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Z Rheumatol 2006 · 65:575–575 DOI 10.1007/s00393-006-0113-9 Online publiziert: 18. Oktober 2006 © Springer Medizin Verlag 2006 H.-I. Huppertz Professor-Hess-Kinderklinik, Klinikum Bremen-Mitte Kinder- und Jugendrheumatologie Einführung zum Thema Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Kinder- und Jugendrheumatologen freuen sich, erneut ein Heft dieser Zeit- schrift gestalten zu können. Die Kinder- rheumatologie ist von der Bundesärzte- kammer als Zusatzweiterbildung aner- kannt worden, und inzwischen haben fast alle Landesärztekammern die Bestimmun- gen umgesetzt, Prüfungen durchgeführt und Ausbildungszentren anerkannt. Ob- wohl diese Entwicklung als Teil einer wei- teren Differenzierung der Pädiatrie auch mit Sorge betrachtet wurde und man um die Integrität des Faches fürchtete, ist dies der einzige Weg, die gewachsene Qualität der Versorgung durch entsprechend weiter- gebildete Kinder- und Jugendärzte zu doku- mentieren und einem Missbrauch entgegen zu wirken. So wissen sowohl der Patient und seine Eltern als auch der ärztliche Kol- lege, z. B. auch der internistische Rheuma- tologe oder der Orthopäde, wer ein speziell kundiger Ansprechpartner für die Probleme der Kinder und Jugendlichen mit rheuma- tischen Erkrankungen sein könnte. > Kinderrheumatologie als Zusatzweiterbildung anerkannt Das vorliegende Heft der Zeitschrift für Rheumatologie behandelt die beiden häu- figsten Kollagenosen des Kindes- und Ju- gendalters und eines der wichtigsten Symp- tome, das Fieber. Der systemische Lu- pus erythematodes (SLE) des oft weib- lichen Jugendlichen ist lange als die et- was früher beginnende Krankheit des Er- wachsenen angesehen worden. S. Sall- mann aus der Dresdener Gruppe von M. Gahr beschreibt neuere Entwicklun- gen beim Management des SLE bei Jugend- lichen und die lebensalterspezifischen Be- sonderheiten, wobei neben den soziokul- turellen Aspekten immer mehr nosolo- gische Eigenarten hervortreten. F. Dress- ler und H.-I. Huppertz beschreiben die ju- venile Dermatomyositis als eine genuine Erkrankung des Kindes- und Jugendal- ters, bei der es in den letzten Jahren mit der Einführung von Methotrexat und Steroid- Puls-Therapie deutliche therapeutische Fortschritte gegeben hat. Zu beiden Erkran- kungen hat der europäische Forschungsver- bund PRINTO (Pediatric Rheumatology International Trials Organisation) diagnos- tische Listen weiterentwickelt und evalu- iert, die nun zur Abschätzung von Krank- heitsaktivität, eingetretenem Schaden und Besserung der Erkrankungen herangezogen werden können. > Fieber ist eines der wichtigsten und häufisten Symptome des Kinder- und Jugendalters Die molekulargenetische Forschung hat be- sondere Fortschritte bei den episodischen Fiebersyndromen ermöglicht, wie Ch. und M. Huemer erläutern. Während früher das mit Colchizin zu behandelnde familiäre Mittelmeerfieber (FMF) klinisch diagnos- tiziert wurde, sind nun das FMF und ei- ne Reihe weiterer Syndrome wie das TNF- Rezeptor-assoziierte Syndrom (TRAPS), das Hyper-IgD-Syndrom und die neona- tal beginnende multisystemische Entzün- dungskrankheit (NOMID) genetisch cha- rakterisiert und diagnostizierbar. Wegen zunehmender Möglichkeiten differenzier- ter Therapie kommt der frühzeitigen Di- agnose besondere Bedeutung zu. Alle ge- netischen Fiebersyndrome zusammen und das nichtvererbte differenzialdiagnostisch zu erwägende PFAPA sind selten. Fieber hingegen ist eines der wichtigsten und häu- figsten Symptome des Kindes- und Jugend- alters. H.-I. Huppertz beschreibt die Abklä- rung des Symptoms, wenn erste Heilungs- versuche fehl geschlagen sind und man von Fieber ungeklärter Ursache (FUO) spricht. Im Kindesalter sind die Aussichten gut, schließlich doch eine Diagnose zu finden und die Erkrankung behandeln zu können, wenn das Fieber nicht vorher spontan ver- schwunden ist. Der in der internistischen Rheumato- logie in den letzten 10 Jahren zu verzeich- nende rasante Fortschritt findet sich auch in der pädiatrischen Rheumatologie, wie in diesem Heft der Zeitschrift für Rheumato- logie an Beispielen zu sehen ist. Hans-Iko Huppertz Korrespondierender Autor Prof. Dr. Hans-Iko Huppertz Professor-Hess-Kinderklinik, Klinikum Bremen Mitte gGmbH, Akademisches Lehrkrankenhaus, St. Jürgen-Str. 1, 28205 Bremen [email protected] 575 Zeitschrift für Rheumatologie 7 · 2006 |

Kinder- und Jugendrheumatologie

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Z Rheumatol 2006 · 65:575–575

