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<<<<< FREIE UNIVERSITÄT BERLIN Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie Diplomstudiengang Psychologie Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Psychologen (Dipl.-Psych.) Methoden zur Erhebung emotionaler Aspekte bei der Interaktion mit technischen Systemen Michael Minge Erstgutachter: Prof. Dr. Manfred Thüring (Technische Universität Berlin) Zweitgutachter: Prof. Dr. Peter Walschburger (Freie Universität Berlin) Betreuer: Dipl. Psych. Sascha Mahlke (Zentrum für Mensch-Maschine-Systeme) Berlin, den 14. Dezember 2005

Kopie von Minge, M. 2005 - Sascha Mahlkesaschamahlke.gmxhome.de/ressources/theses/Minge2005.pdf · Erklärung Ich erkläre an Eides Statt, dass ich diese Diplomarbeit selbstständig

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FREIE UNIVERSITÄT BERLIN

Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie

Diplomstudiengang Psychologie

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Psychologen (Dipl.-Psych.)

Methoden zur

Erhebung emotionaler Aspekte

bei der Interaktion mit technischen Systemen

Michael Minge

Erstgutachter: Prof. Dr. Manfred Thüring (Technische Universität Berlin)

Zweitgutachter: Prof. Dr. Peter Walschburger (Freie Universität Berlin)

Betreuer: Dipl. Psych. Sascha Mahlke (Zentrum für Mensch-Maschine-Systeme)

Berlin, den 14. Dezember 2005

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Erklärung

Ich erkläre an Eides Statt, dass ich diese Diplomarbeit selbstständig und ohne fremde

Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den benutzten

Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht

habe. Mir ist bekannt: Bei der Verwendung von Inhalten aus dem Internet habe ich die-

se zu kennzeichnen und mit Datum sowie der Internet-Adresse (URL) ins Literaturver-

zeichnis aufzunehmen.

Diese Arbeit hat keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen.

Ich bin mit der Einsichtnahme in der Bibliothek und auszugsweiser Kopie einver-

standen. Alle übrigen Rechte behalte ich mir vor. Zitate sind nur mit vollständigen bib-

liographischen Angaben und dem Vermerk „unveröffentlichtes Manuskript einer

Diplomarbeit“ zulässig.

Berlin, den 14. Dezember 2005

................................................................................ Michael Minge

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Kurzfassung ______________________________________________________________________________

I

Kurzfassung

Emotionale Nutzerreaktionen spielen als Aspekte des Nutzererlebens eine wichtige Rol-

le bei der Gestaltung und Bewertung interaktiver Systeme. Um die Komplexität emoti-

onaler Reaktionen bewusst aufzugreifen, wurde in der vorliegenden Arbeit ein Kompo-

nentenmodell zur differenzierten Erfassung des emotionalen Erlebens im Bereich der

Mensch-Technik-Interaktion angewendet. Als Grundlage wurde der Ansatz von Scherer

(1984a) gewählt, welcher die Gefühlskomponente, die neurophysiologische Komponen-

te, die Ausdruckskomponente, die kognitive sowie die motivationale und Verhaltens-

komponente als relevante Erfassungsebenen emotionaler Reaktionen unterscheidet.

Zur Messung von Veränderungen auf den genannten Ebenen wurden auf Basis des di-

mensionalen Ordnungsmodells emotionaler Qualitäten nach Russell & Pratt (1980) so-

wohl physiologische Kennwerte (elektrodermale Aktivität, Herzrate, Aktivitätsmessung

ausgewählter Gesichtsmuskel) als auch Fragebögen zum subjektiven Erleben und zu

kognitiven Einschätzungsprozessen sowie Performanzmaße eingesetzt. In der durchge-

führten Untersuchung bearbeiteten 30 Versuchsteilnehmer prototypische interaktive

Aufgaben, die in ein Szenario eingebettet waren, an jeweils zwei verschiedenen Simula-

tionen eines technischen Alltagsproduktes. Die beiden Simulationen wurden hinsicht-

lich ihrer objektiven Benutzbarkeit variiert.

Auf Grundlage der verwendeten Messmethoden zeigten sich unterschiedliche emotiona-

le Reaktionen in den beiden Untersuchungsbedingungen. So führte die Interaktion mit

der benutzbareren Simulation zu durchschnittlich positiveren Emotionen. Das Zusam-

menspiel der einzelnen Instrumente zeigte, dass Methoden zur Erfassung psychophysio-

logischer Aktivität insbesondere mit der subjektiv berichteten Aktiviertheit einhergehen,

wohingegen die Erfassung der Gesichtsmuskelaktivität darüber hinaus in besonderem

Maße mit der erlebten Stimmung zusammenhängt. Uneindeutige Befunde ergaben sich

im Zusammenhang mit der Aktivität des zygomaticus major, des Gesichtsmuskels, der

häufig als Indikator für positive Emotionen genannt wird (z. B. Partala & Surakka,

2004). Zur Erfassung von Appraisalprozessen werden in der vorliegenden Untersu-

chung zwei verschiedene Methoden eingesetzt, die beide zu vergleichbaren Ergebnissen

führten. Ebenso wie die Performanzmaße zeigten sie sich an beiden Simulationen unter-

schiedlich ausgeprägt.

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Danksagung ______________________________________________________________________________

II

Danksagung

Mein Dank gilt allen, die den Entstehungsprozess dieser Arbeit begleitet haben.

Herrn Prof. Dr. Manfred Thüring danke ich an dieser Stelle sehr herzlich für die anre-

genden Diskussionen, die vielen hilfreichen Vorschläge und die motivierenden Gesprä-

che, die sehr zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.

Sascha Mahlke bin ich dankbar, dass er mir neben intensiver fachlicher und organisato-

rischer Betreuung immer das Gefühl vermittelt hat, dass diese Arbeit einen wichtigen

Beitrag zur Erfassung des Nutzererlebens in der Mensch-Technik-Interaktion liefert.

Mein ausdrücklicher Dank gilt Prof. Dr. Peter Walschburger, Nikolas Rötting, Martin

Schmidt-Duffy, Knut Polkehn, Cordula Krinner, Antje Herbon und Andreas Wand.

Ich möchte meinen Eltern, Freunden und Kommilitonen danken, die durch ihr Interesse

und ihren Zuspruch mein Studium und diese Arbeit gefördert haben.

Zu guter Letzt einen herzlichen Dank an alle Studienteilnehmerinnen und Studienteil-

nehmer, die durch ihre Neugier und ihr Engagement die Umsetzung der Untersuchung

ermöglicht haben.

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Inhaltsverzeichnis ______________________________________________________________________________

III

Inhaltsverzeichnis Kurzfassung ............................................................................................................. I

Danksagung .............................................................................................................. II

Inhaltsverzeichnis .................................................................................................... III

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ................................................................... VI

Vorbemerkung ......................................................................................................... IX

1 Einleitung ........................................................................................................... 1

1.1 Ausgangslage und Zielsetzung .................................................................... 1

1.2 Aufbau der Arbeit ....................................................................................... 4

2 Theoretische Grundlagen .............................................................................. 5

2.1 Einordnung dieser Arbeit in aktuelle Forschungsperspektiven ........... 5

2.2 Der Stellenwert von Emotionen in der Systemevaluation ..................... 6

2.3 Emotionspsychologische Theorien ........................................................... 10

2.3.1 Komponentenansatz .......................................................................... 10

2.3.2 Strukturansätze ................................................................................... 16

2.3.2.1 Kategorialer Ansatz ............................................................ 16

2.3.2.2 Dimensionaler Ansatz ........................................................ 18

2.3.3 Zusammenfassung der emotionstheoretischen Konzeption .............. 20

2.4 Methoden zur Erfassung emotionaler Nutzerreaktionen ..................... 21

2.4.1 Erfassung der Gefühlskomponente .................................................. 21

2.4.2 Erfassung der neurophysiologischen Komponente .......................... 24

2.4.3 Erfassung der Ausdruckskomponente .............................................. 26

2.4.4 Erfassung der kognitiven Komponente ............................................ 29

2.4.5 Erfassung der motivationalen und Verhaltenskomponente .............. 31

2.5 Zusammenfassung der Theorie ............................................................... 32

2.6 Fragestellungen und Hypothesen ............................................................ 33

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Inhaltsverzeichnis ______________________________________________________________________________

IV

3 Methoden ........................................................................................................... 37

3.1 Untersuchungsdesign und unabhängige Variable ................................ 37

3.2 Entwicklung des Untersuchungsgegenstandes ....................................... 38

3.2.1 Umsetzung einer kontrollierten Manipulation ................................. 38

3.2.2 Testaufgaben .................................................................................... 40

3.2.3 Vortestung des Untersuchungsgegenstandes ................................... 41

3.2.3.1 Analyse des direkten Interaktionspfades ........................... 41

3.2.3.2 Ausprägungen auf den SAM-Skalen ................................. 42

3.3 Messinstrumente und abhängige Variablen .......................................... 45

3.3.1 Gefühlskomponente .......................................................................... 45

3.3.2 Neurophysiologische Komponente ................................................... 45

3.3.3 Ausdruckskomponente ..................................................................... 46

3.3.4 Kognitive Komponente .................................................................... 46

3.3.5 Motivationale und Verhaltenskomponente ....................................... 48

3.3.6 Übersicht der eingesetzten Messinstrumente und Verfahren ........... 49

3.4 Untersuchungsablauf ............................................................................... 50

3.5 Datenaufbereitung .................................................................................... 52

3.6 Stichprobenbeschreibung ......................................................................... 54

4 Ergebnisse .......................................................................................................... 56

4.1 Prüfung der statistischen Voraussetzungen .......................................... 56

4.1.1 Fehlende Werte ............................................................................... 56

4.1.2 Verteilung der Variablen ................................................................ 57

4.2 Reaktionsunterschiede aufgrund der kontrollierten Systemvariation 58

4.2.1 Mittelwerte und Standardabweichungen der abhängigen Variablen 58

4.2.2 Überprüfung von Unterschieden auf der Gefühlsebene ................ 59

4.2.3 Prüfung von Unterschieden auf der neurophysiologischen Ebene 60

4.2.3.1 Unterschiede in der elektrodermalen Aktivität ............... 60

4.2.3.2 Unterschiede in der Herzrate .......................................... 60

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Inhaltsverzeichnis ______________________________________________________________________________

V

4.2.4 Überprüfung von Unterschieden auf der Ausdrucksebene ........... 61

4.2.4.1 Unterschiede in der Aktivität des corrugator supercilii 62

4.2.4.2 Unterschiede in der Aktivität des zygomaticus major ... 62

4.2.5 Überprüfung von Unterschieden auf der kognitiven Ebene .......... 63

4.2.5.1 Unterschiede in den Werten des Appraisalfragebogens . 63

4.2.5.2 Kodierung des retrospektiv erhobenen lauten Denkens .. 64

4.2.5.3 Freie Benennung der erlebten Emotionen in der retro- spektiven Einschätzung ................................................... 67

4.2.6 Überprüfung von Unterschieden auf der motivationalen und

Verhaltensebene ............................................................................. 68

4.3 Zusammenhänge zwischen den Messinstrumenten .............................. 69

4.3.1 Korrelative Zusammenhänge zwischen den Messinstrumenten der Reaktionstrias von Emotionen ................................................. 69

4.3.1.1 Prüfung der Skalenzusammenhänge des SAM ............... 71

4.3.2 Korrelative Zusammenhänge zwischen der kognitiven Komponen- te und den Messinstrumenten der Reaktionstrias von Emotionen 72

4.3.2.1 Zusammenhänge zwischen den Items des Apprialfrage- bogens und den Kategorien des lauten Denkens ............ 72

4.3.2.2 Zusammenhänge zwischen den Messinstrumenten der Re- aktionstrias von Emotionen und den Appraisalmethoden 74

4.3.3 Korrelative Zusammenhänge zur motivationalen und Verhaltens- komponente .................................................................................... 75

5 Diskussion ........................................................................................................... 77

5.1 Unterschiede in der Ausprägung der abhängigen Variablen ............... 77

5.2 Zusammenhänge zwischen den abhängigen Variablen ......................... 87

5.3 Explorative Fragestellungen .................................................................... 95

5.4 Kritik der Methoden ................................................................................ 97

6 Ausblick ............................................................................................................. 99

Literaturverzeichnis ........................................................................................ 102

Anhang ............................................................................................................... 113

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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ______________________________________________________________________________

VI

Abbildungsverzeichnis

1 2.2 Erster Vorschlag eines integrativen Modells des Nutzererlebens. 9

2 2.3.1 Multikomponentenmodell der Emotionen. 15

3 2.3.2.2 Das Circumplex-Modell von Russell & Pratt (1980). 19

4 2.3.2.2 Emotionen in einem zwei-dimensionalen Raum. 19

5 2.4.1 Die drei Skalen des Self-Assessment-Manikin (SAM). 22

6 2.4.3 Position der Gesichtsmuskel corrugator supercilii und zygomaticus major. 27

7 3.4 Der schematische Versuchsablauf in zwölf Schritten. 52

8 3.6 Nutzung von Mobilfunktelefonen in der Stichprobe. 55

9 3.6 Computernutzung in der Stichprobe. 55

10 4.2.2 Unterschiede in den SAM-Werten Valenz und Aktiviertheit. 59

11 4.2.3.1 Unterschiede in der Zunahme der elektrodermalen Aktivität. 60

12 4.2.3.2 Unterschiede in der Zunahme der Herzrate. 61

13 4.2.4.2 Unterschiede in der Aktivitätsveränderung des corrugator

supercilii und des zygomaticus major. 62

14 4.2.5.1 Mittelwerte der verwendeten Appraisalitems in Abhängigkeit zu den beiden bearbeiteten Systemvarianten. 63

15 4.2.6 Unterschiede i. d. durchschnittlichen Zeit pro tatsächlicher Eingabe 68

16 4.4.3 Streudiagramme zwischen den SAM-Skalen Aktiviertheit und Valenz für System A und System B. 71

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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ______________________________________________________________________________

VII

Tabellenverzeichnis

1 2.3.1 Auswahl genannter Komponenten emotionaler Reaktionen aus 12 aus der Sicht verschiedener Autoren.

2 2.4.4 Vergleichende Gegenüberstellung der Listen emotionsantezedenter Bewertungskriterien. 29

3 2.4.4 Erwartete Zusammenhänge zwischen Appraisalkriterien und Emotionen nach Scherer (1984b) 30

4a 3.2.1 Übersicht der Variation bezüglich der Merkmale von Benutzer- schnittstellen nach Keinonen, 1998. 38

4b 3.2.1 Übersicht über die Variation bezüglich der Merkmale zur Benutzerfreundlichkeit nach Keinonen, 1998. 39

4c 3.2.1 Übersicht über die Variation bezüglich der Merkmale zur Interaktion Keinonen, 1998. 39

4d 3.2.1 Übersicht über die Variation bezüglich der Merkmale, die sie nicht auf die Benutzerfreundlichkeit, jedoch auf das Nutzererleben beziehen bzw. nicht nach Keinonen, 1998. 39

5 2.2.2 Übersicht der konstruierten Aufgaben für die zielorientierte Bear- beitung der Systeme. 40

6 3.2.3.2 Mittelwerte und Standardabweichungen der Skalen Valenz und Aktiviertheit in den beiden Aufgabenblöcken I und II. 43

7 3.2.3.2 Mittelwerte und Standardabweichungen der Aktiviertheit und Valenz getrennt für Aufgabenblöcke und Systemvarianten. 44

8 3.3.4 In dieser Untersuchung verwendete Items des stark modifizierten GAF (Scherer, 1993). 47

9 3.3.4 Strukturierende Fragen zur Unterstützung des retrospektiven lauten Denkens. 48

10 3.3.6 Zusammenfassung der verwendeten Messinstrumente und Methoden. 49

11 4.1.2 Signifikante Ergebnisse des Shapiro-Wilks-Test zur Prüfung der Normalverteilung. 57

12 4.1.2 Verteilungskennwerte ausgewählter Variablen. 57

13 4.2.1 Mittelwerte und Standardabweichungen der abhängigen Variablen getrennt nach den Systemvarianten A und B. 58

14 4.2.5.1 Häufigkeiten der Angabe „irrelevant“ im Appraisalfragebogen. 64

15 4.2.5.1 Häufigkeit von affirmativen bzw. negierenden Kodierungen des retrospektiv erhobenen lauten Denkens in der Zuordnung der fünf Hauptdimensionen für Appraisalprozesse nach Scherer (1984b) 65

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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ______________________________________________________________________________

VIII

16 4.2.4.1 Ergebnisse von t-Tests für gepaarte Stichproben zu Unterschieden in den Kodierungshäufigkeiten der Appraisakategorien zwischen System A und B. 67

17 4.3.1 Produkt-Moment-Korrelationen zwischen den SAM-Skalen Valenz und Aktiviertheit, der Herzrate, EDA sowie EMG (Trias von Emotionen). 69

18 4.3.1 Korrelationsübersicht zwischen den Ausprägungen der Items des Appraisafragebogens und den Kodierungshäufigkeiten des re- trospektiv erhobenen lauten Denkens. 73 19 4.3.2.2 Produkt-Moment-Korrelationen zwischen SAM, Herzrate, EDA, EMG sowie den Items aus dem Appraisalfragebogen. 74

20 4.3.3 Produkt-Moment-Korrelationen zwischen SAM, Herzrate, EDA, EMG sowie der durchschnittlich Zeit pro tatsächlicher Eingabe. 76

21 4.3.1 Produkt-Moment-Korrelationen zwischen den Items des Appraisal- fragebogens sowie der durchschnittlich Zeit pro Eingabe. 76

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Vorbemerkung ______________________________________________________________________________

IX

Vorbemerkung Bevor mit der eigentlichen Beschreibung dieser Diplomarbeit begonnen wird, soll an

dieser Stelle eine allgemeine Anmerkung zu den verwendeten Formulierungen vorange-

stellt werden.

Sie betrifft den Umgang mit Begriffen aus der englischsprachigen Originalliteratur. In

einigen Fällen wurde auf eine Übersetzung englischer Fachbegriffe verzichtet, da sich

diese nicht ohne Bedeutungsverlust ins Deutsche übertragen ließen. Mit Kursivschrift

wird darauf aufmerksam gemacht, wenn Originalbegriffe wörtlich übernommen worden

sind. Bei ihrer erstmaligen Erwähnung werden englische Bezeichnungen entweder er-

läutert oder es wird ihnen eine deutsche Übersetzung nachgestellt. Von dieser Verfah-

rensweise ausgenommen sind Begriffe, deren sinngemäße Übersetzung in der deutsch-

sprachigen Literatur geläufig vorkommen. So wird zum Beispiel überwiegend von Be-

nutzerfreundlichkeit die Rede sein, statt die englische Entsprechung usability zu ver-

wenden.

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Einleitung ______________________________________________________________________________

1

1 Einleitung 1.1 Ausgangslage und Zielsetzung

Unser privates und öffentliches Leben ist von einer Vielzahl moderner Informa-

tions- und Kommunikationstechnologien geprägt, die aus unserem Alltag fast nicht

mehr wegzudenken sind. In den letzten Jahrzehnten gab es einen spürbar sprunghaften

Anstieg in der Nutzung von interaktiven Produkten. So telefonieren wir heutzutage von

unterwegs mit Freunden, lassen uns von Navigationssystemen durch unbekannte Ge-

genden leiten, wir kaufen unsere Bahnfahrkarten am Automaten und planen den nächs-

ten Urlaub via Internet. Ob wir diese technischen Systeme nutzen, wie oft und gerne wir

dies tun, hängt mit verschiedenen Parametern zusammen. Neben persönlichen Merkma-

len des Benutzers und Bedingungen der Situation können auch die Eigenschaften des

Systems als bedeutsame Einflussgrößen zur Vorhersage der Nutzungsintention hervor-

gehoben werden (Davis, 2003). Durch eine systematische Evaluation der Systemeigen-

schaften kann somit bereits während des Gestaltungsprozesses von interaktiven Produk-

ten die Benutzungsqualität sowie ein Teil der Nutzungsintention und Nutzungshäufig-

keit abgeschätzt werden (Yun, Han, Hong & Kim, 2003).

Es ist bei der Entwicklung von interaktiven Produkten zweifelsohne zu gewähr-

leisten, dass diese sowohl nützlich als auch benutzbar sind (ISO, 1998). Diese eher per-

formanzorientierten Kriterien werden jedoch in aktuellen Ansätzen häufig als nicht

mehr ausreichend diskutiert. So fordert bereits Logan (1994) die Berücksichtigung von

zusätzlichen Aspekten des Nutzungserlebens. Danach liege heutzutage ein besonderer

Wert von Produkten in der Kombination der Funktionalität mit einem positiven Nut-

zungserleben. Autoren wie Norman (2004) oder Desmet (2003a) betonen im Bereich

des Nutzungserlebens die spezielle Bedeutung emotionaler Nutzerreaktionen.

Dem zunehmenden Interesse für emotionale Aspekte des Nutzungserlebens ste-

hen zur Erfassung meist positiv-negativ Bewertungsskalen gegenüber, die auf der Basis

erinnerter Bruchstücke beantwortet werden und verschiedenen Verzerrungen unterwor-

fen sind, gleichwohl sie für den Benutzer die Realität darstellen und dadurch auch einen

tatsächlichen Einfluss auf die zukünftige Nutzung des Produktes haben (Hassenzahl,

2004). Sie werden jedoch, ebenso wie einfach strukturierte Fragebögen, die die Zufrie-

denheit und Akzeptanz erfassen, der Komplexität emotionaler Reaktionen aus theoreti-

scher und methodischer Sicht nur unzureichend gerecht (Lindgaard & Dudek, 2003).

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Einleitung ______________________________________________________________________________

2

Viele Autoren fassen Emotionen als ein vielschichtiges Phänomen auf, das mit

Reaktionen auf unterschiedlichen Funktionsebenen einhergeht (z. B. Brave & Nass,

2003; Desmet, 2003a; Lazarus, 1991; Scherer, 1984a). Folgt man dieser Sichtweise,

erfordert die Erfassung emotionaler Nutzerreaktionen die Kombination verschiedener

Messmethoden, da einzelne Messinstrumente in der Regel nur Teilaspekte der Emotion

einer Person abdecken und die übrigen unberücksichtigt lassen (Izard, 1977). Erste Bei-

spiele für verschiedene Kombinationsmöglichkeiten liegen bereits vor (z. B. Healey &

Picard, 2005; Herbon & Peter, 2005; Ward & Marsden, 2003; Bradley et al., 1993).

Diesen Beispielen gemeinsam ist jedoch, dass überwiegend Messinstrumente in Bezie-

hung gesetzt werden, die sich auf die Erfassung einer oder weniger Funktionsebenen

konzentrieren. Das Ziel der Kombination erfolgt selten aus emotionstheoretisch fundier-

ter Sicht, als vielmehr aus einer methodisch-praktischen Argumentation, um dadurch

Ambiguitäten in der Interpretation auflösen zu können und die Gültigkeit der abgeleite-

ten Aussagen zu erhöhen (Picard & Daily, 2005; Larsen & Fredrickson, 1999; Sebe,

Cohen & Huang, 2004). Sinnvoller erscheint es, eine Methodenkombination nicht zu-

fällig oder aus rein methodischen Aspekten heraus, sondern emotionstheoretisch zu

entwickeln. Aktuell liegen über Zusammenhänge einzelner Messinstrumente, die spe-

ziell im Forschungsbereich der Mensch-Technik-Interaktion unterschiedliche Funkti-

onsebenen emotionaler Reaktionen umfassend abdecken, keine Befunde vor.

Gewiss, kann die Zahl der Untersuchungen, die sich mit der Erfassung emotions-

relevanter Parameter im Mensch-Technik-Bereich befassen, verglichen mit dem Zeit-

raum, in dem die Nachfrage für die Erfassung emotionaler Nutzerreaktionen so deutlich

angestiegen ist, insgesamt nicht als gering bezeichnet werden. Dabei kommen jedoch in

den meisten Fällen kaum Untersuchungsgegenstände zum Einsatz, die auch tatsächlich

eine Interaktion erfordern. Beispielsweise berichtet Mulder (1992) von einer Reihe ver-

schiedener Experimente, in denen unterschiedliche Indikatoren wie Herzfrequenz, Herz-

ratenvariabilität und Respiration parallel erfasst worden sind, bei denen ausnahmslos

nicht-interaktives Stimulusmaterial, wie Aufgaben zum Gedächtnisabruf oder zur Auf-

merksamkeitssteuerung im Untersuchungsvordergrund standen. Bei Anttonen & Surak-

ka (2005) oder Desmet, Hekkert & Jacobs (2000) sowie z. T. bei Herbon et al. (2005)

werden Reaktionen bei der Betrachtung von Photomaterial technischer Produkte bzw.

von besonders emotional geprägten Bildern erfasst, ohne dass sich Probanden interaktiv

mit ihnen auseinandersetzen.

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Einleitung ______________________________________________________________________________

3

Liegt der Fokus auf interaktiven Produkten, erscheint es aufgrund der Anwen-

dungsorientierung des Forschungsfeldes meist naheliegend, reale Produkte in den Un-

tersuchungsfokus zu setzen. Jedoch lässt diese Vorgehensweise in der Regel vorerst

keine kontrollierte Manipulation der unabhängigen Variablen zu und erlaubt somit kei-

ne statistisch gesicherte Aussage über die experimentelle Kausalhypothese. Es ist also

nicht auszuschließen, dass emotionale Nutzerreaktionen beispielsweise von emotional

bedeutsamen Markenassoziationen oder von ausgeprägten individuellen Vorerfahrungen

aufgrund des persönlichen Produktbesitzes überlagert werden (Holbrook & Hirschman,

1993). Zusammenfassend sind für diesen Forschungszweck somit vorerst Untersu-

chungskonzepte vorzuziehen, die neben der Forderung nach Interaktivität, sowohl eine

hohe ökologische Validität berücksichtigen als auch ein deutliches Maß an kontrollier-

ter Manipulation des Untersuchungsgegenstandes zulassen. Ward & Marsden (2003)

haben dies z. B. durch die nach Kriterien der Benutzerfreundlichkeit unterschiedlich gut

gestalteten Websites realisiert, mit denen Probanden vorgegebene Aufgaben zu bearbei-

ten hatten.

Die zentralen Fragen der vorliegenden Arbeit beziehen sich auf das Zusammen-

spiel und die Aussagekraft verschiedener Messinstrumente, die eingesetzt werden kön-

nen, um unterschiedliche Ausprägungen des emotionalen Erlebens bei der Interaktion

mit technischen Systemen erstmals umfassend und multikompositorisch zu berücksich-

tigen. Zudem sollen praktische Erfahrungen dargestellt werden, die sich bei diesem

Vorgehen aufgrund der Besonderheit des Untersuchungsgegenstandes ergeben.

In einem ersten Schritt dieser Arbeit wird unter Rückgriff auf ausgewählte psy-

chologisch orientierte Emotionsansätze eine theoretisch fundierte Methodenkombinati-

on zur Erfassung emotionaler Nutzerreaktionen für den Bereich der Mensch-Technik-

Interaktion konstruiert und vorgeschlagen.

Im zweiten Schritt ist sodann die Prüfung der Interkorrelation und der Nützlich-

keit der Methodenkombination vorgesehen. Für die Datenerhebung werden in dieser

Arbeit zwei verschiedene Simulationen eines Mobiltelefons eingesetzt. Dabei handelt es

sich in dem einen Fall um ein gut gestaltetes System mit optimierten Systemeigenschaf-

ten und in dem anderen um eine schlecht, gezielt abweichend konstruierte Variante,

welche die Wahrscheinlichkeit für positive Interaktionsmöglichkeiten bezüglich gestell-

ter Aufgaben nach definierten Kriterien der Benutzbarkeit durchweg reduziert.

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Einleitung ______________________________________________________________________________

4

1.2 Aufbau der Arbeit

Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Im folgenden Kapitel wird zunächst der Stel-

lenwert von Emotionen in der Mensch-Technik-Interaktion näher ausgeführt. Anschlie-

ßend wird unter Rückgriff auf eine Auswahl verschiedener Ansätze von Emotionstheo-

rien die theoretische Konzeption aufgebaut. Als Schwerpunkte in der Argumentation

werden das Komponentenmodell von Scherer (1984a) und das dimensionale Modell

von Russell & Pratt (1980) vorgestellt. Die darauf folgenden Abschnitte geben einen

Überblick von verschiedenen Messmethoden und Instrumenten. Außerdem wird von der

Durchführung und den Ergebnissen ausgewählter Studien aus dem Untersuchungsbe-

reich berichtet. Dies bildet die Grundlage, im Anschluss die konkreten Fragestellungen

für das Untersuchungsvorhaben darzustellen und Forschungshypothesen abzuleiten.

Im dritten Kapitel wird zunächst das Untersuchungsdesign und der Entwick-

lungsprozess des Untersuchungsgegenstandes dargestellt. Einen wesentlichen Stellen-

wert nimmt in diesem Zusammenhang die Operationalisierung der kontrollierten Varia-

tion der beiden Systemvarianten ein. Die gesetzten Annahmen bezüglich der Systemva-

rianten werden expliziert und ihre Gültigkeit an einer kleinen Stichprobe vorab über-

prüft. Die Ergebnisse dieser Vortestung werden im gleichen Abschnitt angeführt. Auf-

bauend auf den Theorieteil werden anschließend die Messinstrumente und Methoden

beschrieben, die in dieser Untersuchung eingesetzt werden, um verschiedene Kompo-

nenten emotionaler Reaktionen zu erfassen. Die Beschreibung der Untersuchungsdurch-

führung und der Stichprobe der Hauptuntersuchung schließen den Methodenteil ab.

Die Ergebnisse der Hauptuntersuchung werden im vierten Kapitel vorgestellt.

Dabei werden zu vorderst Voraussetzungen geprüft, deren Erfüllung für die statistischen

Analysen von Bedeutung sind. Anschließend werden Berechnungen zu den Ausprä-

gungsunterschieden der abhängigen Variablen aufgrund der kontrollierten Systemvaria-

tion dargestellt. Darauf aufbauend zeigen die Resultate von korrelativen Analysen Zu-

sammenhänge zwischen den jeweils eingesetzten Messinstrumenten auf.

Die Beantwortung der Fragestellungen und Hypothesen, der Bezug zur aktuellen

Literatur sowie die Kritik der Methoden werden schließlich im fünften Kapitel disku-

tiert. Ein Ausblick zur Erfassung des emotionalen Nutzererlebens schließt die vorlie-

gende Diplomarbeit ab.

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Einleitung ______________________________________________________________________________

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2 Theoretische Grundlagen 2.1 Einordnung dieser Arbeit in aktuelle Forschungsperspektiven

Im Berech der Mensch-Technik-Interaktion wird die Erfassung emotionaler

Nutzerreaktionen derzeit aus verschiedenen Perspektiven betrieben. Mahlke (2005b)

unterscheidet zwei grundlegende Forschungsrichtungen. Die erste, das affective compu-

ting (Picard, 1997), beschäftigt sich mit der Erfassung emotionaler Nutzerreaktionen in

digital modellierter Form, um diese für ein technisches System nutzbar und kommuni-

zierbar zu machen. Systeme „erkennen“ somit den unmittelbaren emotionalen Zustand

des Benutzers und können, so ist die Vision, adaptiv auf ihn reagieren. Ein aktuelles

Anwendungsbeispiel ist die Entwicklung eines virtuellen Begleiters für interaktive

Lernsoftware, der den Lernprozess unter unmittelbarer Berücksichtigung emotionaler

Reaktionen des Benutzers steuert (Kort, Reilly & Picard, 2004).

Der zweite Ansatz, die emotional design Perspektive, fasst emotionale Nutzerre-

aktionen als bedeutenden Teil des Nutzungserlebens auf, um daraus Aussagen über die

Benutzungsqualität eines interaktiven Produktes ableiten zu können. Innerhalb dieser

Perspektive wird das sogenannte emotional system design von der emotional system

evaluation differenziert. Ersteres ist aus eher praktischer Sicht an Erkenntnissen über

emotionale Nutzerreaktionen interessiert, um Systeme nach „guten Regeln der Kunst“

gestalten zu können und intendierte Emotionen hervorzurufen bzw. positive Interakti-

onserlebnisse zu begünstigen (z. B. Wensveen, Overbeeke & Djajadiningrat, 2000). Ein

Beispiel ist die Entwicklung einer Software zur individuellen Gestaltung eines Fahr-

zeug-Innenraumes, welche erlebnisreich und anregend, im Sinne eines joy of use, also

einer besonders aktivierenden Benutzungsfreude, gestaltet ist (Ross, 2004).

