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DAS HOME & LIVING MAGAZIN DER EDEN JUNI 2013 Familie von Boch » Unser Garten darf wachsen, wie er will« Design Angelika Taschen packt aus Berlin Der Kunstsalon kehrt zurück Immobilien Deutschlands teuerste Straße

JUNI 2013 - welt.de · » Unser Garten darf wachsen, wie er will« ... EDEN ist ein Supplement der »Welt am Sonntag«, ... Denn ob wir im Paradies leben, bestimmen wir

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DAS HOME & LIVING MAGAZIN DER

EDENJUNI 2013

Familie von Boch

» Unser Garten darf wachsen, wie er will«

Design

Angelika Taschen packt aus

Berlin

Der Kunstsalon kehrt zurück

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IMPRESSUM Chefredakteur: Jan-Eric Peters Redaktionsleitung: Michael Fabricius Beratung: Susanne Klein, Ulrich Machold Chefreporterin: Dagmar von Taube Redaktion: Katrin von Raggamby Gestaltung: Angela Ziegler (Art Direktion),

Maud Radtke (Grafi k) Fotoredaktion: Puppe Engel, Anne Grobler Verlagsgeschäftsführung: Jan Bayer (Vorsitzender), Dr. Stephanie Caspar, Frank Mahlberg Gesamtanzeigenleitung: Stephan Madel Anzeigen: Denise Ruppelt ([email protected]) Objektleitung: Carola Curio ([email protected]) Verlag: Axel Springer AG Repro: Druckvorstufe WELT GRUPPE Berlin Druck: Prinovis Ltd. & Co KG, Nürnberg Herstellung: Olaf Hopf EDEN ist ein Supplement der »Welt am Sonntag«, die nächste Ausgabe erscheint am 29. September 2013. Sie erreichen uns unter [email protected]. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit fi nden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit

DAS PARADIES ist überall... fi ndet das Team des neuen »Welt am Sonntag«-Magazins EDEN. Denn ob wir im Paradies leben, bestimmen wir im Wesentlichen selbst. Zugegeben – es hilft ein wenig, wenn dieser Ort mit netten modernen Möbeln ausgestattet ist, wenn die Räume licht und groß sind und wenn der Sound stimmt. Es schadet auch nicht, wenn die Lounge-Möbel auf der Terrasse eine gute Zeit versprechen, ehrwürdige Laubbäume Schatten spenden und ringsumObststräucher und Blumen wiesen sprießen. Den leisen Widerspruch zwischen dem hedonistischen Hier und Jetzt

einerseits und der biblisch-moralischen Unschuld andererseits nehmen wir da gerne in Kauf. EDEN zeigt reale Paradiese, die, um ganz konsequent im Bild zu bleiben, ihre eigenen privaten Schöpfer haben: Familien und Bauherren, Architekten und Stadtplaner, Firmengründer und Gärtner.

Für die erste Ausgabe besuchte Ulf Poschardt das Künstler- und Sammlerpaar Melanie Grieder-Swarovski und Damian Grieder, die in Berlin-Charlottenburg eine riesige Altbauwohnung in eine neue Version des Berliner Salons verwandelt haben. Unsere Autorin Gaby Herzog besuchte in Düsseldorf Peter Janke, der vielen Profi -Gärtnern sogar in England ein Vorbild ist. Werner Sobek zeigt uns seine Zukunft der Architektur. Im Immobilienteil sehen Sie, was die großen und kleinen Paradiese kosten. Und Art-Direktorin Angela Ziegler entwickelte aus alldem gemeinsam mit ihrem Team für uns ein Magazin mit moderner Eleganz.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und neue Erkenntnisse beim Anschauen und Lesen.

Ihr Michael Fabricius

Dagmar von Taube trifft als Chefreporterin die Großen und Besonderen dieser Welt. Für EDEN hat sie ihr Adressbuch geöff-net und diese Ausgabe inhaltlich mit gestaltet. Au-ßerdem hat sie Verlegerin Angelika Taschen ihre ganz

persönlichen Lieblingstipps entlockt (Seite 8), mit Kriegsreporter Peter Scholl-Latour über die Weisheiten des Whisky philosophiert (Seite 26) und sich von Dina und Oliver von Boch das Glück des eigenen Gartens zei-gen lassen – auf den Seiten 30 bis 34.

Unser Fotograf Markus Hintzen (l.) hatte Glück: Es gab tatsächlich einen Tag im Mai, an dem es nicht geregnet hat. Er fuhr schnell ins Saarland, um Familie von Boch zu treffen

Genießen und Kunst liegen in der Wohnung von Damian Grieder und Melanie Grieder-Swarovski nah beieinander. Fotograf Oliver Mark

durfte ausnahmsweise rein

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DESIGN08 LIEBLINGSSTÜCKE Verlegerin und Designerin Angelika Taschen zeigt uns Dinge, auf sie keines falls verzichten möchte

10 DRINNEN WOHNEN Mehr Retro geht fast nicht mehr! Oder doch?

12 DRAUSSEN LEBEN Die Tage sind lang, wir verlegen das Wohnzimmer nach draußen und zeigen die besten Lounge-Möbel

14 WLAN FÜR ALLE Drei Konzepte für Fans der drahtlosen Musikübertragung

16 GRÜNE ZUKUNFT Farben-Professor Axel Venn erklärt die aktuellen Trendfarben und wie eine bunte Wand das Leben verändern kann

WOHNEN18 BERLINER SALON Galerist Damian Grieder und Künstlerin Melanie Grieder-Swarovski öffnen für EDEN ihre Wohnung mit Pivatgalerie

26 LEBENSART Peter Scholl-Latour trinkt Gin mit Dagmar von Taube und erklärt den Sinn einer gepflegten Hausbar

28 ARCHITEKTUR Werner Sobeks Haus-Entwürfe und wie sie uns eine bessere Welt bescheren

GARTEN30 TRAUMFAMILIE Die von Bochs zeigen uns ihr verwunschenes Anwesen mit Garten, Hotel und Jagdschule im Saarland

35 GRILL TOTAL Wie grillt man ein Steak? Die Antwort weiß allein Boris Radczun, Chef des berühmten Berliner Grill Royal

36 FALSCH GEPFLANZT Garten-Expertin Gabriella Pape über die gröbsten Irrtümer deutscher Hobbygärtner

38 GEPFLEGTE WILDNIS Gärtnern ohne Stress – so etwas lernt man bei Peter Janke in Düsseldorf

40 ETERNIT-MÖBEL Eine Manufaktur in Österreich baut unzerstörbare Möbel für draußen

IMMOBILIEN42 DEUTSCHLANDS SCHLOSSALLEE Der Harvesterhuder Weg in Hamburg ist die teuerste Straße der Republik

43 WAS BEKOMME ICH FÜR … rund eine Million Euro? Ein Penthouse in Frankfurt vielleicht?

44 KÖLN WÄCHST – und zwar besonders stark nach Westen. An den Klostergärten entsteht ein ganz neuer Stadtteil

46 NEUNZEHN FRAGEN AN ... Jan Kleihues

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Den »Berliner Stil« lebt Angelika Taschen in

ihrer Berliner Wohnung – mit Fotoarbeit von

Thomas Struth und Chandelier der Künstlerin Pae White. Und »Berliner

Stil« heißt auch ihr neues Buch, ab September im

Kneesebeck Verlag

Angelika Taschen hat mit ihrem Ex-Mann Benedikt Coffee-Table-

Bücher für Millionen gemacht. Heute veröffentlicht sie in ihrem

eigenen Verlag »Angelika Books« und berät viele deutsche Marken.

Hier zeigt sie uns Dinge und Orte, auf die sie nie verzichten würde

Vasen Ich bin ein Lichtmensch, ich mag alles, was leicht, schlicht und transparent ist. Die schwedische Künstlerin Ingegerd Råman übersetzt diese

Klarheit wunderschön mit ihren Glasarbeiten, die noch traditionell bei Orrefors in Schweden geblasen werden. Ihre Vasen wirken auch ohne Blumen, einfach als Objekte. Sie strahlen so eine Ruhe aus. Jetzt im Juni fülle ich sie mit Rittersporn, die dunkelvioletten Blüten wirken intensiv.

Brille Wenn ich denn schon Brille tragen muss, dachte ich mir, dann ein richtig dickes Horngestell, bitte schön! Modell

Herbie von Mykita ist eigentlich als Sonnenbrille gedacht. Aber ich habe normale Gläser einbauen lassen. Nun trage ich sie zum Lesen. Gerade habe ich »Hinter dem Blau« von Alexa von Heyden be endet. Herbie begleitet mich auch ins Restaurant. Wenn ich das Menü im Kerzenlicht entziffern muss, zücke ich stolz mein neues »Nasen -fahrrad« – und erfreue mich der Reaktion meiner Freundinnen. Die wollen jetzt auch alle so eins!

Lieblingsstücke

Möbel Gerade habe ich zwei Stühle für meine Enkel Leni und Ruben von

Verner Panton bei Lauritz in Düsseldorf er stei gert. Sie sind relativ selten im Ver -gleich zum klassischem S Chair von Panton. Zusammen wirken sie, als würden sie sich miteinander unter halten, das gefiel mir. Wie Skulpturen fürs Kinderzimmer, aber auch sehr bequem zum Sitzen.

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Hotel Ich habe die schönsten Hotels der

Welt gesehen, aber erst jetzt mein absolutes Para-dies gefunden: Das Hotel »Palazzo Margherita« von Regisseur Francis Ford Coppola liegt im süditali-enischen Santa Bernalda, der Geburtsstadt seines Großvaters. Es ist ein noch völlig unberührtes, kleines Städtchen in der Nähe von Sassi di Matera, das zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Gestaltet wurde das Hotel mit traumhaften Mosaikböden und Wand male rei en von dem berühmten Interieur-Designer Jacques Grange. Das Gute: Es hat nur ganz wenige Zimmer. Bevor es eröffnet wurde, hat Sofia Coppola ihre Hochzeit hier gefeiert. Ich durfte in ihrer Hochzeitssuite übernachten! Privater geht es nicht.

Bar Dirk Mecky heißt der Besitzer von Schmitz Bar. Die ist so etwas wie mein zweites Wohnzimmer

in meinem geliebten Köln, in das es mich immer mal wieder zurückzieht, wenn ich eine kleine Auszeit von Berlin brauche. Ich bin ja Rheinländerin! Zuerst gehörte Mecky das XX, ein ehemaliger Puff, in dem auch Martin Kippen berger regel mäßig an der Theke saß, seine Kehle ölte und teerte. Dann die Metzgerei und das Salon Schmitz. Schmitz Bar nun ist Kölscher Brasserie-Stil – »härrlisch«, wie die Kölner sagen.

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Porzellan Teetrinken gehört zu meinen schöpfe-rischen Pausen, mehrmals am Tag. Und, ganz wichtig:

Sein ganzes Aroma entfaltet er nur in Porzellantassen! Ich besitze für jede Tageszeit und Stimmung unterschied-liche Service: Meinen Darjeeling morgens trinke ich aus einer weißen Tasse von KPM, Modell Neuosier. Meinen Afternoonblend von The Wolseley in London mit leicht rauchi ger Note genieße ich russisch-zaristisch im weiß-blauen »Kobaltnetz« von Lomonosov.

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DRINNEN wohnen

Der Retro-Stil ist endgültig zurück. Das zeigen die Neuheiten aus Mailand und neu aufgelegte Klassiker fürs Wohnzimmer

D er Esstisch Ufo (6 – ca. 4000 Euro) ist bereits ein Klassiker und wurde

von Emmemobili mit dunklem Palmholz-furnier verfeinert. Während der Grand-tour (1 – ca 6500 Euro), den Zanotta für Maserati aufgelegt hat, an ein knaut-schiges Lederkissen erinnert, wirken die Glaskugeln der Hängelampe Meltdown (2 – 2845 Euro) von Cappellini leicht angeschmolzen. Retro und dennoch modern ist der Denny Lounge Chair (3 – k.�A.) – typisch Minotti. Tagsüber ist Twist (5 – k.�A.) von Kartell eine Skulptur und abends eine Lampe. Zum zehnten Geburtstag von Andy (7 – ab ca. 5500 Euro) bietet B&B sein Sofa in neuen Va-rianten an. Tile (4 – ab 9300 Euro) heißt das außergewöhnliche Sideboard von Emmemobili, dessen Front mit Schin-deln bedeckt ist. tjs

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Der Garten steht auf TeppichSieht aus wie ein Teppich, fühlt sich an wie ein Teppich und liegt auf der Terrasse. Dedon hat die edlen Stücke der Desig nerin Michaela Schleypen im Programm. »Mit nackten Füßen fühlt sich das im Sommer unglaublich an genehm an«, sagt Milenka Thomas von Dedon. Und im Winter? Ebenfalls. Denn man kann den Outdoor-Teppich auch ins Wohnzimmer legen. »Wir wollen die Grenze zwischen innen und außen durch-brechen«, so Thomas. Curl Khaki (4070 Euro).

LOUNGING AUF DER TERRASSEZwei links, drei rechts – oder doch lieber gegenüber? Die neuen Gartenmöbelserien bestehen meist aus Modulen: Es gibt Lounge-stühle, Sofa elemente, Chaiselongues oder Liegen für zwei – dazwischen lassen sich kleine Tische zum Abstellen von Laptop oder Champagnerglas einklinken. So entstehen individuelle Couchlandschaften, die »formel len Gesprächen ebenso Platz lassen wie dem ent span n ten Leben im Freien«, wie es der Hersteller Cane-Line ausdrückt. Seine Linie Conic (Sessel oben: 1399 Euro) wurde vom skandinavischen Designer-Duos Foersom & Hiort-Lorenzen kreiert.

Swingrest von Dedon: Wer hier nicht abhängen

kann, ist selber schuld (4490 Euro)

Und darf’s noch ein Kamin sein? Die Feuer-

schale Stromboli (Dedon, Preis k.�A.)

wurde gerade in Mailand präsentiert

Chill: Der Name sagt alles. Weishäupl

setzt dieses Jahr auf bunte Farben (Sessel: 598 Euro)

Die Nächte sind lang, das Wohn-

zimmer liegt unter freiem Himmel.

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WENN DER MOND

NICHT GENUG ISTJedem Sofa seine Lampe – was für die gute Stube gilt, kann auch im Garten nicht falsch sein. Macht doch erst das richtige Licht einen (Frei-)Raum behaglich. Wer dem Mondschein also nach -helfen möchte, platziert Stand up von Authentics (rechts, 495 Euro) neben seine Loungemöbel. Die 1,60 Meter große skulptu- rale Standleuchte ist wie ein Tropfen geformt und funk-tioniert nach dem Stehauf-männchen-Prinzip. Auch das rote Licht von Inout des spanischen Designers Metal arte (ab 1015 Euro) ist so schön wie der Mond. Nur näher.

