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NS-Diktatur – Davor und danach Nationalsozialismus Downloadauszug aus dem Originaltitel: Kirsten Frühwald Geschichte Weimarer Republik Nationalsozialismus tufe 9 / 10 Nach der Lernmethodik von Dr. Heinz Klippert Kirsten Frühwald

Kirsten Frühwald NS-Diktatur – Davor und danach · NS-Diktatur – Davor und danach Nationalsozialismus Downloadauszug› aus dem Originaltitel: Kirsten Frühwald › arbeiten

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NS-Diktatur – Davor und danachNationalsozialismus

Downloadauszug aus dem Originaltitel:

Kirsten Frühwald

› Umstände der Gründung der Weimarer Republik erarbeiten

› Die Verfassung der Weimarer Republik mit dem Grundgesetz

der Bundesrepublik vergleichen

› Eine Mindmap zum Krisenjahr 1923 erstellen

› Sich mittels eines Interviews über die Ursachen und Folgen

der Weltwirtschaftskrise 1929 bewusst werden

› Den Weg von der Weimarer Republik in die national-

sozialistische Diktatur nachvollziehen

› An Quellen das Ausmaß der NS-Ideologie begreifen

› Den Kriegsverlauf des Zweiten Weltkrieges in Zufallsgruppen

erarbeiten

› Sich mit dem Ausmaß des Völkermordes an Juden, Sinti und

Roma befassen

U. a. finden folgende Methoden Anwendung:

› Doppelkreis› Gruppenpuzzle

› Gruppenarbeit› Interview

› Lernplakat› Quiz

› Schaubild› Steckbrief

Mithilfe dieses Heftes trainieren Sie mit

Ihren Schülern folgende Kompetenzen:

Geeignet für die markierten

Klassenstufen und Schulformen:5 6 7 8 9 10

Hauptschule

Realschule

✓ ✓

Differenzierende Schulformen

✓ ✓

Gymnasium

✓ ✓

ISBN 978-3-403-09040-3

www.klippert-medien.de

Geschichte› Weimarer Republik

› Nationalsozialismus

Sekundarstufe 9 / 10

Kopiervorlagen

Nach der Lernmethodik

von Dr. Heinz Klippert

Kirsten Frühwald

9 783403 090

403

09040_Geschichte_Weimarer Republik-Nationalsozialismus.indd 1

29.05.18 10:52

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Das Werk als Ganzes sowie in seinen Teilen unterliegt dem deutschen Urheberrecht. Der Erwerber des Werkes ist berechtigt, das Werk als Ganzes oder in seinen Teilen für den eigenen Gebrauch und den Einsatz im eigenen Unterricht zu nutzen. Die Nutzung ist nur für den genannten Zweck gestattet, nicht jedoch für einen schulweiten Einsatz und Gebrauch, für die Weiterleitung an Dritte (einschließlich, aber nicht beschränkt auf Kollegen), für die Veröffentlichung im Internet oder in (Schul-)Intranets oder einen weiteren kommerziellen Gebrauch. Eine über den genannten Zweck hinausgehende Nutzung bedarf in jedem Fall der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlages. Verstöße gegen diese Lizenzbedingungen werden strafrechtlich verfolgt.

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nLS 01 Lerneinheit 2: Nationalsozialismus

Merkposten

Für die Erstellung von Spickzetteln bietet es sich an, stets ausreichend DIN-A6-Zettel vorzubereiten und im Klassenzimmer auszulegen.

Tipps

In einer Murmelpha-se bekommen die Schüler ein kurzes Zeitfenster, um sich mit ihren Sitznach-barn auszutauschen. Dadurch können sie mögliche Verständnis-schwierigkeiten oder den betreffenden Unterrichtsinhalt diskutieren. Murmel-phasen dauern in der Regel ein bis zwei Minuten.

Vor der ersten Vortragsrunde im Doppelkreis sollte darauf geachtet werden, dass der Innen-oder Außen-kreis zwei oder drei Personen im Uhrzei-gersinn weitergeht. So wird verhindert, dass die Schüler immer mit ihrem Lieblingspartner arbeiten.

