10
4 Geographische Rundschau 55 (2003) Heft 3 Karl Vorlaufer Tourismus in Entwicklungsländern Bedeutung, Auswirkungen, Tendenzen Zumindest bis zum Terroranschlag am 11. September 2001 in New York zählte der Tourismus in Entwicklungsländern seit etwa 1965 zu den am schnellsten wachsenden Bereichen der Weltwirtschaft. Der rasante Anstieg des internationalen Fremdenverkehrs ist Merkmal und Triebfeder der Globalisierung, an dem die Entwicklungsländer einen steigenden Anteil erreichen (vgl. Abb. 1). er internationale Reiseverkehr voll- zieht sich gleichwohl vornehmlich zwischen den entwickelten Län- dern sowie innerhalb der einzelnen Welt- regionen (vgl. Abb. 2). Schnellwachsende Besucherzahlen aus Industrie-, aber auch aus nahegelegenen Entwicklungsländern sind typisch für viele Staaten (Beispiele Thailand, Brasilien, vgl. Abb. 3). Die Rei- sedevisenausgaben wuchsen so in eini- gen Länder schneller als die Einnahmen; nicht wenige Entwicklungsländer weisen negative Bilanzen auf (vgl. Tab. 1). In vielen Ländern übertrifft der Bin- nentourismus hinsichtlich Umfang und (binnen-)wirtschaftlicher Bedeutung den internationalen Tourismus beträchtlich. Dies trifft nicht nur auf Länder mit einem traditionell umfangreichen Pilgertouris- mus zu, wie etwa Indien, sondern auch auf Länder, in denen infolge wachsenden Wohlstands sich mehr und mehr Men- schen am Erholungs-, Kultur-, Städte- und Geschäftstourismus beteiligen. Ein spek- takuläres Beispiel ist China (Ghimire, Li 2001). Auf die 719 Mio. (1999) Binnen- touristen (1985: 240 Mio.) entfielen 70,8 % aller touristischen Einnahmen (1985: 54,9 %). Der internationale Tourismus erwirt- schaftet als einer der wichtigsten Zweige der Weltwirtschaft fast 11 % des globalen BIP und stellt rund 8 % aller direkten und indirekten Arbeitsplätze (WTTC 2002). In Anbetracht dieser riesigen weltwirtschaft- lichen Bedeutung des Tourismus sowie der Prognosen der World Tourism Organisation (WTO 1998), die ein überproportionales Wachstum des Entwicklungsländer-Tou- rismus bis 2020 erwartet, bemühen sich viele dieser Länder ihren Anteil an diesem boomenden Zweig der Weltwirtschaft aus- zuweiten. Der Fremdenverkehr wird als ein Instrument zur Überwindung der Un- terentwicklung gesehen (Vorlaufer 1996a). Auf der Nachfrageseite sind die (bisher noch) in vielen Industrieländern steigen- den Einkommen, zunehmende Freizeit infolge abnehmender Jahres- und Lebens- arbeitszeit, größere Fremdensprachen- kenntnisse und Reiseerfahrungen eines wachsenden Teils der Bevölkerung der Industrieländer wichtige Faktoren für die Expansion des Entwicklungsländer-Touris- mus (Beispiel: deutscher Fernreisemarkt; Aderhold 2000). Die Entfaltung des Entwicklungsländer- Tourismus wird verstärkt durch Entwick- lungen in der Verkehrs- und Kommunikati- onstechnologie (v. a. Großraumflugzeug, Reservierungssysteme, Internet) sowie durch die weitgehende Deregulierung der Welttourismuswirtschaft (u. a. erleichterte Devisen-, Einreisebestimmungen). Der Massentourismus dringt in immer entlege- nere Räume vor; der Reisehorizont auch mittlerer bis unterer Einkommens- und Bildungsschichten weitet sich aus und greift von den vornehmlich von Strand- und Erholungsurlaubern (Aderhold 2000) D 0 100 200 300 400 500 600 700 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Touristische Ankünfte Einnahmen % in Mio. 650 Mio. US$ 455 Mrd. US$ Asien ohne Japan, Pazifik Afrika Lateinamerika, Karibik Japan, Australien, Neuseeland sonstiges Europa Europäische Union (mit den Ländern von '95) USA/Kanada Quelle: WTO, 1985 ff. Entwurf: K.Vorlaufer Grafik: Cl.Dehling 1999 Abb. 1: Entwicklung internationaler Touristenankünfte nach Ländergruppen 1981 bis 1999 sowie die prozentualen Veränderungen der Ankünfte und Reisedeviseneinnahmen 1999 Quelle: WTO 1985 ff. Entwurf: K. Vorlaufer, Grafik: C. Dehling

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4 Geographische Rundschau 55 (2003) Heft 3

Karl Vorlaufer

Tourismus in EntwicklungsländernBedeutung, Auswirkungen, Tendenzen

Zumindest bis zum Terroranschlag am 11. September 2001 in New Yorkzählte der Tourismus in Entwicklungsländern seit etwa 1965 zu denam schnellsten wachsenden Bereichen der Weltwirtschaft. Der rasanteAnstieg des internationalen Fremdenverkehrs ist Merkmal und Triebfederder Globalisierung, an dem die Entwicklungsländer einen steigendenAnteil erreichen (vgl. Abb. 1).

er internationale Reiseverkehr voll-zieht sich gleichwohl vornehmlichzwischen den entwickelten Län-

dern sowie innerhalb der einzelnen Welt-regionen (vgl. Abb. 2). SchnellwachsendeBesucherzahlen aus Industrie-, aber auchaus nahegelegenen Entwicklungsländernsind typisch für viele Staaten (BeispieleThailand, Brasilien, vgl. Abb. 3). Die Rei-sedevisenausgaben wuchsen so in eini-gen Länder schneller als die Einnahmen;nicht wenige Entwicklungsländer weisennegative Bilanzen auf (vgl. Tab. 1).

In vielen Ländern übertrifft der Bin-nentourismus hinsichtlich Umfang und(binnen-)wirtschaftlicher Bedeutung deninternationalen Tourismus beträchtlich.Dies trifft nicht nur auf Länder mit einemtraditionell umfangreichen Pilgertouris-mus zu, wie etwa Indien, sondern auchauf Länder, in denen infolge wachsendenWohlstands sich mehr und mehr Men-schen am Erholungs-, Kultur-, Städte- undGeschäftstourismus beteiligen. Ein spek-takuläres Beispiel ist China (Ghimire, Li2001). Auf die 719 Mio. (1999) Binnen-touristen (1985: 240 Mio.) entfielen 70,8% aller touristischen Einnahmen (1985:54,9 %).