Diese Diplomarbeit kann entsprechend dieser Systematisierung innerhalb der

zweiten Perspektive der emotional system evaluation zugeordnet werden. Hierbei wird

die Beziehung zwischen Systemeigenschaften und emotionalen Nutzerreaktionen als

Aspekte des Nutzungserlebens untersucht, um zur Bewertung und Gestaltung techni-

scher Systeme auf grundlegende Erkenntnisse zurückgreifen zu können. Ein wesentli-

ches Ziel ist dabei identisch mit dem ersten Prozess des affective computing, nämlich

die zuverlässige Erfassung emotionaler Nutzerreaktionen (Vesterinen, 2001). Über den

aktuellen Forschungsstand zum Stellenwert von emotionalen Nutzerreaktionen bei der

Evaluation von interaktiven Systemen wird der nun folgende Abschnitt einführen.

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Emotionen in der Systemevaluation ______________________________________________________________________________

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2.2 Der Stellenwert von Emotionen in der Systemevaluation

Der klassische Leitbegriff, um interaktive Systeme hinsichtlich ihrer Benut-

zungsqualität zu bewerten, ist usability bzw. Benutzerfreundlichkeit (Dillon, 2001). In

der Standarddefinition nach der ISO 9241, Teil 11 (ISO, 1998) lassen sich folgende drei

Teilbereiche für Benutzerfreundlichkeit unterscheiden:

1. Effektivität

2. Effizienz

3. Zufriedenheit

Unter Effektivität wird verstanden, dass ein System überhaupt zu den Zielen ei-

nes Benutzers führt, unter Effizienz, dass diese Ziele hinsichtlich Aufwand, Kosten und

Zeit optimal erreichbar sind und unter Zufriedenheit, dass die Benutzung zu positiven

Gesamteinschätzungen bezüglich Leistung und Produktivität führt (Dormann, 2003).

Dillon (2001) ist der Auffassung, dass die Maßstäbe, die sich aus den drei Teil-

aspekten ableiten lassen, nicht ausreichend sind, um komplexe Interaktionserfahrungen

umfassend bewerten zu können. Letztere beinhalten für ihn weit mehr als die Erfüllung

von Leistungs- und Arbeitsanforderungen. Sein Vorschlag ist eine erweiterte Sicht mit

dem Fokus auf der Nutzerperspektive und den drei Teilaspekten process, outcome und

affect1. Unter process fasst er zum einen die klassischen Performanzdaten, stellt jedoch

auch die Berücksichtigung kognitiver Repräsentationen und Aufmerksamkeitssteue-

rungsprozesse in den Vordergrund. Beim outcome geht es darum, ob Ziele erfolgreich

erreicht werden, wobei auch primär nicht intendierte Erfolge wie Lernzuwächse im

Umgang mit dem System relevant sind. Unter affect erweitert er die Definition dahinge-

hend, dass neben der Zufriedenheit auch spezifische Einstellungs- und Gefühlserlebnis-

se von Bedeutung sind, die aus der Interaktion heraus entstehen.

Um die erkennbaren Grenzen des klassischen Ansatzes von Benutzerfreundlich-

keit zu verdeutlichen, bezeichnet Logan (1994) die rein performanzorientierten Krite-

rien als Maßstäbe von sogenannter behavioral usability und kreiert zusätzlich den Beg-

riff emotional usability, um damit explizit auch auf die Relevanz des Nutzungserlebens

aufmerksam zu machen. Emotional usability definiert Logan als „degree to which a

product is desirable or serves a need beyond traditional objectives” (1994, S. 61).

1 Der Begriff affect wird in der englischsprachigen Literatur nicht gleichbedeutend mit dem in der deutschsprachigen Literatur benutzten Begriff des Affektes verwendet. Affect ist eher ein Oberbegriff für emotionale Reaktionen und Gefühle verschiedener Art (Spering, 2004).

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Emotionen in der Systemevaluation ______________________________________________________________________________

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Zhang & Li (2004b) argumentieren in ihrer aktuellen Forschung auf der Basis

eines Modells, welches auch anhand empirischer Befunde aufzeigt, dass über die tradi-

tionellen Aspekte der Benutzerfreundlichkeit hinaus zusätzliche Einflussfaktoren exis-

tieren, welche sich auf die weitere Benutzungsintention mit einem System auswirken

können. In ihrem Modell unterscheiden sie zwischen dem core affect einer Person als

einen „neuropsychologischen Zustand, der bewusst als einfaches, nicht reflektiertes

Gefühl wahrgenommen wird“ (vgl. Russell & Feldman Barrett, 1999), der affective

quality eines Objektes als Eigenschaft, den core affect einer Person in eine bestimmte

Richtung zu verändern und der wahrgenommenen affective quality als Erwartung einer

Person an ein bestimmtes Objekt, ihren core affect zu verändern. In Untersuchungen zur

Akzeptanz von Internetseiten fanden sie einen bedeutsamen Zusammenhang der wahr-

genommenen affective quality und der Verhaltensabsicht von Benutzern, auf diese Sei-

ten künftig zurückgreifen zu wollen (Zhang & Li, 2004a). Zusammen mit der Nützlich-

keit und der Benutzbarkeit stellt die affective quality eines Objektes somit ein wesentli-

ches Kriterium für die Akzeptanz von Technologie dar.

Jordan (2000) kritisiert am klassischen Konzept von Benutzerfreundlichkeit,

dass spezifische emotionale Erlebnisse unberücksichtigt bleiben. In seinem hierarchi-

schen Modell von Nutzererwartungen ist pleasure ein auf der Funktionalität und der

Benutzerfreundlichkeit aufbauendes Kriterium. Die Konzeption von pleasure umfasst

für Jordan differenzierte Erlebnisse auf unterschiedlichen Ebenen: physio-pleasure ent-

steht durch das sensorische Erleben interaktiver Produkte, socio-pleasure ergibt sich aus

der Beziehung zu anderen Personen, ideo-pleasure betrifft Wertvorstellungen des Nut-

zers in Bezug auf die Interaktion mit dem Produkt und psycho-pleasure bezieht sich auf

kognitive und emotionale Reaktionen des Nutzers bei der Interaktion mit dem Produkt.

Auf letztgenannter Ebene lokalisiert Jordan (2000) also unmittelbare emotionale Nut-

zerreaktionen des Benutzers als Aspekte des emotionalen Nutzererlebens.

Diese Ebene konkretisiert Hassenzahl (2005) noch näher, indem er das Nut-

zungserleben direkt auf die Wahrnehmung spezifischer Systemqualitäten bzw. Attribute

bezieht, welche zu einem Gesamteindruck des Produktes, dem sogenannten Produktcha-

rakter, zusammengefasst werden. Bezüglich dieser Produktattribute unterscheidet er

zwischen den instrumentalen sowie den nicht-instrumentalen Qualitäten eines Produk-

tes. Instrumentale Qualitäten entsprechen dabei im wesentlichen den klassischen As-

pekten der behavioral usability nach Logan (1994) und beziehen sich hauptsächlich auf

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Emotionen in der Systemevaluation ______________________________________________________________________________

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funktionale Systemeigenschaften. Nicht-instrumentale Qualitäten stellen Eigenschaften

des Produktes dar, die sich nicht direkt auf die momentan expliziten, aufgabenbezoge-

nen Intentionen eines Benutzers beziehen, gleichwohl sie keineswegs unabhängig von

ihnen sein müssen. Sie charakterisieren vielmehr Aspekte des hedonischen Nutzungser-

lebens, welche nach Hassenzahl (2004) ebenfalls relevante Parameter zur Beschreibung

der Güte der Interaktion sowie für die Wahrnehmung und Bewertung von Systemattri-

buten in der Zusammenführung zum Produktcharakter darstellen.

Zur Beschreibung des Nutzungserlebens unterscheidet Hassenzahl (2005) emoti-

ons, affects und experiences. Emotions definiert er als flüchtige psychologische Zustän-

de als Konsequenz der Bewertung einer Situation, affects als Oberbegriff für unter-

schiedliche Formen emotionaler Reaktionen und experiences als länger andauernde

emotionale Erlebnisse mit einem konkreten Beginn und Ende, die sich aus dem Ein-

druck mehrerer aufeinanderfolgender emotionaler Zustände zusammensetzen, z. B. der

Besuch eines Freizeitparks oder das Trinken einer Flasche Wein (Hassenzahl, 2004).

Emotionale Nutzerreaktionen sind gemäß Hassenzahl (2004) integrierte Bestandteile

aller drei genannten Aspekte.

Mahlke (2005a) strebt in einem ersten integrativen Modell des Nutzungserlebens

bezüglich des Stellenwertes emotionaler Nutzerreaktionen eine differenzierte Sichtwei-

se an (siehe Abbildung 1). Die Systemeigenschaften bilden dabei die Ausgangsbasis

einerseits für aufgabenbezogene Qualitätsdimensionen sowie für nicht aufgabenbezoge-

ne Qualitätsdimensionen. In dieser prinzipiellen Unterscheidung orientiert sich Mahlke

an Hassenzahl (2004). Die kognitive Repräsentation dieser Qualitätsdimensionen wird

z. B. auch von Zhang & Li (2004b) im besonderen betont. Andererseits werden bei

Mahlke (2005a) die nicht-instrumentellen Qualitätsdimensionen von den emotional-

affektiven Reaktionen abgegrenzt. Empirische Befunde dafür, dass dies sinnvoll ist,

liegen bislang jedoch nicht vor. Unter der nicht-instrumentellen Qualität können Aspek-

te der Stimulation oder des ästhetischen Eindrucks gefasst werden. Sowohl von der

kognitiven Repräsentation als auch von den emotionalen Reaktionen wird die Beein-

flussung der Verhaltenskonsequenzen, wie der Nutzungsintention und des tatsächlichen

Nutzerverhaltens, sowie der Gesamturteile erwartet. Zusätzlich fasst Mahlke emotionale

Konsequenzen explizit als Ergebnis der Interaktion auf, von denen angenommen wird,

dass sie sich durch das Zusammenspiel der kognitiven Repräsentation und der affekti-

ven Reaktionen entwickeln.

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Emotionen in der Systemevaluation ______________________________________________________________________________

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Abbildung 1: Erster Vorschlag eines integrativen Modells des Nutzungserlebens, modifiziert aus Mahlke (2005a), S. 5. Dieses Modell integriert verschiedene Ansätze aus aktuellen Modellen des Nut-zungserlebens in der Mensch-Maschine-Interaktion und postuliert die theoretische Abgrenzung emotiona-ler Nutzerreaktionen von nicht-instrumentellen Qualitäten.

Fasst man diese Auswahl an Argumentationen zusammen, kann man feststellen,

dass die klassischen Performanzdaten zur Nützlichkeit und Benutzbarkeit technischer

Systeme weiterhin als wichtige Kriterien für ihre Bewertung dargestellt werden. Jedoch

werden sie als nicht ausreichend betrachtet, komplexe Interaktionserlebnisse umfassend

berücksichtigen zu können. Wie aufgezeigt wurde, gibt es von mehreren Seiten die For-

derung, das Nutzungserleben anhand von emotionalen Nutzerreaktionen differenziert zu

berücksichtigen. Aus emotionspsychologischer Sicht ist diese Forderung nachvollzieh-

bar, da Emotionen in zahlreichen Studien als bedeutsam korrelierende Größe beim

Problemlösen (für einen Überblick: Feist, 1994), beim Treffen von Entscheidungen (z.

B. Barnes & Thagrad, 1996; Picard 1997; Damasio, 1994), bei Lernprozessen (für einen

Überblick: Sven Ake, 1992; Kort, Reilly & Picard, 2004) und beim Aufrufen von Ge-

dächtnisinhalten (z. B. Bower, 1981) interpretiert werden konnten.

Nachdem der Stellenwert des Nutzererlebens und emotionaler Nutzerreaktionen

in der Mensch-Technik-Interaktion aufgezeigt werden konnte und darauf hingewiesen

wurde, welche Relevanz ihnen in aktueller Forschung aus unterschiedlichen Disziplinen

zur Vorhersage der Güte des Interaktionsprozesses zugeschrieben wird, erwächst daraus

die unmittelbare Forderung, emotionale Nutzerreaktionen zu erfassen. Bevor dies ex-

emplarisch geschehen kann, ist im Folgenden zunächst darzustellen, wie Emotionen

beschrieben werden können und welche Grundannahmen in welcher Form beitragen

können, um Emotionen in der Mensch-Technik-Interaktion zu erfassen.

System- eigenschaften

Kognitive Repräsentation des Nutzungserlebens

aufgabenbezogene Qualitäten

nicht-aufgabenbezogene

Qualitäten

affektive Reaktionen

Verhaltens-konsequenzen

Gesamturteile

Emotionale Konsequenzen

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Was sind Emotionen? ______________________________________________________________________________

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2.3 Emotionspsychologische Theorien Was sind Emotionen? Um diese Frage zu behandeln, werden ausgewählte Emo-

tionstheorien vorgestellt, die aus der Sicht des Verfassers zu einem erweiterten Ver-

ständnis über die Erfassung von Nutzerreaktionen beitragen können, mit denen jedoch

nicht der Anspruch verfolgt wird, eine von allen Experten geteilte Antwort vorzustellen

(für einen Überblick von Definitionsvorschlägen siehe Kleinginna & Kleinginna, 1981).

Mit dem sogenannten Komponentenansatz (z. B. Scherer, 1984a) wird ein im

Laufe der Zeit zunehmend anerkannter Emotionsansatz skizziert, der einen Schwer-

punkt auf die Beschreibung des organismischen Verlaufs emotionaler Reaktionen setzt.

Er versteht Emotionen als Prozesse, an denen jeweils verschiedene Reaktionsebenen

bzw. –modalitäten beteiligt sind und beinhaltet messtheoretische Implikationen, um der

Komplexität des zu untersuchenden Konstruktes gerecht zu werden.

Anschließend werden mit dem sogenannten kategorialen (z. B. Ekman, 1991)

und dem dimensionalen Ansatz (z. B. Russell & Pratt, 1980) Emotionstheorien vorge-

stellt, deren gemeinsam geteiltes Ziel es ist, Emotionen zu unterscheiden und sie hin-

sichtlich ihrer Qualität zu strukturieren. Aus diesem Grund werden sie in diesem Zu-

sammenhang als Strukturansätze bezeichnet.

2.3.1 Komponentenansatz

Emotionale Reaktionen werden von den meisten Autoren als komplexe gesamt-

organismische Vorgänge betrachtet, die durch eine Vielfalt unterschiedlicher Bedingun-

gen ausgelöst werden können (Kallus & Krauth, 1995). Der Komponentenansatz geht

von der pragmatischen Sicht aus, dass emotionale Reaktionen mit Zustandsänderungen

in verschiedenen organismischen Teilsystemen verbunden sind (Scherer, 1984a). Die

Manifestationen solcher Subprozesse werden als Komponenten bezeichnet, da erst ihr

Zusammenwirken das komplexe Phänomen einer Emotion bzw. eines emotionalen Er-

lebens hervorruft (Larsen & Fredrickson, 1999). Charakteristischerweise wird ange-

nommen, dass solche Komponenten untereinander interagieren; jedoch wird von den

meisten Autoren nicht ausgeschlossen, dass jede einzelne auch ausreichende Autonomie

besitze, unter bestimmten Bedingungen von den übrigen dissoziiert sein zu können

(Izard, 1977). Aus diesem Grund warnt z. B. Izard (1977) davor, irgendeine Komponen-

te als vollständigen Hinweis für die Darstellung einer Emotion anzusehen.

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Scherer (1984a) unterscheidet folgende fünf funktionale Teilsysteme des Orga-

nismus, die am Zustandekommen sowie am Ablauf emotionaler Prozesse beteiligt sind

und mit jeweils verschiedenen Komponenten in Verbindung gebracht werden können:

- Das Informationsverarbeitungssystem (kognitive Komponente),

- das Versorgungssystem (neurophysiologische Komponente),

- das Steuerungssystem (motivationale Komponente),

- das Aktionssystem (Ausdruckskomponente)

- und das Monitorsystem (Gefühlskomponente).

Das Informationsverarbeitungssystem dient dabei der Bewertung interner und

externer Reize dahingehend, ob für den Organismus als subjektiv relevant bewertete

Veränderungen von Situationen oder Handlungen eingetreten sind; das Versorgungssys-

tem reguliert die Aufrechterhaltung lebensnotwendiger Funktionen sowie die Energie-

versorgung; das Steuerungssystem führt vorwiegend Entscheidungen für Handlungen

herbei und bereitet auf diese vor; über das Aktionssystem werden emotionale Reaktio-

nen bzw. Intentionen kommuniziert und das Monitorsystem kontrolliert und reflektiert

den aktuellen Zustand aller Systeme und integriert sie zu einem Gesamteindruck.

Emotionen bestehen nach Scherer (1984a) aus aufeinander bezogenen, vorüber-

gehend synchronisierten Veränderungen in den Zuständen all dieser fünf organismi-

schen Teilsysteme. Unter Synchronisation ist zu verstehen, dass es dabei zu komplexen

Wechselwirkungen zwischen allen Systemkomponenten kommt und die Subsysteme

parallel aufeinander einwirken. Aufgrund der speziellen Eigenschaften der einzelnen

Subsysteme manifestieren sich diese Veränderungen in jeweils unterschiedlichen Ver-

laufsformen. Wenn das gegenseitige Einwirken der Subsysteme aufeinander wieder

abklingt, endet nach Scherer die emotionale Episode (Scherer, 1984a). Eine wesentliche

Voraussetzung für den Aufbau solcher Veränderungsprozesse ist, dass diskrete Reize

als Emotionsauslöser von der Person als subjektiv bedeutsam in Bezug zur aktuellen

Motivationslage eingeschätzt werden. Welche Kriterien bzw. Dimensionen für diesen

Abgleich herangezogen werden können, definiert Scherer (1984b) in einer integrierten

Einschätzungstheorie, die in Abschnitt 2.4.4 dieser Arbeit genauer dargestellt wird. Die

mit den Systemen verbundenen Komponenten bezeichnet Scherer (1984a) als kognitive,

neurophysiologische, motivationale, Ausdrucks- und Gefühlskomponente.

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Zwischen verschiedenen Autoren finden sich z. T. unterschiedliche Vorstellun-

gen zur Relevanz einzelner Komponenten und ihrer jeweils zugrundeliegenden Defini-

tion; insgesamt kann jedoch eine konsensuale Vergleichbarkeit beobachtet werden (s.

Tabelle 1). Zur Erläuterung der einzelnen Komponenten wird deshalb an dieser Stelle

eine Auswahl mehrerer Perspektiven vergleichend diskutiert.

IZARD (1977) SCHERER (1984a) LAZARUS (1991) KALLUS & LARSEN & DESMET (2003a) KRAUTH (1995) FREDRICKSON (1999) kognitive Komp. kognitiv Kognitive Ebene cognitive neurophysiologisch neurophysiolog. K. physiologisch Somatische Ebene physiological physiological subjektives Erleben Gefühlskomponente Erlebnis Erlebensebene affective subjective feelings motorisch-expressiv Ausdruckskomp. Ausdrucksebene expressive

behavioral motivationale K. konativ Verhaltensebene behavioral

Tabelle 1: Auswahl genannter Ebenen bzw. Komponenten emotionaler Reaktionen aus der Sicht verschiedener Autoren; erstellt i. A. a. die jeweiligen Ansätze

Scherers Komponentenansatz (1984a), wie auch die meisten übrigen der vorlie-

genden Ansätze, integrieren in z. T. leicht abgewandelter Form die aus der Dreikompo-

nententheorie von Izard (1977) abgeleitete „Trias“ von Emotionen, welche drei mitein-

ander verbundene Reaktionsebenen postuliert, nämlich die neurophysiologische Kom-

ponente, das subjektive Erleben und die motorisch-expressive Komponente.

Die neurophysiologische Komponente ist für Izard (1977) primär eine Funktion

des somatischen Nervensystems, also dem Teil des Nervensystems, das mit der Umwelt

interagiert und ein Kontrollorgan für willkürliche Handlungen darstellt (Birbaumer &

Schmidt, 2003). Diese, aufgrund veränderter Umweltbedingungen sensorisch ausgelös-

ten Reaktionen, treten mit dem vegetativen Nervensystem in Verbindung, welches der

Kontrolle autonomer Körperfunktionen (z. B. Größe des Pupillendurchmessers, Herz-

frequenz, Hauttranspiration und Drüsensekretion) dient und seinerseits die Reaktion

verstärken oder über einen Zeitraum aufrechterhalten kann. Scherer definiert die neuro-

physiologische Komponente als eine Veränderung hormonaler sowie autonomer Vari-

ablen aus dem neuroendokrinen System sowie dem autonomen Nervensystem, die in

erster Linie der homöostatischen Regulation des Organismus und der Erzeugung der für

instrumentelle Handlungen nötigen Energie dient. Mit dieser Definition integriert Sche-

rer eine Reihe verschiedener Emotionsansätze in diese Komponente (vgl. Scherer,

1994). Im Wesentlichen führt er zum einen Ansätze an, die sich auf die Beschreibung

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peripherer bzw. autonomer Prozesse konzentrieren und zum anderen jene, die sich mit

den kortikalen und limbischen Substraten sowie den emotionsrelevaten Erregungsbah-

nen im zentralen Nervensystem beschäftigen. LeDoux (1991) versteht emotionale Reak-

tionen durch die neurologische Struktur mit den systemisch zusammenwirkenden Hirn-

regionen Thalamus, Amygdala, Kortex, zingulärer Kortex, Hippocampus und Hypotha-

lamus. Die Auslösung vegetativer Efferenzen in Form endokriner bzw. physiologischer

Reaktionen durch den Hypothalamus aufgrund bestimmter somatischer Afferenzen aus

dem peripheren Nervensystem, geschieht, so nehmen Brave & Nass (2003) darauf Be-

zug nehmend an, prinzipiell auf zwei Wegen: zum einen wird angenommen, dass eine

direkte Verbindung zwischen Thalamus und Amygdala (einer wesentlichen Steuerin-

stanz für emotionale Reaktionen, LeDoux, 1995) existiert. Dadurch werden relativ kurz

andauernde, intensive Prozesse ausgelöst, die häufig auch als Affekt bzw. affektive Re-

aktion bezeichnet werden (Otto, Euler & Mandl, 2000). Affektive Reaktionen sind für

einige Autoren sehr wesentlich an physiologische Erregung gebunden (Zajonc, 1980).

Über einen zweiten Weg werden somatische Afferenzen mit Informationen aus dem

sensorischen Kortex und dem Hippocampus angereichert, sodass ein bewusstes Verar-

beitungsergebnis bezüglich der sensorischen Informationen ermöglicht wird. Kallus &

Krauth (1995) betonen in ihrem Ansatz in erster Linie die somatische Ebene dieser

Komponente, wohingegen die übrigen vorliegenden Arbeiten eher die vegetative Ebene

und die unwillkürlich ausgelösten physiologischen Reaktionen (s. o.) in den Betrach-

tungsfokus stellen.

Die Gefühlskomponente bzw. das subjektive Erleben ist ein in allen vorliegen-

den Ansätzen relevanter Teilaspekt emotionaler Reaktionen. Verschiedene Perspektiven

sehen darin sogar den wichtigsten Aspekt, um Emotionen zu beschreiben (Schorr, 2001;

Frijda, 1988). Kallus & Krauth (1995) weisen darauf hin, dass sich die Qualität einer

emotionalen Reaktion tatsächlich erst auf dieser Komponente abbilden lasse. Bereits

Krueger (1927), der einen phänomenologischen Standpunkt vertritt, favorisiert die Ana-

lyse von Gefühlszuständen als Schlüssel zur psychologischen Untersuchung überhaupt.

Arnold (1960) beschreibt das Gefühl als individuelles und nur der Person selbst zugäng-

liches Erleben eines emotionalen Handlungsimpulses. Für Izard (1977) und Scherer

(1994) wie auch für Lazarus (1991) steht hinter Veränderungen auf der Ebene des sub-

jektiven Erlebens eine Reflektion und Integration des gegenwärtigen Zustandes aller

übrigen Komponenten, vergleichbar mit einem integrierten Gesamterleben.

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Bezüglich der motorisch-expressiven Komponente bezieht sich Izard (1977) auf

spezifische neuromuskuläre Anteile innerhalb des somatischen Nervensystems, die in

erster Linie die Gesichtsaktivität und Bewegungsabläufe im Gesicht kontrollieren sowie

zweitens körperliche Reaktionen wie Haltung/ Gestik, Stimme und Sekretionen im Ein-

geweide-Drüsen-System beeinflussen. Nach Scherer (1984a) basiert die sogenannte

Ausdruckskomponente auf Veränderungen im somatischen Nervensystem und insbe-

sondere der quergestreiften Muskulatur. Definitionsgemäß handle es sich um Verände-

rungen, die vorwiegend dem Ausdruck und der Kommunikation sowie der Ausführung

willentlicher Handlungen dienen (Scherer, 1994). Zahlreiche Autoren, darunter Izard

(1977) und z. B. auch Ekman (1991, vgl. Kapitel 2.3.2.1) stellen den Emotionsausdruck

und dabei insbesondere den mimischen Prozess als angeborene und universelle Funkti-

onen in den Mittelpunkt ihrer Erklärungsversuche. In diesem Zusammenhang nehmen

die meisten Autoren eine begrenzte Anzahl diskreter Emotionen als Basis- oder funda-

mentale Emotionen an, die sich in jeweils spezifischen expressiven Reaktionsmustern

manifestieren. Hingegen fassen andere Autoren, wie Lazarus, die Ausdruckskomponen-

te als keinen explizit bedeutsamen Bestandteil einer Emotion auf (Reisenzein, Meyer &

Schützwohl, 2003. Larsen & Fredrickson (1999) subsumieren sie in einem gleichbe-

rechtigten Verhältnis zu einer behavioralen Verhaltensebene, auf der sich alle nach au-

ßen tretenden Ausdrucks- und Ausführungsreaktionen manifestieren.

Neben der Trias von Emotionen diskutieren zahlreiche Autoren die kognitive

und die motivationale bzw. Verhaltenskomponente als weitere emotionsbegleitende

Modalitäten. Als aus theoretischer Sicht vielfältig elaboriert stellt sich die kognitive

Komponente dar, die aus unterschiedlichen Perspektiven recht kontrovers betrachtet

wird. Die meisten Autoren, darunter Scherer (1994) beschäftigt auf dieser Ebene eher

die Auslösung und Differenzierung von Emotionen durch kognitive Einschätzungspro-

zesse. Entscheidend für den Aufbau von Emotionen ist danach die subjektiv bewertete

Bedeutung eines Ereignisses. Nicht nur von Frijda (1988) werden Emotionen als grund-

sätzlich objektgerichtet definiert. Solche Bewertungs- oder Einschätzungsprozesse wer-

den in der Literatur meist als appraisals bezeichnet. Der Begriff geht zurück auf Ar-

nold, die ihn definiert als ein „[...] direct, non-reflective, non-intellectual automatic jud-

gement of the meaning of a situation“ (Arnold 1960, S. 53). Lazarus (1991) nimmt

diesbezüglich einen Prozess an, bei dem neben der Bewertung von Informationen zur

aktuellen Situation auf Grundlage ihrer Bedeutung für die eigenen Motive, als ein zwei-

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ter Prozess die Einschätzung zur Bewältigung eines vorhandenen oder antizipierten Rei-

zes steht (Reisenzein et al., 2003. Eine weitere Herangehensweise zur Definition der

kognitiven Komponente liegt nach Scherer (1994) darin, die nach Eintreten eines phy-

siologischen Erregungszustandes einsetzenden kognitiven Attributionsprozesse zu un-

tersuchen (vgl. Schachter & Singer, 1962). Da Scherer (1984a) Emotionen als ein Pro-

zess auffasst, der seinerseits auf sehr engen Wechselwirkungen zwischen einzelnen

Teilprozessen basiert, erscheint eine Differenzierung zwischen Folge und Ursache im

Bereich der Kognitionen und Emotionen als nahezu undurchführbar.

Ebenso definiert er die motivationale bzw. Verhaltenskomponente eher als emo-

tionsbegleitende Verhaltenstendenz, denn als Folge einer emotionalen Erregung (Sche-

rer, 1994). Als Orientierung verweist er auf Buck (1985), der Emotionen als „eine Vor-

formung der Verhaltensadaption“ (vgl. Scherer 1994, S. 14) auffasst. Lazarus (1991)

bezieht sich mit dem Begriff „konativ“ (vgl. Lazarus, 1991, S. 96) auf den Impuls bzw.

den Wunsch zu einer bestimmten Handlung. Die weiteren Komponentenansätze betonen

eher die Manifestation von Motivationen in einem unmittelbar beobachtbaren Verhalten

(Kallus & Krauth, 1995) auf einer behavioralen Ebene (Desmet, 2003b).

Zusammenfassend kann der Ansatz von Scherer (1984a) auf dem Hintergrund

der dargestellten Theorien als umfassendes Multikomponentenmodell verstanden wer-

den, das es vermag, mit den Komponenten anderer Modelle erfolgreich in Beziehung

gesetzt zu werden. In folgendem Schaubild sollen die nach Scherer vorgeschlagenen

Komponenten einer Emotion und ihr komplexes Wechselspiel abschließend zusammen-

geführt werden (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Multikomponentenmodell der Emotion. Dargestellt werden die komplex aufeinander einwirkenden Komponenten emotionaler Reaktionen. Erstellt i. A. a. Scherer (1984a).

Gefühlskomponente

Neurophysiologische Komponente

Ausdrucks- komponente

kognitive Komponente

motivationale Komponente

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Was sind Emotionen? ______________________________________________________________________________

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2.3.2 Strukturansätze

Mit dem soeben vorgestellten Komponentenansatz wurde eine Möglichkeit auf-

gezeigt, den Prozess des Emotionsablaufes zu beschreiben. Dadurch können per se noch

keine Informationen darüber abgeleitet werden, wie Emotionen in ihrer Qualität unter-

schieden werden können. Was kennzeichnet also positiv geprägte Emotionen, was nega-

tiv geprägte und wie können sie unterschieden werden? Diese Trennung ist von zentra-

ler Bedeutung, um günstige bzw. wünschenswerte emotionale Reaktionen zu identifizie-

ren und sie von den übrigen zu differenzieren. Die im nun folgenden Abschnitt ange-

führten zwei weiteren Emotionstheorien versuchen Emotionen auf verschiedene Weise

zu strukturieren. Der kategoriale Ansatz beschreibt dabei diskrete, also qualitativ strikt

untereinander abgrenzbare Basisemotionen. Der dimensionale Ansatz verfolgt die Idee,

Emotionen in einem mehrdimensionalen Raum entsprechend der jeweiligen quantitati-

ven Ausprägungen auf den jeweiligen Dimensionen anzuordnen. Als einen Vertreter für

den kategorialen Ansatz wird die Theorie von Ekman (1991 angeführt, für den dimensi-

onalen Ansatz dann das Circumplex-Modell von Russell & Pratt (1980). Im Zentrum

der Diskussion steht die Frage zur Anwendbarkeit dieser Theorien im angestrebten Un-

tersuchungsrahmen.

2.3.2.1 Kategorialer Ansatz Eine wesentliche Grundannahme des kategorialen Ansatzes liegt darin, dass sich

im Laufe der Evolution des Menschen aufgrund von komplexen Umweltanforderungen

eine begrenzte Anzahl von sogenannten Basisemotionen herausgebildet haben. Ver-

schiedene Vorstellungen existieren darüber, wie viele und welche dies sind. Überwie-

gend werden sechs bis sieben sich gegenseitig ausschließende Kategorien von Basis-

emotionen angenommen, die mit den Begriffen Freude, Trauer, Ekel, Überraschung,

Furcht und Wut bezeichnet werden; gelegentlich wird auf eine siebte mit der Bezeich-

nung Verachtung verwiesen (Ekman, 1991).

Dadurch, dass Basisemotionen evolutionär verankert sind, werden sie von Ek-

man & Friesen (1978) als universell und kulturunabhängig betrachtet. Als empirischer

Beleg konnte gezeigt werden, dass eine Reihe vorgelegter emotionaler Gesichtsausdrü-

cke in unterschiedlichen Kulturen mit hoher Übereinstimmung den vorgegebenen Ba-

sisemotionen zugeordnet werden (für einen Überblick: siehe Ekman, 1991). Jedoch

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Was sind Emotionen? ______________________________________________________________________________

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wird die Schlussfolgerung auf die Universalität von Basisemotionen aufgrund dieser

Untersuchungen nicht von allen Autoren geteilt. Eine allgemeine Kritik bezieht sich auf

die semantische Bezeichnung der Kategorien von Basisemotionen. Wierzbicka (1992)

argumentiert, dass die hohe interkulturelle Übereinstimmung bei der Zuordnung von

Basisemotionen zumindest teilweise auf partielle Artefakte zurückzuführen sei, welche

sich aufgrund sprachlicher Vorgaben ergeben.

