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Konformität als Voraussetzung für Innovation – Hollanders Konformitätsmodell Seminar: Sozialer Einfluss durch Mehrheiten und Minderheiten Christa Pötter, WS 2004/05

Konformität als Voraussetzung für Innovation – Hollanders Konformitätsmodell Seminar: Sozialer Einfluss durch Mehrheiten und Minderheiten Christa Pötter,

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Konformität als Voraussetzung für Innovation – Hollanders KonformitätsmodellSeminar: Sozialer Einfluss durch

Mehrheiten und Minderheiten

Christa Pötter, WS 2004/05

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Gliederung der Vorstellung von Hollanders Studie und Kritik Einführung Konformität, Normen, Rollen und

Gruppenerwartungen Faktoren der Interaktion in der Gruppe Status und der Idiosynkrasiekredit Diskussion und Zusammenfassung Hollanders Studie zur Konformität in Gruppen Die Studie von Wahrman und Pugh

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Einführung

Schlüsselbegriffe: Konformität Status

Entstehen durch die Interaktion eines Individuums mit anderen Individuen, die zusammen eine Gruppe bilden.

Können aber wiederum auf diese Interaktion einwirken

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Einführung

Es gibt drei Arten von Variablen, die die Beziehung zwischen Konformität und Status bestimmen: Merkmale des Individuums Merkmale der Gruppe Auswirkungen der vorangegangenen Interaktion

zwischen dem Individuum und der Gruppe

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Einführung

Ein wichtiger Prozess bei der Herausbildung eines gewissen Status ist die Veränderung der Wahrnehmung des Individuums und der Gruppe durch ihre Interaktion.

Unterscheidung zwischen phänomenalen und wahrgenommenem Verhalten: Phänomenales Verhalten: Interaktion zwischen den

Gruppenmitgliedern Wahrgenommenes Verhalten: Wahrnehmung und

Bewertung dieser Interaktion durch die anderen Gruppenmitglieder

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Konformität, Normen, Rollen und Gruppenerwartungen Wann geht ein Individuum mit einer Gruppe

konform? Bewusstsein der Existenz einer gewissen Norm Verhalten im Einklang mit dieser Norm

Wer nimmt ein gewisses Verhalten als Konformität wahr? z.B. Externer Beobachter, Gruppenmitglied,

Individuum selber Es gibt keine festen Maßstäbe, wann ein

Verhalten als konform angesehen wird.

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Konformität, Normen, Rollen und Gruppenerwartungen Normen: klare Verhaltensregeln, die den Mitgliedern

einer Gruppe bewusst sind Rolle: nicht so festes Konzept wie Normen, eher als

Erwartung verstanden Unterscheidung zwischen Normen und Rollen nicht

immer klar. Ein Unterscheidungskriterium ist, dass Normen auf

viele Personen angewendet werden, Rollen nur auf einzelne.

Im täglichen Leben wird die Unterscheidung zwischen Normen und Rollen meist nicht getroffen.

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Faktoren der Interaktion in der Gruppe Ein wichtiger Faktor bei der Interaktion eines

Individuums mit einer Gruppe ist der Aspekt der Wahrnehmung: Wahrnehmungsvermögen: Beschreibt die Fähigkeit, in

einem sozialen Umfeld existierende Normen, an ein Individuum gerichtete Erwartungen und die Situation der Gruppe wahrzunehmen Erhöht den Status in der Gruppe

Wahrnehmungsfehler: Besonders bei Gruppenerwartungen die Unfähigkeit, diese korrekt wahrzunehmen und somit die Verhinderung ihrer Umsetzung Senkt den Status in der Gruppe

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Faktoren der Interaktion in der Gruppe Der Faktor der Motivation:

Motivation gegenüber einer Aufgabe Motivation gegenüber der Gruppe Beide erhöhen den Status in einer Gruppe

Der Faktor der Bestätigung durch die Gruppe: Wird als Persönlichkeitsmerkmal verstanden Ist jedoch innerhalb gewisser Grenzen variabel

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Faktoren der Interaktion in der Gruppe Der Faktor des „Wertes“ eines Individuums

für die Gruppe: Der α-Wert bezieht sich auf die Kompetenz eines

Individuums bei Gruppenaufgaben. Der β-Wert bezieht sich auf Merkmale des

Individuums, die sich nicht auf seine Kompetenz für die Gruppe beziehen. (Status in anderen Gruppen, Charakter, Auftreten etc.)

