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JULI 2012 London, wir kommen Mit einem überraschenden sechsten Platz bei der Weltmeisterschaft im letzten Jahr sicherten sich die deutschen Rhythmischen Sportgymnastinnen das Ticket für die Olympischen Spiele und hoffen auch dort auf ein gutes Abschneiden. Sie haben sich intensiv auf das Highlight ihrer Karriere vorbereitet und auch viele Trainingsstunden im Bundesleistungszentrum Kienbaum absolviert. (Siehe Seite 19) 30. Ausgabe JOU RNAL

JOURNAL · Ein weiteres, lange Zeit schwe- ... London und die Spiele im Wandel der Zeiten ... Beginn der Olympischen Spiele. Mit

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JULI 2012

London, wir kommenMit einem überraschenden sechsten Platz bei der Weltmeisterschaft im letzten Jahrsicherten sich die deutschen Rhythmischen Sportgymnastinnen das Ticket für dieOlympischen Spiele und hoffen auch dort auf ein gutes Abschneiden. Sie haben sichintensiv auf das Highlight ihrer Karriere vorbereitet und auch viele Trainingsstundenim Bundesleistungszentrum Kienbaum absolviert. (Siehe Seite 19)

30. Ausgabe

J O U R N A L

2 KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Von Dr. Hans-Georg Moldenhauer,Vorsitzender des Trägervereins

Bundesleistungszentrum Kienbaum

Welch großer Wertschätzung sichdas Bundesleistungszentrum Kien-baum, von vielen als die absoluteNummer eins in Deutschland be -zeichnet, nach wie vor erfreut, gehtschon daraus hervor, dass der Bun-desinnenminister Dr. Hans-PeterFriedrich am 5. Juli die Anlage amLiebenberger See besucht.

Und das aus einem guten Anlass,denn an diesem Tag findet im Rah-men unseres schon zur Tradition ge-wordenen Sommerfestes eineVerabschiedung all jener Olympia-Teilnehmer statt, die sich hier indieser märkischen Idylle teilweisewochenlang vorbereiteten, mit demeindeutigen Ziel, möglichst erfolg-reich in London abzuschneiden.

Egal ob nun Kanuten, Turner,Leichtathleten, Judokas, Bogen-schützen, Gewichtheber oder Be-hindertensportler, ihnen allenhaben wir versucht, die besten Vor-aussetzungen für das Gelingen ihresgroßen Vorhabens zu schaffen. Vonjeher gilt bei uns vom Geschäfts-führer bis zum Handwerker die Ma-xime, nicht nur hervorragendeSportstätten und Unterkünfte zubieten, für eine reichhaltige, ge-sunde Ernährung zu sorgen, son-dern ein Umfeld zu ermöglichen,wo man sich wohlfühlen und nachdem harten Training auch einmaldie Seele baumeln lassen kann.

Die Sturm- und Drangperiode inpunkto Neubauten ist vorbei. Dochdas hindert den Trägerverein nichtdaran, sich für eine Fortentwicklung

und Optimierung der Anlagen starkzu machen. Stillstand bedeutetschließlich Rückschritt. Bei einerder nächsten Maßnahmen wird esum die Erweiterung des Wurfhausesinklusive eines dynamometrischenMessplatzes gehen, außerdem istangedacht und deshalb noch in derPlanungsphase die Errichtung einerweiteren Turn- und Leichtathletik-

halle. In jedem Fall geschieht dasin Absprache mit den jeweiligenSportdirektoren, Trainern und Ath-leten.

Ebenfalls mit dem IAT in Leipzig,jener sportwissenschaftlichen In -stitution, die bei unserer jüngs tenMitgliederversammlung Ende Maieinstimmig in unseren Trägervereinaufgenommen wurde, was nicht nurzu einer Ergänzung, sondern wich-tigen Bereicherung der Möglichkei-ten führen dürfte. Dass wir uns aufdie Zusammenarbeit mit dem LeiterProf. Dr. Arndt Pfützner freuen, istwohl selbstverständlich.

Auch im BLZ-Vorstand taucht einneuer Name auf. Anstelle der bishe-rigen Stellvertretenden Vorsitzen-den Dr. Sandra Ückert, der ich

herzlich für die ausgezeichneteMitarbeit danke, wird künftig OlavSpahl die Interessen des DeutschenOlympischen Sportbundes wahrneh-men. Auch ihm wünschen wir allesGute.

Rückblickend betrachtet war esein sehr erfolgreiches und zugleicheinschneidendes Jahr, das unsstolz macht. Nicht nur was das guteAbschneiden der Athleten und Ath-letinnen bei diversen Welt- und Eu-ropameisterschaften anbelangt. DieIntegration der Bundespolizei, dieim letzten Herbst, nicht zuletzt aufausdrücklichen Wunsch der Aktiveneinen Stand ortwechsel vom ehema-ligen Leis tungs sportzentrum Cott-bus nach Kienbaum vornahm, istvoll und ganz gelungen.

Vor allem jedoch unproblema-tisch und reibungslos, weil sich dieInteressenslage einfach anbot.Unser Dank gilt Herrn Maron, derdie entscheidenden Weichen für dasProjekt gestellt hatte.

Ein weiteres, lange Zeit schwe-bendes Problem konnte gleichfallszu unser Zufriedenheit gelöst wer-den. Die Bundesanstalt für Immo-bilienaufgaben, kurz BIMA ge- nannt, ist zwar ab 1. Januar offi-zieller Eigentümer des KienbaumerAreals, aber die Hoheit und damitfachliche Kompetenz bleibt weiterbeim Trägerverein, dem DOSB undBMI. Was Planungssicherheit undselbständige Entscheidungsmög-lichkeiten nach sich zieht.

Zu den erfreulichen Dingen zähltweiterhin, dass unser Schatzmeis -ter, der Canadier-Olympiasieger An-dreas Dittmer, nicht nur einen

ausgeglichen Haushalt für dasletzte Jahr vorlegen konnte, son-dern auch vermeldete, dass sich dieAuslastung des Bundesleis tung s -zen trums positiv entwickelt undmit 59 000 Übernachtungen einenneuen, bisher noch nie da gewese-nen Rekord erreicht habe.

Zwei Drittel gehen dabei auf dasKonto der A-, B- und C-Kader, dennder Hochleistungssport genießt beiuns absolute Priorität. Wenn je-doch zu bestimmten Zeiten nochKapazitäten vorhanden waren,konnten diese von Breiten- undFreizeitsportlern genutzt werden,wovon auch reichlich Gebrauch ge-macht wurde.

Zum Schluss meiner Kolumnemöchte ich noch auf eine interes-sante Neuheit (Siehe auch Seite22) hinweisen. Künftig werden wireinmal im Jahr den KienbaumSport Award verleihen. Nicht einesportliche Höchstleistung soll ge -würdigt werden, sondern eine Vor-bildfunktion, die von einemKadersportler, einem Trainer odereiner Gruppe an den Tag gelegtwird. Wobei Kriterien wie Respekt,Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Mut,Ehrlichkeit, Bescheidenheit undSelbstbe herrschung eine Rolle spie-len.

Vorschläge, die durch Mitarbeiteraus dem Bereich des Bundesleis -tungszentrums beziehungsweisevom Vorstand zur Nomi nierungeingereicht werden, finden ihrenNiederschlag bei einer kompetentzusammengesetzten Jury, die nachbesten Wissen und Gewissen danneine Entscheidung über die Aus-zeichnung fällt.

EditorialKienbaum vergibt künftig einen Sport Award

Dr. Hans-Georg Moldenhauer

Kienbaum vergibt Sport Award Seite 2London und die Olympischen Spiele Seite 3Erstrebenswerter fünfter Platz Seiten 4/5Der Olympische Zeitplan Seite 7Kurschilgens Zuversicht Seite 8

Ein Stück Kuchen für jeden Meter Seite 9Traumbesetzung im Teamsprint Seite 10Das komplette London-Aufgebot Seiten11-14Wieder mit Ole Bischof Seite 15Sieben Medaillen als Ziel Seite 16

Geglückte Volleyball-Qualifikation Seite 17Große Erwartungen der Turner Seite 18Etwas Schokolade schadet nicht Seite 19Die Queen kommt zu Paralympics Seite 21Kienbaum - die erste Adresse Seite 22Verena Bentele war begeistert Seite 23

INHALT

3KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Großbritanniens Metropole erlebt zum dritten Mal olympisches Fluidum

London - das sind der berühmteBig Ben, der Buckingham Palace, dieWestminster Abbey, die Tower Bridge,aber auch der Hyde Park, ein weitverzweigtes U-Bahnnetz, Wimbledonund Wembley.

Doch die Metropole Großbritan-niens kann noch mit viel mehr auf-warten. Die Stadt mit rund achtMillionen Einwohnern bildet einenSchmelztigel der Kulturen, gilt alsZentrum der Banken, der Börse, Ge-schäftswelt und natürlich der politi-schen Macht.

Die Stadt an der Themse mit ihrenMuseen, Theatern und unzähligenBaudenkmälern ist nach wie vor einattraktiver Anziehungspunkt für dieTouristen aus aller Welt, was auchmit dem feudalen Sitz der Queen zutun hat, dem dienstältesten Staats-oberhaupt der Erde.

Aber London kann auch für sichin Anspruch nehmen, sportlich etwasganz Besonderes zu sein, ob es sichnun um das Pokalfinale im Fußballhandelt, um Wimbledon mit seineminzwischen überdachten CenterCourt, einst von Boris Becker als seinWohnzimmer bezeichnet, oder dietraditionelle Ruderregatta zwischenden Universitäts-Achtern von Oxfordund Cambridge.

Und was hat die Stadt sonst nochvorzuweisen? An ihrer Peripherie,draußen in Greenwich, verläuft dersogenannte Nullmeridian, der geogra-phische Ausgangspunkt der Längen-grade und Fixpunkt der Zeitzonen.Klimatisch handelt es sich um einegemäßigte Zone, wo es im Sommernie richtig heiß und im Winter nichtrichtig kalt wird. Längst herrscht auchnicht mehr der in vielen Krimis ge-schilderte dichte Londoner Nebel, seitdie Industrie nach und nach ihrenRückzug angetreten hat.

Seit ein paar Jahren hat die Stadtauch ein Dorf hinzubekommen, einOlympisches, das allen 10 000 Ath-leten der Spiele, ihren Trainern, Be-treuern sowie den Funktionären einegroßartige Unterkunft bietet und von

den Sportlern aus aller Welt als will-kommene Begegnungsstätte ge-schätzt wird.

Ursprünglich wohnten hier die we-niger Begüterten, die kinderreichenFamilien. Armut, Arbeitslosigkeit undKriminalität machten sich in derHafen- und Industriegegend des Lon-doner Stadtteils Eastend breit. Dochinzwischen sind hier moderne Wohn-

anlagen und Parks entstanden, diespäter einmal ein reizvolles Am-biente für die Bevölkerung sein dürf-ten.

Keine andere Stadt kann daraufverweisen, dreimal Schauplatz dermodernen Olympischen Spiele gewe-sen zu sein: 1908 - 1948 - 2012.

Heutzutage unvorstellbar, aber da-mals Realität. Vor nunmehr 104 Jah-ren handelte sich um einviergeteiltes großes Sportfest:

Die Frühjahrsspiele (27. April -21. Juni) mit Hallentennis, Polo und

Rackets, einer Sportart,die heutzu-tage nicht mehr auf dem olympi-schen Programm steht.

Die Sommerspiele (6. - 25. Juli)als Kernstück mit so klassischenSportarten wie Leichtathletik,Schwimmen, Radfahren, Turnen, Rin-gen und auch Tauziehen.

Die Nautischen Spiele (27. Juli -

29. August) mit Rudern, Segeln undMotorbootrennen.

Die Winterspiele (19. - 31. Ok-tober) mit dem Boxen, Fußball, Hok-key, Lacrosse, Rugby und sogarEiskunstlaufen.

Insgesamt nahmen 22 Nationenmit 2035 Startern, darunter 43 (!)Frauen, an insgesamt 109 Wettbe-werben teil, die sich auf 21 Sportar-ten verteilten. Deutschland war auchdabei.

Vor 54 Jahren, als es sich um dieersten Spiele nach dem Ende des 2.

Weltkrieges handelte, waren be reits59 Nationen dabei, aber nicht dasvom IOC ausgeschlossene Deutsch-land und Japan. Die Spiele dauertenvom 29. Juli bis 14. August. Insge-samt kämpften 4104 Männer und390 Frauen in 136 Disziplinen und 17Sportarten um die Medaillen. Die erfolgreichste Athletin war die nie-derländische Sprinterin Fanny Blan-kers-Koen mit vier Goldmedaillenüber 100 m, 200 m, 80 m Hürden-sprint und mit der 4 x 100 m Staffel,während Emil Zatopek aus der Tsche-choslowakei seine große Lang -strecken-Karriere startete. Erstmalsbrachte das Fernsehen die Wett-kämpfe in die Wohnstuben.

In diesem Jahr wollen rund 10 500Athleten und Athletinnen aus 204Ländern antreten. Dabei geht es um302 Disziplinen in 26 Sportarten.Erstmals dabei ist das Frauenboxen.

London und die Spieleim Wandel der Zeiten

So kommentierten die Briten2005 ihren Wahl-Sieg:Tony Blair, Großbritanniens

Premierminister : „Dies ist ein be-deutsamer Tag für die Stadt Lon-don. In meinem Job passiert esnicht allzu oft, dass man dieFaust ballt, einen Luftsprungmacht und der nächstbesten Per-son um den Hals fällt.“Ken Livingston, Londons Bür-

germeister: „Wir versprechenOlym pische Spiele, die die Weltnicht vergessen wird.“Sebastian Coe, Londons Bewer-

bungschef: „Wir sind einen lan-gen Weg gegangen und habenden größten Preis im Sport ge-wonnen. Wir setzen unsere Reisemit der gleichen Leidenschaftfort.“

Jubel über gelungeneOlympiawahl

Symbol von London - stets eine Attraktion für Touristen und auch in dennächsten Wochen für die Teilnehmer an den Olympischen Spielen

4 KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Dr. Vesper: Der fünfte Platz ein erstr Interview mit dem Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft üb

Noch sind es einige Tage bis zumBeginn der Olympischen Spiele. Mitwelchen Erwartungen fahren Sie alsChef de Mission nach London?

