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eco work im Wettbewerb für Nachhaltigkeit Wegbereiter Neue Ideen Visionäre im Porträt Neue Energien Biomasse in Europa Neue Konzepte Unternehmen mit Verantwortung Juli 2006 Nachhaltiges aus dem Öko-Institut @

Juli 2006 eco work - Öko-Institut · bokeng Township bei Johannesburg wird das freiwerdende Methan einer Kläranlage zur Stromerzeugung ge-nutzt. Beide Projekte erfüllen die strengen

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eco work

im Wettbewerb

für Nachhaltigkeit

Wegbereiter

Neue Ideen Visionäre im

Porträt

Neue EnergienBiomasse in

Europa

Neue KonzepteUnternehmen mit

Verantwortung

Juli 2006

Nachhaltiges aus dem Öko-Institut @

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K L E I N E W U N D E R

Zaubertrank

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Ein Szenetreff inBerlin oder Mün-chen, ein Beach-

Club in Freiburg.Schicke, kreative Men-

schen und ein Getränk:Bionade. Die erste Natur-

Limo, biologisch hergestelltund so wahnsinnig erfolg-

reich, dass es kaum einer glau-ben mag.

Bionade ist das neue Kult-Ge-tränk für Trendsetter. Die Brausewird bereits in unsere Nachbar-länder exportiert und demnächstvielleicht sogar in Japan getrun-ken. 60 Millionen Flaschen gehenim Jahr über den Verkaufstresenoder die Kneipentheke. Tendenzsteigend. Eine Entwicklung, dieauch Brauingenieur und Bionade-Erfinder Dieter Leipold aus Ost-heim in der fränkischen Provinzvor elf Jahren nicht absehenkonnte.

Damals gehörte die Brauerei Pe-ter zu den krisengeschütteltenKleinbetrieben. Bis BraumeisterDieter Leipold auf die Idee kam,ein biologisches Erfrischungsge-tränk ohne Alkohol herzustellen.1995 erfand er Bionade und seit-dem sorgt die „Öko-Limo” dafür,dass die Brauerei zu den am

stärksten wachsenden Getränke-herstellern Deutschlands gehört.Gesund und dazu weltweit daserste alkoholfreie Gärgetränk: Dajubelten die Medien landauf undlandab und sorgten so für dierichtige Werbung. Dank Mund-zu-Mund-Propaganda galt dasProdukt schnell als hip bei PR-Leuten und Designern.

Ein Beweis mehr, dass ökologi-sche Produkte und Erfolg amMarkt Hand in Hand gehen kön-nen. Und dass clevere, innovati-ve Erfindungen auch den Großender Branche ernsthaft Konkur-renz machen.

Bionade ist ein alkoholfreies Ge-tränk, das ohne synthetische Zu-sätze hergestellt und in einemähnlichen Verfahren wie Bier gebraut wird. Dabei werden Was-ser und Malz fermentiert, alsogegärt. Daraus entsteht Glucon-Säure, ähnlich dem Trauben-zucker oder Honig, die süß ist.Diese reagiert wiederum mit Mi-neralstoffen des Wassers: Es ent-stehen Calcium- und Magnesium-Salze. Dazu kommen noch Säfteaus kontrolliert ökologischem An-bau und natürliche Aromen. cr

K L E I N E W U N D E R

Weshalb schwärmt der Life-Style

plötzlich für „Öko”?

info: www.oeko.de/061/kleinewunder

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InhaltG R O S S E S T H E M AImpressum

eco@work – Juli 2006

Herausgeber: Öko-Institut e.V.

Redaktion: Christiane Rathmann (cr)Katja Kukatz (kk)

Verantwortlich:Christian Hochfeld

Weitere Autoren:Inga Besten (ib), Martin Cames (mc),Uwe Fritsche (uf), Dr. Rainer Grießhammer,Dr. Klaus Rennings, Birgit Waibel (bw),Harald Wohlfeil (hw)

Gestaltung/Layout:Hannes Osterrieder

Technische Umsetzung:Markus Werz

Redaktionsanschrift:Postfach 50 02 40, D-79028 FreiburgTel.: 0761/45295-0, Fax: 0761/[email protected]

Gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier

Titelfoto: Photocase.com

Herzlich willkommen,

W I S S E N _____________________________________Wettbewerb für Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . 8Sind wirtschaftlicher Erfolg und eine moderneUmweltpolitik zwei Seiten einer Medaille? Wirtschaft mit Werten . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Sozialromantik oder Marktvorteil? GesellschaftlicheVerantwortung in der Unternehmensstrategie

W E R T E N ____________________________________ Partner mit Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14Ein Gastkommentar von Dr. Klaus Rennings

W Ü N S C H E N _________________________________Visionäre im Porträt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Christian Hochfeld, Dr. Simon Zadek und Michael Müller

E D I T O R I A L

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Christiane Rathmann, Leiterin derÖffentlichkeitsarbeit, mit ChristianHochfeld, stellvertretender Geschäftsführer.

Katja Kukatz, Journalistin in derÖffentlichkeitsarbeit, im Gesprächmit Dr. Dirk Bunke, Experte fürChemikalienpolitik.

Die Redaktion beim Interview

liebe Leserinnen und liebe Leser, zu der ersten Ausgabe des eco@work. Anstelle des bisherigen elektronischen Newsletters erhalten Sie heuteein ganz neues Produkt aus dem Öko-Institut: eine elektronische Zeit-schrift. Damit stellen wir Ihnen noch mehr Service zur Verfügung. Unddas alles in der ansprechenden Form eines E-Papers.

Was bleibt? Wir schicken Ihnen die Nachrichten per E-Mail zu. Über dieLinks gelangen Sie auf unsere Homepage und können dort die Artikellesen. Wir informieren weiterhin ausführlich über Forschungsergebnisseaus dem Öko-Institut und positionieren uns zu aktuellen Themen in derUmweltpolitik.

Was verändert sich? Sie können die gestaltete Gesamtversion oder ein-zelne Artikel kostenlos als pdf herunterladen. Oder auch im E-Paper online „blättern“.

Die elektronische Zeitschrift präsentiert sich in einem frischen Design:vierfarbig, mit moderner Schrift und großformatigen Bildern. Auch re-daktionell hat sich viel verändert. So gehören neben dem Schwerpunktweitere neue Rubriken, Porträts, ein Kommentar eines Gastautors sowieeine regelmäßige Kolumne zum Konzept.

In unserem „Großen Thema“ gehen wir dieses Mal der Frage nach, obsich Wettbewerb und Nachhaltigkeit ausschließen. Oder sind wirtschaft-licher Erfolg und eine moderne Umweltpolitik zwei Seiten einer Medaille?

Schauen Sie hinein oder laden Sie sich die Ausgabe herunter! Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kommentare.

Ihre

Christiane Rathmann, Leiterin Referat Öffentlichkeit & Kommunikation , Telefon 0761/452 95-22

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Schließen sich wirtschaftlicher Erfolg undgute Umweltpolitik aus? Nein, meint dasÖko-Institut. Deutschland ist führendbeim Export von Umwelttechnologien.Umweltschutz gilt als eine wichtige Trieb-feder für Innovationen und sichert Wett-bewerbsfähigkeit.

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Wettbewerb und Umweltschutz:Partner oder Kontrahenten?Schwarz-Weiß gedacht, gibt’s daraufkeine Antwort, findet Dr. Klaus Ren-nings, Experte für Umweltökonomik.

