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ORIGINALIA 27 Osteopathische Medizin 14. Jahrg., Heft 2/2013, S. 24–27, Elsevier GmbH, www.elsevier.de/ostmed stillstand und Sterblichkeit reduzierte, im Vergleich zur rein medikamentösen Behandlung bzw. einer Placebobe- handlung. Dieses Ergebnis und auch meine Erfahrung in der täglichen Praxis, die vermutlich viele Leserinnen und Leser teilen, zeigen, dass wir uns diesem Gebiet durchaus wieder etwas mehr widmen sollten. In enger Zusammenarbeit mit der konventio- nellen Medizin könnte hier ein großes Gesundheitspotenzial für unsere Patienten liegen. Schlussbemerkung Dieser Artikel entstand aus einem Vortrag, den ich im Rahmen der Som- merakademie an der Wiener Schule für Osteopathie 2012 gehalten habe. Diese Veranstaltung wurde von Dr. Erich Mayer-Fally ins Leben geru- fen und bietet Osteopathen eine Platt- form, persönliche Interessensgebiete und Arbeitsschwerpunkte vor Kolle- gen und Studenten zu präsentieren und zu diskutieren – ein gegenseitiges Geben und Nehmen und Vernetzen. Die nächste Sommerakademie findet 2014 statt. Korrespondenzadresse: Christina Halasz Hauptplatz 57 8962 Gröbming Österreich [email protected] Literatur [1] Trowbridge C (206) Andrew Taylor Still. Eine Biographie über den Entdecker der Osteopathie, 4. Aufl. Pähl: Jolandos [2] Still AT (1892) e Philosophy and Mechanical Principals of Osteopathy. Kansas: Hudson-Kimberly Publishing Company [3] Still AT (1910) Osteopathy – Research and Practice. Kirksville: e Pinoneer Company [4] Stark J (2008) Andrew Taylor Stills Ansatz: Nicht ein- fach nur Knochen! In: Liem T, Sommerfeld P, Wührl P (Hrsg.) eorien osteopathischen Denkens und Handelns. Stuttgart: Hippokrates in MVS, S. 42–68 [5] Noll DR, Degenhardt BG, Morley TF, Blais FX, Hortos KA, Hensel K, Johnson JC, Paste DJ, Stoll ST (2010) Efficiacy of osteopathic manipulation as an adjunctive treatment for hospitalized patients with pneumonia: a randomized controlled trial. Osteo- path Med Prim Care 4: 2 [6] Hartmann C (Hrsg.) (2005) Das große Still- Kompendium. Pähl: Jolandos [7] Stark J (2007) Stills Faszienkonzepte. Pähl: Jolandos [8] Still AT (1897) Autobiography. Kirksville: e Pinoneer Company [9] Still AT (1899) Philosophy of Osteopathy. Kirksville: e Pinoneer Company Klinische Forschung in der Osteopathie – Teil 1: muskuloskelettale Störungen Ariane Rauch* Zusammenfassung Zielsetzung: Immer wieder sieht sich die gesamte Berufsgruppe der Osteopathen dem Vorurteil gegenüber, dass es keine qua- litativ hochwertige Forschung im Bereich der Osteopathie gebe, die ihre Wirksamkeit belege. Dieser Übersichtsartikel hat das Ziel, den aktuellen Stand in der osteopathischen Forschung in Form einer kompilatorischen Arbeit aufzuzeigen. Dafür werden Studien aus allen medizinischen Fachbereichen herangezogen, die sich damit beschäſtigen, einen Effekt der Osteopathie nachzuweisen. Methodik: Die Datenbank Pubmed wurde nach Metaanalysen, systematischen Reviews und randomisierten kontrollierten Studien („Randomized Controlled Trial“, RCT) zum ema „klinische Forschung in der Osteo- pathie“ durchsucht. Ergebnisse: Gefunden wurden 25 Be- schwerdebilder, die in Verbindung mit der Wirkung von Osteopathie untersucht wurden. Die Beschwerdebilder wurden wie folgt unterteilt: muskuloskelettale Störun- gen, neuronale Störungen und organische Störungen. Zwei Metaanalysen, 14 relevante systematische Reviews neueren Datums und 30 RCT wurden einbezogen. Es findet sich eine relativ große Anzahl an Pilotstudien, jedoch kaum multizentrische RCT. Beson- ders aussagekräſtige Ergebnisse zeigen sich bei Asthma bei Kindern, Schmerzen im un- teren Rücken bzw. Rückenschmerzen wäh- rend der Schwangerschaſt. Die Ergebnisse für muskuloskelettale Störungen werden in diesem Teil des Artikels beschrieben, alle anderen Ergebnisse folgen in Teil 2. Schlussfolgerung: Trotz einiger Kritik- punkte (fehlerhaſte Methodik, geringe Probandenzahlen) konnte ein positiver Ef- fekt der Osteopathie in den verschiedensten Fachbereichen aufgezeigt werden. Weitere Studien sind notwendig, um die Wirkung der Osteopathie zu untermauern. Schlüsselwörter Osteopathie, Effektivität, Literaturübersicht, klinische Studien Abstract Introduction: Osteopaths oſten have to face prejudices that there were no qualitative scientific research to prove the effectiveness of osteopathy. is compiled article gives an overview of the current status of clinical research in the field of osteopathy. e article is based on studies in all medical areas, which report an effect of the osteopathy treatment. Methodology: The database „pubmed” was searched for meta-analyses, system- atic reviews and RCT (randomized con- trolled trial) related with clinical research in osteopathy. Results: e literature research resulted in 25 diseases or symptoms, which were divided into three groups: musculoskele- tal, neuronal and visceral dysfunctions. * Ariane Rauch studierte Biologie an der Universität Wien. Erste Erfahrungen mit klinischer Forschung sammelte sie bei der Ethikkommission der Medizinischen Universität Wien. Danach wechselte sie zur Wiener Schule für Osteopathie, wo sie als wissenschaſtliche Mitarbeiterin Studenten betreute.