Dr. Michael Vesper: „Wir erwartenstimmungsvolle Spiele, bei denen dieAthletinnen und Athleten vom Publi-kum grandios gefeiert werden. Das In-teresse an den Tickets für die Spielewar nie größer als in London. Die 8,8Millionen Eintrittskarten sind fast alleausverkauft. Allein für den 100-m-Endlauf gab es für 40 000 Tickets übereine Million Anfragen. Daran sehenSie die Begeisterung der Fans für dieOlympischen Spiele. Diese Stimmungwird die Sportler beflügeln. Schon derFackellauf übertrifft alle Erwartungen.Von daher sind beste Rahmenbedin-gungen garantiert. Auf der sportlichenSeite erwarten wir den härtesten Kon-kurrenzkampf, den es jemals beiOlympischen Spielen gegeben hat.Ich gehe davon aus, dass mehr LänderMedaillen gewinnen werden als in Pe-king. Damals waren es schon 86.“

Der Anspruch des DOSB ist es, zuden führenden Nationen der Welt zuzählen. Wie beurteilen Sie im Vorfelddie Situation?

Vesper: „Wir wollen eine sympa-thische und erfolgreiche Olympia-mannschaft. Unser Ziel ist es,erneut zur Weltspitze zu gehören,und natürlich möchten wir gernden fünften Platz von Peking er-folgreich verteidigen. Auch wenndas sehr schwer wird. Am Endekönnen ein oder zwei Goldmedail-len mehr oder weniger gleich drei,vier Plätze im Medaillenspiegelausmachen. Es erwartet uns einharter Kampf. Wir sind überzeugt,dass die Mitglieder der DeutschenOlympiamannschaft unter den be-stehenden Rahmenbedingungenbestens vorbereitet sind, um indiesem Wettstreit bestehen zu kön-nen. Aber, und das ist mir wichtigzu sagen: Wir wollen bei allemStreben nach Erfolg nur sauber

errungene Siege, denn nur diehaben einen Wert.“

Wurden alle Voraussetzungen so-wohl wissenschaftlicher, medizinischerund finanzieller Art geschaffen, umein erfolgreiches Abschneiden zu ge-währleisten?

Vesper: „Unter den gegebenenVoraussetzungen haben die Athleten,Trainer, Vereine, Verbände und dieunterstützenden Institutionen wiedas IAT, das FES, die Olympiastütz-punkte sowie die Bundesleistungs-

zentren ihr Bestmögliches gegeben.Aber man kann sicher immer nochmehr tun, das ist auch klar.“

Noch nie ist nach der Wiederverei-nigung eine so kleine Mannschaft zuOlympischen Spielen gefahren. Wassagen Sie dazu und worin liegen dieUrsachen begründet?

Vesper: „Zunächst einmal bin ichfroh, dass es die Volleyball-Männerauf den letzten Drücker auf faszinie-rende Art und Weise und mit viel Lei-denschaft doch noch geschafft

haben. Neben den beiden Hockey-Teams sind damit drei von zwölfmöglichen Spielsportmannschaftendabei. Trotzdem macht sich zahlen-mäßig die verpasste Qualifikation imBasketball, Fußball, Handball undWasserball bemerkbar. Die Gründedafür sind vielfältig. Wir wollen undwerden für Rio 2016 versuchen, dieseSchwächen abzustellen.“

Natürlich wird immer bei solchenAnlässen die Frage nach den Medail-len gestellt? Wo sehen Sie die größtenChancen?

Vesper: „Da lege ich mich nichtfest. Für uns haben Medaillen dergleichen Farbe auch den gleichenWert, unabhängig davon, in welcherSportart sie errungen worden sind.Wir haben in Peking als einzige Na-tion in allen zwölf Sportartengrup-pen und in 18 der damals 28Sportarten Medaillen gewonnen. Dieszeigt die einzigartige Vielfalt desSports in Deutschland. Und ich hoffe,diese Vielfalt können wir auch dies-mal wieder unter Beweis stellen.“

Hat sich die Lage des Weltsports inden letzten Jahren drastisch verän-dert? Welche Möglichkeiten bringt einHeimvorteil mit sich?

Vesper: „In der Tat wurde interna-tional noch nie so soviel Geld undKnow-how in die Vorbereitung aufOlympia investiert wie aktuell. DerHeimvorteil für die Briten ist natür-lich riesig. Ich wage mal zu progno-stizieren, dass ihr vierter Platz hinterChina, den USA und Russland unge-fährdet ist.“

Andere Länder zahlen horrendePrämien für eine Medaille. Wie siehtdie Anerkennung auf deutscher Seiteaus?

Vesper: „Geld ist sicher ein guterAnreiz, aber bei weitem nicht dereinzige und auch nicht der entschei-dende. Die Sporthilfe wird mit unse-

Chef de Mission Dr. Michael Vesper, der schon einmal mit dem DOSB-Prä-sidenten Dr. Thomas Bach beim Sommerfest in Kienbaum war

Gesellschaft, Politik, Sport: InMichael Vesper treffen sich dieseEbenen. 1952 in Köln geboren, stu-dierte er neben Mathematik auchSoziologie - das Fach, in dem er ab1977 als wissenschaftlicher Mitar-beiter an der Universität Bielefeldtätig war.

1979 gehörte er zu den Grün-dungsmitgliedern Partei die Grü-nen und wurde derenGeschäftsführer. Später Mitgliedmehrerer nordrhein-westfälischerLandesregierungen. Ab dem Jahr2000 wirkte er als Minister fürStädtebau, Wohnen, Kultur - und

Sport. Zudem fungierte er alsStellvertreter der Ministerpräsi-denten Johannes Rau (bis 1998),Wolfgang Clement (bis 2002) undPeer Steinbrück (bis 2005).

Im Oktober 2006 folgte der"Seitenwechsel". Der vierfache Fa-milienvater (drei Söhne, eineTochter) und Hobbykoch mitWohnsitz Köln übernahm die Posi-tion des Generaldirektors imneuen Dachverband des deutschenSports. DOSB-Chef Thomas Bachhatte seine Bestellung vorgeschla-gen, das Präsidium nahm diesenVorschlag einstimmig an.

Der Seitenwechsler

5KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

rebenswertes Ziel ber die Erwartungen in London

Alte, neue und temporäre

Wettkampfstätten

rer finanziellen Unterstützung auchin diesem Jahr wieder Prämien fürdie erfolgreichsten Athletinnen undAthleten zahlen. Die Leistungssport-förderung kann und darf jedoch nichtan der Höhe der Prämien bemessenwerden. Unsere Philosophie ist eineandere. Wir wollen den Sportlernbeste Bedingungen bieten, um sichzum Olympia-Teilnehmer zu entwik-keln. Dazu gehören die Eliteschulendes Sports genauso wie Kooperatio-nen mit dem Deutschen Industrie-und Handelskammertag und mit denHochschulen sowie vor allem die Un-terstützung durch die Bundeswehr,die Bundespolizei und den Zoll.“

Ist die Garantie gegeben, dass un-sere Athleten sauber an den Startgehen, was sicherlich bei einigen an-deren Nationen nicht der Fall seinwird?

Vesper: „Wir sollten nicht den Feh-ler machen und mit dem Finger aufandere zeigen. Auch bei uns ist inder Vergangenheit betrogen worden.Ich bin ein Mensch, der gern ver-traut, aber man wird vorsichtig mitder Zeit. Trotzdem bin ich fest davonüberzeugt, dass wir eine saubereMannschaft nach London schicken.Des Dopingproblems werden wir abernie ganz Herr werden, genausowenig wie die Gesellschaft den Be-trug oder die Steuerhinterziehungausrotten kann. Wir als DOSB tunalles, um sauberen Sport zu ermög-lichen. Wir haben auch in London einausgefeiltes Anti-Doping-Manage-ment. Alle unsere Athleten werdenvon der NADA im Vorfeld der Spieleeiner zusätzlichen Dopingkontrolleunterzogen, sind zudem durch dieNADA in der Vergangenheit auf Do -pingvergehen überprüft worden.“

Welche spezielle Aufgabe hat einChef de Mission - und wie sind Sie fürEventualitäten vorbereitet?

Vesper: „Chef de Mission zu sein isteine große Ehre und Freude für mich,

die ich in Peking erstmals erlebendurfte. Der Chef de Mission leitet, ko-ordiniert und organisiert die Mann-schaft mit den Sportlerinnen undSportlern sowie allen Betreuern. Erträgt dafür Sorge, dass möglichst alleWünsche erfüllt werden. Bei über 600Mitgliedern der Delegation wird ei nemdabei nicht langweilig. Auf alle Even-tualitäten ist niemand vorbereitet,aber wir haben die Mission London2012 mit den Kolleginnen und Kolle-gen im DOSB und in den Verbändenakribisch geplant. Jetzt freue ich michdarauf, dass es bald losgeht.“

Kienbaum bildete eine wichtigeSchaltstelle zur Vorbereitung vielerOlympia-Athleten. Wie beurteilen Siedieses Bundesleistungszentrum?

Vesper: „Der Kölner Stadtanzeigerhat neulich geschrieben, Kienbaumsei eine 'Oase des Spitzensports'. An-dere sprechen von einer 'Gold-schmiede'. Beides trifft es wohl ganzgut, meine ich. In der Ruhe und Ab-geschiedenheit des Ortes können un-sere Sportler Kraft tanken, sichoptimal vorbereiten, um dann imStress des Wettkampfes kühlen Kopfzu bewahren.“

Eine persönliche Frage: WelchenSport treiben Sie selbst und auf wel-che Sportart freuen Sie sich am mei-sten in London?

Vesper: „Von Haus aus bin ichTischtennisspieler - und auf TimoBoll und seine Kollegen freue ichmich darum ganz besonders. SelbstSport treiben? Ich laufe, aber zuwenig. Ich kann direkt am Haus desSports in Frankfurt loslaufen undhabe eine wunderbare Runde voneiner halben Stunde quer durch denWald. Leider komme ich zu seltendazu, weil ich ein typischer Morgen-läufer bin, kein Nachmittags- oderAbendläufer. Und in London wirddafür wohl wieder mal zu wenig Zeitbleiben. Also muss ich hinterher wie-der mein Training intensivieren.“

Die Olympischen Spiele 2012,auch offiziell Spiele der XXX.Olympiade genannt, finden vom27. Juli bis 12. August in der Me-tropole Großbritanniens statt. DieEntscheidung darüber erfolgte vornunmehr sieben Jahren, bei derWahl am 6. Juli 2005, im Rahmender 117. Session des Internatio-nalen Olympischen Komitees inSingapur.

Londons Organisationskomitee,angeführt vom ehemaligen Welt-klasseläufer und zweifachenOlympiasieger Sebastian Coe,

setzte sich dabei im Finale knappmit 53:50 Stimmen gegen Parisdurch, das zuvor ebenfalls schonzweimal (1920 und 1924) derAusrichter von Sommerspielenwar. Als weitere Kandidaten hat-ten Madrid, New York und Moskauihren Hut in den Ring geworfen,scheiterten jedoch mit ihrerOlympa-Bewerbung schon in denVorrunden.

Nach 1908 und 1948 ist die bri-tische Hauptstadt bereits zumdritten Mal Gastgeber OlympischerSommerspiele.

Drei große Komplexe gibt es, wodie olympischen Entscheidungenfallen. Die Wettkampfstätten sindeine Kombination aus neu errich-teten und bereits existierendenAnlagen, wobei die Organisatorenbesonderen Wert darauf legten,dass sie nach Olympia auch weitergenutzt werden und dass vorallem auch die Folgekosten mög-lichst gering sind. Deshalb wurdenauch einige temporäre Stadien er-richtet, die nach den Spielen ent-weder abgebrochen oder ananderen Orten wieder aufgebautwerden können.

Olympische Zone (StadtteilStratford):Rund zehn Kilometer vom Stadt-zentrum entfernt, am Unterlaufdes Lea-Flusses. Der 200 Hektargroße Olympiapark beherbergt dasOlympiastadion (Eröffnungs- undSchlussfeier, alle Leichtathletik-Wettkämpfe), das Aquatics Centre(Schwimmen, Wasserspringen),den Velopark (Radsport) sowieAnlagen für Hockey, Hand- undBasketball, Fechten und Fünf-kampf.

Fluss-Zone (im Osten Londons):Vier Wettkampfstätten, beiderseitsder Themse gelegen. Sie sind fürBoxen, Judo, Ringen, Taekwondo,Tischtennis, Gewichtheben, Schie-ßen, Turnen vorgesehen. Reiten fin-det im Greenwich Park statt.

Zentrale Zone (Stadtzentrum undWestteil):Das Wembleystadion (Fußball) undWimbledon (Tennis) sind die be-kanntesten Anlagen. Außerdem fin-den in diesem Bezirk dieStraßenradrennen, der Marathon,das Gehen, Triathlon (Hydepark),Beachvolleyball, Bogenschießen(Cricket Ground) und Freiwasser-schwimmen statt.

Außerhalb von London:Der Dorney Lake bei Windsor ist fürdie Ruder- und Kanuwettkämpfe vor-gesehen, das Segeln findet bei Wey-mouth, der südenglischen Küsten-stadt, die Vorrundenspiele im Fuß-ball werden weit verteilt über das ge-samte Land in Coventry, Glasgow(Hampden Park), Cardiff, Manchester(Old Trafford) und Newcastle ausge-tragen.

London zum Dritten:Knapper Sieg gegen Paris

so wunderbarBerlin, Du bist

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10:50

7KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Das Programm der SpieleEröffnungs- und Abschluss-Zeremonie

Qualifikationswettkämpfe Finalentscheidungen

Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Gesamt

Juli/August 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Eröffnung

Badminton 1 2 2 5

Basketball 1 1 2

Bogenschießen 1 1 1 1 4

Boxen 3 5 5 13

Fechten 1 1 1 1 2 1 1 1 1 10

Feldhockey 1 1 2

Fußball 1 1 2

Geräteturnen 1 1 1 1 3 3 4 14

Gewichtheben 1 2 2 2 2 2 1 1 1 1 15

Handball 1 1 2

Judo 2 2 2 2 2 2 2 14

Kanu 1 1 2 4 4 4 16

Leichtathletik 2 6 6 5 4 4 5 6 8 1 47

Mod. Fünfkampf 1 1 2

Radsport 1 1 2 2 2 1 1 1 3 2 1 1 18

Reiten 2 1 1 1 1 6

RhythmischeSportgymnastik 1 1 2

Ringen 2 3 2 2 2 2 3 2 18

Rudern 3 3 4 4 14

Schießen 2 2 1 1 1 1 2 2 1 2 15

Schwimmen 4 4 4 4 4 4 4 4 1 1 34

Segeln 2 2 2 1 1 1 1 10

Synchron-Schwimmen 1 1 2

Taekwondo 2 2 2 2 8

Tennis 2 3 5

Tischtennis 1 1 1 1 4

Trampolin-turnen 1 1 2

Triathlon 1 1 2

Volleyball: Halle und Beach 1 1 1 1 4

Wasserball 1 1 2

Wasserspringen 1 1 1 1 1 1 1 1 8

Abschluss

8 KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen:

Mit Zuversicht nach LondonAuftakt beziehungsweise Start in

Bochum-Wattenscheid (DeutscheMeisterschaften), Zwischenstation inHelsinki (EM-Titelkämpfe), Landungin London (Olympische Spiele). Sosah der Fahrplan für die Leichtathle-ten in diesem Jahr aus, wobei zweidicht aufeinander folgende Höhe-punkte besondere Überlegungen imVorfeld erforderlich machten. DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen istüberzeugt, dass das auch gut gelun-gen sei und sagt, dass Zuversicht an-gebracht ist.