Der Faktor des idiosynkratischen Verhaltens

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Faktoren der Interaktion in der Gruppe Der Faktor der Hingezogenheit zu einer Gruppe gibt

an, inwiefern sich das Individuum einer Gruppe verbunden fühlt. Wie die Motivation lässt sie sich unterteilen in: Hingezogenheit zu den Gruppenmitgliedern und Hingezogenheit zu bestimmten Aktivitäten der Gruppe

Der Faktor der Kommunikation bezieht sich auf das Ausmaß wie gut die Gruppenmitglieder ihre Erwartungen dem Individuum nahe bringen.

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Status und der Idiosynkrasiekredit Wie kommt der Status eines Individuums zustande?

Die Gruppe nimmt ein Individuum und sein Verhalten in der Gruppe wahr.

Diese Wahrnehmung führt zu gewissen Erwartungen an das Individuum.

Mit den Erwartungen an das Gruppenmitglied steigt auch sein Status in der Gruppe.

Status wird also als Ergebnis von Wahrnehmung verstanden und kann ohne Wahrnehmung nicht zustande kommen.

Die Begriffe der Rolle und der Gruppenerwartung sind eng mit dem Konzept von Status verknüpft.

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Die Rolle der Interaktionsfaktoren auf den Status Positiv:

Wahrnehmungsvermögen Motivation Hingezogenheit Kommunikation Bestätigung durch die Gruppe Wert des Individuums

Negativ: Wahrnehmungsfehler Idiosynkratisches Verhalten

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Status und der Idiosynkrasiekredit Ein hoher Status in der Gruppe führt zu

einem hohen Idiosynkrasiekredit. Damit ist der Grad gemeint, um den ein

Individuum von den allgemeinen Erwartungen der Gruppe abweichen darf.

Jedes Individuum in einer Gruppe verfügt über einen bestimmten Idiosynkrasiekredit.

Durch diesen Kredit kann man von den Normen der Gruppe abweichen, ohne von dieser Sanktionen zu erfahren.

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Diskussion und Zusammenfassung Am Anfang der Interaktion in einer Gruppe erhält

Konformität den Status oder erhöht ihn, wenn sie mit konstruktiven Beiträgen zu den Aufgaben der Gruppe verbunden ist.

Dadurch können Kredite „angesammelt“ werden. Dagegen verliert das Individuum Kreditpunkte, wenn klar die an es gestellten Erwartungen nicht erfüllt oder nur geringe Kompetenz zeigt.

Hat ein Individuum in einer Gruppe alle Kreditpunkte aufgebraucht, wird es von der Gruppe ausgeschlossen oder nicht mehr als kompetentes Mitglied anerkannt.

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Diskussion und Zusammenfassung Verfügt ein Gruppenmitglied über einen hohen

Idiosynkrasiekredit, kann es sich erlauben, in einem gewissen Maß von den Erwartungen der anderen abzuweichen.

Was bei anderen als Abweichen von der Norm negativ gewertet würde, kann so bei diesem Mitglied als innovativ angesehen werden.

Allerdings verändert sich durch eine so erreichte Erhöhung des Status auch die Erwartung der anderen.

Ein Gruppenmitglied, das sich an die bestehenden Normen hält, kann diese so am ehesten verändern.

Es muss sein Verhalten jedoch immer wieder den sich ändernden Erwartungen anpassen.

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Diskussion und Zusammenfassung Durch normgerechtes Verhalten kann ein

Individuum Status gewinnen und seinen Idiosynkrasiekredit erhöhen.

Viele verschiedene Faktoren, die sowohl das Verhalten des Individuums in der Gruppe als auch die Wahrnehmung und Bewertung dieses Verhaltens durch andere Gruppenmitglieder betreffen, spielen hierbei eine entscheidende Rolle.

Verfügt ein Individuum über einen hohen Kredit, ist es in der Lage, Normen zu verändern und so innovativ in der Gruppe zu wirken.

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Hollanders Studie zur Konformität in Gruppen Methode:

Aufgabe: Auswahl einer Reihe aus einer vorgegebenen Matrix mit 7x7 Items (s. nächste Folie)

Zwölf Gruppen mit jeweils vier männlichen Versuchspersonen Das fünfte Mitglied war ein Konfident des Versuchsleiters, der in

allen bis auf vier Versuchen korrekt antworten sollte. Insgesamt 15 Durchgänge, die in drei Zonen unterteilt wurden Die Versuchspersonen wurden in getrennten Kabinen

untergebracht und konnten nur über ein Mikrophon miteinander kommunizieren.