Klinische Forschung in der Osteopathie – Teil 1: muskuloskelettale Störungen

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Osteopathische Medizin

14. Jahrg., Heft 2/2013, S. 24–27, Elsevier GmbH, www.elsevier.de/ostmed

stillstand und Sterblichkeit reduzierte, im Vergleich zur rein medikamentösen Behandlung bzw. einer Placebobe-handlung. Dieses Ergebnis und auch meine Erfahrung in der täglichen Praxis, die vermutlich viele Leserinnen und Leser teilen, zeigen, dass wir uns diesem Gebiet durchaus wieder etwas mehr widmen sollten. In enger Zusam menarbeit mit der konventio-nellen Medizin könnte hier ein großes Gesundheitspotenzial für unsere Patienten liegen.

Schlussbemerkung

Dieser Artikel entstand aus einem Vortrag, den ich im Rahmen der Som-merakademie an der Wiener Schule für Osteopathie 2012 gehalten habe.

Diese Veranstaltung wurde von Dr.  Erich Mayer-Fally ins Leben geru-fen und bietet Osteopathen eine Platt-form, persönliche Interessensgebiete und Arbeitsschwerpunkte vor Kolle-gen und Studenten zu präsentieren und zu diskutieren – ein gegenseitiges Geben und Nehmen und Vernetzen. Die nächste Sommerakademie fi ndet 2014 statt.

Korrespondenzadresse:

Christina HalaszHauptplatz 578962 GröbmingÖsterreich

[email protected]

Literatur

[1] Trowbridge C (206) Andrew Taylor Still. Eine Biographie über den Entdecker der Osteopathie, 4. Aufl . Pähl: Jolandos

[2] Still AT (1892) Th e Philosophy and Mechanical Principals of Osteopathy. Kansas: Hudson-Kimberly Publishing Company

[3] Still AT (1910) Osteopathy – Research and Practice. Kirksville: Th e Pinoneer Company

[4] Stark J (2008) Andrew Taylor Stills Ansatz: Nicht ein-fach nur Knochen! In: Liem T, Sommerfeld P, Wührl P (Hrsg.) Th eorien osteopathischen Denkens und Handelns. Stuttgart: Hippokrates in MVS, S. 42–68

[5] Noll DR, Degenhardt BG, Morley TF, Blais FX, Hortos KA, Hensel K, Johnson JC, Paste DJ, Stoll ST (2010) Effi ciacy of osteopathic manipulation as an adjunctive treatment for hospitalized patients with pneumonia: a randomized controlled trial. Osteo-path Med Prim Care 4: 2

[6] Hartmann C (Hrsg.) (2005) Das große Still-Kompendium. Pähl: Jolandos

[7] Stark J (2007) Stills Faszienkonzepte. Pähl: Jolandos[8] Still AT (1897) Autobiography. Kirksville:

Th e Pinoneer Company[9] Still AT (1899) Philosophy of Osteopathy.

Kirksville: Th e Pinoneer Company

Klinische Forschung in der Osteopathie – Teil 1: muskuloskelettale StörungenAriane Rauch*

ZusammenfassungZielsetzung: Immer wieder sieht sich die gesamte Berufsgruppe der Osteopathen dem Vorurteil gegenüber, dass es keine qua-litativ hochwertige Forschung im Bereich der Osteopathie gebe, die ihre Wirksamkeit belege. Dieser Übersichtsartikel hat das Ziel, den aktuellen Stand in der osteopathischen Forschung in Form einer kompilatorischen Arbeit aufzuzeigen. Dafür werden Studien aus allen medizinischen Fachbereichen herangezogen, die sich damit beschäft igen, einen Eff ekt der Osteopathie nachzuweisen.Methodik: Die Datenbank Pubmed wurde nach Metaanalysen, systematischen Reviews und randomisierten kontrollierten Studien („Randomized Controlled Trial“, RCT) zum Th ema „klinische Forschung in der Osteo-pathie“ durchsucht. Ergebnisse: Gefunden wurden 25  Be-schwerdebilder, die in Verbindung mit der Wirkung von Osteopathie untersucht

