum.

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senen Umschläge. Die Auslosung dauert knappeine Minute. „Seeger ist gleichzeitig Mann-schaftsarzt der Eintracht, da muss man schnellmachen. Skibbe braucht ihn in der Halbzeit“,erklärt Dr. Möckel.

65. Spielminute: Dr. Möckel unterweist die bei-den Chaperons. Bestimmt, aber dabei nichtherrisch sollen sie auftreten. Die Spieler sollen sie nicht anfassen. Oliver Gerlach und Andreas Klopfer kommen vom Badischen Fuß-ballverband. Beide nicken verständig – daskriegen sie schon hin. In das Briefing brichtleise der Jubel der mitgereisten Eintracht-Fans. Neuzugang Maik Franz hat zum 1:0 fürdie Gäste getroffen.

75. Spielminute: Vollversammlung – im Beiseinvon Ickert und Dr. Seeger sowie der beidenChaperons öffnet Dr. Möckel die Umschläge.Jetzt steht fest, welche Spieler getestet wer-den: Alex Meier und der Brasilianer Chris vonder Eintracht, Pavel Krmas und Mensur Mujdzavom Sportclub. Dass der Kroate Mujdza heutenur auf der Bank sitzt, spielt keine Rolle, aucher kann ausgelost und muss dann getestetwerden. Was aber wäre, wenn sich einer dervier Spieler in den letzten 15 Spielminutennoch so schwer verletzt, dass er ins Kranken -haus eingeliefert werden muss? „Ob der Spie-ler wirklich sofort ins Krankenhaus ge brachtwird, entscheide ich. Das letzte Sagen liegtbeim Doping-Kontrollarzt“, erklärt Dr. Möckel.Paragraf 2, Absatz 3 der Anti-Doping-Richt-linien regelt, dass das „Fernbleiben von einerProbenentnahme ohne zwingenden Grund“als positives Testergebnis gewertet wird. Fürein Erstvergehen ist in diesem Fall eine Strafevon mindestens einem bis höchstens zweiJahren Spielsperre zu verhängen.

Dass überhaupt Chaperons eingesetzt wer-den, hat das DFB-Präsidium als Reaktion aufdie Vorfälle mit Hoffenheimer Spielernbeschlossen, als diese unverschuldet zunächstnicht im Doping-Kontrollraum erschienen, son-der erst das Trikot in der Kabine wechseltenund mit zehnminütiger Verspätung zur Doping-Kontrolle kamen. „Man kann in kurzer Zeit mani-pulieren, etwa durch Fremdurin oder den Ein-satz von Proteasen“, sagt der stellvertretendeLaborleiter im Kölner Institut für Biochemie,Dr. Hans Geyer. Das Labor in Köln und ein wei-teres im sächsischen Kreischa, beide mit dem

Frankfurts Alex Meier gehörte zu den vier Spielern, die an diesem Tag für die Doping-Kontrolle ausgelost wurden.

Mühevolle „Arbeit“ für Pavel Krmas und Alex Meier: Der Flüssigkeitsverlust von zwei bisdrei Litern muss durch Getränke ersetzt werden.

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Stempel der WADA (World Anti-Doping Agency)versehen, sind vom DFB beauftragt, die ein-geschickten Urinproben zu untersuchen. Proteasen sind Enzyme, die Proteine oder Peptide spalten können. Schon mit ein wenigWaschpulver kann eine Probe verunreinigt und dadurch unbrauchbar gemacht werden.Dr. Geyer ist deshalb ein entschiedener Befür-worter des Einsatzes von Chaperons. „Je här-ter das Testverfahren, desto geschützter istder Athlet vor unberechtigten Doping-Vor-würfen“, betont er.

„Wer die Doping-Gefahr beim Fußball auf dieAusdauer reduziert, liegt falsch“, sagt Dr. Geyerweiter. „Auch beim Fußball würde theoretischder Einsatz unterschiedlicher Mittel einen Wett-bewerbsvorteil bringen. Stimulanzien könnenden Spieler aggressiver machen, bewirken,dass er sich besser konzentriert oder sogardas Selbstbewusstsein steigern. Dass Kraftund Ausdauer chemisch manipulierbar sind,ist bekannt.“

Abpfiff in Freiburg. Alex Meier hat in der Nach-spielzeit die halbe SC-Abwehr abgeschütteltund das Tor zum 2:0-Endstand erzielt. Dem

Chaperon Oliver Gerlach entkommt er nicht.Jetzt wird es richtig eng in dem kleinen Kont -rollraum. Die Spieler sitzen auf der Holzbankund lassen sich aus dem randvollen Kühl-schrank bedienen. Mineralwasser gibt es, Säfte,Cola und Limonade, auch Bier. Der Spieler darfsich auch ein eigenes Getränk mitbringen.Wichtig ist, dass alle Flaschen aus dem Kühl-schrank fest verkorkt sind, sonst könnte einpositiv getesteter Athlet im Nachhineinbehaupten, das Doping-Mittel wäre ihm ohnesein Wissen verabreicht worden. In der Regi-onalliga kommt es schon mal vor, dass es einHeimverein gut meint und den Spielern einTablett mit frisch gezapftem Pils in die Kabinebringen lässt. „Die Biere müssen wir zurück-gehen lassen“, berichtet Dr. Möckel.

Es beginnt ein quälendes Warten. Die Eintracht-Spieler würden liebend gerne den Teambuserwischen, der bald losfährt. Aber sie kön-nen noch nicht. Zwei bis drei Liter Flüssig-keit verliert ein Spieler während einer Par-tie, die müssen im Körper erstmal wiederersetzt werden. Ein paar Tropfen Urin reichennicht. 90 Milliliter sind vorgeschrieben, diein einem Vorgang abgegeben werden müs-

Der abgegebene Urin wird von Doping-Kontrollarzt Dr. Rainer Möckel in kleine Fläschchen gefüllt.

Das ADAMS-SystemSeit Januar 2009 sind auch die Spieler und Spielerinnen im Kader der deutschenA-Nationalmannschaft und der deutschenFrauen-Nationalmannschaft dem Nationa-len Testpool (NTP) der NADA zugeordnetund damit verpflichtet, für jeweils dreiMonate im Voraus alle feststehenden Termine und Aufenthaltsorte als „Where-abouts“ im ADAMS-System einzugeben.

Falls ein Spieler des NTP seine Quartals-meldung nicht rechtzeitig oder vollständigübersendet oder die Informationen falschsind beziehungsweise nicht aktualisiertwurden, liegt ein Meldepflicht- und Kont -rollversäumnis vor. Der DFB selbst hat keinen Einfluss auf die Feststellung vonMeldepflicht- oder Kontrollversäumnissenhinsichtlich der Nationalspieler und -spie-lerinnen im NTP. Dies obliegt der NADA. Ineinem konkreten Verfahren wird bei einemmöglichen Verstoß gegen die Meldepflich-ten der Spieler direkt von der NADA infor-miert. Danach kann der Spieler innerhalbeiner Frist von 14 Tagen gegenüber derNADA zu dem Vorwurf Stellung nehmen,woraufhin die NADA gegebenenfalls einenMeldepflichtverstoß (so genannter „Strike“)feststellt.

Daraufhin hat der Spieler das Recht, inner-halb von zwei Wochen eine administrativeÜberprüfung von bisher nicht erfasstenPersonen (in Deutschland übernimmt diesder DOSB) zu beantragen. Diese Stellestellt gegebenenfalls dann abschließendfest, dass ein Verstoß vorliegt undbestätigt so den „Strike“. Falls innerhalbeines Zeitraums von anderthalb Jahren eindritter Verstoß vorliegt, muss durch denDFB zwingend ein sportgerichtliches Ver-fahren eingeleitet werden, welches auto-matisch zu einer Sanktion und in der Regelzu einer Sperre von mindestens einem,höchstens aber bis zu zwei Jahren führt.

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sen. Dafür wird Dr. Möckel mit dem Spieler ineinen angrenzenden Toilettenbereich gehen.„Die Probenabgabe muss unter Aufsicht erfol-gen“, erklärt er.

Während die Spieler darauf warten, endlichihre Probe abgeben zu können, herrscht stim-mungsmäßig Tag und Nacht, Sonnenscheinund Dauerregen in dem kleinen Doping-Raum.Hier die flachsenden Eintracht-Spieler, dortzwei niedergeschlagene Freiburger. MaikFranz schaut kurz vom Türrahmen rein undfeuert Alex Meier an, ein Eintracht-Assistenz -trainer fragt von draußen lachend, ob er einBier aus dem reichlichen Bestand im Kühl-schrank bekommt. Krmas und Mujdza sagenkein Wort. Wer wissen will, wie hart der Kampfum Sieg und Niederlage wirklich geführt wird,muss nach einem Bundesligaspiel in die Kabinekommen und in die Gesichter der Spieler undBetreuer schauen.

Dr. Möckel erinnert sich an Stuttgart gegenHamburg am 27. Spieltag der vergangenen Sai-son. Mario Gomez erzielt in der Nachspielzeitdas 1:0. „Wir hatten Gomez und Hamburgs Tor-wart Frank Rost ausgelost. Da saßen wir eineStunde in der Kabine, ohne dass ein freund-liches Wort fiel.“ Nach einem Spiel in Nürn-berg drängelte ein ungeduldiger Vereinsver-treter, weil die beiden slowakischen Nati -onal spieler Marek Mintal und Robert Vittek

dringend zum Flieger mussten. Dr. Möckel: „Ichmuss als Doping-Arzt einfach klar Positionbeziehen und darf nicht zum Spielball der Inte-ressen werden. Der Spieler verlässt nicht denRaum, solange er keine Probe abgegeben hat.Tut er es doch, trage ich ein positives Ergeb-nis ein – so einfach ist das.“

Der abgegebene Urin wird in kleine Fläsch-chen gefüllt, die mit einer Codenummer ver-sehen sind, so dass für das Labor später nichtzu erkennen ist, woher oder gar von wem dieProbe stammt. Getestet wird auf alle Stoffe,die sich auf der WADA-Liste der verbotenenSubstanzen befinden. Rund 400 verschiedeneSubstanzen sind hier gelistet. Wenn nötig, kanndie Analyse binnen 24 Stunden vorliegen, etwanach Relegationsspielen. Die Regelzeit zwi-schen Test und Auswertung liegt bei zweiWochen. Kommt es zu einem positiven Ergeb-nis, kann der Spieler auf die Analyse der B-Probe bestehen, die versiegelt und nochungeöffnet im Labor liegt.

Im Jahr 2008 gab es bei 1.886 Doping-Testsin Deutschland ganze zwei positive Befunde.Und die waren eigentlich kein Doping im Sinneeiner Manipulation zur Leistungssteigerung.David Solga von Wacker Burghausen war inder 3. Liga positiv auf das Stimulanz Metamfe -pramon getestet worden. Der Mannschafts-arzt hatte Solga wegen eines grippalen Infekts

das Medikament Tempil N verabreicht unddabei dessen dopingrechtliche Relevanzübersehen. Beim zweiten Fall, dem MainzerDaniel Gunkel, hatte der Mannschaftsarzt vergessen, ein Formblatt der NADA für eine

Prof. Dr. Wilhelm Schänzer (links) kontrolliert mit einem Mitarbeiter in seinem Labor am Institut für Biochemie an der DeutschenSporthochschule Köln Urinproben.

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Herr Dr. Koch, von 2001 bis zum Abschluss der

Saison 2008/2009 ist die Anzahl der Doping-

Kontrollen um 318 Prozent gestiegen. Ist der

Aufwand gerechtfertigt?

Ohne Wenn und Aber sagt der DFB ‚Dopingist verboten’. Die Folgen nur eines einzigenDopingfalls sind verheerend: für den gedop-ten Sportler, für unsere Wettbewerbe undschließlich für den Fußball insgesamt. Des-halb muss so oft wie möglich getestet wer-den, dabei immer im Rahmen des Finanzier-baren. Die Kontrolldichte muss so hoch sein,dass ein Fußballer nicht mehr darauf setzenkann, unerkannt zu dopen. 1.886 Kontrollenim Jahr sind viele, aber jede einzelne unbe-dingt notwendig.

In der Bundesliga werden die Spieler seit die-

ser Saison von so genannten Chaperons direkt

nach dem Schlusspfiff zum Doping-Test geführt.

Welche Erfahrungen wurden in den ersten

Wochen gemacht?

Nur positive. Die Doping-Kontrollärzte wer-den jetzt in ihren vielfältigen Aufgaben deut-lich entlastet. Nach dem Schlusspfiff ist derausgeloste Spieler jetzt zu keinem Zeitpunktmehr unbeobachtet.

Früher wurden Profis auch deshalb positiv getes-

tet, weil sie ein verbotenes Medikament, ein Haar-

wuchsmittel oder ein Nahrungsergänzungsmit-

tel einnahmen. Das passiert heute kaum noch.

Ist die Aufklärung intensiviert worden?

Es hat sich sehr viel zum Positiven verän-dert. Der DFB, die DFL, die UEFA – alle versu-chen nicht nur mit Strafen der Sportgerichte,sondern vor allem mit großem präventivenEngagement Doping im Fußball zu verhindern.Das Wissen um verbotene Doping-Substan-zen, aber auch Methoden hat nach einigenSportgerichtsfällen, zahlreichen Schulun-gen der Anti-Doping-Beauftragten, derMannschafts ärzte und der Spieler deutlichzugenommen. Die Einhaltung der Anti-Doping-

Richtlinien wird durch die Kontrollärzte ineinem streng formalisierten Verfahren über-wacht und protokolliert. Das Risiko, im Fallevon Doping erwischt und gesperrt zu wer-den, wird auf Grund verbesserter wissen-schaftlicher Erkenntnisse und Methoden täg-lich größer. Schließlich bleibt es nicht alleinbei den Wettkampf kontrollen des DFB. DieNationale Anti-Doping Agentur (NADA) führtim Auftrag des DFB darüber hinaus voll-kommen unabhängig weitere 500 Trainings-Kont rollen durch.

Sie sind Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission

und beschäftigen sich seit vielen Jahren mit

dem Thema. Wie groß ist die Gefahr, dass in den

höchsten drei Spielklassen gedopt wird?

Immer, wenn es im Sport um viel Geld odergroßen Ruhm geht, ist die Verlockung zudopen oder den Wettkampf anderweitig zumanipulieren, latent vorhanden – auch imFußball. In den beiden Bundesligen und der 3. Liga sowie allen europaweiten Wettbe-werben der UEFA geht es um viel Geld. Wirmüssen daher sehr wachsam sein und denWettbewerb durch eine hohe Kontrolldichtestetig schützen.

Interview mit Dr. Rainer Koch, dem Vorsitzenden der Anti-Doping-Kommission des DFB

„Wir müssen wachsam sein“Um eine noch verlässlichere, lückenlose Kontrolle zu gewährleisten, wurde im deutschen Fuß-ball das Chaperon-System eingeführt. Die Begleiter achten vor Ort auf die strenge Einhaltungder vorgeschriebenen Wege. Dr. Rainer Koch, DFB-Vizepräsident und Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission des DFB, spricht im Interview über das stetig dichter werdende Kontroll-netz und die Bedeutung der Prävention.

DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch.

therapeutische Ausnahmegenehmigung auszufüllen. Der Spieler wurde nur verwarnt.Es ist 18.15 Uhr in Freiburg. Vor einer Stundewar Alex Meier Schütze des 2:0-Endstands.Jetzt ist für ihn auch das unvorhersehbareNachspiel zu Ende. Fünf Minuten später fährtder Eintracht-Bus los – mit Meier an Bord.Sein Teamkollege Chris muss am längsten war-ten. Er gibt um 19 Uhr seine Probe ab undfährt im Auto des Teamfotografen zurück nachFrankfurt.

Den ganzen Tag hat kein einziger Spieler,Betreuer oder Trainer sich über das Verfah-ren beschwert. Es gab keine Nörgelei und keinGemurre. Alle unterziehen sich dem oft unan-genehmen Prozedere im Einverständnis mitdem gemeinsamen Ziel, das DFB-PräsidentDr. Theo Zwanziger in seiner Jahresbilanz 2008nannte: „Wir haben uns auf den Weg gemacht,ein wertorientierter Verband zu sein, und dasheißt in erster Linie auch ‚Kampf demDoping’.“ Die Chaperons haben ganz genauhingeschaut.

Aufgabe erfüllt: Die beiden Chaperons verlassen das Dreisamstadion.

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Manchen Sonntag, wenn ich durch denHamburger Stadtpark spaziere,muss ich an das Sommermärchendenken – ja, ganz richtig: Ich meine

jene Weltmeisterschaft in Deutschland, dienun auch schon wieder gefühlte zehn Jahrezurückliegt. Auf der großen Wiese zwischenPlanetarium und See wird dann nämlich eingroßes Fußballfest gefeiert: Zwischen Grillsund Picknickdecken jagen hunderte Hobby-Kicker dem Ball nach, junge und alte, dickeund dünne, schnelle und langsame. Einigehaben Tore zusammengesteckt und die Spiel-feldränder mit Hütchen markiert, wie über-haupt fast alle höchst professionell aus-gerüstet sind: Sie tragen die rot- und braun-weißen Hemden der beiden lokalen Top-Klubs,aber auch gestreifte Galatasaray- und Juve-Trikots, man sieht brasilianisches Gelb unditalienisches Blau, und auf mancher Brust pran-gen Vereinswappen, die mir völlig unbekanntsind. Besonders gern beobachte ich die Spie-ler aus afrikanischen, südamerikanischen undosteuropäischen Ländern, die oft eigene Teamsbilden. Manche wirken tatsächlich wie Natio-nalmannschaften, sie spielen nämlich rich-tig gut, wenn ich das als interessierter Laie,der früher immer ins Tor musste, denn rich-tig einschätzen kann.

Der Trubel auf der Stadtparkwiese kommt mirjedenfalls vor wie eine Weltmeisterschaft, die Woche für Woche ausgetragen wird,

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Wie ich es sehe: Giovanni di Lorenzo zur sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs

„Wer sich nicht wegduckt, verdieUnter der Überschrift „Wie ich es sehe“ wird

in jeder Ausgabe des DFB-Journals ein Beitrag

veröffentlicht, in dem eine bekannte Persön-

lichkeit ihre Meinung zu einem aktuellen Thema

äußert. Heute nimmt Giovanni di Lorenzo, Chef -

redakteur der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ und

im September mit dem Julius-Hirsch-Preis 2009

ausgezeichnet, Stellung zur gesellschaftspo-

litischen Bedeutung des Fußballs.

regelmäßig und doch weitgehend spontan.Ich habe den Eindruck, dass dieses Fußball-spiel für viele Spieler der Höhepunkt ihrerWoche ist, gerade für jene, die aus fernenLändern gekommen und in Hamburg nochrecht einsam sind. Und es imponiert mir, dassdiese Menschen, die da um den Ball kämp-fen, ganz selbstverständlich die Werte desSports leben: Fairness, Toleranz, Freundschaft.Ganz egal, woher sie kommen, woran sie glau-ben und in welcher Sprache sie fluchen, jubelnoder taktische Anweisungen brüllen. Das

macht mir Mut – ehrlich gesagt auch als Juven-tus-Fan, den es in den hohen Norden ver-schlagen hat.

Die gesellschaftliche Bedeutung des Fußballslässt sich auch in Zahlen ausdrücken: InDeutschland gibt es 25.726 Fußballvereine, die zusammen fast 6,7 Millionen Mitgliederhaben. Im Training, beim Punktspiel oder auf der Hauptversammlung treffen Menschenaus den unterschiedlichsten Milieus und Kul-turen aufeinander. Ein Kollege von mir liebt

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nt höchsten Respekt“es, am Wochenende am Spielfeldrand zu stehen und der Mannschaft seines Sohneszuzuschauen – und zwar nicht nur, weil ernatürlich wahnsinnig stolz auf seinen Sprös sling ist, sondern auch, weil er da sovielen interessanten Menschen begegnet, mitdenen er in seinem Berufsalltag nie in Kon-takt kommt.