Ekman (1991) geht davon aus, dass jede Basisemotion durch einen emotions-

spezifischen Gesichtsausdruck definiert wird und mit einem bestimmten Gefühl charak-

terisiert werden kann. Aufgrund dieser Annahme ergeben sich in Kombination mit der

oben genannten Kritik von Wierzbicka (1992) zwei Problematiken bei der Anwendung

des kategorialen Ansatzes im angestrebten Untersuchungsvorhaben. Die erste bezieht

sich darauf, dass Basisemotionen untereinander als trennscharf definiert werden, derart,

dass keine fließenden Übergänge zwischen den Kategorien angenommen werden (Ek-

man & Friesen, 1978). Untersuchungen von Feldman Barrett & Russell (1998) ließen

jedoch erkennen, dass diese Annahme nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden kann.

Sie baten Probanden, ihr aktuelles emotionales Erleben auf emotionsrelevanten Likert-

Skalen (von „trifft überhaupt nicht zu“ bis „trifft voll und ganz zu“) zu bewerten. Eine

große Mehrzahl setzte dabei eine aktuelle Bedeutsamkeit auf mehrere verschiedene

Emotionsskalen, wie z. B. traurig und wütend oder froh und überrascht. Ihre Ergebnisse

sprechen dafür, dass emotionale Erlebnisse nicht als Basisemotion erlebt werden müs-

sen, sondern durchaus als eine Mischung von unterschiedlichen Anteilen erlebt werden

können. Vergleichbare Ergebnisse berichten Davis, Rahman, Smith, Burns et al. (1995),

deren Daten auf der Einschätzung des subjektiven emotionalen Erlebens während der

Betrachtung von Fotomaterial beruhen.

Eine zweite Problematik liegt darin, dass trotz der postulierten Trennschärfe

zwischen den Basisemotionen Variationsmöglichkeiten im spezifischen Gesichtsaus-

druck innerhalb der Kategorie einer Basisemotionen vorliegen können (Ekman & Frie-

sen, 1978). Die Autoren gehen nicht davon aus, dass es die Reinform eines Ausdrucks

innerhalb einer Basisemotion gibt. Alle Expressionen, die einer Basisemotion zugeord-

net werden, weisen zwar gleiche notwendige Hauptcharakteristika auf, können sich je-

doch bezüglich ihrer tatsächlichen Ausdrucksqualität unterscheiden. Dennoch werden

sie mit der gleichen verbalen Etikettierung der Kategoriebezeichnung benannt. Für die

vorliegende Untersuchung ist es unter anderem von Bedeutung, Emotionsqualitäten des

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Was sind Emotionen? ______________________________________________________________________________

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Ausdrucks und des Gefühls mit physiologischen Veränderungen möglichst exakt in

Verbindung bringen zu können. Aufgrund der intrakategorialen Variationsmöglichkei-

ten ergeben sich jedoch Uneindeutigkeiten in der Zuordnung von Emotionsqualitäten.

Herbon et al. (2005) konnten für die Domäne der Mensch-Technik-Interaktion bereits

aufzeigen, dass sich Basisemotionen aufgrund der Variationsmöglichkeiten von Reakti-

onen innerhalb einer Basisemotion nicht eindeutig mit physiologischen Daten in Ver-

bindung bringen lassen. Die Autoren schlagen für den Bereich Mensch-Technik-

Interaktion die Orientierung an dimensionalen Ansätzen vor, um Emotionen zu struktu-

rieren. Diese Arbeit lehnt sich dieser Sichtweise weitestgehend an und führt im folgen-

den Abschnitt an das Prinzip dimensionaler Ansätze heran.

2.3.2.2 Dimensionaler Ansatz Ein Wesensprinzip des dimensionalen Ansatzes liegt darin, Emotionen bezüglich

einer bestimmten Anzahl von Dimensionen sowie ihrer jeweils spezifischen strukturel-

len Ausprägung in einer kartesischen Ebene bzw. einem mehrdimensionalen Raum zu

ordnen. Russell & Pratt (1980) schlagen ein Modell vor, das Emotionen auf zwei von-

einander unabhängigen Dimensionen anordnet, welche sie als arousal (Erregung bzw.

Aktiviertheit) und pleasure (Valenz bzw. Wohlgefallen) bezeichnen2. Eine Reihe weite-

rer vergleichbarer dimensionaler Modelle werden bei Russell & Feldman Barrett (1999)

ausführlich diskutiert und mit dem erwähnten Modell in Beziehung gesetzt. Neben den

zwei genannten Dimensionen in diesem Modell werden gelegentlich noch weitere, wie

z. B. dominance (Russell & Mehrabian, 1977), angeführt, deren zusätzliche Varianzauf-

klärung in der Regel jedoch für allgemeine Untersuchungszwecke als nicht mehr bedeu-

tend eingeschätzt wurde (z. B. Russell & Feldman Barrett, 1999).

Die Entwicklung dieses Modells liegt in der statistischen Analyse der Selbstein-

schätzungen von Personen auf Skalen, welche emotionsrelevante Ausdrücke abfragen.

Als Methode wird eine Faktorenanalyse durchgeführt, die aus dem gesamten Ausprä-

gungsmuster der Antworten ein reduziertes, jedoch möglichst datenverlustfreies System

von Faktoren ermittelt, in dem sich in diesem speziellen Fall die einzelnen Skalen ent-

sprechend ihrer Korrelationen untereinander anordnen lassen.

2 Die verwendeten Begriffe werden, auch aufgrund von Übersetzungen, von verschiedenen Autoren in unterschiedlichem Sinne verwendet. Der Verfasser setzt sie im Sinne von Russell ein, um damit die Di-mensionsachsen zur Einordnung von Emotionen zu benennen.

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Was sind Emotionen? ______________________________________________________________________________

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X(7,6)

arousal

6

4 valence 6

4

X(7,7)

X(6,1)

X(1,6)

Die charakteristische Anordnung der Emotionscluster, die annähernd einer Kreis-

struktur ähnelt, bewegte Russell dazu, das Modell als Cirumplex-Modell zu bezeichnen

(siehe Abbildung 3). Es konnte in zahlreichen Studien im englischen Sprachraum sowie

in weiteren Sprachen repliziert werden (Russell et al., 1977; Västfjäll, 2000; Yik, 1998).

Darauf aufbauend entwickelten Herbon et al. (2005) ein Modell, welches bezüg-

lich der Erfassung emotionaler Erlebnisse noch einen Schritt weiter abstrahiert, indem

bei deren Einordnung und Unterscheidung keine sprachliche Zuordnung stattfindet,

sondern das Koordinatenpaar, das der dimensionalen Ausprägung entspricht, zugewie-

sen wird (siehe Abbildung 4). In Untersuchungen zur Interaktion mit technischen Sys-

temen konnten sie zeigen, dass einzelne Emotionen in der kartesischen Ebene mit spezi-

fischen Veränderungen physiologischer Parameter einhergehen (Peter & Herbon, 2004).

Die Perspektive, die maßgeblich zur Entwicklung dieses Modells beitrug, entstammt

dem affective computing, welches die Erfassung von emotionalen Reaktionen anstrebt,

um zwecksetzend nutzeradaptive technische Systeme zu gestalten (vgl. Abschnitt 2.1).

Abbildung 3: Das Circumplex-Modell von Russell & Pratt (1980) mit den zwei Dimensionen pleasure (I) und arousal (II). Eingeordnet sind 21 Cluster von Adjek-tiven, die zur Beschreibung von Emotionen abge-fragt wurden. Aus: Russell & Pratt (1980), S. 312.

Abbildung 4: Emotionen in einem zwei-dimensionalen Raum. Beispiele für die Ordnung emotionaler Erlebnisse in Anlehnung an Russel & Pratt (1980). Die Kommunikation und Unterscheidung erfolgt nicht über verbale Bezeichnung (Labe-

ling), sondern über die Position im Koordinaten-system. Aus: Herbon et al. (2005), S. 4.

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Worin liegen die Vorzüge des dimensionalen Ansatzes, um emotionale Nutzer-

reaktionen im Rahmen des vorliegenden Untersuchungsvorhabens zu systematisieren?

Mit dem dimensionalen Ansatz werden quantitative Ausprägungen von emotionalen

Erlebnissen auf einer begrenzten Zahl von Dimensionen erfasst, ohne dass eine Beru-

fung auf distinkte Kategorien stattfindet, deren Abgrenzung in der Praxis eher fließend

zu sein scheinen. Darüber hinaus können Variationen im Erleben oder bezüglich psy-

chophysiologischer Veränderungen trotz motorisch-expressiver Äquivalenz berücksich-

tigt werden. Insbesondere um Daten des subjektiven Erlebens mit diesen weiteren Indi-

katoren von emotionalen Reaktionen in Verbindung zu bringen, erweisen sich undeut-

lich abgrenzbare Kategorien von Basisemotionen aufgrund ihrer Variationsbreite als

unzuverlässig (Herbon et al., 2005). Der dimensionale Einordnungsraum gestattet somit

eine spezifische und konkrete Repräsentationsmöglichkeit von Veränderungen auf den

Ebenen der Reaktionstrias von Emotionen.

2.3.3 Zusammenfassung der emotionstheoretischen Konzeption

An dieser Stelle wird die emotionstheoretische Konzeption kurz zusammenge-

fasst bevor Messinstrumente und Studien zum Thema vorgestellt werden. Zu Beginn

dieses Abschnitts wurde der Komponentenansatz von Scherer (1984a) als eine Theorie

angeführt, auf deren Basis sich emotionale Reaktionen als Zustandsveränderungen ver-

schiedener organismischer Systeme beschreiben lassen. Als Schlussfolgerung wurde die

These entwickelt, dass die Erhebung emotionaler Nutzerreaktionen in der Mensch-

Technik-Interaktion die Messung von spezifischen Veränderungen auf unterschiedli-

chen Erfassungsebenen erfordere. Als relevante Erfassungsebenen wurden Bezug neh-

mend auf Scherer (1984a) die Gefühlskomponente, die neurophysiologische Kompo-

nente, die Ausdruckskomponente, die kognitive sowie die motivationale und Verhal-

tenskomponente dargestellt. Als Grundlage zur Differenzierung von emotionalen Erleb-

nissen wurden anschließend der dimensionale und der kategoriale Ansatz auf Anwen-

dung im Mensch-Technik-Kontext diskutiert. Dabei wurde die zentrale These entwi-

ckelt, dass der dimensionale Ansatz eine spezifische Einordnung von emotionalen Re-

aktionen zulasse, die als besonders verträglich für die Kombination mit physiologischen

Parametern in den Vordergrund gestellt werden konnte.

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Wie können die Komponenten erfasst werden? ______________________________________________________________________________

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2.4 Methoden zur Erfassung emotionaler Nutzerreaktionen

Aufbauend auf die von Scherer (1984a) angeführten Komponenten emotionaler

Reaktionen wird in diesem Abschnitt eine Auswahl von Messinstrumenten vorgestellt,

die als Indikatoren zur Erfassung von Zustandsveränderungen der jeweiligen Teilsyste-

me eingesetzt werden können. Soweit es die vorliegende Literatur erlaubt, werden Stu-

dien aus der Mensch-Technik-Interaktion bzw. vergleichbarer Anwendungsbereiche

angeführt, in denen die Instrumente bereits zum Einsatz gekommen sind. Die Darstel-

lung der Messinstrumente kann in diesem Rahmen keinen Anspruch auf Vollständigkeit

erfüllen; vielmehr sollen dem Leser häufig eingesetzte Verfahren in den Grundzügen

erläutert werden, um dadurch Möglichkeiten aufzuzeigen, wie die Komponenten mess-

theoretisch erfasst werden können. Zudem dient dieser Abschnitt dazu, im Folgenden

eine Auswahl von Instrumenten vorzuschlagen, die im Rahmen dieser Arbeit empirisch

umgesetzt und geprüft wird. Eine Übersicht der diskutierten Instrumente für die Reakti-

onstrias von Emotionen findet sich im Abschnitt A des Anhanges dieser Arbeit.

2.4.1 Erfassung der Gefühlskomponente

Kallus & Krauth (1995) unterscheiden bei der Erfassung des subjektiven Erle-

bens den Selbstbericht und das Fremdurteil. Im Bereich der Selbstberichte werden in

der Regel Fragebögen eingesetzt, die zumeist auf der Annahme basieren, dass die be-

troffene Person selbst die beste Quelle zur Erfassung ihres subjektiven Erlebens ist (Ar-

nold, 1960). Als Fragebogeninstrumente werden in diesem Abschnitt das Self-

Assessment-Manikin (Bradley & Lang, 1994), das semantische Differential (Mehrabian

& Russell, 1974) und das Affect Grid (Russell, Weiss & Mendelsohn, 1989) vorgestellt.

Larsen & Fredrickson (1999) diskutieren drei zentrale Problemfelder beim Einsatz von

Fragebögen bei der Messung von Emotionen: als erstes führen sie das Hervorrufen sys-

tematischer Antworttendenzen an (z. B. Neigung zur sozialen Erwünschtheit, zu Ex-

tremantworten bzw. zur Mitte), zweitens können Fragebögen nur auf Basis von Infor-

mationen beantwortet werden, die dem Arbeitsgedächtnis tatsächlich zugänglich sind,

sodass unbewusste Prozesse unberücksichtigt bleiben und drittens besteht berechtigter

Grund zur Annahme, dass das Gesamterleben durch Gedächtniseffekte überlagert und

reinterpretiert wird, dadurch dass Fragebögen meist erst nach Abklingen einer emotio-

nalen Episode vorgelegt werden können. Schorr (2001) weist darauf hin, dass diese Ef-

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fekte desto ausgeprägter sind, je länger die Zeitspanne zwischen emotionalem Erlebnis

und Erfassung ist. Sie plädiert für den Einsatz prägnanter und reliabler Messskalen in

einer insgesamt sehr kurz gehaltenen Messphase, die es erlauben, in schnellen Abstän-

den tatsächliche Veränderungen innerhalb bzw. unmittelbar im Anschluss an eine emo-

tionale Episode, zu erfassen.

Das Self-Assessment-Manikin (SAM) erlaubt solch eine zeitnahe Wiedergabe der

unmittelbaren Reaktion auf ein Objekt (Trautmann, 2004). Bei diesem Fragebogen han-

delt es sich um ein nonverbales Instrument zur Messung von Emotionen auf den Di-

mensionen Aktiviertheit, Valenz und Dominanz. Diese Unterteilung entspricht dem

dreidimensionalen Modell der Emotionen, wie es z. B. von Russell & Mehrabian (1974)

vertreten wird und erweitert das bereits erläuterte Circumplex-Modell noch um die Di-

mension Dominanz (Russell & Pratt, 1980; vgl. Abschnitt 2.3.2.2). Die drei Dimensio-

nen werden im SAM anhand einer Reihe von fünf gezeichneten Figuren erhoben, die

eine kontinuierliche Zustandsveränderung entsprechend der jeweiligen Dimension visu-

alisieren (siehe Abbildung 5). Die zu verwendende Antwortskala ist jeweils neunstufig.

Eine Validierung des SAM führten Bradley & Lang (1994) mittels eines Ver-

gleich mit dem semantischen Differential von Russell & Mehrabian (1974) durch. Das

semantische Differential benötigt als verbales Messinstrument 18 Einzelbewertungen

emotionsrelevanter Adjektive auf bipolaren Skalen und orientiert sich in seinem Aufbau

ebenfalls an den drei Dimensionen Aktiviertheit, Valenz und Dominanz. Bradley &

Lang (1994) fanden hohe Korrelationen bezüglich der Valenz (r = 0,97) und der Akti-

viertheit (r = 0,94). Die Korrelation der Dominanz war hingegen sehr gering: r = 0,18.

Abbildung 5: Die drei Skalen des Self-Assessment-Manikin (SAM). Valenz (oben), Aktiviertheit (Mit-te) und Dominanz (unten). Aus: Bradley & Lang (1994, S. 51).

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Lang, Bradley & Cuthberth (1999) setzten das SAM in einer Untersuchung ein,

in der 700 Bilder auf den Dimensionen Aktiviertheit und Valenz bewertet wurden, mit

dem Ergebnis hoher Ratinghäufigkeiten auf einer u-förmigen Verteilung mit dem Schei-

telpunkt bei gering ausgeprägter Aktiviertheit und mittlerer Valenz. Sowohl in positiver

als auch in negativer Richtung auf der Dimension Valenz konnten dabei vermehrt höhe-

re Aktiviertheitswerte beobachtet werden. Dieses so genannte International Affective

Picture System gilt als empirische Grundlage für eine bimotivationale Bewertungsstruk-

tur von emotionalen Erlebnissen mit den zwei Systemen appetitiver sowie defensiver

Motivation. Eine ähnliche Verteilungsstruktur fanden Bradley & Lang (2000) bei der

Bewertung von akustischen Stimuli, ebenfalls unter Einsatz des SAM.

Um emotionale Nutzerreaktionen bei der Bearbeitung konkreter Aufgaben an re-

alen Websites zu erfassen, verwendete Dormann (2003) das SAM und fand an einer

nicht näher umschriebenen Stichprobe, dass nach Interaktion mit humoristisch gestalte-

ten Websites die Dimensionen Aktiviertheit und Valenz mit höheren Werten versehen

werden. Das empirische Vorgehen dieser Untersuchung ist in zahlreichen Punkten zu

kritisieren. So erscheint die Auswahl der verwendeten Websites wenig fundiert, konkre-

te Kriterien, die zur Auswahl geführt haben, werden nicht erläutert und die erhobenen

Mittelwertsunterschiede werden nicht statistisch gesichert. Partala & Surakka (2004)

verwendeten das SAM, um verschiedene Interaktionssituationen bewerten zu lassen und

die Daten mit physiologischen Indikatoren korrelieren zu können. Die Dimension Va-

lenz konnte hierbei die verschiedenen Interaktionssituationen hoch signifikant differen-

zieren, jedoch gab es keine bedeutsamen Unterschiede in der Höhe der Aktiviertheit.

Das Affect Grid (Russell, Weiss & Mendelsohn, 1989) basiert auf dem zweidimen-

sionalen Circumplex-Modell der Emotion nach Russell & Pratt (1980) mit den Dimen-

sionen Aktiviertheit und Valenz, ist jedoch im Gegensatz zum SAM ein verbales Mess-

instrument und ein ein-Item-Fragebogen, d. h. es besteht aus einer 9 x 9-Felder-Matrix,

an dessen vier Seiten und vier Ecken Adjektive gesetzt sind, die dem Circumplex-

Modell entstammen (oben mittig beginnend im Uhrzeigersinn: high-arousal, excite-

ment, pleasantness, relaxation, sleepiness, depression, unpleasantness, stress). Perso-

nen werden gebeten, ein Kreuz in das entsprechende Feld der Matrix zu setzen, das am

besten repräsentiert, wie sie sich bezüglich Aktiviertheit und Valenz fühlen. Den Auto-

ren zu Folge, ermüde dieses Vorgehen die Probanden bei mehrmaliger Messwiederho-

lung weniger. Zur Verwendung im Mensch-Technik-Bereich ist keine Studie bekannt.

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Eine Alternative zu Selbsteinschätzungsinstrumenten bieten Methoden, bei de-

nen Außenstehende (entweder trainierte oder nicht geschulte Beobachter) den emotiona-

len Zustand einer involvierten Person beurteilen. Beispielsweise unterscheidet das Spe-

cific Affect Coding System (SPAFF) von Krokoff, Gottman & Hass (1993) das nach

außen sichtbare emotionale Erleben einer Person aufgrund der Bewertung des sprachli-

chen Inhalts, des Sprachklangs, des Gesichtsausdrucks, der Gesten und der Körperbe-

wegungen innerhalb diverser positiver sowie negativer Emotionskategorien. In der

Mensch-Technik-Interaktion wurden vergleichbare Instrumente bisher nicht eingesetzt.

2.4.2 Erfassung der neurophysiologischen Komponente Larsen & Fredrickson (1999) führen drei wesentliche Punkte an, die bei einem

Einsatz von physiologischen Messmethoden zu berücksichtigen sind. Erstens variieren

einzelne Messeinstrumente bezüglich ihrer Invasivität, d. h. des Grades, in dem sie als

Messinstrument mit emotionalen Reaktionen interagieren. Zweitens schränken sie Pro-

banden mehr oder weniger stark in ihrer Mobilität ein bzw. fordern ein Stillhalten, um

Artefakte a priori zu reduzieren. Als einen dritten Punkt wird angeführt, dass einzelne

Messinstrumente eine unterschiedlich hohe zeitliche Auflösung erlauben, mit der sie es

vermögen, physiologische Veränderungen aufzuzeichnen. Folgende Instrumente und

Verfahren werden im Folgenden vorgestellt: die Erfassung der Pupillenweite (Pupillo-

metrie), die elektrodermale Aktivität (EDA) und das Elektrokardiogramm (EKG). Bei

dieser Auswahl handelt es sich im engeren Sinne um psychophysiologische Messme-

thoden, deren Zusammenhang zur neurophysiologischen Komponente im Abschnitt

2.3.1 bereits näher erläutert wurde.

Unter Pupillometrie ist nach Schandry (1989) die fortlaufende Messung von

Veränderungen der Pupillenweite über die Zeit zu verstehen. Sie erfolgt zumeist über

ein videobasiertes Eye Tracking System mit Infrarotlicht auf Basis der so genannten

Pupillen-Cornea-Reflex Methode. Hess & Polt (1960) zeigten, dass Sympathie bzw.

Antipathie einen Einfluss auf die Pupillenweite hat. Die Autoren fanden, dass nach der

Präsentation von angenehmen Bildern eine Pupillendilatation (Pupillenweitung) folgt.

Neben emotionalen Einflüssen werden auch physikalische, körperliche, krankheitsbe-

dingte und psychophysische Gründe als Ursachen für Veränderungen der Pupillenweite

diskutiert (Loose, 2005). Schandry (1989) führt an, dass die Dilatation durch das sym-

pathische Nervensystem innerviert ist und somit einer Steuerung durch das autonome

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System unterliegt. Danach stelle der Pupillendurchmesser eine physiologische Größe

für Aktiviertheit und mentale Beanspruchung dar und sollte erwartungsgemäß hoch mit

der Dimension Aktiviertheit nach Russell & Pratt (1980) korrelieren.

Zur Erfassung der elektrischen Aktivität der Haut kann ein Strom mit geringer

Spannung aus einer externen Quelle durch die Haut geleitet und gemessen werden (exo-

somatische Methode) (Schandry, 1989). Die elektrodermale Aktivität (EDA) wird übli-

cherweise als Hautleitfähigkeitsreaktion (skin conductance response, SCR) oder Haut-

widerstandsreaktion (skin resistance response, SRR) erfasst und zumeist an der Hand-

fläche oder an der Fußsohle abgeleitet, wo sich zahlreiche vom sympathischen Nerven-

system kontrollierten Schweißdrüsen befinden (Cacioppo & Tassinary, 1990). Bradley,

Greenwald & Hamm (1993) zeigten, dass Werte der Hautleitfähigkeit von Probanden,

die emotional bedeutsame Bilder betrachten, mit Selbsteinschätzungen der Aktiviertheit

positiv korreliert sind, wobei die Autoren auf einen statistisch bedeutsameren Zusam-

menhang bei männlichen Probanden hinweisen. Korrelationen zur Dimension Valenz

fielen, wie auch in weiteren Studien (z. B. Detenber et al., 1998), gering aus.

Das Elektrokardiogramm erfasst mit meist auf der Brust angebrachten Elektro-

den die Herzerregung. Alternativ wird die Dreipunktmethode vorgeschlagen, mit der

das EKG-Signal an den beiden Fußknöcheln und der Brust abgeleitet wird (Schandry,

1989). Aus dem Signal können u. a. Parameter der Zeit abgeleitet werden, wie z. B. die

Herzrate (bzw. Herzfrequenz), das Inter-Beat-Interval (als Maß für Herzperiode) und

die Herzratenvariabilität. Dabei werden verschiedene Maße unterschieden, die zur sta-

tistischen Beschreibung der Herzratenvariabilität herangezogen werden können (für

einen Überblick vgl. Fahrenberg, 2001).

Partala et al. (2005) zeigten mittels Analyse der Herzrate bei Betrachtung von

Stimuli mit positiver, negativer und neutraler Valenz, dass die jeweiligen Verläufe bei

positiv und negativ geprägten Stimuli über die Zeit verschieden sind, wenn die Messda-

ten der Herzrate über das Präsentationsintervall von sechs Sekunden gemittelt werden:

Stimuluspräsentationen führten allgemein zu einer Verringerung der Herzrate, die bei

negativen Stimuli tendenziell länger andauerte. Für positive Stimuli war eine schnellere

Rückkehr zur Ausgangslage zu beobachten, sodass sich das Herzratenniveau in der letz-

ten Präsentationssekunde signifikant unterschiedlich zeigte. Die Autoren weisen darauf

hin, dass für nahezu jeden dritten Probanden kein differenzierender Verlauf ermittelt

werden konnte, sodass die Verläufe einer recht hohen interindividuellen Streuung un-

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terworfen zu sein scheinen. Prinzipiell stehen diese Befunde mit denen von Bradley et

al. (1993) in Einklang, die eine positive Korrelation zwischen Herzrate und Valenz er-

mittelten. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse von Dimberg (1990) und Detenber et

al. (1998), die keine so deutlich ausgeprägten Veränderungsunterschiede in der Herzrate

bestätigen konnten, scheint der Zusammenhang zwischen Herzrate und Valenz sowie

Aktiviertheit zwar tendenziell, jedoch nicht ausreichend sicher vorhersagbar zu sein.

Eine Kombination der EDA-Messung mit der Herzrate während der Bearbeitung

interaktiver Aufgaben an kontrolliert gut bzw. schlecht gestalteten Websites untersuch-

ten Ward & Marsden (2003). Erwartungsgemäß fanden sie während der Interaktion mit

der gut gestalteten Stimulusversion eine Reduktion der über die Personen gemittelten

elektrodermalen Aktivität und der Herzrate über die Zeit sowie ein tendenziell höheres

Niveau der Werte bei der schlecht gestalteten Variante; gleichwohl sich diese Unter-

schiede nicht statistisch bedeutsam sichern ließen.

Herbon et al. (2005) legen mit ihrer Studie ein bereits umfangreiches Korrelati-

onsmuster zwischen einzelnen psychophysiologischen Instrumenten (EDA, Herzfre-

quenz, Hauttemperatur und Pupillenweite) sowie dem SAM (vgl. Abschnitt 2.4.1) im

Mensch-Technik-Bereich vor. Sie untersuchten Probanden in vier verschiedenen inter-

aktiven Experimentalbedingungen, welche sich durch kontrollierte Variationen auf den

Dimensionen Aktiviertheit und Valenz unterschieden. Die höchsten Korrelationen zu

den übrigen Methoden zeigten sich in der Pupillometrie (zur EDA: r = - 0,304; zur

Herzrate: r = - 0,304). Zudem sind diese Werte mit den Einschätzungen der Valenz zu

r = 0,50 (p < 0,001) korreliert. Eine durch die Theorie erwartete Korrelation zur Akti-

viertheit fiel mit r = 0,293 (p < 0,001) moderat, jedoch hoch signifikant, aus.

2.4.3 Erfassung der Ausdruckskomponente

In diesem Abschnitt werden mit dem Facial Action Coding System (FACS), der

Elektromyographie (EMG) und der Sprachanalyse die zentralen Messinstrumente zur

Erfassung motorisch-expressiver Veränderungen auf der Ausdrucksebene vorgestellt.

Das Facial-Action-Coding-System (FACS) von Ekman & Friesen (1978) dient

der Erfassung universeller mimischer Reaktionsmuster und basiert auf einem umfang-

reichen Atlas von 44 Gesichtsmuskeln, deren spezifische Kombinationen einzelner Ak-

tivierungen, so genannter action units, sich durch geschulte Beobachter zuverlässig ei-

ner der Basisemotionen nach Ekman & Friesen zuordnen lassen (vgl. Abschnitt 2.3.2.1).

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Cohen, Garg & Huang (2000) unternahmen den Versuch, den Video-Input des Gesichts-

ausdrucks einer Person mittels rechnergestützter Systeme, die Gesichtsbewegungen und

-aktivitäten aufzeichnen sowie adaptiver Computerprogramme automatisch und zeitnah

auswerten zu lassen. Die Übereinstimmungsgenauigkeit gegenüber des klassischen Be-

obachtens lag zwischen 58 und 82 Prozent; sie war entsprechend hoch, wenn dem Sys-

tem personenspezifische Vergleichsinformationen vorlagen und wenn produzierte Ex-

trememotionen analysiert wurden.

Die Elektromyographie (EMG) ist ein Verfahren, dass die spontan bzw. durch

Willkürinnervation auftretenden Aktionsströme im Muskelgewebe registriert. Dass das

emotionale Befinden mit einem spezifischen Reaktionsmuster in der Gesichtsmuskelak-

tivität verbunden ist, konnten bereits Schwartz, Fair, Salt, Mandel & Klerman (1976)

zeigen. Die Autoren fanden, dass positive Selbstinduktionen durch fröhliche Gedanken

mit höheren Aktivitäten in der Muskelpartie des zygomaticus major einhergehen, wo-

hingegen unangenehme Gedanken die Aktivität des corrugator supercilii erhöhen. Nach

Hjortsjö (1970) dient der zygomaticus major dazu, die Mundwinkel zu einem Lächeln

zu strecken und der corrugator supercilii dazu, die inneren Enden der Augenbrauen zu

runzeln, wie z. B. bei einem „wütenden“ Gesichtsausdruck (siehe Abbildung 6).

Im Einklang zu den Ergebnissen von Schwartz et al. (1976) fanden Cacioppo,

Petty, Losch & Kim (1986) eine erhöhte Aktivität des zygomaticus bei der Betrachtung

positiv evozierenden Stimulusmaterials sowie eine höhere Aktivität des corrugator bei

der Betrachtung negativ geprägter Photostimuli. Ebenso berichten Bradley, Greenwald

& Hamm (1993) von einer negativen Korrelation zwischen der Aktivität des corrugator

und der SAM-Dimension Valenz; wohingegen eine hohe Ausprägung auf der Dimensi-

on Valenz erwartungsgemäß mit einer hohen Aktivität des zygomaticus einherging. Die

Autoren ziehen aus den Ergebnissen den Schluss, dass das EMG unter Einsatz dieser

Abbildung 6: Position der Gesichtsmuskel cor-

rugator supercilii und zygomaticus major. aus: URL = http://www.imedia-academy.org/re-search/comeptencies/preceptual.php3; 30.11.2005

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Wie können die Komponenten erfasst werden? ______________________________________________________________________________

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zwei Muskelpartien ein aussagekräftiger psychophysiologischer Indikator zur Differen-

zierung der emotionalen Valenz darstellt. Partala & Surakka (2004) untersuchten die

Aktivität des zygomaticus major und des corrugator supercilii bei einer interaktiven

computerbasierten Problemlöseaufgabe, während der ein technischer Systemfehler er-

zeugt wurde. In drei verschiedenen Experimentalbedingungen wurde entweder eine po-

sitive Intervention in Form einer beruhigend formulierten Systemrückmeldung, eine

negative Intervention in Form einer undeutlichen Rückmeldung oder eine Nullinterven-

tion ohne jegliche Rückmeldung durch das System simuliert. Erwartungsgemäß

evozierten auch in dieser Untersuchung positive Rückmeldungen eine erhöhte Aktivität

des zygomaticus major und eine im Vergleich zu den anderen beiden

Interventionsformen geringer ausgeprägte Aktivität des corrugator. Letzt genannter

Effekt konnte nicht mit statistischer Signifikanz gesichert werden. Bradley et al. (1993)

weisen bei Stimuli, die ein positives bzw. negatives Erleben induzieren, auf einen

deutlich ausgeprägteren Aktivitätsunterschied des zygomaticus major bei weiblichen

Probanden hin. Über den Zusammenhang zwischen der Elektromyographie und

weiteren psychophysiologischen Indikatoren wie Herzfrequenz und EDA liegen derzeit

keine Befunde vor. Der Grad der Übereinstimmung mit naturalistischen

Gesichtsreaktionen während ablaufender Interaktionsprozesse ist derzeit höchst unklar

(Brave & Nass, 2003). Eine ebenso vielversprechende Methode stellt die Sprachanalyse dar, bei der

verschiedene Parameter der Sprachqualität (wie Sprechgeschwindigkeit, Sprachmelodie,

Lautstärke und Intensität) als Indikatoren für das emotionale Erleben analysiert werden

(Scherer, 1981). Banse & Scherer (1996) haben in ihrer Studie bereits aufzeigen kön-

nen, dass in durchschnittlich jedem zweiten untersuchten Fall eine übereinstimmende

Benennung unter Auswahl einer von 14 möglichen Emotionskategorien erfolgt. Bei der

Korrelation von einzelnen Sprachparametern mit den Emotionsdimensionen Aktiviert-

heit und Valenz fanden sowohl Pereira (2000) als auch Schröder, Cowie, Douglas-

Cowie, Westerdijk & Gielen (2001) aussagekräftige Ausprägungsmuster, anhand derer

die Qualität von emotionalen Reaktionen näher differenziert werden konnte. Hohe Zu-

sammenhänge fanden sich insbesondere zur Aktiviertheit: So gehen beispielsweise

Werte hoher Sprachintensität mit hohen Werten in der Aktiviertheit einher (Schröder et

al., 2001). Im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion setzen automatisierte Sprachverar-

beitungssysteme (z. B. in Call-Centern) die Sprachanalyse als Möglichkeit der Emoti-

onserkennung bereits erfolgreich um (Voice Award, 2005).

