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ROM I CITYTRIP Kleiner Leitfaden für Anfänger, die gerne stilvoll wohnen, einen kurzweiligen Zugang zur Kunstgeschichte schätzen, und hohe Ansprüche an ihren Wodka-Martini stellen. TEXT UND FOTOS HOMOLKA S alvatore holt Sie vom Flughafen ab!“, hatte die Dame von der Agentur gesagt, über die ich meine Unterkunft in Rom gebucht hatte. Salvatore samt seiner Limousine kam mir sehr gelegen, denn vor meinem ersten Besuch in Rom hatte ich schließlich reichlich Informationen eingeholt. („Waaas, du warst noch nie in Rom?!“ – Nein, sorry.) Ich solle zum Beispiel aufpassen, die römischen Taxifahrer würden unbedarften Touristen gern mal bis zu 150 Euro für den Airporttransfer ab- knöpfen, lautete einer der vielen Tipps. Salvatore war nicht schwer zu finden. Ein kleiner, älterer Herr im dunk- len Anzug reckte am Flughafen jedem, der für ihn irgendwie nach einem Signore Homolka aussah, ein Schild mit meinem Namen entgegen. So fischte er alsbald den Richtigen aus der Menge, und geleitete mich zu ei- nem schwarzen Lancia mit abgedunkelten Scheiben. Ich fühlte mich wie ein Erzbischof ad limina, als wir in die Stadt glitten, und war der weltge- wandten Freundin, die mich mit diesem prima Tipp versorgt hatte, sehr dankbar. („Wiiiie bitte, du warst noch nie …?!“) Sie wüsste da was: woh- nen mitten im Centro Storico in privaten Appartamenti, stilvoll wie in den alten Palazzi der Luxushotels, und doch leistbar. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Salvatore die kürzeste Route in die Stadt gewählt hat (wenn nicht, hatte jedenfalls nur ich etwas davon, nur Taxifahrer verdienen an Umwegen), denn wir passierten in der Dämme- rung wundersamerweise nahezu sämtliche Highlights des antiken Roms, und mein Chauffeur wurde nicht müde, mitunter etwas vage Orientie- rungshilfen in puncto Entstehungszeitraum und historischem Kontext zu geben, nicht ohne ab und zu bedauernd anzumerken, dass hier die Be- leuchtung alles andere als ideal sei, und dort wegen der Metro-Bauarbei- ten der schönste Blick leider verstellt wäre. Das Kolosseum hab ich sogar ganz ohne Hilfe erkannt, Salvatore war stolz auf mich. Mir fällt ein, was mein Zahnarzt vor meiner Abreise zu mir gesagt hatte (abgesehen von „Wie – zum ersten Mal?!“): Es verhalte sich mit Rom nämlich ausnahmsweise umgekehrt wie sonst oft im Leben – al- les sei noch viel größer und eindrucksvoller, als man es sich vorgestellt hat- te. Auch hatte er, der Kenner, ein geflügeltes Wort misshandelnd, Rom als „die schäbige Stadt“ verunglimpft, freilich eher im Scherz. Das monumentale Reiterstandbild Vittorio Emmanueles II, erster König des geeinten Italien, auf dem Kapitol. Das Denkmal wurde ab 1885 von Giuseppe Sacconi er- richtet, die Einweihung fand 1911 statt, es wurde aber erst 1927 fertig gestellt. Von hier bietet sich ein beeindruckender Blick auf das Forum Romanum. CITYTRIP I ROM 86 I REISEMAGAZIN 12/06 12/06 REISEMAGAZIN I 87

Kleiner Leitfaden für Anfänger, die gerne stilvoll wohnen ... · Salvatore war nic ht schwer zu finden. Ein kleiner, älterer Herr im dunk - len Anzug reckte am Flughafen jedem,

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ROM I C ITYTRIP

Kleiner Leitfaden für Anfänger,die gerne stilvoll wohnen,einen kurzweiligen Zugang zurKunstgeschichte schätzen,und hohe Ansprüche an ihrenWodka-Martini stellen.

TEXT UND FOTOS HOMOLKA

S alvatore holt Sie vom Flughafen ab!“, hatte die Dame von derAgentur gesagt, über die ich meine Unterkunft in Rom gebuchthatte. Salvatore samt seiner Limousine kam mir sehr gelegen,

denn vor meinem ersten Besuch in Rom hatte ich schließlich reichlich Informationen eingeholt. („Waaas, du warst noch nie in Rom?!“ – Nein,sorry.) Ich solle zum Beispiel aufpassen, die römischen Taxifahrer würdenunbedarften Touristen gern mal bis zu 150 Euro für den Airporttransfer ab-knöpfen, lautete einer der vielen Tipps.

Salvatore war nicht schwer zu finden. Ein kleiner, älterer Herr im dunk-len Anzug reckte am Flughafen jedem, der für ihn irgendwie nach einemSignore Homolka aussah, ein Schild mit meinem Namen entgegen. Sofischte er alsbald den Richtigen aus der Menge, und geleitete mich zu ei-nem schwarzen Lancia mit abgedunkelten Scheiben. Ich fühlte mich wieein Erzbischof ad limina, als wir in die Stadt glitten, und war der weltge-wandten Freundin, die mich mit diesem prima Tipp versorgt hatte, sehrdankbar. („Wiiiie bitte, du warst noch nie …?!“) Sie wüsste da was: woh-nen mitten im Centro Storico in privaten Appartamenti, stilvoll wie in denalten Palazzi der Luxushotels, und doch leistbar.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Salvatore die kürzeste Route in dieStadt gewählt hat (wenn nicht, hatte jedenfalls nur ich etwas davon, nurTaxifahrer verdienen an Umwegen), denn wir passierten in der Dämme-rung wundersamerweise nahezu sämtliche Highlights des antiken Roms,und mein Chauffeur wurde nicht müde, mitunter etwas vage Orientie-rungshilfen in puncto Entstehungszeitraum und historischem Kontext zugeben, nicht ohne ab und zu bedauernd anzumerken, dass hier die Be-leuchtung alles andere als ideal sei, und dort wegen der Metro-Bauarbei-ten der schönste Blick leider verstellt wäre.

