4
_____ Flugzeugräder müssen viel aus- halten. Eine regelmäßige Wartung ist daher ein Muss. Diese fällt in den Auf- gabenbereich von Lufthansa Technik. Das Unternehmen ist einer der führen- den, herstellerunabhängigen Anbieter für Wartungs-, Reparatur- und Über- holungsservices sowie Modifikationen in der zivilen Luftfahrtindustrie. Mit den sechs Geschäftsfeldern Wartung, Überholung, Geräteversorgung, Trieb- werke, Fahrwerke und VIP Services bie- tet Lufthansa Technik einen Komplett- Service an flugzeugtechnischen Dienst- leistungen. Für Checks von Flugzeugen unterhält das Unternehmen an mehr als 60 Flug- häfen in Deutschland und weltweit War- tungsstationen. Wartungsdrehkreuz ist der Flughafen Frankfurt. 4 000 Mitarbei- ter arbeiten hier an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr, um Flugzeuge von Lufthansa und vielen anderen Flugge- sellschaften instand zu halten. Der Bereich Komponenten-Instandset- zung nimmt dabei in festgelegten Abständen auch die Räder der Verkehrs- maschinen genau unter die Lupe. Die einzelnen Teile eines Rades durchlaufen dabei unterschiedliche Prüfstationen, wie beispielsweise visuelle Kontrollen oder Riss- beziehungsweise Dichtheits- prüfungen. Bevor es so weit ist, steht jedoch eine Reinigung an. Dafür werden die zu einem Rad gehörenden Kompo- nenten wie Lager, Bolzen, Muttern, Reinigung von Flugzeugbauteilen Kohlenwasserstoff gegen fetten Schmutz Für die Reinigung von Radkomponenten vor der Wartung investierte Lufthansa Technik in Frankfurt in neue Kohlenwasserstoffanlagen. Herausforderungen dabei waren der enorme Eintrag von hochviskosen Fetten und Carbonstaub, ein hoher Durchsatz und Automatisierungsgrad sowie die Verwendung des bisherigen Reinigungsmediums. Die neue Reinigungslösung besteht aus zwei identischen Anlagen, die über ein gemeinsames Transport- system verfügen. 46 JOT 2.2012 reinigen & vorbehandeln

Kohlenwasserstoff gegen fetten Schmutz

  • Upload
    doanthu

  • View
    216

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Kohlenwasserstoff gegen fetten Schmutz

_____ Flugzeugräder müssen viel aus-halten. Eine regelmäßige Wartung ist daher ein Muss. Diese fällt in den Auf-gabenbereich von Lufthansa Technik. Das Unternehmen ist einer der führen-den, herstellerunabhängigen Anbieter für Wartungs-, Reparatur- und Über-holungs services sowie Modifikationen in der zivilen Luftfahrtindustrie. Mit den sechs Geschäftsfeldern Wartung, Überholung, Geräteversorgung, Trieb-werke, Fahrwerke und VIP Services bie-

tet Lufthansa Technik einen Komplett-Service an flugzeugtechnischen Dienst-leistungen.

Für Checks von Flugzeugen unterhält das Unternehmen an mehr als 60 Flug-häfen in Deutschland und weltweit War-tungsstationen. Wartungsdrehkreuz ist der Flughafen Frankfurt. 4 000 Mitarbei-ter arbeiten hier an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr, um Flugzeuge von Lufthansa und vielen anderen Flugge-sellschaften instand zu halten.

Der Bereich Komponenten-Instandset-zung nimmt dabei in festgelegten Abständen auch die Räder der Verkehrs-maschinen genau unter die Lupe. Die einzelnen Teile eines Rades durchlaufen dabei unterschiedliche Prüfstationen, wie beispielsweise visuelle Kontrollen oder Riss- beziehungsweise Dichtheits-prüfungen. Bevor es so weit ist, steht jedoch eine Reinigung an. Dafür werden die zu einem Rad gehörenden Kompo-nenten wie Lager, Bolzen, Muttern,

Reinigung von Flugzeugbauteilen

Kohlenwasserstoff gegen fetten SchmutzFür die Reinigung von Radkomponenten vor der Wartung investierte Lufthansa Technik in Frankfurt in neue Kohlenwasserstoffanlagen. Herausforderungen dabei waren der enorme Eintrag von hochviskosen Fetten und Carbonstaub, ein hoher Durchsatz und Automatisierungsgrad sowie die Verwendung des bisherigen Reinigungsmediums.

Die neue Reinigungslösung besteht aus zwei identischen Anlagen, die über ein gemeinsames Transport-system verfügen.

46 � JOT 2.2012

reinigen & vorbehandeln

Page 2: Kohlenwasserstoff gegen fetten Schmutz

Unterlegscheiben und andere Anbautei-le nach der Demontage als so genanntes Kit in einem Reinigungskorb zusammen-gefasst.

