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Kinder und Medien – KIM `99 Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Postadresse: SWR Medienforschung Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Tel.: 07221 – 929 43 38 Fax.: 07221 – 929 21 80 E-Mail: [email protected] http://www.mpfs.de Baden-Baden, Juli 2000 Sabine Feierabend / Dr. Walter Klingler © Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Im Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest kooperieren die Landesanstalt für Kommu- nikation Baden-Württemberg (LfK), die Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter Rheinland- Pfalz (LPR) und der Südwestrundfunk (SWR).

Kinder und Medien – KIM `99 - MPFS...1. Einführung und Methode Wenn es im Bereich Medien Themen gibt, die über die Jahre hinweg nie an Be-deutung verloren haben, so gilt dies mit

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Kinder und Medien – KIM `99Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland

Medienpädagogischer Forschungsverbund SüdwestPostadresse: SWR MedienforschungHans-Bredow-Straße76530 Baden-Baden

Tel.: 07221 – 929 43 38Fax.: 07221 – 929 21 80

E-Mail: [email protected]://www.mpfs.de

Baden-Baden, Juli 2000

Sabine Feierabend / Dr. Walter Klingler

© Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Im Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest kooperieren die Landesanstalt für Kommu-nikation Baden-Württemberg (LfK), die Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter Rheinland-Pfalz (LPR) und der Südwestrundfunk (SWR).

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Inhaltsverzeichnis

Seite

1. Einführung und Methode 5

2. Freizeitaktivitäten 8

3. Themeninteressen 12

4. Lieblingsperson/-figur 15

5. Fernsehen 16. 5.1 Sendungs- und Senderpräferenzen 16

5.2 Fernsehfiguren im Alltag der Kinder 185.3 Fernsehen: Was, wann, wo, wie lange? 195.4 Genrepräferenzen 20

6. Video 25

7. Radio 28

8. Tonträger 29

9. Bücher und Lesen 32

10. Zeitschriften 36

11. Computer 4011.1 Computernutzung 4011.2 Computer im Elternhaus 4111.3 Orte der Computernutzung 4211.4 Vermittlung von Computerkompetenz 4311.5 Tätigkeiten am Computer 45

12. Medienfunktionen 48

13. Medien als Gegenstand der Kommunikation 52

14. Geräteausstattung 55

15. Medienpraktische Erfahrung 58

16. Kinder 1999 – Lebenssituation 59

17. Medienimages aus Sicht der Erziehungspersonen 63

18. Fazit 65

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 5

1. Einführung und Methode

Wenn es im Bereich Medien Themen gibt, die über die Jahre hinweg nie an Be-

deutung verloren haben, so gilt dies mit Sicherheit für das Thema „Kinder und

Medien“. In dem Vorwort zur Veröffentlichung einer mittlerweile fast zehn Jahre

alten Studie zum Thema z.B. ist zu lesen: „In unserer Mediengesellschaft nimmt

die Dominanz der Medien durch immer neue Technologieschübe weiter zu. Um

so mehr steigt die Verantwortung für die jüngsten Mitglieder unserer Gesell-

schaft, die dem expandierenden Medienbetrieb oft hilflos ausgeliefert sind: die

‚Medienkinder‘.“1

Wenn dies bereits Anfang der 90er Jahre galt, so ist die Verantwortung Ende der

90er Jahre angesichts zunehmender Angebote und technischer Veränderungen

zweifellos noch größer geworden, hat sich die Medienentwicklung in diesen zehn

Jahren doch eher beschleunigt als verlangsamt.

Und wenn damals schon galt, dass Untersuchungen über das Medienverhalten

von Kindern gerade in Zeiten rascher gesellschaftlicher und technischer Verän-

derungen von besonderer Relevanz sind, so gilt dies heute mit Sicherheit um so

mehr. Wie gehen Kinder aktuell mit den Medien um, mit welchen Fragen wird die

Gesellschaft hier (neu) konfrontiert?

Im folgenden sollen Basisdaten zu diesem Thema dokumentiert werden, die auf

den Ergebnissen einer Studie basieren, die im Auftrag des Medienpädagogi-

schen Forschungsverbundes Südwest – eine Forschungskooperation zwischen

der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, der Landeszentrale

für private Rundfunkveranstalter Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk –

durchgeführt wurde2.

1 vgl. Klingler, W., Groebel, J. (1994): Kinder und Medien 1990. Baden-Baden, Nomos.2 Die Studie KIM `99 steht konzeptionell in enger Verbindung mit der Untersuchungsreihe„Jugend, Information, (Multi-)Media“ (JIM), die mittlerweile zweimal – 1998 und 1999 –realisiert wurde. Gemeinsame Träger dieser Studien sind der Medienpädagogische For-schungsverbund Südwest (LfK, LPR, SWR), die Presse Grosso Stiftung und die ZeitungsMarketing Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildungund den Landeszentralen für politische Bildung Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalzsowie der Stiftung Lesen. Die Federführung der Studien liegt beim MedienpädagogischenForschungsverbund Südwest. Zu Ergebnissen vgl. u.a.: Feierabend, S., Klingler, W.(1998): Jugend, Information und (Multi-)Media. Eine Bestandsaufnahme und Trends1998. In: Rundfunk und Fernsehen, Heft 4, S. 480-497.

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Seite 6 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Grundgesamtheit der Studie „Kinder und Medien 1999“ (KIM `99) bilden die rund

7 Mio. deutschsprachigen Kinder im Alter zwischen 6 und 13 Jahren der Bundes-

republik und deren Mütter bzw. Erziehungspersonen. Aus dieser Grundgesamt-

heit wurde eine repräsentative Stichprobe von 1.058 Zielpersonen im März und

April 1999 befragt. Die Befragung bei den Kindern erfolgte mündlich-persönlich,

die der Mütter schriftlich. Feldarbeit und Datenprüfung lagen beim IFAK-Institut in

Taunusstein.

Basis: alle Befragten, n=1.058

Soziodemographie befragte Kinder

20

80

10

16

14

56

26

24

26

24

51

49

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Ost

West

Gymnasium

Realschule

Hauptschule

Grundschule

12-13 Jahre

10-11 Jahre

8-9 Jahre

6-7 Jahre

Jungen

Mädchen

in Prozent

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 7

Kern der Kinderbefragung von KIM 99 bildeten folgende Themen:

� Freizeitaktivitäten

� Themeninteressen

� Mediennutzung und medienspezifische Genrepräferenzen

� Medienfunktionen

� Kommunikation über und mit Medien

Im Rahmen der Mütterbefragung wurde u.a. thematisiert:

� Mediennutzungssituationen in der Familie

� Medienimages und Medienwirkung

� Bewertung von Wohnsituation, Freizeiteinrichtungen und Verkehrsan-

bindung

Insgesamt erlauben die Daten der Studie KIM 99 – gemeinsam beispielsweise

mit GfK-Zahlen zur Fernsehnutzung von Kindern in Deutschland – eine aktuelle

Bestandsaufnahme des Themenfeldes Kinder und Medien kurz vor der Jahrtau-

sendwende. Gleichzeitig bietet ein Vergleich mit älteren Untersuchungen auch

einen Einblick in die Geschwindigkeit von Veränderungsprozessen beim Thema.

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Seite 8 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

2. Freizeitaktivitäten

Die Liste der täglich/fast täglich ausgeübten Freizeitaktivitäten der 6- bis

13jährigen Kinder wird von Hausaufgaben machen, Fernsehen, Spielen und dem

Treffen mit Freunden angeführt. Zu den alltäglichen Tätigkeiten zählen darüber

hinaus Radio hören, sich mit einem Tier beschäftigen und das Abspielen von

Tonträgern.

Hausaufgaben machen/Lernen

Fernsehen

Spielen

Sich mit Freunden treffen

Radio hören

Kassetten, CDs, Schallplatten hören

Sich mit einem Tier beschäftigen

Malen/Zeichnen/Basteln

Buch lesen (ohne Schulbuch)

Sport treiben (alleine oder Verein)

Telefonieren

Etwas mit den Eltern/der Familie machen

Nichts tun, sich ausruhen

Gameboy spielen

Am Computer sitzen (spielen, lernen,arbeiten)

Zeitschrift lesen

Videospiele spielen

Video sehen

Zeitung lesen

Comic lesen

Basis: alle Befragten, n=1.058

Freizeitaktivitäten Gesamt

5

5

6

7

8

8

9

10

10

12

13

15

17

28

28

30

54

64

73

81

36

17

39

24

39

26

29

38

63

41

51

40

49

19

51

35

40

28

23

15

0 20 40 60 80 100in Prozent

täglich/fast täglich

mehrmals pro Woche

Jungen nutzen das Fernsehen, Computer und den Gameboy intensiver als Mäd-

chen, diese wenden sich stärker den auditiven Medien (Radio, Tonträger) sowie

Büchern zu. Fast alle Freizeittätigkeiten werden mit steigendem Alter der Kinder

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 9

intensiver ausgeübt, dies gilt besonders für das Telefonieren. Ausnahme bilden

das eher unspezifische Spielen, Unternehmungen mit den Eltern und das Lesen

von Comics.

Kinder in den neuen Bundesländern weisen eine intensivere Fernsehnutzung,

aber auch eine höhere Computernutzung (zum Spielen, Arbeiten oder Lernen)

auf. Sie beschäftigen sich auch mit anderen Medien wie Videos, Videospielen

oder Spielkonsolen häufiger als ihre Altersgenossen in den alten Bundesländern.

Drei Viertel aller Kinder geben im übrigen an, sehr gerne oder gerne Sport zu

treiben. Die Sportbegeisterung gilt durch alle Altersgruppen hinweg und ist in

Ost- und Westdeutschland gleichermaßen ausgeprägt. Unterschiede bestehen

nur zwischen den Geschlechtern. Während 82 Prozent der Jungen zu den akti-

ven Sportfans zählen, sind es bei den Mädchen nur 68 Prozent.

Die Hälfte aller Jungen gibt bei der Frage nach der selbst ausgeübten Lieblings-

sportart Fußball an, weitere 10 Prozent nennen andere Ballsportarten. Bei den

Mädchen sind die liebsten Sportaktivitäten weiter gefächert, an der Spitze liegen

hier Ballsportarten, Turnen und Wassersport.

Basis: alle Befragten, n=1.058

Selbst ausgeübter Lieblingssport

3

1

4

9

5

6

50

6

8

8

9

16

16

5

5

5

6

9

10

11

28

0 10 20 30 40 50 60

Handball

Gymnastik, Ballett, Tanzen

Inlineskaten, Rollerbladen, Rollerscaten

Fahrradfahren, Radsport

Boden- oder Geräteturnen

Schwimmen

Fußball

in Prozent

GesamtMädchenJungen

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Seite 10 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Da die reine Frequenz einzelner Tätigkeiten nicht unbedingt mit den spezifischen

Präferenzen übereinstimmen muss, wurden die Kinder gebeten, anhand der vor-

gegebenen Liste ihre Lieblingstätigkeiten anzugeben, wobei maximal drei Nen-

nungen zulässig waren.

Basis: alle Befragten, n=1.058

Liebste Freizeitbeschäftigung

4

1

10

4

8

12

6

9

13

24

36

38

44

4

7

2

9

10

6

14

14

18

11

34

36

39

4

4

6

7

9

9

10

11

15

18

35

37

42

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Video sehen

Telefonieren

Gameboy spielen

Buch lesen (ohne Schulbuch)

Etwas mit den Eltern/der Familie machen

Am Computer sitzen (spielen, lernen, arbeiten)

Malen/Zeichnen/Basteln

Kassetten, CDs, Schallplatten hören

Sich mit einem Tier beschäftigen

Sport treiben

Spielen

Fernsehen

Sich mit Freunden treffen

in Prozent

GesamtMädchenJungen

Vier von zehn Kindern geben an, sich am liebsten mit ihren Freuden zu treffen.

Auf Platz 2 kommen fast gleichauf das Fernsehen und das Spielen. 18 Prozent

aller Kinder machen am liebsten Sport, 15 Prozent sind am liebsten mit einem

Tier zusammen. Etwa jedes zehnte Kind gibt das Hören von Tonträgern, Ma-

len/Basteln, Computernutzung und Unternehmungen mit den Eltern als Lieb-

lingsbeschäftigung an.

Die Lieblingstätigkeiten von Mädchen und Jungen weisen auf den drei ersten

Rangplätzen nur geringe Unterschiede auf. Allerdings präferieren Jungen Sport

und Computer doppelt so häufig wie Mädchen, beim Gameboy beträgt das Ver-

hältnis 5:1.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 11

Umgekehrt nennen Mädchen „kreative“ Tätigkeiten wie Malen oder Musizieren

deutlich häufiger als Jungen. Auch spielt das Telefon als Kommunikationsmedi-

um bei Mädchen bereits eine nennenswerte Rolle, was bei Jungen nicht der Fall

ist.

Der Ost-West-Vergleich zeigt einen Wechsel auf den beiden ersten Rangplätzen:

Während für Kinder im Westen das Zusammensein mit Freunden vor dem Fern-

sehen liegt, ziehen Kinder im Osten das Fernsehen vor. Den Computer als

liebste Freizeitbeschäftigung nennen Kinder aus den neuen Bundesländern dop-

pelt so häufig.

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Seite 12 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

3. Themeninteressen

Welche Themeninteressen haben die 6- bis 13jährigen? Anhand einer Liste mit

12 vorgegebenen Bereichen wurden die Kinder nach der Intensität ihres Interes-

ses am jeweiligen Thema gefragt (4er-Skala).

