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2/2018 Herausgeber: Prof. Dr. med. Thomas Standl 87747 K OMPAKT A NÄSTHESIOLOGIE UND I NTENSIVMEDIZIN Europäische Referentenstimmen zu Partikeln in parenteralen Injektionslösungen.

KompaKt anästhesiologie intensivmedizin - Pall Corporation · 2018. 5. 29. · die erstmalig bei Patientinnen mit Spi - nalanästhesie zur Sectio caesarea eine signifikante und anhaltende

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  • in der 2. Ausgabe 2018 von Kompakt Anästhesiologie und Intensivmedizin haben wir für Sie interessante Publi-kationen aus den Bereichen Regional-anästhesie, Allgemeinänsthesie und Intensivmedizin zusammengestellt. Aus dem Bereich der Regionalanäs-thesie möchte ich eine interessante Studie von du Toit et al. hervorheben, die erstmalig bei Patientinnen mit Spi-nalanästhesie zur Sectio caesarea eine signifikante und anhaltende Hypothermie nachweist. Zum Thema postoperative Schmerztherapie nach Kaiserschnittentbindung zeigt eine Arbeit von Allen et al., dass neuraxial verabreichtes Clonidin die postopera-tive Analgesie (gemessen am Mor-phinverbrauch über 24 h) verbessert, allerdings auch zu vermehrten intra-operativen Hypotensionen führt. Bei der TAP-Blockade zur postoperativen Schmerztherapie nach Sectio schei-nen niedrigere Bupivacain-Konzent-rationen ebenso wirksam zu sein wie höhere (Ng et al.).

    Bei Patienten nach knieendopro-thetischer Versorgung hat sich in einer Untersuchung aus Singapur die Adduktorkanalblockade zur postope-rativen Schmerztherapie analgetisch effektiver erwiesen als die sogenannte LIA-Technik (Tong et al.). Und auch aus dem Netzwerk Regionalanästhesie der DGAI gibt es wieder Neuigkeiten: Die Daten von über 44.000 Patienten, die eine kontinuierliche Regionalan-ästhesie mit Katheter erhalten hatten, zeigen mit zunehmender Verweildauer der Schmerzkatheter eine anstei-gende Rate an lokoregionalen Infek-tionen, bei insgesamt aber niedriger Inzidenz (Bomberg et al.).

    Aus dem Bereich der Allgemein-anästhesie zeigt eine Studie die Bedeutung der Restblockade nach Muskelrelaxierung für die Erholung unter Verwendung von Neostigmin (Tjaate et al.). Eine Metaanalyse zum Zeitpunkt des Einsatzes von Tran-examsäure bei akuten Blutungen zeigt wiederum die Bedeutung der frühen Applikation (Gayet-Ageron et al.). Zwei Arbeiten zur perioperativen Flüs-sigkeits- und Volumentherapie zeigen einerseits keinen Unterschied zwi-schen Albumin und einer modernen HES-Lösung hinsichtlich des renalen Outcomes (Kammerer et al.) und

    Editorial

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ? Schwerpunkt: Lokal- und RegionalanästhesieTotale KnieendoprotheseAKB reduziert Morphinbedarf.......................................................................Seite 2Perioperative HypothermieSchluckbarer Sensor misst die Temperatur....................................................Seite 4KaiserschnittentbindungPostoperative Effekte von Clonidin...............................................................Seite 5TAP-BlockadeNiedrige und hohe Dosis gleich wirksam......................................................Seite 5Postoperative RestblockadeGabe von Neostigmin hinauszögern............................................................Seite 10Katheterbedingte InfektionenRisiko steigt mit der Verweildauer an...........................................................Seite 10Primäre TotalendoprotheseIntrathekale Schmerztherapie mit Morphin.................................................Seite 11

    ? BeatmungAkutes LungenversagenPrävalenz der Bauchlagerung........................................................................Seite 5EinlungenbeatmungNoch zu oft ohne Lungenprotektion.............................................................Seite 6Eingriffe am offenen AbdomenHöherer PEEP vorteilhaft..............................................................................Seite 11

