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klima bündnis ZEITSCHRIFT VON KLIMABÜNDNIS ÖSTERREICH 02/09 Foto: Bernhard Bergmann / TVB Werfenweng Verlagspostamt 1150 WIEN – P.B.B. – GZ02Z031986M mitzureden & mitzumachen Klimabündnis auch in Ungarn ... S. 3 Interview mit dem neuen GF Peter Molnar ... S. 13 aufzusteigen & umzusteigen Die sattelFESTe Klimatour ... S. 5 Elektroauto-Pionier Christian Prugger ... S. 10 vorzuzeigen & nachzumachen Grüner Strom für Saõ Jorge ... S. 4 Die Eisblock-Wetten ... S. 6 es ist so einfach ...

Klimabündnis Zeitschrift Sommer 2009

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Zeitschrift des Klimabündnis Österreich. Mit Infos, Porträts und Berichten von und über Klimabündnis-Gemeinden, Klimabündnis-Kindergärten & Schulen sowie Klimabündnis-Betrieben.

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Page 1: Klimabündnis Zeitschrift Sommer 2009

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mitzureden & mitzumachenKlimabündnis auch in Ungarn ... S. 3

Interview mit dem neuen GF Peter Molnar ... S. 13

aufzusteigen & umzusteigenDie sattelFESTe Klimatour ... S. 5

Elektroauto-Pionier Christian Prugger ... S. 10

vorzuzeigen & nachzumachenGrüner Strom für Saõ Jorge ... S. 4

Die Eisblock-Wetten ... S. 6

es ist so einfach ...•••

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Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabündnis Österreich, Hütteldorfer Straße 63-65 / Top 9-10, A-1150 Wien, T: 015815881, E: [email protected] • Redaktion: Brigitte Drabeck, Hannes Höller, Hans Kandler, Christian Salmhofer, Anna Schwerzler, Robert Stögner, Andreas Strasser • Au-torInnen: Jessica Maier • Graphik & Layout: Andreas Strasser • Anzeigen: Elfriede Hecher • Druck: Kärntner Druckerei, Klagenfurt, mit Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe • Papier: Recyclingpapier aus 100% Altpapier • Erscheinungsweise: 4 mal jährlich • Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Die Zeitschrift klimabündnis dient der Information aller PartnerInnen, Mitarbei-terInnen der beigetretenen Gebietskörperschaften, der tragenden Organisationen, der miteinge-bundenen Initiativen und Gruppen sowie allgemein an den Themen Klimaschutz, Umwelt- und Entwicklungspolitik Interessierter. © Wien 2009 für alle Beiträge bei Klimabündnis Österreich.

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Neu beigetretene Gemeinden: • Burgenland: Oberpullendorf. • Niederösterreich: Fels a. Wagram, Geras, Lunz a. See, Mailberg, Muckendorf-Wipfing, St. Martin, Schweiggers, Traunstein, Traisen, Weissenbach a.d. Triesting, Ybbsitz. • Oberösterreich: Aschach an der Donau, Aichkirchen, Eberstalzell, Eggelsberg, Fraham, Hartkirchen, Oftering, Pennewang, Pühret, Rainbach i. Mühlkreis, Steegen, Weyregg am Attersee. • Salzburg: Anif. • Tirol: Reith bei Seefeld.

Neu beigetreten in Wien ist nach Wieden (4.) und Neubau (7.) mit Hietzing der 13. Bezirk.

Neu beigetretene Kindergärten und Schulen:• Burgenland: VS Litzelsdorf. • Niederösterreich: VS Großschönau. • Oberösterreich: HS Altmünster, VS Eberstalzell, Musik-VS-Leonding, HS Neukirchen bei Altmünster und Schülerhort Kremsmünster, VS Reichenau, VS Rockersberg.• Steiermark: Städtischer Kindergarten „Sonnenschein“ Mürzzuschlag.

In Österreich haben sich alle Bundesländer, über 790 Städte und Gemeinden, rund 460 Betriebe und über 175 Schulen und Bildungseinrichtungen dem Klimabündnis angeschlossen.

Neu beigetretene Betriebe:• Kärnten: Alpencamp und Schlank-Schlemmer-Hotel Kürschner (beide Kötschach-Mauthen) sowie die Weltläden in Klagenfurt und Villach. • Oberösterreich: Die Weltläden in Steyr, Vorchdorf und Weyer. • Steiermark: Bioweingut Otto Knaus (Sulztal an der Weinstraße), Armin VOGL Installationen (Obdach).

Willkommen im Klimabündnis!

Neu im Klimabündnis ...In der Regionalstelle Steiermark arbeiten seit März Silvia Thaler und Klaus Minati. Neue Regionalstellenleiterin ist seit Mai des Jah-res Brigitte Schicho (v.l.).

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MEHR ENERGIE FüR LÖSuNGEN VERWENDEN

Allerorts werden derzeit Krisen verlautbart: Sehr viel Energie wird für die Be-trachtung der Energie- und Ressourcenkrise, der Klimakrise, der Finanzkrise und im persönlichen Bereich oft auch der Sinnkrise verwendet. Jede/r redet darüber, jede/r zerbricht sich den Kopf.

Mein Vorschlag: Verwenden wir all diese Energie, um uns (endlich) auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Für eine Zukunft, in der wir nicht auf Ko-sten anderer leben. In der wir nicht mehr Profite gene-rieren, die andere in Ihrer Entwicklung beeinträchtigen. In der wir Energie sinnvoll und ressourcenschonend einsetzen.

Die Lösungen für all diese Krisen gibt es schon und sie sind im Grunde genommen einfach. Das Besondere

daran ist, dass sie unser Leben nicht belasten, sondern lebenswerter machen: ● Bewusst konsumieren● Mobilität (und Geschwindigkeit), wenn möglich, reduzieren● Energieeffizienz erhöhen● umstieg auf Erneuerbare Energien● Langfristige und nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit zwischen Nord

und Süd● Fairer Ausgleich zwischen den Kulturen und gerechter Handel

Wir EuropäerInnen verbrauchen fünfmal mehr Energie als durchschnittliche WeltbürgerInnen. Das heißt nichts anderes, als dass unser Wohlstand auf Ko-sten anderer aufgebaut ist. Wenn wir jedoch diese Grundsätze berücksichtigen, werden wir unseren Komfort weiter halten und ausbauen können.

Das Klimabündnis lebt diese Grundsätze seit über 15 Jahren. Wir bilden mit un-seren Mitgliedern und PartnerInnen in ganz Österreich ein weites und dichtes Netzwerk. Gemeinsam können wir beginnen, die vielen Krisen zu lösen – die Angebote und Projekte haben wir schon jetzt. Was wir dazu aber so schnell wie möglich noch benötigen, sind sinnvolle und nachhaltige Rahmenbedingungen. Wir brauchen von politischer Ebene einen Masterplan. Eine Roadmap, wie die Länder, Städte, Gemeinden und Betriebe die Klimaziele erreichen können.

Die Krisen sind unsere Chancen. Nützen wir sie.

Auf eine gute Zusammenarbeit freut sich Ihr

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Titelbild: Die Hektik des Alltags vergessen und eintauchen in die wunderbare Enthastungswelt Werfenwengs, die Klimabündnis-Gemeinde für „Sanfte Mobilität - Autofreier Tourismus“ im Salzburger Pongau.

www.klimabuendnis.at

Peter MolnarGeschäftsführer Klimabündnis Österreich

Veränderungen im Klimabündnis ...Der langjährige Geschäftsführer Wolfgang Mehl baut in Jokkmokk (Schweden) ein selbst entwickeltes Klimaschutz-Projekt auf, bleibt dem Klimabündnis aber als Berater erhalten. Die Leiterin der Regionalstelle Steiermark Andrea Gössinger-Wieser ist seit Mai Klima-schutzkoordinatorin beim Land Steiermark. Petra Schön übernahm mit April die Regional-stellenleitung in NÖ (v.l.). Vorgängerin Martina Nagl betreut in einem Schwerpunkt-Projekt ausgewählte Klimabündnis-Gemeinden.