„Die Teile sind stark mit Anti-Seize-Compounds, kurz Bolzenfett, sowie Lagerfett und Carbonstaub verunrei-nigt“, so Matthias Merkel, Betriebsmit-tel-Ingenieur bei der Lufthansa Technik in Frankfurt. „Damit sie überhaupt prüf-bar sind, muss dieser Schmutz komplett entfernt werden. Dabei ist unsere rund 20 Jahre alte Anlage zunehmend an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gesto-ßen, so dass wir in eine neue Reini-gungslösung für die Räderwerkstatt investiert haben.“

Sicherheit durch zwei identisch ausgestattete Anlagen Bereits zu Beginn der Investitionsüber-legungen stand fest, dass es zwei Anla-gen sein sollen. „Diese Lösung bietet uns eine hohe Sicherheit. Wir können einerseits auch dann weiterproduzie-ren, wenn eine Anlage einmal ausfallen sollte. Andererseits verfügen wir über die erforderlichen Kapazitätsreserven für weiteres Wachstum“, begründet Mat-thias Merkel die Entscheidung. Zu den wesentlichen Vorgaben zählte darüber hinaus die Weiterverwendung des für die Reinigung der Radkomponenten zugelassenen Lösemittels, ein halogen-freier Kohlenwasserstoff.

Außerdem standen im Lastenheft ein hoher Automatisierungsgrad zur Entlas-tung der Mitarbeiter und eine gewisse Ultraschallleistung, um die zuverlässige Abreinigung des Carbonstaubs zu gewährleisten. Ein weiterer Punkt war eine leistungsfähige Lösemittelaufberei-tung, da pro Schicht rund zehn Kilo-gramm der zähflüssigen Fette in das Reinigungssystem eingetragen werden.

Mit diesen Vorgaben wandte sich die Lufthansa Technik an mehrere Anlagen-hersteller, darunter auch an die Karl Roll GmbH. „Wir haben bei allen Anbietern Probereinigungen in Technikumsanla-gen durchgeführt und vergleichbare

Ergebnisse erzielt. Dass wir uns für die Lösung von Roll entschieden haben, lag an deren technischem Konzept und dem überzeugenden Preis-/Leistungsverhält-nis. Ein kleiner Bonuspunkt waren sicher auch die guten Erfahrungen bei Lufthansa Technik in Hamburg mit einer

ähnlichen Anlage von Roll“, erklärt der Betriebsmittel-Ingenieur.

Beschleunigte Reinigung mit UltraschallDas von Roll konzipierte Reinigungssys-tem besteht aus zwei identisch ausge-

Vor und nach dem Reinigungsprozess werden die Körbe automatisch ge- beziehungs-weise entstapelt

Beide Anlagen werden zentral über ein Bedienfeld gesteuert. Nach dem Aufsetzen der Reinigungskörbe läuft der gesamte Prozess vollautomatisch ab.

reinigen & vorbehandeln

JOT 2.2012 47

Page 3: Kohlenwasserstoff gegen fetten Schmutz

statteten Einkammer-Flutanlagen des Typs RCTS. Die Anlagen sind für alle gängigen halogenfreien Kohlenwasser-stoffe und modifizierten Alkohole ausge-legt und wurden jeweils mit zwei Löse-mitteltanks für die Vor- und Feinreini-gung ausgestattet. Im Rahmen des Auf-trags von Lufthansa Technik lieferte Roll die 5 000ste Reinigungsanlage in der Firmengeschichte aus.

Da Maschinen in der Räderwerkstatt der Lufthansa Technik traditionell

Namen erhalten, tauften die Mitarbeiter sie Apollo und Zeus. Um das geforderte Reinigungsergebnis in einer möglichst kurzen Taktzeit zu erzielen, verfügen die Zwillinge zur Reinigungsunterstüt-zung über Ultraschalleinrichtungen. Diese haben eine Effektivleistung von 20 Watt pro Liter Badvolumen, die regel-bar ist. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ultraschallsystemen setzt Roll dabei auf Einzelschwinger. Diese sind in der Arbeitskammer zielgerichtet auf die zu

reinigenden Teile angeordnet, wodurch eine optimale Ultraschalleinwirkung gegeben ist.

Vorteil des Einzelelement-Konzepts ist außerdem, dass bei Ausfall eines Schwingerelements nur ein geringer Teil der Ultraschall-Leistung verloren geht und die Anlage in den meisten Fällen ohne Einschränkung weiter betrieben werden kann. Darüber hinaus ist eine Druckumflut-Einrichtung integriert, die kontinuierlich Lösemittel aus der Arbeitskammer abpumpt und es mit einem Druck von circa sieben bar unter Badniveau wieder zuführt. „Insbesonde-re der Carbonstaub ist schwierig abzu-reinigen. Mit Apollo und Zeus erzielen wir trotz des hohen Schmutzeintrags ein gutes Reinigungsergebnis, das die Prüfbarkeit der Teile gewährleistet“, so Matthias Merkel.

