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Z wei der ältesten noch exis- tierenden Apfelsorten sind ‘Anacuta’ und ‘Decio’. Ihre ge- naue Herkunft ist nicht mehr nachvollziehbar. Sie stehen in der Genbank Obst Dresden- Pillnitz. ‘Pinova’ dagegen ist eine Pillnitzer Neuzüchtung, die auf Grund ihrer ge- schmacklichen und anbautech- nischen Eigenschaften Beach- tung findet. Die Ansprüche an eine Weltsorte sind enorm hoch: Aussehen, Geschmack, Bedarf, Lager- und Transport- fähigkeit, der gute Wille der Handelsfirmen, eine Sorte auch zu wollen, was viel Werbeauf- wand voraussetzt. Zwischen diesen Extremen stehen fol- gende Betrachtungen zu alten und neuen Apfelsorten. Ursprung des Apfels Der Ursprung unserer heutigen Apfelsorten wird auf die Wildart Malus sieversii zurück- geführt, die heute noch in ihrem Ursprungsgebiet (Gen- zentrum) in Form von Apfel- Wäldern in Zentralasien in den Grenzgebieten von Kasach- stan, Kirgisien und Nordwest- China vorkommt. Entlang der Seidenstraße gelangte der Ap- fel durch die Perser, Babylo- nier, Griechen und schließlich durch die Römer über Klein- asien nach Europa. Der Kunst des Veredelns ist man schon seit 3000 Jahren mächtig, so dass eine ständige Auslese der besten Formen und deren ve- getative Vermehrung und Ver- breitung möglich wurde. Die Griechen und Römer kannten und beschrieben schon viele Apfelsorten, vermutlich auch ‘Anacuta’. Apfelzüchtung Heute ist die Apfelzüchtung bemüht Sorten zu schaffen, die den hohen Anforderungen des globalen Marktes gerecht wer- den. Das haben nur wenige Sorten erreicht. Dieser Sorten- verarmung stehen vor allem Konzepte zum Eigenanbau und zur Direktvermarktung ge- genüber. Ebenso gibt es welt- weit Initiativen zur Erhaltung der genetischen Vielfalt der Obstarten. Genetische Res- sourcen sind eine Schatzkam- mer für die Zukunft. Viele Merkmale, die heute noch un- interessant sind, werden so in den Sorten erhalten und für künftige Obstbaugenerationen bewahrt. Ende 2002 verfügte die Genbank Obst in Dresden- Pillnitz über 1000 Apfelsorten. Sortenporträts In Form von Porträts werden hier alte und neue Apfelsorten vorgestellt, die 6 bis 10 Jahre in der ehemaligen Pillnitzer Gen- bank für Obst beobachtet und verglichen werden konnten. Die Resistenzeigenschaften und die Geschmacksqualitäten beziehen sich auf diesen Stand- ort und können deshalb von Be- schreibungen in der Literatur abweichen. Die Zusammen- stellung der Sorten ist willkür- lich und nicht als Empfehlung aufzufassen. Die „Adligen“ Vielfach bestand unter findigen Gärtnern und Obstanbauern das Bedürfnis, mit ihren Find- lingen oder Züchtungen an große Persönlichkeiten zu erin- nern. So bot der Volksschulleh- rer Carl Hesselmann 1875 Kai- ser