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Kali und Steinsalz
Dietrich, Behnke, ThöneltKristalle aus der Tiefe – Eine Auswahl von Mineralenaus Kali- und Steinsalzlagerstätten
WerdelmannPneumatische Flotation im Bereich der Salzaufbereitung bei K+S
MüllerStand der Teufarbeiten am Schacht Konradsberg der Südwestdeutschen Salzwerke AG
JacobModerne Bunkergestaltung in den Bergwerken der K+S Gruppe
ZappProjekt zur Gewinnung und Verarbeitung von Sylvinit im Werk Werra
I Herausgeber Kaliverein e.V.
ww
w.k
aliv
erei
n.de I Heft 3/2004 I
ISSN 1614-1210
Abstracts
Kali und Steinsalz Heft 3 /2004 3 2 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Abstracts
Dietrich, Behnke, Thönelt: Crystals from the Deep – A Selection of Minerals from Potash and Rock Salt DepositsA selection of 17 minerals, out of
the large diversity of common salt
minerals and their corollary min-
erals that can be found in marine
evaporites, are described. Discus-
sion will center on minerals from
the deposit in the Werra district.
Descriptions of their occurrence
and appearance are given, as well
as, information on the origin of
their names. In addition, several
color images show which treasures
– even if only microscopic – nature
can offer if one observes vigilantly
and carefully enough.
Werdelmann: Pneumatic Flotation in Salt processing Operations at K+SOlder agitatorless, i.e. so-called
pneumatic flotation machines,
have not been able to assert them-
selves over agitation froth flotation
cells for mineral processing in the
past. Despite a favourable principle,
the pneumatic flotation has often
taken an inferior position concern-
ing robustness. In the course of
the last 15 years there have been
increasing numbers of cases where
newer versions of pneumatic flota-
tion were preferred over agitator
machines. The improved nature of
pneumatic technology, in conjunc-
tion with planned investments to
the expansion and replacement of
flotation plants, have given cause
to examine modern designs of this
technology for its potential.
Müller: Sinking Work at theShaft Konradsberg at Südwestdeutsche Salzwerke AG In 2000 Südwestdeutsche Salzwerke
AG decided to build a new shaft for
the development of the north-west
field of the Heilbronn rock-salt
mine. Shaft Konradsberg with an
inside diameter of 6.0 m will extend
to a depth of 240 m.
The geological and hydrologic
conditions had to be considered
with the choice of the shaft sink-
ing method as well as the shaft
lining.
After completion of shaft Konrads-
berg the major tasks will be in the
transport of heavy materials into
the mine, fresh air ventilation and
the intake of energy.
Jacob: Modern Underground Bunker Design in Mines of the K+S Group Bunkers are part of the logistic
system of potash and rock salt
mines. Feed regulation on conveyor
belts and constant concentration
of valuable salts in the feed, stor-
age and mixing of different sorts
of salt are the tasks they fulfil.
Until recently bunkers were build
mainly based on experiences and
empirical knowledge. Some of
these bunkers in mines of the K+S
group are described in the article.
Although carefully planned, often
problems evolved while operating
these bunkers.
As some projects made building
of new bunkers necessary, a new
concept was developed. It is based
on examinations of flow proper-
ties and interaction between salt
and wall material. Presentation of
some of the new bunkers showed,
how the new concept was realised.
The bunkers are described in detail
in this article. First results show,
that the expected mass flow was
achieved and no problems with
discharge evolved.
Zapp: Project for Mining and Processing of Sylvinite at the Werra Verbund MineK+S continuously aims to increase
the company’s competitiveness.
This particularly applies to the
potash mines of the K+S KALI
GmbH business unit. A project,
called “Sylvinit-Projekt”, was cur-
rently realised for the Werra Ver-
bund mine, with its active mines
Hattorf and Wintershall in Hesse
and Unterbreizbach in Thuringia,
that will significantly improve
the mine’s competitiveness in the
medium-term.
This Sylvinit-Projekt started in the
year 2002. The development of the
sylvinite field at Unterbreizbach, its
logistics and the roll hole – a special
underground haulage connection
between Hattorf and Unterbreiz-
bach – was planned in such a way,
that entire 1,5 million t/a can be
transported at Wintershall, with
effect from 1. January 2005. The
roll hole connection was completed
by the end of the second quarter
of 2004.
By delivering sylvinite from the
Thuringia/Hesse state border to
Wintershall, production of speci-
ality products is safeguarded and
the K2O value will be increased. A
reduced total in hoisted crude salt
and a simultaneous increase in
annual production to 150.000 t/a
K2O ensures the economic viability
of the Silvinit-Projekt and clearly
gives the Werra complex a competi-
tive edge, contributing to the K+S
KALI GmbH goal of continually
improving production processes
and methods.
Liebe Leserinnen und Leser,
leider war es nicht möglich, im letzten Heft alle Vorträge abzudrucken,
die auf der Bergtechnischen Tagung des Kalivereins im Juni dieses Jahres
gehalten wurden. Dies wollen wir in dem jetzt vorliegenden Heft mit der
Hoffnung nachholen, dass durch die Verzögerung nicht zu viel Aktualität
verloren gegangen ist.
Die Augen des Bergmanns leuchten (besonders), wenn es um das Abteu-
fen eines neuen Schachtes geht. Deshalb verdient besondere Beachtung
der Beitrag von Müller über das Projekt der Südwestdeutsche Salzwerke
AG, den neuen Wetter- und Materialschacht Konradsberg abzuteufen. Sein
Bericht lässt die große technische Herausforderung, namentlich bei der
Beherrschung nennenswerter Wasserzutritte erkennen. Der geschilderte
planmäßige und komplikationsfreie Ablauf ist ein großer Erfolg.
Für den Laien eher im Verborgenen blühend, ist der untertägige Bun-
kerbetrieb ein ganz wichtiger Baustein für den reibungslosen Ablauf eines
Gewinnungs- und Aufbereitungsbetriebes. Jacob schildert eindrucksvoll
die technische/wirtschaftliche Komplexität mit vielen, den Gesamterfolg
bedingenden Einzelkriterien. Er vermerkt zutreffend, dass die erstmals
von Georg Agricola kodifizierte bergmännische Erfahrung zur Bewälti-
gung dessen nicht genügt, vielmehr exakte Analysen und Berechnungen
hinzutreten müssen.
Das von Zapp vorgestellte Sylvinitprojekt hat für das Kaliwerk Werra und
auch für K+S allgemein herausragende Bedeutung. Es ist sehr erfreulich,
dass inzwischen alle von Zapp erwähnten politischen, rechtlichen und
nicht zuletzt auch technischen Hürden 7überwunden werden konnten. Der
bereits laufende Probebetrieb ist ermutigend, so dass mit der Aufnahme
des Vollbetriebs ab Januar 2005 gerechnet werden kann.
Der Beitrag von Werdelmann verdeutlicht, dass es nicht immer richtig
ist, Altes oder Älteres möglichst schnell in dem realen oder virtuellen
Papierkorb zu entsorgen. In neuem technologischen Gewande verspricht
die pneumatische Flotation – wie Werdelmann vorsichtig formuliert
– interessantes, also wohl technisch sinnvolles und wirtschaftlich optimie-
rendes Potential.
Der Salzbergbau ist natürlich in erster Linie ein nüchternes Geschäft.
Er kann aber auch mineralogische Freude bereiten. Dietrich, Behnke und
Thönelt beweisen das mit ihrem Beitrag. Sie beschreiben und erläutern
die wunderbaren Abbildungen mit spürbarer Begeisterung in einer Weise,
die gelegentlich an die Charakterisierung guter Weine erinnert.
Ich bin sicher, dass alle Beiträge Ihre Aufmerksamkeit finden und auch
viele Anregungen vermitteln werden.
Dr. Arne Brockhoff
Dietrich, Behnke, Thönelt Seite 6Kristalle aus der Tiefe – Eine Auswahl von Mineralenaus Kali- und Steinsalzlagerstätten
Werdelmann Seite 16Pneumatische Flotation im Bereich der Salzaufbereitung bei K+S
Müller Seite 24 Stand der Teufarbeiten am Schacht Konradsberg der Südwestdeutschen Salzwerke AG
Jacob Seite 30Moderne Bunkergestaltung in den Bergwerken der K+S Gruppe
Zapp Seite 40Projekt zur Gewinnung und Verarbeitung von Sylvinit im Werk Werra
Impressum Seite 39
Firmennachrichten Seite 50
Personalien Seite 51
Inhalt Editorial
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 5 4 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Titelbild: Borth-Luftaufnahme
6 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Forschung und Entwicklung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 7
Forschung und Entwicklung
das, was uns bei der Herstellung von
Produkten in den Fabrikbetrieben
je nach Herstellungsprozess als
künstliche Zwischenstufe begegnet.
Als Beispiele seien Leonit oder Pikro-
merit (bzw. Schönit) bei der Kalium-
sulfat-Herstellung genannt.
Große VielfaltIn Tabelle 1 (S. 14) sind viele der in
deutschen Kali- und Steinsalzlager-
stätten gefundenen Minerale mit
Literaturzitat aufgeführt.
Die große Anzahl relativiert sich
ein wenig, wenn man bedenkt, dass
einige Minerale nur sehr selten
– manche gar nur einmal – unter
sehr speziellen Bedingungen, wie
beispielsweise bei Kernbohrungen,
nachgewiesen wurden.
Die Minerale können nach ver-
schiedenen Gesichtspunkten sor-
tiert und unterteilt werden. So ist
beispielsweise die Bildung zweier
Hauptgruppen möglich, wobei eine
die der „typischen“ Salzminerale
(Chloride, Sulfate, Borate) darstellt.
Diese Gruppe kann nach che-
mischen Gesichtspunkten weiter
untergliedert werden. Die andere
Hauptgruppe umfasst Minerale,
die nicht zur ersten Hauptgruppe
gehören, zum Beispiel Sulfide und
Silicate. Unabhängig davon kann
man die Minerale auch in Gruppen
bezüglich ihrer Entstehung unter-
teilen. Dies wären zum Beispiel pri-
märe, sekundäre oder auch rezente,
durch menschlichen Einfluss bei
der bergmännischen Gewinnung
entstandene Minerale [10].
Kleine AuswahlUngeachtet dieser Klassifizierun-
gen haben wir uns aus der großen
Anzahl bekannter und beschrie-
bener Minerale auf einige weni-
ge, besonders schön ausgebildete
oder ungewöhnliche Mineralfunde
beschränkt. Sensationelle Neube-
stimmungen, wie der 1979 von
der IMA anerkannte Rokühnit [9],
dessen Entdeckung seinerzeit sogar
von der Bild-Zeitung gewürdigt
wurde, können wir im Rahmen
dieses Beitrages nicht bieten. Wir
erheben hier nicht den Anspruch,
die größten und schönsten je
gefundenen Mineralstufen und
Kristalle zu zeigen. Beim Mineral
Halit ist die Kristallgrotte des Erleb-
nisbergwerkes Merkers, sowohl was
die Größe der Halit-Einzelkristalle
als auch deren Gesamtwirkung
auf den Betrachter anbelangt, ein
imposantes Beispiel dafür [18, 19].
Zur Theorie ihrer Entstehung und
dem Alter der Grotte ist ein Beitrag
von PIPPIG [20] erschienen.
Auf den folgenden Seiten werden
nun einzelne Minerale in Wort
und Bild vorgestellt. Die typischen
Salzminerale werden außerdem
bezüglich ihrer Entdeckungsge-
schichte und Benennung näher
beleuchtet.
Typische Salzminerale Halit, NaClHalit wurde als Mineral erstmals
1847 von GLOCKER beschrieben
und leitet sich vom gr. halos =
Meer ab, da es aus Meerwasser
gewonnen werden kann. Weitere
Bezeichnungen sind „Speise-“ oder
„Kochsalz“ sowie bei bergmänni-
scher Gewinnung „Steinsalz“ [12,
21]. Die meist weißen bis farblosen
Kristalle sind in der Regel würfelig,
selten auch oktaedrisch [12]. Rote
bis braune Verfärbungen werden
durch Eisenoxide, graue durch
Pyrit oder Markasit und schwarze
durch bituminöse Substanzen her-
vorgerufen [21]. Gelber, blauer oder
violetter Halit weist Gitterdefekte
mit Natrium-Kolloiden auf. Die
Farbwirkung hängt von der Größe
der Kolloide ab. Die blaue oder vio-
lette Farberscheinung kann wolkig
im Kristall auftreten oder aber als
zonare Färbung entlang der Flä-
chen nach (100) [10, 13, 22, 23].
Das im Bild unten gezeigte
Halit-Spaltstück stammt aus einer
Störzone, die von vielen Lösungs-
einschlüssen geprägt ist.
Forschung und Entwicklung
Kristalle aus der Tiefe – Eine Auswahl von Mineralen aus Kali- und Steinsalzlagerstätten
Forschung und Entwicklung
Es werden insgesamt 17 Minerale als Auswahl aus der großen Vielfalt der in marinen Evaporiten vorkommenden typischen Salzminerale und deren Begleit-minerale vorgestellt. Schwerpunkt der Betrachtungen sind Minerale aus der Lagerstätte des Werra-Revieres. Neben der Beschreibung ihres Vorkommens und Aussehens sowie Informationen zum Ursprung der Benennung soll die Darstellung in Farbbildern zeigen, welche zum Teil nur mikroskopisch erkenn-bare Schätze die Natur bietet, wenn man aufmerksam und genau hinschaut.
EinleitungSchwerpunkt dieses Beitrages sind
Minerale der Kali- und Steinsalzla-
gerstätte des Werra-Revieres. Ergänzt
wird die Darstellung durch einige
Exponate von anderen Vorkommen.
Über die Bildung der Lagerstätte
ist bereits viel berichtet worden.
Als Stichworte seien hier nur kurz
die so genannte Barrentheorie und
die Umbildungsprozesse in der
Lagerstätte erwähnt. Zur Vertiefung
und zum näheren Studium dieser
Prozesse kann diverse Literatur
herangezogen werden [1-6].
Die Kaliflöze Thüringen und
Hessen werden in Tiefen um
800 m bergmännisch gewonnen
und gehen auf marine Ablagerun-
gen des Zechsteinmeeres (Perm)
zurück.
Es ist nicht unsere Absicht, im
Rahmen dieses Beitrages mineralo-
gisch-geologisches Fachwissen zu
vermitteln. Wir wollen vielmehr
mit Hilfe von Fotos ausgewählter
Einzelkristalle und Mineralstufen
(der Mineraliensammler spricht
von Stufe, wenn es sich um Stücke
mit einer Ansammlung mehrerer
Kristalle handelt) die Aufmerksam-
keit auf die – vielfach unbekannte
und unbeachtete – ästhetische Seite
der Kali-Mineralien und der in der
Lagerstätte vorkommenden Begleit-
minerale lenken. Im krassen Gegen-
satz zu den gigantischen Ausmaßen
der modernen Abbaumethoden,
bei denen Fördermengen in Kilo-
Tonnen gerechnet werden, wollen
wir hier neben Kristallen, die mit
dem unbewaffneten Auge wahr-
genommen werden können, auch
auf kleine, oft unscheinbare Details
hinweisen. Es ist der besonderen
Aufmerksamkeit einzelner Bergleu-
te zu verdanken, dass diese kristalli-
nen Schätze geborgen wurden.
Begleitminerale, die aus verarbei-
tungstechnischer Sicht Probleme
bereiten und als Verunreinigung
gelten, erscheinen dabei in einem
ganz anderen Licht. Manche Mine-
ralstufen zeigen in natürlicher Form
Dr. Armin Dietrich, K+S KALI GmbH, Werk Werra, Standort Unterbreizbach
Günter Behnke, K+S KALI GmbH, Werk Werra, Standort Hattorf
Dipl. Geologe Tobias Thönelt, K+S Aktiengesellschaft, K+S-Forschungsinstitut, Heringen
Abb. 1: Titelzeile von Seite 5 der Bild-
Zeitung vom 24. Februar 1979 / Title
of page 5 of Bild-Zeitung from 24th of
february 1979
Abb. 2: Halit, blau und violett mit
Lösungseinschluss / Halite, blue and
violet with brine-inclusion, Grube /
Mine: Hattorf-Wintershall, Höhe des
Kristalls / Height of crystal: ca. 6 cm,
Sammlung / Collection: Behnke, Foto /
Picture: Dietrich.
8 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Forschung und Entwicklung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 9
Forschung und Entwicklung
Die auf der nächsten Seite abgebil-
dete Halitstufe entstammt einem
Hohlraum, der durch Auslaugung
mit Süßwasser im Rahmen der
bergmännischen Tätigkeiten ent-
standen ist.
Der im Bild unten gezeigte Kris-
tall stammt aus einem Basaltgang
und zeigt allseitig Endflächen.
Sylvin, KClSylvin wurde durch SMITHSON
1823 an Vesuvauswürflingen ent-
deckt, als Mineral aber erst 1832
von BEUDANT beschrieben und
nach dem berühmten Professor
der Medizin F. DE LE BOE SYLVIUS
benannt [7].
Die meist weißen bis farblosen
Kristalle sind würfelig, zeigen aber
häufig Flächen nach (111). Ähn-
lich wie beim Halit beschrieben,
gehen Verfärbungen auf Eisen-
oxide oder bituminöse Substanzen
zurück [21].
Die abgebildeten Stufen wur-
den nach einem CO2-Ausbruch
in dezimetergroßen Hohlräumen
gefunden.
Carnallit, KMgCl3 · 6 H2OAls Mineral wurde Carnallit zuerst
in Staßfurt gefunden und nach dem
Berghauptmann R. VON CARNALL
benannt, der sich um die Entwick-
lung des Kalibergbaus verdient
gemacht hat [7].
Verunreinigungen mit Hämatit
können zur Rot- bzw. Braunfärbung
des Carnallits führen. Carnallit
tritt meist in rhombisch dipyra-
midalen Kristallen auf, während
pseudohexagonal dipyramidale
Kristalle seltener sind [21]. Die
abgebildeten Stufen wurden im
Bereich eines Salzlösungsvorkom-
mens gefunden.
Epsomit, MgSO4 · 7 H2OEpsomit wurde 1695 durch GREW
aus der Bitterwasser-Quelle zu
Epsom in England isoliert. BEU-
DANT hat 1832 den Namen Epsomit
ausschließlich für das natürlich
vorkommende Salz eingeführt [7].
Epsomit kommt in farblosen bis
weißen faser- oder säulenförmi-
gen Kristallen vor und verliert
stufenweise an trockener Luft oder
beim Erhitzen das Kristallwasser
[21]. Hierbei treten beispielsweise
Hexahydrit (Sakiit, MgSO4 · 6 H2O),
Starkeyit (MgSO4 · 4 H2O) und Sande-
rit (MgSO4 · 2 H2O) auf. Umgekehrt
können genannte Hydrate als Aus-
blühungen (Effloreszenzen) durch
Wasseraufnahme aus Kieserit ent-
stehen [24, 25].
Pikromerit (Schönit), K2Mg(SO4)2 · 6 H2OSchönit ist benannt nach dem Berg-
meister SCHÖNE, der das Mineral
in Staßfurt-Leopoldshall entdeckte
und das von REICHHARDT schon
1865/66 beschrieben wurde. SCAC-
CHI hatte das gleiche Salz, aller-
dings synthetisch, aus Salzkrusten
der Vesuvlaven schon 1855 erhalten
und „picromeride“ genannt, dieses
aber nicht in natürlicher Form
nachgewiesen. Erst 1925 und 1933
haben ZAMBONINI und CAROBBI
Schönit in Fumarolen-Absätzen
des Vesuvs gefunden [7]. Der Name
Schönit besitzt insbesondere im
deutschen Sprachraum noch weite
Verbreitung.