Der internationale Tourismus erwirt-schaftet als einer der wichtigsten Zweigeder Weltwirtschaft fast 11 % des globalenBIP und stellt rund 8 % aller direkten undindirekten Arbeitsplätze (WTTC 2002). InAnbetracht dieser riesigen weltwirtschaft-lichen Bedeutung des Tourismus sowie derPrognosen der World Tourism Organisation(WTO 1998), die ein überproportionalesWachstum des Entwicklungsländer-Tou-rismus bis 2020 erwartet, bemühen sichviele dieser Länder ihren Anteil an diesemboomenden Zweig der Weltwirtschaft aus-zuweiten. Der Fremdenverkehr wird alsein Instrument zur Überwindung der Un-terentwicklung gesehen (Vorlaufer 1996a).Auf der Nachfrageseite sind die (bishernoch) in vielen Industrieländern steigen-den Einkommen, zunehmende Freizeit

infolge abnehmender Jahres- und Lebens-arbeitszeit, größere Fremdensprachen-kenntnisse und Reiseerfahrungen eineswachsenden Teils der Bevölkerung derIndustrieländer wichtige Faktoren für dieExpansion des Entwicklungsländer-Touris-mus (Beispiel: deutscher Fernreisemarkt;Aderhold 2000).

Die Entfaltung des Entwicklungsländer-Tourismus wird verstärkt durch Entwick-lungen in der Verkehrs- und Kommunikati-

onstechnologie (v. a. Großraumflugzeug,Reservierungssysteme, Internet) sowiedurch die weitgehende Deregulierung derWelttourismuswirtschaft (u. a. erleichterteDevisen-, Einreisebestimmungen). DerMassentourismus dringt in immer entlege-nere Räume vor; der Reisehorizont auchmittlerer bis unterer Einkommens- undBildungsschichten weitet sich aus undgreift von den vornehmlich von Strand-und Erholungsurlaubern (Aderhold 2000)

D

0

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1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999

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Touristische

Ankünfte Einnahmen

%

in Mio.

650 Mio.US$

455 Mrd.US$

Asien ohne Japan, Pazifik

Afrika

Lateinamerika, Karibik

Japan, Australien, Neuseeland

sonstiges Europa

Europäische Union(mit den Ländern von '95)

USA/Kanada

Quelle: WTO, 1985 ff. Entwurf: K.Vorlaufer Grafik: Cl.Dehling

1999

Abb.1: Entwicklung internationaler Touristenankünfte nach Ländergruppen 1981 bis 1999sowie die prozentualen Veränderungen der Ankünfte und Reisedeviseneinnahmen 1999Quelle: WTO 1985 ff.Entwurf: K. Vorlaufer, Grafik: C. Dehling

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besuchten afrikanischen Destinationen(v. a. Tunesien, Rote Meer-Küste Ägyptens,Atlantikküste Marokkos) auf weiter ent-fernte Ziele über.

Weltpolitische Instabilität, weltwirt-schaftliche Turbulenzen, die Ausbreitungvon Seuchen (u. a. Aids), generelle oder aufTouristen ausgerichtete Terroranschläge(z. B. Luxor/Ägypten 1997, Djerba/Tune-sien, Bali 2002) oder die Entführung vonTouristen als Geiseln (z. B. Malaysia/Phi-lippinen 2001) können zu drastischen Ein-brüchen des Entwicklungsländer-Touris-mus führen. In zahlreichen Ländern sinddie Besucherzahlen nach dem 11.09.2001eingebrochen. Allerdings: Auch hier zeigtsich das für den Entwicklungsländer-Tou-rismus typische heterogene Bild. Thailandz. B. verzeichnete schon im November 2001im Vergleich zum gleichen VorjahresmonatZuwächse, während das stark vom US-Markt abhängige Mexiko Rückgänge hin-nehmen musste (vgl. Abb. 4).

Tourismus undwirtschaftliche EntwicklungAlle Entwicklungsländer verfolgen mit derFörderung des Tourismus vorrangig wirt-schaftliche Ziele:

5Geographische Rundschau 55 (2003) Heft 3

● Schaffung von Einkommen und Beschäfti-gung,● Erhöhung der Deviseneinnahmen sowie –schon deutlich eingeschränkter –● Milderung räumlicher und sozialer Dispa-ritäten.

Die WTO und auch mehr und mehrLänder sehen in der Förderung des Touris-mus zudem einen Weg eines verstärktenUmweltschutzes (WTO 2001, S. 5). DieUNCTAD bewertet für die von der UN klas-sifizierten 48 Least Developed Countries(LDCs) den Tourismus als wirkungsvollesInstrument zur Armutsbekämpfung undIntegration dieser Länder in die Weltwirt-schaft. Auf die LDCs entfallen gegenwärtigjedoch weniger als 1 % aller grenzüber-schreitenden Touristenankünfte und nurrd. 0,5 % aller touristischen Deviseneinnah-men (WTO, UNCTAD 2001). Sie erreichtendamit insgesamt nur ca. 50 % der Zahl aus-ländischer Touristen Thailands: Der Ent-wicklungsländer-Tourismus verteilt sichextrem ungleich. Über 50 % aller Reisenin Entwicklungsländer entfallen auf nur12 Länder (vgl. Tab. 2).

Entwicklungsländer mit einem relativhohen Anteil am Welttourismusmarktzählen auch zu den Ländern mit verhältnis-mäßig hoher Wirtschaftskraft. Zwischen

dem BIP und den touristischen Devisenein-nahmen pro Kopf besteht weithin ein engerZusammenhang (vgl. Abb. 5). Hier hat derTourismus zur Milderung der Armut beige-tragen. Dies trifft sowohl auf flächengroßeund bevölkerungsreiche Staaten mit hohenBesucherzahlen (z. B. Tunesien, Thailand),als auch auf insulare Kleinstaaten mitgeringer Bevölkerung, jedoch relativ zahl-reichen Touristen zu (z. B. Seychellen,Barbados). In vielen Ländern leistet derTourismus einen wesentlichen Beitrag zurVerbesserung der Zahlungsbilanz. Insbe-sondere die Nettodeviseneinnahmen desTourismus wurden in zahlreichen Entwick-lungsländern erhöht, da der Import vonGütern und Diensten für die Tourismus-wirtschaft weithin durch eine heimischeProduktion substituiert wurde.