Es mag banal klingen, aber es ist eben so:Fußball bringt die Menschen zusammen. Da-rüber hinaus lernen Kinder und Jugendliche

im Verein Respekt voreinander. Sie lernen,dass es Regeln gibt, die man einhalten muss.Dass unterschiedliche Talente und Tempera-mente sich in einem Team hervorragend ergän-zen können. Und dass man gemeinsam etwaserreichen kann. Natürlich gibt es in jeder Mann-schaft auch Konkurrenz und Konflikte – aberFußballer lernen eben auch, Streit friedlichzu lösen, und auf dem Platz gibt es für gro-bes Foulspiel die Rote Karte. Solidarität undAchtung vor dem Anderen werden so ein-geübt, ohne dass es abstrakter Vorträge Zwei kleine Fans unterschiedlicher Her-

kunft machen es vor: Seite an Seite freuensie sich auf ein schönes Fußballspiel.

„DIE ZEIT“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.

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bedürfte. Auch deshalb müssen Trainer undBundesligastars verantwortungsvoll handelnund sich bewusst machen, dass sie für vieleJugendliche Vorbilder sind.

So also kann Fußball sein, und so ist Fußballhäufig auch. Aber es wäre eine gefährlicheLüge, wenn man nur ein idyllisches Bild derVölkerverständigung und Toleranz zeichnete.Denn Fußball ist eben auch anders. Da gibtes immer wieder Ausschreitungen zwischenAnhängern bestimmter Klubs und bestimm-ter Nationen, Hooligans, die Polizisten angrei-fen und mit Feuerwerkskörpern beschießen,rassistische Fangesänge, antisemitische undschwulenfeindliche Parolen. Zum Glück ist dieLage in Deutschland derzeit nicht so schlimmwie in Italien, wo Machismo und Rechtsex-tremismus mittlerweile die Fanszene man-ches Klubs beherrschen – aber es wäre dochunverantwortlich, wenn man leugnen wollte,dass es derartige Tendenzen auch bei unsgibt. Der rassistische Slogan der NPD zur WM2006, für den drei Funktionäre wegen Volks-verhetzung verurteilt worden sind, ist da nur ein ekelerregendes Beispiel. Auch im Inter-net-Portal „Netz-gegen-Nazis.de“, das „DIEZEIT“ im Mai 2008 mit Unterstützung von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger ins Leben rief,berichten viele User von ihren Erfahrungenmit Neonazis in der Fankurve oder in der eige-nen Fußballmannschaft.

Nun ist es ja nicht so, dass der Fußball dieUrsache für Gewalt, Rassismus und Intole-ranz wäre; ganz im Gegenteil: Die Werte desSports lassen sich nicht mit einer men-schenverachtenden Ideologie vereinbaren. InVereinen und Stadien manifestieren sich abergesellschaftliche Probleme, Aggressionen fin-den hier ein Ventil, wobei Alkohol, Gruppen-druck und eine rohe Männerkultur auch ver-stärkend wirken können. Man kann jedenfallsjede Woche in Bundesligastadien und auf Bolz-plätzen beobachten, dass Fairness und Tole-ranz, Solidarität und die Achtung der Men-schenwürde keine Selbstverständlichkeitensind – so wie man das auch anderswo in derGesellschaft beobachten kann. Doch geradeweil so viele Menschen im Fußballverein sindoder sich für Fußball interessieren, ist es einegroße Chance, sie über den Sport zu errei-chen und sie für die Werte des Sports zu begeis -tern.

Giovanni di Lorenzo und Dr. Theo Zwanziger setzen sich seit 2008 für das gemeinsame Netz-werk ein. In der Mitte ZDF-Intendant Prof. Dr. Markus Schächter.

FIFA-Schiedsrichter Peter Sippel (rechts) und dessen Assistent Georg Schalk unterstützenmit Ballkindern die Kampagne „Zeig´ Rassismus die Rote Karte!“.

Mit Rat und Tat gegen Rechtsextremismus: Die Nationalmannschaft wirbt für die Aktion„Netz-gegen-Nazis.de“.

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Vereine und Verbände tragen deshalb einegroße soziale Verantwortung, und ich finde,dass viele ihr auch gerecht werden. So gibtes zum Beispiel Fußballklubs, die Mitgliederwegen rassistischer, antisemitischer oder aus-länderfeindlicher Gesinnung ausschließen, undder FC St. Pauli verankerte in den 90er-Jah-ren als erster Verein ein Verbot rechtsextre-mer Sprechchöre in seiner Stadionordnung.Auch der DFB bekennt sich seit langem zueinem wertorientierten Sport und engagiertsich mit zahllosen Initiativen gegen Rassis-mus und Gewalt, und Theo Zwanziger setztsich unermüdlich für Demokratie, Men-schenrechte und den Schutz von Minderhei-ten ein. Das ist vorbildlich. Wichtig ist jedoch,dass Trainer und Funktionäre im Namen derguten Sache keinen moralischen Druck aus-üben und nicht versuchen, irgendwelche par-teipolitischen Positionen zu oktroyieren.

Vielleicht kann man ihre Rolle mit der desUnparteiischen auf dem Fußballplatz ver-gleichen: Er sorgt dafür, dass die Regeln desFair Play eingehalten werden, nimmt aber kei-nen Einfluss auf die Taktik, die Vielfalt derSpielzüge und die kreativen Ideen der ein-zelnen Spieler. Er sorgt vielmehr dafür, dassdie Ballkünstler die Freiräume bekommen, diesie brauchen, und sein einziges Ziel ist es,das Spiel selbst, den sportlichen Wettbewerbzu schützen. Ganz ähnlich sollten Trainer undFunktionäre vorgehen, wenn sie mit gutenGründen, aber ohne totalitären oder religi-ösen Eifer für die Werte der Demokratie ein-treten: Der offene Streit der Meinungen endeterst dort, wo gewaltsame Mittel zum Einsatzkommen, wo andere beleidigt und diskrimi-niert werden. Die grundlegenden Werte desFair Play stehen dabei indes nicht zur Debatte– weder auf dem Fußballplatz noch in der Demo-kratie. Auch wenn sie sich nicht mit wissen-schaftlichen Methoden beweisen lassen,können und müssen Demokraten aus vollsterÜberzeugung und mit guten Argumenten fürsie werben. In diesem Sinne nimmt auch einVerband wie der DFB die Rolle eines partei-ischen Unparteiischen ein, der auf einem festennormativen Fundament agiert.

Kampagnen und Großveranstaltungen kön-nen eine wichtige Rolle im Kampf gegen Extre-mismus und Gewalt spielen. Zwar wird einüberzeugter Neonazi nicht sofort zum auf-

rechten Demokraten, weil Michael Ballack sichfür Toleranz ausspricht. Aber die Prominen-ten sind dennoch sehr wichtig. Wer in einerKleinstadt einer Gruppe angehört, die sichgegen Rechtsradikale engagiert, wird häufigeher wie ein Außenseiter, wie ein Outlaw behan-delt. Wenn aber Stars wie Ballack derartigesEngagement unterstützen, ist das eine unge-meine Hilfe gerade für die Basisgruppen. Esgab in Hamburg vor einiger Zeit eine ein-drucksvolle Szene beim Bundesligaspielgegen Bremen: Als auf Initiative des HSV-Vor-stands die Spieler ein Transparent unsererAktion „Netz gegen Nazis“ entrollten, stan-den fast 60.000 Menschen auf und habengeklatscht. Ein tolles Zeichen – und auch einZeichen für diejenigen, die mit Rechtsextre-men sympathisieren: Sie sind eben alles andereals die Stimme der schweigenden Mehrheit.

So wichtig die Arbeit von Vereinen und Ver-bänden also ist: Letztlich kommt es auf jedenEinzelnen an. Zivilcourage ist gefragt, wennein Trainer mitbekommt, dass einer seinerSpieler von den Mannschaftskameradenbeleidigt wird, weil er eine andere Hautfarbehat oder einem bestimmten Glauben anhängt.Oder wenn jemand mitbekommt, wie sein Kum-pel in der Fankurve den gegnerischen Stür-mer als „schwule Sau“ beschimpft. Wer daseinen Mund aufmacht und sich nicht weg-duckt, verdient höchsten Respekt. Denn esist eben nach wie vor richtig: Demokratie ist

auf demokratische Bürger angewiesen – imStadion und auf dem Fußballplatz ebenso wieim Büro und in der Familie. Nur wir Bürge-rinnen und Bürger selbst können dieseRegierungs form und die offene Gesellschaftverteidigen, andere Sicherheiten gibt es nicht.Und wenn die Werte der Demokratie bei unsso selbstverständlich gelebt werden wie dieFußballregeln an Sonntagen auf der großenWiese im Hamburger Stadtpark – dann habenwir schon viel erreicht.

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Ehrenpreis für Giovanni di LorenzoDer erstmals vergebene Ehrenpreis derJury des Julius-Hirsch-Preises für außer-gewöhnliches und vorbildliches Engage-ment ging an Giovanni di Lorenzo, denChef redakteur der Wochenzeitung „DIEZEIT“. Der 1959 in Stockholm geborenedeutsch-italienische Journalist ist vielenFernsehzuschauern durch die Talkshow „3 nach 9“ bekannt, die er seit zwei Jahr-zehnten mit Fachkenntnis und Lockerheitmoderiert.

Dr. Thomas Bach, der Präsident des Deut-schen Olympischen Sportbundes (DOSB),hielt bei der Preisverleihung in Hannoverdie Laudatio. „Giovanni di Lorenzo beziehtin seinem journalistischen Wirken seit vie-len Jahren eindeutig und kompromisslosPosition gegen jede Form von Fremden-feindlichkeit, Rassismus, Rechtsextremis-mus und Antisemitismus. Er fordert dies imBewusstsein der Macht der Medien auchvon seinen Kolleginnen und Kollegen“,sagte Dr. Bach.

1992 war Giovanni di Lorenzo Mitinitiatorder Lichterketten gegen Fremdenfeindlich-keit in München. Gemeinsam mit „DIEZEIT“ starteten der Deutsche Fußball-Bund, die Deutsche Fußball Liga und derDOSB im Jahr 2008 die interaktive Online-Plattform „Netz gegen Nazis“, die immerwieder mahnt und informiert, wie sichrechtsextremes Gedankengut im Alltagausbreitet.

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76 | DFB-Journal 3/2009

Aufstehen, hinsehen, vorangehen. Herbert Schröger hatte irgendwann genug von den Affen-

lauten. Der 50-jährige Münchner wollte etwas unternehmen gegen die rassistischen Beleidi-

gungen von der Tribüne. Er blieb nicht alleine, andere Fans von 1860 München schlossen sich

ihm an. Gemeinsam war man stärker, als Gruppe wurde man gehört. Für ihr Engagement wur-

den die „Löwenfans gegen Rechts“ mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet. DFB.de-Redak-

teur Thomas Hackbarth beschreibt, warum die Initiative ein vorbildliches Beispiel für Zivil-

courage und ein toleranteres Miteinander in Fußballstadien ist.

Das größte Kompliment bekamen dieSieger des Julius-Hirsch-Preises vomEnkel des Namensgebers. „Ich bin einFan der Löwenfans gegen Rechts“,

sagte Andreas Hirsch im alten Rathaus vonHannover. Dann machte das Familienmitglieddes in Auschwitz ermordeten jüdischenNationalspielers eine kurze Pause und schlossseine Laudatio mit einem bewegenden Satz:„Wenn mein Großvater zuschauen könnte, wäreer bei dieser Preisverleihung sicher aufge-standen.“

Es gab danach viel Beifall für diejenigen, diesich die Auszeichnung durch ihre Zivilcou-rage und ihr soziales Verantwortungsbewusst -sein verdient hatten. Egal, ob die „Löwen fansgegen Rechts“, der dahinter platzierte Ver-ein „Hintertorperspektive“ aus Jena oder das„Fanprojekt Hannover“ – sie alle hatten ganzgenau hingeschaut, wo andere sich lieberabwenden. Sie alle hatten angepackt, woandere abwinken. Sie alle hatten einen Bei-trag gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskrimi-nierung, Antisemitismus geleistet. Und damit

Julius-Hirsch-Preis: Fans von 1860 München für antirassistisches Engagement ausgezeichnet

Steht auf, wenn Ihr Löwen seidDie Bewegung „Löwenfans gegen Rechts“ begann mit einem Transparent im Stadion.

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Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Judenin Deutschland, gehört der Jury des Julius-Hirsch-Preises an.

Die Gewinner des Julius-Hirsch-Preises 2009 wurden in Hannover ausgezeichnet.

viel für ein respektvolleres Miteinandererreicht.

Beispielhaft für den Gedanken des Julius-Hirsch-Preises ist die Geschichte der Löwen-fans. „Wenn ein schwarzer Spieler am Ball war,ging es los. Uuh-uuh-uuh. Binnen Monatenwurde es spürbar lauter, immer mehr riefenmit. Irgendwann hatte ich die Nase voll, undanderen bei mir in der Kurve ging es genauso.So ist unsere Bewegung ‚Löwenfans gegenRechts’ entstanden. Zuerst haben wir ein Trans-parent fürs Spiel gemacht, dann ein Flugblatt,schließlich einen regelmäßigen Stammtischeingerichtet. Heute organisieren wir etlicheAktionen“, erzählt Herbert Schröger.

Seit 37 Jahren ist er ein „Sechziger“. Steh-platz-Dauerkarte. Da wird man Realist. Jeg-liche dogmatische Predigerhaltung ist ihmfremd. „Falls es irgendwann gelungen seinsollte, den Schmarrn aus dem Stadion los zuhaben, dann benennen wir uns um – vielleichtin ‚Löwenfans gegen Gegentore’ oder soetwas“, lautet sein Versprechen. „Locker undniederschwellig“, sei die Bewegung vonBeginn an gewesen, sagt Schröger: „EinenMitgliedsbeitrag gibt’s bei uns nicht.“ Wenner darüber spricht, tut er das im tief gefärb-ten Bayerisch. Die Internetseite der ‚Löwen-fans gegen Rechts’ heißt „Hoampage“.

Als erste größere Aktion holten die Löwenfansim Jahr 2001 die Ausstellung „Tatort Stadion“nach München, die Rechtsradikalismus im Fuß-ballstadion thematisierte. Inzwischen genießendie „Löwenfans gegen Rechts“ aufgrund vie-ler kreativer Aktionen einen bundesweiten Rufin der Fanszene. Vor Ort erkannte die Gruppeschnell die Wichtigkeit, sich für mehr Gehörgesellschaftlich zu vernetzen. Gemeinsam mitgewerkschaftlichen Gruppen, Schwulen- undLesben-Organisationen, dem JüdischenMuseum und der Evangelischen Versöh-nungskirche auf dem Gelände des ehemali-gen Konzentrationslagers Dachau wurdenVeranstaltungen und Aktionen durchgeführt.

Es dauerte eine Weile, bis die Initiative dieAkzeptanz gewonnen hatte. Mittlerweileunterstützt der TSV 1860 München seine poli-tisch bewegten Fans. „Früher war die Zusam-menarbeit furchtbar, da sind unsere Schrei-ben unbeantwortet im Papierkorb gelandet.Inzwischen sind wir ein Stück des Vereinsgeworden“, erzählt Schröger. Auch mit derUltra-Gruppierung der Münchner Löwen, der‚Cosa Nostra’, sind die ‚Löwenfans gegenRechts’ eng verbunden. „Das sind viele jungeLeute, die dürfen wir doch nicht einfach soden rechten Rattenfängern überlassen.“ Aufstehen, hinsehen, vorangehen. Viele hoch-karätige Gäste wie Charlotte Knobloch, die

Präsidentin des Zentralrats der Juden inDeutschland, Otto Schily, Bundesinnenminis -ter a.D., Dr. Thomas Bach, Präsident des Deut-schen Olympischen Sportbundes, Prof. MariaBöhmer, die Beauftragte der Bundesregierungfür Migration, Flüchtlinge und Integration, oderNiedersachsens Innenminister Uwe Schüne-mann waren gekommen, um zu diesem Enga-gement zu gratulieren. Die „Löwenfans gegenRechts“ erhielten ein Preisgeld von 10.000Euro für den Preis, der vom DFB im Jahr 2005als eine Konsequenz aus der wissenschaft-lichen Auseinandersetzung mit der Rolle desVerbandes in der NS-Zeit gestiftet wurde.

„Wir haben die Lehren aus der Aufarbeitungder Vergangenheit gezogen. Dieser Preis istheute wichtiger als vor fünf Jahren. Und erwird in zehn Jahren noch wichtiger sein. Fürden DFB wird es eine dauerhafte Aufgabe seinund ich bin froh, dass sie von vielen enga-gierten Menschen mitgetragen wird“, sagteDFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger. HerbertSchröger und seine „Löwenfans gegenRechts“ sind solche Menschen. Und sie habenbereits etwas bewirkt. „Bei uns im Stehblocksieht man immer noch einige, die bei jedemNaziaufmarsch in Bayern vorneweg stiefeln.Wir wurden auch beschimpft. Aber wir gebennicht auf. Und die Affenlaute hört man heutein der Sechziger Kurve nicht mehr“.

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Lebensfreude steigernSport fördern

Science For A Better Life

Mehr als 350.000 Menschen mitBehinderung sind in Deutschland sportlichaktiv. Für sie ist Sport Ausgleich undErfüllung, aber auch ein wirksames Mittel,um etwas für ihre Ge sundheit zu tun.Als einer der größten Sportförderer Deutsch -lands unterstützt Bayer den Be hin -dertensport schon seit über 50 Jahren inbesonderem Maße. Mit dem Ziel, jungenBehinderten durch Vor bilder aus der Weltdes Leistungs sports Mut zu machen, trotzBe hinderung ihr Leben selbstbewusst zugestalten und mit Freude zu meistern.Mit großem Einsatz ist Bayer auch imSpitzen sport, Breiten- und Nachwuchssporten gagiert. Und das seit 1904. www.sport.bayer.de

Bayer - Offizieller Förderer desBehindertensports in Deutschland

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DFB und Bayer helfen kranken und behinderten MenschenBevor sich die deutschen und südafrikani-schen Nationalspieler auf dem Rasen die Handgaben, wurde im Innern der neuen BayArenaein Handschlag für all diejenigen vollzogen,die nicht im Scheinwerferlicht und Mittelpunktdes öffentlichen Interesses stehen. Dr. TheoZwanziger, der Präsident des Deutschen Fuß-ball-Bundes, und Werner Wenning, Vor-standsvorsitzender der Bayer AG, wollen sichin Zukunft gemeinsam für kranke und behin-derte Kinder einsetzen. Im Mittelpunkt desEngagements sollen Projekte für die acht deut-schen Kinderhospize sowie ein neues Pro-gramm zur Förderung des Fußballs für geis -tig Behinderte an Schulen und in Aus bil-dungsstätten stehen.

„Wir freuen uns, dass wir mit der Bayer AGim Rahmen einer gemeinsamen Initiativeunsere Aktivitäten für unverschuldet in Notgeratene Menschen forcieren können. Dankder DFB-Stiftungen Egidius Braun und SeppHerberger umfasst das soziale Engagementdes DFB bereits seit vielen Jahren eine umfang-reiche Palette von Angeboten, besonders fürKinder und Jugendliche. Ob in Deutschlandoder im Ausland, von Bulgarien bis Mexiko,konnten wir gezielt helfen und auf der Schat-tenseite des Lebens stehenden Menschen neueHoffnung vermitteln“, sagte Dr. Theo Zwan-ziger. „Dass wir nun mit der Bayer AG künf-tig stärker im Bereich Behindertensportzusammenarbeiten und beide Seiten ihre viel-fältigen Erfahrungen einbringen, ist eineerfreuliche Entwicklung.“

Auch bei Bayer hat das soziale Engagementeine lange Tradition. „Wir wollen unsere Kom-petenz im Bereich des Behindertensports indie Arbeit des DFB einfließen lassen, um denFußball auch für geistig behinderte Menschenals Freizeitbeschäftigung und sportliche Akti-vität zur Gesunderhaltung attraktiv zumachen“, sagte Werner Wenning. Dazu sollenlangfristig Partnerschaften zwischen Förder-Einrichtungen für Menschen mit Behinderungund Fußballvereinen aufgebaut werden. ZumStart wird der TSV Bayer 04 Leverkusen eineKooperation mit einer Ausbildungsstätte ini-tiieren. Unter der fachlichen Expertise erfah-rener Behindertensport-Trainer von Bayer sol-len gesunde Jugendliche aus dem Verein fürdie sportliche Zusammenarbeit mit behin-derten Jugendlichen begeistert werden, umauch das soziale Miteinander von Behinder-ten und Nicht-Behinderten zu fördern. DieErgebnisse werden ausgewertet und aufbe-reitet, um das Modell ab Mitte des kommen-den Jahres auf viele Regionen und Vereine inDeutschland zu übertragen.

