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Karpfenläuse 27.7.2019 Text und Bilder Robert Bauer V1.02 Karpfenläuse, Kiemenschwänze (Branchiura) sind Fischparasiten. Sie sind eine Unterklasse der Krebstiere mit nur einer Familie (Argulus, Argulidae) 1 2 . Nach derzeitigen Erkenntnissen kommen in Europa 3 Arten vor: Argulus coregoni (Thorell, 1865) 6 -14 mm groß, Argulus scutiformis (Thiele, 1900) bis 20 mm – welche eingeschleppt wurde 3 . Und die bekannteste Art Argulus foliacaeus (Linnaeus, 1758) etwa 3-7 mm groß 4 . Die genannten Fischparasiten befallen nicht nicht nur Karpfen, sondern treten auch bei anderen Süsswasserfischen wie Hecht, Zander, Forelle, Regenbogenforelle und Goldfisch auf. Auch Kaulquappen und Larven von Wasserkäfern sollen Wirte von Karpfenläusen sein. Adulte Karpfenläuse heften sich mit ihren Saugnäpfen und Dornen an die Außenhaut, in die Kiemen, oder ins Maul des Fisches und saugen Blut. Mit einem stilett-artigen Dorn wird eine Wunde gestochen/gebohrt. Dabei werden Enzyme injiziert, welche das Zellgewebe an der Einstichstelle auflösen. Der dahinterliegende, hervorreckbare Saugrüssel wird in die Wunde gesteckt und das austretende Blut aufgesaugt. Karpfenläuse sind Ektoparasiten. Die Lachlaus Lepeophtheirus salmonis lebt im Meer und hat einen anderen Stammbaum: Crustacea Kiemenschwänze (Branchiura) Karpfenläuse (Argulidae) Argulus foiliaceus Crustacea Ruderfußkrebse (Copepoda) Lachslaus (Lepeophtheirus salmonis) Exkurs: Die Jahresproduktion 2016 für Atlantischen Lachs aus Aquakultur lag bei 2,3 Mio Tonnen und für Karpfen (Cyprinus carpio) aus Teichwirtschaft bei 4,5 Mio Tonnen; die Aquakultur insgesamt produzierte 80 Mio Tonnen und der Wildfang brachte einen Ertrag von 91 Mio Tonnen (inkl. Krabben, Shrimps, Mollusken) 5 . Für die Produktion von 1000 Tonnen Rindfleisch braucht man etwa 3600 ha Weideland, für die Produktion von der gleichen Menge Fisch mit Fütterung 1,6 ha Wasserfläche. In Aquakultur mit Netzen werden 8-25 kg Lachs / m³ Seewasser gehalten 6 7 . Der Kohlendioxidausstoß für die Produktion für je kg Rindfleisch beträgt etwa 15 kg, je kg Schweinefleisch 4 kg CO2 und für je kg Lachs werden 3 kg CO2 in die Atmosphäre abgegeben. Offene Aquakulturen treten mit ihrer Umgebung in Kontakt. Die Fischausscheidungen, Futterrückstände, Krankheitskeime und eventuell auch Arzneimittelrückstande werden aus den Netzkäfigen direkt ins offene Meer gespült. Brechen Zuchtfische aus, dann tragen diese ihr Erbgut in Wildpopulationen ein. Als Futter wird Wildfisch, bei Lachs minimal 20%, beigemengt. Der Meeresgrund in der Umgebung der Netzkäfige ist meist hoch belastet bzw. tot. Ein geschlossenes Kreislaufsystem wie Aquaponik verhindert die meisten dieser Probleme, ist aber teurer und erst in Entwicklung 8 . 1 Lexikon der Biologie - https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/fischlaeuse/24627 2 Q. Tam, Dissertation: Aspects of the Biology of Argulus (2005); https://ujcontent.uj.ac.za/vital/access/services/Download/uj:12443/CONTENT1 3 Argulus scutiformis wurde aus Japan, wahrscheinlich durch Koi-Importe, eingeschleppt. 4 WoRMS http://www.marinespecies.org; http://www.marinespecies.org/aphia.php?p=taxdetails&id=234067 5 Zahlen der Food and Agriculure Organization of the United Nations (FAO); http://www.fao.org/3/i9540en/i9540en.pdf 6 Aquakulturinfo - Besatzdichten; http://www.aquakulturinfo.de/index.php/Besatzdichten.html 7 Video: So wird Lachs in Norwegen gezüchtet | Galileo | ProSieben;https://www.youtube.com/watch? v=ojmd9FFFFfA 8 Video Aquaponik - ein vorbildliches System - FUTURE – ARTE; https://www.youtube.com/watch? v=LAFE5lAq_io 1 / 7