Frage: Sind unsere Leichtathletenbesser als in den Vorjahren aus denStartlöchern gekommen?Kurschilgen: „Diese Saison stellte

für alle, die Trainer und Athleten mitbislang zwei internationalen Saison-höhepunkten, den Europameister-schaften und Olympischen Spielen,eine bislang neue Situation dar, dennsolch eine Konstellation gab es zuvornoch nie. Das war uns von vornhereinbekannt, zumal die Olympia-Nominie-rung seitens des DOSB auch schon re-lativ frühzeitig stattfinden wird.Deshalb mussten unsere Athletengleich in den ersten Wochen und Mo-naten ein hohes Leistungspotenzialrealisieren, was sie auch mit über-wiegend großartigen Leistungen be-legten, die uns sehr erfreuten. Mehrals 50 Männer und Frauen standen inder europäischen Rangliste unter denTop 12.“

Frage: Und was bedeutete die ge-rade zu Ende gegangene Europamei-sterschaft im Hinblick auf dieOlympischen Spiele?Kurschilgen: „Unser Ziel war es ge-

wesen, mit einem sehr leistungsstar-ken Team nach Helsinki zu fahren,wobei der Vorbereitungsprozess aufLondon nicht unterbrochen, sondernmit eingebettet werden sollte. Insge-samt 94 Männer und Frauen konntensich durch die Erfüllung der EM-Nor-men qualifizieren. Im Kontext derJahresplanungen war es auch seit2009 das erste Mal, dass wir die An-und Abreisen der DLV-Nationalmann-

schaft individuell organisiert haben.Wir legen immer großen Wert darauf,eine Team-bildende Maßnahme vorden internationalen Meisterschafts-höhepunkten durchzuführen, wobeiKienbaum bei den Vorbereitungs maß nahmen eine nicht unwesentlicheRolle spielte.“

Frage: Ist es gut, zwei unmittelbaraufeinander folgende Großereignissein einer Saison zu haben?Kurschilgen: „Ich finde das in Ord-

nung, dass die Europameisterschaf-ten künftig in einem Zweijahres-Rhythmus stattfinden, dies steigertdie öffentliche Wahrnehmung für un-sere Sportart immens. Alle unsereLeis tungsträger, die sich im übrigenauf einem guten Weg befinden, woll-ten dort an den Start gehen. Es han-delte sich dabei um insgesamt 42Disziplinen. Nur das Gehen und der

Marathon standen nicht auf dem Pro-gramm. Erfreulich bleibt zu konsta-tieren, dass sich diesmal auch vielejunge Athleten aus unserem Junior-Eliteteam qualifizieren konnten. Dar-über hinaus wurde bereits im Vorfeldder Meisterschaften der Beweis er -bracht, dass wir nicht nur über starkeWerfer, sondern auch gute Läufer wieArne Gabius (5000 m) und Springerverfügen.“

Frage: Wer hatte Sie denn in denvergangenen Monaten am meisten po-sitiv überrascht?

Kurschilgen: „Natürlich repräsen-tieren unsere Werfer, allen voran Ro-bert Hartung mit seinen beiden70-m-Wettkämpfen, die Hammerwer-ferin Betty Heidler, Christina Ober -gföll oder David Storl die Weltspitze,aber es gab auch noch viele andereAthleten, ohne dass ich jetzt im Ein-zelnen alle Namen aufzählen will, diesich ins Rampenlicht schoben. Aufder europäischen Ebene sind wir alseine der wenigen Nationen in nahezuallen Disziplinen konkurrenzfähig.Wir bieten hier zudem unseren jun-gen Kaderathleten eine Plattform,Erfah-rungen und Wettkampfkompe-tenz auf internationalem Terrain zusammeln.“

Frage: Was erwarten Sie in London,schließlich gibt es Zielvorgaben mitdem DOSB. Die Kanuten sprechen freiund offen von sieben Medaillen.

Kurschilgen: „Ich werde keine Pro-gnose stellen, wenngleich es unserZiel sein muss, einen Platz unter denbesten sechs Nationen in der Weltanzustreben. Medien spekulieren gernmit Medaillen, wir aber nicht, weil wirdas Risiko des Wettbewerbs in einerSportart mit über 200 teilnehmendenNationen und die Wettbewerbsdichtekennen. Bei den Sprintern entschei-den Hundertstelsekunden über denEinzug ins Finale, und dies bei unter-schiedlichsten Windverhältnissen.Und noch ein anderes Beispiel zeigtdie Problematik. Beim Weitsprung

machen gerade einmal fünf Zentime-ter zehn Platzierungen in der Weltbe-stenliste aus. Was nichts anderesbedeutet, als dass neben der Tages-form auch Wind, Bahnverteilungenund andere Rahmenbedingungennicht unerheblich die Leistungen be-einflussen.“

Frage: Welchen Stellenwert hatKienbaum für die Leichtathletik?Kurschilgen: „Vom 2. Juli an fin-

den sich die unterschiedlichsten Dis-ziplingruppen hier zur Vorbereitungzusammen. Das wird sich so bis zumEnde des Monats hinziehen. Vom 28.bis 30. Juli wird das gesamte DLV-Na-tionalteam in Kienbaum sein unddann werden unsere Olympioniken je-weils drei Tage vor dem Wettkampfdirekt nach London fliegen. In dieserTapering-Phase stehen Regeneration,aber auch teambildende Maßnahmenauf dem Programm. Wir wollen unsals selbstbewusste, leistungsstarkeund mental starke Mannschaft prä-sentieren. Mit dieser Teambildunghaben wir sehr gute Erfahrungen ge-macht. Dass sich die Werfer konti-nuierlich in diesem Bundes leistungs-zentrum treffen und hier wie zuHause fühlen, ist ja bekannt. Ein wei-teres wichtiges Asset wird künftigsein, dass es auch ein Messplatz-Sys-tem für Schnellinformationen, Wurf-bereich gibt.“

Frage: Und wie sehen die Pläne fürdie Zukunft aus?Kurschilgen: „Wir wollen in Kien-

baum auch unser Junioren-Eliteteamin einem zweijährigen Rhythmus zu-sammenführen, um zentrale Lehr-gangsmaßnahmen zu veranstalten.Schließlich sollen ja unsere Junioreneinmal in die Fußstapfen der jetztEtablierten treten.“

Gewann in Peking mit Bronze die einzige Olympiamedaille für den DLV,Christina Obergföll, die in diesem Jahr glänzend in die Saison gestartet ist

Sportdirektor Thomas Kurschilgen

9KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Für jeden Meter gab es ein Stück KuchenHarting sah die Deutschen Meisterschaften und die EM nur als Zwischenstation an

Seine sechste Deutsche Meister-schaft in Serie nahm Robert Hartingpraktisch im Vorbeigehen mit. Derbeste Versuch von ihm wurde imWattenscheider Lohrheide-Stadionmit 67,79 m gemessen - und einweiterer landete dicht an der 70-m-Marke, war allerdings leicht übertre-ten, so dass ihn die Kampfrichter fürungültig erklären mussten.

Der 2,01-m-Mann aus Berlin, einKerl wie ein Baum, hatte eigentlichgar nicht vor, so weit zu werfen,denn er befand sich zu diesem Zeit-punktbereits im vollen Aufbautrai-ning auf den Höhepunkt der Saison,die Olympischen Spiele in London.Deshalb bedeuteten für ihn auch dieEuropameisterschaften in Helsinkinur eine Zwischenstation.

Ungläubig erklärte er in Watten-scheid den zuhörenden Journalisten,dass er gerade dabei sei, seine „Formdurch gezieltes Training zu zerstö-ren, wenngleich es auf den erstenBlick auch absurd klingen mag.Wichtig sei in erster Linie, noch ein-mal harte Arbeit zu verrichten, vorallem im Kraftraum.“ Das geschahübrigens wie stets in Kienbaum, woer wöchentlich acht bis neun Einhei-ten absolvierte.

Zum Glück sind seine Schmerzeneinigermaßen erträglich geworden.Ende Oktober musste er an der ent-zündeten Patellasehne operiert wer-den und danach an Krücken gehen.Doch leider wartete Harting nichtgenügend Zeit ab und begann schonnach etwa eineinhalb Wochen mitleichtem Training, was sich bitterrächte.

Ende Januar, so erzählte der Hünebei einem Festakt anlässlich des 25-jährigen Bestehens des OSP Ber-lin, habe er sogar überlegt, ob er dieSaison nicht einfach ganz abbrechensollte, weil die Probleme mit demKnie zu groß waren. Es gab Zeiten,da konnte er sich nicht einmal auf-raffen, zum Training zu gehen. „Das

Einzige, was ich tat, war Schmerz-mittel zu schlucken und ständig mitVoltaren das Bein einzureiben.“Dank Physiotherapeuten und einemOsteopathen gelang es, geraderechtzeitig wieder in Form zu kom-men, wie seine beiden 70-m-Wett-kämpfe im März bestätigten.

Beim ersten großen Zusammen-treffen der deutschen Werferelite aufder „Segelwiese“ in Halle flog dieZwei-Kilo-Scheibe weit hinaus undlandete bei 70,33 m. Ein Traumstart,wie es sich Harting gar nicht besserhätte wünschen können. Schonbeim Einwerfen merkte er, dass hieretwas geht. Aus Freude darüber ließer von einem Bäcker ein großesBlech mit Kuchen kommen. Fürjeden Meter gab es ein Stück - also

70 an der Zahl. Das war ein Verspre-chen, das er im letzten Jahr den Ver-anstaltern gegeben hatte.Allerdings musste der gebürtige

Cottbusser, der einst seine sportlicheKarriere als Handballer begann,auch soweit werfen, denn die Kon-kurrenz trieb ihn gewaltig an. Seinewiger Rivale, der Pole Pjotr Mala-chowski, kam auf 68,94 m, die bri-tische Olympiahoffnung LawrenceOkoye auf 68,24 m und der IranerEhsan Hadadi als Vierter immerhinnoch auf hervorragende 68,20 m.

Harting hatte seine bisherigeBestleistung um 62 cm übertroffen.Doch das sollte noch nicht das Endesein. Auf die 70,33 m in Halle folg-ten drei Tage später im tschechi-schen Turnov 70,66 m, womit er sichals Olympia-Favorit ins Geschäftbrachte. Er weiß allerdings ganzgenau, dass bei den entscheidendenMomenten nicht nur der Körper, son-

dern auch der Geist mitspielen muss.Mental, das bewies er schon bei zweiWeltmeisterschaften, ist er bislangstets auf der Höhe gewesen, sowohl

2009 in seinem „Wohnzimmer“, demBerliner Olympiastadion, als auchzwei Jahre später im südkoreani-schen Daegu.

Wenn etwas gegen den Berlinerspricht, dann ist es die Statistik. Inden geraden Jahreszahlen lag beiallen großen Entscheidungen immerMalachowski vorn, während in denungeraden stets Harting gewann.Dieses Trauma will er nun 2012 be-siegen. Und dann vergessen ma-chen, dass er kurz vor einemBurn-out stand, zumal er sich auchnoch um die Jahreswende von seinerFreundin getrennt hatte. „Jammernbringt mich nicht weiter“, lautetseine Devise und vertraut darüberhinaus ganz auf die Künste seinesTrainers Werner Goldschmidt, der es

bisher immer geschafft hat, seinenLieblingsschüler auf den Punktgenau fit zu bekommen.„Nach seinen Knieproblemen und

der notwendig gewordenen Opera-tion konnten wir erst relativ spät mitdem intensiven Training beginnen“,so Goldmann, „doch ich bin über-rascht, wie gut Robert alles gemeis-tert hat. Er ist sehr ehrgeizig undbeschäftigt sich viel mit der Technik.Ein einfacher Typ ist er nicht, hatsich aber in letzter Zeit sehr zu sei-nem Vorteil entwickelt.“

Wurde zweimal Weltmeister mit dem Diskus und möchte nun seine erfolgreiche Karriere in London krönen, der lange Zeit verletzt gewesene Berliner Robert Harting, der in dieser Saison endlich die 70-m-Marke knackte

Die Rangliste der deutschen 70-m-Werfer

74,08 m Jürgen Schult (Schwerin) am 3. Juni 1986 in Neubrandenburg71,50 m Lars Riedel(Chemnitz) am 3. Mai 1997 in Wiesbaden71,16 m Wolfgang Schmidt (Berlin) am 9. August 1978 in Berlin 70,66 m Robert Harting (Berlin) am 23. Mai in Turnov/Tschechien

Der Vierte im Bunde

10 KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Uibel baut auf seine TraumbesetzungBahn-Asse im Teamsprint mit guter Chance

Aus vier mach drei. Bahnrad-Bun-destrainer Detlef Uibel hat langeüberlegt, wie er das Problem in denGriff kriegt, um in London nach derGoldmedaille im Teamsprint greifenzu können. Beim zehntägigen Vor-bereitungslehrgang in Kienbaumließ er dann die Katze aus dem Sackund entschied sich für René Enders,Maximilian Levy und Stefan Nimke,die in dieser Reihenfolge um dasolympische Lattenoval rasen sollen.

Die Rolle des Ersatzmannes fälltwie vor vier Jahren dem in Berlin le-benden Robert Förstemann zu, dermit einer Sonder-Akkreditierungausgestattet wird und auch daskomplette Programm bis zumSchluss mitmacht - mit einem Un-terschied allerdings, dass er nichtim Olympischen Dorf, sondern au-ßerhalb wohnt. Seine Aufgabe istes, sich aber jederzeit bereit zu hal-ten, um einspringen zu können,wenn sich plötzlich der eine oderandere verletzten sollte.

„Wir wissen in London um unseregroße Chance und wollen sie auchnutzen“, meinte Uibel, der vollesVertrauen zu seinem Trio hat, dasbereits zweimal den WM-Titel er-rang, vor wenigen Wochen in Mel-bourne jedoch wegen einesWechselfehlers in der Qualifikationeliminiert und als zweibestes Teamauf den 14. Platz zurückgestuftwurde. "So etwas wird uns sicherlichnicht noch ein zweites Mal passie-ren", meinte der Bundestrainer ausCottbus, der in den achtziger Jahrenselbst als hervorragender Sprinter inErscheinung trat.

So stellt er sich seine Traum-Be-setzung für London vor:

René Enders aus Erfurt, der alsweltbester Anfahrer gilt, soll ausdem Stand heraus eine schnelleerste Runde (250 m in 17,1 Sekun-den) hinlegen, was normalerweisefür ihn auch kein Problem bedeutet.Der Bundespolizist verfügt nämlich

über ein unheimliches Beschleuni-gungsvermögen, so dass die beidenanderen Mitstreiter Mühe haben,sein Hinterrad zu halten.