Schönit kommt in kurzprisma-
tischen farblosen Kristallen vor.
Er kann an trockener Luft unter
Abgabe eines Teils seines Kris-
tallwassers in Leonit übergehen.
Die dann weißen und undurch-
sichtigen Kristalle stellen Leonit
dar, tragen aber nach wie vor die
Kristallform des ursprünglichen
Schönits. Hierbei handelt es sich
um eine Pseudomorphose, speziell
eine „Entwässerungspseudomor-
phose“.
Auf Sammlungsstücken setzt die
Umwandlung von wasserklarem
Schönit in weißen Leonit nach
sehr unterschiedlichen Zeiten ein.
Auf manchen Stufen geschieht
dies rasch nach einigen Monaten,
andere dagegen sind über Jahre
hinweg stabil.
Leonit, K2Mg(SO4)2 · 4 H2OLeonit wurde um 1893 von NAU-
PERT und WENSE in Westeregeln
gefunden. Erst 1896 wurde es
Abb. 3: Halit / Halite, Grube / Mine:
Hattorf-Wintershall, Breite des Kris-
talls / Width of crystal: ca. 2 cm,
Sammlung / Collection: Behnke, Foto /
Picture: Dietrich.
Abb. 4: Sylvin / Sylvite, Grube / Mine:
Hattorf-Wintershall, Bildbreite / Width
of picture: 1,5 cm, Sammlung / Collec-
tion: Behnke, Foto / Picture: Dietrich.
Abb. 5: Halit / Halite, Grube / Mine: Hattorf-Wintershall,
Breite der Stufe / Width of piece: ca. 27 cm, Sammlung /
Collection: Behnke.
Abb. 6: Sylvin / Sylvite, Grube / Mine: Hattorf-Wintershall,
Breite der Stufe / Width of piece: ca. 6 cm, Sammlung /
Collection: Behnke.
Abb. 7: Carnallit / Carnallite, Grube / Mine: Hattorf-Winters-
hall, Breite der Stufe / Width of piece: ca. 23 cm, Sammlung
/ Collection: Behnke.
Abb. 8: Carnallit / Carnallite, Grube / Mine: Hattorf-Win-
tershall, Breite des Kristalls / Width of crystal: ca. 5 cm
Sammlung / Collection: Behnke.
Abb. 9: Epsomit (teilweise verwittert) Epsomite (partly lost
crystal water), Grube / Mine: Hattorf Wintershall, Breite der
Stufe / Width of piece: ca. 4,5 cm, Sammlung / Collection:
Behnke
Abb. 10: Pikromerit mit Halit / Picromerite with Halite, Grube
/ Mine: Neuhof-Ellers, Breite des Kristalls / Width of crystal:
ca. 3,5 cm Sammlung / Collection: Behnke / Alle Fotos dieser
Seite / All pictures of this page: Dietrich.
10 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Forschung und Entwicklung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 11
Forschung und Entwicklung
von TENNE nach Untersuchungen
an besserem Kristallmaterial aus
Staßfurt-Leopoldshall zu Ehren
von Bergrat LEO STRIPPELMANN
(Generaldirektor des Kaliwerkes
Westeregeln) benannt [7].
Leonit, ein Umwandlungspro-
dukt der primären Kali- und Mag-
nesiumsalze, kommt häufig zusam-
men mit Halit, Sylvin, Kainit u. a.
Salzmineralien in meist tafeligen,
farblos bis gelblichen Kristallen
vor.
An feuchter Luft können weiße
Krusten von Umwandlungsproduk-
ten entstehen, bei denen es sich um
Pikromerit handeln dürfte (siehe
auch Anmerkungen unter Pikro-
merit) [14].
Kainit, [KMgCl(SO4)]4 · 11 H2OKainit wurde 1865 in Staßfurt-
Leopoldshall vom Bergmeister
W. SCHÖNE entdeckt und nach
gr. kainos = „neu, ungewöhnlich“
benannt [7].
Eine Überprüfung der chemi-
schen Formel (in der Literatur auch
noch fälschlich als KMg[Cl|SO4] · 3
H2O bezeichnet) fand 1958 durch
KÜHN und RITTER statt [26].
Kainit tritt meist als kompakte
feinkörnige Masse und nur sel-
ten in farblosen, gelben, grauen
oder roten tafeligen und prismati-
schen Kristallen auf. Begleitmine-
rale sind beispielsweise Carnallit,
Pikromerit, Kieserit, Halit und
Anhydrit [21].
Die abgebildete Stufe wurde nach
einem CO2-Ausbruch gefunden.
Anhydrit, CaSO4
Anhydrit wurde 1794 von PODA
VON NEUHAUS erstmalig von einem
Vorkommen in Hall/Tirol beschrie-
ben. Dies erfolgte allerdings unter
Annahme einer falschen chemi-
schen Zusammensetzung und unter
dem Namen Muriacit, wobei der
Name die Herkunft aus Salzlösung
andeuten sollte (muria=Salzlake).
Die richtige chemische Zusam-
mensetzung wurde von KLAPROTH
1795 ermittelt. WERNER nannte
das Mineral 1800 zunächst Wür-
felspat und später 1803, um die
Wasserfreiheit gegenüber Gips zu
verdeutlichen, Anhydrit. Für sekun-
däre, grobkristalline und vornehm-
lich violette Anhydrit-Vorkommen
alpiner Lagerstätten ist auch heute
noch die Bezeichnung Muriacit
geläufig [7].
Anhydrit tritt meist in derber
Form zusammen mit Halit, Gips
und verschiedenen Kalisalzen auf.
Gut ausgebildete Kristalle sind sel-
ten. Sie sind tafelig, mitunter fast
würfelig, und ihre Farbe kann zwi-
schen farblos, weiß, grau, bläulich
oder auch violett variieren [6, 21].
Der im Foto gezeigte, ideal aus-
gebildete violette Anhydrit-Kristall
wurde in direktem Kontakt zu
einem Basaltgang vergesellschaftet
mit Halit und Pyrit gefunden. Die
intensiv violette Färbung erinnert
an Amethyst.
Coelestin, SrSO4
Coelestin wurde 1798 von WERNER
wegen seiner häufig bläulichen
Farbe nach lat. coelestis = „himm-
lisch“ benannt. Coelestin kann
neben bläulichen Farbtönen auch
farblos oder gelblich in Form von
faserartigen Kluftfüllungen oder
in dicktafeligen Kristallen vorkom-
men [21].
Coelestin kommt im Hartsalz des
Werra-Revieres nur selten vor. Die
Stufe mit dem abgebildeten Kristall
wurde 1969 in der Nähe eines Lager-
stättenbereiches mit sehr hohem
Sylvingehalt gefunden.
Boracit, Mg3[(Cl, OH)|B7O13]Boracit wurde 1787 in gut ausge-
bildeten Kristallen zu Lüneburg
gefunden und 1789 von WERNER
nach dem Borsäuregehalt als sol-
ches benannt [7]. Boracit tritt in
zwei Modifikationen auf: Der pri-
märe rhombische -Boracit, der
bei Temperaturen unter 265°C ent-
steht, tritt in knolligen, feinfasrigen
oder pulvrigen Aggregaten auf
und wird dann auch als Staßfurtit
bezeichnet. -Boracit ist kubisch
und durch sekundäre Bildung bei
Temperaturen über 265°C und
höherem Druck entstanden [21]. Er
tritt in gut ausgebildeten trübwei-
ßen bis blass gelb-grünlichen oder
bräunlichen Kristallen mit würfli-
gem oder tetraedrischem Habitus
zusammen mit Sylvin, Halit, Anhyd-
rit und Kieserit auf. Varietäten sind
Eisenboracit (teilweiser Ersatz von
Mg durch Fe) und Ericait (teilweiser
Ersatz von Mg durch Fe und Mn).
Die Kristalle des -Boracit mit
würfligem Habitus zeigen neben
den Flächen nach (100) teilweise
noch Flächen aus der Kombination
des Würfels mit dem Rhombendode-
kaeder (abgeschrägte Kanten, Fläche
nach (110) und dem Tetraeder (abge-
schrägte schräg gegenüberliegende
Ecken, Fläche nach (111) [21].
-Boracit mit tetraedrischem
Habitus zeigt neben den Flächen
nach (111) teilweise auch noch
Flächen aus der Kombination des
Tetraeders mit dem Würfel (abge-
schrägte Kanten, Fläche nach (100)
und dem Rhombendodekaeder
(dreifach abgeschrägte Tetraeder-
spitzen) [16, 21].
Erythrosiderit, K2[FeCl5(H2O)]Erythrosiderit wurde 1872 von
SCACCHI am Vesuvkrater entdeckt
und nach der Farbe und dem Eisen-
Abb. 11: Leonit mit Halit / Leonite with Halite, Grube / Mine:
Hattorf-Wintershall, Bildbreite / Width of picture: ca. 17 mm,
Sammlung / Collection: Dietrich.
Abb. 12: Halit auf Leonit pseudomorph nach Pikromerit /
Halite on Leonite pseudomorphous according to Picromerite,
Grube / Mine: Hattorf-Wintershall, Breite der Stufe / Width
of piece: ca. 7 cm, Sammlung / Collection: Behnke.
Abb. 13: Kainit / Kainite, Grube / Mine: Hattorf-Wintershall,
Breite der Stufe / Width of piece: ca. 3,5 cm, Sammlung /
Collection: Behnke.
Abb. 14: Anhydrit / Anhydrite, Fundort / Location: Bernburg,
Bildbreite / Width of picture: ca. 8 mm, Sammlung / Collec-
tion: Behnke.
Abb. 15: Anhydrit / Anhydrite, Fundort / Location: Unter-
breizbach, Breite des Kristalls / Width of crystal: ca. 2,5 cm,
Sammlung / Collection: Bachmann.
Abb. 16: Coelestin / Celestine, Grube / Mine: Hattorf-Winters-
hall, Bildbreite / Width of picture: ca. 3,5 mm, Sammlung /
Collection: Klee. Alle Fotos dieser Seite / All pictures of this
page: Dietrich.
12 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Forschung und Entwicklung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 13
Forschung und Entwicklung
gehalt benannt. 1912 fand SLAVIK
das Mineral als Verwitterungspro-
dukt auf Rinneit an Sammlungs-
material [7]. KÜHN vermutete neben
der Bildung von Erythrosiderit auf
Sammlungsmaterial die rezente
Bildung auf freigelegtem Rinneit in
Salzbergwerken [7]. Der abgebildete
Kristall entstand an rinneithalti-
gem Material, das in Schachtnähe
in unverschlossenen Probenbehäl-
tern gelagert wurde. Der in üblicher
Raumluft stark hygroskopische
Rinneit führte zur Durchfeuchtung
der Stücke, an deren Unterseite sich
nach etwa zwei Jahren Erythroside-
rit-Kristalle gebildet hatten.
Erst kürzlich wurde das Mineral
Rinneit, das zweiwertiges Eisen ent-
hält, mit seinen Eigenschaften und
negativen Auswirkungen besonders
auf die technische Verarbeitung von
Rohsalzen, die mit Rinneit behaftet
sind, ausführlicher beschrieben
[27]. Insbesondere die negativen
Auswirkungen bei Verwitterung
bzw. Oxidation und Kontakt mit
Wasser wurden aufgezeigt.
Aus ästhetischer Sicht betrachtet,
kann man dem Verwitterungs- bzw.
Oxidationsprodukt des Rinneits,
dem Erythrosiderit, mit seinen
wunderschönen bernsteinfarbenen
bis rubinroten tafel- bis quader-
förmigen Kristallen nur Gutes
abgewinnen.
Begleitminerale der SalzmineraleEine gute Übersicht der im
Hessischen Kalirevier im Kontakt-
bereich Steinsalz/Basalt gefunde-
nen Mineralien ist von BOSSE
zusammengestellt worden [6]. Ein
Teil der im Folgenden gezeig-
ten und beschriebenen Minera-
lien stammt ebenfalls aus diesen
Kontaktbereichen.
Dolomit, CaMg(CO3)2
Im Bereich einer großen Basaltzone
mit CO2-Imprägnierung konnten
1992 zahlreiche interessante Mine-
rale, teilweise noch unbestimmt,
gefunden werden. Hierzu gehört
u.a. der abgebildete grünlich-brau-
ne Dolomit, der unmittelbar auf
dem Basalt sitzend vergesellschaftet
mit Halit vorkommt.
Pyrit, FeS2
Die oktaedrisch ausgebildeten Pyrit-
Kristalle wurden neben Pyrit-Pen-
tagondodekaedern im Steinsalz
ebenfalls nahe einer Basaltzone
gefunden. Zu den unmittelbaren
Begleitmineralien zählte auch
gediegener Schwefel.
SchwefelGediegener Schwefel tritt wie die
zuvor beschriebenen Minerale im
Bereich von Basaltzonen auf. Verge-
sellschaftet mit rötlichem Polyhalit
ergibt sich ein reizvolles Farbspiel.
Das abgebildete Stück wurde nach
einem CO2-Ausbruch gefunden.
Der Schwefel schmiegt sich an die
gut ausgebildeten Halit-Kristalle als
Zwickelfüllung an.
Quarz, SiO2
Quarz gehörte ebenfalls zu der beim
Dolomit angesprochenen Paragene-
se. Neben den aus vielen Einzelin-
dividuen zusammengewachsenen
Aggregaten konnten auch gut aus-
gebildete doppelendige Kristalle
geborgen werden, die häufig in
Verbindung mit chalcedonartigen
derben Massen auftraten.
Calcit und Aragonit, CaCO3
Bei einer Kernbohrung unter Tage
wurde mit der Spüllösung dieses
im Grundkörper aus Calcit-Kristall-
aggregaten bestehende sternförmi-
ge Gebilde ausgespült.
Aufgrund der für Aragonit typi-
schen Drillingsstruktur dürfte es
sich um eine Paramorphose nach
Aragonit handeln. In den Vertiefun-
gen sitzen mikroskopisch kleine,
auf dem Bild nicht erkennbare
farblose bis beigefarbene Aragonit-
Nadeln.
ZusammenfassungEs wurden insgesamt 17 Minerale
als Auswahl aus der großen Viel-
falt der in marinen Evaporiten
vorkommenden typischen Salz-
minerale und deren Begleitmine-
rale vorgestellt. Schwerpunkt der
Betrachtungen waren Minerale aus
Abb. 17: Quarz-Doppelender / Quartz
double-ended crystal, Grube / Mine: Hat-
torf-Wintershall, Bildbreite / Width of
picture: ca. 1,5 mm, Sammlung / Collec-
tion: Behnke, Foto / Picture: Dietrich.
Abb. 18: Calcit, sternförmig mit Arago-
nit / Calcite, starshaped with Aragonite,
Grube / Mine: Hattorf-Wintershall, Brei-
te der Stufe / Width of piece: ca. 3 cm,
Sammlung / Collection: Behnke, Foto /
Picture: Dietrich.
Abb. 19: Boracit mit würfeligem Habitus in Anhydrit /
Boracite with cubic habit in Anhydrite, Fundort / Location:
Bernburg, Bildbreite / Width of picture: ca. 5 mm, Sammlung
/ Collection: Dietrich.
Abb. 20: Boracit mit tetraedrischem Habitus in Anhydrit
/ Boracite with tetrahedral habit in Anhydrite, Fundort /
Location: Bernburg, Bildbreite / Width of picture: ca. 4 mm,
Sammlung / Collection: Dietrich.
Abb. 21: Erythrosiderit / Erythrosiderite, Grube / Mine: Hat-
torf-Wintershall, Bildbreite / Width of picture: ca. 4 mm,
Sammlung / Collection: Behnke.
Abb. 22: Dolomit mit Halit / Dolomite with Halite, Grube /
Mine: Hattorf-Wintershall, Breite der Stufe / Width of piece:
ca. 5 cm, Sammlung / Collection: Behnke.
Abb. 23: Pyrit, oktaedrisch auf Halit / Pyrite, octahedral on
Halite, Grube / Mine: Hattorf-Wintershall, Bildbreite / Width
of picture: ca. 4 mm, Sammlung / Collection: Behnke.
Abb. 24: Schwefel zwischen Halit / Sulphur between Halite,
Grube / Mine: Hattorf-Wintershall, Breite der Stufe / Width
of piece: ca. 6,5 cm, Sammlung / Collection: Behnke. Alle Fotos
dieser Seite / All pictures of this page: Dietrich.
14 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Forschung und Entwicklung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 15
Forschung und Entwicklung
der Lagerstätte des Werra-Revieres.
Neben der Beschreibung ihres Vor-
kommens und Aussehens sowie
Informationen zum Ursprung der
Benennung sollte die Darstellung
in Farbbildern zeigen, welche zum
Teil nur mikroskopisch erkennba-
re Schätze die Natur bietet, wenn
man aufmerksam und genau hin-
schaut.
DankUnser Dank gilt dem K+S-For-
schungsinstitut der K+S Aktienge-
sellschaft für die Möglichkeit zur
Anfertigung analytischer Untersu-
chungen an einigen Mineralproben
sowie den Herren Bachmann und
Klee für die Überlassung von Samm-
lungsstücken zur Anfertigung von
Fotos. Unser ganz besonderer Dank
gilt Herrn Gudowius, der uns zahl-
reiche und wichtige Unterlagen und
archivarische Aufzeichnungen zur
Verfügung gestellt hat, und Frau
Dr. Reitermayer für die Beschaffung
von Literatur.
Literatur[1] C. Ochsenius, „Die Bildung der
Steinsalzlager und ihrer Mutterlau-
gensalze unter specieller Berück-
sichtigung der Flötze von Doug-
lashall in der Egeln’schen Mulde“,
Pfeffer-Verl. Halle, 1877.
[2] R. Kühn, „Der Einfluß mine-
ralogisch-geochemischer Untersu-
chungen auf die Vorstellung zur
Bildung von Kalisalzlagerstätten“,
Ber. deutsch. Ges. geol. Wiss. B
Miner. Lagerstättenf., 1968, 13-2,
193 und R. Kühn, „Geochemistry
of the German Potash Deposits“,
Geol. Soc. Am., Special Paper 88,
1968, 427.
[3] W. W. Beer, „Kalilagerstätten in
Deutschland“, Kali und Steinsalz,
1996, H1, 12, 18.
[4] A. G. Herrmann, „Grundkennt-
nisse über die Entstehung der
Salzlagerstätten“, Aufschluss, 1981,
32, 45.
[5] H. J. Hohmann, D. Mehnert (Hrsg.), „Bunte Salze, weiße Berge“, Ulmen-
stein-Verlag, Hünfeld, 2004.
[6] P. Bosse, „Salz und Salzminerali-
en“, Emser Hefte, 1/1990, 11, 2.
[7] R. Kühn, „Die Mineralnamen
der Kalisalze“, Kali und Steinsalz,
1959, 331.
[8] G. Brockt, K.-J. Fritz, K. Stedingk, T. Witzke, „Die ehemalige Kaligrube
Brefeld bei Staßfurt – Streiflichter
aus einer faszinierenden Welt“,
Mineralienwelt, 2/2001, 12, 15.
[9] R. v. Hodenberg, G. v. Struensee, „Rokühnite, FeCl2 · 2 H2O, a new
Mineral“, N. Jb. Miner. Mh., 1980,
H3, 125.
[10] R. Kühn, Kali-Symposium 1955,
„Mineralogische Fragen der in den
Kalisalzlagerstätten vorkommen-
den Salze“, 51–105.
[11] R. Kühn, „Salzmineralien aus nie-
dersächsischen Lagerstätten“, Ber.
Naturhist. Ges., 1972, 116, 115.
[12] „Steckbrief Halit“, Lapis,
11/1992, 8.
[13] W. Lieber, „Farbzonen in Kristal-
len: Beobachtungen im Mineral-
reich“, Lapis, 1/1993, 43.
