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Kaufmännische Kennzahlen und deren Basisdaten bei ... · PDF fileZur Bewertung, ob eine Investition für das Unternehmen sinnvoll und somit ertragreich ist, werden in der Betriebswirtschaft

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AUSGABE5/2010

Brenner und Feuerungenwww.gaswaerme-online.de

Kaufmännische Kennzahlen undderen Basisdaten bei Investitionen

Business ratios and their basic data on investments

Peter Klatecki, Jasper Gesellschaft für Energiewirtschaft und Kybernetik mbH, Geseke

erschienen in

GASWÄRME International 5/2010

Vulkan-Verlag GmbH, Essen

Ansprechpartner: Stephan Schalm, Telefon 0201/82002-12, E-Mail: [email protected]

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GASWÄRME International (59) Nr. 5/2010 335

ie Auswahl der zu Grunde gelegtenDaten ist ausschlaggebend für die

Ergebnisse der Berechnungen. Währenddie Kennzahlen in der Regel über einfa-che mathematische Verhältnisse ausge-drückt werden, ist die Auswahl (Berück-sichtigung) der Basisdaten immer wiederAuslöser für Diskussionen. Diese jedochsind maßgeblich bestimmend für die

Aussagekraft der Untersuchung. Es istessentiell, dass ausschließlich Kostenund Erträge berücksichtigt werden, dieim direkten Zusammenhang mit der In-vestition stehen. Gleichzeitig sind die zuwählenden Daten immer „erwartete“Daten. Die gesamte Betrachtung stelltalso eine Prognose dar. Besteht die Al-ternative zwischen erwarteten und ga-

rantierten Daten, so sind die garantier-ten Daten zu wählen. Dies ist zum Bei-spiel beim Brennstoffverbrauch so; hierwerden die Garantiewerte im Regelfallüber den tatsächlichen Werten liegen.

Die InvestitionssummeHiermit ist nicht nur der Anschaffungs-preis der Investition gemeint. Berück-sichtigt werden müssen auch zusätzli-che, im direkten Zusammenhang mit derInvestition stehende Kosten, wie:

– Arbeiten zur Vorbereitung der Installa-tion (Baumaßnahmen wie Fundamen-te, eine neue Halle oder Anpassung lo-gistischer Anforderungen etc.)

– Kosten, die durch Veränderung im Per-sonalstand entstehen

– Kosten für Genehmigungsverfahren,rechtliche Rahmenbedingungen

– Produktionsausfall während der Bau-zeit, wenn die Maßnahme nicht wäh-rend der jährlichen Revision durchge-führt werden kann, was zu bevorzu-gen ist

– …

Als Investitionssummen mindernd kannunter bestimmten Umständen der Preisfür eine aktuell nötige Ersatzinvestitionberücksichtigt werden. Nämlich dann,wenn eine Reparatur notwendig ist, umdie bisherige Produktion mit einer beste-henden Anlage aufrechtzuerhalten undeine komplette Modernisierung oderNeuanlage die Alternative darstellt.

Der kalkulatorische ZinsBei jeder Investition besteht grundsätz-lich die Möglichkeit, als Alternative einelangfristige Geldanlage zu wählen (unddie Investition zu unterlassen). Dies istdie Basis der Betrachtung (Berechnung)

Kaufmännische Kennzahlen undderen Basisdaten bei InvestitionenBusiness ratios and their basic data on investments

Von Peter Klatecki

Zur Bewertung, ob eine Investition für das Unternehmen sinnvoll und somit ertragreich ist, werden in der Betriebswirtschaft unterschiedliche kaufmännischeKennzahlen genutzt. Bei technisch (nicht kaufmännisch) ausgebildetem Perso-nal bestehen jedoch teilweise Unsicherheiten über die Berechnung und die Aus-sagen dieser Kennzahlen – ja, es werden sogar Inhalte aus den Begriffen abge-leitet, die nicht zutreffend sind. Zusätzlich ist es manchmal schwierig, die Daten,die diesen Kennzahlen zu Grunde liegen, sinnvoll auszuwählen.Im Folgenden sollen Hinweise auf die Datenauswahl gegeben und einige wich-tige Kennzahlen erläutert werden. Betrachtet werden ausschließlich sog. „Analy-tische Verfahren“, also Betrachtungen für das einzelne Investitionsgut. Das„Synthetische Verfahren“, welches einen ganzheitlichen Ansatz über das Unter-nehmen inklusive der Unternehmensfinanzierung und sogar Devestition verfolgt,ist nicht Thema dieses Artikels und auch Aufgabe des Firmen-Controllings. ImEinzelnen werden folgende Kennzahlen erläutert:

− Return on Investment (ROI)− Statische Amortisation− Kapitalwert / Dynamische Amortisation

To assess whether an investment is appropriate and therefore profitable for acompany, different business ratios are used in business management. For tech-nically (not commercially) trained personnel are, however, some uncertaintiesconcerning the calculation and the predications of these indicators. So some-times content is derived from the concepts that is not applicable. Additionally, itis sometimes difficult to select the data underlying these ratios appropriately.Below, hints are given on the selection of data and some important business ratios are explained. Described solely are so called “analytical procedures“, con-sidering a single investment. The “synthetic method“, which pursues aholistic approach on the company, including company financing and even divestiture, is not subject of this article and a task of corporate controlling. Thefollowing specific indicators are explained:

− Return on Investment (ROI)− Static Amortization− Capital Value / Dynamic Amortization

D

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bei einigen Kennzahlen, unabhängig da-von, ob die Investitionssumme als Bar-mittel zur Verfügung steht oder ob fi-nanziert werden muss. Dies stellt also dieBerücksichtigung eines „entgangenenZinsertrages am Kapitalmarkt“ dar. ZuGrunde gelegt wird hier sinnvollerweiseder zu erzielende Zins für eine langfristi-ge Geldanlage für die Laufzeit des Ab-schreibungszeitraumes des anzuschaf-fenden Wirtschaftsgutes. Also etwa fürStaatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit.Die Staatsanleihen in Deutschland bietenhierfür zur Zeit eine Verzinsung von etwas über 3 %. Entsprechende An-leihen in anderen europäischen Län-dern teilweise deutlich mehr, allerdingsmit jeweils entsprechend gesteigertem Risiko.

Zusätzlich wird vom Unternehmen in derRegel die Forderung nach einer höherenVerzinsung erhoben. Dies ist eine Ma-nagement-Entscheidung. Üblich ist hiereine geforderte Verzinsung von 8 -10 %per anno. Dieser Wert wird also als „al-ternativ erzielbar“ gesetzt. Darüber hi-nausgehende Zinsforderungen müssenals nicht mehr im Zusammenhang mitder Investition gewertet werden.

Der kalkulatorische Zins ist also:

– Die gewünschte (angestrebte) Verzin-sung des eingesetzten Kapitals

– Abhängig vom Unternehmen

– In der Regel höher als der Marktzins füreine Geldanlage

– Berücksichtigt zusätzliche Einflüssewie:

– Zusätzliche Risiken (im Unterneh-men)

– …

Der Liquidationserlösist der „virtuelle“ Verkaufspreis der Anla-ge am Ende des Betrachtungszeitraums(Wiederverkaufswert, Schrottpreis). Die-sen findet man in der einschlägigen Lite-ratur und auch in der Kennzahlberech-nung für den Kapitalwert (s. u.).

Während z. B. bei einer Anschaffung ei-nes Kraftfahrzeuges hier der Wiederver-kaufswert am Ende der Nutzungsdaueranzusetzen ist, ist bei Ofenanlagen nor-malerweise hier nur der Schrottpreis(Metallwert) der Anlage zu berücksichti-gen. Im letzteren Fall ist die Auswirkungauf die Betrachtung marginal und kanndaher auch entfallen.

