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t08 An der Hand der Krafft'schen Arbeiten: ,Ueber das Verhalten der fettsauren Alkalien und Seifen in Oegenwart yon Wasser * usw. beabsichtigt der Ver|asser dem Techniker zu zeigen, wie sich aus den rein wissenschafltichen Resultaten wichtige Leits~tze fiir die Praxts ableiten lassen. Nach den Krafft'schen Versuchen |~llt das Maximum der Seifenwirkung mit dem Optimum der Quellung zusammen und diese ist abh,~lngig yon dem $chmelzpunkt der Fetts~uren. Der Prozentgehalt an niedrig- bezw. hochschmelzenden Fett.~uren in der Seife beeinilndt also ganz wesent- Itch die Wirkung dieser in der K~lte oder in der W~irme. Dureh die Erkenntnis dieser Verh~iltnisse ist, unter Beriicksichtigung der in tier Praxis maf~- gebenden (iriinde in der Verwendung, dem Fabrikanten ein wiehtiges Hilfsmittel geboten, seinen Fabrikaten die h0chste Seifenwirkung unter giinstigsten Be- dingungen flit jeden Fall zu siehern. Aehnlieh lassen sich dutch das Studium des Quellungsverm~gens yon SeifenlOsungen bet Sodazusatz bet Gegenwart yon dissoziierbaren Ammonsalzen o~ler freiem Ammoniak ttir die Technik wiehtige Fingerzeige gewinnen. Unter diesen (3esiehtspunkten gibt Verfasser einige praktische Beispiele, unter denen sich auch das modemste Problem der Seifenfabrikation befindet, die Kupplung des Reinignngsprozesses mit dem BleichprozeB. Werner. Gotdsehmidt, F., Kollotdehemie in der Befrlebspraxis. (Seilensieder-Ztg. 36, 1125, 1909.) Die erst dutch die Einffihrung der Kolioidchemie erm6glichte klare Anffasstmg der physikalisch-chemi- schen Grundla[[en der Seifenbildung wird es dem Che'~iker, naeh Ansicht des Verlassers, erm6gliehen, dem Prakliker ntitzlieh zur Seite zu stehen und den Bereicn seiner T~itigkeit iiber die rein analytischen Aufgaben hinaus zu etweitern. Verfasser zeigt an einigen praktisehen Beispielen wie auf Orund der Kenntnis vor allem der Merklen'schen Arbeiten es dem Chemiker mSglich ist, Erscheintmgen ohne weiteres zu erklilren, denen derTechniker ratios gegenilberstehen wfirde, z. B. den Erscheinungen bet der ktinstlichen Seifenkiihhmg, der Marmorieruug der Seifen usw. Verfasset erhoflt hierdurch eine Annahemng zwischen Techniker und Chemiker, deren Verh~ittnis bisher f, fl zu wii.oschen fibrig l i e B . Werner Biicherbesprechungen. Die experimentelle Orund!egung der Ato- mistik. Em Bericht yon W. Mecklenburg. (Jena 1910, G. Fischer. 1V u. 143Seiten.) Den Lesern der Koll.-Zeitschr. sind die iiberaus interessanten trod wichtigen Resultate der theoretischen und experimentellenUntersuchungen,die sieh bcsonders an die Namen A. Einstein, M. v Smoluchowski, The $vedberg und J. Perrin knfiplen, vielfach be- kannt, tells dutch die in der Zeitschrifr abgedruckten Originalabhandlungen, tells durch Referaie und Zitate. Das vorhegende 13uch hat sich die Auf~abc gestellt, die wichtigsten dieser Ergebnisse in zusammenfasse,der Weise darzustellen, unter Vetzicht auf kompllzi.~.'~ere mathemztisehe Abtcitnn~en und experimentelle Dclaits. Die Schrift stellt cinch erwetterten und abgerundeten Sonderabdruck ether Artikelserie dar, welche in der [tir weitere naturwissen.