Tiere

Sport

Musik

Computer/Computerspiele

Kleidung/Mode

Musikstars

Schule

Autos

Umwelt/Natur

Film-/Fernsehstars

Technik

Fremde Länder

Basis: alle Befragten, n=1.058

Themeninteresse-sehr interessiert-

8

18

10

10

26

13

9

6

29

15

41

34

6

5

16

17

3

18

22

28

13

30

19

45

7

11

13

14

15

15

16

17

21

22

30

40

0 10 20 30 40 50in Prozent

Gesamt

Mädchen

Jungen

Mädchen nennen am häufigsten „Tiere“ (sehr interessiert), gefolgt mit deutlichem

Abstand von „Musik“ und „Kleidung/Mode“ sowie „Musikstars“. Das Thema Sport

erreicht den fünften Rang. Ganz anders die Interessensgebiete von Jungen, die

an Sport sehr interessiert sind. Auch Tiere üben eine Faszination auf Jungen

aus, an dritter Stelle stehen aber bereits Computer/Computerspiele, noch vor

dem klassischen Jungenthema „Auto“.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 13

Tiere

Sport

Musik

Computer/Computerspiele

Kleidung/Mode

Musikstars

Schule

Autos

Umwelt/Natur

Film-/Fernsehstars

Technik

Fremde Länder

Basis: alle Befragten, n=1.058

Themeninteresse-sehr interesssiert-

10

14

19

16

14

15

25

28

29

33

33

41

7

14

12

14

17

15

16

17

24

21

32

40

5

10

10

16

14

13

12

14

17

22

28

40

7

8

10

10

18

15

10

9

14

13

27

37

0 10 20 30 40 50in Prozent

6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre

Vom Alter relativ unabhängig zeigen sich die Themenbereiche Tiere und Sport,

ein mit zunehmendem Alter wachsendes Interesse ist hingegen bei den Berei-

chen Musik, Computer, Kleidung und Musikstars zu verzeichnen. Überhaupt

steigt die Interessenpalette mit dem Alter deutlich an.

Sowohl bei Kindern aus den alten als auch aus den neuen Bundesländern ist das

Interesse an Tieren am stärksten ausgeprägt. Der größte Unterschied zeigt sich

beim Interesse an Computer/Computerspielen – das Thema belegt bei Ost-

Kindern Rang zwei, bei West-Kindern Rang vier.

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Seite 14 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Tiere

Sport

Musik

Computer/Computerspiele

Kleidung/Mode

Musikstars

Schule

Autos

Umwelt/Natur

Film-/Fernsehstars

Technik

Fremde Länder

Basis: alle Befragten, n=1.058

Themeninteresse-sehr interessiert-

7

11

11

14

15

14

14

17

19

22

31

40

7

13

19

13

18

17

21

19

29

26

28

40

7

11

13

14

15

15

16

17

21

22

30

40

0 10 20 30 40 50in Prozent

GesamtOstWest

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 15

4. Lieblingsperson/-figur

Auf die Frage „Gibt es für Dich eine Person oder Figur, für die Du besonders

schwärmst oder die Dir einfach besonders gut gefällt?“ antworten 42 Prozent der

6- bis 13jährigen mit „ja“. Kinder mit Lieblingspersonen sind etwas häufiger Mäd-

chen (46 % vs. 38 % bei den Jungen) und kommen stärker aus den neuen Bun-

desländern (54 % vs. 39 %).

Aus welchem Umfeld rekrutieren sich diese Identifikationspersonen oder

-figuren? Um den Kindern den etwas abstrakten Begriff der „Lieblingsperson“

bzw. „-figur“ zu veranschaulichen, lautete die Erläuterung der Frage: „Es ist egal,

ob Du diese Person selbst kennst oder ob Du sie schon im Fernsehen, im Kino

oder in einer Zeitschrift gesehen hast.“

Die Hälfte der Kinder, die eine Lieblingsfigur haben, nennen eine Person/Figur,

aus den audiovisuellen Medien Fernsehen, Video oder Kino. Bei den jüngsten

Befragten und Kindern aus dem Neuen Ländern sind es sogar zwei Drittel. An

zweiter Stelle werden Personen aus der Musikbranche genannt (16 %), die be-

sonders von Mädchen und von älteren Kindern verehrt werden. Personen aus

dem Sport dienen nahezu ausschließlich Jungen als Vorbild. Personen aus dem

privaten Umfeld des Kindes – also Eltern, Verwandte und Freunde - werden von

14 Prozent genannt. Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen den Ge-

schlechtern oder den verschiedenen Altersgruppen.

Figuren aus Büchern, dem Radio oder der Welt der Computerspiele scheinen auf

Kinder vergleichsweise wenig Faszination auszuüben, aus diesen Reihen wurden

nur sehr vereinzelt Lieblingsfiguren angeführt.

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Seite 16 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

5. Fernsehen

5.1 Sendungs- und Senderpräferenzen

Fast drei Viertel aller Kinder können eine Lieblingssendung im Fernsehen nen-

nen, die sie besonders gerne einschalten. Besondere Präferenzen liegen dabei

- wenn man die Sendungen Genres zuordnet - auf den Genres Kindersendung

(25 %), tägliche Serien (Daily soaps, 23 %), Zeichentrickfilme (18 %) und Fern-

sehserien (16 %).

Kindersendungen werden naturgemäß sehr viel stärker von den jüngeren Be-

fragten als Lieblingssendungen angegeben und etwas stärker von Kindern in den

alten Bundesländern. Bei den „Daily Soaps“ verhält es sich genau umgekehrt,

dieses Genre wird stark von Mädchen, Älteren und Kindern aus den Neuen Län-

dern in der offenen Nennung angegeben. Dies heißt dann vor allem „Gute Zeiten

– Schlechte Zeiten“, ein Drittel der 12- bis 13jährigen nennt diese Sendung expli-

zit, das Verhältnis alte Länder: neue Länder beträgt hier 1:2. Zeichentrickfilme

hingegen werden stärker von unter 10jährigen präferiert, unabhängig ob Junge

oder Mädchen, ob im Ost- oder Westteil Deutschlands lebend.

Basis: Befragte mit Lieblingssendung, n=737

Präferierte TV-Genre Offene Nennung

4

7

16

18

21

27

8

5

13

19

31

20

5

7

16

18

23

25

0 10 20 30 40

Musiksendungen

Sportsendungeninsgesamt

Fernsehserien

Zeichentrickfilme

Daily Soaps

Kindersendungen

in Prozent

GesamtOstWest

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 17

Basis: Befragte mit Lieblingssendung, n=737

Präferierte TV-Genre Offene Nennung

6

6

22

11

40

6

7

11

20

14

25

14

5

7

12

25

18

28

3

2

8

24

9

53

0 10 20 30 40 50 60

Musiksendungen

Sportsendungeninsgesamt

Fernsehserien

Zeichentrickfilme

Daily Soaps

Kindersendungen

in Prozent

6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre

Die Angaben zu einem Lieblings-Fernsehsender fallen hingegen weniger deutlich

aus. Nur 42 % der befragten Kinder haben bestimmte Senderpräferenzen, dar-

unter deutlich mehr Kinder aus dem Osten (59 %) als aus dem Westen (38 %).

Jungen und Mädchen mit Lieblingssender nennen zu drei Vierteln private Pro-

grammanbieter, die Reihenfolge lautet RTL (23 %), Super RTL (20 %) und PRO

SIEBEN (13 %). Die Nennungen bei öffentlich-rechtlichen Anbietern bedeutet bei

den Kindern dagegen fast ausschließlich der Kinderkanal von ARD und ZDF (20

%), der sich somit zusammen mit Super RTL den zweiten Platz der Präferenzliste

teilt. Die Differenzierung nach Altersgruppen macht den Kinderkanal bei den jün-

geren Befragten zum eindeutigen Sieger, bei den älteren RTL – dem Heimatsen-

der von „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“. Als Bewertungskriterien für einen guten

Sender werden allgemein gute Sendungen bzw. Kompetenzen für bestimmte

Genre wie Kindersendungen oder Zeichentricksendungen angeführt.

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Seite 18 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Basis: Befragte mit Lieblingssender, n=442

Lieblingssender

12

7

3

7

6

19

11

5

36

6

2

4

12

7

15

18

15

21

3

4

6

9

7

29

30

19

4

10

4

10

11

25

30

15

0 5 10 15 20 25 30 35 40

VIVA, VIVA II

ZDF

ARD

Sat1

RTL2

Pro7

Super RTL

Kinderkanal

RTL

in Prozent

6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre

5.2 Fernsehfiguren im Alltag der Kinder

Neben Lieblingspersonen/-figuren und bestimmten Sendungen wurden die Kin-

der ganz konkret auch nach bevorzugten Figuren oder Personen aus dem Fern-

sehen gefragt. Ein gutes Drittel der Kinder gibt an, eine Lieblingsfigur aus dem

Fernsehen zu haben – eher Mädchen und Jüngere. In den Neuen Ländern hat

fast die Hälfte eine TV-Lieblingsfigur.

Bei den „Fernsehhelden“ der Kinder handelt es sich um Comicfiguren, Schau-

spieler/-innen, oder Figuren aus Kindersendungen. Solche Figuren werden nicht

nur im Fernsehen vermarktet, sondern sind auf einer Vielzahl von Produkten

wiederzufinden – nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa oder auch

der ganzen Welt. Das Geschäft mit „Fan-Artikeln“ aller Art wächst kontinuierlich

und weltweit.

Anhand einer Liste wurden Kinder mit einer Lieblingsfigur aus dem Fernsehen

danach gefragt, welche Fan-Artikel sie jeweils besitzen.

Jedes fünfte Kind nennt Bücher bzw. Zeitschriften seiner Fernsehlieblinge, annä-

hernd gleich viele geben Kleidungsstücke wie T-Shirts an. Auch Spielzeugfiguren

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 19

erlauben die Beschäftigung mit Lieblingsfiguren über die Fernsehsendung hin-

aus. Bettwäsche, Schreibutensilien und Taschen bzw. Rucksäcke runden das

Bild der Merchandising-Artikel ab. Mit Ausnahme der Begleitbücher und Zeit-

schriften zu Sendungen scheint das Interesse an diesen Artikeln mit steigendem

Alter zu sinken. Von Kindern im Osten werden Fernseh-Printprodukte doppelt so

oft genannt, auch andere Artikel sind hier stärker verbreitet.

Basis: Befragte mit Lieblingsfigur/-person aus dem Fernsehen, n=397

Merchandising-Artikel

57

16

16

17

13

10

11

43

32

27

18

20

18

11

54

20

19

17

15

12

11

0 10 20 30 40 50 60

nichts davon

Bücher/Zeitschriften zu Fernsehsendungen

Kleider/T-Shirts

Spielzeug/-figur

Schreibutensilien(Hefte, Blöcke, Stifte)

Bettwäsche

Taschen, Rucksack

in Prozent

GesamtOstWest

5.3 Fernsehen: Was, wann, wo , wie viel?

Kinder beziehen ihre Kenntnis über das aktuelle Fernsehprogramm im Grunde

aus zwei Quellen: Jüngere Kinder (denen das Lesen z. T. noch etwas schwer-

fällt) erfahren über ihre Mütter oder andere Familienmitglieder, was es im Fern-

sehen gibt. Mit zunehmendem Alter und steigender Lesefähigkeit informieren

sich die Kinder dann selbst in Fernsehzeitschriften über das Angebot der Sender.

Durch Programmhinweise im Fernsehen wird jedes fünfte Kind auf Fernsehsen-

dungen aufmerksam gemacht – in den neuen Ländern mehr als in den alten.

Vom aktuellen Angebot überraschen lassen sich rund 14 Prozent der Kinder, sie

schalten im Programm hin und her, um sich über laufende Sendungen zu infor-

mieren – auch diese Art des Umgangs wird von Kindern in den neuen Ländern

häufiger praktiziert als in den alten.

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Seite 20 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Zwei Drittel aller Kinder geben an, sie dürften selbst bestimmen, welche Sendun-

gen sie sich im Fernsehen anschauen, wobei dies bei den jüngsten nur jedes

zweite Kind, bei den ältesten acht von zehn Kindern angeben. Diese Angeben

suggerieren zunächst einen sehr autonomen Umgang der Kinder mit dem Fern-

sehgerät. Dass diese Zahlen mehr „Schein“ als „Sein“ sind, machen die Nachfra-

gen nach der selbstbestimmten Uhrzeit und der Dauer des Fernsehens deutlich.

So sinkt der Anteil der Kinder, die nach eigenen Angaben selbst bestimmen dür-

fen, zu welcher Uhrzeit sie fernsehen, auf 37 Prozent. Wie lange dann ferngese-

hen wird, dürfen nur noch 17 Prozent der Kinder selbst entscheiden.

5.4 Genrepräferenzen

Anhand von 15 vorgegebenen Fernsehgenres wurden die Kinder gebeten, zu-

nächst jeweils die Häufigkeit der Nutzung (jedenTag/fast jeden Tag, ein-

/mehrmals pro Woche, seltener, nie) anzugeben. Je ein Viertel der Kinder gibt

an, nahezu täglich Zeichentrickfilme und/oder täglich Serien anzuschauen –

erstere werden stärker von den jüngeren, zweitere stärker von den älteren Kin-

dern genannt. Insgesamt fallen die Angaben der Kinder aus den neuen Ländern

hier deutlich höher aus. Die Prioritätenliste wird durch Kindersendungen (18 %),

Werbung (14 %) und Musiksendungen (10 %) fortgesetzt.