DOI 10.1007/s00393-006-0113-9

Online publiziert: 18. Oktober 2006

© Springer Medizin Verlag 2006

H.-I. Huppertz

Professor-Hess-Kinderklinik, Klinikum Bremen-Mitte

Kinder- und Jugendrheumatologie

Einführung zum Thema

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Kinder- und Jugendrheumatologen

freuen sich, erneut ein Heft dieser Zeit-

schrift gestalten zu können. Die Kinder-

rheumatologie ist von der Bundesärzte-

kammer als Zusatzweiterbildung aner-

kannt worden, und inzwischen haben fast

alle Landesärztekammern die Bestimmun-

gen umgesetzt, Prüfungen durchgeführt

und Ausbildungszentren anerkannt. Ob-

wohl diese Entwicklung als Teil einer wei-

teren Differenzierung der Pädiatrie auch

mit Sorge betrachtet wurde und man um

die Integrität des Faches fürchtete, ist dies

der einzige Weg, die gewachsene Qualität

der Versorgung durch entsprechend weiter-

gebildete Kinder- und Jugendärzte zu doku-

mentieren und einem Missbrauch entgegen

zu wirken. So wissen sowohl der Patient

und seine Eltern als auch der ärztliche Kol-

lege, z. B. auch der internistische Rheuma-

tologe oder der Orthopäde, wer ein speziell

kundiger Ansprechpartner für die Probleme

der Kinder und Jugendlichen mit rheuma-

tischen Erkrankungen sein könnte.

> Kinderrheumatologie als Zusatzweiterbildung anerkannt

Das vorliegende Heft der Zeitschrift für

Rheumatologie behandelt die beiden häu-

figsten Kollagenosen des Kindes- und Ju-

gendalters und eines der wichtigsten Symp-

tome, das Fieber. Der systemische Lu-

pus erythematodes (SLE) des oft weib-

lichen Jugendlichen ist lange als die et-

was früher beginnende Krankheit des Er-

wachsenen angesehen worden. S. Sall-

mann aus der Dresdener Gruppe von

M. Gahr beschreibt neuere Entwicklun-

gen beim Management des SLE bei Jugend-

lichen und die lebens alterspezifischen Be-

sonderheiten, wobei neben den soziokul-

turellen Aspekten immer mehr nosolo-

gische Eigenarten hervortreten. F. Dress-

ler und H.-I. Huppertz beschreiben die ju-

venile Dermatomyositis als eine genuine

Erkrankung des Kindes- und Jugendal-

ters, bei der es in den letzten Jahren mit der

Einführung von Methotrexat und Steroid-

Puls-Therapie deutliche therapeutische

Fortschritte gegeben hat. Zu beiden Erkran-

kungen hat der europäische Forschungsver-

bund PRINTO (Pediatric Rheumatology

International Trials Organisation) diagnos-

tische Listen weiterentwickelt und evalu-

iert, die nun zur Abschätzung von Krank-

heitsaktivität, eingetretenem Schaden und

Besserung der Erkrankungen herangezogen

werden können.

> Fieber ist eines der wichtigsten und häufisten Symptome des Kinder- und Jugendalters

Die molekulargenetische Forschung hat be-

sondere Fortschritte bei den episodischen

Fiebersyndromen ermöglicht, wie Ch. und

M. Huemer erläutern. Während früher das

mit Colchizin zu behandelnde familiäre

Mittelmeerfieber (FMF) klinisch diagnos-

tiziert wurde, sind nun das FMF und ei-

ne Reihe weiterer Syndrome wie das TNF-

Rezeptor-assoziierte Syndrom (TRAPS),

das Hyper-IgD-Syndrom und die neona-

tal beginnende multisystemische Entzün-

dungskrankheit (NOMID) genetisch cha-

rakterisiert und diagnostizierbar. Wegen

zunehmender Möglichkeiten differenzier-

ter Therapie kommt der frühzeitigen Di-

agnose besondere Bedeutung zu. Alle ge-

netischen Fiebersyndrome zusammen und

das nichtvererbte differenzialdiagnostisch

zu erwägende PFAPA sind selten. Fieber

hingegen ist eines der wichtigsten und häu-

figsten Symptome des Kindes- und Jugend-

alters. H.-I. Huppertz beschreibt die Abklä-

rung des Symptoms, wenn erste Heilungs-

versuche fehl geschlagen sind und man von

Fieber ungeklärter Ursache (FUO) spricht.

Im Kindesalter sind die Aussichten gut,

schließlich doch eine Diagnose zu finden

und die Erkrankung behandeln zu können,

wenn das Fieber nicht vorher spontan ver-

schwunden ist.

Der in der internistischen Rheumato-

logie in den letzten 10 Jahren zu verzeich-

nende rasante Fortschritt findet sich auch

in der pädiatrischen Rheumatologie, wie in

diesem Heft der Zeitschrift für Rheumato-

logie an Beispielen zu sehen ist.

Hans-Iko Huppertz

Korrespondierender AutorProf. Dr. Hans-Iko Huppertz

Professor-Hess-Kinderklinik,Klinikum Bremen Mitte gGmbH,Akademisches Lehrkrankenhaus,St. Jürgen-Str. 1, 28205 [email protected]

575Zeitschrift für Rheumatologie 7 · 2006 |