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Kira Jesse - Ein Licht für dich

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Leseprobe: Kira Jesse: Ein Licht für dich, Taschenbuch, ca. 95 Seiten, 9,90 €. Roxana besucht die neunte Klasse, als ihre Lehrerin Anett auf die schwierige Lebenssituation aufmerksam wird. Die junge Lehrerin möchte der Schülerin helfen, gewinnt Roxanas Vertrauen und schnell regelt die neue Situation die Tagesabläufe der beiden. Anett opfert ihre Freizeit für das Mädchen, macht sich Sorgen um Roxana, während diese sich immer mehr an Anett klammert, sie nicht loslassen will, weil die Lehrerin ihr sehr wichtig geworden ist. Anett bewegt sich auf sehr dünnem Eis: Ein Fehler und der Job ist weg!?

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Lektorat: Hedda EsselbornSatz: Katrin MaiTitelbild: © Stephanie Bandmann - Fotolia.comLiedtext Seite 27: Pink „Family Portrait“

1. Auflage 2012ISBN: 978-3-86196-165-9

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge-schützt.

Copyright (©) 2012 by Papierfresserchens MTM-Verlag Heimholzer Straße 2, 88138 Sigmarszell, Deutschland

www.papierfresserchen.de [email protected]

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Kira Jesse

Ein Licht für dich

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Als besonderer Dank für

A. Bröhl

A. Brandenstein

N. Krost

geschrieben.

Ich danke Florian Roth für die Zeichnung.

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Jetzt sitze ich so da, mit einer Tasse heißer Schokolade, und blicke aus dem Fenster in den völlig zugeschneiten Garten. Nick deckt mich zu, drückt mir ein Küsschen auf die Wange und setzt sich neben mich: „Mach dir keine Gedanken. Das wird sich bald sicherlich alles aufklären.“

Er hat vermutlich recht. Ich bin seit zwei Jahren Lehrerin an einer Realschule in Köln. Sehr viel Erfahrung habe ich noch nicht, aber ich habe dieses Gefühl, dass ich dieser Schülerin helfen muss. Ich kann nicht anders. Roxana, wir nennen sie auch Roxi, geht in die neunte Klasse, sie war immer eine sehr engagierte Schülerin. Ihre Aufgaben erledigte sie immer ordentlich und mit viel Konzentration, Roxi war eine der besten Schülerinnen ihrer Klasse. Aber jetzt mache ich mir zunehmend Sorgen, da sie kaum noch etwas sagt und auch ihre schriftlichen Arbeiten nur noch ausreichend sind. Wenn ich versuche, mit ihr zu sprechen, blockt sie total ab, aber ich will nicht aufgeben.

„Ich muss ihr helfen“, denke ich laut und trinke einen Schluck. Nick glaubt, es wäre das Beste, wenn ich sie in Ruhe lasse und warte, bis sie von alleine zu mir kommt. Aber ich möchte ihr Ver-trauen gewinnen und das so schnell wie möglich, da ich kaum noch an etwas anderes denke.

„Was glaubst du, was sie jetzt gerade macht?“ „Sie wird mit ihren Freundinnen einen Schneemann bauen

und Spaß haben.“ Nick versucht, mich zu beruhigen.

Zur gleichen Zeit, zwei Straßen weiter: Roxana sitzt auf einer Mauer, eine Zigarette in der linken

Hand und ihr Handy in der rechten. Sie starrt auf eine geöffnete SMS, liest sich den Text durch und verliert die erste Träne ...

Kapitel 1

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***

Ich stehe auf, werfe einen letzten Blick auf die Uhr, auf der eine 21 zu erkennen ist, blicke noch einmal zu Nick – mustere seinen tollen Körper, die kurzen braunen Haare, sehe ihm in sei-ne braunen Augen – und lege mich ins Bett. Bevor ich einschlafe, höre ich noch, dass Nick sich Badewasser einlässt.

„Morgen werde ich es aufs Neue versuchen“, denke ich, und meine Augen fallen zu ...