[14] „Steckbrief Leonit“, Lapis,
3/1987, 7.
[15] J. D´Ans, H. E. Freund, „Versu-
che zur geochemischen Rinneit-
bildung“, Kali und Steinsalz, 1954,
H 6, 3.
[16] K. L. Weiner, „Kristallformen
– Folge 8: Kombinationen kubischer
Kristallformen“, Lapis, 6/1977, 24.
[17] S. Schellhorn, „Bernburg – eine
unterirdische Welt aus Salz“, Lapis,
12/1993, 7.
[18] G. Jahn, „Vom Salz der Erde“,
Aufschluss, 1996, 47, 99.
[19] N.N., „Sensation: Metergroße
Steinsalz-Kristalle in thüringer
Bergwerk“, Lapis, 9/1991, 7.
[20] M. Pippig, „Über das Vorkom-
men einer Kristallsalzschlotte im
Kalibergwerk Merkers“, Kali und
Steinsalz, 1992, H1/2, 11, 2.
[21] H. J. Rösler, Lehrbuch der Mine-
ralogie, 2. Auflage, VEB Deutscher
Verlag der Grundstoffindustrie,
Leipzig 1981.
[22] C. A. Baar, R. v. Hodenberg, R. Kühn, „Gelbes lichtempfindliches
Steinsalz von Esterhazy/Saskatches-
wan und gelber, lichtempfindlicher
Boracit von Lehrte/Niedersachsen“,
Kali und Steinsalz, 1971, 13, 461.
[23] P. Sonnenfeld, „The color of rock
salt – a review“, Sedimentary Geo-
logy, 1995, 94, 267.
[24] J. Leonhardt, W. Berdesinski, „Über
Effloreszenz des Kieserits in Salz-
bergwerken“, Z. Anorg. Allg. Chem.,
1951, 265, 284.
[25] R. v. Hodenberg, R. Kühn, „Zur
Kenntnis der Magnesiumsulfathy-
drate und der Effloreszenzen des
Kieserits von Hartsalzen, Kali und
Steinsalz, 1967, H 10, 4, 326.
[26] R.Kühn, K. H. Ritter, „Der Kristall-
wassergehalt von Kainit und von
Löweit“, Kali und Steinsalz, 1958,
2, 238.
[27] P.-M. Beier, „Das Mineral Rinneit:
Vorkommen, Eigenschaften, Ana-
lytik und Abtrennung“, Kali und
Steinsalz, 2004, H 1, 36.
Allenit, Pentahydrit [6], [7], [8], [11] Kainit [5](B), [6], [7], [8](B), [11]
Anhydrit, Muriacit [5](B), [6](B), [7], [8], [10], [11] Kaliborit, Heintzit, Hintzeit [7], [11]
Apatit (Hydroxyl-Apatit) [6] Kalistrontit [11]
Glaserit, Aphthitalit [6], [7], [11] Kieserit [6], [7], [8], [11]
Aragonit [d. A.] Koenenit [6](B), [10](B), [11]
Baeumlerit, Chlorocalcit [6], [7], [11] Krugit [7]
Baryt [11] Langbeinit [6](B), [7], [11]
Bischofit [6](B), [7], [8], [11] Leonit [5](B), [6](B), [7], [8], [14](B)
Blödit, Astrakanit [6], [7], [8](B), [11] Löweit [6], [7], [11]
Boracit [6](B), [7], [8], [10](B), [11], Lüneburgit [7], [11](B)
[16](B), [17](B) Magnesit [10], [11]
- Staßfurtit [7], [10], [11] Magnetit [6]
- Ericait [6](B), [7], [10](B), [11] Millerit, Haarkies [6]
Brucit [11] Natrolith [6]
Calcit [6], [11] Olivin [6]
Carnallit [6], [7], [8](B), [11] Pikromerit, Schönit [6], [7], [8], [11]
Chlorit (Amesit, Pennin) [6], [8](B) Pinnoit [7], [11]
Coelestin [6], [10], [11] Polyhalit [5](B), [6], [7], [8], [11]
Danburit [7], [10], [11] Pyrit [6], [8], [10]
Diopsid [6] Pyrrhotin, Magnetkies [6], [8](B)
Dolomit [6], [11] Quarz [10]
Douglasit [7], [11] Rinneit [6], [7], [10], [11], [15]
Epsomit, Bittersalz [6], [7], [8] Rokühnit [6], [9]
Erythrosiderit [7], [11] Sanderit [7]
Eugsterit [6] Schwefel, ged. [6](B), [8](B), [10]
Feldspat [11] Sellait [7], [10], [11]
Galenit, Bleiglanz [6] Starkeyit, Leonhardtit [6], [7], [11]
Gips [5](B), [6], [8], [10], [11] Strontiohilgardit [7], [11]
Glauberit [6], [11] Sulfoborit [7], [11]
Glimmer (z. B. Muskovit, [6], [11] Sylvin [5](B), [6](B), [7], [11]
Biotit, Hydromuskovit) Syngenit [6](B), [7], [8](B), [11]
Hämatit, Eisenglanz [6], [8](B) Szájbelyit, Ascharit [6], [7], [8], [10](B), [11]
Halit, Steinsalz [5](B), [6](B), [8](B), [10](B), [11] Tachyhydrit [6], [7], [8](B), [11]
[12], [13](B) Thenardit [6], [7], [11]
Heidornit [7], [11] Titanit, Sphen [6]
Hexahydrit, Sakiit [6], [7], [8](B), [11] Vanthoffit [6], [7], [11]
Hornblende [6] Zirklerit, Fe-Koenenit [7], [11]
Hydroboracit [7], [8](B), [11] Zirkon [10]
Hydrophilit [7], [11]
Mineral, Synonym Literatur Mineral, Synonym Literatur
Tabelle 1: Minerale der deutschen Kali- und Steinsalzlagerstätten / Minerals of german potash- and rocksalt deposits
(B) hinter den Literaturzitatenummern bedeutet, dass im Rahmen der zitierten Veröffentlichung auch Bildmaterial
des betreffenden Minerals publiziert wurde.
16 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 17
Technik und Anwendung
Pneumatische Flotation im Bereich der Salz-aufbereitung bei K+S
Ältere rührerlose, d.h. so genannte pneu-matische Flotationsmaschinen konnten sich zur Mineralaufbereitung in der Vergangenheit nicht überzeugend gegen die Rührwerksflo-tation durchsetzen. Trotz eines grundsätzlich vorteilhaften Prinzips unterlag die pneuma-tische Flotation häufig im Punkt Robust-heit. Im Verlauf der letzten 15 Jahre gab es zunehmend Beispiele dafür, dass neuere Ausführungen der pneumatischen Flotation gegenüber Rührwerksmaschinen bevorzugt werden. Der verbesserte Stand der pneuma-tischen Technik in Verbindung mit geplanten Investitionen zum Ausbau und Ersatz von Flotationsbetrieben gab Anlass, moderne Ausführungen dieser Technologie auf ihr Potential hin zu prüfen.
Bedeutung der FlotationInnerhalb der K+S-Gruppe wird
die Flotation ausschließlich auf
den Produktionsstandorten der
K+S KALI GmbH angewendet. Jähr-
lich stellt die K+S KALI GmbH im
Rahmen der Sylvin- und Kieserit-
gewinnung Flotationsprodukte im
Maßstab von Millionen Tonnen her.
Mit umgerechnet 3,6 Mio. Tonnen
K2O in 2003 nimmt die K+S KALI
GmbH eine Spitzenposition unter
den größten Kaliproduzenten der
Welt ein. Insgesamt wurden in 2003
39,1 Mio. Tonnen Kali-Rohsalze
gefördert und zu 7,8 Mio. Tonnen
Kali- und Magnesiumprodukten
aufbereitet. An diesem Ergebnis
haben Flotationsprozesse einen
ganz erheblichen Anteil [1]. Entspre-
chend groß ist natürlich auch die
Bedeutung des Verfahrens. Dabei ist
das Verfahren nicht ausschließlich
nur bedeutsam im Hinblick auf die
Herstellung von Produkten, son-
dern auch im Hinblick auf die Maxi-
me, dies möglichst kostengünstig,
ressourcen- und umweltschonend
zu tun. Beispiel dafür ist die Umstel-
lung der Aufbereitung auf Stand-
orten des Verbundwerkes Werra der
K+S KALI GmbH von Waschprozess
auf Flotation. Ein Überschuss an
Prozesslösungen konnte dadurch
erheblich reduziert werden.
Aufgrund des hohen Stellenwer-
tes der Flotation in der Salzaufbe-
reitung entwickelte sich neben
der Verfahrenstechnik auch das
spezielle Wissen zu einer Kern-
kompetenz.
Besonderheiten der SalzflotationEtwa in der Mitte des letzten Jahr-
hunderts wurden die Meilensteine
zum Verständnis und wirtschaft-
lichen Machbarkeit der Salzflotati-Dipl.-Ing. Jens Werdelmann
Leiter Aufbereitung
K+S-Forschungsinstitut, Heringen
K+S Aktiengesellschaft
Abb. 2: Produktionsstandorte in Deutschland mit Flotationsprozessen / Produc-
tion sites in Germany with flotation processes.
Abb. 1: Pneumatische Kieseritflotation auf dem Standort Hattorf / Pneumatic f lotation of kieserite at the production
site Hattorf.
18 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 19
Technik und Anwendung
on gesetzt. Die wertvollen Arbeits-
ergebnisse auf dem Gebiet der
Salzaufbereitung zu dieser Zeit
bilden die Grundlagen, auf deren
Basis das hohe Niveau heute typi-
scher verfahrenstechnischer wie
betriebswirtschaftlicher Kennzif-
fern entwickelt wurde. Die Flota-
tion leichtlöslicher Salzminerale
in entsprechenden Salzlösungen
stellt besondere Anforderungen an
die Beherrschung dieses Verfahrens
[2]. Dies gilt in zunehmendem Maße
unter dem Aspekt geschlossener
Lösungskreisläufe und vor allem
kostenreduzierender Maßnahmen.
Im Hinblick auf kostensparende
Maßnahmen wurde bereits auf die
Anwendung der pneumatischen
statt der konventionellen Flotation
mit Rührwerkszellen hingewiesen
[1]. Voraussetzungen des Betriebs
dieser alternativen Technik bilden
die Randbedingungen von Standor-
ten der K+S KALI GmbH mit Flota-
tionsanlagen. Die Randbedingun-
gen werden grundlegend definiert
durch die Komposition des Rohsal-
zes zum einen, zum anderen aber
auch durch die standortspezifische
Einordnung des Flotationsverfah-
rens in der gesamten Prozesskette.
Standorte mit FlotationDie K+S KALI GmbH mit Sitz der
Unternehmensleitung in Kassel
betreibt auf 6 von insgesamt 7 Pro-
duktionsstandorten Flotationspro-
zesse (Abb. 2). Pauschal ist die Roh-
salzsituation auf jedem Standort
verschieden: Das Werk Zielitz bei
Magdeburg verarbeitet als einziges
Werk ausschließlich Sylvinit; die
Sylvinitaufbereitung des Werkes
Sigmundshall bei Wunstorf wurde
2002 um eine Hartsalzverarbeitung
erweitert; die Standorte des Ver-
bundwerkes Werra im Raum Phi-
lippsthal und das südlichste Werk
Neuhof-Ellers bei Fulda bereiten
Hartsalz auf. Neben den genannten
Hauptmineralen prägen zudem
noch verschiedene Nebenminera-
le die standortspezifischen Rand-
bedingungen. Nebenminerale sind
im Wesentlichen Langbeinit, Anhy-
drit und vor allem auch Carnallit.
In den Flotationsbetrieben herrscht
die Anwendung der Rührwerks-
flotation vor. Bereits Anfang 1990
wurde pneumatische Technologie
zur großtechnischen Kieseritflo-
tation im Werk Hattorf eingeführt
(Abb. 1). Ferner erfolgt auch schon
seit 2001 eine Anwendung der
pneumatischen Sylvinflotation im
Werk Sigmundshall.
Standortspezifische Randbedingungen zur FlotationDas Rohsalz wird nur im Werk
Zielitz direkt mittels Flotation
verarbeitet. Bei den übrigen Stand-
orten ist die Flotationsaufgabe eine
Restfraktion anderer Aufbereitungs-
prozesse. So wird beispielsweise auf
Standorten des Verbundwerkes Wer-
ra eine Hartsalzfraktion über einen
Heißlösebetrieb von Sylvin und
anschließend erst mittels Flotation
(Abb. 1) von Kieserit entwertet. Ein
anderer Upstream-Prozess, der zur
Hartsalzaufbereitung weltweit nur
in der K+S KALI GmbH eingesetzt
wird, ist die elektrostatische Auf-
bereitung (ESTA). Über die ESTA
wird das Rohsalz von Kieserit ent-
wertet. Eine nach ESTA anfallende
Hartsalzfraktion bildet die Aufgabe
einer Sylvinflotation. Die Restfrak-
tionen von Heißlösebetrieb und
ESTA gelangen noch heiß in die
jeweilige Flotation und bedingen
entsprechend hohe Flotationstem-
peraturen.
Hohe Temperaturen setzen bei
der Sylvinflotation die Wirksamkeit
von Tensiden (Sammler, Schäumer)
herab, die zur Ausbildung des Selek-
tionsmerkmals, die unterschied-
liche Benetzbarkeit, angewendet
werden. Neben dem Temperatur-
einfluss wirkt sich insbesondere auf
die Selektivität der Flotation auch
die Anwendung einer unselektiv
hydrophobierenden Konditionie-
rung im Rahmen der ESTA aus,
die für den Sortiererfolg dort aber
unabdingbare Voraussetzung ist.
Neben Prozesstemperatur und
Vorkonditionierung ergeben sich
andere standortspezifische Rand-
bedingungen durch die Zusam-
mensetzung der Traglösung. Die
Verhältnisse im wässrigen Viersalz-
system (KCl, NaCl, MgCl2, MgSO4) im
Rahmen der Hartsalzaufbereitung
sind dabei besonders komplex. Die
Bedingungen auf verschiedenen
Standorten können diesbezüglich
trotz vergleichbarer Hartsalzverar-
beitung sehr unterschiedlich aus-
fallen. Wichtig ist ein günstiges
Verhältnis von gelöstem MgSO4
und MgCl2 in sylvin- und halitge-
sättigten Traglösungen, welches
idealerweise Betriebsbedingungen
der Flotation bei Doppelsalzsätti-
gung gewährleistet.
Geringe MgCl2-Gehalte und eine
hohe MgSO4-Nachlöserate können
zu einer massiven Glaseritkristal-
lisation führen. Dagegen ist bei
einem hohen MgCl2- und MgSO4-
Spiegel im Bereich der Leonitsätti-
gung zwar nicht mit einem Anfall
störender Doppelsalzmengen in
größerem Ausmaß zu rechnen,
jedoch nimmt die Selektivität der
Sylvinflotation in Abhängigkeit
von hohen MgCl2-Gehalten in der
Traglösung stark ab [3]. Der Anteil
von gelöstem MgCl2 korrespondiert
mit der Carnallitmenge im Rohsalz.
Carnallit ist damit sozusagen ein
Leitmineral für das Ausmaß des
Flotationserfolges. Die Mineralkom-
position der Salzlagerstätten ist
naturgegeben. Daher haben bereits
die untertägigen logistischen Leis-
tungen zur Vergleichmäßigung
der Mineralphasen eine große
Bedeutung für die übertägige Auf-
bereitung.
Vorteile einer pneumatischen FlotationDie oben skizzierten Randbedin-
gungen beeinflussen vor allem
die Mikroprozesse der Flotation,
insbesondere die Tensidaktivität
und Sammleradsorption. Sie bilden
ganz entscheidend die physico-che-
mischen Grenzen, die unabhängig
von der Wahl des Prinzips alternati-
ver Flotationsapparate sind. Mit der
Wahl des Flotationsapparates kön-
nen jedoch maßgeblich makrosko-
pische Prozesse beeinflusst werden.
Verfahrenstechnisch als auch wirt-
schaftlich interessant sind dabei
Prozesse wie die sekundäre Anrei-
cherung über die Schaumphase,
ein energieeffizienter Korn-Blase-
Haftvorgang oder das Ausbringen
grober Körnungen. Die Größen-
ordnung kritischer Korngrößen
liegt bei der Salzflotation oberhalb
eines Millimeters. Als optimal gilt
der Bereich zwischen 0,8 mm und
0,2 mm. Fraktionen kleiner 0,2 mm
sedimentieren in wirtschaftlichen
Apparategrößen nur mäßig und
werden daher anteilig auch unse-
lektiv mit dem Schaumprodukt
ausgetragen. In pneumatischen
Flotationsapparaten herrschen vor
allem im Hinblick auf ein hohes
Grobkornausbringen in der Regel
günstige hydrodynamische Ver-
hältnisse, d. h. geringe Scherkräfte
und ein zur Schaumphase gerich-
teter Strömungsvektor. Dies dürfte
theoretisch die Stabilität bzw. den
Austrag von Korn-Blase-Aggregaten
mit groben Körnungen begünsti-
gen. Ein weiterer Vorteil pneuma-
tischer Flotationsapparate gegen-
über Rührwerkszellen betrifft den
Energieaufwand: Um ein Versanden
der Apparate zu verhindern, muss
in Rührwerkszellen der Feststoff in
der Schwebe gehalten werden. Ein
Energiebeitrag zur Suspendierung
muss dagegen bei der pneuma-
tischen Flotation nicht geleistet
werden.
Anwendungen pneumatischer Flotation bei K+SPneumatische Flotation wird in der
K+S KALI GmbH auf dem Standort
Hattorf zur Kieseritflotation und
auf dem Werk Sigmundshall zur
Sylvinflotation großtechnisch ein-
gesetzt. Beide Anlagen arbeiten
im Cleaner-Scavenger-Betrieb, d.
h. eine erste Trennstufe liefert
Bestqualität, eine zweite Stufe flo-
tiert den Rückstand der ersten
Stufe nach. Die Ergebnisse dieser
Betriebsart belegen die Eignung
des Verfahrens zur Abtrennung
staubfeiner Verunreinigungen bei
hohem Wertstoffausbringen. Die
Kieseritflotation des Werkes Hat-
torf (Abb. 3) ist eine Eigenentwick-
lung [4]. Mit dieser Einrichtung
wird ein Kornspektrum mit einem
d50 von etwa 150–200 µm verar-
beitet. Die Anreicherung von 24 %
Kieserit in der Aufgabe auf 91 % im
Abb. 3: Pneumatische Trennzelle zur Kieseritflotation / Separator for pneumatic
f lotation of kieserit.
Abb. 4: Betrieb einer Imhoflot zur
pneumatischen Sylvinflotation / Ope-
rating Imhoflot for pneumatic sylvine
f lotation.
20 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 21
Technik und Anwendung
Konzentrat gelingt mit Werten für
das Kieseritausbringen von größer
90 %. Feinste Nebenminerale (Stein-
salz, Anhydrit) werden sehr selektiv
abgetrennt.
Kieserit ist mit einer Härte nach
MOHS von 3,5 im Vergleich zu
Sylvin mit 2,0 ein vergleichsweise
hartes Mineral. Die entsprechend
hohe Abrasion in trübeführenden
Einrichtungen stellt besondere
Anforderungen an Werkstoffe und
insbesondere an Ausführungen
verschleißarmer Begaser [5].
Als nachteilig kann die Gerä-
tekomplexität, gemessen an der
Vielzahl der Begaser pro Zelle (Abb.
3), empfunden werden. Die große
Anzahl der Begaser und der damit
einhergehende kleine geometrische
Maßstab hat aber durchaus ein ver-
fahrenstechnisches Argument: Zum
Betrieb gerade von selbstansau-
genden Begasern für die Flotation
wird ein Flüssigkeitsstrahl erzeugt.