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Für den Bequemen –

Design und KlarheitPuristen müssen an dieser Stelle einmal kurz wegschauen. Aber es gibt durchaus leistungsstarke All-in-one-Geräte, die einen Vorteil haben: Man braucht nichts anderes mehr. Sie holen sich Musik kabellos über den Router aus dem Internet, vom Computer oder vom iPod in der Dockingstation und spielen die auch gleich ab. Zum Beispiel die Marantz Consolette (ab 800 Euro) mit Holz-Furnier auf der Rückseite. Wer sowieso nur noch das Smartphone als Musikspeicher benutzt, kann auch einen Aktivlautsprecher nehmen und die Dateien direkt dorthin funken. Es gibt überraschend gut klingende Speaker wie Sonys kegelförmiges Modell SA-NS510 oder den zylindrischen Zipp von Libratone, dessen Filzhülle man auswechseln und farblich dem Wohnzimmerambiente anpassen kann.Als exzellent loben viele Nutzer den Beolit 12 von Bang & Olufsen, mit Akku für sieben Stunden Laufzeit (699 Euro). Ähnlich gut: Loewes AirSpeaker (750 Euro) und Boses SoundLink Air (299 Euro).

FÜR DEN KOMPROMISSGÄNGER:DAZUGESTELLT UND INTEGRIERT

Wer mehr will als ein bisschen Musik aus irgendeiner Box, aberauf seine Audioanlage und die umfangreiche Mediensammlung nicht verzichten möchte, muss einen Netzwerk-Player dazu-stellen und am Verstärker anschließen. Dutzende Hersteller bieten mittlerweile solche Streaming Clients an: Teufel, Musical Fidelity, Cambridge, Denon, Marantz und Rotel sowie Apple mit dem gänzlich auf iTunes fi xierten Apple TV. Wer hochaufl ö-sende Musikdateien, zum Beispiel im Flac-Format, verwenden möchte, sollte darauf achten, dass die Geräte DLNA oder den Standard UPnP beherrschen. Große Unterschiede gibt es in der Verständlichkeit der Bedienung. Nur wenige Hersteller, und dazu gehört beispielsweise Sonos, bieten Steuerungs-Apps für fast alle Smartphones und Tablets an und unterstützen zusätzlich verschiedene Musikdienste wie Spotify oder tune-in. Vor dem Kauf also konsequent prüfen, was man überhaupt hören möchte.

FÜR DEN ENTSCHLOSSENEN:

GRÖSSE UND FÜLLE3Wer seine WLAN-Musik auf ein Optimum trimmen will, muss erst einmal schauen, wo welches Gerät hingestellt werden kann. Es ist nicht hilfreich, wenn Sender und Empfänger weit auseinanderstehen oder die Datenwolke sogar dicke Wände durchdringen muss. Es sollten zudem nicht zu viele UPnP-Geräte gleichzeitig laufen, da sie sich gegenseitig bremsen. Und in Ballungsgebieten kommt es immer wieder zu leichten Störungen, weil alle Nachbarn ebenfalls Funknetzwerke betreiben. Wer es schaff t, möglichst viele Störfaktoren zu entfernen, kann Drahtlos-Musik in CD-Qualität genießen. Hohe Audioaufl ösungen von 192 Kilohertz sind zwar nach wie vor Zukunftsmusik, allerdings kommt man mit dem richtigen Gerätepark nah dran. Mittelklasse-Anbieter wie Sonos kommen nicht infrage, da hier der analoge Eingang ab vier Räumen auf MP3-Format reduziert wird. Entscheidend ist ein Verstärker mit gutem Digital-Analog-Wandler, der die Signale in weichen Klang übersetzt. Eine exzellente Lösung bietet die Anlage SuperUniti von Naim, mit Vollverstärker, CD-Player und Netzwerkplayer. Eine Alternative: Aktivboxen, die die kabellos von Computern oder Netzwerk-Festplatten übertragenen Digitalsignale direkt verarbeiten, zum Beispiel das Raumfeld-System von Teufel (1299 Euro). Ein Highend-Lautsprecher wurde auch schon von Dynaudio vorgestellt: der Xeo 5 (ca. 2700 Euro). tj

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In Audio-Fachkreisen verdreht man die Augen, wenn es um drahtlose Übertragung von Musik geht. Doch die Technik ist besser geworden. Ein Wireless LAN kann Musikdateien durchaus in CD-Qualität transportieren. Eine Herausforderung ist die Wahl des Geräteparks. Denn dafür muss man wissen, was man für ein Typ ist

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rün, Grün, Grün ist seine lieb-ste Farbe. Zumindest im Mo-ment. »Grün ist ein Megatrend, weit mehr als nur ein Short-

trend«, sagt Axel Venn. »Die Farbe von morgen.« Der Mann muss es wissen. Er ist Farbexperte. Professor sogar, für Farbgestaltung und Trendscouting. Mittlerweile emeritiert, aber als Buch-autor, Berater für Unternehmen und für Vorträge von Karlsruhe bis China in Sachen Farben unterwegs. Man könnte sagen: Er ist eine Art Farbenpapst.

Als solcher predigt er zurzeit für Grün. Und wie: »Grün ist wachsen. Grün ist gedeihen. Grün ist nicht intel-lektuell. Grün hat etwas Altruistisches«. Bei Grün gerät er völlig ins Schwärmen. »Ein guter Nachbar streicht eine Seite des Hauses grün.«

So einfach ist das? Ja, so einfach. Und wer kein Haus hat, nimmt eben die grü-nen Kochtöpfe von Silit, für die Venn die Produktfarbe designt hat. Denn, und das ist das Beruhigende an Venns Philo-sophie, Farbgestaltung muss kein groß-er Aufwand sein. Oder gar hohe Kosten mit sich bringen. Hauptsache, sie bringt Leben ins Haus.

MIT WEISS WOHLFÜHLEN?

Leben bedeutet für ihn: Unterhaltung, Diskussion, Gespräch. »Verzicht auf Farbe heißt Verzicht auf qualitätsvolle Kommunikation«, ist Professor Venn überzeugt. Sein Feindbild: ein kubisches Architektenhaus, weiße Wände, weißer Fußboden, weißes Sofa, Sichtbeton, kühle Glaselemente. »Da kann man nicht sprechen, da möchte man flüch-ten«, sagt er und wettert dabei gegen alles, was wir gerade begonnen haben, todschick zu finden: Minimalismus, klare Linien in der gesamten Wohnung, puristische Einfachheit, Verzicht Deko-kram und unnützer Schnickschnick, Weiß-Grau-Schwarz – alles falsch, heißt es nun.

»Wärme ist wichtig«, sagt Venn. Und die kann man mit Farbe wunderbar er-zeugen. Nicht nur mit Grün. Ein softes Rot, ein abgetöntes Grau, ein weiches Orange, ein pastelliges Blau, ein natür-liches Beige – alles darf an die Wand!

Nein, das ist kein Umwelt-Statement. Und auch kein Wahlkampfslogan. Sondern der neue Trend fürs Wohnen

GRÜN IST die Zukunft

» Das Auge isst nicht nur mit, es wohnt auch mit« prof. axel venn

farbexperte

Oder muss zumindest in die Wohnung: als Kissen, Teppich, Sofadecke, Vorhän-ge oder großes Bild. Oder eben als Koch-topf. Eine sanfte Farbigkeit verwandelt Räume in wohnliche Oasen und bringt Entspannung. »Die eigenen vier Wände sind das Naherholungsgebiet Nummer eins«, sagt Venn. Nur wenn sie es schaf-fen, uns Entschleunigung und Entspan-nung nach einem Stresstag zu bringen, sind sie richtig gestaltet.

NUR NICHTS FALSCH MACHEN

Das Wort »richtig« setzt natürlich so-fort unter Druck. Was also ist denn nun die richtige Farbe für wen und welches Zimmer? Bitte ein Rezept – für alle, die überfordert sind, wenn der Maler mit dem 100.000-Farbtöne-Fächer wedelt. Nein, der Professor gibt kein Rezept. Anregungen gerne, aber Farbvorschrif-ten sind von ihm keine zu erwarten. Er bringt Beispiele ins Rennen: Die Land-hausfarben Lamb’s Wool, Mud, Tradi-tion Blue und Strawberry gelten auch für Städter. Modern-Times-Töne wie pastelliges Peppermint oder Vintage White, die so modern gar nicht sind, er-innern sie doch an die alten Vespa- und Opel-Rekord-Farben aus den »Sixties«. Elegante, delikate, schlichte Grau-, Creme- und Rosétöne, die zusammen wunderbar harmonisieren. Oder »Co-lour Power« für Junge. Oder Jungge-bliebene – dahinter versteckt sich Farbe pur, laut und kräftig. »Diese Töne sind kein Zeichen der Midlife-Crisis, sondern

Ein buntes Leben: Professor Axel Venn

lebt und arbeitet in Berlin. Seit Jahren forscht er über Farben und ist als

Berater sowie Farb-, Trend- und Ästhetik-

mentor international tätig

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Buchtipp: »Farbtrends: Aktuelle Wohnbeispiele« von Axel Venn und Janina Venn-Rosky,

Callwey Verlag, erschienen 2012, 19,95 Euro

das Mittel dafür, nicht hineinzugera-ten«, sagt Venn.

Denn Farbe ist immer der Ausdruck individueller Sehnsüchte. Und die müsse jeder für sich selbst rausfinden. Am besten in einem kreativen Prozess. »Farbe ist Freiheit«, sagt Venn.

FARBE REGT AN ODER TÖRNT AB

Und die falsche Farbe? Macht krank. »Sick-Building-Syndrom« heißt das wissenschaftlich. Arbeitnehmer wer-den depressiv oder verlieren zumindest jegliche Kreativität und Lust. Gerade Büros brauchen eine gute Gestaltung. Etwas Anregendes! Laut Venn motivie-ren Farben sogar mehr als das Gehalt. Wenn das kein Grund ist, über Farben nachzudenken!

Und genau das ist es, was Venn er-reichen möchte: Nachdenken über Farben. Darüber sprechen. Und disku-tieren. Streiten sogar. Sich allein oder mit wem auch immer den richtigen Ton (den es nicht gibt) auszusuchen. Sich damit auseinanderzusetzen. Nicht Trends hinterherzujagen. Sein eigener Farbenpapst zu werden. Mit Grün in der Zukunft. Aber auch anderen Farbtönen. Könnte richtig sein. Oder zumindest nicht ganz falsch. ‹

katrin von raggamby

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Salon

Die Kunstsammler Melanie Grieder-Swarovski und Damian Grieder haben das

Ideal des eleganten Großstadtapartments verwirklicht. Zwischen Gemälden und

Skulpturen tobt der Nachwuchs, draußen tobt das wiedererwachte West-Berlin

Text ulf poschardt — Fotos oliver mark

Der neue Berliner

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Melanie Grieder-Swarovski

mit Blick auf einen»Great Green Dresden

Diamond« des Künstler-Zwillingspaares Gert

und Uwe Tobias

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ls Melanie Grieder-Swa-rovski ihrem Herzen nach Berlin folgte, genügte ein Blick auf die Straßen der deutschen Hauptstadt, und sie wusste: »Ich muss meine Schuhe wechseln. Keine hohen Absätze mehr, am besten gar kei-ne Absätze mehr«, erzählt die gebürtige Tirolerin lachend. Das war im Jahr 2003. Warum hatte sie sich

auch ausgerechnet in einen Schweizer verliebt, der wiederum sein Herz vor Jahren schon an den oft dreckigen, rauen Moloch an der Spree verloren hatte? Nach zehn Jahren London war Ber-lin ein Kulturschock. Für Damian Grieder hatte die deutsche Hauptstadt hingegen längst ihren Schrecken verloren. Noch in den 90er-Jahren war er in die damals chaotische Riesen-baustelle gezogen und arbeitete für Franck + Schulte, in einem wunderbaren Jugendstilhaus in Charlottenburgs prächtigster Straße, der Mommsenstraße. Das war für jemanden vom Zü-richsee aushaltbar, besonders dann, wenn die Galerie im Wes-ten Berlins mit so bedeutenden internationalen Künstlern wie Sol Lewitt und Rebecca Horn arbeitete. Danach machte sich Grieder selbstständig, zusammen mit Jesco von Puttkamer stellte er junge Berliner wie Schweizer Künstler aus.

So glücklich die Künstlerin und der Galerist auch inmit-ten der brodelnden Kunstwelt waren, sie sehnte sich auch nach ihrer alten Heimat Zürich, wo auch Melanie Swarovski einen Großteil ihrer Jugend verbracht hatte. 2006 eröffnete Damian Grieder in Küsnacht in einer modernistischen Villa aus den 50er-Jahren Grieder Contemporary. Dieses »Rock-star-Haus«, so Mark van Huisseling in der »Weltwoche«, wur-de zu einer Botschaft der Berliner Kunstszene. Die 13 Jahre in Berlin hatten zu engsten Banden geführt zwischen Grieder

und angehenden Superstars wie Monica Bonvicini, Gregor Hildebrandt, Daniel Pf lumm, Thomas Kiesewetter und Christian Jankowski. Beide Seiten profitierten: die Künstler von der Kaufkraft am Zürichsee, die Kulturszene der Schweiz vom Puls der rauschhaften Avantgarde aus Deutschland.

Zwischenzeitlich eröffnete Grieder auch noch eine kleine Galerie in Sils-Maria, doch irgendwie vermissten er und sei-ne Frau Melanie das turbulente, aufregende, überraschende Nacht- und Boheme-Leben von Berlin. Deshalb plante Grieder, eine Dependance in Berlin aufzumachen – mit dem Hintergedanken, einen Teil der Räume auch als Wohnung für seine Familie zu nutzen. Nach anfänglichen Touren durch die zunehmend überteuerten Ecken von Berlin-Mitte wurde schnell klar, dass in diesem trendigen Eck der Hauptstadt die Preise groß und die Qualität oft genug klein geschrieben wur-den. Richtig schön, solide und bezahlbar war es im Westen. Irgendwann 2008 fand Melli Ink, wie sich Melanie Grieder als Künstlerin nennt, im Netz eine traumhafte Wohnung in bester

Agroß ist die Wohnung

der beiden in der Berliner Mommsenstraße.

308qm

In ZahlenLeben und Werk von

Grieder/ Swarovski

wurde die von Theodor Laubi geplante Villa am

Rande des Lärchentobel-walds in der Schweiz

gebaut, die Grieder und Swarovski heute als Privathaus nutzen.

pro Jahr finden inden Projekträumen

in Berlin statt.

schätzungsweise, hat der Österreicher Daniel Swarovski, der um 1883 die Technik der Glasschleiferei

perfektionierte.

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AUSSTELLUNGEN

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Nachfahren

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Charlottenburger Lage. Als sie ihrem Mann die Bilder zeigte, rieb er sich ungläubig die Augen. »Das gibt’s doch gar nicht«, entfuhr es ihm. Es war zufälligerweise genau jenes Haus in der Mommsenstraße, in dem er jahrelang bei Thomas Schulte gearbeitet hatte.