wurden. Die Beschwerdebilder wurden wie folgt unterteilt: muskuloskelettale Störun-gen, neuronale Störungen und organische Störungen. Zwei Metaanalysen, 14 relevante systematische Reviews neueren Datums und 30 RCT wurden einbezogen. Es fi ndet sich eine relativ große Anzahl an Pilotstudien, jedoch kaum multizentrische RCT. Beson-ders aussagekräft ige Ergebnisse zeigen sich bei Asthma bei Kindern, Schmerzen im un-teren Rücken bzw. Rückenschmerzen wäh-rend der Schwangerschaft . Die Ergebnisse für muskuloskelettale Störungen werden in diesem Teil des Artikels beschrieben, alle anderen Ergebnisse folgen in Teil 2.Schlussfolgerung: Trotz einiger Kritik-punkte (fehlerhaft e Methodik, geringe Probandenzahlen) konnte ein positiver Ef-fekt der Osteopathie in den verschiedensten Fachbereichen aufgezeigt werden. Weitere Studien sind notwendig, um die Wirkung der Osteopathie zu untermauern.

SchlüsselwörterOsteopathie, Eff ektivität, Literaturübersicht, klinische Studien

AbstractIntroduction: Osteopaths oft en have to face prejudices that there were no qualitative scientifi c research to prove the eff ectiveness of osteopathy. Th is compiled article gives an overview of the current status of clinical research in the fi eld of osteopathy. Th e article is based on studies in all medical areas, which report an eff ect of the osteopathy treatment.Methodology: The database „pubmed” was searched for meta-analyses, system-atic reviews and RCT (randomized con-trolled trial) related with clinical research in osteopathy. Results: Th e literature research resulted in 25 diseases or symptoms, which were divided into three groups: musculoskele-tal, neuronal and visceral dysfunctions.

* Ariane Rauch studierte Biologie an der Universität Wien. Erste Erfahrungen mit klinischer Forschung sammelte sie bei der Ethikkommission der Medizinischen Universität Wien. Danach wechselte sie zur Wiener Schule für Osteopathie, wo sie als wissenschaft liche Mitarbeiterin Studenten betreute.

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14. Jahrg., Heft 2/2013, S. 27–32, Elsevier GmbH, www.elsevier.de/ostmed

Two meta-analyses, 14 recent, systematic reviews and 30 RCT have been reviewed. Th ereof a major number are pilot studies, but only a few are multicenter RCT. Signifi cant outcomes could be found in the fi eld of children’s asthma, low back pain and back pain during pregnancy. Th e fi ndings for musculoskeletal symptoms will be discussed in this part of the article, neuronal and visceral dysfunctions will follow in part 2.Conclusion: Despite of several points of criticism (incorrect methodology, minor amount of subjects) a positive eff ect of osteopathy in diff erent medical areas could be concluded. Further studies need to be conducted to substantiate the eff ectiveness of osteopathy.

KeywordsOsteopathy, eff ectiveness, overview of literature, clinical studies

Einleitung

Die Osteopathie ist in Österreich seit Anfang der 1990er-Jahre bekannt. Leider ist es bis heute nicht zu einer gesetzlichen Anerkennung als eigenstän-dige Berufsgruppe durch den Staat ge-kommen. Im Jahr  1995 wurde die österreichische Gesellschaft für Osteo-pathie (ÖGO) ins Leben gerufen. Seither arbeitet diese Organisation daran, eine gesetzliche Anerkennung der Osteopathie in Österreich zu erreichen. Immer wieder sehen sich diese Organi-sation sowie die gesamte Berufsgruppe der Osteopathen dem Vorurteil gegen-über, dass es keine qualitativ hochwer-tige Forschung im Bereich der Osteopa-thie gebe, die ihre Wirksamkeit belege.Dieser Übersichtsartikel hat das Ziel, den aktuellen Stand der osteopathischen Forschung aufzuzeigen. Dabei werden Studien aus allen medizinischen Fach-bereichen herangezogen, die sich damit beschäft igen, einen Eff ekt der Osteopa-thie nachzuweisen. Teil 1 des Artikels beschäft igt sich mit den muskuloskelet-talen Störungen, Teil 2 im folgenden Heft mit neuronalen und organischen Störungen und Erkrankungen.Da in der medizinischen Forschung randomisierte, kontrollierte Studien

sind kritisch zu hinterfragen, da hier nicht dem ganzheitlichen Prinzip der Osteopathie Rechnung getragen wird.

• In Behandlungsstudien kommen bestimmte osteopathische Techniken (im Amerikanischen „Osteopathic Manipulative Th erapy“, OMT), die der Th erapeut für angebracht hält, zum Einsatz. Dieses Studiendesign ist in den USA am häufi gsten, wo die meiste Forschung im osteopathischen Bereich betrieben wird [5–13].

