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Kapitel 9: Skeptizismus Vorlesung SS 2001: Was können wir wissen? Text und Fragen Text René Descartes, Meditationen über die Erste Philosophie. „Erste Meditation. Woran man zweifeln kann.“ Fragen 1. Warum führt Descartes nach dem Traumargu- ment noch den böswilligen Dämon ein?

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Kapitel 9:Skeptizismus

Vorlesung SS 2001: Was können wir wissen?

Text und Fragen

Text

René Descartes, Meditationen über die ErstePhilosophie. „Erste Meditation. Woran manzweifeln kann.“

Fragen

1. Warum führt Descartes nach dem Traumargu-ment noch den böswilligen Dämon ein?

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Text und Fragen

Text

David Hume, Enquiry Concerning Human Under-standing, „Section 4 – Sceptical doubts concerningthe operations of the understanding”

Fragen

1. Hume sagt: "even after we have experience ofthe operations of cause and effect, our conclu-sions from that experience are not founded onreasoning, or any process of the understanding".Rekonstruieren Sie Humes Argumentation fürdiese These.

2. Was folgt aus Humes Argumentation für unsereinduktiv gewonnenen Überzeugungen?

Grundfragen 1

Die traditionellen Grundfragen der Erkenntnistheorie

1. Was ist Erkenntnis (Wissen)?

2. Wie können wir Wissen erlangen?

3. Wo liegen die Grenzen des Wissbaren?

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Grundfragen 2

Die neuen Grundfragen der Erkenntnistheorie

1. Was ist das Ziel unserer Erkenntnisbemühungen?

2. Mit welchen Methoden können wir dieses Zielerreichen?

3. Mit Hilfe welcher Kriterien können wir feststellen,ob wir dieses Ziel erreicht haben?

4. In welchen Bereichen können wir dieses Zielerreichen?

Projekte 1

Die traditionellen drei Projekte

Das Projekt der Begriffsanalyse

Der Versuch, Grundbegriffe wie Wissen und Recht-fertigung zu klären.

Das Skeptizismusprojekt

Der Versuch, eine Antwort auf die Frage zu finden,ob Wissen überhaupt möglich ist.

Das methodologische Projekt

Der Versuch herauszufinden, mit welchen Metho-den man zu Wissen gelangen kann.

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Projekte 2

Frage

Was wird aus dem Skeptizismus-Projekt?

Skepsis 1

Die Grundthese des Skeptikers

Wer immer etwas zu wissen glaubt, irrt.

Wissen ist unmöglich.

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Skepsis 2

Varianten

Wissensskeptizismus

Wir können nichts wissen. Wissen ist unmöglich.

Rechtfertigungsskeptizismus

Wir sind niemals gerechtfertigt, etwas zu glauben.Rechtfertigung ist unmöglich.

Wahrheitsskeptizismus

Es gibt keine wahren Überzeugungen.

Skepsis 3

Globaler vs. lokaler Skeptizismus

Man kann diese Thesen ganz generell vertreten odereingeschränkt auf bestimmte Bereiche.

Wissen (Rechtfertigung, wahre Überzeugung) über

• die Zukunft

• die geistigen Zustände anderer Menschen (otherminds)

• die Außenwelt

• ethische Fragen

ist unmöglich.

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Skepsis 4

Methodenskeptizismus

Überzeugungen, die auf• Wahrnehmung• Erinnerung• induktiven Schlüssen

beruhen, stellen kein Wissen dar.

Skepsis 5

Der dumme und der kluge Skeptiker

Bisher haben wir den Skeptiker als jemanden kennen-gelernt, der selbst bestimmte Behauptungen aufstellt:

Wir können nichts wissen.

Wir sind niemals gerechtfertigt, etwas zu glauben.

Alle Überzeugungen sind falsch.

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Skepsis 6

Dem Skeptiker, der selbst Behauptungen aufstellt,kann man aber sofort erwidern:

Wenn wir nichts wissen können, dann stellt auch dieÜberzeugung, dass wir nichts wissen können, keinWissen dar.

Wenn wir niemals gerechtfertigt sind, etwas zuglauben, dann sind wir auch nicht gerechtfertigt zuglauben, dass wir niemals gerechtfertigt sind, etwas zuglauben.

