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soun files 45 | Herbst / Winter 2017 klan punkte Doblinger Verlagsnachrichten Coverfoto © Fabian Dembski d

klan punkte - doblinger-musikverlag.atStraßenbahnen zu lesen, mit diesem beeindruckenden Zeichen sorgte die Stadt Linz für ein gutes Ankommen von Markus Poschner, dem neuen Chefdirigenten

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45 | Herbst / Winter 2017

klan punkte

Doblinger Verlagsnachrichten Coverfoto © Fabian Dembski d

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„Manchmal wird Musik als Identifikations- faktor benutzt. Musik hat das Potential des Verbindens, doch geschieht dies nicht von selbst. Es gilt die jeweiligen Verbindungen zu entdecken!“ Apropos „Verbinden“: Von so genannten „Ghettokonzerten“ hält Schmidinger wenig, als Konzert- veranstalter spricht er sich für ein spannendes Kombinieren von klassischem und zeitgenössischem Repertoire aus: „Es finden sich immer wieder Analogien, und die Suche nach dem Gemeinsamen sorgt für eine größere Horizonterweiterung als die Suche nach dem Trennenden!“ Diese Verbindung zwischen Traditio-nellem und Neuem findet sich auch in den Werken von Helmut Schmidinger in Form von Zitaten, durch die er Bezüge zu Komponisten wie Beethoven, Brahms, Haydn oder Schubert herstellt. Neben musikalischen Zitaten überwiegen als Anknüpfungspunkt Textzitate, die sich z. B. in Werktiteln widerfinden. Ein Brücken-schlag zwischen den Generationen?„Als aktiver Musiker bin ich mit dieser Musik aufgewachsen, sie ist Teil meiner kulturellen Sozialisation, und ich sehe mich als Teil dieser Tradition. Daher suche ich nach Möglichkeiten mich auf die Werke verstorbener oder lebender Kollegen zu beziehen.“

Musik als KommunikationSchmidinger sieht es als Privileg, im Vorfeld zu erfahren, welche Künstler die Uraufführung seiner Werke spielen werden. Musik bedeutet für ihn in erster Linie Kommunikation mit dem Publikum und eben mit den Künstlern, mit denen er das Gespräch gleich zu Beginn des Entstehungs- prozesses eines Werkes sucht: „Der Ausgangspunkt ist für mich immer die persönliche, die menschliche Begegnung, der Blick ins Auge des Gegenübers.“ Und lachend fügt er hinzu: „Die Entstehung nahezu aller Stücke beginnt im Kaffeehaus!“ Um das Publikum zu erreichen gilt es freilich eine adäquate Sprache zu finden:

Komponist zu sein bedeutet für Helmut Schmidinger mehr als lediglich eine Be-rufsbezeichnung. Allerdings wäre es dem Oberösterreicher auch zu wenig, „nur“ zu komponieren, so agiert er darüber hinaus als Pädagoge, er ist Gastprofessor für Kompositionspädagogik an der KUG, der Kunstuniversität in Graz, und Konzert-organisator – mit großem Erfolg. An diesem „Konglomerat“ begeistert ihn vor allem die Vielfältigkeit der Aktivitäten und die dadurch bedingten Synergie- effekte: „Ich könnte nicht unterrichten ohne selbst künstlerisch aktiv zu sein, doch umgekehrt könnte ich nicht künstlerisch aktiv sein, ohne dies weiterzugeben.“ Auch der Zusammenhang zwischen Komponist und Konzertveranstalter liegt für ihn auf der Hand: „Komponisten kritisieren Veranstalter, wenn Konzert- programmierungen zu Ungunsten zeit-genössischer Werke ausfallen. Da bot mir die Stadt Wels an die ‚Welser Abonnement-konzerte‘ zu übernehmen – ich musste zusagen, um jener Veranstalter zu werden, den Komponisten sich wünschen. Mein Ziel als Konzertveranstalter ist es, von den Komponisten als ‚einer von uns‘ gesehen zu werden.“

„componere“, nicht „dividere“Komponieren sieht er als Wertehaltung, der Übersetzung des Wortes componere (= zusammenstellen) folgend, das Ver-bindende über das Trennende zu stellen.