14

Jetzt ist Schluss mit bestimmten ge-fährliche Stoffen in Elektro- undElektronikgeräten. Seit dem 1. Juliist die neue EU-Richtlinie RoHS inKraft. Ob Ausnahmen davon möglichsind, dazu berät das Öko-Institut dieEU-Kommission.

16

R U B R I K E N

K L E I N E W U N D E R . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

E D I T O R I A L . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

I M P R E S S U M . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

N E U E T A T E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Aktuelles im Überblick

E R G R Ü N D E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Ergebnisse aus der Forschungsarbeit

B E W E G E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Was wäre eigentlich, wenn ... Eine Kolumne von Dr. Rainer Grießhammer

E N T D E C K E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Tipps und Termine

V O R A U S G E S C H A U T . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

I N H A LT

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N E U E T A T E N

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Gut vorbereitet

In Film und Fernsehen sind sie schon nahezu alltäg-lich, in der Realität zum Glück nicht: Terroranschlä-ge mit radioaktiven Stoffen oder Nuklearwaffen.Aber wie kann die Bevölkerung im Fall der Fälle ambesten informiert werden? Und welche Maßnahmenkönnen bereits heute vorbereitet werden? Das Öko-Institut und die Katastrophenforschungsstelle derUniversität Kiel befassen sich im Auftrag des Bun-desamtes für Strahlenschutz mit diesen Fragen.

Über nukleare Bedrohungen mit terroristischemHintergrund wird erst seit kurzem diskutiert. Daherfehlen bisher umfassende Notfallpläne. Die Wissen-schaftler definieren deshalb Szenarien möglicherAnschläge und erarbeiten Konzepte, wie die Bevöl-kerung schnell und umfassend informiert werdenkann. hw

Telekommunikation mit Mehrwert

Ob elektronische Patientenakte, Rezeptoder Arztbrief, ob ärztliche Qualifikationoder telemedizinische Angebote für Patienten, ob Branchennetz Gesundheits-wesen oder komplette Krankenhausinfor-mationssysteme – die denkbaren Einsatz-möglichkeiten von E-Health, modernen

Telekommunikations-Dienstleistungen für das Gesundheitswesen, scheinen unbegrenzt. Beinaheebenso groß sind die Erwartungen, die daran ge-knüpft werden, auch mit Blick auf eine nachhaltigeEntwicklung. Aber wie nachhaltig ist E-Health kon-kret und wie können entsprechende Leistungen optimal genutzt werden? Dieser Frage geht dasÖko-Institut jetzt mit einer systematischen Analyseim Auftrag der Deutschen Telekom nach. Die Wis-senschaftlerInnen prüfen, worin der Mehrwert vonE-Health gegenüber konventionellen Vergleichssys-temen liegen könnte und werden ihre Analyse auchauf Expertengespräche mit Praktikern aus dem Ge-sundheitswesen und der Telekommunikation stüt-zen. Ergebnisse liegen im Frühjahr 2007 vor undsollen breit kommuniziert werden. kk

Umwelt gewinnt

Heutzutage kann unsereins fast alles übersInternet organisieren: Da ist es nicht weiterverwunderlich, dass auch die Telefonrech-nung per E-Mail kommt. Der Versand derRechnung über das Internet ist eine prakti-sche und kostengünstige Variante. Doch inwieweit ist sie auch umweltfreundlich?

Um diese Frage zu klären, hat T-Com, dasGeschäftsfeld Breitband/Festnetz der Deut-schen Telekom, beim Öko-Institut eine Stu-die in Auftrag gegeben. Ergebnis: Der Ver-sand der Rechnung per E-Mail belastet dieUmwelt rund fünfmal weniger als der klas-sische Versand per Post. Zu diesem Schlusskommen die Öko-Instituts-Experten, nach-dem sie die Produktionskette von der Pa-pierherstellung bis zum Briefversand be-trachtet und mit dem Energieverbrauch fürdie E-Mail-Variante verglichen haben.

Alte Gewohnheiten aufzugeben fällt jedochschwer und deshalb wird die Papierrech-nung auch weiterhin viel genutzt. Die Grün-de mögen vielfältig sein, seien es die Ge-wohnheit oder Misstrauen gegenüber demInternet. Manche Nutzer erhalten ihreRechnung per E-Mail, drucken sie abertrotzdem aus. Hier wird der Gewinn für dieUmwelt natürlich wieder verspielt.

Die Empfehlung lautet deshalb auf die Pa-pierrechnung zu verzichten und die Rech-nung per E-Mail zu erhalten und statt einesAusdrucks diese auf dem PC abzuspeichern.Das kommt der Umwelt zugute und daseingesparte Geld kann zusätzlich in denUmweltschutz investiert werden. ib

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Nachhaltig fischen

Ein großer Teil der europäischen Fischerei-Indus-trie befindet sich in einer Dauerkrise. Viele Fisch-bestände haben historische Tiefstände erreicht,manche drohen zu kollabieren. Kritik an der „Ge-meinsamen Fischereipolitik der Europäischen Uni-on” (CFP) gibt es von vielen Seiten, von Fischerei-Industrie wie von Naturschützern. 2005 habensich deshalb 13 europäische Forschungsinstitute,darunter das Öko-Institut, in einem auf drei Jahreangelegten Projekt zusammen geschlossen, umFischerei-Manager und Politiker in der Europäi-schen Union zu unterstützen. Das Projekt CEVIS –„Comparative Evaluations of Innovative Solutionsin European Fisheries Management” – soll neuesDenken und Handeln fördern und Fischerei-Mana-gern alternative Managementmethoden aufzei-gen. „Wir erwarten, dass CEVIS einen Beitrag dazu leistet, die europäische Fischerei nach-haltiger zu gestalten, indem es den Verant-wortlichen Lösungswege aufzeigt - nachhal-tiger in ökologischer, ökonomischer undsozialer Hinsicht”, sagt Miriam Dross, Juristin am Öko-Institut. cr

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Unbeschwert genießen

Die Bundesgartenschau 2007 auf dem Gelände eines stillgeleg-ten Urantagebaus? Ist das nicht gefährlich? Nein, lautet das Er-gebnis einer Studie des Öko-Instituts im Auftrag des ehemali-gen Betreibers, der Wismut GmbH. Denn seit der Sanierungdes Geländes bei Gera ist die bergbaubedingte Strahlung sehrniedrig. Sie ist dort nicht höher als in weiten Teilen Deutsch-lands aufgrund des natürlichen Urangehalts im Boden. In dieserGrößenordnung ist sie absolut unbedenklich, auch für Kinderoder Schwangere. Die Dosis für die rund eine Million erwartetenTagesbesucher beträgt weniger als ein Hundertstel des erlaub-ten Grenzwerts. Auch, wer sich das ganze Jahr über auf demAreal aufhält, geht kein Risiko ein. Für die Datenanalyse konntedas Öko-Institut auf Messungen der Wismut GmbH und Thürin-ger Behörden zurückgreifen. Die Ergebnisse der Studie sind ineinem Flyer zusammengefasst. hw