~chaf|liche Kreise bestimmten ,,Naturwissetlschaitlichen Woclte~mctlrift'* in den Jahren 1909/10 etschien. Der Berichterstatter hat das Bfichletn mit gmBem Oenufl und vielfachem Nutz~n gelesen und m6chte es angelegenttichst empfehlen. Es ist tatsachlich ein grol~es Bediirfnis zun~ichst unter den Chemikem vor- handen, diese geistreichen und in ihren Folgen noeh gar nicht abzusch,'ttzenden Gedankeng~lnge in extra- hierter Form kennen zu leruen, schon um sie so gegen- wartig zu haben, dab man unwillkUflich z. B, jede alt- ~ emeine,, quantitative kolloidchemische Erfahrung araufhit~ priift, ob und in welcher Weise sie sich mit diesen durchgreifenden theoretischen Anschammgen vereinbaren laBt. Indessen hat auch jeder andere Naturforscher, und zumal jeder mit etwas philosophi- schen lnteressen Begabte,, allen Grund, diese aUge- meinsten Fragen fiber die GesetzmAf3igkeiten disperser Systeme kennen zu lemen. Handelt es sich hier doeh um zwei der ~iltesten und am hAufigsten diskutierten Probleme der exakten Naturwissenschaft, einerseits um die Frage der gvandsatzlichen Diskontinuitat aller Materie, und andererseits um die Frage, ob die theo- retische Verkniipfung der Diskontinu.itiit mit den Wirkungen kinetischer Energie zu Folgerungeu fiihrt, weiche der experimentellen Wirklichkeit ent- sprechen. Es set gestattet, einige Bemerkungen zu knfipfen an das im Titel des Buches gebrauchte Weft ,Atomistik', das das Gebiet der eben gekennzeichneten Fragen charakterisieren soil. Trotz der groBen Wandlungen, die der ,Atom "- Begriff im Laufe der Zeit erlitten hat (siehe z. B. die interessante Darstellung in A. Lunge, Gesch. des Materialismus, Reklame-Ausgabe 2, 235ff.), wird die Bezeichnung ,Atom ~ heute wohl yon der Mehrzahl der Forscher flir einen chemisehen Be- ~riff benutzt resp. reserviert. Man kann auch sagen, dab das ,,Alom" das ,Integral" der chemischen Diskontinuitat darstellt, Nun ist indessen die chemische Diskontinuit~t ein Spezialfall der allgemein postu- Iierten Diskontinuit~t der Materie, nnd im spezieilen sind gerade die Erscheinungen dieser l)iskontinuil~it diejenigen, deren Verkniipfnng mit k i n e t i sc h e n Vor- stellungen z.Z. die wenigsten unbestre~tbaren Resultate ~ ezeitigt hat cz. B, die kinetischen Ableitungsversuch¢ es periodischen Gesetzes, die Heranziehung yon Atom- schwingungen verschiedener Art und Starke zur Auf- kl~nmg konstitutionschemischer Fragen usw.L Die Anwendung des Wortes .Atomistik" im Titel des vor- liegendcn Buches k6nnte also die T~iuschung bewirken, als wenn man yon einer .experimentellen (3rundlegung" der kinetischen Chemie bereits sprechen konnte, was heute zum mindesten eine urge Llebertreibung ist. Der Berichterstatter ist selbswerst~tndlieh der Meintmg, daft der Verfasser keineswegs letztere Auf- fassung durch den Rcw~hllen Tile| hat kennzeichnen wolien, wean schon .Atom" und ~Molektil" in dem votiiegenden Buche ohne schar|e Trennung gebraucht werden. Andererseits ist ibm aber bekannt, dab Jmmentlich yon solehcn Forschem, die den Oedanken- gAngen recht femstehen, welche zu der experimenteilen Begr~indung der .kinetischen Dispersoidphysih ~ (win man das Gebiet vie|leicht besser kerlnzeichnen k6nnte) geftii~rt haben, sehr htiufig die experimentelle Begrth~dung der I.ehre yon der diskontinuierlichen und dispersen Beschaffenheit der chemischen Encrgie ats .erwieser:" verktindet wird. Dies ist eine grebe Selbsttauschung, tler man nicht Vorschub leisten sollte. Die Ableitung der Svedberg'sche'n Gesetze auf .%ite 79 ist dem Bericittc~stalter nicht vSllig klar et- schiene~L