LS 01 Der Weg in die nationalsozialistische Diktatur

Zeitrichtwert Lernaktivitäten Material Kompetenzen

1 PL 5’ L gibt einen Überblick über den Ablauf der Stunde. – eine Karikatur beschreiben – einen Sachtext zielgerichtet markieren und exzerpieren

– Mitschüler als Helfer nutzen bzw. anderen Schülern helfen

– einen Spickzettel erstellen – die Doppelkreismethode anwenden

– vor einer Gruppe präsentieren – eigenen Lernerfolg kontrollieren

2 PL 5’ L zeigt Karikatur. Es folgt eine kurze Murmelphase. M1 (auf Folie)

3 EA 20’ S lesen und markieren den Sachtext. M2.A1

4 PA 5’ S besprechen mit Zufallspartnern aufgekommene Unklarheiten oder Verständnisfragen.

M2.A2

5 EA 15’ S erstellen Spickzettel. M2.A3, Spickzettel

6 PA 15’ S halten Kurzvorträge im Doppelkreis. Spickzettel

7 PL 10’ S halten Kurzvorträge im Plenum. L ergänzt oder korrigiert inhaltliche Aspekte und gibt ein Methodenfeedback.

Spickzettel

8 PA 10’ S füllen ein Arbeitsblatt zur Vertiefung aus. M3

9 PL 5’ Ergebnisse werden im Plenum kontrolliert.

Erläuterungen zur Lernspirale

Ziel der Doppelstunde ist es, die wichtigsten Etappen und Ereignisse auf dem Weg in die natio-nalsozialistische Diktatur zu erarbeiten. Dabei sollen die Schüler erkennen, dass die National-sozialisten Schritt für Schritt die Gewaltenteilung der Weimarer Demokratie aufgehoben haben, um eine Diktatur zu errichten.

Zum Ablauf im Einzelnen:

Im 1. Arbeitsschritt gibt der Lehrer einen Über-blick über den Ablauf der bevorstehenden Stunde.

Im 2. Arbeitsschritt zeigt der Lehrer eine Karika-tur (M1) auf dem OHP. Nach einer kurzen Murmel-phase werden einzelne Schüler aufgefordert, sich zu dieser Karikatur zu äußern. Der Lehrer ergänzt gegebenenfalls fehlende Aspekte.

Im 3. Arbeitsschritt lesen die Schüler in Einzel-arbeit den ausgehändigten Sachtext und markie-ren wichtige Informationen und Schlüsselbegriffe (M2.A1). Unklare Stellen werden in einer anderen Farbe markiert und am Rand mit einem Fragezei-chen vermerkt.

Im 4. Arbeitsschritt besprechen die Schüler mit einem ausgelosten Zufallspartner entstandene Unklarheiten oder Verständnisfragen (M2.A2). Zudem beraten sie, wie ein sinnvoller Spickzettel zum Textinhalt aussehen könnte.

Im 5. Arbeitsschritt erstellt jeder Schüler in Ein-zelarbeit einen Spickzettel als Grundlage für eine spätere Präsentation (M2.A3). Sitznachbarn kön-nen bei Bedarf noch befragt werden.

Im 6. Arbeitsschritt präsentieren die Schüler im Doppelkreis wechselnden Zufallspartnern den Textinhalt und nehmen dabei ihre Spickzettel zu Hife.

Im 7. Arbeitsschritt füllen die Schüler mithilfe von M2 ein Arbeitsblatt (M3) aus, auf dem nochmals die wichtigsten Ereignisse der „Machtergreifung“ eingetragen werden.

Im 8. Arbeitschritt werden die Ergebnisse ge-meinsam kontrolliert. In diesem Zusammenhang kann die Frage thematisiert werden, inwiefern Hitler die Weimarer Verfassung genutzt hat, um an die Macht zu kommen.

Notizen:

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„Wie Herr Hitler das Wort legal in den Mund nimmt.“Karikatur aus „Der wahre Jakob“, Berlin 1932

01 Der Weg in die nationalsozialistische Diktatur

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A1 Lest den Text und markiert wichtige Informationen und Schlüsselbegriffe. Markiert unklare Stellen in einer anderen Farbe und vermerkt diese am Rand mithilfe eines Fragezeichens.

A2 Besprecht die Unklarheiten mit einem Partner und tauscht euch darüber aus, wie ein Spickzettel zum Textinhalt aussehen sollte.

A3 Entwerft einen Spickzettel zum Inhalt des Textes. Denkt daran, dass der Spickzettel die Grundlage für eine spätere Präsentation des Themas sein soll.