Maximilian Levy, der geboreneBerliner, der jetzt in Cottbus lebt,nimmt den zweiten Streckenab-schnitt in Angriff. Er ist der Vielsei-

tigste in dem Terzett, sollaußerdem noch den Einzelsprintund das Keirin-Rennen bestreiten,wo er in Melbourne immerhin Viz-weltmeister wurde. Seine Stärkeist, dass er sich voll konzentrierenund im Wettkampf alle Kräfte mo-bilisieren kann.

Stefan Nimke aus Schwerin, be-reits 1000-m-Olympiasieger undsechsmal Weltmeister, obliegt es,die letzte der drei Runden zurück-zulegen. Der Zeitfahr-Spezialistmuss zwar die längste Strecke be-wältigen, aber er besitzt schließ-lich die größte Ausdauer und diemeisten Kraftreserven, um ein Ren-nen anständig nach Hause zu brin-gen. Den zweifachen Familienvaterärgert allerdings, dass seine Para-dedisziplin inzwischen aus demolympischen Programm gestrichenwurde, wo er ebenfalls tolle Medail-lenchancen gehabt hätte.

Förstemann, dem Vierten inBunde, bescheinigt Uibel eine guteEntwicklung und glaubt, ihn imNotfall zumindest auf Position einsund zwei problemlos einsetzten zukönnen - sofern das erforderlichsein sollte. „Für mich ist er derideale Ersatzmann“. Er war übrigensauch dabei, als die Sprinter-Crew

vom 3. bis 28. Juni in ColoradoSprings ihr Olympia-Höhentrai-ningslager aufgeschlagen hatte.

Gleiches galt übrigens für zweiFrauen, die völlig unerwartet Team-sprint-Gold in Melbourne gewan-nen, die aus Kaiserslauternstammende Miriam Welte und Kri-stina Vogel aus Erfurt. Mit einer bisdahin noch nicht erreichten Zeitvon 32,549 Sekunden für zwei Run-den bezwang das deutsche Duo dieAustralierinnen Kaarle McCulloch/Anna Meares, die zuvor dreimalnacheinander den Titel geholt hat-ten.

Eine recht ungewöhliche Karrierehat Kristina Vogel, die erst 21-jäh-rige Polizeimeister-Anwärterin (inKienbaum) hinter sich. Sie wurdenämlich in Leninskoje/Kirgisistangeboren, ehe sie mit ihren Elternnach Deutschland kam. Hier wurde

sie 2009 beim Straßentraining voneinem unvorsichtigen Autofahrererfasst und lag mehrere Tage imKoma. Inzwischen wurde sie sechs-mal Junioren-Weltmeisterin, undvor wenigen Wochen gewann sieüberraschend den Teamsprint-Titelmit Miriam Welte (25) an ihrerSeite, die sich in Rheinland-Pfalzebenfalls auf den Beruf Polizeikom-missarin vorbereitet.

Eine ganz klare Vorstellung hatUibel: „Wenn es in unsere Planungpasst, dann kommen wir ein- biszweimal pro Jahr nach Kienbaum,weil wir nicht nur das Krafttrainingforcieren wollen, sondern weil manhier auch den Kopf frei bekommt.Das Leistungszentrum bietet idealeBedingungen, angefangen von derUnterkunft über vorhandene Phy-siotherapeuten bis hin zur Kälte-kammer, die gern benutzt wird.“

Und weiter meinte der Bundes -trainer: „Ich finde es großartig,dass diese herrliche und vielseitigeAnlage, die ich noch von früherkenne, nach der Wende erhaltenwurde. Zu DDR-Zeiten fuhren wirzwischendurch zum Bahntrainingnach Berlin-Weißensee, jetzt gehtes nach Frankfurt/Oder. Doch ge-wisse Schnelligkeits-Test lassensich auch auf dem hiesigen Rund-kurs durchführen.“

„Wir wissen in London um unsere große Chance und wollen sie auch nutzen“

Normalerweisefühlen sie sich aufder Bahn oder derStraße zu Hause,doch in Kienbaummussten sie desöfteren in die

„Folterkammer“,aber es gab auch

mehrfach Gelegen-heit, sich in derfrischen Luft zu

erholen. Die Sprin-ter des Bundes

Deutscher Radfah-rer nahmen dieseChance gern wahrund genossen die

schöne Sonne

11KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Das komplette deutsche Olympia-Team:Jetzt heißt es, gut in London zu bestehen

Badminton (6 Athleten): Michael Fuchs (BC Saarbrücken-Bi-

schmisheim, Mixed), Ingo Kinderva-ter (BC Beuel, Doppel), BirgitMichels (BC Beuel, Mixed), JulianeSchenk (EBT Berlin, Einzel), Johan-nes Schöttler (BC Saarbrücken Bi-schmisheim, Doppel), Marc Zwiebler(BC Beuel, Einzel).

Boxen (4 Athleten): Stefan Härtel (SV Lichtenberg 47,

bis 75 kg), Enrico Kölling (SportclubBerlin, bis 81 kg), Erik Pfeifer (BWLohne, über 91 kg), Patrick Wojcicki(AKBC Wolfsburg, bis 69 kg).

Fechten (12 Athleten): Sebastian Bachmann (OFC Bonn,

Florett), Alexandra Bujdoso (Kö-nigsbacher SC, Säbel), Imke Duplit-zer (OFC Bonn, Degen), Jörg Fiedler(FC Leipzig, Degen), Carolin Golu-bytskyi (FC Tauberbischofsheim,Florett), Maximilian Hartung (TSVBayer Dormagen, Säbel), Britta Hei-demann (TSV Bayer Leverkusen,Degen), Peter Joppich (CTG Ko-blenz, Florett), Benjamin Kleibrink(FC Tauberbischofsheim, Florett),Nicolas Limbach (TSV Bayer Dorma-gen, Säbel), Monika Sozanska (Hei-denheimer SB, Degen), BenediktWagner (TSV Bayer Dormagen,Säbel); P-Akkreditierung:: BjörnHübner (FC Tauberbischofsheim,Säbel), Ricarda Multerer (Heiden-heimer SB, Degen), Andre Weßels(OFC Bonn, Florett).

Judo (11 Athleten): Ole Bischof (TSG Reutlingen, bis 81

kg), Tobias Englmaier (TSV Großha-dern, bis 60 kg), Christophe Lambert(Judo in Holle, bis 90 kg), ClaudiaMalzahn (SV Halle, bis 63 kg), DimitriPeters (TuS Rotenburg, bis 100 kg),Miryam Roper (TSV Bayer 04 Leverku-sen, bis 57 kg), Romy Tarangul (JC 90Frankfurt/Oder, bis 52 kg), KerstinThiele (JC Leipzig, bis 70 kg),

Andreas Tölzer (1. JC Mönchen-gladbach, über 100 kg), Christo-pher Völk (TSV Abensberg, bis 73kg), Heide Wollert (JC Leipzig, bis78 kg).

Radsport (Bahn): Rene Enders (RSC Turbine Erfurt,

Teamsprint), Roger Kluge (RK End-spurt 09 Cottbus, Omnium), Maximi-lian Levy (RSC Cottbus, Teamsprint),Stefan Nimke (Polizei-Sport-VereinSchwerin, Teamsprint), Kristina Vogel(RSC Turbine Erfurt, Teamsprint), Mi-riam Welte (RSC Kaiserslautern,Teamsprint); P-Akkreditierung: Ro-bert Förstemann (SSV 1990 Gera,Teamsprint), Stephanie Pohl (RSCCottbus, Teamsprint).

Schießen (9 Athleten): Munkhbayar Dorjsuren (SG Frank-

furt/Oder, 25 m Pistole), Barbara En-gleder (Bergschützen Voglarn, 50 mGewehr 3×20 Schuss), Beate Gauß(SV Odenheim / SV Gechingen, 10 mLuftgewehr 40 Schuss), JessicaMager (SV Trompete Lechlingen1904, 10 m Luftgewehr 40 Schuss),Sonja Pfeilschifter (HSG München,50 m Gewehr 3×20 Schuss), ChristianReitz (SV 1935 Kriftel, OlympischeSchnellfeuerpistole), Florian Schmidt(Schützengilde Frankfurt / Oder, FreiePistole), Ralf Schumann (FV SSZSuhl, Olympische Schnellfeuerpi-stole), Christine Wenzel (SSC Schale,Flinte Skeet).

Segeln (12 Athleten): Hannes Baumann (Norddeutscher

Regattaverein, 49er), Friederike Bel-cher (Norddeutscher Regatta Verein,

470er), Moana Delle (SegelklubBayer Uerdingen, RS:X), Patrick Foll-mann (Deutscher Touring Yacht Club,470er), Ferdinand Gerz (DeutscherTouring Yacht Club, 470er), FranziskaGoltz (Schweriner Segler Verein von1894, Laser Radial), Simon Grotelüs-chen (Lübecker Yacht Club, Laser),Kathrin Kadelbach (Verein Segler-haus am Wannsee, 470er), FrithjofKleen (Norddeutscher Regatta Ver-ein, Starboot), Tobias Schadewaldt(Norddeutscher Regatta Verein,49er), Robert Stanjek (Yacht ClubBerlin-Grünau, Starboot), Toni Wil-helm (Württembergischer Yacht-Club,RS:X).

Taekwondo (2 Athleten): Helena Fromm (PSV Eichstätt, bis

67 kg), Sümeyye Manz (TKD ÖzerNürnberg, bis 49 kg).

Tischtennis (6 Athleten): Timo Boll (Borussia Düsseldorf),

Irene Ivancan (TTC Berlin Eastside),Dimitrij Ovtcharov (Fakel GazpromaOrenburg), Kristin Silbereisen (FSVKroppach), Bastian Steger (1. FCSaarbrücken), Wu Jiaduo (FSV Krop-pach); P-Akkreditierung: PatrickBaum (Borussia Düsseldorf), SabineWinter (TSV Schwabhausen).

Trampolin: Anna Dogonadze (MTV Bad Kreuz-

nach), Henrik Stehlik (TGJ Salzgit-ter).

Wasserspringen: Katja Dieckow (SV Halle/Saale,

Kunstspringen 3 m), Stephan Feck(SC DHfK Leipzig, Kunstspringen 3

m), Patrick Hausding (Berliner TSC,Kunstspringen 3 m, Turmspringen 10m und Turmspringen Synchron 10m), Sascha Klein (SC Riesa, Turm-springen 10 m und TurmspringenSynchrom), Maria Kurjo (Berliner TSC,Turmspringen 10 m), Christin Steuer(SC Riesa, Turmspringen Synchron 10m), Nora Subschinski (Berliner TSC,Kunstspringen 3 m und Turmspringen10 m), Martin Wolfram (Dresdner SC1898, Turmspringen 10 m).

Radsport, BMX (2 Athleten):Maik Baier (MSC Bönnigheim),

Luis Brethauer (TSV Betzingen); P-Akkreditierung: Daniel Schlang (RSCCottbus).

Radsport, Mountainbike (4 Athleten):Manuel Fumic (Cannondale Factory

Team, Cross Country), Moritz Milatz(BMC Mountainbike Racing Team,Cross Country), Adelheid Morath (RSVSt. Märgen, Cross Country), SabineSpitz (Central HAIBIKE Pro Team,Cross Country).

Kanu, Rennsport (16 Athleten):Sebastian Brendel (KC Potsdam, C1

1000 m), Norman Bröckl (RKV Berlin,K4 1000 m), Tina Dietze (LVB Leip-zig, K2 500 m und K4 500 m), JonasEms (KG Essen, K2 200 m), MarcusGroß (RKV 90 Berlin, K4 1000 m),Max Hoff (KG Essen, K1 1000 m undK4 1000 m), Martin Hollstein (SCNeubrandenburg, K2 1000 m), SilkeHörmann (Rheinbrüder Karlsruhe, K1500 m), Andreas Ihle (SC Magdeburg,K2 1000 m), Peter Kretschmer (KCPotsdam, C2 1000 m), Kurt Kuschela(KC Potsdam, C2 1000 m), CarolinLeonhardt (WSV Mannheim Sandho-fen, K4 500 m), Ronald Rauhe (KCPotsdam, K1 200 m und K2 200 m),

Unter dem Motto „Wir für Deutschland“ hat das Präsidium desDeutschen Olympischen Sportbundes auf Vorschlag der Fachver-bände seine Mannschaft für die Olympischen Spiele in London (27.Juli bis 12. August) nominiert, wobei das in drei verschiedenenRunden geschah. "Ich bin überzeugt, dass unsere Athletinnen undAthleten einen starken Eindruck hinterlassen und ihren Anhängernviel Freude bereiten werden", erklärte DOSB-Chef Dr. Thomas Bach,der 1976 in Montreal mit der Florettmannschaft im Fechten siegte.Übrigens: Vor vier Jahren in Peking lautete die Bilanz wie folgt:16 x Gold, 10 x Silber und 15 x Bronze.

Die zweiteNominierungrunde

Die erste Nominierungrunde

(Fortsetzung Seite 12/13)

12 KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Sie hoffen auf eine erfolgreiche Teiln

Katrin Wagner-Augustin (KC Pots-dam, K4 500 m), Franziska Weber (KCPotsdam, K2 500 m und K4 500 m),Tim Wieskötter (KC Potsdam, K41000 m).

Kanu, Slalom (5 Athleten):Hannes Aigner (Augsburger KV, Ei-

nerkajak), Frank Henze (LKC Leipzig,Zweiercanadier), Jasmin Schornberg(Kanu Ring Hamm, Einerkajak),David Schröder (LKC Leipzig, Zweier-canadier), Sideris Tasiadis (KanuSchwaben Augsburg, Einercanadier).

Leichtathletik (5 Athleten): Susanne Hahn (SV schlau.com

Saar05 Saarbrücken, Marathon),André Höhne (SCC Berlin, 50 kmGehen), Christopher Linke (SC Pots-dam, 50 km Gehen), Irina Mikitenko(SC Gelnhausen, Marathon), SabrinaMockenhaupt (LG Sieg, 10.000 m).

Ringen (4 Athleten):Alexandra Engelhardt (KSC Friesen-

heim, bis 48 kg Freistil), Nick Matu-hin (1. Luckenwalder SC, bis 120 kgFreistil), Tim Schleicher (SV Johannis07 Nürnberg, bis 60 kg Freistil),Frank Stäbler (TSV Musberg, bis 66kg griechisch-römisch).