Aber die Arbeit mit und für die behinderten Kin-der ist nur die eine Facette des Engagements.Im zweiten Teil stehen Kinder mit lebenver-kürzenden Krankheiten im Mittelpunkt. Der-zeit sind in Deutschland mehr als 20.000 Kin-der und Jugendliche lebensbedrohlicherkrankt – pro Jahr sterben rund 5.000 die-ser jungen Patienten. Einrichtungen derambulanten und stationären Kinderhospiz-arbeit unterstützen diese jungen Menschenund ihre Angehörigen während der oft lan-gen Zeit unter extremer körperlicher und see-lischer Belastung. Ziel ist es, diesen Betrof-

fenen und ihren Familien zu helfen. So enga-gieren sich der DFB innerhalb der Kampagne„Kinderträume 2011“ als auch Bayer über sei-nen Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen imKinderhospiz Balthasar in Olpe, der 1997gegründeten ersten Institution dieser Art inDeutschland. „Es gibt einem unbeschreiblichviel zurück, wenn man die leuchtendenAugen sieht“, sagt Fecht-OlympiasiegerinBritta Heidemann, die als Schirmherrin „Kin-derträume“ wahr werden lässt.

Wissenschaftskongress im Januar 2010 in FrankfurtDer Deutsche Fußball-Bund veranstaltet am 14. und 15. Januar 2010 in Frankfurt am Maineinen Wissenschaftskongress mit dem Thema„Aktuelle Wissenschaft für den Spitzenfußball“.Dabei sollen sich Experten aus verschiedenenArbeitsbereichen zu einem Wissensaustauschzusammenfinden, um neue Ideen und Opti-mierungsansätze zu generieren.

Die Veranstaltung richtet sich an Ärzte, Medi-ziner, Wissenschaftler, Physiotherapeutenund Trainer mit Bezug zum Leistungsfußball.Als Referenten konnten national und inter-national anerkannte Wissenschaftler und Prak-tiker gewonnen werden. Generelles Ziel sollsein, einen Schwerpunkt auf den Transfer wis-senschaftlicher Erkenntnisse in die täglichePraxis des Fußballs zu setzen.

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Gemeinsam für eine gute Sache: Werner Wenning und Dr. Theo Zwanziger.

EINLADUNG

AKTUELLE WISSENSCHAFT FÜR DEN SPITZENFUSSBALL

Auf den Spuren der Nationalmannschaft

14./15. Januar 2010, Frankfurt am Main

DFB-Kongress

Neue Ideen sollen auf dem Wissenschafts-kongress generiert werden.

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80 | DFB-Journal 3/2009

Deutsche Meisterschaft fürbehinderte Menschen Der deutsche Meistertitel der Werkstätten fürbehinderte Menschen geht in diesem Jahr nachNordrhein-Westfalen: In einem spannendenFinale setzten sich die Recklinghäuser Werk-stätten gegen das Team aus Schleswig-Holsteindurch. An der Endrunde, die seit dem Jahr 2000gemeinsam von der DFB-Stiftung Sepp Her-berger, dem Deutschen Behindertensportver-band, Special Olympics Deutschland sowie derBundesarbeitsgemeinschaft der Werkstättenfür behinderte Menschen ausgerichtet wird, nah-men insgesamt 16 Teams teil, die sich zuvorauf Länderebene qualifiziert haben.

Zu den Highlights der Veranstaltung zähltedie Eröffnung durch den ehemaligen Bun-

desaußenminister und Vizekanzler Dr. KlausKinkel. Das Kuratoriumsmitglied der Sepp-Her-berger-Stiftung betonte in seiner Ansprache:„Behinderte Menschen sind auf Unterstützungangewiesen. Die Integration behinderterSportler ist eine wichtige gesellschaftlicheAufgabe. Die Deutsche Fußball-Meisterschaftder Werkstätten ist ein gutes Beispiel für einvorbildliches Engagement des Fußballs imBehindertensport und ein besonderes Erleb-nis für die teilnehmenden Sportler.“

Freie Fahrt für neuen Mannschaftsbus Für Wolfgang Hochfellner war es ein ganzbesonderer Tag. Zuerst durfte der Mann, derseit 17 Jahren die deutsche Nationalmannschaftfährt, den neuen Mercedes-Bus des DFB auf

dem Kurs des ADAC-FahrsicherheitszentrumsGrevenbroich Probe fahren. Und kurz danachließ er sich von Rennfahrer Klaus Ludwig imSLR McLaren Stirling Moss über den Parcourschauffieren. „Für das freie Wochenende würdeich den SLR nehmen. Für den Dienst ist mirder Bus lieber. Es ist das beste Modell, das ichje hatte“, schwärmte Hochfellner.

Begeistert waren auch die Spieler Piotr Tro-chowski, Sami Khedira und Robert Enke sowieTeam-Manager Oliver Bierhoff von der Kraftdes 650 PS starken SLR und der Ausstattungdes neuen Travego M. „Wir freuen uns überden neuen Bus. Er ist nicht nur äußerst hoch-wertig ausgestattet, sondern hat auch eingelungenes Design“, sagt Bierhoff.

Besondere Dynamik erhält der in schwarz-weiß-metallic lackierte Bus durch sein auffälli -ges DFB-Design unter Einbeziehung der Lan -des farben. Im Innenraum ist der Bus unteranderem mit 36 gepolsterten Ledersitzen, vierTischen, Flachbildschirmen und Kühlschränkenausgestattet. „Wir wollen, dass die Spieler kom-fortabel und sicher von Spiel zu Spiel reisen,um sich entspannt auf die nächste Begegnungkonzentrieren zu können“, sagt HartmutSchick,Leiter Daimler Busse. „Der neue Mercedes-Benz Travego passt daher perfekt zur deut-schen Nationalmannschaft. Er ist die Fortset -zung einer erfolgreichen Reisebus-Generationder Spitzenklasse. Zudem ist sein Sicherheits -konzept in dieser Klasse wegweisend.“

Deutscher Meister: die Recklinghäuser Werkstätten.

Die größte S-Klasse der Welt: der neue Mannschaftsbus von Mercedes-Benz.

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82 | DFB-Journal 3/2009

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych – der

RegelhüterEr ist promovierter Jurist - doch seine große

Leidenschaft gehört dem Fußball. Dr. Felix Brych

ist einer der besten Schiedsrichter in Deutsch-

land. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat

den  Münchner inzwischen in den erlesenen

Kreis der UEFA-Referees aufgenommen. Tho-

mas Niklaus, Redakteur beim Sport-Informa-

tions-Dienst (SID) in München, sprach mit Brych

über Regeln und Pfiffe.

Felix Brych war Fußballer, wie vieleandere in seinem Alter auch. Er spieltebeim SV Am Hart in München. Dochmit 18 Jahren änderten sich nach einem

Kreuzbandriss im Knie die Prioritäten. Brychentdeckte plötzlich seine Liebe für dieSchiedsrichterei. „Das hat mich einfachgereizt, mehr als im Amateurbereich zu spie-len“, erzählt er. Seine Entscheidung, sich fortanhauptsächlich als Referee zu engagieren,bereut Brych bis heute nicht, „zumal ich esals Fußballer sicher nicht so weit geschaffthätte“.

Als Schiedsrichter kommt der Münchner dage-gen zu internationalen Ehren. Und das in Win-deseile. Mit 18 leitete er seine ersten Spiele,stieg jedes Jahr weiter auf und wurde schon1999 als 24-Jähriger in den Kreis der DFB-Schiedsrichter aufgenommen. 2001 pfiff erdann erstmals in der 2. Bundesliga, 2004 folgteder Sprung in die Bundesliga, wo er bei bis-her knapp 100 Spielen die Verantwortung trug.Dass er 2007 zum FIFA-Schiedsrichter beru-fen und vor dieser Saison in die Elite-Gruppeder UEFA-Referees aufgenommen wurde, warfast die logische Konsequenz. Für ihn sei dieseine „echte Auszeichnung. Ich habe mich darüber sehr gefreut.“

Schon in der vergangenen Spielzeit war Brychin den Genuss gekommen, beim Duell des eng-

Alles im Blick: Binnen kürzester Zeit hat sich Dr. Felix Brych bis in die Elite-Gruppe derUEFA-Referees hochgearbeitet.

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lischen Traditionsklubs FC Liverpool gegenden PSV Eindhoven an der altehrwürdigenAnfield Road erstmals Champions-League-Atmosphäre erleben zu dürfen. Dies sei bis-her einer „der schönsten Momente“ seinerLaufbahn als Schiedsrichter gewesen, obwohler zuvor bereits bei einigen A-Länderspieleneingesetzt worden war. Entsprechend freutsich Brych auch auf die bevorstehenden Auf-gaben in der europäischen Königsklasse, „aufdie vielen Stars und die tollen Stadien“.

Dies sind die schönen Seiten seines Zweit-jobs. Aber oft genug wird Brych auch mit denSchattenseiten des Sports konfrontiert. Wenner wieder einmal für die Fans, für Spieler, Trai-ner und Verantwortliche der Buhmann ist.Wenn er verbal auf und außerhalb des Spiel-felds angegriffen wird. „Doch dies gehört zurSchiedsrichterei eben dazu“, sagt er gelas-sen. Ohnehin würden ihn Negativerlebnisse

auch voranbringen. Allerdings versucht Brychnach viel diskutierten Entscheidungen „diesauszublenden. Dann lese ich auch nicht mehralle Zeitungen oder schaue mir das ständigim Fernsehen an.“

Kritik nehme er aber durchaus an, vor allem,wenn es um persönliche Dinge geht: „Wennes etwa heißt, der Brych kommt arrogant rüber,dann mache ich mir darüber natürlich Gedan-ken. Denn ich will auch auf dem Platz als nor-maler Mensch wahrgenommen werden.“ EinVorbild als Schiedsrichter hatte er dabei aller-dings nie, „ich habe immer versucht, eineeigene Persönlichkeit zu entwickeln. Ich willkeine Kopie sein.“

Für seinen Job als Schiedsrichter nimmt erviel in Kauf. Vor allem die zeitliche Belastungist enorm hoch. Zumal Brych, der seine Dis-sertation über die Förderung des Berufssports

durch Kommunen schrieb, als promovierterJurist in einer Bank noch eine 80-Prozent-Stelle besetzt. Dieses „Wechselspiel“ sorgenicht nur für „viel Abwechslung. Man bekommtden Kopf auch schneller wieder frei, wenn esdann einmal nicht um Fußball geht.“

Doch häufig geht es im Leben von Brych umseine Leidenschaft Fußball –Reisen inbegriffen.In Korea, Saudi-Arabien, Katar, im Iran oderin Tunesien hat er im Auftrag des DFB undder UEFA bereits Spiele gepfiffen. Dies würdeden Horizont erweitern, „man lernt ver-schiedene Kulturen und Mentalitäten kennen.Das hilft einem auf jeden Fall weiter.“

Als Jurist und Schiedsrichter hat Brych, dersich mit Joggen oder Tennis fit hält, natur-gemäß nur noch wenig Zeit, selbst seinemHobby Fußball nachzugehen. Ab und zu gelingtes aber doch – „und dies bringt mich dannauch wieder weiter. Man verliert dadurch auchdie andere Seite nicht aus den Augen, mankann verschiedene Reaktionen auf dem Platz besser einschätzen.“ Deshalb weiß Brychaus eigener Erfahrung, dass ein etwas rau-erer Ton und Emotionen zum Fußball dazu-gehören: „Es darf nur nicht unter die Gür-tellinie gehen.“

| 83DFB-Journal 3/2009

schnelle Aufstieg in den Kreis der UEFA-Referees

aus Berufung

Dr. Felix Brych leitete das Eröffnungsspiel der Bundesliga-Saison 2009/2010 zwischen dem VfL Wolfsburg und dem VfB Stuttgart.

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DFB-Trainer: Steffen Freund will der jungen Spielergeneration auch die alten Werte vermitteln

Ein Freund und Helfer

Grätschen, kämpfen, arbeiten, niemals auf-

geben – als Nationalspieler stand Steffen

Freund immer für vorbildlichen Einsatz und Enga-

gement. In seinem neuen Amt als Trainer der

U 16-Junioren-Auswahl des Deutschen Fußball-

Bundes will der Europameister von 1996 den

Talenten von heute neben den modernen Inno-

vationen des Fußballs auch die altbewährten

Tugenden vermitteln. Freund sieht seine Arbeit

vor allem als Hilfestellung für den Nachwuchs

auf dem mühsamen, langen Weg nach oben.

DFB-Mitarbeiter Maximilian Geis stellt den neuen

DFB-Trainer und seine Ideen vor.

Fünf Jahre ist es her, dass Steffen Freundseine aktive Fußballer-Karriere been-det hat. Und vielleicht ist es im Nach-hinein sein größter Erfolg, dass er neben

all´ den Titelgewinnen einem Sprichwort sei-nen Namen gegeben hat. Von einer „Steffen-Freund-Mentalität“ spricht Matthias Sammerzuweilen, wenn der DFB-Sportdirektor Lei-denschaft und Einsatz auf dem Platz anschau-lich machen möchte. Heiko Herrlich, einst Mit-spieler von Steffen Freund bei BorussiaDortmund, erklärt seinen neuen Kollegen imDFB-Trainerstab so: „Ich habe nie in meinerKarriere einen Spieler mit größerem Herzengesehen. Steffen kannte keine Pause und hatsich nie geschont. Er hat auf dem Platz, egalob Spiel oder Training, Vorbereitung oder Cham-pions League, immer vollen Einsatz gezeigt.“

An das große Fußballer-Herz erinnern sichwohl alle, die Steffen Freund als Spieler gese-hen haben. Wie er mit hochgekrempelten Tri-kotärmeln das Mittelfeld beackert hat, mitletzter Konsequenz in die Zweikämpfe ging

und häufig für diejenigen gearbeitet hat, dieanschließend im Scheinwerferlicht standen.Freund brauchte keine spektakulären Torsze -nen, um im Schalker Parkstadion, im West-falenstadion des BVB oder an der White HartLane in Tottenham von den Fans geliebt zuwerden. Hundertprozentiger Einsatz undIdentifikation – dafür stand der Name Stef-fen Freund. Und damit hat er es zu Erfolgenwie den Gewinn von Weltpokal und ChampionsLeague mit dem BVB 1997 gebracht.

Immer alles geben für die nächste Heraus-forderung, den nächsten Zweikampf, den nächs -ten Zentimeter Raumgewinn auf dem Spiel-feld. Freund hat früh die Tugenden ver inner licht.Am Beginn seiner internationalen Karriere warer für die Junioren-Auswahl der DDR aktiv, unteranderem bei der U 20-Weltmeisterschaft inSaudi-Arabien, ein Jahr vor der Wende. Spätergehörte er dann zum Kader der deutschenNationalmannschaft. 21 Länderspiele absol-vierte Freund, das wichtigste davon am 26. Juni1996: 119 Minuten des Halbfinals bei der Euro-

pameisterschaft in England war Freund derGegner von Paul Gascoigne und lieferte sichein packendes Duell mit Englands Ausnah-mekönner. Dann wurde er angeschlagen aus-gewechselt. Die Verletzung verhinderte seineEndspielteilnahme. Er musste auf der Tribünezusehen, wie seine Kollegen den EM-Titel gewan-nen. In Wembley durfte er trotzdem der Queendie Hand schütteln und den Pokal stemmen.Steffen Freund hatte seinen Beitrag zum Titelgeleistet. Und war dafür über die Schmerz -grenze hinausgegangen. Wieder einmal.

Acht Jahre später, im Jahr 2004, war die Kar-riere zu Ende. Leicester City steht als letzteStation in der Vita. Doch dem Fußball blieb erweiter verbunden. Freund fand sehr schnellFreude daran, seine Erfahrungen weiterzuge -ben. Zunächst an Sohn Niklas. Nach dem Um -zug der Familie nach Potsdam suchten dieFreunds einen Klub für den Filius. Sie landetenbei den D-Junioren des ESV Lok Elstal. Sie –denn Steffen Freund entdeckte ein neues Spiel-feld für seine Leidenschaft. Der Europa meister

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Fritz-Walter-Medaille für herausragende TalenteDie herausragenden Talente des deutschenFußballs in der vergangenen Saison wurdenbei einem Empfang vor dem WM-Qualifika-tionsspiel gegen Aserbaidschan in Hanno-ver mit der Fritz-Walter-Medaille ausge-zeichnet. – Die Gewinner in den einzelnenAltersklassen:

U 19-Junioren

Gold: Lewis Holtby (FC Schalke 04)Silber: Konstantin Rausch (Hannover 96)Bronze: Andre Schürrle (1. FSV Mainz 05)

U 18-Junioren

Gold: Marco Terrazzino (1899 Hoffenheim)Silber: Sören Bertram (Hamburger SV)Bronze: Felix Kroos (FC Hansa Rostock)

U 17-Junioren

Gold: Mario Götze (Borussia Dortmund)Silber: Reinhold Yabo (1. FC Köln) Bronze: Marc-André ter Stegen (Borussia

Mönchengladbach)

Juniorinnen

Gold: Marina Hegering (FCR 2001 Duisburg)Silber: Alexandra Popp (FCR 2001 Duisburg)Bronze: Dzsenifer Marozsan (1. FFC Frankfurt)

wurde Co-Trainer des Teams aus dem Havel-land, später Chefcoach und Jugendleiter mitder Verantwortung für rund 150 Nachwuchs -spieler. Freund bildete sich weiter, wurde Assis -tent von Trainer Frank Engel bei der U 20-Nati-onalmannschaft und nahm im Januar 2008als Assistent seines früheren BundestrainersBerti Vogts mit der Nationalmannschaft Nige-rias am Afrika-Cup teil. Er machte Trainerscheineund wurde im Mai 2009 Fußball-Lehrer.

Doch etwas ist anders als zu seiner aktivenZeit: „Ich habe gelernt, meine Emotionen indie richtigen Bahnen zu lenken“, sagt Freundheute, nur wenige Wochen nach der Unter-zeichnung seines Zwei-Jahres-Vertrags als DFB-Trainer. Zur laufenden Saison übernahm erdie Verantwortung für die U 16-Nationalmann -schaft und musste sich bei einem Turnier anläss -lich des 75-jährigen Bestehens des Liech-tensteiner Fußball-Verbandes gleich bewähren.„Ich wäre zu cool, wenn ich nicht ein bisschenLampenfieber eingestehen würde“, sagte derEuropameister vor dem ersten Anpfiff.

Aber die Premiere wurde ein Erfolg. Insge-samt viermal gerieten die DFB-Junioren inden beiden Begegnungen in Rückstand.Gegen die Schweiz wandelte das Team einen0:2-Rückstand in ein 4:2 um. Im Finale gegenÖsterreich stand es zwischenzeitlich 0:1 und1:2, ehe am Ende der DFB-Nachwuchs mit 6:2gewann. Siege der Moral, die Freund gefal-len haben. „Jeder Trainer geht seinen eige-nen Weg“, sagt er. „Ich möchte den Jungsvorleben, dass sie sich einerseits zu 100 Pro-zent als Spieler für das Wohl der Mannschaftengagieren und andererseits ihre Emotionengezielt einsetzen. Fehler aus Leidenschaft sindokay – das sind Dinge, die man den Jungszuge stehen muss.“

Hilfestellungen beim schweren Übergang vomJunioren- in den professionellen Fußballmöchte er geben. Und ehrgeizig ist er natür-

lich geblieben. Das Fernziel ist die Vorberei-tung der Talente auf die Qualifikation zur U 17-Europameisterschaft 2011. Die ersten Ein-drücke lassen ihn positiv in die Zukunftschauen. „Die Arbeit mit der Mannschaft machtriesigen Spaß. Ich habe über 50 Top-Talenteausgesucht, die wir jetzt weiterbetreuen undzu einem Team von rund 35 Kandidaten zusam-menfügen. Die Jungs haben gezeigt, dass siezu etwas Besonderem fähig sind. Denn trotzder Rückstände habe ich keine Sekunde denGlauben daran verloren, dass sie die Spielegewinnen können“, sagt Freund.