Das Kolosseum hab ich sogar ganz ohne Hilfe erkannt, Salvatore warstolz auf mich. Mir fällt ein, was mein Zahnarzt vor meiner Abreise zu mirgesagt hatte (abgesehen von „Wie – zum ersten Mal?!“): Es verhalte sichmit Rom nämlich ausnahmsweise umgekehrt wie sonst oft im Leben – al-les sei noch viel größer und eindrucksvoller, als man es sich vorgestellt hat-te. Auch hatte er, der Kenner, ein geflügeltes Wort misshandelnd, Rom als„die schäbige Stadt“ verunglimpft, freilich eher im Scherz.

Das monumentale Reiterstandbild VittorioEmmanueles II, erster König des geeinten

Italien, auf dem Kapitol. Das Denkmalwurde ab 1885 von Giuseppe Sacconi er-richtet, die Einweihung fand 1911 statt,

es wurde aber erst 1927 fertig gestellt.Von hier bietet sich ein beeindruckender

Blick auf das Forum Romanum.

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Doch sind die Fassaden vom ewigen Verkehr tatsächlich recht ge-schwärzt, was eine Art Venedig-Effekt bewirkt, der den großzügig ange-legten Boulevards und dem dazwischen eingebetteten Gasselgewirr vor al-lem nachts einen zeitlos mythischen Touch verleiht. Und immer wieder öff-net sich die Häuserflucht zu einer Piazza, eine mächtige Kirche mit ein-drucksvoller Fassade schiebt sich ins Blickfeld, oder ein prächtiger Palaz-zo aus dem 16. Jahrhundert, geschützt von Pfeilern, die der Flut der Park-platz suchenden Motoristen trotzen, pompös angestrahlt, und bewachtvon unglaublich attraktiven Carabinieri in phantastisch sitzenden Unifor-men, selbstverständlich niemals ohne coole Sonnenbrille. In diesen Pracht-bauten wird das Land verwaltet, Senatoren walten ihrer Ämter, und werweiß, was sonst noch für Entscheidungen dort gefällt werden.

Wer hat den Größten?Generell fällt auf, wie viele Ordnungshüter hier Beschäfti-gung finden, wenn auch schnell klar wird, dass dies wenigerauf alltägliche Bedrohung zurückzuführen ist, sondern mehrauf die Liebe der Römer zur Inszenierung. So scheint jedemStaatsdiener in gehobener Stellung ein Fahrer zuzustehen,welchen wiederum die Exekutive stellt, und die Fahrzeuge, diedabei zum Einsatz kommen, sind durchaus edle. Die dunklenAlfas, Jaguars und Audis sind mit Blaulicht ausgestattet, dasals Attribut der Autorität lässig am Armaturenbrett liegt, weilam Dach montiert wäre es der Ästhetik abträglich.

Und noch etwas fällt mir jetzt auf: Je bedeutender offenbarder Beförderte, desto größer und eleganter auch der ihm zu-geteilte Chauffeur. Mein nachdenklicher Blick ruht auf Salva-tore (zirka 1,69 m). Echten Promistatus dürfte ich noch nichterreicht haben. Salvatore lenkt den Wagen nun in eine Seiten-gasse, auf der Piazza Santa Maria sotto Minerva hält er vor einem Obelis-ken an, einem von unzähligen in Rom, jedenfalls mehr als in Ägypten ge-blieben sind, meint er, während er mir schon den Schlag aufhält.

Die Dame von der Agentur erwartet mich in der Wohnung, PrincipeCarbone steht am Türschild, ich werde also in nächster Zeit Prinz Kohlesein dürfen. Ich residiere im 3. Stock eines jahrhundertealten Palazzetto, dieEtage ist aufgeteilt, meine Nachbarn sind eine kleine Galerie, die nie Be-such haben sollte, und der Sohn der Besitzerin, hinter dessen Wohnungs-türe manchmal Geräusche vernehmbar sind, die auf den Damenbesuchhindeuten, aber nur wenn man ganz aufmerksam lauscht. Ich darf das ehe-malige Reich der Nonna bewohnen. Deckenbalken und Fenstersimse zeu-gen von der langen Vergangenheit des Hauses, die Einrichtung beweist,dass Italienerinnen einfach ein Gespür für unprätentiösen Chic haben.Und beim Blick aus dem Fenster wird mir klar, dass dieser Ort schon vor2000 Jahren eine beliebte Wohngegend war – im Pantheon logieren ja be-kanntlich geschlossen die Götter, und die sind sicher wählerisch.

Was man mir auch noch mit auf den Weg nach Rom gegeben hatte (ne-ben der eindringlichen Taxifahrerwarnung): Alles sei bequem zu Fuß er-reichbar. Na dann, nix wie los, erste Erkundung am späten Abend, schließ-lich hatte mich ein in Österreich weltbekanntes Reisemagazin beauf-

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Eine interessante Korrelation:Je wichtiger der Fahrgast, destoimposanter der Chauffeur.

Hinter den Fenstern rechts oben wohnt der Heilige Vater. Der fesche junge Mann im dunklen Mantel links unten passt auf, dass die gläubigen Besucher nicht vom rechten Weg abkommen.

Der Prophet Jesaja blickt sinnend über diePiazza di Spagna.

Mit plötzlicher Erleuchtung muss man

in Rom rechnen.

Die Spanische Treppe, obensteht das Hotel Hassler

Stil ist keine Frage der Größe!

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tragt, die angesagtesten neuen Boutiquen und Bars auszukundschaften.Boutiquen entdecken klappt übrigens nachts hervorragend, wenn die Stra-ßen nicht so voll sind, und die beleuchteten Schaufenster das Augenmerkbesonders wirkungsvoll auf ihr Angebot lenken. Zum Einkaufen mussman dann eben bei Tageslicht gezielt wiederkommen.