Klimaneutral abheben

Es ist ein Dilemma: Das Öko-Institut setzt sich fürden globalen Klimaschutz ein. Für die dazu nötigenReisen zu internationalen Konferenzen oder Arbeits-treffen gibt es aber manchmal keine Alternativezum Flugzeug. Umgerechnet 130 Tonnen Kohlen-dioxid (CO2) sind dadurch 2005 in die Atmosphäregelangt. Eine zusätzliche Belastung der Umwelt wirdaber dennoch vermieden – durch CO2-Kompensation.Denn seit 2005 unterstützt das Institut in Zusam-menarbeit mit der 3C Climate Change Consulting,die sich auf die Abwicklung solcher Kompensations-maßnahmen spezialisiert hat, zwei Projekte in Süd-

afrika. In einer Zitrus-farm im Norden wirddie Dampferzeugungvon Steinkohle auf Ab-fallholz und Sägespäneumgestellt und im Se-bokeng Township beiJohannesburg wird dasfreiwerdende Methaneiner Kläranlage zurStromerzeugung ge-nutzt. Beide Projekteerfüllen die strengen

Kriterien des Gold Standards: Das heißt, sie sparennachweislich CO2 ein und stärken die Wirtschaft vorOrt nachhaltig. mc

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Wettbewerb fürNachhaltigkeitSchließen sichWettbewerb undNachhaltigkeitaus? Oder sindwirtschaftlicherErfolg und einemoderne Umwelt-politik zwei Seiteneiner Medaille?

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Die Idee trägt einen englischenNamen und wird in Japan verwirk-licht: Top Runner. Dahinter ver-birgt sich eine innovative und innovationsfördernde Form derRegulierung, die sich die Markt-kräfte und den Wettbewerb zu-nutze macht. So setzen die Japaner die Eckwerte der energie-effizientesten Geräte einer Pro-duktgruppe, beispielsweise vonComputern, als festen Standardfür ein bestimmtes Jahr. Wer die-se Standards nicht erreicht, wirdzunächst öffentlich ermahnt undmuss dann sein Produkt vomMarkt nehmen. Die japanischeRegierung verspricht sich davonnennenswerte Energieeinsparun-gen, bei Computern von 83 Pro-zent. Dies ist nur ein Beispiel, wiesich der Innovationswettbewerbzu Gunsten der Umwelt forcierenlässt.

Doch was so eingängig klingt, istin der Fachwelt umstritten. DieDiskussion beginnt bereits beidem vielschichtigen Begriff der„Wettbewerbsfähigkeit”, der aufUnternehmen, Branchen oder Na-

tionen bezogen Unterschiedlichesbedeutet. Unklar ist zum Beispiel,wie in einer verflochtenen Welt-wirtschaft die Wettbewerbsfähig-keit von transnationalen Unter-nehmen im Verhältnis zu regionalabgegrenzten Wirtschaftsräumen

zu bewerten ist. Wenndie Folgen von Umwelt-regulierung überhauptbeachtet werden, dannbetont die wissen-schaftliche Literaturstark die Kostenseite.Und fragt zu selten da-nach, wie durch Um-weltschutzregulierungauf Unternehmensebe-ne beispielsweise Ein-sparpotenziale vonRessourcen oder tech-nologische Innovatio-

nen entstehen können, die einenStrukturwandel befördern. Seltenwird auch der wirtschaftliche Nut-zen einberechnet, den Umwelt-regulierung hat. Beispielsweisegeminderte Produktionskostendurch sauberes Wasser.

Bei näherem Hinsehen finden sichauch in der Öffentlichkeit Vertre-ter kontroverser Positionen. Sostellen einige VertreterInnen derWirtschaftslobby den Sinn vonUmweltschutzgesetzgebung inZeiten von Deregulierung undWachstumsschwäche in Frage undbemängeln die damit einherge-henden Kosten. Andere Unterneh-men, WissenschaftlerInnen undUmweltverbände heben nebendem konkreten Umweltnutzen po-sitive wirtschaftliche Auswirkun-

Eine gute Regulierung kannfreiwilliges, umweltgerechtesVerhalten von Unternehmenund deren Wettbewerbsfähig-keit fördern.

Mit der Lissabon-Strategiehaben sich die europäischen

Staats- und Regierungschefs imMärz 2000 das Ziel gesetzt, dieEU bis 2010 zum wettbewerbs-fähigsten und dynamischsten

Wirtschaftsraum der Welt zu machen.

Die Vorteilesind bisherkaum im Blick.

Deutschland ist führend beim Export von Umwelttechnologien.Umweltschutz gilt als eine wichtige Triebfeder für Innovationenund sichert Wettbewerbsfähigkeit.

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gen wie Innovation, das Entste-hen von neuen Arbeitsplätzen undden strukturellen Wandel hervor.

„Eine gute und ambitionierte Um-welt- und Nachhaltigkeitspolitikkann langfristig die nationaleWettbewerbsfähigkeit stärken”,resümiert Christian Hochfeld,stellvertretender Geschäftsführeram Berliner Standort des Öko-Instituts und langjähriger Expertein Sachen nachhaltiges Wirt-schaften. „Umweltschutz ist inDeutschland schon heute einewichtige Triebfeder für Innovatio-nen, die unsere Wettbewerbsfä-higkeit auf den Weltmärkten sichert”, meinte auch Astrid Klug,parlamentarische Staatssekretä-rin im Bundesumweltministeriumbei der öffentlichen Sitzung desRates für Nachhaltige EntwicklungEnde März. So ist Deutschlandbeim Export von Umwelttechnolo-gien weltweit mit 19 Prozent füh-rend.

Entscheidend für die positiveWechselwirkung: der Zeitpunkt.„Wer früh anfängt, kann darausvielleicht einen Vorsprung imWettbewerb machen”, sagte Dr.Günther Bachmann, Geschäfts-führer des Rates für NachhaltigeEntwicklung bei einer Veranstal-tung in 2004.

„Es gibt einige blinde Flecken inder Debatte um Nachhaltigkeitund Wettbewerbsfähigkeit. Ange-fangen beim ökonomischen Nut-zen nachhaltiger Politik, über Fra-gen globaler Gerechtigkeit bis hinzu der Frage, ob bestimmte Nach-haltigkeitsziele überhaupt verhan-delbar sind”, erläutert FranziskaWolff, wissenschaftliche Mitar-beiterin am Öko-Institut. In dem neuen Öko-Instituts-Projekt„Competitive, Innovative, Sustai-nable Europe” (CIS) geht dieVolkswirtin unter anderem genaudiesen Fragen nach. Ziel von CISist es, den Diskurs um den Zu-sammenhang von Umweltpolitikund Wettbewerbsfähigkeit kritischzu beleuchten. Zudem entwickelndie WissenschaftlerInnen Krite-rien, wie Prozesse zur Bewertungvon Politikauswirkungen gestaltetwerden müssen, um Schieflagenin der Abwägung von Nachhaltig-keit und Wettbewerbsfähigkeit zuvermeiden.

Nach Ansicht des Öko-Institutsgeht es letztendlich nicht um dieFrage, ob viel oder wenig Regulie-rung die Nachhaltigkeit und dieWettbewerbsfähigkeit fördern.Sondern es geht um gute oderschlechte Regulierung. Klar ist in-des auch: Bis zu einem gewissenGrad gehen Nachhaltigkeit und

Wettbewerbsfähigkeit zwar ein-her, es gibt jedoch auch Grenzen.„Wir müssen gerade im Hinblickauf die Lissabon-Strategie der Eu-ropäischen Union auch stärker inder Öffentlichkeit auf die Bereicheaufmerksam machen, bei denendas einseitige Streben nach Vor-teilen im Wettbewerb negativeFolgen für die globale Gerechtig-keit und Nachhaltigkeit habenwird”, beschreibt Christian Hoch-feld ein Ziel des Öko-Instituts inder Debatte.