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2.4.4 Erfassung der kognitiven Komponente Eine Vielzahl von Appraisaltheorien unternehmen den Versuch, die kognitiven

Verarbeitungsprozesse zu erklären, die Menschen zu spezifischen Emotionen führen

(für eine Übersicht vgl. Omdahl, 1995). Vergleichbar wenige dieser Theorien schlagen

Zusammenhänge zwischen Appraisals und Emotionen vor oder bieten die Möglichkeit,

Messinstrumente zur Erfassung kognitiver Prozesse abzuleiten.

Scherer (1984b) stellt anhand seiner Theorie sowohl erwartete Zusammenhänge

von Appraisalausprägungen und Emotionen auf und bietet mit dem Genfer Appraisal

Fragebogen (GAF) darüber hinaus ein Instrument zu ihrer Erfassung. Scherer (1984b)

postuliert fünf Hauptkategorien, die persönlich relevante Bewertungskriterien darstellen

und als Auslöser für emotionale Reaktionen im Sinne des Komponenten-Prozess-

Modells wirken: Neuheit, instrinsische Angenehmheit, Zielrelevanz, Bewältigbarkeit

und Kompatibilität mit Standards. Er stellt sie den Aspekten weiterer Autoren gegen-

über und beobachtet in vielen Fällen eine Deckungsgleichheit (Scherer, 1993; vgl. Ta-

belle 2).

. SCHERER FRIJDA ORTONY/ ROSEMAN SMITH/ SOLOMON CLORE ELLSWORTH Novelty Change Attention - Suddeness - Familiarity Familiarity - Predictability Unexpectedness Intrinsic Valence Appealingness Pleasantness Pleasantness Goal Significance - Concern relevance Focality App/ Ave Motives Scope/ Focus - Outcome probability Certainty Likelihood Propability Certainty - Expectation Presence Prospect realization - Conductiveness Open/ Closed Desirability Motive Consistency Goal/ Path Obstacle Evaluation - Urgency Urgency Proximity Anticipated effort Coping Potential - Cause: Agent Intent/ Self-Other Agency Agency Agency Responsibility - Cause: Motive Agency - Control Modifiability - Power Controllability Power Power - Adjustment Compatibility Standards Blameworthiness - external Value Relevance Legitimacy - internal

Tabelle 2: Vergleichende Gegenüberstellung der Listen emotionsantezedenter Bewertungskriterien bei verschiedenen Autoren (vgl. Scherer, 1993, S. 327).

Gehm & Scherer (1988) berichten Zusammenhänge zwischen den Appraisalkri-

terien und Emotionen auf der Grundlage kulturübergreifender empirischer Befunde, die

auf der Analyse von Selbstberichten beruhen. Diese fasst Tabelle 3 zusammen.

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Appraisalkriterium Freude Angst Wut Trauer Ekel Scham.

Neuheit erwartet unerwartet offen offen offen offen

Intrinsische Angenehmheit angenehm offen offen unangenehm unangenehm offen

Zielrelevanz zielführend behindernd behindernd behindernd irrelevant offen

Bewältigbarkeit hoch gering hoch gering gering gering

Kompatibilität mit Standards hoch offen offen irrelevant irrelevant unkompatibel . Tabelle 3: Erwartete Zusammenhänge zwischen Appraisalkriterien und Emotionen nach Gehm & Scherer (1988); (vgl. Omdahl, 1995, S. 75).

Auf dieser Theorie aufbauend besteht der Genfer Appraisal Fragebogen (GAF)

aus einer Zahl von Items, die retrospektiv das Ergebnis des Appraisalprozesses erfassen,

das einer emotionalen Episode in einer bestimmten Situation vorausging. Die Beantwor-

tung der Items erfolgt für den Fall, dass die jeweilige Aussage für die entsprechende

Situation als relevant eingeschätzt wird, mittels 5-stufiger Likert-Skalierung (von „in

vollem Maße“ bis „ganz und gar nicht“). Ergänzend gibt es offene Fragen zum allge-

meinen Ablauf der Situation und zur persönlichen Benennung der erlebten Emotionen.

Als qualitative Methode erlaubt es das lauten Denken Appraisaldaten bereits

während einer emotionalen Episode zu erheben. Probanden werden instruiert, Gedanken

und bewusste kognitive Bewertungen während eines Beobachtungsintervalls laut zu

äußern. Die Angaben werden durch Protokollierung bzw. durch Transkription einer

technisch unterstützten Aufzeichnung fixiert und können zur Auswertung anhand mar-

kanter Schlüsselbemerkungen zuvor festgelegten Appraisalkategorien zugeordnet wer-

den. Durch die Beurteilung der inhaltlichen Qualität werden emotionale Reaktionen des

Probanden anschließend auf indirektem Weg interpretiert (Larsen & Fredrickson, 1999).

Insgesamt besteht der Eindruck, dass die Erfassung von Appraisals zur Emoti-

onsmessung in der Mensch-Technik-Interaktion bisher eher vernachlässigt wird. Ein

möglicher Grund mag der Mangel an Fragebögen sein, die für konkrete interaktive Situ-

ationen ausgerichtet sind. Der GAF erscheint in der Ursprungsform aufgrund seiner

Länge sowie der abstrakten Ausrichtung auf emotionale Erlebnisse allgemeiner Art als

Instrument zur Evaluation von Systemeigenschaften nicht sonderlich gut geeignet. Zu-

dem gibt es Anzeichen dafür, dass die technische Umgebung einen speziellen Einfluss

auf den Emotionsprozess ausübt (Porsch, 2005). Die Erfassung persönlich bedeutsamer

Bewertungsprozesse, die ihrerseits emotionale Reaktionen individuums- und situations-

spezifisch auslösen, stellt jedoch einen Informationsgewinn dar, der die Weiterentwick-

lung entsprechend spezifischer Instrumente künftig voranbringen sollte.

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2.4.5 Erfassung der motivationalen und Verhaltenskomponente

Zur Erfassung dieser Komponente werden in der Mensch-Technik-Interaktion

überwiegend Performanzdaten oder Verhaltenstendenzen erhoben (Brave & Nass,

2003). Als Performanzmaße werden zumeist behaviorale Daten erfasst, wie z. B. die

Reaktionsgeschwindigkeit (Challis & Krane, 1988), Bearbeitungsgenauigkeit und Bear-

beitungsgeschwindigkeit während der Erledigung spezifischer Aufgaben (Niedenthal &

Setterlund, 1994), die Anzahl ziel- bzw. irreführender Handlungen während der Interak-

tion (Partala & Surakka, 2004) oder die Anzahl kreativer Einfälle (Mayer & Bremer,

1985). Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass Performanzdaten emotionssensitiv

sein können. Beispielsweise zeigten Niedenthal, Setterlund & Jones (1994), dass Pro-

banden, denen eine positive Stimmung induziert wird, schneller und genauer die Aufga-

be erledigen, bei einem Buchstabenmix zu entscheiden, ob sich durch Vertauschung der

Buchstaben ein allgemein positiv, negativ oder neutral besetztes Wort verbirgt. In der

bereits zitierten Studie von Partala & Surakka (2004) verursachten positive System-

rückmeldungen bei einer simulierten technischen Panne mehr erfolgreiche Handlungen,

um das Problem unmittelbar zu beheben, als wenn keine Intervention gegeben wird.

Dieses Ergebnis ging mit erwartungsgemäßen Bewertungen auf der SAM-Skala Valenz

sowie höherer EMG-Aktivität des corrugator supercilii bei negativen Rückmedungen

und höherer Aktivität des zygomaticus major bei positiven Rückmeldungen einher.

Zur Messung von motivationalen Aspekten und Verhaltenstendenzen kann zum

einen tatsächliches Verhalten bzw. eine Vorbereitung darauf erfasst werden (Frijda,

1988) oder es kann die Bereitschaft eingeschätzt werden, künftig (wieder) in ein be-

stimmtes Verhalten zu investieren (Larsen & Fredrickson, 1999). Zur Untersuchung der

subjektiven Wahrnehmung von Systemeigenschaften realer Produkte operationalisierten

Zhang & Li (2004b) die Verhaltensintention durch Items, welche erfragten, ob Proban-

den die eingesetzten Systeme auch weiterhin nutzen möchten. Anhand ihrer Ergebnisse

konnten sie aufzeigen, dass das Konstrukt der wahrgenommenen affective quality (also

das subjektive Erleben von Systemeigenschaften) einen hoch signifikanten Einfluss auf

die Verhaltensabsicht beschreibt.

Somit können sowohl motivationale als auch Verhaltens- und Leistungsaspekte

als zusätzliche Indikatoren für emotionale Nutzerreaktionen in der Mensch-Technik-

Interaktion eine Relevanz zeichnen.

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Zusammenfassung der Theorie ______________________________________________________________________________

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2.5 Zusammenfassung der Theorie Die Erfassung von emotionalen Reaktionen bei der Nutzung von interaktiven

Produkten stellt heutzutage eine wichtige Perspektive in der Gestaltung und Bewertung

von technischen Systemen dar. Die Bewusstheit für emotionale Interaktionserlebnisse,

welche auf Seiten des Benutzers mit dem System in Verbindung stehen, führt zu einer

differenzierten Betrachtung der Akzeptanz von bzw. der Zufriedenheit mit technischen

Produkten. Eine breite Auswahl von unterschiedlichen Instrumenten und Messmethoden

stehen zur Verfügung, die als Indikatoren für emotionale Nutzerreaktionen herangezo-

gen werden können. Vergleichbar wenig Studien bieten Hinweise bezüglich der Nütz-

lichkeit ihres Einsatzes in Untersuchungssituationen, die eine tatsächliche Interaktion

erfordern. Nützlichkeit soll in diesem Zusammenhang verstanden werden im Vorliegen

signifikant unterschiedlicher Messwertausprägungen aufgrund unterschiedlich gestalte-

ter Systemeigenschaften bzw. Eigenschaftskomplexe.

Unter dem Blickwinkel emotionstheoretischer Komponentenmodelle erfordert

die Erhebung von emotionalen Aspekten das Messen von Reaktionsveränderungen auf

unterschiedlichen Erfassungsebenen. Die integrative Variante eines Komponentenmo-

dells, wie es Scherer (1984a) vertritt, unterscheidet Gefühlsaspekte, Veränderungen in

der Neurophysiologie, im Ausdruck, in der Kognition sowie der Motivation und daraus

ableitend im Verhalten. Dimensionale Ordnungsmodelle, die auf der Erfassung der Va-

lenz und Aktiviertheit beruhen, gewähren eine einheitliche Erfassung der sogenannten

Reaktionstrias von Emotionen, der sich aus den Komponenten Gefühl, Ausdruck und

Physiologie zusammensetzt. Erst der kombinierte Einsatz von Messinstrumenten, wel-

che aufgrund von Vorüberlegungen als Indikatoren für Reaktionsveränderungen auf den

verschiedenen Ebenen herangezogen werden können, berücksichtigt auch eventuelle

Schwankungen, die sich von den übrigen Ebenen dissoziiert zeigen.

Komponentenmodelle als Grundlage für die Konstruktion einer Methodenkom-

bination zur Erfassung von Emotionen bieten somit eine sehr viel differenziertere

Sichtweise auf emotionale Nutzerreaktionen, als dies der Einsatz von einzelnen Messin-

strumenten, wie ein Fragebogen oder ein psychophysiologisches Verfahren, es leisten

kann. Aus diesem Grund werden prozessfokussierte Komponentenmodelle der Emotion

als ein Erfolg versprechender Ansatz für die Erfassung von emotionalen Aspekten in der

Mensch-Technik-Interaktion gesehen.

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Fragestellungen und Hypothesen ______________________________________________________________________________

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2.6 Fragestellungen und Hypothesen

In den vorherigen Abschnitten ist der theoretische Hintergrund der nun folgen-

den Hypothesen ausführlich beleuchtet worden. Auf Grund dessen wird die Theorie zu

den jeweiligen Hypothesen an dieser Stelle nur in ihren Kernpunkten genannt. Für eine

ausführliche Darstellung wird auf den Theorieteil verwiesen. Es werden zunächst zwei

hypothesenprüfende Fragestellungen vorgestellt und anschließend eine explorative.

Mit der ersten Fragestellung wird untersucht, ob die eingesetzten Instrumente als

Indikatoren für Reaktionsveränderungen auf den Ebenen des Komponentenmodells

nach Scherer (1984a) zwischen bewusst gut bzw. schlecht gestalteten Varianten eines

interaktiven Systems differenzieren. Als Untersuchungsgegenstand werden zwei Simu-

lationen von Mobiltelefonen konstruiert, wobei eine Systemvariante A hinsichtlich ihrer

Benutzbarkeit gut gestaltet wird und die Variante B schlecht angelegt wird.

. Fragestellung 1:

Mit welchen Methoden können emotionale Nutzerreaktionen differenziert werden, die

ihren Ursprung in kontrollierten Abweichungen zweier Systemvariationen haben?

Unterschiede in der Gefühlskomponente

Hypothese 1.1:

Auf der Gefühlsebene wird das schlecht gestaltete System B verglichen mit der gut ge-

stalteten Variante A geringere Werte auf der SAM-Dimension Valenz hervorrufen.

Die Variation der beiden Systeme sollte dazu führen, dass bei den Probanden un-

terschiedliche Stimmungen hervorgerufen werden, wobei die Interaktion mit dem

schlechten System B eher mit einer negativen Stimmung einhergehen sollte (vgl. Dor-

mann, 2003).

Unterschiede in der neurophysiologischen Komponente

Hypothese 1.2:

Als Indikator für physiologische Veränderungen wird die elektrodermale Aktivität bei

Bearbeitung der schlecht gestalteten Systemvariante B signifikant höher ausgeprägt

sein, als bei der Variante A.

Diese Hypothese wurde in Anlehnung an die tendenziellen Ergebnisse von Ward

& Marsden (2003) aufgestellt, die bei der Interaktion mit Websites unterschiedlich hohe

Ausprägungen der EDA gemäß der aufgestellten Richtung aufzeigen konnten.

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Fragestellungen und Hypothesen ______________________________________________________________________________

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Hypothese 1.3:

Als weiterer physiologischer Indikator wird die Herzrate bei der schlecht gestalteten

Systemvariante B signifikant höher ausgeprägt sein, als bei der Variante A.

Diese Hypothese zur Differenzierung der Systeme wird kontrovers diskutiert. Es

gibt Autoren, die sie in bestimmten Bereichen bestätigen konnten (z. B. Ward & Mars-

den, 2003), als auch entgegengesetzte Belege vorweisen (z. B. Bradley et al., 1993) oder

keine Aussage treffen konnten (z. B. Detenber et al., 1998).

Unterschiede in der Ausdruckskomponente

Hypothese 1.4:

Als Indikator für Veränderungen im Ausdruck wird die Aktivität des corrugator superci-

lii (Elektromyographie) bei der schlecht konstruierten Systemvariante B signifikant hö-

her ausgeprägt sein als bei der gut gestalteten Variante A.

In Anlehnung an die Ergebnisse von Partala & Surakka (2004) wird angenom-

men, dass die Aktivität des corrugator supercilii während der Interaktion mit den Sys-

temvarianten so unterschiedlich hoch ausfallen wird, dass die beiden Varianten diesbe-

züglich differenziert werden können.

Hypothese 1.5:

Als zweiter Indikator für die Ausdrucksebene wird die Aktivität des zygomaticus major

(Elektromyographie) bei der schlecht gestalteten Systemvariante B signifikant geringer

ausgeprägt sein als bei der gut konstruierten Variante A.

Diese Hypothese ist komplementär zur Hypothese (1.4) unter Prüfung der Akti-

vität des zygomaticus major.

Unterschiede in der kognitiven Komponente

Hypothese 1.6:

Appraisalprozesse fallen hinsichtlich der beiden Systeme unterschiedlich aus.

Da sich die Systemvarianten durch eine kontrollierte Variation hinsichtlich ihrer

Benutzbarkeit auszeichnen, sollten sie verschiedene Appraisalprozesse bei den Proban-

den hervorrufen.

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Fragestellungen und Hypothesen ______________________________________________________________________________

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Unterschiede in der motivationalen und Verhaltenskomponente

Hypothese 1.7:

Bearbeitungseingaben werden im System B langsamer vorgenommen als im System A.

Nach Niedenthal et al. (1994) sollte sich das emotionale Erleben auch auf die

Bearbeitungszügigkeit auswirken.

Die zweite Fragestellung bezieht sich auf den interkorrelativen Zusammenhang

von Instrumenten und Methoden, die exemplarisch eingesetzt werden, um eine Mehr-

komponenten-Erfassung von emotionalen Nutzerreaktionen umzusetzen. Soweit aus der

Literatur bereits gerichtete Hinweise ableitbar sind, können für einen Teil der Instru-

mente erwartete Korrelationsmaße vorhergesagt werden.

Fragestellung 2:

Welche Zusammenhänge treten zwischen ausgewählten Instrumenten auf, die verschie-

dene Komponenten von emotionalen Nutzerreaktionen erfassen?

Gefühlskomponente und neurophysiologische Komponente

Hypothese 2.1:

Die Aktiviertheit auf der Gefühlsebene wird signifikant positiv mit den Korrelaten neu-

rophysiologischer Veränderungen (elektrodermale Aktivität, Herzrate) korrelieren.

Nach Schandry (1989) sind Veränderungen auf dieser Komponente durch das

sympathische Nervensystem innerviert, unterliegen somit einer Steuerung des autono-

men Nervensystems und stellen physiologische Größen für Aktiviertheit dar.

Gefühlskomponente und Ausdruckskomponente

Hypothese 2.2:

Die Dimension Valenz auf der Gefühlsebene wird signifikant positiv mit der Aktivität

des zygomaticus major korrelieren, hingegen signifikant negativ mit der Aktivität des

corrugator supercilii.

Cacioppo et al. (1986) konnten entsprechend ausgeprägte Zusammenhänge be-

reits bei der Betrachtung von Photostimuli aufzeigen. In dieser Arbeit werden diese

Korrelationskoeffizienten während einer interaktiven Aufgabensituation geprüft und

zusätzlich mit weiteren Messinstrumenten in Verbindung gebracht.

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Fragestellungen und Hypothesen ______________________________________________________________________________

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Hypothese 2.3:

Die Dimension Aktiviertheit auf der Gefühlsebene wird signifikant positiv mit der Akti-

vität motorisch-expressiver Veränderungen im Ausdruck (Elektromyographie des cor-

rugator supercilii und des zygomaticus major) korrelieren.

Da es sich bei der Messung der Gesichtsmuskelaktivität ebenfalls um physiolo-

gische Größen handelt, gilt die gleiche Annahme wie in Hypothese 2.1.

Ausdruckskomponente und neurophysiologische Komponente

In welcher Beziehung stehen Veränderungen auf der Ausdrucksebene zu Veränderungen

auf der über die Herzrate und EDA erfassten neurophysiologischen Komponente?

Kognitive Komponente und die Reaktionstrias von Emotionen

Welche Zusammenhänge zeigen sich zwischen den oben genannten Methoden und der

Ausprägung kognitiver Appraisalprozesse?

motivationale/Verhaltenskomponente und die Reaktionstrias von Emotionen

In welcher Beziehung steht die zusätzlich erforderliche Bearbeitungszeit zu den Aus-

prägungen der Instrumente, die die übrigen vier Komponenten erfassen?

Die dritte Fragestellung ist explorativer Art und zielt darauf ab, zusammenfas-

sende Aussagen über den Einsatz von Methoden und Methodenkombinationen für die

besonderen Anforderungen der Mensch-Technik-Interaktion abzuleiten.

.

Fragestellung 3:

Wie können verschiedene Methoden und Instrumente in der Mensch-Technik-

Interaktion eingesetzt werden, um emotionale Nutzerreaktionen zu erfassen?

Zwei spezifische Fragen in diesem Fragenkomplex sind die folgenden:

Welche Verfahren und Kennwerte erscheinen bei der Erfassung von emotionalen Nut-

zerreaktionen besonders sinnvoll?

Welche Besonderheiten ergeben sich bei der Erhebung emotionaler Nutzerreaktionen

bei interaktiven Produkten und während interaktiver Situationen?

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Methoden ______________________________________________________________________________

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3 Methoden

3.1 Untersuchungsdesign und unabhängige Variable

In der Hauptuntersuchung wurden emotionale Reaktionen bei der Interaktion mit

technischen Systemen erfasst. Es handelte sich um eine Untersuchung in der Form eines

Zweistichprobenversuchsplans mit Messwiederholung. Die zweistufige unabhängige

Variable bestand aus der kontrollierten Variation eines interaktiven Untersuchungsge-

genstandes. Dabei handelte es sich um zwei Varianten von Mobilfunktelefonen, die den

Studienteilnehmern als Simulationen am Computer präsentiert wurden.

Die Wahl fiel auf Simulationen und nicht auf reale Produkte, da durch deren ei-

gene Entwicklung die Absicht verfolgt wurde, gute bzw. schlechte Interaktionsmöglich-

keiten gezielt anzulegen. Darüber hinaus sollte ein möglichst markenfreies Design um-

gesetzt werden, um Einflüsse aufgrund von Benutzungsgewohnheiten auf Seiten der

Studienteilnehmer zu reduzieren. Um die Versuchsbedingungen für alle Teilnehmer

vergleichbar zu halten (ceteris paribus), bearbeitete jeder Teilnehmer beide Systemvari-

anten, wobei zur Vermeidung von Reihenfolgeeffekten die Abfolge der Systempräsenta-

tion über alle Probanden ausgeglichen worden ist (Aufschlüsselung siehe Anhang).

Es wurden spezifische Aufgaben zur Bearbeitung vorgegeben, damit sich die

Studienteilnehmer möglichst realitätsnah mit den Untersuchungsgegenständen ausei-

nandersetzen konnten. Die zehn Aufgaben wurden in zwei Blöcken à fünf Aufgaben

präsentiert, wobei der erste Aufgabenblock stets am jeweils ersten System (A oder B)

bearbeitet wurde und der zweite Aufgabenblock stets am jeweils zweiten System (B

oder A). Durch die Gleichverteilung der Aufgabenblöcke auf beide Systemvarianten

sollte eine Konfundierung der Aufgabenblöcke mit den Stufen der unabhängigen Vari-

ablen vermieden werden. Die Intention bei der Entwicklung der Aufgabenblöcke be-

stand darin, zu den fünf Aufgaben des ersten Blocks fünf weitere für den zweiten Auf-

gabenblock zu konstruieren, die hinsichtlich des objektiven Bearbeitungsaufwandes als

komplementär bezeichnet werden können. Die Voraussetzungen für diese Annahme

sind in einer Testung vorab geprüft worden. Es wurde davon abgesehen, die gleichen

Aufgaben auch am jeweils zweiten System bearbeiten zu lassen, da emotionale Reakti-

onen durch zunehmende Vertrautheits- und Lernaspekte im zweiten Durchgang syste-

matisch beeinträchtigt würden. Die Reihenfolge der Aufgaben wurde über alle Proban-

den ausgleichend variiert, wobei für jeden Teilnehmer die Aufgabenreihenfolge im

zweiten Block gemäß der Aufgaben aus dem ersten Block übernommen wurde.

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Methoden ______________________________________________________________________________

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3.2 Entwicklung des Untersuchungsgegenstandes

3.2.1 Umsetzung einer kontrollierten Manipulation

Die Intention bei der Entwicklung des Untersuchungsgegenstandes lag darin,

zwei Systeme zu konstruieren, bei denen anhand bestimmter Kriterien der Benutzbar-

keit entweder besonders günstige Systemeigenschaften in einer gut gestalteten Variante

A oder ungünstige in einer Variante B umgesetzt werden sollten. In Anlehnung an den

Kriterienkatalog zur Systematisierung von Produkteigenschaften (Keinonen, 1998) wird

an dieser Stelle erläutert, welche Merkmale dazu in welcher Form variiert wurden.

Unter Merkmalen von Benutzerschnittstellen fasst Keinonen (1998) Eigenschaften,

die sich auf die allgemeine Bedienungsfunktion eines Systems beziehen. Zur Variation

wurde die Komplexität und Klarheit des Menüaufbaus, die Eindeutigkeit der Navigation

über Tastenbeschriftung und Funktionsbelegung sowie die Lesbarkeit der verwendeten

Menüschriften variiert (siehe Tabelle 4a). Besondere Erwähnung findet im System B,

dass keine sequentielle Navigation in hierarchisch höhere Menüpunkte möglich ist. Be-

nutzer gelangen bei Fehlentscheidungen grundsätzlich auf die Startseite zurück.

Kriterien nach Keinonen (1998)

System A System B

(1) Merkmale von Benutzerschnittstellen Anzahl der Hauptfunkti-onen

11 Unterpunkte in 3 Hauptkategorien des Startmenüs

15 Unterpunkte in 3 Hauptkatego-rien des Startmenüs

Buchstabengröße Schriftart: Bitstream (Größe: 21) Schriftart: Baccus (Größe: 10) Anzahl der Schnittstel-lenelemente

4 Navigationstasten, 9 Zifferneingabetasten

4 Navigationstasten, 9 Zifferneingabetasten

Tastengröße und -bedienung

Navigationstasten mit Pfeilbeschrif-tung (hoch, runter, bestätigen), lö-schen/zurück-Taste mit eines Tele-fons, wobei wichtige Tasten (bestäti-gen, löschen/zurück größer gestaltet sind und die Bestätigungstaste grün unterlegt ist

Navigationstasten mit Pfeilbeschrif-tung (hoch, runter, bestätigen, lö-schen/zurück). Unwichtige Tasten (rauf, runter sind größer gestaltet, wohin gegen die weniger wichtigen (bestätigen und löschen/zurück) klein und unauffällig sind

Anordnung der Display-beschriftung

wechselnde Tastenfunktionen werden im Display an der Stelle der jeweili-gen Tasten aufgeführt

wechselnde Tastenfunktionen wer-den im Display an irreführenden Stellen aufgeführt

Vertrautheit Reihenfolge der Zifferntasten: Ziffern sind zeilenweise von links oben nach rechts unten angeordnet (gewohnt)

Reihenfolge der Zifferntasten: Zif-fern sind spaltenweise von links oben nach rechts unten angeordnet

Benutzungsregeln zurück-Taste führt in Untermenüs zum hierarchisch jeweils darüber liegenden Menüpunkt zurück

zurück-Taste führt in jedem Fall zurück zur Startseite

Sequenzlänge zur Aufga-benbearbeitung

möglichst wenige Schritte und zielori-entierter Aufbau des Menüs

Erhöhung des Komplexitäts-grades durch funktionslose Unterpunkte, uneindeutige Abfragen und unklare Rückmeldungen

Tabelle 4a: Übersicht über die Variation bezüglich der Merkmale von Benutzerschnittstellen nach Keinonen, 1998.

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Methoden ______________________________________________________________________________

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Bezüglich der Benutzerfreundlichkeit wurden sowohl die Menüpunkte der bei-

den Varianten als auch Rückmeldungen durch das System, z. B. nach Auslösung einer

bestimmten Funktion, unterschiedlich nachvollziehbar und angenehm formuliert (siehe

Tabelle 4b). Grundsätzlich waren alle Aufgaben an beiden Systemen lösbar angelegt.

Kriterien nach Keinonen (1998) System A System B (2) Merkmale zur Benutzerfreundlichkeit Merkmale der Benutzerschnitt-stellen

Rückmeldungen sind positiv formuliert (z. B. „Die Verbindung wurde erfolgreich aufgebaut, Diese Funktion wird leider nicht unterstützt“)

Rückmeldungen sind neutral bis abweisend und unklar formuliert (z. B. „Struktur wirklich minimie-ren? Zuerst Weckzeit einstel-len!“)

Logik Hauptkategorien im Startmenü sind eindeutig und klar formu-liert: „Telefonbuch“,“ SMS“, „Einstellungen“

Hauptkategorien im Startmenü sind nicht eindeutig formuliert und abstrakt: „Service“, „Kontak-te“, „ sonstiges“

Tabelle 4b: Übersicht über die Variation bezüglich der Merkmale zur Benutzerfreundlichkeit nach Keinonen, 1998.

Im Bereich interaktiver Produkteigenschaften wurde die Benutzbarkeit der Vari-

ante B durch eine verzögerte Systemreaktion reduziert (siehe Tabelle 4c).

Kriterien nach Keinonen (1998) System A System B (3) Merkmale zur Interaktion Nützlichkeit und Einfachheit der Bedienung

unmittelbare Reaktion des Sys-tems auf eine Eingabe

zeitlich verzögerte Reaktion des Systems auf Eingaben

Tabelle 4c: Übersicht über die Variation bezüglich der Interaktionsmerkmale nach Keinonen, 1998.

Als weitere Kriterien der Benutzbarkeit stellt Keinonen (1998) auch Produktei-

genschaften dar, die sich auf Designaspekte und die technische Umsetzung des Systems

beziehen (siehe Tabelle 4d). Inwieweit diese einen tatsächlichen Einfluss auf das emoti-

onale Nutzererleben haben und welche Umsetzung dabei in welche Richtung wirkt, ist

empirisch nicht eindeutig belegt. Allgemein wurde die Erscheinung des Systems B

schlicht und monochrom gehalten, wohingegen Variante A eher organisch und lebhaft

umgesetzt worden ist. Abbildungen der Oberflächen finden sich im Anhang (Teil B).

Kriterien nach Keinonen (1998) System A System B (4) Merkmale, die sich nicht auf Benutzerfreundlichkeit, jedoch das Nutzererleben beziehen Produkterscheinung und Design leicht geschwungene Form des

Displays, visuelle Abgrenzung der Zifferneingabetasten durch hellere Einbettung der Tasten

schlichtes, geordnetes Design, ohne Hervorhebung relevanter Tastenbereiche

Ergonomische Eigenschaften Display: schwarze Schrift auf hellgelben Hintergrund (gute Lesbarkeit)

Display: graue Schrift auf orange-farbenen Hintergrund (schlechte Lesbarkeit)

Ästhetische Erscheinung eher organisch, kurvig schlicht, eckig, geordnet (5) Merkmale, die sich nicht auf das Nutzererleben beziehen Technische Merkmale Bedienung der Simulation per

Maus an Monitor Bedienung der Simulation per Maus an Monitor

Tabelle 4d: Übersicht über die Variation bezüglich der Merkmale, die sich nicht auf die Benutzer-freundlichkeit, jedoch auf das Nutzererleben beziehen bzw. nicht (Keinonen, 1998).

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Methoden ______________________________________________________________________________

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Die Konstruktion der beiden Systemvarianten konnte mit der Open Source An-

wendung „Squeak 3.7“ durch den Verfasser umgesetzt werden. Hierbei handelt es sich

um eine überschaubar zu erlernende Möglichkeit, Simulationen auf Basis der objektori-

entierten Programmiersprache Smalltalk80 zu realisieren (Korienek, Wrensch & De-

chow, 2002). Der Einsatz dieser Software zur Durchführung psychologischer Untersu-

chungen wird derzeit von einigen Autoren als sehr vielversprechend eingeschätzt.

3.2.2 Testaufgaben

Durch die Bearbeitung von spezifischen Aufgaben sollte eine Nutzungssituation

hervorgerufen werden, während der sich die Studienteilnehmer zielorientiert mit beiden

Systemvarianten auseinander setzen konnten. Es wurden dabei alltagsnahe Aufgaben

konstruiert, die die Teilnehmer vor möglichst realitätsnahe Nutzungsanforderungen stel-

len sollten. Anlehnung an Theorie fehlt noch. Tabelle 5 gibt eine Übersicht der Aufga-

ben, sortiert nach den beiden Aufgabenblöcken. Der erste Aufgabenblock wurde stets

am ersten zugewiesenen Systemvariante bearbeitet, der zweite stets an der zweiten. Die

Reihenfolge der Aufgaben wurde, wie in Abschnitt 3.1 beschrieben, über die Probanden

ausgeglichen. Sie wurden zudem in eine erzählende Situationsschilderung eingebettet,

um den Studienteilnehmern eine höhere Vertrautheit zu ermöglichen und ggf. ein Hin-

einversetzen in die Situation zu vereinfachen (siehe Anhang).