Leidenschaft und Einsatz: Steffen Freund – hier eine Szene aus dem Viertelfinal-Spiel gegenKroatien – hatte großen Anteil am EM-Titelgewinn 1996.

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86 | DFB-Journal 3/2009

Report: Fußball in Zeiten des demografischen Wandels

Wenn das Alter im Abseits stehtD

er ‚Fußball für Ältere’ ist ein wesent-licher Teil unseres Fußball-Entwick-lungsplans“, sagt Rolf Hocke, imDFB-Präsidium auch zuständig für den

Freizeit- und Breitensport. „Denn auch die älte-ren Aktiven wollen heute nicht mehr Fußball„just for fun“ spielen, sie suchen den Wett-bewerb. Außerdem sind das Leute mit einerbeeindruckenden Fachkompetenz, die wir –soweit machbar – in ehrenamtlicher Funktionin den Vereinsvorständen binden möchten.“

Hocke und DFB-Ehrenpräsident GerhardMayer-Vorfelder hatten Mitte September inBerlin den Siegerpokal an den TSV 07 Berg -rheinfeld überreicht. Im Finale des DFB-Ü 40-Cup, den der Deutsche Fußball-Bund bereitszum dritten Mal in Folge in Berlin veranstal-tete, hatte sich der bayerische und süd-deutsche Meister mit 4:1 im Elfmeterschießengegen die Sportfreunde Köllerbach durch-gesetzt. Zehn Mannschaften und insgesamt200 aktive Teilnehmer, viele begleitet von ihrenFrauen und dem Freundeskreis, waren auf Ein-ladung des Deutschen Fußball-Bundes für zweiTage nach Berlin gereist und dort in einemFitnesshotel untergebracht worden. Ein Be -such im Kanzleramt und ein Abendessen imOlympiastadion auf Einladung des BerlinerSenats rundeten das Rahmenprogramm ab.

Durch den DFB-Ü 40-Cup hat der DeutscheFußball-Bund ein mittlerweile fest etablier-tes Turnier für ältere Fußballer geschaffen.Thomas Stewers, Spielertrainer beim Vor-jahressieger TSV Lesum- Burgdamm, sagt: „DieQualifikationsturniere auf Landesebene sindsehr hart, weil alle nach Berlin fahren wol-len.“ Und für das Spitzenturnier der älterenFußballer in Deutschland ist Berlin der rich-tige Austragungsort, denn gerade in der Haupt-stadt boomt der „Altherren-Fußball“. Sogardie über 60-Jährigen spielen hier noch wett-bewerbsmäßig Kleinfeldfußball. 42 Ü 60-Mann-schaften verteilen sich zwischen Spandau undTreptow auf die mit rund 3,4 Millionen Ein-wohnern bevölkerungsreichste Stadt Deutsch-

Jünger, schneller, talentierter – es wird viel für die Nachwuchsarbeit getan, aber auch die

Älteren werden nicht vergessen. Fußball jenseits der 40 ist in einer Gesellschaft, die sich in

einem demografischen Wandel befindet, ein immer wichtiger werdendes Thema. Mit neuen

Wettbewerbsformen soll der Spaß am Spiel so lange wie möglich erhalten bleiben. Ein Beispiel

mit Symbolcharakter für den Stellenwert der „Alten Herren“ ist der DFB-Ü 40-Cup. Einmal

jährlich treffen sich die besten Fußballer Deutschlands in Berlin. DFB.de-Redakteur Thomas

Hackbarth war dabei.

Auch die über 60-Jährigen spielen noch mit Leidenschaft Fußball.

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lands. Dazu kommen 98 Ü 50-Mannschaften,238 Ü 40-Mannschaften und 126 Senioren-Teams, wie in Berlin die Staffeln der über 32-Jährigen genannt werden. Imposante Zah-len, und das nicht nur in Berlin. Auch an anderenOrten Deutschlands gibt es ausgelöst durchden demografischen Wandel vermehrt Bedarf,Spielformate für Ältere einzurichten.

Die Gesellschaft verändert sich, die Bevöl-kerung wird kleiner und dabei immer älter.Vor dem Pillenknick Ende der 60er-Jahrebrachte eine Frau in Deutschland im Schnitt2,5 Kinder auf die Welt. Seit rund 20 Jahrenhat sich der Wert bei 1,4 Kindern stabilisiert.Aufgrund dieser gesunkenen Geburtenratewurden immer weniger potenzielle Fußbal-

| 87DFB-Journal 3/2009

DFB-Ü 40-Cup 2009 in Berlin

Gruppe A1. TSV Lesum-Burgdamm   4 2 2 0 4:1 82. Sportfreunde Köllerbach   4 2 1 1 5:3 73. FC Hennef 05   4 2 1 1 4:2 74. SG Hoechst Classique   4 1 1 2 3:4 45. 1. Suhler SV 06   4 0 1 3 1:7 1

Gruppe B1. Hertha BSC Berlin   4 3 1 0 5:1 102. TSV 07 Bergrheinfeld   4 3 0 1 8:2 93. Rot Weiss Damme   4 2 0 2 2:3 64. SG Hoppstädten-Weiersbach   4 1 0 3 3:8 35. Louisiana Oberhausen   4 0 1 3 0:4 1

HalbfinaleTSV Lesum-Burgdamm – TSV 07 Bergrheinfeld 1:2Hertha BSC Berlin – Sportfreunde Köllerbach 0:1

Spiel um Platz 3TSV Lesum-Burgdamm – Hertha BSC Berlin 4:3 n.E.

FinaleTSV 07 Bergrheinfeld – Sportfreunde Köllerbach 4:1 n.E.

Bester Spieler: Andreas Grabitsch (SG Hoechst Classique)Bester Torwart: Torsten Oetjen (TSV Lesum-Burgdamm)Torschützenkönig: Eike Gianonatti (Sportfreunde Köllerbach)

1871

70

60

50

40

30

20

10

20 BIS 60 JAHRE ÜBER 60 JAHRE

0

1950 1960 1970 1980 1990 1998 2010 2020 2030

DEMOGRAFISCHE ALTERUNG IN DEUTSCHLAND 1871 BIS 2030 ANTEIL IN ALTERSGRUPPEN IN %

UNTER 20 JAHRE

DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND BIS 2050

BEVÖLKERUNG IN MIO.

2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045

81.000.000

78.500.000

76.000.000

73.500.000

71.000.000

81,981,1

80,1

78,8

77,2

75,4

73,4

71,2

83.500.00082,4

Die Bevölkerung wird in Deutschland in den kommenden Jahren weiter abnehmen.

Die Zahl der älteren Menschen wird steigen.

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88 | DFB-Journal 3/2009

lerinnen und Fußballer geboren. Es kommtzu einer Verschiebung der Bevölkerungspy-ramide hin zu älteren Menschen. Eine Studieder Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr2008 kommt zu dem Ergebnis: „Die Alterungunserer Gesellschaft erfolgt schneller als wires vor drei Jahren gesehen haben, die Urba-nisierung nimmt zu und Wachstum undSchrumpfung der Kommunen liegen sehr dichtbeieinander.“

Für die Struktur in der Breite lösen diese Ent-wicklungen zahlreiche Überlegungen aus: Müs-sen Team- und Feldgrößen verändert, Ein-wechslungen flexibler gehandhabt undaltersgemäße Tipps fürs Training und Auf-

wärmen ausgegeben werden, damit auchältere Spielerinnen und Spieler weiter im Wett-bewerb aktiv bleiben können? Der DFBbeschäftigt sich mit diesen Fragen und isthier seit vielen Jahren auf einem guten Weg.Schon 2002 spielten mehr als doppelt so vieleüber 50-Jährige aktiv in einer AH-Mannschaftals 1992. Auch außerhalb der Vereine tretenältere Spieler immer häufiger gegen den Ball.Die Frage „Spielen Sie häufig oder gelegent-lich Fußball?“ beantworteten in der Alters-gruppe der 50- bis 59-Jährigen bei einer Allens-bach-Befragung im Jahr 2002 genau 114Prozent mehr mit „Ja“ als noch 1992. Der Fuß-ball für Ältere ist längst innerhalb des DFBein signifikanter Faktor geworden. Im Frei-

zeit- und Breitensport, der bei den Ü 32-Teamsbeginnt, spielen in Deutschland insgesamtgeschätzt 40.000 Teams.

Eines davon sind die Senioren von Hertha BSCBerlin. Die hatten sich mit dem Ex-Bundesli-gastürmer Axel Kruse, mittlerweile 41 Jahrealt, für den DFB-Cup im Berliner Olympiaparkqualifiziert. Nach der Halbfinal-Niederlagegegen SF Köllerbach mussten sich Kruses Seni-oren mit dem vierten Platz begnügen. DerMann mit 141 Einsätzen in der deutschen Eli-teklasse war dennoch zufrieden: „Das hat allenTeilnehmern riesigen Spaß gemacht. Eine rund -um gelungene Veranstaltung.“ Und das Alterhat keine Rolle gespielt.

Die Siegertrophäe des DFB-Ü 40-Cup 2009 ging an den TSV 07 Bergrheinfeld.

Alles im Griff: Von seiner früheren Klasse hat dieser Torhüter nichts eingebüßt.

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Franz Beckenbauer,Ehrenspielführer„Dieses Projekt ist eine wirk-lich großartige Sache. Davonkonnte ich mich selbst über-zeugen, als ich kürzlich alsDFB-Präsidiumsmitglied inder Heimatgemeinde meinerFrau in der Nähe von Lüne-

burg ein Mini-Spielfeld eröffnen durfte. Die Begeiste-rung der Kids war fantastisch. Als wäre die tolle WM2006 bei uns nicht vor drei Jahren, sondern erst vordrei Monaten zu Ende gegangen. Das Projekt der 1.000Mini-Spielfelder ist sicherlich eine der schönsten Folgender WM, was ohne den finanziellen Erfolg des Turniersso nicht möglich gewesen wäre.“

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Birgit Prinz, Nationalspielerin„Ich finde die Idee der Mini-Spielfelder richtig gut. Weildahinter ja viel mehr steht,als Kinder- und Jugendlichein Bewegung zu bringen undsie für den Fußball zu begeis-tern. Menschen aus den un -

terschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen werdenüber den Fußball zusammengebracht, lernen über denSport den respektvollen Umgang miteinander. Und dasist grundsätzlich eine gute Sache.“

Philipp Lahm, Nationalspieler„Ich komme ja selbst auseinem kleinen Verein undmeine Mutter ist dort beimFT Gern seit vielen Jahrenals ehrenamtliche Jugend-leiterin aktiv. Weil ich weiß,dass im Vereinsalltag man-

che Konflikte zu lösen sind, finde ich es gut, dass aufden 1.000 Mini-Spielfeldern bundesweit eine Aktions-woche zum Thema „Integration“ organisiert wurde undgute Resonanz fand. Das war nicht nur für die Mädchenund Jungen, sondern auch für die Eltern wichtig.“

Aktion: In Mainz eröffnet DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger das 1.000. Mini-Spielfeld

Kleine Plätze mit großer Wirkung

Die Reise dauerte genau 23 Monate undführte über weitere 998 Stationen,ehe sie Ende September zu Ende ging– kaum fünf Kilometer entfernt von

dem Ort, wo sie vor zwei Jahren ihren Aus-gangspunkt genommen hatte. In der Gleis-bergschule in Mainz-Gonsenheim eröffnetePräsident Dr. Theo Zwanziger das 1.000. Mini-Spielfeld des Deutschen Fußball-Bundes. Nurunweit der Heinrich-Mumbächer-Grundschuleim Stadtteil Bretzenheim, wo am 24. Oktober2007 das erste Feld seiner Bestimmung über-geben worden war, ging das 25-Millionen-Euro-Projekt mit viel Applaus ins Ziel.

25 Millionen Euro. Investiert in den Sport-stättenbau, eigentlich ein klassisches Betäti-gungsfeld von Städten und Kommunen – unddoch hat der DFB die gewaltige finanzielleAnstrengung nicht gescheut. Den Treibstofffür das aufwändige Projekt lieferten Mittelaus dem Reingewinn der WM 2006, Motor derAktion war das Engagement des DFB-Präsi-

denten. „Ich habe sicher die zuständige DFB-Direktion von Willi Hink genervt“, so Zwanzi-ger. „Am liebsten hätte ich den Bau der 1.000

Felder innerhalb eines Jahres realisiert gese-hen. Ich wusste aber, dass es dafür norma-lerweise fünf Jahre braucht. Gedauert hat esam Ende zwei Jahre – eine tolle Leistung.“

Ausgangspunkt des gewaltigen Projekts wardie Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland,ein großer Erfolg für die Gastgeber, sport-lich, atmosphärisch und finanziell. „Wir habendurch die WM nicht nur großes soziales undgesellschaftliches Ansehen weit über Deutsch-land hinaus gewonnen, sondern auch einenstolzen Geldbetrag, 50 Millionen Euro“, sagtZwanziger, der auf die Frage nach dem Ver-wendungszweck eine klare Antwort parathatte: „Die Hälfte davon haben wir an unsere21 Landesverbände gegeben, damit diese ihreArbeit an der Basis mit den Vereinen weiterverbessern können.“

Was die andere Hälfte angehe, habe der DFBzwei Möglichkeiten gehabt: „Wir hätten jedemunserer rund 25.000 Vereine 1.000 Euro gebenkönnen – die wären aber schnell weg gewe-sen, ohne nachhaltig wirken zu können. Umdiese Nachhaltigkeit ging es uns aber, sobeschlossen wir, in das Mini-Spielfeld-Projekt25 Millionen Euro zu investieren.“ Eine Ent-scheidung, die auch als Geste der Dankbar-keit an die Fußballfans zu verstehen ist. „Wirwollten den Menschen etwas zurückgeben fürdie tolle WM und uns noch stärker gemein -nützig engagieren“, sagt Dr. Zwanziger.

Bei der WM 2006 feierten die Fans in den großen Stadien ein einzigartiges Fußballfest. Drei

Jahre später wirkt die WM auf vielen kleinen Spielfeldern weiter. Mit 25 Millionen Euro aus dem

Reingewinn des Turniers ließ der DFB eine ehrgeizige Idee Wirklichkeit werden und deutsch-

landweit 1.000 Mini-Spielfelder bauen. In Mainz wurde jetzt das letzte Feld eröffnet und eine

Kampagne abgeschlossen, die mehr bewirkt als leuchtende Kinderaugen. DFB-Redakteur

Christian Müller über eine ganz besondere Erfolgsgeschichte.

Mit einem pfiffigen Plakat wird auf die tolleDFB-Aktion hingewiesen.

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Celia Okoyino da Mbabi,Nationalspielerin„Ich habe selbst erfahren,welch integrative Kraft derFußball hat und wie er Men-schen unterschiedlichsterHerkunft verbindet. Deswe-gen sind die Mini-Spielfelderauch unheimlich wichtig, um

das Miteinander zu fördern und Kindern und Jugendli-chen zu ermöglichen, den schönsten Sport, den es gibt,auszuüben. Das ist wirklich ein tolles Projekt.“

Thomas Hitzlsperger,Nationalspieler„Für uns Nationalspieler istes immer ein tolles Gefühl,wenn uns Kinder sagen, dasssie später auch mal Profi seinwollen. Jeder von uns hatirgendwo ganz klein ange-fangen. Deshalb bin ich

sicher, dass auf den Mini-Spielfeldern heute einige Nati -onalspieler von morgen zu sehen sind und den einenoder anderen Trick erstmals ausprobieren. Es ist ganzwichtig, dass sie erst mal Freude am Fußball haben undeinfach drauf losspielen können.“

Spannende Partie: Auf dem 1.000. Mini-Spielfeld geht’s richtig zur Sache.

Dafür ist das Mini-Spielfeld-Projekt besondersgut geeignet: Der DFB leistet einen Beitragzur Sportinfrastruktur an deutschen Schu-len und intensiviert die Zusammenarbeit zwi-schen regionalen Fußballvereinen und denSchulen. Die Standorte wurden sehr sorgfäl-tig ausgewählt, oft liegen sie in sozialen Brenn-punkten. Kinder weg von der Straße, rauf auf

die Bolzplätze – das ist ein zentraler Aspektder sozialen und gesellschaftlichen Arbeit desDFB. „Unserer Verantwortung gerecht wer-den“, nennt Theo Zwanziger dieses Credo.

In der Praxis kommt es Schulen wie der amGleisbergweg in Mainz-Gonsenheim zugute.„Es erleichtert unsere Arbeit ungemein“, sagt

Direktor Andreas Dilly, dessen Lehranstalt alsletzte in den Genuss eines Mini-Spielfeldsgekommen ist. Die Grund- und Hauptschulehat rund 250 Schüler, fast die Hälfte davonhat einen Migrationshintergrund. „DerGesichtspunkt der Integration und Gewalt-prävention des DFB-Projekts kommt bei unsbesonders zum Tragen“, so Dilly. „Für uns als

Dr. Thomas Bach, DOSB-Präsident„Der Deutsche Fußball-Bundhat mit den Mini-Spielfelderneindrucksvoll bewiesen, wienachhaltig ein Großereigniswirken kann. Die WM 2006hat gezeigt, wie viel Lebens-freude der Sport vermittelt.

Dies erleben wir nun tagtäglich auf den Mini-Spielfel-dern, die zu Treffpunkten in den Städten geworden sind.Sie sind ein Beispiel für die Vitalität des Sports: Bewegungs - er ziehung für Kinder, Integration, Fairness, Kommuni-kation, all das wird dort mit viel Spaß am Spiel vermit-telt. Meine Gratulation für ein wirklich gelungenes Projekt.“

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Andreas Brehme, Weltmeister 1990„In den 1.000 Mini-Spielfel-dern sehe ich die Wiederge-burt des Straßenfußballswährend meiner Kindheitund Jugend. Der große Unter-schied: Auf diesen Bolzplät-zen der Moderne bleibt der

Ball dank der Banden weitaus häufiger im Spiel und dieJungs und Mädels können heute unter viel besseren Bedin-gungen dem Ball nachjagen und sich vor allem in punktoTechnik verbessern als dies zu meiner Zeit auf den Stra-ßen und Plätzen von Hamburg der Fall war. Ich bin jeden-falls sehr stolz und dankbar, dass ich bei diesem tollenErfolgsprojekt des DFB als Pate dabei sein durfte.“

Petra Roth, Präsidentin desDeutschen Städtetages„Ich halte das DFB-Projekt1.000 Mini-Spielfelder füreine sehr wichtige Initiative.Hier geht es nicht nur darum,dass Jugendliche Fußballspielen und der sportlicheNachwuchs gefördert wird,

sondern auch darum, dass die Jugendlichen draußengemeinsam Sport treiben. In der Mannschaft machensie wichtige soziale Erfahrungen, die für das Zusam-menleben in unserer Gesellschaft unverzichtbar sind.Ein Mini-Spielfeld ist daher ein wichtiges Instrumenta-rium, um diese Werte spielerisch zu erlernen.“

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Ganztagsschule ist zudem der Bewegungs -aspekt bedeutsam.“ Was das bedeutet, skiz-ziert Carina Reuter, eine der Grundschulleh-rerinnen am Gleisberg: „Wir haben eigentlichzu wenig Sportstätten – das neue Mini-Spiel-feld ist daher eine große Entlastung.“

Und für die Kinder ist es die reine Freude.Dafür gibt es kaum eine bessere Kronzeuginals Sandra Minnert. „Es müssen wohl 50 bis60 Mini-Spielfelder sein, die ich mit eröffnethabe“, sagt die frühere Welt- und Europa -

meisterin, die derzeit als Botschafterin fürdie Frauen-WM 2011 durch Deutschland tourt.Und überall, „wirklich an jeder Schule, an derich war“, fielen die Reaktionen der Kinder undJugendlichen gleich aus: „Glückliche Augen,Begeisterung und Spaß am Spiel.“ Beim Orts-termin in Mainz-Gonsenheim sagen SandraMinnerts Erfahrungswerte gegen Ende einerkurzen Begrüßungszeremonie im Schulge-bäude mit Oberbürgermeister Jens Beutel,den DFB-Vizepräsidenten Dr. Hans-DieterDrewitz und Harald Strutz sowie den Bun-

desligaprofis Marco Rose und Bo Svensson,„dass wir jetzt raus müssen – für die Kindergibt´s doch nichts Schöneres als Fußball spielen auf dem neuen Feld.“

Viele Schüler machten genau das den ge -samten Vormittag über – sie eröffneten das1.000. DFB-Mini-Spielfeld mit einem Fußball-turnier, an dem einige Grundschulen aus derrheinland-pfälzischen Landeshauptstadt teil-nahmen. Höhepunkt war aber der offizielleTeil der Veranstaltung mit dem DFB-Prä -

Mittelpunkt in jedem Dorf: Für die Kinder gibt’s nichts Schöneres als Fußball spielen auf dem neuen Feld.

