16
Matthias Spenn Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

  • Upload
    dino

  • View
    42

  • Download
    0

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld. Ziele:. Arbeitsfeld Gemeindepädagogik sichern Aufgabe der Berufsgruppe klären Entwicklungsperspektiven für Mitarbeitende in der Jugendarbeit Schritte: Was ist Gemeindepädagogik? - Begründungszusammenhänge - PowerPoint PPT Presentation

Citation preview

Page 1: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

Matthias Spenn

Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

Page 2: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 2

Ziele: Arbeitsfeld Gemeindepädagogik sichern Aufgabe der Berufsgruppe klären Entwicklungsperspektiven für Mitarbeitende in der

Jugendarbeit

Schritte: 1. Was ist Gemeindepädagogik?

- Begründungszusammenhänge2. Gemeindepädagogische Praxis:

2.1. Handlungsfelder1. 2.2. Beruf

3. Die Gemeinde der Gemeindepädagogik4. Bildungstheoretische Begründung:

Gemeindepädagogik als Bildungsakteur im Gemeinwesen

5. Handlungsperspektiven für die Gemeindepädagogik

Page 3: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 3

1. Was ist Gemeindepädagogik? - Begründungszusammenhänge

• Zusammenhang Protestantismus und Bildung• Evangelische Kirche: Bildungsinstitution • Alphabetisierung und Allgemeinbildung, • Ziele: Glauben lernen, Gelingendes Leben, Weltdeutung,

Weltgestaltung• Bildung in Alltagsbezügen und durch organisiertes Lernen

• Antriebsmomente für die Entstehung der Gemeindepädagogik• Mitgliedschaftsstudie der EKD (1974), Bildungsreform, Verhältnis

Theologie und Pädagogik (1970er Jahre), Katechumenat• „Kommunikation des Evangeliums“ (Ernst Lange, 1981)

• Ziele: Kirchenreform und Gemeindeaufbau durch neue Beruflichkeit• Zusammenhang von Glauben, Leben und Lernen (EKD 1982) • „Zweite Phase“: Gemeindepädagogik als Dimension an den

„Bruchstellen der Subjektivität“ - Lebensweltorientierung

Page 4: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 4

2. Gemeindepädagogische Praxis: 2.1. Handlungsfelder

Gemeindepädagogik: Sammelbegriff für pädagogisch begleitete Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Familien, Erwachsenen… im kirchlich-gemeindlichen Kontext

Handlungsfelder: Bildungsarbeit, Offene Arbeit, Kulturarbeit,

Konfirmandenarbeit, Christenlehre, Religionsunterricht, Jugendarbeit, Erwachsenenarbeit, Projekte, spirituelle Angebote, Kindergottesdienstarbeit, Beratung und Seelsorge, Konzeptions- und Organisationsentwicklung, verbandliche Kinder- und Jugendpolitik, Öffentlichkeitsarbeit, schulbezogene Arbeit…

Problem der Vielfalt: • Unüberschaubarkeit der Praxis• Überlagerung von Systemlogiken und Handlungsprinzipien• Komplexität der Referenzsysteme,

Page 5: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 5

Themen der Auswertung

„Gemeindepädagogik“ Sammelbegriff für unterschiedliche HandlungsfelderIn der Alltagspraxis: Versäulung ohne zusammenhängende Perspektive Beispiel: Arbeit mit Kindern

KinderGottesdienst

KinderChor

OffeneTür

Kindertages

einrichtung

Familienarbeit

Kindergruppe

KinderZelt

lager

Ru in derGrundschule

Arbeit mitKindern

Jugendarbeit

Page 6: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 6

Beispiel: Referenzsysteme gemeindepädagogischer Jugendarbeiter/innen:

Teilnehmer/innen(Kinder,

Jugendliche, Eltern)

Kirchen-gemeinde

Eigene Biografie und Fachlichkeit

Kollegen/innenformalerAnstellungsträger

Kirchenkreis/KirchengemeindeFachaufsicht

Öffentlicher Träger

(Fördermittelgeber)

Gremien des Jugendverbands

Jugend-arbeiter/in

Öffentliche Meinung

Pfarrer/in

Konsequenz: Gemeindepädagogik braucht eine innere Differenzierung ihrer unterschiedlichen Handlungsfelder entsprechend der jeweiligen Antriebsmomente und Handlungslogiken und gleichzeitig die wechselseitige Wahrnehmung der Praxis in zusammenhängender Perspektive.

Page 7: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 7

Gemeindepädagogische Praxis: 2.2. Beruf

In den Entstehungszusammenhängen der Gemeindepädagogik: • Neuer Beruf zentrale Bedeutung • Neuer Mitarbeitendentyp: Kirchenreform und veränderte

Mitarbeitendenstruktur

Entwicklungen in der Praxis: „Gemeindepädagoge/in“ bezeichnet Katechetin, Gemeindehelferin, Jugendwart,

Diakon, Gemeindereferent, Religionspädagogin, Sozialpädagogin…

Qualifikationsniveaus FS / FH mit und ohne staatliche Anerkennung, teilweise Doppelqualifizierung Soz.-Päd. / Rel.-Päd.