Praktisch nur am Umfang dieses
Flüssigkeitsstrahles wird Arbeit zur
Zerscherung von Gas auf geeignete
Blasengrößen verrichtet. Die Quer-
schnittsfläche des Strahls steigt
mit einem Scale-up quadratisch,
der Umfang aber nur linear zum
Durchmesser an. Das bedeutet, dass
die Effizienz der Gasdispergierung
aufgrund dieses Aspektes nach
einer Maßstabsvergrößerung stark
abnehmen kann.
Erfahrungen hinsichtlich Ergänzung bestehender AnlagenDie großtechnischen Ergebnisse der
oben erwähnten Kieseritflotation
belegen die Eignung des Verfahrens
für den Cleaner-Scavenger-Betrieb
(Abb. 6b) zur Abtrennung staubfei-
ner Verunreinigungen bei hohem
Wertstoffausbringen. Der Bedarf
an einem solchen Verfahrenserfolg
ergab sich im Rahmen eines Ausbaus
des Werkes Sigmundshall um eine
Hartsalzaufbereitung. Vor dem Aus-
bau wurde ausschließlich Sylvinit
verarbeitet. Heute werden Sylvinit
und Hartsalz parallel aufbereitet.
Im Rahmen des Ausbaus musste die
Flotation von der Verarbeitung des
Sylvinits auf die Entwertung einer
Hartsalzfraktion von Sylvin umge-
stellt werden. Diese Hartsalzfrakti-
on fällt nach Aufbereitung mittels
ESTA an und bildet zusammen
mit verschiedenen Staubfraktionen
< 0,2 mm die Flotationsaufgabe.
Die staubfeinen Fraktionen fallen
notwendigerweise im Rahmen der
ESTA an. Angesichts von Wertstoff-
gehalt und -menge müssen diese
Stäube in der Flotation mitverar-
beitet werden – mit dem eingangs
schon erwähnten Nachteil, also
einer Einschränkung der Prozess-
selektivität.
Für ein Flotationsprodukt der
Kaliaufbereitung ist ein Wertstoff-
äquivalent von 60 Massenprozent
K2O (rd. 95 % KCl) Standard. Dieses
Wertstoffniveau wird allerdings
nicht unmittelbar nach der Flota-
tion erreicht, sondern erst nach
einem anschließenden Löseverfah-
ren, einem so genannten Deckpro-
zess. Über diesen Prozess erfolgt
die gezielte Aufkonzentrierung von
Wertstoff durch Einstellung einer
an Nebenmineralen untersättig-
ten Decklösung. Leitmineral ist
hier Halit. Kieserit kann aufgrund
einer trägen Lösekinetik nur in
sehr eingeschränktem Umfang auf-
gelöst werden. Daher hängt die
Herstellung eines Flotationspro-
duktes mit obiger Qualität ganz
entscheidend vom Flotationserfolg
ab. Entsprechend interessant war
das Potential einer Ergänzung der
Rührwerksflotation des Werkes Sig-
mundshall um eine pneumatische
Nachreinigungsstufe. Die halbtech-
nischen Versuche dazu wurden
sowohl mit Hartsalzfraktionen des
Werkes Sigmundshall wie auch
mit dem ähnlichen Stoffsystem
des Schwesterwerkes Neuhof-Ellers
(Abb. 7) durchgeführt. Im Rahmen
der Versuche gelang es durch
Ausschöpfung von Möglichkeiten
der sekundären Anreicherung ins-
besondere den Anteil von Kieserit
auf Sollwerte einzustellen (Abb.
5). Für die Versuche zur pneuma-
tischen Flotation kamen Pilotan-
lagen der Firmen Allmineral, KHD
und Maelgwyn Mineral Services zur
Anwendung.
Erfahrungen hinsichtlich Ersatz bestehender AnlagenDie Eignung pneumatischer Flota-
tionsmaschinen für den vollständi-
gen Ersatz von Rührwerksmaschi-
nen mehrstufiger Cleaner-Betriebe
wurde im halbtechnischen Maßstab
geprüft. Dabei wurde der Stand der
Technik bzgl. vertikaler wie auch
horizontaler Bauweisen (G-Zelle)
pneumatischer Flotationsmaschi-
nen berücksichtigt. Bei einer verti-
kalen Bauweise wird die belüftete
Trübe von oben einem Trenngefäß
aufgegeben. Der Rückstand wird am
Gefäßboden abgezogen. Merkmal
typischer Ausführungen ist zudem
ein konischer Verdrängungskör-
per, mit dem der Schaumaustrag
beeinflusst werden kann. Der hori-
zontalen Bauweise wird die belüf-
tete Trübe tangential aufgegeben.
Die Flotation und Sedimentation
erfolgt im Fliehkraftfeld.
Der Ersatz von Rührwerksflota-
tion durch pneumatische Technik
ist im untersuchten Fall aufgrund
von Betriebskostenvorteilen sehr
interessant, wenn die alternative
Aufbereitung einstufig (Abb. 6a),
bei gleichwertigem Sortierergebnis
und ohne Einfluss des Ersatzes auf
die Nebenprozesse gelingt. Ein ein-
schränkender Faktor bzgl. Neben-
prozesse kann z. B. ein Mehrbedarf
an Traglösung zur Verdünnung der
Flotationsaufgabe sein: Kann der
Mehrbedarf an Traglösung nicht
durch die vorhandenen Mittel
(Klärung) zur Aufbereitung der
Lösung gedeckt werden, müsste
auch in diese Nebenprozesse kos-
tenintensiv investiert werden. Eine
Verdünnung der Flotationsaufgabe
ist für den Fall notwendig, wenn
Schaumprodukte der Flotation
(Konzentrate) aufgrund einer sehr
stabilen Schaumkonsistenz nicht
ausreichend schnell entlüften und
daher mehrphasige Trüben ver-
pumpt werden müssen.
Abb. 5: Einfluss der sekundären Anrei-
cherung auf den Anteil von Gangart im
Schaumprodukt / Influence of secondary
enrichment on fractions of gangue in
concentrate.
Abb. 6: Beipiele zu Fahrweisen mit pneumatischer Flotation / Examples of ope-
ration modes for pneumatic f lotation machines.
Abb. 7: Kaliprodukt typischer Qualität,
auch nach pneumatischer Flotation /
Potash of typical quality, also with pneu-
matic f lotation.
Abb. 8: Versuchsergebnisse zur Anwendung vertikaler und horizontaler Bau-
arten pneumatischer Flotation / Results after applying pneumatic f lotation with
vertical and horizontal construction.
22 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 23
Technik und Anwendung
Dass gleichwertige Sortierer-
gebnisse mittels pneumatischer
Flotation gegenüber einem Nach-
reinigungsbetrieb mit konventio-
neller Rührwerksflotation möglich
sind, vermittelt Abb. 9 für Einsatz-
stoffe des Werkes Neuhof-Ellers.
Die Bemusterung der großtechni-
schen Rührwerksflotation lieferte
ein relativ breites Spektrum an
Betriebsergebnissen. Um diesen
Bereich auch mit einer pneu-
matischen Pilotanlage vertikaler
Bauart abzudecken, wurde eine ent-
sprechende Vielzahl unterschiedli-
cher Lagen der Versuchsergebnisse
in obigen Diagrammen erzeugt.
Hauptparameter mit entsprechen-
dem Einfluss war vor allem die
Schaumhöhe. Dieser Parameter ist
allerdings bzgl. Konzentratqualität
nur begrenzt wirksam: Bei geringen
Höhen wird nur das Schaumpro-
dukt mit der größten Verweilzeit
ausgetragen. Dieses Fließprofil
(Pfropfenströmung) ist ideal im
Hinblick auf definierte Verhältnisse
der so genannten sekundären Anrei-
cherung. Ab bestimmten Schaum-
höhen stellen sich diesbezüglich
ungünstige Verhältnisse ein (Abb.
9), und zwar mit der Wirkung, dass
bei geringem Massenausbringen
schlechtere Konzentratqualitäten
erzielt werden als bei größerem
Massenausbringen, (pauschal gilt
bei Sortierverfahren: Je geringer
das Massenausbringen desto bes-
ser die Konzentratqualität). Zur
Erklärung der Ursache obiger Wir-
kung können folgende beobachtete
Umstände herangezogen werden:
Ab einer kritischen Schaumhöhe
bahnt sich relativ junger Schaum
in Gefäßwandnähe seinen Weg zum
Überlauf. Ältere Schaumfraktionen
werden in Richtung Gefäßmitte
verdrängt und bilden fließträge
Nester, die mit der Zeit absinken,
in der Trübe dispergieren und in
den Rückstand separieren. Letzteres
geschieht zwangsläufig, da prak-
tisch keine Möglichkeit der Rekon-
taktierung der Partikeln mit Luft-
bläschen im Zuge einer einstufigen
pneumatischen Flotation besteht.
Wie groß das Ausmaß der Wirkung
von Schaumhöhe und anderer
freier Prozessparameter ist, hängt
vom jeweiligen Stoffsystem ab und
kann diesbezüglich ganz unter-
schiedlich ausfallen. Die Abb. 9
zeigt konkurrenzfähige Lagen der
pneumatischen Flotationsergebnis-
se (pneuexp) vs. großtechnische
Rührwerksflotation (mechexp) im
Zielbereich zwischen 50 und 60 %
Massenausbringen. Auch das Ergeb-
nis einer Regressionsanalyse zum
Ausgleich der einzelnen Arbeits-
punkte in Form einer Flotations-
kurve (pneucalc, mechcalc) liefert
keinen signifikanten Unterschied
der Sortierergebnisse. Die Grund-
lage der Regressionsanalyse ist eine
Formulierung der Flotationskinetik
vom Ansatz
bzw. in integrierter Form für das
Ausbringen der Masse m einer
Komponente i in das Konzentrat
nach der Zeit t
Darin wird mit i eine Unterteilung
der Gesamtmasse m0 in Klassen
unterschiedlich schnell flotieren-
der Fraktionen (Aktivitätsklassen)
vorgenommen. Die Aktivität der
jeweiligen Klasse wird mit einer
Geschwindigkeitskonstanten ki defi-
niert. Im Rahmen der Anwendung
dieses Modells hat sich gezeigt,
dass eine Unterteilung in nur drei
Aktivitätsklassen bereits eine aus-
reichende Flexibilität der Regres-
sionskurve mit guter Korrelation
der Ergebnisse gewährleistet.
Im Werk Zielitz reichte die Wir-
kung freier Prozessparameter wäh-
rend des Betriebs einer einstufigen
wie auch zweistufigen Fahrweise
(Abb. 6a bzw. 6c) nicht aus, um
Sortierergebnisse im Sollbereich
zu erzielen (Abb. 8). Die Ergebnisse
mit einer Pilotanlage IMF 14 der ver-
tikalen Bauweise (Maelgwyn Mine-
ral Services, Gefäßdurchmesser:
1,4 m) lagen mit vergleichsweise
hohem Anteil der Nebenminerale
am Konzentrat im Bereich großer
Werte für das Massenausbringen.
Im Gegensatz dazu belegen die
ersten Ergebnisse einer Studie zum
Einsatz einer horizontalen Bauart
(G-Zelle) eine gute Konzentratquali-
tät, allerdings mit relativ geringem
Massenausbringen. Das Produkt
der G-Zelle fiel verhältnismäßig
feinkörnig an, so dass der Mengen-
effekt durch das Fehlen gröberer
Fraktionen erklärt werden kann.
Da besonders gröbere Fraktionen
im Spektrum < 1 mm noch mit
Nebenmineralen verwachsen sind,
ergibt sich eine Begründung des
Qualitätseffektes. Im Rahmen der
Möglichkeiten dieser ersten Studie
konnten die Verhältnisse bezüglich
Grobkornausbringen im Hinblick
auf ein Sollergebnis (Abb. 8) nicht
verbessert werden. Ein gutes Grob-
kornausbringen weisen dagegen
Ergebnisse von Untersuchungen
anderer Anwendungsmöglichkei-
ten einer pneumatischen Flotation
der vertikalen Bauweise aus. Die
Abb. 10 zeigt das Resultat einer
Fahrweise gem. Abb. 6b für die
zweite Stufe. Aufbereitet wurde
eine Mittelgutfraktion aus dem
Flotationsbetrieb des Werkes Neu-
hof-Ellers. Das Ergebnis belegt ein
gutes Ausbringen von Grobkorn bis
1,5 mm und weist damit auf ein
Potential dieser Ausführung einer
pneumatischen Flotation für den
Einsatz im Rahmen einer Vorflo-
tation von Hartsalz hin, z. B. als
Scavenger-Flotation.
AusblickDer K+S KALI GmbH steht auf Basis
der Erfahrungen mit eigenen und
neueren Entwicklungen zur pneu-
matischen Flotation ein umfang-
reiches Know-how zur Beurteilung
des Potentials dieses Verfahrens im
Rahmen der Salzaufbereitung zur
Verfügung. Dabei konnte zwar kein
Leistungsvermögen der pneumati-
schen Flotation vom Ausmaß einer
revolutionierenden Technik her-
ausgearbeitet werden, der Stand der
pneumatischen Technik bietet aber
aus heutiger Sicht bei bestimmten
Voraussetzungen durchaus ein
interessantes Potential für zukünf-
tige Verwendungen.
Literatur:[1] G. Ciernioch, Neuere Entwicklun-
gen auf dem Gebiet der Flotation,
Kali und Steinsalz 1997, 12(6), 208
– 213.
[2a] A. Singewald, Zum gegenwär-
tigen Stand der Erkenntnisse in
der Salzflotation, Teil 1: Diskussion
über Struktureinflüsse auf die
selektive Flotation, Chemie Ingeni-
eur Technik 1961, 33(5), 376 – 393.
[2b] A. Singewald, Zum gegenwär-
tigen Stand der Erkenntnisse in der
Salzflotation, Teil 2: Minerallöslich-
keit, Sammler- und Mineralstruktur
bei der selektiven Flotation, Chemie
Ingenieur Technik 1961, 33(8), 558
– 572.
[2c] A. Singewald, Zum gegenwärti-
gen Stand der Erkenntnisse in der
Salzflotation, Teil 3: Einfluß von
pH-Wert, Lösungs-Ionen und Grenz-
flächenpotentialen auf den Flota-
tionsvorgang, Chemie Ingenieur
Technik 1961, 33(10), 676 – 688.
[3] H. Köhler, W. Kramer: Beitrag
zu Problemen der Aufbereitung
carnallithaltiger Sylvinite durch
Flotation. Neue Bergbautechnik,
16 Jg., Heft 11, November 1986, S.
430 – 433.
[4] Kali und Salz GmbH, Verfahren
und Vorrichtung zur rührerlosen
Flotation von Stoffen mit geringem
Hydrophobierungsgrad und/oder
geringer Stabilität im Schaumver-
band, insbesondere von Salzgemen-
gen DE 44 16 261 C1, 1995 (J. Götte;
H. Schnez; A. Singewald).
[5] Kali und Salz GmbH, Vorrichtung
zum Begasen von Flüssigkeiten und
Suspensionen, DE 199 50 600 C2,
1999 (J. Werdelmann; E. Filbry).
Abb. 9: Vergleich von Ergebnissen einer großtechnischen Rührwerksflotation
und einer pneumatischen Pilotanlage / Comparison of results from an industrial
mechanical f lotation and a pneumatic pilot plant.
Abb. 10: Ergebnisse zur Flotation von Grobkorn mit einer zweistufigen pneuma-
tischen Flotation vertikaler Bauweise / Results from operating a 2-phase pneumatic
f lotation with vertical construction to f loat coarse fractions.
24 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 25
Technik und Anwendung
Die Südwestdeutsche Salzwerke AG
betreibt am Standort Heilbronn
mit einer Jahresrohsalzfördermen-
ge von über 3,5 Mio. t eines der
leistungsstärksten Steinsalzberg-
werke Europas. Die flachgelagerte
Lagerstätte im Mittleren Muschel-
kalk wird in zwei Scheiben mit
einer Bauhöhe von bis zu 12 m im
Kammerfestenbau abgebaut.
Das ca. 11 km2 große untertägige
Grubengebäude, in dem neben den
Abbaurevieren auch eine Unter-
tagedeponie betrieben wird, und
das über eine Strecke verbundene
Nachbarbergwerk Kochendorf sind
wettertechnisch als eine Einheit zu
betrachten. Der 1885 abgeteufte
Schacht HEILBRONN sowie der
1899 fertig gestellte Schacht KÖNIG-
WILHELM II in Bad Friedrichshall-
Kochendorf sind dabei einziehend.
Der 1972 abgeteufte Schacht FRAN-
KEN ist alleiniger ausziehender
Wetterschacht.
Die räumliche Entfernung zwi-
schen der nordwestlichen Abbau-
front und dem Schacht Franken
beträgt in einfacher Weglänge
ca. 8 km und wird sich in der
Zukunft durch den nach Nordwes-
ten fortschreitenden Abbau weiter
erhöhen.
Mit der Erteilung des Planfeststel-
lungsbeschlusses zur Erweiterung
der Untertagedeponie Heilbronn im
Jahre 1998 waren zusätzliche wet-
tertechnische Aufgabenstellungen
zu erfüllen. Insbesondere musste
Punkt 10.4.1.3 der TA Abfall ein-
gehalten werden, der vorsieht, in
einem Bergwerk, in dem Abfälle
abgelagert werden und gleichzeitig
Mineralgewinnung stattfindet, den
Deponiebereich gegen den Gewin-
nungsbetrieb durch eine ausrei-
chende Sicherheitsfeste zu trennen.
Dafür war im Grubengebäude eine
100 m mächtige Sicherheitsfeste
zu belassen, die nur an einer Stelle
durchörtert werden durfte und
in diesem Bereich eine Breite von
200 m aufweisen muss.
Die wettertechnische Umsetzung
dieser Vorgabe und der fortschrei-
tende Salzabbau in nordwestlicher
Richtung verstärkten zwangsläu-
fig die Überlegungen über einen
neuen Zugang zum Bergwerk. In
ersten Konzeptplanungen wurden
Stand der Teufarbeiten am Schacht Konradsberg der Südwestdeutschen Salzwerke AG
Vortrag bei der Bergtechnischen Tagung des Kalivereins e.V. am 4. Juni 2004 in Hannover (in gekürzter Fassung wiedergegeben)
insbesondere wegen der geringen
Teufenlage von 220 m die Varianten
Schrägschacht oder Seigerschacht
gegenübergestellt. Im Wesentlichen
wegen der höheren Baukosten für
einen langzeitsicheren wasserdich-
ten Ausbau und der vollständig
fehlenden Infrastruktur für evtl.
weitergehende Nutzungsmöglich-
keiten am neuen Standort wurde
die Variante Schrägschacht ver-
worfen.
Aus der Historie der bereits abge-
teuften Schächte war bekannt, dass
im teilweise klüftigen Deckgebirge
mehrere zum Teil massive Wasser-
zuflüsse zu durchörtern waren.
Um hierüber konkrete Angaben
zu erhalten und zur Erhöhung der
Planungssicherheit für das Gesamt-
vorhaben wurde es als notwendig
angesehen, vorab eine Schachtvor-
bohrung bis in das Liegende der
Lagerstätte niederzubringen.
Nachdem mit den örtlichen
Behörden Einigung über einen
möglichen Schachtstandort erzielt
werden konnte, wurde im Som-
mer 1999 die Vorbohrung in der
geplanten Mittelachse des späteren
Schachtes angesetzt und als Kern-
bohrung mit 100 mm Durchmesser
bis zu einer Teufe von 240 m abge-
teuft. Parallel zum Bohrfortschritt
wurden die wasserführenden Hori-
zonte lokalisiert und Pumpversuche
durchgeführt.