Der Anlagenbetrieb erfolgt unter Voll-vakuum, was einen Ex-Schutz überflüs-sig macht. Eine automatische Dichtheits-prüfung der Arbeitskammertür vor jedem Arbeitszyklus sowie die redun-dante Abfrage aller sicherheitsrelevan-ten Temperaturen und Drücke tragen ebenfalls zum sicheren Betrieb bei.

Vollautomatisches Handling der KörbeDie Beschickung von Apollo und Zeus erfolgt durch eine gemeinsame Rollen-bahn. Nachdem der Mitarbeiter die 670 x 480 x 150 mm (L x B x H) großen Rei-nigungskörbe mit den Kits auf die Bahn gesetzt hat, fahren diese zu einer Stapel-station, in der automatisch zwei Körbe aufeinandergesetzt werden.

Anschließend wird die Charge eben-falls automatisch zu der Anlage trans-portiert, die gerade Kapazität frei hat oder einen laufenden Reinigungsprozess als erste beendet. Dabei kann die Strecke zwischen Apollo und Zeus als Puffer genutzt werden. In der Arbeitskammer wird der obere Korb automatisch verde-ckelt. Nach der Reinigung durchlaufen die Chargen eine Entstapeleinrichtung. Anschließend werden die Kits manuell

Auf dem Dach der kleinen Halle sind die Vakuumpumpen und Rückkühlgeräte für das Kühlwasser platziert. Die Abluft kann direkt durch das Dach der großen Halle nach außen abgeführt werden.

Die zusätzliche Bypass-Destille an der Wand rechts hinten ermöglicht den kontinuierlichen Austrag der hoch-viskosen Fette

reinigen & vorbehandeln

48 � JOT 2.2012

DO

I: 10

.136

5/s3

5144

-012

-027

2-1

Page 4: Kohlenwasserstoff gegen fetten Schmutz

in Plastikbehälter umgepackt und zu den jeweiligen Prüfstationen transpor-tiert.

Um die großen Mengen an Lager- und Bolzenfetten zuverlässig vom Lösemittel abzuscheiden, verfügt das Reinigungs-system neben den serienmäßigen Vaku-umdestillen über eine externe Bypass-Destille. Dieser zweite Destillations-kreislauf ermöglicht einen kontinuierli-chen Fettaustrag: Aus dem Sumpf der „Standard“-Destille von Apollo und Zeus wird permanent Fett-Lösemittelgemisch in die Bypass-Destille gesaugt, unter Vakuum aufkonzentriert und das abge-schiedene Fett automatisch ausgetragen.

Dabei macht die sehr hohe Viskosität der Fette eine separate Heizung im Aus-lauf erforderlich. Das aufbereitete Löse-mittel wird den Anlagen je nach Bedarf automatisch zugeführt. Dies erfolgt über eine Niveauregelung. Lösemittelverluste werden durch eine automatische Nach-fülleinrichtung ausgeglichen. Sie entste-hen, weil mit den ausdestillierten Fetten auch eine minimale Menge des Reini-gers ausgetragen wird.

Alle Filter der Anlagen sind als Dop-pelfilter ausgeführt und können im lau-fenden Betrieb gewechselt werden. Dies gewährleistet in Verbindung mit der Bypass-Destille den unterbrechungsfrei-

en und wirtschaftlichen Betrieb, was Matthias Merkel bestätigt: „Durch die neuen Anlagen ergeben sich Einsparun-gen beim Lösemittelverbrauch von 80 bis 90 Prozent. Außerdem bewältigen wir mit dem gleichen Personaleinsatz wie vorher einen deutlich höheren Durchsatz, und das ohne die Mitarbeiter mehr zu belasten.“ Doris Schulz

Kontakt: Karl Roll GmbH & Co. KG,

Mühlacker-Enzberg, Tel. 07041 8020, [email protected], www.karl-roll.de

G. & S. PHILIPP Chemische ProdukteAm Weiher 6 - 8, D-86943 Thaining,Tel. +49(0)8194-93109-80, Fax +49(0)8194-8461 E-Mail: [email protected] www.GuSChem.de

Biofouling in Ihrer Anlage? Nicht mit uns!

Wird Ihre Produktion gestört, durch Fäulnisgerüche, Schleim oder Algen in den Tanks, verschleimen und dadurch verblocken der Feststofffilter, erhöhte Stickstoff- oder Schwefelgehalte im Abwasser?

Ist Ihr Ziel, die Wasserqualität zu verbessern, Standzeiten der Anlagen zu verlängern,

dadurch Wartungskosten und Wasserverbrauch zu senken?

Sie brauchen ein Mittel, das Ihnen zuverlässig dabei hilft, trotz geringem Verbrauch wirkt,

Ihre Produktion nicht weiter beeinflusst und dabei biologisch abbaubar ist?

Wir haben die Antwort,mit unserem bewährten G. & S. – WS und – WAlösen wir Ihnen kostengünstig und wirtschaftlich diese Probleme.

reinigen & vorbehandeln

JOT 2.2012 49