Der Weg in die Diktatur

Trotz ihrer menschenverachtenden Weltanschauung wurde die NSDAP 1932 stärkste Partei im Reichstag. Am 30. Januar 1933 wurde Hitler vom Reichspräsidenten Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Bereits am 31. Januar 1933 löste Hitler den Reichstag auf und setzte für den 5. März 1933 Neuwahlen an. Damit wollte er eine absolute Mehrheit im Reichstag erreichen. Am Abend des 27. Februar 1933 brannte das Reichstagsgebäude in Berlin. Hitler und Göring nutzten den Brand als Vorwand, um gegen politische Gegner vorzugehen. Noch in der Nacht ließ die NS-Führung über 4000 Kommunisten und Sozialdemokraten festnehmen. Nur einen Tag später wurde die „Reichstagsbrand-verordnung“ veröffentlicht. Sie ermöglichte es, die verfassungsmäßigen Grundrechte der persönlichen Freiheit, der Meinungs- und Versammlungsfreiheit aufzuheben. Jeder Bürger konnte ab sofort scheinbar legal ohne richterlichen Erlass und beliebig lange in Haft gehalten werden. Zudem konnte die neue Regie-rung Parteizeitungen, Wahlplakate, Flugblätter oder Versammlungen aller politischen Gegner verbieten. Deutschland hatte aufgehört, ein Rechtsstaat zu sein. Am 5. März 1933 fanden die Reichstagswahlen statt. Trotz Propaganda und Verfolgung der Gegner erfüllte das Ergebnis nicht die Erwartungen der NSDAP. Sie erhielt mit 43,9% nicht die absolute Mehrheit. Hitlers Macht war noch nicht unumschränkt. Am 21. März 1933 wurde der neue Reichstag in Potsdam eröffnet. Zwei Tage nach diesem „Tag von Potsdam“ wurde mit Zustimmung der bürgerlichen Fraktionen das „Ermächtigungsgesetz“ verabschiedet. Der Reichstag übertrug der Regierung Hitler das Recht, vier Jahre lang Gesetze ohne Zustimmung des Reichstags zu erlassen. Ein willkürliches Handeln der Regierung war ab sofort möglich. Die SPD lehnte das „Ermächtigungsgesetz“ als einzige Partei ab. Den 81 Abgeordneten der KPD waren schon vorher die Mandate aberkannt worden, die meisten saßen bereits in Haft. Das „Ermächtigungsgesetz“ bildete zusam-men mit der „Reichstagsbrandverordnung“ die Grundlage der nationalsozialistischen Diktatur. Die National-sozialisten hatten nun die Möglichkeit, ihre Macht auszubauen. Ihr Ziel war es, die gesamte Bevölkerung in ihrem Denken und Handeln auf die Ziele der NSDAP einzuschwören. Das Mittel dazu hieß „Gleichschal-tung“: in allen wichtigen Bereichen der Gesellschaft wurden die Führungspositionen mit Nationalsozialisten besetzt, an Schulen und Universitäten wurden missliebige Beamte aus ihren Ämtern entfernt. Gewerkschaf-ten und alle politischen Parteien mussten sich auflösen, was dazu führte, dass Deutschland ein Einparteien-staat wurde. Die Nationalsozialisten sorgten auch dafür, die Polizei in ihre Hände zu bekommen. In allen Länderregierungen wurden die zuständigen Innenminister durch Politiker der NSDAP ersetzt. Die NS- Führung machte auch vor Presse, Film, Rundfunk oder Kunst keinen Halt. Alles wurde zu Werkzeugen der NS-Propaganda umfunktioniert. Im Sommer 1934 hatten die Nationalsozialisten ihre Macht fast vollständig etabliert. Die einzige Gefahr kam nur noch aus den eigenen Reihen. Die SA (Sturmabteilung) hatte mit ihren Straßenkämpfen und Einschüchterungen politischer Gegner maßgeblich zur „Machtergreifung“ beigetragen. Ihr Stabschef Ernst Röhm forderte deshalb mehr staatliche Führungspositionen für sich und wollte vor allem die SA mit der Reichswehr zu einem Volksheer unter eigener Führung verschmelzen. Hitler, führende Nationalsozialisten und die Führung der Reichswehr waren gegen diese Pläne. Gemeinsam beschlossen sie die Ausschaltung von Röhm und der SA-Führung. In der Nacht zum 30. Juni 1934 wurden Röhm und seine engsten Mitarbei-ter unter dem Vorwand, sie hätten einen Putsch geplant, erschossen. Am 2. August 1934 starb Reichspräsident Hindenburg. Hitler machte sich nun selbst als „Führer und Reichskanzler“ zum Staatsoberhaupt, womit er den Oberbefehl über die Wehrmacht übernahm. Alle Solda-ten mussten ab sofort „dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler (...) unbedingten Gehor-sam“ schwören. Hitler hatte neben dem Oberbefehl über die Wehrmacht nun die Ämter des Parteiführers, Reichskanzlers und des Staatsoberhaupts. Damit hatte er die unumschränkte Macht in Deutschland inne.