Aufgabenblock I Aufgabenblock II

1 Freisprecheinrichtung einstellen

6 Klingelton „leise“ stellen

2 Weckzeit einstellen (inklusive Eingabe der Uhrzeit)

7 Datumsanzeige erneuern (inklusive Eingabe des neuen Datums)

3 einen neuen Telefonbucheintrag erstellen (inklusive Eingabe einer Mobilfunknum-mer)

8 Rufumleitung zu einer Mobilfunknummer einstellen (inklusive Eingabe der Mobilfunk-nummer)

4 die Verbindung zu einem im Telefonbuch gespeicherten Teilnehmer aufbauen

9 einen im Telefonbuch gespeicherten Eintrag eines bekannten Teilnehmers löschen

5 eine SMS verschicken (inklusive Textin-halt und Eingabe einer Telefonnummer)

10 eine SMS verschicken (inklusive eines von 5 verschiedenen Textinhalts und der Eingabe einer Telefonnummer)

Tabelle 5: Übersicht der konstruierten Aufgaben für die zielorientierte Bearbeitung der Systeme.

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3.2.3 Vortestung des Untersuchungsgegenstandes

Das Ziel der Vortestung war die empirische Überprüfung der kontrollierten Varia-

tion des entwickelten Untersuchungsgegenstandes sowie die Ermittlung aufgabenspezi-

fischer Kennwerte zur Einschätzung der allgemeinen Vergleichbarkeit der beiden Auf-

gabenblöcke.

Folgende Parameter sollten durch die Vortestung geprüft werden:

(1) die Anzahl der mindestens erforderlichen Eingaben zur Erledigung der Aufgaben

sowie die schnellstmögliche Bearbeitungszeit bei Durchlaufen des direkten Inter-

aktionspfades.

(2) die Einschätzung der SAM-Dimensionen Aktiviertheit und Valenz während der

Bearbeitung der Systemvarianten durch eine Stichprobe von N = 6 Personen.

3.2.3.1 Analyse des direkten Interaktionspfades

Zunächst wurde systemspezifisch die Anzahl der Eingaben ermittelt, die zur Bear-

beitung der Aufgaben notwendig sind, unter der Voraussetzung, dass hierbei der direkte

Bearbeitungsweg im jeweiligen System durchlaufen wird. Dabei wurden Schritte inner-

halb eines Menüpunktes (Menü) von Bestätigungseingaben (Bestätigung) sowie Einga-

ben über das Ziffernfeld (Ziffern) unterschieden. Die Werte wurden anschließend be-

züglich der Systemvarianten sowie der beiden Aufgabenblöcke miteinander verglichen.

Als Gütemaßstab wurde die prozentuale Abweichung aller vorliegenden Differenzen in

Relation zur Gesamtzahl aller Eingaben ermittelt. Zur Erhebung der schnellst möglichen

Bearbeitungszeit im direkten Interaktionspfad wurde die Schnelligkeit einer systemver-

trauten Testperson zweimalig erfasst und sodann ein aufgabenspezifischer Mittelwert

berechnet. Folgende Fragestellungen waren in diesem Zusammenhang relevant:

(1.1) Liegt die prozentuale Abweichung des objektivierbaren Bearbeitungs-

aufwandes zwischen den Aufgabenblöcken in beiden Systemen unter ei-

ner a priori festgesetzten Grenze von 5 Prozent?

(1.2) In welchem Ausmaß unterscheiden sich die beiden Systeme hinsichtlich

der Anzahl der Bearbeitungsschritte sowie der Bearbeitungszeit im direk-

ten Klickpfad?

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Bezüglich Fragestellung (1.1) konnte gezeigt werden, dass die prozentuale Ab-

weichung der mindestens erforderlichen Eingaben zwischen den beiden Aufgabenblö-

cken insgesamt 3,4 Prozent beträgt und entsprechend des gesetzten Grenzwertes somit

als ausreichend bezeichnet werden kann. Innerhalb der beiden Systemvarianten zeigten

sich im System A relativ mehr Abweichungen (4,3 Prozent) als im System B (2,9 Pro-

zent). Im Anhang dieser Arbeit kann neben Interaktionsbäumen zur Menüführung auch

die aufgabenspezifische Anzahl der erforderlichen Eingaben eingesehen werden.

Zur Beantwortung der Fragestellung (1.2) ergab die Messung der Bearbeitungs-

zeiten einen ausgeprägten Unterschied zwischen den Systemen. Die kumulierte

schnellst mögliche Bearbeitungszeit für alle Aufgaben betrug 123 Sekunden im System

A, hingegen 320 Sekunden im System B. Dies liegt daran, dass das System B bei direk-

ter Aufgabenbearbeitung knapp ein Drittel (32,9 Prozent) mehr Eingaben erfordert als

das System A. Die aufgabenspezifischen Mindestbearbeitungszeiten für die Aufgaben

werden im Anhang der Arbeit aufgeführt.

3.2.3.2 Ausprägungen auf den SAM-Skalen

In Anlehnung an das bereits unter 3.2.1 erläuterte Untersuchungsdesign für die

Hauptuntersuchung wurde der zweite Teil der Vortestung an einer Stichprobe von sechs

Probanden durchgeführt. Es nahmen drei Männer und drei Frauen mit einem Durch-

schnittsalter von 28,3 Jahren teil. Jeder Teilnehmer bearbeitete die Aufgabenblöcke un-

ter Wechsel an beiden Systemen: Alle Teilnehmer begannen mit Aufgabenblock I ent-

weder am System A oder B und führten die Bearbeitung des Aufgabenblocks II am je-

weils anderen System fort. Bei diesem Vorgehen begannen drei Personen mit System A

und drei Personen mit System B. Zusätzlich wurde auch die Reihenfolge der Aufgaben-

präsentation variiert. Die Bearbeitung einer Aufgabe wurde nach spätestens zwei Minu-

ten durch den Versuchsleiter abgebrochen. Nach Abbruch bzw. erfolgreicher Bearbei-

tung wurden die Teilnehmer anhand des SAM-Fragebogens (vgl. 3.2.1) für jede Aufga-

be um die Bewertung der erlebten Aktiviertheit und Valenz gebeten. Die Analyse dieser

Angaben war in diesem Zusammenhang zur Beantwortung der folgenden Fragestellun-

gen relevant:

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(2.1) Wird die Valenz und Aktiviertheit zwischen den beiden Aufgabenblö-

cken nicht wesentlich unterschiedlich bewertet?

(2.2) Gibt es deutlich ausgeprägte Unterschiede in der subjektiven Bewertung

der Valenz, derart, dass die erlebte Stimmung im Anschluss an die Sys-

temvariante A positiver eingeschätzt wird? Wie bedeutend fallen in die-

sem Zusammenhang Unterschiede im SAM-Rating zwischen den Aufga-

benblöcken in Abhängigkeit zu den jeweiligen Systemen aus?

Bezüglich Fragestellung (2.1) zeigen die in Tabelle 6 aufgeführten Mittelwerts-

unterschiede der nach den beiden Aufgabenblöcken aggregierten SAM-Werte, dass die

Valenz in beiden Aufgabenblöcken eine identische zentrale Tendenz aufweist

(MI = 4,40; SDI = 1,73 versus MII = 4,40; SDII = 2,26). Die Aktiviertheit wurde im zwei-

ten Aufgabenblock leicht höher berichtet (MI = 5,17; SDI = 1,83 versus MII = 5,20; SDII

= 2,32). Anhand eines t-Tests für gepaarte Stichproben wurden personengebundene

Differenzen zwischen den beiden Aufgabenblöcken auf signifikante Unterschiedlichkeit

geprüft. Die Resultate dieser Überprüfung zeigten auf, dass weder die Werte der Valenz

(t = 0,00; df = 5; p = 1,0), noch die der Aktiviertheit (t = -0,26; df = 5; p = 0,98) bedeu-

tend unterschiedlich ausgefallen sind.

Aufgabenblock Aufgabenblock I Aufgabenblock II

N = 30 N = 30

SAM-Skala M SD M SD

Valenz a 4,40 1,73 4,40 2,26

Aktiviertheit b 5,17 1,83 5,20 2,32

Tabelle 6: Mittelwerte und Standardabweichungen der Skalen Valenz und Aktiviertheit in den beiden Aufgabenblöcken I und II; Anmerkung: a 1 = negative Valenz, 9 = positive Valenz; b 1 = wenig aktiviert; 9 = hoch aktiviert.

Entsprechend Fragestellung (2.2) zeigte sich, dass die Valenz im Anschluss an

die Bearbeitung der Aufgaben am System A mit einem Mittelwert von MA = 6,13

(SDA = 0,63) positiver bewertet wurde als am System B (MB = 2,67; SDB = 0,70). Dabei

war zu beobachten, dass die Valenz im Zusammenhang mit dem System A während des

zweiten Aufgabenblocks leicht weniger positiv bewertet worden ist, wohingegen die

Valenz im Zusammenhang mit dem System B an dieser Stelle leicht weniger negativ

eingeschätzt worden ist (siehe Tabelle 7).

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Aufgabenblock Aufgabenblock I Aufgabenblock II gesamt

Systemvariante System A System B System A System B System A System B

n1 = 15 n2 = 15 n2 = 15 n1 = 15 N = 30 N = 30

SAM-Skala M SD M SD M SD M SD M SD M SD

Valenz a 6,40 0,60 2,40 0,60 5,87 0,64 2,93 0,80 6,13 0,63 2,67 0,70

Aktiviertheit b 4,07 2,01 6,27 0,08 4,07 2,44 6,33 1,89 4,07 2,00 6,30 1,30

Tabelle 7: Mittelwerte und Standardabweichungen der Aktiviertheit und Valenz getrennt für Auf-gabenblöcke und Systemvarianten; Anmerkung: a 1 = negative Valenz; 9 = positive Valenz; b 1 = wenig aktiviert, 9 = hoch aktiviert.

Die vorliegenden Mittelwertsunterschiede wurden anhand einer Varianzanalyse

mit Messwiederholung mit dem Innerpersonellen System Faktor und dem Zwischensub-

jektfaktor Reihenfolge der Systempräsentation (AB bzw. BA) auf eine positionsbezoge-

ne, und damit aufgabenblockbezogene Interaktion geprüft. Sollte die Prüfung einen sig-

nifikanten Interaktionseffekt aufgrund der Präsentationsreihenfolge bestätigen, könnte

damit auch ein systematischer Einfluss aufgrund der Aufgabenblöcke nicht ausge-

schlossen werden. Für die Skala Valenz zeigte sich, dass die Systemvariante A signifi-

kant positiver bewertet wurde als die Variante B (F = 54,90; df = 1/4; p < 0,05) und dass

die Reihenfolge nicht bedeutend interagierte (F = 0,00; df = 1/4; p = 0,98). Letzteres

bedeutet, dass sich die Angaben für beide Systeme sowohl an erster Präsentationsstelle

als auch an zweiter Position nicht wesentlich systematisch unterschieden haben. Für die

Skala Aktiviertheit fiel der recht hohe Mittelwertsunterschied zwischen den beiden Sys-

temen (MA = 4,07; SDA = 0,91 bzw. MB = 6,30; SDB = 0,59) knapp unbedeutend aus

(F = 6,55; df = 1/4; p = 0,06). Einflüsse aufgrund der Präsentationsreihenfolge und da-

mit der Aufgabenblöcke waren auch hier nicht signifikant (F = 0,00; df = 1/4; p > 0,99).

Die Vortestung lässt zusammenfassend den Schluss zu, dass die entwickelten

Systemvarianten A und B deutliche Unterschiede bezüglich der Valenz in der ge-

wünschten Richtung hervorrufen. Systemspezifische Unterschiede aufgrund der beiden

Aufgabenblöcke weisen dabei keine statistische Bedeutsamkeit auf. Bezüglich der Ver-

gleichbarkeit der beiden Aufgabenblöcke hinsichtlich objektivierbarer Kriterien kann

festgehalten werden, dass die Anzahl mindestens geforderter Eingaben eine Abwei-

chung von nicht mehr als 5 Prozent aufweist. Aufgrund dieser Ergebnisse wird der Un-

tersuchungsgegenstand in der konstruierten Form in der Hauptuntersuchung eingesetzt.

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3.3 Messinstrumente und abhängige Variablen Im folgenden Abschnitt werden die abhängigen Variablen als Indikatoren für

emotionale Nutzerreaktionen und die Messinstrumente zu ihrer Erfassung vorgestellt.

3.3.1 Gefühlskomponente Das subjektive Erleben der Probanden wurde unmittelbar im Anschluss an die Be-

arbeitung der jeweiligen Aufgabe über das Self-Assessment-Manikin (SAM) (Lang,

1980) mit den beiden Dimensionen Aktiviertheit und Valenz erhoben. Mit dem SAM

konnte eine ökonomische Möglichkeit umgesetzt werden, emotionale Reaktionen eines

Probanden auf ein Objekt zeitnah zu erheben. Zudem erlaubt diese Form der Erhebung

des emotionalen Erlebens die präzise Zuordnung physiologischer Aktivitätsmuster.

Beim SAM erfolgt eine nonverbale Bewertung in Anlehnung an das Circumplex-

Modell von Russell & Pratt (1980) auf zwei jeweils neunstufigen Skalen, die nonverbal

über Animationen vermittelt werden (vgl. 2.4.1). Die Erfassung einer dritten Dimensi-

on, z. B. der Dominanz (Lang, 1980), hat sich in dieser Untersuchung nicht durchge-

setzt, da deren zusätzliche Varianzaufklärung insgesamt kontrovers diskutiert wird (vgl.

Bradley & Lang, 1994) und auch von Russell & Pratt (1980) selbst nicht favorisiert

wird. Da in der vorliegenden Literatur keine weiteren Hinweise auf ein dreidimensiona-

les Modell der Emotionen in der Mensch-Technik-Interaktion zu finden waren, wurden

in Anlehnung an entsprechende Autoren (z. B. Dormann, 2003) nur die Bereiche des

SAM verwendet, die für die Messung der Aktiviertheit und der Valenz von Belang sind.

3.3.2 Neurophysiologische Komponente Zur Erfassung dieser Komponente wurde die Herzerregung über ein Elektrokar-

diogramm abgeleitet und die Hautleitfähigkeit der Probanden gemessen. Diese Metho-

den sollten die Teilnehmer vergleichbar wenig behindern. Ein Einsatz der Pupillometrie

stellte sich als unpraktisch dar, da neben der Lichtintensität des Bildschirmes auch der

Sitzabstand vor Bearbeitung jeder Aufgabe hätte kontrolliert werden müssen. Der Ein-

satz von aufgesetzten Kameras erschien als sehr beeinträchtigend für die Probanden.

Das Elektrokardiogramm wurde nach den Richtlinien von Schandry (1989) vom

Manubrium sterni gegen den linken untersten Rippenbogen abgeleitet. Die Probanden

setzten sich die Elektroden nach Anleitung selbstständig. Zum Einsatz kamen Ag/AgCl

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Druckknopfelektroden, die bereits mit spezieller Elektrodenpaste gefüllt waren. Das

Signal wurde mit einer Frequenz von 512 Hz abgetastet und um den Faktor 214 ver-

stärkt. Die Auflösung des Messbereichs lag bei 2 µV. Aus der Herzerregung wurde

durch Berechnung der R-R-Amplituden-Abstände die Herzrate bestimmt.

Zur Messung der elektrodermalen Aktivität (EDA) wurde die Hautleitfähigkeit an

der linken Handinnenfläche des Probanden in Anlehnung an die Elektrodenplatzierung

nach Walschburger (1975) erfasst. Zum Einsatz kamen mit zu 0,5 % NaCl versetzter

Elektrodenpaste gefüllte Ag/AgCl-Elektroden, die auf die mit Alkohol vorpräparierten

Hautstellen gesetzt wurden. Zur Messung wurde eine übliche Ausgangsspannung von

0,5 V angelegt. Ein 16-bit Wandler erfasste gleichzeitig phasische und tonische Anteile.

Die Abtastrate des EDA-Signals lag bei 512 Hz; die Auflösung betrug 0,002 µS.

3.3.3 Ausdruckskomponente Zur Erfassung der Ausdruckskomponente fiel die Entscheidung auf die EMG, da

diese im Gegensatz zum FACS eine einheitliche Datenerfassung der Reaktionstrias von

Emotionen auf Grundlage des dimensionalen Modells von Russell & Pratt (1980) mit

den Dimensionen Aktiviertheit und Valenz ermöglicht. Zudem wäre sowohl die An-

wendung des FACS als auch der Sprachanalyse mit einem umfangreichen Beobachter-

training verbunden, um eine ausreichende Reliabilität des Verfahrens zu gewährleisten.

Aus diesen Gründen wurde die elektromyographische Aktivität der häufig zitierten Ge-

sichtsmuskel corrugator supercilii (der Muskel, der die inneren Augenbrauen herunter-

zieht) und zygomaticus major (der Muskel, welcher durch Hochziehen der Mundwinkel

ein Lächeln erzeugt) auf der jeweils linken Gesichtshälfte des Probanden erhoben. Zwei

paar Ag/AgCl-Elektroden, die mit SYNAPSE-Elektrodenpaste gefüllt waren, wurden

gemäß der Anleitung von Fridlund und Cacioppo (1986) angelegt. Die Haut der Pro-

banden wurde zuvor mit Alkohol vorbereitet. Das EMG-Signal wurde mit high-pass

und low-pass Filtern von 100 Hz sowie 1000 Hz um den Faktor 1226 verstärkt. Die

Aufzeichnungsrate lag bei 256 Hz. Die Auflösung des Signals lag bei 0,03 µV.

3.3.4 Kognitive Komponente Appraisalprozesse wurden zum einen mit einer stark modifizierten Version des

„Genfer Appraisal Fragebogens (GAF)“ von Scherer et al. (1993) erhoben, zum anderen

über eine Variante des lauten Denkens. Der GAF war ursprünglich entwickelt worden,

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um emotionsauslösende Ereignisse für abstrakte Situationen retrospektiv einschätzen zu

lassen. Da in dieser Arbeit jedoch die spezifische Phase der Aufgabenbearbeitung im

Fokus der Bewertung stand, wurden in Anlehnung an die zugrundeliegenden fünf Ap-

praisalkriterien des Fragebogens zentrale Items unter Berücksichtigung des vorgegebe-

nen Antwortmodi übernommen und für eine umsetzbare Anwendung zusammengetra-

gen. Eine Benennung des Emotionserlebens mit eigenen Worten entstammt dem GAF,

wohingegen das Ankreuzen von ausgewählten Emotionsbegriffen entfallen ist. In Tabel-

le 8 erfolgt eine Übersicht der benutzten Items in der modifizierten Version, sowie eine

Zuordnung dieser zu den postulierten Appraisalkriterien nach Scherer (1993). .

Appraisalkriterium eingesetztes Item in der vorliegenden Untersuchung

Wie würden Sie die Phase der Aufgabenbearbeitung ganz allgemein einschätzen... intrinsische Angenehmheit (1) ... angenehm? (2) ... unangenehm? Als Sie die Emotionen erlebten, dachten Sie, dass... Neuheit (3) ... Sie die Bearbeitung der Aufgabe an diesem System vor ganz

neue Anforderungen stellt? Zielrelevanz (4) ... das System Sie dabei unterstützt, Ihre Ziele zu erreichen? Bewältigbarkeit (5) ... das System unter Kontrolle haben? Normen/ Standards (6) ... Sie mit Ihrer tatsächlichen Leistung zufrieden sein werden? . Tabelle 8: In dieser Untersuchung verwendete Items des stark modifizierten GAF (Scherer, 1993).

Alle Items wurden in ihrer Formulierung konkret auf die Phase der Aufgabenbe-

arbeitung bezogen, indem das Interaktionserleben mit dem System in den Vordergrund

gestellt wurde. Die beiden Items zur intrinsischen Angenehmheit (angenehm und unan-

genehm) wurden unverändert übernommen. Für das Kriterium Neuheit wurde mit der

Frage nach Gedanken bezüglich neuer Anforderungen, denen sich Studienteilnehmer

gegenüber sahen, die Erfassung von Familiarität (Scherer, 1993) in den Vordergrund

gestellt (GAF-Originalitem: „Dachten Sie, dass Ihnen die Art von Ereignis vertraut

war?“). Bei den Zielrelevanz wurde die Zielförderlichkeit (Scherer, 1993) betont (GAF-

Originalitem: „Dachten Sie, dass die tatsächlichen oder möglichen Konsequenzen des

Ereignisses für das Erreichen Ihrer Ziele nützlich sind?“). Bezüglich der Bewältigbar-

keit wurde das GAF-Originalitem „Dachten Sie, dass die tatsächlichen oder möglichen

Konsequenzen des Ereignisses durch geeignetes menschliches Handeln vermieden oder

modifiziert werden konnten oder könnten?“ durch die Frage nach Kontrollvermögen

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einfach und verständlicher formuliert. Unter Normen/Standards wird in der Theorie

nach Scherer (1984b) und im GAF eine Kompatibiliät mit sozialen Normen bzw. dem

Selbstbild verstanden (GAF-Originalitem: „Dachten Sie, dass Ihr Verhalten mit Ihrem

Selbstbild vereinbar war?“). Diese Kriterium wurde in der vorliegenden Untersuchung

durch die Frage nach Zufriedenheit mit der Leistung operationalisiert unter der Annah-

me, dass Zufriedenheit Ausdruck eines mit dem Selbstbild vereinbaren Verhaltens ist.

Die Frage nach moralisch und ethisch vertretbarem Verhalten, die die theoretische Kon-

zeption des Kriteriums ebenfalls zuließe (Scherer, 1993), erschien im Rahmen der Be-

arbeitung interaktiver Aufgaben als unangemessen.

Der Antwortmodus für die sechs Items gab vor, die Qualität der Zustimmung auf

einer fünfstufigen Skala einzuschätzen (1 = ganz und gar nicht, 5 = in höchstem Maße).

Falls eine bestimmte Frage für die jeweilige Aufgabenbearbeitung nicht relevant war,

konnte eine Antwortkategorie „irrelevant“ markiert werden.

Zusätzlich wurden emotionsrelevante Gedanken, die während der Präsentation

der Videoaufzeichnung vom Probanden geäußert wurden, in einer Form des retrospekti-

ven lauten Denkens protokolliert. Der Versuchsleiter strukturierte Äußerungen, die sich

lediglich auf Systemeigenschaften bezogen, ggf. durch standardisierte Fragen, die in

Tabelle 9 zusammengetragen sind.

Strukturierende Fragen Erinnern Sie sich, was Sie in diesem Moment gedacht haben? Haben Sie die Situation in irgendeine Richtung bewertet? Wie haben Sie sich in diesem Moment gefühlt?

� Erinnern Sie sich warum?

Erinnern sie sich, wie es Ihnen dabei ging? �

Wissen Sie noch warum? . Tabelle 9: Strukturierende Fragen zur Unterstützung des retrospektiven lauten Denkens.

3.3.5 Motivationale und Verhaltenskomponente In dieser Untersuchung lag der Schwerpunkt zur Erfassung dieser Komponente in

der Analyse tatsächlich gezeigten Verhaltens unter Erfassung von Performanzdaten.

Motivationale Merkmale, wie eine Erfassung der Nutzungsintention, erschien im Rah-

men der fiktiv gestalteten Produkte unangemessen. Als Indikator wurde aufgezeichnet,

ob Probanden die gestellten Aufgaben mit den entsprechenden Systemvarianten inner-

halb der vorgegebenen Bearbeitungszeit korrekt lösen konnten, in welcher tatsächlichen

Bearbeitungszeit dies geschah und wie viele Eingaben sie dabei vorgenommen haben.

der Diese Maße waren die wesentlichen Kriterien bei der Ermittlung des leistungsorientierten

Teilnahmebetrages zur Gewährleistung eines hohen Involvements der Probanden.

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3.3.6 Übersicht der eingesetzten Messinstrumente und Verfahren

Zum Abschluss folgt eine Gesamtübersicht aller eingesetzten Messinstrumente in

Zuordnung zu den im Theorieteil diskutierten Komponenten (siehe Tabelle 10).

Komponente Messinstrument/ Methode Autoren Gefühl SAM Lang (1980)

(1) Valenz (2) Aktiviertheit

neurophysiologisch Herzrate [beats per minute]

elektrodermale Aktivität [µS] Walschburger (1975)

Ausdruck Elektromyographie Fridlund & Cacioppo (1986)

(1) corrugator supercilii

(2) zygomaticus major

kognitiv modifizierter Appraisalfragebogen, in in Anlehnung die Appraisaltheorie

Anlehnung an die 5 Hauptbereiche von Scherer (1984b; 1993) des Genfer Appraisal Fragebogens

nach Scherer et al., 2002)

(1) intrinsisch angenehm intrinsisch unangenehm

(2) Neuheit (3) Zielrelevanz (4) Bewältigbarkeit (5) Normen/ Standards

retrospektives lautes Denken

Motivation/ Verhalten Zeit pro Eingabe Tabelle 10: Zusammenfassung der verwendeten Messinstrumente und Methoden.

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3.4 Untersuchungsablauf

Die Studienteilnehmer konnten nach Betreten des Untersuchungslabors auf ei-

nem bequemen Bürosessel vor dem Versuchsrechner Platz nehmen. Dieser Bereich war

durch eine Schrankwand vom Arbeitsplatz des Versuchsleiters getrennt. Die Fenster des

Labors waren durch Vorhänge verdeckt, Fenster und Türen grundsätzlich geschlossen.

Die Teilnehmer wurden zu Beginn darüber informiert, dass sie zehn lösbare Aufgaben

an zwei verschiedenen Simulationen bearbeiten werden, wobei alltägliche Funktionen

eines Mobiltelefons dabei im Vordergrund stehen. Sie wurden darüber aufgeklärt, dass

sie einen Beitrag von fünf Euro für ihre Teilnahme erhalten, sowie zu Beginn über ein

Startguthaben von zehn Euro verfügen, das sich für jede Aufgabe, die innerhalb einer

vorgegebenen Bearbeitungszeit von zwei Minuten nicht abgeschlossen oder mit einem

falschem Ergebnis beendet wird, um jeweils einen Euro reduziert. Mit einer Tafel, die

zu Beginn zehn Ein-Euromünzen zeigte und bei Verlust eines Euros je ein rotes Kreuz

setzte, wurde der aktuelle Verlust des Startguthabens den Teilnehmern permanent visua-

lisiert, um ein hohes Involvement zu gewährleisten. Zudem wurden die Teilnehmer dar-

auf hingewiesen, dass neben Fragebögen auch physiologische Daten erhoben werden

und dass die Monitoraktivität aufgezeichnet wird. Zu deren Erfassung kam der Corio

Scan Select von Vine Micros® zum Einsatz und zur Übertragung an einen Sony FD

Trinitron Fernseher ein Color Quad Processor.

Anschließend wurden die Messelektroden angelegt, wobei sich die Probanden

als erstes die EKG-Elektroden selbstständig nach Anweisung setzten. Während dessen

wurden EMG- und EDA-Elektroden durch den Versuchsleiter vorbereitet und nach Rei-

nigung der Hautpartien den Teilnehmern angelegt. Bezüglich der EMG-Elektroden

wurde als Coverstory die Erfassung der Hauttemperatur sowie der Augenbewegungen

berichtet. Die Registration der physiologischen Aktivität erfolgte über den portablen

Biosignal-Recorder Varioport-B der Firma Becker Meditec. Die Aufzeichnung und spä-

tere Auswertung des Signals erfolgte über die Software Variograf.

Als nächstes wurde der Ablauf der Bearbeitungsphase und das Prinzip des Self-

Assessment Manikin (SAM) erläutert. Dazu las der Versuchsleiter die entsprechende

Instruktion im Fragebogen vor. Die Instruktionsphase wurde gleichzeitig dazu genutzt,

um die Teilnehmer mit der Untersuchungssituation und den Elektroden vertraut werden

zu lassen. Unmittelbar vor Beginn der Aufgabenbearbeitung wurde das individuelle

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physiologische Messniveau über ein Intervall von zwei Minuten aufgezeichnet. Die

Probanden wurden dabei instruiert, ein Kreuz auf dem Bildschirm zu fixieren.

Danach begann die Phase der Aufgabenbearbeitung mit den ersten fünf Aufga-

ben an der ersten zugewiesenen Systemvariante. Beide Simulationen wurden auf einem

unter dem Betriebssystem Windows Professional 2000 laufenden Pentium III Computer

aufgerufen und auf einem 16’’ iiyama Vision Master 1403 Monitor mit einer Auflösung

von 1024 x 768 Pixeln präsentiert. Beide simulierten Mobiltelefone wurden in der Ori-

ginalgröße 800 x 1450 mm mittig auf dem Bildschirm dargestellt. Die Aufgaben wur-

den in Papierform auf jeweils einer Seite in eine kurze alltägliche Situationsbeschrei-

bung eingebunden (alle Aufgaben siehe Abschnitt B im Anhang). Relevante Angaben

für interaktive Eingaben waren kursiv hervorgehoben. Zeitmarker zur Bestimmung der

Aufgabenbearbeitungsphasen wurden manuell gesetzt. Wurde eine Aufgabe richtig be-

arbeitet, machte ein Interaktionsfeld auf dem Monitor mit der Aufschrift „Aufgabe be-

endet“ darauf aufmerksam. Sollte die vorgegebene Bearbeitungszeit von zwei Minuten

abgelaufen sein, meldete dies der Versuchsleiter. Unmittelbar im Anschluss bewerteten

die Teilnehmer die SAM-Skalen Aktiviertheit und Valenz, die in Papierform unter den

entsprechenden Aufgaben vorgegeben wurden. Erst nach dieser Beantwortung wurde

mittels der Münztafel ggf. ein Verlust des Teilnahmebetrages rückgemeldet. Nach Be-

arbeitung der ersten fünf Aufgaben wurde eine standardisierte Pause von fünf Minuten

gemacht, während der u. a. noch einmal die wesentlichen Instruktionen wiederholt wur-

den. Anschließend wurde die Systemvariante gewechselt.

Nach der zweiten Phase der Aufgabenbearbeitung wurden die Elektroden abge-

nommen und ein Fragebogen zur Soziodemographie erhob Angaben zum Alter, zum

Geschlecht und zur beruflichen Tätigkeit der Teilnehmer sowie Daten zu ihrem Benut-

zungsverhalten an Mobiltelefonen und Computern. Während dieser Zeit bereitete der

Versuchsleiter das Filmmaterial für die Videokonfrontation vor. Die Teilnehmer erhiel-

ten dazu die Instruktion, sich möglichst gut in die Situation der Aufgabenbearbeitung

zurückzuversetzen, konkrete Gedanken aus dieser Phase in Erinnerung zu rufen und

während Betrachtung der Videoaufzeichnung laut zu äußern. Jede Aufgabe wurde ein-

zeln in voller Gänze betrachtet. Freie Äußerungen der Teilnehmer wurden durch den

Versuchsleiter protokolliert. Nach Betrachtung einer Aufgabe wurden quantitative Item-

Ausprägungen in Anlehnung an die Appraisaltheorie von Scherer (1986) auf Papier

erhoben.

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Im Anschluss an die Videokonfrontation wurde den Probanden in Abhängigkeit

zu der Anzahl der gelösten Aufgaben der Teilnahmebetrag ausbezahlt. Anschließend

war die Untersuchung beendet und die Teilnehmer wurden verabschiedet. Die Untersu-

chungszeit betrug ca. 75 Minuten. Abbildung 7 zeigt den Ablauf grafisch.

Abbildung 7: Der schematische Versuchsablauf in zwölf Schritten. 3.5 Datenaufbereitung

Die Erfassung der psychophysiologischen Kennwerte wurde als Veränderungs-

messung vorgenommen. Für die Herzrate bedeutet dies, dass das personenspezifische

gemittelte Baselineniveau von den pro Aufgabenintervall berechneten Durchschnitts-

werten abgezogen wurde. Bei der elektrodermalen Aktivität wurde der Maximalwert der

Signalauslenkung während Bearbeitung einer Aufgabe als Differenz zum durchschnitt-

lichen Baselineniveau als Kennwert berechnet. Die Signale der elektrischen Muskelak-

(1) Begrüßung, Aufklärung über Ablauf

(2) Elektroden anlegen (EKG, EDA, EMG)

(6) SAM-Rating unmit-telbar nach Aufgabe

(5) Bearbeitung einer Aufgabe

(7) ggf. Rückmeldung des Geldverlustes

(10) parallel: lautes Denken (retrospektiv)

(9) Videokonfrontation Aufgabenbearbeitung

(8) Ablegen der Elektroden, soziodemografischer FB

(3) Instruktion für Phase der Aufgabebearbeitung

(11) im Anschluss: appraisal Fragebogen

(12) Auszahlung, Verabschiedung

10 Aufgaben

10 Aufgaben (5 an 2 Systemen)

(4) Baseline-Erhebung: 2 Minuten

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Methoden ______________________________________________________________________________

53

tivität wurden während der Registration durch Zeitintervallintegration gleichgerichtet.