Kolloidchemie in der Betriebspraxis

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t08

An der Hand der Krafft 'schen Arbeiten: ,Ueber das Verhalten der fettsauren Alkalien und Seifen in Oegenwart yon Wasser * usw. beabsichtigt der Ver|asser dem Techniker zu zeigen, wie sich aus den rein wissenschafltichen Resultaten wichtige Leits~tze fiir die Praxts ableiten lassen. Nach den Krafft 'schen Versuchen |~llt das Maximum der Seifenwirkung mit dem Optimum der Quellung zusammen und diese ist abh,~lngig yon dem $chmelzpunkt der Fetts~uren. Der Prozentgehalt an niedrig- bezw. hochschmelzenden Fett.~uren in der Seife beeinilndt also ganz wesent- Itch die Wirkung dieser in der K~lte oder in der W~irme. Dureh die Erkenntnis dieser Verh~iltnisse ist, unter Beriicksichtigung der in tier Praxis maf~- gebenden (iriinde in der Verwendung, dem Fabrikanten ein wiehtiges Hilfsmittel geboten, seinen Fabrikaten die h0chste Seifenwirkung unter giinstigsten Be- dingungen flit jeden Fall zu siehern. Aehnlieh lassen sich dutch das Studium des Quellungsverm~gens yon SeifenlOsungen bet Sodazusatz bet Gegenwart yon dissoziierbaren Ammonsalzen o~ler freiem Ammoniak ttir die Technik wiehtige Fingerzeige gewinnen.

Unter diesen (3esiehtspunkten gibt Verfasser einige praktische Beispiele, unter denen sich auch das modemste Problem der Seifenfabrikation befindet, die Kupplung des Reinignngsprozesses mit dem BleichprozeB.

Werner. G o t d s e h m i d t , F., Kollotdehemie in der

Befrlebspraxis. (Seilensieder-Ztg. 36, 1125, 1909.) Die erst dutch die Einffihrung der Kolioidchemie

erm6glichte klare Anffasstmg der physikalisch-chemi- schen Grundla[[en der Seifenbildung wird es dem Che'~iker, naeh Ansicht des Verlassers, erm6gliehen, dem Prakliker ntitzlieh zur Seite zu stehen und den Bereicn seiner T~itigkeit iiber die rein analytischen Aufgaben hinaus zu etweitern. Verfasser zeigt an einigen praktisehen Beispielen wie auf Orund der Kenntnis vor allem der Merklen ' schen Arbeiten es dem Chemiker mSglich ist, Erscheintmgen ohne weiteres zu erklilren, denen derTechniker ratios gegenilberstehen wfirde, z. B. den Erscheinungen bet der ktinstlichen Seifenkiihhmg, der Marmorieruug der Seifen usw.

Verfasset erhoflt hierdurch eine Annahemng zwischen Techniker und Chemiker, deren Verh~ittnis bisher f, fl zu wii.oschen fibrig l i e B . Werner

Biicherbesprechungen. Die experimentelle Orund!egung der Ato-

mistik. Em Bericht yon W. Meck lenbu rg . (Jena 1910, G. Fischer . 1V u. 143Seiten.)

Den Lesern der Koll.-Zeitschr. sind die iiberaus interessanten trod wichtigen Resultate der theoretischen und experimentellen Untersuchungen, die sieh bcsonders an die Namen A. E i n s t e i n , M. v S m o l u c h o w s k i , The $ v e d b e r g und J. Pe r r i n knfiplen, vielfach be- kannt, tells dutch die in der Zeitschrifr abgedruckten Originalabhandlungen, tells durch Referaie und Zitate. Das vorhegende 13uch hat sich die Auf~abc gestellt, die wichtigsten dieser Ergebnisse in zusammenfasse,der Weise darzustellen, unter Vetzicht auf kompllzi.~.'~ere mathemztisehe Abtcitnn~en und experimentelle Dclaits. Die Schrift stellt cinch erwetterten und abgerundeten Sonderabdruck ether Artikelserie dar, welche in der [tir weitere naturwissen.~chaf|liche Kreise bestimmten ,,Naturwissetlschaitlichen Woclte~mctlrift'* in den Jahren 1909/10 etschien.