Dr. Hans-Dieter Drewitz, DFB-Vizepräsident fürJugend fußball„Mit diesem Projekt ist der Deutsche Fußball-Bund aufdem Weg, den er mit seinemTalentförderprogramm ein-geschlagen hat, ein gutesStück weitergegangen. 1.000

Mini-Spielfelder für Deutschland – das ist ein ganz hand-festes Projekt für die Basis, eine ideale Klammer zwi-schen Schulen und Vereinen.“

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sidenten und der Urkunde, dem DFB-Mas-kottchen Paule und den Mainzer Profis. „Ichhabe als Kind ja auch viel gebolzt, so edlePlätze wie dieses Mini-Spielfeld hatten wiraber nicht“, erinnert sich Rose zwischen zweivon Dutzenden Autogrammen. „Es ist super,dass der DFB den Nachwuchs mit so einerAktion fördert. Man muss ja nur in die Gesich-ter schauen, um zu sehen, wie viel Begeis -terung herrscht.“

Kinder begeistern, für den Sport und für dasgemeinsame Spiel. Das Projekt 1.000 Mini-Spiel-felder ist schon deshalb eine Erfolgsge-schichte. „Das zeigt sich auch darin, dass wirschon Nachahmer gefunden haben“, sagt TheoZwanziger. „Das Land Brandenburg hat

beschlossen, noch mal drei Millionen zu inves -tieren - damit können viele weitere Mini-Spiel-felder errichtet werden. Und auch Rheinland-Pfalz hat ein –wenn auch ein bisschen andersgeartetes – Bolzplatz-Projekt aufgelegt. Dasalles macht uns stolz und froh, denn es kommtden Kindern und dem Fußball zugute.“

1.000 Mini-Spielfelder für Deutschland

Das DFB-Präsidium beschloss im April

2007, durch Bezuschussung des deutsch-

landweiten Baus von 1.000 Mini-Spielfel-

dern gezielt in die Nachhaltigkeit der Welt-

meisterschaft 2006 zu investieren. Den

Bau der zum Großteil auf Schulgeländen

entstandenen, modernen 13 Meter mal

20 Meter großen Kunstrasen-Felder hat

der DFB mit einem Budget von 25 Millionen

Euro finanziert. Im Rahmen des Projekts

zahlte der Verband alle Leistungen ober-

halb eines aufbereiteten Grundstücks. Das

erste der Kleinspielfelder, für die das

Unternehmen Polytan die Rasen- und Ban-

densysteme lieferte, wurde am 24. Oktober

2007 in Mainz-Bretzenheim eröffnet, das

letzte am 25. September 2009 in Mainz-

Gonsenheim.

Beim Bewerbungsverfahren über eine

Online-Plattform gingen 5.000 Interes-

sensbekundungen und weit über 2.000

vollständige Bewerbungen beim DFB ein,

aus denen 950, gewichtet nach Mitglieds-

stärke der 21 Landesverbände, ausgewählt

wurden. Diese Kleinspielplätze wurden

über ganz Deutschland verteilt gebaut.

Ein Mini-Spielfeld gibt es an der Grund-

schule Adelby in Flensburg, dem nördlichs -

ten Standort, wie auch an der Grundschule

Reutin in Lindau, dem südlichsten Punkt

auf der Karte; außerdem beim SV Rindern

in Kleve, dem am tiefsten im Westen gele-

genen Mini-Spielfeld, und an der Grund-

schule Horka, dem östlichsten Standort in

Sachsen.

Für die restlichen 50 Plätze haben Mit -

glieder des DFB-Präsidiums und National-

spieler wie Michael Ballack Patenschaften

übernommen. Prominente Botschafter wie

die Weltmeister Andreas Brehme, Renate

Lingor oder Sandra Minnert begleiteten

das Projekt bei zahlreichen Eröffnungen

vor Ort. Nach dem bundesweiten Aktions-

tag zur Integration im vergangenen Früh-

jahr plant der DFB nun für das Frühjahr

2010 auf den Mini-Spielfeldern einen wei -

teren Aktionstag.

Johannes B. Kerner, TV-Moderator„Im Sommer war ich mit demBundestagsabgeordnetenPeter Danckert auf dem Radim Landkreis Teltow-Flämingunterwegs. Vom Projekt1.000 Mini-Spielfelder hatteich schon gehört. Aber ich

war skeptisch. Bis wir in eine kleine Ortschaft kamen.Saarmund wirkte menschenleer. Als wir jedoch die Grund-schule passierten, sah ich eines der Mini-Spielfelder. DerPlatz war voll. Jungen und Mädchen und einige Väterspielten gemeinsam Fußball. Da wusste ich, dass dasDFB-Projekt eine sehr positive Geschichte ist – und dasses funktioniert."

Andreas Dilly (Mitte), Schulleiter der Gleisbergschule im Mainzer Stadtteil Gonsenheim,erhielt anlässlich der Eröffnung des Mini-Spielfelds eine Urkunde.

Marcell Jansen, Nationalspieler„Es ist eine super Idee vomDFB gewesen, in Zusam-menarbeit mit Schulen undkleineren Vereinen die 1.000Mini-Spielfelder aus demÜberschuss der WM 2006 zubauen. Das ist ein echter Bei-

trag für die Basis. Früher sind wir nach der Schule aufdie Straße und haben gespielt. Wo ist das heute nochmöglich? Die Bolzplätze sind ein gutes Angebot für alldie, die Lust am leidenschaftlichen Kicken haben undschnell mal vor der Haustür gegen den Ball treten wollen.“

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In Mainz wurde das 1.000. Mini-Spielfeld eröff-

net. Wie bewerten sie die Initiative des DFB, den

Kindern einen „Platz zum Spielen“  zu geben?

Ich finde die Aktion des DFB klasse! Einfachden Ball unter den Arm klemmen, auf den Bolz -platz und los geht’s – wo kann man das heutenoch? Gerade in den Städten fehlt häufig derPlatz. Dabei brauchen Kinder und Jugendli-che Bewegung. Sport macht nicht nur vielSpaß, er ist auch sehr wichtig für die kör-perliche und geistige Entwicklung. Wer sichschon als Kind zu wenig bewegt, dem gehtspäter allzu schnell die Puste aus. Wer aberfrüh lernt, dass Anstrengung glücklich macht,überwindet später leichter den inneren Schwei -ne hund. Aber ein Teamsport wie Fußball hatja auch noch andere Vorteile für die Kinder.

Die Kinder sollen die Möglichkeit bekommen, im

Team „Spielregeln“ zu erlernen. Wie wichtig ist

das für ihre soziale Entwicklung?

Das kann man gar nicht hoch genug ein-schätzen. Viele Kinder bekommen von ihrenEltern klare Regeln mit auf den Weg. Das istwichtig, denn sie müssen wissen, was rich-tig und was falsch ist. Es gibt aber auch einegroße Zahl von Kindern, die den Wert von Spiel-regeln nicht so selbstverständlich erlernt. Dashat nicht unbedingt etwas mit der sozialenHerkunft zu tun. Sie merken aber in derGemeinschaft mit anderen, in der Schule, am

Arbeitsplatz, dass aneckt, wer sich nicht andie Regeln hält.

Die Aktion geht auch gezielt in die so genann-

ten sozialen Brennpunkte. Halten Sie es für einen

richtigen Weg, den Kindern dort auf diese spie-

lerische Art ein tolerantes Miteinander zu ver-

mitteln?

Beim Fußball saugen die Kinder spielerischgleich mehrere wichtige Botschaften auf, dieauch Eltern vermitteln sollten, aber nichtimmer tun. Erstens: Vor dem Erfolg steht immererst der eigene Einsatz. Zweitens: Es brauchtRegeln und Schiedsrichter, damit der Spaßnicht in Konflikte umschlägt. Drittens: Es istein großartiges Gefühl, gemeinsam ein Zielzu verfolgen und Erfolg zu haben und es isto.k., mal zu verlieren, wenn man zuvor ge -kämpft hat. Im Fußball geht es darum, dieeigenen Stärken richtig einzuschätzen unddie Talente der anderen anzuerkennen undfür den gemeinsamen Erfolg zu nutzen. Da raus entstehen Respekt, Toleranz und eige-nes Selbstbewusstsein, ganz egal woher einSpieler kommt und was seine Eltern von Berufsind.

Welchen Beitrag kann der Fußball mit solchen

Aktionen generell für das gesellschaftliche Mit-

einander leisten?

Gemeinsam in einer Mannschaft gekämpft,gesiegt oder auch verloren zu haben, schweißtauch abseits des Fußballplatzes zusammen.Jugendliche, die sich durch Sport integrie-ren sind ein mehrfacher Gewinn für unsereGesellschaft. Sie sind Vorbild für andere undknüpfen starke Bänder zu Altersgenossen, dieauch außerhalb des Sports verbinden und hal-ten. Daher unterstützen wir die Sportvereineund Organisationen wie den DFB, die sich fürmehr Integration durch den Sport starkmachen.

Kann der Sport durch seine verbindende Kraft

ein Beispiel für andere gesellschaftliche Berei-

che sein?

Diese positiven Erfahrungen, die Menschenbeim Sport gewinnen, halten ein Leben lang.Wer sich heute in der Bundesliga oder denNationalmannschaften des DFB umschaut,sieht, dass Leistung nicht von der Her kunft,Kultur oder Religion abhängt. Schon heutehat jedes dritte Kind unter fünf Jahren inDeutschland einen Migrationshintergrund. Wie der DFB mit seinen Bolzplätzen muss auch der Staat Rahmenbedingungen dafürschaffen, dass alle Kinder ihre Talente gewinn-bringend für die Gemeinschaft einbringenkönnen. Deswegen brauchen wir frühe Sprach - förderung, gute Schulen und genügend Aus-bildungsplätze für alle.

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Interview mit Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

„Kinder brauchen Spielregeln“Das Wohl der Kinder ist Ursula von der Leyen

ein besonderes Anliegen, privat und im Berufs-

leben. 2005 wurde die siebenfache Mutter Bun-

desministerin für Familie, Senioren, Frauen und

Jugend. DFB-Chefredakteur Ralf Köttker hat

die CDU-Politikerin gefragt, wie sie die Wir-

kung des Projekts „1.000 Mini-Spielfelder“ für

die soziale Entwicklung der Kinder und das Erler-

nen gesellschaftlicher Spielregeln einschätzt.

Bundesministerin Ursula von der Leyen istvon der Mini-Spielfeld-Aktion begeistert.

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Bei Länderspielen haben sie sich kennen gelernt – jetzt sind sie Eltern der ersten

Wo die Liebe zum FußballDer Fan Club Nationalmannschaft muss sich

um seinen Nachwuchs keine Sorgen machen.

Der kleinen Amelie und Samuel wurde die Liebe

zum Fußball sprichwörtlich in die Wiege

gelegt. Ihre Eltern lernten sich bei Länder-

spielreisen kennen, heute sind sie stolz auf

die ersten „Fan-Club-Babies“. DFB-Mitarbei-

ter Christian Müller berichtet über zwei junge

Familien, bei denen sich nicht mehr alles um

den Fußball dreht.

Es gibt Spiele, die ein echter Fan nie ver-gisst, mit denen er ein ganz besonde-res Erlebnis verbindet, die immer einwichtiger Teil seines Lebens bleiben.

Für Hanna Rodermann gibt es auch so einSpiel, genauer gesagt ein Länderspiel. Undjedes Mal, wenn sie ihrem kleinen Samuel indie Augen schaut, wird sie daran erinnert.Deutschland gegen Tschechien, 17. Oktober2007 – ein Fußballspiel und eine Begegnung,die ihr Leben verändert haben.

Ein großer Fußballfan war Hanna Rodermanneigentlich nie. Den FC fand die Heilerziehungs -pflegerin aus Köln ganz gut, natürlich. Aberdie Begeisterung kam erst 2006. Die Weltmeis -terschaft in Deutschland war auch für sie einemärchenhafte Zeit: „Das war der schönsteSommer überhaupt. Die Fan-Meile in Köln wareinfach genial.“ Es war aber nicht nur dasEvent. „Vor allem hat mich die National-mannschaft fasziniert“, sagt sie. Und weil siekeine halben Sachen macht, meldete sichHanna kurz darauf im Fan Club National-mannschaft an – eine fast schicksalhafte Ent-scheidung.

Denn ungefähr ein Jahr später traf sie denMann ihres Lebens, an jenem 17. Oktober 2007,irgendwo zwischen Kaiserslautern und Mün-chen. Ein paar Plätze vor ihr im Fan-Club-Bus,

FAN CLUB NATIONALMANNSCHAFT

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Das Outfit stimmt: der kleine Samuel mit seinen Eltern Hanna und Kevin im Nationaltrikot.

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der einige Dutzend Mitglieder zum EM-Qua-lifikationsspiel gegen Tschechien bringensollte, saß Kevin Kiefer. Die beiden kamen sichnäher und trösteten sich auf dem Rückwegüber die 0:3-Heimniederlage hinweg. „Das Spielhatte doch etwas Wunderbares“, sagt der heute25 Jahre alte Kevin, „weil wir uns kennengelernt haben.“

Der Rest ist Geschichte, eine schöne Liebes-geschichte. Hanna Rodermann zog bald mitKevin Kiefer ins Saarland nach Püttlingen, woder Fliesenleger arbeitet und sich gerade aufseine Meisterprüfung vorbereitet. Was für seine24-jährige Lebensgefährtin bedeutet, dass die Hausarbeit „momentan eher an mir hängen bleibt“. Und die dreht sich seit dem18. Au gust in erster Linie um Samuel, das ersteKind der beiden – und lebender Beweis dafür,dass Fan-Club-Mitglieder nicht nur den Fuß-ball lieben.

Für die Eltern ist Samuel natürlich etwas ganzBesonderes, und ein Gentleman obendrein.Bei der Wahl zum ersten Fan-Club-Baby ließer nämlich einer jungen Dame den Vortritt.

Stefanie und Alexander Rahn waren knappzwei Monate schneller – am 20. Juni kam ihreTochter Amelie zur Welt. Ziemlich genau zweiJahre zuvor hatten sich die beiden währendder Weltmeisterschaft kennen gelernt. Nachder Niederlage im WM-Halbfinale gegen Ita-lien in Dortmund war Alexander „am Bodenzerstört“, aber nicht untröstlich: „Es war Steffi,die mich aufgefangen hat.“

Am 28. Juli 2007 heiratete die heute 27 Jahrealte Bürokauffrau ihren Alexander. Und derinzwischen 29-jährige Industriemechaniker,für den sich auch abseits der DFB-Auswahlin der Freizeit als Rechtsverteidiger des ober-pfälzischen Kreisligisten TSV Tirschenreuthvieles um den Fußball dreht, sagt heute: „Wirsind zwar nicht Weltmeister geworden, aberdafür habe ich meine Traumfrau gefunden.“Für den Nachwuchs ist der Weg zum Fußballbereits vorgezeichnet. „Sobald Amelie einbisschen laufen kann“, sagt Alexander Rahn,„kommt sie mit ins Stadion.“

Von dort ist es dann nur noch ein kleiner Schrittin den Fan Club Nationalmannschaft. „Nachder Taufe wird sie angemeldet“, kündigt SteffiRahn an. Und Hanna Rodermann hat dasselbemit ihrem Filius vor. „Wir wollen Samuel dem-nächst anmelden, wahrscheinlich über eineFamilien-Mitgliedschaft“, sagt die junge Mut-ter. Der Fan Club Nationalmannschaft musssich also wirklich keine Sorgen um seinenNachwuchs machen. 

„Fan-Club-Babies“

in der Wiege liegt

(Rechts) Eine glückliche Fan-Club-Familie:Stefanie und Alexander mit Töchterchen Amelie.

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Internet-Ecke: Blick hinter die Kulissen bei der Frauen-EM

Perfektes FinishExklusive Interviews, ein EURO-Blog, ein interaktiver Teambriefkasten, Paules Finnisch-Kurs

und Videos aus dem Mannschaftsquartier – nirgendwo war die EM der Frauen so präsent wie

auf den Internet-Seiten des DFB. Nirgendwo war der Fan so nah dabei. Und zum Abschluss des

erfolgreichen Turniers in Finnland konnten sich alle User den Empfang der deutschen Europa -

meisterinnen auf dem Frankfurter Römerberg auf dfb.de live anschauen. Ein perfektes Finish.

DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger per-sönlich servierte den Europameiste-rinnen nach ihrem grandiosen 6:2 imEndspiel gegen England den Sieger-

Sekt – und die Besucher waren ganz dichtdabei. Es war nicht der einzige Blick hinterdie Kulissen. DFB-TV zeigte, wie der siebteEM-Titel Abwehrchefin Ariane Hingst ausge-lassen durch die Kabine hüpfen ließ. Oder wiesich Torwart-Trainer Michael Fuchs vergeb-lich wehrte, als ihn die Spielerinnen in kom-pletter Kleidung unter die Dusche zogen. Emotionale Szenen, die den Fans der Frauen-Nationalmannschaft das Gefühl gaben, Teildes Teams zu sein. 

Das furiose Finale der DFB-Frauen war auchfür die Internet-Berichterstattung auf den DFB-Plattformen das perfekte Finish. Drei Wochenkonnten die Zuschauer die EM auf der DFB-Homepage aus nächster Nähe verfolgen. Miteiner Führung von Celia Okoyino da Mbabiund Fatmire Bajramaj durch das Mann-schaftsquartier begann am 22. August in Tam-pere die hautnahe Berichterstattung. Dankdes EURO-Blogs von Jenny Zietz waren dieUser permanent „am Ball“ und in den Inter-views mit Spielerinnen und Trainerinnen überdas Team immer auf dem aktuellsten Stand.Mit den Feierbildern, den Stimmen eines glück-lichen DFB-Präsidenten und einer zufriede-nen Trainerin ging das Turnier zu Ende. DenEmpfang der Europameisterinnen auf demFrankfurter Römerberg konnten die User liveauf DFB-TV verfolgen. Perfektes Finish.

Die Resonanz auf das Angebot war titelreif.Nahezu eine halbe Million Besucher wurdeauf den Seiten des EURO-Sonderbereichs

gezählt – mehr als drei Millionen Seitenab-rufe verzeichnet. Ein Quotenhit waren natür-lich auch die Videoclips aus dem Mann-schaftsquartier auf DFB-TV. Mehr als 300.000Mal wurden die Beiträge geklickt. Zahlen, diebeeindrucken. Aber noch mehr zählen diebesonderen Inhalte. So gewährte Rekordna-tionalspielerin Birgit Prinz nach dem dritten

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Vorrundenspiel einen ungewohnt tiefen Einblick in ihr Seelenleben. Die Frank-furterin, zuvor in 192 Länderspielen 123-mal erfolgreich, hatte in drei EM-Spielen nicht getroffen. „Immer kann ich nicht abschalten. Gerade wenn zwei,drei Aktionen hintereinander misslungen sind, dann ist mir dieser Gedankepräsenter“, sagte Birgit Prinz, gab aber auch zu verstehen, dass sie sichdurch die Kritik nicht verändern wird: „So zuwider meiner selbst handele ichnicht.“ Prinz ging ihren Weg unbeirrt weiter – und traf im Endspiel zweimal.Perfektes Finish.

Apropos perfektes Finnisch. Darin versuchte sich bei der EM das DFB-Mas-kottchen Paule. Der „kleine Adler“ schilderte seine EURO-Erlebnisse in sei-nem Tagebuch auf der DFB-Homepage. Abseits des Spielgeschehens liefertePaule in seinen Beiträgen witzige Randgeschichten aus dem EM-Gastgeber-land – immer beginnend mit einem Hyvää päivää, der finnischen Variantevon „Guten Tag“. Für die User unterhaltsame EM-Episoden, für das DFB-Mas-kottchen ein kostenloser Finnisch-Kurs. Ob Lihapyörykät (Fleischbällchen),Nakki (Frankfurter Würstchen) oder Hedelmäsäilykkeet (Fruchtkonserven)  –yksi, kaksi, kolme (eins, zwei, drei), schon hatten Paules Leser die wichtigs -ten Vokabeln gelernt. Perfektes Finnisch.