    ? Perioperative MedizinCRS/HIPEC bei PeritonealkarzinoseFlüssigkeitsgabe mit Morbidität assoziiert....................................................Seite 3Nicht kardiochirurgische EingriffeNiedriger Blutdruck mit Tod assoziiert..........................................................Seite 4Forcierte LufterwärmungBesteht ein Kontaminationsrisiko?...............................................................Seite 10

    ? IntensivmedizinIntensivpflichtige KinderUltraschall verbessert ZVK-Anlage...............................................................Seite 2Stressulkus-ProphylaxePPI am effektivsten, aber mit Risiko..............................................................Seite 2Akute schwere BlutungenTranexamsäure rasch verabreichen...............................................................Seite 4Volumenersatz mit HESKein Effekt auf Nierenfunktion....................................................................Seite 10

    ? Sepsis/SchockSeptischer SchockHöheres Risiko bei höherem Zielblutdruck?..................................................Seite 3Katheterbedingte InfektionenMultimodale Strategien beugen Sepsis vor...................................................Seite 5SchockEnterale Ernährung ohne Vorteil...................................................................Seite 6KardiochirurgieSepsis-3-Kriterien nützlich für Diagnose.....................................................Seite 11

    ? SonstigesAnästhesieversorgungÜbergaben schlecht für den Patienten...........................................................Seite 4Akute NatriumbelastungNegativer Effekt auf das Endothel.................................................................Seite 6Radiale ArterienpunktionUltraschall verbessert die Erfolgsrate............................................................Seite 6Anästhesie bei SäuglingenLeichte zerebrale Entsättigung häufig..........................................................Seite 11

    ? Industrie...................................................................................................Seite 12

    ? Forschung, Hochschule und Verbände...................................................Seite 14

    ? Termine....................................................................................................Seite 15

    Inhalt

    ©2018 Biermann Verlag GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung der Biermann Verlag GmbH urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. Biermann Verlag und Biermann Verlag Logo sind eingetragene Warenzeichen. Auch wenn diese nicht gekennzeichnet sind, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen.

    Fortsetzung siehe Seite 2

    2/2018Herausgeber: Prof. Dr. med. Thomas StandlEinzelpreis: Euro 7,4087747

    KompaKtanästhesiologie und intensivmedizin

    Herausgeber Thomas Standl

    andererseits den negativen Einfluss einer höheren im Vergleich zu einer niedrigeren Volumenapplikation bei Patienten mit hyperthermer intrape-ritonealer Chemotherapie (Eng et al.).

    Auch Infusionlösungen mit hohem Natriumgehalt scheinen einen nega-tiven Einfluss insbesondere auf die endotheliale Oberfläche zu haben, wie eine Studie an gesunden Probanden zeigt (Rorije et al.). Sollte es immer noch kritische Stimmen gegen die int-raoperative Wärmung von Patienten geben, so zeigt diesen Skeptikern die Studie von Shirozu et al. aus Japan, dass bei intaktem Laminar-Airflow keine Gefahr der Kontramination durch konvektive Wärmeapplikation besteht. Interessant auch eine Studie aus Kanada, die klar aufzeigt, dass sich bei Personalwechsel von Seiten der Anästhesisten während Operatio-nen, insbesondere bei vollständigen Übergaben, das Outcome der Patien-ten verschlechtern kann (Jones et al.).

    Aus dem Bereich der Intensivmedi-zin gibt es ebenfalls wieder einige interessante Studien, beispielsweise zur Wirksamkeit von Protonenpum-peninhibitoren hinsichtlich der Reduktion gastrointestinaler Komp-likationen auf Kosten einer höheren Inzidenz von Pneumonien (Alhazzani et al.). Die Studie von Lamontagne et al. zeigt, dass kardiovaskuläre Risiko-patienten im septischen Schock offensichtlich keine höheren Blut-druckwerte benötigen. Weitere Stu-dien zeigen den Vorteil multimodaler Europäische Referentenstimmen zu Partikeln in parenteralen Injektionslösungen.