Auf der Piazza San Lorenzo in Lucina entdecke ich vis-à-vis von LouisVuitton’s Flagshipstore in der Auslag der Profumeria Materozzoli meinegeliebten Kiehl’s-Produkte, durch die Via Condotti an Hermès vorbei-schlendernd, erspähe ich die Spanische Treppe, und gleich oben rechts dasHotel Hassler. Weil ich noch nie durch eine Straße gegangen bin, die nacheinem Pavian benannt ist, nehme ich die Via del Babuino. Angeblich hatder namensgebende Primat hier einst ein Kind entführt, und die Eltern ha-ben den heiligen Schwur geleistet, im Dachstübchen ihres Palais das Lichtnicht mehr zu löschen, sollte der Abkömmling retourniert werden. IhreGebete wurden erhört – das Licht brennt noch immer, sagt man. SolcheGeschichten hört und liest man zuhauf in Rom. Die heutigen Bewohnerder Via del Babuino hadern nicht mehr mit räuberischen Affen, sie zerbre-chen sich den Kopf lieber übers richtige Outfit. Die Auswahl ist riesig, nurdie Preise erinnern manchmal an Lösegeldforderungen.

Alle Wege führen irgendwohin!An der Piazza del Popolo angelangt, stelle ich fest, dass hierzumindest beim Architektenhonorar gespart wurde: SantaMaria di Monte Santo und Santa Maria dei Miracoli wurdennach dem gleichen, wiewohl gelungenen Entwurf errichtet.Dem Marianisten wird das Herz vollends übergehen, wenner feststellt, wem auch die dritte Kirche am Platze geweiht ist.Der heiligen Maria nämlich, richtig. Santa Maria del Popolovervollständigt die recht feminine Dreifaltigkeit.

Auf ihren Stufen stehen die Römer Schlange, um eineneinzigartigen Vergleich anzustellen: Erstmals sind neben denCaravaggio-Gemälden, die links und rechts des Altars hän-gen, auch jene einst abgelehnten Versionen zu bewundern,die seit Jahrhunderten im Palazzo derer von Odescalchi inBracciano hingen (und binnen Monatsfrist auch wieder dortverschwinden werden). Die kunstsinnigen Bürger ergehen

sich in Vermutungen, wer die Bilder abgelehnt haben könnte, und warum,nichts Genaues weiß die Überlieferung zu berichten; manche sehen denGrund in der all zu menschlichen Darstellung Gottes in der Bekehrung desPaulus. Weiters munkelt man, die Odescalchis hätten die Bilder nur des-halb vorübergehend leihweise rausgerückt, weil irgend ein Hollywoodstarim Schloss Hochzeit feiern will, und sie ihn nicht für würdig erachten, die-se Meisterwerke christlicher Kunst als Zeugen zu haben. Vielleicht fürch-tet man auch besoffene Banausen und Brandlöcher.

Fragen Sie in dieser Stadt irgendjemanden nach dem Weg, egal wohin,lautet die Antwort immer „è facile, è vicino, e sempre dritto!“ – es wäreeinfach zu finden, nahe, und, quasi, immer geradeaus. Ich vermute, dass derHeilige Stuhl diese drei kleinen Lügen mittels einer Generalabsolutionsanktioniert hat, denn die Luftlinie als direkte Verbindung zwischen zweiPunkten ist immer von einem Haufen Kirchen verstellt, und nur weni-

Wenn das Geld zu Gast ist,bringt der Adel seine Gemäldein Sicherheit.

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Im Vatikan passen steinerne Löwen

und geheimnisvolle Herren auf.

Der elegante Senatorkauft bei Cenci.

Das Café Farnese ander Piazza dei Fiori

Hochbetrieb imMaccheroni

Der indische Maronibrater auf der Piazza di Spagna weiß, wie man sich der gediegenenAdresse würdig erweist!

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ge Repräsentationsbauten gestatten, auf sie aus angemessener Entfernungwürdig in der Direttissima zuzuschreiten. Also irre ich durch ein Gasserlnach dem anderen, das unvermittelt in einen weiten Platz mündet, wo ichvon neuem ein Gasserl aus vielen erwählen muss. Der Fluss, in anderenStädten eine ausgezeichnete Hilfslinie, umfließt in diesem Fall die Altstadtin unzähligen Schlingen, und tut das seinige dazu, die Orientierung zu er-schweren. Im Gegenzug eröffnet mir diese verwirrende Topographie im-mer wieder prachtvolle Ausblicke auf Steinbrücken, Kathedralen und Pa-lazzi, wann immer ich erneut richtig falsch abgebogen bin.

Auch Sehen will gelernt seinFrüh am nächsten Morgen mache ich mich wohlgemut auf den Weg nachSankt Peter, natürlich zu Fuß („è facile, è vicino, e sempre dritto!“), zudemheißt es doch, alle Wege führen zum Dom, oder wie war das? Diesmal hautdas anstandslos hin. Waldrudis Hoffmann von der „Schule des Sehens“ er-wartet mich vor dem Eingang zu den Museen des Vatikans. Die Kunsthi-storikerin lebt als Restauratorin schon lange in Rom, kennt vielleicht nichtgerade Gott, aber einige seiner wichtigsten Vertreter auf Erden, und dieWelt der christlichen Kunstgeschichte, letztere sehr genau. Vorbei an den

Kolonnen unausgeschlafener Bildungswilliger, von denenviele schon seit sechs Uhr früh auf den Beinen sind, lotst siemich flink zu ausgewählten Exponaten, und erklärt kurz-weilig, woran man ein Meisterwerk erkennt. Und in der Six-tinischen Kapelle lerne ich unter ihrer Anleitung zu sehen,dass der Meister Michelangelo erst da oben, in schwindeln-der Höhe, das Malen wirklich erlernt hat.

Unter den Fittichen von Waldrudis Hoffman vergisst mannicht nur in den ehrfurchtgebietenden Vatikanmuseen völlig,in welch touristischer Megainstitution man sich soeben be-findet – auch draußen, in der profanen Welt, steuert sie ziel-sicher eine kleine Latteria an, in der man unbehelligt von denMassen einen Caffé schlürfen kann, und gleich in der Neben-gasse kennt sie eine versteckte, aber äußerst wohlsortierte Second-Hand-Boutique. Die Frau ist Goldes wert!