Der Berichterstatter hat das Bfichletn mit gmBem Oenufl und vielfachem Nutz~n gelesen und m6chte es angelegenttichst empfehlen. Es ist tatsachlich ein grol~es Bediirfnis zun~ichst unter den Chemikem vor- handen, diese geistreichen und in ihren Folgen noeh gar nicht abzusch,'ttzenden Gedankeng~lnge in extra- hierter Form kennen zu leruen, schon um sie so gegen- wartig zu haben, dab man unwillkUflich z. B, jede alt-

~ emeine,, quantitative kolloidchemische Erfahrung araufhit~ priift, ob und in welcher Weise sie sich mit

diesen durchgreifenden theoretischen Anschammgen vereinbaren laBt. Indessen hat auch jeder andere Naturforscher, und zumal jeder mit etwas philosophi- schen lnteressen Begabte,, allen Grund, diese aUge- meinsten Fragen fiber die GesetzmAf3igkeiten disperser Systeme kennen zu lemen. Handelt es sich hier doeh um zwei der ~iltesten und am hAufigsten diskutierten Probleme der exakten Naturwissenschaft, einerseits um die Frage der gvandsatzlichen D i s k o n t i n u i t a t aller Materie, und andererseits um die Frage, ob die theo- retische Verkniipfung der Diskontinu.itiit mit den Wirkungen k i n e t i s c h e r E n e r g i e zu Folgerungeu fiihrt, weiche der experimentellen Wirklichkeit ent- sprechen.

Es set gestattet, einige Bemerkungen zu knfipfen an das im Titel des Buches gebrauchte Weft ,Atomistik', das das Gebiet der eben gekennzeichneten Fragen charakterisieren soil. Trotz der groBen Wandlungen, die der ,Atom "- Begriff im Laufe der Zeit erlitten hat (siehe z. B. die interessante Darstellung in A. Lunge, Gesch. des Materialismus, Reklame-Ausgabe 2, 235ff.), wird die Bezeichnung ,Atom ~ heute wohl yon der Mehrzahl der Forscher flir einen c h e m i s e h e n Be- ~riff benutzt resp. reserviert. Man kann auch sagen, dab das ,,Alom" das ,Integral" der c h e m i s c h e n Diskontinuitat darstellt, Nun ist indessen die chemische Diskontinuit~t ein Spezialfall der allgemein postu- Iierten Diskontinuit~t der Materie, nnd im spezieilen sind gerade die Erscheinungen d iese r l)iskontinuil~it diejenigen, deren Verkniipfnng mit k i n e t i sc h e n Vor- stellungen z.Z. die wenigsten unbestre~tbaren Resultate

~ ezeitigt hat cz. B, die kinetischen Ableitungsversuch¢ es periodischen Gesetzes, die Heranziehung yon Atom-

schwingungen verschiedener Art und Starke zur Auf- kl~nmg konstitutionschemischer Fragen usw.L Die Anwendung des Wortes .Atomistik" im Titel des vor- liegendcn Buches k6nnte also die T~iuschung bewirken, als wenn man yon einer .experimentellen (3rundlegung" der kinetischen C h e m i e bereits sprechen konnte, was heute zum mindesten eine urge Llebertreibung ist. Der Berichterstatter ist selbswerst~tndlieh der Meintmg, daft der Verfasser keineswegs letztere Auf- fassung durch den Rcw~hllen Tile| hat kennzeichnen wolien, wean schon .Atom" und ~Molektil" in dem votiiegenden Buche ohne schar|e Trennung gebraucht werden. Andererseits ist ibm aber bekannt, dab Jmmentlich yon solehcn Forschem, die den Oedanken- gAngen recht femstehen, welche zu der experimenteilen Begr~indung der . k i n e t i s c h e n D i s p e r s o i d p h y s i h ~ (win man das Gebiet vie|leicht besser kerlnzeichnen k6nnte) geftii~rt haben, sehr htiufig die experimentelle Begrth~dung der I.ehre yon der diskontinuierlichen und dispersen Beschaffenheit der c h e m i s c h e n Encrgie ats .erwieser:" verktindet wird. Dies ist eine grebe Selbsttauschung, tler man nicht Vorschub leisten sollte.

Die Ableitung der Svedberg ' sche 'n Gesetze auf .%ite 79 ist dem Bericittc~stalter nicht vSllig klar et- schiene~L