Falls trotzdem noch Fragen offen waren, konnten sich die Fans mittels Team-Briefkasten direkt an die Mannschaft und den Betreuerstab wenden. Überein E-Mail-Formular im EM-Sonderbereich erreichten das Team so täglich Dut-zende Fragen. Welchen Schlachtruf hat das Team? Welchen Stellenwert einTitelgewinn für die Trainerin? Welche Musik hört die Mannschaft vor denSpielen? Alle Anfragen wurden beantwortet, die besten Fragen inklusive Ant-wort auf DFB.de veröffentlicht. Perfekter Service, perfektes Finish.

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Matthias Sammer DFB-Sportdirektor

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Liebe Leser,Fußball-Maskottchen haben es manchmalwahrlich nicht leicht. Vor allem die Unter-spezies der permanent gestressten odergestresst wirkenden Kolumnenschreiber, der ich, wie Sie im Moment schwarz auf weißvor sich sehen, angehöre, hat oftmals mit den unterschiedlichsten Widrigkeiten zukämpfen. Mit Erscheinungsdaten zum Bei-spiel. Oder mit dem chronisch zu früh kom-menden Redaktionsschluss. Ach ja, und dierichtige Themenwahl sorgt auch immer wie-der für die ein oder andere graue Feder inmeinem sonst so gut gepflegten Gefieder.

Ein Beispiel gefällig? Für die vor Ihnen lie-gende Ausgabe des DFB-Journals hatte ichmir eigentlich vorgenommen, mal meine Sichtder Dinge zum „Alles-oder-Nichts-Spiel“ zuschreiben. Nein, nicht zu der TV-Show ausden Anfangszeiten des Privatfernsehens, son-dern zur entscheidenden WM-Qualifikati-onspartie von Jogis Jungs in Moskau. Neinfalsch, ich hatte es mir nicht nur vorgenom-men, sondern auch umgesetzt. Verbal geschlif-fen bis ins letzte Detail, so wie Sie es von mirgewohnt sind (ich hoffe, die Selbstironie isterkennbar), lag die fertige Kolumne auf demSchreibtisch vor mir. Bereit, um per Post, Luft-post versteht sich, aus meinem Horst in dieRedaktion gebracht zu werden.

Doch daraus wurde nichts. Das Thema, so hatmir mein Chefredakteur gesagt, als er vonmeinen Zeilen erfuhr, sei zu punktuell für einePublikation des DFB, die nur wenige Tage vordem Finale auf Moskaus künstlichem Rasenerscheint und bis zur Neuauflage in drei Mona-ten up to date sein soll, einfach zu speziell.Ich gebe zu, ich habe kurz mit dem Schnabelgeknirscht, aber wenn ich ehrlich bin, mussich eingestehen, dass mein Boss irgendwie

Recht hat. Die (Fußball-)Welt ist so unglaub-lich schnelllebig und wen interessiert imNovember, wenn wir entweder reichlichangespannt vor den Playoff-Spielen zur WMstehen oder – wovon ich überzeugt bin – dasNationalmannschaftsjahr mit zwei freund-schaftlichen Kicks gegen Chile und Ägyptenausklingen lassen, noch dieser eine Abendin Russland? Sicherlich nicht mehr allzu viele.Es sei denn, es passiert da was ganz Außer-gewöhnliches. Aber das, liebe Leser, kann selbstich im Vorfeld ja nicht wissen.

Andererseits bitte ich ein wenig um Ver-ständnis, dass ich in meinem ersten Kolum-nenversuch ausgerechnet das Gruppenfinalein Moskau ausgesucht habe. Es ist ja derzeitfast unmöglich, sich von dem in Deutschlandgrassierenden „Finalen-Russland-Fieber“nicht anstecken zu lassen. Kein Wunder,schließlich geht es am 10.10. um 2010 – wieein Kollege von mir neulich messerscharferkannt und dies als hollywoodeskes Datumbezeichnet hat. Ein anderer meinte, es stündenicht weniger auf dem Spiel als die nationaleFußball-Ehre. Na dann.

Doch genug davon, ich will ja nicht über dasSpiel in Moskau schreiben, das, wenn Sie dieseZeilen lesen, vielleicht schon lange der Ver-gangenheit angehört. Aber worüber dann?Darüber, dass die Frauen vor einigen Wochenzum siebten Mal Europameister gewordensind? Ne, das ist zwar unglaublich toll, liegtaber noch weiter zurück. Genauso wie derwunderbare Triumph der U 21 bei der EM inSchweden. Auch schon leicht abgekühlter,wenn auch immer noch lecker schmecken-der Kaffee. Und ein wahrlich zeitloses Themafällt mir derzeit einfach nicht ein. KreativeSendepause im Gehirn. Kein Wunder, nach all

den Länderspiel- und Turnierreisen der ver-gangenen Wochen. War alles ein wenig viel,vielleicht brauche ich einfach mal ein paarTage schöpferische Pause. Geht ja aber nicht.Sie wissen schon – Redaktionsschluss, Dead-lines und all das.

Doch halt, jetzt habe ich doch eine Idee. Ichglaube, ich flattere demnächst einfach malbei einer Wahrsagerin vorbei und lasse mirvon der die Karten oder sonst was legen. Diesoll mir dann mal in aller Ruhe weissagen –oder von mir aus auch schwarzmalen – wasin den kommenden Wochen so alles in derFußballwelt passieren wird. Dann kann ich näm-lich schon vorab darüber schreiben, bin mitmeiner Kolumne auf jeden Fall topaktuell undmuss mir keine Gedanken mehr über zeitloseThemen machen. Ach, ist das herrlich. Undwissen Sie, was das Beste daran ist? Ich weißjetzt schon, dass ich in der nächsten Kolumneüber den Besuch bei der Frau mit der Glas-kugel und ihre Voraussagen für 2010 berich-ten kann. Das Thema ist, passend zum dannanstehenden Jahresende, also schon fertig.

Hoffentlich muss ich dann nicht davon schrei-ben, dass meine Jungs vom DFB bei der Welt-meisterschaft in Südafrika nur zuschauen dür-fen. Womit ich irgendwie schon wieder beimSpiel in Russland wäre. Sie sehen, es gehteinfach derzeit kein Weg daran vorbei. Des-halb höre ich an dieser Stelle einfach auf zuschreiben und schicke meinen Freund, dieBrieftaube, mit der neuen Kolumne los. Malschauen, was mein Chef dazu sagt.

Bis dahin,Doswidanja

Euer Paule

Schnabelknirschen vor dem finalen Kick

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Frau Bischöfin weiß ganz genau, wannHannover 96 spielt. Nein, nicht dass sieetwa ein ausgesprochen großer Fanwäre. Sie begleitet die Niedersachsen

eher als interessierte Lokalpatriotin. Aberimmer, wenn die 96er ein Heimspiel haben,kommt ein leitender Mitarbeiter der Lan-deskirche bei Margot Käßmann vorbei – undbittet um einen Parkplatz. „Ich mache dasgerne“, lacht die 51-Jährige, die ganz in derNähe der AWD-Arena wohnt.

Was sich dann in der Bundesliga abspielt, erlebtsie nur selten live, denn es gibt meistens andere,wichtige Wochenend-Termine in ihrem Kalen-der. Und trotzdem sind ihr der Fußball und dieWege, auf denen er durch unser aller Lebenhüpft, keineswegs fremd. Sie erkennt die

Gemein samkeiten zwischen großen Fußball-spielen und dem Gottesdienst. „Der feste litur-gische Ablauf ist ein Beispiel. Die Gemeinde.Und die Gesänge“, steigt sie sofort ins Themaein. Um dann den Ball ganz forsch zu übernehmen.„In der Kirche wird besser gesungen. Und esgibt keine gegnerischen Mannschaften.“

Das ist alles andere als ein Vorwurf. Eher dieBestandsaufnahme einer Frau, die ganz all-gemein ein Problem damit hat, gegen etwaszu sein. Schließlich gibt es doch so viel, wofürman sein sollte. „Ich habe ein sehr positivesVerhältnis zum Sport. Ich jogge regelmäßig.Der Körper ist dem Menschen gegeben, dasser gut mit ihm umgeht“, sagt sie. Und Fuß-ball sei in Deutschland eben die populärsteArt, sportlich zu sein. Einen Satz schickt sieaber gleich hinterher, der ihre persönlichenPrioritäten klarmacht. „Wenn an einemWochen ende 700.000 Menschen die Spieleder Bundesliga und 2. Bundesliga verfolgen,dann gehen an diesem Wochenende auch fünfMillionen in die Kirchen“, sagt Käßmann.1:0 für Frau Bischöfin.

Den Jubel über den Führungstreffer erspartsie sich, denn sie schätzt das Teamerlebnisauf dem Feld, wertet die Begeisterung rundum den Fußball positiv. Und packt plötzlichGeschichten aus ihrem Privatleben aus, diesie selbst im Fußball-Taumel zeigen. „1974 habeich als 16-Jährige das WM-Endspiel Deutsch-land gegen Holland auf einem Zeltplatz mit-erlebt. Und natürlich habe ich gejubelt, alsdas entscheidende Tor fiel.“ Und 2006 warsie mit ihrer Tochter und deren Freund mehr-mals beim Public Viewing in Hannovers Innen-stadt. Natürlich erkannte manch Fußball-Fandie Bischöfin, natürlich gab es große Augenund Getuschel. Aber danach kam immer derSpruch: „Mensch, Frau Bischöfin, klasse, dassSie da sind.“

Klasse fand sie an der WM vor allem die Unbe -kümmertheit beim „Umgang mit der eigenenNation“. Denn ihre Generation sei „anders erzo-gen worden. Es gab immer ein zwiespältigesVerhältnis. Wir mussten erst wieder lernen,Flagge zu zeigen. Die WM hat uns dabei sehrgeholfen.“ Sie ist mittendrin, statt nur dabei.

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Über Gott und die Welt kann man sich mit fast

jedem unterhalten. Oberflächlich zumindest.

Aber so richtig über Gott und Fußball sprechen?

Geht das überhaupt? Ganz bestimmt, wenn der

Gesprächspartner das Herz im Himmel, die Füße

auf dem Boden und den Kopf in der Realität

hat. Andreas Lorenz, Sportchef des Berliner

KURIER, hat so einen Gesprächspartner gefun-

den: Dr. Margot Käßmann, Landesbischöfin der

Evangelischen Kirche in Hannover.

Die Welt ist eine Kugel: Gespräch mit Bischöfin Dr. Margot Käßmann

„Einen Fußball-Gott

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Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Hannover nimmt den Ball gerne auf.

über Fangemeinden und Stadionkapellen

gibt es nicht“

Mehrfach war Dr. Margot Käßmannbeim Public Viewing in HannoversInnenstadt während der WM 2006.

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Und ärgert sich deswegen auch gewaltig überdie Anomalien des Fußballgeschäfts.

„94 Millionen Euro für einen Menschen?“, fragtsie mit einer Mischung aus Entrüstung undEnttäuschung in der Stimme. „So eine Sachewie der Transfer von Cristiano Ronaldo vonManchester nach Madrid kann mich nichtunberührt lassen. Kein Mensch kann für dieseSumme Leistung bringen. Das ist dieselbe Fehl-entwicklung wie die absurden Manager-gehälter.“ Volltreffer, das muss sich jeder Fuß-ball-Fan eingestehen, wenn er mal kurz ausseiner seltsamen Welt mit ihren seltsamenRegeln auftaucht.

94 Millionen Euro? Frau Bischöfin kommt jetztrichtig in Fahrt, startet einen Konter nach demanderen: „Solche Beträge treiben mich um, weil

ich mir immer vor Augen halte, wie viel Guteswir mit dem Geld ausrichten könnten. Zum Bei-spiel in der chronisch unterfinanzierten Pflegevon alten Menschen. Oder bei Kitas, Hospizen,Tafeln und vielem mehr.“ Sie ist weit davonentfernt, den Fußball für diese Auswüchse zuverdammen. Sie hofft aber, dass die Abstump-fung noch nicht so weit gediehen ist, dass nie-mand mehr darüber nachdenkt. Über 94 Mil-lionen Euro für einen Vereinswechsel.

Margot Käßmann weiß sehr gut, dass es imFußball viele, viele Menschen und Organisa-tionen gibt, die über die Grenzen des Spiel-felds hinaus denken und denen die Millionen -beträge noch nicht das soziale Gewissenabgekauft haben. Mit Nationalspieler Per Mer-tesacker hat sie beim Kirchentag 2005 einenökumenischen Gottesdienst gefeiert, war

beeindruckt von der „menschlichen Norma-lität und Bescheidenheit“ des Verteidigers.Torjäger Grafite vom Deutschen Meister VfLWolfsburg war erst jüngst in einer evangeli-schen Kirchengemeinde, obwohl er Katholikist. Er spielte, tobte und lachte mit den Kin-dern. Nur zwei von vielen Beispielen.

Man glaubt es ihr gerne, dass Frau Bischöfinein Fußballbegeisterungs-Gen in sich trägt.Denn sie beobachtet ihn ganz genau, siehtseine „große Kraft, im Kampf gegen Rassis-mus und für Integration etwas Außerge-wöhnliches zu schaffen. Die Anstrengungendazu sind bemerkenswert. Und ich hoffe, dasssie ihre Wirkung in den dumpfen Ecken desFußballs weiter ausüben werden.“

Genau das Gegenteil von dumpfen Ecken sinddie Kapellen, die es inzwischen in einigen Sta-dien gibt. Auf Schalke, im Berliner Olympia-stadion, in Barcelona und anderswo. MargotKäßmann begrüßt die Entwicklung, hat keiner -lei Berührungsängste mit Kutten tragendenFans an einem heißen Spieltag. „Jeder Fuß-ball-Fan ist zuallererst ein Mensch. Menschenhaben auch manchmal Kummer, Sorgen oderein schweres Herz. Sie haben das Bedürfnis,ein stilles Gespräch mit Gott zu führen. DieStadionkapelle ist ein guter Ort dafür.“

Aber genau an diesem Punkt hakt sie auchein: „Es gibt den Satz: Der Verein ist meineReligion. Daran glaube ich nicht. Was ist, wennich einen Schicksalsschlag erlebe, wenn ichverzweifelt bin, wenn ich nicht mehr weiterweiß? Hilft mir dann der Verein? Oder verlasseich mich dann nicht doch besser auf Gott undauf die Bibel?“ Den Fußball-Gott, den viel zitier-ten, viel bemühten, viel beschworenen, hat FrauBischöfin jedenfalls noch nicht kennen gelernt.Sie weiß, dass es ihn nicht gibt. „Gott freutsich mit den fairen Siegern und stärkt den Ver-lierern den Rücken. Aber er hat anderes zutun, als ein Spiel zu beeinflussen.“

Wenn Gott im Fußball mitmischen würde, dannals Schiedsrichter. „Er würde aufpassen, dassRespekt und Ehrlichkeit auf dem Platz herr-schen.“ Aber dann wird ihr plötzlich klar, dassauch dieses Bild nicht stimmig ist. „Gott würdebei Vergehen eine Denkpause aussprechen.Aber eine Rote Karte? Die zeigt Gott nicht.Denn er gibt jedem eine zweite Chance.“

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„Gott will es!“: Die Fans hoffen auf himmlischen Beistand.

Die populäre Theologin ist bekannt für ihre klaren Worte.

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ZEIGEN SIE, WIE SIE KINDER STARK MACHEN!

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106 | DFB-Journal 3/2009

Wie finden junge Straftäter den Weg zurück in die Gesellschaft? Wie kann ihnen nachhaltig gehol-

fen werden? Die integrative Aktion „Anstoß für ein neues Leben“ der Sepp-Herberger-Stiftung

hilft im Zusammenspiel mit Justiz und Handwerk dabei. Und sie hat mit dem ehemaligen Tor-

hüter Oliver Kahn einen Botschafter gewonnen, der den Häftlingen glaubhaft vermitteln kann,

dass es sich lohnt, nach Niederlagen wieder aufzustehen. Ein Titan hinter Gittern. DFB-Redak-

teur Christian Müller beschreibt einen eindrucksvollen Nachmittag in der JVA Siegburg.

„Anstoß für ein neues Leben“: Oliver Kahn gibt Straftätern der JVA Siegburg Hoffnung

Weitermachen, immer weiter

Als Oliver Kahn an diesem Samstag-mittag den Gefängnis-Innenhofbetritt, ist es ein wenig wie das Ein-laufen ins Stadion. Dass ein früherer

Nationalspieler und Welt-Torhüter, Champi-ons-League- und UEFA-Pokal-Gewinner, mehr-maliger Deutscher Meister und Pokalsiegereine Jugend-Justizvollzugsanstalt (JVA)besucht, geschieht nicht alle Tage. Kein Wun-

der, dass die meisten Insassen in Siegburgden Termin des „Titanen“ mit Spannung erwar-tet haben.

Eine Spannung, die sich löst, als ein Mitglieddes Wachpersonals die größte von vielen Türenaufschließt und Kahn – gut sichtbar vor einemPulk von Journalisten – den Hof betritt.Applaus, lautstarke Rufe, nur ein paar ver-

einzelte Pfiffe. Stadionatmosphäre eben,direkt neben dem sehr modernen, vonGefängnismauern umgebenen Fußballplatz imHerzen der JVA. „Olli, Du bist der Beste!“, rufteiner der Häftlinge von einem vergittertenFenster aus. Kahn winkt ihm freundlich zu.

Bei weitem nicht alle der rund 540 Sträflingeim Alter von 14 bis 21 Jahren dürfen an die-

Freundschaftliche Umarmung: „Der Titan“ gibt den jungen MenschenHoffnung.

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machen

sem Tag hautnah dabei sein, wenn der 40-jährige Fußballstar ihre Unterkunft besich-tigt – aus disziplinarischen und Sicher heits -gründen. Rund 100 Teilnehmer des Projekts„Anstoß für ein neues Leben“ und 72 Sport-ler – darunter zwölf junge Frauen der KölnerJVA – aus sechs nordrhein-westfälischenJugend-Gefängnissen, die um den Pokal derDFB-Stiftung Sepp Herberger kämpfen, dür-

fen Oliver Kahn aus der Nähe erleben. Auchim Gespräch gibt sich der Vize-Weltmeistervon 2002 alles andere als unnahbar. „Ein tol-ler Nachmittag“, wird der frühere National-torhüter vier Stunden später resümieren. „Diejungen Leute haben mich nicht nur vom Fuß-ballerischen her überrascht, sondern auchdamit, wie offen und direkt sie mit mir gere-det haben. Das hat mich sehr beeindruckt

und berührt.“ Der Botschafter der Sepp-Her-berger-Stiftung ist gekommen, um sich überdie Lebenssituation der inhaftierten Jugend-lichen zu informieren. Er ist vor allem jedochnach Siegburg gereist, um im Rahmen derintegrativen Fußballinitiative „Anstoß für einneues Leben“ mit ihnen zu sprechen, sie zumotivieren, ihnen Mut zu machen und Hoff-nung zu geben.

Hinter Gefängnismauern:Oliver Kahn besuchte

die Jugend-Justizvoll-zugsanstalt Siegburg.

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Karl-Heinz Lichtenberg ist eine der wichtigs -ten Bezugspersonen der jungen Straftäter,und er ist dies seit nunmehr 32 Jahren. Der57-Jährige ist kein gewöhnlicher Vollzugs-beamter, er ist in Siegburg auch der „Herrdes Sports“. Als Inhaber der A-Lizenz ist erfußballbegeistert, bietet als Sportkoordina-tor aber auch die ganze Palette von Boxenund Krafttraining über Rad- und Kanufahrenbis hin zu allen wichtigen Ballsportarten an.Über die drei Pflichtstunden Sport in der Schul-ausbildung hinaus kommt er so an ein Grosder Inhaftierten ran. „Dreiviertel unsererGefangenen sind beim Freiwilligensportdabei“, sagt er stolz.