Interessanter wird es, wenn man die Sendungen, die mindestens einmal pro Wo-

che gesehen werden, betrachtet. Auch dann stehen Zeichentrickfilme an erster

Stelle, dicht gefolgt von Kindersendungen. Platz drei erreichen Sendungen über

Tiere, es folgen tägliche Serien, Filme für die ganze Familie und Musiksendun-

gen. Fortgesetzt wird die Liste mit Werbung, Show-/Quizsendungen, Sportsen-

dungen und Nachrichten. Genres, die von einer Vielzahl der Kinder nach deren

Angaben nie gesehen werden, sind Mystery-Serien (66 %), Talkshows am

Nachmittag (61 %), Science-Fiction-Serien (49 %), Familienfilme (48 %), Action-

filme (44 %), Sportsendungen (43 %) und Nachrichten (42 %). Natürlich variieren

diese Werte mit dem Alter der Kinder und mit dem Geschlecht.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 21

Zeichentrickfilme

Sendungen für Kinder

Sendungen über Tiere

tägliche Serien

Filme für die ganze Familie

Musiksendungen

Werbung/Werbesendungen

Show- und Quizsendungen

Sportsendungen

Nachrichten

Krimis

Science-Fiction-Filme

Actionfilme

Talkshows am Nachmittag

Mysterie Serien

Basis: alle Befragten, n=1.058

Genutzte TV-Inhalte- mind. einmal pro Woche -

13

12

27

27

29

25

44

30

38

33

40

36

48

60

70

9

18

13

14

19

23

15

39

35

42

43

56

53

66

70

11

15

20

21

24

24

30

34

36

37

41

46

50

63

70

0 10 20 30 40 50 60 70 80in Prozent

Gesamt

Mädchen

Jungen

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Seite 22 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Zeichentrickfilme

Sendungen für Kinder

Sendungen über Tiere

tägliche Serien

Filme für die ganze Familie

Musiksendungen

Werbung/Werbesendungen

Show- und Quizsendungen

Sportsendungen

Nachrichten

Krimis

Science-Fiction-Filme

Actionfilme

Talkshows am Nachmittag

Mysterie Serien

Basis: alle Befragten, n=1.058

Genutzte TV-Inhalte- mind. einmal pro Woche -

20

25

35

30

40

38

38

40

40

59

50

62

52

37

54

13

19

24

27

31

32

38

41

36

45

47

53

50

62

67

5

8

13

14

16

15

24

31

39

26

39

43

52

76

79

4

6

6

11

8

11

18

25

30

19

29

25

46

80

80

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90in Prozent

6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre

Betrachtet man die Lieblingssendungen von Kindern, so ergibt sich ein ähnliches

Bild. Jungen sehen am liebsten Zeichentrickfilme, Sendungen für Kinder und

Sport. Mädchen nennen an erster Stelle tägliche Serien, Zeichentrick- und Kin-

dersendungen. Actionfilme und Science-Fiction stoßen nur bei Jungen auf größe-

res Interesse, Musiksendungen hingegen sind für Mädchen attraktiver als für

Jungen. Die geringsten Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es bei

Tiersendungen. Nachrichten und Werbung schließlich zählen bei allen Kindern zu

den unbeliebtesten Sendungen. Der Ost-West-Vergleich zeigt ebenfalls Unter-

schiede in den Präferenzen: So weisen Kinder aus den alten Bundesländern et-

was höhere Präferenzen für Kindersendungen, Sportsendungen und Krimis auf,

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 23

Kinder aus den neuen Bundesländern nennen etwas häufiger Zeichentrickfilme,

tägliche Serien und Musiksendungen.

Basis: alle Befragten, n=1.058

Lieblingssendungen

9

6

14

17

9

14

9

12

21

30

31

21

40

5

10

2

4

15

10

14

20

20

5

31

43

34

7

8

9

12

12

12

12

16

20

21

31

33

37

0 10 20 30 40 50

Mysterie-Serien

Talkshows am Nachmittag

Science-Fiction-Filme/Serien

Actionfilme/-serien

Filme für die ganze Familie

Krimis

Show- und Quizsendungen

(Pop-)Musiksendungen

Sendungen über Tiere

Sportsendungen

Sendungen für Kinder

Serien, die jeden Tag kommen

Zeichentrickfilme/-serien

in Prozent

Gesamt

Mädchen

Jungen

Wie lässt sich die Rezeptionssituation der Kinder beschreiben? Wird überwie-

gend alleine ferngesehen, zusammen mit anderen Kindern oder mit den Eltern?

Zur Beantwortung dieser Frage wurden die Kinder für jedes Genre, das sie zu-

mindest selten sehen, nach der üblichen Rezeptionssituation gefragt.

Drei Genres werden nach eigenen Angaben von den meisten Kindern entweder

alleine oder aber auch gemeinsam mit anderen Kindern, aber ohne Erwachsene

geschaut. Dies sind Zeichentrickfilme, Kinder- und Musiksendungen. Umgekehrt

zählen Nachrichten, Krimis, Actionfilme und Familienfilme zu den am häufigsten

gemeinsam mit Erwachsenen gesehen Fernsehgenres. Insgesamt wird an die-

sem Beispiel das Dilemma beim Thema Kinder und Fernsehen deutlich. So wer-

den in der öffentlichen Diskussion immer wieder Gewaltdarstellungen im Fernse-

hen angeprangert, Filme und Sendungen, die (erwartungsgemäß) Gewaltszenen

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Seite 24 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

enthalten, werden nach Angaben der Kinder aber wohl häufig im Beisein der Er-

wachsenen konsumiert, die in dieser Situation direkten Einfluss darauf nehmen

könnten, was ihre Kinder im Fernsehen sehen und was nicht.

Zeichentrickfilme/-serien

Sendungen für Kinder

(Pop-)Musiksendungen

Serien, die jeden Tag kommen

Sendungen über Tiere

Talkshows am Nachmittag

Science-Fiction-Filme/Serien

Werbung/Werbesendungen

Mysterie-Serien

Krimis

Sportsendungen

Actionfilme/-serien

Show- und Quizsendungen

Filme für die ganze Familie

Nachrichten

Basis: Befragte, die fernsehen, n=1.051

Genutzte TV-Inhalte- Nutzungssituation -

68

55

49

53

52

55

43

40

38

34

36

35

14

7

7

9

19

21

15

16

12

18

20

21

20

24

22

31

32

31

12

16

19

20

21

22

24

27

29

31

31

34

45

52

53

0 10 20 30 40 50 60 70 80in Prozent

Alleine

mit anderen Kindern

mit Eltern

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 25

6. Video

Während die klassische Fernsehnutzung heute noch an den Zeitpunkt der tat-

sächlichen Ausstrahlung gekoppelt ist, erlaubt das Sehen von Videos einen vom

Ausstrahlungszeitpunkt unabhängigen Zugang. Im Kontext der Freizeitaktivitäten

gaben 90 Prozent der Kinder an, zumindest selten Videos zu sehen, bei der - im

Fragebogen weiter hinten platzierten - Frage „Siehst Du Dir auch Videokassetten

an?“ antworten nur noch 80 Prozent der Kinder mit „ja“. Inkonsistenzen dieser Art

sind vor allem bei der Befragung von Kindern nicht ungewöhnlich, die Größen-

ordnung und der Stellenwert, den das Medium bei Kindern einnimmt wird aber

trotzdem adäquat wiedergeben. Als Videonutzer gelten im folgenden die letztge-

nannten 80 Prozent (n=844).

Zu den Videonutzern gehören ältere Kinder etwas stärker als jüngere, Jungen

und Mädchen sind im gleichen Maße vertreten. Und während im Westen der

Anteil der Videonutzer bei 77 Prozent liegt, geben 91 Prozent der Kinder aus

dem Osten an, Videos zu sehen.

Basis: Videonutzer, n=844

Bezugsquellen Video

27

41

51

56

38

42

39

71

30

41

48

60

0 10 20 30 40 50 60 70 80

aus Videothek geliehen

von Freunden geliehen

aus dem Fernsehen selbst auf Kassetteaugenommen

geschenkt bzw. gekauftbekommen

in Prozent

GesamtOstWest

Bei den genutzten Videos handelt es sich in erster Linie um Kaufvideos (60 %)

oder um selbst aus dem Fernsehen aufgenommene Sendungen (48 %). Videos

sind aber auch ein Leihobjekt unter den Kindern (41 %). Nur ein knappes Drittel

gibt an, Leihvideos aus der Videothek anzuschauen.

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Seite 26 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Gekaufte oder geschenkte Videos sind bei jüngeren Kindern stärker vertreten,

bei den älteren Kindern sind mit Ausnahme des Entleihs aus der Videothek alle

Zugangswege in gleichem Maße vertreten (jeweils rund 50 %). Der Ost-West-

Vergleich zeigt, dass die Kinder im Osten häufiger geschenkte/gekaufte oder aus

der Videothek entliehene Videos sehen als die Kinder im Westen, diese geben

dafür häufiger an, selbst aufgenommene Videos zu sehen.

Die Nutzung von Videos hat zwei Besonderheiten: Man kann selbst bestimmen,

wann man sich eine Sendung oder einen Film ansehen will und wie oft man sich

einen bestimmten Film ansieht, falls einer besonders gut gefällt. Auf die Frage,

ob sie denn ein Lieblingsvideo haben, antwortet ein gutes Drittel der video-

nutzenden Kinder mit „Ja“. Darunter sind etwas stärker die Mädchen, jüngere

Kinder und Kinder aus den neuen Ländern vertreten.

Bei den Lieblingsvideos handelt es sich – nach einer inhaltlichen Bündelung –

vor allem um Zeichentrickfilme (49 %), Filme mit Tieren, lustige Filme (je 20 %)

und Abenteuer-/Actionfilme (18 %). Betrachtet man die Genres der liebsten

Videos nach Geschlechtern, so zeigen sich deutliche Unterschiede in den Präfe-

renzen. Jungen nennen hier an erster Stelle Zeichentrickfilme, dann Abenteuer-

/Actionfilme und lustige Filme. Jeder zehnte Junge gibt darüber hinaus Science-

Fiction-Filme an. Bei den Mädchen ist das Genrerepertoire breiter gefächert.

Zwar rangieren auch hier Zeichentrickfilme vorne, häufiger als bei den Jungen ist

das Lieblingsvideo aber auch ein Tierfilm. Etwa gleich oft werden Videos aus den

Genres „lustige Filme“, „Liebesfilme“, „Märchen/Sagen“ und „Abenteuer-

/Actionfilme“ genannt.

Videos werden von den Kindern in der Regel zu Hause gesehen (97 %) – unab-

hängig vom Geschlecht und Alter der Kinder. Die Hälfte schaut sich Videos aber

auch bei Freunden an, bei den älteren sind es sogar zwei Drittel. Bei den Groß-

eltern sehen sich nur 14 Prozent Videos an, etwas häufiger die jüngsten Kinder;

das Verhältnis West:Ost beträgt hier 1:2.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 27

Zeichentrickfilme

Filme mit Tieren

lustige Filme/Unterhaltung

Abenteuer/Action

Märchen/Sagen

Liebesfilme

Science-Fiction-Filme

Musikvideos

Krimis/Thriller/Gruselfilme

Basis: Befragte mit Lieblingsvideo, n=321

Präferenzen Video

3

3

9

2

7

25

23

15

46

1

5

1

13

14

11

16

24

51

2

4

5

8

10

18

20

20

49

0 10 20 30 40 50 60in Prozent

GesamtMädchenJungen

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Seite 28 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

7. Radio

Das Radio hat bei den 6- bis 13jährigen bereits einen erkennbaren Stellenwert.

Ein knappes Drittel hört fast täglich Radio, ein weiteres Drittel ein- oder mehrmals

pro Woche und 18 Prozent zumindest selten. Die somit 883 Kinder umfassende

Gruppe der Radiohörer wurde hinsichtlich ihrer Hörgewohnheiten und Präferen-

zen näher untersucht.

In welchem Ausmaß wird die Radionutzung durch das Kind selbst bestimmt? Wer

wählt das gehörte Programm in der Regel aus?

42 Prozent der radiohörenden Kinder stellen den Radiosender selbst ein, 55 Pro-

zent geben an, meist nur das mitzuhören, was (von anderen) am Gerät einge-

stellt wurde. Mit zunehmendem Alter der Kinder steigt die selbstbestimmte Pro-

grammauswahl erwartungsgemäß deutlich an.

Unabhängig davon, wer das Radioprogramm aussucht, welche Programme wer-

den von den Kindern genutzt? In der offenen Nennung wurden die Kinder gebe-

ten, die von ihnen genutzten Stationen zu nennen (max. drei Nennungen). Es

fällt auf, dass die Kinder recht gut Radioprogramme dem Namen nach wiederge-

ben können, nur 15 Prozent konnten hier keine konkreten Angaben machen. Bei

den jüngsten musste allerdings jedes vierte radiohörende Kind passen, bei den

ältesten Kindern nur noch 6 Prozent. 44 Prozent der Kinder hören nach eigenen

Angaben einen öffentlich-rechtlichen Radiosender, 55 Prozent einen privatrecht-

lichen (Zuordnung anhand der Namensnennungen).

Was gefällt Kindern an dem Radiosender, den sie hören, besonders gut? In der

offenen Nennung gaben über die Hälfte der Kinder die Musik als den entschei-

denden Programmbestandteil an.

Das Radio ist auch für Kinder eine „Nebenbei-Medium“. So geben gerade 10

Prozent an, sie würden zu bestimmten Sendungen das Radio einschalten. Wenn

Kinder das Radio gezielt einschalten, dann um sich über das aktuelle Musikge-

schehen (z. B. Charts und Hitparaden) zu informieren.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 29

8. Tonträger

Tonträger wie Kassetten, Schallplatten oder CDs werden in erster Linie mit Musik

in Zusammenhang gebracht. Gerade für (jüngere) Kinder sind hier aber auch an-

dere Inhalte wie Geschichten oder Hörspiele von Relevanz.