  • Seite 2 Report

    „Partikel in parenteralen Injektionslösungen“

    Bericht zur Konferenz der PDA Europe, 2017

    Vom 10. bis 11. September 2017 veranstaltete die Parenteral Drug Association (PDA) eine europäische Konferenz zum Thema „Partikel in parenteralen Injektionslösungen“ in Berlin.

    Eingeladen waren Wissenschaftler, Pharmazeuten, Qualitätsbeauftragte der pharmazeutischen Unternehmen, Regulationsbehörden und Kliniker. Ziel der Konferenz war der Austausch von Informatio

    nen zu Partikeln hinsichtlich Herstellung und Inspektion von Arzneimitteln, Risikoeinschätzung auf die Gesundheit von Patienten sowie möglichen Vermeidungsstrategien. Rund 150 Teilnehmer aus 10 Ländern diskutierten die Expertenbeiträge. Der folgende Bericht bezieht sich vor allem auf Referenten, welche partikelinduzierte Infusionsrisiken für Patienten vorstellten. Am Ende der 2tägigen Konferenz verabschiedete John Shabushnig, Insight Pharma Con

    sulting und Vorsitzender der Konferenz, die Teilnehmer mit den Worten: „ Die letzten 2 Tage haben uns alle den Wert der Zusammenarbeit zwischen Pharmaherstellern und Regulierungsbehörden bewusst gemacht. Es ist jetzt wichtig, dass wir uns mit Klinikern und Medizinprodukteherstellern zusammenschließen, um Bedenken hinsichtlich der Fremdpartikel und der Auswirkungen auf den Patienten anzugehen.“

    Positiver Trend – Zahl der Rückrufaktionen von

    Arzneimitteln aufgrund von „sichtbaren“ Partikeln sinkt

    in den letzten Jahren

    Dr. Stephen Langille, von der U.S. Food & Drug Administration (FDA), beleuchtete das Thema der Arzneimittelverunreinigungen mit sichtbaren Partikeln (> 100 µm) aus regulatorischer Perspektive. Unter den sichtbaren Partikelverunreinigungen finden sich zumeist Parti

    kel aus Cellulosefasern, Gummi, Silikonöle, aber auch intakte oder denaturierte Proteine, Glas und Metall, manchmal auch Haare oder Insekten. Dr. Langille riet dazu, einen LebenszyklusAnsatz bei der Kontrolle auf sichtbare Partikel in injizierbaren Produkten zu verfolgen – als wichtige Stationen nannte er Prävention, Qualifizierung des Inspektionsprozesses sowie weiterführende Untersuchungen. Erfreulicherweise ist die Zahl der Rückrufaktionen aufgrund von sichtbaren Partikelverunreinigungen in den letzten Jahren zurückgegangen: Wurden im Jahr 2014 noch 41 Produkte von der FDA zurückgerufen, so waren es 2016 nur noch 12 Fälle. Dr. Langille empfahl weiterhin, die Anforderungskriterien gemäß der guten Herstellerpraxis einzuhalten und die GMP (Good

    Manufacturing Practice) – Compliance bei Prävention und Kontrolle zu implementieren.

    Partikelbelastung für Patienten – Nationale

    Leitlinien verändern das Infusionsmanagement

    Ton von Boxtel (Präsident der Organisation World Congress on Vascular Access [WoCoVA]) berichtete über weltweite regulatorische Veränderungen in den letzten 2 Jahren, die das Infusionsmanagement und das Klinikpersonal nachhaltig beeinflussen. Beispielhaft hierfür stehen die neuen Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert KochInstitut (KRINKO, 2017) in Deutschland: Bei intensivmedizinisch behandelten Patienten sollen Partikelfilter im Infusionssystem eingesetzt werden. Die von der KRINKO entwickelten

    Leitlinien dienen als verbindlicher Standard und richten sich an alle Einrichtungen im Gesundheitswesen, wie z. B. Kliniken, Heime, Arztpraxen, Zahnarztpraxen, Dialysezentren, Rehabilitationseinrichtungen oder Einrichtungen für ambulantes Operieren. Als Grund für die Empfehlung über den Einsatz von Partikelfiltern werden klinische Studien angeführt, welche die Partikelbelastung für nachfolgende systemische Entzündungsreaktionen nahelegen.