Lichtenberg genießt bei den SiegburgerHäftlingen hohes Ansehen. Darunter sindDiebe, aber auch etliche junge Leute, die sichwesentlich schwererer Delikte schuldiggemacht haben, von Drogenvergehen bis Mord.Wen man auch fragt, alle beschreiben das-selbe: „Der Karl-Heinz macht viel für uns, erengagiert sich und hilft, wo er kann.“ Das sagtetwa der in Deutschland geborene Marokka-

ner Abdullah I., der von drei Jahren Frei-heitsstrafe wegen schwerer Körperverletzungnoch sechs Monate abzusitzen hat.

Dass er bei vielen Sträflingen großes Vertrauengenießt, kann Lichtenberg leicht erklären: „Esgibt Regeln, die müssen gelten, und dafür sor-gen wir hier. Umgekehrt wissen die Jungs aber,dass ich Versprechen halte. Und ich bekommeviel zurück, wenn ich ihnen Vertrauen schenkeund zuhöre.“ Zuhören – das sei überhauptder Schlüssel, um Zugang zu den problema-tischen Jugendlichen und jungen Erwachse-nen zu bekommen. Und auch Oliver KahnsAufgabe, wenn er die Häftlinge erreichen wolle.

Der Weltstar hat offenbar verstanden, wie esgeht. Geduldig lauscht er den Schilderungender jungen Männer und Frauen, hört sich an,wie sie auf die schiefe Bahn geraten sind –und wie sie die wieder verlassen wollen. Geradedazu hat Kahn eindringliche Worte parat. Glaub-haft vermittelt er Werte wie Fair Play und Fleiß(„Ich war nie der Talentierteste, habe abertrainiert wie ein Bekloppter“), die bei der Viel-

zahl seiner Gesprächspartner bislang eherunten auf der Prioritätenskala angesiedeltwaren.

Noch mehr aber hängen sie an seinen Lip-pen, wenn Oliver Kahn sein Credo verkündet:„Es muss immer weitergehen – auch undbesonders nach Niederlagen und Rück-schlägen muss man immer wieder aufstehen.“

Sepp-Herberger-Stiftung: „Anstoß für ein neues Leben“

In dem bislang einzigartigen Langzeitpro-jekt „Anstoß für ein neues Leben“, bei demder DFB mit dem NRW-Justizministeriumund den Handwerkskammern kooperiert,wird in den sechs Jugend-Justizvollzugsan-stalten von Nordrhein-Westfalen jeweilseine Fußballmannschaft aus verurteiltenJugendlichen und jungen Erwachsenen imAlter zwischen 14 und 24 Jahren gebildet,die durch eine pädagogische Kraft undeinen Paten aus dem Fußball betreut wer-den.

In kontinuierlicher Gruppenarbeit sollenden jungen Gefangenen durch den Sportnach und nach persönlichkeitsbildende undsoziale Fähigkeiten vermittelt werden, diespäter eine Rückkehr in das gesellschaftli-che Leben erleichtern sollen. Gemeinsammit dem NRW-Handwerk will die Sepp-Her-berger-Stiftung auch bei der beruflichenWiedereingliederung der jugendlichenStraftäter nach der Haftzeit helfen.

Die Initiative „Anstoß für ein neues Leben“wird von einer Reihe namhafter Persönlich-keiten aus dem Fußball unterstützt. Unteranderem haben Horst Eckel, Uwe Seeler,Helmut Haller und Oliver Kahn – allesamtBotschafter der Sepp-Herberger-Stiftung –sowie Steffi Jones, Präsidentin des Organi-sationskomitees für die Frauenfußball-WM2011, Nationalspieler Lukas Podolski, DFB-Trainer Heiko Herrlich, der frühere Nati-onalspieler Klaus Fischer oder Ex-Profi ErikMeijer Patenschaften in den Gefängnissenübernommen.

Jungen Strafgefangenen vermittelte der 40-Jährige Werte wie Fair Play und Fleiß. SeineBotschaft: „Es muss immer weitergehen.“

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110 | DFB-Journal 3/2009

Und davon gab es in Kahns glanzvoller Kar-riere einige: „Das Champions-League-Finale1999 haben wir mit Bayern auf das Grausamsteverloren, zwei Jahre später hatten wir denPott. 2002 habe ich sechseinhalb Begegnungenperfekt gespielt, dann kommt der Fehler vonmir, und wir verlieren das WM-Endspiel gegenBrasilien. Ich war am Boden zerstört, habemich aber wieder aufgerappelt.“

Natürlich wolle er seine persönlichen Nieder-lagen nicht mit ihren Schicksalen vergleichen,so Kahn im Dialog mit den Häftlingen, „aberes gibt sicher einige Parallelen zwischen eurenSituationen und dem Sport.“ Ein Beispiel, mitdem alle etwas anfangen können: „Bei der Welt-meisterschaft 2006 in Deutschland war ich nicht die Nummer 1, das war meine größte Enttäuschung. Dass ich mich nicht verdünni-siert habe, war die wichtigste Entscheidungmeines Lebens – ich bin daran als Menschgewachsen.“

Kahns Lehre daraus, die Vorbildcharakter fürdie jungen Straftäter haben kann: „Wenn mansich schwierigen Situationen stellt, wird manvom Leben dafür belohnt. Sich nicht vom Lebenunterkriegen lassen – das gibt Zufriedenheit

und Wertschätzung, die die meisten noch niein der Form erhalten haben. Und das wiederumverleiht Kraft und Selbstvertrauen.“

Simone B. hofft, dass dies stimmt. Die 22-Jäh -rige aus der Jugend-Vollzugsanstalt Köln, diewegen Diebstahls noch zwei von insgesamt20 Monaten Freiheitsentzug verbüßen muss,sagt, dass sie sich Kahn „zum Vorbild“ neh-men möchte: „Ich fand es toll, so wie er mituns gesprochen hat.“ Auch der 21-jährigeMarokkaner Bourasse A., wie sein gleichaltrigerFreund Abdullah in Deutschland zu Hause undwegen schwerer Körperverletzung inhaftiert,nennt den früheren Welt-Torhüter ein Vorbild.Bourasse hat sich für die Zeit nach der Ent-lassung aus einer dreieinhalbjährigen Haftviel vorgenommen: „Nach dem Knast? Da willich endlich den richtigen Weg gehen.“

Zu einer Erfolg versprechenden Resoziali-sierung gehört, dass die jungen Menschenspäter im Alltag nicht allein gelassen werden.„Die Nachsorge ist äußerst wichtig“, so Wolf-gang Klein, der Leiter der JVA Siegburg. Ausdiesem Grund hat Manuel Neukirchner, Mit-initiator des „Anstoß“-Projekts, die Kontaktezu Justiz und Handwerk geknüpft: „Die jun-

gen Leute brauchen später eine Arbeit undAufgabe.“ Das sieht NRW-Justizministerin Ros-witha Müller-Piepenkötter genauso, die derDFB-Stiftung dankbar dafür ist, „jungen Men-schen eine Perspektive zu eröffnen“.

Dabei seien glaubwürdige Botschafter wie Oliver Kahn eminent wichtig für den Erfolg:„Er steht für Leistungsbereitschaft, Ziel-strebigkeit und Disziplin. Das sind Dinge, diedie jungen Leute von ihm lernen können –und zwar fürs Leben und nicht nur den Fuß-ball.“ Es sind am Ende aber nicht nur dieseWerte, die der prominente Gast in Siegburgvermittelt hat. „Er hat durch seine Mensch-lichkeit einen Draht zu den Häftlingen gefun-den“, meint Klein.

Kahn selbst sagt zum Abschied sichtlichbewegt: „Ich hatte ja viel Glück im Leben. Jetztwill ich einiges an junge Menschen, die vomWeg abgekommen sind, weitergeben. Ich hoffe,das ist mir heute gelungen.“ Die Reaktion derStraftäter, als Kahn durch das Gefängnistortritt und die geschlossene Welt für dieses Malwieder verlässt, spricht für sich: glücklicheAugen, Applaus aus allen Ecken. Und einerruft: „Olli, Du bist der Beste!“

Gemeinsam stark: Bei der Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ motivierte der ehemalige Nationaltorhüter die Jugendlichen.

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DEUTSCHLANDSV AmendingenF- und E-Jugend16. und 17. Januar 2010Wolfgang DauschWildeggerstraße 187700 Memmingen0 83 31 / 49 67 [email protected]

FC Viktoria BacknangD- und C-Jugend 11. bis 13. Juni 2010Frank SchwalbeRobert-Mayer-Straße 371522 Backnang0 71 91 / 90 48 [email protected]

SV Falke BergrathG- bis D-Jugend und D-Juniorinnen9. bis 11. April 2010Peter ErberichHastenrather Weg 7652249 Eschweiler0 24 03 / 50 42 [email protected]

SV Tasmania Gropiusstadt BerlinG-Jugend, 1. Mai 2010F- bis D-Jugend22. bis 24. Mai 2010Clemens PahlkeNordmannzeile 112157 Berlin01 62 / 5 44 20 [email protected]

FC BürgstadtG- bis A-Jugend3. und 4. Juli 2010Helmut BarinoMühlweg 1063927 Bürgstadt0 93 71 / 8 01 [email protected]

TSV CollenbergG- bis D-Jugend27. und 28. Februar 2010Thomas GeisslerNeustadtstraße 3197903 Collenberg0 93 76 / 97 41 [email protected]

TuS DassendorfG- bis E-Jugend1. und 2. Mai 2010Manuela SchulzHeidekamp 1621521 Dassendorf0 41 04 / 96 37 [email protected]

SV Wersten 04 DüsseldorfG- und E-Juniorinnen3. Juli 2010Frank JuniusNosthoffenstraße 3040589 Düsseldorf01 63 / 7 95 25 [email protected]

FSV Erlangen-BruckE- und D-Juniorinnen13. März 2010Michael LangHenkestraße 11291052 Erlangen01 71 / 2 85 62 [email protected]

1. FV Stahl FinowD-Jugend19. und 20. Februar 2010Uwe HöhneHeidestraße 1216225 Eberswalde01 73 / 9 83 65 [email protected]

TSV GadelandF- und E-Jugend19. und 20. Juni 2010Marco HinckSegeberger Straße 82 c24539 Neumünster0 43 21 / 3 34 15 [email protected]

SpVgg GauersheimG- bis D-Jugend19. bis 27. Juni 2010Kai SteuerwaldMarnheimerstraße67294 [email protected]

Die Zukunft wird jetzt geplant. Und die bietet

viele Spielgelegenheiten für die Nachwuchs -

teams. Das Angebot für Juniorinnen- und Juni-

oren mannschaften ist enorm. Wo überall

gespielt wird, darüber gibt die „Turnierbörse

der Jugend“ Auskunft. Sie ist auch im Inter-

net unter www.dfb.de/index.php?id=11177 ein-

zusehen. Wer zukünftig seine Veranstaltung dort

notieren lassen möchte, kann dies tun, indem

er das entsprechende Formular unter der ange-

gebenen Internet-Adresse ausfüllt oder seine

Angaben an folgende Anschrift sendet: Deut-

scher Fußball-Bund, Direktion Kommunikation

und Öffentlichkeitsarbeit, Stichwort: Turnier-

börse, Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt

am Main.

SC Greven 09F- bis D-Jugend22. und 23. Mai 2010Dirk WiethölterAm Sportplatz 448268 Greven0 25 71 / 95 79 [email protected]

TSV GroßheubachF- bis C-Jugend5. und 6. Dezember 2009F- bis C-Jugend26. und 27. Juni 2010D- und B-Juniorinnen, 3. Juli 2010F- bis C-Jugend4. und 5. Dezember 2010Siegfried LoosMiltenberger Straße 5063920 Großheubach0 93 71 / 59 [email protected]

FC Germania 09 GroßkrotzenburgG- bis D-Jugend11. bis 13. Juni 2010Gerald TrageserBahnhofstraße 7363538 Großkrotzenburg0 61 86 / 73 [email protected]

TSV GrünbühlF- und C-Jugend, 6. Dezember 2009E-Jugend und G-Juniorinnen7. Februar 2010Familie FischerNeißestraße 3171638 Ludwigsburg0 71 41 / 28 79 [email protected]

SV Harderberg 1950E-Jugend, 23. und 24. Mai 2010Oliver LudwigUntere Findelstätte 2149124 Georgsmarienhütte01 73 / 1 07 49 [email protected]

FC HeilbronnG- bis C-Jugend5. und 6. Januar 2010Carmen GondekKlosterstraße 4074226 Nordheim0 71 33 / 2 20 [email protected]

SVK Beiertheim KarlsruheE-Jugend und E-Juniorinnen13. Februar 2010Thomas WeberEdith-Stein-Straße 3376189 Karlsruhe01 51 / 53 02 19 [email protected]

FC Kilia KielG- bis C-Jugend und B-Juniorinnen13. bis 16. Mai 2010Martin ZuckerHanssenstraße 30, 24106 Kiel01 77 / 6 80 09 [email protected]

Viktoria Klein ZimmernG- bis C-Jugend8. bis 10. Januar 2010Werner BischoffGrabenstraße 8, 64354 Reinheim0 61 62 / 8 32 [email protected]

1. Kölner FC Sülz-KlettenbergF- bis D-Jugend, 3. und 4. Juli 2010Michael RätschSülzburgstraße 33 – 3550937 Köln01 77 / 8 71 21 [email protected]

VfL LadbergenB-Jugend, 3. Januar 2010Norbert PlogmeierBreedenstraße 3449549 Ladbergen0 54 85 / 83 10 [email protected]

1. FC 06 LangendiebachD-Jugend, 19. Dezember 2009Tobias HeilmannLangstraße 1663526 Erlensee01 78 / 6 87 18 [email protected]

VfB LangendreerholzE- und D-Jugend sowie E- und D-Juniorinnen, 19. und 20. Juni 2010Hartmut BlumSaarbrückenstraße 5124114 Kiel04 31 / 68 08 [email protected]

Sportfreunde LechtingenG-Jugend, 2. Mai 2010Wolfgang BrickweddeWesselsstraße 2149134 Wallenhorst0 54 07 / 3 93 [email protected]

SUS LegdenG- bis C-Jugend20. bis 24. Mai 2010Dietmar VoegedingMühlenkamp 848739 Legden0 25 66 / 5 [email protected]

SC Norbertus MagdeburgD-Jugend, 27. Februar 2010Heinrich WiemeyerHegelstraße 1839104 Magdeburg03 91 / 5 41 17 [email protected]

TSV MeimsheimG- bis B-Jugend, 10. bis 18. Juli 2010Alexander HerrmannHermann-Hesse-Straße 1274336 Brackenheim0 71 35 / 9 65 27 [email protected]

1. FC MönchengladbachD-Jugend, 20. Dezember 2009Michael SchroersAm Hülserhof 5741065 Mönchengladbach01 72 / 7 43 63 [email protected]

1. FC MülheimA-Jugend, 13. Februar 2010Manfred WeidesMoritzstraße 4545476 Mülheim01 76 / 30 03 19 [email protected]

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| 113DFB-Journal 3/2009

Früh übt sich, wer ein Meister werden will:Die Spieler der SG Niederbiel in Erwartungeines Laubenheimer Freistoßes beim 20. Super-Fohlen-Cup in Burgsolms.

FC 1914 MünchweilerD-Jugend, 1. Mai 2010Manfred HütherKreuzberg 1566981 Münchweiler0 63 95 / 83 [email protected]

SV NollingenE-, D-, B- und A-Jugend23. bis 31. Januar 2010Thomas Heß, Hauptstraße 2679591 Eimeldingen0 76 21 / 1 63 38 [email protected]

VfL Weiße Elf 1919 NordhornB-Jugend, 14. Februar 2010Volker FrieseLaarstraße 2148529 Nordhorn01 71 / 2 21 53 [email protected]

VfL SassenbergG- bis A-Jugend und D- bis B-Juniorinnen, 20. Dezember2009 bis 10. Januar 2010VfL SassenbergTelgenkamp 2 a48336 Sassenberg0 25 83 / 91 92 [email protected]

SC Eintracht SchkeuditzF-Jugend, 9. Januar 2010Ronny HartungAm Sportplatz 304435 Schkeuditz03 42 04 / 70 26 [email protected]

Schweriner SCE-Jugend, 23. Januar 2010Frank PfitznerStern Buchholz 719061 Schwerin01 72 / 2 69 02 [email protected]

FC Viktoria Thiede von 1913G- bis A-Jugend21. bis 24. Mai 2010Reiner LiesMatthias-Claudius-Straße 4838239 Salzgitter0 53 41 / 26 54 [email protected]

SV WachtbergA-Jugend, 2. Januar 2010Werner BruckschenGrubenstraße 1853179 Bonn02 28 / 85 61 [email protected]

TSV WeikersheimB-Jugend, 22. bis 24. Mai 2010Karl StirnkorbFasanenweg 1097990 Weikersheim0 79 34 / 87 [email protected]

VfB ZwenkauE-Jugend, 1. und 2. Mai 2010Holger GrzeschikMozartstraße 604442 Zwenkau01 72 / 3 64 30 [email protected]

DÄNEMARKNörhalne CupNörhalne IdraetsforeningF- bis B-Jugend und E- bis B-Juniorinnen13. bis 16. Mai 2010Henrik NissG. Zimmersvej9430 NÖRHALNEDÄNEMARK00 45 / 98 26 83 [email protected]

NIEDERLANDE9. Internationales Turnier / KagiaD- und C-Jugend23. und 24. Mai 2010F. L. MensMuntstraat 1412165 VH LISSERBROEKNIEDERLANDE00 31 / 2 52 41 54 [email protected]

VV VlodropB-Jugend, 29. Mai 2010C-Jugend, 30. Mai 2010E-Jugend, 5. Juni 2010F-Jugend, 6. Juni 2010D-Jugend, 13. Juni 2010Ed TeunissenMarkt 21 b6063 AD VLODROPNIEDERLANDE00 31 – 47 / 5 40 27 [email protected]

ÖSTERREICH12. Bezirksblätter DreikönigsturnierSVG ReichenauG- bis C-Jugend2. bis 6. Januar 2010Joe WalcherKlappholzstrasse 26020 INNSBRUCKÖSTERREICH00 43 – 6 64 / 6 17 37 [email protected]

POLENDon Bosco Cup / Salos SzczecinF-Jugend11. bis 13. Dezember 2009E-Jugend8. bis 10. Januar 2010D-Jugend29. bis 31. Januar 2010C-Jugend25. bis 28. Februar 2010B-Jugend4. bis 7. März 2010A-Jugend11. bis 14. März 2010Rafal StanczukKaliny 9/2971-118 SZCZECINPOLEN00 48 – 60 / 6 70 53 [email protected]

SPANIENLloret Cup 2010 / Blanes AguidóF- bis A-Jugend sowie C- undB-Juniorinnen1. bis 5. April 201029. Mai bis 3. Juni 201019. Juni bis 3. Juli 2010Claudia StahlRaval, 1517300 BLANESSPANIEN00 34 / 6 20 56 21 [email protected]

Page 114: Journal - DFB · PDF fileGuus Hiddink redete den Stars ins Gewissen, ließ im Training schnelleres Abspielen im Mit-telfeld und energischeres Pressing der Stür-mer üben

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| 115DFB-Journal 3/2009

Südwest:Dr. Hans-Dieter Dre witzbleibt Präsident

Beim Verbandstag des Fußball-Regional-Verbandes Südwest inKoblenz ist Dr. Hans-Dieter Drewitz

in seinem Amt als Präsident bestätigt wor-den.

Dem FRV-Präsidium gehören weiter an:Schatzmeister: Bernd Müller (Kisselbach); Vor-sitzender des Spielausschusses: Hans-BerndHemmler (Daun-Pützborn); Vorsitzender desSchiedsrichter-Ausschusses: Werner Föckler(Weisenheim/Sand); Vorsitzender des Jugend-ausschusses: Hans-Peter Becker (St. Ingbert);Vorsitzender des Presseausschusses: HeinerBost (St. Ingbert); Vorsitzender des Ver-bandsgerichts: Heinz Haupenthal (St. Ingbert).Darüber hinaus gehören die drei Verbands -präsidenten Georg Adolf Schnarr (Südwest),Walter Desch (Rheinland) und Franz Josef Schu-mann (Saarland) kraft Amtes zum Präsidium.Als Vertreter der Vereine wurde Markus Kuntz(SC Hauenstein) bestätigt. Kooptiertes Prä-sidiumsmitglied ist DFB-Präsident Dr. TheoZwanziger (Altendiez).

