Kommunale Energiekonzepte - Nachhaltiges Leitbild für die Energiewende oder ineffizientes Kleinklein?

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Auch in den Bundesländern und Kommunen hat man sich mittlerweile der Energiewende im Rahmen dezentraler kommunaler Energiekonzepte angenommen. Doch wie sinnvoll sind diese Unterfangen aus der Perspektive der Bürger wirklich?

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    Steffen Hentrich

    Kommunale Energiekonzepte Nachhaltiges Leitbild fr die Energiewende oder ineffizientes Kleinklein?

    Der Ausbau regenerativer Energietrger wird nicht nur von der Bundesregierung als prioritre nationale Herausforderung gesehen. Auch in den Bundeslndern und Kommunen hat man sich der Energiewende im Rahmen dezentraler kommunaler Energiekonzepte angenommen. Wenn in den nchsten Jahren tausende Konzessionsvertrge fr die Strom- und Gasversorgung aus-laufen, erwgen viele deutsche Kommunen eine Rekommunalisierung der Energieversorgung. Natrlich soll dieser Schritt mit einer Intensivierung des Ausbaus der Nutzung erneuerbarer Energietrger verbunden werden, um direkt vor Ort einen Beitrag zum Gelingen der Energie-wende zu leisten. Aber auch die Aussicht auf Autarkie sowie mehr energiepolitische und wirt-schaftlicher Gestaltungsmacht motiviert viele Brger und kommunalpolitische Akteure. Nicht zuletzt verspricht man sich ber eine Regionalisierung und Kommunalisierung von Wertschp-fungsketten die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt vor Ort zu beleben. Kommunen hoffen mit der bernahme der Energieversorgung auf ein profitables Geschft, aus dessen Gewinnen sich der Haushalt sanieren lsst und defizitre Bereiche wieder quersubventioniert werden knnen. Die Brger wollen die Energiewende nicht nur bezahlen, sondern vor Ort auch wirtschaftlich von ihr profitieren. Begriffe wie Energie-Kommunen, energieautarke Kommunen oder kommu-nale Energiewende sind in aller Munde. Stadtwerke gehen von privaten Betreibern wieder in kommunales Eigentum ber, vielerorts werden Energiegenossenschaften oder Brgerwindparks gegrndet. Doch wie sinnvoll sind diese Unterfangen aus der Perspektive der Brger wirklich? Gewinnen die Kommunen tatschlich politische Gestaltungsmacht oder besteht stattdessen fr die Kommunen die Gefahr, sich wirtschaftlich zu bernehmen? Welche wettbewerbspo-litischen Konsequenzen zieht das Wiederaufleben des kommunalen Engagements in der En-ergiewirtschaft nach sich? Schlielich stellt sich die Frage nach den Folgen einer kologisch ausgerichteten Rekommunalisierung fr die Kosten der Energiewende.

    Vor- und Nachteile einer kommunalen EnergiewendeLeider spielt in der ideologisch aufgeladenen Debatte um die staatliche Daseinsvorsorge En-ergieversorgung die Beantwortung der Fragen, ob kommunale energiewirtschaftliche Aktivi-tten berhaupt geeignet sind, mehr energiepolitische oder finanzielle Gestaltungsspielrume zu realisieren, Einfluss auf die Energietrgerstruktur genommen werden kann, sich Gewinne erwirtschaften lassen oder die Brger von niedrigeren Preisen profitieren, oft eine unterge-ordnete Rolle. Dabei wird zumeist auch nicht bercksichtigt, dass sich der energiepolitische Rahmen fr eine kommunale Bettigung in der Energiewirtschaft in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt hat. Die Strommarktregulierung erfordert eine strikte Trennung der Stromerzeugung, des Betriebs der bertragungs- und Verteilnetze sowie des Stromvertriebs,

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    was mit erheblichen Konsequenzen fr die Nutzung kommunalwirtschaftlicher Gestaltungs-optionen verbunden ist.1