Die Vorteile des Tourismus als Devisen-bringer gegenüber anderen exportorientier-ten Wirtschaftszweigen sind vielfältig:● Viele Entwicklungsländer besitzen mitihren oft einzigartigen oder seltenen sowiekaum substituierbaren touristischen Attrak-tionen auf dem Weltmarkt eine relativ star-ke Position, die sie mit anderen Gütern undDiensten kaum erreichen können.● Die Nachfrage nach Entwicklungsländer-Reisen ist in den letzten Jahrzehnten stär-

Abb. 2: Reiseströme des internationalen Tourismus 1999 51030301

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ker gestiegen als der Welthandel und alsdas globale BIP. Während viele „klassi-sche“ Exportgüter der Entwicklungsländer(z. B. Agrar-, Bergbauprodukte, „einfache“Konsumgüter wie Textilien) auf eine imVergleich zum Wachstum der Weltwirt-schaft unterproportionale Nachfragesteige-rung stießen, haben viele dieser Länder mitihren touristischen Angeboten am steigen-

den Wohlstand breiter Schichten in Indust-rie- und in vielen Entwicklungsländernüberproportional teilhaben können.● Im Unterschied zu anderen Exportgütern,die von den Produktions- zu den Konsumti-onsstandorten transportiert werden müs-sen, reisen die Touristen (Konsumenten)selbst zum Standort der touristischen Leis-tungserstellung, d. h. Kosten und Risiken

der Verbindung zwischen Produktions-und Konsumtionsort werden von den Tou-risten und nicht wie bei Handelsgüternvom Produzenten übernommen.● Durch den unmittelbaren Kontakt zwi-schen den Produzenten einer touristischenLeistung, z. B. dem Hotelier, und den Tou-risten können sich die Tourismus-Unter-nehmen leichter auf die Bedürfnisse derAbnehmer, der Touristen, einstellen alsUnternehmer, die für einen weitentferntenanonymen Markt produzieren.● „Schlafendes“ oder in sterilen Anlagen in-vestiertes heimisches Kapital wird auchdeshalb eher in einen Tourismusbetrieb alsin andere exportorientierte Zweige inves-tiert. Der Tourismus trägt so zur Mobilisie-rung des in Anbetracht des gravierendenKapitalmangels aller Entwicklungsländerdringend benötigten heimischen Kapitalsbei.● Viele touristisch attraktive Entwicklungs-länder haben keine oder nur eingeschränk-te Ressourcen für alternative Exportzweige(v. a. Landmangel, fehlende agrarökologi-sche Bedingungen); häufig stößt eine Aus-weitung der Produktion ihrer klassischenExportgüter zudem auf eine nicht entspre-chend steigende Nachfrage und bewirkt soeinen Preisverfall.● Weite Teile der Tourismuswirtschaft ba-sieren vornehmlich oder sogar ausschließ-lich auf den Einsatz heimischer Ressour-

6 Geographische Rundschau 55 (2003) Heft 3

Tourismus in EntwicklungsländernKarl Vorlaufer

Kuwait 243 103 2 510 1 988 -2 267 -1 885 -1 189,9 -1 087,8Nigeria 142 33 1 567 200 -1 425 -167 -11,9 -2,1Argentinien 2812 523 4 107 617 -1 295 -94 -35,5 -3,1Venezuela 656 416 1 646 597 -990 -181 -42,7 -10,6Iran 662 27 918 508 -256 -481 -3,9 -10,1Gabun 11 9 183 83 -172 -74 -143,9 -73,2Kolumbien 928 287 1 078 169 -150 118 -3,8 4,0

St. Vincent 77 23 8 7 69 16 600,5 154,7Mauritius 545 55 187 19 358 36 306,2 35,2Dominik. Rep. 2 524 368 282 84 2 242 284 270,0 44,4Kenia 304 249 115 15 189 234 6,3 11,6Tunesien 1 563 551 239 126 1 324 425 139,7 57,7Südafrika 2 526 425 1 806 413 720 12 16,7 0,4Brasilien 3 994 1 739 3 059 1 145 935 594 5,5 4,3Mexiko 7 223 2 900 4 541 2 262 2 682 638 27,1 8,3Thailand 6 695 1 171 1 843 280 4 852 891 80,0 17,4Malaysia 3 540 622 1 973 1 158 1 567 -536 73,4 -34,5

Deutschland 16 730 4 748 48 495 12 809 -31 765 -8 061 -384,7 -103,8Japan 3 428 1 137 32 808 4 814 -29 380 -3 677 -232,6 -30,5Kanada 10 171 3 103 11 345 4 130 -1 174 -1 027 -37,9 -39,6USA 74 881 17 937 59 351 24 517 15 530 -6 580 56,9 -27,6

Quelle: WTO 1985 ff.; U.S.Census Bureau

Tab.1: Reisedevisenbilanzen ausgewählter Entwicklungsländer im Vergleich mit ausgewählten Industrieländern 1985 und 1999

Einnahmen in Mio. US$ Ausgaben in Mio. US$ Bilanz in Mio. US$ in Mio. US$1999 1985 1999 1985 1999 1985 1999 1985

Quelle: WTO, 1980 ff.; Nationale Tourismusbehörden Thailands und BrasiliensEntwurf: K.Vorlaufer Grafik: Cl.Dehling

0 1 2 3 4 5 6 7 10 Mio.

Brasilien

Thailandsonst. Entwicklungsländern

Touristen aus

Ländern der Region*

Industrieländern

* Region für:Brasilien: Lateinamerika einschl.

Mexiko, Karibik-StaatenThailand: ASEAN-Staaten, China,

Taiwan, Hong Kong1980

1987

1990

1995

1998

2000

1980

1987

1990

1995

1998

2001

8 9

Abb. 3: Thailand und Brasilien als Beispiele für die Entwicklung und Bedeutung des Touris-mus aus Industrie- und EntwicklungsländernQuelle: WTO 1985 ff.; Entwurf: K. Vorlaufer, Grafik: C. Dehling

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cen, so dass ein Import von Vorleistungenoft vollständig entfällt, der Nettodevisen-effekt somit erhöht wird. Beispiele: der Ein-satz von heimischen Materialien und tradi-tionellen Kenntnissen bei der Souvenirher-stellung; die überkommenen Kenntnissevon Fremden-, Berg-, Boots- oder Reittier-führern.

Ein außenwirtschaftlicher Nachteilkann es jedoch sein, dass im Falle vonKrisen der Tourismus stark zurückgeht,während unter objektiv gleichen Krisenbe-dingungen Produktion und Export andererAußenhandelsgüter weiter erfolgen. Hoheausländische Investitionen in die Touris-muswirtschaft oder die Beschäftigung einergroßen Zahl ausländischer Führungskräftez. B. in der Hotellerie können zwar über denTransfer der Gewinne und Lohneinkommendie positiven Zahlungsbilanzeffekte verrin-gern. Transnationale Ketten mit Hauptsitzin einem Industrieland stellen jedoch inallen wichtigen Reiseländern nur einengeringen Anteil der Beherbergungskapa-zitäten. Zudem basieren sie im hohen Maßeauf heimischem Kapital, da z. B. viele unterdem Markennamen eines Global Playersgeführte Hotels nur gepachtet bzw. gema-nagt werden oder Franchise-Betriebe sind