Der Blick über den europäischenTellerrand hinaus wird immerwichtiger, wenn die wirtschaftli-chen Verflechtungen entlang derWertschöpfungsketten längst glo-balisiert sind. Mit der Begründungdes Wettbewerbs und Kosten-drucks werden gleichzeitig Um-welt- und Sozialstandards in derProduktion insbesondere außer-halb Europas niedrig gehalten.Hier steht das Streben nach Wett-bewerbsfähigkeit im klaren Wi-derspruch zur globalen Nachhal-tigkeit. Gefragt ist daher eineintensive Diskussion um einenverantwortungsvolleren Wettbe-werb für mehr Nachhaltigkeit.Und vor allem mehr Tempo dabei.

Christiane Rathmann

DerWettbewerbhat Grenzen.

Die Jahrestagung des Öko-Instituts findet am 22.und 23. September 2006 im Ernst-Reuter-Haus inBerlin statt und steht unter dem Motto „Wettbe-werb für Nachhaltigkeit“. Ziel der Fachtagung istes, das Spannungsfeld zwischen einer effektiven

und anspruchsvollen Nachhaltigkeitspolitik und derWettbewerbsfähigkeit des europäischen Wirt-schaftsraumes zu diskutieren. Im Zentrum wird da-bei die Bedeutung von systemischen und techni-schen Innovationen sowohl für die nachhaltigeEntwicklung als auch für die Wettbewerbsfähigkeit

stehen – quasi als Bindeglied zwischen den beidenZielsetzungen der Europäischen Union im Rahmen derLissabon- und Göteborg-Strategie. Im Vorfeld der deutschen EU-Ratspräsidentschaft unddes G8-Gipfels jeweils in der ersten Jahreshälfte 2007wird anhand konkreter Politikfelder der europäischenUnion aufgezeigt, wo und wie eine anspruchsvolleNachhaltigkeitspolitik und die Wettbewerbsfähigkeitvon Unternehmen und Volkswirtschaften sich gegen-seitig befördern oder behindern können.

Termin: 22. und 23. September 2006

Veranstaltungsort: Ernst-Reuter-Haus, Straße des 17. Juni 110-114, 10623 Berlin

Teilnahmegebühr: 100/50 Euro

Weitere Informationen: www.oeko.de/jahrestagung

Anmeldung: Öko-Institut e.V., Romy Klupsch, Telefon 0761/452 95-0, Fax 0761/452 95-88 [email protected]

Die Jahrestagung des Öko-Instituts

mailto: [email protected]/061/wissen1

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Es gibt Ökonomen, die haltenNachhaltigkeit und gesellschaftli-ches Engagement für sozialro-mantische Nebensächlichkeiten.Gerne zitieren sie in diesem Zu-sammenhang den Nobelpreisträ-ger Milton Friedman mit „Thebusiness of business is business.”Dieses Motto hat sich zwar seitden 70er Jahren gehalten, vieleneue Entwicklungen im 21. Jahr-hundert weisen jedoch darauf hin,dass ein Umdenken auch in Wirt-schaftskreisen begonnen hat. Unddass soziale und ökologische Be-lange für den Erfolg eines Unter-nehmens längst eine wichtige Rol-le spielen.

Corporate Social Responsibility(CSR), also die gesellschaftlicheVerantwortung von Unternehmen,bedeutet, dass Firmen ihr Han-deln nicht nur an ökonomischenKriterien ausrichten, sondern sich

auch sozial und ökologisch ver-antwortungsvoll verhalten. Dasheißt unter anderem, sie fördernanspruchsvolle Umwelt- und So-zialstandards, bemühen sich umgerechte Handelsbeziehungenund um nachhaltige Produkte.

Doch wie wirksam ist die Förde-rung von Unternehmensverant-wortung als Politikinstrument?Handelt es sich oft nicht nur umein PR-Tool, um das Image aufzu-bessern? „Es gibt in Deutschlanderst ganz wenige Ansätze, CSRals ein strategisches Thema zu behandeln”, meint Christian Hochfeld, stellvertretender Ge-schäftsführer am Berliner Stand-ort des Öko-Instituts. Und auchder Rat für Nachhaltige Entwick-lung fragt in seinem Positionspa-pier vom Februar 2006 kritisch:„Wenn CSR Teil des Wettbewerbsist, und alle am Markt im Wettbe-

werb stehen, warum ergreifendann nicht alle UnternehmenCSR-Maßnahmen?”

Wo die Rhetorik endet und dietatsächlichen Wirkungen begin-nen, untersucht ein vom Öko-In-stitut koordiniertes Verbundfor-schungsprojekt: „Rhetoric andRealities – Analysing CorporateSocial Responsibility in Europe”(RARE). Ein Forschungsteam aussieben europäischen Partnerinsti-tuten analysiert die tatsächlichen‚Impacts’ und Erfolgsfaktoren vonfreiwilligen Unternehmensaktivi-täten in verschiedenen Sektoren– der Ölindustrie, dem Banken-sowie Fischereisektor.

Die Forscher versuchen dabei zubewerten, welchen Beitrag Unter-nehmen mit Hilfe von CSR-Maß-nahmen mittelbar leisten können,um Nachhaltigkeitsziele der EU

Sozialromantik oder Marktvorteil?Gesellschaftliche Verantwortung inder Unternehmensstrategie

Warum ist CSR nicht bei allen Unternehmen Bestandteilder Strategie?

Wirtschaft mit Werten

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Traditioneller Betrieb,neue Energien:

kein Widerspruch, sondern cleveres

Kalkül. Wenn Unter-nehmer sparsam mit

den Ressourcen umgehen, steigernsie die Ertragskraft

ihres Betriebs.

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Die Umwelt und derKaufpreis

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Viele Verbraucher wünschensich nachhaltige Produkte.

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umzusetzen. Ziel ist es, am En-de Politikempfehlungen an dieEU und nationale Regierungenzu formulieren und Fallstudienals „Best Practice” für Unterneh-men zu haben. „Das RARE-Pro-jekt kann mit seiner kritischenund praxisrelevanten Fragestel-lung für Politik und Wirtschaftwertvolle Erkenntnisse schaf-fen”, sagt ProjektmitarbeiterinFranziska Wolff vom Öko-Insti-tut.

Bereits heute gibt es für das un-ternehmerische Pflichtprogrammeinige Angebote: So haben zumBeispiel die Vereinten Nationenunter dem Titel „Global Com-pact” zehn Regeln aufgestellt, andie sich global tätige Unterneh-men halten sollten. Die Europäi-sche Kommission hat zudem ein„Grünbuch” mit Handlungsoptio-nen vorgelegt.

Doch welchen Nutzen hat einUnternehmen, wenn es sich umdie Einhaltung von CSR bemüht?

Dass negative Schlagzeilen denRuf einer Firma nachhaltig schä-digen können, ist lange bekannt.Erinnert sei nur an Skandale derChemie- oder Mineralölindustrie.Stünde ein Konzern heute bei-spielsweise als Profiteur von Kin-derarbeit am Pranger, so hättedies insbesondere bei börsenno-tierten Unternehmen sofort fi-nanzielle Auswirkungen. Allein

deshalb haben Wirtschaftslenkerein handfestes Interesse daran,sich an bestimmte Regeln zuhalten.