Helmut Schmidinger: „Das Verbindende über das Trennende stellen!“von Renate Publig

„Wenn Kommunikation gelingen soll, benötigt sie eine Sprache, um verstan-den zu werden; eine Schnittmenge an Wortschatz. Diese muss nicht übergroß sein, aber existent! Eine zu exklusive Sprache kann den Kommunikationspunkt der Musik, der für mich jedoch wesentlich ist, nicht erfüllen.“ Auch „klassische“ Komponisten stießen zu deren Lebzeiten gelegentlich auf Unverständnis. „Zu Zeiten von Haydn, Mozart und Beethoven stand fast ausschließlich ‚zeitgenössische‘ Musik

Auf den klan punkt gebracht:

http://bit.ly/2AHhtIW

Soundbeispiel

Website

Werkverzeichnis Doblinger

Hauptsache, der Komponist ist tothttp://bit.ly/2BoOQQc

www.helmutschmidinger.com

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Trailer Komponierwerkstatt

https://www.wien.gv.at/video/1192/Kompo-

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am Programm, das Publikum war also mit der Tonsprache seiner Zeit durchaus vertraut. In unserer Zeit ist der Großteil der Musik, der konsumiert wird, 100 bis 200 Jahre alt! Da darf man sich nicht wundern, wenn die heutige Sprache nicht mehr so verstanden wird und fast jede Begegnung mit zeitgenössischer Musik eine Erstbegegnung ist.“

KUG – Kunstuniversität Graz Die KUG setzt durch die Einrichtung des Kompositionspädagogik- Studiums – an deutschsprachigen Unis europaweit einzigartig! – einen Impuls. So existiert in Graz bereits im 3. Semester eine Kompositionsklasse für Kinder und Jugendliche: „Aufgenommen werden Kinder und Jugendliche, die komponieren wollen. Letztes Jahr bewarb sich zum Beispiel ein junger Komponist, der bereits 15 Klaviersonaten geschrieben hatte. Es gibt also Interessenten! Es muss nur gelingen sie zu erreichen!“ Schmidinger wurde zu den „Weikersheimer Gesprächen zur Kompositionspädagogik“ in Deutschland eingeladen um dieses Studium vorzustellen. Über das Thema „Kompositionspädagogik“ schrieb er schließlich seine Doktorarbeit: „Meine Dissertation liefert nun den theoretischen Background für das Studium und geht der Frage nach, ob Kompositionspädagogik eine künstlerische, eine wissenschaftliche oder eine künstlerisch- wissenschaftliche Disziplin ist, in welchem Verhältnis sie zur Instrumental- und Musikpädagogik steht und wie das Berufsbild eine(r)s KompositionspädagogIn aussieht. All diese wissenschaftlichen Basics sind in dieser Dissertation aufgearbeitet, inklusive einer Geschichte der Kompositions- pädagogik.“

KompositionspädagogikDas bedeutet, jeder Mensch kann Komponieren lernen?„Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch über einen musikalisch- kreativen Ansatz verfügt. Komponieren ist keine Geheim- wissenschaft! Wie bei einem Instrument kann man unter fachkundiger Anleitung, besonders in jungen Jahren, wachsen.“ Eine Aufgabe der Kompositionspädagogik ist es Modelle zu finden um jungen Menschen einen Zugang zum Komponieren zu eröffnen, der nicht ein vierjähriges Kontrapunktstudium erfordert. „In 25 Jahren Unterrichtstätigkeit an einer Musikschule machte ich die Erfahrung, dass die meisten SchülerInnen gerne mit eigenen Stücken in den Klavier- unterricht kamen. Dies stieß allerdings bei vielen KollegInnen auf Unverständnis, und sie hielten ihre SchülerInnen stattdessen an die ‚vorgeschriebenen‘ Übungsstücke zu spielen – wodurch die Kreativität der Kinder vielfach im Keim erstickt wurde. Deshalb ist es ein Bestreben der Kunstuniversität Graz Instrumental- und GesangspädagogInnen, die letztendlich unsere Ansprech- partnerInnen an den Musikschulen sind, in das Studium der Kompositionspädagogik einzubinden.“Eine weitere Aufgabe der Kompositionspädagogik besteht darin, die Offenheit der Kinder ungewöhnlichen Klängen gegenüber zu erhalten und sie zum Umgang mit musikalischer