• Betreuungsstudien umfassen nicht nur die Th erapie, sondern versuchen, dem osteopathischen Gedanken gerecht zu werden. Das heißt, dass z.B. in einem Open-Box-Verfahren (die Weiterent-wicklung der Black Box) der Patient vom Osteopathen befundet und dann den Dysfunktionen entsprechend be-handelt wird. Die Open-Box, in der die Vorgehensweise und die gefundenen Dysfunktionen dokumentiert werden, wird nach Auswertung der Ergebnisse in die Interpretation mit einbezogen. Studien mit dieser Art der RCT fi nden sich eher selten und überwiegend in europäischen Studien [14–19].

Zum besseren Verständnis dieses Artikels soll an dieser Stelle auf den Begriff „Ma-nipulation“ eingegangen werden. Der Begriff kann unterschiedlich verstanden werden, und es gibt zahlreiche Defi nition. Laut dem „Glossary of Osteopathic Terminology“ schließt der Begriff Mani-pulation alle OMT-Techniken ein, in denen manuell ausgeübte Kraft zum Ein-satz kommt [20]. Dazu gehören High- Velocity-Low-Amplitude-, Soft -Tissue- und Myofascial- Release-Techniken ebenso wie kraniale Manipulationen [21]. In vielen Veröff entlichungen fi ndet sich der Begriff „Mobilisation“, dem alle manuellen Techniken zugeordnet wer-den. Die einzelnen Mobilisationstech-niken werden dann in verschiedene Stufen eingeteilt, wobei Manipulation die Stufe mit der höchsten Kraft einwir-kung darstellt [21]. Ein anderer Versuch der Defi nition stammt von Evans und Lucas [22]. Sie definierten die Merkmale einer Manipulation wie folgt: • Es wird Kraft auf einen Empfänger

ausgeübt.

als der Goldstandard gelten [1], wurden auch nur solche Studien berücksichtigt. Des Weiteren wurden systematische Reviews und Metaana-lysen einbezogen, die in bereits gut untersuchten Bereichen einen objek-tiven Überblick bieten.Bei einer randomisierten, kontrollierten Studie („Randomized Controlled Trial“, RCT) werden die Teilnehmer zufällig einer Behandlungs- oder einer Kontroll-gruppe zugeteilt. Die Behandlungs-gruppe erhält die zu untersuchende Behandlung (z.B. Osteopathie), die Kon-trollgruppe entweder die in dem betreff enden Bereich als Standard geltende Behandlung (z.B. ein Schmerz-mittel) oder ein Placebo. Dabei ist den Patienten nicht bekannt, welchem Behandlungsarm sie zugeordnet wurden. Das Design der RCT wurde im Bereich der allopathischen Medizin entwickelt, um die Wirkung von Medikamenten zu belegen. Oft mals wird diskutiert, ob es sinnvoll ist, dieses Design auch auf die Forschung im manualtherapeutischen bzw. osteopathischen Bereich anzuwen-den [2] bzw. dieses Design dementspre-chend zu adaptieren [3]. Die Herausforderung bei der Durchfüh-rung einer RCT mit osteopathischer Behandlung ist es, ein geeignetes Placebo zu fi nden. In einer randomisierten Studie im Cross-over-Design zeigten Fulda et al. [4], dass Patienten unterschiedlich auf verschiedene angebotene Scheinbehand-lungen (High Velocity Low Amplitude Th rust [HVLA], Light Touch, Ultra-sound) reagierten. Somit kann bereits der Einsatz unterschiedlicher Scheinbehand-lungen das Studienergebnis beeinfl ussen. Die im Folgenden angeführten Studien verwendeten als Kontrolle neben Grup-pen ohne Behandlung auch Gruppen, die eine Scheinbehandlung erhielten.Weitere Unterschiede bei der Durch-führung von RCT liegen darin, welches Behandlungsdesign gewählt wird. Diese Designs können grob in drei Gruppen zusammengefasst werden: Technikstudien, Behandlungsstudien, Betreuungsstudien [2]:• In Technikstudien wird eine be-

stimmte Technik auf Ihre Wirkung hin untersucht. Diese Art der Studie

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• Die Kraft wirkt auf die artikuläre Ober-fl äche des betroff enen Gelenks ein.

• Die Kraft bewirkt eine Bewegung des Gelenks.

• Die Bewegung des Gelenks beinhaltet eine Dekoaptation der Gelenkfl äche.

• Im Gelenk kommt es zu einer Kavitation.

Sind alle diese Punkte erfüllt, handelt es sich um eine Manipulation.Genauer darauf einzugehen, welche De-fi nition nun tatsächlich in den jeweiligen Studien zur Anwendung kommt, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Der überwiegende Teil der Studie ver-wendet den Begriff Manipulation wie in der zweiten Defi nition angegeben.