Wenn alle Überzeugungen falsch sind, dann ist auchdie Überzeugung, dass alle Überzeugungen falschsind, falsch.

Skepsis 7

Der kluge Skeptiker behauptet deshalb nichts, er stelltnur Fragen.

(1) Könnte es nicht sein, dass alle Überzeugungen, diewir für Wissen halten, kein Wissen darstellen?

(2) Könnte es nicht sein, dass wir in unserenÜberzeugungen nie gerechtfertigt sind?

(3) Könnte es nicht sein, dass das meiste, was wir fürwahr halten, falsch ist?

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Skepsis 8

Oder, bezogen auf einzelne Fälle, in denen jemandbehauptet, etwas zu wissen oder in einer Überzeugunggerechtfertigt zu sein

(4) Kannst Du zeigen, dass das, was Du für Wissenhältst, wirklich Wissen ist?

(5) Kannst Du zeigen, dass Du in dieser Überzeugungwirklich gerechtfertigt bist?

Skepsis 9

Historisch

Antike

Akademische Skepsis (Arkesilaos, Karneades)

Gewissheit ist unmöglich.

(Erfinder des Fallibilismus)

Pyrrhonische Skepsis (Pyrrhon von Elis, Sextus Empiricus)

Jede Überzeugung ist genauso gut begründet wie diegegenteilige Überzeugung.

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Skepsis 10

Moderne

Descartes (1596-1650) und Hume (1711-1776)

Skepsis bzgl. unseres Wissens um die Außenwelt

Methodenskepsis (Induktionsproblem)

Pyrrhonische Skepsis 1

Pyrrhonische Skepsis

Das Problem der Bewegung

Der Augenschein sagt mir, dass sich ständig vieleDinge in Bewegung befinden.Jetzt z.B. sehe ich, wie sich meine Finger bewegen.Und ich habe keinen Grund zu glauben, dass michmeine Sinne in diesem Fall täuschen.Das sind gute Gründe für die Annahme, dass es soetwas wie Bewegung tatsächlich gibt.Aber: Es gibt auch Gründe für die gegenteiligeAnnahme.

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Pyrrhonische Skepsis 2

Die Argumente von Zenon aus Elea (*ca. 500 v.Chr.)

1. Das Stadion

Ein Läufer, der eine Strecke von, sagen wir, 100 mzurücklegen will, wird nie am Ziel ankommen. Denn:

Um die ganze Strecke zurückzulegen, muss er zu-nächst die Hälfte der Strecke zurücklegen, dann dieHälfte der verbleibenden Strecke, dann wieder dieHälfte der verbleibenden Strecke usw. Er muss also un-endlich viele Strecken zurücklegen, und das ist unmög-lich.

Start ZielStart ZielStart ZielStart Ziel

Pyrrhonische Skepsis 3

2. Achilles und die Schildkröte

Achilles läuft ein 100 m Wettrennen mit der Schild-kröte und gibt ihr – da er doppelt so schnell läuft – dieHälfte der Strecke vor. These: Achilles wird die Schild-kröte nie erreichen. Denn:Wenn Achilles den Ausgangspunkt der Schildkröteerreicht hat, dann ist die Schildkröte 25 m weiter.Wenn Achilles diesen Punkt erreicht hat, ist die Schild-kröte 12,5 m weiter. Wenn Achilles diesen Punkterreicht hat, ist die Schildkröte 6,25 m weiter. Usw.Die Schildkröte ist also immer vor Achilles.

A S A S A S

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Pyrrhonische Skepsis 4

3. Der Pfeil

Angenommen, ein Pfeil fliegt zwischen den Zeit-punkten t1 und t2. Wie steht es dann mit den einzelnenZeitpunkten zwischen t1 und t2? Bewegt sich der Pfeiloder ruht er zu diesen Zeitpunkten?

Offenbar bewegt er sich nicht; denn Bewegung istOrtsveränderung über eine gewisse Zeitspanne hin-weg.

Wenn er aber an allen Zeitpunkten zwischen t1 und t2ruht, dann ruht er die ganze Zeit, d.h., dann bewegt ersich die gesamte Zeitspanne über nicht.

Descartes 1

Moderne Skepsis

Descartes, Erste Meditation

Frage

Gibt es etwas, dessen wir uns absolut sicher sein kön-nen?

Bei dem wir uns hundertprozentig sicher sein können,dass wir uns nicht irren?