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LS 09 Erinnern – Verdrängen – Vergessen?

Zeitrichtwert Lernaktivitäten Material Kompetenzen

1 PL 5’ L gibt einen Überblick über den Ablauf der Stunde. – eine Rede zielgerichtet lesen und markieren

– einen Spickzettel erstellen – die Doppelkreismethode anwenden

– vor einer Gruppe präsentieren – eine eigene Meinung in Briefform schriftlich festhalten

2 EA 15’ S lesen und markieren die Rede des Bundes-präsidenten.

M1.A1

3 PA 5’ S besprechen Unklarheiten und Verständnis-fragen.

M1.A2

4 EA 15’ S erstellen Spickzettel. M1.A3, Spickzettel

5 PA 15’ S halten Kurzvorträge im Doppelkreis. Spickzettel

6 EA 10’ S halten Kurzvorträge im Plenum. Spickzettel

7 EA 15’ S schreiben einen Brief. M1.A4, Heft

8 PL 10’ S präsentieren Briefe im Plenum. Heft

Erläuterungen zur Lernspirale

Ziel der Doppelstunde ist, dass sich die Schüler mit der Erinnerungskultur der Bundesrepublik Deutschland auseinandersetzen. Darüber hinaus machen sie sich Gedanken darüber, wie sinn-volles Gedenken aussehen kann.

Zum Ablauf im Einzelnen:

Im 1. Arbeitsschritt gibt der Lehrer einen Über-blick über den Ablauf der bevorstehenden Stunde.

Im 2. Arbeitsschritt lesen und markieren die Schüler eine Rede des ehemaligen Bundespräsi-denten Joachim Gauck (M1.A1). Dabei sollen sie vor allem Antworten auf die Frage finden, warum Gedenken einen wichtigen Stellenwert in der Ge-sellschaft einnehmen muss.

Im 3. Arbeitsschritt besprechen die Schüler mit ihrem Sitznachbarn entstandene Unklarheiten oder Verständnisfragen. Je nach Zeit können sie zudem gemeinsam überlegen, wie ein sinnvoller Spick-zettel zum Redeinhalt aussehen könnte (M1.A2).

Im 4. Arbeitsschritt erstellt jeder Schüler in Ein-zelarbeit einen Spickzettel als Grundlage für eine spätere Präsentation (M1.A3). Sitznachbarn können bei Bedarf noch gefragt werden.

Im 5. Arbeitsschritt präsentieren die Schüler im Doppelkreis wechselnden Zufallspartnern den Redeinhalt und nehmen dafür ihren Spickzettel zu Hilfe.

Im 6. Arbeitsschritt präsentieren zwei ausgeloste Schüler mithilfe ihrer Spickzettel nochmals im Ple-num den Redeinhalt. Der Lehrer ergänzt und korri-giert gegebenenfalls und gibt am Ende der Prä-sentationen ein Methodenfeedback.

Im 7. Arbeitsschritt schreiben die Schüler dem ehemaligen Bundespräsidenten einen Brief, in dem sie ihm ihre persönliche Meinung bezüglich des Inhalts seiner Rede mitteilen (M1.A4). Zudem äußern sie sich darin zu „neuen Formen des Ge-denkens“, wie sie Joachim Gauck von zukünftigen Generationen erwartet.

Im 8. Arbeitsschritt präsentieren ausgeloste Schüler ihre Briefe im Plenum. Je nach Zeitfort-schritt bietet es sich zum Abschluss an, mit den Schülern kontrovers über zukünftige „neue For-men des Gedenkens“ zu diskutieren.

Notizen:

Merkposten

Für die Erstellung von Spickzetteln bietet es sich an, stets ausreichend DIN-A6-Zettel vorzubereiten und im Klassenzimmer auszulegen.