Auf die Frage, ob sie auf Tonträgern nur Musik oder aber auch andere Inhalte

nutzen, geben 46 Prozent die ausschließliche Musiknutzung an, 52 Prozent die

Nutzung auch anderer Inhalte. Mit zunehmendem Alter der Kinder rückt die aus-

schließliche Musiknutzung immer weiter in den Vordergrund – von 27 Prozent bei

den 6- bis Siebenjährigen auf 69 Prozent bei den 12- bis 13jährigen.

Basis: alle Befragten, n=1.058

Tonträger

30

69

48

50

62

36

71

27

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Auch andere Sachen

Nur Musik

in Prozent

6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre

Die große Bedeutung von Musik bereits im Kindesalter wurde und wird auch in

anderen Teilen dieses Berichtes thematisiert. Die Entwicklung eigener Musik-

präferenzen bedeutet zum einen Ablösung vom Musikgeschmack der Eltern,

gleichzeitig kommt der Musikgeschmack auch einem Label gleich, das schnell

Gruppenzugehörigkeit signalisiert und gleichzeitig Abgrenzungen markiert. So ist

es nicht verwunderlich, dass sich 16 Prozent der Kinder oft mit anderen über Mu-

sik unterhalten, bei weiteren 36 Prozent kreisen die Gespräche manchmal um

Musik. Für Mädchen ist das Thema wichtiger als für Jungen, mit zunehmendem

Alter der Kinder nimmt es an Bedeutung zu, und in den neuen Bundesländern

liefert Musik häufiger Gesprächsstoff für Kinder als in den alten.

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Seite 30 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Wer zumindest manchmal über Musik redet, tut dies in der Regel mit Freunden

und Freundinnen (87 %). Ein Drittel unterhält sich auch mit den Eltern über Mu-

sik, allerdings dürfte hier die inhaltliche Komponente etwas anders aussehen.

Basis: alle Befragten, n=1.058

Kommunikation über Musik

17

35

34

13

11

32

37

20

14

34

36

16

0 5 10 15 20 25 30 35 40

nie

seltener

manchmal

oft

in Prozent

Gesamt

Mädchen

Jungen

Welche Inhalte neben Musik werden von den Kindern auf Tonträgern genutzt?

Die möglichen Inhalte wurden anhand einer vorgegebenen Liste abgefragt. Kin-

der- und Abenteuergeschichten werden demnach von den meisten Kindern an-

gehört, es folgen Gespenstergeschichten, Märchen/Sagen und schließlich Krimi-

nalgeschichten. Auch hier zeigt die Differenzierung nach Jungen und Mädchen

deren unterschiedliche Präferenzen auf. Bei den Jungen stellen Abenteuerge-

schichten mit Abstand das am häufigsten genutzte Genre dar, Grusel- und

Gespenstergeschichten werden von Jungen sehr viel stärker als von Mädchen

genutzt, gleiches gilt für Krimis- und Kriminalgeschichten. Die Präferenzen der

Mädchen liegen eindeutig auf allgemeinen Kindergeschichten, häufiger als Jun-

gen nutzen sie aber auch Märchen und Sagen.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 31

Kindergeschichten

Abenteuergeschichten

Märchen/Sagen

Grusel-/Gespenstergeschichten

Krimis/Kriminalgeschichten

Basis: alle Befragten, n=1.058

Tonträger: Inhalte- ohne Musik -

24

35

33

65

56

13

19

45

50

70

19

27

39

57

63

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90in Prozent

Gesamt

Mädchen

Jungen

Kindergeschichten

Abenteuergeschichten

Märchen/Sagen

Grusel-/Gespenstergeschichten

Krimis/Kriminalgeschichten

Basis: alle Befragten, n=1.058

Tonträger: Inhalte- ohne Musik -

34

36

28

65

40

28

37

21

64

43

14

21

42

56

67

9

22

53

51

83

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90in Prozent

6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre

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Seite 32 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

9. Bücher und Lesen

Das Lesen von Büchern in der Freizeit – Schulbücher ausgenommen – hat für

Kinder nach wie vor seinen Stellenwert. So gaben 15 Prozent an, jeden bzw. fast

jeden Tag zu lesen, 40 Prozent lesen mindestens einmal in der Woche in einem

Buch, weitere 32 Prozent zumindest selten. Der Anteil der expliziten Nicht-Leser

beträgt nach Auskunft der Kinder insgesamt nur 12 Prozent. Nicht-Leser sind et-

was stärker unter den Jungen vertreten (14 % vs. 9 %), entsprechend der sich

noch auszubildenden Lesefähigkeit stärker bei den jüngsten Kindern (6-7 Jahre:

18 %, 12-13 Jahre: 9 %) als bei den älteren. Die Unterscheidung nach Schulty-

pen zeigt, das Nicht-Leser bei Hauptschülern dreimal so häufig anzutreffen sind

als bei Gymnasiasten (14 % vs. 4 %).

Mit welcher Begeisterung lesen Kinder? Hierfür sollten sich all diejenigen, die

zumindest selten lesen (n= 927), auf einer vierstufigen Skala (lese sehr gerne,

gerne, nicht so gerne, gar nicht gerne) selbst einstufen. Mehr als die Hälfte der

Kinder gibt an, sehr gerne oder gerne zu lesen, wobei Mädchen etwas stärker

„lese sehr gerne“ angeben als Jungen. Ein Drittel der Kinder gibt an, nicht so

gerne zu lesen, 4 Prozent lesen nach eigenen Angaben „gar nicht gerne“. Die

Freude am Lesen ist über die Altersgruppen hinweg sehr ähnlich verteilt, Kinder

in den neuen Ländern geben etwas häufiger an „gar nicht gerne“ zu lesen.

Basis: Befragte, die Bücher lesen, n=927

Freude am Lesen

5

41

41

12

3

25

51

20

4

33

46

16

0 10 20 30 40 50 60

Lese gar nicht gerne

Lese nicht so gerne

Lese gerne

Lese sehr gerne

in Prozent

GesamtMädchenJungen

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 33

Welche Bücher werden von Kindern besonders gerne gelesen, welche eher

nicht? Anhand sieben vorgegebener Buchgenre gaben die Kinder an, ob sie sol-

che Bücher sehr gerne, gerne, weniger gerne oder gar nicht gerne lesen. Nimmt

man die Angabe für „lese sehr gerne“ und „lese gerne“ aller Kinder zusammen,

so stehen Abenteuerbücher mit mehr als zwei Drittel Nennungen bei Kindern am

höchsten in der Gunst. Etwas mehr als die Hälfte kann sich für Fantasiege-

schichten begeistern, knapp die Hälfte liest gerne Jugendbücher/-romane. Mär-

chen – nicht mehr für alle Altersgruppen gleich interessant – erreichen im Durch-

schnitt immerhin noch den vierten Rang. Bücher zu Sendungen, die auch im

Fernsehen kommen - sogenannte Fernsehbegleitbücher – kommen vor Sachbü-

chern und Bilderbüchern auf Rang fünf. Die Genre weisen je nach Altersstufe

unterschiedliche Präferenzen auf, besonders betrifft dies Bilderbücher, Märchen

und Jugendliteratur. Bücher mit Inhalten, die bereits aus dem Fernsehen vertraut

und bekannt sind, stehen vor allem bei Mädchen und bei Kindern aus dem Osten

hoch im Kurs, Sachbücher sind im Westen beliebter als im Osten.

Basis: Befragte, die Bücher lesen, n=927

Buchgenres- lese ich sehr gerne/gerne -

16

42

45

25

60

49

73

21

40

39

33

57

58

79

37

28

43

52

43

58

70

54

20

34

57

24

50

54

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Bilderbücher

Sachbücher

Bücher zu Sendungen, die auch im Fernsehen kommen

Märchen

Jugendbücher/-romane

Fantasiegeschichten

Abenteuerbücher

in Prozent

6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre

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Seite 34 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Basis: Befragte, die Bücher lesen, n=927

Buchgenres- lese ich sehr gerne/gerne -

33

33

39

38

48

54

71

28

35

44

55

40

54

67

31

33

40

44

47

53

70

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Bilderbücher

Sachbücher

Bücher zu Sendungen, die auch im Fernsehen kommen

Märchen

Jugendbücher/-romane

Fantasiegeschichten

Abenteuerbücher

in Prozent

GesamtOstWest

Wie viele eigene Bücher – ohne Schulbücher - haben Kinder durchschnittlich zu

Hause zur Verfügung? Im Rahmen der hier gewählten Methode der freien Schät-

zung können sicherlich nur Größenordnungen und keine exakten Zahlen wieder-

geben werden. Dennoch weisen diese Angaben auf mögliche Unterschiede –

Geschlecht, Alter oder geografische Herkunft betreffend – hin.

Im Durchschnitt bringen es die Kinder danach auf 25 eigene Bücher. Während

das Geschlecht der Kinder hier keinen signifikanten Unterschied zeigt, steigt die

durchschnittliche Anzahl eigener Bücher von 21 bei 6- bis Siebenjährigen auf 28

bei den 12- bis 13jährigen an. Die größte Differenz bringt die geografische Her-

kunft mit sich. So geben West-Kinder eine durchschnittliche Anzahl von 23 Bü-

chern an, der Wert für die Ost-Kinder liegt mit 33 deutlich darüber.

Um den Buchbesitz noch besser darstellen zu können, wurden die Angaben in

drei Gruppen unterteilt. So geben 37 Prozent aller Kinder an, weniger als 20 ei-

gene Bücher zu besitzen, 43 Prozent nennen 20 bis unter 50 Bücher und 10 Pro-

zent 50 Bücher und mehr ihr eigen. Der Ost-West-Vergleich zeigt, dass Kinder im

Osten zu einem größeren Anteil zwischen 20 und 50 Büchern besitzen als Kinder

im Westen. Auch der Anteil der Kinder mit mehr als 50 Büchern ist im Osten hö-

her als im Westen.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 35

Basis: Befragte, die Bücher lesen, n=927

Buchbesitz

13

14

7

7

10

17

10

49

43

46

31

41

50

43

43

35

41

26

36

39

37

0 10 20 30 40 50 60

12-13 Jahre

10-11 Jahre

8-9 Jahre

6-7 Jahre

West

Ost

Gesamt

in Prozent

bis unter 20 Bücher

20 bis unter 50 Bücher

über 50 Bücher

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Seite 36 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

10. Zeitschriften

Im Rahmen der Freizeitaktivitäten wurde auch die Nutzung von Zeitschriften,

Heftchen und Comics erhoben. Auch diese Print-Produkte sind neben Büchern

ein fester Bestandteil im Medienrepertoire der 6- bis 13jährigen. So gaben 41

Prozent der Kinder an, mindestens einmal pro Woche ein Comic zu lesen, 47

Prozent lesen ebenso häufig eine Zeitschrift. Welche Zeitschriften oder Comics

sind bei Kindern bekannt und welcher Beliebtheit erfreuen sie sich? Mit Hilfe ei-

nes Kartenspiels (hier wurden 17 Kinder- und Jugendzeitschriften aufgeführt,

Auswahlkriterium waren neben der verbreiteten Auflage die Relevanz für die Al-

tersgruppe) sortierten die Kinder zunächst diejenigen Hefte aus, die sie schon

einmal gelesen bzw. angeschaut haben. Zu jedem bekannten Titel wurden die

Kinder dann im Anschluss gefragt, ob sie ihn sehr gerne, gerne, nicht so gerne

oder gar nicht gerne lesen.

Die Klassiker unter den Comics – nämlich „Donald Duck“ und „Micky Maus“ –

sind über 80 Prozent der Kinder bekannt. Auch die Abenteuer des Elefanten

„Benjamin Blümchen“ kennen fast drei Viertel aller Kinder als Comic. An vierter

Stelle der Bekanntheitsliste taucht mit über 60 Prozent die Jugendzeitschrift

„Bravo“ auf, „Bussi Bär“ ist fast jedem zweiten Kind geläufig. „Bravo Girl“ kennen

42 Prozent, die Zeitschrift zur Daily Soap „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ mehr

als ein Drittel, in der gleichen Größenordnung liegen das Musikmagazin „Pop-

corn“ und die Zeitschrift „Mädchen“. Das „Pumuckl Magazin“, das zum Zeitpunkt

der Befragung erstmals an die Kioske kam, ist einem Drittel der Kinder bekannt,

ebenso das „Simpsons Comic“, „Bravo Sport“ und die Pferdezeitschrift „Wendy“.

Das Computerspiele-Magazin „Bravo Screenfun“ ist nur jedem zweiten Kind ein

Begriff, gleiches gilt für die Musik-Zeitschrift „Hit!“.

Je nachdem, welchen thematischen Schwerpunkt die Jugendzeitschriften haben,

weisen sie bei Jungen und Mädchen unterschiedlich hohe Bekanntheit auf. So

kennen Mädchen sehr viel häufiger als Jungen „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“,

die an sie gerichteten Zeitschriften „Mädchen“ und „Bravo Girl“ sowie das Pfer-

deheft „Wendy“. Jungen hingegen ist häufiger „Simpsons Comics“ und „Bravo

Sport“ geläufig. Insgesamt scheinen sich Mädchen besser im Zeitschriftenmarkt

auszukennen als Jungen.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 37

Alle Zeitschriften bzw. Comics erreichen naturgemäß mit steigendem Alter der

Kinder einen höheren Bekanntheitsgrad, Ausnahme bilden die Comics und Heft-

chen für jüngere Kinder, deren Bekanntheit stabil bleibt. Unterschiede zwischen

Kindern aus den alten und den neuen Bundesländern gibt es kaum, nur das

„Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“-Magazin erreicht bei den Kindern im Osten ei-

nen höheren Bekanntheitsgrad.