In Intervallen von 32 ms wurde dabei aus der Wechselspannungskurve der umschriebe-

ne Flächeninhalt abgeleitet und als Funktion der gemessenen Energieabgabe in der Ein-

heit „µV Ü�V³�GDUJHVWHOOW��6FKDQGU\���������=XU�$XVZHUWXQJ�ZXUGH�GDV�LQWHJULHUWH�6LJQDO�zunächst für die Baseline und pro Aufgabenintervall gemittelt. Zur Bereinigung von

interindividuellen Differenzen wurden diese Mittelwerte anschließend am individuellen

Gesamtdurchschnitt sowie dessen Standardabweichung z-transformiert und anschlie-

ßend T-transformiert. Die standardisierten T-Werte wurden der Auswertung zugeführt.

Die Fragebogendaten wurden als Rohwerte übernommen. Die Skalenkodierung

wurde wie folgt festgelegt: für die SAM-Skala Aktiviertheit: 1 = wenig aktiviert, 9 =

hoch aktiviert, für die Skala Valenz: 1 = negative Valenz, 9 = positive Valenz, für die

Items des Appraisalfragebogens: 1 = negierende Merkmalsausprägung; 5 = affirmative

Merkmalsausprägung. Die Angaben „irrelevant“, wurden gesondert ausgewertet.

Die Bemerkungen, die während der Videokonfrontation als retrospektives lautes

Denken aufgenommen worden sind, wurden zunächst als absolute Häufigkeiten den

fünf Appraisalkriterien nach Scherer (1984b, vgl. 3.3.4) zugeordnet. Um neben qualita-

tiven Häufigkeitsbetrachtungen auch quantitative Vergleiche durchzuführen, wurden die

Aussagen anschließend in Bezug zur Kategoriebezeichnung kodiert. Wurde die Rich-

tung der Kategoriebezeichnung durch eine Äußerung bestätigt (z. B. neue Anforderun-

gen), wurde sie mit einer „1“ = „affirmativ“ kodiert. Mit einer „-1“ = „negierend“ wur-

den Äußerungen entgegen der Kategoriebezeichnung kodiert (z. B. keine neuen Anfor-

derungen). Die Werte wurden personenspezifisch für einzelne Aufgaben dokumentiert.

Zur Auswertung wurden die aufgabenspezifischen Differenzen zwischen affirmativen

und negierenden Kodierungen berechnet und über alle Beobachtungseinheiten gemittelt.

Die Performanzdaten wurden zunächst mit den Variablen „0“ (falsch oder nicht

gelöst) und „1“ (richtig gelöst) nach dem jeweiligen Bearbeitungsergebnis kodiert. Zu-

sätzlich wurde die Bearbeitungszeit in Sekunden und die Anzahl der Eingaben zur Be-

arbeitung einer Aufgabe aufgezeichnet. Da die Systeme per se unterschiedliche Bearbei-

tungszeiten provozierten, wurde für die Auswertung ein Verhältnismaß bestimmt. Die-

ses gibt an, wie viele Sekunden für eine tatsächlich getätigte Eingabe benötigt wurden.

Diese Werte wurden anschließend um die systemspezifische Reaktionsverzögerung kor-

rigiert. Die Reaktionsverzögerung lag im System A bei 250 ms und im System Β bei

500 ms.

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Methoden ______________________________________________________________________________

54

3.6 Stichprobenbeschreibung

Die Stichprobe beinhaltete 30 Studienteilnehmer zwischen 20 und 41 Jahren mit

einem Durchschnittsalter von M = 25,9 (SD = 3,91). Da im Bereich der Emotionsmes-

sung, wie im Theorieteil angedeutet, geschlechtsspezifische Einflüsse berichtet werden,

wurden 15 weibliche und 15 männliche Probanden untersucht. Diese wurden gleichmä-

ßig auf die beiden Varianten der Systemreihenfolgen verteilt.

Während der Erhebung zeigte es sich bei einer Teilnehmerin nach Bearbeitung

der zweiten Aufgabe erforderlich, die Untersuchung abzubrechen, da sie sich mit

Mobiltelefonen insgesamt sowie den beiden Simulationen im speziellen sehr unvertraut

zeigte und bereits mit der optimierten Variante deutliche Schwierigkeiten hatte. Die

Daten eines männlichen Studienteilnehmers mussten ausgeschlossen werden, da eine

starke Brustbehaarung zu erheblichen Störeinflüssen in der Erfassung des Elektrokar-

diogramms und der Ermittlung der Herzrate führte. Versehentlich wurde der Satz phy-

siologischer Daten einer dritten Teilnehmerin gelöscht, bevor er gesichert worden ist,

sodass auch die übrigen Daten nicht berücksichtigt werden konnten. Für diese drei Fälle

konnten jedoch noch innerhalb des Erhebungszeitraumes Ersatzteilnehmer nachgewor-

ben werden, sodass sich der Stichprobenumfang insgesamt nicht reduzierte.

Alle Teilnehmer wurden über Aushänge an verschiedenen Fakultäten der drei

Berliner Universitäten, per eMaillisten oder durch persönliche Ansprache rekrutiert.

Unter den 30 Probanden der Stichprobe waren 28 Studierende aus unterschiedlichen

Fachrichtungen, eine Abiturienten und ein Berufstätiger. Von den Studierenden haben

fünf Teilnehmer bereits eine Berufsausbildung sowie ein weiterer ein Hochschulstudi-

um abgeschlossen.

Die meisten Probanden (n = 28) gaben an, dass ihnen aktuell ein eigenes Mobil-

telefon zur Verfügung steht. Dabei handelte es sich bei nahezu jedem dritten Teilneh-

mer um ein Produkt von Siemens, bei nahezu jedem vierten um ein Produkt von Nokia.

Die Erfassung zur Nutzung der Mobiltelefone erfolgte nach Selbsteinschätzung. Hierbei

zeigte sich, dass 19 der 28 Handybesitzer mehrmals pro Woche telefonieren und 21

mehrmals pro Woche mindestens eine SMS (short message service) versenden, 8 Pro-

banden sogar regelmäßig täglich. Nur einzelne Teilnehmer nutzen gelegentlich einen

Internetzugang über ihr Mobiltelefon, versenden Bilder oder laden kostenpflichtige

Klingeltöne. Dies lässt den Schluss zu, dass sich die Handynutzung in der Stichprobe im

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Methoden ______________________________________________________________________________

55

Wesentlichen auf die standardmäßigen Kommunikationsdienste Telefonieren und SMS-

Versenden konzentriert (siehe Abbildung 8).

0

5

10

15

20

25

30

täglich fast täglich etwa einmal proWoche

so gut wie nie überhaupt nicht

SMS senden

telefonieren

Klingelton laden

Bilder versenden

Internet

Im Bereich der privaten sowie dienstlichen Computernutzung gaben alle Teil-

nehmer an, mindestens einmal pro Woche das Internet zu nutzen, zwei Drittel sogar

mindestens einmal pro Tag. Online-Spiele werden jedoch lediglich von drei Teilneh-

mern regelmäßig aufgesucht. Als ein weiteres zentrales Nutzungsfeld stellt sich die

Softwarebearbeitung dar (z. B. Lern- und Textprogramme), gefolgt von Programmier-

anwendungen unterschiedlicher Art (z. B. HTML, Java, php) (siehe Abbildung 9).

0

5

10

15

20

25

30

täglich fast täglich etwa einmal proWoche

so gut wie nie überhaupt nicht

Internet

Software

Programmierung

Online-Spiele

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Teilnehmer hauptsächlich

junge Personen sind, von denen die meisten studieren, selbst ein Mobiltelefon besitzen

und es benutzen, um vornehmlich zu telefonieren und SMS zu versenden. Die Compu-

ternutzung deutet auf dem Hintergrund der überwiegend studentischen Ausbildung auf

keine auffällig extremen Ausprägungen hin. Insgesamt handelt es sich jedoch um Ver-

teilungen, die für ein eher technik-affin ausgeprägtes Nutzungsverhalten sprechen.

Abbildung 8: Nutzung von Mobilfunkdiensten in der Stichprobe.

Abbildung 9: Computernutzung in der Stichprobe.

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

56

4 Ergebnisse

Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse der Hauptuntersuchung berichtet.

Es wird begonnen mit der Prüfung von statistischen Voraussetzungen in den Verteilun-

gen der abhängigen Variablen. Anschließend wird ein erster Überblick von Unterschie-

den in den Ausprägungen der abhängigen Variablen zwischen den kontrolliert gestalte-

ten Systemvarianten gegeben. Die vorliegenden Unterschiede werden im Anschluss

mittels t-Tests für gepaarte Stichproben auf statistische Bedeutsamkeit untersucht, um

Aussagen über die Unterschiedshypothesen dieser Arbeit treffen zu können.

Die Prüfung der Zusammenhangshypothesen mittels Produkt-Moment-Korrelati-

onen findet im dritten Abschnitt dieses Kapitels statt. Dafür erweitert sich der inhaltli-

che Fokus auf die Gesamtheit der Methodenkombination und den Zusammenhang der

Messinstrumente untereinander.

4.1 Prüfung der statistischen Voraussetzungen

In diesem Abschnitt werden vorab folgende Merkmale der abhängigen Variablen

berichtet: der Umgang mit fehlenden Werten sowie die Prüfung der Normalverteilung

und der Varianzhomogenität.

4.1.1 Fehlende Werte

Der modifizierte Appraisalfragebogen bietet in seinem unveränderten Antwort-

format die Kategorie „irrelevant“. Antworten in dieser Kategorie wurden als fehlende

Werte definiert. Aus diesem Grund ist es vorgekommen, dass sich der Umfang der Beo-

bachtungseinheiten in den entsprechenden Analysen reduzierte. Die Datenauswertung

wurde um eine gesonderte Analyse zur Häufigkeitsverteilung dieser Angaben erweitert.

In der Bewertung des subjektiven Erlebens hat ein Studienteilnehmer bei einer

Aufgabe vergessen, die SAM-Skalen anzukreuzen. Aufgrund der Größe der Stichprobe

wurden die fehlenden Rohwerte nicht geschätzt, sodass sich der Stichprobenumfang bei

der Prüfung der korrelativen Zusammenhänge in diesem Fall um eine Beobachtungs-

einheit reduzierte, da hierbei ein paarweiser Fallausschluss vorgenommen wurde.

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

57

4.1.2 Verteilung der Variablen

Der Test auf Normalverteilung der Variablen wurde aufgrund der vorliegenden

Stichprobengröße (N = 30) mit dem Shapiro-Wilks-Test durchgeführt, der sich für

Stichproben bis zu N < 50 eignet. Ist der Shapiro-Wilks-Test signifikant (p < 0,05),

weicht die untersuchte Variable von der Normalverteilung ab. Alle bedeutsamen Signi-

fikanzwerte zeigt Tabelle 11.

..

Variable System A (N = 30) System B (N = 30) df p df p . elektrodermale Aktivität 30 0,010 * 30 0,010 *

Appraisal: Zielrelevanz 30 0,027 * 30 0,010 *

Tabelle 11: Signifikante Ergebnisse des Shapiro-Wilks-Test zur Prüfung der Normalverteilung; Anmerkung: * p < 0,05

Lediglich zwei Variablen zeigten in den systemspezifischen Häufigkeitsvertei-

lungen eine signifikante Abweichung von der Normalverteilung. Dazu zählen die Diffe-

renzen in der Hautleitfähigkeit und die Werte des Appraisalitems „Zielrelevanz“. Die

übrigen Variablen zeigten sich hinreichend normalverteilt.

Bei dem Shapiro-Wilks-Test handelt es sich um ein sehr sensitives Maß für die

Nicht-Normalverteilung (Hopkins & Weeks, 1990). Einige Autoren (z. B. Kline, 1998)

betrachten Abweichungen von der Normalverteilung als unproblematisch, wenn die

Schiefe der Verteilung einen Betrag von unter drei und einen Exzess von nicht größer

als zehn aufweist. Die Betrachtung dieser Kennwerte für die kritischen Verteilungen

zeigte, dass diese Kriterien erfüllt waren (siehe Tabelle 12). Deshalb wurde von einer

Transformation der berichteten Variablen abgesehen.

Variable System A (N = 30) System B (N = 30) Schiefe Exzess Schiefe Exzess

elektrodermale Aktivität 1,80 5,28 1,83 4,78

Appraisal: Zielrelevanz - 0,94 0,75 1,50 3,08

,.

Tabelle 12: Verteilungskennwerte ausgewählter Variablen.

Der Test auf Varianzhomogenität der systembezogenen Verteilungen wurde für

alle abhängigen Variablen mit dem Levene-Test geprüft. Wird der Levene-Test signifi-

kant (p < 0,05), weicht die untersuchte Variable von der Varianzhomogenität ab. Alle

abhängigen Variablen zeigten sich hinsichtlich ihrer Varianzen in den beiden Systemen

hinreichend homogen.

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

58

4.2 Reaktionsunterschiede aufgrund der kontrollierten Systemvariation

In diesem Abschnitt werden die Ausprägungen der abhängigen Variablen in Be-

zug zu den Faktorstufen der kontrollierten Systemvariation dargestellt.

4.2.1 Mittelwerte und Standardabweichungen der abhängigen Variablen

Eine Gesamtübersicht der Mittelwerte und Standardabweichungen der abhängi-

gen Variablen für beide Systeme zeigt Tabelle 13. Diese werden im folgenden Ab-

schnitt herangezogen, um die systembezogenen Unterschiedshypothesen zu überprüfen.

. System A (N = 30) System B (N = 30) Komponente abhängige Variable M SD M SD . Gefühl Valenz (1-9)a 6,56 1,21 3,79 1,65

Aktiviertheit (1-9)a 4,13 1,47 5,37 1,45 ..

neurophysiologisch elektrodermale Aktivität [µS]b 2,06 1,85 2,45 2,00

Herzrate [beats per minute]b 1,87 5,15 2,23 5,81 ..

Ausdruck corrugator supercilii c 49,03 4,38 52,00 3,52

zygomaticus major c 47,58 3,60 51,57 4,07

kognitiv Appraisalfragebogen:

intrinsisch angenehm (1-5)d 3,74 0,77 2,14 0,71

intrinsisch unangenehm (1-5)d 1,58 0,56 3,31 0,86

Neuheit (1-5)d 1,62 0,71 2,73 1,05

Zielrelevanz (1-5)d 3,61 1,09 1,81 0,68

Bewältigbarkeit (1-5)d 3,89 0,83 2,16 0,72

Normen/ Standards (1-5)d 3,96 0,76 2,45 0,94 .

retrospektives lautes Denken:

Intrinsische Angenehmheit e 0,80 0,56 -0,80 0,56

Neuheit e 0,06 0,83 0,18 0,92

Zielrelevanz e 0,45 0,81 - 1,02 0,36

Bewältigbarkeit e 0,33 0,82 - 0,93 0,21

Normen/ Standards e - 0,19 0,91 - 0,92 0,59

motivational/ korrekte Lösungen f 0,94 0,24 0,41 0,49

Verhalten Bearbeitungszeit [sek]g 1,71 0,39 3,08 1,20

Tabelle 13: Mittelwerte und Standardabweichungen der abhängigen Variablen getrennt nach Sys-temvarianten A und B; Anmerkungen: M = Mittelwert, SD = Standardabweichung; a Werte in Klam-mern geben die Skalenbreite an, b angegeben werden Veränderungswerte; c angegeben wird die Verteilung von T-standardisierten Werten mit einem Mittelwert von 50 und einer Standardabweichung von 10, d Werte in Klammern geben die Skalenbreite an: 1= negierende Ausprägung, 5 = affirmative Ausprägung; e angegeben werden die durchschnittlichen Kodierungswerte (positiv = affirmative Ausprägung; negativ = negierende Ausprägung); f angegeben werden relative Häufigkeiten; g angegeben wird die durchschnittli-che Zeit für eine tatsächlich getätigte Eingabe

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

59

4.2.1 Überprüfung von Unterschieden auf der Gefühlsebene

Anhand der Mittelwerte in Abbildung 10 ist zu ersehen, dass die Studienteil-

nehmer auf der SAM-Skala Valenz ihre Stimmung im Anschluss an die Bearbeitung der

Systemvariante A positiver einschätzten als im Anschluss an die schlecht gestaltete Va-

riante B (MA = 6,56; SDA = 1,21 versus MB = 3,79; SDB = 1,65; vgl. Tabelle 13). Zur

Prüfung dieses Unterschieds wurde ein t-Test für gepaarte Stichproben eingesetzt. Die-

ser prüfte die Ausgeprägtheit personengebundener Differenzen zwischen den aggregier-

ten Skalenwerten an beiden Systemvarianten und ermittelte eine Prüfgröße, die hoch

signifikant ausgefallen ist (t = 7,90; df = 29; p < 0,001). Damit erwies sich der vorlie-

gende Mittelwertsunterschied in der Valenz als statistisch bedeutsam. Die berichteten

Ergebnisse aus der Voruntersuchung konnten somit durch die Stichprobe der Hauptun-

tersuchung zuverlässig repliziert werden.

Die Aktiviertheit wird, wie Abbildung 8 darstellt, im Anschluss an die Bearbei-

tungsphasen am System B höher eingeschätzt als im Anschluss an System A (MB =

5,37; SD B = 1,45 versus MA = 4,13; SDA = 1,47, vgl. Tabelle 13). Dies ist ein Befund,

der sich in der Vortestung bereits abzeichnete. Ein t-Test für gepaarte Stichproben zeig-

te, dass auch diese Differenzen hoch signifikant ausfallen (t = -4,59; df = 29; p < 0,001).

Beide Systeme lassen sich demnach hinsichtlich der Valenz und der Aktiviert-

heit unterscheiden, die eine Interaktion mit ihnen bei den Studienteilnehmern hervorrief.

Auffällig erscheint ein tendenziell gegenläufiger Zusammenhang der beiden Skalen

Aktiviertheit und Valenz zu sein, der im Abschnitt 4.3.1.1 näher dargestellt wird.

System BSystem A

Val

enz

9

8

7

6

5

4

3

2

1

System BSystem A

Akt

ivie

rthe

it

9

8

7

6

5

4

3

2

1

Abbildung 10: Unterschiede in den SAM-Werten Valenz und Aktiviertheit; Fehlerbalken repräsen-tieren den Standardfehler; Anmerkungen: a 1 = negative Valenz, 9 = positive Valenz; b 1 = geringe Ak-tiviertheit, 9 = hohe Aktiviertheit.

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

60

4.2.2 Prüfung von Unterschieden auf der neurophysiologischen Ebene In diesem Abschnitt werden zunächst die Unterschiede in der Zunahme der

elektrodermalen Aktivität überprüft und anschließend die Unterschiede in der in der aus

der Herzerregung ermittelten Herzrate.

4.2.2.1 Unterschiede in der elektrodermalen Aktivität Wie Abbildung 11 grafisch darstellt, rief die Interaktion mit der schlecht gestal-

teten System B bei den Studienteilnehmern Situationen hervor, die mit einer durch-

schnittlich höheren elektrodermalen Aktivität einhergingen als dies im System A der

Fall war (MB = 2,45; SDB = 2,00 versus MA = 2,06; SDA = 1,85; vgl. Tabelle 13). Zur

Überprüfung dieses Unterschiedes wurde ein t-Test für gepaarte Stichproben verwendet.

In dieser Analyse bildeten die aggregierten Veränderungswerte in der Hautleitfähigkeit

zwischen den Systemvarianten A und B die personengebundenen Differenzen. Die Be-

rechnung ergab, dass der vorliegende Unterschied in der elektrodermalen Aktivität sig-

nifikant ausgefallen ist (t = 2,64; df = 29; p < 0,05) und somit statistisch bedeutsam ist.

System BSystem A

Zun

ahm

e de

r el

ektr

oder

mal

en A

ktiv

ität i

n µS

3,0

2,8

2,6

2,4

2,2

2,0

1,8

1,6

1,4

4.2.2.2 Unterschiede in der Herzrate

Die mittlere Zunahme in der Herzrate war, wie Abbildung 12 zeigt, während

Bearbeitung von Aufgaben am System B leicht höher ausgeprägt, als am optimiert ges-

talteten System A (MB = 2,23; SDB = 5,81 versus MA = 1,87; SDB = 5,15; vgl. Tabelle

13). Die statistische Bedeutsamkeit dieses Unterschiedes wurde mittels eines t-Tests für

gepaarte Stichproben überprüft. Die Ergebnisse zeigten, dass der vorliegende system-

Abbildung 11: Unterschiede in der Zunahme der elektrodermalen Aktivität; Fehlerbalken repräsen-tieren den Standardfehler.

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

61

spezifische Unterschied in der HerzUDWH� GDV� IHVWJHOHJWH� 6LJQLILNDQ]QLYHDX� YRQ� .� � ��Prozent verfehlt (t = -0,41; df = 29; p = 0,682). Es zeigte sich an dieser Stelle somit ein

unerwartet nicht signifikantes Ergebnis bezüglich der Hypothese 1.3.

System BSystem A

Zun

ahm

e de

r H

erzr

ate

in b

pm

7,0

6,0

5,0

4,0

3,0

2,0

1,0

0,0

-1,0

-2,0

Bei der Prüfung von Einflüssen aufgrund der Reihenfolge der Systempräsentati-

on bzw. der Untersuchungsdauer zeigte sich allein für die Herzrate ein mit dem gewähl-

ten Versuchsdesign in Verbindung stehender unerwünschter Nebeneffekt. Die Herzrate

zeigte sich während der ersten Untersuchungsbedingung, abgesehen davon um welche

Systemvariante es sich in dieser Bedingungen handelte, grundsätzlich höher ausgeprägt

als in der zweiten Bedingung (MI = 3,64; SDI = 5,55 versus MII = 0,47; SDII = 4,94).

Anhand eines t-Tests für gepaarte Stichproben wurden personengebundene Differenzen

in der Herzrate zwischen der jeweils ersten und zweiten Untersuchungsbedingung auf

statistische Bedeutsamkeit geprüft. Die personengebundenen Differenzen waren für die

Herzrate hoch signifikant ausgeprägt (t = 4,93; df = 29; p < 0,001). Entsprechende Prüf-

größen für die übrigen Variablen, die nicht bedeutsam ausfielen, können im Abschnitt E

des Anhanges eingesehen werden.

4.2.3 Überprüfung von Unterschieden auf der Ausdrucksebene Im folgenden Abschnitt werden die in Tabelle 13 berichteten Unterschiede in der

Aktivität des corrugator supercilii und des zygomaticus major als Indikatoren für Ver-

änderungen auf der Ausdrucksebene überprüft. Die Analysen basieren auf Verteilungen

von T-standardisierten Werten. Begonnen wird mit der Beschreibung der Aktivität des

corrugator supercilii.

Abbildung 12: Unterschiede in der Zunahme der Herzrate; Fehlerbalken repräsentieren den Stan-dardfehler.

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

62

4.2.3.1 Unterschiede in der Aktivität des corrugator supercilii

Der vorgefundene Mittelwertsunterschied in der Aktivität des corrugator super-

cilii zwischen den Systemvarianten A und B wie ihn Abbildung 11 grafisch darstellt,

zeigt, dass die Bearbeitung der Aufgaben am System B mit höheren Aktivitätswerten

des corrugator supercilii einherging als am System A (MB = 52,00; SDB = 3,52 versus

MA = 49,03; SDA = 4,38; vgl. Tabelle 13). Ein t-Test für gepaarte Stichproben kam zum

Einsatz, um die statistische Bedeutsamkeit dieses Unterschiedes zu prüfen. Die Analyse

zeigte, dass die personengebundenen Differenzen zwischen den beiden Systemen signi-

fikant ausgefallen sind (t = -2,19; df = 29; p < 0,05).

4.2.3.2 Unterschiede in der Aktivität des zygomaticus major

Die Werte in Abbildung 13 zeigen, dass das mittlere Niveau während Bearbei-

tung der Aufgaben an der gut gestalteten Systemvariante A geringer ausgeprägt ist, als

in der uneffizient gestalteten Variante B (MA = 47,58; SDA = 3,60 versus MB = 51,57;

SDB = 4,07; vgl. Tabelle 13). Personengebundene Differenzen wurden mittels eines

t-Tests für gepaarte Stichproben überprüft. Die Resultate ermittelten eine Prüfgröße, die

hoch signifikant ausgefallen ist (t = -2,96; df = 29; p < 0,01). Somit zeigten sich die vor-

liegenden systembezogenen Unterscheide aus statistischer Sicht bedeutsam. Auf die

Richtung des in dieser Form unerwarteten Ergebnisses wird im Diskussionsteil dieser

Arbeit eingegangen.

System BSystem A

Akt

ivitä

t des

cor

ruga

tor

supe

rcili

i (T

-sta

ndar

disi

ert)

54

53

52

51

50

49

48

47

46

System BSystem A

Akt

ivitä

t des

zyg

omat

icus

maj

or (

T-s

tand

ardi

sier

t)

54

53

52

51

50

49

48

47

46

Abbildung 13: Unterschiede in der Aktivitätsveränderung des corrugator supercilii und des zygo-maticus major; Fehlerbalken repräsentieren den Standardfehler.

corrugator supercilii zygomaticus major

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

63

4.2.4 Überprüfung von Unterschieden auf der kognitiven Ebene

Entsprechend der beiden verwendeten Methoden werden zunächst Unterschiede

in den Werten des Appraisalfragebogens und anschließend in den Kodierungen des re-

trospektiven lauten Denkens dargestellt sowie auf statistische Bedeutsamkeit geprüft.

4.2.4.1 Unterschiede in den Itemwerten des Appraisalfragebogens Die in der Tabelle 13 aufgeführten mittleren Itemausprägungen des Apprai-

salfragebogens zeigt Abbildung 14 grafisch. Die aufgeführten Mittelwertsunterschiede

wurden separat auf Signifikanz geprüft, wobei die Ergebnisse der verwendeten t-Tests

für gepaarte Stichproben in die Abbildung integriert wurden. Es zeigte sich, dass alle

personengebundenen Differenzen zwischen den beiden Systemvarianten auf dem Signi-

ILNDQ]QLYHDX� YRQ� .� � �� 3UR]HQW� XQWHUVFKLHGOLFK� DXVIDOOHQ�� ,Q� GHU� UHWURVSHNWLYHQ� (Ln-

schätzung von emotionsrelevanten Appraisalprozessen wurde die Bearbeitung am Sys-

tem A als angenehmer (t = 8,10; df = 28; p < 0,001), zielführender (t = 7,06; df = 28;

p < 0,001) und kontrollierbarer (t = 8,80; df = 29; p < 0,001) erlebt. Zudem waren hier-

bei eher Gedanken relevant, die bezüglich des in dieser Form operationalisierten Items

Normen/Standards eine höhere Zufriedenheit mit der persönlichen Leistung zum Inhalt

hatten (t = 6,83; df = 28; p < 0,001). Die Bearbeitung an System B wurde hingegen mit

deutlich unangenehmer geprägten Gedanken erlebt (t = -8,15; df = 26; p < 0,001) und

die Probanden sahen sich während der Bearbeitung Anforderungen gegenüber, die sie

als neuer bzw. ungewohnter wahrgenommen haben, als dies im System A der Fall war

(t = -5,68; df = 29; p < 0,001).

2,45

2,16

1,81

2,73

3,31

2,14

3,96

3,61

1,62

1,58

3,73

3,89

1 2 3 4 5

Normen/ Standards **

Bewältigungsvermögen**

Ziele/ Bedürfnisse **

Neuheit **

intrinsischunangenehm **

intrinsisch angenehm** System A

(N = 30)

System B(N = 30)

Abbildung 14: Mittelwerte der verwendeten Appraisalitems in Abhängigkeit zu den beiden bearbei-teten Systemvarianten (N = 30); Anmerkung: ** p < 0,01.

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

64

Das Antwortformat des Appraisalfragebogens bietet auch in der Originalversion

die Angabe „irrelevant“ für den Fall, dass Studienteilnehmer die Aussage eines Items

weder bestätigen noch negieren möchten, da ihr während der emotionserlebenden Situa-

tion keine Bedeutung zugeschrieben werden kann. Die itemspezifischen Häufigkeiten

der Angabe „irrelevant“ führt Tabelle 14 für beide Systeme auf. Die Werte wurden mit

einem Chi-Quadrat-Test auf Unterschiedlichkeit geprüft. Wird der Chi-Quadrat-Test

signifikant, bedeutet dies, dass die beobachteten Häufigkeiten zwischen System A und

B signifikant von den erwarteten Häufigkeiten, die einer Gleichverteilung entsprechen,

abweichen. Die itemspezifischen Prüfgrößen werden ebenso aufgeführt.

Die Resultate zeigten einen bedeutsamen Unterschied der Angabe „irrelevant“

für das Item „unangenehm“. Hierbei gaben Probanden für die Systemvariante A signifi-

kant häufiger an, dass emotionsrelevante Gedanken während der Aufgabenbearbeitung

nicht mit einer erlebten Unangenehmheit zusammenhingen (fA = 34 versus fB = 18).

Ebenfalls fielen die systembezogenen Gesamthäufigkeiten der Angaben signifikant un-

terschiedlich aus. Wie Tabelle 14 zeigt, wurde die Angabe „irrelevant“ am System A

insgesamt deutlich häufiger gewählt (fA = 88 versus fB = 57).

Item Häufigkeit der Angabe „irrelevant“ �2

df p System A System B . intrinsisch angenehm 8 13 1,19 1 0,275

intrinsisch unangenehm 34 18 4,92 1 0,027 *

Neuheit 15 8 2,13 1 0,144

Zielrelevanz 12 6 2,00 1 0,157

Bewältigbarkeit 3 2 0,20 1 0,655

Normen/ Standards 16 10 1,39 1 0,239 .

gesamt 88 57 6,63 1 0,010 *

Tabelle 14: Häufigkeit der Angabe „irrelevant“ im Appraisalfragebogen und Ergebnisse von �2-Tests zur Prüfung von Unterschieden. Anmerkung: * p < 0,05.

4.2.4.2 Kodierungen des retrospektiv erhobenen lauten Denkens

Zur Auswertung der Kodierungen des retrospektiv erhobenen lauten Denkens

werden zunächst die absoluten Häufigkeiten deskriptiv beschrieben und anschließend

die quantifizierten Kodierungshäufigkeiten aus Tabelle 13 auf Unterschiedlichkeit ge-

prüft. Die Quantifizierung der absoluten Häufigkeiten soll es im Abschnitt 4.3 erlauben,

die Resultate mit den Werten des Appraisalfragebogens vergleichen zu können.

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65

Die Kodierungshäufigkeiten führt Tabelle 15 systemspezifisch auf. Hierbei wer-

den affirmative und negierende Kodierungen getrennt berücksichtigt. Als affirmativ

wurden Aussagen kodiert, die der Ausprägung der Kategoriebezeichnung entsprechen,

als negierend, diejenigen, die entgegen der Kategoriebezeichnung gerichtet waren.

Kategorie Häufigkeit von Kodierungen affirmativer Art negierender Art

System A System B System A System B

Intrinsische Angenehmheit 36 18 7 79

Neuheit 44 41 29 25

Zielrelevanz (zielunterstützend) 67 9 23 119

Bewältigbarkeit (hoch) 19 2 12 88

Normen/ Standards (zufrieden) 9 7 15 42

Tabelle 15: Häufigkeit von affirmativen bzw. negierenden Kodierungen des retrospektiv erhobenen lauten Denkens in der Zuordnung der fünf Kriterien für Appraisalprozesse nach Scherer (1984b).

Intrinsische Angenehmheit wurde eher im System A erlebt (36 Kodierungen),

was im Zusammenhang mit bestimmten Systemeigenschaften als „Zufriedenheit“,

„Wohltat“ und „Spaß“ beschrieben worden ist. Gedanken an eine Unangenehmheit

wurden besonders häufig durch Eigenschaften der Systemvariante B hervorgerufen

(fB = 79), wobei größtenteils „Frustration“, „Verärgerung“, „Wut“, „Lustlosigkeit“,

„Langeweile“ berichtet wurde. Relativ viele Kodierungen in der intrinsischen Ange-

nehmheit (fB = 18) standen damit in Verbindung, dass sich Probanden an verschiedenen

Stellen im Menü „(leicht) amüsiert“ zeigten bzw. darüber gefreut haben, bestimmte

Funktionen doch schneller gefunden zu haben, als erwartet.