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Descartes 2

These 1

Wahrnehmungsüberzeugungen sind nicht absolutsicher.

Denn erstens

In unseren Wahrnehmungen irren wir uns oft genug.

Einwand

Aber es gibt günstige Bedingungen, unter denen wiruns nicht irren.

Descartes 3

Zweitens

Wir träumen doch manchmal. Und die Wahrneh-mungsüberzeugungen, die wir im Traum entwickeln,sind im allgemeinen falsch. Außerdem gibt es keinesicheren Kriterien, mit denen wir Wach- von Traumzu-ständen unterscheiden können.

Einwand

Richtig; aber das Material, aus dem Träume gemachtsind (z.B. Farben und Formen), ist dasselbe wie beimnormalen Wahrnehmen.

Und: Auch im Traum hat das Quadrat 4 Seiten undauch im Traum ist 2+2=4.

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Descartes 4

Drittens

Es könnte doch sein, dass es einen böswilligen Dämon(genius malignus) gibt, der uns mit Fleiß bei allenunseren Wahrnehmungen täuscht und der uns sogartäuscht, wenn wir die Seiten eines Quadrats zählenoder untersuchen, ob 2+2 wirklich 4 ist.

Descartes 5

Eine moderne Version

Das Gehirn in der Nährlösung

Es könnte doch sein, dass böswillige Naturwissen-schaftler über Nacht mein Gehirn aus meinemSchädel entfernt, in eine Nährlösung gegeben undalle afferenten und efferenten Nerven mit einemComputer verbunden haben, wobei der Computermein Gehirn weiterhin mit Nervensignalen versorgt,und zwar so, dass mir subjektiv alles so weiterzuge-hen scheint, als wäre ich nicht operiert worden.

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Descartes 6

Descartes‘ Grundidee

Im Hinblick auf Wahrnehmungsüberzeugungen (ma-thematische Überzeugungen, etc.) kann ich mir nursicher sein, wenn ich mir sicher sein kann, dass ichweder träume noch von einem böswilligen Dämon ge-täuscht werde noch ein Gehirn in der Nährlösung bin.

Frage

Kann ich mit absoluter Sicherheit zeigen, dass ichweder träume noch von einem böswilligen Dämongetäuscht werde noch ein Gehirn in der Nährlösungbin?

Skeptische Alternativen 1

Zentral ist hier der Begriff der Skeptischen Alternative

Nehmen wir an, wir glauben p aufgrund bestimmterSinneserfahrungen e.Dann ist eine skeptische Alternative eine Situation q,für die gilt:

• q ist mit p unvereinbar;• aber wenn q vorläge, hätten wir exakt dieselben

Sinneserfahrungen e.

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Skeptische Alternativen 2

Descartes‘ Argument

Sei meine Überzeugung, dass p, eine beliebige Wahr-nehmungsüberzeugung. Dann gilt:

Ich kann mir nur sicher sein, dass p, wenn ich mirsicher sein kann, dass keine skeptische Alternativevorliegt.

Frage

Kann ich mir sicher sein, dass keine skeptische Alter-native vorliegt?

Skeptische Alternativen 3

In der neueren Diskussion hat man versucht, ausdieser Überlegung ein allgemeines Argument gegendie Möglichkeit von Wissen zu machen

Sei meine Überzeugung, dass p, eine beliebige Wahr-nehmungsüberzeugung. Dann gilt:

Ich weiß nur dann, dass p, wenn ich weiß ich, dasskeine skeptische Alternative vorliegt.

Ich weiß aber nicht, dass keine skeptische Alternativevorliegt.

Also weiß ich auch nicht, dass p.

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Skeptische Alternativen 4

Offenbar ist dieses Argument nur gültig, wenn gilt:

(A) Wenn S p weiß und weiß, dass p q logischimpliziert, dann weiß S auch q.

Diese Prinzip nennt man das „Prinzip der Abgeschlossen-heit von Wissen unter gewusster Implikation“.

Skeptische Alternativen 5

Grundstruktur

Sei p etwas, was ich aufgrund von Wahrnehmungglaube, und q eine skeptische Alternative. Dann gilt:

(1) Ich weiß: Wenn p, dann nicht q.

Hieraus folgt nach (A)

(2) Wenn ich weiß, dass p, dann weiß ich auch, dassnicht q.