Donald Duck

Micky Maus

Benjamin Blümchen

Bravo

Bussi Bär

Bravo Girl

Gute Zeiten-Schlechte Zeiten-Magazin

Popcorn

Mädchen

Pumuckl Magazin

Simpsons Comics

Bravo Sport

Wendy

Bravo Screenfun

Hit!

Play

Sugar

Basis: alle Befragten, n=1.058

Bekanntheit Zeitschriften

9

14

14

18

16

40

39

33

15

31

28

24

45

59

69

85

86

17

14

23

20

44

23

28

35

56

40

47

60

52

68

74

82

82

13

14

18

19

30

32

33

34

35

36

37

42

48

63

71

83

84

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

in Prozent

GesamtMädchenJungen

Die Bekanntheit einzelner Zeitschriften und Comics sagt natürlich wenig darüber

aus, ob die Hefte von den Kindern gerne gelesen werden oder nicht. Basis für die

nachstehende Bewertung der einzelnen Titel ist der jeweilige Bekanntheitsgrad.

Insgesamt erfreuen sich nahezu alle Titel einer recht großen Beliebtheit. So lie-

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Seite 38 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

gen die Werte für „lese ich sehr gerne“ und „lese ich gerne“ zusammen immer bei

über 50 Prozent. Um Präferenzen besser abbilden zu können, beschränkt sich

die Beschreibung auf die Top Box, also die Angabe „lese ich sehr gerne“.

Basis: jeweilige Kenner/Leser der Zeitschrift

Zeitschriften- lese ich sehr gerne -

15

7

13

14

12

19

25

9

33

21

29

39

39

25

14

48

29

10

19

19

20

21

21

17

28

22

39

31

24

26

35

44

20

50

12

15

16

17

18

20

21

23

28

30

30

32

32

33

35

38

42

0 10 20 30 40 50 60

Play

Hit!

Benjamin Blümchen

Bussi Bär

Sugar

Popcorn

Bravo Screenfun

Wendy

Simpsons Comics

Bravo

Pumuckl Magazin

Donald Duck

Micky Maus

Mädchen

Bravo Girl

Bravo Sport

Gute Zeiten-Schlechte Zeiten-Magazin

in Prozent

GesamtMädchenJungen

Den größten Zuspruch erhält das Magazin „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“, 42

Prozent der Kinder, die das Heft kennen, lesen es sehr gerne – bei den Mädchen

und den Kindern im Osten urteilen sogar 50 Prozent und mehr mit „lese ich sehr

gerne“. Nahezu spiegelbildlich die Beurteilung von „Bravo Sport“ – Jungen lesen

doppelt so häufig wie Mädchen Neues rund um den Sport „sehr gerne“. Die typi-

schen Mädchenhefte – erkennbar durch den Titel oder die thematische Nähe –

werden erwartungsgemäß von den Mädchen besser beurteilt: „Bravo Girl“ und

„Wendy“ zeigen dies am deutlichsten, beim Titel „Mädchen“ fällt der Unterschied

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 39

zwischen Jungen und Mädchen erstaunlich gering aus. Auch „Bravo“ bietet rele-

vante Informationen für beide Geschlechter, auch die Unterschiede bei der Com-

puterspiele-Zeitschrift „Bravo Screenfun“ fallen nicht so deutlich aus wie vermu-

tet.

Ost-West-Unterschiede zeigen sich besonders bei vier Zeitschriften: „Gute Zeiten

– Schlechte Zeiten“ ist im Osten deutlich beliebter als im Westen, „Bravo

Screenfun“ wird hingegen im Westen besser beurteilt. Die Unterschiede bei den

vergleichsweise unbekannten Magazinen „Sugar“ und „Play“ sind hingegen wohl

eher auf die Fallzahlen als auf die geografische Herkunft der Kinder zurückzufüh-

ren, was an dieser Stelle aber offen bleiben muss.

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Seite 40 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

11. Computer

11.1 Computernutzung

Rund die Hälfte der befragten Kinder gibt an, zumindest selten einen Computer

(in der Freizeit) zu nutzen. Der Anteil der Computer-Nutzer (n=537) ist bei den

Jungen etwas höher als bei den Mädchen, hinsichtlich des besuchten Schultyps

der Kinder sind Computer-Nutzer bei Gymnasiasten stärker vertreten als bei

Hauptschülern. Mit steigendem Alter der Kinder nimmt der Anteil der Computer-

Nutzer zu, von 39 Prozent bei den Sechs- bis Siebenjährigen auf 61 Prozent bei

den 12- bis 13jährigen. Auch ist der Anteil der Computer-Nutzer unter den Kin-

dern im Osten höher als im Westen.

PC-Nutzer - zumindest selten -

51

57

4539

45

5661

47

67

43 45

65

79

100

57

43

1823

2732

74

26

47

12

2116

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Anteil Gesamt

Zusammensetzung Nutzer, n=537

Wenn Kinder – unabhängig von der häuslichen Ausstattung - mit dem Computer

umgehen, mit welcher Intensität geschieht dies dann? Die Nutzungsfrequenzen

der 537 Kinder, die sich zumindest selten (in der Freizeit) mit einen Computer

beschäftigen, zeigt, dass es sich hier zu zwei Dritteln um regelmäßige Nutzer

handelt. 16 Prozent geben an, sich jeden bzw. fast jeden Tag mit dem Computer

zu beschäftigen, 51 Prozent sitzen ein- oder mehrmals pro Woche an der Tasta-

tur und 33 Prozent seltener als einmal pro Woche. Der Anteil der selteneren Nut-

zer ist bei Jungen und Mädchen etwa gleich hoch, auch wenn Jungen doppelt so

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 41

häufig wie Mädchen eine nahezu tägliche Nutzung angeben. Bei den jüngsten

Kindern gehört noch fast jedes zweite zu den seltenen Anwendern, bei den äl-

testen halbiert sich dieser Anteil auf 22 Prozent.

Basis: PC-Nutzer, n=537

Nutzungsfrequenz Computer

20

10

16

49

53

51

31

36

33

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Jungen

Mädchen

Gesamt

in Prozent

jeden/fast jeden Tag ein- oder mehrmals in der Woche seltener

11.2 Computer im Elternhaus

In welchem Umfang sind die Haushalte, in denen Kinder aufwachsen, mit Neuen

Medien ausgestattet? Und in welcher Form gehen die Eltern – sozusagen als

Vorbilder – mit den Neuen Medien um, welchen Einfluss hat dies auf die kindliche

Nutzung Neuer Medien?

Zur Beantwortung dieser Fragen wurden die Kinder in einem ersten Schritt dazu

aufgefordert, die heimische Ausstattung mit Computern zu beschreiben. Auf die

Frage „Habt Ihr zu Hause einen Computer?“ antwortet die Hälfte der Kinder mit

„Ja“. Ältere Kinder geben häufiger an, zu Hause einen Computer zu haben als

jüngere, auch sind nach Angaben der Kinder Haushalte in den neuen Ländern

häufiger mit Computern ausgestattet als in den alten (60 % vs. 46 %). Je nach

besuchtem Schultyp der Kinder ergeben sich unterschiedliche Ausstattungsquo-

ten. So haben 44 Prozent der Hauptschüler zu Hause einen Computer, 57 Pro-

zent der Realschüler und bereits 77 Prozent der Gymnasiasten. Mit steigendem

Bildungsgrad der Kinder geht also eine höhere Computerausstattung einher.

Auch das Haushaltsnettoeinkommen spielt bei der Computerausstattung eine

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Seite 42 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Rolle, der Ausstattungsgrad steigt mit der Höhe des Einkommens an. So findet

sich in 33 Prozent der Haushalte mit einem Nettoeinkommen von unter DM

3.000,-- ein Computer, bei einem Nettoeinkommen von DM 5.000,-- und mehr

verdoppelt sich dieser Wert auf 66 Prozent.

Der im Haushalt vorhandene Computer wird – nach Angaben der Kinder – auch

von den Eltern genutzt (85 %). In Haushalten mit einem geringen Nettoeinkom-

men nutzen nach Angaben der Kinder nur drei Viertel der Eltern den heimischen

PC, in Haushalten mit einem Nettoeinkommen von DM 5.000,-- und mehr liegt

der Anteil dagegen bei 90 Prozent.

Wenn zu Hause ein Computer steht, dann wird er selbstverständlich auch von

den Kindern genutzt, nur zwei (!) Kinder geben an, den heimischen PC nie zu

nutzen. Im Gegenteil findet eine intensive Nutzung der Kinder statt, drei Viertel

sitzen zu Hause mindestens einmal pro Woche vor dem Bildschirm, jedes fünfte

Kind nutzt den heimischen Rechner zumindest selten.

11.3 Orte der Computernutzung

Neben der häuslichen Nutzung stehen Kindern eine Vielzahl von weiteren Zu-

gangsmöglichkeiten zur Verfügung. Mit welcher Intensität (oft, manchmal, selten)

wenden sich Kinder an welchen Orten dem Computer zu?

„Außer Haus“ nutzen Kinder Computer am häufigsten bei Freunden (70 % zu-

mindest selten). Dies gilt für Jungen und Mädchen gleichermaßen, für Kinder aus

dem Westen (73 %) stärker als für Kinder aus den neuen Ländern (63 Prozent).

Aber auch die Schule bietet für einen Großteil der Kinder die Möglichkeit, den

Umgang mit dem PC zu üben (43 %). Trotz gemischter Klassen geben Jungen

diesen Nutzungsort etwas häufiger an als Mädchen (46 % vs. 40 %), gleiches gilt

auch für das West-Ost-Verhältnis (39 % vs. 45 %). Computerläden und Kaufhäu-

ser gelten bei einem guten Drittel der Kinder als potentielle Nutzungsorte (36 %),

auch hier gibt es kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 43

Bei meinen Freunden

In der Schule

Im Kaufhaus/Computerladen

Bei Bekannten der Eltern

In der Bibliothek/Bücherei

Basis: PC-Nutzer, n=537

Computer: Nutzungsorte

2

4

2

6

9

3

14

9

18

35

11

12

25

18

26

0 10 20 30 40 50 60 70 80in Prozent

oftmanchmalselten

Für alle Nutzungsorte bzw. -möglichkeiten gilt, dass sie mit zunehmendem Alter

der Kinder - und dem damit einhergehenden größer werdenden selbstbestimm-

ten Aktionsradius – deutlich zunehmen.

11.4 Vermittlung von Computerkompetenz

Wer hat den Kindern gezeigt, wie man mit dem Computer umgeht? Die wichtigste

Vermittlungsinstanz stellen für Kinder die eigenen Eltern dar (58 %). Wachsen

Kinder dabei in Haushalten mit einem Nettoeinkommen von unter DM 3.000,- auf,

dann geben 38 Prozent der Kinder die Eltern als „Vermittler“ für den Computer-

umgang an, liegt das Haushaltsnettoeinkommen bei DM 4.000,- und darüber,

dann steigt dieser Anteil auf über 60 Prozent an.

Jedes vierte Kind sagt, seine Freunde haben ihm den Umgang mit dem Compu-

ter beigebracht, nur noch halb so viele nennen die Schule als den Ort, der

grundlegende Kenntnisse für die PC-Nutzung vermittelt hat. Der autodidaktische

Zugang wird dagegen nur von einem geringen Prozentsatz genannt.

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Seite 44 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Bei Fragen und Problemen, die im Umgang mit dem Computer auftauchen zeigt

sich eine ganz ähnliche Kompetenzzuweisung. Auch hier würden sich die 6- bis

13jährigen in erster Linie an die Eltern (54 %) oder an Freunde (34 %) wenden,

Lehrer tauchen mit Abstand an dritter Stelle auf (17 %).

Basis: PC-Nutzer, n=537

Vermittlungsinstanz und Ratgeber bei Computerfragen

6

13

17

34

54

8

14

22

41

58

0 10 20 30 40 50 60 70

Befragte/r selbst

Geschwister

Lehrer/Schule

Freunde

Eltern

in Prozent

Vermittler

Ratgeber

Basis: PC-Nutzer, n=537

Vermittlungsinstanz Computer-Nutzung

3

19

28

37

71

5

10

20

43

70

11

14

18

40

13

17

24

47

3846

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Befragte/r selbst

Geschwister

Lehrer/Schule

Freunde

Eltern

in Prozent

bis unter 3000 DM3000 bis unter 4000 DM4000 bis unter 5000 DM5000 DM und mehr

Diese Ergebnisse machen zweierlei deutlich. Zum einen spielt die Schule im

Frühjahr 1999 als Vermittler von Medienkompetenz im Bereich Computer - in der

Wahrnehmung der Kinder - keine allzu große Rolle. Die Frage, ob Kinder schon

mit dem Computer umgehen können, wenn sie in die Schule kommen oder ob in

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 45

der Schule nur in geringem Umfang Grundkenntnisse vermittelt werden, muss an

dieser Stelle offen bleiben.

Eltern und Freunde gelten für Kinder als zentrale Stellen, wenn es um Fragen der

Computernutzung geht - welche Aspekte und vor allem Möglichkeiten der Nut-

zung hierbei im Vordergrund stehen kann nur vermutet werden. Dass dem unter-

haltungsorientierten Zugang ein größerer Stellenwert eingeräumt wird als einer

zielgerichteten Nutzung unter didaktischer Anleitung ist zunächst nur eine Hypo-

these, die der empirischen Prüfung bedarf.