Material und Methoden

Dieser Bericht fasst Ergebnisse aktu-eller Metaanalysen, systematischer Reviews und aller RCT, die nicht durch Metaanalysen bzw. systematische Reviews abgedeckt sind, im Bereich der klinischen Forschung zusammen.Gesucht wurde in der Online-Datenbank Pubmed. Dabei wurden Artikel in englischer und deutscher Sprache berücksichtigt. Folgende MeSH-Suchbe-griff e wurden benutzt: Musculoskeletal Manipulations; Manipulation, Osteopa-thic; Osteopathic Medicine in der Kombi-nation mit den Suchbegriff en Clinical Trial [Publication Type], Review [Publi-cation Type], Meta-Analysis [Publication Type], Randomized Controlled Trial [Publication Type]. Durchsucht wurde der Zeitraum von 1995 bis März 2012. Die Suchergebnisse wurde auf Relevanz geprüft und ausgewählt. Zusätzlich wurde die Liste der Literaturzitate der jeweils gefundenen Publikationen nach weiteren passenden Studien durch-sucht. Auf diesem Weg gefundene Publikationen wurden dem Bericht ebenfalls hinzugefügt. Es wurden nur publizierte RCT, systematische Reviews und Metaanalysen berücksichtigt.In der Darstellung der Ergebnisse wurden innerhalb der verschiedenen Unterkapitel zuerst Studien behandelt, die sich mit Osteopathie oder OMT beschäft igten. Studien, die die Wirksam-

keit von Teilaspekten (wie z.B. Manipu-lationen der Wirbelsäule) untersuchten, wurden anschließend behandelt.

Ergebnisse

Die Bandbreite an Störungen bzw. Erkrankungen, bei denen die Wirksam-keit der Osteopathie untersucht wurde, ist groß. Im März  2012 konnten 25  Be-schwerdebilder, die in Verbindung mit der Wirkung von Osteopathie untersucht wurden, gefunden werden: neun den Bewegungsapparat betreff ende Beschwer-debilder (muskuloskelettal), sechs neuro-logische und zehn viszerale Beschwerde-bilder. Zwei Metaanalysen, 14 aktuelle, relevante systematische Reviews und 30 (nicht in den angegebenen Reviews eingeschlossene) RCT wurden gefunden.

Muskuloskelettale

Störungen oder

Erkrankungen

Rückenschmerzen allgemein

Williams et al. [14] untersuchten den Eff ekt von osteopathischen Wirbelsäu-lenmanipulationen bei subakuten Rückenschmerzen. Durchgeführt wurde die randomisierte, kontrollierte Studie in einer osteopathischen Klinik an 201 Patienten. Die Patienten wurden in zwei Gruppen randomisiert. Die Be-handlungsgruppe erhielt drei oder vier Behandlungen im Abstand von ein bis zwei Wochen. Die Kontrollgruppe erhielt die Standardtherapie ohne zusätzliche Interventionen. Es zeigte sich bei der Behandlungsgruppe zu-nächst eine signifi kante Verbesserung der physischen Beschwerden und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in der Zeit direkt nach den Behandlun-gen. Nach sechs Monaten konnte jedoch nur mehr ein erhöhter Eff ekt auf die Lebensqualität beobachtet werden.Ernst und Canter [23] griff en in Form eines systematischen Reviews den Teilaspekt „Manipulationen an der

Wirbelsäule“ heraus, um deren Eff ekti-vität zu überprüfen. Es wurden 16 Pub-likationen in dieser Studie analysiert. Dabei wurden lediglich Hinweise gefunden, dass Manipulationen an der Wirbelsäule eff ektiver als Scheinbe-handlungen sind. Jedoch zeigte sich kein Unterschied im Vergleich zur Standard-therapie. Bronfort et al. [24] kritisieren jedoch die Durchführung der Studie, da keine Bewertung der Literatur nach den üblichen Standards stattgefunden habe. Somit habe diese Studie nicht die Aussagekraft , Manipulationen an der Wirbelsäule für ineff ektiv zu erklären.

Nackenschmerzen

Der Eff ekt von OMT auf akute Nacken-schmerzen von einer Dauer von weniger als drei Wochen untersuchten McRey-nolds und Sheridan [11] in einer RCT. 58 Patienten wurden in zwei Gruppen (Medikamentengruppe, OMT-Gruppe) randomisiert. Gemessen wurde eine Stunde vor und nach der Medikamen-tengabe bzw. OMT- Behandlung. Ob-wohl sich bei beiden Gruppen eine signifi kante Verminderung der Schmer-zintensität einstellte, war der Eff ekt in der OMT-Gruppe signifi kant größer. Kritik zu dieser Studie kommt von Coston [25]: Er kritisiert den Messzeit-punkt und gibt zu bedenken, dass eine Stunde nach Medikamentengabe die volle Wirkung der Medikamente noch nicht erreicht sei. Damit könne es bei einem späteren Messzeitpunkt zu anderen Ergebnissen kommen.Zweck einer RCT von Bronfort et al. [26] war es herauszufi nden, ob Manipulatio-nen an der Wirbelsäule eff ektiver sind als Medikamenteneinnahme oder ange-leitete Übungen für zu Hause bei der Behandlung von akuten bzw. subakuten Nackenschmerzen. An der Studie nah-men 272 Patienten teil, die in drei Gruppen (Manipulation, Medikamente und Übungen für zu Hause) randomi-siert wurden. Der Behandlungszeitraum betrug zwölf Monate, wobei die tatsäch-lichen Behandlungseinheiten individuell auf den jeweiligen Patienten angepasst wurden. Manipulationen und Übungen zeigten ähnliche Kurz- und Langzeiter-