Wilhelm II. Früchte, später auch Bäume seines Findlings ‘Kaiser Wilhelm’ an, die 1876 auf Babelsberg gepflanzt wur- den. Auch Zar Alexander I. von Russland (1777 bis 1825) und der Hohenzoller Prinz Albrecht von Preußen wurden mit Ap- felsortennamen geehrt. Der ‘Königinapfel’ könnte Königin Victoria (1837 bis 1901) von England gewidmet sein; es ist aber denkbar, dass er nur wegen seines „königlichen Aussehens“ so genannt wurde. ‘Prinzessin Irene’ stammt aus den Niederlanden. Da dort mehrere Sorten mit Namen von Prinzessinnen benannt wurden (Irene, Beatrix, Margriet), ist zu vermuten, dass es sich um „Königskinder“ handelt. Edel- leute waren an allen Höfen wichtig. Da sich aber der Säch- sische Hof in Dresden befand, dürfte sich die Benennung ‘Ed- ler von Leipzig’ eher auf das (mehr oder weniger) edle Aus- sehen der Frucht bezogen haben. ‘Kaiser Alexander’ Herkunft: Sorte mit vielen Synonymen, stammt aus Russ- land oder Ukraine, dort seit dem 17. Jh. bekannt, ab 1830 in Stuttgart-Hohenheim vermehrt Frucht: extrem große, süßlich- weinige Früchte mit lockerem Fruchtfleisch, nur mittlerer Ge- schmack, bis Weihnachten ge- nussreif, hervorragende Schau- früchte. Ertrag nur mittel Baum: mittelstark wachsend, anpassungsfähig und winter- hart, wenig pflegebedürftig Resistenz: Schorf- und Mehl- tauanfälligkeit gering, wegen ihres weichen Fruchtfleisches faulen die Früchte schnell, kaum Krebs Verwendung: für Liebhaber und Sortensammler, auf schwa- chen bis mittelstarken Unterla- gen, auch in ungünstigen La- gen. Als Wirtschaftsapfel in rauen Lagen noch anbauwürdig Bemerkungen: empfindliche Riesenfrüchte. ‘Kaiser Wilhelm’ Herkunft: im Kreis Solingen 1864 von Lehrer Hesselmann gefunden, stammt möglicher- weise von ‘Harberts Renette’ ab Frucht: große, süß-saure Früchte mit würzigem, feinem Fruchtfleisch, ab Weihnachten genussreif, im Keller bis Fe- bruar/März lagerfähig. Ertrag mittel bis hoch, an Hochstäm- men tritt Alternanz auf Baum: stark wachsend, sehr anpassungsfähig und winter- hart, wenig pflegebedürftig Resistenz: gering schorfanfäl- lig, kaum Fruchtschorf, aber stärkerer Mehltaubefall, Krebs bei Nässe auf schweren Böden Verwendung: geeignet für Hochstämme, für den Selbst- versorger- und Liebhaberobst- bau auch auf schwächeren Un- terlagen. Die Sorte eignet sich als Hofbaum wie in Streuobst- wiesen. Heute noch in der häuslichen Verwertung als Ku- chen- und Mostapfel geschätzt Bemerkungen: die Sorte ist triploid. ‘Prinzessin Irene’ Herkunft: niederländische Kreuzung ‘Jonathan’ × ‘Cox Orange’, hat kaum Bedeutung erlangt Frucht: klein, säuerlich mit we- 120 Obst & Garten 4/2006 Obst Die ganze Welt des Apfels ‘Kaiser Alexander’ ‘Prinzessin Irene’ ’Kö ‘Pr ‘Edler von Leipzig’ ‘Kaiser Wilhelm’