Besonders gravierend stellt sich die Situation bei Kindern aus sozial schwäche-

rem Umfeld dar, da hier die Eltern als Vermittler nach den Freunden erst auf dem

zweiten Rang landen. Gerade hier käme der Schule unter dem Stichwort „chan-

cengleicher Zugang“ eine wichtige Bedeutung zu. Initiativen wie „Schulen ans

Netz“ stellen dabei sicher erst einen Anfang dar.

11.5 Tätigkeiten am Computer

Wenn Kinder am Computer sitzen, welchen Anwendungen gehen sie dann nach?

Zur Beantwortung dieser Frage wurde den Kindern eine Liste mit zehn möglichen

Tätigkeiten vorgelegt, für die jeweils aus vier Angaben zur Häufigkeit ausgewählt

werden konnte (mache ich jeden/fast jeden Tag, ein- oder mehrmals in der Wo-

che, seltener, nie). Im folgenden werden die Tätigkeiten beschrieben, die von

den Kindern in einer gewissen Regelmäßigkeit, also mindestes einmal pro Wo-

che, ausgeübt werden.

Die von Kindern am häufigsten ausgeübte Tätigkeit ist das Computerspiel. Über

die Hälfte der Kinder gibt an, mindestes einmal pro Woche – ob alleine oder ge-

meinsam mit anderen – am Bildschirm zu spielen, mehr ältere Kinder und mehr

Jungen als Mädchen (59 % vs. 42 %). Beim Spielen sind die Kinder etwas häufi-

ger alleine (58 %) als mit anderen zusammen (48 %).

Vier von zehn Kindern geben an, mindestens einmal pro Woche ein Lernpro-

gramm zu nutzen, drei von zehn malen oder zeichnen am PC. Ein Viertel der

Kinder nutzt den Computer zum Rechnen, im gleichen Umfang üben sich die

Kinder im Umgang mit CD-ROMs. Zum Schreiben von Texten wird der Computer

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Seite 46 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

von jedem fünften Kind regelmäßig benutzt. Weniger durchgesetzt haben sich

PC-Lexikas bzw. Nachschlagewerke, das Programmieren und das Surfen im In-

ternet – gerade vier Prozent der PC-Nutzer gibt an, mindestens einmal pro Wo-

che im Internet zu surfen.

Basis: alle PC-Nutzer, n=537

Tätigkeiten am Computer- mindestens einmal pro Woche -

3

9

17

18

28

30

28

36

54

63

5

6

15

23

25

20

33

45

40

50

4

8

16

20

26

26

30

40

48

58

0 10 20 30 40 50 60 70

Im Internet surfen

Programmieren

PC-Lexikon, Nachschlagewerke nutzen

Texte schreiben

Rechnen

CD-ROMs benutzen

Etwas mit dem Computer malen/Zeichnen

Lernen/ein Lernprogramm benutzen

Mit anderen Computerspiele spielen

Alleine Computerspiele spielen

in Prozent

GesamtMädchenJungen

Das Surfen im Internet gehört (noch) nicht zum Alltag von Kindern. Vier Prozent

surfen nach eigenen Angaben häufig, weitere neun Prozent geben an, zumindest

selten online zu sein. Damit liegt der Anteil von Kindern mit Internet-Erfahrungen

bei 13 Prozent der Computer-Nutzer (was sechs Prozent aller Kinder entspricht).

Unter den Computer-Nutzern haben 13 Prozent der Jungen und 11 Prozent der

Mädchen nach eigenen Angaben Internet-Erfahrungen, bei den 12- bis

13jährigen sogar fast jedes vierte Kind. Der Anteil der West-Kinder (14 %) ist

deutlich höher als der der Ost-Kinder (8 %).

Das Computer-Nutzungsprofil von Mädchen und Jungen weist – zumindest die

regelmäßigere Anwendung betreffend – recht deutliche Unterschiede auf. Malen,

Zeichnen, Texte schreiben oder die Beschäftigung mit Lernprogrammen – hier

zeigen Mädchen eine etwas intensivere Zuwendung. Bei den Jungen werden da-

gegen Spiele, Rechnen und die Nutzung von CD-ROMs häufiger genannt als bei

den Mädchen.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 47

Basis: PC-Nutzer, n=537

Internet-Nutzung (zumindest selten)

13 1311

35

13

23

14

8

0

5

10

15

20

25

Wenig verwunderlich ist, dass alle Tätigkeiten mit steigendem Alter der Kinder

häufiger ausgeübt werden. Im Ost-West-Vergleich weist nur der Bereich Com-

puterspiele bzw. die Spielsituation nennenswerte Unterschiede auf. Sowohl im

Westen als auch im Osten geben 53 Prozent der PC-Nutzer an, mindestens ein-

mal pro Woche Computerspiele zu spielen. Das Spielen alleine wird aber häufi-

ger im Osten praktiziert (63% vs. 56 %), im Westen hingegen spielen die Kinder

häufiger mit anderen am Computer als im Osten (51 % vs. 42 %).

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Seite 48 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

12. Medienfunktionen

Die verschiedenen Medien haben – nicht nur – für Kinder je nach spezifischer

Situation ganz unterschiedliche Funktionen. Diese Funktionen beschreiben

gleichzeitig Nutzungsmotive, die für jedes Medium anders aussehen können.

Zehn möglichen Nutzungsmotive (z.B. Musik hören, Langeweile, mit Freun-

den/Eltern zusammensein, Traurigkeit, alles ums sich herum vergessen wollen,

Spaß, Ärger, gute Laune und Spannung), wurden daraufhin untersucht, welches

Medium – zur Auswahl standen Radio, Hörspielkassetten, Musik-CD’s, Fernse-

her/Video, Telefon, Buch und Computer – von den Kindern jeweils am ehesten

herangezogen wird.

Wenn Kinder Musik hören wollen, stehen grundsätzlich zwei Medien im Mittel-

punkt: Musik-CD’s (51 %) und das Radio (36 %). Vor allem bei den kleineren

Kindern spielt aber auch die Hörspielkassette als Musikmedium eine Rolle, ins-

gesamt würden 14 Prozent der Kinder dieses Medium wählen.

Bei Langeweile steht das Fernsehen bzw. Video ganz hoch im Kurs. Jedes Dritte

Kind setzt sich vor den Bildschirm, wenn es nicht weiß, was es sonst tun soll.

Aber auch den anderen Medien kommt in dieser Situation eine Bedeutung zu. So

nutzen jeweils etwas mehr als zehn Prozent der Kinder auch Musik-CD’s, Bü-

cher, den Computer oder die Hörspielkassette gegen Langeweile.

Wenn Kinder mit Freundinnen und Freunden zusammen sind, kommen Musik-

CD’s am häufigsten zum Einsatz (22 %). Aber auch Fernsehen bzw. Video wer-

den von jedem fünften Kind als die Medien genannt, die beim Treffen mit Freun-

den eine Rolle spielen. Den Computer gibt in diesem Kontext jedes zehnte Kind

an – viermal so viele Jungen wie Mädchen.

Eltern, Kinder und Medien – in diesem Zusammenhang ist für Kinder nur ein Me-

dium von Relevanz - das Fernsehen bzw. das Sehen von Videos (53 %).

Bei Traurigkeit würden die Kinder auf drei Medien zurückgreifen: auf Musik-CD’s

(22 %), auf das Fernsehen bzw. auf Videos (15 %) und auf Hörspielkassetten

(12 %). Interessant ist hier die geschlechtsspezifische Betrachtung. So geben

Jungen Musik-CD’s und Fernsehen/Video in der gleichen Größenordnung an (je

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 49

17%), Mädchen ziehen Musik-CD’s bei Traurigkeit dem Fernsehen jedoch ein-

deutig vor (23 % vs. 12 %).

Um abzuschalten und die Welt um sich herum zu vergessen eignen sich nach

Meinung der Kinder ebenfalls am besten Musik-CD’s (22 %) und Fernse-

hen/Video (21 %). Aber auch das Lesen von Büchern ermöglicht den Kindern

das Abtauchen und Fallenlassen in eine andere Welt. Hier treten interessanter-

weise kaum geschlechtsspezifische Unterschiede auf, obwohl Mädchen doch

generell eine höhere Affinität zu Büchern aufweisen als Jungen.

Wenn Kinder Spaß mit Medien haben wollen, dann erfüllt das Fernsehen/Video

am ehesten diese Anforderung (29 %). Aber auch Musik-CD’s und Computer

werden von Kindern mit Spaß in Verbindung gebracht (je 12 %) – wieder votieren

doppelt so viele Jungen wie Mädchen für den Computer.

Um Ärger abzubauen scheinen die Medien generell ein eher geringes Potential

zu bieten. Zwar geben die Kinder auch hier vor allem Fernsehen/Video (18 %)

und Musik-CD’s an (16 %), alle anderen Medien bleiben aber unter der Zehn-

Prozent-Marke.

Bei besonders guter Laune nutzen jeweils rund 20 Prozent der Kinder Musik-

CD’s und Fernsehen/Video, auch hier entfallen auf die anderen Medien nur we-

nige Nennungen.

Wenn Kinder schließlich auf der Suche nach Spannung sind, finden sie diese

eindeutig im Bereich Fernsehen/Video. 42 Prozent würden sich nach eigenen

Angaben für dieses Medium entscheiden. Zwar verspricht für 10 Prozent auch

der Computer spannende Erlebnisse, gegen das Fernsehen bzw. Video nimmt

sich dieser Wert aber (noch) vergleichsweise gering aus.

Betrachtet man die einzelnen Medien für sich, so lässt sich die große Akzeptanz

des Mediums Fernsehen/Video durch seine Multifunktionalität erklären. Es lässt

sich alleine und mit anderen gemeinsam nutzen, es verspricht Spannung, Spaß

und vertreibt Langeweile. Während das Radio auf die Nutzung von Musik be-

schränkt ist, erfüllen die anderen Musikmedien bzw. Tonträger darüber hinaus-

gehende Bedürfnisse. Vor allem für Mädchen bieten die Tonträger eine gute

Möglichkeit, Stimmungen wie Traurigkeit, Ärger aber auch Freude auszuleben.

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Seite 50 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Für Jungen hingegen bietet vor allem der Computer ähnliche Multifunktionalitäten

wie Fernsehen/Video an. Stellt man bei der vorliegenden Betrachtung in Rech-

nung, dass nicht alle Kinder auf Computer einen ebenso unmittelbaren Zugriff

haben wie auf das Fernsehen bzw. auf Videos, könnte hieraus dem Fernsehen –

vor allem bei Jungen – mit wachsender Computer-Ausstattung in Zukunft ein

ernstzunehmender Konkurrent entstehen. So erhält der Computer bei Kindern,

die zu Hause zumindest theoretisch auf diesen zugreifen können, für alle Nut-

zungsmotive höhere Werte als bei Kindern, die zuhause keinen Computer haben.

Basis: alle Befragten, n=1.058

Situationsbezogene Mediennutzung

2

8

6

4

7

8

7

6

8

36

7

5

5

8

9

12

2

7

12

14

4

23

16

12

22

20

5

22

14

51

42

21

18

29

21

15

53

20

32

6

6

4

5

4

12

9

2

13

10

6

5

12

7

3

3

10

12

1

0 10 20 30 40 50 60 70

Spannung

gute Laune

Ärger

Spaß

Vergessen

Traurigkeit

Zusammensein mit Eltern

Zusammensein mitFreunden

Langeweile

Musik hören

in Prozent

am Computer sitzenLesenTV/Video ansehenMusik-CD hörenHörspielkassetten hörenRadio hören

Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle bleiben, dass für die genannten Situationen

aus Sicht eines guten Drittels der Kinder auch keines der vorgegebenen Medien

eine wirkliche Relevanz hat. In den entsprechenden Situationen – vor allem beim

Zusammensein mit Freunden, bei Ärger, guter Laune oder der Suche nach span-

nenden Erlebnissen – spielen bei den Kindern auch nichtmediale Handlungsopti-

onen eine bedeutende Rolle. Insgesamt trifft dies auf Kinder, die aus finanziell

besser gestellten Haushalten kommen, stärker zu als auf Kinder, deren schlech-

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 51

tere finanzielle Situation eine höhere Konzentration auf Medien hervorzurufen

scheint oder zur Folge hat.

Basis: Computer im Haushalt, n=507

Situationsbezogene Mediennutzung

2

8

7

4

8

8

6

5

8

33

6

5

5

7

9

12

7

2

9

15

5

26

16

11

22

21

22

6

14

59

36

16

14

22

17

13

18

51

26

6

7

5

6

4

14

11

0

3

13

0

20

11

11

23

14

7

17

5

23

1

0 10 20 30 40 50 60 70

Spannung

gute Laune

Ärger

Spaß

Vergessen

Traurigkeit

Zusammensein mitFreunden

Zusammensein mit Eltern

Langeweile

Musik hören

in Prozent

am Computer sitzenLesenTV/Video ansehenMusik-CD hörenHörspielkassetten hörenRadio hören

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Seite 52 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

13. Medien als Gegenstand der Kommunikation

Medien spielen im Alltag von Kindern nicht nur in Form ihrer Nutzung eine Rolle,

Medien und ihre Inhalte geben Kindern auch beispielsweise Anregungen für

Spiele. Daneben geben die Medien aber auch Anlass zur Kommunikation mit an-

deren – Kinder oder Erwachsenen - über Inhalte, Machart, Präferenzen und vie-

les mehr.