7Geographische Rundschau 55 (2003) Heft 3

China 31 229 7 133 14,2 10,9 5 12Mexiko 20 643 4 207 9,4 6,4 8 16Hongkong 13 059 3 370 5,9 5,2 14 18Malaysia 10 222 2 933 4,6 4,5 17 20Thailand 9 509 2 438 4,3 3,7 20 25Singapur 7 690 2 738 3,5 4,2 21 22Macau 6 682 739 3,0 1,1 23 50Südafrika 6 001 728 2,7 1,1 24 51Republik Korea 5 322 1 426 2,4 2,2 26 36Brasilien 5 313 1 734 2,4 2,7 27 32Ägypten 5 116 1 407 2,3 2,2 28 37Indonesien 5 064 749 2,3 1,1 29 49

zum Vergleich:

Spanien 48 201 27 477 - - 3 2Italien 41 182 25 047 - - 4 4Deutschland 18 983 12 686 - - 11 8

gesamte 12 wichtigsten EL-Länder 125 850 33 771 57,1 51,8gesamte Entwicklungsländer 220 376 65 229 100,0 100,0gesamte Welt 698 793 321 240

EL-Anteil an der Welt (in %) 31,5 20,3

Quelle: WTO (1985 ff.); WTO: Tourism Highlights 2001; www.world-tourism.org

Tab. 2: Die 12 wichtigsten Ziele des Entwicklungsländer (EL)-Tourismus und deren Anteil am gesamten EL-Tourismus nach den Touristen-ankünften 2000 im Vergleich mit 1985 sowie deren Rang in der entsprechenden Abfolge aller Länder in der Welt und im Vergleich mitausgewählten Industrieländern

Touristenankünfte Anteil (%) am Rang in der WeltZiel in 1 000 EL-Tourismus

2000 1985 2000 1985 2000 1985

50

100

150

200

250

300

350

400

Jan März Mai Juli Sep Nov Jan März Mai Juli Sep Nov Jan

2000 2001 2002

März Mai

Thailand

Tunesien

Mexiko

Mexiko:Thailand:Tunesien:

Jan. 20001.615,3807,2208,0

Juni 20021.587,6779,3462,8

Terroranschlagin New York

Juni 20011.755,0787,3538,7

Jan. 20021.604,6940,7219,3

Ankünfte in 1.000:

Okt. 20001.504,4757,3521,8

Okt. 20011.227,1724,8433,0

Abb. 4: Entwicklung der internationalen Touristenankünfte von Januar 2000 (=100) bis Juni2002 am Beispiel Mexiko, Thailand und TunesienQuellen: www.tat.orth; www.ins.nat.tn; datatur.sectur.gob.mxEntwurf: K. Vorlaufer, Grafik: C. Dehling

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(Vorlaufer 2000). Die Immobilien gehörenoft heimischen Investoren, die so an denErträgen stark beteiligt sind. Zudem habensich in vielen Entwicklungsländern heimi-sche, auch transnationale Hotelkonzernemit einem Engagement auch in Industrie-ländern entfaltet (vgl. Abb. 6).

In Ländern mit einer großen diversifi-zierten Wirtschaft (z. B. Mexiko, Marokko,Thailand, China) beträgt die Sickerrate inder Regel weniger als 15 %, da der Großteilder Vorleistungen für den Tourismus imLande erzeugt wird. Kleinstaaten mitgering entwickelter Wirtschaft benötigenjedoch mehr Importe; hier kann die Sicker-rate 50–70 % erreichen. Viele Kleinstaaten(z. B. der Karibik, Seychellen, Malediven)weisen im Vergleich zu großen Reiselän-dern hohe touristische Bruttodevisenein-nahmen pro Kopf der Bevölkerung auf, sodass hier trotz hoher Sickerrate die Netto-deviseneffekte pro Kopf oft höher sind alsin anderen Entwicklungsländern (Liu, Jen-kins 1996). Infolge dieser Bedingungennimmt der Tourismus in vielen Länderneine prominente Funktion in der Leistungs-bilanz ein; negative Handelsbilanzen unddie für viele Länder drückende hohe Aus-landsverschuldung werden in vielen Ent-wicklungsländern gemildert.

Beschäftigungs-und EinkommenseffekteDie Faktorausstattung der Entwicklungs-länder ist gekennzeichnet durch extremen

Kapitalmangel einerseits und ein Überange-bot an (unqualifizierten) Arbeitskräftenandererseits, mit der Folge hoher Arbeits-losigkeit. Im Vergleich mit anderen Bran-chen gilt die Tourismuswirtschaft als einarbeits- und weniger kapitalintensiver Be-reich (Vorlaufer 1996a). Dementsprechendkönnen mit vergleichsweise geringenInvestitionen relativ viele Arbeitsplätzegeschaffen werden. Das Anlagevermögenweiter Bereiche der Tourismuswirtschaftund vor allem des informellen touristischenGewerbes (Vorlaufer 1999) ist im Vergleichzur Zahl der Beschäftigten gering. Zumtouristischen Kapitalstock müssen auchdie touristischen Attraktionen gezählt wer-den (u. a. angenehmes Klima, schöne Land-schaften, exotische Kulturen u. Menschen),die weithin ohne Investitionen genutzt wer-den können, auch wenn zur Er- und Auf-schließung einiger dieser Ressourcen kost-spielige Infrastrukturen notwendig sind(z. B. Straßen, Flughäfen).

In Entwicklungsländern ist der Touris-mus noch arbeitsintensiver als in Industrie-ländern, da hier u.a. der informelle Sektorweniger verbreitet ist und der Faktor Arbeitz. T. durch Kapital ersetzt wird. Daher sindz. B. in der Rangfolge der zehn wichtigstenLänder hinsichtlich des durch den Touris-mus erwirtschafteten BIP nur ein Entwick-lungsland, hinsichtlich der absoluten Zahltouristischer Arbeitsplätze jedoch fünf Ent-wicklungsländer vertreten.

In kleinen, stark vom Fremdenverkehrüberformten Ländern machen die direkten,

indirekten und induzierten Arbeitsplätzedes Tourismus ein überragendes Segmentdes Arbeitsmarktes aus und dies, obwohlin Mikrostaaten die indirekten/induziertenEffekte infolge geringer oder fehlenderbackward linkages schwach sind. GenerelleAussagen für alle Entwicklungsländer überdie Breite und Tiefe der Beschäftigungs-effekte können nicht gemacht werden, dadie Volkswirtschaften der einzelnen Län-dern sehr unterschiedlich sind. In diversifi-zierten und großen Ökonomien sind dieseEffekte wirkungsvoller, da viele Vorleistun-gen für den Tourismus im Lande erzeugtwerden und so über backward linkages vie-le indirekte Arbeitsplätze entstehen. Inzahlreichen Entwicklungsländern hat sichder Tourismus zu einem sektoralen Wachs-tumspol, zu einer „motorischen Einheit“im Sinne der Polarisationstheorien (Schätzl1993) entfaltet, von dem Wachstumsimpul-se auf vorgelagerte Wirtschaftszweige aus-strahlen, die durch die Nachfrage der Tou-rismuswirtschaft erstmals oder verbesserteAbsatzmöglichkeiten erhalten.