An der Schichtgrenze vom Dolo-
mit zum Anhydrit mussten auf-
grund von starken Spülungsverlus-
ten die Bohrarbeiten unterbrochen
werden. Im Vorgriff auf ein sicheres
Durchteufen wurde festgelegt, diese
Störungszone großräumig zu ver-
pressen. Hierzu wurden insgesamt
98 t Zementmilch in diesen Hori-
zont verpresst. Die Erkundungs-
bohrung konnte danach sicher bis
zu ihrer Endteufe niedergebracht
werden. Die Bohrlochauswertung
ergab wertvolle Anhaltspunkte für
die anschließende Detailplanung.
Nach Festlegung sämtlicher
Rahmenparameter und Durchfüh-
rung einer darauf basierenden
Ausschreibung wurde im Januar
2003 die Firma Deilmann-Haniel
GmbH in Dortmund mit dem
Abteufen des Schachtes KONRADS-
BERG beauftragt. Die Zulassung des
entsprechenden Hauptbetriebspla-
nes erfolgte nach verschiedenen
Erörterungen im März 2003.
Phase 1 Herstellen des SchachtkellersNoch im gleichen Monat wurden die
Bauarbeiten für den Schachtplatz
aufgenommen. Nach Einrichtung
Abb. 1: Luftaufnahme des Schachtplatzes / Aerial photo of shaft site.
Abb. 2: Schachtkeller mit Wetterkanal / Shaft cellar and ventilation duct.
Dipl.-Ing. Thomas Müller,
Südwestdeutsche Salzwerke AG,
Heilbronn
26 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 27
Technik und Anwendung
der Infrastruktur wurde von der
Oberfläche aus der erste Verpressab-
schnitt 40 m tief abgebohrt. Insge-
samt wurden 22 Löcher auf einem
Kreisdurchmesser von 11 m erstellt
und von 7 m bis 40 m unter Acker-
fläche mit insgesamt 85 t Hütten-
zement verpresst.
Anschließend konnte der Aushub
der Baugrube für den Schachtkeller
und den Wetterkanal erfolgen.
Der Schachtkeller wurde in offe-
ner Bauweise mit einem lichten
Durchmesser von 7,5 m errichtet.
Das Bauwerk hat eine Höhe von
ca. 7 m und schließt an der Gelän-
deoberkante ebenerdig ab. Voraus-
schauend wurde am Schachtkeller
ein Wetterkanal errichtet (Abb. 2).
Bei einem eventuellen späteren
Ausbau des Schachtes als Seilfahrt-
und Materialschacht kann bei vor-
stehendem Großgestell damit eine
ungehinderte Wetterversorgung
aufrechterhalten werden.
Phase 2 Teufen des VorschachtesDie 2. Phase des Bauprojektes ist als
Vorschachtteufen zu bezeichnen.
Schacht Konradsberg wurde bis
zur maximal zulässigen Teufe von
50 m unter Geländeoberkante mit
einem Turmdrehkran als Hebemit-
tel geteuft. Als Besonderheit sind
die Fernsteuerung des Turmdreh-
krans sowie die erteilte Ausnahme-
genehmigung für den Transport des
Mini-Baggers mit einem Schwerlast-
gehänge zu nennen.
Das gelöste Bergematerial wurde
mit einer speziell angefertigten
Transportmulde mit einem Inhalt
von 3,5 m3 nach über Tage gehoben
(Abb. 3). Der Personentransport
konnte entweder über den Turm-
drehkran mit einem für 6 Personen
zugelassenen Personentransport-
mittel oder über eine Notfahrwinde
mit Diesel- oder Elektroantrieb
erfolgen.
In den oberen Bereichen der
Lockergesteinsschichten konnte das
Material mit einem Bagger gelöst
werden. Ab ca. 27 m musste auf
Bohr- und Sprengarbeit umgestellt
werden. Das Bohrschema wurde
mit 90 Löchern festgelegt. Zum
Einsatz kam der Brennereinbruch.
Die angestrebte Abschlaglänge lag
bei 4 m und wurde bei 4,2 m tiefen
Abbohrlängen auch immer erreicht.
Die Bohrlöcher wurden mit einem
3-armigen druckluftbetriebenen
Schachtbohrgerät erstellt, das über
Tage in einer Gerätehalle nach
jedem Einsatz gereinigt und gewar-
tet wurde. Das Schachtbohrgerät
wurde auf der Sohle auf einem
Pius aufgestellt und am oberen
Ende durch drei um jeweils 120°
versetzte Arme an der Schachtwan-
dung abgespreizt (Abb. 4). Die drei
einzelnen Bohrlafetten ermöglich-
ten dem Bohrhauer, jede Stelle der
Schachtsohle zu erreichen.
Als Sprengstoff wurde patronier-
ter Ammongelit verwendet. Zum
Einsatz kam das NONEL-Zündverfah-
ren (Abb. 5). Der große Vorteil liegt
darin, dass auf das zeitaufwendige
Spannen der Antennen verzichtet
werden kann. Aus jedem besetzten
Sprengbohrloch ragt nur noch ein
innen mit Sprengstoff bedampfter
Schlauch heraus. Jeweils 20 dieser
Schläuche werden mit einem Bün-
delzünder zusammengefasst. Am
Ende wird dann an einen Spreng-
schlauch lediglich ein elektrischer
Zünder befestigt und gezündet.
Dieses erstmalig in Deutschland
im Schachtbau angewandte System
wurde auf der Baustelle von den
Mitarbeitern sofort angenommen,
da es ein schnelles und sicheres Kop-
peln auf der Schachtsohle ermög-
licht. Zur Sicherung der Schacht-
wandung wurden Baustahlmatten
eingebracht und mit 1200 mm
Ankern gesichert. Die Ankerdichte
betrug 0,75 Anker/m2. Anschlie-
ßend wurde in einem Arbeits-
gang eine mindestens 10 cm dicke
Spritzbetonschicht als vorläufiger
Schachtausbau aufgebracht. Auf
der Baustelle wurde das trockene
Spritzbetonverfahren angewendet.
Hierzu waren zwei Spritzbetonsilos
mit je 30 m3 Inhalt aufgebaut. Die
Arbeitshöhe wurde aus Sicherheits-
gründen auf zwei bis maximal 2,5
Meter festgelegt, was einem halben
Abschlag entsprach.
Phase 3 Teufen im wasserführenden Gebirge bis 175 m Bei der Projektierung des Schachtes
wurde festgelegt, Schacht Kon-
radsberg im Zementierverfahren
zu teufen. Mit diesem gegenüber
dem Gefrierverfahren kostengüns-
tigeren Verfahren war 1972 bereits
der Schacht FRANKEN erfolgreich
niedergebracht worden.
Anhand der durch die Schacht-
vorbohrung gewonnenen Erkennt-
nisse wurden sechs Vorbohrsohlen
bzw. Zementierhorizonte festge-
legt. Die Anordnung der Bohrlö-
cher erfolgte so, dass sich um den
späteren Schachtausbruch herum
ein schirmartiger ca. 4 m mächtiger
Zementzylinder bildete (Abb. 6).
In den oberen grobklüftigen
Horizonten wurde Hüttenzement
eingesetzt. Zur Teufe hin, in den
feinporigeren Schichten kamen
dann Injektionsleim bzw. Spezial-
zemente mit einer Feinstaufmah-
lung zum Einsatz. Die je Hori-
zont eingesetzten Zementmengen
schwankten zwischen 25 bis 55 t.
Die Dauer für das Abbohren und
Verpressen eines Horizontes betrug
im Mittel jeweils sieben Arbeits-
tage. Vorgabe der Verpressaktion
war dabei, die Wasserzuflüsse auf
einen Richtwert von maximal 2
Liter je Bohrloch und Minute zu
begrenzen.
Der ergiebigste Wasserzubringer
war in einer Teufe von 155 Meter
im Zuge der Erkundungsbohrung
aufgeschlossen worden. Anhand
der gewonnenen Bohrkerne sowie
der durchgeführten Pumpversuche
wurden Wasserzuflüsse von bis
zu 5.000 Liter je Minute prognos-
tiziert.
Dieser Horizont wurde von
der Schachtsohle bei 136 m aus
angegriffen. Bei der Bohrung der
Verpressbohrlöcher stellte sich
erfreulicherweise heraus, dass die
im Rahmen der Erkundungsboh-
rung durchgeführte Verpressung
sehr erfolgreich verlaufen war. Es
konnten nur noch geringe Men-
gen Feinstzement verpresst werden
und das in den oberen Bereichen.
Durch die 1999 im Vorgriff getä-
tigten Injektionsarbeiten konnten
somit die schwierigste Problemzo-
ne zügig durchteuft und damit Kos-
ten nachweislich reduziert werden.
Die weiteren Teufarbeiten konn-
ten danach im Schutzschirm der
Zementation sicher niedergebracht
werden. Beim Erreichen der Anhyd-
ritschicht in einer Teufe von 175 m
wurde das Schachtteufen zunächst
unterbrochen.
Phase 4 Einbringen des wasserdich-ten SchachtausbausNach Erreichen der abdichtenden
Anhydritschichten über dem Salz-
lager wurde die genaue höhen-
mäßige Lage des Fundamentes
bei 167 m festgelegt. Die wesent-
lichen Gebirgsparameter waren
dabei Rissfreiheit, Trockenheit
sowie möglichst bankige Lagerung.
Danach wurde der 3 m hohe Stütz-
ring unterhalb des Fundamentes
herausgebrochen und betoniert.
Anschließend konnte von der Ober-
kante aus der Konturausbruch des
Abb. 3: Heben der Berge mit Minibagger und Mulde /
Hoisting the rock with short scoop.
Abb. 5: Komponenten des NONEL-Zündsystems / Components of NONEL-Blasting-
System.
Abb. 4: Das Schachtbohrgerät auf der Sohle / Shaft drilling
unit at the bottom of the shaft.
28 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 29
Technik und Anwendung
Fundamentes gebirgsschonend mit
Abbauhämmern erstellt werden.
Das sehr stark bewehrte Funda-
ment hat eine Höhe von 2 m und
eine Tiefe von 1,3 m (Abb. 7). Den
oberen Abschluss des Fundamentes
bildet ein 30 mm starker umlaufen-
der Stahlreifen, auf den der endgül-
tige Ausbau, bestehend aus einem
8 mm starken Stahlblechmantel als
so genannter Startschuss, locker
aufgestellt ist.
Nach Fertigstellung des Funda-
mentes wurde von der Arbeitsbüh-
ne aus der Stahlblechmantel einge-
bracht. Der Transport der einzelnen
Stahlblechsegmente – 4 Stück für
einen ganzen Ring – erfolgte über
die Blechtransportwinde. Auf der
zweiten Etage der Arbeitsbühne
befand sich, am Mittelrohr ange-
schlagen, ein schwenkbarer Kran,
der die einzelnen Segmente aus der
Schachtförderung übernimmt und
an den entsprechenden Einbauort
transportiert. Hier wurden die
Segmente über die Schachtlotlaser
ausgerichtet und anschließend was-
serdicht verschweißt (Abb. 8).
Etwa 15 – 20 m unterhalb
der Arbeitsbühne befand sich die
Betoneinbringbühne. Diese fährt
selbständig an Kletterstangen, die
im Betonausbau verbleiben, der
Arbeitsbühne hinterher. Dadurch
konnten die Arbeitsschritte Stahl-
blecheinbau und Betoneinbau zeit-
lich und räumlich entkoppelt wer-
den. Der verbleibende Hohlraum
zwischen dem Stahlblechmantel
und der vorläufigen Stoßsicherung
aus Spritzbeton wurde mit Asphalt
hinterfüllt. Zu diesem Zweck wurde
in den Zwischenraum zwischen
Spritzbetonsicherung und Stahl-
blechmantel eine Rohrleitung ein-
gehängt, die je nach Füllstand der
Asphaltsäule gezogen wird.
Abb. 6: Ablauf der Verpressarbeiten / Course of cement-injection-work.
Abb. 7: Aufbau des Ausbaufundamentes in 167 m Teufe / Construction of the
basement in a depth of 167 m.
Phase 5 Teufen im wasserfreien Gebirge bis 240 mNachdem der wasserdichte Aus-
bau eingebracht war, konnte der
Schacht bis in das Salzlager weiter-
geteuft werden (Abb. 9).
Gleichzeitig zu den Teufarbeiten
wurden durch den Grubenbetrieb
die beiden Füllörter im Bereich
der Wetterstrecke und der Förder-
strecke aufgefahren.
Damit zukünftig Großmaterial-
transporte im Bereich der Förder-
sohle mittels mobilem Autokran
sicher und effektiv durchgeführt
werden können, ist das Füllort
der Förderstrecke mit einer Höhe
von 8 m und in einer Breite von
15 m aufgefahren worden. Dies lässt
alle Transportoptionen bei einer
eventuell späteren Großgestell-För-
dereinrichtung offen.
Nach der Fertigstellung des
Schachtes werden die übertägi-
gen Einrichtungen wie Maschi-
nenhalle mit den Winden sowie
das Fördergerüst demontiert. Der
Schachtplatz mit derzeit 1,25 ha
Größe wird auf 0,5 ha zurückge-
baut. Die rekultivierte Fläche wird
wieder der landwirtschaftlichen
Nutzung zugeführt. Als endgültige
Einrichtungen verbleiben ledig-
lich das Elektroschalthaus mit
dem angegliederten Traforaum, die
Abdeckung für den Zugang zum
Wetterkanal sowie eine Schachtab-
deckung. Dieses Bauwerk wird
leicht demontierbar ausgeführt,
damit bei Schachttransporten mit
mobilen Autokränen lange Rüst-
zeiten vermieden werden (Abb. 10).
Da außer einem 10-kV-Schachtka-
bel und Kommunikationsleitun-
gen keine Einbauten im Schacht
vorgesehen sind, kann der volle
Schachtquerschnitt für Großmate-
rialtransporte genutzt werden.
SchlussbetrachtungDank der Erkenntnisse aus der
Schachtvorbohrung und mit dem
angewandten Zementierverfahren
konnte der Schacht Konradsberg
auch in den geologisch kritischen
Zonen sicher geteuft werden. Somit
konnte der ursprüngliche Zeitplan
eingehalten werden. Gleiches gilt
für die Investitionssumme, die mit
ca. 10 Millionen Euro veranschlagt
war. Mit dem Bau des dritten
Schachtes für das Steinsalzberg-
werk Heilbronn ist eine wichtige
Voraussetzung für den weiteren
wirtschaftlichen Steinsalzabbau im
nordwestlichen Abbaufeld geschaf-
fen worden.
Abb. 8: Der eingebaute Stahlblechmantel / The installed steel plate support
Abb. 9: Die fertig betonierte Schachtröhre / The finished concreted shaft lining.
Abb. 10: Das Betriebsgelände Schacht Konradsberg nach Fertigstellung der
Baumaßnahme / The working area after completion of shaft Konradsberg (model).
30 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 31
Technik und Anwendung
Vorhandene Bunker in der K+S GruppeZur Zeit sind in den Bergwerken
der K+S Gruppe ca. 40 Bunker in
Betrieb mit einer Gesamtspeicher-
kapazität von 560.000 t. Die Bunker
sind hinsichtlich Größe, Form
und technischer Ausstattung sehr
unterschiedlich. Bei der Planung
der Bunker spielten und spielen
die folgenden Punkte eine entschei-
dende Rolle: Das Nutzvolumen
wird je nach Zweck des Bunkers
festgelegt. So ist bei Hauptbunkern
nahe der Förderschächte der Bedarf
der Fabrik ü. T. am Wochenende
maßgebend.
Die langjährigen Erfahrungen
mit den verschiedenen Salzarten
zeigen, dass diese sich als Schütt-
gut sehr unterschiedlich verhalten.
Deswegen müssen je nach Salzart
spezielle Bunkerbauarten gewählt
werden. Insbesondere wirken sich
die Fließeigenschaften der Salzar-
ten auf die Wahl der Entspeicher-
organe und die geometrische Form
der Bunker aus.
Die Lage der Bunker im Gru-
bengebäude wird von mehreren
Faktoren beeinflusst. Meist liegen
sie nahe der Hauptbandachsen
oder in Schachtnähe. Die großen
Hohlräume müssen aus gebirgs-
mechanischen Gründen so geplant
und hergestellt werden, dass starke
Konvergenzen und Gebirgsbewe-
gungen über die Betriebszeit der
Bunker weitgehend ausgeschlos-
sen sind. Dabei spielt neben der
Anordnung in Bezug auf bereits
vorhandene Hohlräume die Geolo-
gie eine wichtige Rolle. Abstand zu
hangenden oder liegenden Schutz-
schichten sowie zu wenig standfes-
ten Gesteinen wie z. B. Anhydrit ist
zu beachten.
Weiteres wichtiges Kriterium
bei der Planung von Bunkern ist
die Aufgabe, die der Bunker zu
erfüllen hat. Im Gegensatz zu
Bunkern, die zur Vergleichmäßi-
gung oder Dosierung im Durchlauf
betrieben werden, lagert Salz in
Vorratsbunkern über längere Zeit-
räume. Erfahrungsgemäß bedeuten
längere Lagerzeiten auch Schwie-
rigkeiten beim Entspeichern. Die-
sem Umstand muss dann durch
die Wahl geeigneter Bunkerfor-
men und entsprechender Be- und
Entspeicherungsorgane Rechnung
getragen werden.
Schließlich ist ein wesentliches
Kriterium die Wirtschaftlichkeit.
Bei der Planung sind bergmänni-
sche Herstellungskosten und Inves-
titionskosten für maschinelle und
elektrotechnische Ausstattung des
Bunkers zu betrachten. Weiterhin
sind die zu erwartenden Betriebs-
kosten zu berücksichtigen.
Bis vor einigen Jahren plante und
baute man Bunker im Kali- und
Steinsalzbergbau weitgehend auf
der Basis von Erfahrungen. Zum
Teil wurde bei der Ausführung der
maschinellen Einrichtungen auch
auf das Wissen entsprechender
Lieferfirmen zugegriffen.
Beispiele vorhandener Bunker
Hartsalzbunker in Neuhof-Ellers (NE) (Abb. 1)Zur Versorgung der Fabrik am
Wochenende wurde anfangs der
70er Jahre ein Steilbunker nahe des
Förderschachtes Neuhof errichtet.
Bei einer Höhe von ca. 50 m fasst der
Bunker rund 27.000 t. Die Bespei-
cherung erfolgt über eine verfahr-
bare Gurtbandanlage am Kopf des
Bunkers. Als Austragsorgane sind
seitlich unter Austragsschlitzen
zwei Kettenförderer montiert. Das
Salz muss frei zu den Auslaufschlit-
zen fließen.
Sylvinitbunker in Zielitz (ZI) (Abb. 2)Zur Speicherung für die Wochen-
enden sind zwei Großbunker mit
einem Fassungsvermögen von je
35.000 t gebaut worden. Die Bespei-
cherung erfolgt über Rolllöcher,
die Entspeicherung über Schwing-
Moderne Bunkergestaltung in den Bergwerken der K+S Gruppe
Bunker erfüllen in Grubenbetrieben eine Reihe von Aufgaben. Vergleichmäßigung der Förderströme in Menge und Qualität ist eine davon. Die diskontinuierliche Zuförderung aus den Abbaurevieren erfordert Zwischen-speicher, die dann eine möglichst gleich-mäßige Auslastung der Gurtbandanlagen und gleichmäßige Wertstoffgehalte ermög-lichen. Zur Sicherstellung der Versorgung der Produktionsanlagen über Tage auch am Wochenende sind wegen der Betriebsweise der Gruben Bunker notwendig. Diese Bun-ker sind schachtnah angeordnet. Schließlich müssen verschiedene Salzarten unter Tage gemischt werden, um ein optimales Rohsalz für die weitere Verarbeitung in den Fabriken zur Verfügung zu stellen. Sehr häufig erfül-len Bunker im Grubenbetrieb gleichzeitig mehrere Aufgaben.
