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DIÖZESE RO ENBURG- STU GART Kirchen musikalische Mitteilungen Nr. 142 Juli 2017

Kirchen musikalische Mitteilungen · Aus der Praxis für die Praxis 21 Mitteilungen 24 Berichte 37 Die Orgel 61 Personalia 71 Rezensionen 76 Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe: Weihbischof

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DIÖZESE

RO E N B U R G -S T U G A RT

Kirchenmusikalische

MitteilungenNr. 142Juli 2017

✎ Redaktionsschluss Nr. 143: 1. Nov. 2017

St. Meinrad-Weg 6 – 72108 RottenburgTelefon (07472) 169 953 · Telefax (07472) 169 955www.amt-fuer-kirchenmusik.de

Bürozeiten Frau Jutta SteckMo-Fr: 8.00 – 12.00 UhrMo: 14.00 – 16.00Uhr

◆ Leiter des Amtes für KirchenmusikDiözesanmusikdirektor Walter Hirte-Mail : [email protected]

◆ Stellvertretender Leiter des Amtesfür Kirchenmusik · Fachstelle für das Glockenwesen: Prof. Dr. Hans SchniedersTelefon (07472) 169 952e-Mail : [email protected]ürozeiten Kirchenmusik: Mo und Do VormittagGlockenwesen: Di und Fr Vormittag

◆ Herr Roman SchmidBetreuung des GlockenwesensTelefon: (07472) 169 956e-Mail: [email protected]ürozeiten: Mo und Di, ganztägig

◆ Herr Eberhard Schulz, OrgelrevisorTelefon (07472) 169 954e-Mail : [email protected]ürozeiten: Di, Mi 9.00 – 18.00 Uhr• Orgelwesen

◆ Frau Jutta SteckTelefon (07472) 169 953e-Mail : [email protected]• Kirchenmusikalische Vertragsangelegenheiten• Anmeldungen, Teilbereichsqualifikation • Organisation Kurse, KMM

◆ C-AusbildungLeitung: DMD Walter Hirt

Anmeldungen, Prüfungen, Informationen: Herr Matthias HeidTelefon (07472) 169 823, Telefax 169 829e-Mail: [email protected]

◆ DCV-Geschäftsstellee-Mail : [email protected]äftsführer : Sr. M. Faustina NiestrojTelefon (074 72) 169 958, Telefax 169 83958BürozeitenMo 9.00–12.00 Uhr, Fr 14.00–17.00 Uhr

Urkunden und Anträge Palestrinamedaille/Zelterplakette anfordern bei Ursula Kluike (074 72) 169 958 · [email protected]

INHALTSVERZEICHNIS

Editorial 1Liturgie aktuell/Gotteslob 2Schwerpunktthema 7Aus der Praxis für die Praxis 21Mitteilungen 24Berichte 37Die Orgel 61Personalia 71Rezensionen 76

Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe:Weihbischof Dr. Johannes Kreidler, DMD Walter Hirt(Schriftleitung), Karl Arand, Matthias Balzer, Leon-hard Cohen, Johanna Deißler, Gabriel Dessauer,Franz Günthner, Waltraud Götz, Dina Grossmann, An-ton Gruber, Berthold Hildebrand, Christiane Hor-nung, Nicole Höfle, Peter Höngesberg, Eugen Kienz-ler, Thomas Kolb, Ursula Kluike, Herbert Lölkes, Jür-gen Lutz, Sabine Marx, Sr. Faustina Niestroj, Kathari-na Ott, Michael Radulescu, Claudia Reimüller, Ber-nard Sanders, Gregor Simon, Reiner Schulte, JuttaSteck (Redaktion), Pfr. Thomas Steiger, Paul Thissen,Hanna und Sara Wagner.

Herausgeber : Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart

ISSN: 1436-0276 Schriftleitung: Diözesanmusikdirektor Walter Hirt Redaktion: Jutta Steck Beiträge: Auf CD oder per E-Mail (jeweils im Word-

Format) an das Amt für Kirchenmusik Herstellung: Werner Böttler, GrafikSatzBildDruck

72141 Walddorfhäslach, (0 71 27) 92 70 10 Auflage: 3.900 Exemplare Titelbild: Romwallfahrt des DCV 2017

Die KMM stehen Ihnen auch unter www.amt-fuer-kirchenmusik.deim pdf-Format zur Verfügung. Sollten Sie vondieser Möglichkeit Gebrauch machen, so bittenwir Sie, uns zu informieren. Sie helfen uns da-durch, Kosten zu sparen. Herzlichen Dank!

Klavier- und Gitarrenbuchzum GotteslobKlavierbuch erarbeitet von Thomas Gabriel (Leitung),

Bernhard Blitsch, Horst Christill und Johann Simon Kreuzpointner

offizielle Begleitpublikation für Klavier, hrsg. im Auftrag der (Erz)Bischöfe Deutschlands, Österreichs und Bozen-Brixen

Vorspiele und Begleitsätze zu allen Liedern und Gesängen des Stammteils

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Einführungspreise bis zum 15. Januar 2018 Preisänderungen, Irrtum und Liefermöglichkeiten vorbehalten

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450 Gitarrenbegleitungen zu den Liedern sowie zu einer Auswahl wichtiger Gesänge aus dem Gotteslob-Stammteil

mit Melodie, allen Strophen (unterlegt) und Akkordsymbolen

bei schwierigen Tonarten Angaben für das Capodaster-Spiel

mit Einlegekarte zur Harmonisierung der Psalmtonformeln, mit der das singende Medi-tieren der Psalmen unterstützt werden kann

Einführungspreise verlängert!

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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

„So predigt Gott das Evangelium auchdurch die Musik.“ Dieser Satz von Mar-tin Luther klingt wirklich klasse. Ja, dasEvangelium und der Gottesdienst istdas Herz aller Kirchenmusik. Im Ge-denkjahr „500 Jahre Reformation“ kanndieses Bewusstsein in seiner ökumeni-schen Dimension unseren Blick schär-fen auf den Weg, der vor uns liegt. Wenn„Einheit und Versöhnung nicht nur imKopf geschehen, sondern zuerst in denHerzen, in der persönlichen Frömmig-keit, im Leben des Alltags und in dermenschlichen Begegnung“ (Walter Kar-dinal Kasper) – dann ist die Kirchen-musik einer der wichtigsten Säulen ge-lebter Ökumene. Die Position derjeweils anderen Konfession in ihrer vol-len Gestalt und Unverwechselbarkeit zusehen und anzunehmen bleibt die zen-trale Herausforderung. Der Brücke derKirchenmusik kommt dabei zentrale Be-deutung zu.

Das Singen ist das Fundament allerMusik – der Kirchenmusik sowieso. Wirsingen, was wir glauben. Wir glauben,was wir singen. Die Hälfte der Liederdes noch „jungen“ katholischen Ge-sangbuches Gotteslob sind auch imevangelischen Gesangbuch der Lan-deskirche Württemberg vertreten. Indiesem Sinne: Ökumene klingt klasse!„Ökumene liegt nicht in der Mitte

zwischen den Konfessionen, sondernin der Mitte des Bekenntnisses selbst.Und so müssen wir alle – wollen wirwirklich Christen sein - katholischer,evangelischer, rechtgläubiger werden“,so Hans Maier, ehemaliger bayrischerKulturminister.

Die Arbeiten an den Begleitpublikatio-nen zum Gotteslob gehen weiter.Neben den in dieser Ausgabe angekün-digten Publikationen stehen weitereTonaufnahmen der Eigenteilgesängean, um vor allem die neuen Lieder undGesänge noch bekannter zu machen.

Eine gelungene Romwallfahrt des Cäci-lienverbandes liegt hinter uns – eingroßartiger Auftakt des 150-jährigenJubiläums. Manches, was beim Diözes-ankirchenmusiktag erklingen wird,konnte in den päpstlichen BasilikenRoms bereits erprobt werden.

Viel Freude beim Lesen der weiteren Anregungen und Informationen dieserAusgabe wünscht Ihnen

Walter Hirt

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2Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2017

■ Liturgie aktuell

Mit allen Sinnen Gottes Geheimnis wahrnehmenAnsprache von Papst Franziskus anlässlich des Internationalen Kongresseszum 50-jährigen Jubiläum der Kirchenmusik-Instruktion „Musicam sacram“am 4. März 2017

Liebe Brüder, liebe Schwestern,

ich freue mich, Euch allen zu begegnen,die Ihr aus verschiedenen Ländern hierin Rom zusammengekommen seid, uman der Tagung „Musik und Kirche: Kultund Kultur fünfzig Jahre nach „MusicamSacram“ teilzunehmen, die der Päpstli-che Rat für die Kultur und die Kongrega-tion für das katholische Bildungswesenin Zusammenarbeit mit dem Päpst-lichen Institut für Kirchenmusik unddem Päpstlichen Liturgischen InstitutSant‘ Anselmo organisiert haben. Ichbegrüße Euch herzlich, angefangen beiKardinal Gianfranco Ravasi, dem ich fürseine Einführung danke. Ich wünschemir, dass sich die in diesen Tagen erleb-te Erfahrung der Begegnung und des Dialogs im gemeinsamen Nachdenkenüber die Kirchenmusik und vor allemüber ihre kulturellen und künstlerischenAspekte als fruchtbar für die kirchlichenGemeinschaften erweisen möge.

Ein halbes Jahrhundert nach der Instruk-tion „Musicam sacram“ wollte die Ta-gung unter einem interdisziplinären undökumenischen Gesichtspunkt die der-zeitige Beziehung zwischen Kirchen-musik und zeitgenössischer Kultur, zwi-schen dem von der christlichen Gemein-schaft übernommenen und verwende-ten musikalischen Repertoire und denvorherrschenden musikalischen Ten-denzen vertiefen. Sehr wichtig war auchdas Nachdenken über ästhetische und

musikalische Ausbildung sowohl derPriester und der Ordensleute als auchder im pastoralen Leben noch konkreterin den „Scholae cantorum“ engagiertenLaien. Das erste Dokument, das dasZweite Vatikanische Konzil erlassen hat,war die Konstitution über Liturgie „Sacrosanctum conilium“. Die Konzils-väter waren sich der Schwierigkeiten derGläubigen deutlich bewusst, an einer Liturgie teilzunehmen, deren Sprache,Worte und Zeichen sie nicht mehr voll-kommen verstanden. Um die von derKonstitution aufgezeigten Grundzüge zukonkretisieren, wurden Instruktionen er-lassen, zu denen auch die Instruktionüber die Kirchenmusik gehört. Wenn-gleich keine neuen lehramtlichen Doku-mente über das Thema erstellt wurden,hat es seitdem verschiedene wichtigepäpstliche Beiträge gegeben, die der Re-flexion und dem pastoralen Engagementeine Ausrichtung gegeben haben. DieEinleitung der besagten Instruktion istimmer noch von großer Aktualität: „Ihrevornehmere Form nimmt eine liturgischeHandlung an, wenn man sie singendvollzieht, die liturgischen Diener jederStufe ihr Dienstamt ausüben und dasVolk sich an ihr beteiligt. In dieser Formwird nämlich das Beten inniger zum Aus-druck gebracht, das Mysterium der hei-ligen Liturgie und ihr hierarchisches undgemeinschaft liches Wesen besser ver-deutlicht, durch den Einklang der Stim-men dieEinheit der Herzen vertieft, durchden Glanz des heiligen Geschehens der

Veröffentlicht in der „Tagespost“

Übersetzung aus dem Italienischenvon Claudia Reimüller

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Geist leichter zu Höherem erhoben, und die ganzeFeier wird klarer zum Vorausbild der himmlischenLiturgie der heiligen Stadt Jerusalem“ (Nr. 5).

Mehrfach hebt das Dokument den Anweisungendes Konzils folgend hervor, dass die Teilnahmeder ganzen Gemeinschaft der Gläubigen, die als„tätig, bewusst und voll“ beschrieben wird,wichtig ist und unterstreicht außerdem in allerDeutlichkeit, dass „die wahre Feierlichkeit einerliturgischen Handlung nicht so sehr von derPracht des Gesanges und einem aufwendigenZeremoniell abhängt, als vielmehr von der Wür-de und Frömmigkeit der Feier“ (Nr. 11). Es han-delt sich also vor allem darum, intensiv am Ge-heimnis Gottes teilzuhaben, an der „Theopha-nie“, die sich in jeder Eucharistiefeier vollzieht,in der der Herr inmitten seines Volkes gegenwär-tig wird, das aufgerufen ist, wirklich am Heil teil-zuhaben, das Christus, der gestorben und auf-erstanden ist, verwirklicht. Die aktive und bewusste Teilnahme besteht also darin, tief indieses Geheimnis eindringen zu können, es zubetrachten, anzubeten und anzunehmen, seineBedeutung wahrzunehmen, vor allem dank dergläubigen Stille und der „Musikalität der Spra-che(…), in der der Herr zu uns spricht“ (Predigtin Santa Marta, 12. Dezember 2013). In dieserPerspektive bewegt sich die Reflexion über dieErneuerung der Kirchenmusik und ihren wertvol-len Beitrag. Diesbezüglich zeigt sich eine zwei-fache Mission, die zu verfolgen die Kirche beru-fen ist, vor allem durch alle, die auf verschiede-ner Weise in diesem Bereich tätig sind.

Es handelt sich auf der einen Seite darum,den reichen und vielfältigen aus der Ver-gangenheit überlieferten Besitz zu bewah-ren und aufzuwerten, indem man ihn mitAusgewogenheit in der Gegenwart zur An-wendung bringt und die Gefahr einer no-stalgischen oder „archäologischen“ Sichtvermeidet.

Auf der anderen Seite ist es notwendig, dafür zusorgen, dass die Kirchenmusik und der Kirchen-gesang ganz in die künstlerische und musikali-sche Sprache der Gegenwart „inkulturiert“ sind;

sie müssen es also verstehen, das Wort Gottesin Gesängen, Klängen und Harmonien zu verkör-pern und es in sie umzusetzen, die die Herzenunserer Zeitgenossen in Schwingung versetzenkönnen, indem sie eine angemessene gefühls-mäßige Atmosphäre schaffen, die für den Glau-ben bereit macht und die Annahme des Geheim-nisses, das gefeiert wird, sowie die volle Teilnah-me an ihm hervorruft.

Natürlich hat die Begegnung mit der Moderneund die Einführung der gesprochenen Sprachenin der Liturgie viele Probleme hervorgerufen:sprachliche Probleme, Probleme der Form undProbleme des musikalischen Stils. Manchmalhaben eine gewisse Mittelmäßigkeit, Oberfläch-lichkeit und Banalität auf Kosten der Schönheitund Intensität der Liturgiefeier vorgeherrscht.Daher können die verschiedenen Protagonistenin diesem Bereich, Musiker und Komponisten,Dirigenten und Choristen der „Scholae canto-rum“, Gestalter der Liturgie, einen wertvollenBeitrag vor allem zur qualitativen Erneuerungder Kirchenmusik und des Kirchengangs leisten.Um diesen Weg zu fördern, muss im Dialog mitden musikalischen Strömungen unserer Zeit,mit den Instanzen der verschiedenen Kulturbe-reiche und in einer ökumenischen Haltung eineangemessene musikalische Ausbildung geför-dert werden, auch bei denen, die sich daraufvorbereiten Priester zu werden.

Liebe Brüder und Schwestern, ich danke Euchnochmal für Euren Einsatz im Bereich der Kirchen-musik. Möge die Jungfrau Maria Euch begleiten,die im Magnifikat die barmherzige Heiligkeit Got-tes besungen hat. Ich ermutige Euch, dieses wich-tige Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: der li-turgischen Versammlung und dem Volk Gottes zuhelfen, mit allen körperlichen und geistlichen Sin-nen das Geheimnis Gottes wahrzunehmen undan ihm teilzuhaben. Die Kirchenmusik und derKirchengesang haben die Aufgabe, uns das Ge-fühl für die Herrlichkeit Gottes zu schenken, fürseine Schönheit und für seine Heiligkeit, die unswie eine „leuchtende Wolke“ umfasst.Ich bitte euch, für mich zu beten, und erteileEuch von Herzen den apostolischen Segen.

Liturgie aktuell

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Mitte März war ich in Rom. Mit vierhun-dert Chorsängern. Das ist ein großerHaufen von Menschen. Und die alle un-ter einen Hut zu bringen, ist ganz schönanstrengend. Sie müssen transportiertwerden, damit sie gemeinsam zur rech-ten Zeit am rechten Ort sind. Die stren-gen Kontrollen müssen zügig absolviertwerden. Alle wollen zur gleichen Zeit es-sen. Und vor allem: Eine Gruppe aus400 Personen will erst noch zu einemChor geformt werden.

Bei so einem Unternehmen gibt es auchSchwierigkeiten: Einer geht verloren imTrubel der großen Stadt. Einer wirdkrank. Einer verpasst den Anschlussund kommt zu spät. Und dem einenoder anderen passt einfach irgend et-was nicht. So etwas kommt vor, wennviele Menschen dicht aufeinander sind.Jeder ist eigen, aber kann seine Eigen-heiten nicht ausleben in dem Moment,muss sich zurück nehmen und anpas-sen. Da ist schon mal einer enttäuschtoder beleidigt.

Im Rückblick muss ich sagen: Alles haterstaunlich gut geklappt. Besser, als iches erwartet hatte. Und ich glaube, dafürgibt es hauptsächlich einen Grund: DieGruppe hat jeden Tag miteinander ge-sungen. Und dazu noch: zum Lob undzur Ehre Gottes gesungen. Wir warennicht in erster Linie auf einer Urlaubs-oder einer Bildungsreise. Nein, wirwaren Pilger. Auf dem Petersplatz, beider Papstaudienz, sind wir die größteGruppe gewesen. Unübersehbar undvor allem unüberhörbar haben wir un-seren Glauben bekannt. Der Papst hat

uns gesehen und gehört und unsereGruppe begrüßt. Wie stolz wir da waren!Beim Gottesdienst in der Kirche SantaCaecilia haben wir uns besonders an-gestrengt. Die Heilige, die dort begra-ben ist und verehrt wird, ist die Schutz-patronin der Kirchenmusik. Und wirsind hinterher regelrecht beseelt gewe-sen, weil’s so schön war. Diese Erleb-nisse waren besonders. Dabei vorallem das Gefühl, wie viel möglich ist,wenn man gemeinsam an einem Strangzieht. Und beim Singen im Chor spürtman das eben sehr deutlich. Chorge-sang funktioniert erst dann, wenn esein Geben und Nehmen jedes einzel-nen ist. Nur so entsteht Harmonie, undnicht alles hört sich gleich an, sonderndifferenziert, fein, zärtlich oder kraft-voll. Als Sänger spürt man, wann undwie das gelingt, und es tut gut, ein Teildavon zu sein, Teil von etwas Großem,Teil vom großen Ganzen.

Auf der Romreise habe ich erfahren:Das wirkt sich auch auf die anderen Be-reiche des Lebens aus. Es überträgtsich. Der einzelne nimmt Rücksicht.Und er ist bereit, sich zu versöhnen,wenn es einen Misston gibt. Weil es aufden Gesamtklang ankommt. Dieseschöne Erfahrung bewahre ich mir – alsVorbild und Ansporn – für die vielen Situationen, wo Menschen unter einenHut zu bringen sind

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2017

Thomas SteigerDiözesanpräses des Cäcilienverbandes

Geistlicher Impuls –Singen versöhnt

Von ThomasSteiger alsRundfunk -pfarrer der Diözese Rotten-burg-Stuttgart gesprochen aufSWR4 amDonnerstag 6. April 2017

Liturgie aktuell5

Antwortpsalmen und Rufe vor demEvangelium – Lesejahr A

Neuauflage unter Berücksichtigung der revidierten Einheitsübersetzung –Eine Handreichung für den Gottesdienst. Herausgegeben von Walter Hirt.

Die vorliegende Publikationrichtet den gesungenen Vor-trag des Antwortpsalms unddes Hallelujarufes für das Lese-jahr A des Kirchenjahres an ein-facheren kirchenmusikalischenVerhältnissen aus. Die Kehrver-se liegen dem Stammteil desneuen Gebet- und Gesangbu-ches GOTTESLOB zugrunde. DieAntwortpsalmen sind auf viertei-lige Psalmtonmodelle von Hein-rich Rohr unterlegt. Die erste Hälf-te ist identisch mit den klassischenPsalmtönen, was den Einstieg erleichtert. An-ders als die wechselchörige Meditation der Psal-men in den zweiteiligen Psalm tönen des Stun-dengebets unterstreicht die auf die Vierteiligkeiterweiterte Melodieformel den Verkündigungs -

charakter des solistisch vorgetragenen Ant-wortpsalms. Neben dem Antwortpsalm ist derHalleluja-Vers jeweils auf derselben Doppelseitein einem der zweiteiligen Psalmtonmodelle ein-gerichtet. Die Harmonisierungsvorschläge derPsalmtonmodelle sind mit Akkordsymbolen dar-gestellt. Die Begleitung des Kantors / der Kan-

torin kann somit auch durch ein Sai-teninstrument (z. B. Gitarre) erfolgen.Diese Art der Begleitung liegt in derEntstehung der Psalmen selbst be-gründet: „psalmoi“ sind „Lieder zurHarfe“. Diese Handreichung für den Gottesdienst stellt somit eine ele-mentare Hilfestellung dar, den Ant-wortpsalm und Hallelujaruf liturgisch adäquat vorzutragen.

Die vorliegende überarbeiteteNeuauflage enthält die textlichenAnpassungen, die aufgrund der

neuen Einheitsübersetzung der Bibel vorgenom-men wurden.

Überarbeitete Neuauflage 2017, 240 Seiten, 18 x 27 cm, ISBN: 978-3-89710-715,Bonifatius-Verlag

Ein Stapel Liturgischer Kalender – über ein ViertelJahrhundert angesammelt in einem Kirchenmusikbüroeines Dekanatskirchenmusikers. Tag für Tag, Seite fürSeite gelesen mit der Frage: „Was feiern wir heute“? Warum bewahrt mein Kollege auf, was vorüber ist? Werwill noch wissen, wann Ostern vor zehn Jahren war?Die Schriftstellen waren dieselben wie in diesem Jahrund werden es auch in zehn Jahren sein. Seinen per-sönlichen Kalender nach Ablauf des Jahres aufzube-wahren kann Sinn machen, aber einen liturgischen?„Ich will dich preisen Tag für Tag“. Das ist schnell ge-sungen. Doch im Leben eines Kirchenmusikers gibt esZeiten, wo dieses „Tag für Tag“ zur Last werden kann. Nicht weil das Singen selbst die Last wäre,sondern so manches im Leben, was anders kommt als erwartet. Wer auch dann weitersingt: „amMorgen deine Huld zu verkünden und in den Nächten deine Treue“, ist selbst Zeichen dieser Treue.Ein Stapel Liturgischer Kalender, eines Tages ein ganzes Berufsleben hoch.

Mein lieber Kollege, danke für diese Treue! DMD Walter Hirt

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 20176

Ich habe gehört, dass es ein geheimer Akkord war,Den David spielte und der Gott gefiel.Aber du machst dir nicht wirklich viel aus Musik, oder?Es geht so:

Die Quarte, die Quinte, Moll runter, Dur rauf. Der verwirrte König komponierte Halleluja

Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja

Dein Glaube war stark, doch du brauchtest BeweiseDu sahst sie baden auf dem Dach (*1)

Ihre Schönheit und das Mondlicht überfluteten dichSie band dich an einen KüchenstuhlSie zerbrach deinen Thron (*2), sie schnitt dir das Haar ab (*3)

Und entlockte deinen Lippen das Halleluja

Vielleicht war ich schon mal hierIch kenn’ dieses Zimmer, hab’ diesen Boden schon mal beschrittenIch lebte alleine, bevor ich dich kennenlernteIch hab’ deine Flagge auf dem Marmorbogen geseh’nLiebe ist kein TriumphzugEs ist ein kaltes und ein gebrochenes Halleluja

Du sagst, ich habe den Namen Gottes missbraucht,Dabei kenne ich den Namen noch nicht einmal.Aber wenn es denn so ist, welche Bedeutung hat das für dich?In jedem Wort flammt eine gewisse Glut,Es ist egal, welches du gehört hast:Das heilige oder das gebrochene Halleluja.

Ich gab mein Bestes, doch es war nicht viel.Ich konnte nichts fühlen, deshalb versuchte ich zu berühren.Ich sagte die Wahrheit, ich bin nicht gekommen, um dir was vorzumachen.Und auch wenn alles schief gegangen ist,Werde ich vor dem Gott des Gesangs stehen,Mit nichts auf meiner Zunge, als ein Halleluja.

Gregor Simon

Leonard Cohen: Halleluja – Ein Song für den Gottesdienst?

Wenn es wahr ist, dass wir im geistlichen Lied singen, was wir glauben, dann gilt es, häufigerzu reflektieren, welche Aussagen sich hinter den Liedtexten verbergen.

Nachfolgendes Lied wird immer wieder zu Hochzeiten gewünscht.Allgemein wenig bekannt ist aber der negative Text, der nicht gerade guter Liebeslyrik, geschweige denn dem christlichen Glauben entspricht.

*1) Anspielung aufBathseba, dieFrau Urijas, dieDavid ihm ausge-spannt hat

*2) Anspielung dar-auf, dass zur Stra-fe Davids Reichnach seinem Todin zwei Teile zer-brach

*3) Anspielung aufDalilah, die Sam-son seine langenHaare abschnitt,in denen das Ge-heimnis seinerübermensch-lichen Kraft lag

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Bereits in den urzeitlichen religiösenRiten der „Naturvölker“ spielte die

Musik durch ihren immateriellen Zau-ber – neben dem Tanz – eine zentraleRolle für die „innere Verbindung“ derGemeinschaft mit den angebeteten„höheren göttlichen Mächten“ [re-ligiovon religere, lat. „verbinden“]. Auch fürden alttestamentlichen SalomonischenTempel zu Jerusalem ist die herausra-gende Rolle der Musik reichlich ver-bürgt, durch die stereophonisch geteiltgesungenen Psalmodien sowie auchdurch die häufige Erwähnung von Mu-sikinstrumenten wie Harfen, Orgeln,Saiten- und Blasinstrumenten in et-lichen Psalmtexten oder in deren Über-schriften.

Nach dem Schisma zwischen der oströ-misch-byzantinischen und der westlich-römischen, katholischen Kirche desFrühmittelalters entwickelten sich zweivoneinander völlig unterschiedlicheRichtungen in der kirchenmusikali-schen Praxis: Während in den Ost -kirchen bis auf den heutigen Tag nur vokale, zu Beginn auf bestimmte Modi basierende, einstimmige, vom Mönchs-gesang beeinflusste melismatischeMusik und dann, später auch auf nurDreiklangharmonik bezogene, homo-phone Chormusik in griechischer bzw.altslawischer Sprache praktiziert wurdeund noch wird, unter Verbannung jeglicher Instrumente und der Polypho-nie, begannen im westlichen Ritus sichder einstimmige modale ambrosiani-sche und etwas später der ebenfallseinstimmig-modale gregorianische Ge-

sang in lateinischer Sprache zu verbrei-ten.

Fast paradox mutet an, dass im fort-schreitenden Mittelalter des Westensdie aus Byzanz/Konstantinopel „impor-tierte“ und zuvor stets beim Betretender circenses, der „Zirkus-Stadien“,durch den Kaiser anläßlich brutaler Gla-diatorenkämpfe festlich erklingendeund den Monarchen als „Gottähn-lichen“ verherrlichende Orgel nun imWesten allmählich in die Kirchen „ver-bannt“ wurde, um dieselbige zu „bän-digen“ und zu „sakralisieren“.

Dank der Einführung der Orgel in derwestlichen Kirche konnte sich hier,neben dem einstimmigen gregoriani-schen Gesang, allmählich das parallel,in Quint-Oktav-Klängen geführte orga-num herausbilden, welches letztlich inder ars nova zur Entwicklung der Mehr-stimmigkeit bis hin zur prächtig stren-gen Vokalpolyphonie eines Palestrinaund schlussendlich zum altehrwürdi-gen stylus gravis, auch Motettenstil ge-nannt, welcher später bei Bach seineKrönung erfahren sollte.