Die Akzeptanz des Einflusses des Konfidenten (aV) wurde durch die Anzahl von Durchgängen gemessen, bei denen seine Antwort als Gruppenantwort angenommen wurde.

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Hollanders Studie zur Konformität in Gruppen Sechs Versuchsbedingungen:

Durchgehend nonkonformes Verhalten Nonkonformes Verhalten in den ersten beiden

Zonen Nonkonformes Verhalten in der ersten Zone Nonkonformes Verhalten in den letzten beiden

Zonen Nonkonformes Verhalten in der letzten Zone Kontrollgruppe ohne nonkonformes Verhalten

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Hollanders Studie zur Konformität in Gruppen Durchführung:

Am Anfang mussten sich die Gruppenmitglieder fünf Minuten lang besprechen Herstellung von Gruppenerwartungen.

Die Antworten des Konfidenten wichen in den Nonkonformitätsbedingungen von denen der anderen Gruppenmitglieder ab. Außerdem stellte er sich gegen die vorher festgelegten Gruppenregeln.

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Hollanders Studie zur Konformität in Gruppen

00,5

11,52

2,53

3,54

4,55

ZONE 1 ZONE 2 ZONE 3

NK mit NK inletzter ZoneNK mit K inletzter ZoneK mit NK inletzter ZoneK mit K in letzterZone

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Hollanders Studie zur Konformität in Gruppen Ergebnisse:

Die Versuchspersonen hatten die Vorschläge des Konfidenten offensichtlich ernst genommen.

In einem anschließenden Fragebogen gaben 44 von 48 Versuchspersonen an, der Konfident hätte den größten Beitrag geleistet.

45 von 48 gaben an, er hätte den stärksten Einfluss gehabt.

Hollander sah sein Konformitätsmodell durch diese Studie bestätigt.

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Die Studie von Wahrman und Pugh Kritikpunkte an der Studie von Hollander:

Bei Nonkonformität in der zweiten Zone gleiches Ergebnis wie bei Nonkonformität in der ersten

Nach Hollanders Theorie wird dem Verhalten des Konfidenten am Ende Zustimmung entgegengebracht, Hollander fragte aber zu keiner Zeit nach Zustimmung des Verhaltens.

Es ist unmöglich, die Effekte, die durch den Zeitpunkt der einsetzenden Nonkonformität entstehen, von denen zu trennen, die durch ihre Dauer zustande kommen

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Die Studie von Wahrman und Pugh Replikation des Versuchs von Hollander,

jedoch mit wenigen Veränderungen: In jeder Gruppe waren drei Versuchspersonen

und ein Konfident, der immer in der letzten Kabine saß.

Das nonkonforme Verhalten des Konfidenten äußerte sich, indem er vorschlug, man sollte besser auf ihn als auf die Mehrheit

hören, Versuchspersonen unterbrach und antwortete, bevor er

an der Reihe etc.

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Die Studie von Wahrman und Pugh Versuchsbedingungen:

Nonkonformes Verhalten wird die ganze Zeit gezeigt. Nonkonformes Verhalten wird ab Durchgang sechs

gezeigt. Nonkonformes Verhalten wird ab Durchgang elf gezeigt. Konformes Verhalten wird die ganze Zeit gezeigt. Nonkonformes Verhalten wird die ganze Zeit gezeigt.

Hierbei liegt der Konfident aber nur in vier Fällen richtig. Abhängige Variablen:

Einfluss (Wie oft stimmen die anderen zu?) Abneigung (Beliebtheitsskala, 5-Punkt-Skala über

Enttäuschung)

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Die Studie von Wahrman und Pugh

0

2

4

6

8

10

12

14

Zone 1 Zone 2 Zone 3 Gesamt

frühe NK

ab der Mitte NK

späte NK

durchgehende NK

frühe NK +inkompetent

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Die Studie von Wahrman und Pugh Ergebnisse:

Starker Einfluss auch schon bei frühem nonkonformen Verhalten.

Die Versuchspersonen zeigten Abneigung gegenüber dem frühen Nonkonformer, vor Allem, wenn er inkompetent war.

Erklärung: Im andere Versuchspersonen (Ingenieure vs. Künstler) Versuchspersonen, die sich selbst für kompetent halten,

verlassen sich nicht auf einen kompetenten Nonkonformer, im Gegensatz zu Versuchspersonen, die sich für inkompetent halten.