Ordiniert im öff.-rechtl. Dienstverhältnis oder Angestelltenverhältnis / Nicht ordiniert im Angestelltenverhältnis

Dezentrale Berufsstrukturen (Stellenplanung, Anstellung, Fachaufsicht)

Es gibt keine über die einzelnen Landeskirchen hinausgehenden einheitlichen oder zumindest analogen gemeindepädagogischen Berufsbilder, Ausbildungsprofile, Einstellungskriterien, beruflichen Rahmenbedingungen.

Pädagogisch-theologisch eröffnen Gemeindepädagogen/innen neue Zugänge zur Kommunikation des Evangeliums durch lebensweltliche und erfahrungsorientierte Arbeitsansätze.

Die Dominanz des Pfarramts in der Mitarbeitendenstruktur ist nach wie vor ungebrochen.

Page 8: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 8

3. Die Gemeinde der Gemeindepädagogik

Reformatorisches Gemeindeverständnis nach Confessio Augustana (VII): - Versammlung der Gläubigen; Verkündigung des Evangeliums; Feier der

Sakramente- Keine Aussagen über Sozialgestalt, bestimmte Orte, Riten und

symbolische Handlungen, ethische Normen, Zeitstrukturen…Gestalt evangelischer Gemeinden:

- je nach sozialem, politischem, wirtschaftlichem, alltagskulturellem Kontext

- Spannung zwischen der theologischen Normerwartung und dem tatsächlichen Mitgliederverhalten (Praxis)

- Mitgliederstruktur und –verhalten heterogen, Pluralität der Lebenswelten- Teilnahme an kirchlicher Praxis durch Nicht-Mitglieder- Demografischer Wandel

Gemeinde ist kein in sich geschlossenes, sondern ein vielfach offenes und sich wandelndes System. Gemeindepädagogik hat es mit Menschen in einer Vielfalt von Lebensentwürfen, Gesellungsformen, Milieus und Lebensstilen, Frömmigkeiten, Altersstufen und Lebenssituationen zu tun.

Page 9: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 9

4. Bildungstheoretische Begründung: Gemeindepädagogik als Bildungsakteur im Gemeinwesen

In der Vergangenheit: Vernachlässigung gesellschaftlicher Begründungszusammenhänge für gemeindepädagogisches Handeln

Neue Perspektiven durch gesellschaftliche Bildungsdiskussion: - Zusammenhang zwischen familialer Herkunft und schulischem

Kompetenzerwerb- Frage nach Chancengerechtigkeit in der Bildung- Erziehungskompetenz der Familie- Bildung vor und außerhalb der Schule

Bundesjugendkuratorium: „Zukunftsfähigkeit sichern!“ (Streitschrift 2001)

Unterscheidung: Formale, nichtformelle und informelle Bildung• Bildung ist „ein Prozess des sich bildenden Subjekts“• Anregung aller Kräfte • Aneignung der Welt • Entfaltung der PersönlichkeitForderung: soziale Bildungsforen auf allen Ebenen

Page 10: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 10

Gemeindepädagogik: Bildungsakteur im Gemeinwesen

Kultusminister- und Jugendministerkonferenz:„Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe“ (Beschluss 2004) Ziel ist die „Stärkung und Weiterentwicklung des

Gesamtzusammenhangs von Bildung, Erziehung und Betreuung“- Beschluss der Jugendministerkonferenz vom 13./14.05.2004 - Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 03./04.06.2004

Zwölfter Kinder- und Jugendbericht: (2005)Zusammenhang Bildung, Betreuung und ErziehungGrundgedanken: „Bildung von Anfang an“ und „Bildung ist mehr als Schule“Zusammenspiel von privater und öffentlicher Erziehung, von Familie und

Kinderbetreuung, von Schule und außerschulischen, auch privaten und gewerblichen Angeboten

Ziel: Bildungsprozesse so gestalten, dass Kinder und Jugendliche auf ganz unterschiedlichen Wegen und in möglichst breiter Form erreicht werden können

„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“(Afrikanisches Sprichwort)

Page 11: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 11

Bildungsorte und Lernwelten (12. Kinder- und Jugendbericht):

Typologisierung der an Bildungsprozessen von Kindernund Jugendlichen beteiligten Settings und Gelegenheiten

Bildung ist nicht an Grenzen institutioneller Zuständigkeiten gebunden, sondern geschieht sowohl in Form von organisiertem als auch lebensweltlichem Lernen.