    Kommunale Netze: Hohes Investitionsrisiko, zweifelhafter kologischer NutzenDa die Durchleitung von Strom vom Netzbetreiber nicht verweigert werden darf, ist es fr ei-nen kommunalen Netzbetreiber auch nicht mglich, den Strom-Mix der Kommune nach ko-logischen Kriterien zu beeinflussen. Die Brger bestimmen durch die Wahl ihres Stromliefe-ranten selbst, aus welchen Energietrgern der Strom erzeugt wird, wobei in Verbundnetzen der Auswahl der Energiequelle aus technischen Grnden Grenzen gesetzt sind und daher auf einen rechnerischen Abgleich zurckgegriffen wird. Aus diesem Grund ist es nicht mglich, durch eine bernahme der Netze die Stromversorgung kologisch zu steuern.Aus wirtschaftlicher Perspektive ist der Betrieb des Stromnetzes mit erheblichen Risiken ver-bunden. Der Betrieb von Verteilnetzen erfordert ein auerordentlich spezifisches Know-How und umfangreiche Erfahrungen. Gerade vor dem Hintergrund der technischen Herausforde-rungen der Energiewende bei der Netzintegration von fluktuierend produzierenden Stromer-zeugern und dem Aufbau eines Smart-Grids muss technologisches Neuland betreten werden. Das induziert zustzlichen, vorab schwer kalkulierbaren Investitionsbedarf, der ber Jahre die ffentlichen Kassen belastet. Da diese Kosten nicht einfach auf die Nutzer der Netze umgelegt werden knnen, weil die Renditen und Erlse regulierungsbedingt begrenzt sind, mssen die Aussichten der Kommunen auf sichere Einnahmen aus dem Netzbetrieb mit einem dicken Fra-gezeichen versehen werden.

    Kommunale Stromerzeugung: Investitionsrisiko EnergiepolitikIm Bereich der Erzeugung knnen hingegen auch Kommunen erfolgreich wirtschaften. Inwie-fern sich allerdings die zumeist angestrebten Investitionen in Erneuerbare Energien dauerhaft rechnen, ist von der zuknftigen Frderpolitik der Bundesregierung abhngig. Bislang wur-de davon ausgegangen, dass durch die EEG-Frderung kein greres betriebswirtschaftliches Risiko besteht, eine Hoffnung, die angesichts des Reformstaus in der Energiepolitik an Berech-tigung verliert. Noch ist nicht absehbar, welche wirtschaftlichen Folgen die kommende EEG-Reform fr zuknftige Investitionsprojekte haben wird. Die Aussichten auf sichere Gewinne ber lange Zeitrume verschlechtern sich jedoch zusehends. Trotz der Bestandsgarantien bei der Frderung bereits in Betrieb befindlicher Anlagen, knnten zustzliche Abgaben fr die Netze bzw. Speicher oder zustzliche technische Auflagen die Renditen beeintrchtigen und mittelfristig sogar erhebliche Verluste fr kommunale Betreiber verursachen.Nicht nur die Instabilitt energiepolitischer Rahmenbedingungen und die sich stndig n-dernden Frderkonditionen sind ein Problem fr den Anlagenbetrieb. Auch wegen der Unzu-verlssigkeit von Berechnungen zum Dargebot von Wind und Sonne ist das Investitionsrisiko sehr hoch. Eine empirische Untersuchung der Rentabilitt von ber 175 Windparks ber einen Zeitraum von zehn Jahren zog ein ernchterndes Fazit:2

    1 Henner Schmidt, Welche Vorteile kann ein landeseigenes Stadtwerk haben?, Das Rathaus, Nr. 5, 2013.2 Werner Dahldorf, Praxiserfahrungen mit der Wirtschaftlichkeit von Brgerwindparks in Deutschland, http://

    www.energieagentur-goettingen.de/fileadmin/files/downloads/130213_Daldorf_Praxiserfahrungen_mit_BA__1_4rgerwindparks.pdf (Zugriff 11.07.2014)

