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15 Kenner üstern sich den Na- men schon seit einer Weile zu. Nun gibt es endlich auch eine CD des jungen Baritons, der seit Kurzem auf Opern- und Konzertbühnen das Publikum begeistert: Äneas Humm, erst 21 Jahre alt, stellt sich darauf mit Liedern des jungen Alban Berg und des jungen Hugo Wolf, von Richard Strauss und Viktor Ullmann vor. Die Aus- wahl ist ungewöhnlich: Liebes- lyrik und sehnsüchtige Elegien, die schon atemtechnisch recht anspruchsvoll sind, aber auch gestalterisch eine Menge Fein- arbeit verlangen. Humm, begleitet von Judit Polgar, geht die Aufgabe mit souveräner Klarheit an: Mal prachtvoll so- nor, dann wieder in zartes Pia- no gleitend, lässt er Endnoten magisch verklingen, nimmt das Pathos eher zurück und baut auf natürliche Artikulation. Klar, dass Richard Strauss am Ende als gewieftester Klang- regisseur dasteht – aber gegen seine Virtuosität treten das frühe, mitunter bemühte Kunst- wollen Bergs und Wolfs umso stärker hervor; Ullmanns Has- Lieder von 1940 schwelgen dagegen in deklamatorischem Übermut. So dokumentiert das „Erwachen“ des Albumtitels nicht nur Humms eigenen bra- vourösen Start, sondern ebenso den Stimmungswandel in der spätromantischen Epoche. Johannes Saltzwedel Weitere Klassikalben J. S. Bach: Goldberg-Variatio- nen. Gegen die kaum noch über- schaubare Konkurrenz gelingt dem Pianisten Jean Muller eine verblüffend beschwingte, farben- frohe Deutung. Hänssler Classic. Sergey Malov: Hommage à Ysaÿe. Liebevoll bis ins Booklet- Detail würdigt der russische Gei- ger Sergey Malov sein großes belgisches Vorbild. SoloMusica. Ludwig van Beethoven: Streichquartette. An op. 59,3 und op. 131 beweist das Aris- Quartett Weltklasse, vor allem in Sensibilität. Genuin Classics. Une Révélation – Violinkonzerte von Hans Huber und Paul Juon. Maria Solozobova und das Colle- gium Musicum Basel heben ver- gessene Schätze. Sony Classical. Mady Mesplé – A Portrait. Aus- drucksstark strahlend in schwin- delnder Höhe, stilsicher von der Mittellage bis in die Tiefen: Eine Sopranstimme wie die der Mes- plé (*1931) fehlt heute. Erato. Festivals und Premieren BERLIN Giacomo Meyerbeer: Le Pro- phète. Olivier Py inszeniert das opulente Drama um den Wieder- täuferstaat von Münster. Deut- sche Oper, Premiere 26. 11. FEUCHTWANGEN Paul Hindemith: Das Marien- leben. Sopran-Star Christiane Karg singt funkelnde Rilke-Texte. Kirche St. Ulrich und Afra, 1. 11. FRANKFURT/MAIN Arnulf Herrmann: Der Mieter. Wohn-Horror bis zum Identitäts- verlust – und zum Selbstmord. Oper, Uraufführung 12. 11. HERNE Tage der Alten Musik. Diesmal geht es um klangstarke Rebellen, Reformer und Revolutionäre. Oper, 9.–12. 11. LUZERN Lucerne Piano Festival. Im Rei- gen jüngerer Könner zählt Evge- ny Kissin schon eher zu den Alt- gedienten. Am Schluss tritt auch Piotr Anderszewski auf. 18.–26. 11. Was für ein Gesangsdebüt: Der junge Schweizer Bariton Äneas Humm verbindet in Awakening Fülle mit Wohllaut und psychologischem Tiefgang. Rondeau. Klassik Bariton Äneas Humm EIN FILM VON ÉDOUARD DELUC TUHEI ADAMS MALIK ZIDI PUA-TAI HIKUTINI AB 2. NOVEMBER IM KINO VINCENT CASSEL

Klassik - aeneas-humm.ch · PDF filebegleitet von Judit Polgar, geht die Aufgabe mit souveräner Klarheit an: Mal prachtvoll so-nor, dann wieder in zartes Pia-no gleitend, lässt er