Bildungsorte: • lokalisierbare, abgrenzbare und einigermaßen stabile Angebotsstrukturen

mit einem expliziten oder zumindest impliziten Bildungsauftrag • Orte und Institutionen mit expliziter Bildungsfunktion, die durch ein

Minimum an Planung und Organisation auf diese Funktion ausgerichtet sind

z.B. Schule, Kindergarten und Jugendarbeit

Lernwelten: • nicht an einen geografischen Ort gebunden, zeit-räumlich nicht

eingrenzbar, geringer Grad an Standardisierung, kein Bildungsauftrag • Bildungsprozesse kommen gewissermaßen nebenher zustande• typische „Lernwelten“: Medien, Gleichaltrigen-Gruppen, Jobs, Wohnumfeld

Sonderfall: Familie• formallogisch eine Lernwelt• Familie als Institution besitzt klare Strukturen und fest gefügte

Ordnungen, prägt als primäre Sozialisationsinstanz in hohem Maße Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen

• „Bildungswelt“

Page 12: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 12

Qu

elle

: 1

2. K

inder-

und

Jugendb

eri

cht

Abb. 2

.2:

Bild

ungso

rte u

nd

Le

rnw

elt

en

Ev. Jugend

Ev. Kirche

Ev. Kirche

Ev. Jugend

Page 13: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 13

1. Gemeindepädagogik als Bildung• Gemeindepädagogik als gesellschaftliches Bildungshandeln in

evangelischer Verantwortung begründen• Den Lebenslauf und die Bildungsbiografie in den Mittelpunkt stellen • Bildungsorte und Lernwelten, organisiertes und lebensweltliches

Lernen in zusammenhängender Perspektive wahrnehmen und in Kooperation mit anderen Bildungsakteuren gestalten

• Schule und Kindertageseinrichtung, private und andere freie Träger als Partner einbeziehen

• Arbeitsansätze im sozialen Nahraum von Kindern, Jugendlichen und Familien entwickeln.

2. Gemeindepädagogik als Persönlichkeitsbildung• Stärken individuell fördern und Ressourcen orientieren• Eigenaktivität und Selbststeuerung fördern• Kinder und Jugendliche als Mitarbeiter/innen – Lernen durch Erfolge • Lernwelten und Bildungsorte in ihrer Relevanz für die

Persönlichkeitsbildung ernst nehmen und gestalten

5. Handlungsperspektiven für die Gemeindepädagogik im Blick auf die Begründung für das eigene Tun und Profilierung der

Beruflichkeit:

Page 14: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 14

3. Gemeindepädagogik als Gemeinschaftsbildung• Zivilgesellschaftliches Engagement durch pädagogische Begleitung und

Unterstützung von Selbstorganisationsprozessen und Eigenaktivität fördern

• Intergenerationelle, interkulturelle und sozial integrative Gesellungsformen inszenieren

• Arbeitsformen der Weltverantwortung entwickeln• Das Gemeindeverständnis zeitgemäß fortschreiben und die theologischen,

soziologischen und pädagogischen Begründungen klären

4. Gemeindepädagogik als religiöse Bildung• Anregungen zur religiösen und christlichen Weltanschauung, Weltdeutung

und –gestaltung geben• Übergänge und Krisen im Lebenslauf, Feste und Feiern christlich

symbolisieren und ritualisieren• Die Bearbeitung von Identitäts- und Sinnfragen fördern und

Orientierungen für ethische Entscheidungen ermöglichen• In der Öffentlichkeit und im sozialen Nahraum als Kirche präsent sein und

die kircheneigenen Räume und Orte als Lebenswelten und Bildungsorte inszenieren.

Handlungsperspektiven für die Gemeindepädagogik im Blick auf die Begründung für das eigene Tun und Profilierung der

Beruflichkeit:

Page 15: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 15

5. Gemeindepädagogik als Handlungsfelder • Die jeweiligen Begründungszusammenhänge und Handlungslogiken

akzeptieren und stärken• Eigenaktivität und Partizipation fördern• Aktivitäten vernetzen und koordinieren

6. Gemeindepädagogik als Beruf • Gemeindepädagoginnen als Bildungsnetzwerker und

Bildungsmanager qualifizieren und profilieren• Bildungsnetzwerke im sozialen Nahraum aufbauen und

Bildungslandkarten entwickeln• Menschen zur Verantwortungsübernahme für freiwilliges Engagement

gewinnen, begleiten und qualifizieren• Gemeindepädagogische Berufsstrukturen stärken, qualifizieren und

weiter entwickeln

Handlungsperspektiven für die Gemeindepädagogik im Blick auf die Begründung für das eigene Tun und Profilierung der

Beruflichkeit:

Page 16: Kirche im Wandel – Gemeindepädagogik als Dimension und Handlungsfeld

M. SpennGemeindepädagogik 22.04.23 [email protected] 16

Rückfragen und Diskussion