Dipl.-Ing. Thomas Jacob
Produktionsleiter Grube UB
K+S KALI GmbH, Werk Werra
Abb.1: Hartsalzbunker am Schacht Neuhof, Grube Neuhof-Ellers. Schematische
Darstellung und Austragsförderer / Bunker for hard salt near shaft Neuhof in mine
Neuhof-Ellers. Schematic view and discharge-conveyor.
32 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 33
Technik und Anwendung
rinnen. Je Bunker sind 8 Schwing-
rinnen installiert. Auch hier, wie
bei allen Steilbunkern, muss das
Salz aufgrund der Schwerkraft
nachlaufen.
Mischsalzbunker im Werk Werra, Grube Hattorf (HA) (Abb. 3)Ein schwieriges Schüttgut – carnal-
litisches Rohsalz – fördert die
Grube Hattorf. Zur Bevorratung
für die Wochenenden wird hier in
Kammern mit einer Länge von 80
m bei 20 m Breite und 15 m Höhe
Salz gelagert. Die Bespeicherung
erfolgt über reversierbare Gurt-
bandanlagen an der Kammerfirs-
te. Carnallitisches Rohsalz neigt
sehr stark zum Verbacken. Eine
Entspeicherung ähnlich der oben
vorgestellten Steilbunker führt
zu erheblichen Problemen. Die
Entspeicherung erfolgt hier durch
einen Radlader der Firma Caterpil-
lar CAT 992 G mit einem Schaufel-
inhalt von 30 t.
Feldbunker für Hartsalz in NE (Abb. 4)Als Feldbunker zur Vergleich-
mäßigung und Dosierung verfügt
die Grube Neuhof-Ellers über einen
weiteren Hartsalzbunker. Dieser
Bunker mit einem Fassungsvermö-
gen von rund 8.000 t ist ebenfalls
als Steilbunker ausgeführt. Die
Bespeicherung erfolgt über Rolllö-
cher. Zur Entspeicherung sind hier
zwei breite Kettenförderer parallel
direkt im Bunker eingebaut.
Erfahrungen, Vor- und Nachteile der vorgestellten BunkerIm Rahmen verschiedener Projekte
sind bzw. waren ab dem Jahr 2001
eine Reihe neuer Bunker in ver-
schiedenen Bergwerken zu planen
und zu errichten. Um hierfür ein
optimales Konzept zu erstellen,
wurde im Februar 2002 ein Kom-
petenzzentrum Bunker bei der
K+S Gruppe gegründet. Dieses ist
interdisziplinär zusammengesetzt.
Die Gruppe führte als erstes eine
Datensammlung und Analyse der
zur Zeit betriebenen und z. T. auch
stillgelegter Bunker durch.
Als Beispiel einige Erfahrungs-
werte zu den oben vorgestellten
Bunkern: Die beschriebenen Steil-
bunker sind alle für mannlosen
Betrieb geplant. Zeitweise ist auch
der Betrieb mannlos möglich.
Ungünstige geometrische Form und
Austragsgestaltung führt jedoch
mehr oder weniger häufig zu Pro-
blemen bei der Entspeicherung,
insbesondere nach längeren Ruhe-
phasen. Es bilden sich Brücken
und Schlote sowie Wächten (Abb.
5). Häufig rutscht das gespeicherte
Salz nicht mehr selbstständig nach.
Durch Lockerungssprengungen,
gezielte Lenkung des Salzstromes
beim Einspeichern u. ä. Maßnah-
men begegnet man Störungen beim
Entspeichern. Damit verbunden
sind jedoch u. a. Stillstände in der
Zuförderung zum Förderschacht
und erhöhter Personalaufwand.
Das Nutzvolumen des Bunkers
wird eingeschränkt. In seltenen
Fällen kam es in der Vergangenheit
durch einstürzende Brücken bzw.
Wächten auch zur Zerstörung von
Entspeichereinrichtungen.
Die Flachbunker für das schwie-
rige carnallitische Rohsalz sind mit
einer ständigen personellen Bele-
gung der Lader verbunden. Aber
auch hier können steile Böschun-
gen zu Schwierigkeiten führen.
Der Feldbunker mit Kettenförde-
rern brachte sehr gute Ergebnisse.
Mannloser Betrieb ohne Probleme
mit Wächten, Brücken usw. ist hier
die Regel. Die maximale Länge und
Breite der eingesetzten Förderer
und die meist geologisch begrenzte
Höhe lassen jedoch nur begrenzte
Bunkerinhalte zu. Zudem sind
die Investitionskosten je Tonne
Fassungsvermögen relativ hoch.
Das positive Betriebsverhalten ist
hier durch die kurze Verweildauer
des Schüttgutes im Feldbunker zu
erklären.
Schüttgut SalzNach Auswertung der nicht immer
zufrieden stellenden Erfahrungen
wurde beschlossen, die Schütt-
guteigenschaften der Salzarten
genauer zu untersuchen. Ziel war
es dabei, die Ursachen für die
Schwierigkeiten in den vorhande-
nen Bunkern zu finden und Grund-
lagen für neue und optimierte
Abb. 2: Sylvinitbunker in Zielitz. Schematische Darstellung / Bunker for sylvinite
in mine Zielitz. Schematic view.
Abb. 3: Carnallititbunker am Schacht Hattorf, Grube Hattorf/Wintershall. Ent-
speicherlader CAT 992 G / Bunker for carnallitic salt in mine Hattorf. Loader CAT
992 G.
Abb. 4: Hartsalzfeldbunker, Grube Neuhof-Ellers / Bunker for hard salt in mine
Neuhof-Ellers.
Abb. 5: Brücken- und Schlotbildung und Anbackungen in einem Bunker / Arching,
chimney effect and caking.
Abb. 6: Fließfähigkeit ffc. / Flowability ffc.
34 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 35
Technik und Anwendung
Konzepte zu schaffen. Zu diesem
Zweck wurde mit einer externen
Firma Kontakt aufgenommen, die
über Erfahrung mit Schüttgütern
und der Konzeption von Silos und
Lagerschuppen ü. T. verfügt. Die
Wahl fiel auf die Firma Schwedes
+ Schulze Schüttguttechnik GmbH
aus Braunschweig. Gemeinsam mit
Fachleuten der Firma wurde eine
Reihe von Salzarten ausgewählt, die
näher betrachtet wurden.
Alle diese Salzarten neigen in
mehr oder weniger starkem Maße
zur Bildung von Staub bei der
Gewinnung. Daneben ist insbe-
sondere Carnallitit stark hygro-
skopisch. Beides muss beim Bau
und Betrieb von Bunkern beachtet
werden.
Im Labor wurden Salzproben
verschiedener Gruben untersucht.
Schwerpunkt war die Ermittlung
der Fließeigenschaften und die Gleit-
eigenschaften gegenüber unter-
schiedlicher Wandmaterialien. Ein
Maß für das Fließverhalten ist die
Fließfähigkeit ffc. In Abb. 6 ist eine
Klassifizierung der Fließfähigkeit
aufgeführt, wie sie im Allgemeinen
in der Beurteilung von Schüttgü-
tern Verwendung findet. In der
Grafik sind neben der gemessenen
Kurve für ein Schüttgut A die Gren-
zen der Bereiche eingezeichnet.
Das Verhältnis ffc und damit auch
die Beurteilung der Fließfähigkeit
ändert sich mit der Verfestigungs-
spannung. In den meisten Fällen
nimmt ffc mit der Hauptspannung
1 wie bei Schüttgut A zu; seltener
sind andere Verläufe, z. B. Schütt-
gut B. Daher sind Vergleiche nur
bei vergleichbarer Verfestigungs-
spannung möglich. Mit Hilfe von
Messungen in einer so genannten
Ringscherzelle (Abb. 7) werden
in Abhängigkeit von der größten
Hauptspannung 1 eine Reihe von
Werten bestimmt, u.a die oben
genannte Fließfähigkeit.
Neben Sylvinit aus Unterbreiz-
bach wurden Sylvinit aus ZI und
Sigmundshall (SI), Carnallitit aus
Unterbreizbach (UB), Steinsalz
aus Bernburg (BE) und Steinsalz-
rückstand aus SI untersucht. Die
Messung wurde mit frischen Pro-
ben und nach unterschiedlichen
Ruhezeiten zur Ermittlung der so
genannten Zeitverfestigung durch-
geführt.
Einige ausgewählte Ergebnisse
sind in Tabelle 1 dargestellt. Ohne
Einfluss von Zeitverfestigung ist Syl-
vinit als frei fließend einzustufen,
während Carnallitit als kohäsiv bis
leicht fließend zu bezeichnen ist.
Nach einer Lagerzeit von 24 Stunden
verschlechtert sich bei allen Salzen
die Fließfähigkeit erheblich. Beson-
ders stark nimmt die Schüttgut-
festigkeit bei Carnallitit zu. Schon
nach einer Lagerzeit von mehr als
4 Stunden ist die Schüttgutfestig-
keit größer als die Verfestigungs-
spannung (d. h. ffc < 1), das Schütt-
gut verhärtet und ein Fließen unter
den in einem Silo herrschenden
Druckspannungen ist nicht mehr
möglich. Sylvinit fließt auch nach
72 Stunden Ruhephase noch frei
aus.
Wird ein im Bunker befind-
liches Schüttgut nach einer Zeit-
verfestigung jedoch in Bewegung
gesetzt, so beginnt der Prozess
der Zeitverfestigung wieder beim
Anfangswert. Das heißt kurzzeitiges
zyklisches Entspeichern gewisser
Minimalmengen aus einem Bunker
eliminiert durch Auflockerung den
Effekt der Zeitverfestigung.
Die Wandreibung der Salz-Proben
wurde gegen die Wandmaterialien
Steinsalz und Edelstahl kaltgewalzt
bei Raumtemperatur mit dem Jeni-
ke-Schergerät gemessen. In Tabelle
2 sind die gemessenen maximalen
Wandreibungswinkel für Steinsalz
und Edelstahl dargestellt. Obwohl
die verwendete Steinsalzplatte eine
vergleichsweise glatte und wenig
zerklüftete Oberfläche hatte, ist der
Wandreibungswinkel ungünstig.
Zur Untersuchung des Einflus-
ses der Oberflächenrauhigkeit auf
die Wandreibung von Sylvinit aus
Unterbreizbach gegen Stahl wur-
den insgesamt 14 Stahlblechproben
untersucht. Als Ergebnis kann ein
maximaler Winkel bestimmt wer-
den, bei dem das Salz noch fließt.
Die Proben unterschieden sich im
Material (Baustahl, Edelstähle) und
in der Oberflächenbehandlung
(warm- oder kaltgewalzt, längs-
oder quergeschliffen, gestrahlt). Als
Ergebnis ist festzuhalten, dass weni-
ger die Materialzusammensetzung
als die Oberflächenbeschaffenheit
und die Orientierung von Riefen die
Wandreibung bestimmen.
Ziel bei der Planung von Bunkern
ist in der Regel das Erreichen von
Massenfluss (Abb. 8). Beim Kern-
fluss wird durch die Bildung von
Schloten, Anbackungen und Wäch-
ten nur ein Teil des gespeicherten
Gutes ausgetragen. Die im Bunker
zurückbleibenden Schüttgutmen-
gen verfestigen mit der Zeit immer
mehr und können nicht mehr frei
auslaufen. Die oben vorgestellten
Steilbunker sind in diesem Sinne
als Kernflussbunker zu bezeichnen.
Auf der Grundlage der beschrie-
benen Messungen lassen sich die
notwendigen Auslaufdurchmesser
und die Trichterneigungswinkel
zur Erreichung von Massenfluss
Abb.7: Ringscherzelle zur Bestimmung von Schüttguteigenschaften. Schemati-
sche Darstellung und Gerät / Ring-shear apparatus.
Abb. 8: Massenfluss und Kernfluss.
Schematische Darstellung / Mass f low
and funnel f low. Schematic view.
Tab. 1: Fließeigenschaften einiger ausgewählter Salzarten aus den Gruben Sig-
mundshall und Unterbreizbach / Flow properties of various salt types from mines
Sigmundshall and Unterbreizbach.
Tab. 2: Maximaler Wandreibungswinkel einiger ausgewählter Salzarten aus den
Gruben Sigmundshall und Unterbreizbach / Maximum side friction angle of various
salt types from mines Sigmundshall and Unterbreizbach.
Tab. 3 + Abb. 9: Erforderliche Auslaufdurchmesser / Dimension of discharge of
bunker.
36 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 37
Technik und Anwendung
errechnen. Zur Vermeidung von
Brückenbildung darf zudem ein
minimaler Bunkerdurchmesser
nicht unterschritten werden. In
Tabelle 3 (siehe auch Abb. 9) sind
beispielhaft für mehrere Salzarten
erforderliche Auslaufdurchmesser
angegeben. Dabei wird als Wand-
material des Auslauftrichters Stahl
ST 37-2 längs geschliffen angenom-
men. Bei Ruhezeiten länger als
die hier betrachteten 24 Stunden
ist eine Vergrößerung des not-
wendigen Auslaufdurchmessers zu
erwarten.
Neue BunkerkonzepteIm Zuge des Abbaufortschritts, bei
Änderung der Förderlogistik und
zum Ersatz vorhandener Bunker
aus anderen Gründen sind immer
wieder Bunkerneubauten notwen-
dig. Der Abbaufortschritt in der
Kaligrube ZI und der Steinsalzgrube
BE beispielsweise erfordert dort
neue Feldbunker. Im Rahmen des so
genannten „Sylvinitprojekts“ waren
im Kaliwerk Werra insgesamt vier
Bunker zu errichten.
Bei der Konzeption der oben
genannten Bunker wurden die
Erkenntnisse aus den erläuterten
Schüttgutuntersuchungen sowie die
früheren Erfahrungen genutzt.
Steinsalzbunker BE und Sylvinit-bunker ZI (Abb. 10)Beide Bunker waren im Prinzip
schon vor Durchführung der Schütt-
gutuntersuchungen entworfen. Es
handelt sich um rechteckige Steil-
bunker mit einem Fassungsvermö-
gen von 1.800 t in ZI und 5.000 t in
BE. Als unterer Abschluss ist eine
dachförmige Stahlkonstruktion
mit 8 Schwingrinnen als Austräge
installiert. Als Austragshilfe ist eine
Luftkanonenanlage eingebaut.
Als Folge der Schüttgutuntersu-
chungen wurden die Winkel im
Austragsbereich und die Lage der
Austräge optimiert.
Beide Bunker sind seit einigen
Monaten in Betrieb. Die Betriebser-
fahrungen bestätigen die Untersu-
chungsergebnisse bezüglich Wand-
reibung und Zeitverfestigung.
Carnallititbunker UB (Abb. 11)Wie oben erläutert ist Carnallitit als
sehr schwieriges Schüttgut zu beur-
teilen. Eine Lagerung im Steilbun-
ker über einen Zeitraum länger als
4 Stunden ohne Bewegung würde
in jedem Fall zu Auslaufproblemen
führen. Dies wäre nur durch eine
zusätzliche Umfördermöglichkeit
– Ausspeichern und Wiederein-
speichern – zu verhindern. Eine
solche Umförderung hätte erhebli-
chen Mehraufwand bedeutet. Trotz
Umförderung erschien uns eine
solche Lösung als problematisch.
Das Konzept sieht hier deshalb
einen kammerartigen Bunker mit
zwei Kettenförderern als Austräge
vor. Der Hohlraum wurde mit mög-
lichst steilen, zum Teil überkippten
Stößen geplant. Erfahrungen mit
rechteckigen Bunkern zeigen, dass
es hier zu Anbackungen in den
Ecken kommt und sich im Laufe des
Betriebes eine mehr oder weniger
ovale bzw. runde Form ausbildet.
Daher wird der Hohlraum sofort
als Oval hergestellt. Der Bunker
bietet zudem die Möglichkeit, im
Bereich der Förderer mit Radladern
oder Beraubern bei Fließproblemen
einzugreifen. Das Konzept lehnt
sich an Erfahrungen mit dem so
genannten Kuppenabbau an.
Der Bunker befindet sich zur Zeit
im Bau und wird eine Speicherka-
pazität von rund 10.000 t haben.
Im Normalbetrieb wird der Bunker
über 1 Schicht je Tag bespeichert
und in 2 Schichten entspeichert.
Bei dieser Fahrweise wird davon
ausgegangen, dass gelegentlich
Lockerungssprengungen notwen-
dig sein werden und zeitweise
Personaleinsatz – Fahrladerbetrieb
– erforderlich ist.
Sylvinitbunker UB und Wintershall (WI)Die Ergebnisse der Schüttgutun-
tersuchungen ließen bei Sylvinit
den Bau mannlos zu betreibender
Bunker möglich erscheinen. Ziel
war der Bau von Bunkern, die im
Massenfluss laufen.
Bunkergeometrie (Abb. 12):Der Querschnitt der Bunker ist
rund. Der Durchmesser ist einer-
seits so groß gewählt, dass eine
Brückenbildung bei den im Betrieb
möglichen Stillstandszeiten des
gefüllten Bunkers ausgeschlossen
wird. Andererseits ist der Durch-
messer beschränkt durch die mögli-
che Auslaufgestaltung. Der Bunker
erhält also die Form einer Röhre
mit einem Durchmesser von 7 m.
Die Höhe der Bunkerröhren liegt
begrenzt durch geologische Ein-
flüsse zwischen 40 und 67 m.
Aus Gründen der Standsicherheit
und Gebirgsmechanik werden die
Röhren möglichst vollständig im
Steinsalz aufgefahren. Die Stöße
werden vertikal hergestellt.
Im Bunkerauslauf muss der
Durchmesser trichterförmig auf
den maschinentechnisch maximal
möglichen Auslaufdurchmesser
verringert werden. Dabei darf der
errechnete Mindestdurchmesser
für sylvinitisches Salz nicht unter-
schritten werden. Als günstigste
Abb. 10: Neuer Sylvinitfeldbunker im Grubenbetrieb Zielitz. Schematische
Darstellungen und Blick von oben auf die Austragskonstruktion / New bunker
for sylvinite in mine Zielitz. Schematic view and discharge construction.
Abb. 11: Neuer Carnallititfeldbunker im Grubenbetrieb Unterbreizbach. Schema-
tische Darstellung und Blick in den Bunkerhohlraum / New bunker for carnallite
in mine Unterbreizbach. Schematic view and bunker opening.
Abb. 12: Neuer Sylvinitbunker. Schematische Darstellung und Blick in die Bun-
kerröhre / New bunker für sylvinite. Schematic view and bunker opening.
Abb. 13: Neuer Sylvinitfeldbunker im Grubenbetrieb Unterbreizbach. Austrag
und Schwingtrichter / New bunker for sylvinite in mine Unterbreizbach. Discharge
and vibrating hopper.
38 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung Impressum
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 39
Variante erwies sich hier der Bau
eines Trichters aus Stahl, der unter
der Bunkerröhre in einem Tragwerk
aus Stahl aufgeständert wird.
Bunkerauslauf:In Abb. 13 ist der fertiggestellte Stahl-
trichter der ersten Bunkerröhre im
Vordergrund zu sehen. Die Trichter-
neigung von 18 ° gegen die Vertikale
und die Oberflächenbeschaffenheit
– Vorgabe eine maximale Rautiefe
(Ra=2 mm) in Fließrichtung gemes-
sen – sind zur Erreichung von Mas-
senfluss erforderlich.