ORTSTERMIN IM HINTERHAUS

Eigentlich gab es nur noch Wohnungen im Hinterhaus, aber beim Ortstermin fragte Grieder den Verkäufer ganz unschul-dig, ob er denn noch eine Wohnung im Vorderhaus inspizieren könnte, nur für den Fall, dass jemand vom Kauf zurücktrete. Die Grieders waren begeistert von einer 308 Quadratmeter großen Wohnung. Und wie es das Schicksal so wollte – der Käufer konnte oder wollte nicht und so kam sie, die glückliche Fügung, an deren Ende eine der beeindruckendsten Woh-nungen West-Berlins in einem der schönsten Häuser West-Berlins steht, in einem der auf blühenden Viertel West-Ber-lins. Anfänglich waren die vorderen Räume Galerie und die

hinteren Wohnräume. Seit gut einem Jahr gibt es Besuchs-zeiten nur noch nach Verabredung – und so wird aus der Jugendstilpracht ein Hybrid aus Wohn- und Kunsträumen, de-ren großzügige, elegante Aura den Arbeiten von Monica Bonvi-cini und Michael Sailsdorfer eine Art natürlichen Lebensraum zuweisen. Anders als in den frostigen, etwas langweiligen White-Cube-Topografien spendet der bourgeoise Kontext entweder einen scharfen Kontrast oder ein liebevolles Etui für die Bilder und Skulpturen der zeitgenössischen Kunst. Zudem lassen sich Vernissagen nirgendwo so stimmungswohl feiern wie in den Wohnräumen der Galeristen zwischen den Expona-ten selbst. Die eidgenössische Interpretation des Berliner Salons der Gründerzeit versöhnte anspruchsvolle Geselligkeit mit ex-zessivem Networking. Aus dieser Textur der Begegnungen sind die Verdienste der Berliner Galeristen um das gesellschaftliche Leben der Stadt gewoben. In der Zeit nach dem Fall der Mau-er formierte sich die neubürgerliche Gesellschaft, lässig, im Umfeld der zeitgenössischen Kunst-Institutionen.

Sockelplatz: Skulptur von Thomas Kiesewetter (oben).

An der Wand im Wohn-zimmer: Geometrien des kalifornischen Künstlers

Matt Mullican

Gruppenbild: Damian Grieder und

Melanie Grieder-Swarovski vor ihrer eigenen

Installation »Apocalyptik Riders 1–4« (links)

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Das Gründerzeithaus stammt von 1912 und war zwischendurch ein Finanz-amt. Heute werden die drei Hinterhöfe umgeben von 183 sanierten Eigentums-wohnungen (ab ca. 4790 Euro/qm), Büros, Läden und der Bar Grosz des Borchardt-Wirtes. Die Fassade zum Ku’damm wurde originalge-treu gestaltet. Kosten: rund 120 Millionen Euro.

Bekannt wurde die Adresse durch das legendäre »Bier’s Kudamm 195«. Die Sanierung des 60er-Jahre-Turms war aufwendig, gemeinsam mit dem Neubau aus Edelstahl und Glas erscheint er manchen Kritikern als »Ärger-nis«, trotz hoher Investitionen von 100 Millionen Euro. Mieter ziehen trotzdem ein, seit Ende 2012. Unter anderem der Herren-ausstatter Boggi Milano.

Noch ein Hochhaus am Breit-scheidplatz: Das Upper West soll mit 118 Metern genauso hoch wer-den wie das Zoofenster. Bauherr Strabag erwägt, neben Büros und Geschäften noch Wohnungen ein-zubauen. Die Baukosten werden auf 250 Millionen Euro geschätzt.

Ein ganz neuer Stadtteil könnte dort entstehen, wo einst das Rie-senrad geplant war. Zwischen Bahnhof Zoo, Landwehrkanal und Hardenbergstraße wären 120.000 Quadratmeter Platz für Woh-nungen, Büros und einen knapp 180 Meter hohen Wolkenkratzer. Das Gelände gehört Bund und Land, der Verkauf zieht sich hin.

Seit fast acht Jahren gehört der Neubau an der Joachims-taler Straße zu den Architek-tur-Ikonen des Westens. Jan Kleihues wurde mehr-fach dafür ausgezeichnet. Mit 67,5 Millionen Bauko-sten wurden unter anderem 267 Zimmer, 44 Suiten und ein Ballsaal errichtet.

HAUS CUMBERLAND

ON 195 KUDAMM

UPPER WEST TOWER

DOWNTOWN ZOO

HOTEL CONCORDE

Boomtown West-BerlinIn den Jahren nach der Wende ignorierten Investoren alles Land westlich des Brandenburger Tores. Doch vor allem Charlottenburg erlebt jetzt einen architektonischen Aufschwung. Wichtige Neubauten und Pläne:

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Jahrzehntelang ein städte-baulich toter Winkel, wurde im April 2012 diese Lücke zwischen Kant- und Joach-imstaler Straße geschlossen (230 Millionen Euro). In Berlins derzeit zweithöch-stem Gebäude (118,8 Me-ter) thront nun das Waldorf Astoria der Hilton-Gruppe.

ZOOFENSTER

Projektentwickler Bayerische Hausbau macht aus dem Mitte der 50er-Jahre errichteten Gebäuderiegel ein Hotel- und Shoppingzentrum, zum Preis von rund 100 Millionen Euro. Das mittlere Geschoss wird ein offener Laubengang, das Haus bekommt so wieder seine namensgebende zweiteilige Struktur.

BIKINI

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Dass Galeristen lieber im Westen als im Osten Berlins wohnen, ist keine neue Entwicklung. Trotz oder gerade wegen der lebensweltlichen Nähe zu den Lebenskünstlern des Nacht lebens und den Umtriebigen aus Mode und Design wurde früh das Trendige des Ostteils weiträumig umfahren. Mit dem Wiederentdecken der Potsdamer Straße in Schöneberg/Tiergarten, in Sichtweite zur Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe, verlagerte sich in den vergangenen vier Jahren der Fokus der Kunstwelt in jenen Teil der Stadt, der nach dem Fall der Mauer von vielen entweder ignoriert oder abgeschrieben wurde. Martin Klosterfeldes Galerie in einer ebenso großbürgerlich wie morbide anmutenden Altbauwohnung machte den Anfang. Die großzügigen Räume der Galerie »Neu« in Kreuzberg, die Galerist Alexander Schröder zunächstnutzte, um seine formidable Sammlung zu zeigen, waren ebenso inspirierend wie Daniel Buchholz’ Schritt beim Umzug nach Köln auch in die Fasanenstraße in Charlottenburg zu gehen. Es folgte die Galerie Diehl. Und von Max Hetzler, der mit seiner Frau Samia Saouma immer schon am Savignyplatz residierte, heißt es, er wolle demnächst in die Goethestraße ziehen. Die

» Berlin-Mitte wurde weit umfahren «

Frühstück mit Ausblick (oben): Bilder von Kerim

Seiler: »Maobasoba Day«, 2012 (oben links),

»Mpande Night«, 2012 (unten links), »Lions

Head«, 2012 (oben rechts), »Jozi Night«, 2012, und

»Jozi Dusk«, 2012 (unten rechts)

Solitär (links): »Capri Batterie«, 2012,

von Gregor Hildebrandt. An der Wand: »Cleaning Up the Studio (Shelf)«,

2010, von Christian Jankowski

Eckbeleuchtung: »Stab (Türkis)«, 2012,

von Kerim Seiler (unten)

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Kunst-Zeitschrift »monopol« vermeldet euphorisch, dass die Zukunft im Westen liege, und beschreibt die noch marode Gegend am Bahnhof Zoo als einen weiteren aufkeimenden Nukleus der Kunstszene in der City West. Dort wird im Herbst die Fotogalerie C/O Berlin im Amerika-Haus ihre neuen Ausstellungsräume eröffnen.

Wie es sich für Schweizer gehört, sitzen Damian Grieder und seine reizende Familie nolens volens im prächtigsten Bereich des Klassischen und Etablierten. Aber auch die Nar-ben der Vergangenheit sind Teil des Eindrucks, den man von dem Gründerzeithaus erhält. Davor erinnern Stolpersteine an das Ehepaar Gumpert. Sie wurde 1942 im September depor-tiert und gerade mal drei Wochen später in Theresienstadt er-mordet. Ihr Mann, Dr. Fritz Gumpert, wurde deportiert und in Auschwitz ermordet. Weitere neun Bewohner dieses Hauses wurden Opfer der Shoa. Kurt Singer wohnte von 1932 bis 1934 in diesem Haus und gründete dort am 15. Juli 1933 den Kultur-bund deutscher Juden, bevor er 1938 nach Holland floh, 1943 verhaftet wurde und in Theresienstadt umkam. In der Weima-rer Republik gab es einen Witz, in Anspielung auf einen in der Gegend häufigen jüdischen Familiennamen: Was muss man tun, damit sich am Ku’damm alle umdrehen? Antwort: »Hallo Cohn!« rufen.

NACKTE WAND UND ZEITUNGSFRAGMENTE

Melanie und Damian Grieder haben bei der Renovierung der Wohnung die Spuren der Zeit sichtbar belassen. An einigen Stellen sieht man die nackte Wand und sogar einige Zeitungs-fragmente aus dem Jahr 1904, die als Grundlage für Tapeten verwendet wurden. An anderen Stellen wird der Boudoir-Stil der Gründerzeit mit Camp-Strategien rekonstruiert und an wieder anderen Stellen ist es einfach nur postmodern hei-ter. Die Küche im Wohntrakt ist »Hollywood«, wie Damian Grieder bemerkt. Auf originalen Jugendstil-Fliesen thront eine gediegene Landhausküche neuesten Datums, die aber auf alt macht. »Es ging uns«, so Grieder in der »AD«, »um Tradition – und darum, sie nicht allzu ernst zu nehmen.« In dem für Berliner Altbauwohnungen typischen langen Gang hin zum Schlafzimmer der Eltern sorgt eine opulente

» Der Hinterhof: romantisch, wild, elegant «

Wandverkleidung: »Prozac«, 2009, von

Monica Bonvicini (links)

Lebensraum: Im Kinderzimmer steht noch keine Kunst, dafür

ist Platz zum Toben, und ein Tipi hilft beim

Verstecken (oben)

Die Galerie Grieder Contemporary in Zürich-Seefeld ist im Gegensatz zur Wohnung in Berlin stets zugänglich, auch über das Internet: grieder-contemporary.com

Tapetenmusterung für brütende Gemütlichkeit, darauf sind Zeichnungen des polnischen Künstlers Tomasz Kowalski ge-hängt. Auf dem Balkon am Ende der Zimmerflucht blickt die Familie auf einen Schulhof und liebliche Hinterhofgärten. Es sieht verwunschen aus: wild, romantisch und elegant. Über-raschend hinter so einer prächtigen Fassade.

Melanie Swarovski liebt die gewachsene Struktur der Ge-gend: den Laden mit allen Glühbirnen-Sorten, den Eisenhan-del Adolph am Savignyplatz, ein Familiengeschäft, das dort seit Ende des 19. Jahrhunderts Schrauber, Nägel und Gar-dinenstangen verkauft. Damian Grieder freut sich über die erhaltene Bausubstanz an dieser Ecke. Es erinnert ein wenig an die Pracht Berlins, bevor die Gründerzeitschönheit gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Schutt und Asche gebombt wurde. Diese Architektur artikuliert einen Anspruch, den Berlin bis in die Weimarer Republik erfüllte, nämlich das kulturelle Zen-trum des deutschsprachigen Raums sein zu wollen. Und dieser Anspruch kehrt nun zurück nach Jahren der Nazi-Diktatur, des kalten Krieges, des mühsamen Wiederauf baus.

Das passiert auch, weil sich junge, weltläufige Familien aus allen Ecken der Erde in Berlin so wohlfühlen. Bei den Grieders ist das auch so. Die Künstlerin und der Galerist haben einen Sohn. Ob der ein Sicherheitsrisiko für die viele Kunst sein könnte? »Ach, Kinder gewöhnen sich an alles – auch an die Rücksicht auf kostbare Dinge«, erklärt die stolze Mutter. »Nur ein Ding ist verboten«, sagt der Vater: »ein Flummi«. ‹

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» Mein Champagner

heißt Stalin«

ie Berliner Wohnung des Peter Scholl-Latour ist groß, hell und prächtig dekoriert: Asiatika, präkolumbianische Tonscha-

len, mongolische Satteldecken, baline-sische Masken an der Wand. Insignien seines Lebens als Kriegsreporter und Berichterstatter im Ausland. Seine Rei-sen haben ihm Einblicke in die Lebens-kulturen vieler Völker gebracht. Auch über die ein oder andere Trinksitte.

EDEN: Herr Scholl-Latour, Sie sind ei-gentlich Kriegsreporter. Hier widmen wir uns aber einmal den angenehmen Lebensfreuden: Es heißt, Sie hätten ei-ne Hausbar, in der lümmelten sich die Flaschen und Karaffen lässig auf dem Teppichboden. Das nenne ich Stil!Peter Scholl-Latour: Meine Frau und ich haben noch eine Wohnung in Paris. Dort gibt’s eine kleine Bar, natürlich. Wie in jedem anständigen Haushalt.

Mit dem Unterschied: Bei Ihnen liegt ein kleiner Kaukasischer Teppich im Salon, auf dem sind all die guten Trop-fen aufgebaut. Die genießt man dann im Liegen oder wie? Ach, was, nein. So viel steht da auch gar nicht rum, ich bin ja kein Barkeeper! Al-kohol ist kein zentrales Element meines

Lebens. Nach 17 Uhr gönne ich mir mal einen Whisky, das spült den Magen, be-lebt den Geist. Meine Frau hat gern ihr Glas Champagner. In Georgien haben wir mal ganz ordentlichen gefunden – »Stalin Champagner«! So hieß der. Fand ich originell und hab’ gleich eine Kiste mitgebracht. Wo wir schon davon reden: Darf ich Ihnen etwas anbieten, Wein vielleicht oder einen Gin Tonic?

Am besten beides! Menschen, die wie Sie etwas gereist sind, bringen ja gern mal eine orientalische Sitte mit.Das hat damit nichts zu tun. Es war schlicht ein Platzproblem, darum stehen die Pullen halt auf dem Boden. Im Orient würden Sie auch gar keinen Whisky fin-den, nicht offiziell zumindest.

In Saudi Arabien wurde ich mal von einem Polizeioffizier nach Hause ein-geladen. Dort bot er mir Whisky an. So was bleibt natürlich geheim. Freiwillig auf den Boden hocken würde ich mich eh nie, ich fand das immer lästig. Und ich bin fast 90!