Helmut Schmidinger

Kreativität bereits in jungen Jahren zu ermuntern. „Setzt man ein Kind an ein Klavier, drückt es auf die Tasten und freut sich an dem was dabei herauskommt. Es korrigiert nicht automatisch!“Diesen unbekümmerten Zugang zu erkennen, wertzuschätzen und in adäquat zu fördern, dafür bedarf es jedoch geschulter Lehrkräfte. „Die Ausbildung adäquater Lehrkräfte ist die Aufgabe der Kompositionspädagogik. Das Ziel dieses Studiums besteht darin einen Kreislauf ins Leben zu rufen, der im Instrumentalunterricht bereits existiert: Kinder erlernen in der Musikschule ein Instrument, setzen das Studium an der Universität fort und kehren nach dessen Absolvierung als PädagogInnen zurück an die Musikschule. Dies ist natürlich ein Langzeitprojekt, bis die ersten AbsolventInnen fertig sind und bis Musikschulen die Stelle eine(r)s KompositionslehrerIn installieren können...“

Komponierwerkstatt für junge Komponist|innenArnold Schönberg zählt nicht nur zu den wichtigsten Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, er war darüber hinaus einer der bedeutendsten Kompositionslehrer seiner Zeit. So liegt es nahe, dass im Schönberg Center heuer bereits zum zweiten Mal die Komponierwerkstatt für junge KomponistInnen stattfindet – ein eindrucksvolles Beispiel für ein gelebtes kompositionspädagogisches Projekt. Unterstützt wird die Werkstatt sowohl von Angelika Möser, Direktorin des Arnold Schönberg Centers, als auch von der Familie Schönberg, die stolz von „our young composers“ berichtet.

Durch die exklusive Teilnehmerzahl von sechs StipendiatInnen pro Werkstatt ist eine individuelle Betreuung gewährleistet. Im ersten Block wird gemeinsam an der eingereichten Werkskizze gearbeitet, im zweiten Block erfolgen Feinschliff, sowie die Ensembleproben für das Abschlusskonzert, das am 21. Jänner 2018 um 11 Uhr im Arnold Schönberg Center, Schwarzenbergplatz 6, 1030 Wien, stattfindet.

© Arnold Schönberg Center

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Schwerpunkte in Poschners Konzept dar. Vor allem geht es ihm um neue Deutungen oder Perspektiven, um das Sichtbarmachen des eigentlichen Kunstwerks: „Der Noten-text ist lediglich eine Chiffre, ein Fenster, das man öffnen kann – hin zum Kunstwerk. Man kann noch so akribisch versuchen, ein Werk niederzuschreiben, es bleibt ver-schlüsselt und existiert erst tatsächlich in dem Moment, in dem es zum Klingen gebracht wird.“ Für eine tiefgründige Interpretation sind Künstler vor allem gefordert, zu verstehen, was zwischen den Notenzeilen steht. „Dieses Verstehen möchte ich ins Zentrum rücken, denn vieles zeigt der Notentext nicht. Was bedeutet Tempo und Phrasierung? Was be-deutet Tradition? Welches Instrumentarium stand dem Komponisten zur Verfügung? Wir sind ein modernes Orchester und wir werden bis auf wenige Ausnahmen auf unseren modernen Instrumenten spielen. Doch ich muss bei Bruckner wissen, wie z. B. F-Trompeten geklungen haben, um zu erfassen, welchen Effekt er erzielen wollte.“