Abends gehe ich ins Hotel de Russie auf einen Aperitif.(Tipp von Francesco aus Wien, Römer im Exil – der einzige

bisher, der nicht völlig von den Socken war, dass ich noch nie dort war.)An der Bar des Russie würden immer gute Tipps gehandelt, wo am Abendwas los ist in Rom. Mal sehen. Der Wodka-Martini kommt in einemkunstvollen Glas ohne Stiel, das in einem Bett aus Eis ruht, begleitet vonOliven aller Formen und Farben, Kapernbeeren, Nüssen, Chips – eineperfekte Zwischenmahlzeit, um neue Energie für den Abend zu tanken.

Francesco hat nicht zu viel versprochen. Während ich im Garten derStravinskij Bar langsam wieder zu Kräften komme, gehen die Gäste einerVeranstaltung auf der Terrasse zum informellen Teil über, Teilnehmer ei-ner Pressekonferenz gesellen sich dazu, man kommt schnell ins Plaudern,und tatsächlich, die Abendgestaltung nimmt langsam Formen an.

Rückblickend kann ich folgenden Insidertipp beisteuern: Wenn vor derTür eines unscheinbaren Gassenlokals am Morgen besonders viele Zigaret-tenstummel liegen, dann war das der Insidertipp von gestern. a

Wo, wenn nicht in Rom, kanneinem am Markt ein lebenderApoll begegnen?

Antiquitätenhändler in der Via Margutta; das

Licht hätte Caravaggioauch gefallen.

Waldrudis Hoffmann führt kundigdurchs Vatikanmuseum.

Manche Souvenirs mussman milde betrachten.

Ein guter Grund, Gemüse einkaufen

zu gehen

Detail des Sockels,auf dem VittorioEmmanuele II seit gut 80 Jahrenerfolgreich dasGleichgewicht be-hält – samt Pferd(siehe Seite 86).

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Viertels nahe der Piazza del Popolo, sondern auch weiles hier hausgemachtes Brot und Pasta gibt. Besonderszu empfehlen: die Ravioli all’Arancia – sozusagen dieVisitenkarte des Hauses.

Stravinskij BarVia del Babuino 9, im Hotel De RussieP Der ideale Ort, um einen Cocktail am späten Nach-mittag zu nehmen und Pläne für den Abend zu schmie-den. Der Martini ist wohlfeil, kommt stilvoll auf Eis ser-viert und in Begleitung eines umfangreichen Sorti-ments von Oliven, Kapern und Nüsschen. So gestärktkann man vor Ort auch schon mal erfahren, was an diesem Abend angesagt ist.

Al BricVia del Pellegrino 51, T 687 95 33P Die als Dekor an die Wand genagelten Deckel vonWeinkisten lassen die schier unendlichen Genüsse desWeinkellers erahnen. 1800 Positionen lagern hier! Man speist z.B. Williamsbirne gefüllt mit Gänseleber,scharfes Caccio e Pepe, oder delektiert sich an derebenfalls formidablen Käseauswahl.

MaccheroniPiazza delle Copelle 46, T 68 30 78 95P Dass hier einst Schweinehälften zerlegt und Würstefabriziert wurden, lässt sich unschwer an der Innenaus-stattung ablesen: An den Haken, an denen heute dieSalamis baumeln, hing einst das ganze Tier. Währendman speist, kann man den Köchen in ihren verglastenAbteilen zusehen, wie sie Klassiker wie Scamorza mitBotarga (getrockneter Rogen auf geräuchertem Mozza-rella) zubereiten und Trüffel über die Pasta hobeln.

Ristorante CesareVia Crescenzio 13, T 686 12 27P Dieses Lokal in Prati (jenseits des Tiber, hinter demJustizpalast und in der Nähe des Vatikans) wird gernvon Rechtsanwälten und anderen wohlsituierten BürgernRoms besucht, die in der Gegend residieren. Gleich amEingang steht eine Vitrine mit frischem Fisch, die somanchen Händler am Wiener Naschmarkt vor Neid er-blassen lassen würde – immerhin sind Cesares Kunden

verwöhnte italienische Gourmets, und deshalb findetsich auf seiner Speisekarte auch (fast) alles, was dieverschiedenen Regionalküchen rund um den Appeninso verlockend macht.

Bar della PaceVia della Pace 5P Die Jahre kommen und gehen, die Bar della Pacebleibt. Und ihr Ruf als attraktivste Bar der Stadt über-dauert ebenfalls. Sogar die Römer selbst scheinen da-von noch immer überzeugt zu sein. Im dunklen Art-De-co-Interieur des efeubewachsenen Hauses treffen sichallabendlich die Schönen und Wichtigen, unbeein-druckt vom Trubel rundum, süffeln bunte Cocktails ander Bar, kontrollieren ihr Outfit im Spiegel, um sichdann auf die Gasse hinaustreiben zu lassen und bellafigura zu machen. Schon irgendwie cool.

Giulio Passami L’OlioVia di Monte Giordano 28P Bunt gemischt ist das Publikum bei Giulio: Studen-ten, ihre Professoren vielleicht, Tischchen werden zu-sammen- und wieder auseinandergerückt. Bis früh amMorgen wird in der Enoteca hinter der Piazza Navonafröhlich gezecht – im „Weinhimmel“ an der Decke war-ten die Flaschen darauf, entkorkt zu werden.

Salotto 42Piazza di Pietra 42P Book-Bars sind sehr en vogue in Rom: Buchhand-lung und Bar in einem. Der Besitzer dieser, Juwelierund Antiquar, ist mit einem Topmodel verheiratet.Dementsprechend trendy und cool präsentiert sich seinLokal: chillige Musik, Sessel aus den Fifties, Cocktailsauf Sake- und Limonenbasis, aufwendigen Design-bücher und Bildbände zum Blättern. Und vis-à-vis erinnert Hadrians Tempel daran, dass Rom schon seitgut 2000 Jahren schwer angesagt ist.