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Karpfenläuse

27.7.2019

Text und Bilder Robert Bauer V1.02

Karpfenläuse, Kiemenschwänze (Branchiura) sind Fischparasiten. Sie sind eine Unterklasse der Krebstiere mit nur einer Familie (Argulus, Argulidae)1 2.Nach derzeitigen Erkenntnissen kommen in Europa 3 Arten vor: Argulus coregoni (Thorell, 1865) 6 -14 mm groß, Argulus scutiformis (Thiele, 1900) bis 20 mm – welche eingeschleppt wurde3. Und die bekannteste Art Argulus foliacaeus (Linnaeus, 1758) etwa 3-7 mm groß4. Die genannten Fischparasiten befallen nicht nicht nur Karpfen, sondern treten auch bei anderen Süsswasserfischen wie Hecht, Zander, Forelle, Regenbogenforelle und Goldfisch auf. Auch Kaulquappen und Larven von Wasserkäfern sollen Wirte von Karpfenläusen sein.

Adulte Karpfenläuse heften sich mit ihren Saugnäpfen und Dornen an die Außenhaut, in die Kiemen, oder ins Maul des Fisches und saugen Blut. Mit einem stilett-artigen Dorn wird eine Wunde gestochen/gebohrt. Dabei werden Enzyme injiziert, welche das Zellgewebe an der Einstichstelle auflösen. Der dahinterliegende, hervorreckbare Saugrüssel wird in die Wunde gesteckt und das austretende Blut aufgesaugt. Karpfenläuse sind Ektoparasiten.

Die Lachlaus Lepeophtheirus salmonis lebt im Meer und hat einen anderen Stammbaum:Crustacea Kiemenschwänze (Branchiura) Karpfenläuse (Argulidae) Argulus foiliaceus→ → →Crustacea Ruderfußkrebse (Copepoda) Lachslaus (Lepeophtheirus salmonis)→ →

Exkurs: Die Jahresproduktion 2016 für Atlantischen Lachs aus Aquakultur lag bei 2,3 Mio Tonnen und für Karpfen (Cyprinus carpio) aus Teichwirtschaft bei 4,5 Mio Tonnen; die Aquakultur insgesamt produzierte 80 Mio Tonnen und der Wildfang brachte einen Ertrag von 91Mio Tonnen (inkl. Krabben, Shrimps, Mollusken)5. Für die Produktion von 1000 Tonnen Rindfleisch braucht man etwa 3600 ha Weideland, für die Produktion von der gleichen Menge Fisch mit Fütterung 1,6 ha Wasserfläche. In Aquakultur mit Netzen werden 8-25 kg Lachs / m³ Seewasser gehalten6 7.Der Kohlendioxidausstoß für die Produktion für je kg Rindfleisch beträgt etwa 15 kg, je kg Schweinefleisch 4 kg CO2 und für je kg Lachs werden 3 kg CO2 in die Atmosphäre abgegeben. Offene Aquakulturen treten mit ihrer Umgebung in Kontakt. Die Fischausscheidungen, Futterrückstände, Krankheitskeime und eventuell auch Arzneimittelrückstande werden aus den Netzkäfigen direkt ins offene Meer gespült. Brechen Zuchtfische aus, dann tragen diese ihr Erbgut in Wildpopulationen ein. Als Futter wird Wildfisch, bei Lachs minimal 20%, beigemengt. Der Meeresgrund in der Umgebung der Netzkäfige ist meist hoch belastet bzw. tot. Ein geschlossenes Kreislaufsystem wie Aquaponik verhindert die meisten dieser Probleme, ist aber teurer und erst in Entwicklung8.

1 Lexikon der Biologie - https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/fischlaeuse/246272 Q. Tam, Dissertation: Aspects of the Biology of Argulus (2005);

https://ujcontent.uj.ac.za/vital/access/services/Download/uj:12443/CONTENT13 Argulus scutiformis wurde aus Japan, wahrscheinlich durch Koi-Importe, eingeschleppt.4 WoRMS http://www.marinespecies.org; http://www.marinespecies.org/aphia.php?p=taxdetails&id=2340675 Zahlen der Food and Agriculure Organization of the United Nations (FAO);

http://www.fao.org/3/i9540en/i9540en.pdf6 Aquakulturinfo - Besatzdichten; http://www.aquakulturinfo.de/index.php/Besatzdichten.html7 Video: So wird Lachs in Norwegen gezüchtet | Galileo | ProSieben;https://www.youtube.com/watch?

v=ojmd9FFFFfA8 Video Aquaponik - ein vorbildliches System - FUTURE – ARTE; https://www.youtube.com/watch?