Tipps

Es empfiehlt sich, für die Bearbeitung der Rede Nachschla-gewerke wie z. B. ein Fremdwörterbuch auszulegen.

Für einen Doppel-kreis bilden die Schüler einen Kreis. Der Reihe nach macht jeder zweite Schüler einen Schritt in die Mitte und eine Drehung zum rechten Nachbarn („Reißver-schluss-Verfahren“). Nach der ersten Vortragsrunde geht der Innenkreis z. B. drei Personen im Uhrzeigersinn weiter, sodass neue Paare entstehen.

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09 Erinnern – verdrängen – vergessen?

A1 Lies den Text und markiere darin die wichtigsten Informationen. Mache dir Gedanken zur Frage, warum Gedenken einen wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft einnehmen muss.

Anlässlich des 50. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz wurde 1996 der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ eingeführt. Seitdem findet im Bundestag jedes Jahr am 27. Januar eine Gedenkstunde statt. Zudem wird an öffentlichen Gebäuden an diesem Tag Trauerbeflaggung gesetzt.

Am 27. Januar 2015 hielt der damalige Bundespräsident Joachim Gauck im Bundestag folgende Rede:

„Heute vor siebzig Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee befreit. Vor bald zwanzig Jahren versammelte sich der Bundestag erstmals, um mit einem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Die Erinnerung dürfe nicht enden, forderte damals Bundespräsi-dent Roman Herzog. Und er sagte: „Ohne Erinnerung gibt es weder Überwindung des Bösen noch Lehren für die Zukunft.“ Viele prominente Zeitzeugen haben seitdem hier vor dem Hohen Haus geredet – Überlebende aus den Konzentrationslagern, aus den Ghettos oder dem Untergrund, auch Überlebende belagerter, ausgehunger-ter Städte. In bewegenden Worten haben sie uns teilhaben lassen an ihrem Schicksal. Und sie haben gesprochen über das Verhältnis zwischen ihren Völkern und den Deutschen, in dem nach den Gräueltaten der Nationalsozialisten nichts mehr war wie zuvor. Erlauben Sie mir bitte, dass ich auch heute einen Zeitzeugen zu Wort kommen lasse, (...) der den Holocaust nicht überlebt hat. Seine Tagebücher aber sind überliefert und veröffentlicht. Ich spreche von Willy Cohn. Er stammte aus einer gut situierten Kaufmannsfamilie und unterrichtete an einem Breslauer Gymnasium. Er war ein orthodoxer Jude, tief verbunden mit deutscher Kultur und Geschichte, im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz. Unter dem NS-Regime verlor Cohn seine Arbeit, er verlor Freunde und Verwandte durch Selbstmord und Ausreise. Er ahnte das Ende, als ihn Nachrichten von der Errichtung der Ghettos im besetzten Polen erreichten und von Massenerschießungen in Lemberg. Doch obwohl er all dies wusste, bewahrte sich Cohn eine nahezu unerschütterliche Treue zu dem Land, das ihm das seine schien. „Ich liebe Deutschland so“, schrieb er, „dass diese Liebe auch durch alle Unannehmlichkeiten nicht erschüttert werden kann. (...) Man muss loyal genug sein, um sich auch einer Regierung zu fügen, die aus einem ganz anderen Lager kommt.“ Cohns Loyalität, deren Unbedingtheit uns heute fast unbegreiflich erscheint, weil wir den weiteren Verlauf der Geschichte kennen, Cohns Loyalität wurde auf das Allerbitterste enttäuscht. Am 25. November 1941 verluden willige Helfer seine Familie in einen der ersten Züge, die Juden aus Breslau in den Tod deportierten. Tamara, die jüngste Tochter von Willy Cohn, war gerade drei Jahre alt. (...) Gedenktage führen eine Gesellschaft zusammen in der Reflexion über die gemeinsame Geschichte. Denn ob wir es nun wollen oder nicht: Einschneidende Ereignisse hinterlassen ihre Spuren – bei den Akteuren und Zeitzeugen, aber auch bei den nachfolgenden Generationen. Eine der wichtigsten Lehren aus dem Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit lautet zweifel-los, dass Verschweigen offenkundiges Verbrechen und offenkundige Schuld nicht tilgt. (...)Seit jener Zeit ist das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu einem festen Bestandteil unseres Selbstverständnisses geworden. Jede Generation, ja jedes Jahrzehnt hat sich dieses Themas auf eigene Weise vergewissert – oft in heftigen Debatten. Und weil auch künftige Generationen ihren eigenen Zugang suchen und finden werden, bin ich sicher, dass die Erinnerung an die Verbrechen aus der nationalsozialis-tischen Zeit lebendig bleiben wird. (...) Im Laufe der Zeit hat die Bundesrepublik, auch die wiedervereinigte, die Konfrontation mit den Verbrechen der Vergangenheit zu einem Kernbestand ihrer Geschichtserzählung gemacht. Auch dadurch ist sie zum glaubwürdigen Partner für ein friedvolles und gleichberechtigtes Zusammenleben von Bürgern und Natio-nen geworden, akzeptiert sogar von vielen Opfern und ihren Nachkommen. So haben in den 1990er Jahren