CrudoVia Specchi 6, T 683 89 89P „Bere, mangiare, parlare“ lautet das Motto diesesLokals (Lounge-Bar-Ristorante): trinken, essen, reden.Donnerstags bietet man auch das in Rom sehr beliebte

Aperitiv-Buffet an: An der Kassa erhält der Gast zumGetränkebon ein Karterl, das ihn berechtigt, kleineSnacks vom Buffet zu konsumieren. Zu späterer Stun-de wird das „parlare“ auf die Straße verlagert, wo dieAutofahrer, die sich durch die enge Gasse zwängen,kurzerhand ins Geschehen miteinbezogen werden.

BloomVia del Theatro Pace 30P Im 1. Stock hat Roms neuester Trend Einzug gehal-ten: Endlich hat man auch hier eine Sushi Bar! Undder After-Dinner-Drink um Mitternacht im Bloom ist derHit bei der Generation 20+. In der Disco unten tanzenderweil Nachwuchsmodels und Latin Lover bis in denfrühen Morgen – so sie die strenge Gesichtskontrollepassiert haben und den Dresscode erfüllen.

SupperclubVia Nari 14, T 68 80 72 07P In einem Palazzo aus dem 18. Jahrhundert inmittendes finsteren Gassengewirrs kultiviert die italienischeFiliale dieser Institution der globalen Lounge-Szene ihre eigene Form römischer Dekadenz: Man speist aufblütenweißen Betten, hingegossen unter alte Fresken5-gängige Menüs, und lässt sich massieren, währendder DJ den Phonpegel langsam hochfährt. Im Rahmenspezieller Clubnights (z.B. unter dem Motto „Party withVirgins“) werden diverse Attraktionen geboten – Pole-Dancing, Transvestitenshow, solche Sachen.

FLÜGEP Die neue italienische Billig-Airline Blu Express fliegtdreimal wöchentlich von Wien nach Rom-Fiumicino, ab€ 136,– inkl. Gebühren. Buchung ausschließlich übersInternet, 15 kg Gepäck darf man einchecken, was auchüberprüft wird – also Gewicht sparen als Reserve für dieEinkäufe am Rückflug! www.blu-express.com P Alitalia fliegt Rom mehrmals täglich an, ab € 139,–inkl. Gebühren. www.alitalia.comP Austrian Airlines fliegt um € 159,– inkl. Gebühren.www.aua.comP Am günstigsten fliegt derzeit Fly Niki, ab € 114,– inkl. Gebühren. www.flyniki.com

VORWAHLItalien: 0039, Rom: 06 (die 0 immer mitwählen!)

WOHNENHotel HasslerVicolo del Bottino 8, T 69 94 16 07, www.hotelhasslerroma.com; DZ im Palazetto ab € 215,–P Das Hassler liegt prominent oberhalb der SpanischenTreppe. Tom Cruise hat es als würdige Unterkunft für sei-ne Hochzeitsgäste befunden – ihn konnten die astronomi-schen Preise im Haupthaus natürlich nicht schrecken. Insidertipp für weniger Betuchte: Etwas unterhalb, direktneben den berühmten Stiegen, betreibt das Nobelhotelmit dem „Palazetto“ eine kleine Depandance, wo Gästeebenfalls erstklassigen Service wie für die Stars genießenkönnen – inklusive Zugang zum Spa-Bereich und Früh-stück auf der Terrasse des Hassler!

Hotel ArtVia Margutta 56, T 32 87 11, www.hotelart.it;DZ ab € 260,–; die Deluxe-Suite bietet um € 290,– hippen Luxus mit KünstlerflairP In der Via Margutta hat Fellini einst in einem Atelier-haus residiert. Heute findet man hier inmitten von Gale-rien und Antiquitätenhändlern das hübsche Hotel Art. Der alte Palazzo wurde zeitgenössisch adaptiert, in jedemRaum findet sich moderne Kunst.

Hotel ForteVia Margutta 61, T 320 76 25, www.hotelforte.com; DZ ab € 120,– P In der gleichen berühmten Straße wie das Art, aberdeutlich günstiger. Eine Etage im 2. Stock dient als Hotel(im 3. Stock ist ein sogar noch eines). Vorteil: Man resi-diert ebenso wie im Art an glamouröser Adresse, aber esbleibt mehr im Börsel für Einkäufe.

Hotel ApolloVia dei Serpenti 109, T 488 58 89, www.albergoapollo.it; DZ € 170,–P In Monti, einem vom Tourismus noch weniger verein-nahmten Viertel gleich hinter dem Forum Romanum, liegt dieses familiäre Haus. Das Frühstück nimmt manauf der Dachterasse ein, die Zimmer sind einfach und geschmackvoll, nur in der Bar hat sich noch etwas Siebzigerjahre-Charme gehalten.

Bed and Breakfast Catherine DelmiraniVia del Lago Terrione 45, T 638 57 55,[email protected]; Appartment € 100,–P Im Stadtviertel Prati wohnen Sie in unmittelbarer Nähezum Vatikan, mit Blick auf die Kuppel von Sankt Peter.In einem unscheinbaren Wohnhaus finden sich kleineaber exquisite Appartments, sehr elegant eingerichtet, mitKochnische. Der Kühlschrank beinhaltet alles, was manfür ein feines Frühstück braucht, Brot und Gebäck findenSie morgens frisch vor Ihrer Tür.

ESSEN UND TRINKENCaffé GrecoVia Condotti 86P Die runden Marmortischerln stehen auf einem kostba-ren Mosaikfußboden, man lässt sich auf rotem Plüschnieder und genießt seinen Caffé con panna. Ein Hauchvergangener Grandezza weht durch dieses 1742 eröffnet-te Lieblingscafé der Künstlerszene, die auf ihrer obligaten„Grand Tour“ vor 100 Jahren in Rom Station machte.

Caffé Sant’EustacchioPiazza Sant’Eustacchio 82P Die 1938 hier erfundene Kaffeemischung gilt als eineder besten Roms, deshalb wird sie von den Inhabern auchgehütet wie ein Staatsgeheimnis. Nicht für alle Ohren be-stimmt sind die Gespräche mancher Gäste – die Klientelsetzt sich aus soignierten Herren des nahen Senats undehrwürdigen Avvocatos zusammen.