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Dimension Europa: Klimabündnis in Ungarn

Die langjährige Partnerorganisati-on von Klimabündnis Österreich,

der umweltverband Reflex, ist nun offizielle Klimabündnis-Vertretung in ungarn. Mit seiner Gründung 1987 ist Reflex eine der ersten umweltorganisa-tionen des Landes und zählt heute zu den bedeutendsten Ansprechpartnern in diesem Bereich. Reflex hat seinen Sitz unweit der österreichischen Grenze in Győr und leitet außerdem eine umwelt-zentrale in Pápateszér. Neben rund 5.000 Anfragen zu um-welt- und Energieanliegen jährlich, be-treuen die sieben Hauptangestellten Bildungseinrichtungen mit unterrichts-

materialen und bieten Veranstaltungen, die großteils im eigenen Bildungszen-trum durchgeführt werden können. Weiters zählen Mobilitätsangebote zu den Hauptaufgaben von Reflex. Der Autofreie Tag spielt dabei ebenso eine Rolle wie Fahrrad-Aktionen und die Er-stellung von Mobilitätskonzepten für Städte und Gemeinden. Kampagnen zur Abfallvermeidung bis hin zum Schutz der Feuchtgebiete in der westlichen pannonischen Tiefebene runden die Aktivitäten von Reflex ab. Eine umfrage mit einer Beteiligung von 213 Städten und Gemeinden bietet die Grundlage, auf der Reflex seine Bera-

Neue Klimabündnis-Koordination in unserem Nachbarland. tungsaktivitäten fortführen wird. Insge-samt sind dem Klimabündnis in ungarn bereits die vier Gemeinden Nagykaniz-sa (Nahe der Grenze im Dreiländereck ungarn/Slowenien/Kroation) Felsőőrs (am nord-östlichen ufer des Platten-see), Kajárpéc und Tényő (südlich von Győr) sowie neun überregionale Orga-nisationen und NGOs beigetreten. Der offizielle Startschuss von Klimabündnis ungarn fiel bei einer Konferenz in Győr am 27. und 28. April. Mit dabei waren ulrike Janssen vom europäischen Kli-mabündnis und Brigitte Drabeck von Klimabündnis Österreich.

Brigitte DraBeck

info! www.reflex.gyor.hu

Herz für den Klimaschutz bewiesen ungarische Gemeinde-und NGO-VertreterInnen bei ihrer Reise durch Österreich im Mai.Hier in der Klimabündnis-Gemeinde Hinterstoder mit Vize-Bgm. Angelika Diesenreiter und Kneipp Verein-Initia-torin Ilse Fruhmann.

Jahreskonferenz: Knapp 500 Poli-tikerInnen und kommunale Praktike-rInnen nahmen an der Konferenz von Klima-Bündnis und Energie-Cités in Brüssel teil. Visionär die Rede des uS-Ökonomen Jeremy Rifkin: „ Künftig werden die Prinzipien und Tech-

nologien, die das Internet und globale Kommunikation ermöglicht haben, dafür eingesetzt, die Energienetze um-zugestalten – sodass die Menschen er-neuerbare Energie herstellen und mit-einander teilen können, genauso wie sie jetzt Informationen teilen.“

Für eine weitere zweijährige Amtszeit im Vorstand wurden Joachim Lorenz

Neues vom Klima-Bündnis(München), Diego Iván Escobar Guzman (COICA), Dr. Karl-Ludwig Schibel (Città di Castello, IT) und die Vizebürgermeiste-rin der Stadt Linz, Dr. Christiana Dolezal, gewählt. Zudem wurde eine Resolution zur „Öf-fentlichen Beschaffung“ beschlossen: „ Die Mitgliederversammlung empfiehlt

allen Mitgliedsstädten und -Gemein-den, alles zu unternehmen, um 75% bis 2012, 90% bis 2015 und 100% bis 2020 ihrer Ausschreibungen ökologisch & sozial nachhaltig zu gestalten.“

Hannes Höller

info! www.klimabuendnis.org

Der US-Ökonom Jeremy Rifkin prophezeit eine dritte industrielle Revolution.

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Die erste Photovoltaikanlage ist finanziert und liefert PartnerInnen am Rio Negro bald klimafreundlichen Strom.

Grüner Strom für São Jorge

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Hella Schmuck und Direktor Petrus Pilsinger vom Stiftsgymnasium Seitenstetten überreichten den Baustein zur Photovoltaikanlage am Rio Negro an Johann Kandler (l.) von Klimabündnis Österreich.

Zwölf Photovoltaikanlagen für sechs Dörfer am Rio Negro in Amazonien.

Das ist das hochgesteckte Ziel des Kli-mabündnis gemeinsam mit der FOIRN, dem Zusammenschluss indigener Orga-nisationen im Rio Negro-Gebiet.

Die erste AnlageDie erste Etappe ist bereits erreicht. In São Jorge werden die dieselbetriebenen

Stromgeneratoren schon bald durch klimafreundliche Photovoltaikanlagen ersetzt. Die Sonnen-Energie liefert den 30 Familien, die hauptsächlich von der Fischzucht und dem Verkauf von Früch-ten leben, Strom für Licht, Radios, Funk-geräte und Computer. Ermöglicht haben die erste Anlage die Gemeinden Marchtrenk (OÖ), St. Jo-hann im Pongau (S), Virgen (T), Weiz (Stmk), die MEA Solar Gmbh in Wels (OÖ), die HBLA Ried (OÖ), das Stiftsgym-nasium Seitenstetten (NÖ) und die VS Scharten (OÖ). Installation und Inbetriebnahme dieser ersten Anlage stehen in den Startlö-chern. Das Klimabündnis informiert Sie zeitgerecht darüber.

Am Weg zur zweiten AnlageDie zweite Etappe ist schon eingeläu-tet. Von der Energiewerkstatt Purgstall (NÖ), Filmemacher Willi Schwarzenba-cher und Gemeinde Bramberg (S) ka-men bereits Bausteine für die nächste Anlage. Johann kanDler

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Info! Klimabündnis Ö[email protected] • www.sunshine-eu.orgSpendenkonto Amazonien:BA-CA Konto Nr. 09743 852 700 • BLZ 12000

Rascher als erwartet nehmen extreme Wetterereignisse zu und verursachen

weltweit tausende Todesopfer und Ver-letzte, sowie Schäden in Milliardenhöhe. Besonders betroffen sind die Armen und die indigenen Völker, die keine Schuld am Klimawandel trifft. Ihnen nach dem Ver-ursacherprinzip zu helfen, sollte selbstver-ständlich sein.über 150.000 Todesopfer und Zwei Millionen Obdachlose verursachte der Zyklon Nargis vor einem Jahr in Burma, fast die gesamte Reisernte wurde zer-stört. Länder wie Haiti und Honduras brauchen Jahrzehnte, um die zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. Indi-gene Völker der Arktis müssen bereits umsiedeln, ebenso wie Inselbewohner im Südpazifik. Eine gemeinsame Studie der renom-mierten Medizinzeitschrift „The Lancet“ mit dem university College von London bezeichnet den Klimawandel als die größte Bedrohung für die globale Ge-sundheit. Es droht der Zusammenbruch der Gesundheitssysteme vor allem in den armen Ländern. Zunehmende Ern-teverluste und Wassermangel infolge des Klimawandels verursachen mehr Hunger und Krankheiten. Anstatt Milliardenbeträge in abgewirt-schaftete unternehmen zu versenken, gilt es den Rat der Dakota zu befolgen – „Versuche nie ein totes Pferd zu reiten!“ und stattdessen den Fonds zur unter-stützung für die Klimaopfer zu füllen und Klimaschutz als Schwerpunkt aller Politikbereiche umzusetzen.

Johann kanDler

Info! www.thelancet.de

Wer zahlt die Rechnung?