Besonders auffallend scheint die Tat -sache, dass in der östlichen Orthodoxieund auch in der römisch-katholischenvokalen, bzw. vokal-instrumentalenvor reformatorischen Musik die meistgriechisch, bzw. lateinisch vertontenTexte ausnahmslos „vertikal“ von derGemeinde der Gläubigen hin zu Gott inseiner Dreieinigkeit, zu Christus, zurGottesmutter Maria sowie zu den Heili-

Schwerpunktthema

■ SchwerpunktthemaMichael Radulescu

Martin Luther und die Zukunft der Kirchenmusik

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 20178

gen gerichtet sind, als Buße, als Bitte, als Lob-und Danksagung oder als Verherrlichung.

Mit dem Anschlagen seiner 95 Thesen ansPortal der Wittenberger Schloßkirche am

31. Oktober 1517 eröffnet Martin Luther dasneue Paradigma der Reformation. Diese ver-dankt wesentlich ihren Erfolg auch den drama-tischen geistigen Umwälzungen im Spätmittel-alter, die durch das neue, kopernikanische geo-zentrische Weltbild, durch die Entdeckung Ame-rikas durch Kolumbus und die Erfindung undVerbreitung des Buchdruckes dank JohannesGutenberg bedingt wurden.

Luther, dem wir vor allem durch seine 1534 inDruck erschienene Bibelübersetzung die Entste-hung der deutschen Sprache verdanken, be-zieht sich geistig auf die vier Evangelien, auf denPsalter, auf Paulus und Aurelius Augustinus so-wie – indirekt, rückblickend – auf die „Ermah-nungen“ des Gerhard Groote (gest. 1384) an dievon diesem gegründete „Gemeinschaft der Fra-terherren“ und ebenso auf die „Nachfolge Chri-sti“ des Fraterherren Priesters Thomas von Kem-pen (gest. 1471). In seinem „Großen Kate-chismus“ von 1529 und den „Schmalkandi-schen Artikeln“ von 1537 formuliert Luther sei-ne wichtigsten theologischen Standpunkte,nämlich:

a) Den Primat Christi, als desjenigen, der füruns, für jeden Einzelnen („pro me“) gekom-men ist, gelitten hat und am Kreuze verstor-ben ist (imitatio Christi: geistige Vereinigungmit ihm).

b) Die Rechtfertigung vor Gott nur kraft gött-licher Gnade und der Stärke des eigenenGlaubens und nicht nur durch die „gutenWerk allein“ (käuflicher „Ablass der Sün-den“ durch den Klerus).

c) Auf Paulus sich beziehend, die Stärkung un-seres Glaubens durch das gehörte, gespro-chene und gesungene Wort; daraus folgt:

d) Die zentrale Rolle der Musik als „verbinden-der Kraft“ unter den Christmenschen, in An-lehnung an Aurelius Augustinus’ Diktum„cantare amantis est“ („Singen ist Sache

des Liebenden“), sich auch auf Paulus’ Pri-mat der „Liebe“ vor Glauben und Hoffnungberufend.

In seinen zwei Katechismen von 1529, dem gro-ßen, ausführlichen, den „Docti und Theologi“gewidmeten und dem kleinen, mit den gleichenHauptgedanken des großen Katechismus’, nurkürzer und vereinfachend verfasst, der „Jugendund dem Gesinde“ adliger und bürgerlicher Fa-milien zugedacht, behandelt Luther zunächstdie Dreieinigkeit Gottes, gefolgt von den dreimiteinander verbundenen und ineinander ver-wobenen Hauptkategorien seines neuen Kate-chismus: a) Gesetz des Herrn (Die Zehn Gebote),b) Glaube und c) Gebet des Herrn (Das „Vaterunser“), und den beiden Sakramenten: 1) derstets durch Buße zu erneuernden Taufe(„Schuldbekenntnis des Einzelnen“) und 2) desAbendmahls („persönliches Bekenntnis zur Ge-meinschaft der Gläubigen vor Gott“). Danachschließt der Autor den großen Katechismus miteiner „Kurzen Ermahnung zur Beichte“ ab.

Unermüdlich fördern Luther und seine Mitge-fährten durch etliche ins Deutsche übertra-

gene altkirchlich-lateinische Texte unter weit -gehender Beibehaltung ihrer ursprünglichencantus firmi (so wird zum Beispiel „Veni Redemptor gentium“ zu „Nun komm, der HeidenHeiland“, „Veni Sancte Spiritus“ zu „Komm, hei-liger Geist“, „Veni Creator Spiritus“ zu „Komm,Gott, Schöpfer, heiliger Geist“) die Schaffungneuer Lieder sowohl für den kirchlichen Gemein-degesang wie auch für Familien-Hausandachtendes Bürgertums. Zudem entstehen jetzt auchzahlreiche neue, zum Teil auf Luther selbst zu-rückgehende Lieder mit eigenen Weisen, wel-che, ursprünglich als Tenorlieder der Renaissan-ce (drei- oder vierstimmige polyphone Sätze mitdem jeweiligen cantus firmus im Tenor) vorge-sehen, eine weite Verbreitung in adligen undbürgerlichen Familien erfahren und später zumTeil auch die Basis des festlichen Kirchengem-eindegesanges bereichern sollten.

Gerade diese Doppelgleisigkeit von festlichemKirchengemeindegesang in der Muttersprache

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einerseits, und dem solistischen oder mit Instru-mentalbegleitung Musizieren von Kirchenlie-dern anläßlich familiärer Andachten anderer-seits, sollte nun der Musik eine herausragendeBedeutung verleihen, nämlich nicht nur als anGott gerichtete Lobpreisung oder Bitte, sondernals die Mitmenschen unmittelbar belehrendeund musikalisch innerlich bewegende Verkün-digung.

Nachweisliche Belege für diese Praxis im 17.Jahrhundert sind vor allem die meist knappen,für ein Tasteninstrument „manualiter“ konzi-

pierten Choralbearbeitungen und -partiten vonDietrich Buxtehude, Georg Böhm oder JohannPachelbel. Weitere Zeugnisse dieser geistigenHausmusikpraxis finden sich auch für das 18.Jahrhundert in etlichen frühen, kurzen manua-liter gesetzten und für den Hausgebrauch be-stimmten Choralbearbeitungen J. S. Bachs, de-nen die jeweils verwendete Choralmelodie mitunterhalb beigefügter bezifferter Generalbaß-stimme folgt [siehe dazu: „Wer nur den liebenGott lässt walten“, BWV 690/691, „Christ lag inTodesbanden“, BWV 695 oder die Fantasia „Jesu, meine Freude“, BWV 713]. Diese letzter-

Schwerpunktthema

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201710

wähnte Notationsweise der Lieder begegnet uns auch paradigmatisch im durch Georg Chri-stian Schemelli unter aktiver Mitwirkung Bachs1736 in Leipzig publizierten „Geistreichen Ge-sangbuch“, einer reichen Sammlung von An -dachts, Gedenk- und Erbauungsliedern mitjeweils hinzugefügter bezifferter Generalbass-begleitung.

Im kirchlichen Gemeindegesang besteht nun dieFunktion der Orgel einerseits meist aus Stegreif-improvisationen oder komponierten Vorspielen,welche die Gemeinde tonartlich und geistig-af-fektiv auf den jeweiligen Textinhalt einstimmensollen, und andererseits, aus ihrer aktiven Füh-rungsfunktion des kirchlichen Gemeindegesan-ges. Die Orgel spielt hier nicht nur eine die Ge-meinde „begleitende“ Rolle, sondern sie mussdie singende Menge „führen“, und zwar peda-liter und meist mit „sattem“ Orgelklang.

Ein Vergleich der römisch-katholischen mitder lutherschen Kirchenmusik der Spätre-

naissance und des Frühbarocks offenbart,neben zahlreichen rein musikalisch-stilisti-schen Übereinstimmungen, auch entscheiden-de Unterschiede. Die Hauptfunktion der Musikim römisch-katholischen Ritus ist vor allem einehochentwickelte, feierliche Ausschmückung desGottesdienstes durch die zeremonielle Anmuthochrangiger Musik. Das Hauptziel der luther-schen Kirchenmusik hat hingegen als Hauptziel,als verkündigende Botschaft Christi, die Hörer-schaft seelisch affektiv und geistig, als Gemein-schaft und als Individuen innerlich zu berei-chern, tief zu bewegen und zu überzeugen. Da-mit aber wird der Musik (Zahlen/Schwingun-gen/Intervalle/Harmonien in Bewegung), außerihrer Definition als „freier Kunst“ des antikenQuadriviums, neben Arithmetik (statische Zah-len), Geometrie (statische Formen) und Astro-nomie (Formen in Bewegung), zusätzlich einestarke Bindung an das antike Trivium (Gramma-tik, Rhetorik, Dialektik=Logik) zugebilligt, umdie Hörerschaft auch affektiv innerlich zu über-zeugen, zu bewegen, ja sogar zu überwältigen.

Der Bezug der Musik zur Rhetorik offenbart sich

zunächst in der häufigen Anlehnung musikali-scher Großformen an die formalen Aufbauregelnantiker Redekunst für den Vortragenden, undebenso auch in der Übernahme manchersprach-rhetorischer Vortragsfiguren wie repeti-tio (intensivierende Wiederholung von Motiven),tmesis (dramatischer Abbruch der Rede zur Stei-gerung der Aufmerksamkeit beim Hörer), dubi-tatio (Zweifel als „gespielte Unsicherheit“ durch„zaudernd geführte“ Sequenzen zur Erhöhungder Spannung), hypotyposis (graphische Dar-stellung eines Gegenstandes etwa eines Kreu-zes, oder „lodernder Feuerzungen“ durch gra-phisches Positionieren der Noten), heterolepsis(Fortsetzung eines Stimmenstrangs durch eineandere Stimme, die Vereinigung in Liebe sugge-rierend) mit dem Zweck den/die Hörer zu „über-zeugen“, ja ihn/sie zu „überwältigen“.

Aus dem 16. Jahrhundert sind uns lehrreicheTraktate zur „musikalischen Figurenlehre“ erhal-ten, wie die „Praecepta musicae practicae“,Magdeburg 1563 und die „Musicae practicaeelementa“, Magdeburg 1571 von Gallus Dressler sowie, von Joachim Burmeister, das„Hypermnoematum musicae practicae“, Rostock 1599 und die „Musica practica“, Ro-stock 1606. In diesen Schriften werden ganz bestimmte Tonfolgen als musikalische Figurenbeschrieben, welche eine diastematische Auf-wärts-, Abwärts- oder Kreisbewegung anzeigenoder durch ihre Form auf dem Papier einen Gedanken, eine Idee wie die Auferstehung, Lob,Verherrlichung oder Herabkunft Jesu auf Erden,Tod und Grablegung Jesu zu vermitteln vermö-gen; durch starke chromatische Gänge und„schmerzhafte“ Querstände sollen die Zuhörerinnerlich bewegt, ja erschüttert werden bis hinzu einer compassio, zu einem tiefen Mitfühlenund -erleben des Leidens Christi oder der Märtyrer.

Auch die seit dem Altertum bekannten unddurch die mittelalterliche Scholastik überliefer-ten Proportionalitäten zwischen Einzelteilen ei-ner „Menge“ und deren Verhältnis zum Ganzenbzw. untereinander spielen nun eine gewichtigeRolle im formalen Aufbau einer Komposition.

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Diese Proportionen können den harmonikalenVerhältnissen konsonanter Intervalle (1:2 = Ok-tav, 2:3 = Quint, 3:4 = Quart, 4:5 = gr. Terz, 5:6= kl. Terz) auf Pythagoras’ Monochord entspre-chen oder sich sogar dem Goldenen Schnitt, derproportio divina („A:B = [A+B]:A) annähern, wasder Musik wieder ihre quadriviale Beschaffen-heit bestätigt, als „klangliche Architektur erleb-ter Zeit“. In diesem Zusammenhang stellen diegroßen, zyklischen Meisterwerke Bachs einenwahren Höhepunkt dar, vermag doch der Kom-ponist durch die Tonartenfolge der einzelnenSätze, durch all die rhetorischen und formalenMittel z. B. in seinem „Dritten Theil der Clavier-Übung“ für Orgel, Luthers „Großen und KleinenKatechismus“ musikalisch, rhetorisch, architek-tonisch und affektiv überwältigend darzustellenund für Spieler und Hörerschaft neu erlebbar zumachen und zu verkündigen, entstand doch dasmonumentale Werk 1739 in Leipzig, wo Lutherzwei Jahrhunderte zuvor, zu Pfingsten 1539 dieReformation eingeleitet hatte.

Das nun neue Paradigma des lutherschen Hoch-barock erfuhr zudem auch wesentliche neue Im-pulse aus dem römisch-katholischen Italien, wodurch Monteverdis drastisch die Leidenschaftenausdrückende „seconda prattica“, im „stile con-citato“ seiner Opern, die Musik den Zuhörer tiefzu bewegen vermag, als Folge der Renaissanceund des durch diese propagierten Humanismus. Zu diesen Erneuerungen gesellte sich nun auchdie allmähliche Entwicklung (wohl)-temperierterStimmsysteme in Italien und Deutschland, wo-durch die mitteltönige Temperatur allmählichabgelöst und somit nun die Nutzung auch ent-fernter Tonarten, sogar bis hin zu B-Moll (als ex-tremum enharmonicum) und H-Dur (als extre-mum chromaticum), ermöglicht wurde.

In der Folge entwickelte sich auch eine zum Teilziemlich widersprüchliche Lehre der Tonarten-charakteristiken, wonach jeder Tonart ein be-sonderer Affektgehalt zugeordnet wurde. So ste-hen nun besonders feierliche Sätze in den„strahlenden“ Tonarten C- oder D-dur, ruhig-sanft pastorale in F- oder C-dur; die Moll-Tonar-ten und vor allem jene im Quintenzirkel weit ent-

fernt stehenden werden nun im Spätbarock fürtiefe, stark mitfühlende Affekte des Leidens, derTrauer, wie für Jesu Tod am Kreuze – gleichsamals geistige Vereinigung mit dem Heiland, alsunio mystica – verwendet, wofür das B-Mollbeim Schrei Jesu „Eli, eli lama, lama asabthani“in Bachs Matthäus-Passion und ebenso auchbeim „Und da kreuzigten sie ihn“ des Evangeli-sten unmittelbar nach der „Eilt, ihr angefochte-nen Seelen“-Baßarie in der Johannes-Passionparadigmatisch als „extremum enharmonicum“steht.

Wo stehen, wo befinden wir uns heute kom-positionstechnisch und geistig auf dem

Gebiet der geistigen Kirchenmusik, nach denherrlichen Orchestermessen der Wiener Klassik;nach den großen Motetten Brahmsens, denChorwerken Mendelssohn Bartholdys und An-ton Bruckners; nach dem sich an Palestrinaorientierenden, frömmelnden Cäcilianismus;nach den strengen, auf den Frühbarock zurück -greifenden, holzschnittartigen Chor- und Orgel-werken Hugo Distlers oder Johann Nepomuk Da-vids im 20. Jahrhundert, welche zum modalen,meist auf Quartenfolgen beruhenden Satz zu-rückgreifen, beziehungsweise sich auch derPolytonalität zuwenden; nach den lateinischenMessen eines Paul Hindemith, eines Igor Stra-winsky? Haben die sogenannten „Rhythmi-schen Messen“ und die oft gegen den Sprach-duktus der vertonten Texte produzierten Kehr-verse noch irgendeine Botschaft zu kommuni-zieren, wenn sie sich lediglich als Produkte lee-rer, geistloser Theopraxie herausstellen?

Sollten wir nun nicht doch versuchen, den Be-griff Augustinus’ der „Musik der Stille“ zu beher-zigen, ohne nur still zu flüstern, sondern dieMusik selbst jeweils „aus völliger Stille“ undKonzentration heraus entstehen und wachsenzu lassen?

Sollten wir nicht die vom Zweiten Vaticanum neuformulierte Ökumene auch pflegen und stärkendurch gegenseitige Bereicherung katholischerund protestantischer Gottesdienste, indem manvermehrt die auch geistig so hoch wertvollen Kir-

Schwerpunktthema

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chenkompositionen aus beiden Kon-fessionen, als verpflichtende, „edle gei-stige Brücke“ vermehrt reziprok austau-schen?

Sollten nicht Komponisten, in sichselbst horchend, ihre Musik als „Reso-nanz“ verstehen und erleben, ohne insentimentalen Kitsch zu verfallen? Dazuwäre auch eine Erneuerung der Ton-sprache etwa durch Anwendung selbst-erdachter Tongeschlechter mit Bezug zueiner erneuerten Tetrachord-, bzw. He-xachordlehre vonnöten, unter Berück -sichtigung auch „übermäßiger bzw. ver-minderter Intervalle“, etwa in der Art der „visionären“ TonspracheMessiaens, unter Berücksichtigung undErneuerung von nicht nur diatonischenSystemen.

Sollten nicht der Kompositionsunter-richt und vor allem die Kirchenmusik-ausbildung immer mehr sich demKlang, der Resonanz zuwenden, im Sin-ne einer wahren und wahrhaftigenKlangrede, die uns zu bewegen vermagkraft ihrer inneren Beschaffenheit, mitdem Primat eines konzentriert Er-Hor-chens statt des routinemäßigen „Ab-messens der Intonation“ und einersklavisch-metronomisch maschinellen„Abmessung von Notendauern“?

Sollten sich nicht Theologen, Priester,Kirchenmusiker, ausführende undschaffende Musiker mehr Gedankenzur heilenden Rolle der Musik für unsMenschen machen und die höchsteQualität für eine kirchlich-liturgisch-gei-stige Musik im Namen des Friedens undder Liebe anstreben?

Wien im Dezember 2016

Paul Thissen

Luther und dieKirchenmusikLuthers Schreibgewalt, die in seinenzahllosen Briefen, Flugschriften, Pre-digten und Postillen greifbar wird, gingeinher mit einer ausgeprägten Liebe zurMusik. „Nach der Theologie“, so heißtes in einem Brief aus dem Jahr 1530 vonder Coburg, „könnte keine Kunst derMusik gleichkommen, weil allein sie neben der Theologie das gewährt, wasan anderer Stelle nur die Theologieschafft, nämlich Ruhe und Freude derSeele.“ Luther hat sich niemals syste-matisch mit der Musik befasst. Aller-dings hat er einmal fünf Thesen zu Ei-genschaften und Wirkungen der Musikformuliert, die allerdings nicht genui-nes Eigengut sind, sondern an dieSchrift Complexus effectuum musices(ca. 1475) des berühmten Musiktheore-tikers Johannes Tinctoris (1435-1511) an-knüpfen:

„Ich liebe die Musik. [...] Denn sie ist 1. ein Geschenk Gottes und nicht derMenschen; 2. sie macht fröhliche Her-zen; 3. sie verjagt den Teufel; 4. sie be-reitet unschuldige Freude. Darüber ver-gehen Zorn, Begierden, Hochmut. Denersten Platz nach der Theologie gebe ichder Musik. Das wird klar aus dem Bei-spiel Davids und der Propheten, die al-les, was sie zu sagen hatten, in Metrenund Gesängen ausdrückten.5. Weil sie in Friedenszeiten regiert.Bleibt also fest, und es wird nach unsererZeit besser für diese Kunst sein. Die Her-zöge von Bayern lobe ich darin, dass siedie Musik pflegen. Bei uns in Sachsenwerden Waffen und Kanonen gepredigt.“

Im Rahmen des Studiums der propä-deutischen Wissenschaften (der „Sep-tem artes liberales“, die in das Quadri-

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2017

SCHWERPUNKTTHEMA

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vium [mathematischen Wissenschaften] mitArithmetik, Geometrie, Astronomie und Musikésowie in das Trivium mit Grammatik, Rhetorikund Dialektik [sprachliche Wissenschaften] un-terteilt wurden), die jeder Student vor dem Be-such der höheren Fakultäten, zu denen auch dieTheologie gehörte, zu absolvieren hatte, wurdeMartin Luther mit der quadrivialen Musiké kon-frontiert. Luther lernte nun allerdings nicht nurdie Aspekte der musica speculativa kennen, wiesie das Quadrivium lehrte, sondern auch daspraktische Musizieren. Er spielte Flöte und zu-dem, offenbar mit einem hohen Grad von Pro-fessionalität, Laute. Im Hause Luther wurde, wieder Torgauer Kantor und enge Vertraute Luthersin Sachen Musik, Johann Walter, berichtet, auchdas mehrstimmige Singen gepflegt, wobei erselbst „in cantu figurali den Alt mit sang“. Mitder ihm eigenen Anschaulichkeit verkündete Lu-ther einmal nach einem abendlichen Motetten-singen: Wenn „unser Herr Gott in diesem lebenin das scheißhauß solche edle gaben gegebenhat, was wirdt in jhenem ewigen leben gesche-hen, wo alles perfekt und ergötzlich ist?“

Ähnlich wie das frühe Christentum für seinenGottesdienst auf die synagogale Musikpraxis zu-rückgriff, hat auch die evangelische Kirche nichteine neue und eigene musikalische Sprache undFormenwelt entwickelt, sondern an die Musik-kultur der sog. „alten“ Kirche angeknüpft. In Lu-thers aus dem Jahr 1523 stammender SchriftVonn ordenung gottis dienst yn der gemeyneheißt es: „Das gesenge yn den sontags messenund vesper laß man bleyben, denn sie sind fastgutt, unnd aus der schrift gezogen.“ Von beson-derer Bedeutung waren für den Reformator die

Musik der franko-flämischen Schule und dasmuttersprachliche Kirchenlied, das sich für dieweitere Verzweigung der kirchenmusikalischenGattungen (hier ist z. B. an die Liedmotette, dieLiedmesse und die Choralbearbeitung zu den-ken) und die Entstehung neuer Gattungen (z. B.die Kantate) als besonders wirksam erweisensollte.

Die historische Bedeutung des Einsatzes Lu-thers für das deutsche Kirchenlied kann garnicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Lieddiente nicht nur dem Gottesdienst, sondern hat-te auch einen ausgesprochenen katechetischenCharakter. Deshalb kann man über den ästheti-schen Wert von Text und Musik im Einzelfalldurchaus streiten, dies umso mehr, als Lutherdas Kirchenlied nicht als Kunst verstanden ha-ben will (als solche fungierte die Figuralmusik),sondern ganz pragmatischen Intentionen folgt:Er will durch das Lied mit der Bibel vertraut machen und den Glauben verkündigen.

Auch beim Kirchenlied knüpfen Luther und sei-ne Mitstreiter an die vorreformatorische Über-lieferung an, nämlich an die lateinischen Gesän-ge der katholischen Kirche, an deutsche geist -liche Lieder, aber auch an Volks- und Gesell-schaftslieder. Die Texte wurden im Sinne derneuen Lehre „gebessert“ und / oder aus demLateinischen ins Deutsche übersetzt. Die Anzahlder in Wort und Melodie tatsächlich neuen Lieder ist, was überraschen mag, zunächst ver-hältnismäßig gering, weshalb die Behauptung,Martin Luther sei „Vater und Stifter des deut-schen Kirchengesangs“, selbst von protestan-tischen Hymnologen nicht mehr aufrecht erhal-ten wird.

Beispiele für die – teilweise an schon weit zu-rückliegende Übersetzungen anknüpfende –deutsche Übertragung lateinischer Gesängesind „Nun komm der Heiden Heiland“ („Veni redemptor gentium“), „Komm Schöpfer heilgerGeist“ („Veni craetor spiritus“), „Christe, der dubist Tag und Licht“ („Christe qui lux es et dies“)und „Mitten wir im Leben sind“ („Media vita inmorte sumus“).

Schwerpunktthema

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201714

Weltliche Gesänge wurden durch Neutextierung(die sog. „Kontrafaktur“) zu geistlichen Liedern.Wenn Luther die „Buhllieder und fleischlichenGesänge“ auch verurteilte, so wollte er die„schönen Melodien“ der weltlichen Lieder ret-ten, damit „das Volk durch den gewohnten Klangumso leichter zum Ergreifen der evangelischenWahrheit gebracht werden“ kann. Das Weih-nachtslied „Vom Himmel hoch“ z. B. entstandaus einem für Reigentänze vorgesehenen dörf-lichen Brauchtumslied.

Die aus der Feder Luthers stammenden Liederdarf man als zum Kern des Luthertums gehörigbezeichnen. Wie viele Melodien tatsächlich vonLuther sind, wie viele neu erfunden oder aberaus Modellen und Formeln abgeleitet sind bzw.von Komponisten wie Ludwig Senfl, Seth Calvi-sius oder Johann Walter geschrieben wurden,kann nicht zweifelsfrei gesagt werden. Nimmtman die Liedtexte in den Blick, so sind wohl 36Luther zuzuschreiben. Neudichtungen sind u. a.„Mit Fried und Freud fahr ich dahin“, „Vom Him-mel hoch“, „Christ unser Herr zum Jordan kamund „Ein feste Burg“. Andere Verfasser sind z. B.Lazarus Spengler („Durch Adams Fall ist ganzverderbt“), Eramus Alber („Christe, der du bistder helle Tag“) und Johann Gramann („Nun lobmein Seel, den Herren“).

Unabhängig von der Frage, wer wo wie viele Lie-der geschrieben hat, avanciert Wittenberg zumZentrum des evangelischen Kirchengesangs.Das mag alleine aus der Tatsache ersichtlichwerden, dass als Erscheinungsort des 1524durch den Drucker Jobst Gutknecht in Nürnbergauf den Markt gebrachten „Acht Liederbuchs“Wittenberg angegeben ist. 1529 publizierte JosefKlug in Wittenberg das erste umfangreichereevangelische Gesangbuch, das zwei VorredenMartin Luthers enthielt. Die meisten großen Ge-sangbücher der nächsten Jahre sind vomKlug’schen direkt abhängig. Als bedeutendstesist das 1545 von Valentin Bapst in Leipzig he-rausgegebene Gesangbuch zu nennen, mit demdie Reihe der in direktem Zusammenhang mitLuther stehenden Bücher abschließt. Danachsetzt eine eher regional zersplitterte Liedpro-duktion ein.

Eine Vorstellung mit intensiver Tradition bedarfjedoch, wie Konrad Küster kürzlich nochmalsdeutlich machen konnte, unbedingt der Korrek-tur, nämlich die, muttersprachliches Lied be-deute im lutherischen Gottesdienst automatischvon der Gemeinde gesungenes Lied. Die Lektüreder Luther-Schriften Deutsche Messe und Ord-nung Gottesdiensts (1526) und Das Teutsch ge-sang so in der Meß gesungen wirdt (1526) lässterkennen, dass, „wie man die Dinge auch dreht

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und wendet, an keiner Stelle“ ein „vielfältiger‚luherischer Liedgesang der Gemeinde’ zum Vorschein“ (Konrad Küster, Musik im Namen Luthers. Kulturtraditionen seit der Reformation,Kassel/Stuttgart 2016, S. 22) kommt. Das Sin-gen fiel einem Vorsänger oder einer Vorsänger-gruppe zu, und erst im Verlauf des 17. Jahrhun-derts verlagerte sich der Schwerpunkt des got-tesdienstlichen Singens auf die Gemeinde. Bisdahin aber waren die Teilnehmenden auch deslutherischen Gottesdienstes eher Zuhörer, fürdie eine „participatio actuosa“ kaum geltend ge-macht werden kann. Die o. g. Gesangbücher hat-ten also als Zielgruppe weniger die Gemeindeals vielmehr Schule und Oberschichtfamilien.

Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusam-menhang das 1524 erschienene „WittenbergerGeystliche Gesangk Buchleyn“ von Johann Wal-ter mit 38 deutschen und 5 lateinischen Sätzenzu drei bis fünf Stimmen, handelt es sich dochum die erste und entscheidende Quelle evange-lischer Liedpolyphonie. Dass das Buch von Luther autorisiert und eingeleitet wurde, mageinmal mehr deutlich machen, wie sehr der Reformator dem artifiziellen mehrstimmigen Gesang zugetan war.