Enoteca CorsiVia del Gesú 88P Ganz in der Nähe der Touristenfallen rund ums Pan-theon stärkt sich hier der arbeitende Römer. Die Menüssind auf einer schwarzen Tafel angeschrieben, jedes bie-tet drei Gerichte zum Fixpreis. Während man noch dierichtige Aussprache des eben Gewählten übt, steht derTeller schon am Tisch. Man isst hier schlicht vorzüglich,und zahlt für ein komplettes Menü unter € 20,–.

Bar Latteria Giuliani AlessandroBorgo Pio 48P Nach einem ausgiebigen Besuch der Vatikanmuseenwerden Sie garantiert erschöpft vom Petersplatz wanken.Die zahlreichen Bars und Osterien in den Nebengassensind allerdings wenig einladend. Doch im Borgo Pio locktder Duft von Kardamon vorwiegend einheimisches Publi-kum in diese sympathische Latteria. Und Giuliani hältauch stets einen kleinen Snack bereit.

Pizzeria Gelateria Antico Forno PellegrinoVia del Pellegrino 11/12P Pizza al taglio, also handgerechte Stücke großer pizze,sind das Fast Food der Römer. Im Unterschied zu manchanderen Städten ist die schnelle Stärkung für zwischen-durch hier meist auch ein Genuss. Bester Beweis: diesesunscheinbare, etwas versteckt gelegene Gassenlokal hin-ter der Piazza dei Fiori. Von der Piazza in Richtung Viadel Pellegrino marschieren – immer der Nase nach!

Settimio All’ArancioVia dell’Arancio 50, T 687 61 19P Beliebt bei den Journalisten aus den nahen Redaktio-nen ist dieses Lokal nicht nur wegen seines Gastgartensin einer ruhigen Seitengasse inmitten des hektischen

REISEMAGAZIN-SPEZIALTIPPLa Casa RomaT 0349/355 40 50, www.lacasaroma.comP Diese kleine Agentur hat im Filmbusiness mit derWohnungssuche für internationale Regisseure undSchauspieler begonnen. In der umfangreichen Karteifinden sich Unterkünfte für alle Bedürfnisse, vomkleinen, zentral gelegenen Appartement in einemBürgerhaus aus dem 18. Jahrhundert hinter demPantheon (€ 900,– pro Woche) bis zur Etage im Pa-lais, wo einst Lucrezia Borgia residierte. Agenturche-fin Charlotte Kirchgässer spricht Deutsch, kümmertsich auch um kleine Probleme ihrer Gäste, und orga-nisiert die Abholung vom Flughafen mit der Limousi-ne. Auf der Homepage sind einige Wohnungen zu se-hen, mehr Auswahl bekommt man aber zu Gesicht,wenn man ein Kontakt-Mail mit seinen Vorstellungenan Frau Kirchgässer sendet. (Grund: Nicht alle dergrößtenteils alteingesessenen römischen Eigentümersuchen die Öffentlichkeit via Internet.)

INFO ROMNützliche Infos, selig machende Adressen und ein paar echte Insidertipps

Enoteca Regionale Palathiin der Via Frattina

Und Salvatore sorgtfür Ihre Mobilität.

Touristenfreie Zone: die Latteria von Alessandro Giuliani

Diese Wohnung können Sie beiLa Casa Roma buchen.

In der Enoteca Corsi in der Via delGesú werden keine Eitelkeiten befriedigt – hier wird schlicht derHunger gestillt. Und die Gasse davorist immer für spezielle römische Momente gut.

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KULTURDas kulturelle Angebot in Rom ist bekanntlich enorm,qualitativ hochstehende Führer findet man unzählige injeder größeren Buchhandlung. Um sich in diesem über-wältigenden, lebendigen Museum der Kultur-, Kunst-und Zivilisationsgeschichte zurechtzufinden, seien Ihnendie folgenden beiden Spezialisten ans Herz gelegt:

Through Eternity Cultural AssociationT 700 93 36, mobil: T 0347/336 52 98, www.througheternity.comP Führungen durch die zahllosen Ausgrabungen Romskönnen leicht ein wenig ermüdend wirken – außer, siewerden von Profis geleitet, die ihre rhetorisch-didakti-sche Ausbildung scheinbar bei Monty Python genossenhaben. Vom Wunsch beseelt, auch a priori der Antikegegenüber her gleichgültig eingestellten Besuchern

deren Schätze näher zu bringen, fesseln die englisch-sprachigen Guides der T. E. C. A. mit faszinierenden Details aus dem Alltag der alten Römer!

SHOPPINGP Die Boutiquen der berühmten internationalen Mar-ken findet man um die Piazza di Spagna und entlangder Via Babuino. Auf der Piazza Navona residiert LouisVuitton, rundum finden sich kleine Boutiquen, Parfum-erien, Papierhandlungen und Chocolatiers. P In der Gegend der Piazza die Fiori und der Via delPellegrino hat sich die die jüngere und ausgefallenereBoutique-Szene angesiedelt. P Drüben in Prati ist es die Via Cola di Renzo, wo dieRömer gerne einkaufen. Hier findet man zwar wenigerIn-Labels, dafür sind die Preise erschwinglicher; undweil man sich hier in einer guten Wohngegend befin-det, befriedigen auch einige wohlsortierte Alimentari(Lebensmittelgeschäfte) die Bedürfnisse des verwöhn-ten italienischen Gaumens.

EleonoraVia del Babuino 97, T 679 31 73P Opulentes Concept-Store, die Auslage buhlt mit ei-nem mit rosa Strass besetztem Apple-Bildschirm undglitzenden iPods um Aufmerksamkeit; drinnen findetman Labels von Gucci über Fendi bis Dolce & Gabbana,Versace, Kenzo und Galliano. Der extrovertierten Kun-din wärmstens ans Herz gelegt!

