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Tamikrest Kidal Freitag 27. Oktober 2017 20:00

Kidal - Kölner Philharmonie · Daniel Jobim Klavier Paulo Jobim Gitarre ... A Piano 3 DO 16 20:00 Isabelle Faust Violine Mahler Chamber Orchestra MCO Academy Omer Meir …

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Tamikrest

Kidal

Freitag27. Oktober 201720:00

Bitte beachten Sie:

Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit.

Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus.

Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.

Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen.

Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen.

Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird.

Vordruck/Lackform_2017.indd 2-3 14.07.17 12:44

Tamikrest Ousmane Ag Mossa voc, g Aghaly Ag Mohamedine djembé, voc Cheikh Ag Tiglia b, g, voc Paul Salvagnac g Nicolas Grupp dr, perc

Kidal

Freitag 27. Oktober 2017 20:00

Keine Pause Ende gegen 21:30

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AUS DEM PROGRAMM

Chatma

Oustamashek

Amidinine

Fassous

Manoy

Mawarnihia

Tanakra

Itous

Wainan Adobat

Wartoyed

Wartila

Aratan n’ Tinariwen

Imanin Bas Zihoun

Aratan n’Adagh

Djanegh Etoumast

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ZUM KONZERT

Hoffnung aus der Tiefe der Sahara Tamikrest spielen den innovativsten Wüstenblues unter den Tuaregbands

Die Musik der Tuareg ist international erfolgreich, spielt inner-halb des Weltmusik-Genres seit Jahren eine wichtige Rolle. In der Geschichte waren die Nomaden der Sahara dagegen stets Verlierer. Diese bittere Erkenntnis schwingt immer mit, wenn man den Klängen zuhört, die bei uns gerne als »Wüstenblues« bezeichnet werden. Seit die Gruppe Tinariwen vor rund zwanzig Jahren den Westen erstmals mit diesen Tönen bekannt machte, haben sich zahlreiche Bands der Nachfolge-Generation gegrün-det. Die innovativste und packendste unter ihnen ist ohne Zweifel Tamikrest.

Eine breite staubige Piste mit gesichtslosen Baracken auf jeder Seite, darüber ein Himmel von orangefarbener Glut: So zeigt sich der Heimatort von Tamikrest auf dem Cover ihrer vierten CD. Tiefer in die Sahara hinein geht es kaum mehr. Kidal heißt die Gemeinde im äußersten Nordosten Malis, in der die Musiker um Ousmane Ag Mossa ihre Basis haben – und »Kidal« heißt auch das neue Werk der Band. Hier ist man 1500 Kilometer von der Hauptstadt Bamako entfernt, und selbst zum Rande der Wüste, nach Timbuktu, sind es immer noch 1000 Kilometer. In Kidal wird das konkret, was stets nebelhaft als »der Norden« bezeich-net wurde, wenn in unseren Nachrichten vom malischen Konflikt die Rede war. Es ist ein Gebiet, das 2013 unmittelbar betroffen war von den politischen Wirren. »‘Kidal‘ handelt von Würde. Wir sehen die Wüste als ein Gebiet, in dem wir Freiheit leben. Aber viele Menschen betrachten sie nur als Markt, den man an multi-nationale Firmen verkaufen kann«, sagt Ousmane Ag Mossa. Und zu den Interessen der Wirtschaftsmächte sind in diesem Teil der Sahara seit die ständig schwelende Unsicherheit und Instabilität als Nachwirkung des Mali-Konflikts getreten.

Kurze Rückblende: Seit Jahrzehnten hat sich das Berbervolk der Tuareg aufgerieben zwischen schwarzafrikanischen, arabi-schen und westlichen Besitzansprüchen, hat verheerende Dürren durchstehen müssen. Ins Exil gezwungen, ließen sie sich vom

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libyschen Staatschef als Söldner rekrutieren, kämpften gegen die Unterdrückung ihres Volkes in Mali und im Niger. Als 1995 ein Friedensvertrag mit Mali zustande kam, legten viele die Waffen zugunsten von Gitarren beiseite, und ein musikalisch weltweit beachtetes Kapitel der Tuareg-Geschichte begann. 2012 nutzten die Tuareg ein Machtvakuum in Malis Hauptstadt Bamako nach einem Putsch und riefen die Unabhängigkeit mit ihrem eigenen Staat Azawad aus. Doch die für Autonomie kämpfende Befrei-ungsfront, die MNLA, wurde von den islamistischen Rebellen vertrieben, die im Norden Malis die Scharia etablierten, Musi-kern Zungen herausschnitten, Hände abhackten und Instrumente zerstörten.