Eine eigene Geschichte, die an dieser Stellenicht weiter verfolgt werden soll, besitzt die Kir-chenmusik in den reformierten Gebieten. Hin-gewiesen sei hier einzig auf die herausragendeBedeutung, die die Psalmparaphrase im Calvi-nismus einnimmt, der als gesungenes Wort imGottesdienst nur biblische Texte zuließ. 1562wurde der aus von Claude Goudimel und LouysBourgeois verfassten vierstimmigen Sätzen be-stehende „Genfer Reimpsalter“ veröffentlicht;er enthielt neben den von Clément Marot undThéodor Béza übertragenen Psalmen die dreiCantica des NT, die Zehn Gebote, das „Vater un-ser“ und das Glaubensbekenntnis. Die Übertra-gungen durch Ambrosius Lobwasser (Leipzig1573) haben den Psalter auch in Deutschlandweite Verbreitung finden lassen und zudem zuliedmäßigen Psalm-Bearbeitungen auf katholi-scher Seite geführt. Nachdem 1574 Rutger Endingius die erste entsprechende katholische

Bearbeitung herausgegeben hatte, erschiene-nen 1582 in Köln die „Psalmen Davids in allerleiteutsche Gesangreimen gebracht“ von CasparUlenberg, der sog. „Ulenberg-Psalter“. Die o. g.vierstimmigen Sätze wurden zu Vorläufern dessog. „Cantional-Satzes“, als dessen SchöpferLukas Osiander gilt. Seine 1586 erschieneneVer tonung evangelischer Kernlieder weisen denCantus firmus nicht mehr, wie der Genfer Reimp-salter, dem Tenor zu, sondern der Oberstimme,so dass unter Umständen auch eine Gemeindemitsingen konnte.

Bleibt die Frage, welche Rolle der Orgel im Got-tesdienst der „neuen“ Kirche zukam. Auch hiermüssen wenige Bemerkungen genügen. Mitwelcher Ablehnung Calvin und Zwingli der nichtwortgebunden Instrumentalmusik im Allgemei-nen und der Orgelmusik im Besonderen begeg-neten, ist bekannt. Aber auch Luther stand derOrgel eher skeptisch gegenüber. Ganz allgemeintendierten die Reformatoren dazu, die Orgel alspapistisches Teufelswerk zu sehen, aber auchals säkulares Instrument, wozu nicht zuletzt diezahlreichen Intabulationen weltlicher Musik bei-trugen. Erst 1597 gab die theologische Fakultätder Wittenberger Universität zur Orgelmusik imGottesdienst eine „Unbedenklichkeitserklä-rung“ ab. Die Funktion der Orgel lag für mehrereJahrzehnte im Praeludieren und in der Alterna-tim-Praxis, also im mit dem Sängerchor abwech-selnden Musizieren. Zeitlich dem Aufkommendes Gemeindegesangs entsprechend, fungiertedie Orgel erst ab dem 17. Jahrhundert als Begleit-instrument des Kirchenlieds.

Schwerpunktthema

16Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2017

Forum Kirchenmusik – Vesper5. April 2017, Liebfrauenhöhe Ergenzingen

Pfr. Thomas Steiger, LiturgieTexte in Übersetzung nach Luther, Moderne PsalmenSprecher des Studios für gesprochenes Wort, Musikhochschule StuttgartJ.S. Bach: Luthers Katechismus-Lieder im Dritten Teil der ClavierübungTobias Wittmann, Orgel

Eröffnung GL 627, a capella1. Psalm Psalm130 (M. Luther)Musik J.S. Bach: Aus tiefer Not2. Psalm Psalmen IX (M. Buth)Musik J.S. Bach: Duo IV

Schriftlesung Röm 5, 1-5Stille

HomilieMusik J.S. Bach: Wir glauben all an einen GottMagnificat gesungen, 9. Ton nach Luther

Bitten Einleitung Texte von M. Luther und R. Ausländer

Kyrie eleison GL 556, 2.

Vater unser J.S. Bach: Vater unser im Himmelreich anschließend gemeinsam gesprochenOrationSegenVerleih uns Frieden GL 475

Stiller Auszug

SCHWERPUNKTTHEMA

Anregung zum Weiterlesen

Matthias ButhGott ist der Dichter.Psalmen und andere LiebesgedichteMit einer Umschlaggrafik von Gert FabritiusHeftbroschur mit Schutzumschlag64 Seiten, 2017, handgeheftet, €10,50ISBN 978-3-943940-30-5

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Nun wir denn sind gerecht gewordendurch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unsern HERRN Jesus Christus, durch welchen wir auch den Zuganghaben im Glauben zu dieser Gnade, darin wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben soll. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, dieweil wir wissen, daß Trübsal Geduld bringt; Geduld aber bringt Erfahrung; Erfahrung aber bringt Hoffnung; Hoffnung aber läßt nicht zu Schanden werden. Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.

Sperrig und theologisch verkopft hörtsich an, was Paulus seiner römischenGemeinde schreibt. Das liegt an Paulusselbst, der eben ein Denker war und eskompliziert liebte, wenn’s darum ging,etwas über Gott zu sagen. Ihm genügendie einfache Sprache und der naive Tonnicht. Was schwierig zu verstehen ist,was den ganzen Menschen in Beschlagnimmt, kann eben nicht in Schlagwor-ten erklärt werden. Paulus ist umgetrie-ben von dem, was er selbst erfahren

hat. Gott lässt ihn nicht los und dabeivor allem der Wunsch, es zu kapierenund richtig in Worte zu fassen; so, dassandere es nachvollziehen können. Siesollen ja auch Christen, nein, mehr: gerettet werden! Wir müssen uns dasvor Augen halten. Es geht um Leben undTod. Um die Belanglosigkeit der Materieoder darum, in die Sphäre des Göttli-chen einzudringen. Wie von ihr ange-messen sprechen?

Gerecht durch Glauben – Frieden mitGott - Zugang zur Gnade – Hoffnung derkünftigen Herrlichkeit – die Gottesliebein unserem Herz durch den heiligenGeist.Das sind bestimmt Themen für vielePredigten oder Vorlesungen. Das reichtaus, um stundenlang zu grübeln undsich mit anderen zu verständigen. Pau-lus kann aber offenbar nicht anders, als

Schwerpunktthema

SCHWERPUNKTTHEMA

Forum Kirchenmusik 2017Thomas Steiger

Ansprache im Rahmen der Abschluss-Vesper

Röm 5, 1–5 in der Lutherübersetzung (1912)

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201718

hinein zu springen, mitten in die Fülle der Be-griffe und Wahrheiten. Und alles, um ein Ziel zuerreichen, eine Botschaft zu vermitteln: DerMensch ist gerettet. Er hat alles, was er braucht,weil Gott es ihm gibt. Und Gott erwartet dazunicht mal eine Gegenleistung. Wenn nämlich derMensch weiß, wie es ist, dann wird er alle Hebelin Bewegung setzen, um Gott zu entsprechen.Er wird dann glauben und lieben aus eigenemAntrieb, automatisch.

In diesem Punkt war kaum einer Paulus so ähn-lich wie Martin Luther. Auch ihm ist es das An-liegen, Hoffnung zu verbreiten. Und dazu müs-sen die Leute verstehen, es zu ihrem eigenenmachen. Das geht nur, wenn die Sprache ver-ständlich ist und mächtig zugleich. Überwälti-gend. Luther hat es geschafft, davon profitierenwir bis heute. Und wo die gesprochenen Wortenicht genügen, kam bereits bei ihm die Musikdazu. Fürs Größte braucht man einfach alles.

ORATION Huub Oosterhuis

Herr, mein Gott!Lass mich dienen ohne Aufdringlichkeit,

lass mich anderen helfen, ohne sie zu demütigen.

Mach mich mit dem Boden vertraut und allem, was niedrig ist

und unansehnlich,dass ich mich kümmere,

um was sich niemand kümmert,und lehre mich warten,

zuhören und schweigen.Mach mich klein und so arm,

dass auch andere mir helfen können.Schick mich auf den Weg in diese Welt.

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„Bachs kirchliche Vokalwerke sind gottes-dienstliche Gebrauchsmusik. Sie sind nichtso entstanden, wie man sich dies unter ro-mantischem Einfluss gern vorstellt, als habeder Meister, von der eigenen inneren Stimmegetrieben, im Lobpreis Gottes oder in tieferZerknirschung seine Zuflucht in die Weltder Töne genommen. Sie sollten vielmehreine ganz bestimmte liturgische Aufgabeerfüllen. Dies schließt nicht aus, dass derAutor mit seiner vollen Person dahintersteht.“(Friedrich Smend)

Die theologische Interpretation sieht geradein der Vokalmusik Bachs (unter Vernachlässigunganderer Sakralkomponisten, protestantischerwie katholischer) die musikalische Gestalt inerster Linie als eine Funktion ihres Textes undder darin enthaltenen Glaubensaussagen. Demsteht jedoch die autonome Struktur vieler Bach-scher Vokaltechniken entgegen, z.B. die Per-mutationsfuge (im Frühwerk), in deren regel-mäßigen kontrapunktischen Strukturen der Text-gehalt höchstens für den Hauptaffekt (inventio= Erfindung des Ausgangsmaterials) eine Rollespielt, die aber ansonsten ein musikalisch voll-kommen autonomes Gebilde ist.

In der Regel schafft sich Bach vorab konstruktive„Gerüste“ (z.B. Arienthema, Thema und Kon-trapunkt, Formschema, Harmonieverläufe),denen sich sowohl die Singstimme als auchder Text anzupassen, an vielen Stellen sogarunterzuordnen hat. Das stärkste konstruktiveGerüst ist der Choral-cantus-firmus: er kann

Träger einer Botschaft sein, indem eine be-stimmte Liedstrophe unterlegt wird oder im in-strumentalen Zitat im Geist mitgelesen werdensoll; aber oft ist er ein rein musikalisches Gerüst,um das herum sich die anderen Stimmen ranken(so meist in den Kopfsätzen der Choralkanta-ten).

Dass Bach wie alle seine Zeitgenossen aucheinzelne Textwörter auf eine besondere Art he-raushebt und behandelt, hat im Kontext desGesamtsatzes fast immer nur akzidentielle Be-deutung. Der Vorrang der Haupterfindung (desHauptaffekts) wird gegenüber textlichen Ein-zelheiten fast stets gewahrt. Auch aus der Ver-wendung musikalisch-rhetorischer Figuren las-sen sich keine weiterführenden Schlüsse zur„theologischen Interpretation“ ziehen, denndiese „Redemittel“ waren namentlich in derprotestantischen Kirchenmusik weit verbreitetesAllgemeingut, sie sind Formeln, die ein Komponistintelligenter oder weniger intelligent anwendenkonnte. Sie lassen in ihrer Formelhaftigkeitkeine konkreteren Aussagen über die religiöseIntention eines Komponisten zu.

Schwerpunktthema

Herbert Lölkes

Zum Verhältnis von Text(Frömmigkeit) und Komposition bei J. S. Bach

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201720

Es bleibt problematisch, von dem theologischenHintergrund der vertonten Texte her auf Bachseigene religiöse Absichten oder seine persön-liche Frömmigkeit zu schließen. Der künstlerischeVorgang, der uns bei ihm entgegentritt, ist sehrviel komplexer. „Gerade weil Bachs Komposi-tionen sich im allgemeinen – abgesehen vonden Rezitativen – primär an genuin musikalischenVerfahren orientieren, interpretieren sie wenigerdie ihnen zugrundeliegenden Texte, als dasssie selbst zur Interpretation herausfordern“(Arno Forchert 1995).

Fußnote: Es mutete seltsam an, dass nach der Verto-nungsstatistik „Bibeltexte in der Musik“ von

Sönke Remmert (1996) der für Luthers Recht-fertigungs- und Gnadenlehre zentrale Text Röm1,17 (‘Der Gerechte wird aus Glauben leben’)überhaupt nicht und der ähnlich grundlegendeRöm 3,28 (,Der Mensch wird gerecht ohne desGesetzes Werke, allein durch Glauben’) nur einMal, in Bachs Kantate BWV 37, vertont wordensind. Auch fällt in diesem Verzeichnis auf, dassden Evangelientexten, deren Nachweise bisSeite 220 reichen, nur noch zehn Seiten (bis S.231) zur Apostelgeschichte, den Briefen undder Johannes-Offenbarung folgen – gleichsamnur noch ein Anhang. – Waren Schlüsselstellenwie die beiden Paulus-Zitate für die (evangeli-schen) Kichenmusiker zu abstrakt? Gab es keinekirchenamtlichen Aufträge dafür?

Zitate des Bach-Biographen Johann Nikolaus Forkel

Wer seine (Bachs) Werke erst einige Zeit studiert hat, wird bloßen Kling-klang von »wahrer Musik« unterscheiden, und jede Manier, die er inder Folge etwa wählen mag, als guter, unterrichteter Künstler bearbei-ten. Auch vor »Einseitigkeit«, wohin nichts so leicht als der herrschendeZeitgeschmack führt, werden wir durch das Studium solcher Klassikerbewahrt, die den Umfang der Kunst so erschöpft haben, wie Bach.

Wir bedürfen heute solcher Musik ganz besonders. Denn Bach war einstder letzte große Meister, der noch aus dem Geiste der Musik, aus ihren»überpersönlichen Lebensquellen« heraus schuf; nach ihm kam dieZeit, da die Musik, aus der Geistverbundenheit sich lösend, nur Aus-druck des Menschen, seines Seelischen und seines Leiblichen wurde.

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So lautete der Titel eines Workshopsvon Dr. Betsy Cook Weber, gehalten beider Tagung der American Guild of Orga-nists in Houston. Dr. Cook Weber leitetden Houston University Choir sowie denHouston Symphony Choir, auf youtubefinden sich einige Aufnahmen mit ihrals Chorleiterin. Die in dem Workshopvorgebrachten Ideen fand ich so inte-ressant, dass ich sie hier wiedergebenmöchte, Frau Cook Weber hat mir dan-kenswerterweise ihre Präsentation zurVerfügung gestellt. Manche Ideen sindvielleicht bei einem mitteleuropäischenKirchenchor weniger durchführbar,manche Gedanken sind auch nicht neu,aber möglicherweise lassen sich einigeAnregungen realisieren und können dereigenen Arbeit einen „Motivations-schub“, der immer sinnvoll ist, geben.Ich werde zum Ende jedes Punktes meine eigenen Gedanken in kursiverSchrift ergänzen. Anmerkung: Bei „Sän-gern“ sind immer auch „Sängerinnen“gemeint.

Bereite dich vor und sei dir der Kraft des ersten Eindrucksbewusst.

● Repertoire aussuchen, auf Vielfaltachten

● Email-Listen vorbereiten, Chorplanschreiben, veröffentlichen

● Anwesenheitslisten vorbereiten,soziale Ereignisse planen

● Helfer im Chor suchen● Gibt es etwas, das die Arbeit er-

schwert? Wenn ja, aufschreiben

und Vorgehensweisen überlegen.Denn das musikalische Produktwird durch ein nichtmusikalischesProblem negativ beeinträchtigtwerden.

● Der erste Eindruck entsteht in Milli-sekunden, kann aber lange anhal-ten. Er ist geprägt durch Körperhal-tung, Augenbewegung, Augenbrau-en, Gesichtsausdruck, Gestik, Klei-dung.

● Manche Körpersprache kann be-wusst beeinflusst werden, manchenicht.

● Wenn man sich unvorbereitet fühlt,wird das durch die Körperspracheausgedrückt, die Chormitgliederwerden es spüren. Und dieser Ein-druck wird bleiben.

Die organisatorischen Punkte vorab zuklären, gehört zu den selbstverständ-lichen Pflichten eines Chorleiters. Überden „ersten Eindruck“ habe ich mirnoch nie viele Gedanken gemacht. Daswird sich von nun an ändern...

Schaffe ein Gefühl für die Dring-lichkeit der Chorprobe

● Gehe mit gutem Beispiel voran:Starte die Chorprobe pünktlich.

● Alle nicht-musikalischen Punktesollten nach Möglichkeit außerhalbder Chorprobe besprochen werden

● Lass keine Fragen zu! Denn sobalddu eine Frage zulässt, erlaubst dudieser Person, das Tempo und dieAgenda zu bestimmen. Fragen soll-

Schwerpunktthema / Aus der Praxis für die Praxis

■ Aus der Praxis für die PraxisGabriel Dessauer

Die 10 Gebote für glückliche und produktive Chorproben

„Wenn unsere Sänger es nicht lieben zu proben, dann machenwir etwas falsch“

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ten nur von Stimmsprechern zugelassenwerden. Ermögliche stattdessen offene Fra-gerunden zu bestimmten Zeiten.

● Wenn eine Passage nicht „läuft“, und manspürt, der Chor langweilt sich, lieber wei-tergehen und später wiederholt auf diesePassage zurückkommen.

● Reden ist der am wenigsten effektive Weg,um Wissen weiterzugeben. Dennoch ver-bringen Chorsänger/innen 30% bis 50%der Chorprobenzeit damit, dem Chorleiterbeim Reden zuzuhören.

● Daher: Hör auf zu reden! Sag es in 7 Wortenoder weniger!

● Unterscheide zwischen Dringlichkeit undWichtigkeit.

● a) dringlich und wichtig: Tonhöhe undRhythmus

● b) dringlich und unwichtig: organisatori-sche Ansagen, Fragen beantworten

● c) nicht dringlich und wichtig: Schöner Ton,Musik im historischen Kontext, Vom Blattsingen

● d) nicht dringlich und unwichtig: Kleidungs-fragen, Freizeit, Essen

Ein pünktlicher Probenbeginn ist tatsächlichmöglich. Wir praktizieren ihn seit Jahrzehntenohne Probleme. Es hängt lediglich von der Dis-ziplin des Chorleiters ab, wirklich ausnahmslosjede Probe auf die Minute genau zu beginnen.Dann kann auch die Türe während des Einsin-gens geschlossen bleiben, damit die Zuspät-kommenden nach dem Einsingen in einem Pulkkommen können. So ist das Einsingen nicht ge-stört. Dieses Vorgehen wird allgemein akzep-tiert. Die Frage, ob Zwischenfragen bei Chorpro-ben zugelassen werden sollten, ist heikel. Ge-rade, wenn verschiedene Ausgaben eines Wer-kes verwendet werden, können Unklarheitenentstehen, die nicht immer vorneweg geklärtwerden können. Ich bitte meine Chormitglieder,Zwischenfragen nur bei absoluter Notwendig-keit während der Probe zu äußern, bevorzugeeinen Hinweis in der Pause oder nach der Pro-be. Das mit dem Reden ist richtig: Ich denke im-mer, dass andere Chorleiter zu viel reden. Undich meine, ich sei selbst der Einzige, der sich

kurz fasse. Und auf einmal sind 10 Minuten vor-bei...

Entwickle große Vielfalt deiner Aus-drucksweise in Nähe, Gesichtsaus-druck, Sprache, Lautstärke und Gestik

● Es kommt auf die Abwechslung an, dasmuss nicht immer die höchste Energie sein.

● Sänger mögen abwechslungsreiche Chor-leiter mehr. Und, machen wir uns nichtsvor:

● Ein Chorleiter befindet sich immer in einemPopularitäts-Wettstreit.

● Sänger stimmen mit den Füßen ab: Ggf. ge-hen sie wieder....

Nicht immer ist der Chorleiter schuld, wenn einChormitglied geht. Aber man kann sich durch-aus um variable Arbeit bemühen, beim Einstu-dieren zwischen analytischer (= Alle singen,Chorleiter hört, wo gearbeitet werden muss)und, wenn nötig, synthetischer (= Stimmen ein-zeln üben und dann zusammensetzen) Metho-de abwechseln, sowie Notenarbeit mit Aus-drucksarbeit ergänzen.

Arbeite IMMER mit ALLEN Sängern!

● Im akademischen Bereich sagt man, dassder Lerneffekt von Allen negativ beeinflusstist, wenn nur 20% keine Aufgabe haben.

● Wenn man in einem vierstimmigen Chormit nur einer Stimme arbeitet, sind rein sta-tistisch 75% der Sänger unbeschäftigt. Da-her sollte man unter allen Umständen ver-meiden, mit einer Stimme länger als unbe-dingt nötig alleine zu arbeiten.

● Es ist Zeitverschwendung, einer anderenStimme zu sagen, sie solle derweil ihrenPart studieren, besser mitsummen lassen.

Im Chorleitungsbuch von Martin Behrmannsteht, dass man immer mit mindestens zweiStimmen üben solle, das ließe sich leicht durch-hören. Bleiben leider immer noch 50% Unbe-schäftigte.

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2017

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Tempo und Tempovorgabe sind wich-tig!

● Die menschliche Konzentrationsspanne füreine Aufgabe ist auf etwa 5 Minuten be-schränkt.

● Nicht zu lange mit einem langen Abschnittbeschäftigen

● Daher: Teile ein schwereres Stück in meh-rere kleine, einzeln zu probende Abschnit-te.

Es ist wie beim Instrumentalunterricht: Nach einer Weile wird eine Stelle nicht mehr besser,sondern wieder schlechter. Spätestens dannsollte man weitergehen.

Entwickle die dreiteilige Lehrsequenz:Vorstellen, Üben, Feedback

● Genaues Vorstellen der Aufgabe● Gelegenheit geben zum Üben● Genaues Feedback geben, inwieweit die

Vorgabe erfüllt wurde („gut gemacht!“ wärekein spezifisches feedback)

Ich gebe zu, dass ich feedback nicht immer fürnötig erachte, das kostet viel Zeit, gerade, wennman mitten in der Arbeit steckt. Genügt nichtauch ein abschnittweises Feedback?

Sei die ganze Zeit voller Energie und aktiv oder tue zumindest so, als ob.

● Ein Profi agiert professionell. Immer.

Dazu gehört viel Selbstdisziplin. Wenn ich ge-rade Kopfweh habe, einen Zwist mit einem Mit-menschen noch nicht verdaut habe, oder Sorgehabe um einen kranken Angehörigen. Wäre esnicht ehrlicher, so etwas auch ab und an zuzu-geben?

Erzeuge bei den Sängern ein Eigen-tumsgefühl „das ist mein Chor!“

● Gib möglichst viel Verantwortung an dieSänger ab

● Akzeptiere Ideen aus den Reihen der Mit-glieder

● Nutze die verschiedenen Begabungen derChormitglieder

Ich musste diesen Absatz öfter lesen, um mir si-cher zu sein, was sie meint. Denn es hätte auchheißen können, dass sie musikalische Eigenver-antwortung fördern möchte, und z.B. nicht jedeneinzelnen Stimmeinsatz gibt. Das kann auchsinnvoll sein. Ein Chor, der sich bei allen Einsät-zen auf die Unfehlbarkeit seines Dirigenten ver-lässt, ist gefährdet und wird passiv. Sie meinthier aber die außermusikalische Verantwor-tung, die man delegieren solle.

Bekämpfe Passivität

● Chorsänger verbringen zu viel Zeit damit, da-rauf zu warten, dass man ihnen sagt, was sietun sollen.

● Der Pianist sollte wenig die Chorstimmenspielen. Dadurch wird Passivität gefördert.

● Ermutige die Sänger, selbst und individuellzu singen, aber kritisiere einzelne Sängernicht öffentlich

Dazu gehört, dass man sich als Chorleiter in dieRolle der Sänger hineinversetzt: Wo könnten siesich gerade langweilen? Wo unterfordere ichsie?

Suche Abwechslung und musikalischeErlebnisse in JEDER Chorprobe

● In jeder Chorprobe sollte es Gelegenheit ge-ben, die Schönheit des Werkes zu erleben,nicht erst im Konzert.

● Gelegentlich müssen Regeln und Abläufeauch bewusst durchbrochen werden, siekönnen lähmend sein.

● Finde Wege, um alles aufzumischen, z.B.:● im Kreis singen, in verschiedenen Zusam-

mensetzungen singen● Probe auf Video aufnehmen und gemein-

sam ansehen● Zuhörer oder Stimmbildner einladen, ohne

Aus der Praxis für die Praxis

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Klavierbegleitung singen● in einem anderen Raum, z.B. im

Treppenhaus singen● Licht ausmachen und im Dunkeln

singen

Herrliche Ideen! Das mit der Dunkelheitgefällt mir besonders! Da gibt es nochandere Varianten: Lassen Sie ihre Sän-ger mal kreuz und quer durch den Raumlaufen während des Gesangs. Oder ameigenen Platz einfach in die entgegen-gesetzte Richtung singen. Oder natür-lich gemischt singen. Da sind der Fan-tasie keine Grenzen gesetzt.

Das größte Kapital des Chorleiters istdie Zeit, die ihm die Chorsänger zur Ver-fügung stellen. Es liegt in seiner Verant-wortung, mit dieser Zeit sorgsam umzu-gehen. Chorsänger geben uns einenVertrauensvorschuss, dem wir erst malgerecht werden müssen. Als Chorleiterist dies für uns nicht nur Verantwor-tungsübernahme, sondern kann unsauch mit Freude erfüllen.

„Deine Arbeit wird einen GroßteilDeines Lebens füllen und der einzi-ge Weg, um wahrhaftig erfüllt zusein, ist, das zu tun, wovon Dudenkst, dass es großartige Arbeitist. Und der einzige Weg, großartigeArbeit zu tun, ist, zu lieben, was Dutust. Wenn Du das noch nicht ge-funden hast, suche weiter. GebeDich nicht mit weniger zufrieden.Denn wie mit allen Herzensangele-genheiten wirst Du es wissen, wennDu es gefunden hast.” – Steve Jobs

■ Mitteilungen

Anpassung der Ausführungsbestimmungenzur Förderung der Ausbildungvon Organisten durch die Bischof-Moser-Stiftung:

Die Honorarsätze und die Unterrichts-gebühren sowie die Zuschüsse durchdie Bischof-Moser-Stiftung und die Kir-chengemeinde für eine Orgelstundewerden ab dem 1. April 2017 wie folgtangepasst:

Eine Orgelstunde (45 min) kostet bei einem/einer Orgellehrer/in mit A-Exa-men (Master Kirchenmusik) 35,- €,

mit B-Examen (Bachelor Kirchenmusik)oder sonstigem Orgel-Hochschulab-schluss 30,- €.

Davon trägt der/die Schüler/in 15,-bzw. 10,- €. Der Zuschuss durch die Bischof-Moser-Stiftung beträgt 10,- €,sofern sich die Kirchengemeinde miteinem Zuschuss in derselben Höhe be-teiligt.

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2017

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Aus der Praxis für die Praxis/Mitteilungen25

Rottenburger Chorbuch zum GotteslobHerausgegeben vom Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart 19 × 27 cm, ca. 300 SeitenPaperback Einzelpreis: ca. € 12,– [D] / € 12,40 [A]Mengenstaffel (für Endabnehmer)ab 20 Expl. ca. € 10,– [D] / € 10,30 [A]ab 30 Expl. ca. € 8,– [D] / € 8,30 [A] ISBN 978-3-7966-1745-4 WGS 1 547 (Religiöse Schriften)Erscheint im September 2017

Ein reicher Schatz für alle Chöre

Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart unter der Leitung von Diözesanmusik direktor Walter Hirt.

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Das Rottenburger Chorbuch bietet mit 55 Chorsätzen zu Gesängen des Stammteils und 118 Chorsätzen zum gemeinsamen Eigenteil der Diözesen Rottenburg-Stutt-gart und Freiburg den Chören einen reichhaltigen Fundus für ihren Dienst in der Liturgie. Die stilistische Bandbreite um-fasst Kantionalsätze, Überchöre, Sätze mit wanderndem cantus-firmus, Chormotetten bis hin zur Chorimprovisation. Viele Sätze sind eigens für diese Publikation entstan-den. Nach Möglichkeit sind die jeweiligen Orgelbegleitstimmen mit abgedruckt. Berücksichtigt sind neue Gesänge und bekannte Melodien, die in neuen Chorsät-zen angeboten werden. Dabei werden zahlreiche Melodien des Eigenteils auch in anderen Diözesen verwendet.So stellt das Rottenburger Chorbuch zum Gotteslob für die Chöre eine Fundgrube dar, um kreativ mit dem Gebet- und Gesangbuch umzugehen und das Zusam-menwirken zwischen Chor- und Gemeinde-gesang zu fördern.

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��A Sätze zu Gesängen aus dem Stammteil und dem Eigenteil von Freiburg und Rottenburg-Stuttgart

��A außerordentliche stilistische Bandbreite��A viele Neukompositionen

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201726

Mitteilungen27

Johannes Kreidler (Hg.)

Licht, Leben, Freud und WonneLiedporträts zu Gesängen aus dem Gotteslob

Inzwischen ist das neue Gotteslob in allen Ge-meinden und Diözesen eingeführt, doch längstsind noch nicht alle Schätze gehoben, die in denGesängen liegen. Dieser Aufgabe stellt sich dervorliegende Band, der im Schwabenverlag er-schienen ist.