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In der Fischzucht sind Fischläuse Schädlinge, die großen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Die befallenen Fische haben mangelndes Wachstum, die Haut wird verunstaltet. Auch können sekundäre Erkrankungen entstehen. Massives Auftreten kann auch für größere Fische letal sein. Jungkarpfen mit einer Größe bis etwa 2 cm werden durch einen Stich der Karpfenlaus getötet.

Argulus foliacaeus lebt im Süßwasser und im Brackwasser bis zu einer Konzentration von 1,2%Salz 9. Argulus foliaceus lebt in ganz Europa sowie West- und Zentralasien. Insgesamt gibt es weltweit etwa 120 Arten von Fischläusen, wobei 85 im Süßwasser vorkommen.

Verbreitung:Durch Wasserzuläufe, durch Besatzfische, durch das Einsetzen von Wasserpflanzen und Dekorationsmaterial wie z.B Steine, die mit Eier von Karpfenläusen belegt sind.Durch nicht standorttreue Tiere wie Wasservögel, die z.B. Eier von Wasserpflanzen abstreifen oder diese fressen und dann durch Gewässerwechsel verbreiten. Auch als Beifang zu gekauftenoder selbst gekeschertem Lebendfutter wie Wasserflöhe.

Erkennung durch ungewöhnliches Verhalten: Springen Fische immer wieder ungewöhnlich hoch aus dem Gewässer, so handelt es sich wahrscheinlich um einen Karpfenlausbefall. Die Fische wollen sich den Karpfenläusen entledigen und da diese ihren Lebensraum nur ungern verlassen, kann es sein, dass diese durch den Sprung den Fisch blitzschnell verlassen.Im Aquarium sieht man ruckartige Schwimmbewegungen der Fische als Reaktion auf den Einstich, sowie scheuerartige Bewegungen um den Parasiten abzustreifen. Ist der Befall groß, dann Fressen die Fische nicht mehr. Erkennung durch Sichtung:Sitzen die Läuse außen am Fisch, kann man bei Fang oder im Aquarium ovale, durchscheinende, gallertartige, mäßig erhabene Fremdkörper, meist 3 – 7 mm groß, entdecken. Ähnlich wie Schildläuse an Blättern, nur etwas größer und durchscheinend. Im Aquarium kann man bei Befall auch freischwimmende Karpfenläuse langsam wie Wasserflöhe aber auch ruckartig schnell schwimmend beobachten. Die Saugstellen an Fischen sind oft entzündet. Bei der Einstichstelle bildet sich ein epidermaler Wall. Saugt der Parasit, versucht der Fisch mit der Bildung von Schleimzellen, den Parasit abzuheben, was auch später sichtbar bleibt. Bei zusätzlicher Infektion können die Wunden großwerden.

Sekundäre Erkrankungen:Karpfenläuse übertragen zudem eine Reihe von Infektionskrankheiten wie den Rhabdovirus carpio (Form der infektiösen Bauchwassersucht - hochansteckend) oder den Koi-Herpesvirus.

Lebenszyklus:Die Paarung findet auf dem Wirt statt; die Eier, etwa 300, je 0,3mm groß, werden an Steinen, Wasserpflanzen und ähnlichen Objekten im Wasser abgelegt. Die Eier können einen ganzen Winter überdauern (5-7 Monate). Bei Sommergelegen schlüpft nach etwa 4-6 Wochen - je nach Wassertemperatur, ein sogenannter Metanauplius. Das Naupliusstadium wird noch im Ei durchlaufen. Nach der ersten Häutung (etwa nach einer Woche), dem zweiten Stadium, sprichtman schon von Jungparasiten. Bis zum adulten Tier werden 10 Stadien mit 11 Häutungen in 6-8 Wochen durchlaufen. Zunächst setzen sich die Larven vorwiegend an Amphibien fest, obwohlsie noch keine Saugnäpfe haben. Ab dem fünften Stadium, bilden sich aus dem ersten Kopfbeinpaar (Maxillae 1) die Saugnäpfe aus.Adulte Karpfenläuse können 8 bis 14 Tage, frisch geschlüpfte Larven bis zu 5 Tage ohne Kontakt zu einem Wirt überleben. Die ersten Tiere schlüpfen in Nordeuropa bei steigenden Wassertemperaturen etwa Ende April bis Anfang Mai. Geschlechtsreife Tiere treten dann ab Ende Juni, mit einem Maximum im Hochsommer, auf. Ab Ende Juli beginnt die neue Eiablage.