Als die islamistischen Rebellengruppierungen schließlich mit-hilfe französischer Streitkräfte aus den Städten zurückgedrängt wurden, erging unter der neugewählten malischen Regierung der Auftrag an ein Kontingent von UNO-Friedenstruppen, die Region zu befrieden. Doch das schaffte neuen Zwist: Verständlicher-weise sah man in den Streitkräften aus Frankreich neue Besat-zer, und die MNLA wollte in Kidal das Heft in der Hand behalten. Die Situation hat sich bis heute wenig verändert. Anschläge auf Hotelanlagen von islamistischer Seite bis hinunter nach Bamako beweisen die Fragilität der Situation in Mali. Die französischen und deutschen Streitkräfte, die seitdem im Land stationiert sind, können ihre Gegner im unermesslichen geographischen Raum gar nicht ausmachen. Einmal mehr sind die Interessen der Tua-reg zwischen den Konfliktparteien unter die Räder gekommen. Viele von ihnen sind in Folge der jüngsten Ereignisse erneut ins Exil nach Algerien gegangen.

Doch in Ousmane Ag Mossa haben sie einen prominenten Für-sprecher. Mit dem Streben nach Unabhängigkeit, wie sie der nicht radikalisierte Flügel der Nationalen Befreiungsfront MNLA propagiert, geht er d’accord. »Es ist immer besser, wenn wir unsere Probleme gewaltfrei regeln, Tamikrest glauben an die Kraft der Gitarrren statt die der Kalaschnikows«, stellt er klar, räumt jedoch ein: »Manchmal kommt es vor, dass wir gezwun-gen sind zur Waffe zu greifen. Würde die Regierung uns unsere Rechte aus den Friedensverträgen garantieren, hätten wir Sou-veränität ohne Gewehre.« Über seine eigene Position will er nicht

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klagen: »Wir Künstler sind ja privilegiert und können reisen, Kon-zerte geben, während unser Volk mitten im Konfliktgebiet leidet.«

Der charismatische Lockenkopf hat all die Schicksalsschläge seines Volkes miterlebt, obwohl er erst knapp über 30 ist: Dürre, Rebellion, Flucht in die Berge, früher Tod der Mutter. Es ist die Musik, die ihn geistig über Wasser hält, und die er als Kind schon durch die Songs von Tinariwen kennenlernte. Zusammen mit seiner Gitarre und seinem Freund Cheih Ag Tiglia kommt er 2002 nach Kidal, formiert die Band Tamikrest, die übersetzt »Bündnis« heißt. Als 2006 die Aufstände mit neuen Rebellengruppen wie-der aufflammen, entschließen er und seine Kollegen sich, dem bewaffneten Kampf zu entsagen. Stattdessen werden sie zu Frie-densboten, treten im Jahr darauf bei einem Peace Forum auf, das nach politischen Lösungen mit der Regierung Malis sucht. »Ich hatte schon früh das Ziel, ein Anwalt und Vertreter meines Volkes zu sein«, bekennt Ousman Ag Mossa. »Ich wollte den Schmerz, den ich in meinem Herzen fühle, ausdrücken, über unsere Situ-ation sprechen, wenn es sein muss vor den Vereinten Nationen.

Tamikrest

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Ich erkannte, dass ein Musiker sehr wohl diese Rolle ausfüllen kann.«