Schießen (8 Athleten): Karsten Bindrich (WTC-Westfalen-

land Münster, Flinte Trap), DanielBrodmeier (1882 Saal, 50 m GewehrDreistellungskampf und 50 m Gewehrliegend), Ralf Buchheim (SGI Frank-furt/Oder, Flinte Skeet), Maik Eck-hardt (SV Berghausen, 50 m Gewehr

liegend und 50 m Gewehr Dreistel-lungskampf), Julian Justus (SGIHomberg/Ohm, 10 m Luftgewehr),Tino Mohaupt (FV SSZ Suhl, 10 mLuftgewehr), Sonja Scheibl (Itzsted-ter SV, Flinte Trap), Claudia Verdic-chio-Krause (SSV Pfaffenweiler, 10 mLuftpistole und 25 m Pistole).

Schwimmen, Becken (27 Athleten):

Robin Backhaus (SG Neukölln Ber-lin, 4×200 m Freistil), Paul Bieder-mann (SV Halle/Saale, 200 m Freistil,400 m Freistil und 4×200 m Freistil),Annika Bruhn (VfL Waiblingen,4×200 m Freistil), Dimitri Colupaev(SSV Undine 08 Mainz, 4×200 m Frei-stil), Markus Deibler (Hamburger SC.von 1879, 200 m Lagen, 4×100 mFreistil), Steffen Deibler (HamburgerSC von 1879, 100 m Schmetterlingund 4×100 m Lagen), Marco Di Carli(SG Frankfurt/Main, 4×100 m Freistilund 4×100 m Lagen), Hendrik Feld-wehr (SG Essen, 100 m Brust, 4×100m Lagen), Christoph Fildebrandt (SGBayer Wuppertal/Uerdingen/Dorma-gen, 4×100 m Freistil), Jan-PhilipGlania (SG Frankfurt/Main, 100 mRücken, 200 m Rücken und 4×100 mLagen), Philip Heintz (SV Mannheim,200 m Lagen), Marco Koch (DSW1912 Darmstadt, 100 m Brust und200 m Brust), Yannick Lebherz (DSW1912 Darmstadt, 400 m Lagen und200 m Rücken), Silke Lippok (SSGPforzheim, 200 m Freistil, 4×100 mFreistil und 4×200 m Freistil), HelgeMeeuw (SC Magdeburg, 100 m Rük-

ken), Jenny Mensing (SC Wiesbaden,100 m Rücken, 200 m Rücken und4×100 m Lagen), Theresa Michalak(SV Halle/Saale, 200 m Lagen und4×200 m Freistil), Sarah Poewe (SGBayer Wuppertal/ Uer din gen/ -Dormagen, 100 m Brust), ClemensRapp (TSV Bad Saulgau, 200 m Frei-stil und 4×200 m Freistil), CarolineRuhnau (SG Essen, 100 m Brust und4×100 m Lagen), Daniela Schreiber(SV Halle/Saale, 100 m Freistil,4×100 m Freistil und 4×200 m Frei-stil), Benjamin Starke (SG NeuköllnBerlin, 100 m Schmetterling und4×100 m Freistil), Britta Steffen (SGNeukölln Berlin, 50 m Freistil, 100 mFreistil, 4×100 m Freistil und 4×100m Lagen), Lisa Vitting (SG Essen,4×100 m Freistil), Christian vomLehn (SG Bayer Wuppertal/Uerdin-gen/Dormagen, 200 m Brust und4×100 m Lagen), Tim Wallburger (SGNeukölln Berlin, 4×200 m Freistil),Alexandra Wenk (SG Stadtwerke Mün-chen, 4×100 m Lagen).

Schwimmen, Freiwasser(3 Athleten): Thomas Lurz (SV Wüzburg 05, 10

km), Angela Maurer(SSV Undine 08Mainz, 10 km), Andreas Waschburger(SSG Saar Max Ritter, 10 km).

Moderner Fünfkampf (4 Athleten):Steffen Gebhardt (SSG Bensheim),

Stefan Köllner (OSC Potsdam), An-nika Schleu (TSV Spandau), LenaSchöneborn (SSF Bonn).

Ewiger MedaillenspiegelPlatz Kürzel Mannschaft Gold Silber Bronze Gesamt

1 USA Vereinigte Staaten 932 730 640 2302

2 RUS Russland 549 458 439 1446

3 GER Deutschland 400 413 448 1261

4 GBR Großbritannien 207 255 252 714

5 FRA Frankreich 191 212 234 637

13KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

nahme an den Olympischen Spielen

14 KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Auch sie gehören zumLondon-Aufgebot

Julia Schenk gelangdie WM-Revanche

Was bisher noch keine deutsche Badmintonspielerin geschafft hat, dasgelang Juliane Schenk. Die Vize-Europameisterin aus Berlin gewann einesder zwölf weltweit größten Turniere. Im Endspiel von Singapore bezwangsie Cheng Shao Chieh aus Taiwan mit 21:11, 26:24 und revanchierte sichdamit für die Niederlage im WM-Halbfinale vor einem Jahr.

Für ihren historischen Sieg kassierte die 3-fache Deutsche Meisterinnicht nur 15 000 US-Dollar, sondern rückte gleichzeitig auf den sechstenPlatz der Weltrangliste vor, was bei der Auslosung für Olympia von ent-scheidender Bedeutung ist. Vor ihr liegen vier Chinesinnen und die Inde-rin Saina Nehwal, die nicht in Singapore am Start war.

Kanuten gewannenfünf EM-Titel

Die große Generalprobe für Olympia haben die Kanuten bei der Euro-pameisterschaft in Zagreb hervorragend bestanden. Sie gewannen insge-samt fünf Titel und fünf zweite Plätze.Cheftrainer Kießler: 2Damit liegen wir gut im Plan, wenngleich in Lon-

don noch ein paar starke außereuropäische Nationen dazukommen. Aberwir haben auch noch einige Reserven in petto.“

Besonders erfreulich war, dass sowohl Sebastian Brendel als auch MaxHoff ihre Titel im Einer-Canadier beziehungsweise Einer-Kajak auf der1000-m-Strecke erfolgreich verteidigen konnten. Der K4 der Frauen siegtezum dritten Mal in diesem Jahr. In dem Boot saß auch Katrin Wagner-Augustin, die nach ihrer Babypause sich eindrucksvoll zurückmeldete undebenfalls den Einzelwettbewerb über die 500-m-Distanz gewann. Mit dervierfachen Olympiasiegerin aus Potsdam muss durchaus wieder gerechnetwerden.

Volleyballer weiterauf Erfolgskurs

Wie befreit scheinen Deutschlands Volleyballer nach der gelungenenQualifikation für Olympia mit Siegen über Indien, Kuba und Tschechienzu sein. Zum Abschluss eines Weltranglisten-Turniers im portugiesischenGuimaraes bezwang das Team von Bundestrainer Vital Heynen mit 3:1 diestarken Bulgaren und qualifizierte sich damit als Vorrunden-Bester fürdas Finalturnier.

In den bislang vorangegangenen acht Anläufen hatten es die Männernoch nie über die Gruppenphase hinaus geschafft, bei dieser Veranstal-tungsserie gut in Szene zu setzen.

Leichtathletik-Erfolgebei der Europameisterschaft

Olympische Generalproben

15KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Der Judo-Olympiasieger von Peking kam rechtzeitig wieder in Form

Bischof hat es noch einmal gepacktEin wahres Mammutprogramm

haben die deutschen Judokas hintersich, wenn sie rechtzeitig zum Som-merfest in Kienbaum eintreffen, woder letzte Teil der Vorbereitung aufLondon in Angriff genommen wird.Erst Japan, dann drei Wochen aufdem Belmecken in Bulgarien,schließlich Zinnowitz, Slowenien undPrag waren die Stationen eines aus-giebigen Trainings, meist verbundenmit einem Turnier.

Bundestrainer Detlef Ultsch, selbstzweifacher Olympiateilnehmer undBronzemedaillen-Gewinner 1980 inMoskau, strahlt Zuversicht aus. Im-merhin gelang es ihm, sechs von sie-ben möglichen Quotenplätzen für dieTeilnahme in London zu erreichen.„Wenn alles einigermaßen klappt,dann sind durchaus zwei Medaillenmöglich, wobei Ole Bischof, der vorvier Jahren in Peking bereits Olym-piasieger wurde, und unser Schwer-gewichtler Andreas Tölzer diegrößten Aussichten haben, jedenfallswenn man ihre Vorleistungen heran-zieht.“

Gerade von Bischof ist einiges zuerwarten, zumal er schon einmalganz oben gestanden hat und die nö-tige Erfahrung mitbringt. Der gebür-tige Reutlinger, Mittelgewichtler inder Klasse bis 81 kg, zeigte in jüng-ster Vergangenheit seine wiederge-wonnene Stärke, gewann das Turnierin Paris und Düsseldorf und schobsich damit auf den vierten Platz derWeltrangliste vor. „Schade, dass wirin dieser Kategorie nur einen Start-platz zur Verfügung haben, denn mitdem Berliner Sven Maresch steht einfast ebenbürtiger Konkurrent zur Ver-fügung, der immerhin Rang acht inder Weltrangliste einnimmt und zuHause bleiben muss“, erklärte Ultsch,der ein wenig Mitleid mit dem nur alsErsatzmann nominierten Kämpferhat.

Wahrscheinlich bildet London denletzten großen Auftritt des nunmehr32-jährigen Bischof. Danach könnte

dann die Zeit für Maresch anbrechen,der ja nur wenig schlechter ist undlange Zeit sogar als sicherer Olympia-Starter festzustehen schien. „Wennes wichtig wird, dann ist eben aufmich Verlass“, meinte selbstbewusstBischof, der durch Zielstrebigkeit undProfessionalität glänzt und im richti-gen Zeitpunkt seine Klasse bewies,um noch einmal dabei zu sein.

Nicht weniger gute Aussichtendürfte das deutsche Schwergewichts-As Andreas Tölzer aus Mönchenglad-bach haben, der in der Weltranglistesogar auf Rang zwei steht, was beider Auslosung der K.o.-Runden si-

cherlich einen Vorteil bedeutet. Alszweifacher Vizeweltmeister entgehter damit zu nächst seinen stärkstenGegnern.

„Einfach wird es sicherlich nichtfür uns“, so der Bundestrainer ausBerlin, „doch wir haben alles Men-schenmögliche getan, um bestensvorbereitet nach London zu fliegen.Die letzten Tage in Kienbaum wollenwir dazu nutzen, um die Form nochweiter aufzupolieren“.

Gleiches gilt für das Frauenteam,das allerdings etwas kleiner ausfällt.Hier konnten sich fünf von siebenmöglichen Athletinnen qualifizieren.„Wir wissen, dass wir in keiner Klassezu den Favoritinnen gezählt werden,aber dennoch fahren wir nicht chan-

cenlos nach London", meinte der fürden weiblichen Sektor zuständigeBundestrainer Michael Badzinski.„Alle haben in der Vergangenheit be-wiesen, dass sie in der Lage sind, fürdie eine oder andere Überraschung zusorgen“.

In erster Linie muss in London mitden Japanerinnen, Kubanerinnen undFranzösinnen gerechnet werden, diepraktisch in jeder Gewichtsklasse be-stens vertreten sind. "Bei uns fand inden letzten Jahren ein großer Um-bruch statt, aber wir sind auf einemguten Weg. Nur braucht man etwazwei Olympiazyklen, um wieder in die

absolute Weltspitze zu gelangen“, soBadzinski, der bedauert, dass dieBerlinerin Franziska Konetz nichtdabei sein kann. Sie ist die Nummer15 in der Weltrangliste des Schwer-gewichts, doch sie hätte noch einenPlatz besser dastehen müssen.

Beide Trainer sind gern in Kien-baum, das sie als ein wichtiges Trai-ningszentrum für ihre Sportartansehen. Ihr Argument: „Wenn wiruns hier nicht so wohl fühlten, dannkämen wir nicht hier her. Die Anlageist in den letzten Jahren nicht nurgewachsen, sondern immer modernergeworden und verfügt über alle Mög-lichkeiten, die wir brauchen. Vorallem, wenn große Gruppen zu Lehr-gängen anreisen, trifft das in ver-stärktem Maße zu.

Kienbaum ist ein beliebtes Trainingszentrum für die Judoka,die auch alljährlich hier ihre große Sichtung abhalten

Für drei Sportarten, die nicht sosehr im Blickpunkt stehen, istKien baum eine wichtige Adresse.

Bogenschießen: Beide Mann-schaften konnte ihre letzte Chancebeim Qualifikationsturnier im ame-rikanischen Ogden leider nicht nut-zen. Die Frauen scheiterten bereitsin der ersten Runde mit 204:216an Georgien. Den Männern erginges nicht besser. Sie unterlagenknapp 216:217 dem Iran. Einzig al-lein Elena Richter konnte sich imEinzel-Wettbewerb das Ticket fürLondon sichern.

Gewichtheben: Angeführt wirddas fünfköpfige Team vom Olym-piasieger Matthias Steiner, der al-lerdings nach Verletzungsproble-men und anderen gesundheitlichenRückschlägen seine Form von Pe-king nicht wieder erreichen konnte.Neben dem Superschwergewichtlerwerden noch Almir Velagic und derEx-Europameister Jürgen Spießsowie Julia Rohde aus Görlitz undChristin Ulrich (Ladeburg) in derKlasse bis 53 beziehungsweise 58kg an den Start gehen. Erstmalssind auch zwei deutsche Frauen beiOlympia dabei.

Triathlon: Auch in dieser Sport-art hat Deutschland einen Olym-piasieger von 2008 vorzuweisen,Jan Frodemo, der allerdings eben-falls in der Vergangenheit mit gro-ßen Schwierigkeiten zu kämpfenhatte, sich aber bei seinem Sai-son-Debüt am letzten Juni-Wo -chenende mit einer ansprechen -den Leistung (16. Platz) zu rück -mel dete. Vor ihm lagen SteffenJustus (6.) und Maik Petzold(14.), während Christian Proch-now 18. wurde. Bei den Frauenhielten sich in Kitzbühel sowohlAnja Dittmer (9.) als auch AnjaKnapp (15) gut.

Olympia-Qualifikation:Freud und Leid

16 KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Sieben Medaillen sind weiter unser ZielChef-Bundestrainer Reiner Kießler über die Chancen der deutschen Kanu-Flotte

Zwölf Kanu-Wettbewerbe stehenauf dem Dorney Lake westlich derbritischen Hauptstadt zur olympi-schen Entscheidung an. In jedem Fallwird der DKV zehn Rennen bestük-ken. Optimistisch betrachtet und aufGrund der bisherigen Ergebnisse indieser Saison könnten acht Podiums-plätze herausspringen.

DKV-Chefbundestrainer ReinerKießler hätte nichts dagegen, solltediese Zahl erreicht werden. Siewürde dann sogar die vom Verbandvor langer Zeit mit dem DeutschenOlympischen Sportbund getroffenenZiel-Vereinbarungen noch leichtübertreffen. Allerdings ist die inter-nationale Konkurrenz noch dichterzusammengerückt und vor allem inden Sprintdisziplinen entscheidenBruchteile von Sekunden über Siegund Niederlage. „Wir bleiben dabeiund rechnen nach wie vor mit siebenMedaillen, davon sollten schon dreiaus Gold sein,“ so jener Mann, derhier die Gesamtpalette vorstellt.