Wenn Karstadt-Quelle beispiels-weise Holzprodukte mit demFSC-Zeichen in der Vermarktungfördert und dies im Nachhaltig-keitsbericht 2005 dokumentiert,so wird sich der Konzern davoneinen Nutzen versprechen. „Fürdie Mehrheit der europäischenVerbraucher beeinflusst die Ein-stellung eines Unternehmens zursozialen Verantwortung dieKaufentscheidung oder die Wahleines Dienstleistungsanbieters”,heißt es im Grünbuch der Euro-päischen Kommission.

Voraussetzung dafür sind ver-lässliche Verbraucherinforma-tionen von unabhängigen Insti-tutionen wie der StiftungWarentest, die seit dem vergan-genen Jahr einige ihrer klassi-

schen Produkt-tests auch um eigene Untersu-chungen zum so-zialen und ökolo-gischen Verhaltender Hersteller-unternehmen er-gänzen. Laut ei-ner Umfrage fürdas Verbraucher-schutzministeri-um unter denAbonnenten der

Zeitschrift „test” wollen je nachProdukt 50 bis 70 Prozent derBefragten die Informationenbeim Einkauf nutzen. Verant-wortliches Unternehmenshan-deln kann somit den Kaufent-scheid der Kunden beeinflussen.Für den Test zum Produkt „Tief-kühllachs” konnte exemplarischnachgewiesen werden, dass je-der Vierte der befragten test-

Heft-Abonnenten die Informatio-nen bei der Kaufentscheidungberücksichtigt hat.

Weitere Argumente, die fürCSR sprechen:

•Einige Unternehmen erken-nen den Zusammenhang zwi-schen Umweltperformanceund Qualität der Arbeit. DieAnwendung sauberer Tech-nologien kann der Umweltnützen, sie ist ihrerseits ge-koppelt mit der Schaffungvon Arbeitsplätzen, die hohetechnische Anforderungenstellen und Arbeitszufrieden-heit vermitteln.

•Ein sparsamer Ressourcen-einsatz steigert die Ertrags-kraft von Unternehmen undwirkt sich somit auf die Wett-bewerbsfähigkeit aus.

Eher verhalten äußert sich Kom-munikationschef Thomas Voigtvon der Otto-Gruppe in einemInterview mit der Zeitschrift„Profile” zu dem Thema. Die An-strengungen seines Unterneh-mens, das unter anderem auffaire Mindestlöhne in den Textil-fabriken und schadstofffreie Kleidung setzt, werden von denVerbrauchern nicht unbedingthonoriert. Der Preis sei immernoch das wichtigste Kriterium,warum ein Kleidungsstück ge-kauft werde. Eine Einschätzung,die Kathrin Graulich, Projekt-leiterin der Verbraucher-Infor-mationskampagne EcoTopTendes Öko-Instituts, auch für an-dere Produktgruppen bestätigenkann. Ihre Empfehlung: Beideseinbeziehen in Produkt-Rankings– die Umwelt und den Preis.

Christiane Rathmann

Mit der Göteborg-Strategie hatder Europäische Rat im Juni 2001ein Nachhaltigkeits-Konzept für

die EU verabschiedet. Es soll unter anderem ein verändertes

Verhalten von Unternehmen undVerbrauchern bewirken.

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Dieser Meinung ist Dr. Klaus Rennings:

Die Diskussion ist ziemlichSchwarz-Weiß gefärbt. Umwelt-schutz ist für Unternehmen vielzu teuer, benachteiligt sie im in-ternationalen Wettbewerb undführt im Extremfall sogar zur Abwanderung ins Ausland. Be-haupten die einen. EffizientesManagement von Umweltres-sourcen steigert auch die ökono-mische Effizienz und somit lang-fristig die Wettbewerbsfähigkeit.Sagen die anderen. Wer hatRecht? Schon seit den 70er Jah-ren gibt es Studien, die daraufeine Antwort geben wollen undden Zusammenhang zwischenökologischer Performance undder Wettbewerbsfähigkeit vonUnternehmen untersuchen. Undwie so oft ist die Wirklichkeitkomplizierter als die Theorie: Ei-ne eindeutige Antwort gibt esbisher nämlich nicht. Aber Ten-denzen.

So konnte „Race to the Bottom”,die These von der Abwanderungheimischer Unternehmen in Län-der mit laxeren Umweltstan-dards, bislang empirisch nichtnachgewiesen werden. Expertenvermuten: Weil die Kosten, dieein Unternehmen für den Um-weltschutz ausgeben muss, ge-messen an den Gesamtkosteninsgesamt gering sind, ist eineAbwanderung nicht rentabel.Auch die Behauptung, dass sichUmweltregulierung signifikant aufdie Struktur der internationalenHandelsströme auswirkt, konntebislang kaum festgestellt werden.

Die bisherigen empiri-schen Studien bestätigendagegen eher die These,dass es einen positivenZusammenhang zwischender ökonomischen und

ökologischen Performance gibt.Doch wer hier große Effekte ver-mutet, liegt ebenso falsch wiedie Vertreter der Race-to-the-Bottom-These. Denn der Zusam-menhang ist schwach bis statis-tisch nicht signifikant.

Methodisch handelt es sich beiden meisten dieser empirischenUntersuchungen um so genann-te Event-Studien. Diese analysie-ren den Zusammenhang zwischenbestimmten Informationen, dieüber ein Unternehmen veröffent-licht werden, und der darauf fol-genden Aktienmarktreaktion. Dieuntersuchten Ereignisse sindmeist negative Ereignisse wieStörfälle, Gerichtsverfahren oderdie öffentliche Bekanntgabe vonSchadstoff-Emissionen.

Die Arbeiten haben gezeigt, dassnegative Umwelt-Schlagzeilendie Aktienkurse von Unterneh-men in Mitleidenschaft ziehen.Herausragend positive Schlagzei-len wie beispielsweise die Aus-zeichnung mit Umweltpreisenwerden vom Markt dagegenkaum beachtet. Dabei scheint esfür die Firmen besonders wich-tig zu sein, Markt- und Haftungs-risiken einer schlechten Umwelt-performance, zum BeispielUmweltskandale, zu vermeiden.

Auch wenn es wünschenswertwäre, dass positives Umwelten-gagement von Unternehmen amMarkt und in der Öffentlichkeitmehr honoriert würde: AllenZweiflern zum Trotz zeigen die-se Studien, dass es sehr wohl einen leicht positiven Zusam-menhang zwischen Umweltinno-vationen und ökonomischer Per-formance gibt. Aber eben nureinen leichten. Deutlich jedochist, dass Unternehmen mitschlechter Umweltperformancevom Markt abgestraft werden.Umwelt- und Wettbewerbspolitikstehen somit nicht in einem ge-gensätzlichen Verhältnis zuei-nander. Doch leider gilt auchnicht der Umkehrschluss: Eineökologische Modernisierung derIndustrie allein würde keinensubstantiellen Impuls zum An-stieg der Wettbewerbsfähigkeitgeben. Wer dies erwartet, wirdenttäuscht werden. Denn dazusind die Effekte zu gering. Bisherzumindest.