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Zwei der ältesten noch exis-tierenden Apfelsorten sind

‘Anacuta’und ‘Decio’. Ihre ge-naue Herkunft ist nicht mehrnachvollziehbar. Sie stehen inder Genbank Obst Dresden-Pillnitz. ‘Pinova’ dagegen isteine Pillnitzer Neuzüchtung,die auf Grund ihrer ge-schmacklichen und anbautech-nischen Eigenschaften Beach-tung findet. Die Ansprüche aneine Weltsorte sind enormhoch: Aussehen, Geschmack,Bedarf, Lager- und Transport-fähigkeit, der gute Wille derHandelsfirmen, eine Sorte auchzu wollen, was viel Werbeauf-wand voraussetzt. Zwischendiesen Extremen stehen fol-gende Betrachtungen zu altenund neuen Apfelsorten.

Ursprung des ApfelsDer Ursprung unserer heutigenApfelsorten wird auf dieWildart Malus sieversii zurück-geführt, die heute noch inihrem Ursprungsgebiet (Gen-zentrum) in Form von Apfel-Wäldern in Zentralasien in denGrenzgebieten von Kasach-stan, Kirgisien und Nordwest-China vorkommt. Entlang derSeidenstraße gelangte der Ap-fel durch die Perser, Babylo-nier, Griechen und schließlichdurch die Römer über Klein-asien nach Europa. Der Kunstdes Veredelns ist man schonseit 3000 Jahren mächtig, sodass eine ständige Auslese derbesten Formen und deren ve-getative Vermehrung und Ver-breitung möglich wurde. DieGriechen und Römer kanntenund beschrieben schon vieleApfelsorten, vermutlich auch‘Anacuta’.

ApfelzüchtungHeute ist die Apfelzüchtungbemüht Sorten zu schaffen, dieden hohen Anforderungen desglobalen Marktes gerecht wer-den. Das haben nur wenigeSorten erreicht. Dieser Sorten-verarmung stehen vor allemKonzepte zum Eigenanbau undzur Direktvermarktung ge-genüber. Ebenso gibt es welt-weit Initiativen zur Erhaltungder genetischen Vielfalt derObstarten. Genetische Res-

sourcen sind eine Schatzkam-mer für die Zukunft. VieleMerkmale, die heute noch un-interessant sind, werden so inden Sorten erhalten und fürkünftige Obstbaugenerationenbewahrt. Ende 2002 verfügtedie Genbank Obst in Dresden-Pillnitz über 1000 Apfelsorten.

SortenporträtsIn Form von Porträts werdenhier alte und neue Apfelsortenvorgestellt, die 6 bis 10 Jahre inder ehemaligen Pillnitzer Gen-bank für Obst beobachtet undverglichen werden konnten.Die Resistenzeigenschaftenund die Geschmacksqualitätenbeziehen sich auf diesen Stand-ort und können deshalb von Be-schreibungen in der Literaturabweichen. Die Zusammen-stellung der Sorten ist willkür-lich und nicht als Empfehlungaufzufassen.

Die „Adligen“Vielfach bestand unter findigenGärtnern und Obstanbauerndas Bedürfnis, mit ihren Find-lingen oder Züchtungen angroße Persönlichkeiten zu erin-nern. So bot der Volksschulleh-rer Carl Hesselmann 1875 Kai-ser Wilhelm II. Früchte, späterauch Bäume seines Findlings‘Kaiser Wilhelm’ an, die 1876auf Babelsberg gepflanzt wur-den. Auch Zar Alexander I. vonRussland (1777 bis 1825) undder Hohenzoller Prinz Albrechtvon Preußen wurden mit Ap-felsortennamen geehrt.

Der ‘Königinapfel’ könnteKönigin Victoria (1837 bis1901) von England gewidmetsein; es ist aber denkbar, dass ernur wegen seines „königlichenAussehens“ so genannt wurde.‘Prinzessin Irene’ stammt ausden Niederlanden. Da dortmehrere Sorten mit Namen vonPrinzessinnen benannt wurden(Irene, Beatrix, Margriet), istzu vermuten, dass es sich um„Königskinder“ handelt. Edel-leute waren an allen Höfenwichtig. Da sich aber der Säch-sische Hof in Dresden befand,dürfte sich die Benennung ‘Ed-ler von Leipzig’ eher auf das(mehr oder weniger) edle Aus-sehen der Frucht bezogen haben.