Über 100 Lieder werden vorgestellt, theologischgedeutet und erschlossen, darunter vor allemviele neu aufgenommene. So ist eine wertvolleSammlung entstanden, die zur Vorbereitungund zum Feiern von Gottesdiensten ebensodient wie für Gremien, Gruppen und Gemein-schaften, bei Sitzungen und Geistlichen Tagen.

Der Schwerpunkt liegt auf Gesängen, die im Got-teslob der Diözesen Rottenburg-Stuttgart undFreiburg aufgenommen sind. Eine hilfreicheUnterstützung für alle, die als Kirchenmusiker,als pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiteroder als Verantwortliche in Gruppen und Gre-mien daran mitwirken, dass die Gesänge desGotteslob den Gläubigen erschlossen werden.

Kirchenmusikalisches Werkwochenende 2017

Das 9. Kirchenmusikalische Werkwochenendefindet vom 20. – 22. Oktober 2017 im KlosterReute bei Bad Waldsee unter der Leitung vonHerrn Prof. Dr. Hans Schnieders, stellvertreten-der Leiter des Amtes für Kirchenmusik statt.

Die Ausschreibung nebst Anmeldeformular istdieser Ausgabe als Flyer eingeheftet.

Anmeldeschluss ist der 26. September.

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201728

mit Lydia Schimmer und Lukas Grimm

Anmeldung zur Chorfreizeit in Reute

Name, Vorname

Straße, Hausnr.

PLZ Ort

Telefon, Fax

e-Mail

Stimmlage:Sopran � Alt � Tenor � Bass �

Ich bin damit einverstanden, dass meine Adresse an alle Freizeitteilnehmer weitergegeben werden darf. Ja � Nein �

Verpflegungs- und Übernachtungsgebühren:

Einzelzimmer mit Dusche � € 170,5Einzelzimmer ohne Dusche � € 155,5Doppelzimmer mit Dusche, je Person � € 155,5ohne Übernachtung � € 82,-

zzgl. Tagungsgebühren: € 57,00

bei DZ zusammen mit:

Datum, Unterschrift (für die Anmeldung)

wünschen Sie Einzelstimmbildung? ___ Einzelstimmbildung € 13,– je 20 Min

vom 01. bis 04. Nov. 2017

PROGRAMM

� William Lloyd Webber

„Missa Princeps Pacis“

� Gesänge aus und zum neuen Gotteslob

� Exemplarische Tagzeitenliturgie

� Einzelstimmbildung

(nach Wunsch)

� Abschlussgottesdienst am Sa, den 4. November

11:00 Uhr

Stiftskirche St. Peter

Bad Waldsee

Lydia Schimmerstudierte Kirchenmusik an der Musikhochschule in Freiburg. Ihre Chorerfahrungen erwarb sie sich darüber hinaus als Stipendiatin der bischöflichen Begabtenförderung. Sie leitete zwei Jahre lang den Kammer-chor „Capella Nova“ in Villingen und war hauptamtliche Kirchenmusikerin der Seelsorgeeinheit Nördlicher Kaiserstuhl. Zum September 2016 wurde sie als Domkantorin an die Domkirche St. Eberhard in Stuttgart berufen.

Lukas Grimmstudierte Kirchenmusik an der Staat-lichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart und an der Musikhochschule in Karlsruhe. Als Dirigent arbeitete und konzertiere er bereits mit den Stuttgarter Philhar-monikern, der Philharmonie Baden-Baden, dem RIAS Kammerchor, sowie den Chören des NDR und MDR.2013 übernahm er die künstlerische Leitung des Freiburger Kammer-chores, 2016 die Leitung der Freibur-ger Orchestergesellschaft.

◆ Diözesan Cäcilienverband

Mitteilungen29

Ursula Kluike

Diözean-CäcilienverbandVerliehene Auszeichnungen im Jahr2016

u Ehrenbriefe des Bischofs für Sänger/-innen 476für Kirchenmusiker/-innen 29Ehrenurkunden des DCVUrkunden für Sänger/-innen 1037Urkunden für Kirchenmusiker/-innen 9Ehrenbriefe für Sänger/-innen 479Ehrenbriefe für Kirchenmusiker/-innen 14Gesamtsumme der ausgestellten Urkunden und Ehrenbriefe 2044

Ehrenzeichen in gold für 40 Jahre 284Ehrenzeichen in silber für 25 Jahre 350

Die Palestrina-Medaille des Allgemeinen Cäci-lienverbandes wurde im Jahre 2016 verliehen an die Kirchenchöre:Liebfrauenkirche Ravensburg am 9.10.2016

DCV Termine 2018

Familien-SingwocheSamstag, 26. Mai bis Mittwoch, 30. Mai 2018im Familienferiendorf „Eckenhof“ Schramberg-SulgenChortageFreitag, 08. Juni bis Sonntag, 10. Juni 2018im Schönstatt-Zentrum Liebfrauenhöhe

Rottenburg-ErgenzingenChorfreizeit Sonntag, 28. Oktober bis Mittwoch, 31. Okt.2018 in Reute Delegiertenversammlung Freitag, 27. April bis Samstag, 28. April 2018 im Schönstatt-Zentrum LiebfrauenhöheRottenburg-Ergenzingen

Mitgliederversammlung des PueriCantores Diözesanverbandes Rotten-burg-Stuttgart

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Di-özesanverbands wurde am 11. März in Indel-hausen turnusmäßig die Vorstandschaft ge-wählt. Unter der Wahlleitung des EhrenmitgliedsJürgen Lutz wurden folgende Personen in gehei-mer Wahl neu gewählt bzw. in offener Wahl inihren bisherigen Ämtern bestätigt.

Der aus Ulm stammende bisherige stellvertre-tende Vorsitzende Thomas Stang ist neuer Vor-sitzender. Christiane Schulte aus Backnang istdie neu gewählte, stellvertretende Vorsitzende.In ihrem Amt bestätigt wurden der Kassier VolkerBraig aus Bad Buchau, die Schriftführerin KuniSchmid aus Wolpertswende, der geistliche Bei-rat Pfarrer Karbach aus Esslingen sowie die Kas-senprüfer Peter Auginski aus Rottweil und Mi-chael Müller aus Bad Mergentheim.

Nach 31-jähriger Mitarbeit im Vorstand (1986 –1990 Stellvertreter des Präses; 1990 – 1998 Se-kretär; 1998 – 2017 Vorsitzender) hat ErhardAndlauer bei dieser Wahl nicht mehr kandidiert.Er wird jedoch bis zur konstituierenden Sitzungdes neuen Vorstands die Geschäfte satzungsge-mäß weiterführen.

Die Anmeldung können Sie per Email, per Postoder als Fax an folgende Adresse senden:CäcilienverbandSt.-Meinrad-Weg 6, 72108 RottenburgTel.: 07472 / 169 - 958 · Fax: 07472 / 169 - 83 - [email protected]://amt-fuer-kirchenmusik.de/Inhalt/CaecilienverbandKontaktadresse zum Tagungshaus:Franziskanerinnen von Reute e.V.Bildungshaus Maximilian KolbeKlostergasse 6, 88339 Bad WaldseeTel.: 07524 / 708 - 211 · Fax: 07524 / 708 - 233

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201730

◆ Hochschule für Kirchen-musik Rottenburg

Orgelstipendium im Tübinger Pfleghof

In diesem Jahr wird das Orgelstipendium, dasvom Verein der Freunde und Förderer der Hoch-schule ausgeschrieben wird, aufgeteilt auf zweiPeisträgerinnen: Verena Westhäußer, Studieren-de im Bachelor Kirchenmusik im 4. Semesterund Theresa Hagmeyer, Studierende im Bache-lor Kirchenmusik im 6. Semester, gratulieren wirsehr herzlich!

Verena Westhäußer wird am Montag, den 5. Juni2017, die Orgelsoirée mit Werken von JohannSebastian Bach (1685–1750) und Pierre Du Ma-ge (1674–1751) gestalten. In der Orgelsoiréeam Montag, den 3. Juli 2017 trägt Theresa Hag-meyer Kompositionen von Johann SebastianBach und Charles-Marie Jean Albert Widor(1844–1937) vor. Die Orgelsoiréen finden im Tü-binger Pfleghof statt. (MusikwissenschaftlichesInstitut, Schulberg 2, 72070 Tübingen) HerzlicheEinladung!

Wir begrüßen herzlich unsere neuen Studierende!

Zum Wintersemester 2017/2018 werden vierMasterstudierende, drei Bachelorstudierendeund zwei Studentinnen im Künstlerischen Auf-baustudiengang Chorleitung aufgenommen. Fürdie C-intern Ausbildung liegen derzeit 11 Bewer-bungen vor und für die C-extern Ausbildung sind17 Bewerbungen eingetroffen. Die Aufnahme-prüfungen für die C-Ausbildung ist am 14. Juli.

Renovierung der Übeorgeln sowie des Studierendenwohnheims

Alle sieben Übeorgeln der Hochschule sindgrundlegend überholt worden und kommen mitBeginn des Sommersemesters 2017 wiederzum vollen Einsatz.

Im kommenden Jahr soll das Studierenden-wohnheim der Hochschule vollständig saniertwerden. In dieser Zeit ist der Unterrichtsbetriebin der Hochschule nicht möglich. Während desUmbaus wird die Hochschule auf der Liebfrau-enhöhe bei Rottenburg-Ergenzingen zu Gastsein.

Studieninformationstag am 15. November 2017

Beim diesjährigen Studieninformationstag amMittwoch, den 15. November 2017, laden wirInteressenten für alle Ausbildungsgänge herz-lich in die Rottenburger Kirchenmusikhochschu-le ein. Wir informieren über

• die Ausbildung zum nebenberuflichen Kir-chenmusiker in Verbindung mit dem Amt fürKirchenmusik (C-Ausbildung – intern: 1 Jahr;C-Ausbildung – extern: 2 Jahre) und

• die Ausbildung zum hauptamtlichen Kirchen-musiker (Bachelor- und Masterstudiengängemit der Möglichkeit zur Schwerpunktsetzungin einzelnen Hauptfächern sowie Aufbaustu-diengänge).

In Einzelgesprächen mit Dozenten des Hauseskönnen Informationen über die Ausbildungs-möglichkeiten und Berufschancen gesammeltwerden. Vorspiele sind bei Dozenten des Hau-ses möglich, die helfen, die eigenen musikali-schen Fähigkeiten besser einzuschätzen. DieBesucher können beim Unterricht hospitierenund bei einem Rundgang durch die Hochschuleeinen Einblick in Wohnheim, Aufenthaltsräumeder Studierenden, Tonstudio und Bibliotheknehmen und so die Hochschulatmosphäre

Mitteilungen31

wahrnehmen. Der genaue Zeitplan wird am Tagselbst bekannt gegeben. Wir beginnen um10.00 Uhr mit der Begrüßung durch den RektorProf. Stefan Palm und den Leiter des Amtes fürKirchenmusik Diözesanmusikdirektor WalterHirt im Foyer der Hochschule.

Feierlicher Entsendungsgottesdienst am 2. Dezember 2017, 16.00 Uhr in St. Moriz

Freunde der Hochschule möchten wir wieder ein-laden zu dem feierlichen Entsendungsgottes-dienst für und mit den Absolventen der C-Ausbil-dung, der Kirchenmusikstudiengänge und post-gradualen Studiengänge am Samstag, den 2. Dezember 2017 um 16.00 Uhr in St. Moriz.

Porträt der HfK Rottenburg im Deutschlandfunk

Am 2. Adventsonntag wird im Deutschlandfunkein Porträt der HfK Rottenburg gesendet: „Tönedes Glaubens – Die Hochschule für Kirchen-musik in Rottenburg“. Klangbeispiele und Inter-views mit Studierenden und Lehrenden werdenam 17./18. Oktober aufgezeichnet.

Spanischen Orgel wird der Hochschule ein Jahrlang zur Verfügung gestellt

Für das Studienjahr 2018/2019 wird der Hoch-schule leihweise der Nachbau einer spanischenOrgel von Juan de Inés y Ortega 1763 zur Verfü-gung gestellt. Das einmanualige Instrument mitacht Registern wird in der Theoderichskapelleaufgestellt.

◆ Musikhochschule Stuttgart

Berufsbegleitender Master Chorleitung

Seit kurzer Zeit macht die MusikhochschuleStuttgart berufstätigen Chorleitern ein ganz besonderes Angebot: Ein berufsbegleitendesMaster-Studium Chorleitung!

Das Studium ist auf zwei Jahre angelegt und bietet am Ende ein Master-Examen mit endspre-chendem Zertifikat/Zeugnis.

Die Studierenden können gemeinsam mit denDozenten das Studium individuell an Ihre Ar-beitszeiten anpassen.

Geboten wird Einzel- und Gruppenunterricht mitherausragenden Dozenten, Proben und Konzer-terfahrungen mit den Spitzenensembles derHochschule (Hochschulchor und Kammerchor),sowie Arbeitsphasen mit professionellen Orche-stern.

Auch die Teilnahme an Kursen international re-nommierter Chorleiter in der Musikhochschulegehört zum Profil des Studienganges.

Über die Aufnahmebedingungen informiert dieHomepage der Staatlichen Hochschule fürMusik und Darstellende Kunst Stuttgart:www.hmdk-stuttgart.de

◆ Europäische KirchenmusikSchwäbisch Gmünd

Katharina Ott

Preis der Europäischen Kirchenmusik 2017geht an den Komponisten Wolfgang Rihm

Schwäbisch Gmünd (sv) – Der Komponist Wolf-gang Rihm erhält den Preis der EuropäischenKirchenmusik 2017. Die Stadt Schwäbisch

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201732

Gmünd ehrt ihn mit dieser Auszeichnung für seine großen Verdienste um die Kompositionund Lehre zeitgenössischer Musik sowie für seinbesonderes Schaffen im Horizont GeistlicherMusik. Sein Aufgreifen spiritueller Texte verbin-det Wort und Ton zu einer überzeugenden Ein-heit, die stets den Menschen im Blick hat, we-sentliche Fragen reflektiert und emotional er-greift. Wolfgang Rihm, der in diesem Jahr seinen65. Geburtstag feiert, wird die Auszeichnung imRahmen des Festivals Europäische Kirchen-musik (13. Juli bis 6. August) am Samstag, 15. Juli, um 20 Uhr im Heilig-Kreuz-MünsterSchwäbisch Gmünd durch OberbürgermeisterRichard Arnold verliehen. Vor der Preisverlei-hung erklingen im Konzert mit dem BachchorStuttgart, dem Südwestdeutschen Kammerchorund dem Südwestdeutschen KammerorchesterPforzheim unter der Leitung von KMD Jörg-Han-nes Hahn die Kompositionen „Memoria“ für Alt,Knabenstimme, Chor und Orgel, „Toccata, Fugeund Postludium“ für Orgel und das monumen-tale „Maximum est Unum“ für Alt, vier Soprane,zwei Chöre, Orgel und Orchester von WolfgangRihm sowie das „Kyrie d-Moll“ von WolfgangAmadeus Mozart und die Kantate „Jauchzet Gottin allen Landen“ von Johann Sebastian Bach.

Der Preis der Europäischen Kirchenmusik ist mit5.000 Euro dotiert. Seit 1999 zeichnet er hoch-rangige Interpreten und Komponisten für weg-weisende Leistungen im Bereich der GeistlichenMusik aus. Zu den bisherigen Preisträgern ge-hören die Komponisten Petr Eben, Sofia Gubai-dulina, Klaus Huber, Arvo Pärt, Younghi Pagh-Paan, Krzysztof Penderecki, Dieter Schnebel, SirJohn Tavener und Hans Zender. Zu den Geehrtengehören ferner die Dirigenten Frieder Bernius,Marcus Creed, Eric Ericson, Hans-Christoph Ra-demann und Helmuth Rilling, der Organist Da-niel Roth, der Kammersänger Peter Schreier, derMusikwissenschaftler, Dirigent und KomponistClytus Gottwald und der Thomanerchor Leipzig.In diesem Jahr wird der Preis der EuropäischenKirchenmusik Schwäbisch Gmünd zum 19. Malverliehen.

„Musik muss voller Emotion sein …“

An die Energie, Spannung und Sinnlichkeit vonWolfgang Rihms Kompositionen mussten sichPublikum und Kritiker Anfang der 1970er-Jahreerst einmal gewöhnen. Heute fehlen seine Wer-ke auf keinem Spielplan – aktuelles Beispielhierfür ist die Auftragskomposition zur Eröff-nung der Elbphilharmonie in Hamburg. DemSchüler von Karlheinz Stockhausen und KlausHuber gelingt es immer wieder, seine Hörer zuüberraschen, oft auch sich selbst. Rihms Kom-positionen widersetzen sich dabei jedem Ver-such, sie einzuordnen – sie haben etwas Allum-fassendes. Ihre Ausdruckskraft schockiert undbeeindruckt zugleich: „Musik muss voller Emo-tion sein, die Emotion voller Komplexität.“ Geist-liche Musik stand zunächst nicht im Zentrum sei-nes Schaffens, und eigentlich hatte er mit Voll-endung seiner Passionsmusik „Deus Passus“(2000) sein „Mönchsgewand wieder ablegenwollen“, wie er sich selbst erinnert. Doch um-fasst sein Oeuvre inzwischen eine Vielzahl geist-licher Werke. Die jüngst fertig gestellten groß an-gelegten „Requiem-Strophen“ für Soli, Chor undOrchester werden im März in München ihre Ur-aufführung erleben.

Wolfgang Rihm, 1952 in Karlsruhe geboren, isteiner der weltweit bedeutendsten zeitgenössi-schen Komponisten, Professor für Kompositionund Autor. Darüber hinaus vertritt er die Interes-sen zahlreicher Musikschaffender als Mitgliedmehrerer Gremien in Deutschland. Sein musika-lisches Wissen ist umfassend, das gleiche giltfür die Künste, die Literatur, die Philosophie –sie dienen als Inspirationsquelle für sein Kom-ponieren. Mit über 400 Werken hat er ein Uni-versum geschaffen, so genannte „Neue Musik“geschrieben – die Titel seiner Kompositionensind symbolhaft für die Musikgeschichte derletzten Jahrzehnte geworden, ein Gemeingut,dessen sich Orchester und Kammermusiken-sembles regelmäßig bedienen, etwa der Titel„Chiffre-Zyklus“ oder „Jagden und Formen“.Gleiche Bedeutung steht den Werken zu, diesich auf die Musikgeschichte berufen, darunterOratorien in der Bach-Nachfolge („Deus Pas-

Mitteilungen33

sus“), Orchesterwerke, die sich an JohannesBrahms orientieren („Ernster Gesang“) oderKammermusik nach Robert Schumann („FremdeSzenen“) – sie bewegen sich in einzigartigerWeise zwischen Tradition und Freiheit. Ein be-sonderer Schwerpunkt liegt überdies im BereichMusiktheater mit seinen großen Bühnenerfol-gen „Jakob Lenz“, „Die Hamletmaschine“ und„Die Eroberung von Mexiko“.

Wolfgang Rihm ist ein Komponist, der sich im-mer in Frage stellt: Jedes neue Werk ist eine Ant-wort auf das Vorausgegangene; jedes neue Werkwirft Fragen auf, die er im nächsten Stück zu be-antworten sucht. So entstehen Reihen, ganzeFamilien von Kompositionen, die das subjektiveAusdrucksbedürfnis in den Mittelpunkt stellen.Alles ist ständig im Wachsen, er widmet sich na-hezu allen Gattungen der Instrumental- und Vo-kalmusik, arbeitet und ergänzt seine Werke,bringt sie in neue Zusammenhänge: „Ich habedie Vorstellung eines großen Musikblocks, derin mir ist. Jede Komposition ist zugleich ein Teilvon ihm, als auch eine in ihn gemeißelte Physio-gnomie.“ Als Professor für Komposition (Musik-hochschule Karlsruhe), Musikwissenschaftlerund Essayist lebt und arbeitet Wolfgang Rihm inKarlsruhe und Berlin.

Der gregorianische Choral ist ein Gesang, deraus dem Hören und Meditieren des Wortes Got-tes hervorgegangen ist. Dieser Entstehungspro-zess kann als eine „Bereitung des Herzen“ fürden Anruf Gottes verstanden werden, um ihmGebet und Lobpreis eine Antwort geben zu kön-nen.

Der Gregorianische Choral ist klingendes WortGottes, das in der Liturgie als Meditation desWortes und zugleich Antwort als gesungenes Ge-bet zum Ausdruck gebracht wird.

An diesem Wochenende wollen wir uns einübenin Texte und Gesänge des Stundengebets undder Messe. Einführungen in die biblischen Textewerden weitergeführt zum singende Einübendes Chorals. Eine allgemeine Hinführung in dieGeschichte und das Wesen der Gregorianik und

CHORAL-WOCHENENDE

„Paratum cor meum“Psalm 107,2

vom 29.09. bis 01.10.2017

in der BenediktinerinnenabteiSt. Erentraud in Kellenried

Kursleitung:Rudolf Fischer, Lappersdorf

Kirchenmusiker, Referent für KirchenmusikSr. Hannah Golla OSB, Kellenried 1. Kantorin der Abtei

CHORAL-WOCHENENDE

◆ Choralwochenende im Kloster Kellenried

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201734

Übungen chorischer Stimmbildung sollen dieGrundlage für das Verständnis des Gesangs undfür die praktische Umsetzung schaffen.

Für die Teilnahme werden keine besonderenmusikalischen Voraussetzungen erwartet, au-ßer der Freude am Singen.

Beginn: Freitag, 29.9. Anreise bis 17:00 UhrAbschluss: Sonntag, 1.10. mit dem MittagessenKursgebühr: 90,- EuroPension (EZ mit D/WC):140, - EuroAnmeldung bis 01.09.2017Benediktinerinnenabtei GastflügelKellenried 3D-88276 Berg Tel: 07505-9566-314E-Mail:[email protected] über unser Haus und zur Anreisestehen auf unserer Homepage: www.abtei-kellenried.de

◆ Stuttgarter Orgelakademie 2017Sonntag, 09.07. – Sonntag, 16.07.2017

Zuhören – Ausprobieren – Diskutieren – Konzertieren

PROGRAMMTeil 1: 10.7. – 13.07.17 Stuttgart

– Guy Bovet: Artist in Residence, Jehan Alain //alte spanische Orgelmusik

– Helmut Deutsch Liszt und Reubke: Innovation-Revolution-Klangmagie.

– Jürgen Essl Messiaen & Tournemire: Interpre-tation, Inspiration, Improvisation.

– David Franke: Improvisation im Stil der deut-schen Spätromantik, der französischen Sinfo-nik, sowie impressionistische und modaleTechniken des 20. Jahrhunderts

– Jörg Halubek: Johann Sebastian Bach als Vir-tuose aller Tasten - Orgel- und Cembalowerke

– Ludger Lohmann : Weckmann, Tunder, Buxte-hude & Co.: Norddeutsche Orgelmusik im Ban-ne der Reformation

– Johannes Mayr: Grundlagen der Improvisationim Barockstil, Einsteigerkurs

Teil 2: 14.07. – 16.07.17 Ochsenhausen / Obermarchtal / Weingarten

Spielorte: Orgelsammlung der MusikhochschuleStuttgart / Exkursionen zu den historischen In-strumenten in Oberschwaben

RAHMENPROGRAMM

Sonntag, 09.07.1717.00 Musikhochschule Stuttgart: Wandelkonzert durch die Orgelsammlung

Montag, 10.07.1720.00 Exkursion & Konzert Neuhausen / Filder(Walckerorgel), Ludger Lohmann

Dienstag, 11.07.1720.00 Dozentenkonzert (Deutsch, Essl, Halubek, Franke, Mayr)

Mittwoch, 12.07.17,20.00 „Don Quijote“ melodrame pour orgue,Guy Bovet

Donnerstag, 13.07.1720.00 Teilnehmerkonzert

Sonntag, 16.07.1717.00 Schlusskonzert im Münster Obermarchtal

Anmeldung:http://www.mh-stuttgart.de/veranstaltungen/und [email protected]

Mitteilungen35

◆ Zweiter Durchgang des Rottenburger ACV-Chor -leitungswettbewerbs 2018

„Spitzenklänge“

Vom 2. bis 4. Februar 2018 findet in Rottenburgder zweite Durchgang des ACV-Chorleitungs-wettbewerbs statt. Junge katholische Kirchen-musikerinnen und Kirchenmusiker mit demSchwerpunkt Chorleitung, die nach dem 15.Oktober 1987 geboren sind, haben wieder dieMöglichkeit, ihre pädagogischen und künstleri-schen Leistungen auf diesem Feld zu präsentie-ren und zum Vergleich zu stellen. Als Wettbe-werbschöre stehen erneut der Chor der Hoch-schule für Kirchenmusik Rottenburg und der Rot-tenburger Domchor zur Verfügung.

Als ersten Preis hat der ACV 1500 Euro ausge-lobt. Den zweiten Preis in Höhe von 1000 Eurohast die Liga-Bank gestiftet. Der dritte Preis istein Notengutschein in Höhe von 300 Euro zumeinlösen beim Carus-Verlag.

Die Jury wird aus Msgr. Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider (ACV/Bonn), Alexander Burda (Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg),Domkapellmeister Christian Schmitt (Rotten-burg), Universitätsmusikdirektor Jan Schuma-cher (Frankfurt am Main), KMD Marius Schwem-mer (ACV/Passau) bestehen.

Anmeldeschluss für die Wettbewerbsteilnahmeist der 15. Oktober 2017. Anmeldeformulare mit den Teilnahmebedingun-gen gibt es beim ALLGEMEINEN CÄCILIEN-VERBAND FÜRDEUTSCHLAND, Weinweg 31, 93049 Regensburg, [email protected]

◆ Neuer Blick auf die Kirchenmusik

Deutsches Musikinformationszentrum veröf-fentlicht Informationsportal zum kirchenmusi-kalischen Leben in Deutschland

Kaum „ein anderer musikalischer Bereich ist sovielfältig und dadurch so schwer zu überblickenwie die Kirchenmusik. Zwischen Laienorientie-rung und hoher Professionalisierung dient sienicht nur der Liturgie, sondern schlägt mit ihrenzahlreichen Aktivitäten im Konzertleben eineBrücke in die Gesellschaft. Mit einem neuen In-formationsportal zum Thema „Kirchenmusik –Musik in Religionen” legt das Deutsche Musik-informationszentrum (MIZ), eine Einrichtungdes Deutschen Musikrats, erstmals ein Angebotvor, das umfassend und systematisch über dieaktuelle Situation des kirchenmusikalischen Le-bens in Deutschland informiert. Über dieKirchenmusik in der evangelischen und katho-lischen Kirche hinaus wird dabei auch die Musikin anderen Glaubensgemeinschaften in denBlick genommen.

Von der Musik im Gottesdienst und der Orgel alsihrem zentralen Instrument, dem kirchlichenAmateurmusizieren und der geistlichen Musikim Konzert über die Ausbildung und Berufspra-xis von Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusi-kern bis hin zur Musik in den orthodoxen Kir-chen, im Judentum und im Islam - das neue In-formationsportal des MIZ beleuchtet die Bedeu-tung der Musik im religiösen Leben in all ihrenunterschiedlichen Facetten. In Fachbeiträgenbeschreibt und untersucht das MIZ Strukturen,Ausprägungen und Entwicklungen innerhalb dereinzelnen Themengebiete und liefert unter Ein-beziehung aktueller statistischer Daten und Fak-ten eine umfassende Bestandsaufnahme.