Hier hängt ein Foto: Sie neben Ayatol-lah Khomeini im Schneidersitz. Das war im Iran, ja ja. Ich hatte ihn im Flugzeug begleitet. Schöne Sache. Aber nix für die Knochen! Es gibt einen Trick:

Der Grandseigneur des Abenteuers, Peter Scholl-Latour, kennt exotische

Lebensart. EDEN sprach mit dem großen Kriegsreporter über

die Krisenherde der Welt – und den gepf legten Five o’clock Drink

Interview dagmar von taube

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Immer mal mit den Zehen wackeln, sonst kommt man nicht mehr hoch.

Mal Hand auf den Hendrick’s: Trinken ist doch irre kultiviert oder nicht? Noch! Nach dem Verbot für Zigaret-ten wundere ich mich, dass sie uns den Alkohol nicht längst gestrichen haben. Raucher müssen vor die Tür, bald wird uns die genussfeindliche und überregu-lierende EU auch den Wein im Lokal ver-bieten. Man kriegt ja schon kaum mehr guten. Der gerühmte georgische Wein ist blass. Die Chinesen – haben nicht ein ordentliches Getränk zu bieten. Gut, die haben ihren Mao Tai, die Flasche sieht aus wie »Sidol«, haben wir auch hier. Schmeckt auch wie Putzmittel. Der geht wirklich nur zu chinesischem Essen, sonst fällt man um. Keine Ahnung, wie die Chinesen den vertragen. Ich habe ja den Verdacht, dass die eigentlich gar nichts vertragen und Wasser reintun für sich selbst. Und die Japaner? Sind nach einem Sake schon high. Gut, das »Kem-pinski« in Berlin macht einen ganz guten Martini Dry. Der ist auch aus der Mode gekommen. Es trinkt kein Mensch mehr. Die Welt trocknet aus. Es gibt diese Art der Kameraderie nicht mehr. Früher stieß man auch in Redak-tionen noch fröhlich an, da war Spaß. Ich weiß noch, ein Kollege hatte immer Cognac in seiner Kaffeetasse und be-hauptete, er trinke Tee. Hehehe! Wenn ich heute beim ZDF bin, bekomme ich ein Wasser angeboten oder schlechten Kaffee. Selbst in Frankreich : Da saßen morgens die Alten an der Theke und tranken ihren Rotwein. Über die hat man nicht gelacht, nein, das war Le-benskultur! Heute ist die Gendarmerie so strikt geworden. Alle fromm. Alle langweilig …

»All mein Silber, all mein Gold, ist durch meine Kehl gerollt. Für mein letztes Kupfergeld hab’ ich mir ’nen Schnaps bestellt«, singen die Balten zum kurzen Klaren. Was singen Sie? Das ist das Gräuel natürlich überhaupt, so Trinksitten. Ich weiß noch, in Geor-gien, da werden dann diese endlosen Re-den gehalten. Jeder muss mal aufstehen und irgendeinen Quatsch erzählen.

Trinken ohne Trinkspruch ist Saufen, sagen die Russen. Oder Literatur. Wir haben mal Heming-ways Haus in Kuba besucht, eine relativ mickrige Hütte, erstaunlicherweise. Da hat er nachts pudelnackt an seinem Steh-pult gestanden und geschrieben – total besoffen. Manche macht Alkohol zu Ge-nies. Mich macht er müde.

Sie waren auch in Vietnam. Dann haben Sie sicher mal den berühmten Schnaps mit der Schlange drin ge-trunken. Weiß ich gar nicht mehr ...

Frau Scholl-Latour (aus dem Hinter-grund): Schätzchen, diese Pulle mit der Schlange drin, die uns mal in Paris ange-boten wurde als Spezialität des Hauses. Mit so einem gehäkelten Mäntelchen drum rum und diesem widerlichen Viech drin. Peter Scholl-Latour: Ja! Die servierte Madame Wu in Vietnam immer zum Nachtisch. Die Schlange ist natürlich ein Gag, nicht schädlich. Die Asiaten schwö-ren ja auf so Zeug. Auch Ginseng. Oder Nashörner. Gut für die „Manpower“! Ich habe in Kanton Schlange gegessen, schmeckt ganz gut. Aal ist ja auch eine Art Schlange, ich esse sehr gerne Aal.

Stimmt die alte Reporterweisheit, dass Gin Tonic vor Malaria schützt?Ganz ehrlich, ich habe noch nie versucht, mich vor irgendetwas zu schützen. Ich war bei der französischen Armee, da gab’s morgens eine Chinin-Tablette. Das war’s. Ich hatte schon schweres Fieber, aber nie Malaria. Ich habe auch immer alles geges-sen. Selbst Bärentatze. Einmal saß ich im Flugzeug, Usbekistan Airlines. Das Bord-team war besoffen, der Pilot auch, und plötzlich merke ich, dass die Sitze nicht richtig festgeschraubt waren...

Hilfe! Ich bleib dann ruhig. Hilft ja nichts.

Sie haben Krieg gesehen, Tote – verfolgt Sie das im Schlaf? Ich habe nie von Krieg geträumt. Ich habe Kofferträume, dass mein Gepäck plötzlich weg ist. Diesen Albtraum träu-me ich immer wieder.

Mal versöhnt bei einem Gläschen als Kriegsreporter?Ich verkrach’ mich gar nicht erst. Frau Scholl-Latour aus dem Off : So, so, Schätzchen ...Peter Scholl-Latour: Wen ich nicht mag, den meide ich. Je älter ich werde, desto weniger Menschen will ich ohne-hin sehen, die meisten haben eh nichts zu erzählen. Oder sie leben gar nicht mehr. Manchmal denke ich, ich bin der einzige Überlebende, ein Dinosaurier ohne E-Mail, ohne SMS. Ich faxe noch! Meine Generation, die ist vorbei, die ist tot, nicht wahr. Und dann kann auch Pa-ris sehr einsam sein. Am wohlsten fühle ich mich in unserer Wohnung im Rhein-land. Da bin ich Ehrenmitglied im Schüt-zenverein, jeder kennt jeden. Da geht man zu Frau Mohr, die macht die besten Bratkartoffeln. Da bin ich gern.

Darauf trinken wir! Wo Sie hier sit-zen, noch die Krisen in Kürze: Frank-reich, Hollande – Ihre Meinung?Eine nationale Tragödie! Sarkozy war schon nicht berühmt, aber dieser Mann ist ein Desaster: das Land steht vor einer sozialen Misere. Im übrigen: Es heißt im-mer, die Franzosen seien Antideutsch geworden. Totaler Quatsch. »Le Monde« hat ein ungeheures Loblied auf unse-re Kanzlerin gesungen. Frau Merkel ist nicht mein Schätzchen. Aber ihren Job macht sie ganz gut.

Unser Verhältnis zu Russland? Frostig. Ich weiß gar nicht, warum? Wir regen uns über Putins Razzien in deut-schen Stiftungen auf. Nur – ohne die hätten sie in Russland den gleichen kor-rupten Saustall wie unter Gorbatschow. Jeder weiß, dass einige von ihnen auch Spionage-Einrichtungen sind. Hinter USAid zum Beispiel steht die CIA.

Der Bomben-Anschlag in Boston?Schlimm natürlich. Die Berichte waren seitenweise. Drei Tote im Herzen der westlichen Bildung. In Bagdad gehen täglich Bomben hoch. Oder in Syrien. Wir sagen, alle Menschen sind gleich. Es ist aber ein Unterschied, ob eben ein Amerikaner stirbt oder irgendwer an-deres auf dieser Welt. »To safe americans lifes« ist ein Grundprinzip.

Sie haben den syrischen Präsidenten getroffen. Wie kann ein gebildeter Mann wie Assad, der im zivilen Beruf Augenarzt ist, in London gelebt hat, so viel Unheil über ein Land bringen?Nun, der ist auch nicht schlimmer als die anderen Diktatoren der arabischen Welt, die großen Freunde des Westens. Wir suchen uns das falsche Feindbild aus: Unser wahrer Feind sind die Saudis. Aber denen schicken wir ja Panzer. Es gibt nirgendwo einen so restriktiven und fanatischen Islam wie in Saudi-Arabien. Die ganzen Hassprediger kommen von da her. Das wird immer ausgeblendet.

Nordkorea? Ein Witz, dieser kleine Staat, der sich mit diesem kleinen, dicken Diktator da jetzt so gebärdet.

Er besitzt die Atombombe.Solange diese Waffenarsenale noch von Militär und Staat kontrolliert werden, geht’s ja noch. Gefährlich wird es, wenn radioaktives Material in die Hände re-ligiöser oder ideologischer Fanatiker fällt. Oder mal einer aus Versehen den falschen Knopf drückt. Nordkorea ist technisch gesehen noch in der Steinzeit. Wenn die eine Rakete zünden, fliegt sie ihnen womöglich noch selbst um die Oh-ren. – Noch ein Schlückchen? ‹

Lao Whisky am besten direkt am Ufer des Nam Song in Laos genießen, gehört zu

den angenehmen Seiten eines Kriegsreporter-Lebens

» Ich habe immer alles gegessen. Selbst Bären- tatze« peter scholl-latour

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»verlorenen Jahrzehnten« spricht. »Seit dem ersten Bericht des »Club of Rome« wussten wir von der drohenden Klima-katastrophe. Doch wir haben einfach die Erkenntnisse von Ressourcen-, En-ergieknappheit und Bevölkerungsex-plosion ignoriert«, entrüstet sich der Architekt. Vor allem die Bauwirtschaft müsse endlich umdenken. »Das Bauwe-sen steht für 60 Prozent des weltweiten Ressourcenverbrauchs, für mehr als 35 Prozent des Energieverbrauchs und für mehr als 35 Prozent aller klimaschäd-lichen Emissionen. Das sind gigantische Dimensionen.«

Mit Werner Sobek die Welt retten kann man ab 4000 Euro pro Quadratme-ter. Dafür bekommt man aber auch mehr als nur ein staatlich subventioniertes Passivhaus, dessen Ruf ja längst nicht mehr der beste ist. Luftdicht verpackt und damit schimmelpilzgefährdet, mit einem Wärmeverbundsystem aus Ma-terialien, die später als Sondermüll auf der Deponie landen, sieht Werner So-bek im Passivhaus keine effiziente Waf-fe gegen die Klimakatastrophe. Seine Antwort heißt Triple-Zero. So nennt er das von ihm entwickelte Aktivhaus. »Dieses Haus verbraucht null Energie, gibt null Emissionen ab und produziert null Abfall.« Es verfügt in jedem Raum über ein computergesteuertes, kabel-loses elektronisches Automatisierungs-system. Es misst rund um die Uhr die

Raumtemperatur und steht außerdem in Kontakt mit dem Wetterdienst. Die empfangenen Daten werden ins Heiz- und Kühlsystem eingespeist und ent-sprechend die Temperatur geregelt. En-ergie kommt aus Photovoltaikzellen und Geothermie-Anlagen. Mithilfe eines regionalen Verbundsystems wird von diesem »mitdenkenden« Haus der Kon-takt zu Häusern in der Nachbarschaft hergestellt und ein Energieaustausch ermöglicht.

VERSCHWIEGENER VERBRAUCH

Doch eine ehrliche CO2-Energiebilanz berücksichtigt nicht nur die im Haus verbrauchte Energie, sondern auch die Graue Energie. Das ist die Energie, die bereits vor dem eigentlichen Hausbau bei der Produktion der Baumaterialien aufgewendet werden muss. Ein deut-sches Einfamilienhaus, das zwischen 1980 und 1990 entstanden ist, hat be-reits zum Zeitpunkt seines Bezugs das 25- bis 35-fache seines gesamten Jahresenergieverbrauchs in Form von Grauer Energie verbraucht. Ein wei-teres entscheidendes Kriterium beim Hausbau sei die Wiederverwertbarkeit des genutzten Materials. Ein nachhal-tig gebautes Haus müsse mit geringem Energie- und Ressourcenverbrauch zu reparieren und zu reinigen, die Baustoffe recyclebar sein, verlangt Sobek.

Beim Material gebe es einen weitver-breiteten Irrtum, der lautet: Stein ist nachhaltiger als Glas. Stimmt nicht, sagt Sobek. Ziegelstein müsse mit hohem En-ergieaufwand gebrannt werden, und nur die wenigsten Steine für den Fassaden-bau stammten aus dem lokalen Umfeld. Sie müssten meist unter großem ener-getischen Einsatz von weither heran-gebracht werden. »Glas muss zwar für seine Herstellung auf über 1000 Grad erhitzt werden, aber man benötigt ge-ringere Mengen als vom Stein, weil auf-grund der Festigkeit von Glas die Mate-rialstärke viel dünner ist als bei Stein.« In den letzten 20 Jahren hätten in der Beschichtungstechnik von Glas zudem wahre Revolutionen stattgefunden. Man bekomme heute problemlos Wär-medämmwerte bis hinunter zu einem Ug-Wert von 0,5.

Aber das Hauptargument für Glas ist für den Nestbewohner Werner Sobek ein rein psychologisches: »Menschen, die in hellen, lichtdurchfluteten Räumen leben und einen weiten Blick aus ihrem Fenster haben, durch das jederzeit Frischluft hereinströmen kann, sind nach meiner Erfahrung fröhlicher und leistungsstär-ker.« Ein Sobek-Haus macht also nicht nur ein gutes Gewissen, sondern auch gute Laune. ‹

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s gibt zwei Typen von Bau-herren: Höhlenbewohner und Nestbewohner. Wer einmal in Werner Sobeks Privathaus war,

und das waren alle, die den Stuttgar-ter Tatort »Das erste Opfer« gesehen haben, weiß, dass der Architekt definitiv kein Höhlenbewohner ist. Wie ein Ad-lerhorst mit Zugbrücke balanciert der futuristische Glas-Kubus über dem stei-len Abhang des Stuttgarter Talkessels, vor neugierigen Blicken nur geschützt vom wuchernden Grün der Bäume. Geheimnisse sollten seine Bewohner allerdings keine voreinander haben. In R128 herrscht absolute Transparenz. Nicht nur die Fassade, auch die Wände im Innern sind gläsern.

R128 – wie sein Vorbild Mies van der Rohe typologisiert auch Werner Sobek seine Entwürfe mit Buchstaben und Zahlen – ist Sobeks Prototyp für das Einfamilienhaus der Zukunft: zeitlos attraktiv und emissionsfrei. Obwohl er es schon vor 13 Jahre gebaut hat, sagt er: »Ich würde auch heute nichts daran än-dern.« Seine Häuser sind keine Vertreter der üblichen ökologisch korrekten Bret-terbuden mit aufgeständerten Solar-Pa-neelen auf dem Dach. Einem Sobek-Haus sieht man den Willen zur Weltverbes-serung nicht an. Es sind puristische, glamouröse Glas-Bungalows im Stil der klassischen Moderne, wie sie einst Richard Neutra seiner besser verdienen-den Klientel ins sonnige Palm Springs gesetzt hat. »Ein Haus muss vor allem schön sein, und es muss Spaß machen, darin zu leben«, lautet Sobeks Credo, das so gar nicht schwäbisch klingt. Mit der typisch deutschen »Entsagungsäs-thetik« könne er nichts anfangen.