Der Betrachtungszeitraum /Die PeriodeDer Betrachtungszeitraum ist in der Regel der Abschreibungszeitraum des Investitionsgutes und in eine gegebeneAnzahl von Perioden eingeteilt. Üblicher-weise ist die Periodendauer ein Jahr (Geschäftsjahr). Abhängig vom Investiti-onsgut ist hier aber auch eine Abwei-chung möglich (z. B. monatsweise), aberselten. Es muss allerdings sichergestelltwerden, dass ALLE Basisdaten auf dieselbe Periodenlänge bezogen wer-den. Der gewählte Betrachtungszeit-raum hat Einfluss auf die Berechnungdes Kapitalwertes, da dieser in die For-mel eingeht.

Die laufenden KostenHier werden alle Kosten erfasst, die ausdem Betrieb des Investitionsgutes entste-hen und hiermit also im direkten Zusam-menhang stehen.

– Wartung

– Personalkosten

– Brennstoffe / Betriebsstoffe / evtl.CO2-Abgabe

– Finanzierungskosten (s. u.)

– …

Zusätzlich zu berücksichtigen sind aberauch die Unternehmenssteuern. Werdendurch den Betrieb der Investition (Pro-duktion oder auch Einsparungen) höhereErträge und damit auch höhere Gewinneerzielt, so wirkt sich dies natürlich auchauf die zu zahlende Steuerlast aus. DieInvestitionsausgabe selbst wirkt im Jahrder Anschaffung steuermindernd.

Speziell bei den eingesetzten Brennstof-fen ist auch eine zu erwartende Preiser-höhung zu berücksichtigen. Hier sind inder Zukunft deutliche Preissteigerungenzu erwarten, mit entsprechendem Ein-fluss auf die Betrachtung.

Sind Abschreibungen Kosten?Die AfA (Abschreibung für Anlagen)dient der Bewertung von Anlagevermö-gen. Mit dieser wird die Wertminderungeines betrieblichen Produktionsmittelserfasst, um in der Buchhaltung einenmöglichst realen (angepassten) Wertdes Produktionsmittels abzubilden. All-gemein sind die über die AfA gebuchtenKosten bei der InvestitionsbewertungNICHT als Ausgabe oder auch Kosten indem jeweils betrachteten Jahr zu sehen.

Dies ist eine buchhalterische Wertmin-derung von Anlagevermögen oder auchdie Verteilung des Anschaffungspreisesauf die Nutzungsdauer.

Bei der Berechnung des Kapitalwertes ei-ner Investition geht der Kaufpreis bereitsdirekt mit ein (als Basiswert). Eine zusätz-liche Berücksichtigung von AfA würdedas Ergebnis verfälschen, da die Anlagedadurch quasi doppelt bezahlt würdebzw. ihren Anschaffungspreis zweifacherwirtschaften müsste. Die Auswirkun-gen auf die Berechnung des Amortisati-onszeitpunktes liegen auf der Hand.

Es ist natürlich grundsätzlich denkbar,die Abschreibungswerte in den jeweili-gen Perioden als Kosten zu berücksichti-gen (und damit die Investitionssumme �gleich 0 zu setzen). Dies führt jedoch zuden gleichen mathematischen Proble-men wie bei der Vollfinanzierung (s. u.„Varianten mit Finanzierung, Amortisati-on, Kapitalwert“) und die Berechnungs-methoden sind nicht mehr sinnvoll an-wendbar.

Die periodischen Einzahlungs-überschüsseHier sind die Rückflüsse (Erträge) ausdem Betrieb der Investition aufzuneh-men. Dies sind die Beträge, die die Inves-tition refinanzieren.

Im Speziellen zu nennen sind:

– Ausbringung (Produktion) bei Neuanla-gen

– Ausbringungssteigerung (Produktions-steigerung) bei Modernisierungen

– Energieeinsparung (und damit CO2-Minderung) bei Modernisierungen

– Evtl. Abbrandminderung (im Schmelz-betrieb) bei Modernisierungen

– Einsparung von Personalkosten

– …

Die kumulierten ÜberschüsseDies ist der Saldo aus den periodischenEinzahlungsüberschüssen und den lau-fenden Kosten, gebildet für den gewähl-ten Betrachtungszeitraum.

Für einen Überblick über die Entwicklungder Investition kann mit Hilfe eines Kal-kulationsprogramms dieser Wert für jedeeinzelne Periode gebildet werden. Beigrafischer Aufbereitung wird die Ent-wicklung leicht erfassbar.