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gebnisse, im Vergleich dazu schnitt die Gruppe, die Medikamente als Th erapie erhielt, schlechter ab.Nicht spezifi sche chronische Nacken-schmerzen und die Wirkung der Osteopathie waren Thema einer RCT von Schwerla et al. [17]. Dafür wurden 41 Patienten rekrutiert. Alle Patienten erhielten einmal pro Woche eine Scheinultraschallbehandlung. 24 Patienten bekamen zusätzlich jede zweite Woche (über einen Zeitraum von zehn Wochen) eine osteopathische Behandlung. Die Schmerzintensität verringerte sich bei der Osteopa-thiegruppe signifi kant. Auch Verbesse-rungen in der Lebensqualität konnten festgestellt werden.In einem systematischen Review versuchten Bronfort et al. [27] unter anderem, den Eff ekt von Manipulatio-nen an der Wirbelsäule zu bewerten. Sie fanden Hinweise, dass Manipulati-onen bei chronischen Nackenschmer-zen kurz- und langfristig einen ähnlichen Eff ekt wie rehabilitative Maßnahmen haben. Im selben Jahr publizierten Gross et al. [28] einen systematischen Review zum Th ema „Eff ekt von Manipulationen und Mobilisationen bei mechanischen Störungen/Erkrankungen im Nacken-bereich“. Eingeschlossen wurden 33  Studien. Dabei zeigte sich keine Überlegenheit von Manipulation und/oder Mobilisation im Vergleich zu Placebos, Kontrollgruppen oder ande-ren Behandlungen. Wurden jedoch Manipulations- bzw. Mobilisations-techniken mit Übungen kombiniert, ließen sich signifi kante Besserungen der Erkrankungen feststellen. Im sechs Jahre später publizierten systematischen Review beschäft igten sich Gross et al. [29] mit dem Eff ekt von Ma-nipulationen und Mobilisationen, unter anderem auf Schmerz, Funktion, Beweglichkeit, Patientenzufriedenheit und Lebensqualität bei Patienten mit Nackenschmerzen. Die eingebundenen Studien zeigten bei Manipulationen sowie bei Mobilisationen auf zervikaler Ebene mittelfristig positive Eff ekte bei den Para-metern Schmerz, Funktion und Patien-tenzufriedenheit. Auch bei chronischen

Nackenschmerzen geben die untersuch-ten Studien Hinweise, dass Manipulatio-nen auf thorakaler Ebene Schmerzen re-duzieren und die Funktionsfähigkeit erhöhen. Jedoch müsse man, so Gross und Coautoren [29], die wirkungsvollsten Techniken und die jeweilige Dosis durch weitere Studien noch bestimmen.

Schmerzen im unteren Rücken

Licciardone et al. [10] kombinierten einen systematischen Review mit einer Metaanalyse und analysierten sechs RCT, die die Eff ektivität von OMT bei Schmerzen im unteren Rücken unter-suchten. Dabei konnte ein signifi kanter Eff ekt von OMT bei der Reduktion von Schmerzen im unteren Rücken gegen-über der Placebogruppe (Scheinbe-handlungen) bzw. der Kontrollgruppe (ohne Behandlungen) aufgezeigt werden. Die signifi kante Schmerzreduk-tion wurde auch für kurz-, mittel- und langfristige Zeiträume festgestellt. Der systematische Review von Rubin-stein et al. [30] ist aktuelleren Datums, befasst sich jedoch nur mit Manipula-tionen bzw. Mobilisationen der Wirbelsäule im Zusammenhang mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken. Es wurde keine Metaanalyse der Daten vorgenommen. In die Studie wurden 26 RCT eingeschlos-sen. Es ergab sich nur ein kleiner, statistisch signifi kanter Kurzzeiteff ekt. Klinisch relevante Unterschiede zu anderen Interventionen in Bezug auf Schmerzreduktion und verbesserte Beweglichkeit zeigten sich nicht. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch Assenddelft et al. [31]. In ihrer Metaanalyse verarbeiteten die Autoren die Rohdaten von 39 RCT. Es ergaben sich keine signifi kanten Ergebnisse, dass Manipulationen an der Wirbelsäule bes-ser in der Behandlung von Schmerzen im unteren Rücken geeignet wären als andere Th erapieformen (hausärztliche Versorgung, Schmerzmittel, Physiothe-rapie, Übungen, Rückenschule). Zu demselben Ergebnis kommen auch Ferreira et al. [32] in ihrem systemati-schen Review von neun RCT.