    Laut Dr. Sasse von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wird die Umsetzung der klinischen Leit linien eine große Herausforderung in der Implementierung für Krankenhäuser darstellen. Man kann aber davon ausgehen, dass die KRINKO Leitlinien vom Krankenhausmanagement sehr ernst

    genommen werden und mit einer Umsetzung in den nächsten 5 Jahren zu rechnen ist. Auch die USLeitlinien der International Nursing Society (INS) 2016 befürworten die Filtration von Arzneimitteln bei kritisch kranken Patienten aufgrund von Partikelbelastungen, um allgemeine Komplikationen und systemische Entzündungsreaktionen zu vermindern. Darüber hinaus gelte, es parenterale Nährstofflösungen sowohl mit als auch ohne Lipide zu filtern und die Filter alle 24 Stunden zu wechseln. In der nachfolgenden Diskussion wurde die Bedeutung der Validierung von Filtern auf Arzneimittelretention unterstrichen, sowie die mögliche Rolle von Filterherstellern, Arzneimittelfirmen und regulatorischen Behörden in diesem Prozess diskutiert. Ton von Boxtel forderte zudem eine globale Richtlinie zum Einsatz von Partikelfiltern im Infusionsmanagement.

    Europäische Referentenstimmen zu Partikeln in parenteralen Injektionslösungen.

    Positiver Trend – Zahl der Rückrufaktionen von Arzneimitteln aufgrund von „sichtbaren“ Partikeln sinkt in den letzten Jahren.

    Partikelbelastung für Patienten – Nationale Leitlinien verändern das Infusionsmanagement.

  • Seite 3Report

    Nanopartikel in Infusionen– unsichtbar aber nicht

    ungefährlich

    Das Europäische Arzneibuch regelt die Prüfung der Partikelkontaminationen und unterscheidet bisher lediglich in sichtbare und nicht sichtbare Partikel. Partikel, die kleiner als 10 µm sind, unterliegen bis heute keiner Reglementierung. Darunter fallen auch Nanopartikel

    oder SubmikronPartikel. Partikel also unter 1 µm, anstatt Nanopartikel können – je nach Material des Partikels  verschiedene Größen, Formen, Ladungen oder spezifische Eigenschaften haben, erklärte Prof. Cornelia Keck, PhilippsUniversität Marburg.

    Nachdem Partikel in den Blutkreislauf gelangen, können sie in die Zellen gelangen oder mit Blutproteinen interagieren und deren Eigenschaften verändern. Zahlreiche Studien beschäftigten sich mit dem Verbleib von Nanopartikeln im Körper. Man wisse zwar noch nicht exakt, was mit den Partikeln passiere, allerdings gibt es Hinweise auf ein „nanotoxisches Risiko“, so Keck. Man gehe davon aus, dass größere, abbaubare Partikel weniger gefährlich seien als sehr kleine, nicht abbaubare. Die Frage, wie viele Nanopartikel während der Infusionstherapie in einen Patienten gelangen, wurde im Rahmen einer Studie geklärt.

    Die Versuchsanordnung simulierte eine reale klinische Situation in einer Intensivstation. Anstelle von echten Patienten wurden Glasfläschchen verwendet, in denen die Infusionslösungen über 72 Stunden eingeflößt wurden. Das Experiment wurde ohne und mit intravenösen InLineFiltern (ELD96LLCE & NEO96E) an der Infusionsstelle durchgeführt. Es konnte gemessen werden, dass während einer 72stündigen Infusionstherapie etwa 69 Milliarden SubmikrometerPartikel in einen Patienten

    gelangen. Auch wurden die Partikel auf ihren Ursprung hin qualifiziert – ca. 50 % der Partikel stammen aus dem Infusionsequipment und 50 % sind von den Arzneimitteln abgleitet.