Um zu untersuchen, welches Medium den meisten Gesprächsstoff für Kinder

liefert, und mit wem sie sich in der Regel über das Medium und seine Inhalte

austauschen, wurden die Kinder, die ein Medium zumindest selten nutzen, ge-

fragt, wie häufig sie mit anderen über dieses Medium bzw. dessen Inhalte reden -

oft, manchmal, seltener oder nie. Kinder, die angaben oft oder manchmal mit an-

deren über das Medium zu reden, wurden anschließend nach den Gesprächs-

partnern gefragt.

Das Fernsehen gehört nicht nur zum meistgenutzten Medium der Kinder, es lie-

fert auch den meisten Gesprächsstoff. Ein knappes Viertel der Kinder tauscht

sich oft mit andern über Dinge aus, die mit dem Fernsehen zu tun haben, weitere

44 Prozent geben an, manchmal mit anderen über das Fernsehen zu reden.

Gesprächsthema Nummer zwei unter den Medien ist bei den Kindern der Com-

puter – knapp ein Fünftel der Kinder redet oft, weitere 42 Prozent manchmal dar-

über. Mädchen tauschen sich nicht ganz so intensiv mit anderen über Compu-

terthemen aus wie Jungen, das Thema wird mit steigendem Alter der Kinder att-

raktiver.

So gut wie alle Kinder lesen in ihrer Freizeit zumindest selten Bücher oder Zeit-

schriften. Für mehr als die Hälfte von ihnen findet über das selbstbestimmte Le-

sen hinaus eine weitere inhaltliche Auseinandersetzung statt. Jedes zehnte Kind

spricht oft mit anderen über das Gelesene, weitere 42 Prozent tauschen sich

manchmal mit anderen aus. Dies gilt in der beschriebenen Intensität für Mädchen

und Jungen gleichermaßen, ältere Kinder reden etwas häufiger über Gelesenes

als jüngere, was aufgrund der sich ausbildenden Lesefähigkeit wenig verwunder-

lich ist.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 53

Das Radio schließlich hat sich in der Wahrnehmung der 6- bis 13jährigen noch

nicht so intensiv eingeprägt, als dass es über die reine Nutzung hinaus seine In-

halte in den kindlichen Gesprächsalltag transportiert. Von den radiohörenden

Kindern sprechen 23 Prozent zumindest manchmal über das Gehörte, für den

Rest liefert das Radio seltener bzw. nie Gesprächsstoff. Ältere Kinder und Kinder

aus dem Osten unterhalten sich häufiger über das Radio, geschlechtsspezifische

Unterschiede sind nicht festzustellen.

Basis: Befragte, die über das jeweilige Medium zumindest selten reden

Kommunikation über Medien

23

5

11

18

44

23

42 42

23

40

35

30

10

30

13

7

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

Fernsehen (n=1.051) Radio (n=883) Buch/Zeitschrift (n=1.058) Computer (n=537)

oft manchmal seltener nie

Bei Unterhaltungen über Fernsehen, Radio, Bücher/Zeitschriften oder Computer

sind Freunde und Freundinnen am wichtigsten. Aber auch Eltern sind Ge-

sprächspartner beim Thema Medien. In welcher Form diese Gespräche stattfin-

den muss an dieser Stelle offen bleiben. Die Schule bzw. die Lehrer als Ge-

sprächspartner tauchen nach Angaben der Kinder nur im Bereich Computer in

nennenswertem Umfang auf, die anderen Medien bzw. deren Inhalte scheinen in

der Schule kein Forum zu haben – lässt man das Gespräch mit Mitschülern in

der Schulpause hier außen vor.

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Seite 54 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Basis: alle Befragten, die über das jeweilige Medium zumindest selten reden

Kommunikation über Medien mit...

52 54

43

60

2326

20 21

88

81

88

74

6 6 5

1813 13 11 9

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Fernsehen (n=701) Radio (n=250) Buch/Zeitschrift (n=556) Computer (n=322)

Eltern Geschwister Freunde Lehrer Oma/Opa

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 55

14. Geräteausstattung

Kinder wachsen heute in einer von Medien geprägten Welt auf. Dies beginnt be-

reits in der heimischen Umgebung, in der Medien in einem großen Maße vorhan-

den sind und damit zum Alltagsbild gehören.

Fernseher

Videorekorder

(analoger) Telefonanschluß

HIFI Stereoanlage/Kompaktanlage

tragbares Radiogerät

CD-Player

Walkman, Mini Radio, Discman, Mini Discman

Abonnement einer Tageszeitung

Fernseher mit Videotext

Videokamera/Camkorder

PC/Personal Computer

Anrufbeantworter

Videospielgerät

schnurloses Telefon

Auto-/Mobiltelefon, Handy

Telefaxgerät

ISDN-Anschluß

Online-Anschluß

Notebook/Laptop

Elektronischer Terminplaner

Basis: alle Erziehungspersonen, n=1.058

Geräteausstattung im Haushalt- Angaben der Erziehungspersonen -

5

7

8

9

16

21

38

44

45

47

48

52

64

69

72

75

88

92

92

99

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100in Prozent

Fernseher, Videorekorder, Telefon und Stereoanlage gehören – nicht nur in

Haushalten mit Kindern – heute zum Standardinventar. Ein Tageszeitungsabon-

nement ist in knapp zwei Dritteln der Haushalte vorhanden. In jedem zweiten

Haushalt verfügt der Fernseher über eine Videotextausstattung, gibt es eine Vi-

deokamera und/oder einen Computer. In jedem fünften Haushalt ist ein mobiles

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Seite 56 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Telefon vorhanden, weniger weit verbreitet ist mit acht Prozent die technische

Voraussetzung für das Surfen im Internet oder das Versenden von E-Mails. Ein

Pay-TV-Abonnement, das die Nutzung vieler zusätzlicher digitaler Fernsehpro-

gramme ermöglicht, gibt es in vier Prozent der Haushalte.

Der Ost-West-Vergleich zeigt für fast alle Geräte eine höhere Ausstattungsquote

im Osten, Ausnahme bilden Anrufbeantworter und die ohnehin noch nicht sehr

weit verbreiteten neueren Entwicklungen im Medienbereich (Online-Anschluss,

ISDN, Pay-TV).

Die leichte Zugänglichkeit von Kindern zu Medien wird durch Daten zum Eigen-

besitz bzw. der Verfügbarkeit im eigenen Kinderzimmer untermauert.

Jedes zweite Kind im Alter zwischen 6 und 13 Jahren besitzt einen eigenen

Walk- oder Discman, auch Radiogeräte –als Einzelbausteine oder Teil einer Ste-

reoanlage – sind weit verbreitet. Fast ein Drittel der Kinder hat bereits ein eige-

nes Fernsehgerät, im vergleichbaren Umfang sind Konsolen für Videospiele ver-

breitet. Computer und Videorecorder schließlich befinden sich im persönlichen

Besitz jedes zehnten Kindes.

Gerätebesitz der Kinder- Angaben der Erziehungspersonen -

11

14

24

27

34

32

43

54

9

8

28

28

22

27

40

53

10

11

26

28

28

29

41

54

0 10 20 30 40 50 60

Videorecorder

Computer

CD-Player

Stereo-Anlage

Videospielgerät

Fernseher

tragbares Radiogerät

Walkman/Discman

in Prozent

GesamtMädchenJungen

Basis: alle Befragten, n=1.058

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 57

Die geschlechtsspezifische Betrachtung zeigt deutliche Unterschiede bei Spiel-

konsolen und Computern, die bei Jungen weiter verbreitet sind als bei Mädchen.

Der Ost-West-Vergleich zeigt – ähnlich wie bei der Haushaltsausstattung insge-

samt – dass Kinder aus den neuen Ländern zu einem größeren Anteil schon in

jungen Jahren einen mehr oder weniger selbstbestimmten Umgang mit Medien

ausüben können. Während nach Angaben der Erziehungspersonen im Westen

25 Prozent der Kinder ein eigenes Fernsehgerät haben, sind es im Osten mit

48 Prozent fast doppelt so viele. In der Relation vergleichbar zeigen sich Com-

puter und Videorecorder – das Verhältnis West:Ost beträgt auch hier 1:2. Auch

Spielkonsolen sind in den Kinderzimmern der neuen Länder deutlich stärker ver-

treten.

Gerätebesitz der Kinder- Angaben der Erziehungspersonen -

8

9

25

28

26

25

37

51

17

20

28

25

37

48

57

65

10

11

26

28

28

29

41

54

0 10 20 30 40 50 60 70

Videorecorder

Computer

CD-Player

Stereo-Anlage

Videospielgerät

Fernseher

tragbares Radiogerät

Walkman/Discman

in Prozent

GesamtOstWest

Basis: alle Befragten, n=1.058

Natürlicherweise steigt die Ausstattungsrate der Kinder mit dem Alter über alle

Medien hinweg an. Vergleicht man die jüngste mit der ältesten Altersgruppe, so

sind die Zuwachsraten besonders stark ausgeprägt bei den „gehobeneren“ audi-

tiven Medien (Stereoanlage, CD-Player), beim Fernsehen, beim Videorekorder,

beim Discman und beim Computer - über 100 Prozent.

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Seite 58 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

15. Medienpraktische Erfahrung

Eine andere Sichtweise zum Stellenwert der Medien im Alltag der Kinder stellen

persönliche Erfahrungen im Umgang mit Medien dar. So wurden die Kinder da-

nach gefragt, ob sie selbst schon einmal Videofilme, Radiobeiträge, Hörspiele,

eine Zeitung oder gar eine Homepage – alleine oder zusammen mit anderen –

erstellt haben. Die Angaben zeigen, dass – erwartbar - nur ein geringer Teil der

Kinder über medienpraktische Erfahrung verfügt. Auch bei den Ältesten geben

maximal neun Prozent an, in der einen oder anderen oben beschriebenen Art

selbst „Medieninhalte“ produziert zu haben. Wenn überhaupt, dann wurde noch

am ehesten an einem Zeitungs- oder Videoprojekt gearbeitet. Die geringste Er-

fahrung besteht im Bereich des Internet.

Welches Interesse bringen Kinder ohne Medienpraxis einer Beschäftigung mit

Medien entgegen? Die größte Faszination auf Kinder übt das Erstellen eines Vi-

deofilmes aus, 45 Prozent aller Kinder würden dies gerne einmal ausprobieren.

Auch das Erstellen von Radiobeiträgen, Hörspielen oder einer Zeitung sind je-

weils ein Fünftel der Kinder neugierig, 12 Prozent würden gerne einmal eine Ho-

mepage im Internet erstellen – mehr Jungen als Mädchen. Diese Präferenzen

spiegeln in den Proportionen sehr gut das reale Nutzungsverhalten der Kinder

wider.

Basis: alle Befragten, n=1.058

Medienpraktische Erfahrung

1

7

2

4

6

12

18

20

20

45

0 10 20 30 40 50

Selbst oder mit anderen eine Homepage erstellt

Selbst oder mit anderen eine Zeitung gemacht

Selbst oder mit anderen Radio gemacht

Selbst oder mit anderen ein Hörspiel gemacht

Selbst oder mit anderen einen Videofilm gemacht

würde ich gerne machen

schon gemacht

in Prozent

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 59

16. Kinder 1999 – Lebenssituation

Neben den Fragen zum Mediennutzungsverhalten wurden in der Studie „Kinder

und Medien 1999“ eine Reihe weiterer Faktoren erhoben, anhand derer sich die

Lebenssituation und der Alltag von Kindern vor der Jahrtausendwende beschrei-

ben lassen.

Die Schule ist für den Großteil der 6- bis 13jährigen in Deutschland positiv be-

setzt. So geben 71 Prozent an, sehr gerne bzw. gerne zur Schule zu gehen, 29

Prozent besuchen die Schule nicht so gerne bzw. gar nicht gerne. Mädchen füh-

len sich in der Schule wohler als Jungen, Kinder im Westen gehen lieber zur

Schule als ihre Alterskameraden im Osten. Insgesamt nimmt die Freunde am

Schulbesuch mit steigendem Alter ab, vielleicht eine Folge des steigenden Leis-

tungsdrucks.

Trotz breitem Medienangebot und vielfältiger Freizeitaktivitäten ist Langeweilefür Kinder kein ganz unbekanntes Phänomen. So geben zwar 61 Prozent der

Kinder an, ihnen sei nur selten oder nie langweilig, 39 Prozent plagt hingegen

manchmal oder sehr oft die Langeweile.

Ein signifikanter Zusammenhang zwischen Langeweile und Mediennutzung lässt

sich für einige Medien vermuten. Kinder, die unter Langeweile leiden, nutzen bei-

spielsweise häufiger Videospiele bzw. Spielkonsolen und sehen häufiger fern als

Kinder, denen nur selten oder nie langweilig ist. Umgekehrt lesen Kinder mit we-

niger Langeweile häufiger in Büchern und Zeitschriften.

Neben der Schule haben Kinder bereits eine Anzahl fester Termine – sei es im

Sportverein, zum Musikunterricht oder einer anderen mehr oder weniger organi-

sierten Tätigkeit. Nach Angaben der Erziehungspersonen haben Kinder rund

zwei solcher festen Termine pro Woche, die dann im Durchschnitt etwas mehr

als vier Stunden in Anspruch nehmen. So haben 19 Prozent der Kinder nur einen

festen Termin pro Woche, 30 Prozent zwei Termine, 16 Prozent drei Termine und

ein knappes Fünftel der Kinder vier Termine oder mehr. Je älter die Kinder sind,

desto organisierter ist die Freizeit. Da solche Aktivitäten eng an finanzielle Res-

sourcen der Eltern gekoppelt sind, verwundert es wenig, dass die Anzahl der

festen Termine mit steigendem Haushaltsnettoeinkommen höher wird.