Dem widerspricht teilweise der systema-tische Review derselben Autoren aus dem Jahr 2003 mit 34 klinischen Studien [33]. Hier untersuchten sie unspezifi sche Schmerzen im unteren Rücken von we-niger als drei Monaten Dauer und fan-den heraus, dass eine Th erapie mit Ma-nipulationen an der Wirbelsäule bessere Ergebnisse erzielten als Scheinbehand-lungen, Massagen, Ultraschallbehand-lungen bzw. keine Behandlung. Manipu-lationen erzeugten in den ersten vier Behandlungswochen eine ähnliche Wir-kung wie körperliche Übungen, Physio-therapie und Schmerzmedikation.Dieses Ergebnis unterstützt der systema-tische Review von Bronfort et al. [27] mit 69 eingeschlossenen RCT. Gefunden wurde ein moderater Beweis, dass Manipulationen bei akuten Schmerzen im unteren Rücken einen größeren Kurzzeiteff ekt bei der Schmerzlinde-rung hervorrufen als andere Th erapie-formen (Mobilisation, Hochfrequenz-Wärmetherapie). Bei chronischen Schmerzen im Bereich des unteren Rückens fand man einen eingeschränk-ten bis moderaten Beweis, dass Manipu-lationen bessere Kurzzeit- und Langzei-teff ekte erzielen als Physiotherapie oder körperliche Übungen für zu Hause.

Rückenschmerzen in der Schwangerschaft

Licciardone et al. [12] untersuchten Schwangere mit Rückenbeschwerden im letzten Trimenon der Schwangerschaft . Dafür wurden 144 Patientinnen in drei Gruppen (Standardbehandlung mit OMT, Standardbehandlung mit Schein-behandlung [Ultraschallbehandlung], nur Standardbehandlung) eingeteilt und diese miteinander verglichen. Sieben OMT-Behandlungen wurden im Ab-stand von ein bis zwei Wochen durch-geführt. Als Mess instrumente wurden der Roland-Morris-Disability-Fragebo-gen und eine Schmerzskala (von 1 bis 9) benutzt. In der OMT-Gruppe wurden – im Gegensatz zu den beiden anderen Gruppen – signifi kante Besserungen der Rückenschmerzen im Verlauf der Schwangerschaft festgestellt. In der Gruppe, die ausschließlich die Standard-

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14. Jahrg., Heft 2/2013, S. 27–32, Elsevier GmbH, www.elsevier.de/ostmed

behandlung erhielt, kam es hingegen zu Verschlechterungen. Somit kann OMT als sinnvolle Ergänzung der Standard-behandlung gesehen werden.

Haltungsasymmetrie bei Säuglingen

Die Wirkung der Osteopathie auf Haltungsasymmetrien bei Säuglingen im Alter von sechs bis zwölf Wochen untersuchten Philippi et al. [15]. In dieser RCT wurden 61 Säuglinge drei Gruppen zugeteilt (Osteopathiegruppe, Scheinbehandlungsgruppe und Kont-rollgruppe ohne Behandlung). Der Behandlungszeitraum betrug vier Wochen. Bewertet wurde die Haltung anhand videobasierter Messungen. Dabei ließ sich eine signifi kante Verbes-serung der Haltung innerhalb der Osteopathiegruppe feststellen (Abb. 1). Daraus lässt sich schließen, dass Osteo-pathie in den ersten Lebensmonaten Haltungsasymmetrien bei Säuglingen bessern kann.

Akute Verstauchungen des Sprunggelenks

Akute Verstauchungen des Sprungge-lenks und der Eff ekt von OMT waren die Untersuchungsziele der RCT von Eisen-hart et al. [7]. Dazu wurden 55 Patienten in zwei Gruppen randomisiert. Beide Gruppen erhielten die Standardbehand-lung, die Behandlungsgruppe erhielt zusätzlich eine einmalige OMT-Einheit. Die Analyse der Ergebnisse zeigte bei den Patienten der OMT-Gruppe eine signifi kante Besserungen der Schwellung und eine signifi kante Schmerzreduktion. Auch der Bewegungsradius war signifi -kant größer, und zwar noch bei der Follow-up-Messung. Damit zeigt sich, dass eine OMT-Behandlung bei akuten Sprunggelenkverstauchungen in Verbin-dung mit der Standardtherapie sichtbare Ergebnisse bringt.

Temporomandibuläre Störungen

Cuccia et al. [33] untersuchten in ihrer RCT den Eff ekt von OMT auf temporo-

mandibuläre Störungen bei Erwachsenen. Dazu teilten sie 25  Patienten in zwei Gruppen ein. Die Behandlungsgruppe erhielt sechs Monate lang OMT. Die Kontrollgruppe erhielt die Standardbe-handlung, die den Einsatz von Schienen, physikalische Th erapie sowie transkutane elektrische Nervenstimulation einschloss. Beiden Gruppen war es bei Bedarf gestattet, schmerzlindernde und entzün-dungshemmende Medikamente sowie Muskelrelaxanzien einzunehmen. Mess-instrumente wie die Visual Analogue Pain Scale (VAS), die die subjektive Schmer-zintensität misst, sowie der Temporoman-dibularindex wurden verwendet. Des Weiteren wurden die maximale Mundöff -nung (Abb. 2) und der seitliche Bewe-gungsradius des Kopfes gemessen. In beiden Gruppen wurden Verbesserungen in den angegebenen Parametern gefun-den. Bei der OMT-Gruppe senkte sich je-doch die Schmerzmedikamentenein-nahme signifi kant im Vergleich zur Kontrollgruppe. Das Ergebnis zeigt, dass Osteopathie eine alternative Behandlungs-möglichkeit zur Standardtherapie darstellt.