„Kirchenmusik ist nicht nur Teil der kirchlichenVerkündigung, sie prägt darüber hinaus in ho-hem Maße unsere Bildungs- und Kulturland-schaft. Mit seinem neuen Angebot verfolgt dasMIZ daher das Ziel, die Musik und die Musikpra-xis der großen in Deutschland vertretenen Reli-gionen in ihrer gesamten Bandbreite abzubilden

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201736

und ihre gesellschaftliche Bedeutung zu unter-streichen”, so Professor Martin Maria Krüger,Präsident des Deutschen Musikrats. Dass dieKirchenmusik mit ihrem reichen Erbe eine dertragenden Säulen unseres kulturellen Lebensbildet, zeigt die aktuelle Situation deutlich:Mehr als 900.000 Menschen in Deutschlandsind derzeit in 36.000 vokalen und 15.000 in-strumentalen Ensembles der Kirchen aktiv. Über3.300 hauptberufliche Kantorinnen und Kanto-ren erfüllen neben dem Dienst an der Orgel einegroße Vielfalt an künstlerischen und künstle-risch-pädagogischen Aufgaben. Darüber hinaussind schätzungsweise etwa neun Mal so vieleneben- und ehrenamtliche Kirchenmusikerin-nen und Kirchenmusiker beschäftigt, die dasmusikalische Leben in den Gemeinden wesent-lich gestalten. Mit mehr als 66.000 kirchenmu-sikalischen Veranstaltungen jährlich erreicht al-lein die evangelische Kirche, die hierfür Zahlenausweist, über sieben Millionen Zuhörer und lei-stet damit einen unverzichtbaren Beitrag zumMusikleben in Deutschland, vor allem auch inländlichen Regionen.

“Ein besonderes Anliegen des MIZ war es, denBlick über den traditionellen Themenkreis derKirchenmusik hinaus zu weiten und auch dieMusik anderer Glaubensgemeinschaften zu be-leuchten”, erläutert der Leiter des MIZ StephanSchulmeistrat. „Durch die Einbeziehung derMusik in den orthodoxen Kirchen, im Judentumund im Islam trägt das neue Informationsportalzum einen der gegenwärtigen gesellschaftlichenSituation Rechnung, zum anderen reagiert esauf die Tatsache, dass das Interesse an derMusik anderer Religionen zunehmend steigt.Dies beobachten wir beispielsweise in den Pro-grammen zahlreicher Festivals, in denen Genre-überschreitungen und interreligiöse wie inter-konfessionelle Dramaturgien immer größerenRaum einnehmen.”

Über die themenbezogenen Fachbeiträge undStatistiken hinaus stellt das MIZ topographischeDarstellungen zur Verfügung, z. B. zum kirch-lichen Amateurmusizieren, zu Ausbildungsstät-ten oder zum Orgelbau. Eine umfangreiche

Zusammenstellung von grundlegenden Informa-tionen zu Arbeitsinhalten und Aufgabenfeldernvon Institutionen und Einrichtungen - darunterVerbände, Forschungseinrichtungen und Archi-ve, aber auch Wettbewerbe, Preise, Festivals mitkirchenmusikalischem Schwerpunkt sowie Fort-und Weiterbildungsmaßnahmen u.v.m. - gibteinen umfassenden Überblick über infrastruk-turelle Aspekte der Kirchenmusik. Ergänzt wirddas Portal durch Informationsangebote zu Stu-dien, Positionspapieren, Stellungnahmen undkulturpolitischen Dokumenten sowie durch Li-teraturempfehlungen, weiterführende Quellenim Internet und tagesaktuelle Nachrichten.

Zu erreichen ist das neue Informationsportal desMIZ unter http://themen.miz.org/kirchek-musik. Ermöglicht wurde das Projekt durch dieUnterstützung der Bundesbeauftragten für Kul-tur und Medien, Kulturstaatsministerin Profes-sor Monika Grütters.

Unter dem Dach des Deutschen Musikrats er-fasst und dokumentiert das Deutsche Musik -informationszentrum (MIZ) Strukturen undEntwick lungen der Musikkultur. Das Spektrumreicht dabei von der musikalischen Bildung undAusbildung über das Laienmusizieren, die Mu-sikförderung und die professionelle Musikaus-übung bis zu den Medien und der Musikwirt-schaft. Gefördert wird das MIZ durch die Beauf-tragte der Bundesregierung für Kultur und Me-dien, die Kulturstiftung der Länder, die StadtBonn sowie von privater Seite durch die GEMAund die GVL.

Kontakt: Stephan Schulmeistrat, Projektleitung Deutsches Musikinformationszentrum Stephan Schwarz-Peters, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Deutscher Musikrat gGmbHWeberstr. 59 · 53113 Bonn Tel.: 0228 / 2091-180 · Fax: 0228 / 2091-280Mail: [email protected] · www.miz.org

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■ Berichte

◆ Aus den Dekanaten

Sabine Marx

Dekanatschortag 2016

Am 22. Oktober fand in Rot an der Rotder Dekanatschortag für die RegionOchsenhausen und lllertal unter derLeitung der DekanatskirchenmusikerinNaho Kobayashi statt.

Für die ca. 240 Sängerinnen und Sängeraus Berkheim, Erolzheim, Oberopfin-gen, Dettingen, Sinningen, Kirchberg;Hürbel, Reinstetten Ellwangen, Rot ander Rot und dem Chor Cantemus ausBonlanden begann dieser Tag um14.30 Uhr in der Klosterkirche St. Ver-ena mit dem gemeinsamen Üben derLieder und Choräle. Frau Kobayashistellte eine ansprechende, breit gefä-cherte Auswahl an Liedern aus demneuen Gotteslob und Werken unter an-derem von Tambling (Laudate Domi-num) und Wesley (Herr, dein Wort istLicht und Wahrheit) sowie einem eige-

nen Arrangement (Kyrie) zusammen.Als Kantorin konnte Frau Monika Härlegewonnen werden. Die Orgelbegleitungan der Holzhey-Orgel übernahm DanielGräser.

Dies stellt eine besondere Herausforde-rung für Frau Kobayashi und Herrn Gräserdar, da die Orgel etwa 30 Meter weg undhoch oben auf der Empore ist und sokein Blick kontakt zwischen Dirigentinund Organist bestand. Beide haben dieses Problem aber mit Bravour gemei-stert.

Um 16.00 Uhr hatten die Teilnehmer/innen die Gelegenheit sich im benach-barten Jugendhaus bei Kaffee und Ku-chen in gemütlicher Runde über das Er-lernte auszutauschen und miteinanderins Gespräch zu kommen.

Zum feierlichen Abschlussgottesdienstum 18.00 Uhr waren auch alle Interes-sierten eingeladen. Zelebriert wurde ervon Dekan Schänzle, der es in besonde-rem Maße verstand, den Sängerinnenund Sängern sowie allen Verantwort-lichen der Kirchenmusik deutlich zu ma-chen, dass der liturgische ChorgesangVerkündigung des Wortes Gottes ist.

Eugen Kienzler

30 Jahre Mädchenkantorei undVerabschiedung von Chor -leiterin Waltraud Marschall

Bad Saulgau Am vergangenen Samstagabend hattedie Kirchengemeinde St. Johannes undder Förderverein der MädchenkantoreiBad Saulgau anlässlich des 30jährigenBestehens der Mädchenkantorei undder Verabschiedung der ChorleiterinWaltraud Marschall einen Festabendausgerichtet, der Eindruck machte.

Mitteilungen/Berichte

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Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201738

Dort, wo vor dreißig Jahren alles begann, näm-lich in der Stadtpfarrkirche St. Johannes, wurdeder Festabend mit einem festlichen Abendloberöffnet. Für den erkrankten Dekan Peter Müllerbegrüßte der stellvertretende Kirchengemein-deratsvorsitzende Ludwig Ball die zahlreichenKirchenbesucher, die damit die große Verbun-denheit zur Mädchenkantorei und zu WaltraudMarschall kund taten.

Klangvoll und in bekannt herausragender Chor-disziplin eröffnete der Hauptchor mit der Gradu-ale „Effuderunt” von Michael Haydn, dem derGrundchor mit „Segne Gott im Himmel" folgte. Beide Chöre erstmals geleitet von der Nachfol-gerin am Dirigentenpult Christine Wetzei. Mit da-bei auch Matthias Burth an der Orgel und die Johanneschorknaben, die unter der Leitung vonVolker Braig von der Orgelempore aus mit „Eswird ein Stern aus Jakob aufgehen" und dem„Christus vincit" das Abendlob mitgestalteten.

„Sei stille dem Herrn" von F. Mendelssohn Bar-tholdy und dem „0 salutaris hostia" waren die

beiden Solostücke, mit denen die Altistin RaikaMaier und die Sopranistin Michaela Maucher ihrer ehemaligen Gesangslehrerin ihre Remini-szenz erwiesen. Mit dem „The peace of God" vonJ. Rutter bewiesen Grund- und Hauptchor, dassauch unter neuer Leitung allerhand zu erwartenist. Diesem musikalisch-bewegenden Abendlobschloss sich der Festakt im Stadtforum an.

Nach der Begrüßung des großen Auditoriums,darunter der Diözesanmusikdirektor Walter Hirt,Bürgermeisterin Doris Schröter und Landtags-abgeordneter Klaus Burger und viele ehemaligeChormitglieder und Wegbegleiter, durch denVorsitzenden des Fördervereins Jürgen Hoff-mann folgte ein bunter Strauß an Redebeiträgenund musikalischen Darbietungen.

Wie ein roter Faden zog sich dabei die Erfolgs-geschichte der 30 Jahre Mädchenkantorei ver-bunden mit der großen Lebensleistung von Wal-traud Marschall aber auch die ermutigendenWünsche an die neue Chorleiterin Christine Wet-zei durch den Abend. Jürgen Hoffmann erinnert

Ein gelungener Generationswechsel -Christine Wetzei und Waltraud Marschall

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in seinem Rückblick an die Gründung der Mäd-chenkantorei durch Hugo Birkhofer und StefanJohannes Bleicher als Pendant zu den damalsbereits etablierten St.-Johannes-Chorknaben.

Aus diesen Anfängen mit 30 Mitgliedern hat sichder Chor unter der Leitung von Waltraud Mar-schall zu einem Klangkörper von 110 Mitglie-dern im Grund-und Hauptchor und zu einemAushängeschild der Stadt Bad Saulgau ent -wickelt. Dies bestätigte auch BürgermeisterinDoris Schröter in ihrem Grußwort. Bezugneh-mend auf die vielfältigen Auftritte im In- undAusland nannte sie die Mädchenkantorei eineninternational bekannten Repräsentant. ,,Wer es,wie die Mädchenkantorei 2006, mit einem Kon-zertauftritt in der Carnegie-Hall in New Yorkschafft, den darf man getrost als einen absolu-ten Spitzenchor bezeichnen" so das berechtigteKompliment der Bürgermeisterin.

Der wesentliche Garant dieses Erfolgs war Wal-traud Marschall, die nie viel Aufsehens um ihreeigene Person gemacht hat. Die Art und Weisewie sie den Chor geführt und geprägt hat, näm-lich trotz aller Leistungsorientierung auf einesehr menschliche Art und Weise, verdiene gro-ßen Respekt und Anerkennung. ,,Dein Bemü-hen, jungen Menschen Musik nahe zu bringen,war nicht nur unermüdlich sondern auch sehrerfolgreich" so Ludwig Boll, der bei seinemGrußwort namens der Kirchengemeinde nichtnur gratulierte und dankte, sondern auch die einoder andere Anekdote, die den Mensch Mar-schall charakterisierte, zum Besten gab.

Ein Glücksfall für Bad Saulgau, die Region unddie Diözese nannten DiözesanmusikdirektorWalter Hirt und der Vorsitzende des Pueri-Can-tores -Diözesanverbandes Erhard Andlauer dieMädchenkantorei und die St. Johanneschorkna-ben. Zwei Chöre in solcher Qualität an einem Ortsei einmalig in der Diözese. ,,Was sie geleistethaben, lebt in vielen Menschen fort", so das

Kompliment an die scheidende Chorleiterin.Dass die Mädchenkantorei auch ein breites Re-pertoire außerhalb des sakralen Chorgesangsanzubieten hat, bewiesen die Sängerinnen beider lebhaft und kreativ gestalteten Präsentation„Mit Frau Marschall um die Welt – eine fantasti-sche Chorgeschichte" die sie mit Ohrwürmernder aufgeführten Musicals wie „Mama mia" mu-sikalisch garnierten.

Rosen von den Sängerinnen und die Feststel-lung „Heute endet die lange, unvergleichlicheZeit mit Ihnen, die wir nie vergessen werden undfür die wir ihnen dankbar sind" war wohl dergrößte Dank des Abends, an eine verdienteChorleiterin und einen außergewöhnlichenMenschen.

,,Ich hatte in all den Jahren immer viel Freude anall dem was ich gemacht habe. Dankbar bin ichallen die mich unterstützt haben, insbesonderedem Förderverein, ohne dessen Unterstützungvieles nicht gegangen wäre. Dankbar auch demeinzigen Mann im Chor, nämlich dem Mann ander Orgel Matthias Burth und natürlich meinenSängerinnen" war das Resümee der, ob des vie-len Lobes berührte Waltraud Marschall.

Eine besondere Symbolik war die Übergabe desDirigentenstabs, den sie beim Auftritt in der Carnegie-Hall erhalten und der sie auf vielen

Berichte

Diözesanmusikdirektor Walter Hirt dankt Waltraud Marschall für ihr großes Engegement

und überreicht ihr ein Geschenk

zese Rottenburg-Stuttgart statt. Es ist inzwi-schen zu einer Institution der Kirchenmusiksze-ne dieser Region geworden.

Rund 120 Sängerinnen und Sänger sind der Ein-ladung der Dekanatskirchenmusiker BernardSanders (Tuttlingen), KMD Georg Fehrenbacher(Spaichingen), KMD Rudolf Schäfer (Schram-berg), Peter Hirsch (Schwenningen) und KMDRudolf Hendel (Albstadt), zu einem Wochenen-de im Zeichen der geistlichen Chormusik ins Klo-ster Untermarchtal gefolgt.

Musikalisch war das Programm wieder höchstabwechslungsreich. Allein die Gestaltung desKyrie-Gesangs enthielt ein Spannungsbogendurch die Verknüpfung von Gregorianik miteinem Teil aus der „Missa Piccola“ der 1961 ge-borenen australischen Komponistin Sandra Mil-liken. Ein Psalm aus dem Genfer Psalter von1551, ein Liedsatz von Heinrich Schütz von1661 und eine Motette des Belgiers Flor Peetersvon 1949 erweiterten die stilistische Palette.Demgegenüber standen mehrere modernereSätze. Von Hubert Zaindl (geb. 1965) aus dembayrischen Regensburg wurde das Gloria ausder „Missa festiva“ musiziert. Unter der Kommu-

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201740

Konzertreisen begleitet hat, an die NachfolgerinChristine Wetzei.

Für den musikalischen Rahmen dieses beweg-ten und vergnüglichen Festaktes sorgten derGrundchor, das Duett Rebecca Sugg und VictoriaMatt sowie die „Cantantis" Stefanie Hasel, Ca-rina Michelberger und Anne Wuhrer und derMännerchor Bad Saulgau. Der Abba-Song„Thank you for the music" war dann der passen-de Abschluss, interpretiert von allen aktiven undehemaligen Sängerinnen der Mädchenkantorei.

Beim anschließenden Stehempfang gab esnoch allerhand Gesprächsstoff und für WaltraudMarschall viel Händeschütteln.

Fotos Kienzler

Bernard Sanders

Chorfreizeit „Cantate Domino“

Tuttlingen/Untermarchtal. Bereits zum zwölftenMal fand am vergangenen Wochenende (10.-12.Feb.) die Chorfreizeit „Cantate Domino“ der kir-chenmusikalischen Region I (Dekanate Balin-gen, Rottweil, Tuttlingen-Spaichingen) der Diö-

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nion wurde eine Meditation von Margret Rizza(geb. 1929) über das vom Chor auswendig-vor-getragenen Ostinato „Jesu Domine“ musiziert.Den Abschluss bildete eine berührende Bear-beitung für Chor, E-Piano und Orgel von RudiSchäfer über das Neue Geistliche Lied „Gebor-gen in dir, Gott“.

Diese Kompositionen und Bearbeitungen vonLiedern aus dem neuen Gotteslob für Chor mitGemeinde wurden in einem musikalisch reichgestalteten Gottesdienst am Sonntagmorgen inder Klosterkirche Untermarchtal zu Gehör ge-bracht. Das ganze Programm wurde von den Teil-nehmern in nur zwei Tagen erarbeitet.

Superior Pfarrer Edgar Briemle, der den Gottes-dienst hielt, freute sich über die vorbildliche mu-sikalische Gestaltung der Liturgie. Er lobte denFleiß und die Leistung des Chores und beschriebdie Veranstaltung als „beispielhaft und nachah-menswert“. Mit einem betonten „auf Wiederse-hen“ drückte er seinen Wunsch aus, dass siewieder stattfindet. Er nannte die verantwort-lichen Dekanatskirchenmusiker „das größteQuintett der Welt, weil sie alle mit Begeisterungdabei sind“.

Schöpfungsoratorium von ThomasGabriel

Christiane Hornung

Katholische Kirchengemeinde Sankt MartinHerrenberg führt Genesis-Kapitel auf

Von den sieben Tagen der Schöpfung berichtetdas erste Kapitel der biblischen Genesis, die vonder Erschaffung und Bevölkerung der Welt er-zählt. Folgerichtig gliederte diese Unterteilungauch die erfolgreiche Aufführung der Chöre derkatholischen Kirchengemeinde Sankt MartinHerrenberg gemeinsam mit Solistin, Instrumen-talisten und einer Tänzerin.

Mit Thomas Gabriels Schöpfungsoratoriumbrachte Marianne Aicher ein Werk zur Auffüh-

rung, das sich als noch wenig bekannter Rohdi-amant entpuppte. Im Jahr 2014 erst zu Papiergebracht, verwob der Kirchenmusiker die Texteaus der biblischen Vorlage des ersten Kapitelsder Genesis mit aktuellen und relevanten The-matiken. “Das Stück bringt stark zum Ausdruck,wie gut die Menschen geschaffen sind und wasin ihnen steckt”, leitete Aicher den Abend ein,„wie schön, dass man dies immer neu ent -decken kann.”

Ebenso aktuell wie das Stück war auch die In-szenierung angehaucht worden, die mit multi-medialen Effekten untermalt war. Ein sanftesLicht hüllte den voll besetzten Kirchenraum ein,als die Akteure begannen, den ersten Tag derSchöpfungsgeschichte zu illustrieren. Chaos,Wüste und eine undurchdringliche Leere herr-schen auf der neuen Erde, es ist kalt, unbehag-lich und deprimierend. Im Wechsel mit AnjaTschamler setzte der Chor ein, ebenso wie dasmusikalische Thema des ersten Tages solltenauch die folgenden von der gemeinsamen Inter-aktion zwischen Choristen und Solistin geprägtsein. Ganz bewusst hatte Aicher mit dem eigent-lichen Skript gebrochen und die Worte eines ei-gentlich männlich konnotierten Evangelistendurch eine Sängerin besetzt. Mit ihrer klarenStimme, die mühelos durch die verschiedenenRegister sprang, wusste Tschamler den Part bes -

Schauspielstudentin Mira von Wangenheim hängt am Vertikaltuch und zieht die Blicke auf sich GB-Foto: Bäuerle

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201742

schützenden Kokon hüllte sie sich ein und voll-führte ihre Kunststücke über dem steinernen Bo-den. In seiner vertikalen Achse stand das Tuchim direkten Gegensatz zu den in der Horizontaleangeordneten Sängern und Musikern - und sym-bolisierte somit nicht zuletzt das christlicheKreuz.

“Keine Welt ohne Himmel, kein Himmel ohnediese Welt” lautete indes die Versicherung, dieden dritten Tag umspannte. Das Wasser sam-melte sich an einem Punkt, Thomas Gabriel hat-te hier die musikalischen Möglichkeiten einervielstimmigen Chorbesetzung perfekt in Szenegesetzt und die Stimmen gleich kleiner und gro-ßer Wassertropfen angeordnet, die Singendender katholischen Kirchengemeinde wusstendies gelungen umzusetzen. Die Welt, so erzählteTschamler, wurde von Gott bestellt, der Planetist zur Heimat geworden. Bilder, die an die Wandder Kirche geworfen worden waren, unterstützenmit der Darstellung von Naturparadiesen dasBild der Vollkommenheit der doch so fragilenSchöpfung, von Südseeinseln wurde der Bogenbis zu den heimischen Streuobstwiesen ge-

tens auszufüllen. Nachdem der Chor das ersteMorgengrauen heraufbeschworen hatte, agier-ten die jüngsten Sänger als Lichtboten und ver-teilten Leuchten innerhalb des Kirchenraumes -die Lichtmetaphorik zog sich wie ein roter Fadendurch den Abend.

Der zweite Tag indes wurde mit der Weite desHimmels eingeleitet, ein Ort, der von Gabriel am-big gedeutet wird - Endstation der Sehnsuchteinerseits, Umgebung der Angst andererseits.Satelliten, Raketen und Müll aus dem All habensich ebenfalls ihren bedrohlichen Platz am Him-mel erobert. Dennoch stimmte der Chor ver-söhnlich, als Zelt und Hülle fungiere der Himmel,der somit zum Schutzraum avanciert. Am zwei-ten Tag betrat auch Mira von Wangenheim erst-mals die Bühne, die Stuttgarter Schauspielstu-dentin schwebte am Vertikaltuch, dessen Gerüstdas Bild eines Zelts plastisch darstellte. Auf denText des Oratoriums hatte Eva-Maria Schewe ih-re Choreografie abgestimmt, die von einer Viel-zahl an ausdrucksstarken Bewegungen geprägtwar. Gleich eines Engels mit Flügeln hing vonWangenheim an den Tüchern, wie in einem

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spannt. Kritische Töne wurden indes am viertenTag geäußert, der dazu aufforderte, das allzu oftvordiktierte Leben selbst in die Hand zu nehmenund den Fokus auf jenen Rhythmus zu legen,den Gott einst mit dem natürlichen Lauf der Ge-stirne geschaffen hatte. Neben der Bewahrungder Schöpfung stellt die Reflexion des eigenenLebens einen der Impulse dar, die in der kom-menden Fastenzeit an Aktualität gewinnen.

Nachdem Gott am fünften Tag Wasser, Luft undHimmel mit den verschiedensten Lebewesen be-völkert hatte, erfolgte am sechsten Tag schließ-lich die Erschaffung des Menschen, die in Ga-briels Oratorium einen besonderen Platz ein-nimmt. Musikalisch wurde der Spannungsbogenan der entscheidenden Textpassage durch diedezent gehaltene Untermalung des Sologesan-ges gespannt, denn Gabriel betont ausdrücklichdie Gleichberechtigung zwischen Mann undFrau, die “füreinander und zum Schutz und Heil”zum Ebenbild Gottes geschaffen wurden. Den-noch mischen sich Töne des Zweifels unter denweiteren Werdegang des Menschen, “machteuch die Erde untertan”, erscheint vor demHintergrund von Kriegen, Plünderungen und Um-weltverschmutzungen als deutliche Fehlinterpre-tation des göttlichen Wortes.

Die ihm eigentlich inhärente Bedeutung von Ru-he und Heil scheint indes auch dem siebten Tagin der heutigen, schnelllebigen Gesellschaft abhandengekommen zu sein, die das Subjektmit dem Drang zur Dauererreichbarkeit an seine Grenzen treibt. Noch einmal konnten dieChöre der Gemeinde, die Aicher allesamt in dasProjekt inkludiert hatte, ihre enorme Wandelbar-keit und Sicherheit aufzeigen, die sich schondurch den gesamten Abend gezogen hatte. Erst-mals schwieg das Ensemble der Musiker, des-sen Klangteppich das Oratorium bisher in zahl-reichen Facetten untermalt hatte und sich dabeiunterschiedlicher Musikstile und Rhythmikenbediente sowie improvisatorischen Elementen.Gleich eines voluminösen Gospelchores verkün-deten die Sänger das Heil Gottes, ehe langan-haltender Applaus folgte.

Berichte

Thomas Kolb

Nachwuchs-Organisten auf Orgelfahrt

Die Woche vor Ostern hatte Jan Martin Chrost,Regionalkantor in St. Maria Heidenheim, für sei-ne Orgelschüler/innen eine Orgelfahrt nachNordrhein-Westfalen organisiert. Die Zielewaren bedeutende Orte der Kirchenmusik, mit-hin auch ehemalige Wirkungsstätten des Kir-chenmusikers, wie z.B. die bekannte Marienba-silika in Kevelaer. Erstes Highlight war der Besuch eines Konzerts mit den MusikalischenExequien von Heinrich Schütz, welche KölnVokalzusammen mit VokalzeitKöln unter der Leitungvon Jan Martin Chrost zur Aufführung brachten.

Noch am Abend bestand Gelegenheit die präch-tige Seifert-Orgel, mit derzeitig 143 Registern diegrößte deutsch-romantische Orgel der Welt, inAugenschein zu nehmen. Basilika- und Konzert-organist Elmar Lehnen präsentierte die Orgelund anschließend bekamen die Schüler/innendie Möglichkeit, vorbereitete Stücke an dem Instrument vorzutragen. Weitere Literatur-, Übe-und Interpretationsstudien waren an der Rütter-Orgel der benachbarten Kerzenkapelle unter Anleitung von Herrn Chrost möglich.

Von Kevelaer aus führte der Weg weiter über Ra-tingen nach Köln. In Ratingen erläuterte Kirchen-musiker Ansgar Wallenhorst „seine“ Seifert-Or-gel in St. Peter und Paul. Imposant ist der völligfreistehende, bewegliche und volldigitalisierteSpieltisch von dem aus das zuletzt 2006 er-weiterte und klanglich modifizierte Instrument

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201744

seine neobarocken Klangfarben erstrahlen lässt.Mehrfach wurde die Orgel ergänzt und ausge-baut. Herz und Alleinstellungsmerkmal der Orgelist ein Computersystem, mit dem neue Klangfar-ben zusammengestellt und Effekte erzeugt wer-den können. Dadurch wird der traditionelle Orgelbau weitergeführt, sodass sich das Instru-ment, neben der Romantik und dem Barock, besonders für zeitgenössische Musik eignet.

Nächste Station war die Ahrend-Orgel der Ursu-linenkirche in Köln. Das im Jahr 2002 erbaute In-strument ist nach dem Vorbild der Barockorgel

konzipiert und wird von der benachbarten Musikhochschule Köln als Übe- und Konzertin-strument genutzt. Auch hier bestand für dieSchüler/innen Probe- und Übegelegenheit.Schwerpunkt lag dabei in der barocken Stilistikund der empfindsamen Artikulation, für das sichdas Instrument hervorragend eignet.

Krönender Abschluss der Orgelfahrt war einenächtliche Führung im Kölner Dom. Patrick Cell-nick, Assistent der Domsingschule, präsentiertemit sphärisch anmutenden Klängen die herrli-che Klais-Orgel und ihren majestätischen Raum.Der Gang hinauf zur 25 Meter über dem Kirchen-schiff schwebenden „Schwalbennestorgel“durfte nicht fehlen. Einen unvergesslichen Ab-schluss bot der Ausblick hinab auf die nächtli-che Stadt und den im Vollmond glitzerndenRhein vom Vierungsturm des Doms.

Ein weiterer Konzertbesuch in St. Aposteln, sowie ein Streifzug durch das nächtliche Jazz-Szene-Viertel Kölns, bildeten zusammen mit einer Stadtführung durch das moderne Köln dasüberaus interessante, aber auch anstrengendeRahmenprogramm dieser unvergesslichen Orgelfahrt.

Diesmal ging unsere Chorfreizeit nach Freiburg.Am Donnerstag, 20. April 2017 fuhren wir zehn„Großen“ - der Jugendchor - zusammen mit un-serer Chorleiterin, Susanne Obert, erst mit demZug und dann mit der Tram zur Jugendherberge.Die erste Probe fand gleich nach dem Mittages-sen statt. Anschließend blieb noch genügendZeit zu einer kleinen Wanderung nach St. Othi-lien. Zurück ging es über die St. Wendelin-Kapel-le und einer Hollywoodschaukel mitten im Waldmit Blick auf den Feldberg, auf dem noch Schneelag. Und wir saßen im Sonnenschein! Am Abenddann das erste Highlight: Der Dieb Neunfingerle

Hanna und Sara Wagner

Wenn Engel reisen… —Cantores Trinitates vertreiben die Regenwolken über Freiburg.

aus dem Mittelalter führte uns zu „Bürger, Gal-gen, alte Häuser“. Das war klasse. Bei manchenGeschichten wurde uns ganz heiß (Hexen!), ob-wohl es nach Einbruch der Dunkelheit bitterkaltwurde. Am nächsten Tag nahmen wir nach einererneuten Probe den Kinderchor in Empfang.