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● Kenner flüstern sich den Na-men schon seit einer Weile zu.Nun gibt es endlich auch eineCD des jungen Baritons, derseit Kurzem auf Opern- undKonzertbühnen das Publikumbegeistert: Äneas Humm, erst21 Jahre alt, stellt sich daraufmit Liedern des jungen AlbanBerg und des jungen HugoWolf, von Richard Strauss undViktor Ullmann vor. Die Aus-wahl ist ungewöhnlich: Liebes-lyrik und sehnsüchtige Elegien,die schon atemtechnisch rechtanspruchsvoll sind, aber auchgestalterisch eine Menge Fein -arbeit verlangen. Humm, begleitet von Judit Polgar, gehtdie Aufgabe mit souveränerKlarheit an: Mal prachtvoll so-

nor, dann wieder in zartes Pia-no gleitend, lässt er Endnotenmagisch verklingen, nimmt dasPathos eher zurück und bautauf natürliche Artikulation.Klar, dass Richard Strauss amEnde als gewieftester Klang -regisseur dasteht – aber gegenseine Virtuosität treten das frühe, mitunter bemühte Kunst-wollen Bergs und Wolfs umsostärker hervor; Ullmanns Hafis-Lieder von 1940 schwelgen dagegen in deklamatorischemÜbermut. So dokumentiert das„Erwachen“ des Albumtitelsnicht nur Humms eigenen bra-vourösen Start, sondern ebensoden Stimmungswandel in derspätromantischen Epoche. Johannes Saltzwedel

▼ Weitere Klassikalben

J. S. Bach: Goldberg-Variatio-nen. Gegen die kaum noch über-

schaubare Konkurrenz gelingt

dem Pianisten Jean Muller eine

verblüffend beschwingte, farben-

frohe Deutung. Hänssler Classic.

Sergey Malov: Hommage à Ysaÿe. Liebevoll bis ins Booklet-

Detail würdigt der russische Gei-

ger Sergey Malov sein großes

belgisches Vorbild. SoloMusica.

Ludwig van Beethoven: Streichquartette. An op. 59,3

und op. 131 beweist das Aris-

Quartett Weltklasse, vor allem in

Sensibilität. Genuin Classics.

Une Révélation – Violinkonzertevon Hans Huber und Paul Juon.Maria Solozobova und das Colle-

gium Musicum Basel heben ver-

gessene Schätze. Sony Classical.

Mady Mesplé – A Portrait. Aus-

drucksstark strahlend in schwin-

delnder Höhe, stilsicher von der

Mittellage bis in die Tiefen: Eine

Sopranstimme wie die der Mes-

plé (*1931) fehlt heute. Erato.

▼ Festivals und Premieren

BERLIN

Giacomo Meyerbeer: Le Pro-phète. Olivier Py inszeniert das

opulente Drama um den Wieder-

täuferstaat von Münster. Deut-

sche Oper, Premiere 26. 11.

FEUCHTWANGEN

Paul Hindemith: Das Marien -leben. Sopran-Star Christiane

Karg singt funkelnde Rilke-Texte.

Kirche St. Ulrich und Afra, 1. 11.

FRANKFURT/MAIN

Arnulf Herrmann: Der Mieter.Wohn-Horror bis zum Identitäts-

verlust – und zum Selbstmord.

Oper, Uraufführung 12. 11.

HERNE

Tage der Alten Musik. Diesmal

geht es um klangstarke Rebellen,

Reformer und Revolutionäre.

Oper, 9.–12. 11.

LUZERN

Lucerne Piano Festival. Im Rei-

gen jüngerer Könner zählt Evge-

ny Kissin schon eher zu den Alt-

gedienten. Am Schluss tritt auch

Piotr Anderszewski auf. 18.–26. 11.

Was für ein Gesangsdebüt: Der junge Schweizer Bariton

Äneas Humm verbindet in Awakening Fülle mit Wohllaut und

psychologischem Tiefgang. Rondeau.

Klassik

Bariton Äneas Humm

E I N F I L M V O N

É D O U A R D D E L U C

TUHEI ADAMS MALIK ZIDI PUA-TAI HIKUTINI

AB 2. NOVEMBER IM K INO

V I N C E N T C A S S E L