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    In 82 Prozent der Windparks lagen die Umsatzerlse unter den prospektierten Ergebnissen, mit der Folge, dass die Ausschttung an die Anleger nur rund ein Drittel des Wertes betrug, der ihn in den Anlegerprospekten versprochen wurde. Ursache dafr waren allzu optimistische Wind-prognosen und zu niedrig angesetzte Betriebskostenschtzungen.Nicht selten wird argumentiert, dass kommunale Anbieter in der Erzeugung notwendig w-ren, um die Marktmacht der vier groen Energieversorger RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW zu brechen. Deren hoher Anteil an allen konventionellen Stromerzeugungskapazitten wrde sie auch mehr als ein Jahrzehnt nach der Marktliberalisierung noch in die Lage versetzen, ihre Marktmacht zu missbrauchen. Fairer Wettbewerb sei nur durch noch mehr dezentrale, von den Kommunen oder den Brgern direkt kontrollierte Energieversorger realisierbar.Mit der Marktmacht der vier groen Energieversorger im Stromgrohandel hatte sich 2013 die Monopolkommission intensiver auseinandergesetzt. In ihrem Sondergutachten zum Energie-markt stellten die Wettbewerbsexperten fest, dass der Anteil der Stunden in einem Jahr, in de-nen die Anbieter am Strommarkt die gesamte Nachfrage allein bedienen knnen, ohne auf die Kapazitten eines der groen vier Energieversorger zurckgreifen zu mssen, inzwischen bei ber 99 Prozent liegt, wenn die Verfgbarkeit von Importkapazitten bercksichtigt wird.3 Da-mit habe sich die wettbewerbliche Situation auf dem Strommarkt gegenber frheren Jahren deutlich verbessert und es sei nicht mehr davon auszugehen, dass die groen berregionalen Energieversorgungsunternehmen ber individuelle Marktmacht verfgten. Auch fr Anreize zu einer kollektiven Marktbeherrschung gbe es keine Anhaltspunkte.

    Kommunaler Stromvertrieb: Licht und Schatten fr die BrgerFr die Kommune kann der Stromvertrieb eine interessante Einnahmequelle mit niedrigen Ein-stiegshrden darstellen. Mit einem professionellen Management lassen sich bei vergleichsweise geringen Investitionen durchaus akzeptable Renditen erzielen. Dennoch sind den Absichten, sozialvertrgliche Energiepreise und kommunale Aufgaben aus den Gewinnen zu finanzieren, enge Grenzen gesetzt. Eine interne Subventionierung nicht kostendeckender Preise setzt ber-durchschnittliche Erlse aus Vertrgen mit zahlungswilligeren Kunden voraus. Da diese auf dem deregulierten Strommarkt in Deutschland die Mglichkeit haben zum jeweils preisgn-stigsten Anbieter zu wechseln, besteht wenig Preissetzungsspielraum.Fr den Brger ist der kommunale Stromanbieter nicht zwangslufig die beste Wahl. Strom-versorger in kommunaler Trgerschaft haben sich in der Vergangenheit nicht unbedingt als die gnstigsten Anbieter erwiesen. In ihrem vorletzten Sondergutachten hatte die Monopol-kommission bei einer empirischen Erhebung der Endkundenpreise im Strommarkt festgestellt, dass kommunale Anbieter nur in einem Prozent aller betrachteten Flle den gnstigsten Tarif ohne Vorauskasse im jeweiligen Postleitzahlengebiet anboten. Agieren kommunale Anbieter als Grundversorger, ist ihr durchschnittliches Angebot zwar marginal gnstiger als das der vier groen und der sonstigen privaten Stromversorger, liegt aber immer noch 28 Prozent ber dem mittleren Preis des erstplatzierten Anbieters. Insgesamt kamen die Wettbewerbsexperten zu

    3 Monopolkommission, Energie 2013: Wettbewerb in Zeiten der Energiewende, Sondergutachten der Monopol-kommission gem 62 EnWG, Bonn 2013.

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    dem Ergebnis, dass eine vermehrte Konkurrenz kommunaler Anbieter fr den Endkunden keine Verbesserung darstellt.4