Die Lohneinkommen der direkt undindirekt Beschäftigten des Tourismus bzw.deren Nachfrage nach Gütern und Dienstenschaffen zudem über den Multiplikator-effekt weitere sog. induzierte Arbeitsplätze.In Kleinstaaten mit gering diversifizierterVolkswirtschaft (z. B. Seychellen, Maledi-ven, Karibikstaaten) entfallen auf einendirekt Beschäftigten etwa 0,3–0,7, in großenund weiter entwickelten Ländern (z. B. Thai-land, Marokko, Mexiko) bis zu 1,4 indirek-te/induzierte Arbeitsplätze. Mit dem hohenBeschäftigungseffekt korrespondiert zwarin vielen Entwicklungsländern ein eben-falls hoher Einkommenseffekt. Allerdingsist auch der Einkommensmultiplikator ingroßen und weiterentwickelten Ländernhöher als in Kleinstaaten (Beispiele bei Liu,Jenkins 1996; Vorlaufer 1996a).

Die für viele Entwicklungsländer ty-pisch krasse ungleiche Einkommensvertei-lung dürfte jedoch auch für die touristi-schen Einkommen zutreffen. Die Spreizungder Arbeitseinkommen ist viel eklatanterals in Industrieländern, da einerseits vieleder im informellen Sektor Beschäftigtengeringe und unregelmäßige Einkommenerwirtschaften (z. B. fliegende Souvenir-händler) und andererseits Führungskräfteaufgrund starken Mangels an Hochqualifi-zierten relativ hohe Einkommen erhalten.Zudem sind Kapitaleinkommen oft sehrhoch, da aufgrund des Kapitalmangels In-vestoren in die Tourismuswirtschaft beson-ders hohe Erträge erhalten.

Der Tourismus bietet ausgeprägter alsandere exportorientierte Wirtschaftszweigegerade Personen Arbeit, die sonst auf demArbeitsmarkt benachteiligt sind. Frauenstellen z. B. in vielen Entwicklungsländerneinen hohen Anteil der Hotelbeschäftigten;der Tourismus bietet ihnen vielerorts dieeinzige Möglichkeit einer Lohnarbeit; siesind stark im touristischen Einzelhandel

8 Geographische Rundschau 55 (2003) Heft 3

Tourismus in EntwicklungsländernKarl Vorlaufer

Touristische Einnahmen in US$ pro Kopf 1999

BIPUS$proKopf1999

Entwurf: K.VorlauferGrafik: Cl.Dehling

Ägypten

Barbados

Brasilien

Dominica

Fiji

Indonesien

Malediven

Marokko

Mexiko

Seychellen

St.Kitts und Nevis

St.Vincent und Grenadinen

St.Lucia

Südafrika

Tansania

Tunesien

Mauritius

Thailand

Kenya

Sri Lanka

y = 2,67x + 1573,35

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

8000

9000

10000

0 500 1000 1500 2000 2500 3000

Jamaica

Dom. Republik

rS= 0,77(rS = Korrelationskoeffizient

nach Spearman)

Abb. 5: Zusammenhang zwischen BIP und den Deviseneinnahmen aus Tourismus, jeweilspro Kopf der Bevölkerung für wichtige ZielländerQuellen: Weltbank, WTO 2001, U.S. Census Bureau

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und aufgrund traditionellen Rollenzuwei-sungen und Qualifikation dominant in derHerstellung von Gebrauchsgütern tätig, diejetzt von Touristen als Souvenirs erworbenwerden (z. B. Web-, Bastarbeiten).

Tourismus undräumliche DisparitätenFast alle Entwicklungsländer weisen extre-me räumliche Disparitäten auf (Vorlaufer2001). Eine exzessive Land-Stadt-Wande-rung häufig vornehmlich in die Haupt- undPrimatstadt ist typisch (Beispiele: Mexiko-Stadt, Bangkok, Kairo, Nairobi). Entwick-lungsländer sehen im Tourismus ein effizi-entes Instrument zur Milderung dieserDisparitäten. Viele Tourismusarten (u. a.Bade-, Abenteuer-, Trekking-, Wüsten-,Jagd-, Tierbeobachtungs-, Ethno-, Ökotouris-mus) finden häufig nur in der oft un- oderdünnbesiedelten Peripherie günstige Vor-aussetzungen („unberührte“ Natur, „exoti-sche“ Völker usw.), die für andere Wirt-schaftszweige oft Standortnachteile sind.Selbst für eine subsistenzorientierte Agrar-wirtschaft kaum oder nicht geeigneteStandorte (Sandstrände, Koralleninseln,obere Höhenstufen der Hochgebirge, extre-me Trockenräume) können evtl. noch tou-ristisch genutzt werden und so zum Wachs-tum der Volkswirtschaft beitragen.

der Peripherie. In Mexiko hat der Staatden systematischen Aufbau von integrier-ten Tourismuszentren, in Thailand die Pri-vatwirtschaft die Erschließung der Periphe-rie übernommen, wenngleich der StaatVorleistungen (Flughafen-, Straßenbau)erbringt und die Vermarktung der neuenDestinationen mitträgt (vgl. Abb. 7).

In der Initialphase touristischer Ent-wicklung agieren zudem oft „Rucksack-reisende“ als „Entdecker“ touristischerAttraktionen und so als Wegbereiter desspäteren Massentourismus. Kuta auf Bali,Hikkaduwa auf Sri Lanka, Goa in Indienoder die thailändischen Inseln Samui,Phangan und Phi Phi sind Beispiele. Thai-land, Mexiko, Ägypten (an der Rote-Meer-Küste), Tunesien, die DominikanischeRepublik oder Kenya (auch über die vor-nehmlich in der Peripherie gelegenenNationalparks) sind prominente Beispielefür die Entwicklung peripherer Räumedurch den Tourismus. In Tunesien undMarokko hat der boomende Wüstentouris-mus zur wirtschaftlichen Revitalisierungvieler Oasenstädte beigetragen. In Nepalerhalten abgelegene Bergdörfer durch denTrekkingtourismus Einkommen.