(3) Ich weiß nicht, dass nicht q.

Also:

(4) Ich weiß nicht, dass p.

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Skeptische Alternativen 6

Mögliche Reaktionen

A Die skeptische ReaktionWahrnehmungsüberzeugungen stellen tatsächlichniemals Wissen dar; denn 2. und 3. sind wahr.

B Die Modus Ponens ReaktionWir wissen doch, dass die skeptischen Alternativenfalsch sind. (3. ist also falsch.)

C Das Prinzip der Abgeschlossenheit von Wissen untergewusster Implikation ist falsch. (2. ist also falsch.)

Ein andere Deutung 1

Was Descartes Überlegungen wirklich interessantmacht

Da uns der Wissensbegriff nicht mehr interessiert,können uns Descartes‘ Argumente gegen die Mög-lichkeit von (absolut sicherem) Wissen eigentlichgleichgültig sein.

Trotzdem sind diese Argumente interessant.

Denn sie lassen sich auch auf das Methoden-Projektbeziehen.

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Ein andere Deutung 2

Denn man kann Descartes auch so verstehen, dass erargumentiert:

Unsere Hauptmethoden zur Gewinnung wahrer Über-zeugungen – Wahrnehmung und Denken – sind nurunter bestimmten Voraussetzungen zuverlässig; siesind nämlich nur zuverlässig, wenn es keinen böswil-ligen Dämon gibt.

Das heißt

Wir können nur zeigen, dass Wahrnehmung undDenken zuverlässige Methoden sind, wenn wir zeigenkönnen, dass es keinen böswilligen Dämon gibt.

Und genau da liegt das Problem.

Ein andere Deutung 3

Denn

Mit empirischen Methoden können wir nicht zeigen,dass es keinen böswilligen Dämon gibt.

Denn der böswillige Dämon ist eine skeptische Alter-native. D.h., wenn dieser Dämon existiert, sieht dieWelt empirisch genauso aus wie jetzt.

Es kann daher gar keinen empirisch wahrnehmbarenUnterschied geben zwischen einer Welt, in der unsereSinneserfahrungen von den wahrgenommenen Ge-genständen selbst stammen, und einer Welt, in der unsunsere Sinneserfahrungen durch einen böswilligenDämon eingeflößt werden.

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Ein andere Deutung 4

Frage

Lässt sich mit nicht empirischen a priori Methodenzeigen, dass uns unsere Sinneserfahrungen nicht durcheinen böswilligen Dämon eingegeben werden?

Bzw. grundsätzlich:

Lässt sich mit nicht empirischen a priori Methodenzeigen, dass keine skeptische Alternative vorliegt?

Descartes‘ erster Gottesbeweis 1

Descartes‘ eigener Versuch

Nachdem Descartes nachgewiesen hat, dass die Über-zeugungen, dass ich denke und dass ich existiere, un-bezweifelbar wahr sind (solange ich diese Überzeu-gungen habe), fragt er sich:

Welches Merkmal dieser Überzeugungen ist dafürverantwortlich, dass sie unbezweifelbar wahr sind?

Seine Antwort

Der entscheidende Punkt ist, dass ich die Wahrheitdieser Überzeugungen klar und deutlich erkannthabe.

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Descartes‘ erster Gottesbeweis 2

Frage

Die Wahrheit welcher anderen Überzeugungen kannich auf diese Weise klar und deutlich erkennen?

Descartes

Ich kann klar und deutlich erkennen, dass es einenGott gibt, der nicht zulässt, dass ich ständig getäuschtwerde.

Descartes‘ erster Gottesbeweis 3

Ausgangspunkt

1. Die Idee Gottes ist die Idee eines Wesens, das alleVollkommenheiten umfasst.

Die Idee Gottes ist also auch die Idee eines Wesens,das mich nicht täuscht; denn darin läge eine Unvoll-kommenheit.

2. Ich finde in mir diese Idee Gottes vor; d.h., ich habediese Idee.

Frage

Was kann die Ursache dafür sein, dass ich diese Ideehabe?

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Descartes‘ erster Gottesbeweis 4

Weiter

3. Es gibt verschiedene Grade an Realität:

Eigenschaften haben weniger Realität als die Trägervon Eigenschaften (Substanzen).