    Kommunale Wertschpfung und Arbeitspltze?Als Argumente fr die Kommunalisierung der Energieversorgung werden immer wieder die Generierung neuer Steuereinnahmen, die Schaffung zustzlicher Arbeitspltze und eine Str-kung der Kaufkraft der Regionen genannt. Problematisch an dieser Sichtweise ist sowohl ihr einseitiger Blickwinkel auf die Treiber kommunaler Wirtschaftskraft als auch die Abstraktion von den gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen. Kommunale Wertschpfung wird oft als Summe aus den Gewinnen der ansssigen Unterneh-men, den Einkommen der in ihnen Beschftigten und der von beiden gezahlten Steuern quan-tifiziert, wobei blicherweise zwischen einmaligen Effekten rund um die Investition und die sptere Entsorgung der Energieanlagen und jhrlicher Wertschpfung whrend des Betriebs unterschieden wird. Man hofft dabei einen mglichst groen Teil der Investitionen in die Hnde kommunaler Unternehmen und Gewerbetreibender zu legen und auch im Betrieb dauerhaft auf die Leistung der kommunalen Wirtschaft setzen zu knnen. Da die Anlagen selbst zunehmend auf dem Weltmarkt eingekauft und von berregional operierenden Spezialunternehmen instal-liert werden, besteht keine Garantie, dass der Lwenanteil der Wertschpfung in der Kommune erwirtschaftet und wieder ausgegeben wird. Auch in der Wartungs- und Betriebsphase der An-lagen werden oft aus Kostengrnden berregionale Dienstleister herangezogen. bersehen wird regelmig auch, dass die Kehrseite kommunaler Wertschpfung in einer Bindung knapper finanzieller Mittel besteht, die fr alternative kommunale Verwendungen nicht mehr zur Verfgung stehen. Knappe kommunale Finanzen erfordern eine mglichst hohe Effizienz ihres Einsatzes, die zu garantieren angesichts der bereits erluterten Investi-tions- und Betriebsrisiken und der zweifelhaften Vorteile fr die Brger eher fraglich ist. An-dere alternative Verwendungen der Investitions- und Betriebsmittel knnten eine kommunale Wertschpfung und Steuereinnahmen in hnlicher Grenordnung ergeben, wren aber unter gnstigen Bedingungen mit weniger Kosten und hheren Gewinnen fr die Kommune verbun-den. Grundstzlich ist fr die langfristige Wirtschaftskraft einer Kommune nicht mageblich, mit ffentlichen Mitteln mglichst viele wirtschaftliche Aktivitten vor Ort zu konzentrieren, sondern Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen sich Handwerk und Unternehmen auf die Produktion von Gtern und Dienstleistungen spezialisieren knnen, fr die im Vergleich zu anderen Standorten ein Kostenvorteil besteht. Ein ineffizientes Wirtschaften mit kommunalen Finanzen facht bestenfalls Strohfeuer an, verursacht aber langfristig einen relativen Verlust an Wirtschaftskraft.

    Nutzen werden kommunalisiert, Kosten sozialisiertWirtschaftlich tragfhig sind viele kommunale Energieanlagen nur durch staatliche Subventi-onen, die von den Verbrauchern entweder ber Umlage auf die Strompreise oder ber Steuern zu finanzieren sind. Die unwirtschaftliche Energieproduktion aus erneuerbaren Energietrgern rechnet sich fr die Brger einer Kommune allein wegen der bundesweiten Umverteilung der Frderkosten. hnliches gilt fr KWK-Anlagen, sofern deren Wirtschaftlichkeit von der Verg-tung durch das Kraft-Wrmekopplungsgesetz (KWKG) abhngig ist. Innerhalb der letzten fnf

    4 Monopolkommission, Energie 2011: Wettbewerbsentwicklung mit Licht Und Schatten, Sondergutachten der Monopolkommission gem 62 EnWG, Bonn 2011