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Die KennzahlenBei den untenstehenden Erläuterungenwird davon ausgegangen, dass Amorti-sation grundsätzlich erreicht werdenkann.

ROI – Return On InvestmentDer ROI ist eine der am häufigsten zitier-ten Kennzahlen, wenn über die Wirt-schaftlichkeit von Investitionen gespro-chen wird. Allerdings ist dies auch die,meiner Erfahrung nach, am häufigstenmissverstandene Kennzahl. Gesprochenwird von einem ROI von „5 Jahren“ odervon 157 000 € oder Ähnlichem.

Richtig ist: Der ROI wird immer als Pro-zentwert ausgedrückt und ist damit di-mensionslos! Zudem wird er immer füreinen bestimmten Zeitpunkt (Periode) in-nerhalb der Betrachtungsdauer ermittelt.

In der Literatur findet man verschiedeneBerechnungen des ROI, die alle für unter-schiedliche Betrachtungen in Unterneh-mensbereichen, bis hin zum Gesamtun-ternehmen, durchgeführt werden kön-nen. Am besten geeignet erscheint fürindustrielle Investitionen mit namhafterInvestitionssumme und längerem Be-trachtungszeitraum folgende Berech-nung:

Eine elegante Möglichkeit ist die direkteBerücksichtigung der Investitionssummeals negativer „Startwert“ im Zähler, also:

In diesem Fall läuft der ROI analog zurstatischen Amortisation (s. u.). Der abso-lut ausgewiesene Wert ist natürlich umexakt 100 %-Punkte geringer als bei derherkömmlichen Berechnung, allerdingswird jetzt der ROI erst in der Periode po-sitiv, in der auch die statische Amortisa-tion erreicht wird (!).

Die Vorgehensweise ist wie folgt:

Es wird eine Periode (Jahr) gewählt. Dielaufenden Kosten und die periodischenEinzahlungsüberschüsse (Erträge/Ein-sparungen) bis zu diesem Zeitpunkt wer-den saldiert und zur Investitionssummein Beziehung gesetzt (Division). Dies er-gibt den ROI zum gewählten Zeitpunkt.

In einigen Unternehmen dient dieserWert als Entscheidungskriterium. Durch

das Management wird in diesem Fall einmindestens zu erreichender ROI in einerbestimmten Periode festgesetzt, um eineInvestition durchzuführen.

Beispiel: ROI nach dem dritten Jahr grö-ßer als 100 %

Wird dies nicht erreicht, unterbleibt dieInvestition.

Als allgemeine Aussage gilt:

– Bei einem ROI > 0 ab einer Periode imBetrachtungszeitraum ist die Investi-tion grundsätzlich lohnend (über denBetrachtungszeitraum).

– Wird über den ROI gesprochen, so soll-te sichergestellt werden, dass die glei-che Berechnungsformel (Basis) verwen-det wird.

Die statische AmortisationDies ist eine überschlägige Betrachtung.Es wird nur der Zeitpunkt t ermittelt,wann die kumulierten Überschüsse dieInvestitionssumme decken.

t gibt die überschlägige Information,wann die Investition durch die erwirt-schafteten Überschüsse „bezahlt“(amortisiert) ist. Mit der statischen Amor-tisation wird immer ein Zeitpunkt ermit-telt, der vor dem eigentlichen Amortisati-onszeitpunkt liegt, da Einflüsse wie dieVerzinsung (kalkulatorischer Zins) unbe-rücksichtigt bleiben.

Der KapitalwertMit Hilfe dieser Methode wird der Wertder Investition für das Unternehmen zumZeitpunkt der Investition (!) ermittelt.

Verglichen wird die Investition mit eineralternativen Geldanlage zum Kalkulati-onszins.