SOBEK ZITIERT SLOTERDIJK

Doch wer glaubt, es reiche aus, die Brief-tasche zu zücken, um ein Jahr später seine Sobek-Villa in einem Hochglanz-magazin wiederzufinden, hat sich ge-täuscht. »Ich suche mir meine Bau-herren sehr sorgfältig aus«, sagt der Architekt. Aus Zeitgründen kann er nur ein Einfamilienhaus pro Jahr planen, und da darf es keine Reibungsverluste zwischen Bauherren und Architekten geben. Der Bauherr müsse außerdem, wie sein Architekt, vom Wunsch ge-trieben sein, mit seinem Haus die Welt ein Stück besser machen zu wollen. Der Lohn: Bereits nach wenigen Jahren muss der Bauherr keine Stromrechnung mehr zahlen und wird zum energetischen Selbstversorger.

Sobek, der smarte Hightech-Grü-ne, zitiert gern den von ihm geschätz-ten Philosophen Peter Sloterdijk, der im Hinblick auf den Umweltschutz von den vergangenen 40 Jahren als den

Sobek rettet die Welt… jedenfalls wenn er zwischendurch mal Zeit dafür hat. Der international gefragte Star-Architekt

Werner Sobek baut einzigartige Wohnhäuser von ästhetischer Brillanz und mit null Emission

Häuser wie Ufos: Das visionäre »R129«

(oben) besteht aus ver-dunkelbaren Kunststoff-wänden, die Tragekon-

struktion aus Kohlefaser. Das obere Bild zeigt den Blick von oben, darunter die Seitenansicht. Fliegen kann es nicht, dafür aber

Energie produzieren

Werner Sobek (60) ist Architekt, Bauin ge-nieur, Professor und

Leiter des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK). Sein

Architektur büro hat Niederlassungen auf der

ganzen Welt

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»Glas ist der bessere Baustoff «, sagt Werner Sobek und setzt diese Erkenntnis beim Objekt »D10« (oben) in der Nähe von Ulm konsequent um. Das Einfamilienhaus steht gut geschützt, der Rundherum-Patio schafft eine einzigartige Verbindung zur Außenwelt. Unten: Die Terminal-Seitenflügel am Internationalen Flughafen Bangkok mit einer

Gesamtlänge von 3100 Metern bestehen aus Glas im Wechsel mit 42 Meter langen Stoffbahnen. Die Tragwerksplanung stammt von Sobek

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Dina und Oliver von Boch kehrten aus New York und London zurück zu

den Wurzeln der Familie im Saarland. Dort leben sie mit ihren Kindern

auf einem verwunschenen Anwesen – und wollen auch nicht wieder weg

Text Dagmar von taube — Fotos markus hintzen

Die Sandsteinvilla mit klassischen Sprossen-

fenstern wurde Ende des 18. Jahrhunderts

errichtet (rechts). Über der Haustür mit Widderkopf (unten) hängt im Winter

selbstverständlich ein Mistelzweig

Glück im Grünen

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ätten die von Bochs gekonnt, sie hätten sie wohl gerade-wegs mit umdekoriert, weil sie ihr ästhetisches Empfinden irritieren – die qualmenden Schornsteine, gleich wenn man von der Autobahn in die saarländische Landschaft hineinfährt: Hier zeigt sich zunächst schwere Industrie. Kohle, Stahl. Nach Norden dann wechselt die Landschaft schnell in liebliche Weinberge,

die Mosel: Hier liegt Mettlach im Dreiländereck zwischen Frankreich, Deutschland, Luxemburg. Hier, in dieser Ge-gend, haben die Bochs – zunächst ohne Adelstitel – 1745 mit ihrer Geschirrproduktion und Keramikwerken begonnen. Das hatte auch Gründe, die mit den besonderen Mineralien in der Gegend zusammenhängen. Der Boden enthält diese Kaolin-erde, die fast weiß ist, trocken, wie Ton. Aus dieser Erde wird das Porzellan gebrannt, für das Villeroy & Boch weltberühmt wurde: Selbst die Päpste tafeln von dem Geschirr. Im Garten der Familie von Boch wird aus jenem Sand gerade Kuchen gebacken: Atila, fast drei und jüngster Boch-Spross, füllt Förmchen in seiner Sandkiste, während sich seine Schwe-stern Olimpia, sieben, und India, acht, auf dem sattgrünen Ra-sen, einer wilden Wiese vielmehr, Gänseblümchen ins Haar flechten. Mutter Dina von Boch deckt derweil auf der Terras-se: weiße Teller auf bunten Bast-Sets. Grüne, blaue, rote Gläser dazu, alles aus der letzten »Brigitte von Boch«-Kollektion – fer-tig ist der Mittagstisch im grünen Salon hinter der Sandstein-villa aus dem 18. Jahrhundert.

Wenn man von einem Garten auf dessen Familie schließen müsste, wäre das bei den von Bochs ganz einfach: Es gibt alte Bäume, weit verzweigt und tief verwurzelt, ähnlich wie die Un-ternehmensgeschichte. Auf einem Tisch steht frisch gepflück-ter Flieder. Daneben spendet ein weißer balinesischer Sonnen-schirm Schatten. Am Forellenteich ruht eine Sonnenbrille auf einem Buch: »The End Of Big – How The Internet Makes David The New Goliath«. Das alles erklärt den bochschen Kosmos, in dem sich Tradition, Lebensstil und Wandel auf unaufgeregt glamouröse Weise verbinden.

» Anfangs war die Stille etwas ungewohnt «

Freie Fahrt: Dina von Boch sitzt mit India vor

der alten Korndarre, wäh-rend Olimpia mit ihrem Vater auf Spritztour im

knallroten Caterham gehen will (Bild links)

Freies Feld: Für EDEN tobte die Familie einmal quer durchs Rapsfeld. (oben). Die Glocke am

Hotel weist auf die Vergangenheit als

Gutshof hin (unten)

Oliver und Dina, heute die Bochs in neunter Generation, wohnen dort, wo das entstand, was die Familie einst berühmt machte. Genauer: auf dem alten Gutsgelände der von Bochs unweit von Mettlach, in dessen Wäldern einst Barbarossa, der Kaiser des römisch-deutschen Reiches, gejagt haben soll. Hier gründete Oliver von Boch vor 15 Jahren sein eigenes Unterneh-men, eine Lifestylegruppe mit Modekollektion und Wohnac-cessoires im modernen Country-Style – die Marke Brigitte von Boch. Ein Magazin, »Living«, gehört noch dazu und ein Hotel, der Linslerhof, mit Jagdschule, dem modernsten Schießstand Europas und einer Zehn-Megwatt-Solaranlage. Es gibt sogar eine Kapelle. »Am Linsler Tag immer im Mai kommen die Men-schen aus der Umgebung mit ihren Tieren zu uns, alles vom Pferd bis zum Goldfisch. Die werden dann dort gesegnet«, er-zählt Ehefrau Dina von Boch, die in der Firma ihres Mannes für das Design zuständig ist. Beide haben sie früher mal in London und New York gelebt – weltgewandt. Heute lieben sie das Land.

»Wir sind die totalen Gartenfreaks«, sagt Dina von Boch. »Die alten Bäume, die Weiden hinterm Haus – wenn hier mor-gens die Sonne aufgeht, das ist einfach wahnsinnig schön.« Und ihr Mann ergänzt: »Wir lieben die Metropolen dieser Welt und die neuen Ideen und Eindrücke, die man dort sammelt. ›

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Der historische Gutshof »Linslerhof« von Brigitte von Boch bietet 62 Zimmer und vier Sterne, außerdem jede Menge Platz für Veranstaltungen: linslerhof.de

Viel Raum für Hoch-zeiten oder ein ausge-

dehntes Sonntags buffet bietet der Linslerhof in Überherrn (oben)

Gut versteckt liegt die von bochsche

Hauskapelle, die einst zum Kloster Fraulautern gehörte. Hier wurden die

Kinder getauft. Zum Anwesen gehört auch eine Falknerei (unten)

Hier finden wir dann den Raum, sie zu sortieren.« Sie lacht. »Anfangs war die Stille etwas ungewohnt, kein Gehupe, kei-ne lärmenden Sirenen. Dann kamen die Kinder aber auch ganz schnell.« Und damit eine ganz besonders liebenswerte Form von Leben. Im Garten, weiß die dreifache Mutter, ist gerade als Großfamilie alles entspannter: »Hier können alle frei rumto-ben, da geht nichts kaputt. Selbst wenn der Rotwein umkippt – er landete ja nur auf den Himbeersträuchern. Hier auf dem Land kann jeder machen, was er will.«

Das gilt auch für die Pflanzen. Sie zeigt auf eine kleine Champignon-Familie neben der moosbewachsenen Terras-sentreppe: »Unser Garten ist antiautoritär erzogen. Das heißt nicht etwa, dass die Wiese bis zum Hals steht. Aber ich mag es, wenn es verwunschen aussieht. Andere düngen, züchten, be-wässern, jäten. Bei uns müssen die Pflanzen sich selbst durch-boxen – nur die Harten überleben den Garten!«

FÜR EINE FEIGE IST SELBST DAS SAARLAND ZU KALT

Gut, der Wein klettert eben noch etwas müde am Haus empor. Dafür schaukelten im Frühling an der Magnolie die rosafar-benen Blüten groß wie Teetassen. Dina von Boch: »Der Baum war ein Geschenk der Pateneltern zu Indias Geburt im April. Ich freue mich jedes Jahr, wenn er im Frühling anfängt zu blü-hen.« Danach kommen die Tulpen, schwarz-violett. Dina hat sie wild auf dem Rasen gesetzt – »fand ich lustiger als in einem spießigen Beet«. Im Herbst leuchten dann die Dahlien. Sogar einen Feigenbaum gibt es. »Der kämpft allerdings ziemlich, der Winter im Saarland ist wohl doch zu kalt für solche Exoten. Da-für ist es im Sommer bei uns so heiß, da liegt auf unseren Mais-feldern Popcorn!«

Ach ja, und Beeren gibt es natürlich, für die Kinder zum Pflücken, sofern die wilden Tiere ihnen nicht zuvorkommen. Gutes Geduldstraining für die Kleinen! Dina von Boch: »Es dauert Stunden, bis nur der Boden des Eimerchens bedeckt ist. Olimpia und India sammeln immer hoch motiviert, am En-de stößt Atila ihre Gefäße aus Versehen auch noch um«. Aber dann freuen sich alle über die selbst gekochte eigene »Mamila-de«. Und die Großen über den Preiselbeergelee – »der ist köst-lich zum Wildschwein«. Das wird natürlich selbst geschossen. In Deckung! Es wird Zeit, abzureisen. ‹

François Boch, von Beruf Ka-nonengießer, gründete 1748 in Luxemburg »Boch Frères« und begann mit der Produktion von Keramikwaren. Die Firma fusio-nierte 1836 mit der Steingut-fabrik von Nicolas Villeroy. So entstand die bekannte Marke Villeroy&Boch, unter der die Familie seit 265 Jahren Geschirr wie das »Burgenland« und »Wildrose« herstellt.

Berühmte Bauwerke wurden mit innovativen V&B-Fliesen ausgesattet, etwa Küchen, Kabi-nen und Salons der »Titanic« oder New Yorks Holland Tun-nel. 1890 kamen Kloschüsseln und Waschtische hinzu. Die Großproduktion ermöglichte Keramik für jedermann.

V&B ist heute eine Aktiengesell-schaft, produziert Tisch- und Sanitärprodukte und verkauft auf der ganzen Welt. Wendelin v. Boch führte die Firma als Vorstandschef in der achten Generation und ist heute Chef des Aufsichtsrats.

Sohn Oliver v. Boch studierte an der EBS, war für Roland Ber-ger in London und für V&B Mar-ketingchef in New York. 1997 gründete er mit seiner Mutter die »Brigitte von Boch Living« mit einer Lifestyle-Kollektion in mehr als 22 Filialen und Ver-sand. Seine Frau Dina v. Boch ist in der Firma für Design zustän-dig. Die Familie betreibt das Hotel Linslerhof in Überherrn, mit Jagdschule, Reitbetrieb.

die porzellan-dynastie

villeroy & boch

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TotalSieben Grundregeln des Grillens – schnell und einfach erklärt von einem, der es wissen muss: dem Chef des Berliner »Grill Royal«, Boris Radczun

Location: Tatort sollte möglichst der eigene Garten sein. Mitten in der

Öff entlichkeit, gar in einem belebten Park, leidet der kulinarische Genuss, sagt der Restaurantbesitzer.

Kleidung: Über Pullover oder T-Shirt wirkt eine Grillschürze übertrieben.

Allenfalls zum Schutz edler Oberbeklei-dung ist sie erlaubt.

Tools: Kein Mensch braucht digitale Steak-Thermometer. »Ein Steak wird

bei voller Temperatur angegrillt«, sagt Radczun. Wie gar es ist, stellt man mit der Daumen-Finger-Regel fest: Legt man den Daumen an den Mittelfi nger, fühlt sich der Daumenballen an wie ein relativ rohes Steak. Daumen an Ringfi nger: medium rare, Daumen an kleinen Finger: well done. Verspeisen sollte man das Fleisch erst, wenn es einen Moment lang gelegen hat, damit sich die Säfte verteilen können.

Feuer: Wenn die Flammen hoch-schlagen: »Bloß kein Bier draufschüt-

ten, das ist nicht kontrollierbar und lässt Asche hochspritzen.«

Fleisch: Die Qualität kann nicht hoch genug sein. Lieber das gleiche Geld

für eine geringere Menge. Im Test grillte Boris Radczun ein 600-Gramm-T-Bone-Steak von einem Angus-Rind aus Nebras-ka. Alternativ: Bio-Ware aus der Region. »Es ist gut, wenn man den Verkäufer kennt und eine langfristige Beziehung aufbaut. Gutes Fleisch erfordert Geduld.«

Grillgerät: Radczun testete für uns den „Weber Master Touch“ mit 57

Zentimeter Durchmesser. Hier lässt sich in der Mitte ein gusseiserner Rost einsetzen, der dem Steak ein Rauten-Muster ver-passt. Braucht man nicht, sieht aber cool aus. »Der Deckel ist aber von Vorteil. Ge-schlossen kann das Fleisch gut nachgaren. Auch schwierigeres Grillgut wie gefüllte Paprika wird gleichmäßig gar.«

Kohle: Mit ganz normalen Briketts kann man fast alles erreichen. Wichtig

ist eine gleichmäßige Glut. Radczun emp-fi ehlt als Variante, auch mal zu räuchern: Holzspäne beigeben, bei geringer Hitze verkohlen lassen, Deckel drauf.

