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Jules Verne 20.000 Meilen unter den Meeren Roman Mit sämtlichen Illustrationen der französischen Originalausgabe von 1869/71 Anaconda

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Jules Verne

20.000 Meilenunter den Meeren

Roman

Mit sämtlichen Illustrationen der französischen Originalausgabevon 1869/71

Anaconda

Verne Zwanzigtausend Meilen:Inhalt 04.02.2013 12:41 Seite 3

Titel der französischen Originalausgabe: Vingt Mille Lieues sous les mers(Paris 1869/71). Die anonyme deutsche Übersetzung folgt der viertenAuflage der Ausgabe Zwanzigtausend Meilen unter’m Meer. Wien, Pest,Leipzig: A. Hartleben’s Verlag 1878. Sie wurde den Regeln der neuenRechtschreibung angeglichen und behutsam überarbeitet.

© 2013 Anaconda Verlag GmbH, KölnAlle Rechte vorbehalten.Umschlagmotiv: Gino D’Achille, Illustration from Twenty Thousand Leagues Under the Sea by Jules Verne (1980s), Private Collection / bridgemanart.comUmschlaggestaltung: www.katjaholst.deSatz und Layout: Andreas Paqué, www.paque.dePrinted in Czech Republic 2013ISBN [email protected]

Verne Zwanzigtausend Meilen:Inhalt 04.02.2013 12:41 Seite 4

Inhalt

Erstes Buch1. Kapitel. Eine schweifende Klippe . . . . . . . . . . . . 82. Kapitel. Für und Wider . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163. Kapitel. Wie es meinem Herrn beliebt . . . . . . . . 254. Kapitel. Ned Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345. Kapitel. Auf gut Glück! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 446. Kapitel. Mit vollem Dampf . . . . . . . . . . . . . . . . 537. Kapitel. Ein Walfisch unbekannter Art . . . . . . . . 668. Kapitel. Mobilis in Mobile . . . . . . . . . . . . . . . . . 779. Kapitel. Ned Lands Zorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

10. Kapitel. Der Mann des Meeres . . . . . . . . . . . . . . 9811. Kapitel. Die Nautilus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11312. Kapitel. Alles durch Elektrizität . . . . . . . . . . . . . 12113. Kapitel. Einige Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13314. Kapitel. Der schwarze Strom . . . . . . . . . . . . . . . 14215. Kapitel. Eine briefliche Einladung . . . . . . . . . . . 16116. Kapitel. Spaziergang im Freien . . . . . . . . . . . . . . 17317. Kapitel. Ein unterseeischer Wald . . . . . . . . . . . . . 18118. Kapitel. Viertausend Meilen unterm Stillen Ozean 19319. Kapitel. Vanikoro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20420. Kapitel. Die Torresstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21721. Kapitel. Einige Tage auf dem Land . . . . . . . . . . . 230

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22. Kapitel. Des Kapitän Nemo Blitzstrahl . . . . . . . . 24823. Kapitel. Fieberträume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26324. Kapitel. Das Korallenreich . . . . . . . . . . . . . . . . . 275

Zweites Buch1. Kapitel. Der Indische Ozean . . . . . . . . . . . . . . . 2902. Kapitel. Ein neuer Vorschlag von Kapitän Nemo . 3033. Kapitel. Eine Perle von zehn Millionen . . . . . . . 3164. Kapitel. Das Rote Meer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3335. Kapitel. Der Arabische Tunnel . . . . . . . . . . . . . . 3496. Kapitel. Der griechische Archipel . . . . . . . . . . . . 3647. Kapitel. Das Mittelländische Meer

in vierundzwanzig Stunden . . . . . . . . . . 3798. Kapitel. Die Bai von Vigo . . . . . . . . . . . . . . . . . 3889. Kapitel. Ein verschwundener Kontinent . . . . . . . 405

10. Kapitel. Unterseeische Kohlenminen . . . . . . . . . 42111. Kapitel. Das Tang-Meer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43612. Kapitel. Pottfische und Walfische . . . . . . . . . . . . 45113. Kapitel. Die Eisdecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46714. Kapitel. Der Südpol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48115. Kapitel. Unfall oder Zwischenfall . . . . . . . . . . . . 49916. Kapitel. Luftmangel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51117. Kapitel. Vom Kap Hoorn zum Amazonenstrom . 52518. Kapitel. Riesenpolypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53919. Kapitel. Der Golfstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55520. Kapitel. Unter 47° 24’ Breite und 17° 28’ Länge . 57021. Kapitel. Eine Hekatombe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58022. Kapitel. Letzte Worte von Kapitän Nemo . . . . . . 59623. Kapitel. Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 604

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Erstes Buch

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1. Kapitel

Eine schweifende Klippe

Ein seltsames Ereignis, ein unerklärtes, und eine unerklär-bare Naturerscheinung, die sich im Jahr 1866 begab, ist oh-ne Zweifel noch unvergessen. Nicht allein die Bevölkerungder Hafenstädte war durch Gerüchte beunruhigt, im Bin-nenland der öffentliche Geist aufgeregt, besonders die See-leute gerieten in Bewegung. Die Kaufleute und Reeder,Schiffsherren, Patrone und Kapitäne in Europa und Ameri-ka, Offiziere der Kriegsmarine aller Länder, und dann dieStaatsregierungen der beiden Weltteile widmeten der Sa-che im hohen Grade ihr Interesse.