Gleichwohl sind die Hauptstädte oftweiter die überragenden Tourismuszentren,u. a. weil sie häufig mit ihrem GroßflughafenEin- und Ausreiseort vieler Touristen und

Mit der touristischen Erschließung derPeripherie werden somit sowohl ein Dispa-ritätenabbau als auch eine Optimierungdes Wirtschaftswachstums über eine Mobi-lisierung ansonsten kaum nutzbarer Res-sourcen angestrebt. Durch den Tourismuserfolgt in vielen Peripherien zunächst eineintraregionale Polarisation, eine Konzentra-tion des Wachstums auf ein Zentrum, dasjedoch bereits die Funktion eines Gegenge-wichts zur Kernregion übernimmt, einenTeil der Land-Stadt-Wanderung absorbiertund evtl. bereits Ziel vor allem hochqualifi-zierter Zuwanderer etwa aus der Hotellerieder Primatstadt ist. Im weiteren Verlaufwird diese Polarisation jedoch durch Aus-breitungseffekte (Polarization-Reversal-Effekte) relativiert (vgl. Abb. 8).

Bei Vorhandensein entsprechenderRessourcen kann sich die Regionalwirt-schaft der Peripherie auf die touristischeNachfrage einstellen. Über die backwardlinkages kann eine diversifizierte, dynami-sche Regionalwirtschaft entstehen. DasSeebad Cancun/Mexiko oder der BadeortPatong auf Phuket/Thailand entfaltetensich z. B. zu derartigen Polen (Vorlaufer1996b, 2001). Zudem sind diese ZentrenAusgangsorte einer weiteren touristischenErschließung der Peripherie. Cancun undPatong verdeutlichen etwa die polarenMuster einer touristischen Erschließung

9Geographische Rundschau 55 (2003) Heft 3

Abb. 6: Hauptverwaltungen großer Hotelketten in Entwicklungsländern und ihr Verbreitungsgebiet (Dez. 2000)

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wichtige Destinationen für den Städte-,Kultur- und Geschäftstourismus sind (z. B.Bangkok, Mexico City, Kairo, Nairobi).Durch den Aufbau internationaler Flughäfenaußerhalb der Hauptstadt versuchen vieleLänder eine direkte Einbindung der Peri-pherie in die globalen Reiseströme (BeispielThailand, vgl. Abb. 7). In vielen Ländernbieten periphere Tourismuszentren einemgroßen Teil der Bevölkerung Arbeitsplätzeim heimatlichen Nahbereich; die vormalstypische Migration in häufig weit entfernteStädte wird oft gedrosselt. Vielen Periphe-riebewohnern wird so der Übergang z. B.von der Fischerei- oder Agrarwirtschaft ineinen modernen Zweig, den Tourismuserleichtert, da durch die räumliche Nähedie partielle Einbindung in die das Individu-um stabilisierenden tradierten Sozial- undWertsysteme erleichtert wird.

SoziokulturelleAuswirkungen des TourismusDurch den unmittelbaren Kontakt zwischenBesuchern aus den „Ländern der Reichen“mit Bewohnern der „Länder der Armen“werden neue Lebensstile und Konsummus-ter in die Gesellschaft der „Bereisten“ trans-feriert. Die vom Tourismus ausgehendensoziokulturellen Effekte sind jedoch kaumzu isolieren, da u. a. über das bis in denletzten Erdwinkel verbreitete Fernsehenin der Regel eine rasantere Ausbreitung„westlicher“ Kulturmuster erfolgt. Gleich-wohl können durch den Tourismus tradier-te Strukturen und Werte aufgeweicht wer-den. Hier ist die durch den Tourismus ineinigen Ländern (mit) bedingte Kinder-,Frauen- und Männerprostitution zu nennen(Kleiber, Wilke 1995). Auch tradierte Hierar-chien in Familien können negativ verändertwerden, wenn z. B. das Einkommen der imTourismus beschäftigten jungen Menschenviel höher ist als das der in überkommenenBerufen tätigen älteren Familienmitglieder.Eine Profanisierung und Entmythologisie-rung überkommener religiöser Anschauun-gen und Riten kann durch die Öffnung „hei-liger Stätten“ für den Tourismus beschleu-nigt werden.

Viel häufiger ist jedoch, dass durch dasunmittelbare Zusammentreffen westlicherund nichtwestlicher Kulturen über den Tou-rismus tradierte Lebensstile und Werte ge-stärkt oder sogar wiederbelebt werden. Die„Bereisten“ erwarten durch das bewussteFesthalten an das Überkommene psychi-schen und sozialen Halt. Dies trifft vorallem dann zu, wenn die (oft nur schein-bar) genuine Kultur des Reiselandes einewesentliche touristische Attraktion unddamit Basis der wirtschaftlichen Existenzeines großen Bevölkerungsteils ist. Mar-kantes Beispiel für die gestärkte Weiter-existenz, ja den Ausbau einer überkomme-nen Kultur ist Bali (Vorlaufer 1999b, vgl.auch Beitrag in diesem Heft). Die hinduisti-sche Kultur Balis existiert nicht trotz, son-

dern wegen des Tourismus weiter. Kultur-einrichtungen (u. a. Museen) und -denk-mäler können weithin nur dank touris-tischer Einnahmen unterhalten werden.Die buddhistischen Tempelanlagen vonAngkor Wat/Kambodscha und orobudur/-Java, die Inkastadt Machu Picchu/Peru oderdie Mayastätten auf Yucatan/Mexiko stehenbeispielhaft für viele durch den Tourismuswirtschaftlich mitgetragene kulturelleAttraktionen.

Im Zuge unkontrollierter touristischerExpansion können jedoch Bevölkerungs-

gruppen und insbesondere indigene Völkermarginalisiert, ihrer überkommenen Nut-zungsrechte etwa an Land, der Möglichkeiteiner selbstbestimmten Entwicklungberaubt werden oder sogar massive Men-schenrechtsverletzungen erleiden. Hierzuzählen z. B. Zwangsumsiedlungen aus denfür Tourismus und Naturschutz reservier-ten Nationalparks ohne angemessene Kom-pensation oder die Verdrängung altansässi-ger Bevölkerung von den für das Touris-musgewerbe attraktiven Standorten durchkapitalstarke Investoren oft in Kooperation

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Tourismus in EntwicklungsländernKarl Vorlaufer

Abb.7: Grundmuster der 1975 und 2002 projektierten und bis 2002 realisierten räumlichenOrdnung der Tourismuswirtschaft ThailandsQuelle: Tourism Organization of Thailand: National Plan on Tourism Development Thailand 1975,TAT 2001, eigene ErhebungenEntwurf: K. Vorlaufer, Kartographie: U. Beha

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mit der staatlichen Gewalt, wie z. B. in vie-len Entwicklungsländern von Fischern ausstrandnahen Bereichen.