2007 sind Tamikrest im Line-up des Festival Au Désert in Essa-kane bei Timbuktu, wo traditionsgemäß schon immer ein Stam-mestreffen stattfand und sich seit der Jahrtausendwende auch Künstler aus dem gesamten Sahel mit Stars der internationalen Popszene die Klinke in die Hand gaben. So stehen in ebenjenem Jahr die amerikanisch-australische Band Dirtmusic um Chris Eckman, ehemals bei der Band The Walkabouts, auf der Bühne in den Dünen. Ihr westlich geprägter Wüstenrock zieht Tamikrest an, lange Jamsessions sind das Resultat und eine enge Freund-schaft. Um mehr internationale Beachtung zu finden, nutzen Tuaregbands schon lange die Vorteile des kulturellen Netzwer-kens mit dem Westen. Tamikrests Bezugsmann zum Westen wird fortan Eckman, der spätestens mit dem dritten Album »Chatma« dafür sorgt, dass sich die fünf Musiker weit von den üblichen Vokabeln der Tuaregbands distanzierten. Die breitwandige Tex-tur der Sounds lebt von psychedelischen Sounds à la frühe Pink Floyd, darüber hinaus fließen Reggae- und Flamenco-Anklänge in die bluesigen Grundstrukturen hinein.

»Ich habe immer schon zur Musik von den Dire Straits oder Bob Marley gespielt«, so Ag Mossa. »Und da ich so viele verschiedene Stile kenne und mag, hat die Arbeit mit Dirtmusic und Eckman auch so gut funktioniert.« Auf intensiven Tourneen lernen Tamik-rest Europa kennen. Der gewaltige Schritt für die Musiker aus den Tiefen der Sahara über die Grenzen des Kontinents hinaus geht allerdings einher mit der zunehmenden Instabilität in ihrer Heimat. Von einer kosmopolitischen Warte aus reflektieren sie nun in den neuen Songs von »Kidal« erneut das Schicksal ihrer Heimat. Doch sie tun das nicht aus sicherer Distanz: »Die meisten der Stücke habe ich in der Wüste geschrieben. Wenn du über deine Situation reden willst, musst du auch wirklich in ihr leben«, sagt Ag Mossa zur Entstehung des neuen Repertoires. Die Gitar-rensoli haben noch ein wenig mehr Biss bekommen, Psychedelia und Rock wohnen in der Textur der Songs, der Bass pumpt etwas knackiger. Doch auch Westafrika ist präsent, wenn plötzlich die Spießlaute Ngoni hervorsticht, die Djembe handgemachte Trom-melrhythmen liefert.

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Der bittere Schwebezustand, der bange Blick auf eine ungewisse Zukunft, der Klammergriff der Mächte um die Tuareg herum – das sind auch weiterhin die Themen von Tamikrest, die Ag Moussa mit kerniger und raugeschmirgelter Stimme ausschließlich in der Sprache Tamasheq singt. »Meine Liebe ist mein Land, mein Ziel die Freiheit«, heißt es im rockig vorwärtspreschenden Song »War Tila Eridaran«, und weiter: »Kein Wesen muss im Zustand der Unterdrückung, der Schmach und unter immerwährenden Repressalien leiden.«

Wie die Zukunft des Norden Malis und damit der Tuareg aus-sehen wird, kann momentan niemand genau vorhersagen. Was den Tuareg weiterhin ihre Kraft gibt, ist ihre Musik. »Die Zeit rast und lässt uns zurück«, reflektiert Ag Mossa. »Es ist unsere Pflicht als Künstler, der Welt über diese Probleme zu berichten, Lieder zu singen über das Leben der Nomaden, über unsere Tradition und Kultur. Aber vor allem aufrüttelnde Songs über das, was wir sehen und was uns stört, über unsere Regierung und wie sie die Menschen behandelt.« In diesem Sinne ist das aktuelle Reper-toire der Band, ihre Hommage an »Kidal«, nicht nur das Tribut an einen Ort inmitten der Sahara – es ist eine Verbeugung vor der Widerstandskraft an sich, inmitten des menschlichen Herzens.

Stefan Franzen

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KölNMUSiK-VORSchAU

Oktober

SA

2820:00

Pat Metheny gitAntonio Sanchez drLinda Oh bGwilym Simcock p

An Evening with Pat Metheny

KölnMusik gemeinsam mit Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH

November

SA

0420:00

Krassimira Stoyanova SopranElīna Garanča MezzosopranFrancesco Meli TenorRiccardo Zanellato Bass

Chor des Bayerischen Rundfunks

Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksRiccardo Muti Dirigent

Giuseppe VerdiMessa da Requiem für Soli, Chor und Orchester

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V.