Umweltschutz und Wettbewerb –

Schlechte Performance, fallendeAktienkurse

Partner mit Zukunft

Dr. Klaus Rennings ist seit 1994

am Zentrum für Europäische Wirt-

schaftsforschung beschäftigt. Der

43-jährige Senior Researcher ar-

beitet im Bereich Umwelt- und

Ressourcenökonomik und Umwelt-

management. Seine Forschungs-

schwerpunkte liegen unter ande-

rem in der innovationsorientierten

Umweltpolitik sowie in der Politik-

folgenabschätzung.

info: [email protected]

Dr. Klaus Rennings

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QuerdenkerChristian Hochfeld undseine Ideen für einenachhaltige ZukunftIdeologie. Ein Begriff, mit demChristian Hochfeld nur wenig anfangen kann. Er sucht nachIdeen für Ideale jenseits vonfestgefahrenen Weltanschau-ungen. Deshalb hat sich der Diplom-Ingenieur für Techni-schen Umweltschutz beruflichschon früh festgelegt. Bereitsim Studium arbeitete er für dasquerdenkende und innovativeÖko-Institut. Dort startete er alswissenschaftlicher Mitarbeiterim Forschungsbereich „Infra-struktur & Unternehmen” undist seit 2004 stellvertretenderGeschäftsführer am BerlinerStandort. Den inhaltlichenSchwerpunkt legte der 37-Jähri-ge von Anfang an auf den Dis-kurs zwischen Wissenschaft, Po-litik und Unternehmen, weil „dieNachhaltigkeit ohne die Unter-

stützung in der Wirtschaft baldan ihre Grenzen gerät”. Und imÖko-Institut begeistert ihn, dasser die Verantwortung von Wirt-schaft und Politik gleichzeitigherausfordern und unterstützenkann. Um gemeinsam Lösungenzu erarbeiten, die in der Praxisetwas bewegen. „FaszinierendeGestaltungsspielräume” bieteihm die Arbeit dafür, sagt er.Denn wie alle am Öko-Instituthat Christian Hochfeld ein Ideal:„Dass die nachhaltige Zukunftschnell Gegenwart wird.” cr

VordenkerDr. Simon Zadek und seine Vision von einerbesseren Welt

Armut, Krankheit, Umweltzerstö-rung – wo andere resignieren,sieht Dr. Simon Zadek die Erfül-lung seines Lebens: Mit den poli-tischen und gesellschaftlichenProblemen zu ringen. „Ich tuedas, was ich tue, weil es michmit außergewöhnlichen Men-

schen zusammenbringt, die Er-staunliches leisten”, begründetder 48-jährige promovierte Öko-nom schlicht. „Ich strebe nichtnach materiellen Dingen.” SeineHaltung ist nicht nur Lebensphi-losophie, sondern auch Beruf.Das geeignete Umfeld dazu hatZadek am Londoner Institute ofSocial and Ethical AccountAbilitygefunden, das er 1995 begrün-dete und dessen Geschäftsführerer seit vier Jahren ist. Die Non-Profit-Organisation unterstütztUnternehmen und Regierungenweltweit, soziale und ethischeVerantwortung zu übernehmen.Dass die global agierenden Insti-tutionen in den nächsten Jahr-zehnten wirksamer zur Rechen-schaft gezogen werden, davonist Zadek überzeugt. Seine Stim-me hat Gewicht: 2003 ernannteihn das Weltwirtschaftsforum zu einem der „globalen Vorden-ker von morgen”. „Ich würdegerne glauben, dass meine Ar-beit etwas verändert. Aber wiesoll ich das heute schon wissenkönnen?” bw/kk

UmdenkerMichael Müller und sein Wunsch nach Qualität

Das Thema Umweltschutz hat Mi-chael Müller nicht erst im Bundes-tag entdeckt. Schon 1968 gingder Stahlbetonbauer, Ingenieurund Betriebswirt für den Atom-ausstieg auf die Straße, organi-sierte in den 70er Jahren Großde-monstrationen und „bequatschtein den 80ern Willy Brandt”, dasThema Nachhaltigkeit auf dieAgenda der Vereinten Nationen zunehmen. Dass er einmal als par-

lamentarischer Staatssekretär imBundesumweltministerium sitzenwürde, hat Michael Müller nichtgeahnt. „Natürlich nicht”, sagt der58-Jährige fast ungehalten – esgeht ihm um die Sache, nicht umden Posten. Zum Beispiel um denKlimawandel. „Wir wissen heuteviel mehr darüber als Ende der80er Jahre. Und bleiben dennochhinter dem zurück, was wir tunwollten, als wir viel weniger wuss-ten. Dieser Widerspruch beschäf-tigt mich sehr.” Und treibt MichaelMüller bei seiner Arbeit an, ge-nauso wie die Frage nach dernachhaltigen Nutzung von Roh-stoffen, „die Schlüsselfrage unse-res Jahrhunderts. Lösen wir sienicht, wird es fatale Kriege umRessourcen geben. Wir müssen inder Logik von Wirtschaftsprozes-sen umdenken und zu einem an-deren Weg kommen.” Sein größ-ter Wunsch dabei: „Dass Qualitätzählt statt Quantität.” kk

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@ 16eco work_01/2006

E R G R Ü N D E N

Strom, Wärme und Kraftstoffe ausBiomasse sind im Kommen. Dochwelchen Anteil des Energiebedarfsin Europa kann Bioenergie in Zukunft abdecken? Mit dieser Fra-ge beschäftigte sich eine Studieim Auftrag des Bundesumwelt-ministeriums, an der das Öko-Institut beteiligt war. Ziel der Wis-

senschaftlerInnen war es, diemöglichen Entwicklungen in den25 Staaten der EU plus Bulgarien,Rumänien und der Türkei bis zumJahr 2020 zu skizzieren.

In die Szenarien wurden Faktorenwie Bevölkerungs- und Wirtschafts-entwicklung und politische Rah-menbedingungen einbezogen. DasErgebnis: 10 bis 20 Prozent derEnergie kann bis 2020 aus Bio-masse kommen.

Der Handel mit Bioenergie wird in-nerhalb Europas dabei kaum zu-nehmen: Er lohnt sich in den meis-ten Fällen weder aus ökologischernoch aus wirtschaftlicher Sicht.Interessant bleibt aber der Import:So könnten Autos künftig auch mitBioethanol aus Brasilien fahren. uf

Ob Computer, Waschmaschineoder Taschenlampe: In neuenElektro- und Elektronikgerätensind seit dem 1. Juli dieses Jahresbestimmte gefährliche Stoffe EU-weit verboten.

Es handelt sich dabei um die so genannten „dirty six”: Blei,

Quecksilber, Cadmium, sechswer-tiges Chrom sowie zwei bromhal-tige Flammschutzmittel. Grundla-ge dafür ist die EU-Richtlinie zur„Restriction of Hazardous Sub-stances”, kurz RoHS. Doch die Re-gelung sieht auch Ausnahmenvor. Zum Beispiel für den Fall,dass die Anpassung eines Produk-tes an das Gesetz mehr Schadenfür Umwelt und Gesundheit an-richten würde, als es das Gerätjetzt tut.

Die EU-Kommission hat das Öko-Institut und das Fraunhofer Insti-tut für Zuverlässigkeit und Mi-krointegration damit beauftragt,die eingehenden Anträge auf Aus-nahmegenehmigungen zu prüfen.„Bisher haben wir etwa 90 solcherGesuche erhalten. Nur in etwa einem Viertel der Fälle empfehlenwir der Kommission, eine Ausnah-me zu genehmigen”, fasst Carl-

Otto Gensch, Stoffstromexperteam Öko-Institut zusammen. „Viel-leicht wollen manche Firmendurch SondergenehmigungenKosten sparen, weil sie dann ihreProduktion nicht umstellen müs-sen”, vermutet Gensch, „doch dienotwendigen Innovationen kön-nen auch einen Wettbewerbs-

vorteil bedeuten. Denn neueTechnologien sind oft nicht nurumweltschonender, sondern aucheffizienter.”