Kajak-Wettbewerbe (5)Kießler: „In sämtlichen Disziplinen

ist etwas für uns drin, wobei dieChancen auf den 1000-m-Distanzenvielleicht etwas besser sind. MartinHollstein und Andreas Ihle überzeug-ten bei dem Weltcup mit sehr stabi-len Leistungen, was man nichtunbedingt von dem Vierer behauptenkann, Da muss sicherlich noch etwasmehr kommen. Die Frage stellt sichnatürlich, in welcher Form sich derdreifache Weltmeister Max Hoff ausEssen in London präsentieren kann,denn für ihn ist ja ein Doppelstartvorgesehen, im Mannschaftsboot ge-meinsam mit den beiden BerlinernMarcus Groß und Norman Bröcklsowie dem Potsdamer Routinier TimWieskötter, der im vergangenen Jahrnach einer Krankheit sein Studiumvorantrieb, aber inzwischen wiedervoll da ist.

Über 200 m verfügen wir auchüber genügend Potenzial, doch hierstellt sich eben die Situation so dar,

dass Kleinigkeiten entscheiden, bei-spielsweise der letzte Schlag, eineWelle oder ungünstiger Wind aufeiner Außenbahn. Ronny Rauhe istein erfahrener Mann und kann mitJons Ems auch im Zweier einiges be-wirken. Aber hier wird es ganz be-stimmt sehr, sehr eng zugehen, weilsich schon frühzeitig viele Nationenauf diese Strecke konzentrierten, alssie noch nicht-olympisch war.“

„Wir hingegen gaben den 500 Me-tern den Vorzug und mussten relativschnell umschalten, als diese Distanzvom Internationalen Verband vordrei Jahren gestrichen wurde und füruns ein Umdenken erforderlichmachte.“

Canadier-Wettbewerbe (3)Dass sich die Weltmeister von Sze-

ged, Tomas Wylenzek/Stefan Holtz,sich nicht für London qualifizierenkonnten, ist die eigentliche Überra-schung. Doch über 1000 m waren diebeiden jungen Potsdamer PeterKretschmar/Kurt Kuschera ebeneinen Tick besser, was ihnen letzt-endlich das Olympia-Ticket be-scherte. Ein Stein fiel uns allen vomHerzen, als Sebastian Brendel pro-blemlos beim Weltcup in Posen dasOlympia-Ticket schaffte und damitseinen Ausfall beim Weltcup in dervergangenen Saison vergessenmachte, als ihm bei der WM kurznach dem Start das Paddel brach, so

dass er frühzeitig um eine Olympia-Qualifikation gebracht wurde.

Der 24-jährige Bundespolizist ausPotsdam, der in Kienbaum seiner be-ruflichen Ausbildung nachgeht,könnte sogar noch einen Zweit-Starterhalten, und zwar über die 200-m-Strecke. „Doch das werden wir erstvor Ort entscheiden“, so Kießler, weilsich kein anderer deutscher C-1-Fah-rer für die Sprintdistanz empfehlenkonnte. Doch absolute Priorität be-sitzt das 1000-m-Rennen, woschließlich die größten Chancen ge-geben sind.

Kajak Frauen (4)„In allen drei 500-m-Disziplinen

sieht es gut und nach einer Medaille

aus, wobei mich be-sonders der Zweierüberzeugte. DieVize-Weltmeisterin-nen aus dem Vor-jahr FranziskaWe ber aus Potsdamund die LeipzigerinTina Dietze zeigten sowohl beim Welt-cup in Posen alsauch in Duisburgeine beachtens-werte Vorstellung.Was auch für denVierer gilt, in demebenfalls die beiden

sitzen. Dazu kommen Carolin Leon-hardt sowie Katrin Wagner-Augustin,die im letzten Sommer ihr SöhnchenEmil zur Welt brachte und der nachder Zwangspause ein bemerkenswer-tes Comeback gelang. Die vierfacheOlympiasiegerin aus Potsdam zeigtesich schon wieder so stark, dass sieSilke Hörmann aus jenem Erfolgs-Quartett drängte, das 2011 ebenfallsWM-Zweite wurde. Ihre Erfahrungdürfte zudem goldwert sein.”

„Bliebe noch der Einer, wo wir mitNicole Reinhardt die K 1-Weltmeiste-rin des vergangenen Jahres haben.Doch Krankheiten und eine Schulter-verletzung, mit der sie sich längereZeit herumquälte, führten nicht nurmehrfach zu Unterbrechungen desTrainings, sondern auch zur Absageder nationalen Qualifikation, desWeltcups in Duisburg und letztend-lich der Olympische Spiele.

Bei den Damen fehlt ebenfallseine ausgesprochene Sprintspeziali-stin. Da müssen wir uns für die Zu-kunft etwas einfallen lassen, umauch den 200-m-Wettbewerb ähn-lich gut bestücken zu können.Grundsätzlich sind wir über die ge-samte Breite gut aufgestellt, sodass wir die mit dem DOSB verein-barten Zielvorgaben erreichen kön-nen. Nur müssen alle bis zumWettkampf gesund und verletzungs-frei bleiben.

Die komplette Kanu-Nationalmannschaft, die sich in Kienbaum auf die Olympischen Spielevorbereitet. Sie schätzt vor allem die guten Bedingungen auf dem Liebenberger See

Cheftrainer Rainer Kießler

17KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Man muss etwas gern machenWie Vital Heynen die deutschen Volleyballer auf London einstimmte

Stimmen nach dem entschei-denden Spiel gegen Tschechienund die damit verbundene Quali-fikation für Olympia:

Vital Heynen: „Gegen Tsche-chien war es das schwierigsteSpiel, weil meine Mannschaft ge-winnen musste und die anderekonnte spielen wie sie wollte. Wirstanden unter Druck und habennicht gezeigt, was wir können. Eswar harte Arbeit, aber kein schö-ner Volleyball.“

Björn Andrae: „Das ist ein sehremotionaler Moment, ich bin sehrstolz auf die Truppe. Es war sehrschwer, weil die Tschechen keinenDruck hatten und es für uns umalles ging. Es ist das Größte, beiden Olympischen Spielen dabei zusein.“

Stewart Bernard (Trainer derTschechen): „Meine Jungs habensehr gut gekämpft und gespielt.Wir haben uns in dem Turnier ge-steigert, aber ich freue mich auchfür Deutschland, dass sie denSchritt gemacht haben. Die Jungshaben hart dafür gearbeitet, jetzthat es sich ausgezahlt.“

Georg Grozer: „Man hat gese-hen, welch wichtige Rolle bei unsder Team-Spirit spielt. JochenSchöps hat entscheidende Ak-zente gesetzt, als er für mich aufdas Feld kam. Wir arbeiten her-vorragend zusammen. Nach mei-nem Trainingsausfall wegen derLe bensmittelvergiftung hat dasTurnier enorm Kraft gekostet. Ichwerde zum ersten Mal Olympia er-leben - wunderbar! Dies Ziel isterreicht, nun werde ich mir aller-dings neue Ziele setzen.“

Tschechen-Trainer:Freue mich fürdie Deutschen

Nach den beiden Hockey-Teamshaben es auch die Volleyball-Männergeschafft, sich für London zu quali-fizieren, wobei zwei Kraftakte in derBerliner Max-Schmeling-Halle von -nöten waren, um VizeweltmeisterKuba (3:2) und die starken Tsche-chen (3:1) zu bezwingen.

36 Jahre lang wurde vergeblichder olympische Traum geträumt, 36Jahre lang setzte es in entscheiden-den Momenten Niederlagen, woSiege hätten erreicht werden müs-sen. 2008 konnte in Düsseldorf end-lich der Bann ge brochen werden,2012 fand die Erfolgsgeschichte ihreFortsetzung, dank eines Mannes, derfür neue Motivation und frischenWind sorgte, Vital Heynen. Wer istnun dieser Mann, was macht er an-ders als sein Vorgänger Raúl Lozano,der aufgrund von Kommunikations-problemen nicht weiter vm DVV be -schäftigt wurde?

Der 42-jährige Familienvater, derfließend Englisch, Französisch, Nie-derländisch und Deutsch („ha be ichvon der ARD-Sportschau gelernt“)spricht und im Februar die Natio-nalmannschaft übernahm, hat sichzwei Prinzipien zueigen gemachtund lebt auch danach, wie er inKienbaum erläuterte: Man mussSpaß haben, vielleicht besser ge-sagt, man muss etwa gern tun undman muss im Umgang mit Men-schen vor jedermann Respekthaben, wozu unter anderem Pünkt-lichkeit, Disziplin und ein vernünf-tiges Zusammenleben gehört.

Heynen war übrigens nicht nur inDeutschland als Trainer im Gespräch,auch sein Heimatland Belgien unddie Tschechische Re publik buhltenum ihn. Dass die Wahl auf die DVV-Mannschaft fiel, hatte einen beson-deren Hintergrund. "Wir in demkleinen Belgien, das zwischen denbeiden Großmächten Frankreich undDeutschland liegt, sind schon aufeine gewisse Art ein bisschen stolzdarauf, in einem so großen Land wie

Deutschland arbeiten zu dürfen.Deshalb habe ich mich auch so ent-schieden, wohlwissend, das ich voreiner Herkules-Aufgabe stand, dennnormaler Weise braucht ein Trainermindestens zwei, drei Jahre, umseine Vorstellungen in die Tat umzu-setzen."

Also hätte mein Nahziel die EM2013 sein können, meinte Heynen,der sich aber ohne große Umschweifesofort ans Werk machte, um das un-

möglich Scheinende doch möglich zumachen, weil er von dem Potenzialüberzeugt war, das in der Mannschaftsteckt. Die Spieler müssen mitdenkenund überlegen, was sie machen be-ziehungsweise machen wollen. Nurwenn jeder einzelne besser wird, wirdauch die Mannschaft automatischbesser, so seine Argumentation.„Wichtig ist die konstante Verbesse-rung, egal ob physisch, mental, tech-nisch oder taktisch.“

Dass ihm das Bundesleistungszen-trum Kienbaum dabei half, seinePhilosophie herüberzubringen,stellte er außer Frage. „Natürlich wardie Zeit der Vorbereitung viel zukurz, aber das gesamte Umfeld derAnlage hat doch einiges dazu beige-tragen, damit wir es schaffen konn-ten“, so der weißhaarige Belgier, dervon den vielen Möglichkeiten, die

Kienbaum bietet, total begeistertwar. Er hat sich alles genau angese-hen, ist sogar bis nach Grünheidegelaufen, um ein Bild davon zu er-halten, was hier alles vorhanden ist.

Akribisch bereitete er sein Teamvor, versuchte die eigenen Stärkenhervorzuheben und die Schwächendes Gegners zu analysieren, um denTraum von Olympia doch noch wahrzu machen, der nach dem katastro-phalen Abschneiden bei der Euro -

pameisterschaft 2011 (als Gruppen-letzter kläglich schon in der Vor-runde gescheitert) eigentlich aus-ge träumt war. Doch die Chance desletzten Strohhalms setzte ungeahnteKräfte frei, so dass es Heynen ge-lang, den Glauben an den Erfolg her-auszukitzeln.

Eigentlich hatte man zuvor eher den deuschen Frauen die Olym-pia-Teilnahme zugetraut, die alsVize europameis ter die besseren Vor-aussetzungen zu haben schienen.Das Team von Bundestrainer Gio-vanni Guidetti scheiterte jedochbeim Qualifikationsturnier in Ankaraim Halbfinale mit 1:3 an Polen undhatte danach keine Möglichkeit, sichdurch ein weiteres Vierer-Turnier inJapan, vergleichbar mit dem derMänner in Berlin, noch das begehrteLondon-Ticket zu erkämpfen.

Zur Vorbereitung eines Spiels gehört auch die taktische Vorbereitung:Vital Heynen hatte für das Qualifikationsturnier alles richtig gemacht

18 KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Turner mit großen Erwartungen nach LondonFabian Hambüchen nach seiner Verletzung wieder völlig okay

Die Chancen auf ein erfolgreichesAbschneiden bei den OlympischenSpielen stehen nicht schlecht, sagtWolfgang Willam, der Sportdirektordes Deutschen Turnerbundes. Und erhat sicherlich Recht damit, wennman die guten Ergebnisse des letztenJahres heranzieht, als sich außerden Männern auch noch die Frauenmit einem sensationellen sechstenWM-Platz in der Mannschaftswertungfür London qualifizieren konnten.

Natürlich richtet sich das Augen-merk vor allem auf Hambüchen undCo., zumal 2011 der Mannschaftstitelbei der EM errungen werden konnte.„Wir haben drei starke Mehrkämpfer,auf die unser Bundestrainer Hirschbauen kann“, erklärte Willam weiterund meinte damit in erster Linie denVorturner der Nation, der nach seinerschweren Achillessehnen-Verletzungden Wiedereinstieg hervorragend ge-meistert hat und sich bei den Deut-schen Meisterschaften an allenGeräten glänzend präsentierte. Seinekonzentrierte Vorbereitung auf Olym-pia trägt jedenfalls Früchte, so dasser ein ganz entscheidender Faktor fürdie Riege sein dürfte.

Gold und Silber, so der Sportdirek-tor, sollten für die beiden Superna-tionen Japan und China reserviertsein, doch der dritte Platz ist durch-aus möglich. Allerdings muss mandann schon alles klappen und manmuss die Nummer 1 in Europa sein,denn besonders die Engländer, diezudem einen Heimvorteil genießen,haben stark aufgeholt, auch mit denRussen und Franzosen ist jederzeit zurechnen.

Neben Hambüchen müssen auchPhilipp Boy, der allerdings einigeVerletzungsprobleme in jüngsterZeit hatte, und Marcel Nguyen ihrenTeil beitragen, wenn sich der er-hoffte Erfolg einstellen soll. Was allerdings nicht nur für das Ab-schneiden der Mannschaft, sondernauch für den Mehrkampf, die Kronedes Turnens, gilt. Da jeweils ledig-

lich zwei Aktive pro Land antretendürfen, hat der Trainer sicherlich dieQual der Wahl.

Diesem Trio ist aber auch durchauszuzutrauen, dass es sich in der einenoder anderen Einzeldisziplin hervor-ragend in Szene setzt. Bei Hambü-chen dürfte es ohne Zweifel das Recksein, bei Boy ebenfalls, der ja immer-hin zuletzt auch zweifacher Vizewelt-meister im Mehrkampf war, undNguyens Stärke ist der Barren, wie ergerade zuletzt bei den Europamei-sterschaften mit seinem Sieg bewies.