Zyklon Nargis 2008

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Die Klimatour bewegt Österreich. 15 Tage lang führt sie von Vorarl-

berg über Wien nach Oberösterreich. und das klimafreundlich mit Fahrrad, Skates, hoch zu Ross oder rudernd im Wasser. unter dem Motto „SattelFEST im Klimaschutz“ steht heuer das Fahr-rad als klimafreundliche Alternative im Mittelpunkt. Das Klimabündnis macht Lust auf Kli-maschutz, Biolandbau und fairen Han-del. und bietet Alternativen zur Probe gleich an – wie z.B. ein Elektro-Bike von

Intersport oder ein BROMPTON-Faltrad von der Cooperative Fahrrad.

Finale 2009Der Endspurt am 10. Juli beginnt mit einer Schifffahrt von Steeg nach Hall-stadt. Anschließend geht es mit der Seilbahn auf den Krippenstein, samt Zwischenstopp auf der Schönbergalm zur „Langen Nacht der Höhlen“.

hannes höller

INFO! www.klimatour.at

SattelFEST in 128 Gemeinden

Was hat sich nach dem Lehrgang in Ihrer praktischen Tätigkeit geändert?Hörtner: Der Lehrgang macht einen Blick über den eigenen Tellerrand möglich. Man erhält einen sehr guten überblick über Klimaschutz-Programme – wie zum Beispiel klima:aktiv – und kann zudem ein Netzwerk aufbauen. In unserer Gemeinde haben wir ganz konkret die Förderungen im Wohnbau geändert. Der Fokus wurde in Richtung Energieeffizienz und Wärmedämmung verschoben. Außerdem be-kommt man mehr Rückgrat und ein sichereres Auftreten sowie Selbstvertrauen und Motiva-tion in der täglichen Arbeit.

Die „Kommunale Klimaschutzexpertin“

Sabine Hörtner ist eine der 45 bisher von Klimabündnis Österreich ausgebildeten „Kommunalen Klimaschutz-ExpertInnen“. (Mit Zertifikat rechts von Wolfgang Mehl und Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb).

Warum ist der Lehrgang für GemeindevertreterInnen wichtig?Hörtner: Neben den Inhalten ist es vor allem der Austausch mit anderen Gemeinden, der sehr interessant ist. Egal wie klein oder groß eine Gemeinde ist, überall gibt es andere An-sätze. In meiner Gruppenarbeit habe ich mit zwei VorarlbergerInnen zusammengearbei-tet. Die hohen Klimaschutz-Standards waren beeindruckend. Ich habe mir gleich Modelle zuschicken lassen. Die Vortragenden waren ebenso überzeugend. Allen voran Helga Kromp-Kolb – sie erklärt komplexe Zusam-menhänge so, dass sie jeder versteht.

Der nächste Lehrgang startet im November 2009. hannes höller

info! www.klimabuendnis.at

Interview mit einer der ersten „Kommunalen

Klimaschutz-ExpertInnen“: Sabine Hörtner aus St. Valentin.

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Die EisblockwettenDie Eiswetten von Klimabündnis Österreich unterstreichen anschaulich: Dämmen bringt‘s.

Die Gletscher schmelzen weltweit, selbst das Polareis wird weniger.

Das ist aber nicht der Grund, warum das Klimabündnis Eisblockwetten organisiert. Durch das Dämmen von zwei Tonnen Eis wird symbolisch gezeigt, wie gut mo-derne Wärmedämmung funktioniert. In einem bewohnten Haus soll so wenig Wärme wie möglich verloren gehen, bei der Eisblockwette die Kälte drin bleiben. „ Beim Dämmen geht es darum, einen En-

ergiezustand zu konservieren – und im Prinzip ist es egal, ob es sich dabei um Kälte oder um Wärme handelt“,

erklärt Robert Hetzl von der IG Passiv-haus das scheinbare Paradoxon von Käl-teerhalt mittels Wärmeschutz.

Frostige UntermieterBei der Eisblockwette in Feldkirchen in Kärnten wurden zwei Kubikmeter Eis in Blockform der gefrorenen Oberfläche des Goggausees entnommen. Per Mo-torsäge wurde die 35 Zentimeter dicke Eisschicht zuerst entlang der benöti-gten umrisse durchschnitten und an-schließend hob man die über 500 Kilo schweren Blöcke mithilfe eines Krans

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Klimaschutz zum Angreifen, Staunen und Lernen: All das bietet die Eisblock-Wette wie im Bild in Feldkirchen in Kärnten. Sie zeigt, wie einfach und effizient Wärmedämmung ist.

aus dem Wasser. Drei riesige und ein paar „zerquetschte“ Blöcke aus Kerneis wurden mit einem Häuschen aus einer zehn Zentimeter dicken Holzschicht und 30 Zentimeter dicken Polysterolplatten mit minimaler Wärmeleitfähigkeit „ein-gemietet“. Die frostigen untermieter waren vier Monate lang in ihrem maß-geschneiderten Eigenheim beherbergt. In der Zeit bis zur Enthüllung fragten sich viele Passanten, ob wirklich was vom Eis übrig bleibt. Wie bei jeder Eisblockwette wurde das Dämmhäuschen zur Verschö-nerung künstlerisch gestaltet. Von Kin-dern, die Fische malten, weil sie meinten, da gäb‘s am Schluss nur noch Wasser, und Künstlern, die Problemfelder unserer Ge-sellschaft auf den Punkt brachten.

Eis an der LaufstreckeIn Wien wurde das Eis beim Freizeit-zentrum der Naturfreunde an der Alten Donau verpackt. Genau dort, wo tag-täglich JoggerInnen und BikerInnen ins Schwitzen kommen, sorgte der Eisblock für Abkühlung.

Prüfung durch EhrengästeIn Oberösterreich wurde in den Ge-meinden Reichenau und Lembach Eis verpackt. In Reichenau erfolgte die überprüfung der Eisblockwette durch hochrangige Ehrengäste wie den um-weltminister. Auch die Bürgermeister der Nachbargemeinden Ottenschlag und Haibach sowie die Volksschulen Reichenau und Kaindorf überzeugten sich vor Ort von der Qualität der Däm-

Geschichte der EiswettenDie erste Eiswette wurde 1996 in der Mölltaler Klimabündnis-Gemeinde Winklern durchge-führt. Damals wurden 15 Tonnen Schneeeis verpackt. Inzwischen gibt es alljährlich in ganz Europa Eisblockwetten. So stand heuer etwa in Sarajevo, der Hauptstadt Bosniens, ein 30 Zen-timeter dick umhüllter Eisblock. Dorthin hat der Klimabündnisbetrieb STO die Eisblockwet-te exportiert. „Wir wollen helfen, dass die durch den Krieg zer-störte Stadt beim Wiederaufbau nicht auf das Energiesparen vergisst“, erklärt Harald Heuwie-ser von STO.

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So funktionieren die Eisblockwetten ...

Schneiden und Bergen der Eisblöcke. Aufbauen, Einhausen bzw. Dämmen. Dann wird gewettet, wieviel Eis bei der Enthüllung noch übrig ist ...

mung. Besonders die SchülerInnen waren sehr neugierig. Sie hatten Pro-jektunterricht zum Thema Klimawan-del und waren vom Klimaschutz in der Praxis begeistert. In Lembach war die Enthüllung das zentrale Element des Sommernachtsballs und wurde filmisch vom ORF dokumentiert.

Erschwerte BedingungenAuch in Oberpullendorf war der um-weltminister anwesend. Fand die Eis-wette doch in seiner Nachbargemeinde statt. Im warmen pannonischen Klima sind die Bedingungen für das Eis be-sonders schwer. Das Frühjahr war um 3 Grad wärmer als normal.

Materialien aus der RegionIn Seeham wurde zwar nur ein Kubik-meter Eis verhüllt, dafür stammten aber die Dämmmaterialien aus der Region. Integriert in die Seehamer Biotage war natürlich rund um die Eisblockwette „al-les Bio & Regional“.

überall nahmen hunderte an der Wet-te teil. Die meisten tippten, dass höch-stens die Hälfte des Eises übrig bleibt. In Feldkirchen, wo der Eisblock vier Mo-nate überstehen musste, hatten nur 8% erwartet, dass mehr als 75% des Eises übrig bleibt. Gewonnen hat aber überall das Welt-klima. und die Dämmstoffhäuschen warten schon auf die eisigen Mieter im nächsten Jahr. unter verschärften Be-dingungen wird dann die Eisblockwette wieder für Klimaschutz und Energiespa-ren in so mancher Klimabündnisgemein-de die Gemüter erhitzen.

christian salMhofer

Info! Klimabündnis Kärnten

Staunen beim Enthüllen des Eisblocks in Feldkirchen. Dass nach 4 Monaten noch mehr als 75% übrig waren, darauf setzten nur 8% der WettteilnehmerInnen.