Übrigens steht die EU mit derRoHS-Richtlinie nicht alleine da:Etwa in China und Japan sindähnliche Gesetze in der Umset-zung oder bereits in Kraft. Aucheinige US-Bundesstaaten habenvergleichbare Regelungen getrof-fen. Doch selbst wenn nicht alleLänder mitziehen – der Effektwird international sein: „Geradegroße, international tätige Unter-nehmen werden sich keine zweiunterschiedlichen Produktlinienleisten wollen. Sie werden des-halb lieber gleich alle Geräteschadstofffrei produzieren”, istCarl-Otto Gensch überzeugt. hw

Europa verbannt die "dirty six"

Die Energiespeicher der Zukunft:Strohballen statt Erdöltanks.

In Europas Elektrogeräten ist kein Platz mehr für Blei, Cadmium undandere Schadstoffe.

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Nachwachsende Zukunft

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@17 01/2006_eco work

E R G R Ü N D E N

Mit der EU-Verordnung REACHsind Hersteller, Importeure undAnwender von Chemikalien künf-tig dazu verpflichtet, bestimmtechemische Stoffe zu registrierenund anzumelden. Dazu müssensie auch Angaben zu den toxi-schen oder ökotoxischen Eigen-schaften der chemischen Stoffe

machen. Liegen bisher solche Da-ten aber noch nicht vor – was beisehr vielen Stoffen der Fall ist –müssen sie mit teilweise aufwän-digen und teuren Tests erhobenwerden.

REACH sieht vor, dass unter be-stimmten Umständen auf einzel-ne Tests verzichtet werden kann –zum Beispiel, wenn es nachgewie-sener Weise durch diese Stoffeoder ihre Anwendungen zu keinerrelevanten Exposition, also Belas-tung, von Mensch und Umweltkommt. „ExpositionsbezogenesWaiving” lautet der Fachbegriff fürden Verzicht auf einen Test in soeinem Fall. Aber was ist eigentlicheine „relevante” Exposition? Dazufehlten bisher klare Kriterien imVerordnungstext. In einem For-schungsprojekt des Bundesum-weltministeriums, des Verbandesder Chemischen Industrie und der

Bewertungsbehörden hat dasÖko-Institut gemeinsam mit wei-teren ExpertInnen daher geprüft,ob hier praxistaugliche Bewer-tungskriterien entwickelt und an-gewendet werden können.

Ja, lautet die Antwort, nachdemdie WissenschaftlerInnen dies für

17 Beispielstoffe und deren Expo-sitionssituation untersucht haben.

„Anhand der entwickelten Krite-rien konnten Behörden und In-dustrie in einem ersten Praxistestfür die ausgewählten Stoffe tat-sächlich entscheiden, ob ein be-stimmter Test notwendig ist odernicht”, sagt Dr. Dirk Bunke vomÖko-Institut. „Und es hat sich ge-zeigt, dass unter bestimmten Vo-raussetzungen Tests wegfallenkönnen, ohne dass es zu Abstri-chen beim Arbeits-, Verbraucher-oder Umweltschutz kommt.” Biszum Inkrafttreten von REACH vo-raussichtlich Mitte nächsten Jah-res wird die Praktikabilität der er-arbeiteten Kriterien noch weiterverfeinert. Die vollständige Studielesen Sie im Internet. kk

Marktsieger

Der Hunger wird immer größer,die Quellen immer knapper: Ex-perten erwarten schon in wenigenJahren harte Auseinandersetzun-gen um Energieressourcen. Werwird sich im Wettbewerb besserund friedlich behaupten können?„Die Volkswirtschaften und Unter-nehmen, die es schaffen, ihre

Energiekosten zu senken,” sagtDr. Rainer Grießhammer, Initiatorvon EcoTopTen. „Und dies gelingtdurch nachhaltiges Wirtschaften.”

Das Projekt EcoTopTen, vor allemals Informationskampagne fürnachhaltigen Konsum bekannt,wendet sich auch an Unterneh-men. An diese adressiert dasÖko-Institut Innovationsziele fürenergieeffiziente Produkte, diesich auf Ökoeffizienzanalysen und intensiver Konsumforschunggründen, und aus Sicht der Ver-braucher formuliert sind. Damiteröffnet EcoTopTen Unternehmenneue Absatzmärkte. „Denn diekünftigen Marktsieger sind ener-gieeffiziente Produkte mit hoherQualität und moderaten Gesamt-kosten.” kk

REACH: Nicht alles muss getestet werden

Chemische Stoffe auf ihre Giftigkeit zu testen, ist aufwändig und teuer. In bestimmten Fällen kann darauf verzichtet werden.

Der Wettbewerb um Energieressourcenwird immer härter.

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B E W E G E N

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Nehmen wir einmal an, wirhaben eine Autofahrt mit 500Kilometern hinter uns und müs-sen jetzt die Tankstelle ansteu-ern. Unser typischer Mittelklas-sewagen, zum Beispiel einGolf-Variant, der auf 100 Kilo-metern 6,8 Liter* Super ver-braucht, schluckt 34 Liter Su-per. Dafür zahlen wir 42 Euro*.Erstmal. Aber dann klingelt dieKasse zum zweiten Mal: Undberechnet uns für den anteili-gen Wertverlust des Wagens,Reparaturen, Steuern, Versi-cherungen etc. noch mal 215Euro*. Wahrscheinlich würdedann die Meuterei ausbrechen.Oder die Revolution.

Denn vielleicht würden wirdann auch alle ein kleineresDrei-Liter-Auto kaufen oder we-niger Auto und häufiger mit derBahn fahren oder zum Carsha-ring umsteigen oder es würdesich ein großes Fahrradgeklin-gele erheben. Die externenKosten durch die Umweltschä-den unserer 500-Kilometer-Fahrt müssten eigentlich auchnoch auf dem Kassenbon ste-hen, aber da die Bewertung derexternen Kosten je nach Stand-punkt höchst unterschiedlichausfällt und sehr umstritten istund die Gesellschaft sowiesogroßzügig die externen Kostenträgt, wollen wir bei den Markt-preisen bleiben.

Im Geiz-ist-blöd-Markt entde-cken wir einen schicken Kühl-schrank, EnergieeffizienzklasseA. Kaufpreis: 309 Euro*. Liestsich gut. Aber nur, bis die Kas-se zum zweiten Mal klingelt. Dalesen wir nämlich, was uns die-ser Kühlschrank am Ende sei-nes Lebens durchschnittlich anStrom gekostet haben wird:618 Euro* bei den heutigenStrompreisen. Kalt überläuft esuns, wo wir doch wissen, dassdie Strompreise kräftig steigenwerden.

Gerade wollen wir aus dem Ge-schäft fliehen, da fällt der Blickauf einen gleich großen Kühl-schrank daneben. Den hattenwir eigentlich nicht in der Aus-wahl, war zwar als Ökokühl-schrank mit A++ gekennzeich-net, aber mit 330 Euro* haltdoch zwanzig Euro teurer. Unddafür gäbe es ja noch einen

Zwei Kassenbons,alle Kosten –Meuterei oderRevolution?