�� ‘Kaiser Alexander’Herkunft: Sorte mit vielenSynonymen, stammt aus Russ-land oder Ukraine, dort seitdem 17. Jh. bekannt, ab 1830 inStuttgart-Hohenheim vermehrtFrucht: extrem große, süßlich-weinige Früchte mit lockeremFruchtfleisch, nur mittlerer Ge-schmack, bis Weihnachten ge-nussreif, hervorragende Schau-früchte. Ertrag nur mittelBaum: mittelstark wachsend,anpassungsfähig und winter-hart, wenig pflegebedürftigResistenz: Schorf- und Mehl-tauanfälligkeit gering, wegenihres weichen Fruchtfleischesfaulen die Früchte schnell,kaum Krebs Verwendung: für Liebhaberund Sortensammler, auf schwa-chen bis mittelstarken Unterla-gen, auch in ungünstigen La-gen. Als Wirtschaftsapfel inrauen Lagen noch anbauwürdigBemerkungen: empfindlicheRiesenfrüchte.�� ‘Kaiser Wilhelm’Herkunft: im Kreis Solingen1864 von Lehrer Hesselmanngefunden, stammt möglicher-

weise von ‘Harberts Renette’abFrucht: große, süß-saureFrüchte mit würzigem, feinemFruchtfleisch, ab Weihnachtengenussreif, im Keller bis Fe-bruar/März lagerfähig. Ertragmittel bis hoch, an Hochstäm-men tritt Alternanz aufBaum: stark wachsend, sehranpassungsfähig und winter-hart, wenig pflegebedürftigResistenz: gering schorfanfäl-lig, kaum Fruchtschorf, aberstärkerer Mehltaubefall, Krebsbei Nässe auf schweren BödenVerwendung: geeignet fürHochstämme, für den Selbst-versorger- und Liebhaberobst-bau auch auf schwächeren Un-terlagen. Die Sorte eignet sichals Hofbaum wie in Streuobst-wiesen. Heute noch in derhäuslichen Verwertung als Ku-chen- und Mostapfel geschätztBemerkungen: die Sorte isttriploid.�� ‘Prinzessin Irene’Herkunft: niederländischeKreuzung ‘Jonathan’ × ‘CoxOrange’, hat kaum BedeutungerlangtFrucht: klein, säuerlich mit we-

120 Obst & Garten 4/2006

Obst

Die ganze Weltdes Apfels

‘Kaiser Alexander’

‘Prinzessin Irene’

’Kö

‘Pr

‘Edler von Leipzig’

‘Kaiser Wilhelm’

nig Aroma, nur mäßiger Ge-schmack, oft auch unansehnlichBaum: extrem schwach wach-send, empfindlich in der Pfle-ge, nur auf stärkeren Unterla-gen zu kultivieren, alternierendResistenz: hochanfällig fürMehltau, mittel für Schorf,auch Früchte werden befallenVerwendung: nur für Sorten-sammler, dann auf mittelstar-ken Unterlagen.�� ‘Königinapfel’Herkunft: englische Züchtung(‘The Queen’) von W. Bull, seit1880 im HandelFrucht: übergroße, abgeflach-te, süßliche Früchte mit feinem,wenig aromatischen Frucht-fleisch, haltbar bis Anfang No-vember, sehr stippeanfällig, al-ternierend Baum: mittelstark wachsend,nur in ausgeglichenem (engli-schem) Klima anbauwürdigResistenz: Schorf- und Mehl-tauanfälligkeit gering, kaumFruchtbefall, bei Nässe anfälligfür Krebs Verwendung: geeignet fürHochstämme, Liebhabersorte,Küchenapfel