Von den Sonnenstrahlen, die in unser Schlafzimmer fallen, werde ich geweckt. Auf meinem Nachttisch liegt ein Marmela-denbrötchen, daneben ein kleiner Zettel:

Musste heute früher los, guten Appetit und viel Erfolg in der Schule. Ich liebe dich, Nick

Während ich warte, bis der Kaffee durchgelaufen ist, suche alle meine Sachen zusammen. Nachdem ich in meine Klamot-ten geschlüpft bin und in dem Spiegel meine langen hellblonden Haare und meinen Körper betrachtet habe, krame ich vergeblich nach einer von Nicks Visitenkarten für Roxi. Ich muss mich wohl ohne eine Karte auf den Weg zur Schule machen.

Dort angekommen wartet Anna, Roxis beste Freundin, schon am Lehrerparkplatz auf mich. Sie läuft mir sofort entgegen. „Frau Wagner! Gut, dass Sie da sind. Ich weiß nicht, was mit Roxi los ist. Sie ist vor mir weggelaufen und hat sich auf der Toilette eingeschlossen. Sie will auch nicht mit mir reden.“

Daraufhin versuche ich Anna zu beruhigen und bringe sie in ihre Klasse, wo auch Roxana bereits wieder an ihrem Platz sitzt. Ich entschuldige die Störung des Unterrichts und bitte Roxana, kurz mit mir den Raum zu verlassen. Wieder blockt sie ab, sagt nichts und scheint kein Ohr für mich zu haben. Ich schicke sie wieder in die Klasse, laufe besorgt zum Lehrerzimmer und stelle fest, dass ich in der nächsten Stunde Roxanas Klassenlehrerin vertreten werde, da diese plötzlich erkrankt ist. Anica Webers, eine Lehrerin, die sowohl bei den Schülern als auch bei uns, ihren Kollegen, beliebt ist. Sie ist sehr nett, zieht ihren Unter-

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richt durch, macht aber gleichzeitig auch Spaß mit und ist immer offen für Neues. Neulich habe ich mit ihr über meine Sorgen um Roxi gesprochen und war erleichtert, als sie mir mitteilte, dass auch ihr eine Veränderung bei der Schülerin aufgefallen sei. Sie möchte ihr helfen, genau wie ich, aber auch bei ihr spricht Ro-xana kein Wort.

Völlig in Gedanken versunken laufe ich den Flur entlang zu ihrem Klassenraum. Der Unterricht beginnt, aber Roxana schenkt mir kaum Aufmerksamkeit. Das war noch nie so. Ich hoffe, dass sie doch noch reden möchte. Ich hoffe es auch nach der Stunde noch, aber sie kommt nicht zu mir. Während ich noch hoffnungsvoll am Pult sitze, packt Roxi ihre Tasche und verlässt hinter ihren Mitschülern den Raum. Enttäuscht schließe ich die Tür und begleite meine Kollegin und Freundin Laura zum Lehrer-zimmer. Auch sie findet Roxis Verhalten sehr merkwürdig und glaubt, dass sie ernsthafte Probleme hat. Es können Probleme zu Hause sein oder, oder, oder … Wenn sie nur reden würde!

Als ich vier Schulstunden später fertig mit den Nerven bin und zu Hause ankomme, höre ich kochendes Wasser, Kerzen duften nach Vanille. Nick steht schon in der Küche und kocht mein Leibgericht: Pasta. Er erkundigt sich sofort nach Roxana und ich erzähle ihm unter anderem auch von Anna.

„Ich komme einfach nicht an Roxi ran. Dabei möchte ich ihr doch nur helfen“, erkläre ich und spüre kurz darauf Nicks wei-chen Pullover, als er mich in den Arm nimmt.

Er führt mich zu meinem Platz und serviert mir augenblick-lich mein Essen: „Jeder Tag bringt neue Überraschungen mit sich und morgen ist auch ein neuer Tag. Glaube mir, früher oder spä-ter wird sie deine Hilfe gerne in Anspruch nehmen, und dann wird sie dir sehr dankbar sein.“

Zur gleichen Zeit auf einem alten Schulgelände:Roxana sitzt alleine auf einer Treppenstufe, ihre Schminke

ist verschmiert von den Tränen. Sie nimmt ihr Feuerzeug und verbrennt Fotos: Erinnerungen sollen verschwinden. Neben ihr liegt ihr Handy mit der geöffneten SMS.