Ort Menge Dauer Ergebnis

Feldkirchen 2 Tonnen 20.02. – 19.06. 76,0 %

Lembach 1 Tonne 11.03.–06.06. 65,0 %

Oberpullendorf 1 Tonne 21.03. – 15.05. 92,5 %

Reichenau 1 Tonne 30.04.–21.06. 78,0 %

Sarajevo 2 Tonnen 25.03.–09.06. 71,0 %

Seeham 1 Tonne 19.02.–24.05. 62,0 %

Wien 2 Tonnen 08.04.–06.06. 95,0 %

Die Eiswetten 2009 im Überblick

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„Kleine“ Klimakonferenz auf der MurinselSchülerInnen der HRS Laßnitzhöhe waren BotschafterInnen für den Klimaschutz.

SchülerInnen der HRS Laßnitzhöhe bei einer Tanztheater-Performance auf der Murinsel

Ganz wie bei den Großen. Die Vorsit-zenden eröffnen die Konferenz und

begrüßen die Anwesenden. Aber dann

Im Reise-Fieber Die Krise macht auch vor unseren

„schönsten Tagen im Jahr“ nicht Halt. Vier von zehn EuropäerInnen wollen ihre Reisepläne aufgrund der Wirtschaftskrise umstellen. Weltweit werden Reisende zunehmend nahe Rei-seziele ansteuern und verstärkt auf ihre Ausgaben achten. Die Branche reagiert prompt. 15 der wichtigsten nationalen Fluggesellschaften Europas strichen in den vergangenen zwölf Monaten ins-gesamt 132 innereuropäische Flugver-bindungen.Keine rosigen Aussichten, trägt doch der Tourismus in unserer Alpenrepublik mit rund 8 % zum BIP bei und ist sogar für rund ein Drittel der Entwicklungsländer die bedeutendste Einkommensquelle! Zur Bekämpfung werden kuriose Wege gegangen. So geht z.B. der Trend zur Wartung von Flugzeugen in Richtung Billigländer, ob nach Malta, Manila oder Xian, denn der Druck günstig zu produ-zieren ist überall groß.

der unterschied: Im Gegensatz zu den wirklich „großen“ Klimakonferenzen stehen diesmal die BewohnerInnen

Vielleicht wären weniger kuriose Wege und der Respekt gegenüber den Einhei-mischen, der umwelt, den Lebenswei-sen und Traditionen der bereisten Län-der eine viel bessere Lösung. Immerhin, 95% der Schweizer Reisenden legen da-rauf am meisten wert und wären bereit, einen Mehrpreis von 10-20% zu zahlen.Ein Trend, der sich auch in Österreich breit machen könnte. Bereits 30% der urlauberInnen Werfenwengs reisen mit der Bahn an. Heimische Touristi-kerInnen und FreizeitanbieterInnen werden über klima:aktiv mobil geför-dert. Bis zu 50% der Investitions- und

des Regenwaldes im Mittelpunkt. Sie er-zählen von ihrem Leben und berichten über ihr Geheimnis – wie sie in Harmo-nie mit der Natur leben. Sie zeigen die Gefahren auf, die durch Abholzung und Vernichtung der Regenwälder drohen. Aber sie sagen auch, wie jeder einzelne zum Erhalt der „grünen Lunge“ beitra-gen kann.SchülerInnen der Haupt- und Realschu-le Laßnitzhöhe schlüpften im Rahmen einer Tanztheater-Performance auf der Murinsel in die Rolle der „Botschafte-rInnen für umwelt, Regenwald und Menschenrechte“. Eingebunden wurde auch das Publikum. Es konnte sich an der Menschenrechts-klangskulptur beteiligen. hannes höller

info! www.hrs-lassnitzhoehe.at foto

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Betriebskosten von Wanderbussen, Shuttleservice oder Elektrofahrrädern bis hin zu Mobilitätszentralen sind an-rechenbar. Bestimmt eine lohnenswerte Investi-tion, rangiert Österreich doch euro-paweit auf Rang 3*) der beliebtesten Destinationen und Wien folgt auf Paris und London bei den meist besuchten Metropolen des Kontinents. Da die Aussicht per Googlemaps „Street-View“ und Konsorten virtuell zu verreisen wohl eher noch hypothetisch ist: „Auf zu einer klimafreundlichen Reise“!

Brigitte DraBeck

info! www.freizeitmobil.klimaaktiv.at

Quellen: Global Travel Industry News, der Standard, Statistik Austria, Fairunterwegs

*) nach Übernachtungen/EinwohnerIn

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Alice Saverschel ist in ihrer Frei-zeit meist mit umweltfreund-lichen 1 PS unterwegs ...

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Klima-Porträt Eva Grill, Klimabündnis Oberösterreich

Die 27-Jährige aus Fahrafeld in Oberösterreich startete zuerst bei Klimabündnis Kärnten. Schwer-punkt ihrer Ausbildung an der FH Wieselburg waren Produkt- und

Projektmanagement für erneuerbare Energie und nach-wachsende Rohstoffe. Sie absolvierte ein Praktikum beim umwelt.service.salzburg und war u.a. für Bio Austria tätig.

Wie bist du zum Klimabündnis gekommen? Das Klimabündnis ist schon lange ein Begriff für mich, da auch meine Heimatgemeinde Klimabün-dis-Gemeinde ist. Ernst wurde es dann in Kärnten durch die Mithilfe bei diversen Schulworkshops.

Wie gestaltest du dein Leben nachhaltig? Zum einen lege ich meinen täglichen Arbeitsweg nur zu Fuß, mit dem Rad und Zug zurück. Sollte doch der ein oder andere Weg mit dem Auto gefahren werden, dann nur mit Pflanzenöl. Ganz wesentlich ist für mich aber auch „nachhaltiger“ Konsum.

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Viele reden davon, Raabau macht es: Energiesparen. Bis Ende des Jahres

will der 580 EinwohnerInnen zählende Ort sämtliche Glühbirnen für Raum- und Außenbeleuchtung durch Energiespar-lampen ersetzen. Raabau reagiert somit vorzeitig auf eine Eu-Verordnung, die Glühbirnen in den kommenden Jahren zum Verschwinden bringen soll. In den 185 Haushalten und Betrieben werden

4.500 Glühbirnen ausgetauscht. Den umstieg will Bürgermeister Franz uller mit gezielten Förderaktionen schmack-haft machen. 20 % des Kaufpreises für neue Lampen werden bar auf die Hand zurückgezahlt. Außerdem wird die Initi-ative von einem kleinen privaten Elek-trohändler in Feldbach unterstützt, der Kompakt- und Halogensparlampen zum Großhandelspreis weitergibt.

Raabau wird glühbirnenfreiDie Klimabündnis-Gemeinde aus der Steiermark steigt schon jetzt auf Energiesparlampen um.

Jede neue Aufgabe ist eine Heraus-forderung, wie beim Klettern ...

Minister Niki Berlakovich und Raabaus Bürgermeister Franz Uller gaben den Startschuss zur ersten glühbirnenfreien Gemeinde Europas.

Darum kaufe ich ausschließlich Lebensmittel aus bio-logischer Landwirtschaft, immer mit dem Augenmerk auf Regions- und Saisonangebot. Es ist aber wichtig, auch über Lebensmittel hinaus den Wert seiner Hei-matregion zu stärken und zu schützen.

Was sind deine Aufgaben beim Klimabündnis? Hauptsächlich bin ich für Sekretariat und Buchhal-tung zuständig. Ab Juni werde ich den Schulbereich betreuen. Eine Aufgabe, der ich mit Spannung und Freude entgegen sehe, da Schulen und Bildungs-einrichtungen wichtige Multiplikatoren darstellen.