Das Geheimnisvolle der MusikUm neue Aspekte zu einem Werk zu ergrün-den, scheut sich Poschner auch nicht davor, Dinge in Frage zu stellen: „Man denkt, man kennt ein Werk. Doch auch wenn ich die Zauberflöte schon sehr oft dirigiert habe, möchte ich diesem Werk immer wieder neu begegnen, möchte es auch für das Publikum stets neu entdecken. Alle großen Meister-werke strotzen vor Geheimnissen. Beson-ders in unserer extrem geheimnislosen Zeit, in der alles benannt, gezählt und gemessen werden muss, ist es umso wohltuender, sich diesen Phänomenen zuzuwenden!“

„Poschner trifft ein“, war auf den Linzer Straßenbahnen zu lesen, mit diesem beeindruckenden Zeichen sorgte die Stadt Linz für ein gutes Ankommen von Markus Poschner, dem neuen Chefdirigenten und Opernchef des Bruckner Orchesters.

Seit Anfang September leistete Poschner ein enormes Pensum: Mit der Eröffnung des Brucknerfestes, die höchst bejubelte Premiere von Richard Strauss‘ Oper „Die Frau ohne Schatten“ sowie die Aufführung von Anton Bruckners 8. Symphonie. „Wir hatten fünf verschiedene Projekte in vier Wochen – durch einen derartigen Start steckt man tief in der Materie, und das enge Interagieren mit dem Orchester ermöglicht ein besonders intensives gegenseitiges Kennenlernen. Klarerweise macht einen Unterschied, ein Konzept theoretisch vorzustellen, oder an der praktischen Umsetzung zu arbeiten. Mit diesem hervorragenden Orchester zu musizieren bereitet mir große Freude, man hätte mir das Ankommen nicht schöner bereiten können!“Wichtig ist ihm, einen gemeinsamen Weg zu gehen: „Musizieren ist ein Geben und Nehmen, ein gegenseitiges Zuhören. Dieses Orchester ist seit Dekaden mit diesem großen Repertoire vertraut, und auch ich habe meine Vorstellungen und Ideen. Das Schönste ist dann, aus eins und eins drei werden zu lassen, gemeinsam ein Kunstwerk zu kreieren.“

Marke „Bruckner Orchester“Den Namen „Bruckner Orchester“ ins Zentrum zu rücken und als Orchester aus Oberösterreich die eigene Marke stärken, die ganz vorne mitspielt, stellt einen der

Markus Poschner:Von den Geheimnissen in der Musikvon Renate Publig

In Dresden widmete sich Poschner den Symphonien Beethovens und in weiterer Folge denen Mahlers, in Linz ist es ihm ein Anliegen, jene Werke und Komponisten ins Zentrum zu rücken, die unmittelbar in der Region verwurzelt sind: „Investiert man Zeit und Energie, sich mit einem Komponisten intensiv zu beschäftigen, ist es naheliegend, auf den gewonnenen Erkenntnissen weiter aufzubauen. Mit dem Bruckner Orchester steht das Erobern des Werkes von Bruckner im Fokus, auch hier geht es um neue Per-spektiven. Bruckner arbeitet beispielsweise stark mit dem Zeitmoment: Er wiederholt, stellt das Ritual, die Expansion in den Vorder-grund. Ich möchte mit dem Orchester auf die Suche gehen, vor dem Hintergrund, dass sich in gewisser Hinsicht eine Bruckner- Symphonie auch uns gegenüber ‚beweisen‘ muss, damit wir die Relevanz verstehen und feststellen können, was uns dieses Werk

Auf den klan punkt gebracht:

Soundbeispiel

Biografie

Brucknerfest Linzhttp://bit.ly/2ku2FCz

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heute noch sagen kann und will. Dabei interessiert uns vor allen Dingen die Frage, was das typisch Oberösterreichische in seiner Musik ist.“