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    Jahre hat sich die EEG-Umlage auf den Strompreis von 1,3 Cent/kWh auf 6,24 Cent/kWh ver-fnffacht.5 Rechnerisch zahlte jeder Bundesbrger 2012 knapp 230 Euro allein fr die Subven-tionierung der Erneuerbaren Energietrger im Rahmen des EEG, worin die zustzlichen Kosten fr die Netzintegration noch nicht bercksichtigt sind. Die von der EEG-Umlage verursachten Zahlungsstrme zwischen den Bundeslndern lagen 2013 zwischen Nettozuflssen von rund 0,8 Mrd. Euro nach Bayern und Nettoabflssen von fast 3 Mrd. Euro aus Nordrhein-Westfalen. Bezogen auf die Einwohner der Bundeslnder ergab sich eine Spannweite der fderalen Um-verteilung der EEG-Frderung zwischen einem Zufluss von 274 Euro/Einwohner in das Land Brandenburg und einem Abfluss von 251 Euro/Einwohner aus Hamburg. Allein durch diese Um-verteilung von der Allgemeinheit der Stromverbraucher auf die Anlagen privater Investoren und Kommunen funktioniert das Geschftsmodell der kommunalen Energiewende. In seinem jngsten Jahresbericht zur Entwicklung der Nutzung erneuerbarer Energietrger in Deutschland ermittelte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) die Hhe einer hypothetischen EEG-Umlage, die erforderlich wre, wrde jedes Bundesland nur seine eigenen EEG-Anlagen frdern. Die windstarken, aber bevlkerungs- und dadurch ver-brauchsarmen Bundeslnder Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg htten im Jahr 2013 eine EEG-Umlage von knapp 13 ct/kWh gehabt, das reichlich Strom aus Sonnenenergie und Biomasse produzierende Bayern htte noch 8,5 ct/kWh auf seine Stromverbraucher umlegen mssen.6 Bezogen auf einzelne Kommunen mssten noch weit hhere Kosten auf die Strompreise umgelegt werden, damit sich die kommunalen Investi-tionen rechnen. Was die kommunale und regionale Wirtschaft an Kaufkraft gewinnen wrde, wre in den berwiegenden Fllen sehr schnell durch die Kostenbelastung der Energieverbrau-cher aufgezehrt, gbe es nicht die bundesweite Umverteilungswirkung der EEG-Umlage.Vernachlssigt bleiben in aller Regel auch die unmittelbar negativen Folgen des kommunalen Ausbaus erneuerbarer Energien. Windkraftanlagen beeintrchtigen das Landschaftsbild ebenso wie groflchige Photovoltaikanlagen, der Anbau von Biomasse wirkt sich nicht selten negativ auf die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt aus, und die Notwendigkeit der Netzanbindung von Stromerzeugungsanlagen weckt ngste in der Bevlkerung vor dem Neubau von Hochspan-nungsleitungen. Darunter knnen nicht nur die Lebensqualitt und zum Teil auch die Grund- und Immobilienvermgen der Bevlkerung leiden, sondern auch die Attraktivitt der Kommu-ne fr den Tourismus. Die damit einhergehenden Verluste betreffen neben der investierenden Kommune auch Gemeinden in der Nachbarschaft.

    Energiemarktwettbewerb ist die beste DaseinsvorsorgeKommunale Energieversorgung kann nur dann zu einer nachhaltig gesunden Wirtschaftsstruk-tur und dauerhaft gesicherter Beschftigung in der Region beitragen, wenn sie ohne staatliche Subventionierung rentabel ist und eine sichere und preiswerte Energieversorgung fr Brger und Unternehmen gewhrleistet. Bei der Stromerzeugung und dem Vertrieb kann die Kommu-ne erfolgreich im Wettbewerb bestehen, wenn die Projekte solide geplant und finanziert so-wie professionell gemanagt werden. Generell stellt sich aber die Frage, ob die Kommune nicht besser auf eine eigene unternehmerische Initiative zugunsten der wettbewerblichen Vergabe klar spezifizierter Aufgaben kommunaler Daseinsvorsorge an private Unternehmen verzichten sollte.

    5 Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., Erneuerbare Energien Und Das EEG: Zahlen, Fakten, Grafiken (2014), Energie-Info, Berlin 2014.

    6 Ibid.

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    Basiert das Geschftsmodell der Kommunen und der an kommunalen Versorgungsunternehmen beteiligten privaten Investoren allein auf staatlichen Zuschssen und der bundesweiten Umlage aus EEG und/oder KWKG, begeben sich die Akteure in eine gefhrliche Abhngigkeit von staat-lichen Transfers und energiepolitischen Privilegien. Das erlaubt langfristig keine stabilen Inve-stitionsbedingungen fr die Wirtschaft und belastet die Brger, sollte die hochgesteckte Rendi-teerwartung nicht in Erfllung gehen. Wie sehr die regionalen Interessen bereits heute von den notwendigen Reformen der Energiewende betroffen sind, zeigt das Agieren der Lndervertreter im Bundesrat. nderungen an den Vergtungsstzen des EEG oder den Vorschriften EEG-Strom wurden in der Vergangenheit immer wieder vom Bundesrat verzgert. Fr die Allgemeinheit der Stromverbraucher und Steuerzahler sind subventionsbedrftige En-ergieprojekte ohnehin eine Belastung, die umso grer wird je mehr Kommunalpolitiker und privatwirtschaftliche Interessenverbnde ihren politischen Einfluss geltend machen, um auf die Seite der Gewinner der Energiewende zu gelangen. Bislang laden die energiepolitischen Rahmenbedingungen geradezu dazu ein, dass sich kommunale Energieprojekte sprichwrtlich gegenseitig das Wasser abgraben.