Insgesamt dürfen im Mann-schaftswettbewerb lediglich fünfTurner pro Nation in London teilneh-men. Da hieß es im Vorfeld, gut

abzuwägen, wem man ein entspre-chendes Abschneiden zutrauen kannund wer für die nötigen Punkte andem einen oder anderen Gerät sorgt.An den drei Mehrkämpfern kam niemand vorbei. Das war klar. Zur weiteren Wahl standen insbeson-ders der Sprung-Spezialist MatthiasFahrig, Andreas Toba und SebastianKrimmer.

Vor allem vom inzwischen 24-jäh-rigen Wetzlarer Fabian Hambüchen

kann man einiges erwarten. 2004 inAthen war er der unbekümmerteDraufgänger, 2008 in Peking der ner-vöse Favorit, 2012 vielleicht dergroße Gewinner. Auf jeden Fall tritter jetzt als gereifter Athlet an, derinzwischen gelernt hat, mehr aufseinen Körper zu hören. Aus diesemGrunde hatte er sich in den vergan-genen Wochen sehr rar gemacht, umwieder völlig fit zu werden, wobei ernach seiner Operation das Trainingvor allem beim Sprung und amBoden sehr vorsichtig dosierte.

Er allein kann es natürlich nichtschaffen - aber ohne ihn geht auchnichts. Das bewiesen jüngst die Eu-ropameisterschaften in Montpellier,wo die Mannschaft nicht die Erwar-

tungen erfüllen konnte und nur aufdem sechsten Rang landete.

Über alle Erwartungen gut habensich in letzter Zeit die oft mitleidigbelächelten Frauen geschlagen, diebei der WM für alle Fachleute über-raschend mit einer starken Leistungauftrumpften. Allerdings muss beiihnen alles klappen, um jetzt in Lon-don in das Finale, also unter die achtbesten Nationen, zu gelangen. Dabeiwird es sicherlich auch auf eine Ok-

sana Chusovitina ankommen, die üb-rigens in London ihre sechstenOlympischen Spiele bestreiten wirdund die immer noch nichts von ihrereinstigen Leistungsfähigkeit einge-büßt hat. Das bewies sie erst jüngstwieder bei den Deutschen Meister-schaften, wo sie in ihrer Paradedis-ziplin, dem Pferdsprung, allerdingsüberraschend nur Zweite wurde.Dafür gewann die 36-Jährige vom TVHerkenrath den Schwebebalken.

Die weiteren Mitglieder des Teamskönnten allesamt die Töchter vonChusovitina sein. Eine Klasse fürsich, auch auf internationaler Ebene,ist inzwischen die MannheimerinElisabeth Seitz (18) geworden, diegleich drei Titel bei den DeutschenMeisterschaften errang, im Mehr-kampf, am Boden und schließlich amStufenbarren, der ihr besonders gutliegt und wo sie eine der weltbestenTurnerinnen ist und der Bundestrai-nerin Ursula Koch viel Freude berei-tet. Wichtig für die Mannschaft wirdauch eine Kim Bui sein, weil sie sehrvielseitig einsetzbar ist.

Zur unmittelbaren Vorbereitungauf die Olympischen Spiele kommtsowohl das Männer- als auch dasFrauenteam nach Kienbaum, wo alleVoraussetzungen gegeben sind, umsich den letzten Feinschliff zu holen.„Dieses Bundesleistungszentrum hatsich seit Jahren zu unserem Stamm-quartier entwickelt. Umfeld und Ge-räte wurden ständig in letzter Zeitverbessert und unseren Wünschenangepasst, so dass wir äußerst zu-frieden sein können“, meinte Wil-lam, der den kommenden Ereignisseganz zuversichtlich entgegen blickt.

Bis kurz vor dem Abflug am 22.Juli wird am Liebenberger See trai-niert. Dass man im Gegensatz zu an-deren Sportarten schon frühzeitignach London reist, hängt damit zu-sammen, dass sich alle auf die Geräteeinstellen müssen und außerdem istdas sogenannte Podiumstraining füralle Beteiligten Pflicht.

Ist rechtzeitig nach seiner Achillessehnen-Operation wieder in Schwunggekommen, Fabian Hambüchen, hier im Gespräch mit Eberhard Gienger

19KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Fast mochte man meinen, auf demBootssteg am Liebenberger See aal-ten sich hübsche Badenixen und ge-nossen unbeschwert die wärmendeSonne. Doch der Schein trog. Nachharter Trainingseinheit am Vormittaghatte Ekaterina Kotelnikova, die char-mante und so doch gestrenge Team-chefin der deutsche RSG-Gruppe,ihren acht für die Olympischen Spielein Frage kommenden Kandidatinnenein paar Stunden der Entspannungverschrieben, damit sich die strapa-zierten Glieder erholen konnten undder Kopf frei wurde und auf andereGedanken kam.

Das Tagesprogramm hatte es näm-lich in sich, denn weder die Bundes -trainerin Natalia Stisjapanova nochder Ballettmeister Vladimr Komkowkannten Gnade bei der harten Vorbe-reitung, denn schließlich soll Londonkein Reinfall werden. Die Qualifika-tion dafür hatten die Mädchen imletzten Jahr geschafft, als sie bei denWeltmeis terschaften in Montpelliernach starker Leistung auf dem sech-sten Platz gelandet waren und damitfür eine erfreuliche Überraschungsorgten.

Ehe in Kienbaum um 7.45 Uhr dasFrühstück anstand, hieß es für alleauf die Waage zu steigen, denn jedesGramm zuviel auf dem Körper kannnur hinderlich sein. "Dennoch ist esnicht so, dass wir hungern müssen",sagte Vivien Niklas aus Leipzig, dieaber während ihrer Sportlerinnen-Kar-riere in Schmiden lebt, wo sich dasdeutsche RSG-Zentrum befindet. Malein Stück Schokolade oder ein Eissind durchaus erlaubt.

„Aber bitte in Maßen. Wir habenmit allen Mädchen darüber gespro-chen, was richtig und wichtig ist“, er-klärte Ekaterina Kotelnikova. „Siesollen bei der Ernährung auf genü-gend Vitamine achten und das zu sichnehmen, was ihnen schmeckt. Diehervorragende Küche in Kienbaumsorgt ja ohnehin dafür, dass allesfrisch auf den Tisch kommt und dasses sich um eine äußerst gesunde Kosthandelt. Da brauchen wir auch keineAngst zu haben.“

Zwischen 8.30 und 13 Uhr stand aneinem normalen Tag der erste Trai-

ningsblock auf der Agenda, derzweite, nach dem Mittagessen, warzwischen 16 und 19.30 Uhr vorgese-hen. Danach folgte das Abendbrot,anschließend meistens noch Sauna,die eine oder andere medizinischeBehandlung, mitunter auch ein kurzerBesuch in der Kältekammer zurschnellen Regeneration.

Wer sich der Rhythmischen Sport-gymnastik mit Haut und Haaren ver-schrieben hat, der weiß, dass es sichum eine entbehrungsreiche Angele-genheit handelt und dass dabei somanches auf der Strecke bleibt,Freundschaften, Freizeit, Bummelngehen, Hobbys und allerdings auchdie Schule.

Fast alle haben ein sogenanntes„Park-Jahr“ eingelegt. Das heißt, siehaben sich vom Besuch des Schmi-dener Gymnasiums beurlauben las-sen, um sich ganz ihrem Sportwidmen zu können. Anders ließe sichdieser Fulltime-Job nicht ausüben.

„Unser Ziel in London ist wie bei derWM der sechste Platz“, sagte die Team-Chefin, wohl wissend, dass überall hartgearbeitet wurde. „Auf jeden Fall müssenwir aber versuchen, das Finale zu schaf-fen, für das sich insgesamt acht Gruppenqualifizieren. Und dann muss man sehen,was sonst noch möglich ist.“

Einen ersten Vorgeschmack darauf,was die deutschen Mädchen bei Olym-

pia erwartet, erhielt die Gruppe An-fang Juni bei der Euro pa -meisterschaft in Nishni Nowgorod(Russland), wo sich die geballte Kon-kurrenz vorstellte.

Die Generalprobe verlief allerdingsnicht unbedingt nach Wunsch, dennder neunte Platz lag doch etwas hin-ter den Erwartungen. Was Sportdirek-tor Wolfgang Willam wie folgtkommentierte: „Nicht unter den be-sten Acht in Europa zu sein und inkeinem Finale zu stehen, das ist nachden Erfolgen des letzten Jahre einungewohntes Ergebnis. Wir müssenfeststellen, dass wir jetzt zu den Ge-jagten zählen und dass es in derWeltspitze noch enger zugeht.“ Sie-ger wurde übrigens Russland.

Das deutsche Team bilden MiraBimperling (TV Rehlingen), NicoleMüller (SV Nettelnburg-Allermöhe),Camilla Pfeffer (TSV Schmiden), Ca-thrin Puhl (TV Rehlingen), Sara Rad-man (TSV Schmiden) und die neuhinzugekommene Judith Hauser (TSVSchmiden). Normalerweise gehörtauch Regina Sergeeva gehört, dieaber wegen einer Knieverletzung ge-schont wurde. Übrigens stammenihre Eltern aus Kasachstan.

Auch Judith Hausers Wurzelnstammen nicht aus Deutschland. Diegebürtige Ungarin hat allerdingsdeutsche Vorfahren, besitzt einedoppelte Staatsbürgerschaft und er-hielt wenige Tage vor der EM vomIOC die Freigabe für die Sommer-spiele in London, so dass die Team-chefin die Qual der Wahl hat, dennsechs Mädchen dürfen offiziell ge-nannt werden und fünf starten.

Beweglichkeit, Ausdrucksstärke,Eleganz, Fingerfertigkeit, gute Koor-dination - das sind wichtige Voraus-setzungen für den Erfolg, sowohl inder Gruppe als auch als Einzelstarte-rin, also für Jana Berezko-Marggran-der, die sich als einzige deutscheStarterin für London als Solistin qua-lifizieren konnte.

Sonnenbaden auf dem Anlegesteg der Kanuten: Ein freier Nachmittagwurde auf diese Art und Weise sinnvoll genutzt

Im einheitlichen Outfit geht es zum abendlichen Essen,angeführt von der Trainerin Natalia Stisjapanova

Ein Stück Schokolade schadet nichtAber die Rhythmischen Sportgymnastinnen

achten sehr auf ihre ideale Figur

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21KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Die Paralympischen Spiele inLondon (29. August bis 9. Sep-tember) werden zum Rekord-Ereig-nis: Rund 4200 Sportler undSportlerinnen aus 165 Ländernwerden in der britischen Haupt-stadt ihre Kräfte messen. Niezuvor traten mehr Teilnehmer an.

16 Nationen werden erstmalsdabei sein, darunter auch Nordko-rea. Gemeinsam mit ihrem Ehe-mann Prinz Philip übernimmtQueen Elizabeth II. den Eröff-nungsakt. Rund 80 000 Zuschauerim Stadion und Unzählige vor denTV-Bildschirmen werden Zeugen

sein, wie die britische Monarchin,zugleich Staats oberhaupt desCommonwealth, nach 1976 inMontreal zum zweiten Mal dieOlympischen Spiele, aber erstma-lig die Paralympics, eröffnet. Bun-desinnenminister Dr. Hans-PeterFriedrich erklärte dazu: „Für mich

sind Paralympische Spiele ebensobedeutend wie die OlympischenSpiele. Daher werde ich Wett-kämpfe beider Sportgroßereignissebesuchen. Ich freue mich schonsehr auf das Eröffnungsspiel derdeutschen Rollstuhl-Basketballe-rinnen gegen die USA.“

Die Queen eröffnet auch die ParalympicsRund 4200 Teilnehmer wollen in London an den Start gehen

Wahrscheinlich werden 147 Ath-leten und Athletinnen aus derBundesrepublik die Reise nachLondon zu den Paralympics antre-ten, erklärte in einem InterviewFriedhelm Julius Beucher, Präsi-dent des Deutschen Behinderten-Sportverbandes und Chef deMission der Mannschaft. Er hoffe,dass sich dank der Fernseh-Über-tragungen die Aufmerksamkeit inder Gesellschaft für den Behinder-tensport erhöht. „Unsere Sportlerwollen kein Mitleid, sondern Re-spekt. Und außerdem einen Aner-kennung für ihre Leistungen.“

Welchen Stellenwert haben dieParalympics ganz allgemein?Beucher: „Da wird eine interna-

tionale Erfolgsgeschichte fortge-schrieben, denn von Mal zu Malnimmt die Teilnehmerzahl zu, sodass die Veranstalter schon baldan ihre organisatorischen Grenzen

stoßen werden. Auf jeden Fall istder Behindertensport aus der Weltnicht mehr wegzudenken.“

Was erwarten Sie von dem gro-ßen Ereignis in London?Beucher: „Eine starke Resonanz

in der Öffentlichkeit, was alleinschon dadurch unterstrichen wird,dass der Bundespräsident JoachimGauck der Eröffnungsfeier beiwoh-nen wird und der InnenministerFriedrich sowie mehrere Bundes-tagsabgeordnete die Wettkämpfebesuchen wollen. Von unserenAthleten ein gutes Abschneiden

und dass sie den Beweis liefern,dass wir zu den führenden Natio-nen im Behindertensport zählen.“

Und konkret gefragt, wie sieht esmit dem Abschneiden aus?Beucher: „Ich bin kein Medail-

lenzähler. Wer zwischen Platz eins

und zehn einkommt, der gehörtzur Weltklasse. Daran bemesse ichden Erfolg, denn auch im Behin-dertensport rückt die Spitze immerenger zusammen. Auf jeden Fallwollen wir versuchen, unseren Rufals große und erfolgreiche Sport-nation zu untermauern.“

Konnten eigentlich ihre Athletenrelativ sorgenfrei trainieren?Beucher: „Natürlich gibt es da

Unterschiede, doch wir habenauch ein Topteam gebildet, dasentsprechende Mittel von Unter-nehmen zur Verfügung gestellt be-kommt, die von der DeutschenSporthilfe entsprechend weitergegeben wurden. Unser Ziel ist es,dass wir auf Augenhöhe mit denNichtbehinderten betrachtet wer-den, auch was die Prämien im Er-folgsfall anbelangt. Da sind wiraber augenblicklich noch in Ge-sprächen.“

Nun gibt es Kritik, dass einigeinteressante Wettbewerbe gestri-chen wurden, die jahrelang zumStandardprogramm gehörten.Beucher: „Ja, das stimmt, aber

da hatten wir keinen Einfluss, dasentschied das IPC. Es wird jedochimmer so sein, dass einige Diszi-plinen rausfallen und andere hin-zukommen. Natürlich finde ich ausdeutscher Sicht bedauerlich, dassausgerechnet das Diskuswerfender Frauen geopfert wurde, wo un-sere Marianne Buggenhagen die

Topfavoritin gewesen wäre, wie siedas in der Vergangenheit oftmalsbewiesen hat. Doch unsere Prote-ste hatten leider keinen Erfolg.“

Ein Teil der Mannschaft wirdsich, wie das auch die Nichtbehin-derten tun, in Kienbaum vorberei-ten. Wie beurteilen Sie diesesweitläufige Areal?Beucher: „Ich kann mir nichts

Besseres vorstellen. Ganz allge-mein unterscheidet sich diesesBun desleis tungszentrum von vie-len an deren Sportschulen in derBundesrepublik dadurch, dass esüberall BehindertensportgerechteAnlagen gibt, aber dass auch dasDrumherum stimmt, angefangenvon der Unterbringung bis hin zurVerpflegung. Nicht zuletzt aus die-sem Grund sind wir mit unseremWettbewerb Jugend trainiert fürParalympics auch erneut in diesemJahr hierher gegangen.“

Chef de Mission bei den Paralympics,Friedhelm Julius Beucher

Nicht Mitleid, sondern RespektBeucher: Wir wollen weiter zu den führenden Nationen zählen

Bilden seit vie-len Jahren einharmonischesPaar, die viel-fache Paralym-pics-Siegerin

Marianne Bug-genhagen und

ihr TrainerBernd Mädler.Leider steht inLondon nur das

Kugelstoßenauf dem Pro-

gramm

22 KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

BLZ-Mitgliederversammlung mit positivem Ausblick

Kienbaum entwickelt sich immer mehr zur ersten Adresse im deutschen Sport

Neu geschaffene Auszeichnung

Eine großartige Idee wird in dieTat umgesetzt. Das Bundesleis -tungszentrum am Liebenberger Seehat einen Kienbaum-Award insLeben rufen, der dem olympischenGrundgedanken gerecht wird. Dererstmals am 5. Juli anlässlich desSommerfestes durch den Bundes-innenminister Dr. Hans-Peter Fried-rich verliehene Preis steht nebensportlichen Höchstleistungen auchfür menschliche Werte wie Respekt,Höflichkeit, Ehrlichkeit, Achtungan derer und deren Leistungen, fer-ner für Bescheidenheit und Kame-radschaft untereinander.