    Die Anzahl der SubmikronPartikel konnte durch den Einsatz von Pall Nanodyne® InLineFiltern um 97 % reduziert werden. Die Verwendung von Filtern mit Nanopartikelretention reduziert die Anzahl

    der in den Patienten geleiteten SubmikronPartikel effizient. Auch wenn deren Toxizität heute noch nicht abschließend bewertet werden könne, zeigte sich Keck überzeugt davon, dass eine hohe Zahl von Partikeln Stress für den Körper bedeute und vor allem bei bereits erkrankten Patienten unbedingt vermieden werden sollte.

    Nanotoxisches Risiko – Beeinträchtigung der Mikro

    zirkulation und Förderung der Inflammation

    Diese Meinung teilte auch PD Markus Rehberg, LMU München – er sprach über Effekte von Nanopartikeln in Mikrogefäßen. Er wies darauf hin, dass die im Blutstrom vorhandenen Nanopartikel mit Thrombozyten, Monozyten / Leukozyten und Endothelzellen interagieren. Sie beeinflussen die Mikrozirkulation und begünstigen Entzündungsreaktionen. Das Risiko für HerzKreislaufErkrankungen, Krebs, Thrombose und Schlaganfall kann durch Nanopartikel erhöht werden. Er demonstrierte in ModellNanopartikelStudien unter Verwendung von Quantenpunkten (Quantum Dots, QD), dass sowohl die Oberflächenbeschaffenheit von QD (z. B. negative Ladungen) als auch der pathophysiologische Zustand des Gewebes, die Wechselwirkungen zwischen Partikeln und Mikrogefäßen die postischämische Gefäßwände beeinflussen. Abhängig von beiden Parametern sind die

    QDAufnahme in die Zellen, ihre Translokation / Verteilung in das Gewebe und ihre proinflammatorischen Eigenschaften. Daher sollte, wenn es eine vorherrschende ungünstige Situation gibt, die Partikellast so weit wie möglich reduziert werden, riet Rehberg.

    Partikelrisiko – Klinische und ökonomische

    Auswirkungen

    Sepsis, Systemisches Entzündungssyndrom (SIRS) oder Organversagen erschweren oft den klinischen Verlauf. Auf Intensivstationen trete SIRS sehr viel häufiger auf als eine Sepsis, erklärte Dr. Michael Sasse. Daten aus Australien zeigten, dass das schwere nicht infektiöse SIRS auch öfter mit ZNSVersagen assoziiert sei. Partikelverunreinigungen können laut Sasse zur klinischen Verschlechterung von Patienten beitragen. „Patienten mit schwerer SIRS brauchen keinen zusätzlichen

    Trigger, der ihre Verfassung verschlechtert“, unterstrich Sasse. Die Verwendung von InlineFiltern mit Nanopartikelretention verhindere die Partikelinfusion fast vollständig (s. Nanopartikel in Infusionen – unsichtbar aber nicht ungefährlich). Er präsentierte Daten einer Studie, die den Effekt der InlineFiltration auf die Verringerung der wichtigsten Komplikationen bei schwerkranken Kindern untersuchte1.

    In der randomisierten prospektiven Studie wurden 807 pädiatrische Patienten (Alter: 4 Wochen bis 18 Jahre) der PICU des Universitätsklinikums MHH entweder der Kontroll oder der interventionellen Gruppe zugewiesen. Letztere erhielt während der gesamten Infusionstherapie InlineFiltration (Pall Nanodyne® und B. Braun®). Als primäre Endpunkte galten die Reduktion schwerer Komplikationen (Sepsis, SIRS, Organversagen,

    Mortalität und Thrombose). In der Gruppe von Kindern, die eine InlineFiltration erhielten, konnte über alle Altersgruppen hinweg eine signifikante Reduktion der SIRSHäufigkeit beobachtet werden, berichtete Sasse. Darüber hinaus waren Organfunktionsstörungen von Lunge, Niere und des hämatologischen Systems signifikant reduziert. Die Kinder wurden weniger lang beatmet und die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation konnte um 23 % (von 4 auf 3 Tage) verkürzt werden. Durch die reduzierte Aufenthaltsdauer sei es möglich, die PICUKapazitäten zu erweitern und jährlich 209 pädiatrische Patienten zusätzlich zu versorgen. Müsse man Patienten aus Kapazitätsgründen abweisen, hätten die Kinder in weniger spezialisierten Zentren oftmals schlechte Überlebenschancen, gab Sasse zu bedenken.