Geschaffene Substanzen haben weniger Realität alsGott.

4. Jede Ursache muss wenigstens so viel Realität besitzenwie ihre Wirkung.

Speziell

Die Ursache einer Idee muss wenigstens soviel Reali-tät haben wie das, was den Inhalt der Idee ausmacht.

Descartes‘ erster Gottesbeweis 5

Also

5. Nur Gott selbst kann die Ursache dafür sein, dass ichdie Idee Gottes habe.

Gott existiert also.

6. Ist die Existenz Gottes damit vereinbar, dass ich inmeinen Wahrnehmungsüberzeugungen systematischgetäuscht werde?

Nein. Denn in einem solchen Fall könnte ich dies mitden mir zur Verfügung stehenden Mitteln selbst nichterkennen. Und damit würde Gott selbst zum Täuscher,was seiner Vollkommenheit widerspräche.

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Fazit 1

Problem

Es gibt nicht sehr viele, die diesen Beweis für sonder-lich geglückt halten.

Allerdings gibt es auch modernere Versuche, die Zu-verlässigkeit von Wahrnehmung mit a priori Mitteln zubeweisen. Auch diese Versuche sind aber sehr um-stritten.

(William Alston, The Reliability of Sense Perception,Ithaca/London: Cornell University Press 1993)

Fazit 2

Fazit

Man kann mit einigem Recht die Auffassung vertreten,dass sich auch mit a priori Methoden nicht zeigenlässt, dass Wahrnehmung eine zuverlässige Methodeist.

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Fazit 3

Grundsätzlich

Man kann skeptische Argumente fast immer auch alsArgumente auffassen, mit denen gezeigt werden soll,dass bestimmte Methoden zur Gewinnung von Über-zeugungen nicht als zuverlässig erwiesen werden kön-nen.

Dabei behauptet der Skeptiker nicht, dass diese Me-thoden tatsächlich unzuverlässig sind.

Vielmehr vertritt er nur die These:

Man kann nicht zeigen, dass diese Methoden zuver-lässig sind.

Fazit 4

Zwei Varianten

Variante 1

Man kann nicht mit als unproblematisch geltenden apriori Methoden zeigen, dass eine bestimmte Metho-de zur Gewinnung von Überzeugungen zuverlässig ist.

Variante 2

Man kann nicht zirkelfrei – d.h., ohne die Zuver-lässigkeit der in Frage stehenden Methode schon vor-auszusetzen – zeigen, dass eine bestimmte Methodezur Gewinnung von Überzeugungen zuverlässig ist.

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Hume 1

Hume, Enquiry Concerning Human Understanding

Ausgangspunkt

“All the objects of human reason or enquiry maynaturally be divided into two kinds, to wit, Relations ofIdeas, and Matters of Fact.” (EHU, p. 25)

Hume 2

Aussagen, die Relations of Ideas betreffen

Beispiele

Das Hypothenusenquadrat ist gleich der Summe derQuadrate über den Katheden.

Dreimal fünf ist gleich der Hälfte von dreißig.

Aussagen, die Relations of Ideas betreffen, können apriori (ohne Rückgriff auf Erfahrung) als wahr erkanntwerden.

Denn ihr Gegenteil beinhaltet einen Widerspruch.

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Hume 3

Aussagen, die Matters of Fact – also empirischeTatsachen – betreffen

Solche Aussagen kann man nicht dadurch als wahr erwei-sen, dass man zeigt, dass ihr Gegenteil einen Widerspruchbeinhaltet; denn dies ist nicht der Fall.

“The contrary of every matter of fact is still possible;because it can never imply a contradiction, and is con-ceived by the mind with the same facility anddistinctness, as if ever so conformable to reality. Thatthe sun will not rise to-morrow is no less intelligible aproposition, and implies no more contradiction, thanthe affirmation, that it will rise.” (EHU, p. 25f.)

Wie ist Wissen über solche Aussagen überhaupt möglich?

Hume 4

Hume

Im Bereich der empirischen Tatsachen gibt es dreiMethoden:

• Sinneswahrnehmung

• Erinnerung

• Schlüsse, die auf dem Prinzip von Ursache undWirkung beruhen.