TadVia del Babuino 155, T 32 69 51 22P Römische Interpretation eines Edelkaufhauses. Hin-ter dem unscheinbaren Entreé empfängt ein Blumen-laden den Kunden, über eine Parfümerie gelangt mandann in die Modeabteilung mit Labels wie AlexanderMc Queen und Balenciaga sowie einer Außenstelle derNuYorica Schuhboutique, umkreist zwei Coiffeurstühle,wo die Haartrockner surren, gelangt schließlich durchCD- und Bücherregale in die Abteilung für asiatischeMöbel und Homeaccessoires. Im überdachten Lichthofkönnte man dann auch noch asiatisch-mediterran essen,doch ein Caffé ist die bessere Wahl. Fazit: ein Waren-haus als begehbare Bühne der Eitelkeiten.

GenteVia del Babuino 80, T 320 76 84,Via Cola di Rienzo 277, T 321 15 16P Zwei Boutiquen, in denen römische Modefreaks undbetuchte Italienerinnen einkaufen. Im Stammhaus inder Via del Babbuino ziert Mode der Labels Helmut Lang,Anna Sui, Prada, Gucci und Romeo Gigli die Kleider-ständer. Wer sich zeitraubende Besuche in den jeweili-gen, selbstverständlich ebenfalls in dieser Einkaufs-straße Numero Uno vertretenen, Flagshipstores der ein-zelnen Labels ersparen möchte, ist hier oder in der Fi-liale im ruhigeren Prati auf der Via Col di Rienzo bestensaufgehoben. Entsprechendes Budget vorausgesetzt.

ArsenaleVia del Governo Vecchio 64P In ihrem Arsenal verkauft die Designerin Patrizia Pierioni im individualistisch dunkel adaptiertem Ambiente ihre romantisch wallenden Morgenmäntel,weiche Wollstrickwaren und Schals.

Josephine de Huertas & CoVia di Parione 19, T 68 30 01 56, Via del Governo Vecchio 68, T 687 65 86P Ein paar Schritte weiter beginnt Josephine’s Reich.In drei kleinen Boutiquen finden sich ihre Rüschen-kleider, hauchdünne Blusen, sexy Stilettos, aber auchreduziert designte, feminine Mode von Paul Smith, Citizen of Humanity, Joseph und Antik Batik.

Luna e l’AltraPiazza di Pasquino 77, T 68 80 49 95P Besitzerin Bibi D’Alessio zählt zu den Wegbereiterin-nen der konstruktivistischen Mode in Rom, haben wiruns sagen lassen. Sie führt die Kollektion von Dries vanNoten und exklusive Stücke von Faliero Sarli. Das An-gebot wird vervollständigt von Labels wie Gaultier,Miyake und Edeljeanswear von a-poc, die nur in fünfBoutiquen weltweit verkauft wird.

Davide CenciVia Campo Marzio 1–7, T 699 06 81P Hier shoppen Senatoren, Anwälte und Vorstandsvor-sitzende. Klassischer italienischer Schick für den mo-

dischen Herrn mit dicker Brieftasche. Äußerst diskretesPersonal hilft bei der Zusammenstellung der Garderobe.Marken von Allegri bis Zegna. Man unterhält auch Filialenin Mailand und auf der Madison Avenue in New York.

Angelo CenciPiazza Rotonda 77, T 678 14 75P Die Familien sind wohl verwandt, man hat sich aberschon vor Generationen getrennt. Das Angebot wirkt, als wäre es vom kleinen Bruder zusammengestellt – mit Camper, Aspesi und Stewart richtet man sich an eine etwas jüngere Klientel.

George’sVia del Pantheon 58, T 679 44 56P Noch ein bisserl moderner und bunter geht’s ums Eckzu. Paul Smiths farbenfrohe Streifen stechen gleich insAuge, hier findet sich so manches extravagente Stück, für das man als Österreicher noch immer gerne mal nachItalien fährt und das man im eher konservativen Romsonst nicht so schnell auftreibt.

BrugnoliVia Fabio Massimo 81, T 320 12 36P Im Souterrain dieses Herrenschuhgeschäfts lassenHerren der besseren Gesellschaft ihren Leisten anferti-gen, um standesgemäß ihren Mann zu stehen. Klassi-sche italienische Schuhmachertradition, Traditionsmar-ken wie Lotusse, Alden, Church’s und Allen Edmonds.

Mondello Giancarlo OtticaVia del Pellegrino 98, T 686 19 55P Suchen Sie Sonnenbrillen, die nicht auf jeder zweitenNase sitzen? Ecco, hier sind Sie richtig: ausgefalleneModelle, exklusive Marken und Mondello’s Vintage Col-lection! Lässige Römer schlendern ab und an vorbei, um zu sehen, welcher Künstler diese Woche die Auslagegestaltet hat.

MondellianiVia dei Bergamaschi 49, T 679 34 81P „Etwas mehr, als ein weiteres Brillengeschäft“ lautetdie Eigenwerbung, und tatsächlich – das hier steht demoben genannten Optiker in nichts nach. Auch der Nameklingt ähnlich, finden Sie? Stimmt, und das rührt daher,dass das Ehepaar Mondello sich, auf Grund kolportierterMeinungsverschiedenheiten, entschlossen hat, räumlichzu trennen. Immerhin hat man so einen zweiten Point-of-Sale und etwas Publicity gewonnen.

Il PapiroSalita dei Crescenzi 28, T 686 84 63P Diese Florentiner Firma stellt Objekte aus Papier intraditioneller toskanischer Handwerkstechnik her, z. B.handgeschöpfte Papiere oder die bekannten marmorier-ten Bögen. Mit diesen bindet man Fotoalben ein, um-wickelt Bleistifte, auch die in Leder gebundenen Notiz-bücher eignen sich gut als Mitbringsel.

FabrianoVia del Babuino 173, T 32 60 03 61P Fabriano führt diese Tradition der Papierherstellungund der Buchbinderei weiter ins 20. Jahrhundert: Hiertrifft altes Handwerk auf italienisches Design.