Was wünschst du dir für unsere Welt? Ich wünsche mir, dass die Menschen Zusammen-hänge erkennen, dass sie lernen, jedes Leben auf dieser Welt mit Respekt zu behandeln. Erst dann wird es möglich sein, Dankbarkeit zu empfinden für die Vielfalt und Schönheit, die wir jeden Tag erleben dürfen. Wir sollten diese Schätze achten und nicht für immer zerstören.

kontakt! [email protected]

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„ Mehr als 40.000 Euro können so pro Jahr eingespart und die Kohlendioxid-Emissionen um 107 Tonnen jährlich re-duziert werden“, meint Bürgermeister uller. Denn eine Energiesparlampe braucht um 75 bis 80 % weniger Ener-gie als eine Glühbirne. Ein Befürwor-ter der Aktion ist umweltminister Niki Berlakovich:

„ Eine tolle Sache, dieser Alleingang. Wenn man immer auf die anderen wartet, passiert nichts.“

hannes höller

info! www.gluehbirnenfrei.at

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Elektro-Fahrzeuge werden für Gemeinden immer interessanter. Einer, der die vielen Vorteile kennt, ist Christian Prugger.

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Läuft er schon? Eine Frage, die Chri-stian Prugger in letzter Zeit oft hört.

Die Testfahrer seines „Mazda AQ“ war-ten immer auf das Geräusch des An-startens, und – nichts passiert. Die Stil-le zwingt sie immer wieder dazu, den Zündschlüssel umzudrehen. „Es braucht eben Pioniere, um etwas vor-anzubringen.“ überzeugte Worte eines überzeugten Menschen. unzählige Wo-

chenenden und Feierabende opferte der Fahrzeugbauer Christian Prugger aus Feldkirchen in Kärnten der Idee, einen umbausatz für Elektroantrieb zu ent-wickeln. „Ursprünglich lag mein Fokus vor allem darauf, den Preis des entstehenden Au-tos möglichst niedrig zu halten. Sehr bald wurde mir aber klar, wie wichtig der Einsatz hochwertiger und nachhal-

Welche Reichweite schaffen Elektroautos? Reichweiten von bis zu 140 Kilometern kön-nen zu wirtschaftlich vernünftigen Bedin-gungen angeboten werden.

Wie hoch ist der Stromverbrauch beim Aufladen der Batterie? Wer sein E-Auto daheim an die 230 V-Steck-dose hängt und sich in der Zwischenzeit vor den Fernseher setzt, zahlt für beide Aktivi-täten etwa gleich viel: Einmal „Volltanken“ kostet ca. 2,- Euro.

tiger Technologien ist – und diese haben eben ihren Preis“, erläutert Prugger und verweist auf die von ihm eingesetzten Komponenten: Die Zebra-Nickel-Schwe-fel-Batterie hat einen Wirkungsgrad von 95 Prozent. Im Ranking aller Batterien ist sie die umweltfreundlichste. Das einstufige Qualitätsgetriebe senkt die Verluste im Antriebsstrang auf ein Minimum und durch ein spezielles Sy-stem kann beim Bremsen ein Teil der Energie wieder in die Batterie rückge-speist werden. Obwohl er den Prototyp seines „Mazda AQ“ erst März 2009 präsentierte, eilt sein guter Ruf durch die E-Mobil Szene. Pruggers Arbeitgeber, der Spezialfahr-zeughersteller Nusser, hat inzwischen eine Elektroauto-Schiene in das unter-nehmen inkludiert. Diese enthält nicht nur den Verkauf von Fahrzeugen, son-dern ein ganzes Paket inklusive Versi-cherungs-, Wartungs- und Stromerzeu-gerservice. und: Mit der Doppelmayer AG konnte Prugger auch bereits einen namhaften Kunden lukrieren.

Vielseitiger AntriebsbausatzElektro-Kleinwagen werden jedoch künftig nicht an erster Stelle stehen: Der von Prugger entwickelte Elektroan-triebsbausatz kann problemlos auf Spe-zialfahrzeuge umgemünzt werden. Kurz vor der Fertigstellung ist ein Kleinlaster und ein Kleinbus für 25 Personen. Besonders für Städte und Gemeinden ist dieses Konzept äußerst interessant. „Öffentliche Einrichtungen und Gemein-den sollten in Sachen Elektromobilität mit gutem Beispiel vorangehen. Ein-satzmöglichkeiten gibt es jede Menge, vom Wirtschaftshof bis zum öffentlichen Nahverkehr. Diese Perspektiven müssen gefördert werden, denn darin liegt unse-re Zukunft“, ist Feldkirchens Bürgermei-ster Robert Strießnig überzeugt.

Chancen und RisikenDie Chancen von Elektroautos liegen hierzulande momentan in der Spezial- und Einzelwagenherstellung, am Weg zur Serienproduktion stünde man noch vor einigen Hindernissen. Da wären die unberechenbare Abnehmerschaft, die vage Entwicklungskurve des öffent-

Seit Jahren schraubt und werkt der Kärntner „E-Pionier“ Christian Prugger an Elektro-Autos und Elektroantriebsbausätzen. Im März wurde ein Prototyp präsentiert.

Wieviel kosten Elektroautos im Betrieb? E-Autos SprittankerVersicherung ca. 90,- 7 350,- 7

Wartungskosten ca. 50,- 7 300,- 7

Für eine Strecke von 10.000 km/Jahr benö-tigt ein Elektroauto etwa 200,- 7. Dies entspricht einem Verbrauch von rund 1,5 Litern auf hundert Kilometern.

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Erfolg für 1. Tiroler Radgipfel

Mehr als 250 BesucherInnen konn-ten beim 1. Tiroler Radgipfel am 27.

und 28. April im Congress Innsbruck von den Veranstaltern Land Tirol, Lebensmi-nisterium und der Stadt Innsbruck be-grüßt werden. Im Mittelpunkt der Referate von renom-mierten RadexpertInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz standen Themen wie: Was braucht es für ein gut ausgebautes Radwegenetz? Welche technischen Innovationen gibt es? und wie können diese sowohl touristisch als auch für den Alltagsradverkehr optimal genutzt werden? Der Radgipfel wurde zudem von einer Ausstellung mit Elek-trofahrrädern, vorbildlichen Abstellsyste-men, etc. begleitet.Auf den ersten Blick haben touristischer Radverkehr und Alltagsradverkehr wenig gemein. Fragt man ExpertInnen, ändert sich der Eindruck rasch. Argumentiert wird mit gemeinsam nutzbaren Radwe-gen, Serviceeinrichtungen und Angebo-ten von Bus und Bahn, aber auch dem po-sitiven Einfluss des Radtourismus auf den Alltagsradverkehr. Der Tiroler Mobilitäts-koordinator Ekkehard Allinger-Csollich bringt den allgemeinen Tenor so auf den Punkt: „Wer im Urlaub oder in der Freizeit gerne Rad fährt, lernt klimafreundliches Radfahren auch im Alltag schätzen.“

Vom Land Tirol wurde der 1. Tiroler Rad-gipfel zum Anlass genommen, die neue Qualitätsoffensive zum Ausbau des Ti-roler Radwegenetzes vorzustellen. Tirol, bisher schon als Mountainbike-Land positioniert, setzt damit auch in Rich-tung Radwanderland neue Impulse. Dafür nimmt das Land in den näch-sten fünf Jahren auch Geld in die Hand. Hauptpunkte sind die Verbesserung der Wegoberflächen, eine gute Beschil-derung, der Ausbau von Servicestellen sowie der Anschluss von Gemeinden an das Radwegenetz. Zehn Millionen Euro werden dafür in das Tiroler Radwegenetz investiert. Der zen-trale Fokus richtet sich dabei auf Syner-gien für den Freizeit- und Alltagsradver-kehr. unterstützt werden das Land Tirol und Innsbruck dabei durch Bundesmittel im Rahmen des Programms klima:aktiv mobil des Lebensministeriums. Das Teilnehmermanagement des Rad-gipfels lag bei Klimabündnis Tirol.

info! Klimabündnis Tirol

Erfolge im Radtourismus für den Alltagsradverkehr nutzen!