    Auch unter ökonomischen Aspekten mache der Einsatz von

    Filtern Sinn: Verrechne man die Kosten für die Filter (etwa 50.000 € p. a.) mit den Erstattungskosten für die Behandlung der zusätzlichen Patienten (etwa 1.600.000 € p. a.), werden durch die InlineFiltration Kosten eingespart, erklärte Sasse. Übertrage man dies auf die gesamte MHH mit 11 Intensivstationen und 9.812 Patienten, ständen Kosten von 350.000 € für die Filter einer Erstattungssumme für Behandlungen von 18.000.000 € p. a. gegenüber. Vor allem für Patienten mit mittlerer (3–7 Tage) und längerer Aufenthaltsdauer sei der FilterEinsatz sinnvoll, um eine frühzeitige Prävention zu erzielen, so Sasse.

    Sasse fasste die Ergebnisse zusammen: • Partikel in Infusionslösungen be

    einträchtigen das Immunsystem. • Die Filtration der Infusions

    partikel reduziert schwere Komplikationen und Organdysfunktionen.

    Submikron-Partikel (< 1μm) in Infusionen, unsichtbar, aber nicht ungefährlich.

    Nanotoxisches Risiko – Beeinträchtigung der Mikrozirkulation und Förderung der Inflammation.

  • Seite 4 Report

    • Die Filtration steigert die Patientensicherheit, reduziert die ICUAufenthaltsdauer und hat entscheidende ökonomische Effekte.

    Hinweise für einen klinischen Benefit durch Filtration gebe es auch bei Neu und Frühgeborenen, erklärte Prof. Olivier Baud, Inserm, Paris, Frankreich2. In der randomisierten, kontrollierten Studie mit Pall Nanodyne® InlineFiltern (NEO96NYE und NLF1E Pall®) wurde der Stellenwert der Filtration bei Frühgeborenen genauer beleuchtet. Leider konnte die Studie noch nicht vollends vorgestellt werden, da noch nicht alle Daten zum Zeitpunkt der Konferenz ausgewertet waren.

    Dr. Gianluca Villa von der Universität in Florenz, Italien, stellte eine klinische Studie mit 268 Patien ten vor. Mittelpunkt der Studie waren die Inzidenzraten der Thrombophlebitis – die häufigste Komplikation nach einer peripheren venösen Infusion. Eine Thrombophlebitis kann an Tag 3 bei etwa 26 % der Patienten beobachtet werden, sagte Villa. Normalerweise erfordere sie den Austausch des vaskulären Zugangs – dies belastet den Patienten und erhöht den Aufwand für das Personal. Es wird davon ausgegangen, dass auch Partikel zum Auftreten einer Thrombophlebitis führen können. In der Studie konnte gezeigt werden, dass die Inzidenzrate der Thrombophlebitis mit Pall  Nanodyne® Inline Filtern (ELD96LLCE und NEO96E) auf 2 % sinkt. Am Ende seines Vortrages zitierte Villa Patientenstimmen: Einige berichteten, dass durch die Verwendung der Filter ihr Venenkatheter erstmals „keine Probleme und keinen Schmerz bereitete“, während des gesamten Krankenhausaufenthaltes „funktionierte“ – ein Patient bat darum, dass der Filter nach Tag 4 nicht entfernt werden sollte (wie es das Studienprotokoll vorsah).