“All reasonings concerning matter of fact seem to befounded on the relation of Cause and Effect. By meansof that relation alone we can go beyond the evidenceof our memory and senses.” (EHU, p. 26)

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Hume 5

“If you were to ask a man, why he believes any matterof fact, which is absent; for instance, that his friend is inthe country, or in France; he would give you a reason;and this reason would be some other fact; as a letterreceived from him, or the knowledge of his formerresolutions and promises. A man finding a watch or anyother machine in a desert island, would conclude thatthere had once been men in that island. All ourreasonings concerning fact are of the same nature. Andhere it is constantly supposed that there is a connexionbetween the present fact and that which is inferredfrom it. Were there nothing to bind them together, theinference would be entirely precarious.” (EHU, p. 26f.)

Hume 6

Alle Schlüsse im Bereich empirischer Tatsachen habennach Hume die Form

F(a)Also: G(a)

Solche Schlüsse sind aber nur gültig, wenn wir alszusätzliche Prämisse annehmen, dass F und G kausalmiteinander verknüpft sind bzw. dass der Satz

„Für alle x: Wenn F(x), dann auch G(x)”

ein wahres Naturgesetz ist.

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Hume 7

Damit stellt sich die für das Schließen im Bereich empiri-scher Tatsachen entscheidende Frage:

Wie können Kausalbeziehungen oder Naturgesetzeerkannt bzw. begründet werden?

Hume 8

Humes erste negative Antwort

Kausalrelationen oder Naturgesetze wie „Für alle x:Wenn F(x), dann auch G(x)” können nicht a prioribegründet werden.

Denn die Annahme, dass es eine Falsifikationsinstanzwie “F(a) und nicht G(a)” gibt und das Gesetz daherfalsch ist, impliziert niemals einen Widerspruch.

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Hume 9

“When I see, for instance, a Billiard-ball moving in astraight line towards another; even suppose motion inthe second ball should by accident be suggested to me,as the result of their contact or impulse; may I notconceive, that a hundred different events might as wellfollow from that cause? May not both these ballsremain at absolute rest? May not the first ball return ina straight line, or leap off from the second in any line ordirection? All these suppositions are consistent andconceivable. Why then should we give the preferenceto one, which is no more consistent or conceivable thanthe rest?” (EHU, p. 29f.)

Induktion 1

Kausalbeziehungen oder Naturgesetze können wir somitnur durch Schlüsse aus der Erfahrung begründen – undsolche Schlüsse sind (häufig) Schlüsse durch enumerati-ve Induktion.

Diese haben eine der drei folgenden Formen:

I. F(a1) , …, F(an) ⇒ F(an+1)

II. F(a1) , …, F(an) ⇒ Für alle x: F(x)

III. hn(F) = r ⇒ p(F) = r ± ε

Frage

Kann man zeigen, dass diese Schlüsse gültig sind?

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Induktion 2

Humes zweite negative Antwort

Nein.

Man kann nicht zirkelfrei zeigen, dass diese Schlüssegültig sind.

Induktion 3

Schlüsse durch enumerative Induktion können aufzwei verschiedene Weisen verstanden werden

”All reasonings may be divided into two kinds, namelydemonstrative reasoning ... and moral (or probable)reasoning...” (EHU, p. 35)

Auch Schlüsse durch enumerative Induktion sind daherentweder

deduktive Schlüsse (wenn die Prämissen wahr sind,muss auch die Konklusion wahr sei) oder

Wahrscheinlichkeitsschlüsse (nicht immer wenn allePrämissen wahr sind, ist auch die Konklusion wahr;aber in den meisten Fällen ist dies so).

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Induktion 4

Argument 1

Die Schlüsse I.-III. sind sicher nicht deduktiv gültig.

Denn auch, wenn alle ihre Prämissen wahr sind, ist esimmer logisch möglich, dass die Konklusionen falschsind.

Induktion 5

“That there are no demonstrative arguments in the caseseems evident; since it implies no contradiction that thecourse of nature may change, and that an object,seemingly like those which we have experienced, maybe attended with different or contrary effects. May I notclearly and distinctly conceive that a body, falling fromthe clouds, and which, in all other respects, resemblessnow, has yet the taste of salt or feeling of fire? Is thereany more intelligible proposition than to affirm, that allthe trees will flourish in December and January, and de-cay in May and June? Now whatever is intelligible, andcan be distinctly conceived, implies no contradiction,and can never be proved false by any demonstrativeargument or abstract reasoning à priori.” (EHU, p. 35)

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Induktion 6

Argument 2

Man kann nicht zeigen, dass die Schlüsse I.-III. gültigeWahrscheinlichkeitsschlüsse sind.