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A2 Besprecht die Unklarheiten mit einem Partner und tauscht euch darüber aus, wie ein Spickzettel zum Textinhalt aussehen sollte.

A3 Entwerft einen Sprickzettel zum Inhalt des Textes. Denkt daran, dass der Spickzettel die Grundlage für eine spätere Präsentation des Themas sein soll.

A4 Verfasse einen Brief an Joachim Gauck und teile ihm deine persönliche Meinung mit. Äußere dich darin auch zu „neuen Formen des Gedenkens“, wie er sie von zukünftigen Generationen erwartet.

Abertausende von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion die jüdischen Gemeinden in Deutschland belebt und neue gegründet, weil sie an dieses Deutschland glauben. Und der frühere israelische Staatspräsident Shimon Peres hat hier an dieser Stelle von der einzigartigen Freundschaft zwischen Deutschland und Israel gesprochen. Ohne den Blick zurück, ohne die Bereitschaft zu wirklicher, ernsthafter Aufarbeitung schuld-hafter Vergangenheit wäre uns dieses Geschenk nicht zuteil geworden. Zugleich wissen wir auch: (...) Gedenktage allein bewahren uns nicht davor, im Hier und Heute gleichgültig zu werden. (...)Gewiss werden nachfolgende Generationen neue Formen des Gedenkens suchen. Und mag der Holocaust auch nicht mehr für alle Bürger zu den Kernelementen deutscher Identität zählen, so gilt doch weiterhin: Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz. Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine Sache aller Bürger, die in Deutschland leben. Er gehört zur Geschichte dieses Landes. Und es bleibt etwas Spezi-fisches: hier in Deutschland, wo wir täglich an Häusern vorbeigehen, aus denen Juden deportiert wurden; hier in Deutschland, wo die Vernichtung geplant und organisiert wurde; hier ist der Schrecken der Vergan-genheit näher und die Verantwortung für Gegenwart und Zukunft größer und verpflichtender als anderswo. In manchem Gespräch und in mancher Studie begegnet mir die Befürchtung, das Interesse der jungen Generation an den nationalsozialistischen Verbrechen, es werde schwinden. Ich teile diese Sorge nicht, bin mir aber bewusst, dass sich die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit weiter verändern wird und auch verändern muss. Viele Zeitzeugen hatten die Vergangenheit verdrängt und ihre Kinder die Verdrängung beklagt. Dann kommt die Enkelgeneration. Und bei den Enkeln zeigt sich jetzt, dass so etwas wie eine zunehmende Distanz durchaus auch ein Vorteil sein kann. Die Jungen können sich der schambehafteten Vergangenheit oft offener und uneingeschränkter stellen. Es überrascht immer wieder, in welchem Maße gerade Enkel und Urenkel verschüttete, tabuisierte Familiengeschichten erforschen, die jüdische Vergan-genheit ihrer Wohnhäuser und Stadtteile erkunden und sich in Biographien von Verfolgten und Verfolgern versenken. Und wie sie in Menschen, die Juden retteten, nicht allein moralische Vorbilder sehen, sondern auch den Gegenbeweis zu der alten These: Man hätte ja nichts tun können! Selbst wenn wir in Zukunft auf die Begegnung mit Zeitzeugen verzichten müssen, so muss die emotionale Betroffenheit nicht verloren gehen. Auch Angehörige der dritten und vierten Generation, auch Menschen ohne deutsche Wurzeln fühlen sich tief berührt, wenn sie etwa in Auschwitz auf Koffern der Ermordeten die Namen ihrer einstigen Besitzer entdecken. Wir alle, die Deutschland unser Zuhause nennen, wir alle tragen Verantwortung dafür, welchen Weg dieses Land gehen wird. Eine junge Frau aus einer Einwandererfamilie hat es in einem privaten Brief wunderbar formuliert: „Ich habe keine deutschen Vorfahren, aber ich werde deutsche Nachfahren haben. Und die werden mich zur Rechenschaft ziehen, wenn heute Ungerechtigkeiten und Unmenschlichkeiten auf unserem Boden ausgeübt werden“. (...) Die moralische Pflicht, die auf uns liegt, erfüllt sich nicht nur im Erinnern. In uns existiert auch eine tiefe und unauslöschliche Gewissheit: Aus diesem Erinnern ergibt sich ein Auftrag. Er sagt uns: Schützt und bewahrt die Mitmenschlichkeit. Schützt und bewahrt die Rechte eines jeden Menschen. Und das sagen wir gerade in Zeiten, in denen wir uns in Deutschland erneut auf das Miteinander unter-schiedlicher Kulturen und Religionen zu verständigen haben. Die Gemeinschaft, in der wir alle leben wollen, wird nur dort gedeihen, wo die Würde des Einzelnen geachtet wird und wo Solidarität gelebt wird.“