Die Tatsache ist, dass seit einiger Zeit manche Schiffe aufhoher See einem »enormen Gegenstand« begegneten, lang,spindelförmig, mitunter phosphoreszierend, unendlich grö-ßer und rascher als ein Walfisch.

Die Angaben über diese Erscheinung, wie sie in denSchiffsbüchern verzeichnet wurden, betrafen mit ziemlicherGenauigkeit die Struktur des fraglichen Gegenstandes oderGeschöpfes, die unerhörte Schnelligkeit und erstaunlicheKraft seiner Bewegungen, die besonderen Lebensäußerun-gen, welche ihm eigentümlich schienen. War es ein Tier vonder Walfischgattung, so übertraf es an Umfang weit alle vonder Wissenschaft bisher verzeichneten. Cuvier, Lacépède,Dumeril, Quatrefages – hätten sicher die Existenz eines sol-chen Ungeheuers nicht gelten lassen – sofern sie es nichtselbst gesehen, d. h. mit eigenen kundigen Augen gesehen.

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Lassen wir die ängstlichen Schätzungen, welche diesemGegenstand zweihundert Fuß beimaßen, beiseite, verwer-fen die übertriebenen Angaben von der Breite einer Meileund der Länge dreier – und halten uns an das Durch-schnittliche der wiederholt gemachten Beobachtungen, sokönnte man doch behaupten, dass dieses phänomenale We-sen – sofern es existierte – alle von den Ichthyologen bis-her angenommenen Dimensionen bei Weitem übertraf.

Aber es existierte; die Tatsache an sich war nicht in Ab-rede zu stellen, und bei der Neigung, womit sich die Men-schen dem Wunderbaren zuwenden, begreift man leicht dieBewegung, welche diese übernatürliche Erscheinung in derganzen Welt hervorbrachte. Sie ins Reich der Fabeln zuverweisen, ging schon nicht mehr an.

In der Tat begegnete am 20. Juli 1866 das DampfbootGovernor Higginson, der Calcutta and Burnach steam navigationCompany gehörig, dieser schwimmenden Masse fünf Mei-len östlich von den Küsten Australiens. Der Kapitän Bakerglaubte anfangs auf eine unbekannte Klippe zu treffen; erwar auch bereits im Begriff, die Lage derselben genau zubestimmen, als von dem unerklärlichen Gegenstand auszwei Wasserstrahlen hundertundfünfzig Fuß hoch zischendin die Luft emporschossen. Demnach, sofern nicht auf die-ser Klippe intermittierende Quellen eines Geysirs sich be-fanden, hatte es der Governor Higginson mit nichts andermzu tun, als einem bisher unbekannten Seesäugetier, welchesdurch seine Luftlöcher Wasserstrahlen mit Luft und Dunstgemischt ausstieß.

Die gleiche Tatsache wurde am 23. Juli desselben Jahresin den Gewässern des Stillen Ozeans, von dem CristobalColon der West India and Pacific steam navigation Companybeobachtet. Demnach war dieses außerordentliche Seetier

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imstande, mit erstaunlicher Schnelligkeit seine Stellung zuwechseln, da es vom Governor Higginson und Cristobal Colonnach Verlauf von drei Tagen an zwei Punkten beobachtetwurde, welche der Karte nach über siebenhundert Seemei-len voneinander entfernt sind.

Vierzehn Tage später, als zweitausend Meilen von da dieHelvetia, von der Company Nationale, und der Shannon, vonder Royal-Mail, in dem zwischen den Vereinigten Staatenund Europa gelegenen Teil des Atlantischen Meeres in ent-gegengesetzter Richtung fuhren, signalisierten sie sich dasUngeheuer unterm 42° 15’ nördl. Breite und 60° 35’ westl.Länge vom Meridian zu Greenwich aus. Bei dieser gleich-zeitigen Beobachtung glaubte man die Länge des Tiereszum Mindesten auf etwa dreihundertfünfzig engl. Fuß (ca.106 Meter) anschlagen zu können. Die größten Walfischeaber, wie sie in der Gegend der Aleuten vorkommen, ha-ben die Länge von hundertundfünfzig Meter niemals über-schritten.

Als diese Nachrichten Schlag auf Schlag eintrafen,machten neue an Bord der Pereira gemachte Beobachtun-gen, ein Zusammenstoßen des Ätna mit dem Ungeheuer,ein von den Offizieren der französischen Fregatte La Nor-mandie vorgenommenes Protokoll, eine sehr ernste, vomGeneralstab des Commodore Fitz-James an Bord der LordClyde gemachte Aufnahme – auf die öffentliche Meinungden tiefsten Eindruck. In den Ländern leichten Humorsscherzte man über das Phänomen, aber die ernsten undpraktischen Länder, England, Amerika, Deutschland, befass-ten sich lebhaft damit.

Überall in den großen Verkehrsmittelpunkten kam dasUngeheuer in Schwung; man besang es in den Cafés, manverspottete es in den Journalen, man spielte es in den Thea-

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