Fibromyalgie

In einer RCT von Gamber et al. (2002) wurde der Einfl uss von OMT auf Fibromyalgie untersucht. Es wurden 24 Patienten in die Studie eingeschlos-sen und in vier Gruppen randomisiert. Alle Gruppen erhielten die medikamen-

töse Standardtherapie. Die erste Gruppe erhielt OMT. Die zweite Gruppe erhielt zusätzlich zur OMT eine Schulung, um Triggerpunkte zu Hause selbst behan-deln zu können. Die dritte Gruppe bekam eine Behandlung mit Wärmekis-sen. Die vierte Gruppe diente als Kontrollgruppe und bekam nur die Standard therapie verabreicht. Der Be-obachtungszeitraum erstreckte sich über 23 Wochen, wobei die OMT-Behand-lung einmal wöchentlich stattfand. Sig-nifi kante Eff ekte zeigten sich bei beiden OMT-Gruppen bezüglich der Schmerz-wahrnehmung und der Aktivitäten des täglichen Lebens. OMT bietet in Verbin-dung mit der Standardmedikation bei Fibromyalgie die Möglichkeit, das Wohlbefi nden der Patienten zu steigern.

Vorschau

Im Bereich der muskuloskelettalen Störungen bzw. Erkrankungen fi n den sich hauptsächlich Studien zum Th ema Rückenschmerzen. Interessante Ergeb-nisse zeigen sich aber auch auf anderen Gebieten, wie z.B. bei Haltungs-asymmetrien bei Säuglingen oder bei temporomandibulären Störungen. Es sind jedoch weitere Studien notwendig, um die positive Wirkung der Osteopa-thie weiter zu untermauern. Der zweite Teil des Artikels im folgenden Heft wird sich den neuronalen und den organischen

Abb. 1: Ergebnisse vor und nach der Intervention in der Osteopathie- und der Kontroll-gruppe. (Aus [15])

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Korrespondenzadresse:

Mag. Ariane RauchKarl-Bekehrty-Str. 91140 WienÖsterreich

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Störungen und Erkrankungen widmen. Auch hier hat die osteopathische Forschung einige randomisierte kontrol-lierte Studien aufzuweisen.Der Artikel entstand im Auft rag der Österreichischen Gesellschaft für Osteo-pathie und mit freundlicher Unterstüt-zung der Wiener Schule für Osteopathie.

DAOM

Master- undPostgraduierte Kurse 2013

Still- und „Exaggeration of the Lesion“-Techniken in der klinischen Anwendung

Christian Fossum D.O. (N)20. – 23. Juni 2013Selten gelehrten Techniken von Still und Techniken unter Überhöhung (Exaggeration) der Läsion mit Fokus auf der täglichen Praxis. Biomechanische und posturale Konzepte. Physiologische, neurologische, respiratorische, zirkulatorische, metaboli-sche und Verhaltens-Gesichtspunkte.

Connective Tissue Continuity in Diagnosis and Treatment

Anthony Chila D.O. F.A.A.O. (USA)03. – 06. Oktober 2013Ligamentous / Membranous Articular Strain (LAS, MAS): eine Erfahrung von Anheftung und Kontinuität des Bindegewebes als Basis für Diagnose und Behandlung. Störungsmuster in Regionen der oberen und unteren Körperhälfte. Weiterentwicklung des Gedankenguts von Still und Sutherland.

Das Gehirn in der Osteopathie

René Zweedijk D.O., B.Sc., DPO (NL)17. – 19. Oktober 2013Mehr Informationen bitte erfragen.

Osteopathie im Bereich der Gefäße

Dr. med. Roger Seider D.O.12. – 15. Dezember 2013Betrachtung der Gefäße als myofasziale Strukturen. Vergleichende Palpation von Arterien und Venen. Mögliche Gefäßbeteiligungen bei Problemen des Körpers. Behandlungskonzepte für Venenleiden wie Varikose ebenso wie für arterielle Durchblutungsprobleme.

Osteopathie im Säuglings- und Kindesalter

2-jährige postgraduierte Ausbildung des ZKO Zentrum für Kinderosteopathie, zertifi-ziert und anerkannt durch VOD und DGKO.Kurs 1: 11.–13.04.2014Kurs 2: 29.–31.08.2014Kurs 3: 28.–30.11.2014

Alle Kurse finden in Münster statt.Bitte fordern Sie weitere Informationen an.

Deutsche Akademiefür Osteopathische Medizin e. V.

Sentruper Str. 161 · 48149 MünsterFon 0251.49093194 · Fax 0251.49093193www.daom.de · E-Mail: [email protected]

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