Erstens

Man kann dies nicht a priori zeigen.

Wenn wir annehmen, dass die Schlüsse I.-III. keinegültigen Wahrscheinlichkeitsschlüsse sind, d.h., wennwir annehmen, dass Folgendes gilt:

Die meisten Schlüsse der Form I.-III., deren Prämis-sen alle wahr sind, haben falsche Konklusionen,

dann folgt aus dieser Annahme kein Widerspruch.

Induktion 7

Zweitens

Offenbar kann man auch nicht argumentieren:

Bisher hatten die meisten Schlüsse der Form I.-III.mit wahren Prämissen auch eine wahre Konklusion;also wird das auch in Zukunft so sein.

Denn diese Argumentation würde auf dem Prinzip III.beruhen, das doch allererst begründet werden soll.

Eine solche Argumentation wäre also zirkelhaft.

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Induktion 8

Hume

“We have said that all arguments concerning existenceare founded on the relation of cause and effect; thatour knowledge of that relation is derived entirely fromexperience; and that all our experimental conclusionsproceed upon the supposition that the future will beconformable to the past. To endeavour, therefore, theproof of this last supposition by probable arguments,or arguments regarding existence, must be evidentlygoing in a circle, and taking that for granted, which isthe very point in question.” (EHU, p. 35f.)

Induktion 9

Humes Resultat

Induktive Schlüsse lassen sich nicht rechtfertigen.

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Induktion 10

“You say that the one proposition is an inference from theother. But you must confess that the inference is notintuitive; neither is it demonstrative: Of what nature is it,then? To say it is experimental, is begging the question. Forall inferences from experience suppose, as their foundation,that the future will resemble the past, and that similarpowers will be conjoined with similar sensible qualities. Ifthere be any suspicion that the course of nature may change,and that the past may be no rule for the future, allexperience becomes useless, and can give rise to noinference or conclusion. It is impossible, therefore, that anyarguments from experience can prove this resemblance ofthe past to the future; since all these arguments are foundedon the supposition of that resemblance.

Induktion 11

Let the course of things be allowed hitherto ever so regular;that alone, without some new argument or inference, provesnot that, for the future, it will continue so. In vain do youpretend to have learned the nature of bodies from your pastexperience. Their secret nature, and consequently all theireffects and influence, may change, without any change intheir sensible qualities. This happens sometimes, and withregard to some objects: Why may it not happen always andwith regard to all objects? What logic, what process ofargument secures you against this supposition? My practice,you say, refutes my doubts. But you mistake the purport ofmy question. As an agent, I am quite satisfied in the point;but as a philosopher, who has some share of curiosity, I willnot say scepticism, I want to learn the foundation of thisinference.” (EHU, p. 37f.)

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Fazit 1

Fazit

Bei Hume wird noch deutlicher als bei Descartes, dassmit skeptischen Argumenten häufig (auch) gezeigtwerden soll, dass wir in vielen Fällen nicht a prioribzw. nicht zirkelfrei zeigen können, dass bestimmteMethoden zur Überzeugungsgewinnung zuverlässigsind.So verstanden sind skeptische Argumente auch fürdie „neue“ Erkenntnistheorie von größter Bedeu-tung.

Fazit 2

Noch einmal

Mit skeptischen Argumenten kann tatsächlich nurgezeigt werden, dass wir in vielen Fällen nicht apriori bzw. nicht zirkelfrei zeigen können, dass be-stimmte Methoden zur Überzeugungsgewinnung zu-verlässig sind.Skeptische Argumente zeigen nicht, dass diese Me-thoden tatsächlich unzuverlässig sind.

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Fazit 3

Daher stehen wir nun vor der Frage

Sollen wir auch weiterhin auf Methoden vertrauen,von denen sich herausgestellt hat, dass wir nichtzeigen können, dass sie tatsächlich zuverlässig sind?

Viele – auch Hume – geben hier eine pragmatische Ant-wort

Im praktischen Leben können wir gar nicht anders alsdiese Methoden zu verwenden, weil wir sonst völliggelähmt wären.