23 Kinder und 7 Eltern brachten Leben in die Juhe und zusammen mischten wir die deut-schen, italienischen und französischen Gästeganz schön auf :-). Gemeinsam ging es nach-mittags zur Münster-Bauhütte, wo uns auchzwei Führungen, getrennt nach Alter, erwarte-

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ten. Natürlich schauten wir (singend!) das tolleMünster an. Zum Abschluss des Tages gab es ei-ne gemeinsame Probe der beiden Chöre.Samstags durften wir Großen zwischen den Pro-ben zum Bummeln in die Stadt, der Kinderchormachte die Wanderung nach St. Othilien. Einelustige Pyjama-Party mit „Lagerfeuer-Liedern“und Gitarre beendete den Tag …. und ein Feuer-alarm die Nacht!!! Was für ein Erlebnis! Nachtsum 4 Uhr ging es los. Alle mussten raus! Es stell-te sich zwar heraus, dass es nur ein schlechterJungenstreich war, doch dann war es schon zuspät. Mehrere Löschzüge, Rettungswägen, Poli-

zei und 350 evakuierte Gäste machten die Nachtzum Tag. Als der Spuk vorbei war, schafften esnur wenige (überwiegend die Jugendchörler, dieKinder waren zu aufgekratzt) nochmals zu schla-fen, bevor es dann zur „Herz Jesu“-Kirche zumGottesdienst ging, den wir natürlich begleiteten.Nach einer turbulenten Zugfahrt stiegen amSonntagnachmittag völlig erledigte, zombie -gleiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene inLudwigsburg aus dem Zug. Schön war’s und wirdanken allen, die uns immer wieder diese tollenErlebnisse ermöglichen und vor allem unsererChorleiterin Susanne Obert.

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Johanna Deißler

Interkultureller Dialog zur Passion

Tübingen. Die Johanneskantorei eröffnete dieKarwoche am Abend des Palmsonntags miteinem außergewöhnlichen Passionskonzert.Anlass war die Installation des RecklinghäuserKünstlers Ludger Hinse, die seit Aschermittwochdas Kreuz über dem Altar verhüllte. Sie bestandlediglich aus einem Buchstaben: Das arabischeZeichen für „N“ auf schwarzem Grund. Es stehtfür „Nazarener“, also „Christ“. Kämpfer der Ter-rorgruppe „Islamischer Staat“ schreiben dasgelbe „N“ auf die Haustüren von Christen undkündigen damit das friedliche Zu-sammenleben mit den arabischenNachbarn auf. Wer nicht zum Islamkonvertiert, muss Schutzsteuern zah-len oder sein Haus verlassen, mitunterdroht auch der Tod. Die diesjährige Fasteninstallation sollte auf die welt-weite Verfolgung von Christen auf-merksam machen.

Diese bedrohliche Atmosphäreschwebt auch in der mit über 350 Zu-hörern fast vollbesetzten Kirche. Unterder Leitung von Kantor Wilfried Rom-bach entspann sich hier ein west-öst-licher Dialog. Im Wechsel bekam der Zuhörer syrische Ostergesänge und abendländischePassionsmusik geboten. Der syrische MusikerSamir Mansour, der u.a. Oud an der Pop-Akade-mie Mannheim lehrt, und seine Gesangsschü-lerin Sarina Aeshou gaben mit zwei arabischen Liedern und einem traditionellen aramäischenOsterlied, der Sprache der Urchristen sowie Je-sus‘, einen Einblick in diese für den Westen fastvergessene Facette des Christentums. Von denGesängen ging eine Faszination aus, von der dieZuhörenden sogleich ergriffen wurden. Die fürunsere Ohren fremd wirkenden, kunstvoll aus-geschmückten Melodien weichen sehr vom gewohnten Tonsystem ab. Gleichzeitig verblüfftaber die Nähe der acht arabischen Tonleitern zuunseren Kirchentonarten.

Den Kontrast dazu bot die Johanneskantorei mitihrem Teil des Programms: Bei MendelssohnsPsalm 22 „Mein Gott, warum hast Du mich ver-lassen“ erinnerte Frank Bosserts dramatischerTenor an den Gesang in einer Synagoge. Die Ab-wechslung, die jedes weitere Musikstück bringt,ließ die Zuhörerenden immer neu aufhorchen.So glänzten zu Beginn von Pablo Casals‘ „O vosomnes“ die klangvollen Männerstimmen, wäh-rend bei der Kreuzverehrung „Popule meus“ desebenfalls spanischen Komponisten Tomas de

Victoria vor allem das Wechselspiel zwischendem sich im Altarraum befindlichen Chor undder in der Taufkapelle versteckten Solistengrup-pe zu bewundern war. Hier verflochten sich dannauch die westliche Dur-Moll-Tonalität und orien-talische Musik: Samir Mansour, sich selbst aufder Oud begleitend, interpretierte zwei Versedes Gregorianischen Gesangs und hauchte demlateinisch-griechischen Text auf diese Weise ei-ne ganz andere, fremdartige Nuance ein. In Rudolf Mauersbergers, das zerstörte Dresdenbeklagenden Trauermotette „Wie liegt die Stadtso wüst“ wuchs der Chor zu einer stimmgewal-tigen Kraft heran, zeichnete sich aber ebensodurch leise, schmerzerfüllte Klänge aus. DenAbend beschloss eindrucksvoll das „Agnus Dei“aus Frank Martins 8-stimmiger Messe.

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Reiner Schulte

Nachspiel to go auf Youtube

Jede Minute werden mehr als 400 Stunden Vi-deomaterial auf YouTube hochgeladen. Das sindin der Woche gut 240 Millionen Minuten. Dreioder vier davon kommen seit Ostern auch vonmir.

Nachspiel to go heißt das Format. Einmal die Wo-che lade ich auf dem Kanal der „KatholischenKirche Backnang“ ein Orgelstück hoch, in der Re-gel das Orgelnachspiel des Wochenendes. Dazugibt es im Beschreibungstext einen kurzen Blog-eintrag zu dem Stück, ein paar Links zur Kirchen-gemeinde und der Homepage der Dekanatskir-chenmusik und die Disposition der Orgel, bei ei-nigen Stücken auch die Registrierung.

Auf Youtube gibt es ja die tollsten Sachen: Mankann Messiaen beim Improvisieren zuschauen,Widor himself seine Toccata spielen hören; manbekommt „All Of Bach“ (Kanal von Feline Yogi)in opulenten Produktionen und an den wunder-barsten historischen Orgeln.

Und jetzt Nachspiel to go. Braucht’s des? Nein,natürlich nicht, aber was will ich mit dem Kanal:

• Nachspiel to go ist schlicht ein Service: Für dieInteressierten, die sich auch sonst das Orgel-nachspiel in der Kirche bis zum Ende anhörenund für Brautpaare, die in den Backnanger Kir-chen heiraten. Sie können (demnächst) dieeinschlägigen Stücke an ihrer Orgel und in ih-rer Kirche hören und sich für eine Hochzeits-Musik entscheiden. Und nach der Hochzeitkönnen sie in Erinnerungen schwelgen.

• Nachspiel to go ist Musikvermittlung. Manlernt Stücke kennen, liest vielleicht etwas imBeschreibungstext des Videos, und mansieht, wie die Musik mit Händen und Füßengemacht wird.

• Nachspiel to go ist ist eine Brücke zu den Mu-sikinteressierten unter den gut 90% der

Nichtkirchgänger. „Kirche am Ort - Kirche anvielen Orten gestalten“: Ist YouTube vielleichtauch ein Ort?

• Nachspiel to go will Orgelschüler inspirieren.Vielleicht freuen sie sich, ihre Orgel oder ihrenOrgellehrer auf Youtube zu sehen. Und beidem einen oder anderen wächst vielleicht derWunsch, auch Orgel spielen zu lernen.

• Nachspiel to go ist Lobbyarbeit für das Orgel-nachspiel. Die Botschaft ist: Es lohnt sich zu-zuhören. Deswegen gibt es auch seit ein paarJahren einen Flyer, in dem die Orgelstücke fürjeden Sonntag aufgelistet sind. In Zukunftwerden dort die Stücke, die es „to go“ aufYouTube gibt, entsprechend gekennzeichnetsein.

• Nicht zuletzt: Für mich persönlich ist es eineHerausforderung, ein Anreiz zu Üben.

Ein paar Praktische Sachen. Natürlich kann ichkein Filmteam engagieren, aber nur ein Wackel-Video mit dem Handy wollte ich auch nicht insNetz stellen. Ich schneide auch nicht einfach nurlive das tatsächliche Orgelspiel am Sonntag mit,sondern nehme zu einem separaten Termin auf,an dem ich in der Kirche meine Ruhe habe.

Zwei gleiche Kameras (Olympus E-PL5) filmenauf Stativen aus zwei Positionen in Full HD.Manchmal gibt es noch eine dritte für das Pedal,da muss aber ein Handy reichen. Gerade habeich mir noch zwei Lightboxen (zusammen 60 €)gekauft, damit ich auch abends aufnehmen

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kann. Der Ton kommt von einem externen Digi-talen Recorder (Olympus LS11), der unten in derKirche positioniert ist. Den Ton schneide ich mitAudacity (Freeware), das Video (mit importierterTonspur) mit Magix Video deluxe (Ca. 60 €). Dasist technisch kein Hexenwerk und wird mittler-weile zum Teil von meinen beiden Söhnen (12 und 14 Jahre) übernommen.

Fallstricke lauern bei den Musikrechten. KeinProblem hat man mit Werken, deren Urheber (also Komponist) mindestens 70 Jahre tot ist.Bisher habe ich ausschließlich solche Stücke ge-spielt. Sonst gilt: Man muss ein Benutzungs-recht bei den Urhebern einholen, also bei denKomponisten oder – in der Regel als deren Ver-treter – bei den Musikverlagen. Für die Recher-che, wer die Rechte hat, kann man sich an dieRepertoire-Auskunft der Gema wenden: 030-21245300 oder [email protected].

Zahlen muss man für diese Benutzungrecht/dieLizenz aber nicht. Denn seit November 2016 gibtes eine Vereinbarung zwischen YouTube und derGema, wonach YouTube für die Lizensierung vonMusik von GEMA-Mitgliedern an die GEMA zahlt.(Interessanterweise ohne formal eine Lizenz-schuldernschaft anzuerkennen. YouTube sagtgrob: Eigentlich müssten wir gar nicht zahlen,sondern der, der das Video hochlädt; Wir ma-chen das aber, damit YouTube für weiterhin attraktiv bleibt. Letztendlich gibt es hier einengesetzliche Regelungslücke. Ist halt „Neuland“.)

Wie sehen die Rückmeldungen aus? Man merkt,dass wir bei unserem kirchenmusikaffinen Publikum eher mit einem Klientel zu tun haben,das bei den digitalen Medien nicht unbedingtzur Avantgarde gehört. Vielleicht nutzen sie -YouTube, aber ein Google-Konto, das man zumAbonnieren braucht, haben viele von ihnennicht. Nach fünf Wochen bin ich also bei be-scheidenen 25 Abonnenten. Aber immerhin gabes gut 1.300 Aufrufe der bisher sieben Videos.Eine Dame aus der Gemeinde erzählte, sie stelleihrer hochbetagten Mutter, die nur nochschlecht in die Kirche kommen könne, manch-mal das Tablet an, zum Nachspiel-Hören. Ein Vi-deo habe ich als Ostergruß im Dekanat ver-schickt, dazu habe ich ca. 20 schriftliche Rück-meldungen bekommen – per E-Mail, aber nichtals Kommentar unterm Video. Gerade das Inter-aktive des „sozialen“ Mediums YouTube ist alsonoch – sagen wir mal so – ausbaufähig.

Deswegen hängt in der Kirche ein Plakat, es gibtFlyer mit dem QR-Code des Kanals. Im nächstenGemeindebrief kommt etwas dazu, das Sonn-tagsblatt hat Interesse signalisiert und die Back-nanger Ministranten-Zeitschrift Sakristei bringteinen Artikel.

Und hier ende ich, wie jeder an-ständige You Tuber: „Wenn euchdas Video gefallen hat: Daumenhoch und abonnieren nicht verges-sen!“

Bernd Guido Weber

Bach als „junger Wilder“ mit Drums

Zum kirchenmusikalischen Angebot an St. Mar-tin Leutkirch zählt die Orgelmatinee zur Markt-zeit. Diese startete in diesem Jahr mit einemaußergewöhnlichen Projekt bzgl. der Beset-zung: Orgel und Percussionsensemble. Regio-nalkantor Franz Günthner musizierte zusammenmit den Schlagwerkern des Ensembles „The

Metallets“, Moritz Lindauer, Stefan Volz und Ja-kob Beat.

Franz Günthner und Beat Jakob, vielfach preis-gekrönt, spielten u.a. eine packende Versionvon Bachs Toccata und Fuge d- moll, Bachs po-pulärem Frühwerk. Verschiedene Einrichtungen

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Bachscher Werke sind nicht nur aus der Roman-tik bekannt, sondern auch aus dem popularmu-sikaischen Genre: In den 60er-, 70er-Jahren des20. Jahrhunderts waren es Jacques Loussier mitKontrabass und Drums, jazzend am Flügel, dieholländische Symphonic Rockband „Ekseption“mit viel Power und natürlich Keith Emerson mit„The Nice“. Seine Bach-Performance hat damalsMaßstäbe gesetzt.

In der Besetzung Orgel und Schlagwerke hat derMünchener Orgelprofessor Harald Feller zwei ekstatische Werke komponiert: „Panta rhei“ und„Danse macabre“. Letzteres kam in Leutkirch zurAufführung. Beide Werke sind noch nicht ver-legt, jedoch beim Komponisten erhältlich. DieWerke sind anspruchsvoll, jedoch in ihrer auf-wühlenden Dramatik eine Bereicherung bei derErstellung von Konzertprogrammen in dieser Besetzung.

In ganz anderem Duktus steht das Werk„Fis-sion“ von Alice Gomez. Zwei Marimbas plus Per-cussion bildeten in ihrem meditativem Kreiseneinen klanglichen Gegenpol zu den anderenStücken. Die „Marimba Music“ von Eckhard Ko-petzki (*1956) kommt deutlich fordernder da-her, ein Sahnestück für die bei vielen Wettbe-werben erfolgreichen „Metallets“.

So ist die Leutkircher Orgelmatinee an jedemersten Samstag im Monat nicht nur eine musi-kalische und kulturelle „Morgenerfrischung“,um das Instrument Orgel in vielen Facetten zuerleben, sondern auch eine Plattform für jungeNachwuchstalente.

Immer wieder spannend ist es, dem Spiel derOrganisten und Instrumentalsolisten auf dergroßen Videoleinwand, die vor dem Altarraumpositioniert ist, folgen zu können.

Zu einer kurzweiligen Fortbildunghatten die DekanatskirchenmusikerStephan Debeur, Georg Enderwitzund Franz Günthner die Chorleiterdes Dekanates Ravensburg nachWeingarten eingeladen. Als Dozentkonnte der renommierte ChorcoachKlaus Brecht von der Landesakade-mie in Ochsenhausen gewonnenwerden.

In der dreistündigen Veranstaltungsollten Themen wie Präsenz desChorleiters, Darstellung einer variantenreichen und zielgerichte-ten Probenarbeit und die Entwick -lung bzw. Erarbeitung einer klarenKlangvorstellung vermittelt werden.

Franz Günthner

Fortbildung mit Chorpädagoge Klaus Brecht

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Nach kurzem Vortrag der all-gemeinen Chorsituationzeigte Klaus Brecht anhandeines kurzen afrikanischenKanons den unmittelbarenEinfluss zwischen Körperbe-wegung und Stimmgebungder Chorsänger. In verschie-denen Settings wurden Vo-kalbildung, Resonanz undfarbliche Gestaltung vonKlängen und Vokalen erar-beitet. Dabei kam auch derSpaß und die Freude am Sin-gen nicht zu kurz. Nach einer kurzen Kaffee-pause, die zum intensivenAustausch genutzt wurde,zeigte der Dozent die Umsetzung seiner Ideenan Stücken aus dem Freiburger Chorbuch 2. Inkleinen Schritten konnten die Kursteilnehmererfahren, wie sie konkret Einfluss auf Klangfarbeund Intonation nehmen können.

Dina Grossmann

Musikvermittlung auf verschiedenen Ebenen

Der Deutsche Jugendkammerchor präsentiert in Heidenheim und Dischingen sein neues Programm

Nach einem letzten gemeinsamen Kanon im halligen Klostergewölbe bedankten sich dieChorleiter bei Dozent und Dekanatskirchen -musiker für die gelungene und anregende Fort-bildung.

Pourquoi? heißt das neue Programm des Deut-schen Jugendkammerchors. Jan Martin Chrost,Regionalkantor aus Heidenheim und Leiter derSingschule Musica cantorum, ist seit fünf Jahrenein begeistertes Mitglied des Chores. So lag esnahe, die letzte Probenphase, die vom 11. biszum 14. Mai stattfand, in den Räumlichkeitender Heidenheimer Gemeinden St.Maria undChristkönig durchzuführen. Zu diesem Anlasswaren die 27 Sänger/innen im Alter von 16 bis27 Jahren aus ganz Deutschland zusammenge-kommen.Der Zeitplan war eng getaktet: 13 Stunden Pro-benzeit, davon eine Hospitationsprobe, bei der15 Chorleiter/iInnen und Organisten aus demkatholischen Dekanat Heidenheim zu Gast

waren, zwei Konzerte (in Heidenheim und Dischingen) und ein Education-Projekt. Dieseswurde am Freitagmorgen in Form eines Schul-besuchs umgesetzt, bei dem Kinder wie Chor-mitglieder großen Einsatz zeigten.

Auf dem Schulhof der Heidenheimer Silcher-schule eingetroffen, stimmte der djkc HeinrichSchütz’ Die Himmel erzählen an und zog damitaugenblicklich die versammelten Grundschü-ler/innen in seinen Bann. Große Augen, offeneMünder und eine bemerkenswerte Stille zeigtendeutlich die Wirkung, welche von dem Chor aus-ging. Nach zwei weiteren Chorbeiträgen ging esdann in drei Gruppen weiter, die sich auf unter-schiedliche Räume aufteilten. In den Genuss

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einer besonderen Atmosphäre und Akustik kamen hierbei jene Kinder, die sich in der Christ-könig-Kirche als Dirigenten versuchen durften.Sowohl dynamische als auch die Artikulationbetreffende Nuancen wurden durch den Einsatzunterschiedlicher Hand- und Armbewegungenausprobiert. Die Fachbegriffe staccato und Le-gato wurden in diesem Zusammenhang von denKindern selbst angebracht. Die Chorsänger/in-nen reagierten spontan auf die Handzeichenund sorgten bei den kleinen Dirigenten für Faszination und Stolz. Auch im Gemeindesaalwurde sich mit den Aufgaben eines Chorleitersbefasst. Hier übten alle gemeinsam das „Laut-stärkekrokodil“, bei dem ein weit geöffnetesMaul - dargestellt durch die Arme - einen lautenund ein leicht geöffnetes Maul einen leisenKlang auslöst. Zuvor waren die Sänger/innenvon den Kindern nach ihren Stimmlagen „sor-tiert“ worden, indem jeder der Reihe nach einekurze Passage vorgesungen hatte und die Kindererkannt hatten, bei welchen Chormitgliedern essich um dasselbe Motiv handelte. Im Musik-raum der Grundschule war die Herangehenswei-se eine andere. So lautete die Frage nicht „Waswird gesungen?“, sondern „Wie wird gesungen?

Hoch oder tief?“. Zunächst wurden also dieMänner in eine Ecke gestellt, die Frauen in eineandere. Nach weiteren Zuordnungen seitens derKinder stellte ein Schüler zufrieden fest: „Am An-fang waren die Tonlagen gemischt, aber jetztsteht ihr sortiert.“

Das Konzept dieses musikpädagogischen Pro-jekts war während einer Probenphase in derLandesmusikakadamie Hessen von den Mitglie-dern des djkc in verschiedenen Gruppen entwi-ckelt worden. Grundlage hierfür war ein Vortragder renommierten Professorin für ElementareMusikpädagogik Barbara Stiller gewesen, diederzeit von Chorleiter Florian Benfer eingeladenworden war. Er selbst habe von diesem Fachbe-reich wenig Ahnung und sei sehr froh über diegute Zusammenarbeit mit Stiller gewesen. Auchfür viele der Chormitglieder war ein solches Musikvermittlungsprojekt eine neue Erfahrung.Das Gelernte konnte nun in die Praxis umgesetztwerden und erwies sich für beide Seiten alsspannendes und lehrreiches Erlebnis, das nurder Startschuss für weitere Begegnungen seinsoll. Die Auswertung und Reflexion der von Benfer erstellten Videodokumentation steht als

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nächstes an. Danach soll das Ganze weiterent-wickelt und ein selbstverständlicher Teil der Ar-beit werden. „Auch ein Kinderkonzert wäre inZukunft denkbar“, so Benfer.

Abends präsentierte der djkc nach einem pro-benintensiven Nachmittag dann erstmals seinneues Programm Pourquoi? in der Heidenhei-mer Marienkirche.

Benfer, in Stockholm lebend, hat seit der Über-nahme des djkc im Jahr 2014 seine Begeisterungfür skandinavische Chormusik in die Programm-gestaltung einfließen lassen. Wer die letzten Kon-zerte des djkc und auch seine aktuelle CD Nacht-schichten gehört hat, könnte den Schluss ziehen,dass die Aufführung skandinavischer, größten-teils unbekannter Werke zum neuen Schwerpunktdes Ensembles geworden ist. Eine Annahme, dieein voreiliger Trugschluss wäre. „Ich versuche im-mer Stücke auszuwählen, an denen der Chor et-was lernen kann“, so der 33-Jährige. Und so eröff-neten diesmal zwei frühbarocke Werke von Clau-dio Monteverdi und Heinrich Schütz das Konzert.Anders als bei Chormusik von Brahms oder Men-delssohn, die den meisten Sängern vertraut sei,komme es hierbei darauf an, erst einmal das glei-che Verständnis für die Alte Musik und ihren Stilzu entwickeln. Ein Prozess, dessen Anfang sich inHeidenheim auf vielversprechende Art äußerte.Bei Mendelssohns anschließender Psalmver -tonung Warum toben die Heiden, die unter ande-

rem blühte der Chor merklich auf. Spätestens jetztkam zum Vorschein, was den djkc auszeichnet:ein jugendlicher und doch erstaunlich reifer, äu-ßerst homogener Klang, der variabel und reich antonalen Schattierungen ist. Benfer ließ in den un-terschiedlichsten Aufstellungen singen und kre-ierte dadurch zudem einen optischen Reiz. Bemer-kenswert auch das Energieniveau, das vor allemin St. Johannes Baptist Dischingen zu spüren war.

Seit 1999 singt der Deutsche Jugendkammer-chor anspruchsvolle Chorliteratur auf über-durchschnittlich hohem Niveau, die er in sechsbis acht Projekten pro Jahr einstudiert und auf-führt. Die letzte dieser Probenphasen hatte imMärz stattgefunden. Was tut man als Chorleiter,damit das Erarbeitete in der Zwischenzeit nichtverloren geht? „Hoffen, beten, Kerzen anzün-den“, schmunzelt Florian Benfer. „Ich verlangevon den Chormitgliedern, dass die einstudiertenDinge präsent bleiben. Das ganze Konzept lebtdavon, dass sie selbstständig arbeiten.“

Und das haben sie offensichtlich getan. Ob Klas-siker wie Brahms’ Warum ist das Licht gegebenoder französische Vertonungen von Francis Pou-lenc und Paul Hindemith: Der Wille, die Musikauf überzeugende Weise vorzutragen, steht denjungen Leuten ins Gesicht geschrieben. Und einstehendes, laut applaudierendes Publikum hatgezeigt, dass ihnen die Umsetzung wieder ein-mal gelungen ist.

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Erst- und einmalig war es in der Geschichte desVerbandes, der seit 150 Jahren existiert und ausdiesem Anlass eine Jubiläumswallfahrt nachRom ausgeschrieben hatte. 350 Sängerinnenund Sänger aus den Kirchenchören unserer Di-özese kamen dieser Einladung nach und erleb-ten sechs herrliche, gelungene und unvergess-liche Tage in der Ewigen Stadt Rom. Man wolltesich auf die Spuren der Heiligen Cäcilia bege-ben, der Patronin der Kirchenmusik und zugleich Namensgeberin des Verbandes, dem alle kirch-lichen Chöre der Diözese angehören.

Mit Schwester Faustina Niestroj als Geschäfts-führerin des DCV und erfahrene Rompilgerin warin Planung und Durchführung der Wallfahrt eine vorbildliche Administration gegeben.

Als geistlicher Begleiter war Weihbischof Dr. Johannes Kreidler dabei. Die musikalische Lei-tung lag in Händen von DiözesanmusikdirektorWalter Hirt, der für diese Wallfahrt eigens einChorheft zusammengestellt und die darin ent-haltenen Chorwerke den Teilnehmern als Audio-CDs zum Selbststudium der Singstimmen auf-genommen hatte. Die Grundlagen für die musi-kalische Gestaltung wurden im Vorfeld der Wall-fahrt an zwei Probentagen in Rottenburg gelegt,unterstützt von den Regionalkantoren Karl Echleund Wolfgang Weis sowie Dr. Inga Behrendt, Dozentin für Liturgiegesang an der Hochschulefür Kirchenmusik Rottenburg. Das Bläserquin-tett „Swabian Brass“ gewährleistete stets eineangemessene und festliche Begleitung. Dr. IngaBehrendt assistierte bei den musikalischen

◆ Diözesan Cäcilienverband

Anton Gruber

Romwallfahrt des Cäcilienverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart vom 13.-18. März 2017

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Auftritten und leitete die Gregorianik-Schola.Präses Thomas Steiger sowie weitere Vertreteraus dem Vorstand des Cäcilienverbandes be -teiligten sich ebenso an der Reise. Die fünf Konzelebranten stellten in den Festgottesdien-sten ein eindrückliches Bild für den guten Geist

dar, der über alle Tage in dieser großen Pilger-gruppe herrschte. Das Bayerische Pilgerbüro hatte die Organisa-tion der Reise inne und erwies sich - wie auchbei Chorwallfahrten anderer Diözesen - bestensdafür prädestiniert. Die Leitung der täglichenFührungen lag in Händen von Andreas Pehl, derals Autor des Buches „Das musikalische Rom“zusammen mit fachkundigen Führern des Bay-rischen Pilgerbüros umfassende Hintergrundin-formationen beisteuerte. Einer der Höhepunktewar der Gottesdienst im Chorraum des Peters-doms zusammen mit dem in Rom wohnendenehemaligen Bischof unserer Diözese, KardinalWalter Kasper. Am Abend hatten die Teilneh-menden der Reise Gelegenheit, Kardinal Walter

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Kasper im Hotel in einer Gesprächsrunde zu be-gegnen. Er nahm sich Zeit und beantwortete mitgroßer Kenntnis der kirchenpolitischen Verhält-nisse sowie einem enormen persönliche Erfah-rungsschatz alle Fragen, die schon immer ge-stellt sein wollten in souveräner Weise.

Ein weiterer Höhepunkt war die Generalaudienzmit Papst Franziskus. Hier wurde die Pilgergrup-pe des Cäcilienverbandes der Diözese Rotten-burg-Stuttgart zusammen mit ihrem Weihbi-schof Johannes Kreidler eigens von ihm begrüßtund er wünschte ihr einen schönen Aufenthaltund eine gesegnete Fastenzeit. Die Sängerinnenund Sänger bedankten sich, begleitet von derBläsergruppe des Swabian Brass Ensembles,bei ihm mit einem vierstimmig gesungenen Rufauf dem Petersplatz.

Am Aufbruchstag gab es noch einen fulminan-ten Abschluss mit einem festlich gestaltetenGottesdienst in der Kirche St. Cecilia in Traste-

vere. Es war eine besondere Fügung, dass indieser Eucharistiefeier Weihbischof Dr. Johan-nes Kreidler seinen 45jährigen Priesterweihetagfeiern konnte. DCV Präses Thomas Steiger konn-te ihm somit neben dem Dank, dass er die Grup-pe die ganze Woche über begleitet hatte, besteSegenswünsche zu vdiesem Fest übermitteln.