Alle zukünftig zu erwartenden Aufwen-dungen und Erträge im Zusammenhangmit der Investition werden auf den Start-zeitpunkt bezogen. Der berechnete Ka-pitalwert (C0) ist somit abhängig von:

� der Investitionssumme

� dem Betrachtungszeitraum

� den erwirtschafteten Erträgen

� den nötigen Aufwendungen

� dem kalkulatorischen Zins

� dem Liquidationserlös

Erläuterung (Beispiel):

Bei einer Investition wird ein jährlicherkumulierter Überschuss von 150 000 €

erwartet (in t 1 bis t 4). Der Betrach-tungszeitraum beträgt also 4 Perioden(Jahre). Der kalkulatorische Zins ist mit8 % angegeben. Der Liquidationserlösbleibt unberücksichtigt. (��(1-�)-�=0)

Es wird nun ermittelt, welchen Wert dieeinzelnen kumulierten Überschüsse zumheutigen Zeitpunkt (angenommener Tagder Investition) unter Berücksichtigungder Verzinsung jeweils darstellen (Bild 1).

Die addierten Ergebnisse zeigen den sog.Barwert (Bw) der Investition.

In diesem Fall sind die insgesamt erziel-ten Überschüsse von 600 000 € bei

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Bild 1: Abzinsung und Berechnung des Barwertes (Quelle: Jasper GmbH)

Fig. 1: Discounting and calculation of the present value (Source: Jasper GmbH)

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8 % Verzinsung zum heutigen Tag496 819,03 € wert. Oder umgekehrtausgedrückt: Bei einer heutigen Geldan-lage von 496 819,03 € zu einem Zinsvon 8 % wird in 4 aufeinanderfolgen-den Perioden (Jahren) jeweils eine Aus-zahlung von 150 000 €, insgesamt600 000 €, erzielt. Ein Kauf zum Barwertliefert also genau die beabsichtigte Ver-zinsung.

Ist es nun möglich, zu einem niedrigerenBetrag als zum Barwert zu kaufen, etwazu 450 000 € (Investitionssumme �), bil-det die Differenz von 46 819,03 € denKapitalwert (C0). In diesem Fall wirdeine höhere Verzinsung als gewünschterzielt, hier 12,59 % statt 8 %.

Als allgemeine Aussage gilt:

Bei einem Kapitalwert > 0 ist die Investiti-on grundsätzlich lohnend (über den Be-trachtungszeitraum), also ertragreicherals die alternative Geldanlage zum kalku-latorischen Zins.

Die dynamische AmortisationBei der Berechnung des dynamischenAmortisationszeitpunktes wird der Zeit-punkt gesucht, bei dem der Kapitalwertmit den gegebenen Basisdaten gleich 0ist. Somit werden auch alle sonstigenEinflüsse, im Speziellen der kalkulatori-sche Zins, berücksichtigt.

Diese Berechnung baut also auf der Ka-pitalwertberechnung auf. Die Mathema-tik dahinter ist deutlich komplexer als diebisherigen Berechnungen. Die Formel fürden Kapitalwert müsste gleich 0 gesetztund anschließend nach t aufgelöst wer-

den. Dies ist nicht trivial und wird heuteallgemein mit iterativen Verfahren in derDatenverarbeitung gelöst. Es gibt jedocheine Methode, die ein ausreichend ge-naues Ergebnis liefert und die komplexeMathematik oder Programmierung ver-meidet.

Obwohl es immer nur genau einen Kapi-talwert für eine Betrachtungsdauer gibt,ist es doch möglich, für jede einzelne Pe-riode innerhalb eines Betrachtungszeit-raumes diesen zu bestimmen. Werdendiese Werte grafisch dargestellt, ist derZeitpunkt der dynamischen Amortisationder Schnittpunkt dieses Graphen mit derX-Achse.

Nimmt man nun die beiden Werte ausden Perioden um diesen Schnittpunktherum, so kann mit Hilfe der Zweipunk-teform die Geradengleichung hierzu be-stimmt und anschließend der Wert fürden Schnittpunkt dieser Geraden mit derX-Achse mit ausreichender Genauigkeitermittelt werden (Bild 2).