Der Klang unserer Zeit als Spiegel der GesellschaftUm das Publikum aus ihm vertrauten Bereichen zu holen, gilt es, die Zuhörer in ihren Hörgewohnheiten neugierig zu machen und ihnen den Klang unserer Zeit, den Spiegel unserer Gesellschaft zu vermitteln. „Die Musik unserer Zeit soll nicht als etwas Spezielles, sondern etwas Normales präsentiert werden.“ Dabei geht es auch darum, Tonsprachen verständlich zu machen: „Im Straßenverkehr ist jedem die richtige Reaktion auf eine rote oder grüne Ampel bekannt. Man stelle sich jedoch die Gesichter der Passanten vor, wenn die Ampel würde plötzlich auf Blau springt! Es wäre eine große Überforderung, keiner wüsste, was zu tun ist. Diese Über-forderung findet zumindest scheinbar in der Neuen Musik statt, weil man mit Informationen und Signalen konfrontiert wird, von denen man denkt, sie nicht verarbeiten zu können! Es bedarf außerdem immer einer gewissen Überwindung, die eigene Komfortzone zu verlassen. Dort warten allerdings wunderbare Erlebnisse und neue Erfahrungen.“ Wichtig ist es daher vor allem für junge Komponisten, Erfahrungen zu sammeln, wie ihre Werke beim Publikum ankommen. Für diese junge Generation wird nun ein eigenes Format namens „Anhörung“ geschaffen: „Junge Komponisten erhalten die Möglichkeit, ihr Werk nicht in einem Konzert, sondern im Rahmen einer öffentlichen Probe erst-mals zu hören. Wir möchten einen Einblick in die Kompositions-werkstatt geben. Komponisten können feststellen, ob die Umsetzung ihrer Gedanken die gewünschte Wirkung erzielt. Umgekehrt ist es für das Publikum spannend, den Entstehungs- prozess eines Werkes zu erleben, weil man plötzlich hautnah mitbekommt, wie viel Geistesenergie in dem Schaffensprozess, in einer Komposition steckt!“

MusikvermittlungAn der Universität Bremen ist Poschner seit 2010 Honorar- professor am Institut für Musikwissenschaft, sein Schwerpunkt: Interpretation und Vermittlung von Musik. Doch wie gelingt es, das Publikum in die Konzertsäle zu locken, um Musik zu vermitteln? „Unsere geistige Beweglichkeit ist hier gefragt, um möglichst viele Brücken zu schlagen. Bei vielen potenziellen Zuhörern existieren nach wie vor Ängste – z. B. davor, im Konzert etwas ‚falsch‘ zu machen. Diese Ängste gilt es, ernst zu nehmen und abzubauen. Indem wir uns nicht auf das gelernte Ritual verlassen, dass Konzerte um 19 Uhr 30 beginnen und in einem abgedunkelten Zuschauerraum bei beleuchteter Bühne stattfinden. Dieses Ritual wird immer seine Berechtigung und Bestand haben, doch müssen wir aus unseren Tempeln heraus. Flexibilität im Angebot und Zeit-management entwickeln, vielleicht auch den Aufführungsraum in Betracht ziehen, wobei uns wunderbare Konzertsäle zur Verfügung stehen!“ Und natürlich von den Geheimnissen der Musik erzählen. „Wir haben so vieles zu zeigen: Wie ein Kunstwerk entsteht, wie ein Solist, ein Orchester arbeitet und funktioniert; es gibt viele Vorstufen, die für das Publikum spannend zu erleben sind!“