9 Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Karpfenlaus

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Überwinterungsstadium ist überwiegend das Ei, wobei aber, auch in Finnland, immer ein gewisser Anteil Adulttiere überwintert.

Behandlung mit Wirkstoffen:

Die folgenden Informationen wurden aus der angegeben Literatur und Herstellerangaben zusammengestellt. Ob diese Methoden zur Zeit gesetzlich erlaubt und wirklich zielführend sind,ist im Einzelfall von Experten wie auf Fische spezialisierte Tierärzte vorab zu prüfen. Die Universitätsklinik für Geflügel und Fische an der VET Wien hat eine Abteilung für Fischmedizin und auch eine Fischambulanz10. In Österreich gibt es derzeit für Fische keine explizit zugelassenen Tierarzneimittel(TAM)11 12 13.Generell ist zu beachten, dass der Einsatz eines Insektizids oder Desinfektionsmittels einen schweren Eingriff in die Wasserökologie oder in den Fisch selbst ist. Insektizide und Desinfektionsmittel werden in der Landwirtschaft und auch in professionellen Fischzucht eingesetzt. Diese können bei falschem Umgang auch beim Behandler zu gesundheitlichen Schäden führen. Im Umgang mit diesen benötigt man in konzentrierter Form Schutzbekleidung inklusive Schutzbrillen und Schutzhandschuhen!

Wird z.B. durch den Einsatz von Diflubenzoron oder Teflubenzuorn die Chitinsynthese von Karpfenläusen gehemmt, so werden auch andere Kleinlebewesen wie Wasserflöhe, Libellenlarven getötet. Auch größere Lebewesen wie Edelkrebse mit Ihrem Chitinpanzer sind davon betroffen und werden letztendlich getötet!Randbemerkung: Wasserflöhe stellen in naturnahen Teichen einen substanziellen Beitrag zur Gewässerfilterung und sind auch Nahrung für kleinere Fische. Die Unterbindung der Chitinsynthese vernichtet keine adulten Karpfenläuse! Emamectinbenzoat tötet auch adulte Karpfenläuse!

Diflubenzuron hat auch eine ovizide (eiabtötende) Wirkung, indem die Chitineinlagerung in die Kuticula des Embryos gestört wird.

Durch die Unterbindung der Chitinsynthese werden auch andere Parasiten wie Lernea (Ankerwürmer), Trematoden (Saugwürmer), Gyrodaktylus (Hauthakenwürmer), Daktylogyrus (Kiemenhakenwurm), Cestoden (Bandwürmer), Nematoden (Rundwürmer), Ergasilus (Kiemenkrebse) und Pisciola geometra (Fischegel) in ihrer Entwicklung gehemmt und damit getötet. Was im Aquarium leicht durchführbar und einen sehr begrenzten räumlichen Wirkungsbereich hat, kann in naturnahen Teichen zum Problem werden!Hohe Wassertemperatur und große Fischdichte begünstigt die Entwicklung von Parasiten.14

BehandlungsFormen:

Badebehandlung: Kaliumpermanganat (12mg/l Wasser, 16 Stunden)15, Peroxyessigsäure (1mg/l Wasser ? min), Wasserstoffperoxid (1,5g/l Wasser 20min), Lysol mit Chlorxylenol (2ml/l Wasser, 5-15 Sek), Deltamethrin (0,2ml/1000l Wasser; 30min), 16.