Bundespräsident Joachim Gauck, in: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2015/01/150127- Bundestag-Gedenken.html, 27. Januar 2015.

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Lösungen

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Der Weg in die Diktatur

30.01.1933

Ernennung Hitlers zumReichskanzler

(Teil der Exekutive)

2.8.1934

Tod Hindenburgs

Hitler ernennt sich zum„Führer und Reichskanzler“

28.2.1933

„Reichstagsbrandverordnung“ Grundrechte werden außer

Kraft gesetzt Ende des Rechtsstaats

30.06.1934

„Röhm-Putsch“

(Chef der Judikative)

5. März 1933

Reichstagswahlen Verfolgung politischer

Gegner im Wahlkampf NSDAP: 43.9%

21. März 1933

„Tag von Potsdam“ Eröffnung des neuen

Reichstags Ende des Rechtsstaats

23.03.1933

„Ermächtigungsgesetz“

Die Regierung unter Hitler kann vier Jahre lang ohne Zustimmung des Reichstags Gesetze erlassen.

Die Gewaltenteilung ist aufgehoben und Hitler besitzt die unumschränkte Macht in Deutschland

DIKTATUR

Frühjahr 1933

Beginn der Gleichschaltung

Aufhebung des Föderalismus Führungspositionen werden mit Nationalsozialisten besetzt. Parteienauflösungen (Einparteienstaat)

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Lerneinheit 2: Nationalsozialismus

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Das Werk als Ganzes sowie in seinen Teilen unterliegt dem deutschen Urheberrecht. Der Erwerber des Werks ist berechtigt, das Werk als Ganzes oder in seinen Teilen für den eigenen Gebrauch und den Einsatz im Unterricht zu nutzen. Die Nutzung ist nur für den genannten Zweck gestattet, nicht jedoch für einen weiteren kommerziellen Gebrauch, für die Weiterleitung an Dritte oder für die Veröffentlichung im Internet oder in Intranets. Eine über den genannten Zweck hinausgehende Nutzung bedarf in jedem Fall der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags.

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Autor: Kirsten Frühwald Covergestaltung: fotosatz griesheim GmbH – Norbert Funk Umschlagfoto: Fotolia #56756349 Illustrationen: Steffen Jähde Satz: tebitron gmbh, Gerlingen

www.klippert-medien.de

Bild- und Textquellen

S. 2: Wie Herr Hitler das Wort „legal“ in den Mund nimmt. In: Der Wahre Jacob. - 53 (27. Februar 1932), S. 16., Zeichnung: J[acobus] [Belsen] © Friedrich-Ebert Stiftung

Weitere Downloads, E-Books und Print-Titel des Programms von Klippert Medien finden Sie unter www.klippert-medien.de.

Dieser Download ist ein Auszug aus dem OriginaltitelWeimarer Republik/Nationalsozialismus

Individuelle Förderung bei gleichzeitiger Lehrerentlastung

Über diesen Link gelangen Sie direkt zum Produkt:www.klippert-medien.de/go/dl9040