Gedanken an neue Anforderungen, denen sich die Studienteilnehmer gegenüber

sahen, waren an beiden Systemvarianten etwa gleich häufig ausgeprägt. Im System B

wurden sie hauptsächlich durch die ungewohnte Anordnung der Eingabetasten hervor-

gerufen sowie durch die Beschriftung der Navigationstasten durch Pfeilsymbole. Im

System A standen die affirmativen Kodierungen fast ausnahmslos damit in Zusammen-

hang, dass die Taste zum Erstellen eines Leerzeichens nicht durch eine Taste im Einga-

befeld, sondern durch eine Navigationstaste umgesetzt worden ist.

Bezüglich Appraisals, die darauf gerichtet sind, ob das Erreichen persönlicher

Ziele unterstützt wird, gab es deutlich unterschiedlich ausgeprägte Kodierungshäufig-

keiten. So rief die Interaktion mit System B 119 Kodierungen hervor, die primär zum

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

66

Inhalt hatten, dass die in diesem System umgesetzten Eigenschaften als nicht zielunter-

stützend wahrgenommen worden sind. Häufigste Nennungen bezogen sich darauf, dass

Systemrückmeldungen während der Interaktion als unklar und irritierend eingeschätzt

worden sind, die Menüpunkte nicht vorgaben, welche Funktionen sich die Studienteil-

nehmer darunter vorstellen konnten und bei einer falschen Eingabe nur die Möglichkeit

bestand, direkt zur Startseite zurückzugelangen und die Aufgabenbearbeitung vorne

begonnen werden musste. Auch die verzögerte Reaktionsdauer des Systems, die wäh-

rend der Interaktion als entgegenarbeitend wahrgenommen worden ist, nahm einen

Großteil der Kodierungen ein. Hingegen ging die Bearbeitung mit System A häufig mit

Erlebnissen einher, die als „flüssig“, „einfach“ oder „entgegenkommend“ bewertet

worden sind.

Kodierungen zur Bewältigbarkeit zeigten sich ähnlich verteilt wie die Kodierun-

gen zur persönlichen Zielförderlichkeit, obgleich die absoluten Häufigkeiten insgesamt

geringer ausgeprägt waren. Hinter den 88 negierenden Kodierungen zur Kontrollierbar-

keit standen vornehmlich Interaktionssituationen, in denen ein Verbindungsaufbau zu

einem Kontakt in Telefonbuch oder der Aufbau einer Internetverbindung rückgemeldet

worden ist, ohne dass die Teilnehmer diese Funktionen gezielt aufgesucht hatten. Wei-

tere Kodierungen waren Gedanken, die sich auf das „zufällige Finden einer Funktion“

bezogen haben.

42 Bemerkungen der Teilnehmer beinhalteten Äußerungen dazu, dass sie wäh-

rend der Interaktion mit dem Systems B „wenig zuversichtlich“ gewesen seien bzw.

„wenig Hoffnung entwickelten, die Aufgabe zu lösen“, einige haben während der Bear-

beitung „innerlich aufgegeben“ und das Ende abgewartet (Kategorie: Normen/ Stan-

dards).

In einem zweiten Auswertungsschritt wurden die soeben berichteten absoluten

Kodierungshäufigkeiten quantifiziert. Dazu wurde zunächst für jede Beobachtungsein-

heit die Differenz zwischen affirmativen und negierenden Kodierungshäufigkeiten be-

rechnet. Diese wurden anschließend über alle Probanden gemittelt und werden in Tabel-

le 13 aufgezeigt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Aufgabenbearbeitung am System A

mit mehr affirmativ angenehmen Gedanken (MA = 0,80; SDA = 0,56) erlebt worden ist,

sowie mit vermehrten Appraisals, die sich auf eine Zielunterstützung (MA = 0,45; SDA

= 0,81) und eine Kontrollierbarkeit (MA = 0,33; SDA = 0,82) bezogen. Diese Kategorien

zeigten sich in Bezug zum System B eher negierend kodiert (intrinsische Angenehm-

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heit: MB = -0,80; SDB = 0,56; Zielrelevanz: MB = -1,02; SDB = 0,36; Bewältigbarkeit:

MB = -0,93; SDB = 0,21). Bemerkungen bezüglich neuer Anforderungen wurden bei

beiden System eher positiv bestätigt (MA = 0,06; SDA = 0,83; MB = 0,18; SDB = 0,92).

In der Kategorie Normen/ Standards fanden sich bei beiden Systemen tendenziell negie-

rende Kodierungen bezüglich einer Zufriedenheit mit der persönlichen Leistung (MA =

-0,19; SDA = 0,91; MB = -0,92; SDB = 0,59).

Die vorliegenden Unterschiede konnten mit t-Tests für gepaarte Stichproben auf

statistische Bedeutsamkeit geprüft werden. Die Resultate stellt Tabelle 16 zusammen-

fassend dar. Es zeigten sich signifikante personengebundene Differenzen zwischen den

systembezogenen Kodierungshäufigkeiten in den Kategorien intrinsische Angenehm-

heit, Zielrelevanz, Bewältigbarkeit und Normen/ Standards. Bezüglich der Kategorie

Neuheit fielen die Unterschiede nicht signifikant aus.

Kategorie t df p

intrinsische Angenehmheit 10,12 21 < 0,001 **

Neuheit -6,16 25 0,543

Zielrelevanz 9,94 28 < 0,001 **

Bewältigbarkeit 7,00 18 < 0,001 **

Normen/ Standards 2,52 15 0,024 *

Tabelle 16: Ergebnisse von t-Tests für gepaarte Stichproben zu Unterschieden in den Kodierungs-häufigkeiten der Appraisalkategorien zwischen System A und B; Anmerkung: ** p < 0,01; * p < 0,05.

4.2.4.3 Freie Benennung der erlebten Emotionen in der retrospekti-

ven Einschätzung

In Kombination mit dem Appraisalfragebogen wurde die freie Benennung der

erlebten Emotionen während der einzelnen Bearbeitungsphasen abgefragt. Dies sollte

die Studienteilnehmer in erster Linie unterstützen, sich in die Phase der Aufgabenbear-

beitung hineinzuversetzen, um die Ausprägung der Appraisalitems zuverlässig zu ge-

währleisten. Zur Auswertung wurden die Emotionsbezeichnungen, die sogenannten

labels, durch Häufigkeiten den Systemvarianten zugeordnet. Für das benutzerfreundlich

gestaltete System A wurde hauptsächlich Freude, Fröhlichkeit, Erleichterung, Entspan-

nung, Ruhe, Zufriedenheit und Verwirrung genannt. Das uneffizient gestaltete System

wurde hauptsächlich mit den Emotionen Verärgerung, Frustration, Wut, Neugier und

Verwirrung erlebt (siehe Abschnitt E im Anhang).

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68

4.2.5 Überprüfung von Unterschieden auf der motivationalen und Ver-

haltensebene

Abschließend werden im folgenden Abschnitt die Performanzdaten als Indikato-

ren für die Verhaltensebene auf Unterschiedlichkeit geprüft. Die kontrollierte Variation

des Untersuchungsgegenstandes bestand unter anderem darin, die Benutzungsfreund-

lichkeit der Systemvariante B durch zusätzliche Bearbeitungsschritte zur Aufgabenerle-

digung zu reduzieren. Dies ist erfolgreich gelungen: In der Hauptuntersuchung konnten

die Probanden mit dem System A im Schnitt 9,4 von 10 Aufgaben richtig bearbeiten,

mit dem System B lediglich 4,1 von 10. Die durchschnittliche absolute Bearbeitungs-

dauer für jede Aufgabe betrug 32,49 Sekunden (n = 143) im System A und 69,73 Se-

kunden (n = 63) im System B.

Als Indikatoren für die motivationale und Verhaltenskomponente konnten diese

Werte jedoch nicht herangezogen werden, da die Systemvariation diesbezügliche Unter-

schiede explizit voraussetzte. Stattdessen wurden Verhältniswerte analysiert, die darauf

basieren, wie viele Sekunden durchschnittlich auf eine tatsächliche Eingabe im jeweili-

gen System kommt. Je geringer dieser Wert ist, desto schneller wurden einzelne Einga-

ben vorgenommen und desto schneller wurde die Aufgabe bearbeitet.

Abbildung 15 zeigt die aggregierten Werte für die Systeme A und B, wobei zu

erkennen ist, dass Eingaben am System A schneller vorgenommen wurden als am Sys-

tem B (MA = 1,71; SDB = 0,39 MB = 3,08; SDB = 1,20; vgl. Tabelle 13). Die Prüfung

dieses Unterschiedes erfolgte mittels eines t-Tests für gepaarte Stichproben und zeigte,

dass die personengebundenen Mittelwertsdifferenzen zwischen den beiden Systemvari-

anten hoch signifikant ausfallen (t = -6,16; df = 29; p < 0,001).

System BSystem A

Zei

t pro

tats

ächl

iche

r E

inga

be

4,0

3,5

3,0

2,5

2,0

1,5

1,0

Abbildung 15: Unterschiede in der durchschnittlichen Zeit pro tatsächlicher Eingabe; Fehlerbalken repräsentieren den Standardfehler.

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69

4.3 Zusammenhänge zwischen den Messinstrumenten

Nachdem im vorigen Abschnitt die Unterschiede in den Ausprägungen der ab-

hängigen Variablen zwischen den beiden Systemvarianten geprüft worden sind, erwei-

tert sich der Betrachtungsfokus im folgenden Abschnitt auf die Gesamtheit der einge-

setzten Methodenkombination. Dazu werden Zusammenhänge zwischen den Messin-

strumenten an Hand von bivariaten Produkt-Moment-Korrelationen dargestellt. Begon-

nen wird mit den Instrumenten, die die Reaktionstrias der Emotionen abgedeckt haben.

Anschließend werden Korrelationen zwischen der Reaktionstrias und den Appraisal-

methoden sowie der motivationalen und Verhaltenskomponente berichtet.

4.3.1 Korrelative Zusammenhänge zwischen den Messinstrumenten der

Reaktionstrias von Emotionen

Tabelle 17 zeigt zunächst Produkt-Moment-Korrelationen zwischen den Instru-

menten auf, die die Trias von Emotionen abgedeckt haben. Dazu zählt das SAM mit den

beiden Skalen Valenz und Aktiviertheit (Gefühlskomponente), die Veränderungen der

Herzrate und der elektrodermalen Aktivität (neurophysiologische Komponente) sowie

die personenspezifisch standardisierten Aktivitätswerte des corrugator supercilii und

des zygomaticus major (Ausdruckskomponente).

SAM Valenz

SAM Aktiviertheit

Herzrate EDA corrugator

supercilii

zygomaticus

major

SAM Valenz

r Signifikanz

N

1,0

-0,318 ** < 0,001 299

0,020 0,726 299

-0,140 * 0,015 299

-0,155 ** 0,007 299

-0,187** 0,001 299

SAM Aktiviertheit

r Signifikanz

N

1,0 0,248 ** < 0,001 299

0,259 ** < 0,001 299

0,117 * 0,043 299

0,253 ** < 0,001 299

Herzrate

r Signifikanz

N

1,0 0,014 0,804 300

0,110 0,057 300

0,060 0,298 300

EDA

r Signifikanz

N

1,0 0,009 0,879 300

0,062 0,287 300

corrugator

supercilii

r Signifikanz

N

1,0 0,104 0,072 300

zygomaticus

major

r Signifikanz

N

1,0

Tabelle 17: Produkt-Moment-Korrelationen zwischen den SAM-Skalen Valenz und Aktiviertheit, der Herzrate, der EDA sowie der EMG (Trias von Emotionen); Anmerkung: * p < 0,05; ** p < 0,01.

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70

In der vorliegenden Untersuchung korrelierten die beiden SAM-Skalen signifi-

kant negativ (r = -0,318). Geringere Werte in der Aktiviertheit gingen tendenziell mit

berichteter positiver Valenz einher, wohingegen mit zunehmender Aktiviertheit eher

negative Valenz berichtet wurde. Bezüglich dieses Zusammenhanges werden nähere

Ergebnisse im Abschnitt 4.3.1.1 aufgeführt.

Im Anschluss an Aufgaben, bei denen eine hohe Herzrate registriert wurde, fiel

die Angabe zur subjektiv erlebten Aktiviertheit signifikant höher aus (r = 0,248). Eine

hingegen unbedeutende Korrelation lag zur berichteten Valenz vor. Die elektrodermale

Aktivität korrelierte ebenfalls hoch signifikant mit der Aktiviertheit (r = 0,259; p <

0,001). Darüber hinaus lag eine signifikante Korrelation mit r = -0,140 zu den Ausprä-

gungen der Valenzwerte vor. Letztere fiel als Partialkorrelation unter Kontrolle der Ak-

tiviertheitswerte nicht mehr bedeutend aus (r = -0,063; p = 0,276). Die Korrelation zu

den Werten der Herzrate zeigte sich unbedeutend.

Die Aktivität des corrugator supercilii zeigte sich während der Aufgaben, für

die im Anschluss hohe Aktiviertheit berichtet worden ist, signifikant höher als bei de-

nen, die mit geringer Aktiviertheit erlebt worden sind (r = 0,117). Ebenfalls fiel die

Korrelation der Aktivität des zygomaticus major zu den Aktiviertheitswerten hoch sig-

nifikant aus (r = 0,253). Hoch signifikante Korrelationen fanden sich zwischen der Va-

lenz und der Aktivität des corrugator supercilii (r = -0,155) sowie der Valenz und der

Aktivität des zygomaticus major (r = -0,187). Aufgrund des erhöhten Zusammenhanges

zur Aktiviertheit wurden Partialkorrelationen zwischen den Valenzwerten und den Ak-

tivitätswerten der Gesichtsmuskel unter Kontrolle der Aktiviertheit berechnet. Diese

zeigten sich für den Zusammenhang des corrugator supercilii und der Valenz mit r = -

0,125 (p = 0,031) sowie des zygomaticus major und der Valenz mit r = 0,116 (p =

0,046) geringer ausgeprägt, jedoch weiterhin signifikant. Die Irrtumswahrscheinlichkeit

ist dabei bezüglich des Zusammenhanges des zygomaticus major zur Valenz um einen

höheren Wert angestiegen, als bezüglich des corrugator supercilii.

Nicht signifikant fielen Zusammenhänge des corrugator supercilii und des zy-

gomaticus major zu Veränderungen in der Herzrate und der elektrodermalen Aktivität

aus. Die Interkorrelation zwischen den Gesichtsmuskelaktivitäten zeigte sich trotz ten-

denzieller Gleichläufigkeit ebenfalls unbedeutend.

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

71

4.3.1.1 Prüfung der Skalenzusammenhänge des SAM

Im vorangehenden Abschnitt konnte bereits auf den Zusammenhang zwischen

den beiden Skalen des subjektiven Erlebens, der Aktiviertheit und der Valenz, hinge-

wiesen werden. Dieser zeigte sich, wie die Ergebnisse aus Abschnitt 4.3.1 aufzeigten, in

einer hoch signifikanten Produkt-Moment-Korrelation von r = -0,318 (N = 299; p <

0,01). Damit gingen hohe Werte der Aktiviertheit tendenziell mit einer bewerteten nega-

tiven Valenz einher, wohingegen in Kombination mit geringen Aktiviertheitswerten

eine eher positive Valenz berichtet worden ist. Dieser Zusammenhang steht prinzipiell

in Kontrast zur postulierten Unabhängigkeit der Dimensionen nach Russell et al. (1980).

An dieser Stelle sollen Streudiagramme die Auftretenshäufigkeiten der einzelnen

Wertekombinationen näher verdeutlichen. Für beide Systemvarianten werden separate

Diagramme gezeigt, in denen die Häufigkeit der Wertekombinationen durch Kreise an-

gezeigt wird; große Kreise bedeuten eine hohe Häufung der entsprechenden Akti-

viertheits-/ Valenz-Kombination (siehe Abbildung 16).

In der optimiert gestalteten Systemvariante A lagen bis auf vereinzelte Angaben

alle Werte im positiv erlebten Valenzbereich und hierbei vermehrt im IV. Quadranten,

welcher gleichzeitig geringe Aktiviertheitswerte vorgibt. Im System A zeigte sich der

Skalenzusammenhang dabei unbedeutend schwach ausgeprägt (r = - 0,10; N = 149; p =

0,207). In der kontrolliert uneffizient gestalteten Systemvariante B lag eine Häufung der

Wertekombinationen im II. Quadranten vor, welcher sich durch negativ geprägte Valenz

und hoher Aktiviertheit charakterisieren lässt. Der systemspezifische Skalenzusammen-

hang war zwar hoch signifikant, jedoch per se geringer ausgeprägt, als in der Gesamt-

korrelation (r = - 0,25; N = 150; p < 0,01).

Abbildung 16: Streudiagramme zwischen den SAM-Skalen Aktiviertheit und Valenz für Sys-tem A (links: N = 149) und System B (rechts: N = 150).

System A System B

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72

4.3.2 Korrelative Zusammenhänge zwischen der kognitiven Komponen-

te und den Messinstrumenten der Reaktionstrias von Emotionen

In diesem Abschnitt werden Zusammenhänge zwischen den beiden Appraisal-

methoden sowie deren Korrelationen zu den Messinstrumenten der Reaktionstrias dar-

gestellt. Zunächst werden die erhobenen Ausprägungen in den beiden Appraisalmetho-

den miteinander verglichen. Dazu werden Produkt-Moment-Korrelationen zwischen den

Items des Appraisalfragebogens und den quantifizierten Kodierungshäufigkeiten in den

Appraisalkategorien des lauten Denkens dargestellt. Im zweiten Teil werden Zusam-

menhänge zwischen den Messinstrumenten der Reaktionstrias und den Items des Ap-

praisalfragebogens sowie den Kodierungshäufigkeiten des lauten Denkens berichtet.

4.3.2.1 Zusammenhänge zwischen den Items des Appraisalfrage-

bogens und den Kategorien des retrospektiv erhobenen

lauten Denkens

Die bereits erläuterte Quantifizierung der Kodierungshäufigkeiten im retrospek-

tiv erhobenen lauten Denken bildete die Grundlage, die Ausprägungen der Appraisali-

tems mit den vorliegenden Differenzen zwischen affirmativen und negierenden Kodie-

rungen auf der Ebene einzelner Beobachtungseinheiten in Verbindung zu bringen. Als

Zusammenhangsmaß wurden Produkt-Moment-Korrelationen ermittelt. Vor Betrach-

tung der einzelnen Maße ist nochmals darauf hinzuweisen, dass sich der Stichproben-

umfang zum Teil reduzierte, da bei fehlenden Werten aufgrund von Nicht-Kodierung

oder der Angabe „irrelevant“ im Fragebogen ein paarweiser Fallausschluss vorgenom-

men wurde. In Tabelle 18 werden die Korrelationsmaße berichtet, die den Zusammen-

hang zwischen den Appraisalitems und den jeweils komplementären Appraisalkatego-

rien des lauten Denkens beschreiben.

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73

Korrelation zwischen...

...Appraisalitem und ...Kategorie des lauten Denkens r n p

. 1. angenehm a. intrinsische Angenehmheit 0,478 114 < 0,001 **

2. unangenehm a. intrinsische Angenehmheit -0,526 105 < 0,001 **

3. Neuheit b. Neuheit 0,093 116 0,320

4. Zielrelevanz c. Zielrelevanz 0,711 173 < 0,001 ** (zielunterstützend)

5. Bewältigbarkeit d. Bewältigbarkeit 0,440 117 < 0,001 ** (kontrollierbar)

6. Normen/ Standards e. Normen/ Standards 0,114 64 0,371 (Zufriedenheit) Tabelle 18: Korrelationsübersicht zwischen den Ausprägungen der Items des Appraisalitems und den Kodierungshäufigkeiten des retrospektiv erhobenen lauten Denkens; Anmerkung: * p < 0,05; **

p < 0,01.

Die Ergebnisse dieser Berechnungen zeigten, dass die beiden sehr unterschiedli-

chen Methoden Fragebogen und lautes Denken in den meisten Fällen ein hoch signifi-

kant zusammenhängendes Datenmuster erhoben haben. Dies gilt insbesondere für die

Zusammenhänge auf der Ebene der intrinsischen Angenehmheit, der Zielrelevanz sowie

der Bewältigbarkeit. Bezüglich zwei Dimensionen, nämlich der Neuheit und der Nor-

men/ Standards, zeigten sich lediglich tendenzielle Zusammenhänge. In beiden Katego-

rien lagen die Kodierungshäufigkeiten bezüglich der Systemvarianten relativ dicht bei-

einander. Im Fall der Neuheit wies der Unterschied keine Bedeutsamkeit auf und Äuße-

rungen, die sich auf emotionsrelevante Gedanken während der Aufgabenbearbeitung

bezogen, wurden an beiden Systemen tendenziell in Richtung „neu“ und „ungewohnt“

kodiert (vgl. 4.2.4.2). Das Item hingegen, welches nach dem Erleben von „neuen An-

forderungen“ fragte, wurde bezüglich der Systemvarianten signifikant unterschiedlich

bewertet, wobei sich beide Mittelwerte eher im unteren Wertebereich bewegten und

somit zum Ausdruck bringen, dass die Interaktion an beiden Systemen eher als „ge-

wohnt“ und „vertraut“ wahrgenommen worden ist (vgl. 4.2.4.1).

Bei den Normen/ Standards zeigte sich ein ähnlicher Befund. Die Kodierungs-

häufigkeiten basierten hier an beiden Systemen eher auf negierenden Äußerungen, wo-

bei die optimierte Variante A insgesamt ohnehin recht wenig Kodierungen in dieser

Kategorie aufwies (vgl. 4.2.4.2). Das Item, das diese Kategorie durch Gedanken an eine

Zufriedenheit mit der persönlichen Leistung operationalisierte, wurde insbesondere bei

der Systemvariante A besonders hoch affirmativ eingeschätzt (vgl. 4.2.4.1).

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74

4.3.2.2 Zusammenhänge zwischen den Messinstrumenten der Re-

aktionstrias von Emotionen und den Appraisalmethoden

In diesem Abschnitt werden die Zusammenhänge zwischen den beiden Metho-

den zur Erfassung von Appraisals, dem Fragebogen sowie dem lauten Denken, und den

Messinstrumenten der Reaktionstrias von Emotionen an Hand von Produkt-Moment-

Korrelationen vorgestellt. In Tabelle 19 werden die Produkt-Moment-Korrelationen

zwischen den Itemausprägungen des Appraisalfragebogens einerseits und der Valenz

sowie der Aktiviertheit (Gefühlskomponente), der Herzrate und der elektrodermalen

Aktivität (neurophysiologische Komponente) sowie der Aktivität des corrugator super-

cilii und des zygomaticus major (Ausdruckskomponente) andererseits dargestellt.

SAM Valenz

SAM Aktiviertheit

Herzrate EDA corrugator

supercilii

zygomaticus

major

angenehm r Signifikanz

N

0,728 ** < 0,001 278

-0,357 ** < 0,001 278

-0,06 0,302 279

-0,127 * 0,034 279

-0,189 ** 0,002 279

-0,231 ** < 0,001 279

unangenehm

r Signifikanz

N

-0,711 ** < 0,001 247

0,404 ** < 0,001 247

0,045 0,477 248

0,164 * 0,010 248

0,186 ** 0,003 248

0,216 ** 0,001 248

Neuheit r Signifikanz

N

-0,436 ** < 0,001 276

0,312 ** < 0,001 276

-0,034 0,574 277

0,185 ** 0,001 277

0,077 0,201 277

0,177 ** 0,003 277

Zielrelevanz r Signifikanz

N

0,605 ** < 0,001 281

-0,370 ** < 0,001 281

-0,145 ** 0,015 282

-0,101 0,091 282

-0,147 * 0,013 282

-0,245 ** < 0,001 282

Bewältigungs-vermögen

r Signifikanz

N

0,635 ** < 0,001 294

-0,337 ** < 0,001 294

-0,065 0,263 295

-0,083 0,154 295

-0,150 * 0,010 295

-0,227 ** < 0,001 295

Normen/ Standards

r Signifikanz

N

0,638 ** < 0,001 273

-0,281 ** < 0,001 273

-0,087 0,149 274

-0,080 0,188 274

-0,135 * 0,026 274

-0,235 ** < 0,001 274

Tabelle 19: Produkt-Moment-Korrelationen zwischen Valenz und Aktiviertheit (SAM), Herzrate, EDA, EMG sowie den Items des Appraisalfragebogens; Anmerkung: * p < 0,05; ** p < 0,01. Hoch signifikante Zusammenhänge zeigten sich zwischen den Items des Apprai-

salfragebogens und den Angaben in den SAM Skalen. Probanden gaben nach Aufgaben,

die eine positivere Stimmung in ihnen hervorgerufen haben, an, dass sie dabei vermehrt

angenehme Gedanken erlebten, die Situation eher zielunterstützend und kontrollierbar

wahrgenommen haben und dachten, mit der persönlichen Leistung zufrieden zu sein.

Sie sahen sich dabei eher keinen neuen Anforderungen gegenüber.

Bei der Skala Aktiviertheit zeigte sich ein der Valenz gegenläufiges Datenmus-

ter, das in gewissem Umfang durch die erhöhte Korrelation der beiden SAM-Skalen

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

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moderiert wurde. Partialkorrelationen zwischen den Werten der Valenz und den Ite-

mausprägungen unter Kontrolle der Aktiviertheit führten zu einer Verringerung der

Korrelationsbeträge. Sie zeigten sich jedoch weiterhin statistisch signifikant.

Die einzig bedeutsame Korrelation zur Zunahme der Herzrate zeigte sich bei

Aufgaben, die wenig zielunterstützend eingeschätzt worden sind (r = -0,145).

Höhere Werte in der elektrodermalen Aktivität traten vermehrt bei Aufgaben

auf, die eher unangenehm erlebt worden sind (r = 0,164). Ebenso während der Aufga-

ben, bei denen sich die Probanden in erhöhtem Maße neuen Anforderungen gegenüber

sahen (r = 0,185).

Die Muskelaktivität des corrugator supercilii zeigte sich während Bearbeitung

der Aufgaben hoch ausgeprägt, die als unangenehm, nicht zielunterstützend und eher

nicht kontrollierbar erlebt worden sind und bei denen die Zufriedenheit mit der persön-

lichen Leistung eher gering ausgefallen ist.

Hoch signifikante Korrelationen wies die Aktivität des zygomaticus major zu

den Itemausprägungen auf. Die Richtung der Zusammenhänge lag in der gleichen Form

vor wie bei der Aktivität des corrugator supercilii, wobei die absoluten Beträge der

Korrelationen leicht höher ausgefallen sind. Diese berichteten Korrelationen sind in

höchstem Maße unerwartet und werden im Diskussionsteil weiterführend behandelt.

Die Zusammenhänge der Kodierungsdifferenzen im lauten Denken sowie den

Veränderungen der Reaktionstrias werden an dieser Stelle zusammenfassend beschrie-

ben. Das Korrelationsmuster zeigte eine hohe Übereinstimmung mit den Zusammen-

hängen, welche auch durch die Itemausprägungen ermittelt worden sind. Die signifikan-

te Korrelation von r = -0,309 der Herzrate zum Appraisalkriterium Normen/ Standards

besagt, dass eine geringe Herzrate während der Aufgaben registriert wurde, die durch

eine hohe Zufriedenheit mit der persönlichen Leistung eingeschätzt worden sind.

4.3.3 Korrelative Zusammenhänge zur motivationalen und Verhaltens-

komponente

Die Werte der bis hierhin aufgeführten Verfahren wurden abschließend mit dem

Verhaltenskennwert – der durchschnittlichen Zeit pro tatsächlicher Eingabe – in Zu-

sammenhang gebracht. Tabelle 20 zeigt die Produkt-Moment-Korrelationen zwischen

der Bearbeitungszeit pro Eingabe und den Verfahren zur Erfassung der Trias von Emo-

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Ergebnisse ______________________________________________________________________________

76

tionen. Bedeutsame Korrelationen lagen hierbei nur zum subjektiven Erleben vor. Im

Anschluss von Aufgaben, die zügiger bearbeitet worden sind, wurde die erlebte Valenz

als signifikant positiver berichtet (r = -0,232) und die Aktiviertheit bedeutsam geringer

eingeschätzt (r = 0,136).

SAM Valenz

SAM Aktiviertheit

Herzrate EDA corrugator

supercilii

zygomaticus

major

Zeit pro Ein-gabe

r Signifikanz

N

-0,232 ** < 0,001 299

0,136 ** < 0,001 299

0,069 0,234 300

-0,004 0,943 300

0,027 0,645 300

0,080 0,168 300

Tabelle 20: Produkt-Moment-Korrelationen zwischen SAM, Herzrate, EDA, EMG sowie der durchschnittlichen Zeit pro tatsächlicher Eingabe (Zeit pro Eingabe); Anmerkung: * p < 0,05; ** p < 0,01. Zusammenhänge zu den Items des Appraisalfragebogens führt Tabelle 21 auf.

Aufgaben, die vergleichbar zügig bearbeitet wurden, erhielten signifikant höhere Werte

in der intrinsischen Angenehmheit (r = -0,308) und geringere bezüglich der Unange-

nehmheit (r = 0,248). Ebenso wiesen die Items zur Zielrelevanz, zur Bewältigbarkeit

und zu Normen/Standards bei einer geringen zusätzlichen Bearbeitungszeit höhere Aus-

prägungen auf. Gleichgerichtete Zusammenhänge zwischen der Bearbeitungszeit und

den Appraisalausprägungen lagen unter einer signifikanten Korrelation von r = 0,164 zu

dem Item vor, welches nach neuen Anforderungen fragte.

.

angenehm unangenehm Neuheit Zielrelevanz Bewältigbarkeit Normen/ Standards

Zeit pro Eingabe

r Signifikanz

N

-0,308 ** < 0,001 279

0,248 ** < 0,001 248

0,164 ** < 0,001 277

-0,332 ** < 0,001 282

-0,353 ** < 0,001 295

-0,301 ** < 0,001 274

Tabelle 21: Produkt-Moment-Korrelationen zwischen den Itemausprägungen des Appraisalfrage-bogens sowie der durchschnittlichen Zeit pro tatsächlicher Eingabe (Zeit pro Eingabe); Anmerkung: * p < 0,05; ** p < 0,01.

Bei der abschließenden Prüfung der Zusammenhänge zwischen den Kodierun-

gen der Appraisalkriterien sowie der zusätzlichen Bearbeitungszeit zeigte sich ein Kor-

relationsmuster, das bezüglich Richtung und Höhe der Produkt-Moment-Korrelationen

hoch übereinstimmend mit dem Korrelationsmuster der Itemausprägungen mit der zu-

sätzlichen Bearbeitungszeit ausfiel.

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Diskussion ______________________________________________________________________________

77

5 Diskussion

Das zentrale Interesse in der vorliegenden Diplomarbeit war es, die Nützlichkeit

einer differenzierten Erfassung des emotionalen Nutzererlebens in der Mensch-Technik-

Interaktion auf der Grundlage eines psychologisch fundierten Komponentenmodells der

Emotion einzuschätzen. Dazu wurde eine Auswahl von Messinstrumenten bei der Bear-

beitung von zwei unterschiedlich gut gestalteten Untersuchungsgegenständen einge-

setzt, um dadurch Aussagen über den Einsatz einzelner Verfahren abzuleiten und die

Kohärenz des Datenmusters zu beurteilen. Die Messinstrumente wurden als Indikatoren

für Reaktionsveränderungen auf verschiedenen Erfassungsebenen gewählt und diesen

zugeordnet.

Es wurden Hypothesen aufgestellt hinsichtlich der Annahme, dass sich signifi-

kant unterschiedliche Ausprägungen in den Messinstrumenten an den beiden Systemva-

rianten zeigen werden. Darüber hinaus wurde angenommen, dass die erhobenen Mess-

werte ein in Teilen kohärentes Muster an Veränderungen aufzeigen.

Die Diskussion der Ergebnisse ist in fünf Abschnitte unterteilt. Im ersten Ab-

schnitt werden die Ergebnisse der Ausprägungsdifferenzen, also die Unterschiedshypo-

thesen in Bezug zu den unterschiedlich gut gestalteten Systemvarianten, noch einmal

zusammengefasst und anschließend unter Berücksichtigung vorangegangener For-

schung diskutiert. Im zweiten Abschnitt werden die Ergebnisse bezüglich möglicher

Zusammenhänge in den Messwertausprägungen diskutiert. Anschließend findet die Be-

antwortung der explorativen Fragestellungen statt. Im vierten Abschnitt werden Ein-

schränkungen dieser Arbeit aufgrund des methodischen Vorgehens und Verbesserungen

reflektiert und zum Abschluss ein Ausblick für zukünftige Projekte entwickelt.

5.1 Unterschiede in den Ausprägungen der abhängigen Variablen

Die Ergebnisse zu den Unterschiedshypothesen der vorliegenden Studie werden

der Reihe nach für die einzelnen Komponenten diskutiert. Es wird mit der Hypothese

zur Gefühlskomponente begonnen.