Tourismus undUmweltbelastungenDie stärksten, in vielen Reiseländern offen-sichtlichsten Negativeffekte des Tourismusbeeinflussen die natürliche Umwelt. Ins-besondere in Massentourismus-Destinatio-nen ist die Umweltdegradation oft massiv:Strandabrasion infolge zu dichter Bebau-ung an der mittleren Hochwasserlinie, einexzessiver Verbrauch der zunehmendknapperen Ressource Wasser (u. a. für diezahlreichen Golfplätze etwa in Tunesien,Thailand), Schädigung von Korallenriffendurch eine touristische Fehl- bzw. Übernut-zung oder durch die verstärkte Sedimenta-tion infolge der Beseitigung der Küsten-vegetation für touristische Anlagen, dieBeseitigung oder Überbauung von Strand-seen, Lagunen und Dünen in Strandurlau-berzentren und insbesondere der durchden Tourismus (mit)bedingte enormeAnfall fester und liquider, oft toxischerAbfälle, deren Beseitigung weithin unzu-länglich ist oder gar nicht erfolgt. Mehrund mehr touristische Destinationen dro-hen in ihrem Abfall zu ersticken.

In vielen Reiseländern verquickt sichdas vom Wissenschaftlichen Beirat derBundesregierung Globale Umweltverän-derungen (WBGU 1998) als ein Merkmaldes globalen Wandels herausgestellte Mas-sentourismus-Syndrom, die großflächigeVernichtung natürlicher Landschaften fürErholungszwecke, mit dem Müllkippen-syndrom, der umweltgefährdenden, daunsachmäßigen Regelung des Abfallanfalls.Beide Syndrome sind zudem oft verknüpftmit einem weiteren Negativmerkmal desglobalen Wandels, dem Favella-Syndrom:Dabei entstehen Elendssiedlungen mit feh-lender oder mangelhaften Infrastruktur,infolge der auch durch den Tourismus aus-gelösten Zuwanderung vieler Menschenmit der Hoffnung auf ein Einkommen ausdem Fremdenverkehr.

Der Tourismus kann jedoch auch Motordes Umwelt- und Artenschutzes sein. Eineintakte und artenreiche Natur ist einewesentliche touristische Ressource, diemehr und mehr Länder schon aus wirt-schaftlichem Interesse zu sichern versu-chen. Die Ausweisung von Nationalparksist mit hohen Opportunitätskosten verbun-den, u. a., da in diesen Räumen andere,evtl. nach rein wirtschaftlichen Kriterienvorteilhaftere Nutzungen verboten sind.Nur durch Einnahmen aus dem Tourismuskönnen diese Kosten (oft nur z. T.) kompen-siert und der Bevölkerung gegenüber legi-timiert werden (Vorlaufer 1997). „Schutzdurch Nutzung“ ist das Leitbild. Nur wenndie heimische Bevölkerung an den touristi-schen Einnahmen beteiligt wird und so eineintakte Natur als eine wirtschaftlich wichti-

Obwohl durch den Tourismus wachsendeUmweltbelastungen (mit) verursachtwerden, besteht das Paradoxon, dass derTourismus auch Motor wachsendenUmweltbewusstseins und -schutzes seinkann. In den Massentourismus-ZentrenSüdthailands z. B. können Touristen als„Agenten“ problemadäquateren Umwelt-verhaltens definiert werden. EmpirischeUntersuchungen haben ergeben (Vorlaufer2002b), dass zunächst die täglich undunmittelbar mit Touristen in Kontakt kom-menden Beschäftigten etwa der Hotels dieErfahrung machen, dass die Gäste eineintakte und saubere Umwelt erwarten,die daher von den Beschäftigten auch alsGrundlage ihrer eigenen wirtschaftlichenExistenz begriffen wird und deshalb ge-schützt werden muss.

Die im Tourismusgewerbe Tätigen über-nehmen dann die Funktion von „Scharnie-ren“, über die problemadäquate Umwelt-wahrnehmungen, -bewertungen und -ver-haltensweisen zunächst in ihre Familienund schließlich in die sonstige Bevölkerungtransferiert werden. In vielen Ländern istdaher z. B. in Tourismuszentren das Abfall-problem weniger gravierend als in sonsti-

ge und daher zu schützende Ressourcebewertet, kann ein nachhaltiger Umwelt-schutz etabliert werden. Ein in mehr undmehr Ländern eingesetztes Instrumentist hierbei der community-based tourism,das Gemeinden die touristische Nutzungder natürlichen Ressourcen ihrer Heimatermöglicht, ihnen aber auch die Verantwor-tung für deren Sicherung überträgt.

CAMPFIRE (Communal Areas Manage-ment Programme for Indigenous Resources)in Zimbabwe ist hierfür ein weltweit beach-tetes Beispiel (Vorlaufer 2002a, 2002c).Hier wurde der ländlichen Bevölkerungu. a. das Nutzungsrecht an Wild und damiteine Beteiligung an den Einnahmen ausdem Jagdtourismus übertragen. Wild wirdjetzt stärker als eine zu schützende, ein-kommensschaffende Ressource verstan-den. Auch ein nach dem Prinzip der Nach-haltigkeit ausgerichteter Jagdtourismuskann so ein Instrument des Artenschutzesund damit der Sicherung der Biodiversitätsein und so auch den Zielen der auf derKonferenz für Umwelt und Entwicklung1992 in Rio verabschiedeten Conventionon Biological Diversity (CBD) und der mitihr verknüpften Agenda 21 entsprechen.

11Geographische Rundschau 55 (2003) Heft 3

Abb. 8: Modell der raum-zeitlichen Entfaltung der Tourismuswirtschaft, ihrer Rückwärts-koppelungs (backward linkages), Polarisations- und Polarisations-Reversal-Effekte in einerPeripherregion

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gen Städten gleicher Größe. Diese Konzen-tration von Umweltschutzmaßnahmen vor-rangig auf Touristenzentren wird wiederumam Beispiel Thailands sichtbar: Zwei dernur drei modernen Müllverbrennungs-anlagen des Landes befinden sich – nebenBangkok – auf den Ferieninseln Samui undPhuket, während unter weitaus größerenAbfallproblemen leidende Großstädte indieser Hinsicht bisher noch vernachlässigtwurden.

Tourismus undnachhaltige EntwicklungInsbesondere seit der UN-Konferenz fürUmwelt und Entwicklung in Rio 1992 wur-de die Nachhaltigkeitsdebatte zunehmendauch auf den Tourismus übertragen (Beckeret al. 1996). Zahlreiche internationale Kon-ferenzen und Deklarationen forderten seit-dem die Beachtung der Nachhaltigkeit alsLeitbild touristischer Entwicklung, das inmehr und mehr Entwicklungsländern auchin Entwicklungsplänen übernommen wur-de (Beispiel Thailand, WTO 2001a). Unter

der Schirmherrschaft der WTO verabschie-deten z. B. die Tourismus-Minister von25 asiatisch-pazifischen Staaten auf denMalediven 1997 die Male Declaration onSustainability Tourism Development (WTO1999), in der Forderungen für eine nach-haltige Entwicklung des Tourismus in öko-logischer, wirtschaftlicher und kulturellerHinsicht formuliert wurden.