GRILLBoris Radczun

Gemeinsam mit Stephan Landwehr betreibt er das bekannte

»Grill Royal« an der Spree. Der Laden zieht prominente Gäste

magisch an, viele inter nationale Filmstars haben ihr Steak schon

bei Radczun gegessen1

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as Verhältnis zu erwünschten oder unerwünschten Pflanzen zu klären, ist eine der schwierigsten Aufga-ben für Gärtner. Viele Pflanzen sollen wachsen, wo sie nicht können, etliche wuchern, wo sie nicht sol-

len. Eine besondere Rolle spielen dabei migrierte Pflanzen. Die Botanikerin in mir ist sich natürlich ziemlich sicher, dass unsere Flora um einiges ärmer wäre, wenn wir unsere Garten- und Landschaftswelt ausschließlich mit endemischen, das heißt, einheimischen Gewächsen bestücken würden. Viele Menschen wissen gar nicht, dass von den 27.000 Pflanzen, die momentan in Deutschland wachsen, lediglich etwa 2.320 ein-heimisch sind. Dies sind Pflanzen, von denen man weiß, dass sie sich unsere kleine Erdscholle bereits nach der Eiszeit zum Leben ausgesucht haben. Alles andere sind Zugezogene. Und etliches davon ist Unkraut, auch wenn es manche Gärtner nicht wahrhaben wollen.

SPONTANVEGETATION ODER UNKRAUT?

Während einer sehr unterhaltsamen Radiosendung mit Wla-dimir Kaminer haben wir einmal versucht, das bezaubernde Wort Spontanvegetation und den Begriff Unkraut auseinan-derzudividieren. Ich denke, Spontanvegetation hat etwas Po-sitives an sich, denn es gibt durchaus Pflanzen, die sich in mei-nen Garten schmuggeln, um schönste Zufälle mit geplanten Pflanzen zu ergeben. Wogegen Unkraut ja aus dem Blickwinkel eines jeden Betrachters etwas völlig Subjektives ist.

Das trifft auch auf etliche Pflanzensorten aus ganz anderen Regionen der Welt zu. Kaum hier angelangt, entpuppen sie sich manchmal als leidiges Unkraut. Oder sie können womöglich gar nicht wachsen. Zur zweiten Gruppe zähle ich zum Beispiel viele mediterrane Kräuter, wie Rosmarin, Thymian, Lavendel

FALSCH gepf lanztViele Gärtner machen sich das Leben schwer, indem sie Pfl anzen aus fernen Ländern ansiedeln wollen. Vergeblich. Hier sind die größten Import-Irrtümer:Illustration uli knoerzer

Garten-

Geschichtenvon Gabriella Pape

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Ein weiterer Irrtum liegt beim Kirschlorbeer vor. Ich kann nach wie vor nicht verstehen, warum mir niemand glauben will, dass es weder schön noch besonders motivierend ist, eine Hecke zu pflanzen, von der man von vornherein weiß, dass sie alle drei bis fünf Jahre im Winter stark zurückfriert und dann ein bis zwei Jahre braucht, um sich wieder zu erholen. Na, wie dem auch sei, der Kirschlorbeer ist kein Mutmacher für den Garten. Er stammt aus Regionen Kleinasiens und Nordame-rikas, die im Winter um die fünf Grad erfahren, nicht bis zu minus 23 Grad.

Eine echte Pest im Garten meiner Kindheit ist die aus Nord-amerika eingeführte Roteiche oder Amerikanische Spitzeiche (Quercus rubra) geworden. Sie wurde zu Beginn des 18. Jahr-hunderts als genialer Waldbaum in die europäische Forstwirt-schaft eingeführt und wird dort hoch geschätzt, da sie schnel-ler wächst als viele andere Eichenformen. Ich habe dennoch festgestellt, dass sich die Roteiche so dermaßen verbreitet, dass sie beginnt, einheimische Bäume zu verdrängen. In der ganzen Region breiten sich mithilfe der Eichelhäher Roteichenplanta-gen aus, welche die einheimische Flora durch ihren schnellen Wuchs förmlich überrollen.

DER GRÖSSTE EUROPÄISCHE GARTENALBTRAUM

Ich würde mich aber auch trauen zu behaupten, dass die Ein-führung der Lebensbaumhecken ein echter Importirrtum ist, denn sie sind für mich in der Tat eine völlige Geschmacksver-irrung. Wie diese aus Amerika und Asien stammende, immer-grüne Pflanze aus der Zypressenfamilie den Namen Abendlän-discher Lebensbaum verdient hat, ist mir gänzlich schleierhaft. Ich empfinde ihn eher als europäischen Garten-albtraum. Ihr englisches Äquivalent, die Cupressocyparis, trägt wenigstens den passenden Namen Bastardzypresse, ist aber glücklicher-weise hier wohl nicht genügend winterhart. Es gibt kaum He-ckenpflanzen, die Grund zu so viel Nachbarschaftsstreit gege-ben haben wie diese Pflanzen.

In England ist die Bastardzypresse sogar mittlerweile per Gesetz verboten, weil es ihretwegen Tausende von Gerichts-verhandlungen gegeben hat. Es ist schon unglaublich, was Menschen so alles tun, um ihre Privatsphäre zu schützen, dabei brauchten sie eigentlich nur aufs Land zu ziehen, um den Menschen auszuweichen. Ich habe die Logik noch nicht so ganz verstanden: Alle wollen in die Städte und keiner will Nachbarn. Ein ähnlicher Zwist wie der mit dem Im-Grünen-wohnen-Wollen: Viele meiner Kunden kaufen sich Häuser im Grünen, um mich dann zu fragen, wie sie denn nun die Bäume gefällt bekommen. ‹

oder Lorbeer, die allesamt hier nicht sein wollen, von uns aber immer aufs Neue in den Garten gepflanzt werden. Man sollte sie nicht zu den Pflanz-Irrtümern zählen, sondern sie einfach nur als einjährige Pflanzen kaufen, dann ist man im darauf-folgenden Jahr nicht so enttäuscht. Was bei uns einheimisch ist, kann im Nachbarland als zugezogen gelten, so wie z.B. die Brennnessel in England. Sie wurde von den Römern mit-gebracht, um im nasskalten England deren Rheumatismus zu behandeln. Geblieben ist ein unbeliebtes Gartenkraut, das aber in Wirklichkeit ausgesprochen harmlos und für mich als Gärtnerin eine echte Indikatorpflanze ist. Denn sie zeigt mir, wo der Gartenboden gut und voll wertvoller Nährstoffe ist.

Ein guter Beweis dafür ist, dass Brennnesseln immer in der Nähe und um den Kompost herum zu finden sind, ebendort, wo es auch guten Boden gibt. Als frische Brühe angerührt, kann man Brennnesseln gut gegen Blattläuse spritzen. Und wenn diese Brühe dann nicht mehr so gut riecht, ist sie auch gern als eigenwilliger Dünger einzusetzen. Außerdem sind Brennnesseln sehr leicht zu entfernen, was man von dem Ja-panischen Knöterich, der auch ein unachtsam gewähltes Mit-bringsel aus Ostasien eines weitgereisten Pflanzenfans war, nicht gerade behaupten kann. Ein gewisser Franz von Siebold hatte die geniale Idee, diese Pflanze als Zierpflanze und Vieh-futter einzuführen. Nun durchzieht das Ungetüm seit 1828 un-sere Gärten und ist nur noch sehr schwer auszumerzen. Es ist in erster Linie wichtig, dem Knöterich das Aussäen zu verweh-ren, denn sonst vermehrt sich das Biest in der ganzen Nachbar-schaft und ist nicht mehr zu bremsen.

Einem oft unterschätzten Irrtum, der leider auch von Gärt-nereien mit ungenügenden Informationen verbreitet wird, unterliegt man beim Pflanzen von Ausläufer produzierendem Bambus. Dazu gehören der Schwarzrohrbambus (Phyllosta-chys nigra) aus China genauso wie der Goldrohrbambus (Phyl-lostachys aurea) sowie die aus Japan und Korea stammenden Sasa-Sorten. Ich finde, es sollte für bestimmte Pflanzen, und vor allem solche Bambussorten, eine Gesundheitswarnung ge-ben, also so eine Art: „Bei Erstkauf oder Unwissenheit, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, kann auch ein Gärtner sein, aber bitte nur ein sehr guter.“ Sie glauben gar nicht, wozu Bambus alles fähig ist! Und eine billige Wurzelsperre, im Fachjargon auch liebevoll Rhizomsperre genannt, kann den Wachstums-wahn des Bambus nicht wirklich bremsen. Hier muss meist mehr Geld in die Sperre investiert werden als in den Bambus selbst, und dessen sollten Sie sich beim Kauf bewusst sein. Zum Glück sind die subtropischen Bambusse (Bambusa), die 30 bis 50 Zentimeter am Tag wachsen, hier nicht winterhart, aber wer weiß schon, wie sich das Klima noch verändern wird.

Gabriella Pape ist Gartenarchitektin und Gründerin der »Königlichen Gartenakademie« in Berlin: koenigliche-gartenakademie.de

der Lorbebebebebebebebbbeeeererererererr, didididid eeeee alleleleeleeleeeeleeleelesasassasassasasasasasassasasamt hmer aufs Neue innnnnnn d

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1 Dauerblüher: Schlan-ke Pflanzen (z.�B. Patago-nisches Eisenkraut oder Prachtkerzen) mit zarten Blüten und duftigem Grün eignen sich zwischen be-reits bestehenden Stauden. Sie bringen Licht und Bewegung in das Bild.

2 Strukturwechsel: Achten Sie darauf, nicht ausschließlich Pflanzen mit ähnlicher Blattstruktur und

Farbe zu pflanzen. Wenn die Blüten erst verblüht sind, macht sich Langeweile breit. Pflanzen Sie zum Beispiel Federborstengras, Mammutblatt oder dunkle Fetthenne.

3 Spannung durch Höhe: Es wirkt schnell fad, wenn alle Blumen und Stauden die gleiche Höhe haben. Chinaschilf oder Pyrenäen-Federgras wach-sen schnell und meter-hoch, auch an schwierigen Standorten. Außerdem bieten die Gräser Sonnen- und Sichtschutz und ver-ändern so innerhalb weni-ger Wochen das gesamte Gartenbild.

4 Kreativer Knick: Im-mer nur Ton in Ton pflan-zen kann schnell langweilig werden. Setzen Sie krea-tive Störeffekte z.�B. mit bordeauxroter Witwen-

blume oder gelb-grüner Wolfsmilch. In einem Feld aus Lavendel ist roter Klatschmohn der Klassiker.

5 Same, same, but different: Verschiedene Pflanzen derselben Art set-zen. Zum Beispiel Funkien (im Schatten) oder Iris (Sonnenplatz). Die kleinen Unterschiede in Blütenfarbe oder Blattform sind besonders reizvoll.

6 Two in one: Mexiko-nessel, Sonnenhut oder Mariendistel haben im Sommer Blüten, im Herbst reizvolle Fruchtstände. Diese auch im Winter nicht abschneiden!

so gestalten sie ihren garten natürlicher

s gibt Pflanzen, mit denen hat Peter Janke Mitleid. Mit Pfingstrosen zum Beispiel. Wenn ihre prallen Blütenköpfe so üppig auf blühen, dass sie vom eigenen Gewicht zu Boden gedrückt werden, erinnert ihn das

an überzüchtete Mast-Puten. Auch Primeln, die fast nur noch aus Blüten bestehen, wirken in seinen Augen irgendwie trau-rig. »Karnevalsblumen« nennt er sie. Zu bunt und zu schrill. Überdrehte Clowns, die nur für wenige Tage ihren großen Auf-tritt haben. In seinem 1,4 Hektar großen, privaten Schaugar-ten »Hortvs*« (lat. Garten) in Hilden bei Düsseldorf sind Blü-ten deshalb eine Zugabe, die Gartenplaner Janke nur dosiert einsetzt.

Ein schmaler Pfad führt von der sonnigen Naturwiese hin-ter dem Wohnhaus über einen ausgetrockneten Graben in den Waldgarten. Nach wenigen Schritten ändert sich das Klima. Im Schatten der 200 Jahre alten Bäume ist es deutlich kühler. Die Luftfeuchtigkeit steigt, es duftet nach Moos und Pilzen. Farne haben zarte Wedel ausgerollt, daneben stehen Rodger-sia-Stauden mit gezacktem fingerförmigem Laub und Fun-kien mit ihren fettig glänzenden Herzblättern. Mannshoher Wasserdost ragt über den Rand des Weges und bildet mit dem Scheinhanf ein grünes Tor. Im Hintergrund leuchten die Blü-ten des gelben Waldmohns wie Sonnenreflexe.

WIESENIRIS UND BLASENSPIERE

»Nicht die Blütenzahl, sondern abwechslungsreiches Grün ist der Hauptbestandteil meiner Anlage«, erklärt der Experte. Große und kleine Blätter in allen Formen und Farbvarianten erzeugen Tiefe. Ein Garten ist in Jankes Augen erst dann perfekt, wenn er auch auf einer Schwarz-Weiß Fotografie

interessant wirkt. Jede Pflanze ist dabei Teil des Gesamt-bildes. Auch bei ihm wächst nichts ohne Zutun des Gärtners. Jede Pflanzennachbarschaft ist geplant, jede auch noch so zu-fällig erscheinende Struktur bewusst erzeugt. Das blaue Band aus sibirischer Wieseniris am Seeufer wird in der Mitte von rotlaubiger Blasenspiere geteilt. »Absicht«, sagt Janke, »das erzeugt Spannung«. Der Sauerklee darf nur bis kurz vor das Milzkraut wuchern, »sonst wirkt es suppig. Zu viel ist zu viel.« Blüten vergleicht der Gärtner mit Operndiven: »Wenn man 15 Prima donnen gemeinsam auf einer Bühne Arien schmettern lässt, wird das kein Musikgenuss.«

Janke will ein Stück idealisierte Natur schaffen. »Hier sieht es aus wie im Wald, nur dass die Pflanzen feiner abgestimmt sind«, erklärt er. Mit diesem Gartenkonzept ist der 42-Jährige

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Kantige Beete, Blütenwahn und erzwungene Standorte machen

unnötig viel Arbeit. Der perfekte Garten gedeiht von selbst Text gaby herzog

GEPFLEGTE Wildnis

Wachstumszonen: Die Zypressen geben dem Garten an dieser

Stelle eine klare Geome-trie. Ansonsten dürfen

Federborstengras (weiß), Patagonisches Eisenkraut

(violett) und Mönchs-pfeffer (grün) wild wuchern. Selbst im

September zeigt der Garten (rechts) so noch

ein buntes Bild

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»Keine Angst vor extremen Standorten«, sagt Janke. Für je-den gebe es die passende Pflanze. Ein Garten mit wenig Sonne? Kein Problem. »Deutschland war Jahrmillionen dicht bewaldet. Es gibt Tausende Pflanzen, die an dunkle Standorte perfekt angepasst sind.«

BERNSTEINFARBEN FÜR DEN OKTOBER

»Hortvs« dagegen verändert im Laufe eines Jahreszyklus mehrmals sein Gesicht. Besonders deutlich wird das in dem ausnahmsweise formal angelegten Silbergarten. Jedes Früh-jahr werden die Silberweiden radikal bis auf die langen dünnen Stämme zurück geschnitten und stehen wie Fahnenmasten um das kreisrunde Beet aus blau-schwarzem Kalksteinschot-ter. Bis zum Hochsommer sind die Äste so weit ausgetrieben, dass sich ein geschlossener Kreis gebildet hat, der wohltuend Schatten auf Silberdisteln, Blaugras, Edelraute und Meerträu-bel wirft.