Bärbel Petzold (Alzey) wurde in das Präsidiumkooptiert, um dort alle Ideen und Aktionenim Vorfeld der Frauen-Weltmeisterschaft 2011zu bündeln.

Franz Josef Schumann übernimmt als Präsi-dent des Saarländischen Fußballverbandesturnusgemäß die Funktion des Vizepräsidentendes FRV Südwest.

Für ihren jahrzehntelangen herausragendenEinsatz im Landes- und Regionalverband wurdeGünter Linn (Altendiez) und Günter Müller(Elversberg) die Ehrenmitgliedschaft verlie-hen.

Heiner Bost

Württemberg:„Togo lebt in Wangenweiter“

Der Fußball lieferte den Grundfür diesen Brückenschlag vomAllgäu in den Nordwesten des

afrikanischen Landes – und zwar in Persondes Wangeners Hermann Selbherr. Seineguten Kontakte als damaliges Vorstands-mitglied und Afrika-Beauftragter des Deut-schen Fußball-Bundes führten dazu, dassdie Nationalmannschaft von Togo bei derFußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutsch-land ihr Quartier in Wangen bezog.

Selbherr: „Der sechswöchige Aufenthaltwurde zu einem nachhaltigen Erlebnis. DieIdentifikation der Wangener Bevölkerungmit ihren Gästen aus Togo war so groß, dass

die im Stadtzentrum veranstaltete „afrikanische Nacht“ vor der Abreise derTogolesen zu einem Festival des Anti-Rassismus mit über 10.000 Teilnehmernwurde.“ Diese Ereignisse wirkten nach,betont das heutige DFB-Ehrenmitglied:„Togo lebt in Wangen weiter.“ Inzwischenhaben vier Togolesen einen Ausbildungs-platz als Restaurant-Fachfrau, Kranken -schwester und Mechatroniker in Wangengefunden, von denen einer den FC Wangenin der Landesliga verstärkt.

Bei drei Vorbereitungsspielen der Nati -onalmannschaft von Togo kamen damals50.000 Euro zusammen, die für den Baueines Sportplatzes beim Berufsschul-Zent -rum von Bassar im Nordwesten Togos ver-wendet wurden. Die „Togohilfe Wangen –Bildung als Chance“ hat sich die Unter-stützung dieses Ausbildungs-Zentrums alsSportbetonte Schule zum Ziel gesetzt. InKürze wird ein Großcontainer mit Sportar-tikeln, Lehr- und Lernmitteln, Computernund anderen Geräten nach Afrika geschickt,unter anderem auch eine Photovoltaik-Anlage im Wert von rund 20.000 Euro vonder AZUR Solar GmbH. Die PV-Anlage aufden Dächern des Schul-Zentrums wird ausder in Afrika reichlich vorhandenen Son-nenenergie elektrischen Strom für dieSchule produzieren.

Ludwig Achenbach

Dr. Hans-Dieter Drewitz (Zweiter von rechts) mit den Präsidenten-Kollegen Walter Desch,Georg Adolf Schnarr und Franz Josef Schumann (von links).

Hermann Selbherr, Ehrenmitglied des DFB,engagiert sich seit Jahren für Togo.

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Bund Deutscher Fußball-Lehrer:Vertrauen in dieFührungsspitze

Im Rahmen des Internati -onalen Trainer-Kongresses inPforzheim, der unter dem

Motto „Möglichkeiten und Grenzen der Persön -lichkeits-Entwicklung im Fußball“ stand, wurdein der Hauptversammlung des Bundes Deut-scher Fuß ball-Lehrer (BDFL) Präsident HorstZingraf erneut für weitere drei Jahre gewählt.Ebenso der 1. Vizepräsident Lutz Hangartner(Fortbildung), Vizepräsident Felix Magath undsein Stellvertreter Ralf Rangnick für die Bun-desliga sowie Schatzmeister Jürgen Pforr.

Als weitere Präsidiumsmitglieder behaltenDFB-Sportdirektor Matthias Sammer und derLeiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung desDeutschen Fußball-Bundes, Frank Wormuth,ihre Funktionen. Bestätigt wurden auch Thomas Schaaf und Jürgen Klopp als Vertre-ter der Bundesliga sowie Benno Möhlmann und Rudi Bommer für die 2. Bundesliga. Die Ver bandstrainer vertritt wiederum HelmutHorsch im Bundesvorstand.

DFB-General sekretär Wolfgang Niersbachbetonte in seinem Grußwort „das hervorra-gende Verhältnis zwischen dem DeutschenFußball-Bund und dem Bund Deutscher Fuß-ball-Lehrer“.

Der Präsident der europäischen Trainer-Ver-einigung, Dr. Jozef Venglos, stellte in seinerRede die Vorreiterrolle des BDFL als Grün-dungsmitglied des europäischen Trainer-Ver-bandes heraus.

Der langjährige BDFL-Präsident und heutigeEhrenpräsident Klaus Röllgen würdigte alsLaudator die großen Verdienste der ehema-ligen DFB-Sportlehrer Karl-Heinz Heddergott,Gero Bisanz und Erich Rutemöller, die ebensowie Heinz Werner zu Ehrenmitgliedern desVerbandes ernannt wurden.

DFB-Sportdirektor Matthias Sammer rekla-mierte im weiteren Verlauf des Kongressesmit Nachdruck die Anforderungen des Deut-schen Fußball-Bundes an die Junioren-Nati -onalspieler, während der erfolgreiche Jun i -oren-Trainer des DFB, Horst Hrubesch, überdie Erfolge bei der U 19- und U 21-Europa -meisterschaft berichtete.

Horst Hülß

Hamburg:Dirk Fischerwiedergewählt

Beim Verbandstag des Ham-burger Fußball-Verbandes (HFV)in Jenfeld ist Dirk Fischer ein-

stimmig für vier Jahre als Präsident wieder-gewählt worden.

Neu in das HFV-Präsidium kam als Beisitzerder ehemalige Staatsrat für Sport, AndreasErnst. Wiedergewählt wurden der Vorsitzendedes Spielausschusses, Joachim Dipner, derVorsitzende des Ausschusses für Sportanla-gen, Uwe Herzberg, und der Vorsitzende desSportgerichts, Christian Koops. Bestätigtwurden der Vorsitzende des Jugendaus-schusses, Christian Pothe, und die Vorsitzendedes Ausschusses für Frauen- und Mädchen-fußball, Hannelore Ratzeburg.

In seiner Antrittsrede bedankte sich Fischerbesonders für das große Engagement der vie-len Ehrenamtlichen in den Vereinen, die sowohlsozial als auch integrativ erhebliche Dienstefür die Gesellschaft leisten.

Der Präsident des Norddeutschen Fußball-Ver-bandes (NFV), Eugen Gehlenborg, hob als Zielhervor, „dass wir im Norden gegenüber demDFB mit einer Stimme sprechen“.

Carsten Byernetzki

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BDFL-Präsident Horst Zingraf (links) gratulierte Karl-Heinz Heddergott zur Ernennung zumEhrenmitglied.

Dirk Fischer wurde als HFV-Präsident einstimmig wiedergewählt.

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118 | DFB-Journal 3/2009

Heute hat er so viel Zeit. Seit einemJahr ist Karl-Heinz Josten Rentner.Früher war er Bilanzbuchhalter. UndGründlichkeit ist ihm selbstver-

ständlich bei seiner Arbeit im Verein. Dochdazu später. Während seiner Berufstätigkeitwaren es etliche Stunden weniger pro Woche.Aber schon damals gab es für ihn nach derArbeit kein Halten mehr: Feierabend und nichtswie hin zu den Kindern und Jugendlichen, fürdie er da sein wollte.

Dank Karl-Heinz Josten, dem Ungewöhnlichen,ist auch sein FC St. Hubert ungewöhnlich. Daszeigt sich schon daran, dass dieser Provinz-verein aus nur 15 erwachsenen Mitgliedern -„alle so angestochen wie ich“ –, aber 120 Jun-gen und Mädchen besteht, dass er neun Juni-oren-Teams, jedoch keine Senioren-Mann-schaft unterhält. Das war anfangs, nach derGründung vor 19 Jahren, anders. Aber der Seni-orenfußball schlief einfach ein, übrig bliebendie Kids. Und sie sind längst das Kapital desVereins.

„Seit wir keine Senioren mehr haben, gehtes uns richtig gut.“ Dieses Josten-Zitat sitzt.Auf das erstaunte Warum folgt die grund -ehrliche Antwort: „Weil bei den Senioren dochnur noch die Hand aufgehalten wird.“ DerMann, wie seine 14 Mitstreiter sowohl Trai-ner als auch Betreuer, will nicht provozie-ren; er weiß, wovon er redet. Bevor er denFC St. Hubert in die kleine niederrheinischeWelt setzte, stand er schon als langjährigerLeiter der Jugendabteilung beim Nachbar-verein in der Verantwortung. Und erlebte mit,wie es – damals schon – zuging in den unte-ren Amateurgefilden. Besser ist das seithernicht geworden. „Ich wundere mich nur, wiebis in die kleinsten Vereine gewirtschaftetwird. Dass die Vorstände das fast überall somitmachen …“

Karl-Heinz Josten hat, ganz im Sinne einesDFB-Slogans aus der Zeit des damaligen Prä-sidenten Egidius Braun, dass Fußball mehr

Häufig sind es die kleinen Vereine, in denen Großes geleistet wird. Ein Vorzeigebeispiel dafür

ist der FC Sankt Hubert. Hier lamentiert niemand über leere Klubkassen und ständige Nach-

wuchssorgen. Erfindungsgeist und Enthusiasmus – so einfach klingt die sportliche Erfolgsfor-

mel in dem 7.000 Einwohner zählenden Örtchen am Niederrhein. Und mit Karl-Heinz Josten hat

der Verein einen Vorsitzenden, der dieses Motto vorlebt. „Bis zu 70 Stunden pro Woche kom-

men schon zusammen“, sagt der 66-Jährige. Hans Günter Martin, ehemaliger Sportchef der

„Rheinischen Post“, stellt einen ehrenamtlichen Profi und seine unkonventionelle Arbeit vor.

Karl-Heinz Josten beweist, „dass Fußball weit mehr als ein 1:0 ist“.

Fußball-Köpfe: Karl-Heinz Josten ist mit Erfindungsgeist und Engagement erfolgreich

Ehrenamtlicher Profi

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Kids der Kita „Unter den Weiden“ beim Fußballfest für „Steppkes“ aus Kindergärten der Krefelder Region.

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zu sein habe als ein 1:0, im Juniorenbereichden Dienst an der guten Sache entdeckt, ent-faltet und auf seine Weise bis zur Perfektionfortentwickelt. Die Grundlage seiner Idee war1986 mit der Freigabe der Trikotwerbung auchfür Jugendmannschaften gelegt. „Da standfür mich fest, dass unsere Jungen und Mädchennicht für die Tankstelle am Ortsende oder fürdie Kneipe drüben rechts werben sollten.“Ihm lag soziales Engagement am Herzen.

Josten knüpfte Kontakt zu UNICEF, dem Kin-derhilfswerk der Vereinten Nationen, underreichte, dass die Organisation ihm die Tri-kotwerbung erlaubte. Aber wie aller Anfangwar auch dieser schwer. Die neuen Trikotsätzemit dem Aufdruck des Kinderhilfswerkskosteten 25.000 Mark. Woher sollten diesekommen? Ein Sponsor war immerhin bereit,5.000 Mark beizusteuern, für eine Trikot-werbung, die ihn gar nicht betraf. „Die rest-lichen 20.000 Mark habe ich dem Verein alsVorschuss gegeben. Eine andere Möglichkeitgab es nicht.“ Josten musste sich seinen Vor-schuss über die Jahre aus Spenden des Spon-sors zurückzahlen lassen.

Doch es war ein geglücktes Investment: Zuge-winn statt Geldverbrennung. Die Kontakte zur

deutschen UNICEF-Zentrale in Köln wurdenrasch intensiver, Medien griffen die unge-wöhnliche Partnerschaft auf, stellten das löb-liche Beispiel auf die große Bühne und för-derten damit die Popularität der Initiative ausdem kleinen St. Hubert, wo Josten stolz betont:„Außer uns betreibt in Europa nur noch derFC Barcelona Trikotwerbung zugunsten vonUNICEF.“ Seit 1997 dürfen sich die Kids desVereins Botschafter für UNICEF nennen. In -zwischen heißen sie überall nur die UNICEF-Kicker. Etwa zeitgleich mit der Unterstützungdes UN-Kinderhilfswerks begann in St. Hubertauch ein weiteres bemerkenswertes Enga-gement – zugunsten der Deutschen Kinder-Krebshilfe.

Heute, nach mehr als 20 Jahren, sind die Sum-men unter dem Strich eindrucksvoll. Jostenrechnet vor: „An UNICEF haben wir bisher101.906 Euro überwiesen, an die Kinder-Krebs -hilfe 62.777 Euro.“ Die exakten Summen ver-raten nicht nur den früheren Bilanzbuchhal-ter. Sie belegen auch die Gründlichkeit undKonsequenz für die gute Sache. Und Tag fürTag geben sich Josten und seine Mitstreiterrastlos der weiteren Ausgestaltung des ein-geschlagenen Weges hin, planen, kontaktie-ren, verhandeln, verwirklichen. „Wenn man

das Elend vieler Kinder auf der Welt sieht odereinmal in einer Kinderkrebsklinik war, machtjede noch so kleine Hilfe doch Sinn.“

Zur Ursprungs-Veranstaltung, dem Bundes-liga-Junior-Cup in der Krefelder Glockenspitz-Halle, der in diesem Jahr bereits zum 25. Maldurchgeführt werden wird und Josten hilft,gute Kontakte zu Trainern und Akteuren desSpitzenfußballs zu pflegen, kommt das YoungMasters, ein jährliches Turnier der Grund-schulen aus der Umgebung, an dem kürzlichwieder 1.400 Kids in 80 Schulteams teilnah-men. Außerdem der Bambini-Treff zugunstenkrebskranker Kinder, ein Fußballfest für„Steppkes“ aus Kindergärten der Region. Sol-che Turniere helfen zusammen mit den Gel-dern einer Handvoll treuer Sponsoren undkleineren, immer wieder neu entwickeltenAktionen, Gewinne zu erwirtschaften, kleinere,größere.

Karl-Heinz Josten beherrscht mittlerweile dieKlaviatur des sozialen Engagements perfekt.Er weiß, wie und wo er anzusetzen hat, wasmachbar ist, Erfolg verspricht. Mehr als 40 Jahre Erfahrung wiegen schwer. Gut ver-netzt ist er längst, selbst den Bundesliga-Trai-nern und –Stars kein Unbekannter. Aber es

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Der FC St. Hubert unterstützt bei seinen Turnieren zahlreiche Aktionen.

gehört auch Originalität im Denken dazu. „Unsgehen die Ideen nie aus.“ Seine Turniere sinddenn auch wie bunte Bazare des sozialen Miteinanders, der Hilfsbereitschaft, des Engagements für die Jugend. Transparente wie „Kinder stark machen für ein Leben ohneSucht und Drogen“, „Fußball zeigt soziale Ver -antwortung“, „Rauchfrei für unsere Kinder“oder „Respekt – Kampagne in NRW für mehrToleranz“ sind dabei Blickfänge, die kein Weg-sehen dulden.

Schon in seinen jungen Jahren hat Jostenerfahren, was er nun praktiziert: „In mei-nem Elternhaus wurde immer an den Nächs ten gedacht.“ Heute ist ihm eine wei-tere Komponente wichtig: „In unserem Ver-ein achten wir auf Werte. Pünktlichkeit, Ord-nung, Disziplin – das sind unverzichtbareGrundlagen.“ Die Kids in seinem FC St. Hubertlernen nicht nur, was es heißt, in der Not zuhelfen. Sie sollen auch ein gutes Stückzukunftsfest in einer Gesellschaft werden,die elementare Erziehungsgrundsätze mitunter vernachlässigt. „Dabei spielen wirauch sehr gern Fußball und gewinnen amliebsten. Aber wir wissen, dass es Wichti-geres gibt.“

Die ihm Anvertrauten sind mit Eifer bei der Sache. Manchmal auch mit Stolz, wennKarl-Heinz Josten sie nämlich wieder einmal

– dank UNICEF – zu einer Busfahrt einlädt,weil in Berlin oder Frankfurt/Main eine Wer-beaktion stattfinden soll. Oder irgendwo einTreff mit Lukas Podolski oder Felix Magathlockt. Oder eine Ehrung, eine Preisverleihungwartet.

Immer noch hat der FC St. Hubert eine Allein-stellung unter den DFB-Vereinen. „Es gab“,sagt Josten, „in den vergangenen Jahren vieleAnfragen: Wie macht ihr das? Könnt ihr Tippsgeben? Das haben wir getan und tun es immer

wieder. Aber es bleibt bei Ansätzen. Am Endeist wohl die Arbeit zu viel.“ In der Tat: DasGeheimnis des Erfolgs in St. Hubert heißt Bie-nenfleiß und Beharrlichkeit. Josten ist so etwaswie ein professioneller Ehrenamtlicher. Oderein ehrenamtlicher Profi: „Mit links, das kön-nen wir betonen, lässt es sich nicht stem-men. Aber es ist merkwürdig – in unseren Ver-einen gibt es so viele, die in ihrem BerufVerantwortung tragen und erfolgreich sind.Warum führen diese Leute ihr Ehrenamt nichtähnlich?“

Besuch bei Eva Luise Köhler, der Frau des Bundespräsidenten und Schirmherrin von UNICEF Deutschland.

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Impressum:DFB-Journal – 21. Jahrgang – Ausgabe 3/2009

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund (DFB)Otto-Fleck-Schneise 660528 Frankfurt/MainTelefon 069/6788-0www.dfb.de

Verantwortlich für den Inhalt: Ralf Köttker

Koordination/Konzeption: Thomas Dohren

Lektorat: Klaus Koltzenburg

Mitarbeiter in dieser Ausgabe:

Stephan Brause, Maximilian Geis, Thomas

Hackbarth, Michael Herz, Michael Horeni,

Christof Kneer, Sascha Leichner, Giovanni

di Lorenzo, Andreas Lorenz, Hans Günter

Martin, Jörg Marwedel, Christian Müller,

Udo Muras, Thomas Niklaus, Hartmut

Scherzer, Annette Seitz, Wolfgang Staab,

Wolfgang Tobien, Oliver Trust, Lars Wallrodt

Bildernachweis:

Baumann, Bongarts/Getty Images, Deutsche

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Zwischen Township und Tribüne: Die erste Weltmeisterschaft in Afrika rückt immer näher. Im Hintergrund das WM-Stadion in Rustenburg.

DFB-Journal 4/2009 Südafrika 2010. Die erste Fußball-Welt -meisterschaft auf dem afrikanischen Kon -

tinent rückt immer näher. Seit August 2007wird weltweit in den einzelnen Gruppen umdie Turniertickets gekämpft, ab ges chlos senist die globale Qualifikationsrunde am 18. No -vem ber 2009. An diesem Tag steht definitivfest, welche 31 Nationen neben Gast geber Süd-afrika an der WM 2010 teilnehmen werden.

Nur drei Wochen später – am 4. De zember –findet in Kapstadt die Auslosung der 19. WM-Endrunde statt. Wer trifft auf wen? Für wel-che Teams wird es besonders schwer? Undwas erwartet die Mannschaften vor Ort? Dienächste Ausgabe des DFB-Journals, die Mitte

Dezember erscheinen wird, liefert alleZahlen, Fakten und Hintergründe zur Aus losung. Und sie gibt Einblicke indas Gastgeberland der WM.

Aber nicht nur bei den Männern drehtsich alles um das nächste große Turnier. Auf dem Weg zur FIFA Frauen-WM 2011 will die deutsche Frauen-Nati -onalmannschaft am 29. Ok tober 2009Werbung für das High light im eige-

nen Land machen. Gegner des amtierendenWelt- und Europameisters ist in Augsburg Olym-piasieger USA. Das DFB-Journal berichtet aus-führlich über dieses Top-Ereignis.

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