MaterozzoliPiazza San Lorenzo in Lucina 5, T 687 14 56P 1870 gegründet, gilt diese Parfumerie als eine derbesten Italiens. Das originale Interieur wurde erhalten –und der hohen Anspruch, den man seit jeher an sich ge-stellt hat, ebenfalls. Das Sortiment umfasst andernortsschwer erhältliche Körperpflegeserien wie die von Kiehl’ssowie die exklusivsten Düfte. „Wir tragen heutzutage jaalle Jeans – aber direkt am Körper sollte man sich schonetwas Besonderes gönnen“, meint Signora Zamagna.

Officina Profumo I. F. Chitarrini Corso del Rinascimento 47, T 687 24 46P Seit 1212 mischen in Florenz Dominikanermönche

Salben und Tinkturen, 1612 haben sie auf Anregung undunter dem Schutz von Herzog Ferdinand II. ihre Officinagegründet – und weil die heilbringende Wirkung dieserMittelchen selbst dem Papst nicht verborgen gebliebenwar, wurde auch eine Filiale in der heiligen Stadt eröff-net. Kaum dass man die Türe geöffnet hat, betritt maneine wunderlich-alchemistische Welt, die Preisliste siehtaus, als wäre sie von Mönchen hektographiert. Und dieVisitenkärtchen duften nach Lavendel!

c.u.c.i.n.a.Via Mario de’Fiori 65, T 679 12 75P Das Paradies für Küchengeräte-Fetischisten! ÜberallRegale vollgestellt mit Utensilien, die man in der eige-nen Küche dann auch gerne gut sichtbar stehen lässt.Cucina steht in diesem Fall für come una cucina inspiranuovi idea – und das versteht man auch halbwegs, ohne des Italienischen mächtig zu sein.

animalier & oltreVia Margutta 47a, T 320 82 82P Designerstücke, Edelramsch, exaltierte Kleinmöbel, und, nomen est omen, Viecherln in allerlei Erscheinungs-formen (aber keine, die man je äußerln führen müsste)hat Nicoló Recchi hier versammelt. Steigen Sie hinab in diesen unergründlichen Kosmos mitten im Künstler-viertel, Sie werden Augen machen!

ar conVia della Scrofa 104, T 683 37 28P Die Abkürzung steht für arredamento contemporaneo,seit 1956 hat man sich dem zeitgenössischen Einrichtenverschrieben und gehört somit zu den Pionieren des ita-lienischen Designs. Dementsprechend bietet der Shopeinen hervorragenden Einblick in aktuelle Strömungendes Interior Design. Weil aber so eine steile Sitzgruppeschwerlich ins Handgepäck passt, verkauft man auch Mi-niaturen von Designklassikern. Und eine schicke Lampekriegt man irgendwie auch noch in den Koffer.

Marcolini’s StreetVia Plauto 16, T 686 57 82P Etwas überraschend hinter dem Vatikan zu finden istdiese wohlsortierte Second-Hand-Boutique. Als Fashion-victims trennen sich die Römer schnell von ihren altenDesignerstücken, und hier landen sie dann, die Teile der letzten Saison – für Österreich sind sie aber allerweilnoch aktuell genug.

La Bottega del CioccolatoVia Leonina 82, T 482 14 73P Von Juni bis September ist, sehr zum Leidwesen allerSchleckermäuler, geschlossen – bei sommerlichen Tem-peraturen ist die Frische der Waren nicht zu garantieren,die man sich hier zum Ziel gesetzt hat. Doch in den rest-lichen Monaten kommen Chocoholics hier auf ihre Rech-nung. Die feinen Pralinen, Torronestäbchen und Schoko-täfelchen, die Maurizio Proietti nach Rezepten aus demFamilienfundus sichtbar im Hinterzimmer herstellt, kom-men im sündig-roten kleinen Verkaufsraum zum Verkauf.Und sie überleben nur selten die Heimreise. Ein sehrschwieriges Mitbringsel!

Benedetto FranchiVia Cola di Rienzo 204, T 686 45 76P Neben seinem klassischen Feinkostsortiment istFranchi vor allem für seine übervollen Geschenkkörbeberühmt, die Namen wie „Felicitá“, „Mille Auguri“ oder„Dolci Momenti“ tragen. Man stellt auch zu – aber eswäre eine Sünde, diesen Laden nicht zu besichtigen!

CastroniVia Cola di Rienzo, T 687 43 83, P „International food store“ ist eine Bezeichnung, diefür italienische Ohren fast wie eine Beleidigung klingt.Aber im Geschäft in Prati hat alles seine Ordnung: Von A wie Algen über Biscotti, Cioccolato, Frutta, Liquori,Miele, Pasta e Riso bis Vini e Spumanti kann man sichhier durchs gastronomische Alphabet shoppen!

REISEMAGAZIN-SPEZIALTIPPSchule des SehensVia Monte della Farina 30, T 807 99 62, www.rom-schule-des-sehens.itP Waldrudis Hoffmann hat Philosophie und Kunst-geschichte studiert, und ist als Restaurateurin nachRom gekommen, wo sie für renommierte Künstlerund Institutionen gearbeitet hat. Ihre dadurch er-worbenen Kenntnisse und guten Kontakte zur römi-schen Szene macht sie seit 1995 in Form von The-menführungen auch Besuchern zugänglich, dienicht über die umfassende Vorbildung verfügen, umalle Zusammenhänge zu begreifen und die wahreBedeutung jedes einzelnen Werkes ermessen zukönnen. Grundsätzlich interessiert sollte man abernatürlich schon sein – dann kann man innerhalbkurzer Zeit tiefe Einblicke in die geradezu uner-schöpfliche Geschichte kreativen Schaffens im Auf-trag der geistlichen wie auch weltlichen Potentatendes Machtzentrums Rom gewinnen. Hoffmann führtausschließlich kleine Individualgruppen, dafür er-spart man sich oft stundenlanges Anstellen undhektisches Antreiben durch Museumspersonal.

Bei Bauarbeiten in der Nähe des Kollosseumragte plötzlich die Hand mit der Schlange

aus der Erde. Als die Laokoongruppe schließ-lich ausgebuddelt war, hat Papst Julius II. vor lauter Begeisterung gleich ein Museum

gegründet. Das war anno domini 1506. Das berühmte Exponat hat sich gut

gehalten, wie man sieht.