10 https://www.vetmeduni.ac.at/de/gefluegel-und-fische/ueber-uns/fischmedizin/11 VET-Vienna, E.Braun et al. , Prüfung und Wirksamkeit und Verträglichkeit von in der Lachszucht gebräuchlichen

Antiparasitika beim Zuchtkarpfen (Cyprinus carpio morpha domestia) (2008); https://center.ssi.at/smart_users/uni/user94/explorer/43/WTM/Archiv/2008/WTM_09-10-2008_Artikel_1.pdf

12 Aquakulturinfo Peressigsäure; http://www.aquakulturinfo.de/index.php/pes.html13 Rechtliche Hintergründe bei der Anwendung von Peressigsäurepräparaten in der Aquakultur; https://www.kesla.de/

wp-content/uploads/feneis.pdf14 Aquakulturinfo: Lachslaus (Lepeophtheirus salmonis); http://www.aquakulturinfo.de/index.php/lachslaus.html15 T. Hakalahti-Sirén Control of freshwater fish louse Argulus coregoni: A step towards an integrated management

(2008); strategy; https://pdfs.semanticscholar.org/b07f/d3d31fa27045dcb9cd3e2813091a5cd69bfc.pdf

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Futterbehandlung: Emamectinbenzoat, Teflubenzuorn17

Wasserbehandlung: Diflubenzuron, Emamectinbenzoat, (Phenol Resorcin)

Nervengifte Chitinsynthese Hemmer

OxidierendeWirkung

Emamectinbenzoat Chlorid-Kanal Öffner Öffnet die Chlorid-Kanäle der Zellen und unterbindetdamit Nervensignal-Weiterleitung bei Arthropoden (Gliederfüßler, Tiere mit Exoskelett) 18 19

Deltamethrin Natrium-Kanal Öffn. Gehört zur Gruppe der Pyrethroide; wird auch bei Tieren gegen Flöhe u. Zecken eingesetzt 20

Chlorxylenol Halogniertes Phenol, Desinfektionsmittel21

Wasserstoffperoxid X Starkes Oxidationsmittel, ätzend und somit auch starkes Bleich und Desinfektionsmittel

Kaliumpermanganat X Starkes Oxidationsmittel, Desinfektionsmittel

Peroxyessigsäure X Starkes Oxidationsmittel, Desinfektionsmittel

Diflubenzuron X verhindert Häutung von Arthropoden (Tiere mit Exoskelett)22

Teflubenzuorn X Harnstoffderivat, verh. Häutung von Arthropoden 23

In der EU nicht mehr zugelassene Wirkstoffe : γ-Hexachlorcyclohexan (Lindan), Trichlorphon (Masoten).

Grundregeln: Je höher das Wasser organisch belastet ist, desto geringer ist die Wirksamkeit.Langzeitbehandlungen sind Kurzzeitbehandlungen vorzuziehen.Fische 1-2 Tage vor einer Badebehandlung wegen der Exkremente nicht füttern. Wassertemperatur und pH-Wert messen! Bei niedrigem pH-Wert (sauer) ist Peroxyessigsäure toxischer. Oxidierende Desinfektionsmittel wie Wasserstoffperoxid, Peroxyessigsäure etc. wirken bei höherer Wassertemperatur stärker - zerfallen schneller. Größere Fische sind robuster als Jungfische!

Bei Erwerbsteichen wird oft folgende Methode bei Parasitenbefall eingesetzt24:Teich ablassen und abfischen. Gefangene Fische in einem Bottich mit verdünntem Wirkstoff baden. Dazu setzt man die Fische z.B. für etwa 30 Minuten in ein Deltamethrin versetztes Wasser. Nach dem Bad werden die Fische in einem parasitenfreien Teich umgesetzt. Den leerenTeich mit Ätzkalk (CaO) aufkalken um den Teichboden inklusive Restwasser zu desinfizieren (PH-Wert mehr als 9). Meist wird dies im Herbst durchgeführt - der Teich wird für den ganzen Winter trockengelegt.

Auch Vorsicht beim Arbeiten mit Ätzkalk – Schutzbekleidung mit Handschuhen und Schutzbrilletragen!

Bei Gartenteichen mit Foliengrund und Becken wird bei Einsatz von Diflubenzoron folgende Vorgangswese empfohlen: Vorhandende Filteranlage komplett reinigen. Eventuell vorhandene

16 T. Merk: Dissertation Effects of antiparasitic treatment for argulosis on innate immune system of a cyprinid fish (2016); https://edoc.ub.uni-muenchen.de/19236/1/Merk_Teresa.pdf

17 G. Ritchie et al., Clinical effcacy of telubenzuron for the treatment of Lepeohtheirus salmonis (2002); https://www.int-res.com/articles/dao2002/51/d051p101.pdf