Obst & Garten 4/2006

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Bemerkungen: empfindlicheRiesenfrüchte.�� ‘Edler von Leipzig’Herkunft: Sorte stammt ausdem Raum Leipzig, dort seitBeginn des 20. Jh. bekannt,Kreuzung ‘Ontario’ × ‘JacobLebel’Frucht: große bis sehr große,süß-säuerliche Früchte mit mit-telfestem Fruchtfleisch, nurmittlerer Geschmack, bis Märzhaltbar, Schale fettend, oft stip-pig und glasigBaum: sehr stark wachsendmit relativ geringer Verzwei-gung, alternierendResistenz: Schorf- und Mehl-tauanfälligkeit geringVerwendung: für Liebhaberund Sortensammler, dann aufschwachen bis mittelstarkenUnterlagen, nur als Wirt-schaftsapfel anbauwürdig, dalang haltbar (Streuobst).�� ‘Prinz Albrecht vonPreußen’Herkunft: Sorte stammt ausKamenz/Schlesien, 1865 vonBraun als Sämling von ‘KaiserAlexander’ ausgelesen, heutemeist als ‘Albrechtapfel’ be-kannt Frucht: große, säuerlich-süßeFrüchte mit grobem Frucht-fleisch, nur mittlerem Ge-schmack, bis nach Weihnach-ten haltbar, etwas transport-empfindlich, mitunter stippigBaum: mittelstark bis starkwachsend, anpassungsfähigund winterhart, wenig pflege-bedürftig, noch in Höhenlagenanbauwürdig, Massenträger,wenig AlternanzResistenz: Schorf- und Mehl-tauanfälligkeit gering, Früchtewerden kaum befallen, frost-fest und wenig durch Blüten-frost gefährdet Verwendung: heute nochempfohlen für Höhenlagen alsHausbaum, für Streuobst undals Liebhabersorte; Wirt-schaftsapfel Bemerkungen: eine der robus-testen Sorten mit annehmba-rem Geschmack.

Die „Methusalems“Von Homer (um 800 v.Chr.)wissen wir, dass die Griechendie Kunst des Veredelns gut be-herrschten und ihre Obstsorten

’Königinapfel’

‘Prinz Albrecht’

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Obst

Bemerkungen: sehr späte Ern-te verbessert die Fruchtqualität.�� ‘Königlicher Kurzstiel’Herkunft: alte niederländischeSorte (‘Court pendu royal’) mitvielen Synonymen, war vor allem in Holland, Belgien,Frankreich und England ver-breitet. Bereits 1565 in Stutt-gart bekanntFrucht: mittelgroße, aromati-sche, typisch abgeplattete undrelativ feste Früchte mit ab-knackendem Fruchtfleisch,haltbar bis März/AprilBaum: mittelstark bis eherschwach wachsend, problem-los formierbar Resistenz: kaum Schorfbefall,Mehltauanfälligkeit in ungüns-tigen Jahren mittel, Krebs trittselten auf. Blüht sehr spät, des-halb wenig gefährdet durchBlütenfrost; leichte Alternanz-neigungVerwendung: für Hausgärten,Liebhaber und Sortensammlerauf mittelstarken Unterlagen,auch in ungünstigen Lagen.Heute noch als Tafel- und Wirt-schaftsapfel konkurrenzfähigBemerkungen: von Züchternverwendet, um späte Blühzeiteinzukreuzen. �� ‘Muskatrenette’Herkunft: sehr alte Sorte ausFrankreich, soll 1670 von dortin weitere europäische Ländergekommen sein, heute ohneBedeutungFrucht: mittelgroße bis kleine,aromatische Früchte (deshalbauch ‘Gewürzrenette’), Aromawird aber nur in reifen und ent-sprechend großen Früchtenvoll ausgebildet. Haltbar bisFebruar/März, wird mehligBaum: wächst schwach, robustund ziemlich winterhart; keineAlternanzResistenz: Schorf tritt sehr sel-ten auf, aber hohe Mehltauan-fälligkeit, anfällig für Krebs Verwendung: für Liebhaberund Sortensammler vor allemals Mostapfel, dann auf mittel-starken Unterlagen, auch inungünstigen, aber nicht feuch-ten Lagen; keine EmpfehlungBemerkungen: für volle Aro-maausbildung ausdünnen.