MI

0820:00

Calidore String Quartet Jeffrey Myers Violine Ryan Meehan Violine Jeremy Berry Viola Estelle Choi Violoncello

Sergej ProkofjewStreichquartett Nr. 2 F-Dur op. 92

Paul HindemithStreichquartett Nr. 4 op. 22

Darius MilhaudStreichquartett Nr. 4 op. 46

Maurice RavelStreichquartett F-Dur

●A Quartetto 2

DO

0920:00

Carminho GesangJaques Morelenbaum VioloncelloDaniel Jobim KlavierPaulo Jobim GitarrePaulinho Braga Drums

Carminho canta Tom Jobim

Diwan of Be auty and Odd

Bis heute zerbrechen sich Musikgelehrte den Kopf darüber, wo die arabische Knickhalslaute Ûd zum ersten Mal erklungen ist und damit auch ihren Siegeszug durch die abendländische Klangwelt angetreten hat. Zweifelsfrei steht dagegen fest, dass der Tunesier Dhafer Youssef nicht nur zu den feinsten Ûd-Virtuosen gehört, sondern auch auf seinem Instrument Musik neu defi -niert, wenn er orientalische Sounds mit urbanem Jazz kreuzt. Genau das ist ihm mit seinem aktuellen Album und Live-Projekt »Diwan of Beauty and Odd« gelungen, das er zusammen mit aus-gewiesenen Jazz-Größen in Köln zu Gehör bringt.

Donnerstag 2. November 201720:00

Dhafer Youssef voc, ûdMatt Brewer b Justin Faulkner drAaron Parks p

Foto

: Fla

vien

Prio

reau

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FR

1020:00

Leif Ove Andsnes Klavier

Jörg WidmannIdyll und Abgrund Sechs Schubert-Reminiszenzen

Franz SchubertDrei Klavierstücke D 946

Ludwig van BeethovenSonate für Klavier Nr. 17 d-Moll op. 31,2 »Sturmsonate«

Frédéric ChopinNocturne H-Dur op. 62,1aus: Deux Nocturnes op. 62

Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23

sowie Werke von Jean Sibelius

19:00 Einführung in das Konzert durch Christoph Vratz

●A Piano 3

DO

1620:00

Isabelle Faust Violine

Mahler Chamber Orchestra

MCO AcademyOmer Meir Wellber Dirigent

Alban BergKonzert für Violine und Orchester »Dem Andenken eines Engels«

Gustav MahlerSinfonie Nr. 1 D-Dur

Teodor Currentzis musste seine Mitwir-kung an diesem Konzert leider absagen.

19:00 Einführung in das Konzert durch Oliver Binder

●A Klassiker! 2

SO

1920:00

Thomas Quasthoff GesangFrank Chastenier KlavierDieter Ilg KontrabassWolfgang Haffner Schlagzeug

My favourite things

29.10.2017 15:00 Filmforum Der Lieblingsfilm von Thomas Quasthoff

●A Divertimento 2

MO

2020:00

Benjamin Clementine voc, p& Band

DO

2320:00

WDR Big Band

Vince Mendoza ld, arr, comp

Vince Mendoza – Composer in Residence

Das Konzert im Livestream auf www.wdr-bigband.de

Westdeutscher Rundfunk

●A Jazz-Abo Soli & Big Bands 2

koelner-philharmonie.de 0221 280 280

Donnerstag09.11.2017

20:00

Foto

: Leo

Ave

rsa

CarminhoCarminhocanta Tom Jobim

Jaques Morelenbaum VioloncelloDaniel Jobim KlavierPaulo Jobim GitarrePaulinho Braga Drums

09.11._105x205_SK.indd 1 05.10.17 11:48

Redaktion: Sebastian LoelgenCorporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbHTextnachweis: Der Text von Stefan Franzen ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Tamikrest © Sébastien Rieussec Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH

Kulturpartner der Kölner Philharmonie

Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner- philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie!

Herausgeber: KölnMusik GmbHLouwrens LangevoortIntendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbHPostfach 102163, 50461 Köln koelner- philharmonie.de

Foto

: Sim

on B

uck

MylesSanko& Band

koelner-philharmonie.de 0221 280 280

Freitag08.12.201720:00

Dieses Konzert wird auch live auf philharmonie.tv übertragen. Der Livestream wird unterstützt durch JTI.