Der Stahltrichter erhält somit
eine Höhe von 12 m. Unter diesen
Bedingungen läuft bei Einschalten
der Abförderorgane der Bunker
frei aus.
Um trotzdem eine zusätzliche
Aktivierung des Salzes beim Abzie-
hen aus dem Bunker zu erreichen,
wird ein so genannter Schwingtrich-
ter eingesetzt. Der Schwingtrich-
ter mit einem Durchmesser von
3 m ist mit zwei Unwuchterregern
ausgestattet. Eine untergehängte
Schwingrinne zieht als Dosierorgan
das Salz ab und übergibt es auf
die abfördernde Bandanlage. Eine
solche Bunkerröhre fasst je nach
Höhe zwischen 2.000 t und 3.000 t.
Zur Erreichung der notwendigen
Bunkerkapazität werden in UB
zwei Bunkeranlagen bestehend aus
jeweils drei Bunkerröhren und in
WI eine Bunkeranlage bestehend
aus ebenfalls drei Röhren errichtet
(Abb. 14).
Die erste Röhre ging nach einer
Gesamtbauzeit von 6 Monaten im
Juni 2003 in Betrieb. Im anschlie-
ßenden Probebetrieb über mehrere
Wochen konnten verschiedene Füll-
mengen und Lagerzeiten gefahren
werden. Bei Lagerzeiten bis zu
72 Stunden konnte der Bunker pro-
blemlos wieder angefahren werden.
Da die betriebsüblichen Stillstands-
zeiten der Bunker ca. 24 Stunden
betragen werden, erfüllt dieses
Bunkerkonzept in vollem Umfang
die gestellten Anforderungen.
Zwischenzeitlich sind alle Bun-
kerröhren in Betrieb.
ZusammenfassungBunker sind im Kali- und Steinsalz-
bergbau wichtige Bestandteile der
Förderlogistik der Gruben. Bis vor
einigen Jahren plante und baute
man diese Bunker in sehr unter-
schiedlicher Weise basierend auf
Betriebserfahrungen und empiri-
schen Beobachtungen. Probleme
mit vielen dieser Bunker gaben
Anlass zu einer neuen Herange-
hensweise. Basierend auf Schüttgut-
untersuchungen wurden Parameter
für die Ausführung neuer Bunker
ermittelt. Zum Teil bestätigten die-
se gemachte Erfahrungen, brachten
jedoch auch entscheidende neue
Erkenntnisse.
Im Rahmen mehrerer Projekte
wurden in verschiedenen Gru-
ben Bunker unter Nutzung dieser
Erkenntnisse gebaut. Die Betriebser-
fahrungen mit den neuen Bunkern
sind durchweg als sehr gut zu
bezeichnen. In nahezu allen Fällen
wird im Gegensatz zu den älte-
ren Bunkern Massenfluss erreicht.
Brücken- und Schlotbildung sowie
Anbackungen wurden bei den
betriebsüblichen Stillstandszeiten
nicht beobachtet.
LiteraturSchwedes + Schulze: Verschiedene
Gutachten.
Abb. 14: Neuer Sylvinitfeldbunker im Grubenbetrieb Unterbreizbach. Blick in die Entspeicherstrecke / New bunker for
sylvinite in mine Unterbreizbach. Discharge of three bunkers.
Impressum
Kali und Steinsalzherausgegeben vom Kaliverein e.V.
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40 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 41
Technik und Anwendung
„ Projekt zur Gewinnung und Verarbeitung von Sylvinit im Werk Werra“
Die kaliproduzierenden Standorte des Geschäftsbereiches K+S KALI GmbH sind wie alle Standorte der K+S-Gruppe ständig bestrebt, durch technische Innovation und Optimierungen der vorhandenen Ressourcen die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern.Dem im Jahr 1997 gegründeten Verbundwerk WERRA, mit den drei ehemals selbstständigen Werken Hattorf und Wintershall in Hessen und Unterbreizbach in Thüringen, das etwa die Hälfte zur Produktion des Geschäftsberei-ches K+S KALI GmbH beiträgt, kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Zur Weiterentwicklung der Verbundstruk-turen des Werkes Werra wurden deshalb verschiedene Varianten zur standortübergrei-fenden Optimierung der Rohsalzgewinnung und -verarbeitung geprüft.
Ausgangspunkt neuer Überlegun-
gen waren Anfang 2000 die Ergeb-
nisse einer langfristigen Abbaupla-
nung. Diese zeigten, dass besonders
am Standort Wintershall abneh-
mende Wertstoffgehalte im Rohsalz
zu Produktionsrückgängen und
Kostensteigerungen führen, wäh-
rend am Standort Unterbreizbach
das Potenzial einer hochprozenti-
gen Sylvinitlagerstätte nur unzurei-
chend durch die begrenzten Kapa-
zitäten der dortigen Verarbeitung
genutzt werden kann.
Aus den weiteren Überlegungen
ergab sich als wirtschaftlich sinn-
vollste Variante die Zuförderung
von jährlich 1,5 Mio. t Sylvinit aus
dem SO-Feld der Grube Unterbreiz-
bach und der untertägige Transport
dieses Rohsalzes über eine länder-
übergreifende Förderverbindung
zwischen Thüringen und Hessen
zur Fabrik Wintershall (Abb. 1).
Die mit dieser Zuförderung zu
realisierenden Arbeiten wurden in
der Folge unter dem Begriff „Sylvi-
nit-Projekt“ subsumiert.
Die wichtigsten Zielvorgaben für
das Sylvinit-Projekt waren, alle Fab-
riken des Verbundwerkes Werra mit
möglichst hochwertigen Rohsalzen
zu versorgen, eine optimale Aus-
lastung zu gewährleisten und zur
Deckung der steigenden Nachfrage
die Produktionssicherheit nachhal-
tig zu steigern.
Gleichzeitig sollten das Angebot
an erlösstarken Spezialprodukten
gesichert und die Lebensdauer aller
Standorte ohne Abstriche in Unter-
breizbach aufeinander abgestimmt
werden.
Mit der Zuförderung von jährlich
1,5 Mio. t hochwertigen Sylvinits
aus Unterbreizbach in die Fabrik
Wintershall werden diese Anforde-
rungen erfüllt.
Bei einer Mischung von 20 %
Sylvinit aus Unterbreizbach und
80 % kieseritischem Salz aus den
Wintershaller Vorratsfeldern ist
die SOP-Produktion einschl. der
Spezialprodukte gesichert. Zudem
entsteht kein Kieseritüberschuss in
der Fabrik Wintershall.
Bei dieser für alle Standorte des
Abb. 1: „Sylvinit-Projekt“ / „Sylvinite-project“.
Abb. 2: Organisationsstruktur des „Sylvinit-Projekts“ / Organisational structure
of the „Sylvinite-project“.
Dipl.-Ing. Johannes Zapp
Referatsleiter Bergbau, Kassel
Projektleiter „Sylvinit-Projekt“
K+S Aktiengesellschaft
42 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 43
Technik und Anwendung
Werkes WERRA optimalen Verar-
beitungsvariante wird der weitaus
größte Teil der Vorratsbasis, näm-
lich 100 % der Hartsalze, 100 % des
Carnallitits und mehr als 30 % des
Sylvinits des aus dem Grubenfeld
Unterbreizbach gewonnenen Roh-
salzes in der Fabrik Unterbreizbach
selbst verarbeitet. Nur der Teil an
Sylvinit wird in der Fabrik Win-
tershall aufbereitet, der aus tech-
nischen Gründen auch zukünftig
in der Fabrik Unterbreizbach nicht
verarbeitet werden kann.
Die Rohsalzversorgung des Stand-
ortes Unterbreizbach bleibt daher
unverändert, und eine Vollauslas-
tung des Fabrikbetriebes ist gewähr-
leistet. Für die Fabrik Wintershall
bedeutet die Zuförderung des hoch-
wertigen Sylvinits eine Wertstoffer-
höhung im K2O von derzeit ca. 8,1
% auf ca. 12 %. Gleichzeitig wird bei
einer um 2,5 Mio. t/a verringerten
Rohsalzmenge im Werk Werra eine
Erhöhung der Kapazität um ca. 250
Tt Kaliprodukte erreicht.
Länderübergreifender FörderverbundDie Realisierung einer Zuförderung
des hochwertigen Sylvinits aus dem
Süd-Ost-Feld der Grube Unterbreiz-
bach in das Förderhaufwerk der
Grube Wintershall erforderte die
Schaffung eines länderübergreifen-
den Förderverbundes.
Nach Abwägung aller sicherheit-
lichen und logistischen Aspekte sah
das Sylvinit-Projekt eine Durchörte-
rung des 200 m breiten Markschei-
de-Sicherheitspfeilers zwischen den
Grubenfeldern Hattorf und Unter-
breizbach in Form eines Rollloches
mit einer Länge von rund 25 m und
einem Durchmesser kleiner 1.000
mm vor.
Die Position und die Geometrie
dieser Rolllochverbindung, die im
Mittleren Werra-Steinsalz aufge-
fahren wurde, bietet hinreichende
Voraussetzungen für ein langzeitsi-
cheres Verschlussbauwerk sowohl
im Havariefall als auch im Zuge der
Stilllegung des Werkes.
Diesem Konzept stand der 1996
zwischen dem Freistaat Thürin-
gen und Hessen geschlossene
Staatsvertrag über den grenzüber-
schreitenden Abbau entgegen. Der
Staatsvertrag legte fest, dass die
Durchörterung des Sicherheitspfei-
lers zwischen den hessischen und
thüringischen Standorten unter-
sagt ist.
Die damalige Entscheidung
gegen eine Durchörterung des
Sicherheitspfeilers hatte ihre
Berechtigung, um die bergtechni-
schen Risiken des großen Gruben-
feldes zu begrenzen und u.a. die
Langzeitsicherheit der im Standort
Wintershall gelegenen Untertage-
Deponie Herfa-Neurode nachwei-
sen zu können.
Der technische Fortschritt gera-
de bei der Errichtung langzeit-
sicherer Verschlussbauwerke im
Salinar seit 1996 ermöglichte es,
erneut an eine untertägige Verbin-
dung zu denken. Dieses war aus
folgenden Punkten gerechtfertigt:
• Auf Grund der erfolgreichen
Erstellung eines Verschlussbau-
werkes zur Abdichtung vertikaler
Grubenbaue im Rahmen eines
vom BMBF geförderten und von
K+S mitfinanzierten Vorhabens
kann ein Rollloch jetzt nach Stand
der Wissenschaft und Technik
langzeitsicher verschlossen wer-
den, so dass keine sicherheits-
relevanten Beeinträchtigungen
der Kalistandorte verbleiben.
• Auf Grund intensiver Explora-
tion und detaillierter Ergebnis-
se zu den hydrologischen Gefah-
renpotenzialen, vor allem in
der Grube Merkers, lassen sich
weitaus geringere und damit
beherrschbare Restrisiken ableiten.
• Seit nunmehr 11 Jahren werden
Sanierungs- und Versatzarbeiten im
Rahmen der Verwahrung der Gru-
be Merkers-Springen durchgeführt.
Seit 1993 wurden rund 18 Mio. t ver-
setzt, was zur Reduzierung gebirgs-
mechanischer Gefahrenpotenziale
führte.
Abb. 4: Neues Konzept für die Sylvinit-Bunker / New concept for Sylvinite-storage.Abb. 3: Logistik des Sylvinit-Transportes / Logistics of the Sylvinite-haulage.
44 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 45
Technik und Anwendung
Die Fachleute der zuständigen
Ministerien und Bergbehörden in
den Ländern Thüringen und Hessen
wurden von K+S sehr früh im Rah-
men der Konzeptstudie „Unterbreiz-
bach-Sylvinit“ über das Thema „Län-
derübergreifender Förderverbund“
informiert und einbezogen.
Dieses mündete Anfang 2002 in
eine fachbezogene Arbeitsgruppe
mit Vertretern von Thüringen,
Hessen und K+S, die eingehend die
Sicherheitsbewertung der Gefah-
renpotenziale der hessischen und
thüringischen Grubenfelder erör-
tert haben.
Auf Grund eines von dieser
Arbeitsgruppe in Auftrag gege-
benen Gutachtens und dessen
Ergebnissen kamen die Beteiligten
gemeinsam und einvernehmlich
zur Feststellung:
„dass keine grundsätzlichen
sicherheitlichen Bedenken gegen
diese einzige Rolllochverbindung
zwischen den thüringischen und
hessischen Gruben bestehen“.
Der ergänzte Staatsvertrag wurde
am 8. November 2002 von den Minis-
terpräsidenten der Länder Thürin-
gen und Hessen unterzeichnet.
Er erlaubt im Artikel 1 die Verbin-
dung der Grubenfelder Unterbreiz-
bach und Hattorf durch die Her-
stellung eines einzigen Rollloches
einschließlich der dazu notwendi-
gen Anschlussstrecken. Weiterhin
wurden die Zuständigkeiten der
Bergbehörden festgeschrieben.
Die als Rollloch ausgebildete
Förderverbindung steht unter hes-
sischer Bergaufsicht. Die Zustän-
digkeit der Thüringer Bergverwal-
tung endet an der Oberkante des
Rollloches.
Das für die Änderung des Staats-
vertrages notwendige Gesetz wurde
im Dezember 2002 von den Land-
tagen in Hessen bzw. Thüringen
ratifiziert.
Der entsprechende Sonderbe-
triebsplan „Länderübergreifende
Förderverbindung“ wurde dem
Thüringer Landesbergamt und der
hessischen Bergverwaltung im Juli
2003 eingereicht. Nach eingehender
Prüfung haben beide Bergbehörden
den Sonderbetriebsplan im Oktober
2003 einvernehmlich zugelassen.
Bestandteil der Zulassungen sind
Festlegungen zur Gewährleistung
der Langzeitstabilität von Gruben-
hohlräumen und zur langzeitsi-
cheren Abdichtung der Förderver-
bindung im Havariefall bzw. nach
Einstellung der Abbautätigkeit.
Organisationsstruktur des „Sylvinit-Projektes“Mit Beginn der Umsetzung des Syl-
vinit-Projektes im November 2002
wurden die personellen Zuständig-
keiten geklärt, um die vielfältigen
Aufgaben zu bewältigen (Abb. 2).
Ein Projektteam wurde initiiert,
das aus den Werksleitern, den
Produktionsleitern unter Tage des
Werkes Werra und dem Projektlei-
ter bestand. Dieses koordinierte
die unterstellten Arbeitsteams und
sorgte für die planmäßige Umset-
zung des Projektes vor Ort.
Das Projektteam berichtete an
den Lenkungsausschuss, der mit
den Leitern aller beteiligten Funkti-
onsbereiche der K+S Unternehmens-
leitung sowie dem Geschäftsführer
Technik der K+S KALI GmbH besetzt
war. Insgesamt neun Arbeitsteams
wurden ins Leben gerufen, um die
anstehenden Aufgaben parallel zu
bewältigen.
Fünf der Teams waren mit den
bergmännischen Arbeiten beschäf-
tigt. Ihre Aufgabe war es, die Förder-
verbindungen zu schaffen, die För-
derlogistik sicherzustellen und die
Erschließung und den zukünftigen
Abbau des Sylvinits im Süd-Ost-Feld
der Grube Unterbreizbach vorzube-
reiten. Die weiteren Teams beschäf-
tigten sich mit der Verarbeitung des
Sylvinits und der Auffahrung der
neuen Wetterverbindung zwischen
Unterbreizbach und Merkers. Ein
Team war für die Sicherung des
projektbezogenen Personalpfades
verantwortlich.
Logistik und selektive FörderungDie nach Wintershall zu fördernde
Menge an Sylvinit darf die konti-
nuierliche Versorgung der Fabrik
Unterbreizbach über 24 Stunden
und am Wochenende mit Mischsalz
aus Hartsalz, Carnallitit und Sylvi-
nit nicht beeinträchtigen.
Die Prüfung verschiedener tech-
nischer Varianten ergab als wirt-
schaftlichste Lösung die Kombina-
tion von Feld- und Schachtbunkern
mit gemeinsamer Nutzung der
Hauptbandachse (Abb. 3).
Die Kapazität der Hauptband-
anlage ist ausreichend, um das
gesamte benötigte Rohsalz für die
Verarbeitung in Unterbreizbach
in 2 Schichten zu transportieren.
Somit steht die 3. Schicht für die
getrennte Sylvinitförderung nach
Wintershall zur Verfügung.
Die ausgeklügelte Förderlogistik
innerhalb des „Sylvinit-Projektes“
erforderte den Bau von vier neuen
Bunkeranlagen zur Speicherung
des Rohsalzes.
Ein Sylvinit-Feldbunker mit einer
Kapazität von 9.000 t, ein Carnalli-
tit-Feldbunker mit einer Kapazität
von 10.000 t und ein Sylvinit-Haupt-
bunker, der bis zu 6.000 t fassen
kann, wurden auf der thüringi-
schen Seite erstellt.
Aus dem Sylvinit-Hauptbunker
wird kontinuierlich ein Förder-
strom von ca. 200 t/h abgezogen,
der auf die Verbindungsachse nach
Wintershall aufgegeben wird. Auf
der hessischen Seite wurde in der
Nähe des Förderschachtes Grim-
berg ein Dosierbunker für die
dosierte Zumischung des Unter-
breizbacher Sylvinits mit einer
Kapazität von 9.000 t installiert. Für
die drei Sylvinit-Bunker kam ein
neu entwickeltes Bunkerkonzept
mit Steilbunker und Schwingtrich-
ter zur Anwendung (Abb. 4). [1]
Aus- und VorrichtungFür die Realisierung des Projektes
waren weiterhin umfangreiche
bergmännische Arbeiten zur Her-
stellung der Logistik erforderlich.
Die gesamte Länge des Transport-
weges vom SO-Feld der Grube
Unterbreizbach über die Länder-
übergreifende Förderverbindung
bis hin zum Schacht Grimberg
beträgt rund 27,5 km. Teile die-
ser untertägigen Strecken waren
bereits vorhanden. Trotzdem muss-
ten mit Start des Projektes rund 9,2
km neu erstellt und 8,6 km Strecke
wieder aufgewältigt werden, was
hohe Ansprüche an Mensch und
Maschinen stellt. Die Auffahrung
der Länderübergreifenden För-
Abb. 5: Länderübergreifender Förderverbund / Transport of the Sylvinite across the
state border by vertical haulage.
Abb. 6: Bergmännische Arbeiten in den Grubenbetrieben in Hattorf und Unter-
breizbach / Mine works in the mines Hattorf and Unterbreizbach.
Abb. 7: Bergmännische Arbeiten im Grubenbetrieb Wintershall / Mine works in
the mine Wintershall.
46 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 47
Technik und Anwendung
derverbindung wurde Mitte 2004
abgeschlossen. Hierzu mussten auf
Thüringer Seite rund 3.500 m Stre-
cke in Bohr- und Sprengarbeit neu
aufgefahren werden. Auf hessischer
Seite wurden nach der Aufwälti-
gung von rund 700 m weitere 400
m Strecke mit einer Teilschnittma-
schine bis zum Rolllochfußpunkt
geschnitten.
Am 14. Mai konnte der Durch-
schlag des Pilotloches gefeiert
werden. Bedenkt man, dass die
Koordinatensysteme der beiden
ehemals selbständigen Gruben aus
historischen Gründen sehr unter-
schiedlich waren, so ist die im
Bild dargestellte Abweichung der
Rolllochspur von weniger als 25 cm
eine gelungene markscheiderische
Arbeit (Abb. 5).
Vom Rollloch in westlicher Rich-
tung wurden in der Grube Hattorf
4.540 m aufgewältigt bzw. aufgefah-
ren. Die in dieser Strecke montierte
Bandanlage transportiert den aus
Unterbreizbach kommenden Syl-
vinit auf die vorhandene Bandan-
lage von Hattorf nach Wintershall
(Abb. 6).