Auf dem Weg zum Flughafen gab es in der ge-samten Gruppe nur eine einzige Meinung: Auchwenn die Reise sehr anstrengend war, bleibt sieein unvergessliches Erlebnis, von dem man -auch geistlich - noch lange zehren kann.

Information: Der Cäcilienverband, in dem allekirchlichen Chöre in der Diözese Rottenburg-Stuttgart zusammengeschlossen sind, wurde1867 gegründet. Er vertritt heute etwa 30.000Sängerinnen und Sänger in Kinder-, Jugend-und Erwachsenenensembles. Benannt ist ernach der heiligen Märtyrerin Cäcilia, der Patro-nin der Kirchenmusik.

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Die “Pueri Cantores” der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben einen neuen Chef: Bei der dies-jährigen Mitgliederversammlung in Indelhau-sen/Lautertal wurde Thomas Stang, Leiter derUlmer St. Georgs-Chorknaben, einstimmig zumneuen Vorsitzenden des Diözesanverbandesder katholischen Kinder- und Jugendchöre ge-wählt. Der bisherige Vorsitzende Erhard Andlau-er (Bad Waldsee – Reute) verabschiedete sichnach insgesamt 31 Jahren Vorstandstätigkeit inden wohlverdienten Ruhestand. Er hatte denVerband seit 1998 als Vorsitzender geleitet.

Ein Hauptziel seiner Arbeit war es, dass diekirchliche Kinder- und Jugendchorarbeit auf einebreite Basis gestellt wurde. Mit Achtung und

Wertschätzung schuf er die Grundlagen zueinem lebendigen Jugendchorverband, in demheute große und kleine, neue Kinder- und eta-blierte Knaben- und Domchöre zusammenge-führt sind. Dabei kann er auf eine erfolgreicheAmtszeit zurückblicken: Bei seiner Wahl 1986zum Stellvertretenden Vorsitzenden gehörten24 vorwiegend Knaben- und Jugendchöre zu denPueri Cantores in der Diözese Rottenburg-Stutt-gart; jetzt sind es 56 aus allen Chorsparten.

Die Verabschiedung Andlauers erfolgte im Rah-men eines vom Geistlichen Beirat des Verban-des, Pfarrer Stefan Karbach (Stuttgart) zusam-men mit den Tagungsteilnehmern sehr persön-

Jürgen Lutz

Jugendchöre der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben einen neuen Vorsitzenden

Erhard Andlauer nach 31 Jahren Vorstandstätigkeit verabschiedet

◆ Pueri Cantores

v.l.n.r.: Diözesan-Kirchenmusikdirekor Walter Hirt (Rottenburg) und die Mitglieder des neu gewählten Verbandsvorstands,Kassier Volker Braig, Schriftfführerin Kunigunde Schmid, Geistl. Beirag Pfarrer Stefan Karbach, stv. Vorsitzende ChristaneSchulte, Ehrenvorstand Erhard Andlauer und Vorsitzender Thomas Stang.

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lich gestalteten und gefeierten Abschlussgottes-dienstes. An dessen Ende würdigte vor allem Diözesan-Kirchenmusikdirektor Walter Hirt dieVerdienste des scheidenden Vorsitzenden. Da-bei hob er besonders die intensive und freund-schaftliche Zusammenarbeit zwischen Ver-bandsspitze und Amt für Kirchenmusik hervor,wie sie sich auch in der Vorbereitung und Durch-führung der Diözesankinderchortages in Reutezeige. Weiter würdigte Hirt Andlauers lang -jähriges Engagement in der Bischöflichen Kom-mission für Kirchenmusik, bei der Musikmen -toren-Ausbildung an der Landesakademie

Ochsenhausen und bei der Stiftung “Singen mitKindern” des Landes Baden-Württemberg. Dielangjährige aktive Vertretung der Rottenburger“Pueri und Puellae” im Nationalkomitee und an-deren Gremien des Deutschen ChorverbandesPueri Cantores fand schließlich durch die Verlei-hung der Ehrenurkunde des Bundesverbandesihre besondere Wertschätzung. Dem wollten dieTeilnehmer der Rottenburger Jahrestagung nichtnachstehen: Unter langanhaltendem großemBeifall wurde Erhard Andlauer zum Ehrenvorsit-zenden ernannt.

Die unter der Leitung von Ehrenmitglied JürgenLutz (Ochsenhausen) durchgeführten Neuwah-len ergaben folgendes Ergebnis: Neuer Vorsit-zender ist der bisherige Stellvertreter ThomasStang, seit 1991 Leiter der St. Georgs-Chorkna-ben Ulm. Ihm zur Seite als Stellvertreterin stehtChristiane Schulte, seit 2002 Leiterin der katho-lischen Singschule Backnang. Sie ist zudem imRahmen der diözesanen Kinderchorleiter-Aus-bildung als Dozentin tätig. In ihren Ämtern be-stätigt wurden als Kassier Volker Braig (St. Jo-hannes-Chorknaben Bad Saulgau), Schriftfüh-rerin Kunigunde Schmid (Mädchenkantorei Wol-pertswende) und Geistlicher Beirat Pfr. StefanKarbach (Stuttgart-Fildergemeinden).

Die offizielle Amtsübergabe erfolgt zum 1. Juli2017. Dem neuen Vorstands-Duo Thomas Stangund Christiane Schulte ist es wichtig, den „blü-henden Verband“ erfolgreich weiterzuführen:Denn Kirchenmusik sei nicht nur ein kirchlicherGrundauftrag, sondern speziell die Kinder- undJugendchorarbeit bilde die Zukunft der Kirchen-musik.

Der im Jahre 1951 auf Veranlassung des dama-ligen Rottenburger Bischofs Carl-Joseph Leip-recht gegründete Diözesanverband der “PueriCantores” Rottenburg-Stuttgart ist der ältesteund einer der mitgliederstärksten Kinder- undJugendchorverbände der katholischen KircheDeutschlands. Die Bundesgeschäftsstelle befin-det sich in Köln (www.pueri-cantores.info). AufBundesebene singen rund 16.000 junge Sänge-rinnen und Sänger in über 400 Mitgliedschören.

Verabschiedung des bisherigen Vorsitzenden Erhard And-lauer durch DMD Walter Hirt.

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201758

Für die Dozenten und Studenten der Hochschulefür Kirchenmusik Rottenburg begann das Som-mersemester 2017 wieder mit einer 2-tägigenStudienfahrt, diesmal führte sie in die deutsch-französische Grenzregion, d.h. ins Elsass undnach Südbaden. Die erste Station am Montag-morgen war die Kirche St. Thomas in Straßburg,die eine Orgel im französisch-barocken Stil vonSilbermann/Kern beherbergt. Genauso wie inWettolsheim, dort auf einer Orgel von Bergaent-zel (1792), konnte man besonders französisch-barocke Literatur stilgerecht im Originalklang re-gistrieren und spielen (um eine Cromorne sin-gen zu lassen, braucht es durchaus besonderesFingerspitzengefühl, der Lohn für die Mühen istaber groß!). Dazwischen ging es in das Unterlin-denmuseum in Colmar, um zwei besondereSchätze zu bewundern: Ein Cembalo von Ruk-kers aus dem Jahre 1624 und natürlich den Isen-heimer Altar.

Am zweiten Tag ging es nach Neuf Brisach. In derEglise Royale St. Louis hat der Orgelbauer AlfredKern ebenfalls eine „alte“ Orgel im klassisch-französischen Stil erbaut, zwar erst im Jahre1982, aber zu 90% aus historischem Materialvon Silbermann, Stiehr, Callinet und Koulen, inein Gehäuse von 1830. Danach erwartete dieTeilnehmer die älteste Orgel im Breisgau, eineOrgel mit 12 Registern auf einem Manual und ei-ner Pedalklaviatur vom Umfang einer Oktave,welche sich in einer kleinen gotischen Kirche inNiederrottweil befindet. Selbstverständlich istauch diese Orgel mittlerweile mit elektrischemGebläse ausgerüstet, die Bälge kann man abernach wie vor selbst treten… d.h. man kann esnicht sofort, auch hier braucht man Übung, Ge-fühl und Ausdauer, damit der spielende Kollegemit ausreichendem und v. a. gleichmäßigemWind versorgt wird! Sehr eindrucksvoll war auchder anschließende Besuch einer neueren Haus-orgel in Achkarren: 3 verschiedene 8’-Register

◆ Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg

Peter Höngesberg

Orgelexkursion der Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg ins Elsaß und nach Südbaden am 24. und 25. April 2017

Studiengruppe grüßt aus Niederrottweil

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auf 3 Manualen, ein 4’-Register mit Wechsel-schleife auf Manual I und II verfügbar und ein Pe-dal, das an alle 3 Manuale gekoppelt werdenkann; eine eindrucksvolle Demonstration, wieder Spagat zwischen multifunktionaler Üborgelfür alle Stile, Klangschönheit und Minimalismusüberzeugend gelingen kann.

Zum Abschluss der Exkursion gab es schließlichnoch ein Bad in den romantischen Klängen derSchäfer-Orgel in Ihringen (mechanische Kegel-lade, 1876). Danach ging es mit dem Bus zurücknach Rottenburg. Auch diesmal wurden die Bus-

fahrten effektiv genutzt: Hier wurden wieder dieChorgesänge für den Semestereröffnungsgot-tesdienst in der Kapelle des Priesterseminarsam folgenden Tag geprobt.

Ein besonderer Dank an die Hochschulleitungfür die Ermöglichung dieser Fahrt und ein beson-derer Dank an unseren Orgeldozenten HeinrichWalther, der bei der Organisation dieser Exkur-sion neben den musikalischen Dingen auch andas leibliche Wohl gedacht hat und sie somit zueinem perfekten Gesamtpaket gemacht hat.

Bergaentzel-Orgel inWettolsheim

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201760

Die diesjährige Mitgliederversammlung des Diözesanverbandes der Kirchenmusiker unsererDiözese fand nicht wie in den vergangenen Jah-ren am Vorabend des Forums Kirchenmusik statt,sondern direkt am Tag selbst. Dadurch konntefür die anstehenden wichtigen Themen eine grö-ßere Zahl an Mitgliedern erreicht werden.

Nach den üblichen Regularien und einer kurzenVorstellung der diesjährigen Orgelfahrt (Ziel istBamberg und Umgebung) ging es schnell weiterzur Frage nach der Zukunft des Verbandes. RudiSchäfer berichtete von den Gründen, die 1986zur Gründung des Verbandes - dem ersten inDeutschland - führten. Weiter ließ er die Inhalteder Verbandsarbeit in den Folgejahre Revue pas-sieren. Nach der 2016 erfolgten Neueingruppie-rung der Kirchenmusiker musste Schäfer fest-stellen, dass die Vorstandsaktivität zwar zu ei-ner weniger umfangreichen Kürzung der Vorbe-reitungszeit führte, eine Arbeitszeitberechnungdie, fußende auf dem „Berufsprofile 5: Kirchen-musikerinnen und Kirchenmusiker“, (Bischöfli-ches Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stutt-gart, Oktober 2015), der Arbeitswirklichkeit der

Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern na-he kommt, nicht durchgesetzt werden konnte.Unverständlich bleibt, dass bei den Kirchenmu-sikern als einziger kirchlichen Berufsgruppe derAntrag auf Höhergruppierung mit einer Verände-rung der Arbeitszeitberechnung verknüpft wur-de. Auf die Frage, warum das geschehen ist,fehlt bis heute die Antwort. Trotz vielfältiger Be-mühungen seitens des Berufsverbands ist esnicht gelungen, in dieser Sache einen Ansprech-partner seitens der Diözesanverwaltung zu fin-den. Daher stellte Schäfer die Frage an das Ple-num, wie eine effektive Verbandsarbeit zukünf-tig aussehen kann.

Hinsichtlich der turnusgemäßen Vorstandswah-len im kommenden Jahr, für die einige der der-zeitigen Vorstandsmitglieder nicht mehr zur Verfügung stehen werden, wurde eine Klausur-tagung zur Information über die Arbeit und Aufgaben im Vorstand angeregt.

DMD Walter Hirt an dieser Stellen vielen Dank,dass der Verband die Möglichkeit bekam, dieSitzung im Rahmen des Forums abzuhalten.

◆ Diözesanverband der Kirchenmusiker

Waltraud Götz

Bericht über die Mitgliederversammlung des Diözesanverbandes der Kirchenmusiker der Diözese Rottenburg-Stuttgart am 5. April 2017 auf der Liebfrauenhöhe/Ergenzingen

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CD auf der restaurierten Holz-hey-Orgel in Obermarchtal

Ab sofort ist sie erhältlich: die neu er-schienene CD „Die Holzhey-Orgel imMünster Obermarchtal“, erschienen bei„Motette“, eingespielt von Münsteror-ganist Gregor Simon.

Die CD ist erhältlich

1. im Klosterladen Obermarchtal, gegenüber vom Münster,

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 12:30 – 18:00 Uhr.

2. im Klosterladen Heiligkreuztal, gegenüber vom Münster,

Öffnungszeiten: ebenfalls Dienstag bis Sonntag, 12:30 – 18:00 Uhr

3. bei Michaela Simon, Tel.: 07392 912019, E-Mail: [email protected]

Inhalt der CD

Die große historische Orgel im MünsterObermarchtal wurde erbaut 1777-1780von dem genialen oberschwäbischenOrgelbauer Johann Nepomuk Holzhey. Vor 4 Jahren wurde die Restauration desWunderwerks durch Orgelbau Rohlf(Schwarzwald) abgeschlossen. Kosten-punkt: 1,1 Millionen €. Dabei ging esum die Wiederherstellung der einst-mals perfekten Mechanik und Klang-lichkeit des Instruments. Bei der Zusammenstellung des Pro-gramms für die CD ging es Gregor Simondarum, die Orgel in ihrem ganzenKlangreichtum vorzustellen. Auch dieStilistik und Herkunftszeit der Werke istabwechslungsreich. Dazu kommt eininhaltliches Motto: „Freude und Trost“. Die CD beginnt mit einer Exklusivität:

dem nacheinander Ertönen der Müns-terglocken bis hin zum Vollgeläut. DasMünster Obermarchtal hat mit 13 Glo-cken das größte Geläute und zugleichdas größte historische Barockgeläuteder Diözese Rottenburg-Stuttgart.Das Orgelprogramm wird eingeleitet mitJohann Sebastian Bachs Triptychon„Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur“.Darauf hören wir sieben seiner „kleinenChoralvorspiele“ (z. B. „In dir ist Freu-de“ oder „Das Jesulein soll doch meinTrost sein“). Darauf folgt Bachs heiter-tänzerisches„Präludium und Fuge A-Dur“.Danach schwingt sich das Programmein in die Romantik mit Felix Mendels-sohn-Bartholdys Orgelsonate Nr. 3 in A-Dur, ein ebenso erhaben-festliches wieleidenschaftlich-dramatisches Werk. Aus seinen eigenen Orgelkompositio-nen hat Gregor Simon jene ausgewählt,die besonders gut zur Holzhey-Orgelpassen. Wir hören das Stück „Trost“und die viersätzige Suite „Christus -begegnungen“. Abschließend kommt der französischeKlassizismus zum Zuge mit Theodor Du-bois‘ himmlischem „In paradisum“ undAlexandre-Pierre-François Boëlys „Fan-tasie und Fuge B-Dur“, einem sehrschwungvollen und populären Orge l -stück.

Berichte/Die Orgel

DIE

OR

GEL

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201762

Das Booklet enthält schöne Fotos des Münsters,des Chorraums und natürlich der Orgel selbst.Kompetent und spannend beschreiben ver-schiedene Fachleute die eingespielten Werke.Die Texte der sieben Choralvorspiele Johann Sebastian Bachs unterstützen das „verstehendeHören“. Dazu kommen Artikel über den Orgel-bauer Holzhey und seine Orgel sowie die

Restaurierung. Außerdem kann man die Regi-strierungen nachlesen.Gregor Simon studierte Kirchenmusik A mitHauptfach Orgel bei Prof. Daniel Roth (Saar -brücken) und Prof. Harald Feller (München). Seitder Restaurierung 2012 betreut er im Auftrag der Diözese Rottenburg-Stuttgart als Kustos dieHolzhey-Orgel im Münster Obermarchtal.

Orgel: Reiser, 1964, op. 328, III/41Manuale: Schleifladen Pedal: Kegelladen, elektrische TrakturenSpielhilfen: Setzeranlage mit Sequenzer, Tasten- und Registerfessel, Pedalpiano

DISPOSITION

I. Manual - HauptwerkBourdon 16’Principal 8’Flöte 8’Gedeckt 8’Octave 4’Hohlflöte 4’Quinte 2 2/3’Superoctave 2’Mixtur VI 2’Scharff IV 1’Trompete 8’Clairon 4’

II. Manual - SchwellwerkPrincipal 8’ Rohrflöte 8’Salicional 8’Vox coelestis 8’Octave 4’Blockflöte 4’Waldflöte 2’Sesquialter II 2 2/3’Mixtur IV-V 1 1/3’Tromp. harm. 8’Schalmey-Oboe 8’Tremulant

III. Manual - Brüstungspositiv

Koppelflöte 8’Dulzflöte 8’Prästant 4’Rohrflöte 4’Octave 2’Terz 1 3/5’Quinte 1 1/3’Cymbel IV 2/3Vox humana 8’Tremulant

PedalPrincipalbaß 16’ Subbaß 16’Echobaß 16’Octavbaß 8’Flötbaß 8’Choralbaß 4’Cornettbaß IV 4’Posaune 16’Trompete 8’

Koppeln I-P, II-P, II-P super, III-P III-I, III-I subII-I, II-I sub III-II, III-II subIII-III subII-II sub, II-II super II aequal ab

◆ Bad Waldsee, St. Peter Klangliche und technische Überholung

Neuer Spieltisch (fahrbar)

Orgelbau Wiedenmann, OberessendorfOrgelsachsachberatung Udo Rüdinger, Ravensburg

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Umsetzung der Schmid-Orgel aus Christi Himmelfahrt KemptenOrgelbau Gerhard Schmid Orgelsachsachberatung: Prof. Wolfram Rehfeldt

◆ Gemeinde gibt Harmonium ab

Kontakt: Kath. Pfarramt · Lerchenstraße 16 · 74343 Sachsenheim · Tel.: 07147/3401E-Mail: [email protected]

◆ Esslingen-Zell, Zur Heiligsten Dreifaltigkeit Aufstellung einer gebrauchten Orgel

HauptwerkQuintade 16’Prinzipal 8’Bourdon 8’Gemshorn 8’Oktave 4’Doublette 2’Mixtur 4f 1 1/3’

SchwellwerkGedeckt 8’Gambe 8’Schwebung 8’Rohrflöte 4’Nasard 2 2/3‘Spitzflöte 2’Terz 1 3/5’Quinte 1 1/3’Tremulant

PedalSubbaß 16’Oktavbaß 8’Zartbaß 8’Choralbaß 4’Trompete 8’

NormalkoppelnMechanische Spiel-und Registertraktur,eingebauter Spiel-schrank

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201764

◆ Rottweil, St. Pelagius Ausreinigung und Instandsetzung

DISPOSITION

1. Manual - HauptwerkPommer 16’Prinzipal 8’Spitzflöte 8’Oktave 4’Kleingedeckt 4’Nazard 2 2/3’Schwiegel 2’Mixtur 1 1/3’Trompete 8’

2. Manual - RückpositivGedackt 8’Nachthorn 4’Rohrquintade 4’Kleinprinzipal 2’Hörnle 2 2/3’ + 1 3/5’Scharffzymbel 1/2’Krummhorn 8’Tremulant

3. Manual - SchwellwerkKoppelflöte 8’Spitzgamba 8’Sing. Prinzipal 4’Rohrflöte 4’Flageolett 2’Terzflöte 1 3/5’Sifflöte 1 1/3’Kleinmixtur 1’Vox humana 8’Schalmey 4’Tremulant

PedalPrinzipalbass 16’Subbass 16’Oktavbass 8’Gemshornbass 8’Hohlflöte 4’Hintersatz 4’Posaunenbass 16’Trompete 8’

Koppeln II/I III/I III/II, I/P, II/P, III/P

Orgel: Reiser, 1959, op. 296, III/34, Schleifladen, elektropneumatische TrakturMünchner Orgelbau Johannes Führer GmbH · Orgelsachsachberatung Rudolf Schäfer, Rottweil

I Manual C – g3 II Manual C – g3 Pedalwerk C - f’Holzgedackt 8’ Metallgedackt 8’ Subbass 16’Rohrflöte 4’ Prinzipal 4’ Pommer 4’Gemshorn 2’ Sesquialter 2f 2 2/3 + 1 3/5 Regal 8’Quintlein 1 1/3’ Mixtur 3f 1’

Koppeln: I/II, I/P, II/P

◆ Stuttgart Hedelfingen-Rohracker,St. Markus Aufstellung einer gebrauchten Orgel

Kleinserienorgel Modell „Innsbruck“ derFa. Rieger aus Schwarzach (Vorarlberg)

Orgelbau Friedrich Lieb Orgelsachsachberatung: Prof. Dr. Ludger Lohmann, Stuttgart

Die Orgel65

◆ Schwendi-Bußmannshausen, St. Martinus · Orgelneubaukursiv = Wechselschleife

HAUPTWERK C-f3 ECHOWERK C-f3Principal 8’ Prospekt ab E, neu in 85% Zinn. C-Dis Holz, alt, gekröpft.Copel 8’ Copel 8’ Holz, alt. Ab b’’ in Metall ergänzt (aus Bestand).Violoncell 8’ Neu ab F in 75% Zinn, offen. C-E alt mit Innenkropf, Zink. Dulciana 8’ Neu in 75% Zinn ab c°, konisch. C-H aus Bestand, offen zylindrisch

mit Kröpfen bis E, Zink.Octav 4’ Neu in 75% Zinn.Flauten 4’ Flauten 4’ Neu in 60% Zinn, zylindrisch, überblasend ab g°.Nazard 3’ Nazard 3’ Aus Altbestand zusammengestellt, zylindrisch offen.Superoctav 2’ Neu in 75% Zinn.Sesquialtera II Aus Altbeständen zusammengestellt und ergänzt. Repetiert von 1 1/3’ + 4/5’ zu 2 2/3’ + 1 3/5’ bei g°.Mixtur III-IV Aus Altbeständen zusammengestellt und ergänzt. Beginnt mit

1’ + 2/3’ + 1/2’ und repetiert auf c°, g°, g’’ und cis’’’.Dus Clarinet 8’ Neu, dunkles „Cromorne“ mit weiten Bechern und stark konischen Kehlen.

PEDAL C-d1Subbaß 16’ Holz. Überarbeiteter Altbestand.Violon 8’ Holz, offen, aus Lagerbeständen. Ab c° neu in 60% Zinn, mit Expressionen.Posaune 16’ Neu, Holzbecher mit voller Länge ab C. Weite, stark geschlossene Kehlen

mit tränenförmigem Schlitz, beledert.

Normalkoppeln, Tremulant auf die Manuale (Kanaltremulant)

Orgelbau Tilman Trefz, Stuttgart · Orgelsachsachberatung Johannes Mayr, Stuttgart

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201766

Orgelbaumaßnahmen Ausgestellte Genehmigungen im Jahr 2016

Orgelneubauten Baindt, St. Johannes WiedenmannScheer, St. Nikolaus Trefz

Restaurierungen, Renovierungen Reinigungen, Erweiterungen, Umbauten Neuenstein, Christus König GrübleGattnau, St. Gallus J. MaierMühlhausen, St. Ottilia WiedenmannNeuhausen, St. Peter und Paul EuleUmmendorf, St, Johannes Baptist WiedenmannRinggenweiler, St. Stephanus Freiburger OrgelbauRottweil, St. Pelagius J. FührerÖhringen, St. Josef GrübleObermarchtal, St. Urban WiedenmannPleidelsheim, St. Petrus und Paulus LiebBerkheim, St. Konrad und Willebold KarlEutingen, St. Stephanus StehleGattnau, St. Gallus (Bauabschnitt II) J. MaierLudwigsburg, St. Johann Baptist LenterEhingen, St. Blasius WiedenmannSchöntal-Oberkessach, St. Johann Baptist RenschStuttgart-Rot, Zur Heiligsten Dreifaltigkeit LiebStuttgart-Mitte, St. Maria LiebStuttgart-Bad Cannstatt, Liebfrauen MauchKressbronn, St. Maria Hilfe der Christen J. MaierMarkelsheim, St. Kilian ScharfeBad Mergentheim, Marienkirche Freiburger OrgelbauStuttgart-Bad Cannstatt, St. Rupert LiebZwiefalten-Mörsingen, St. Gallus VleugelsErbach-Dellmensingen, St. Kosmas und Damian J. MaierBad Mergentheim-Löffelstelzen, Dreifaltigkeit Heissler

Aufstellung einer gebrauchten Orgel Esslingen-Zell, Zur Heiligsten Dreifaltigkeit Schmid

Die Orgel67

Bernard Sanders

OSV-Tagung in München

Am Montag und Dienstag, 27.-28.3.2017, tag-ten die Orgelsachverständigen der Diözese Rot-tenburg-Stuttgart in Bayerns Landeshauptstadt.Die Anreise nach München wurde per Gruppen-ticket mit der Deutschen Bundesbahn bewerk-stelligt, Abfahrt in Stuttgart mit Zusteiger in Ulm.Ein Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs wurdebezogen und die erste gemeinsame Mahlzeitfand auch dort statt. Danach ging es gleich zurSache – mit der Woehl-Orgel in der architekto-nisch höchst interessanten Herz-Jesu-Kirche. Esempfingen uns dort sowohl der TitularorganistProf. em. Karl Maureen als auch der OrgelbauerGerald Woehl höchstpersönlich. Ein Heft mit An-gaben zu allen Kirchen und Orgeln wurde im Vor-feld vom Orgelrevisor Eberhard Schulz vorberei-tet und ausgehändigt, deshalb wurden die An-sprachen eher kurz gehalten. Prof. Maureenstellte das Instrument mit Bachs Präludium G-

Dur und einer Partita, Bach zugeschrieben abervon Ewald Kooiman herausgegeben, gefolgt vonVariationen über „Amazing Grace“ des kanadi-schen Komponisten Denis Bédard vor. Trotz eines Sammelsuriums-Effekt in der Beschrei-bung der Orgel (wo Silbermann, sinfonisch-ro-mantisch und Messiaen nebeneinander stehen)überzeugte das Instrument mit schönen Einzel-register und einem geschlossenen Plenum-Klang. Danach folgte die erste der drei evange-lischen Evangelisten-Kirchen, St. Lukas, einevon 33 „Kulturkirchen“ der EKD. Der dortige Kan-tor und Organist Tobias Frank empfing uns underzählte über Geschichte, Gegenwart und Per-spektiven. Die dringend renovierungsbedürftigeSteinmeyer-Orgel gehört zu den größten OrgelnMünchens. Über die geplante Renovierung wur-de angeregt diskutiert. Klangliche Unzulänglich-keiten aber auch noch erkennbare Reize und

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201768

Möglichkeiten wurden in einer Improvisationvon Johannes Mayr demonstriert. Nach einer an-genehm zünftigen Mahlzeit folgten zweiSchwes ter-Orgeln vom bayrischen OrgelbauerMaerz in der neuromanischen St. Ruperts- Kirche. Der Hausorganist seit 1996, AndreasGötz, entfesselte die Hauptorgel (1885/1933,39/2) mit einer beeindruckenden Aufführungvon Regers B-A-C-H in der sowohl die leisestenRegister einzeln als auch das volle Werk zur

Geltung kamen. Er wusste ebenfalls lustige undweniger lustige Erzählungen über die lange undlangwierige Restaurierungsgeschichte undüberlegte laut, ob er vielleicht ein Buch darüberschreiben sollte. Ruben Sturm ließ dann einigeRegister in einer Improvisation im romantischenStil erklingen. Ohne Mühe füllte die kleine Chor-orgel (1907, 6/1) den Kuppelbau mit herrlichenKlängen, wie wir anhand einer Improvisationvon Johannes Mayr feststellen konnten. Auch zu

Die Orgel69

der Überführung und Aufstellung dieser Orgelgab es Geschichten. Der Abend klang im gemüt-lichen Augustiner-Keller aus.