Innsbrucks Stadtrat Walter Peer, Michael Brandl (Tirol Werbung), Mobilitätskoordinator Ekkehard Allinger-Csollich, Günther Zimmermann und Leo Satzinger (Land Tirol) sowie Robert Thaler (Lebensministerium).

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Der Klima- und EnergiefondsDas Elektroauto ist ein Beispiel für die Förderung innovativer Projekte, die eine umweltfreundlichere und energiescho-nende Zukunft bringen. Der Klima- und Energiefonds wurde 2007 im Nationalrat per Gesetz beschlossen. Er soll die Bun-desregierung bei der umsetzung der österreichischen Klimastrategie unter-stützen. Ziel ist die Verwirklichung einer nachhaltigen Energieversorgung, die Re-duktion der Treibhausgas-Emissionen so-wie die Steigerung der Forschungsquote. Der Fonds ist für den Zeitraum von 2007 bis 2010 mit einem Fördervolumen von bis zu 500 Millionen Euro dotiert.

INFO! www.klimafonds.gv.at

lichen Bewusstseins in punkto Elektro-mobilität und das daraus resultierende finanzielle Risiko für den Hersteller. „Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das stark automatisierte Pro-duktionsverfahren: Die Serienherstellung von Elektromobilen würde den Bedarf an Arbeitskräften stark senken“, so der Feld-kirchner: „Auch für die Werkstätten gibt es weniger Arbeit da kaum Wartungsar-beiten anfallen.“ Weniger Arbeitsplätze – ein Argument das gerade in der Krise politisch sicher keine Mehrheit findet.

Kommunales EngagementApropos finanzielles Risiko: Auf der Su-che nach weiteren, für das Voranschrei-ten der Produktion unerlässlichen Sub-ventionen – das Startkapital wurde u. a. von Feldkirchens Bürgermeister Robert Strießnig bereitgestellt – klopfte Prug-ger an die Türen des Klimafonds. und das mit Erfolg: Der Elektroniker erhielt neben Automobil-Goliath Magna Steyr die Zusage der Forschungsförderung.Gemeinsam an einem Strang ziehen lautet nun die Devise. Die Vorarlberger Modellregion VLOTTE (Link unten) zeigt vor, wie es geht. Bleibt zu hoffen, dass sich zu Christian Pruggers Strang bald noch weitere Zugpferde gesellen.

Jessica Maier

info! www.mazda-nusser.at www.vkw.at/inhalt/at/vlotte.htm

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klima & wetter • News aus den Archiven

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r Ökosysteme als CO2-Speicher • Der Schutz von Wäldern, Mooren und die For-cierung einer klimafreundlichen Landwirt-schaft, wie dem Biolandbau, wurden als effizienteste Klimaschutzmaßnahmen von der uNEP auf der Prioritätenliste ganz weit nach vorne gereiht. Die Landnutzung trägt global etwa 30% zu den Treibhausgasemis-sionen bei. Zwei Drittel davon gehen auf das Konto der Waldzerstörung. Das ist mehr als der Verkehrssektor verursacht. Allein die Halbierung der aktuellen Entwaldungsrate bis 2050 würde 12% der nötigen Emissions-reduktionen zur Wahrung der sogenannten 2°-Grenze bringen. Im Vergleich zu anderen Optionen seien beim CO2-Management über Ökosysteme Erfolge sicher und zudem

April, April • Die Temperatur-Monats-mittel im April lagen fast in ganz Österrei-ch um 2,5 bis 5°C über dem langjährigen Durchschnitt – es war der wärmste April seit Messbeginn im 18. Jahrhundert.Der Mai war um durchschnittlich 2° C zu warm. Diese Temperaturen hatten ihren Preis: Punktuell entlud sich die aufgeheizte Luft in heftigen Gewittern. Es wurden re-kordverdächtig viele Blitze gezählt, was normalerweise nur während der Sommer-monate der Fall ist. Auch der Juni war zu warm und brachte gegen Ende Extremwet-terlagen mit Hochwasser. 8 www.zamg.ac.at

christian salMhofer | anDreas strasser

die Kosten extrem niedrig. Dennoch werden Milliardenbeträge für Experimente ver-braucht, CO2 unter Tage zu verpressen oder in Ozeanen verschwinden zu lassen – mit zweifelhaften Erfolg: Das bisher größte Ei-sendüngungsexperiment zur CO2-Bindung im Meer (im Südatlantik) erwies sich als kaum kontrollierbares unternehmen ...8 www.unep.orgWalderhaltung ist effizientester Klimaschutz.

Betriebe für den Klimaschutz

Alpenklima • Eine Sammlung der wich-tigsten Forschungs-arbeiten zum Klima in unseren Breiten in einem Band vereint:

Klimawandel in Österreich Die letzten 20.000 Jahre ... und ein Blick voraus. Schmidt/Matulla/Psenner (Hg.) 192 Seiten • innsbruck university press 2009 • € 14,50

Zeitreise mit Plankton • Da bisher mit-tels Analysen von Eisbohrkernen nur ein Zeitraum von 800.000 Jahren geprüft wer-den konnte, ging man davon aus, dass die großen Eiszeiten vor 500.000 bzw. 1,2 Milli-onen Jahren durch ein starkes Absinken der CO2-Konzentrationen verursacht worden wären. Diese Annahme erwies sich nun als falsch. Forschern der Columbia university gelang es über die Analyse versteinerten Planktons die CO2-Konzentration mehr als zwei Millionen Jahre weit zurückzuverfol-gen. Ergebnis: Die CO2-Werte waren in den letzten 2,1 Mio. Jahren stabil. Nebenergebnis: aktuell sind sie 40% höher als während die-ser unvorstellbar großen Zeitspanne. 8 www.science.com

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V.l.: Bgm. Walter Hartlieb, Barbara Klauß (Hotel Kürschner) mit Töchtern, LHStv. Reinhart Rohr, LHStv. Uwe Scheuch, LHStv. Herbert Martinz, Josef Kolbitsch & Mathilde Krethen (Alpencamp).

Als Vorzeige-Gemeinde in Sachen Kli-maschutz ist Kötschach-Mauthen

schon lange bekannt – jetzt wurden zwei Betriebe, das Alpencamp und das Hotel Kürschner, für ihr Engagement ausge-zeichnet. Aus diesem Anlass gratulierten neben umweltminister Niki Berlakovich, der das Leitziel eneregieautarke Gemein-de besonders würdigte, auch Vertreter der Kärntner Landesregierung.

Überreichung der Klimabündnis-Gemeinde-Tafel an Bgm. Hartlieb

durch Minister Berlakovich und Klimabündnis-Geschäftsführer Molnar.

„In Kötschach-Mauthen ziehen Betriebe, Schulen und Gemeinde an einem Strang und zeigen so, wie das Klimabündnisziel erreichbar wird“, betonte LHStv. Reinhart Rohr, der das Projekt „Betriebe im Klima-bündnis“ seit Jahren unterstützt.Die beiden neuen Klimabündnis-Betrie-be machen vor, wie man urlaub klimabe-

wusst gestalten kann – das Alpencamp besitzt beispielsweise die erste österrei-chische Bio-Schauheizanlage, das Hotel Kürschner punktet unter anderem mit einem umweltfreundlichen Freizeitpro-gramm. Durch vorbildhafte unterneh-men wie diese rückt der Traum von der zu 100 % energieautarken Gemeinde in greifbare Nähe. christian salMhofer

Info! Klimabündnis Kärnten www.alpencamp.at www.hotel-kuerschner.at

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Peter Molnar (40) lebt in Krems (NÖ).Familienstand: verhei-ratet, Vater von drei Kin-

dern – Daniel (9), Laetitia (6) und Siena (2).Beruflicher Werdegang: Der studierte Öko-loge und Ökonom war neun Jahre bei der oekostrom AG tätig, leitete den Stromver-trieb und stieg 2004 zum Geschäftsführer der oekostrom Vertriebs GmbH auf. Für das umweltbundesamt erarbeitete er als Ex-perte für Erneuerbare Energie das Projekt „Anpassung an den Klimawandel“.Hobbys: Familie, Lesen, Reisen, Laufen.