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Seite 60 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Umgekehrt zeigt die Frage nach der freien Zeit der Kinder - beispielsweise zum

Spielen, zur Mediennutzung oder einfach nur zum Faulenzen – in welchem Um-

fang ihr Alltag festen Strukturen folgt. Die Erziehungspersonen wurden gebeten,

anhand einer sechsstufigen Skala (1 = Kind hat sehr viel Zeit zur Verfügung; 6=

Kind hat sehr wenig Zeit zur freien Verfügung) den Grad der frei verfügbaren Zeit

ihres Kindes einzuschätzen.

Der Durchschnittswert von 2,9 zeigt, dass die Freizeit von Kindern bereits ein

gutes Stück weit durchorganisiert ist. Der Blick auf die Einzelwertungen zeigt,

dass es hier aber zwei Gruppen gibt. So haben 42 Prozent der Kinder nach Mei-

nung ihrer Erziehungsperson sehr viel bzw. viel freie Zeit zur Verfügung (Skalen-

punkte 1 und 2), während 18 Prozent der Meinung sind, das ihr Kind nur ein be-

grenztes Zeitbudget zur freien Verfügung hat (Skalenpunkte 4 bis 6). Untersucht

man unter diesem Gesichtspunkt das Fernsehverhalten, so sehen 78 Prozent der

Kinder mit viel freier Zeit jeden bzw. fast jeden Tag fern, diese Nutzungsfrequenz

weisen hingegen nur 64 Prozent der Kinder mit wenig freier Zeit auf.

Neben dem Zeitbudget, das den Kindern in Form von Freizeit zur Verfügung

steht, spielt das Freizeitangebot im unmittelbaren Umfeld der Kinder natürlich

auch eine Rolle für den kindlichen Alltag. Hierzu wurden die Erziehungspersonen

anhand einer sechsstufigen Skala um ihre Einschätzung der Freizeitmöglichkei-

ten für Kinder und Jugendliche vor Ort gebeten (1 = sehr gute Möglichkeiten, 6 =

sehr schlechte Möglichkeiten).

Der Mittelwert von 3,1 signalisiert zunächst einmal eine mittelmäßige Zufrieden-

heit. Deutliche Unterschiede treten einerseits im Ost-West-Vergleich auf (4,0 im

Osten vs. 2,9 im Westen), gleichzeitig steigt mit dem sozioökonomischen Status

auch die Zufriedenheit der Erziehungspersonen mit dem Freizeitangebot für ihre

Kinder spürbar an.

Neben dieser subjektiven Einschätzung wurden die Erziehungspersonen gebe-

ten, anhand einer Liste verschiedene Einrichtungen und Freizeitmöglichkeiten

anzugeben, die das befragte Kind selbst aufsuchen und erreichen kann.

Demnach können acht von zehn Kindern einen Spielplatz, drei Viertel einen

Sportplatz selbst erreichen. 59 Prozent der Kinder können im eigenen, 36 Pro-

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 61

zent im Garten anderer spielen. Verkehrsberuhigte Zonen können die Hälfte der

Kinder aufsuchen, richtige Spielstraßen hingegen nur knapp 30 Prozent.

Kinder in Ostdeutschland haben nach diesen Angaben deutlich weniger Freizeit-

und Spielmöglichkeiten als Kinder im Westen. Dies betrifft vor allem Sportanla-

gen, das Spielen auf der Straße und das Vorhandensein von Jugendzentren.

Von den elf vorgegebenen Möglichkeiten können die Kinder im Durchschnitt 5,5

selbst erreichen (West: 5,7, Ost: 4,6). Ein Viertel aller Kinder kann allerdings nur

bis zu drei dieser elf Möglichkeiten wahrnehmen, ein Fünftel kann auf acht und

mehr Freizeitangebote selbst zugreifen.

Spielplatz

Sportplatz

Turnhalle

Eigener Garten

Verkehrberuhigte Zonen

Schwimmbad

Grünanlage/Park

Unbebautes, zum Spielen geeignetes Land

Garten von anderen

Jugendzentrum/Freizeitzentrum

Spielstraße

Kino

Basis: alle Erziehungspersonen, n=1.058

Freizeiteinrichtungen- von Kind selbst erreichbar -

24

30

32

37

39

46

51

52

61

60

74

85

22

23

21

30

39

41

34

37

46

55

61

77

24

28

30

36

39

45

47

49

58

59

71

84

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90in Prozent

Gesamt

Ost

West

Familien mit Kindern in Deutschland wohnen zu 57 Prozent zur Miete, im eigenen

Haus oder der eigenen Wohnung wachsen 42 Prozent der Kinder auf. Unabhän-

gig vom Besitzverhältnis leben zwei Drittel der Kinder in Ein- oder Zweifamilien-

bzw. Reihenhäusern.

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Seite 62 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Nicht ganz so viel Platz für sich und zum Spielen haben Kinder, wenn sie in grö-

ßeren Wohneinheiten sog. Mehrfamilienhäusern aufwachsen. In Häusern mit bis

zu zehn Haushalten leben 30 Prozent der Kinder, in Häusern mit 11 Haushalten

und mehr wachsen 13 Prozent der 6- bis 13jährigen auf.

Vergleicht man die Wohnsituation West und Ost, so leben Kinder im Osten zu ei-

nem größeren Anteil in beengten Verhältnissen als Kinder im Westen. So liegt

einerseits die Anzahl der Ein- und Zweifamilienhäuser im Osten deutlich unter

der im Westen, gleichzeitig wächst über ein Viertel der Ostkinder in beengten

Mietskasernen auf, während dies „nur“ auf jedes zehnte Westkind zutrifft.

Fast jedes Kind in Deutschland hat aber nach Angaben der Erziehungspersonen

ein eigenes Kinderzimmer, im Osten (84 %) etwas weniger als im Westen (91%).

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 63

17. Medienimages aus Sicht der Erziehungspersonen

Erwachsene und vor allem Eltern stehen dem Thema „Kinder und Medien“ oft mit

gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits wissen sie um die Faszination, die

Medien meist auf Kinder ausüben, andererseits befürchten sie negative Auswir-

kungen, die die Mediennutzung auf ihre Kinder haben könnte. Welche Images,

Stärken und Schwächen werden den Medien ganz allgemein zugeschrieben?

Den Müttern wurde eine Liste mit insgesamt 23 Aussagen über mögliche Me-

dienwirkungen vorgelegt. In einem ersten Schritt wurde die generelle Zustim-

mung bzw. Ablehnung zu den Statements erhoben, der Begriff „Medien“ wurde

hier bewußt allgemein gehalten, da eine Spezifizierung - nach Buch, Computer,

CD/MC, Radio und Fernsehen/Video – erst im zweiten Schritt erfolgte. Für jede

Aussage, der zugestimmt wurde, sollte dann angegeben werden, auf welches der

oben genannten Medien diese Aussage am stärksten zutrifft.

Erstaunlicherweise erhielten alle 23 Statements – es wurden mögliche positive,

negative sowie neutrale Aussagen bzw. Medienwirkungen vorgegeben – einen

sehr hohen Zustimmungsgrad. Ein monokausaler Zusammenhang oder ein ein-

seitiges Wirkungsmodell wird den Medien also weniger attestiert.

Den höchsten Zustimmungsgrad erhalten Aussagen, die das Verhältnis zwischen

Kindern und Medien unter den Stichworten „Spaß“, „Spannung“, „Lieferant von

Gesprächsstoff“, „Lernen“, „Erfahren was in der Welt passiert“ und „Einfluss auf

Gewaltbereitschaft“ beschreiben. Die „geringste“ Zustimmung – mit rund 50 Pro-

zent – erhielten Aussagen wie „Medien behindern Phantasie“, „Medien behindern

Kreativität“ oder „Medien bieten gute Vorbilder“.

Einige Statements erhalten von Müttern aus den alten und den neuen Bundes-

ländern unterschiedliche Zustimmungsraten. So sprechen sich im Westen deut-

lich mehr für die Aussagen „Kinder können mit Medien richtig abschalten“, „Me-

dien behindern die Phantasie“, „Medien behindern die Kreativität“ oder „Medien

vermitteln einen Eindruck vom richtigen Leben“ aus als im Osten. Dort wiederum

sind mehr Mütter der Meinung „Medien bieten Kindern gute Vorbilder“, „Durch

Medien erfahren Kinder ungeeignete Dinge“ oder „Medien fördern die Phantasie

von Kindern“.

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Seite 64 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Kinder haben Spaß mit Medien

Medien sind für Kinder spannend

Medien liefern Gesprächsstoff für Kinder

Kinder lernen aus Medien

Kinder erfahren, was in der Welt passiert

Medien haben Einfluss auf die Gewaltbereitschaft von Kindern

Medien liefern Unterstützung für die Schule

Aus Medien erfahren Kinder was gerade "in" ist

Medien sind wichtig damit Kind bei Freunden mitreden kann

Medien halten Kinder vom Spielen ab

Medien fördern die Phantasie von Kindern

Medien sind für die allg. Entwick-lung von Kindern bedeutsam

durch Medien erfahren Kinder ungeeignete Dinge

Medien rufen aggresivesVerhalten hervor

Medien bieten Kindern schlechte Vorbilder

Kinder erfahren, was in unserer Gegend passiert

Medien fördern die Kreativität von Kindern

Kinder können mit Medien richtig abschalten

Medien geben Kindern Vorstel-lungen, was gut oder schlecht istMedien vermitteln Eindruck vom

wirklichen LebenMedien bieten Kindern

gute VorbilderMedien behindern die Kreativität

von KindernMedien behindern die Phantasie

von Kindern

Medienimages- Zustimmung -

47

52

50

60

59

65

66

68

69

75

73

75

74

78

76

77

79

83

84

85

90

92

94

34

39

61

50

60

51

70

69

69

70

82

77

83

72

80

84

83

83

85

90

93

90

94

45

49

52

58

59

62

67

68

69

74

74

75

76

77

77

78

79

83

84

86

90

91

94

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100in Prozent

Gesamt

Ost

West

Basis: alle Erziehungspersonen, n=1.058

Die Beurteilung, auf welche Medien die vorgelegten Aussagen am stärksten zu-

treffen, fällt sehr eindeutig aus. Nach Meinung der befragten Mütter vereinigen

Fernsehen bzw. Video am stärksten alle potentiellen Wirkungen auf sich. Dem

Buch werden Medienwirkungen in den Bereichen Phantasieförderung, Unterstüt-

zung für die Schule und Lernen, Bedeutsamkeit für die allgemeine Entwicklung,

Unterstützung der Kreativität und das Angebot guter Vorbilder zugeschrieben.

Dem Computer werden vor allem die Attribute Spaß und Unterstützung im schuli-

schen Bereich attestiert. Der Hörfunk wird mit Medienwirkungen kaum in Verbin-

dung gebracht, seine Funktion wird am ehesten noch in der Vermittlung regiona-

ler Informationen gesehen.

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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Seite 65

18. Fazit

Der vorliegende Bericht zum Medienumgang 6- bis 13-jähriger Kinder in der

Bundesrepublik Deutschland zeigt auf vielfältige Weise, mit welcher Selbstver-

ständlichkeit Medien, deren Figuren und Inhalte zum kindlichen Alltag gehören.

Die Massenmedien – allen voran das Fernsehen – binden Zeit und prägen durch

ihre permanente Präsenz weite Teile der Alltagsästhetik. Die Protagonisten der

Medienwelt erfreuen sich bei Kindern großer Beliebtheit und sind Begleiter bei

Spaß und Spiel.

Die Themeninteressen der Kinder haben sich – vergleicht man die Angaben mit

älteren Studien3 - in den letzten Jahren kaum verändert, massiv vermehrt haben

sich die medialen Möglichkeiten, diesen Interessen nachzugehen. Bekannte al-

ters- und geschlechtsspezifische Differenzierungen und Präferenzen finden sich

in allen Medien wieder.

Nicht nur, aber dort erneut, finden sich im Bereich der Neuen Medien Hinweise

auf schichtspezifische Besonderheiten. Unter dem Stichwort „chancengleicher

Zugang“ müssen in der Zukunft verstärkt Anstrengungen unternommen werden,

damit auch Kinder aus schwächeren Bildungs- und Einkommensschichten an

den Chancen und Möglichkeiten von Computer und Internet partizipieren können.

Hier liegt auch eine Herausforderung für die Schule, ist sie doch die einzige In-

stanz, die unabhängig vom Engagement des Elternhauses Kinder aller Bildungs-

schichten erreicht.

Auch zeigen die Daten der KIM-Studie, dass zehn Jahre nach dem Fall der Mau-

er die Lebenssituation und die Lebensqualität von Kindern in West und Ost –

dem subjektiven Empfinden der Mütter nach - Unterschiede aufweisen. Geringe-

res Freizeit- und Spielangebot und engerer Wohnraum scheinen eine höhere Af-

finität gegenüber Medien – Ausstattung, Nutzung und Bindung betreffend – zu

bewirken.

3 vgl. Klingler, W., Groebel, J. (1994): Kinder und Medien 1990. Baden-Baden, Nomos.

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Das Fernsehen, Leitmedium der Kindergeneration, besticht durch seine Multi-

funktionalität und den bequemen Zugang. Kinder, die schon sehr vertraut im Um-

gang mit Computern sind, attestieren diesem Medium ähnliche Funktionen wie

dem Fernsehen. Im Rahmen der KIM-Studien wird der Medienpädagogische

Forschungsverbund Südwest diese Entwicklungen auch zukünftig sehr genau

analysieren und dokumentieren.