Was wäre eigentlich, wenn ...

...und auf dem Kassenzettel stünde, was uns dieSpritztour mit dem Auto wirklich kostet?

die Kasse zweimal klingelt...

Walkman oder zwei Billig-T-Shirts aus Südostasien oder soeine Billiglesebrille beim Brillen-Discounter. Aber mit der ließesich vielleicht wenigstens derKassenzettel besser lesen. Fürden A++-Kühlschrank stündeda dann: durchschnittlicheStromkosten bei heutigenStrompreisen über die gesamteLebensdauer nur 352 Euro*.Der teurere Kühlschrank wärealso ein echtes Schnäppchen –wir würden insgesamt 245 Eurosparen. Aber leider klingelt dieKasse nur einmal und bei unsklingelt es noch gar nicht. Abervielleicht ja bald?!

Dr. Rainer Grießhammer

*Angaben nach ADAC-Kostenberech-

nung (Stand: Januar 2006) und Eco-

TopTen-Marktübersicht des Öko-Insti-

tuts zu Kühl- und Gefriergeräten

(Stand: September 2005)

Dr. Rainer Grießhammer

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E N T D E C K E N

19 01/2006_eco work@

Das neue E-Paper

Modern, informativ und komplett online ver-fügbar: So präsentiert sich die vorliegendeerste Ausgabe der elektronischen Zeitschriftdes Öko-Instituts. Damit geht das Institutbei seinen Publikationen einen völlig neuenWeg. Denn anstelle des elektronischenNewsletters und der gedruckten Mitglieder-zeitschrift „Öko-Mitteilungen“ gibt es nunein gemeinsames Produkt: das E-Paper.

Newsletter-Abonnenten haben die Nachrichtenwie bisher per E-Mail bekommen. Über diese ha-ben sie Zugriff auf die gestaltete Gesamtversi-on sowie auf Artikel des E-Papers.

Buchtipp

Velotaxi und Internet-Auktion

Klimawandel, schwindende Ressourcen, Armut,Krankheiten: Vor diesen Herausforderungensteht die heutige Wirtschaft und Gesellschaft.Wettbewerb und Innovationen werden in Zu-kunft zunehmend von Nachhaltigkeit geprägtsein müssen. Wie können Unternehmen unterdiesen Umständen erfolgreiche Märkte erschlie-ßen, welche Strategien, Methoden und Instru-mente helfen dabei? Ob Velotaxi, Kühlsystemeoder Internet-Auktionen: Der Sammelband

„Nachhaltige Zukunftsmärkte”gibt fundierte und praxisnaheAntworten und zeigt, dassNachhaltigkeit nicht nur He-rausforderung, sondern auchChance sein kann. bw

Klaus Fichter, Niko Paech & Reinhard

Pfriem: „Nachhaltige Zukunftsmärkte.

Orientierungen für unternehmerische

Innovationsprozesse im 21. Jahrhun-

dert”, Metropolis-Verlag, Marburg

2005, 408 Seiten, 36,80 Euro. ISBN

3895185116.

Buchtipp

In Gedenken an Betty Gebers

Das heutige Umweltrecht in Europa ist wesentlich in den letzten 20Jahren entstanden und die Umweltpolitik wird weiterhin von diesenWeichenstellungen geprägt. Bis zu ihrem frühen Tod im September2004 war die Hamburger Umweltjuristin Betty Gebers, von 1991bis 1998 Mitarbeiterin am Öko-Institut, eine derjenigen, die an die-sem Entwicklungsprozess aktiv mitgewirkt hat. Eine jetzt veröffent-lichte Gedenkschrift beleuchtet ihre Lebensleistung, aber auch dieEntwicklungen in ihren Fachgebieten. Die Kombination von Rück-schau und Gegenwartsanalyse ermöglicht manche Prognose, wiees mit Umweltrecht und -politik in Europa in diesem Jahrhundertweitergehen könnte. kk

Thomas Ormond, Martin Führ & Regine Barth: Environmental law and policy at the

turn to the 21st century. Liber amicorum Betty Gebers. Lexxion Verlag Berlin, Juli

2006, 334 Seiten, 27,80 Euro. ISBN 3-936232-77-6.

Sekt & Selters

15 Jahre Büro BerlinAuf 15 Jahre bewegte Arbeit blickt das BerlinerBüro des Öko-Instituts in diesem Jahr zurück.Ein Grund zu feiern, wie Geschäftsführung undMitarbeiterInnen finden. Auftraggeber, Partnerund Freunde des Instituts sind daher herzlicheingeladen, direkt im Anschluss an die Jahres-tagung am Samstagabend, 23. September, inBerlin gemeinsam anzustoßen. Details könnenin Kürze bei Sabine Leukert, [email protected],Telefon 030/280486-61 erfragt oder aufwww.oeko.de nachgelesen werden. kk

Neuer Vorstand

Dr. Wolfgang Brühl, ehemaliger Chef-Volkswirt derHoechst AG, ist neues Mitglied im Vorstand desÖko-Instituts. Im Amt bestätigt wurden auf derMitgliederversammlung Ende Mai zudem HelmfriedMeinel und Dorothea Michaelsen-Friedlieb. Nichtmehr kandidiert hat Dr. Thomas Ormond. kk

Umweltjuristisches Know-how gefragtDas Bundesumweltministerium hat Regine Barthvom Öko-Institut in eine neue Expertengruppeberufen. Das Gremium soll Fragen der deutschenSeite zum Schweizer Auswahlverfahren einesStandorts für die Endlagerung radioaktiver Abfäl-le beantworten. Die Schweiz hat dazu einen sys-tematischen Prozess begonnen und bezieht dieBundesrepublik ein, da viele der diskutiertenStandorte grenznah liegen. kk

info: www.oeko.de/061/entdeckenDr. Wolfgang Brühl

Regine Barth

Einen exklusiven Service erhaltendie Mitglieder des Öko-Instituts: Siebekommen weiterhin eine gedruck-te Ausgabe ihrer Zeitschrift perBriefpost. Wer als Mitglied nur nochdie elektronische Version beziehenmöchte, meldet sich bei: MarkusWerz, Telefon: 0761/452 95-29,[email protected]

Haben Sie weitere Fragen zur Technik oder zu den Inhalten? Über Ihre Tipps und Anregungen freuen wir uns: Christiane Rath-mann, verantwortliche Redakteurin, Telefon: 0761/452 95-22, [email protected]. cr

mailto:[email protected]

mailto: [email protected] www.oeko.de/061/entdecken

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Nachhaltig mobil

Und was erwartet Sie im Herbst?Umfassende Informationen rundum Fragen der Mobilität in unse-rem Schwerpunkt „Wissen”. Die-sem Thema widmen wir uns,weil Mobilität einerseits eingrundlegendes Bedürfnis undgleichzeitig Voraussetzung für eine moderne Arbeitswelt ist.

Andererseits stellt Mobilität an-gesichts der immer weiter wach-senden Mobilitätsansprüche einegewaltige Herausforderung dar,zum Beispiel wegen der steigen-den individuellen Motorisierung,der immer längeren Wege, diezurückgelegt werden und derglobalen Vernetzung der Wirt-schaftsbeziehungen. So beträgtder Anteil des Verkehrs an dendeutschen CO2-Emissionen be-reits 20 Prozent.

Wie also kann Mobilität nachhal-tig gestaltet werden? Lesen Siemehr dazu in unserem nächsteneco@work.

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