Zur Person

Seit April ist Peter Molnar neuer Geschäftsführer von Klimabündnis Österreich.

Klimaschutz ist SelbstschutzHannes Höller im Gespräch mit Peter Molnar,dem neuen Geschäftsführer von Klimabündnis Österreich.

Wie sieht Ihre persönliche Klimabilanz aus?Gut, aber nicht sehr gut. Vor allem in den Bereichen Strom, Wärme und Er-nährung. überrascht hat mich die Mo-bilität. Ich verbrauche für die Strecke Krems–Wien und zurück genauso viel CO2 wie für Strom und Heizung. und das, obwohl ich öffentliche Verkehrs-mittel nutze. Man muss sich bewusst sein, dass wir Mitteleuropäer das 5-fache an CO2 ausstoßen, wie der durchschnittliche Weltbürger. umso wichtiger ist es, Res-sourcen effizient zu nutzen.

Effizienz wird immer auch mit Kosten verbunden. Scheitert der Klimaschutz nicht – vor allem jetzt – genau daran?Ganz im Gegenteil, Klimaschutz und Kli-ma-Technologie sind die größten Jobmo-toren. Klimaschutz ist Selbstschutz – und jeder, von der Basis bis zur Politik, kann etwas dazu beitragen. Klimaschutz ist auch Fortschritt. Es wird keinen anderen Sektor geben, der sich in den nächsten Jahren stärker entwickelt.

Bei der oekostrom AG waren Sie für den Vertrieb zuständig. Welche Erfahrungen können Sie mitnehmen?Ich war für Haushalte, Firmen und Ge-meinden zuständig. Ich weiß, wie Ge-meinden ticken und was sie brauchen. Das hilft natürlich, denn die Gemein-denbetreuung ist das Herzstück beim Klimabündnis. Das Bewusstsein für den Klimaschutz ist längst vorhanden – da-für haben auch unsere Projekte wie die Ökostaffel bzw. Klimatour, die Europä-ische Mobilitätswoche mit dem Auto-freien Tag und der Climate Star gesorgt. Die neuen Lehrgänge zur Weiterbildung von Gemeinde-MitarbeiterInnen liefern das notwendige Know-how. Wir müssen aber noch mehr als bisher die richtigen Werkzeuge und Angebote zur Verfügung stellen. Ganz nach unserem Motto „Glo-bal denken, lokal handeln“ dürfen wir nie die Sicht auf das Ganze verlieren. Mir imponiert die langjährige Koopera-tion mit den indigenen Völkern in Ama-zonien. Von ihnen können wir lernen, wie man Ressourcen nutzt, ohne gleichzeitig Lebensgrundlagen zu zerstören.

Welche Werkzeuge und Angebote sind es, die Klimabündnis-Gemeinden, -Schulen und -Betriebe brauchen?Die Gemeinden benötigen unterstüt-zung in fünf Bereichen: Sanfte Mo-bilität, Energieeffizienz, Erneuerbare Energien, öffentliche Beschaffung und Adaptionsmaßnahmen. Wichtig ist es, dass wir das Know-how an Personen in den Gemeinden weitergeben. Die-se kennen die Gegebenheiten vor Ort und können Maßnahmen und Projekte auch schneller und einfacher initiieren. Wir sind für diese Personen die zentra-le Ansprechstelle. Gemeinsam arbeiten wir Verbesserungsvorschläge aus und beraten bei der umsetzung. Die Klima-bündnis-Schulen und -Betriebe werden in eigenen Projekten zum Klimaschutz animiert. Erfolgreiche Kampagnen sind die Kindermeilenkampagne und das Mobilitätsmanagement in Betrieben.

Kehren wir vor der Tür der Gemeinden. Wie sieht deren Klimabilanz aus?Die Klimabündnis-Gemeinden sind Vor-reiter. Ziel ist es, dass alle fünf Jahre 10% an CO2-Emissionen eingespart werden. unser Tool der CO2-Grobbilanz zeigt Ver-besserungspotentiale genau an. Wir sind dabei, dieses jetzt zu verfeinern und kön-nen dann noch besser beraten. Auch hier wird es für einige Gemeinden, wie es bei mir im Bereich Mobilität war, den einen oder anderen Aha-Effekt geben.

Kontakt! Klimabündnis Österreich

Page 14: Klimabündnis Zeitschrift Sommer 2009

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Zwei Grad Celsius Erderwärmung gel-ten als magische Grenze der Klima-

politik. Wird sie gehalten, können dra-matische Szenarien und unumkehrbare Prozesse verhindert werden.Führende KlimaforscherInnen – unter Ihnen Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Instituts für Klimafolgenfor-schung (PIK) – haben die bei den uN-Ver-handlungen im Juni in Bonn diskutierten Reduktionsziele genau durchgerechnet und kamen zum Schluss, dass die Zusa-gen der Vertragsstaaten nicht genügen, um den Wert zu halten.

Sowohl die Ziele der Industriestaaten, als auch jene der Schwellen- und Ent-wicklungsländer, sofern diese überhaupt erreicht werden, liegen weit unter den Werten, die laut letztem IPCC-Bericht nötig wären, um die globale Tempera-turerhöhung begrenzen zu können.Insgesamt verfüge man zwar über aus-reichend technologische, ökonomische Instrumente und Ansätze auf der Ver-haltensebene. Man müsse diese Heraus-forderung aber auch annehmen. Zielvor-gaben dürfen bei Verhandlungen nicht abgeschwächt und Maßnahmen nicht

2°-Ziel so nicht erreichbar!

8 www.nobelcause.org

KlimaflüchtlingeDer Klimawandel trägt bereits jetzt zu Ver-treibung und Abwanderung bei. Bis 2050 droht aber eine humanitäre Katastrophe. Bis zu 200 Millionen Menschen sind laut einer internationalen Studie von Folgen der umweltverschmutzung und des Klimawan-dels betroffen. „Mögliche Auswirkungen eines steigenden Meeresspiegels sind alarmierend. Im dicht besiedelten Flussgebiet des Mekongs in Vietnam würde ein Anstieg von zwei Me-tern die Häuser von 14,2 Millionen Men-schen und die Hälfte des Ackerlandes überschwemmen“, so Charles Ehrhart, Klimakoordinator von Care und einer der Autoren der Studien.

NGOs mit Kyoto-Nachfolgeprotokoll KlimaexpertInnen führender NGOs präsen-tierten bei den uN-Klimaverhandlungen in Bonn einen Entwurf für ein Nachfolge-abkommen des Kyoto-Protokolls. Dieser zeigt, wie die Interessenskonflikte zwischen wohlhabenden und armen Nationen gelöst werden können. Die drei zentralen Punkte: 1. stärkere Reduzierung der Emissionen in Industrieländern, 2. rechtsverbindliche Ver-pflichtungen der uSA und Maßnahmen für den Weg in eine CO2-arme Gesellschaft der Entwicklungsländer (mit unterstützung der Industrieländer), 3. ein Schnellstart schon vor 2013 (wenn das Protokoll in Kraft tritt) .

8 www.care.at/downloads/ CARE_MigrationReport2009.pdf

8 www.germanwatch.org/ klima/treaty1nar.pdf

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KlimaforscherInnen schlagen Allarm und fordern von der Politik umgehend Taten statt Worte.