Ende Oktober verschmelzen die warmen Bernsteinfarben im Kiesgarten immer mehr mit dem Rot des Buchenwaldes. Die gradlinigen Grundstrukturen, die während des Sommers teilweise völlig überwachsen, treten wieder zutage. Die ver-blühten Blütenstände, verdorrten Gräser und Blätter schnei-det der Gärtner nur mit Bedacht zurück. Bevor Janke einen alten Trieb kappt, tritt er ein paar Schritte zurück und lässt das Gesamtbild auf sich wirken. Während die Mariendistel im Sommer lila blüht, wird ihre vertrocknete Blüte im Winter zu einer Sternen-Skulptur. Der kahle Essigbaum wirkt mit den rotbraunen Dolden wie ein großer Kerzenlüster. »Der Gar-ten kommt zur Ruhe«, sagt Janke, »aber diese Pflanzen haben trotzdem noch einmal einen großen Auftritt.« Die Karnevals-primel ist bis dahin schon lange vergessen. ‹

* (lateinisch eigentlich Hortus)

stilprägend. In England, wo Gärtner wie Stars gefeiert wer-den, ernannte ihn das Fachmagazin »Gardens Illustrated« zu einem der bedeutendsten Vertreter des »New German Garden Style«. Immer wieder besuchen Fotografen, Fernsehteams und Experten von der Insel seine Anlage. Beim Ortstermin stellen sie amüsiert fest, dass die meisten Nachbarn in Hilden vom hochgelobten »neuen deutschen Gartenstil« noch nichts gehört haben, sondern liebevoll ihre »Garden Gnomes«, die Gartenzwerge, verhätscheln.

2005 hat Janke das Gelände am nördlichen Stadtrand, das ursprünglich die Sommerfrische eines Düsseldorfer Unter-nehmers war, gekauft, um seine Gartenvision zu realisieren. Nachdem er als junger Mann die Gärtnerei der Eltern aufge-geben hatte, um bei der Grande Dame der Gartenkunst, Beth Chatto, in Essex in die Lehre zu gehen, war »Hortvs« ein Neu-start. Für ihn, aber auch für das Areal. Die düsteren Fichten, die das Haus umgaben, wurden gefällt, die Rasenfläche, die vom jahrelangen Mähen steinhart geworden war, umgepflügt.

In Jankes Garten treffen zwei geologische Schichten auf-einander. Die eine Hälfte liegt im ehemaligen Schwemmge-biet des Rheins, in dem sich Sand und Kies abgelagert haben. Die Erde ist trocken und nährstoffarm. Im anderen Teil liegen Tonplatten einer Bruchlandschaft im Boden und verhindern, dass das Wasser abfließt. Hier ist es sumpfig und feucht.

Einfache Standorte sind das nicht, doch genau das weckte den Gärtnerehrgeiz. Janke ließ bewusst keinen Mutterboden aufschütten, setzt bis heute weder künstlichen Dünger noch Schädlingsbekämpfungsmittel ein und verzichtet sogar im Hochsommer darauf zu gießen. Auf dem sandig-trockenen Geländeabschnitt legte er einen Silbergarten und einen medi-terranen Kiesgarten an. Wenn im Hochsommer die Sonne auf die steinigen Wege brennt, fühlen sich hier Bitterorangen, Robinien, Ölweiden und Zypressen wohl.

Peter Janke (42) ist ein visionärer Garten-

planer und gilt selbst in der fanatischen Szene Großbritanniens als

Vorbild und Vertreter des »Neuen deutschen

Gartens«FO

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Produktübersichten gibt es auf der Website der Eternit-Werke in der Schweiz: eternit.ch. Eternit als

Lifestyle-Element – hier: loomvisions.com

bsite der . Eternit als

er Elchtest für Autos ist be-rühmt-berüchtigt. Die Out-door-Möbel Dune würden aber sogar einen Elefantentest be-

stehen, wenn es diesen gäbe. Denn die Traglast eines einzigen Sitzelements der Modul-Serie beträgt über eine Ton-ne. Was soll da noch passieren? Regen, Schnee, Frost, Hitze können dem Ma-terial auch nichts anhaben, es bekommt höchstens ein wenig Schmutz und Pati-na ab. »Die unbeschichtete Variante ver-wittert eher, sie ist etwas für Puristen«, sagt Designer Rainer Mutsch. Für alle anderen gibt es Dune-Möbel auch lak-kiert in jeder Wunsch-Farbe.

PRÄGENDES INDUSTRIE-DESIGN

Seit über hundert Jahren ist Faserze-ment als Fassadenbaustoff für Häuser erprobt, bekannt als Eternit. Dies ist der Markenname und gleichzeitig der Name der österreichischen Firma mit Werk in der Schweiz. Eternit experimentiert schon seit Jahrzehnten mit Outdoor-Accessoires und verformte die Platten zu einfachen Blumenkästen, reine Mas-senware. Nach dem Krieg entdeckten dann Designer das Material, allen voran Willy Guhl. Sein Strandstuhl in Schlei-fenform gilt als Meilenstein des Indus-triedesigns – er hat es sogar bis in das New Yorker MoMa geschafft. »Seit rund 15 Jahren lassen wir nun immer mehr junge Designer ganze Produktlinien entwerfen«, sagt Daniel Hauri, Leiter Design & Interior von Eternit Schweiz. Herausgekommen ist eine ganze Reihe Gartenprodukte, von Pflanzkübeln bis Vogelnistkästen.

Dune-Erfinder Rainer Mutsch aus Wien durfte über zwei Jahre lang im Schweizer Werk tüfteln, formen und ausprobieren, bis die Elemente Serien-reife erreichten. Er ist von dem Material, das lediglich aus Wasser, Zement sowie Kunststoff- und Zellulosefasern besteht, fasziniert. »Als ich zum ersten Mal sah,

wie so eine Platte wie ein nasser Papp-karton aus der Maschine kam, hatte ich gleich die Idee zu den weichen Formen von Dune«, so Mutsch. »Außerdem ist es ein nachhaltiger Werkstoff«.

IN FORM GESTREICHELT

Die Platten bestimmen für ihn die Form: Er behält die Maschinenproduk-tionsmaße von 2,60 × 1 Meter für ein Dune-Element bei, sodass es keinen Verschnitt gibt. Für das Formen der wei-chen Platte – Mutsch nennt dies liebevoll »streicheln« – bleibt genau eine Stunde Zeit, danach härtet der Faserzement aus. Dann lässt sich auf Dune hervorragend sitzen, liegen, lümmeln, klettern, arbei-ten und plaudern. Die Möbel sind ideal für Gärten und Plätze, denn die Ele-mente brauchen keine Pflege und sind quasi unkaputtbar. Wenn es sein muss, sogar für Elefanten. Gilt aber auch für Kinder, die diese Gartenmöbel sicher gerne zum Spielplatz machen. ‹

DRainer Mutsch

Der Designer lebt und arbeitet in Wien. Für

Dune wurde er mit dem begehrten Red Dot Design

Award ausgezeichnet

Dünenlandschaft Das Outdoor-Möbel-

system Dune ist modular aufgebaut – es ist

un be grenzt erweiterbar, pflegeleicht und hält ewig

Pionier aus Eternit: Die Sitzschleife von Willy Guhl aus dem Jahr 1956

» Das Material bestimmt die Form« rainer mutsch

designer

PLATTENBAUfür den GartenEigentlich ist Eternit ein Faserzement und wird für den Bau von Hausfassaden verwendet. Man kann aber auch Outdoor-Möbel daraus machen, dachte sich der Designer Rainer Mutsch. Und die sind absolut wetterfest Text katrin von raggamby

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Guhl-Stuhl: 1995 überarbeitete

Willy Guhl seinen Strandstuhl aus

den 50er-Jahren nochmals. Das

Redesign ist bis heute erhältlich

Ihre Form ist so geradlinig und schnörkellos wie ihr Name: Die Bank des Schweizer Designers Michel Bruggmann wurde aus einem unverwirklichten Kunden projekt ins Sortiment genommen

Ein Vogelhaus mit Eternit-Fassade: Birdy finden nicht nur

Meisen chick. Vogel- und Designfans werden es lieben, den Nistkasten von Vladimir

Jaccard am Baum vor dem Fenster zu beobachten

Eine Schicht-für-Schicht-Bauweise macht die Pflanz-

kübel Palma bis zu einem Meter hoch.

Die schrägen Linien lassen das

Regenwasser leichter abfließen

Roberto ist nach Palma die aller-neueste Eternit-Kreation von Rainer Mutsch. Die Pflanz-gefäße eignen sich für winterharte Pflanzen – und es gibt sie in allen Farben

Einsatz für Design

aus Eternit:

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HAMBURG

Außen-alster

rau Özcan sitzt in einem Baucon-tainer und telefoniert. Auf ihrem Schreibtisch liegen neben einem Schutzhelm dicke Füßlinge

für die Gummistiefel. Die Möbel sind einfach und robust. »Auf die Baustel-le kommt es an, nicht aufs Büro«, sagt sie und deutet mit dem Daumen nach hinten. Dort, am Harvestehuder Weg 36, liegt eine der begehrtesten Wohn-adressen Deutschlands. Frau Özcan, die eigent lich anders heißt, aber ihren Namen nicht öffentlich machen möch-te, ist für den Verkauf der neu gebauten Appartements verantwortlich. Dann klingelt das Telefon und Frau Özcan parliert in einem Mischmasch aus Eng-lisch und Deutsch, es geht um »2,1« und »2,2«, das ist der Durchschnitts preis der Wohnungen. In Millionen natürlich, aber die werden nicht mitgesprochen. »Manche wollen verhandeln«, sagt Frau Özcan verständnisvoll, schließlich hät-ten ihre Kunden ihr Geld auch nicht auf der Straße gefunden. Ob sie mit dem Verhandeln Erfolg haben, sagt sie nicht. Wahrscheinlich nicht.

Der Harvestehuder Weg in Hamburg ist die teuerste Stadtstraße Deutsch -

lands, kaum 1,5 Kilometer oder 50 Haus-nummern lang und gesäumt von wei-ßen Villen. Wegen der zentralen Lage und des Ausblicks auf die Alster ist er begehrter als die Elbchaussee (zu weit draußen), die Hafencity (zu neu) und das gegenüberliegende Alsterufer (zu laut). Teurer sind nur Kampen auf Sylt, man-che Lagen am Starnberger See und dies und das in München.

NEUE EDLE ADRESSEN

Edel und selten, so denkt man, müssten solche Adressen sein. Doch neuerdings wird kräftig gebaut. Obwohl die Adres-sen mit dem Alsterblick nur fünfzig Hausnummern umfassen, entstehen rund neue 250 Appartements, was einer Verfünffachung der Bevölkerung im Areal entspricht. Doch anders als es die Volkswirtschaft lehrt, führt das stei-gende Angebot hier nicht zu sinkenden Preisen, im Gegenteil. Appartements in exzellenten Lagen sind hoch begehrt, die Preise sind kräftig gestiegen und tun es weiter, wie der Makler Engel & Völ-kers vermeldet.

Am Harvestehuder Weg stellt der Immobilienentwickler Frankonia 190

Wohnungen fertig, bullige Villen im klassischen Stil, dazu Stadthäuser und Appartements, alles auf ehema-ligem Bundeswehrgelände, heute die »Sophien terrassen.« Gleich nebenan in Nummer 36 ist Frau Özcan für den Ver-trieb von 57 Appartements verantwort-lich. Bauherr ist Peach Property aus der Schweiz. Der Stil ist hier eher Bauhaus als Klassik, es gibt insgesamt mehr und größere Fenster.

»Als in den Sophienterrassen die Ver-marktung anfing«, erinnert sich Chri-stine Flemming von Engel & Völkers, »da dachten alle, das kauft keiner zu den Preisen. Aber wie es aussieht, ist das Projekt in den Markt reingewach-sen«. Will sagen: Was vor Jahren noch als Wahnsinn galt, ist heute Standard, bis zu 18.000 Euro pro Quadratme-ter, jedenfalls wenn man den direkten Blick auf die Alster haben will. »Die Preise spiegeln Konzept, Material und Architektur wider«, erklärt Hilke Bran-ding-Rettig von Frankonia. Die Decken seien so hoch, dass man andernorts zwei Stockwerke darin untergebracht hätte, dazu die Grundstückskosten, Natur stein statt Beton und extrabreite,

Deutschlands Schlossallee

Harvestehuder Weg: Der Weg ist rund zwei

Kilometer lang, verläuft an der Westseite

der Außenalster und führt durch die Stadtteile

Rother baum und Harvestehude

Der Harvestehuder Weg in Hamburg ist die teuerste Stadtstraße des Landes. Alsterblick

und prachtvolle Villen locken wohlhabende Käufer. Die zahlen fast jeden Preis

Text christian tröster – Illustration claudia lieb

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3,8 Mio. EURO

Penthouse mit zwei

Etagen und Freitreppe

Frankfurt: Moderne Architek-tur, eine spektakuläre Freitrep-pe aus Holz ins obere Geschoss und freier Blick auf die Skyline. Drei Zimmer in der ersten

Ebene, mit Bad und Ankleidebereich. Wohnküche und Wohnbereich in der oberen Etage. Gäste-Suite mit Terrasse und separatem Eingang. Bodentiefe großzügige Fenster. Immobilienscout-ID: 20756672

SUV-fähige Stellplätze. Die Nachfrage nach den Appartements verläuft in der Regel von oben nach unten und genauso geht auch das Preisgefälle. Unten kos-tet fast 10.000 Euro weniger, oben ist schon alles weg. »Die Penthäuser hätten wir gleich mehrfach platzieren können«, berichtet Christine Flemming über die Nummer 36, das Erdgeschoss ist nicht so beliebt, wegen Einbruchgefahr. Wo-bei Alarmanlagen im Preis ohnehin in-begriffen sind, in jedem Stockwerk.