Diese Grundprinzipien haben inKienbaum einen hohen Stellen-wert. Neben der leistungssportli-chen Ausrichtung durch dieSpitzensportverbände werden derFairplay-Gedanke und die Vermitt-lung des Olympismus in den Trai-ningslehrgängen mit den Athletenund dem Betreuerteam gelebt undgefördert. Kaum etwas ist überzeu-gender als das positive Beispielsportlicher Idole. Eine persönlicheBegegnung, ein gemeinsames Er-lebnis setzen nicht selten unge-ahnte Fähigkeiten bei jungenMenschen frei.

Die Award-Kandidaten werden vonMitarbeiten und Vorstandsmitglie-dern des Trägervereins ausgewählt.Dabei handelte es sich diesmal umDavid Storl (Leichtathletik), PabloHernandez (Boxen), Betty Heidler(Leichtathletik), Carolin Leonhardt(Kanu), Siena Christen (Behinder-tensport), Philipp Boy (Turnen),Thomasz Wylenzek (Kanu).

Die fünfköpfige Jury setzt sich ausDr. Hans-Georg Moldenhauer (Vor-standsvorsitzender BLZ Kienbaum),Klaus-Peter Nowack (Geschäftsfüh-rer), Andreas Dittmer (Schatzmeis -ter, Kanu-Olympiasieger), AndreasHirsch (Bundestrainer Turn-Män-ner) und Olav Spahl (Stellvertre-tender Vorsitzender BLZ Kienbaum/DOSB) zusammen.

Sieben Kandidaten für den Kienbaum-Award

Wer lange Fußball gespielt hat,dem muss die Zeitspanne zwischenAn- und Abpfiff, einschließlich derobligaten Halbzeitpause, wohl inFleisch und Blut übergegangen sein.So war es eigentlich kein Wunder,dass die vom Vorsitzenden Dr. Hans-Georg Moldenhauer umsichtig gelei-tete Mitgliederversammlung desTrägervereins Bundesleistungszen-trum Kienbaum genau jene einund-dreiviertel Stunde dauerte, dienormaler Weise eine Begegnung aufdem Rasen in Anspruch nimmt. Be-ginn war Punkt 11 Uhr, Ende 12.45Uhr - dazwischen lagen der Tätig-keitsbericht , die Verabschiedungeiner neuen Satzung und des Haus-haltsplans 2012.

Wichtigste Erkenntnis, mit der die14 erschienenden Verbände (es fehl-ten nur die Handballer, Bob- undSchlittensportler sowie der LSB Bran-denburg) konfrontiert wurden, lau-tete: „Kienbaum entwickelt sichimmer mehr zur ersten Adresse imdeutschen Sport.“ Anhand von Faktenließ sich das sehr leicht nachvollzie-hen. Im letzten Jahr erreichte die An-lage am Liebenberger See imDurchschnitt eine Auslastung von 75Prozent, was weit über dem Durch-schnitt anderer vergleichbarer Ein-richtungen liegt.

Im einzelnen handelte es sichdabei um 80 118 Personeneinheiten(PE), also Teilnehmer, die Kienbaumzu Trainingsmaßnahmen, Fortbil-dungslehrgängen und Tagungen nutz -ten (2010 waren es 69 613). Die Zahlder Übernachtungen verzeichneteebenfalls ein noch nie da gewesenesRekordergebnis, 59160 zu 51423,wobei die A-, B- und C-Kader stetsabsolute Priorität genossen.

Die Nummer eins bei der Inan-spruchnahme bildetenn die Leicht-athleten (7598 PE) vor den Turnern(5015), den Kanuten (4958) und denJudokas (3403), aber auch die Bas-ketballer (2179) scheinen immer

mehr Gefallen an Kienbaum zu fin-den, wenngleich es sich bislang nurum den Nachwuchs handelte. Dochdas dürfte sich demnächst ändern,denn der neue (und alte) Bundes -trainer Svetislav Pesic hat inzwischendie Anlage auch für die Männer-Na-tionalmannschaft entdeckt.

Gerade das Thema Ballspielsportar-ten erhitzte stark die Gemüter. DenAnstoß dazu gab der BLZ-Ehrenpräsi-dent Manfred von Richthofen, der dieFrage aufwarf, weshalb so wenigeMannschaften die Olympia-Qualifika-tion für London geschafft haben undwas Kienbaum gedenkt zu leisten, umdiesen doch sehr unbefriedigendenZustand künftig zu ändern.

Auch Moldenhauer befand die Si-tuation als „einzigartige Katastrophe“und bedauerte sehr, dass zum sech-sten Mal in Folge „seine“ Fußballernicht dabei sind.

Natürlich konnte es nicht die Auf-gabe der Mitgliederversammlungsein, den Dingen auf den Grund zugehen. Die Verbands-Vertreter inter-essierte allerdings schon, welche Be-dingungen die Sportler im Hinblickauf Olympia vorfinden werden. Undda hat sich Kienbaum, so der BLZ-Geschäftsführer Klaus-Peter Nowack,eine Menge einfallen lassen, um denAthleten und Athletinnen optimale

Voraussetzungen zu bieten.

Ab 25. Juni hat die heiße Phasebegonnen. Eine Olympia-Longe wurdeeingerichtet, spezielle Speiseplänevon der Küche erarbeitet, Zusatz-Ver-pflegung und Grill-Abende organi-siert, Fahrten zu einem Wellness- Hotel angeboten.

Aufmerksam hörte Jochen Maron,der Erste Polizeihauptkommissar undLeiter des Leistungssportprojekts inKienbaum zu, denn er rechnet mitrund 30 Olympioniken aus seinemBereich. „2008 gewannen wir fünfMedaillen, ich hoffe, dass diese Zahldiesmal verdoppelt werden kann.“Wer auf einen Weltmeister wie den

Kugelstoßer David Storl, die Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler oder den Canadierfahrer Se-bastian Brendel bauen kann, der darfschon eine optimistische Prognosewagen.

Um den Athleten auch von sport-wissenschaftlicher Seite her dasBeste zukommen zu lassen, will sich,so Prof. Dr. Arndt Pfützner vom IATin Leipzig, verstärkt um die techni-sche Aufrüstung in Kienbaum küm-mern. Unter anderem geht es umKraftmessplatten, die bei der Erwei-terung des Wurfhauses installiertwerden sollen.

Großes „Mannschafts-Foto“ nach der Mitgliederversammlung in Kien-baum. Links der neue Vizevorsitzende Olaf Spahl vom DOSB

23KIENBAUM-JOURNAL JULI 2012

Strahlende Gesichter bei den Teil-nehmern, große Anerkennung bei denBetreuern und allgemeine Zufrieden-heit bei den Organisatoren, die nachzwei vorangegangenen Pilotveran-staltungen die offizielle Premiere „Ju-gend trainiert für Paralympics“ (JTFP)glänzend in Kienbaum über dieBühne brachten. Berlins Schulsport-referent Dr. Thomas Poller, der sämt-liche Fäden in der Hand hielt,schwärmte von den hervorragendenBedingungen, die das Bundeslei-stungszentrum am Liebenberger Seebot.

Angefangen von den Barriere-freien Zugängen zu den einzelnenSportstätten über die Unterbringun-gen bis hin zur Verpflegung, der Aufgeschlossenheit und Hilfs-bereitschaft des Personals, wobeiausdrücklich der BLZ-GeschäftsführerKlaus-Peter Nowack Erwähnung fand.„Ich kann mir eigentlich keine bes-sere Anlage als die in Kienbaum vor-stellen“, so Poller, der aber nach-denklich wirkte, wenn in Zukunftnoch mehr Jungen und Mädchendabei sein wollen. Diesmal handeltees sich um 300 Sportler plus ihrenBetreuern aus zwölf Bundesländern.Doch vier weitere könnten durchausbeim nächsten Mal hinzukommen,womit die Kapazitätsgrenze wahr-

scheinlich überschritten sein dürfte,vor allen dann, wenn als fünfteSportart noch Judo hinzukommt.

Auf jeden Fall haben jedoch diebeiden Meetings 2011 und 2012 inKienbaum die Basis dafür geschaf-fen, dass der Wettbewerb eine großeZukunft vor sich hat und nicht mehraus dem Schulprogramm wegzuden-

ken ist. Darüber sind sich alle einiggewesen, zumal die Leistungen eineerfreuliche Aufwärtstendenz erken-nen ließen und darüber hinaus dieZusammenlegung von der JTFP-Er-öffnungsfeier und der Siegerehrung„Jugend trainiert für Olympia“ in derBerliner Max-Schmeling-Halle einVolltreffer gewesen ist und starkeEmotionen weckte.

Als Bundessieger in Kienbaumwurden geehrt die Bauhausschuleund Paul-Klee-Schule Leichingen inder Leichtathletik, die Hugo-Kükel-haus-Schule Wiehl im Rollstuhl-Basketball, die Carl-von Linné-Schule Berlin im Schwimmen unddie Heinrich-Böll-Schule Göttingenim Tischtennis.

Die Medaillen und Berliner Bärenüberreichte keine Geringere als diezwölffache Paralympics-Siegerin imWintersport, die Münchnerin Ve-rena Bentele, die bedauerte, dasses zu ihrer aktiven Zeit kein solchesBundesfinale gegeben hatte. „Ichbin begeistert von dem, was ichhier erlebt habe und möchte michnachdrücklich dafür einsetzen, dassdieser Wettbewerb nicht nur erhal-ten, sondern weiter ausgebautwird.“

Der Jugendsekretär des Deut-schen Behinderten-SportverbandesDetlev Lütkehoff (Köln) äußertesich ebenfalls sehr positiv und„fände es schade, wenn wir Kien-baum nicht weiter nutzen könnten,weil hier alles stimmt. Und derHauptsponsor Deutsche Bahn AGauch künfzig dafür Sorge trägt,dass es mit dem reibungslosenTransport klappt.“

Rollstuhl-Basketball war eine der attraktivsten Sportarten, die beim Wett-bewerb „Jugend trainiert für Paralympics“ in Kienbaum stattfanden

Jugend trainiert für Paralympics in Kienbaum

Verena Bentele begeistertvon der tollen Atmosphäre

Das Dutzend ist voll. Bereits zumzwölften Mal trafen sich Sportmedi-ziner und Physiotherapeuten zueinem Weiterbildungskongress inKienbaum, wo an drei Tagen eineReihe interessanter Vorträge statt-fand, die sich mit der Anatomie undPhysiologie der Hüfte, aber auch an-deren Verletzungen beschäftigten,angefangen von der Schambeinent-zündung bis hin zur Ellenbogen-steife.

Mit der Prävention von Sprung-und Kniegelenks-Problemen in denSpielsportarten beschäftigte sichbeispielweise Erik Helm, Konditions-trainer bei den erfolgreichen Füchse-Handballern aus Berlin. Alsausgewiesener Fachmann erläuterteer bestimmte Verhaltensregeln undMöglichkeiten, möglichst schnellwieder die entsprechende Fit ness zuer langen, was heutzutage von ent-

scheidender Be - deutung für einenVerein und sein ent-sprechendes Ab -schneiden in ei nemwichtigen Wettbe-werb sein kann.

Auch ein Ver-bandsarzt kam zuWort, Dr. AndreasHeinzinger, eben-falls aus Berlin, dersich beispielsweisemit der medizini-schen Betreuung der so erfolgrei-chen deutschen Bob-National-mannschaft beschäftigte und da-über hinaus wichtige Hinweise und

Anregungen gab, die sich durchausauch auf andere Sportarten übertra-gen lassen. Heutzutage, und daslehrte einmal mehr das aus Theorie

und Praxis bestehende Seminar, istdas Zusammenwirken von Medizi-nern, Physios und Trainern ganzentscheidend für den Erfolg. Dr. Oli-ver Miltner als Taktgeber und Initia-tor des Kongresses, aber gleichzeitigauch Mannschaftsarzt des Deut-schen Volleyballmeisters RecyclingBerlin, zeigte sich sehr zufriedenmit dem Ergebnis, zumal auch mehr-fach auf schluss reiche Hinweise inpunkto unerlässliche Betreuung imProfifußball, aber auch AmericanFootball und Tanzen gegeben wur-den.

Mit Kevin Kuske (Bob), Stefan Ulm(Kanu) und Ricardo Galandi (Volley-ball) waren drei ausgesprochene Top-Athleten da, die für den praktischenTeil zuständig waren, denn nicht nurim Hörsaal sollte den Teilnehmeretwas geboten werden, sondern inder Halle oder auf dem Wasser.

Weiterbildung das A und O

für die Sportmediziner

Hans-Gerd Pieper vom Zentrum für Schulterchirur-gie aus Bremen zeigte praktische Anwendungen

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