In der 2001 unter Leitung der WTO undUNCTAD von hochrangigen Regierungsver-tretern aus 33 Entwicklungsländern verab-schiedeten The Canary Islands’ Declarationon Tourism in the Least Developed Countrieswird der Sustainable Tourism as an Engineof Development insbesondere für die 48 vonder UN klassifizierten am wenigsten ent-wickelten Länder der Erde (WTO 2001,S. 15) definiert. Auch das von der UNdeklarierte Internationale Jahr des Öko-tourismus (IYE) 2002 hat im Zusammen-hang mit dem Weltgipfel für NachhaltigeEntwicklung (WSSD) in Johannesburg(Südafrika) im August 2002 die Diskussionüber Nachhaltigkeit und Tourismus geradeauch in Entwicklungsländern belebt (vgl.

www.planeta.com/2002.ecotourism.html;http://groups.yahoo.com/group/iye2002).

Selbst die Spitzenverbände der inter-nationalen Tourismuswirtschaft überneh-men verstärkt die Nachhaltigkeit als Leit-gedanken für die touristische Entwicklung(WTTC 2002, vgl. www.uneptie.org/wssd).Eine wachsende Zahl wissenschaftlicherPublikationen beschäftigt sich mit denErscheinungsformen und Problemen einesnachhaltigen Tourismus in Entwicklungs-ländern (u. a. Briguglio et al. 1996; Pratz2001a). Hierbei wird überwiegend voneiner Triade nachhaltiger Entwicklung,von einer Interdependenz der ökologischen,wirtschaftlichen und kulturellen Dimensionvon Nachhaltigkeit sowie von Grenzen,Perspektiven und Realisierungen nur einesnachhaltigen Tourismus ausgegangen (vgl.Abb. 9).

Die Interdependenzen des Tourismusmit anderen Wirtschaftszweigen und derallgemeinen Siedlungsentwicklung wurdenjedoch selten berücksichtigt. Die sektoralePerspektive dominiert in fast allen Ent-wicklungsländern. Sektorübergreifende,

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Tourismus in EntwicklungsländernKarl Vorlaufer

Abb. 9: Triade nachhaltiger Entwicklung und der Tourismus in Entwicklungsländern

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integrative Ansätze zur Umsetzung desLeitbildes Nachhaltigkeit wurden in touris-tischen Master Plans kaum vorgelegt, mitder Folge, dass in Räumen mit multiplenLandnutzungen die Bemühungen um einennachhaltigen Tourismus durch die Ent-wicklung anderer Wirtschaftszweige undvor allem der Städte oft konterkariert wer-den. Die in diesem Beitrag aufgezeigtenwirtschaftlichen Positiveffekte können evtl.für den Tourismus oder eine Region nach-haltig sein, jedoch in anderen Wirtschafts-zweigen und Räumen eine nachhaltigeEntwicklung verhindern. Dies kann dannzutreffen, wenn ihnen die Produktions-faktoren „qualifizierte“ Arbeit, Kapital undBoden zugunsten des Tourismus und sei-ner Standorte entzogen werden und ihrpotentieller Beitrag zu einer nachhaltigenWirtschaftsentwicklung der gesamtenGesellschaft (etwa hinsichtlich Arbeits-platzbeschaffung, Grundbedürfnisbefrie-digung) nicht realisiert wird.

Auch das mit der kulturellen Dimensionverbundene Ziel (vgl. Abb. 9), die Bewah-rung der Kultur des Gastlandes, kann mitanderen Zielen kollidieren. Ein Beispiel: Dieum den Amboseli N.P./Kenya siedelndenMasai gelten im Vergleich auch zu anderenGruppen dieses Hirtenvolkes als konservati-ver und ihren Traditionen besonders starkverbunden (Vorlaufer 1997), wahrscheinlichauch deshalb, weil sie durch den häufigenKontakt mit Touristen sich ihrer Kultur undtradierten Lebensweise bewusst werdenund als Einkommensmöglichkeit (z. B.Verkauf von Souvenirs, „Fotogeld“) erfah-ren. Einer möglichst großen Zahl von Rin-dern, ihrer traditionellen Lebensgrundlage,wird so ein hoher Wert zugemessen. Über-stockung und Desertifikation sind die Folgeund gefährden die ökologische und wirt-schaftliche Dimension nachhaltiger Ent-wicklung infolge der Zerstörung der Res-sourcen für Tourismus und Agrarwirtschaft.Abb. 8 veranschaulicht die deshalb im Nach-haltigkeitsdiskurs notwendige Verknüpfungdes Tourismus mit anderen Wirtschaftssek-toren.

Ein weiteres Merkmal der Studien undPläne über die Nachhaltigkeitsproblematikist die überwiegende Berücksichtigung nurder lokalen und nationalen Ebene. Einenachhaltige Entwicklung wird jedoch vorallem durch Faktoren auf der globalenEbene gefährdet. Der rasant zunehmendeFlugverkehr, die wesentliche Basis desEntwicklungsländer-Tourismus, bedingteinen hohen Energieverbrauch und damitexzessive Schadstoff-Emissionen wie einenhohen CO2-Ausstoß, die den Treibhaus-effekt und damit den globalen Klimawan-del mit noch nicht absehbaren Folgen (u. a.Hochwasser) mitbedingen (Bach, Gößling1996). Hinzu kommt der hohe Verbraucham fossilen, endlichen Energieträger Öl.Entwicklungsländer-Tourismus und nach-haltige Entwicklung schließen sich schondeshalb langfristig aus. ■

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Autor

Professor Dr. Karl Vorlaufer, geb. 1937Geographisches Institut, Universität Düsseldorf,Universitätsstraße 1, 40225 DüsseldorfE-Mail: [email protected], Forschungsschwerpunkte:Tourismus in Entwicklungsländern, Stadt- undMigrationsforschung

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13Geographische Rundschau 55 (2003) Heft 3

Tourism in Developing Countries:Relevance, Impacts, Trends

by Karl Vorlaufer

The tourism industry is one of the mainand fastest growing sectors of the worldeconomy. Since app. 35 years mostdeveloping countries are strugglingto get a larger share of this boomingindustry. These countries regard tourismmainly as a tool to develop their eco-nomy and more and more to safeguardan intact environment as the basisof tourism. Earning foreign currency,generating jobs as well as income andmitigating regional disparities are themain economic goal of most tourismdevelopment strategies. This studyanalyses the economic, cultural andecological impacts of tourism and itscosts and benefits in general. Aspectsof sustainable development not onlyof tourism but of the economies andsocieties effected by tourism arediscussed.

Summary