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Mögliche Zukunftohne effizienteKlimaschutz-Maßnahmen

In der Vergangenheit gemessene Temperaturen

Globale Erwärmung

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Wahrscheinlichkeit zur Überschreitung der 2°-Grenze Ohne Maßnahmen: 100%

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von 1000 Milliarden Tonnen CO2 bis 2050: 25%

NobelpreisträgerInnen fordern Wende„Wir haben heute die historisch einmalige Chance, die Welt hin zu einer kohlenstoff-armen Wirtschaftsweise zu verändern.“ Das betonten 20 NobelpreisträgerInnen, die sich auf Einladung des britischen Thron-folgers Prinz Charles drei Tage lang mit Kli-maexpertInnen, PolitikerInnen und Wirt-schaftsfachleuten in London trafen. Zum Abschluss stellten sie in einem gemein-samen Memorandum drei Forderungen auf: ein effektives und gerechtes globales Klimaschutz-Abkommen, ein Kohlenstoff-armes Energieversorgungssystem sowie Schutz, Erhaltung und Wiederaufforstung von tropischen Wäldern.

höller | kanDler | salMhofer

mehr hinausgezögert werden. Das, so der umweltökonom Nicolas Stern, ma-che jedes Bemühen letztlich noch teurer und die Gewissheit, ob es greift, sinke.um den Klimawandel noch einigerma-ßen abschwächen zu können, müssen Trägheit und Ineffizienz wirtschaftlicher und politischer Systeme überwunden werden. und wenn es beim Gipfel in Ko-penhagen im Dezember ein sinnvolles Kyoto-Nachfolgeprotokoll geben soll, muss das Klimathema, so die AutorInnen der Studie, auch in Zusammenhang mit Fragen der Nachhaltigkeit, der Fairness und Gerechtigkeit gebracht werden.

christian salMhofer | anDreas strasser

INFO! www.pik-potsdam.de www.nature.com/climate/2009

Bis 2050 dürfen wir nur noch 1.000 Milliarden Tonnen CO2 emittieren. Dann pendelt sich das Weltklima im blauen Bereich bei 2 Grad ein. In den letzten neun Jahren wurde bereits ein Drittel davon emittiert. Ohne Klimaschutzmaßnahmen gelangen bis 2050 4.000 Milliarden Tonnen in die Atmosphäre – wir landen dann im roten Bereich ...

„Der neueste Stand der wissenschaft-lichen Ergebnisse vermittelt einen Eindruck der Dring-lichkeit, die, so Fo

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hoffen wir, die Kopenhagen-Konferenz zu einem erfolgreichen Abschluss bringt“, sagt Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Mitglied des Weltklimarates.

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Monsieur Hugo entdeckt sein „Traum-land der Natür“, beim „Finnischen

Wein“ gibt’s einen humorvollen Einblick in das Klima der Zukunft und bei „Schwein g´hobt“ bestimmt das Publikum das Ge-schehen. „Klimakultur macht Lust auf Kli-maschutz. Wir vermitteln KünstlerInnen aus ganz Österreich, die eines gemeinsam haben: Sie haben sich mit ihren Program-men auf Klimaschutz-Themen speziali-siert“, so Friedrich Hofer vom Klimabündnis.

Klimaschutz einmal anders

Spezial-AngeboteDas Angebot reicht von The-ater, Kabarett, Puppenspiel, Tanz & Musik, Zirkus bis zu Reise- und Erlebnisberich-ten. Für jede Zielgruppe ist etwas dabei. Für Klein und Groß, Jung und Alt. Die Kul-turveranstaltungen können als Plattform genutzt wer-den, um über Klimaschutz-Aktivitäten und Angebote zu informieren und die Bevölkerung zum Mitmachen anzuregen.Tipp: Für Klimabündnis-Gemeinden und -Betriebe gibt es Klimakultur zum Vorzugspreis.

info! www.klimakultur.at

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Bedrohliche SchattenVor einer halben Million Jahren lernte der Mensch, Feuer zu machen – der Grundstein der heutigen Zeit wurde gelegt. Mittlerweile verbrennen wir Kohle, Erdöl und Erdgas, um Energie zu gewinnen. der Soziologe Hartwig Berger geht der Geschichte nach und analysiert die Hintergründe unserer ver-schwenderischen Gewohnheiten.Hartwig BergerDer lange Schatten des Prometheusüber unseren umgang mit Energieoekom Verlag, München 2009.214 Seiten, € 24,90 • isbn 978-3-86581-129-5

STRG + ALT + ENTF der New deal des Zürichers P.M. ist nicht als Antwort auf die Finanzkrise gedacht, der Neustart ist ein So-fortprogramm. Die Bestandteile: Senkung der Lebens-kosten, mehr Bildung, Verwaltungsvereinfachung und Verwendung der Überschüsse für globale Aktionen zur Verbesserung der lebensbedingungen.P.M.Neustart SchweizSo geht es weiterEdition Zeitpunkt, Solothurn 2009.96 Seiten, € 13,00 • isbn 978-3033017795

Zu optimistisch?Auch nach Jahren intensiver Verhandlungen über neue Klimaschutzmaßnahmen ist keine Verhaltens-änderung in Sicht. Was bringen Emissionshandel und Agrartreibstoffe? und weshalb versagt die Klimapo-litik? Die Blockierer ernsthafter Veränderungen sind nicht etwa die „üblichen“ Verharmloser, sondern allen voran Optimisten wie Nobelpreisträger Al Gore ...Marcel HänggiWir Schwätzer im TreibhausWarum die Klimapolitik versagtRotpunktverlag, Zürich 2008. 285 Seiten, € 21,50 • isbn 978-3858693808

Kampf in den eigenen vier WändenWussten Sie, dass die Spülmaschine bei 55° c ein drit-tel weniger Energie verbraucht als bei 65° c? die Nach-haltigkeitsexpertin Yarrow gibt 365 praktische und vor allem leicht umsetzbare Tipps zum Energiesparen im eigenen Haushalt. Joanna Yarrow, Manfred Wolf (übersetzer)Kampf den Klimakillern: 365 Tipps wie Sie CO2 reduzieren und Energie sparendroemer Knaur Verlag , München 2009 128 Seiten, € 9,95 • isbn 978-3426646083

Im Jahr 2000 wurde zum ersten Au-tofreien Tag in Österreich aufgerufen. 2002 wurde die in Österreich vom Klimabündnis koordinierte Aktion eu-ropaweit auf eine ganze Woche – die Europäische Mobilitätswoche – aus-gedehnt. Die Teilnehmerzahl stieg von 70 Gemeinden auf 388 im letzten Jahr kontinuierlich an. Die Gemeinden nutzen die Woche, um Mobilitäts-An-gebote und neue dauerhafte Maßnah-men zu präsentieren und die Bevölke-rung zum „Aussteigen“ aus dem Auto und umsteigen auf klimafreundliche Fortbewegungsmittel aufzurufen. Das Klimabündnis berät bei der Aus-wahl der Projekte, bietet Infomateri-alien wie Folder, Plakate und Transpa-rente, Verteil-Materialien (Luftballons, Snacks, Stofftaschen), Öffentlichkeits-arbeit, Infostände, Vorträge und Ge-winnspiele.Neu ist die „Verkehrsmittel-Wettbör-se“. Im Praxis-Test werden Gehen, Fahr-radfahren, Öffentliche Verkehrsmittel und Autos gegenüber gestellt. Wie kommt man am schnellsten und gün-stigsten von A nach B. Das Klimabünd-nis unterstützt bei der Durchführung der Aktion. hannes höller

info! Klimabündnis Österreich www.mobilitaetswoche.at

Aussteigen und Umsteigen10 Jahre Autofreier Tag & Europäische Mobilitätswoche

Die Anmeldung zur Jubiläums-Woche von 16. bis 22. September läuft.1900 1920 1940 1960 1980 2000 2020 2040 2060 2080 2100

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Mögliche Zukunftohne effizienteKlimaschutz-Maßnahmen

In der Vergangenheit gemessene Temperaturen

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Bis 2050 dürfen wir nur noch 1.000 Milliarden Tonnen CO2 emittieren. Dann pendelt sich das Weltklima im blauen Bereich bei 2 Grad ein. In den letzten neun Jahren wurde bereits ein Drittel davon emittiert. Ohne Klimaschutzmaßnahmen gelangen bis 2050 4.000 Milliarden Tonnen in die Atmosphäre – wir landen dann im roten Bereich ...

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. . . 15 Jahre Klimabündnis mit Wolfgang Mehl

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In 15 Jahren machte Wolfgang Mehl als Geschäftsführer das Klimabündnis zum größten Klimaschutz-Netzwerk in Österreich. Seit April leitet er in Jokkmokk (Schweden) ein Klimaschutz-Projekt. Danke & viel Erfolg!