In Bild 2 sind die kumulierten Perioden-überschüsse und die Kapitalwerte füreine (willkürliche) Beispielanlage darge-stellt. Der Schnittpunkt des blauen Gra-phen (kumulierte Periodenüberschüsse)mit der X-Achse stellt den statischenAmortisationszeitpunkt dar, der Schnitt-punkt des lila Graphen den dynamischenAmortisationszeitpunkt.

Je später die Amortisation innerhalb desBetrachtungszeitraumes eintritt, destoweiter liegen diese beiden Punkte aus-einander. Es kann sogar dazu kommen,dass eine statische Amortisation erreichtwird, eine dynamische jedoch nichtmehr. In diesem Fall wird der angestrebte

kalkulatorische Zins nicht erreicht. Liegenbeide Graphen für den betrachtetenZeitraum komplett unterhalb der X-Ach-se, amortisiert sich die Anlage nicht. An-zumerken ist, dass heute in der RegelAmortisationszeiten unterhalb von 3 Jah-ren oder weniger gefordert werden.

Varianten mit Finanzierung,Auswirkung auf Amortisationund KapitalwertFür die Betrachtung spielt es wie gesagtkeine Rolle, ob die Mittel zum Kauf zurVerfügung stehen oder nicht, also derKauf eventuell finanziert werden muss.Es wird also vorerst so gerechnet, als obdie Mittel vorhanden wären, um Ver-gleichbarkeit zu schaffen. Wird finan-ziert, so sind zumindest die Zinsen fürden Kredit (oder Leasing) als laufendeKosten zu berücksichtigen. Faktisch wirdaber eine komplett neue Situation ausSicht des Unternehmens geschaffen.

Setzt man Zins und Tilgung für den Kre-dit in die laufenden Kosten und reduziertdafür die Investitionssumme, so führtdies in der Regel zu extrem kurzen Amor-tisationszeiten.

Um die o. g. Berechnungen überhauptnoch durchführen zu können, ist einegewisse Grund-Investitionssumme je-doch unbedingt erforderlich. Andernfallsliefern die Berechnungen sinnlose Er-gebnisse oder sind nicht durchführbar.Bei Vollfinanzierung (Raten und Zinsenwerden in den Kosten berücksichtigt,=> Investitionssumme = 0) würde beimbeschriebenen Ansatz z. B. bei der Be-rechnung des ROI durch 0 dividiert, wasnicht zulässig ist.

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Bild 2: Zeitpunkte derAmortisation (Quelle: Jasper GmbH)

Fig. 2: Times of amortisation (Source: Jasper GmbH)

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Beim Kapitalwert wird –�= 0, was zusinnlosen Ergebnissen (Amortisation di-rekt bei Kauf) führt.

Auf der anderen Seite zeigt dieser An-satz, dass Betriebe nahezu unmittelbarvon den zusätzlichen Erträgen /Ein-sparungen einer sinnvollen Investitionprofitieren können (Amortisation der ver-minderten angesetzten Investitionssum-me deutlich unter einem Jahr). Bei Finan-

zierung fällt der Gesamtertrag natürlichgeringer aus, da Kapitaldienst zu leistenist, jedoch stehen die Periodenerträgeschneller dem Unternehmensergebniszur Verfügung und Liquidität wird nichtgebunden.

Das BeispielEine Ofenanlage soll modernisiert wer-den. Der Preis für die Modernisierung

beträgt 400 000 €. Der angenommeneLiquidationserlös nach der Nutzungsdau-er (Schrottpreis) 15 000 €. Die Anlagehat eine Produktion von 35 000 TonnenAluminium pro Jahr. Durch den Einsatzvon Regeneratoren wird der spezifischeVerbrauch von Brennstoff pro Tonne von1 100 kWh auf 700 kWh (Garantiewertdes Lieferanten, der tatsächliche Wertkann darunter liegen) gesenkt. Die ge-schätzten Kosten für die Wartung betra-

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Bild 3: Beispielrechnung (Quelle: Jasper GmbH)

Fig. 3: Example (Source: Jasper GmbH)

Bild 4: Beispielrechnung mit Finanzierung (Quelle: Jasper GmbH)

Fig. 4: Example, respecting loan (Source: Jasper GmbH)