Am zweiten Tag waren zwei andere Evangelistendran, St. Matthäus und St. Markus. Die Bischofs-kirche St. Matthäus wurde in den 50er-Jahrengebaut und ist bis heute selbst in der Innenaus-stattung so gut wie überhaupt nicht verändert.Sie ist daher für das Denkmalamt von besonde-rem Interesse, einschließlich ihre Steinmeyer-Orgel (1955/63, 64/3). Derzeit wird sie behut-sam restauriert aber im selben Zuge erweitertauf fast die doppelte Größe von der Firma Woehl.Hier begrüßten uns auch wieder Herr Woehl,aber auch der Denkmalpfleger Herr Dr. Könner,ehemals in Baden-Württemberg tätig, und derPfarrer von Segnitz, der in Tübingen studiert hat.Der Organist Armin Becker führte die Orgel mitBachs Präludium in C-Dur vor. Für die erweiterteOrgel wurde ein neuer Spieltisch gebaut, aberder Originalspieltisch wird restauriert und wieder spielbar gemacht. So werden eines Tages

zwei Organisten mit der alten und mit der neuenTechnik gleichzeitig spielen können. Das Projektwird allerdings noch einige Jahre andauern.Nach einem zünftigen Mittagessen im Hacker-Haus ging es weiter zur Markus-Kirche. Sie istwohl eine der wenigen, die beim Haupteingangeine Gedenktafel für einen Kirchenmusiker haben: hier wirkte Karl Richter über 30 Jahre. DieSteinmeyer-Orgel von 1936 wurde zwar von Ottetwas umgebaut und aufgehellt, trotzdem ist derKlang immer noch grundtönig und voll. 1967ließ Richter eine Chororgel im damals „moder-nen“ neobarocken Stil von Ott bauen. Diesesteht vorne nahe der Kanzel (und kann auf You-Tube mit Richter selbst heute erlebt werden). Dekanatskantor Michael Roth, seit2012 Kirchenmusiker dort, demonstrierte erstdie Ott-Orgel mit einer improvisierten Fughettaund einem Auszug aus dem Präludium fis-mollvon Buxtehude, dann führte er die schönen Ein-zelstimmen und auch Klangmischungen bis zumPlenum der Steinmeyer-Orgel mit einer Improvi-sation über „Wie schön leuchtet der Morgen-

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201770

stern“ vor. Danach wechselten sich die Spielerund die Orgel ab: Johannes Mayr improvisierteweiter im romantischen Stil auf der Steinmeyer,gefolgt von Improvisationen von Ruben Sturmauf der Ott-Orgel, erst ein barockes Präludium,dann ein Tanz im Stil der Spätrenaissance (aufder Musette) und zum Schluss einiges Sonaten-haftes, das an Distler oder Reda erinnerte. Wor-aufhin Johannes Mayr ein barockes Flöten -konzert und Echo-Fantasie auf der Ott-Orgel pro-duzierte bevor Ruben Sturm zum Abschluss eineausgewachsene Fantasie und Fuge im Reger-Stilzum Besten gab. Danach hieß es, Gepäck abho-len und die Rückreise antreten.

Insgesamt ein interessanter (und unterhalt -samer) Ausflug nach Bayern mit gelenkter Ein-

sicht in die Orgellandschaft. Zum einen, gleichzu Beginn, einen Neubau (Woehl) unter vielerleiEinflüssen, zum anderen romantische Orgeln(Steinmeyer) mit verschiedenster Behandlungseit ihrer Entstehung, in sehr unterschiedlichemZustand und mit Lösungen von getreuem Restaurieren bis hin zum Modernisieren nachheutigen technischen Maßstäben und, zum Ab-runden, historische Instrumente (Maerz) liebe-voll restauriert und zum neuen Leben geweckt.Alles in allem: nachhaltig anregend.

Dank an den Bischöflichen Orgelrevisor Eber-hard Schulz im Amt für Kirchenmusik für die ex-zellente Vorbereitung und Durchführung dieserFortbildungsveranstaltung der Orgelsachver-ständigen.

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Sonntag, 13. August, 19:00 UhrOrgelkonzert „Barock und Gegenwart“Prof. Thomas Lennartz (Leipzig)

5. Internationaler Orgelseptember Obermarchtal• 10. September, 17:00 UhrWiener Klassik plus norddeutsche BarockmusikProf. Bine Bryndorf (Kopenhagen) • 17. September, 17:00 UhrWiener Klassik plus spanische BarockmusikGregor Simon (Obermarchtal)• 24. September, 17:00 UhrWiener Klassik plus französische KlassikProf. Ludger Lohmann (Stuttgart)

Sonntag, 15. Oktober, 17:00 Uhr„Denn er hat seinen Engeln ...”, Chormusik des 19. und 20. Jahrhunderts Cantemus Frauenstimmen Ehingen und SilcherchorDonau BussenLeitung: Peter Schmitz

Sonntag, 12. November, 17:00 UhrCarillons - Konzert mit Orgelschülern

siehe auch: www.obermarchtaler-münsterkonzerte.de

Obermarchtaler Münsterkonzerte 2017

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Nicole Höfle

Domkapellmeister Dücker geht nach 23 Jahren in den Ruhestand

Zwei renommierte Knabenchöre gab esschon, also hat Martin Dücker einenMädchenchor mit Ambitionen ins Le-ben gerufen. Jahrelang haben seineChöre im viel zu kleinen Gemeindesaalgeprobt, jahrelang hat Martin Dückerdies den kirchlichen Verantwortlichenbeim großen Jahrestreffen der Katholi-ken in St. Eberhard vorgehalten. Aufge-hört hat der Musiker und Katholik erst,als klar war, dass eine Domsingschuleim Stuttgarter Osten gebaut wird. DieGründung der Mädchenkantorei undder Bau der Domsingschule sind zweiMeilensteine in der beruflichen Lauf-bahn von Martin Dücker, der sich EndeAugust nach 23 Jahren als Domkapell-meister von St. Eberhard in den Ruhe-stand verabschiedet.

Sein Abschiedskonzert gibt der 65-Jäh-rige am Sonntag, 19. Juni, um 18 Uhr,mit Poulenc, Mendelssohn-Bartholdyund Bruckner. Martin Dücker ist ein gu-ter Unterhalter. Im 18. Jahrhundert hät-te er es sicher als beliebter Gast in denSalon einer adeligen Dame gebracht,im 21. Jahrhundert sorgt er dafür, dassChorproben nicht langweilig werden.Wie das geht, zeigt eine kleine Szeneaus einer Probe mit fünf Chören in derDomsingschule. Dücker lässt die Sän-ger eine Passage noch einmal singen.Da gehe noch mehr, findet er. Und umdie gute Laune zu halten, erzählt er sonebenbei eine Filmszene aus Ben Hurmit Charlton Heston. In dem Film tauchtplötzlich ein römischer Soldat mit einerArmbanduhr auf, eine Rolex, die sich fil-misch in die Zeit der Christenverfolgungverirrt hat. Dücker hat die Lacher aufseiner Seite und keiner nimmt ihm

krumm, dass die Passage schnell nocheinmal wiederholt werden muss. Eskann aber auch passieren, dass Dückerbei der Kirchenchor-Probe von Popgrup-pen wie Abba schwärmt, „weil die sounglaublich sauber singen“.

Langweilig wird es auch nicht, wennDücker zurückgelehnt aus seinem Mu-sikerleben erzählt. Hübsch ist zum Bei-spiel die Anekdote von seiner erstenBegegnung mit den Schwaben in seinerEssener Heimatgemeinde. Dücker warelf Jahre alt, als Messdiener erlebte ermit, wie die neue Walcker-Orgel einge-baut wurde. „Die schwäbischen Orgel-bauer haben sich unterhalten, aber ichhabe kein Wort verstanden.“ Eine Art Er-weckungserlebnis wurde die Begeg-nung trotzdem und zwar der Orgelwegen. „Der Klang hat mich umgehau-en“, erinnert sich Dücker und ist über-zeugt, dass damals die Weichen für sei-ne spätere Kirchenmusiker-Karriere ge-stellt worden sind. Jedenfalls studierteDücker, der aus einer gläubigen Familiestammt, ein paar Jahre später Kirchen-musik mit dem Schwerpunkt Gesang.Seine erste „nicht wetterfeste Stelle“trat er in der katholischen Kirche St. Jo-hann in Essen an mit einer „fürchter-lichen Orgel und einem lustigen Kir-chenchor“. Wetterfest und eine Familieernährend wurde es erst als Bezirks-kantor in der Erzdiözese Freiburg. 1993schließlich kam Dücker als Kirchenmu-siker nach St. Eberhard. „Ich wolltenicht König in einem kleinen Königreich

Orgel/Personalia

pers

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hes…

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201772

sein, sondern lieber einer unter vielen guten Mu-sikern, mit der Möglichkeit, mich mit einer be-stimmten Sache zu profilieren.“ Von Stuttgartals Musikstadt ist der 65-Jährige bis heute über-zeugt. „Mir war klar, in dieser Stadt mit einer bril-lanten Musikhochschule, vier Berufsorchesternund zwei Berufschören ist der Humus, um Musikzu machen“, sagt Dücker rückblickend und siehtsich bis heute in seiner Annahme bestätigt.

Dücker wartete nicht lange, um musikalischeVeränderungen in St. Eberhard einzuläuten.Schon kurz nach seinem Amtsantritt gründeteer die Mädchenkantorei, einen Chor nur für Mäd-chen, weil es schon zwei Knabenchöre gab. DieMädchenkantorei fing mit 24 jungen Sängerin-nen an, heute sind es stolze 180. Der Chorleiterhat die kirchlichen Gassenhauer mit ihnen auf-geführt, den Paulus, den Elias, das Weihnacht-soratorium, er hat aber auch ganz feine, absei-tige Stücke eingeübt wie „Trois petites liturgies“von Olivier Messiaen. Und er hat dafür gesorgt,dass die Mädchen zweimal im Jahr auf Konzert-reise etwa nach Berlin, Paris, Stockholm undKöln gehen konnten. Ins Leben gerufen hat dergebürtige Essener auch die Domkapelle, die erals Ergänzung und als eine Art „schnelle Einsatz-truppe des Domchores“ begreift. „Ich wollteeinen Chor haben, der schnell einsatzbereit ist,wenn ein kommunalpolitischer Empfang odereine kirchliche Beerdigung begleitet werdenmüssen.“ Prominent in Erscheinung getreten istdie Domkapelle beispielsweise bei der Beerdi-gungsfeier für den Bildhauer Otto Herbert Hayekmit Mozarts Requiem. Gegründet hat MartinDücker außerdem die Schola Gregoriana.

Ein Herzensanliegen des katholischen Musikersist auch die Domsingschule, die es ohne seinbeharrliches Drängen vermutlich gar nicht ge-ben würde. Als politische Bühne genutzt hat der65-Jährige das Jahrestreffen der Katholiken, zudem über viele Jahre Bischof und Stadtdekan indie Domkirche einluden. „Wir haben zum Jah-restreffen alle Sänger, die laufen konnten, auf-geboten und ein hochwertiges Programm gestal-tet und dabei nie vergessen zu erwähnen, dassalle Chöre im Gemeindesaal von St. Eberhard

proben, der aus allen Nähten platzt“, erzähltDücker. Bei Brezel und Wein hat er dies auchhochrangige Kirchenmänner wissen lassen. Fürdie Raumplanung der Domsingschule, die 2007in der Landhausstraße im Osten eingeweiht wur-de, hat sich Dücker früh mit Friedemann Keck,dem langjährigen Leiter des Knabenchores Col-legium iuvenum zusammengesetzt. „Uns bei-den war klar, dass wir uns zusammentun müs-sen“, sagt Dücker. Bis heute probt der ökume-nische Knabenchor genauso wie die Mädchenk-antorei in der katholischen Domsingschule.„Der Neubau hat unserer Arbeit einen gewalti-gen Schub versetzt. Die Domsingschule stellt et-was dar und wir haben unsere eigenen Räume“,so Dücker. Vor dem anstehenden Ruhestand istdem umtriebigen Domkapellmeister nicht bang.Er hat sich vorgenommen, in die Vergangenheitabzutauchen und kleine Stuttgarter Musikge-schichten zu schreiben, beispielsweise die überden im 19. Jahrhundert lebenden Franz JosefSchütky, der als erster Solist an der Hofoperwirkte, zugleich aber auch im Kirchenchor derPfarrgemeinde St. Eberhard mitsang und diesenspäter leitete. Außerdem freut sich der vierfacheVater und dreifache Großvater darauf, für sichselber Musik zu machen, ohne Probenpläne undohne Vorführungen.

Weihbischof Dr. Johannes Kreidler

Verabschiedung von Domkapell -meister KMD Martin Dücker aus derKommission Kirchenmusik

„Lieber Herr Dücker, auch wenn Sie heute zumletzten Mal in diesem Gremium mitwirken, sobin ich bin zutiefst überzeugt, dass wir uns auchin Zukunft immer wieder dort treffen, wo großeKirchenmusik erklingt. Mit Temperament undElan, mit großer Erfahrung und ganz praktischerUnterstützung haben Sie in diesem Gremiummit Rat und Tat gewirkt. Unvergessen sind dieDiözesankirchenmusiktage in Weingarten, anderen Konzeption und Durchführung Sie mitge-wirkt haben, die erfüllten kirchenmusikalischenWerkwochen, die Sie als Dozent und als Leiter

Personalia73

des Gesamtchores prägten, Ihr Einsatz im Cäci-lienverband, Ihre Verbundenheit mit den PueriCantores, Ihr Engagement für den Berufsstandder Kirchenmusiker, Ihr Eintreten für die zeitge-nössische Kirchenmusik, Ihre Mitwirkung in derAG 4 des Gotteslob-Stammteils, ihre Vorträgeund Teilnahme an Foren und Diskussionsrundenund vieles mehr. Wir danken Ihnen für all dasaufrichtig und von ganzem Herzen. Bleiben Sieuns und der Diözese verbunden.“

Walter Hirt, DMD

Matthias Wolf zum Kirchen- musikdirektor ernannt

Im Anschluss an die vonMatthias Wolf in BadSchussenried dirigierteOratorium „Die Schöp-fung“ von Joseph Haydnverlas Dekan Schänzledie Ernennungsurkunde,mit der Bischof Dr. Geb-hard Fürst den langjähri-gen Dekanatskirchen-musiker zum Kirchenmu-sikdirektor ernannte:

„Ihr kirchenmusikalisches Wirken an der Kir-chengemeinde Sankt Magnus in Bad Schussen-ried verdient in besonderer Weise Anerkennung.Seit 1. Februar 1991 sind Sie als hauptamtlicherKantor und als Dekanatskirchenmusiker für dasDekanat Saulgau tätig. Ab 1. Mai 2004 betreuenSie zusätzlich als Dekanatskirchenmusiker denDekanatsbezirk Riedlingen. Mit Gründung desneuen Großdekanates Biberach wurden Sie zumGeschäftsführenden Dekanatskirchenmusikersowie als Koordinator für die TbQ-Ausbildung er-nannt. Ihnen obliegt die Leitung des Kirchencho-res St. Magnus. Dieser ist Ihnen über 25 Jahrenhinweg zum Herzstück Ihres kirchenmusikali-schens Wirkens geworden. Dass dieser Chor dergrößte Chor unserer Diözese ist und Sängerin-nen und Sänger aller Generationen zusammen-führt, ist Ihr Verdienst. Mit dem Chor gestalten

Sie regelmäßig Gottesdienste und pflegen dabeiein breites Repertoire. In Konzerten beweisenSie einen souveränen Umgang mit großen Par-tituren und führen Ihren Kirchenchor St. Magnuszu außerordentlichen Leistungen…“

Dem neuen Kirchenmusikdirektor ein aufrichti-ges Wort des Dankes, besonders auch für seinesegensreiche Dekanats- und Nachwuchsarbeit!

Nachruf für den ehemaligen Diözesan -musikdirektor Josef Fleschhut

„Sehr geehrte Angehörige,werte Trauergemeinde,

unerwartet und völlig überraschend erreichteuns die Nachricht vom Tod des ehemaligen Diözesanmusikdirektors unserer Diözese, HerrnJosef Fleschhut. Wir sprechen Ihnen, liebe An-gehörige unsere Anteilnahme und unser Beileidaus und sind mit Ihnen in christlichem Auferste-hungsglauben verbunden.

In großer Anerkennung und Dankbarkeit schau-en wir auf das Wirken von Josef Fleschhut in unserer Diözese. Im Jahr 1977 wurde er Kirchen-musiker in Ihrer Pfarrei Verena hier in Bad Wur-zach. Vom 1. Oktober 1978 bis 1982 hatte er dasAmt des Dekanatskirchenmusikers für die Dekanate Leutkirch und Bad Waldsee inne undkonnte in dieser Funktion musikalisch sehr vielbewegen. Vielen Kirchenmusikern aus dieser Zeitblieb er persönlich über all die Jahre verbunden.Von 1978 bis 1984 war Josef Fleschhut ersterSekretär des Diözesanverbandes Pueri-canto-res. Gemeinsam mit dem damaligen Diözesan-präses, Herrn Kirchenmusikdirektor MonsignoreKarl Rupp, hat er die Öffnung des Verbandes fürMädchen-, Kinder- und Jugendchöre in die Wegegeleitet, so dass der ursprünglich reine Knaben-chorverband stark expandieren konnte.

Im April 1982 wurde Josef Fleschhut als Diözes-anmusikdirektor nach Rottenburg berufen, imAugust 1983 übertrug ihm die Diözese zusätz-lich die Leitung der Kirchenmusikschule Rotten-

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201774

burg. Unvergessen sind die Diözesankirchen-musiktage in den Jahren 1984 in Bad Mergent-heim, 1986 in Weingarten und 1988 in Stuttgart,die er mit Souveränität und Umsicht durchführ-te. Überhaupt zeichnete sich sein Wirken vorallem durch rasche und gewandte Organisationaus. Ihm haben wir die Schaffung und Beset-zung zahlreicher neuer hauptamtlicher Kirchen-musikerstellen zu verdanken, die bis zum heu-tigen Tag die Kirchenmusik in unserer Diözeseprägen. Er setzte sich ein für eine neue kirchen-musikalische Besoldungsordnung, baute dasFortbildungsangebot für Kirchenmusiker ausund lud renommierte Persönlichkeiten ausKirchenmusik und Theologie zur jährlich statt-findenden Karwochentagung als Forum für Austausch und Information ein. 1988 fand unterseiner Federführung der erste bundesweiteWettbewerb für Orgelimprovisation und Liturgi-sches Orgelspiel statt. Durch die von ihm initi-ierte Anschaffung zahlreicher Orgelpositive alsLeihinstrumente an die Kirchengemeindenkonnte manch vorschneller Kauf von elektroni-schen Orgelimitaten verhindert werden. Unterseinem Direktorat an der Kirchenmusikschulekonnte eine weitere hautberufliche Dozentens-teIle eingerichtet werden. Er erneuerte den Be-stand an Unterrichtsinstrumenten und nahm dieNeufassung der Studien- und Prüfungsordnungin Angriff. Neben der Leitung der Kirchenmusik-

schule war er selbst alsDozent für Liturgisches Or-gelspiel und Chorleitungtätig.

Im Laufe des Jahres 1990entschied er sich, sich aufTeneriffa einem neuen Le-bensabschnitt zu widmen.Der Kirchenmusik jedochblieb er immer treu. Zumeinen dadurch, dass ersich dort um die Orgel-landschaft verdient ge-macht, selbst den Organi-stendienst übernahm undOrganisten ausbildete.Zum anderen dadurch,

dass er nach seinem Umzug nach Teneriffa überseine geachtete und anerkannte Konzertreihe inOberschwaben vielen Freunden, Kollegen undGemeinden verbunden blieb.

Vieles, was Diözesanmusikdirektor Josef Flesch-hut sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Ver-borgenen geleistet hat, könnte noch aufgeführtwerden. Seine größte Stärke jedoch war es,Menschen für die Kirchenmusik zu motivierenund zu begeistern. Dies konnte er, weil er selbsterfüllt war von einer unbändigen Leidenschaftfür die musica sacra.

Im Namen der Diözesanleitung, im Namen desDiözesanverbandes Pueri-Cantores und seinesVorsitzenden Erhard Andlauer, im Namen desCäcilienverbandes und seines DiözesanpräsesThomas Steiger, im Namen zahlreicher Kollegin-nen und Kollegen im kirchenmusikalischenDienst, nehmen wir heute in dankbarer Erinne-rung Abschied von Josef Fleschhut. Mit unseremGebet empfehlen wir ihn der erlösenden Gnadeunseres menschgewordenen Gottes an. Mögesich sein irdisches Lebenswerk nun vollendenim himmlischen, im ewigen Gotteslob.”

Personalia 75

Matthias Balzer, PräsidentDeutscher Chorverband PUERI CANTORES e.V.

Lieber Erhard,

im Namen des Deutschen Chorverbands PUERICANTORES e.V. danke ich Dir sehr für 31 Jahreüberragenden Engagements im Vorstand desPueri Cantores Diözesanverbands Rottenburg-Stuttgart, des ersten Diözesanverbands inDeutschland und meines eigenen Heimatver-bandes, davon 19 Jahre als erster Vorsitzender.Herzlichen Dank ebenso für die Tätigkeit im Nationalkomitee, im erweiterten Präsidium undals Vertreter in der Bundesakademie für musi-kalische Jugendbildung. In all dieser Zeit warstDu für den Verband stets ein Pfeiler der Zuver-lässigkeit. Maßgeblich hat diese Arbeit überJahrzehnte dazu beigetragen, den Gedanken derpueri cantores, der “Kinder der Welt, die denFrieden Gottes singen”, zu verbreiten und leben-dig zu machen!

Wir wünschen von Herzen alles Gute für den Ruhestand!

Berthold Hildebrand

Philipp Klahm führt jetzt Münster -sängerknaben

Bei den Münstersängerknaben kann die Arbeitnahtlos weitergehen. Unter mehreren Bewer-bern haben die kirchlichen Gremien und die Ver-treter des Chores Philipp Klahm ausgewählt.Klahm, 1985 geboren, studierte zunächst Schul-musik an der Hochschule für Musik in Karlsruhesowie Germanistik und katholische Theologiean der Universität Tübingen. Anschließend folg-te ein Masterstudium im Fach Dirigieren bei Pro-fessor Michael Alber an der MusikhochschuleTrossingen. Klahm konnte bisher schon viele Er-fahrungen bei Chören sammeln. So hatte er zweiJahre lang einen Lehrauftrag an der Uni Erfurt fürChorleitung und Stimmbildung, zudem leiteteer den dortigen Universitätschor.

Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit als Chorlei-ter bildet die Auseinandersetzung mit der Kin-der- und Jugendstimme, wie Klahm betont. Ihnverbindet eine intensive Zusammenarbeit mitdem Gründer der Calwer Aureliussängerknaben,Hans-Jörg Kalmbach. Klahm war auch schon Vizedirigent der Knabenkantorei Basel undStimmbildner bei Cantus Juvenum Karlsruhe.Philipp Klahm ist regelmäßig auf internationalenChorfestivals zu Gast. In diesem Rahmen konnteer schon verschiedene Spitzenchöre wie den let-tischen Rundfunkchor dirigieren.

In Rottweil hat Klahm bereits mit der Probenar-beit bei den Münstersängerknaben begonnen.Die herzliche Aufnahme beim Knabenchor undbei den Choristen freute ihn besonders.

Tief bewegt nehmen wir Abschied von unserem Organistenund Ehrendirigenten des Kirchenchores Frittlin-gen, Karl Arand

Herr Arand diente in unserer KirchengemeindeSt. Hippolyt und Kassian über 60 Jahre als Orga-nist. Sein Orgelspiel begleitete unsere Gottes-dienste und Gesänge ebenso liebevoll wie ein-fühlsam. Für uns war seine musikalische Beglei-tung stets mit dem Empfinden der Gottesnähe,wie sie nur die Musik vermitteln kann, verbun-den. Über 45 Jahre leitete Herr Arand den Kir-chenchor und hatte wesentlichen Anteil an derkünstlerischen Entwicklung unseres Chores. ImJahr 2005 wurde er zum Ehrendirigent ernanntund im vergangenen Jahr wurde ihm die Ver-dienstehrennadel des Cäcilienverbandes über-reicht.Durch seine Bescheidenheit, seine Herzlichkeit,seinem tiefen Glauben und der Verwurzelung inunserer Gemeinde erlaubten es ihm, seinenDienst in besonders überzeugender Weise zuversehen. Der Verstorbene hinterlässt in unsererKirchengemeinde eine schmerzliche Lücke.

Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 201776

■ Neuzugänge und Rezensionen

◆ Bücher

PETER Wagner: Kompendium der Orgelspieltechnik I und IIKassel: Bärenreiter BA 11238 – Bd.1 165 S. Bd 2 162 S.€ 69.- ab dem 4.7.2017: € 84.–ISBN: 979-0-006-56265-7

In einer sehr konzentrierten und syste-matischen Arbeit hat der Autor und Orga-nist Peter Wagner ein umfangreichesLehrwerk in zwei Bänden herausgege-ben, in dem er einen Überblick über allemaßgeblichen Themenbereiche des Ma-nual- oder Pedalspiels schafft. Neben Ak-kordstudien, Geläufigkeits- und Spreiz-übungen finden sich auch dezidierteÜbungen für mehrstimmiges Pedalspiel.Viele seiner Übungen gehen auf bereitsbestehende Etüdenwerke zurück, die erhier zusammengeführt und für die Orgeladaptiert hat: Marcel Dupré („Méthoded Orgue“), Fernando Germani („Metho-do per Organo“), Charles Louis Hanon(Le Pianiste virtuose“) sowie JohannesBrahms („51 Übungen für Klavier“).Die didaktische Konzeption zielt auf diesystematische Optimierung von Bewe-gungsabläufen und widmet sich entwe-der dem Manual- oder dem Pedalspiel.Hier wären vielleicht noch Übungen fürManual und Pedal wünschenswert, wieman sie in der Orgelschule von MarcelDupré findet. Das umfassende Übungs-angebot lässt sonst im Grunde keineWünsche offen. Auch seine grundsätz-lichen Empfehlungen zu Sitzposition,Spielhaltung und Pedalspiel sind un-strittig und sollten allgemein bekanntsein. Mit dem Themen – und Stichwort-verzeichnis am Ende jeden Bandes lässtsich zu jeder Thematik schnell die pas-sende Übung finden.Peter Wagner richtet sich mit seinemKompendium an alle Leistungs- und Aus-bildungsebenen, wird aber wohl über-wiegend für Studenten und den haupt-amtlichen Kirchenmusiker und Organi-sten von Bedeutung sein.

Franz Günthner, Regionalkantor Allgäu –Bodensee - Oberschwaben

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◆ Neues Gotteslob

Gitarrenbuch zum Gotteslob

Das Buch wendet sich an alle, die mit Gitarre in Ge-meinden und Gemeinschaften das Singen aus demGotteslob-Stammteil begleiten wollen. Neben denLiedern aus dem Gotteslob kommen weitere wichti-ge Gesänge aus den Bereichen Taize, Kanon undPsalmodie hinzu. Abgedruckt werden jeweils die Melodie mit Text aller Strophen, dazu die Akkord-symbole. Letztere beziehen sich auf die Sätze ausdem Klavierbuch zum Gotteslob - sind aber überar-beitet für die normale Gitarrenspielpraxis im Gottes-dienst. Dies schließt bei schwierigen Tonarten zu-sätzliche Capodaster-Angaben mit ein.

Der Herausgeberkreis besteht mit Bernhard Blitschund Matthias Kreuels aus zwei Mitarbeitern am neu-en Gotteslob sowie dem langjährigen Praktiker got-tesdienstlichen Gitarrenspiels, Wieland Vogel.

• 450 Gitarrenbegleitungen zu den Liedern sowiezu einer Auswahl wichtiger Gesänge aus demGotteslob-Stammteil

• Mit Melodie, allen Strophen (unterlegt) und Akkordsymbolen

• Bei schwierigen Tonarten Angaben für das Capo-daster-Spiel

• Mit Einlegekarte zur Harmonisierung der Psalm-tonformeln, mit der das singende Meditieren derPsalmen unterstützt werden kann

Carus 18.215/00