Markus Poschner

Jazz – nichts anderes als ein DialektPoschner hat eine Vergangenheit – und „hoffentlich auch eine Zukunft!“, wie er lachend hinzufügt – als Jazzmusiker. „Für mich ist Jazz nichts anderes als ein weiterer Dialekt. Ich profitiere davon, durch die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Tonsprachen sowohl in der klassischen Musik als auch im Jazz zu neuen Sicht-weisen zu gelangen. Die Freiheit in dieser Musik empfinde ich als Geschenk. Zu allen Generationen konnten Musiker improvisieren, Anton Bruckner war der größte Improvisator seiner Zeit! Nur in der heutigen Zeit ist es gewissermaßen ein Abfallprodukt unserer Perfektion, dass selbst Kadenzen genau notiert werden. Und wem kann man es verdenken? Doch ist es schade, wenn man Musiker nur als ‚Rezitatoren‘ kennenlernen kann. Es wäre für die Interpreten wichtig, selbst zu komponieren oder zumindest Tonsatz und Harmonie- lehre so weit zu verstehen, um zu erfassen, was sich hinter den Werken, hinter dem kreativen Schaffen verbirgt. Es ist nicht zu leugnen, dass ohne Noten die meisten Musiker aufgeschmissen wären. Das ist doch unglaublich, jahrhundertelang wurde Musik gar nicht erst notiert und heutzutage können wir ohne Noten keinen Ton mehr musizieren.“Bei der Fülle von Tätigkeiten steht dennoch die Familie im Zentrum: „Man hat so viele Ideen und möchte am liebsten alle realisieren. Dabei darf man sich nicht verrennen. Es geht immer wieder darum, den Kopf freizukriegen. Dazu ist es wichtig, Distanz zu gewinnen.“ Was ihm gelingt, wenn er sich die Zeit nimmt, mit seinen Kindern Fußball zu spielen, denn: „Man darf sich nicht zu sehr vom eigenen Kalender herumscheuchen lassen!“

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mithilfe von Teleskopen. Diese Darstellungen helfen uns, komplexe Phänomene sowie wissenschaftliche Erkenntnisse zu verbild- lichen und zu verstehen, die Forschung voranzutreiben, Wissen zu schaffen und zu vermitteln und uns der Wahrheit in einer immerwährenden Suche anzunähern. In Zeiten von Unsicherheit ist die Bibliothek ein Ort für die Suche nach Wahrheit.Die Skulptur der Eule als Symbol für Weisheit und Gelehrsamkeit, mit ihrer durchaus eigentümlichen Ästhetik des phantastischen Realismus wurde zum Wahrzeichen der TU Wien und durch ihre Exponiertheit zum urbanen Orientierungs-punkt.

Seit 30 Jahren krönt die Bibliothek der TU Wien (Resselgasse / Karlsplatz) die Skulptur der Eule, als Symbol für die Weisheit, für die Wahrheit sowie für die Ästhetik des Wiener Phantastischen Realismus. Zu ihrem Jubiläum wird sie nun zu einem Transponder zwischen der Bibliothek und dem sie umgebenden öffentlichen Raum - mittels Projektionen wissenschaftlicher Bilder, akustisch begleitet von „The Truth“, eine Collage aus dem symphonischen Werk „Die Trennung“ von Shih.

„Search for Truth“ lautet der Titel der Licht-Raum-Klang-Installation, von Mag. Beate Guba in Auftrag gegeben und von Architekt Fabian Dembski realisiert. Zwischen 13. November und 10. Dezember 2017 konnten von jeweils 17 bis 23 Uhr die beeindruckenden Projektionen und die stimmigen Klänge bestaunt werden.

Architekt und Gestalter Fabian Dembski über sein Projekt: „Die Suche nach der Wahrheit führt zu erstaunlicher Schönheit in ihren Bildern. Vergrößerungen der Mikroskopie, Fotografie, Abbilder wie Röntgen bis hin zu optischer Astronomie

Das Verbindende der „Trennung“

Shihs dritter Teil der Fluss-Trilogie als Verbindung von Wissenschaft und Kunst, von Zeit und Raum

Auf den klan punkt gebracht:

http://bit.ly/2C6fD0d

Soundbeispiel

Website

Werkverzeichnis

Wanderschafthttp://bit.ly/2ksbHzS

http://bit.ly/2zd9KQp

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Film „Search for Truth“

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Die Eule tagsüber ...© TU Wien