Bis zu dreißig Interessenten pro Tag registriert Frau Özcan. »Das ist kaum einzudämmen«, sagt sie, als handelte es sich um einen Tsunami. Allerdings um einen hanseatischen. Denn die Käu-fer sind vor allem Hamburger. Von der anderen Alsterseite kämen die Käufer, von der Elbchaussee, aus dem Harveste-huder Hinterland, was ja für sich genom-men auch keine schlechte Adresse ist. Die meisten, hat Frau Özcan fest gestellt, wollten sich räumlich verkleinern: »Die suchen etwas, das sie abschließen kön-nen, und zwar mit einem Schlüssel statt mit einem riesigen Schlüsselbund«. Doch der Wechsel von großen Häusern auf nur noch zwei- oder dreihundert Quadratmeter birgt eigene Probleme. »Die hatten ja nicht nur leere Flächen«, weiß Frau Özcan. Manch einer will nur kaufen, wenn er auch Stellplätze für seine sechs Oldtimer bekommt. In den Wohnungen bleibt ohnehin nichts, wie es war. Nach dem Willen der Käufer werden Wände verrückt und Wohnun-gen zusammengelegt, Fußböden, Steck-dosen, Waschbecken, Küchen, alles neu geplant. Keine Wohnung gleicht am Ende der anderen, im Schnitt kommen

Was bekomme ich für …?

295.000 EURO

Großzügige Wohnung

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Markkleeberg bei Leipzig: Drei Zimmer auf rund 168 Quadratmeter Fläche (EG) in einer sanierten klassischen Villa, Baujahr 1887, direkt an

der Pleiße. Bad leider im Souterrain, dafür aufwendig mit Holz verzierter Eingangsbereich und Salon mit Stuck decken, kleiner Garten, Eckbalkon, Terrasse, Gäste-WC. Raumhöhen bis 3,65 Meter. Immonet-ID: 20235495

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Dachgeschosswohnung

mit Blick auf den See

Schwerin: Drei Zimmer auf insgesamt 128 Qaudratmetern hinter aufwendig sanierter Fassade. Teilweise sind die Räume für ein Dachgeschoss

(2.�OG) relativ hoch. Große Wohnküche, Bad mit Wanne und Dusche, kleiner Balkon mit Blick auf den Ostdorfer See. Das Stadtzentrum ist zu Fuß zu erreichen. Immobilienscout-ID: 68835658

15,5 Mio. EURO

Villa auf Parkgrundstück

München: Bestlage am Her-zogpark an der Isar. Rund 700 Quadratmeter Wohnfläche, 13 Zimmer, drei Ankleiden, sieben Bäder, vier WCs, Fitness, Home Cinema, Personal-Appartement,

Weinlounge. Zehn Meter hohe Eingangshalle. Design der Innenarchitektin Birgit Otte. Neubau, bisher noch nicht bewohnt. Kontakt: Duken & v. Wangenheim Immobilien

949.000 EURO

Dach-Maisonette mit

Blick auf den Dom

Köln: Umbau eines Bürohau-ses in sieben Eigentumswoh-nungen. Die Dachgeschoss-wohnung soll insgesamt 205 Quadratmeter bekommen, die

Aufteilung ist noch individuell planbar. Das obere Ge-schoss wird noch gebaut. Fußbodenheizung und andere moderne Ausstattungen sind geplant. Das Objekt liegt im Belgischen Viertel. Immonet-ID: 20605323

Marktberichte zu den edleren Lagen des deutschen Immobilienmarktes gibt es hier: engelvoelkers.com/de/

de/Wohnimmobilien/marktberichte.php

auf diese Weise noch mal zehn Prozent auf den Kaufpreis drauf. Frau Özcan benutzt für diese Arbeit den Begriff »Sonderwunschmanagement«, eine endlose Abfolge von Plänen und Kal-kulationen, Materialentscheidungen und Umplanungen. Aber so ist das eben am Harveste huder Weg: »Diese Immo-bilie braucht keiner, hier ist Wunsch-konzert.« Bezahlt wird, obwohl reich-lich vorhanden, nicht aus Eigenkapital. Achtzig Prozent der Käufer finanzierten die Immobilie, weil es bei den aktuellen Konditionen günstiger sei als voll ver-steuertes Geld, »aber das ist ja keine Neuigkeit«.

Dann klingelt wieder das Telefon und Frau Özcan rechnet einer Anruferin vor, dass diese Wohnungen sich als Anlage-objekte nicht eigneten. »Wenn Sie vor-ne im Erdgeschoss 9800 Euro pro Qua-dratmeter zahlen, und das für 24 oder 25 Euro kalt vermieten, dann ist das eine Rendite von vier oder fünf Prozent«, so etwas will der Anleger nicht, der Anle-ger will mehr. »Schauen Sie doch, ob Sie nebenan bei den Sophienterrassen was Passendes finden«, beschließt Frau Öz-can das Gespräch und erklärt dann: »Ich muss die Leute nicht vollquatschen. Die haben ihre eigenen Zahlen und gleichen das ab.« Die Wohnungen seien gute Wertanlagen für Selbstnutzer, das ja, aber für Vermietung eben nicht rentabel genug. »Im Grunde genommen«, erklärt Frau Özcan, »ist das wie auf dem Dorf« – einem Dorf für Reiche, mitten in der Stadt. ‹

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KÖLN

ehr als zwei Jahrzehnte lang sendete hier der TV-Sender RTL. Erst im Januar wurde eines der letzten Symbole

der Pionierzeit des Privatfernsehens abgerissen: die riesige weiße Satelliten-schüssel auf dem Dach eines Bürogebäu-des. Fast wäre hier, in direkter Nachbar-schaft zum edlen Junkersdorf, ein neues Büro- und Dienstleistungszentrum ent-standen, mit sieben- bis 14-geschossigen Bauten. Es gab Bürgerproteste und Dis-kussionen, und seit vergangenem Jahr steht fest: In Müngersdorf entsteht ein moderner neuer Stadtteil, mit eigenen kleinen Straßen und Gassen, Plätzen und Gärten.

Das neue Quartier könnte helfen, die städtebaulichen Verheerungen ent-lang der Aachener Straße abzumildern. »Blessuren« nennt das Juan Pablo Mole-stina, Gründer des Büros Molestina Ar-chitekten. Eine geradezu »klösterliche Ruhe« solle möglichst in dem zur Straße über eine verglaste akustische Barrie-re abgeschirmten Wohnviertel Einzug halten, so der 1955 in Ecuador gebo-rene Architekt. »Wir planen dort sehr differenzierte Stadthäuser und Woh-nungen mit Höfen und Gassen, die den

Klostergarten als Ruhepol im Hinter-grund haben werden.« Das 2007 gegrün-dete Büro Molestina Architekten hat in Köln bereits einige Projekte verwirklicht und ist zudem in Spanien aktiv. In dem vom Kölner Entwickler Pandion ausge-lobten städtebaulichen Wettbewerb für das RTL-Gelände setzte sich Molesti-na durch. Jürgen Engel, Juryvorsitzen-der beim damaligen Wettbewerb, lobte die „geordnete Vielfalt“ im Molestina-Quartier. Dem Siegerentwurf zufolge soll das Quartier am Garten des ehe-maligen Junkersdorfer Klosters »Zum guten Hirten« eine starke Inneniden-tität erhalten, eine eigene Atmosphäre, lärmgeschützt, mit viel Grün und engen Straßen. Durch eine einheitliche Grund-materialität – etwa bei Klinker, Sichtbe-tonflächen und Putzflächen – werde die-se Identität positiv gestärkt.

Ein weiterer Trick, mit dem die pul-sierende Magistrale Aachener Straße akustisch auf Abstand gehalten wer-den soll, ist ein Bürogebäude mit etwa 6000 Quadratmeter Nutzfläche, das die Wohnbebauung im westlichen Bereich des Quartiers wie ein Riegel gegen den Verkehr abschirmen soll.

Molestina Architekten stellten au-ßerdem ein feinsinniges Raumkonzept vor, mit dem der Klostergarten in der Nachbarschaft mit dem neuen Viertel vernetzt wird – einer der Gründe, wa-rum die Kölner den Wettbewerb ge-wannen, gemeinsam mit FSWLA Land-schaftsarchitektur aus Düsseldorf.

Ein zentraler Platz mit kleinen Läden und Büros soll als städtebaulicher Auf-takt fungieren. Geplant sei ein Mix aus exklusiven Stadtvillen und Wohnungen

für Familien – insgesamt 420 Einheiten. Nur eine leichte Entlastung für den en-gen Kölner Wohnungsmarkt, wo jedes Jahr rund 4000 Wohnungen neu gebaut werden müssten, um dem Bedarf ge-recht zu werden. In den größeren Gebäu-den liegen pro Geschoss fünf oder sechs Wohnungen, teilweise mit großen Ter-rassen und privaten Freiflächen. Die u-förmigen »Höfe« am Klostergarten da-gegen sind individueller, eine Mischung aus kleinen und großen Wohnungen.

Klaus Verhufen, Geschäftsführer der Pandion Vertrieb, verkauft auch an institutionelle Anleger: »Mit dem Ver-trieb von zwei der insgesamt fünf Stadt-villen haben wir bereits begonnen«, sagt er und berichtet von großem Interesse. Wirklich günstig sind die Klostergärten nicht, Käufer müssen zwischen 3250 und 5500 Euro je Quadratmeter Wohnflä-che veranschlagen. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 65 Quadratmeter Fläche kostet beispielsweise rund 258.000 Eu-ro. Die riesige unterirdische Garage, die aufwendige schallschluckende transpa-rente Wand in Richtung der Aachener Straße und aktuelle Anforderungen an Energieeffizienz schlagen sich im Preis nieder.

In etwa zwei Jahren soll der erste Bauabschnitt fertig sein und bis 2016 das gesamte Projekt verwirklicht wer-den. Das Volumen liegt bei etwa 145 Mil-lionen Euro, heißt es bei Pandion. Nicht das erste Großprojekt für Pandion, die auch eines der berühmten Kranhäuser im Rheinauhafen verwirklicht hat. Mit-te dieses Jahres sollen die Bauarbeiten beginnen. ‹

Guido Hartmann

Auf 40.000 Quadratmeter Fläche entsteht im Kölner Westen ein neuer Stadtteil. Eine der

schwierigsten Aufgaben für die Architekten ist es, den Lärm der nahen Durchgangsstraße fernhalten

Im Westen Kölns liegt Müngersdorf,

lange Zeit im Schatten des Booms in der Innen-

stadt. Juan Pablo Molestina (unten) plante

die Neubauten für das ehemalige RTL-Gelände

» Geordnete Vielfalt im Quartier« jürgen engel

juryvorsitzender

Ruhe im Karton

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Anders als viele Mieter und Käufer denken, sind Immobilien in Deutschland alles andere als eine Geldmaschine. Die Gesamtrendite direkt ge haltener Häuser und Wohnungen lag 2012 laut Investment Property Databank (IPD) im Marktdurchschnitt bei 4,4 Prozent. Damit liegt Deutschland nur knapp über dem EU-Schnitt – und das trotz starker Wirtschaftslage. Zum Vergleich: Die Daimler-Dividendenrendite bei Aktien lag 2012 bei 4,92 Prozent. Interessant: In Polen erzielen Investoren mehr als sechs Prozent Rendite.

* in lokaler Währung und um Fremdkapital einsatz bereinigt

RENDITEN: DEUTSCHLAND IM MITTELFELDGesamtrenditen direkt gehaltener Immobilien 2012*, in Prozent

So heiß ist der MarktImmobilien in Deutschland sind vielerorts zwar teuer, aber trotzdem erschwinglich. Denn auch die Einkommen sind gestiegen. Als Rendite bringer taugen Häuser und Wohnungen jedoch nur bedingt

… mit den höchsten Wohnungspreisen liegen fast ausschließlich im Süden (Karte rechts). Selbst in Hamburg sind die Preise noch erschwinglich. Hier muss man 7,48 Jahres-Haushaltseinkommen für eine durchschnittliche 125-qm-Wohnung bezahlen. In München liegt der Faktor bei 13,61 (Grafik unten).

Preis-Einkommen-Verhältnis: Anzahl der jährlichen Netto-Haushaltseinkommen vor Ort, die beim Kauf investiert werden müssen

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Durchschnittspreis für 125 qm, mittlerer Wohnwert

Hamburg3465

Düsseldorf3003

Frankfurt/M.3219

Freiburg(breisgau)

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Stuttgart3347

Bamberg2976

Erlangen3136

Regensburg3278

München5054

Rosenheim3347

Quadratmeterpreis für Wohnungen der zehn letzten Baujahre, höher-

wertige Ausstattung, 60 bis 80 qm

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München

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1Stadt oder Land, Haus oder Wohnung, Eigentum oder Miete?

Stadt und Land, Haus und Wohnung, Eigentum und Miete …

2Ihr liebster deutscher Ort?Berlin.

3Weil ... … Berlin das einzige Dorf mit

großstädtischem Charakter ist.

4In welchem Haus würden Sie leben wollen?

In der Casa Malaparte.*

5In Ihrer Küche sieht es aus wie ...… bei »Das große Fressen«.

6Wo und warum waren Sie in Ihrem Leben am glücklichsten?

Das bleibt mein Geheimnis.

Jan Kleihues,Jahrgang 1962, ist

einer der profiliertesten Architekten Deutschlands. Vor allem in Berlin prägt

er das Stadt bild wie zurzeit kein anderer.

Auch zu Hause sorgte er für die besondere Note. Kleihues schenkte seiner

Frau einen ausgestopften Fuchs. Das Tier

schmückt nun eine Wand in der Küche

12Auf was können Sie in Ihrer Wohnung auf gar

keinen Fall verzichten? Auf (m)einen Eierkocher …

13Ihr Künstlerfavorit an der Wand?

Die Bilder meiner Kinder.

14Ihr aktuell liebstes Coffeetable-Buch?

Was ist das?

15Welches Detail hassen Sie am meisten in den

Wohnungen anderer Leute?Coffeetable Books.

16Wo und mit wem haben Sie das beste Mahl Ihres

Lebens genossen?Das bleibt auch mein Geheimnis …

17Wie viel Zeit verbringen Sie im Garten?

Keine mehr.

18Was pflanzen Sie als Nächstes?

Neue Apfelbäume der Sorten »Boskop« und »Weiße Klara«.

19Was spricht dagegen, heimisch zu werden?

Nichts!

Fragen von michael braun

*auf der Insel Capri, Italien**aus »Der rosarote Panther«

»COFFEETABLE- BUCH? WAS IST DAS?«

Architekt, Städteplaner, Lehrer – der Mann, der Berlin

umbaut: Wie lebt man richtig, Herr Kleihues?

ja n k l e i h u e s, a rc h i t e kt

Die neue Zentrale des Bundesnachrichten-

dienstes in Berlin-Mitte, nach Plänen von

Kleihues+Kleihues

7Wo liegt Ihr persönlicher Garten Eden?

In der Bretagne –unser Garten in Dinard.

8Der unmöglichste Ort der Welt?

Nordkorea.

9Wie oft sind Sie umgezogen?Zu oft!

10Was war die größte Kata strophe, die Ihnen

dabei passiert ist?Die Küche wurde nicht rechtzeitig fertig.

11Wer wäre für Sie ein idealer Haussitter?

Hausdiener Kato, der Diener Jacques Clouseaus**

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Design: Gino Carollo · www.rolf-benz.com

Rolf Benz SCALA. maßstäbe setzen.

brauchen freiräume,große ideen

die nochgrößer sind.

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