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gen 2 % der Investitionskosten pro Jahr.Der Brennstoff kostet 0,0244 € prokWh. Es wird eine Brennstoffpreissteige-rung von 5 % pro Jahr erwartet (er-scheint momentan realistisch). Die Anla-ge steht in Deutschland, der Unterneh-menssteuersatz (allgemein) beträgtdemnach 29,44 %. Alle vier Jahre erfolgtein Austausch des Regeneratorbesatzesfür jeweils 30 000 €. Eine eventuelleMinderung des Verlustes durch Abbranddurch den Einsatz der Regeneratorenbleibt unberücksichtigt. Dieser ist zwarzu erwarten, wird aber vom Lieferantennicht garantiert (Bild 3).

Aus Bild 3 sind die oben beschriebenenKennzahlen zu entnehmen. Der Verlaufder Kosten und Erträge über den Be-trachtungszeitraum ist abzulesen. Inte-ressant ist die Entwicklung der Brenn-stoffkosten in % bzw. der Einsparungbei diesen Kosten durch die Investition.

Der ROI nach dem dritten Jahr beträgt115 %, hat also den Investitionspreismehr als 2-fach erwirtschaftet (–� wurdeals Startwert gesetzt). Die statischeAmortisation liegt bei 1,19 Jahren, diedynamische bei 1,34 Jahren. Der Kapital-wert stellt sich mit 1 616 671 € dar.

Während eine Geldanlage von400 000 € (mit 8 % Verzinsung!) nachzehn Jahren einen Wert von 863 570 €

liefert, stellt sich das Unternehmenmit einem kumulierten Wert von

2 650 664 € durch die Investition deut-lich besser.

Der Betrachtungszeitraum entspricht derAbschreibungsdauer. Anschließend wirddie Anlage „virtuell“ verschrottet (Liqui-dationserlös). Allerdings sind die Be-triebszeiten einer solchen Anlage in derRealität deutlich länger. Aus diesemGrund wird noch der halbe Betrag fürden auszutauschenden Regeneratorbe-satz im letzten Jahr berücksichtigt, da inden letzten zwei Perioden hierfür Kostenzu berücksichtigen sind.

Das Beispiel, finanziertDie gleiche Anlage wird unter Berück-sichtigung einer Kreditaufnahme erneutdurchgeführt. Wie oben dargelegt, wer-den Tilgung und Zinsen als laufendeKosten berücksichtigt. 100 000 € (neueInvestitionssumme � für die Berechnung)werden als Eigenmittel eingesetzt, damitsind 300 000 € zu finanzieren (Bild 4).

Die neuen Werte sind in Bild 4 abzule-sen. Ebenso die Grunddaten des Kredi-tes.

Die dynamische Amortisation liegt jetztnur noch bei einem halben Jahr! Wäh-rend über 60 000 € für die Zinszahlun-gen aufgebracht werden mussten, sinddie kumulierten Periodenüberschüsse(über die Betrachtungszeit) nur umca. 43 000 € gesunken. Der ROI im Jahr

3 liegt jetzt bei 520 % (!). Der Kapital-wert ist nahezu unverändert.

Dies ist natürlich keine generelle Aussa-ge, sondern muss von Fall zu Fall geprüftwerden.

FazitDie oben genannten kaufmännischenKennzahlen lassen bei realistischer Aus-wahl von Basisdaten eine Beurteilungvon anstehenden oder geplanten Investi-tionen zu; und das mit überschaubaremAufwand. Die hier beschriebenen Kenn-zahlen beurteilen allerdings nur die ein-zelne Investition und somit keine weite-ren Zusammenhänge mit eventuellen anderen Projekten im Gesamtunterneh-men. Dies ist Aufgabe des Controllingsbzw. der Unternehmensführung.

Literatur

[1] GWI 06/2008; FB Peter Klatecki; Investitons-bewertung bei der Modernisierung von Thermo-prozessanlagen y

GASWÄRME International (59) Nr. 5/2010340

Peter KlateckiJasper Gesellschaft für Energie-wirtschaft und Kybernetik mbH,Geseke

Tel.: 0 29 42/97 47-0E-Mail: [email protected]