Prof. Manfred Fischer, Dresden-Pillnitz

Fotos: Fischer

‘Annurca’

‘Muskatrenette’

‘Anacuta’

‘KöniglicherKurzstiel’

‘Graue Französische Renette’

Obst & Garten 4/2006

Resistenz: stark anfällig fürSchorf- und Mehltau, beson-ders starker FruchtschorfVerwendung: für Sorten-sammler auf schwachen bismittelstarken Unterlagen, keineEmpfehlung.�� ‘Annurca’Herkunft: aus Italien, seit dem16. Jh. bekannt, wird dort im-mer noch angebaut; unter wär-meren Klimabedingungen bes-sere Beurteilung Frucht: kleine, wenigschmackhafte, relativ festeFrüchte mit mittelsaftigemFruchtfleisch, haltbar bis April/MaiBaum: mittelstark wachsend,stark alternierendResistenz: Schorfanfälligkeitgering, in ungünstigen Jahrenmittlerer Mehltaubefall

mit Namen benannten. Späterentwickelten die Römer einehohe Gartenkultur und kulti-vierten zahlreiche Apfelsorten,die sie mit ihren Feldzügen überganz Europa verbreiteten. Da-von ist kaum noch etwas übriggeblieben, man kann nur ver-muten, dass die aus Italienstammenden uralten Sorten‘Anacuta’, ‘Decio’und ‘Annur-ca’aus dieser Zeit sind. Aber esist immerhin erstaunlich, dasssich diese Sorten seit ihrer Er-wähnung (um 1500) erhaltenhaben. Ab dem 16. Jh. fandendann schon Selektionen inObstgärten – vor allem in Klös-tern – statt, so dass diese Uralt-sorten unter heute noch gelten-den pomologischen Gesichts-punkten vermehrt wurden. �� ‘Decio’Herkunft: aus Italien, dort seitdem 16. Jh. bekannt, im Lieb-haberanbau noch vertretenFrucht: feste, mittelgroße,‘Delicious’-ähnliche Früchtemit festem Fruchtfleisch undnur mittlerem Geschmack,haltbar bis April Baum: mittelstark bis starkwachsend, kaum Alternanz

Verwendung: für Sorten-sammler auf schwachen bismittelstarken Unterlagen, keineEmpfehlungBemerkungen: Ersterwäh-nung 1583, in Deutschlandkaum bekannt.�� ‘Anacuta’Herkunft: aus Italien, dort seitdem 15. Jh. bekannt, heute oh-ne Bedeutung. Stammt vermut-lich aus der Römerzeit, das istaber nicht mehr nachweisbar Frucht: große, wenig säuerli-che Früchte mit lockeremFruchtfleisch und nur mäßigemGeschmack, haltbar bis MärzBaum: mittelstark wachsendohne AuffälligkeitenResistenz: Mehltau- undSchorfanfälligkeit der Blätterist mittel, die der Früchte rela-tiv gering Verwendung: für Sorten-sammler auf mittelstarken Un-terlagen, keine Empfehlung Bemerkung: eine der ältestennoch erhaltenen Apfelsorten.�� ‘Graue Französische Re-nette’Herkunft: sehr alte französi-sche Sorte mit vielen Synony-men, seit dem 15. Jh. bekannt,vor allem in Österreich und derSchweiz im 19. Jh. verstärktangebautFrucht: mittelgroße, süß-säu-erlich und würzig schmecken-de Früchte mit festem, mürbewerdendem Fruchtfleisch, siehalten sich bis März. Schale et-was ledrig (daher auch ‘Leder-apfel’), Früchte welken, wennzu früh gepflückt wirdBaum: mittelstark wachsendmit starker Verzweigung, Wär-me liebend, starke Alternanz-neigungResistenz: Schorfbefall geringbis höchstens mittel, Mehltau-anfälligkeit in ungünstigen Jah-ren mittel, Krebs tritt an feuch-ten Standorten häufig auf; frost-empfindlich

Verwendung: als Ta-fel- und Wirtschafts-apfel für Liebhaberund Sortensammler

auf schwachen bismittelstarkenUnterlagen,Streuobst. Keine

allgemeine Emp-fehlung ‘Decio’