    Arzneimittelinkompatibilitäten –

    Partikelentstehung im Infusionsregime

    Die parenterale Therapie ist heute zunehmend komplex und so stelle auch die Kompatibilität gemeinsam verabreichter Arzneimittel ein Problem dar, berichtete weiterhin Prof. Patrick Ball (Universität Wolverhampton, UK). InvitroKompatibilitätstests mit fixen Konzentrationen erlauben keine verlässlichen Aussagen. In der Pädiatrie werden Infusionen oft langsam verabreicht, so dass nicht zirkulierende Flüssigkeitsräume entstehen und es zur Abtrennung der Medikation in bestimmten Bereichen eines Infu sionsequipments

    kommen könne, erklärte er. Dass kleine Veränderungen immense Auswirkungen haben können, verdeutlichte Ball am Beispiel von Krankenhäusern, die bereits seit Jahren Filter verwenden und plötzlich einen Anstieg von Okklusionen verzeichnen. Die Belegschaft folgert, es müsse ein Problem der Filter sein, doch Ball stellte fest, dass in allen 24 Fällen andere Ursachen vor lagen. „Der Filter blockierte und tat damit genau das, wofür man ihn eingesetzt hatte“, so Ball. Geringfügige Veränderungen – wie der Wechsel eines Herstellers oder Abweichungen vom Protokoll – könnten ein zuvor sicheres System in ein gefährliches verwandeln. Werde jedoch kein Filter benutzt, blieben diese Fehler unentdeckt und das Präzipitat gelange in den Patienten. „Die Okklusion, die den Filter blockiert, könnte dann stattdessen die Lunge des Patienten blockieren“, gab Ball zu bedenken.

    Partikelrisiko – proteinbasierte Medikamente

    Die Filtration sei eine zukunftsfähige Lösung auch für proteinbasierte Medikamente, erklärte Benjamin Werner, LMU München. Proteinaggregate könnten Immunreaktionen auslösen.

    Die InlineFiltration sei daher auch z. B. für verabreichte FusionsProteine, Antikörper, Immunglobuline, Enzyme oder antihämophile Medikamente sinnvoll. Er plädierte dafür, die Filtration am Krankenbett auszuweiten und so die Patien tensicherheit zu steigern. Der Einsatz von 0,2µmFiltern habe sich bewährt. Durch die Filtration sei weder ein Proteinverlust noch eine Denaturierung zu erwarten. Er riet zur Verwendung von Silikonölfreien Injektionsspritzen aus Plastik sowie FilterNadeln auf LuerLockSpritzen (ohne eingeklebte

    Nadeln und mit eingebackenem Silikonöl bzw. frei von Silikonöl).

    Partikulose – ein neues

    Krankheitsbild?

    Ein häufig vorgebrachtes Argument für die Nichtverwendung von Filtern ist, dass kein erkennbarer Zustand von „Partikulose“ erkennbar ist – kein klares Bild eines klinischen Syndroms, das durch Partikelkontamination verursacht wird. Prof. Patrick Ball berichtete von Studien, bei denen den Patienten absichtlich Partikel injiziert worden waren; in Vertebroplast ieTechniken und TalkumPleureseVerfahren. Er präsentierte auch Daten von injizierenden Drogenkonsumenten, die Injektionen aus oralen Darreichungsformen mit großen Mengen unlöslicher Partikel vorbereiteten. Die Beweise aus diesen Studien legen nahe, dass ein Partikelbetroffener Patient mit „Partikulose“ wie jeder andere „kranke“ Patient aussieht und es nicht möglich ist, ein separates klinisches Syndrom zu identifizieren. Folglich werden die Symptome dieses Zustandes dem zugrunde liegenden Zustand des Patienten zugeschrieben, nicht der Partikelkontamination.

    Weitere Informationen zu Partikeln in der Infusionstherapie finden Sie

    unter https://medical.pall.com/en/infusiontherapy.html Susanne Pickl

    Quelle: Tagung der Parenteral Drug Association (PDA), Europe Conference 2017, „Particles in Injectables“ vom 26.27. September in Berlin

    Literatur:1. Jack T et al. Intensive Care Medicine

    2012;38(6):1008–1016. doi: 10.1007/s0013401225397]

    2. Van Lingen et al. The use of inline intravenous filters in sick newborn infants. Acta Paediatr 2004 May;93(5):658–662.

    Mit freundlicher Unterstützung der Pall GmbH

    Partikelrisiko – Klinische und ökonomische Auswirkungen.

    https://medical.pall.com/en/infusion-therapy.html