... und bei Nacht im Rahmen von „Search for Truth“

© Fabian Dembski

Die Eule soll nun zum 30. Jubiläum des Gebäudes der Universitätsbibliothek für einen Monat zum ‚Transponder‘ zwischen dem in ihr angesammelten Wissen und dem sie umgebenden urbanen Raum mit seinen Nutzern werden.“ (Fabian Dembski)

Eine weitere Ebene der ‚Suche nach Wahrheit‘ eröffnet sich durch das begleitende Erklingen von Ausschnitten aus dem Werk ‚Die Trennung‘ des Kom-ponisten Shih: Die Ebene der Zeit, des immerwährenden Kreislaufs und seiner Kontinuität.

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Ö1 machte sich selbst zum 50. Geburtstag ein Geschenk in Form von 200 neuen Signations: Die neuen Kennmelodien von Christian Muthspiel und dem Radio- Symphonieorchester Wien gingen ab 1. Oktober auf Sendung.Kurz vor dem Start erklärte der Komponist schmunzelnd: „Mir ist klar, dass ich vielen Menschen ihre akustischen Lieblingsmöbel wegnehme. Aber man darf auch nicht vergessen, welchen Aufstand es damals gab, als Werner Pirchners Signations kamen. Es ist immer interessant: Wenn sich etwas ändert, gibt es große Aufregung; wenn sich das selbe zehn Jahre später ändert, gibt es wieder große Aufregung, weil man das wegnimmt, über das man

Auf den klan punkt gebracht:

Christian Muthspiel:Alles neu bei Ö1!von Renate Publig

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sich vorher aufgeregt hat. Das sage ich jetzt, um mich zu stärken für die Flut an erwarteten Hörerreaktionen, und ich werde am 1. Oktober wahrscheinlich relativ weit wegfahren!“Der Aufschrei ist laut Ö1-Senderchef Peter Klein ausgeblieben, der mit „wesentlich mehr“ Reaktionen gerechnet hatte. Übrigens ist Muthspiel auch selbst in den Stücken zu hören, er spielte Posaune, Klavier und E-Piano.

Diese neuen Ö1-Signations sind als Noten-material nicht erhältlich, doch Doblingers Katalog umfasst die Orchesterwerke von Christian Muthspiel, ebenso wie ein Werk für Posaune solo.

Soundbeispiel

Website

Notenbeispiel

Our Moteley Mothertongue / pt 1http://bit.ly/2j4xiy0

www. christianmuthspiel.com

Werke bei Doblinger

A Fleeting Memory for Solo Flugelhorn/Piccolo Trumpet and Big Band/Large Wind Ensemble A Serious Game Concerto for Violoncello and Chamber Orchestra 2015/2016, based on „Suite I, BWV 1007“ Eine Art Requiem (...meines Vaters schöne Weisen...) Double Concerto for Violin, Cello and Orchestra ENNAHH... An Albert Mangelsdorff Concerto for Trombone and Orchestra Is My Shoe Still Blue? für Posaune solo

Little Big Guitar Dance Concerto for Electric Guitar and Orchestra Little Big Snare Drum Dance for large ensemble Our Motley Mothertongue Concerto for Violin (& electric 5-string violin) and Orchestra Pas de Deux Concertante Double Concerto for Violin, Percussion and Orchestra Versuch über einen Diskurs ... (invention) ... Concerto for Piano and 18 Wind Instruments

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Es hätte ein Artikel zu Ehren seines 90. Geburtstag werden sollen, stattdessen ist es nun unsere traurige Aufgabe, einen Nachruf auf Paul Angerer zu bringen, der im Juli dieses Jahres seinem Krebsleiden erlegen ist.

Komponisten über einen längeren Zeitraum zu betreuen, ist Doblinger ein Anliegen. Mit Paul Angerer verbinden uns statt-liche 70 Jahre Zusammenarbeit, sein erstes bei uns verlegte Werk, die „Musik für Viola solo“, stammt aus dem Jahr 1948. Mittlerweile umfasst der Katalog in etwa 60 Werke des Komponisten und 30 des Herausgebers in unserer Reihe „Diletto Musicale“.