In der Grube Wintershall muss-
ten für die Installation neuer Band-
anlagen 1.520 m Strecke aufgewäl-
tigt bzw. aufgefahren werden, um
das Rohsalz vom neu geschaffenen
Dosierbunker zum Schacht Grim-
berg fördern zu können (Abb. 7).
In Summe wurden mit Beginn
des Projektes rund 16 km neue
Bandanlagen installiert.
Das Süd-Ost-Feld der Grube Unter-
breizbach schließt sich südlich der
12. Abteilung an das bestehende
Grubenfeld an. Der erste Aufschluss
erfolgte im Jahr 2002 durch zwei
rund 1 km lange Doppelstrecken-
systeme in südlicher Richtung.
Die nördlichen Sylvinitvorkom-
men wurden bzw. werden durch
Auffahrung der 14. Südlichen Abtei-
lung Osten bis zur Verbreitungs-
grenze nach Osten und Westen
aufgeschlossen. Diese bergmän-
nischen Arbeiten umfassten bis
dato rund 6.140 m Strecke, die sich
nicht einfach gestalteten. Fast 40 m
Basalt mussten unter Zuhilfenah-
me zweier drehschlagend arbeiten-
den Spezialbohrwagen langwierig
durchörtert werden (Abb. 8).
Im Zuge dieser Auffahrung wur-
den die ersten Sylvinitbereiche
aufgeschlossen, die in Qualität und
Menge die geologischen Prognosen
bestätigen. Zur Sicherstellung einer
Jahresfördermenge von 1,5 Mio. t
Sylvinit, was täglich einer beachtli-
chen Gewinnungsmenge von 6.000 t
entspricht, müssen zwei weiter öst-
lich gelegene Sylvinitstreifen bis
Ende 2004 bzw. im Laufe des Jahres
2005 aufgeschlossen werden.
AbbauverfahrenVoraussetzung für die Nutzung
des wertstoffreichen Sylvinits als
Rohstoffbasis sind effiziente Gewin-
nungsverfahren. Innerhalb des Süd-
Ost-Feldes Unterbreizbach muss auf
Grund der Genese verstärkt mit
wechselnden Mächtigkeiten und
Lagerungsverhältnissen gerechnet
werden. Die daraus resultieren-
den gebirgsmechanischen Proble-
me werden durch entsprechende
Abbauverfahren beherrscht.
Die während der Erschließung
der ersten Sylvinitfelder durch die
14. Südliche Abteilung Osten gewon-
nenen Erkenntnisse zeigen, dass im
Gegensatz zu den ersten Annahmen
die vorgefundene Ausprägung der
Sylvinitlagerstätte eher inselartig
als streifenförmig ist. Daher wird
für diesen Bereich ein flexibles
Abbauverfahren benötig.
Nach eingehender Überprüfung
der im Grubenbetrieb Unterbreiz-
bach zur Anwendung kommenden
Abbauverfahren scheint der room-
and-pillar-Abbau für die schon
erschlossenen Sylvinitbereiche am
geeignetsten zu sein. Bezogen auf
die bisher vorgefundenen Abbau-
blöcke hat der room-and-pillar-
Abbau im Vergleich zu anderen
Abbauverfahren (Kuppenabbau,
Kuppenstrossbau) das höchste Aus-
bringen. Zudem kann der room-
and-pillar-Abbau optimal an die
geologischen Gegebenheiten wie
Lagermächtigkeit und Fazieswech-
sel (Carnallitit/Sylvinit) angepasst
werden (Abb. 9).
Die Sylvinitvorräte sind im
Bereich von Basaltstörungen groß-
flächig mit CO2 imprägniert. Dieses
stellt den Bergbau, wie schon in
der Vergangenheit, auch künf-
tig vor anspruchsvolle Aufgaben.
Daher kommt der CO2-Prognose
eine besondere Bedeutung zu.
Bei der Auffahrung des SO-Feldes
durch die 14. Südliche Abteilung
Osten wurden mehrere hochge-
spannte CO2-Bereiche durchörtert.
Als Besonderheiten im Zuge der
Auffahrungs- und Vorrichtungsar-
beiten sind zum einen das außer-
gewöhnlich hohe Verhältnis von
1 t Salz /100 m3 CO2 und zum
anderen die zum ersten Mal doku-
mentierte ausbruchsaktive Impräg-
nierung des Liegenden Steinsalzes
zu nennen.
Dem möglichen CO2-Ausbruchs-
geschehen wird durch spezifische
Vorkehrungen, wie hinreichende
Sedimentationsräume und eine
ausreichende Anzahl von Betriebs-
punkten begegnet. In enger Zusam-
menarbeit mit der Bergbehörde
ist begleitend zur Auffahrung in
der 14. Südlichen Abteilung Osten
eine Strategie zur Ausbruchsbe-
grenzung im Steinsalz erarbeitet
worden, die auch bei CO2-Führung
die Vollauffahrung einer 9 m brei-
ten Strecke erlaubt.
Des Weiteren wurde im Ergebnis
der bei der Auffahrung zusätzlich
gewonnenen Erkenntnisse der Son-
derbetriebsplan „CO2“ überarbeitet
und zur Genehmigung beim Berg-
amt eingereicht.
WetterführungIm „Sylvinit-Projekt“ ist als Teil-
projekt die Wetterführung für den
Abbau des Sylvinits enthalten.
Der Abbau von zusätzlich 1,5
Mio. t/a erfordert eine Wettermen-
Abb. 8: Bergmännische Arbeiten in den Grubenbetrieben Unterbreizbach und
Merkers / Mine works in the mines Unterbreizbach and Merkers.
Abb. 9: „room-and-pillar“-Abbau im aufgeschlossenen Sylvinit-Feld / Room and pillar mining system in the new Sylvinite-field.
48 Kali und Steinsalz Heft 3/2004
Technik und Anwendung
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 49
Technik und Anwendung
generhöhung zur Versorgung des
Südost-Feldes von ca. 7.500 m3/min.
Unter Berücksichtigung der aufge-
tretenen CO2-Ausbrüche in 2002
und 2003 wurde beschlossen, einen
Wetterverbund vom Südwestfeld
der Grube Merkers zum Sylvinitfeld
in Unterbreizbach zu realisieren.
Diese neue Wetterstrecke hat den
Vorteil, dass die Wetter im Falle
eines Gasausbruches durch die
nicht belegten Grubenbaue der
Grube Merkers geleitet werden.
Damit verbunden ist die Nutzung
des Schachtes Menzengraben 2 als
zusätzlicher Abwetterschacht für
die Grube Unterbreizbach.
Zur Herstellung des neuen Wet-
terverbundes mit der Grube Mer-
kers mussten ca. 1.500 m Strecke
neu aufgefahren werden (siehe
Abb. 8).
Die dafür notwendigen mobilen
Maschinen und stationären Anla-
gen wurden von der Grube Unter-
breizbach zur Verfügung gestellt.
Nach dem Vorliegen des von der
Bergbehörde zugelassenen Son-
derbetriebsplanes „Wetterstrecken
zum Sylvinit-Projekt“ im August
2003 konnte forciert mit der Auffah-
rung der Wetterstrecke begonnen
werden.
Nach einem Jahr Streckenvor-
trieb im Gegenortbetrieb mit erheb-
lichen Schwierigkeiten auf Grund
von Basaltdurchörterungen im
Grubenfeld Unterbreizbach konnte
am 19.08.04 planmäßig der letzte
Abschlag geschossen werden.
Die beiden sich treffenden Stre-
cken wichen nur wenige Zentimeter
von der geplanten Streckenführung
ab. Eine gelungene bergmännische
und markscheiderische Leistung.
Der am Schacht Menzengraben
2 der Grube Merkers als weiterer
Hauptgrubenlüfter aufgearbeitete
und nicht mehr benötigte Ersatz-
lüfter der ehemaligen Kaligrube
Salzdetfurth wurde für die Stre-
ckenauffahrung bereits in der 35.
KW 2003 in Betrieb genommen
(Abb. 10).
Zeitplan und KostenDie Arbeiten zum Aufbau der
gesamten Logistik und für die
notwendigen fabrikseitigen Anpas-
sungsmaßnahmen (Abb. 11) sind
Ende September 2004 planmäßig
abgeschlossen worden.
Das 4. Quartal 2004 wird für
einen Probebetrieb des gesamten
Systems genutzt. Der verbleibende
Zeitraum bis zum 01.01. 2005 dient
Abb. 10: Neuer Hauptgrubenlüfter / New main fan. der Stabilisierung der gesamten
Logistik und der Optimierung der
Produktionsprozesse in der Fabrik
Wintershall, die mit dem höher-
prozentigen Rohsalz beaufschlagt
werden.
Für das Sylvinit-Projekt waren
rund 40 Mio. bewilligt. Ca.
24 Mio. entfielen auf die not-
wendigen Investitionen für die
untertägige Ausrüstung, wobei der
größte Teil des Betrages auf maschi-
nelle und stationäre Einrichtungen
im Untertagebereich aufgewendet
wurde. Rund 1 Mio. wurden zur
Ertüchtigung der Rohsalzverarbei-
tung in der Fabrik Wintershall zur
Verfügung gestellt. Die Betriebskos-
ten für den Aufschluss des Sylvinit-
Feldes und die Streckenauffahrun-
gen zur Herstellung der Logistik
betrugen rund 15 Mio. .
PersonalDer Personalbedarf für die Gewin-
nung und den Transport von jähr-
lich 1,5 Mio. t Sylvinit beträgt für
den Standort Unterbreizbach ca.
110 Mitarbeiter, die entsprechend
dem Projektfortschritt für die Stre-
ckenauffahrungen und die Monta-
gen bis 2005 aufgebaut wurden.
Durch den Fortfall von ca. 4 Mio. t
Gewinnungsmenge in Hattorf/Win-
tershall wird die Belegschaft dort
um ca. 179 Mitarbeiter reduziert.
Die erforderliche Personalanpas-
sung wird fließend gestaltet, indem
Mitarbeiter u.a. in Sonderprojek-
ten eingesetzt werden. Zusätzlich
wird die natürliche Fluktuation
genutzt.
UmweltbilanzEin Blick auf die künftige Umwelt-
bilanz zeigt weitere Vorteile des Pro-
jektes. So wird durch die hochwer-
tige Rohsalzversorgung der Fabrik
Wintershall die Rückstandshalde
deutlich entlastet, da der Anteil
nicht verwertbarer Rückstände
abnimmt. Die CO2-Emissionen
können durch einen geringeren
Strom- und Wärmeverbrauch eben-
so wie die Abwassermenge gesenkt
werden.
Auswirkungen des Sylvinit-ProjektesNach der Realisierung des Projektes
wird die Fabrik Unterbreizbach
mit Rohsalz versorgt wie derzeit.
Durch die Zuförderung von sylvi-
nitischem Salz über die Länder-
grenze Thüringen/Hessen hinweg
in die Fabrik Wintershall kann bei
uneingeschränkter Produktion von
Spezialprodukten der K2O-Wert von
derzeit ca. 8,1 % auf ca. 12 % erhöht
werden, was die spezifischen Verar-
beitungskosten senkt (Abb. 12).
Die Gesamtfördermenge kann
um rund 2,5 Mio. t im Verbundwerk
Werra reduziert werden bei gleich-
zeitiger Erhöhung der jährlichen
Produktion um 250 Tt Ware. Damit
ist das „Sylvinit-Projekt“ hochwirt-
schaftlich.
ZusammenfassungMit der planmäßigen Inbetrieb-
nahme der Sylvinitförderung von
Unterbreizbach nach Hattorf/Win-
tershall ab dem 01.01.2005 wird
die Wettbewerbsfähigkeit des Ver-
bundwerkes Werra, das mehr als
40 % zur Gesamtproduktion der
K+S KALI GmbH beiträgt, spürbar
gestärkt.
In weniger als zwei Jahren nach
Ratifizierung des dafür nötigen
Staatsvertrages zwischen Thürin-
gen und Hessen, der einen länder-
übergreifenden Förderverbund in
Form eines Rollloches gestattet,
wurde das 40-Mio.--Sylvinit-Pro-
jekt fertig gestellt.
Abschließend möchte ich allen
Dank sagen, die zum Gelingen
dieses vielschichtigen Projektes
beigetragen haben.
Literatur[1] Jacob Thomas: Moderne Bun-
kergestaltung in den Bergwerken
der K+S Gruppe. Kali und Steinsalz
(2004) Nr. 3, S. 30 ff.
Abb. 11: Neue Hydrozyklonanlage in der Fabrik Wintershall / New cyclone in plant
Wintershall.
Abb. 12: Effekte des Sylvinit-Projektes / Effects of the Sylvinite-project.
K+S Aktiengesellschaft
UnternehmensleitungEdgar Schubert, Leiter des Funk-
tionsbereichs Personal, hat nach
40 Dienstjahren am 1. November
2004 seinen aktiven Dienst been-
det. Seine Nachfolge hat Steffen Kirchhof, zuvor Leiter der Füh-
rungskräftebetreuung und Perso-
nalwesen in der Unternehmenslei-
tung, übernommen.
Dr. Karl-Heinz Beyer, Ahnatal, ehe-
mals Leiter des Bereichs Fabriken,
vollendet am 2. Februar 2005 das
80. Lebensjahr.
Dr. Hans-Joachim Scharf, Staufen-
berg, ehemals Leiter des Bereichs
Umwelt/Qualitätssicherung, voll-
endet am 24. März 2005 das
75. Lebensjahr.
Inaktive WerkeKlaus Rumphorst, Leiter der Ein-
heit, begeht am 1. März 2005 sein
25-jähriges Dienstjubiläum.
K+S Entsorgung GmbH
Kurt Harbodt, Köln, ehemals
Mitglied der Geschäftsführung,
vollendet am 26. März 2005 das
75. Lebensjahr.
K+S KALI GmbH
UnternehmensleitungWolfgang Westhofen, Leiter Ver-
trieb Düngemittel Übersee, ist
am 30. September 2004 nach über
43 Dienstjahren in den Ruhestand
getreten.
Dr. Ernst Andres hat am 1. Oktober
2004 die neu geschaffene Einheit
Vertrieb übernommen.
Werk Neuhof-EllersDr. Norbert Knöpfel, Werksleiter,
beendet zum 1. Februar 2005 sei-
nen aktiven Dienst. Dieter Fried-rich, Werksleiter Bergbau Werk
Werra, wird zum 1. Januar 2005
zum Werk Neuhof-Ellers versetzt
und übernimmt am 1. Februar
2005 die Nachfolge von Herrn Dr.
Knöpfel.
Werk WerraDr. Helmut Zentgraf, Werksleiter
Fabrik, begeht am 1. Februar 2005
sein 25-jähriges Dienstjubiläum.
Kali und Steinsalz Heft 3/2004 51
Personalien
esco – european salt company GmbH & Co. KG
Im Steinsalzbergwerk Borth der
esco wurden im Oktober dieses
Jahres zwei neu entwickelte 20-Ton-
nen-Diesellader in Betrieb genom-
men. Die Einführung dieser neuen
Großgerätegeneration optimiert
die Transport- und Gewinnungs-
prozesse im Grubenbetrieb und
steht in direktem Zusammenhang
mit der Umstellung auf die in
den anderen Bergwerken der K+S
Gruppe bewährte Lader- und Bre-
chertechnik.
Ebenfalls im Werk Borth wur-
den im Sommer dieses Jahres so
genannte gedeckelte Waggons für
den Transport des im Mühlenbe-
trieb aufbereiteten Salzes zum
Rheinhafen in Betrieb genommen.
Damit werden sukzessive die noch
ohne Abdeckung genutzten Wag-
gons verringert. Der Vorteil: Das
Salz ist damit nicht mehr – wie
bisher – Wind und Wetter ausge-
setzt. Durch den trockenen Bahn-
transport wird der Transportweg
des Werkes über Schiene und den
günstigen Wasserweg des Rheins
stabilisiert und optimiert.
K+S Gruppe
Am 15. November 2004 wurde die
geschäftliche Entwicklung der K+S
Gruppe im dritten Quartal und
in den ersten neun Monaten die-
ses Jahres vorgestellt. Der Umsatz
(Januar bis September 2004) ist
gegenüber dem vergleichbaren Vor-
jahreszeitraum um 12 % gestiegen
(2004: 1.938,2 Mio. ; 2003: 1.736,6
Mio. ). Das Ergebnis der Betriebs-
tätigkeit (EBIT) lag mit 132,1 Mio.
um 37 % über dem EBIT des Vorjah-
res (96,6 Mio. ). Das Ergebnis nach
Steuern lag mit 111,7 Mio. um
34 % über dem des Vorjahres (83,1
Mio. ). Die Investitionen waren
leicht rückläufig und beliefen sich
auf 81,4 Mio. , ein Minus von 9 %
gegenüber 2003 (89,3 Mio. ). In
der K+S Gruppe waren am 30. Sep-
tember 2004 11.159 Mitarbeiter und
damit 5 % mehr zum vergleichba-
ren Vorjahreszeitpunkt beschäftigt
(30. 9. 2003: 10.638). Im gleichen
Zeitraum ist die Anzahl der Aus-
zubildenden um 6 % angestiegen
(2004: 585: 2003; 552).
Die K+S Aktiengesellschaft hat Ver-
triebs- und Produktionskapazitäten
der französischen SCPA (Société
des Potasses et de l’Azote) erwor-
ben. Mit der Akquisition erwirbt
K+S vom staatlich kontrollierten
Konzern EMC (Entreprise Minière
et Chimique) Kundenstämme und
Markenrechte der SCPA sowie deren
Geschäftsanteile an mehreren regi-
onalen Düngemittelgesellschaften.
Es handelt sich dabei um vier
Standorte, an denen Spezialdünge-
mittel und Mehrnährstoffdünger
produziert und regional vermark-
tet werden. Außerdem wird die Kali-
Granulierung der CCW (Compagnie
de Compactage de Wittenheim) im
Elsass übernommen. Die erworbe-
nen Gesellschaften und Standorte
sollen mit der bereits seit zehn
Jahren in Frankreich erfolgreich
arbeitenden Kali und Salz France
S.A.R.L. als K+S KALI & SCPA France
S.A.S. firmieren und als 100-prozen-
tige Tochtergesellschaft mit der K+S
Gruppe verbunden werden.
K+S KALI GmbH
Mit der Inbetriebnahme der Sylvinit-
förderung von Unterbreizbach im
Grubenbetrieb Hattorf-Wintershall
wird die Wettbewerbsfähigkeit
des Werkes Werra, das mehr als
40 Prozent zur Gesamtprodukti-
on der K+S KALI GmbH beiträgt,
spürbar gestärkt. In weniger als
zwei Jahren nach Ratifizierung
des dafür notwendigen Staatsver-
trages zwischen Thüringen und
Hessen hat K+S das 40-Millionen-
Euro-Projekt fertig gestellt. Es soll
ab dem Jahr 2005 eine jährliche
Ergebnisverbesserung von bis zu
20 Millionen erbringen.
Südwestdeutsche Salzwerke AG
Die Südwestdeutsche Salzwerke AG
erzielte im ersten Halbjahr 2004
im Konzern einen Umsatz in Höhe
von 135,5 Mio. (2003: 126,6 Mio.
). Das operative Ergebnis (EBIT)
lag bei 20,0 Mio. (2003: 15,9 Mio.
). Der Konzernüberschuss betrug
10,9 Mio. (2003: 6,2 Mio. ). Die
Anzahl der Mitarbeiter per 30. Juni
2004 lag bei 1.206 (2003: 1.238).
Firmennachrichten
50 Kali und Steinsalz Heft 3/2004