18 Wirkstoff Emamectinbenzoat: Argulol® von Sera19 Wirkstoff Emamectinbenzoat für Futter: Slice® von Schering-Plough20 Breitbandinsektizid Deltamethrin von Alpha Max®

https://www.vmd.defra.gov.uk/productinformationdatabase/SPC_Documents/SPC_229187.DOC21 Wirkstoff Chlorxylenol: Lysol® - wird nicht mehr am Fisch zur Fischparasitenvernichtung eingesetzt.22 Wirkstoff Diflubenzuron:ArguPond Plus®, Aradol 250® von JBL, Tomodachi Wurmkiller ® von Tomodachi23 Wirkstoff Teflubenzuorn für Futter: Ektoban® von Nutreco Aquaculture24 Alex Bartsch: Karpfenläuse – Österreichs Fischerei (1970); https://www.zobodat.at/pdf/Oesterreichs-

Fischerei_23_0026-0033.pdf

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Aktivkohlefilter entfernen und UV-Entkeimer abschalten. Starke Sonneneinstrahlung vermeiden.Die Wassertemperatur muss bei der Behandlung über 18°C liegen. Die notwendige Wirkstoffmenge ist laut Herstellerangaben zu berechnen und wird stark verdünnt dem Teichwasser zugeben. Nach einer Woche ein Drittel des Teichwassers wechseln und Filtersystem reinigen und es wie vor der Behandlung verwenden. Bei einer einmaligen Behandlung werden gelegte Eier mit Diflubenzuron oder auch mit Emamectbenzoat wahrscheinlich nicht oder nur teilweise erfasst.

Bei Aquarien die Pumpen und Filter mit heißem Wasser mindestens 30 Minuten desinfizieren und den Bodengrund und Scheiben reinigen und einen üblichen Teilwasserwechsel. Bei Behandlung mit Diflubenzuron werden meist mehrere Gaben durchgeführt. Typisch ist der Einsatz des Mittels zu Beginn der Behandlung, nach der ersten Woche ein Teilwasserwechsel und der zweite Einsatz von Diflubenzuron nach der zweiten Woche. Die gesamte Behandlung dauert etwa drei Wochen. Die Beleuchtung des Aquariums reduzieren, mäßig Füttern. Jedenfalls an die Herstellerangaben halten.

Biologische Methoden:In der Lachszucht versucht man seit einiger Zeit durch Putzerfische, im Süden Norwegens mit Lippfischen und im kälteren Norden mit Seehasen, den Fischlausbefall in Aqua-Kulturen zu dezimieren. Ein Lippfisch soll bis zu 100 Fischläuse pro Tag fressen.Im Süsswasser gibt es leider keine gleichwertigen Putzerfische. Es wird zwar immer wieder berichtet, dass Elritzen Karpfenläuse fressen sollen, jedoch liegen von Fischzüchtern dazu keine positiven Erfahrungsberichte vor.Lauwarme Durchlaufbäder sind gegen Lachsläuse erfolgreich. Wasserstrahlbehandlungen detto.Eine andere, eine neue, Methode ist das Lasern von Fischläusen. Ein Gerät, befestigt im Becken, analysiert mit einem Stereo-Kamerasystem die Fische und vernichtet mit einem Laserstrahl die Läuse, die auf dem Lachs zu finden sind. Der Lachs wird dabei nicht verletzt, dadie Schuppen den Laser reflektieren. Die Läuse hingegen werden sofort getötet und fallen vom Lachs. Seit 2014 wird diese Methode kommerziell verwendet - Erfinder: Esben Beck 25 26 27.

25 Stingray Marine Solutions AS; https://www.stingray.no/?lang=en26 Video Esben Beck - Intelligente Laser für gesündere Lachse; https://www.youtube.com/watch?v=k-vB-g9LA-A27 Video Stingray Laser in Action https://www.youtube.com/watch?v=bZxw-Ji7K94

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Anatomie:

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Abbildung 1: Argulus foliacaeus (4 mm lang) dorsal (von oben)

Abbildung 2: Argulus foliacaeus ventral (von unten)

Komplexauge

Komplexauge

Naupliusauge

Abdomen

Furca

Saugnapfbeine (Maxilla 1)

Atmungsfeld

Thorax

Antenne (Klammerhaken)

Schale (Carapax)

Spaltfüsse des Thorax 4

Spaltfüsse des Thorax 1(Schwimmbeine)

Maxilla 2 mit Dornen

Stilett

Rüssel (Probocis)

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Abbildung 3: Saugnäpfe ventral

Abbildung 4: Kopf ventral