Paul Angerer †16. Mai 1927 – 26. Juli 2017

Angerer, Dirigent, Interpret und Gründer des „Concilium musicum“ begeisterte unzählige Radiohörer mit seiner schier unendlichen Kenntnis über Musikgeschichte/n. Er war ein glühender Verfechter der Ansicht, dass es den unmusikalischen Menschen nicht gäbe – denn er selbst verstand es meisterlich, MusikerInnen zu Höchstleistungen anzuspornen.

2010 verfasste Angerer mit „Mein musikalisches Leben – ein Cappriccio“ eine musikgeschichtlich faszinierende biographische Rundreise durch knapp acht Jahrzehnte.Angerer erhielt viele Auszeichnungen wie den Österreichischen Staatspreis (1956), den Professorentitel (1977) und das Ehren-kreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (2002).

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Werke bei Doblinger (Auswahl)

Cogitatio. Kammermusik für neun Soloinstrumente (1964)Concert pour la Jeunesse für Orchester (1956) Einsame Träume. Rilke-Variationen für Sopran, Bariton und Kammerorchester (1965) Gloriatio für Kontrabass und Kammerorchester (Klavier) (1957) Hornquartett (1953) Konzert für Klavier und Streichorchester (1962) Konzert für Viola da gamba, Streicher und Schlagzeug (1965) Luctus et gaudium für Altposaune und Streicher (1977) Musica ad impulsum et pulsum für Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass solo, Streichorchester und Schlagzeug (1955) Musica conquisita pro fidicina et cordarum sonus. Musik für Harfe und Streichorchester (1981) Musik für Viola solo (1948) Quicquam für Streichers Kontrabass und Streicher (1977) Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott (1956) Stimmungen. Fünf Klavierstücke (1955) Trio für Violine, Blockflöte und Gitarre (1961) Tubilustrium. Eine Übung im Blasen für Tuba und Klavier (1985) una mesata per Clavicembalo (1985) Wie lieblich ist der Mai (Spielmusik II) für 2 Altblockflöten und Bassblockflöte (1954)

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Thomas Daniel Schlee 60

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Rainer Bischof 70Filmporträt

Christian Diendorfer 60Werkverzeichnis

Biografie

Soundbeispiel Werkverzeichnis

Soundbeispiel

Werkverzeichnis

http://bit.ly/2CnLRUY Violinkonzert „La Pequeña“http://bit.ly/2oloidf

http://bit.ly/2Aw1pFE

http://bit.ly/2CGettx Double (Ausschnitt)http://bit.ly/2k4y6Uj

http://bit.ly/2yIddDb http://bit.ly/2yJCVXM

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Jubiläen 2017

Website

http://bit.ly/2yIW8c3

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Augustin Kubizek 100

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J. F. Doppelbauer 100

Jubiläen 2018

Gottfried v. Einem 100 http://bit.ly/2ClWlnI

Werkverzeichnis

http://www.gottfried-von-

einem.at/lebenslauf/

Werkverzeichnis

http://bit.ly/2CFBkFt

http://bit.ly/2zhbpo9 http://j.f.doppelbauer.at/

http://bit.ly/2k1kGIM

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Website

Website

Werkverzeichnis Biografie

Soundbeispiel

http://bit.ly/2AVM7hI

Soundbeispiel

Tierrequiem (Nr. 1 „Schöpfung“)http://bit.ly/2BiNp36

Soundbeispiel

Missa choralis („Sanctus“)

http://bit.ly/2AD3PT1

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AKM, WEIL MUSIK ET WAS WERT IST

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Wir sorgen für eine faire Bezahlung der Musikurheber.

Wir bieten Veranstaltern ein One Stop-Shop für den Musikrechteer werb.

Wir fördern die öster reichische Musik.

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