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Diskussion ______________________________________________________________________________

78

5.1.1 Unterschiede der Gefühlskomponente

Die Hypothese 1.1 sagte voraus, dass die Interaktion mit der schlecht gestalteten

Systemvariante eine negative Stimmung bei den Teilnehmern auslösen werde, welche

durch geringere Werte der Skala Valenz im Self-Assessment-Manikin (SAM) zum Aus-

druck kommen sollte. Tatsächlich konnte durch die vorliegende Untersuchung aufge-

zeigt werden, dass die beiden in dieser Form umgesetzten Systemvarianten mit hoch

signifikant unterschiedlichen Valenzwerten auf der Gefühlsebene einhergehen und die

schlecht gestalte Variante mit einer durchschnittlich negativeren Valenz einherging.

Bezüglich der Skala Aktiviertheit und ihres Zusammenhanges zur Skala Valenz

wurden vorab keine Hypothesen expliziert. Dennoch zeigten sich hier besondere Auffäl-

ligkeiten. So wurde die erlebte Aktiviertheit an der schlecht gestalteten Systemvariante

deutlich höher berichtet als am gut gestalteten System. Die beiden Skalen waren bezüg-

lich ihrer Werte korreliert, derart, dass bei zunehmendem Grad an Aktiviertheit eine

negativere Stimmung berichtet worden ist. Dieser Zusammenhang lag insbesondere am

schlecht gestalteten System vor. Obwohl die Herleitung des SAM durch Bradley et al.

(1994) auf der Basis des zweidimensionalen Ordnungsmodells von Russell et al. (1980)

eine Unabhängigkeit der beiden Skalen impliziert, handelt es sich um einen Befund, der

sich in die einschlägig berichtete Literatur einordnen lässt. Wie im Abschnitt 2.4.1 be-

reits erwähnt, legen Lang, Bradley & Cuthberth (1999) im International Affective Pictu-

re System (CSEA, 1999) emotionalen Urteilen eine bimotivationale Bewertungsstruktur

mit den zwei Systemen appetitiver sowie defensiver Motivation zugrunde. In der Ein-

ordnung emotionaler Erlebnisse bei Betrachtung von unterschiedlichem Bildmaterial

zeigten sich vermehrte Kombinationen gering ausgeprägter Aktiviertheit und neutraler

bis leicht positiver Valenz. Bei zunehmender Aktiviertheit war zu beobachten, dass sich

die Valenzwerte sowohl in positiver (appetitve Motivation) als auch in negativer Rich-

tung (defensive Motivation) differenzieren. Hoch erlebte Aktiviertheit wird somit ent-

weder besonders positiv oder besonders negativ erlebt, jedoch selten neutral. Die Urtei-

le, die in der vorliegenden Untersuchung mit der Interaktion der beiden Systemvarianten

in Verbindung stehen, können diesem motivationalen System übereinstimmend zuge-

ordnet werden. Die Interaktion mit der gut gestalteten Systemvariante liegt mit vor-

nehmlich gering ausgeprägter Aktiviertheit am Scheitelpunkt der u-förmigen Verteilung

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Diskussion ______________________________________________________________________________

79

der Valenzwerte, wohingegen die schlecht gestaltete Systemvariante mit zunehmend

negativer Valenz den Ast defensiver Motivation bei erhöhter Aktiviertheit beschreitet.

Das Self-Assessment-Manikin war lange Zeit auf den Einsatz in Bereichen stan-

dardisierter Stimulipräsentationen, wie die Darstellung von Bildmaterial, beschränkt.

Betrachtet man die vorliegenden Ergebnisse, konnte in Anlehnung an Dormann (2003)

aufgezeigt werden, dass die Anwendung des Self-Assessment-Manikin auch für kurze

interaktive Situationen in der Mensch-Technik-Interaktion in Frage kommt und dass

Befunde, die sich im Zusammenhang mit standardisierten Präsentationen ergeben, auch

in Verbindung mit interaktiven Situationen zumindest im Ansatz replizierbar sind.

5.1.2 Unterschiede der neurophysiologischen Komponente

Zur Erfassung physiologischer Veränderungen der neurophysiologischen Kom-

ponente wurden zwei Indikatoren eingesetzt: die Messung der elektrodermalen Aktivität

und die aus der Herzerregung ermittelte Herzrate. Die Hypothese 1.2 sagte für die Bear-

beitung der schlecht gestalteten Systemvariante Situationen voraus, die mit einer höhe-

ren elektrodermalen Aktivität einhergehen sollten, als dies im gut gestalteten System

der Fall ist. Diese Hypothese konnte aufgrund der vorliegenden Ergebnisse bestätigt

werden. Dieser Befund geht mit der in der gängigen Literatur berichteten Beschreibung

einher. Vergleichbare Ergebnisse finden sich beispielsweise bei Ward & Marsden

(2003), die eine höhere Hautleitfähigkeit von Probanden bei der Interaktion mit schlecht

gestalteten Internetseiten registriert haben.

Zur Interpretation des vorliegenden Ergebnisses schafft es die separate Betrach-

tung dieses Kennwertes nicht, die Ursachen zu identifizieren, die zum Auftreten geführt

haben. Verschiedene mentale Prozesse können vergleichbare physiologische Reaktionen

hervorrufen, z. B. Beanspruchung, Wachheit, Anspannung oder emotionale Einflüsse.

Mit dieser Frage wird ein brisanter Diskussionspunkt in der Emotionsforschung berührt

(Ward & Marsden, 2003). Die vorliegende Untersuchung kombiniert verschiedene Er-

fassungsebenen von emotionalen Reaktionen während kurzer Interaktionssituationen.

Damit eröffnet sich im Abschnitt 5.2 durch Betrachtung von korrelativen Zusammen-

hängen zwischen der elektrodermalen Aktivität und den Ausprägungen der übrigen Va-

riablen die Möglichkeit zur näheren Interpretation des vorliegenden Ergebnisses.

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Diskussion ______________________________________________________________________________

80

Die Hypothese 1.3 bezog sich auf eine durchschnittlich höher ausgeprägte Herz-

rate während Bearbeitung der schlecht gestalteten Systemvariante. Diese Annahme

konnte durch die vorliegenden Ergebnisse nicht bestätigt werden. Es zeigte sich kein

signifikanter Unterschied, obgleich eine tendenziell höhere Ausprägung an der schlecht

gestalteten Variante zu beobachten war.

Ward & Marsden (2003) konnten für zehnminütige interaktive Situationen im

Umgang mit gut und schlecht gestalteten Internetseiten eine höhere Herzrate bei der

schlecht gestalteten Version aufzeigen. Bezüglich der Datenaufbereitung haben die Au-

toren Werte analysiert, die auf intervallspezifischen Veränderungen basieren. Die erste

Minute der Bearbeitung wurde als Baseline für die Herzrate verwendet, um die darauf

folgenden Werte daran zu relativieren. In der vorliegenden Untersuchung wurde zu Be-

ginn der Untersuchung eine zweiminütige Baseline erhoben, an der die zehn Durch-

schnittswerte der Aufgaben personenspezifisch relativiert wurden. Dieses Vorgehen

erwies sich als problembehaftet. Wie im Ergebnisteil dargestellt, zeigte sich eine hoch

signifikante Reduktion in der Ausprägung der Herzrate über die zunehmende Untersu-

chungsdauer. Dieser hohe Unterschied in der Herzrate könnte in der Signifikanzprüfung

einen moderater ausgeprägten Unterschied zwischen den Systemvarianten überlagert

haben. Aufgrund des Versuchsdesigns kann im Nachhinein nicht eindeutig belegt wer-

den, ob es sich bei dieser Reduktion in der Herzrate tatsächlich um zeitlich bedingte

Einflüsse handelt oder ein Nebeneffekt aufgrund der unterschiedlichen Aufgabenblöcke

vorliegt. Diese wurden in ihrer Reihenfolge nicht zusätzlich variiert. Da sich vergleich-

bare Effekte in keiner weiteren abhängigen Variablen aufzeigten, dürfte die Ursache

jedoch eher in der zeitlichen Untersuchungsdauer begründet sein. Im Abschnitt 5.4 zur

Kritik der Methoden wird dieser Punkt nochmals Thematisierung finden. Im Abschnitt

5.3.1 werden alternative Kennwerte zur Verarbeitung der Herzerregung dargestellt.

5.1.3 Unterschiede der Ausdruckskomponente

Zur Ausdruckskomponente wurden zwei Hypothesen aufgestellt. Hypothese 1.4

bezog sich auf eine signifikant höhere Aktivität des corrugator supercilii während Be-

arbeitung der schlecht gestalteten Systemvariante. Beim corrugator supercilii handelt es

sich um den Gesichtsmuskel, der die Augenbrauen herunterzieht und ein Stirnrunzeln

bewirkt. Diese Hypothese konnte aufgrund der vorliegenden Studie angenommen wer-

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Diskussion ______________________________________________________________________________

81

den. Die Ergebnisse bestätigen somit, dass in Ergänzung zur bisher berichteten Literatur

die durchschnittliche Muskelaktivität des corrugator supercilii in zwei verschieden gut

gestalteten Systemen während einer kurzen Interaktionssituation unterschiedlich hoch

ausfallen und höhere Muskelaktivitäten mit wenig benutzerfreundlich umgesetzten Sys-

temeigenschaften in Verbindung stehen. In der vorliegenden Untersuchung sind diese

Unterschiede so hoch ausgeprägt, dass die gemittelten Aktivitäten des corrugator su-

percilii über die gesamte Bearbeitungsphase der Aufgaben als Indikator für das Nutzer-

erleben statistisch bedeutsam werden.

Mit der zweiten Hypothese zur Ausdruckskomponente (1.5) wurde die Aktivität

des zygomaticus major während Bearbeitung der gut gestalteten Systemvariante als hö-

her vermutet. Die Ergebnisse in der vorliegenden Studie bestätigen diese Hypothese

nicht. Mehr noch, zeigte sich ein hoch signifikanter Effekt in die entgegengesetzte Rich-

tung. Die Aktivität des zygomaticus major wies eine durchschnittlich höhere Ausprä-

gung während Bearbeitung der schlecht gestalteten Systemvariante auf. Mit diesem Be-

fund stehen die berichteten Ergebnisse in Kontrast zu einem Großteil der gängigen Lite-

ratur, die diesen Gesichtsmuskel aufgrund einer Tendenz zum Lächeln mit positiv ge-

tönten Stimuli in Verbindung bringen. Beispielsweise konnten Partala & Surakka

(2004) höhere Ausprägungen dieser Muskelaktivität im Anschluss von isoliert dargebo-

tenen benutzerfreundlichen Systemeigenschaften aufzeigen. Ein wesentlicher formaler

Unterschied liegt darin, dass in der vorliegenden Studie das Nutzererleben über das

durchschnittliche Aktivitätsniveau während einer Interaktionsphase erfasst worden ist.

Diese Interaktionsphase wurde durch eine Vielzahl von wenig benutzerfreundlichen

Systemeigenschaften durchlaufen. Äußerungen in den Kodierungen des lauten Denkens

brachten hervor, dass einige Studienteilnehmer trotz insgesamt negativer Gesamtbewer-

tung der Interaktionsphasen vereinzelte Situationen kurzfristig positiv eingeschätzt ha-

ben, z. B. wenn Funktionen schneller gefunden worden sind als erwartet (vgl. Abschnitt

4.2.4.2). Diese kurzfristigen Situationen könnten auf dem Hintergrund der insgesamt

negativ bewerteten Interaktion übersteigerte positive Reaktionen im Ausdruck hervor

gebracht haben, welche zu einer Anhebung des zygomaticus major Aktivitätsniveaus

geführt haben. Aufgrund der insgesamt konsequenten Umsetzung uneffizienter System-

eigenschaften dürfte dieser Einfluss jedoch lediglich einen Teil des Aktivitätsunter-

schiedes zwischen den beiden Systemvarianten ausmachen.

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Eine weitere Erklärung liegt in den Befunden von Lang et al. (1993), die auf-

zeigten, dass eine erhöhte Aktivität des zygomaticus major sowohl für besonders ange-

nehm geprägtes Bildmaterial als auch für besonders unangenehm geprägtes Bildmaterial

im Vergleich zu neutralen Bildern erwartet werden kann. Personen zeigten somit La-

chen, als sichtbaren Ausdruck einer hohen Aktivität des zygomaticus major, nicht nur in

freudigen Situationen, sondern auch in extrem unangenehmen oder gar bedrohlichen.

McDougall (1922) sieht im Lachen einen selbstschützenden Prozess, der Personen da-

vor bewahrt, zu niedergeschlagen zu werden. Auf dem Hintergrund der unter 5.1.2 dis-

kutierten defensiven Bewertungsmotivation, die das subjektive Erleben während Bear-

beitung der schlecht gestalteten Systemvariante begleitete, gewinnt diese Erklärung an

Plausibilität. Gleichwohl sie die Messung des zygomaticus major als Indikator für emo-

tionale Reaktionen in negativ geprägten Extremsituationen in Frage stellt.

Betrachtet man die Theorie zum FACS von Ekman & Friesen (1978), kann der

angehobene und auf einer Seite angespannte Mundwinkel auch Ausdruck für Verach-

tung sein. Diese Erklärung fügt sich ebenso stimmig in das Gesamtbild negativ berichte-

ter Valenz im Anschluss an die Aufgabenphasen. Zur Differenzierung kann die Erfas-

sung des orbicularis occuli, eines Gesichtsmuskels unterhalb des Augenlides, zusätzlich

vorgenommen werden. Nur bei unwillkürlich evozierten Lächeltendenzen in Kombina-

tion mit positiver Valenz zeigen nach Ekman & Friesen (1978) beide Gesichtsmuskel

Aktivität. Nicht nur in anwendungsorientierten Kontexten bedeuten die zusätzlichen

Elektroden an dieser recht empfindlichen Gesichtspartie jedoch eine weitere Einschrän-

kung bzw. Behinderung für den Studienteilnehmer.

Die Erfassung der Gesichtsmuskelaktivität bietet im Gegensatz zu Beobach-

tungsverfahren, wie FACS und Sprachanalyse (vgl. Abschnitt 2.4.3), den Vorteil, auch

Neigungen unterdrückter oder besonders feiner Aktivitätstendenzen zu registrieren (Ca-

cioppo et al., 1986). Aus Sicht der vorliegenden Untersuchung zeigte sich die Registra-

tion des zygomaticus major als Indikator für das Nutzererleben über eine kurze Interak-

tionssituation uneindeutig bezüglich ihrer Interpretation.

5.1.4 Unterschiede in der kognitiven Komponente

Auf der kognitiven Komponente wurde eine ungerichtete Forschungshypothese

bezüglich unterschiedlich ausgeprägter Appraisalprozesse zwischen den beiden Sys-

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temvarianten aufgestellt (1.6). Es wurden zwei verschiedene Methoden zur Erfassung

kognitiver Einschätzungsprozesse verwendet: ein Fragebogen und die Methode des lau-

ten Denkens. Beide wurden im Anschluss an die Bearbeitung der beiden verschieden

gut gestalteten Systemvarianten eingesetzt. Um den Studienteilnehmern die Erinnerung

an die Phase der Aufgabenbearbeitung zu erleichtern, wurde eine Videoaufzeichnung

ihres Bearbeitungsweges präsentiert. Während Betrachtung der Aufzeichnung einer

Aufgabe äußerten sie freie Gedanken, die sie in der Phase der Aufgabenbearbeitung

erlebt haben. Im Anschluss daran wurde für die entsprechende Aufgabe eine quantitati-

ve Einschätzung per Fragebogen erhoben. Beide Methoden wurden auf Grundlage der

Appraisalkriterien von Scherer (1984b) ausgewertet. Diese geht davon aus, dass Reize

mehrere Bewertungen durchläuft, welche sich auf die Neuheit, intrinsische Angenehm-

heit, Zielrelevanz, Bewältigbarkeit und Übereinstimmung mit Normen/ Standards be-

ziehen. Der Fragebogen wurde in Anlehnung an den Genfer Appraisal Fragebogen

(Scherer, 1993) stark modifiziert.

Im Fragebogen zeigten sich in allen Items hoch signifikant unterschiedliche

Ausprägungen. Die Interaktion mit der gut gestalteten Systemvariante wurde intrinsisch

angenehmer, zielunterstützender und kontrollierbarer bewertet, Studienteilnehmer sahen

sich eher nicht neuen Anforderungen gegenüber und schätzten eher ein, mit ihrer per-

sönlichen Leistung zufrieden zu sein. Die Bearbeitung der schlecht gestalteten System-

variante wurde hingegen unangenehm, eher zielbehindernd und unkontrollierbar bewer-

tet, bei der sich Probanden eher neuen Anforderungen gegenüber sahen und mit ihrer

persönlichen Leistung tendenziell nicht zufrieden einschätzten.

Mit der Methode des retrospektiv erhobenen lauten Denkens wurden Äußerun-

gen entsprechend der Appraisalkriterien kodiert und auf Unterschiedlichkeit zwischen

den beiden Systemvarianten geprüft. Die Richtung der Ausprägungen zeigten sich kohä-

rent zu den Angaben im Fragebogen, gleichwohl sie sich für die Kategorie Neuheit

nicht bedeutend unterschiedlich gezeigt haben. Als Grund wurde im Ergebnisteil eine

ungünstige Tastenbelegung im benutzerfreundlichen System angeführt.

Die Korrelation in den erhobenen Ausprägungen der Appraisalkriterien fielen

zwischen dem Fragebogen und den Kodierungswerten für die Kategorie intrinsische

Angenehmheit, Zielrelevanz und Bewältigbarkeit hoch signifikant aus. Bezüglich der

Neuheit und der Übereinstimmung mit Normen und Standards wurden leicht unter-

schiedliche Ausprägungen erhoben. Es konnte in diesem Zusammenhang aufgezeigt

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Diskussion ______________________________________________________________________________

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werden, dass dies damit in Verbindung stand, dass die Methode des lauten Denkens als

kontinuierliches Erhebungsmaß während der Situationsbetrachtung kritisch-

problematische Situationen stärker berücksichtigen konnte als die Gesamteinschätzung

der Aufgabenbearbeitung anhand des Fragebogens.

Scherer (1984b) sieht Appraisalprozesse als emotionsauslösende Antezedenzen,

die ihrerseits durch Wechselwirkung mit den übrigen Komponenten des Prozessmodells

zusammenhängen. Wie im Abschnitt 2.4.4 dargestellt, können in Abhängigkeit von spe-

zifizierten Ausprägungen der Appraisalkriterien bestimmte Emotionen erwartet werden.

Unter Beschränkung der in beiden Methoden signifikant übereinstimmenden

Ausprägungen kann der besser gestalteten Systemvariante in der vorliegenden Untersu-

chung die Auslösung der Emotion „Freude“ zugeordnet werden (intrinsisch angenehm,

zielführend, bewältigbar, dazu: geringe Ausprägung Neuheit und hohe Übereinstim-

mung mit Normen; vgl. Tabelle 3). Die freie Nennung von Emotionen, die während der

Aufgabenbearbeitung erlebt wurden (z. B. Fröhlichkeit, Freude, Zufriedenheit), passen

ähnlich stimmig zu diesem Ausprägungsmuster wie die mehrheitlichen Häufigkeitsver-

teilungen der Wertekombinationen Aktiviertheit und Valenz im IV. Quadranten des

dimensionalen Ordnungsmodells (positive Valenz, geringe bis mittlere Aktiviertheit).

Für das schlecht gestaltete System fällt die Zuordnung einer Emotion sichtlich

schwerer. Unangenehmheit, Zielbehinderung und geringe Bewältigbarkeit resultieren

nach Gehm & Scherer (1988) sowohl in den Emotionen Trauer oder Scham als auch

Angst (vgl. Tabelle 3). Bei diesen Bezeichnungen handelt es zwar tatsächlich um Emo-

tionen, die entsprechend der vorliegenden gehäuften Verteilung der SAM-Ratings im II.

Quadranten des dimensionalen Ordnungsmodell liegen (negative Valenz, hohe Akti-

viertheit), jedoch werden durch die freie Benennung eher Emotionen wie Wut, Frustra-

tion und Irritation hervorgebracht. Auch hierbei handelt es sich um Emotionen, die hin-

sichtlich ihrer Qualität eher im II. Quadranten liegen. Eine exakte Differenzierung

scheint auf Grundlage der vorliegenden Befunde und Instrumente an dieser Stelle nicht

genauer möglich. Darüber hinaus stellt sich die in der Literatur bislang wenig erörterte

Frage, welche Emotionen in der Mensch-Technik-Interaktion überhaupt relevant sind.

Die Erfassung von Appraisalprozessen hat in der Mensch-Technik-Interaktion

aktuell noch keine verbreitete Anwendung gefunden. Die hier umgesetzte Erhebung im

Rahmen des Komponentenprozessmodells von Scherer (1984a) kann nur ein erster Ver-

such sein, sich diesem noch sehr unbekannten Anwendungsfeld zu nähern. Nicht nur,

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Diskussion ______________________________________________________________________________

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dass für diese Domäne spezifisch ausgerichtete Methoden fehlen, so ist über die Be-

schaffenheit von Appraisals in computerisierten Umgebungen bisher vergleichbar wenig

bekannt. Inwieweit Appraisaltheorien des Alltags auch auf die Mensch-Technik-

Interaktion anwendbar sind, kann aus heutiger Sicht nicht genau eingeschätzt werden.

Erste Untersuchungen von Porsch (2005) zeigten auf, dass die durch Appraisals ausge-

lösten Emotionen in computerisierten Umgebungen eine weniger hohe Streubreite in

positiv als auch negativ geprägte Extrembereiche der Valenz aufweisen als Alltag-

sappraisals. Zukünftige Forschung wird sich mit diesem Phänomen weitergehend be-

schäftigen. Die Erfassung von Appraisals kann im Anwendungsbereich auch systema-

tisch darüber Aufschluss geben, warum sich Menschen trotz vergleichbarer situativer

Kontexte hinsichtlich ihres emotionalen Erlebens unterscheiden.

5.1.5 Unterschiede der motivationalen und Verhaltenskomponente

Mit Hypothese 1.7 wurde angenommen, dass die Bearbeitungseingaben in der

schlecht gestalteten Systemvariante langsamer vorgenommen werden als in der gut ges-

talteten Systemvariante. Die Untersuchungsergebnisse haben diese Hypothese bestätigt.

Damit reiht sich diese Arbeit prinzipiell in die Vielzahl von berichteten Studien

zum Zusammenhang zwischen Emotionen, Motivation und Leistung ein (vgl. Brave &

Nass, 2003). Zum Beispiel zeigten bereits Partala & Surakka (2004), dass bei benutzer-

freundlich umgesetzten Systemqualitäten mehr erfolgreiche Handlungen vorgenommen

werden als bei wenig benutzerfreundlichen Eigenschaften. In der vorliegenden Untersu-

chung scheint sich die mit erhöht positiv erlebter Valenz einhergehende Bearbeitungs-

zügigkeit in einer schnelleren Tendenz, einzelne Eingaben zur Bearbeitung einer Auf-

gabe an einem technischen System vorzunehmen, zu manifestieren.

Die Richtung der Verursachung für Veränderungen auf der motivationalen und

Verhaltenkomponente sei an dieser Stelle Bezug nehmend auf Scherer (1984a) noch-

mals genauer erläutert. Für Scherer scheint die Trennung zwischen Ursache und Folge

in der Praxis nicht durchführbar. Auf dieser Grundlage sind die Ergebnisse der vorlie-

genden Untersuchung im Sinne der sogenannten Desorganisationstheorie (vgl. Schön-

pflug & Schönpflug, 1997) zurückhaltend zu interpretieren. Die verzögerte Eingabedau-

er in der schlecht gestalteten Systemvariante kann dieser Theorie gemäß zwar Folge

einer erlebten negativen Valenz sein und Emotionen als Störwirkung für die Performanz

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Diskussion ______________________________________________________________________________

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ansehen, im Sinne von Mandler (1979) kann die Unterbrechung aufgrund erlebter Wir-

kungslosigkeit vorbedachter Maßnahmen zur Aufgabenerledigung jedoch auch Auslöser

für die erlebte Emotionalität sein. Eine exakte Trennung ist hier nicht sinnvoll möglich.

Die zentrale Schlussfolgerung für die anwendungsorientierte Bedeutung dieser

Komponente liegt darin, dass sie als emotionsbegleitende Veränderungsvariable mit-

schwingt, Auslöser, jedoch auch Folge des Nutzererlebens sein kann und eng mit auf-

gabenbezogenen Systemqualitäten in Verbindung steht. Bei der Entwicklung von adap-

tiven technischen Systemen (affective computing, vgl. Abschnitt 2.1) geht es in erster

Linie darum, die Folge von Emotionalität durch flexible Systemeigenschaften geeignet

aufzufangen, bei der Gestaltung und Evaluation von technischen Systemen (vgl. Ab-

schnitt 2.1) eher darum, die Systemqualitäten als Auslöser für das Emotionserleben des

Nutzers kontrolliert zu beeinflussen.

Einschränkend sei noch erwähnt, dass der hier verwendete Kennwert, die durch-

schnittliche Zeit pro tatsächlicher Eingabe, nicht zwischen verschiedenen Eingaben un-

terscheidet. Eingaben zur Navigation in der Menüführung werden somit prinzipiell

gleichgesetzt mit Zahlen- und Buchstabeneingaben sowie Bestätigungen. Inwieweit

verschiedene Eingabetätigkeiten einen Einfluss auf die Motivation und das Bedienver-

halten ausüben, konnte in der vorliegenden Diplomarbeit nicht ergründet werden. Ein

vielversprechendes Verfahren, das bei zukünftigen Projekten eingesetzt werden kann,

um dieser Frage nachzugehen, ist der sogenannte GOMS-Ansatz (z. B. Bechstedt,

Bengler & Thüring, 2005). Mit GOMS können Nutzermodelle berechnet werden, um

durch die Anzahl und Art von Operatoren Aufwandsabschätzungen, z. B. zur Bearbei-

tungszeit von bestimmten Aufgaben, vorzunehmen.

5.1.6 Zusammenfassung der Unterschiedshypothesen

Die Ergebnisse zu den Unterschiedshypothesen konnten aufgrund der zitierten

Forschungsergebnisse dahingehend interpretiert werden, dass die Bearbeitung der gut

gestalteten Systemvariante mit durchschnittlich positiveren Nutzerreaktionen erlebt

worden ist. Diese äußerten sich bei den Teilnehmern insbesondere durch eine positiv

berichtete Valenz und eine mäßig ausgeprägte Aktiviertheit (Gefühl), durch geringe

Werte der elektrodermalen Aktivität (neurophysiologisch), durch geringe Aktivität des

corrugator supercilii (Ausdruck), durch begleitende günstige Appraisalprozesse (kogni-

tiv) sowie durch eine zügigere Interaktionsgeschwindigkeit (motivational/ Verhalten).

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Bei der schlecht gestalteten Systemvariante hingegen konnte aufgrund negativ

berichteter Valenz in Kombination mit hoch ausgeprägter Aktiviertheit (Gefühl), erhöh-

ter Hautleitfähigkeit (neurophysiologisch), höherer Aktivität des corrugator supercilii

(Ausdruck), begleitenden ungünstigen Appraisalprozesse (kognitiv) sowie reduzierter

Interaktionsgeschwindigkeit (motivational/ Verhalten) auf dem Hintergrund bisheriger

Forschungsergebnisse auf durchschnittlich eher negative emotionale Nutzerreaktionen

geschlossen werden.

Die Herzrate war an beiden Systemen nicht wesentlich unterschiedlich ausge-

prägt. Entgegen zahlreich berichteter Forschungsergebnisse zeigte sich die Aktivität des

zygomaticus major bei der Erfassung des Nutzererlebens in der vorliegenden Untersu-

chung uneindeutig bezüglich ihrer Interpretierbarkeit. Ausgewählte Literaturhinweise

haben gezeigt, dass vergleichbare Ergebnisse bereits häufiger berichtet worden sind.

5.2 Zusammenhänge zwischen den Messinstrumenten

Im Anschluss an die soeben diskutierten Unterschiedshypothesen werden im

folgenden Abschnitt die Ergebnisse zu den Zusammenhangshypothesen für die einzel-

nen Kombinationen von Komponenten zuerst nochmals kurz beschrieben und anschlie-

ßend diskutiert. Bevor damit begonnen wird, sollen einige allgemeine Anmerkungen zur

Höhe der Korrelationen vorangestellt werden.

Die vorliegenden statistisch bedeutsamen Korrelationen, die sich überwiegend

unter r = 0,30 bewegen, müssen insgesamt betrachtet als mäßig ausgeprägt bezeichnet

werden. Die allgemeine Höhe der Korrelationen ist dabei jedoch durchaus nicht unge-

wöhnlich für Bereiche, in denen eher vielschichtige und komplexe Phänomene wie E-

motionen untersucht werden. Die Erwartung lag darin, Korrelationen vorzufinden, die

sich um r = 0,30 bewegen würden. Bezugnehmend auf Herbon & Peter (2005), die e-

benfalls Emotionen in der Mensch-Technik-Interaktion untersucht haben, sind die Kor-

relationen z. T. vergleichbar hoch ausgeprägt.

5.2.1 Gefühlskomponente und neurophysiologische Komponente Bezüglich des Zusammenhangs zwischen der Gefühls- und der neurophysiologi-

schen Komponente wurde in der Hypothese 2.1 angenommen, dass die im Anschluss

der Bearbeitungsphasen erhobenen Aktiviertheitswerte im Self-Assessment-Manikin mit

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Veränderungen in der elektrodermalen Aktivität und der Herzrate signifikant positiv

korrelieren werden. Die Ergebnisse haben diese Hypothese bestätigt und aufgezeigt,

dass dieser Zusammenhang zur subjektiv berichteten Aktiviertheit für beide Indikatoren

hoch signifikant vorliegt.

Die vorliegenden Befunde sind konform zu vorangegangenen Forschungsergeb-

nissen. Vergleichbare Korrelationen zwischen der elektrodermalen Aktivität und der

berichteten Aktiviertheit zeigten bereits Herbon et al. (2005) auf, wenngleich bei den

genannten Autoren die Korrelation zwischen der Herzrate und der Aktiviertheit nur ten-

denziell vorlag. Ebenso berichteten Bradley et al. (1993) und Detenber et al. (1998) von

positiven Korrelationen der elektrodermalen Aktivität zur erlebten Aktiviertheit.

Zusammenhänge zwischen der Ausprägung der Valenzwerte und der physiologi-

schen Aktivität liegen durch vorausgehende Forschungsergebnisse in einer eher kontro-

versen Form vor. Berichten z. B. Bradley et al. (1993) oder Herbon et al. (2005) von

bedeutsamen Korrelationen zur Herzrate, derart, dass eine hohe Herzrate eher mit posi-

tiver Valenz einherging, haben Autoren wie Detenber et al. (1998) diese Ergebnisse

nicht replizieren können. Ward & Marsden (2003) berichten eine höhere Herzrate bei

der Bearbeitung schlecht gestalteter Internetseiten, welche zudem eine eher negative

Valenz bei den Benutzern hervorriefen. Die widersprüchlichen Befunde ließen sich

nach Literatur der Studien nicht durch die Art des Stimulusmaterials (z. B. Foto, Töne,

interaktive Situationen) oder durch die Aufbereitung der Messdaten aufklären. Für die

elektrodermale Aktivität können nach Herbon et al. (2005) höhere Werte eher bei nega-

tiv erlebter Valenz erwartet werden. Ebenso fanden Ward & Marsden (2003) höhere

Hautleitfähigkeitswerte eher bei der Bearbeitung schlecht gestalteter Internetseiten.

In der vorliegenden Untersuchung korrelierten die Veränderungswerte der Herz-

rate nicht bedeutsam mit den Valenzwerten. Eine durch bisherige Forschungsergebnisse

erwartete signifikant negative Korrelation lag zwischen der elektrodermalen Aktivität

und den Ausprägungen der Valenzskala vor. Diese zeigte sich auf den zweiten Blick

jedoch maßgeblich durch die Aktiviertheitswerte moderiert, was in einer nicht signifi-

kanten Partialkorrelation zwischen der elektrodermalen Aktivität und der Valenz unter

Kontrolle der Aktiviertheit zum Ausdruck kam.

Zur Erfassung der Gefühlskomponente liegt ein zentrales Problem in der Frage,

zu welchem Zeitpunkt und in welcher Form der subjektive Selbstbericht vom Proban-

den eingeholt wird, ohne dazu das emotionale Erleben der aktuellen Situation erheblich

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zu beeinflussen. Zudem kann es bei retrospektiven Einschätzungen zu zeitlich bedingten

Urteilsverzerrungen in den Antworten kommen (vgl. Schorr, 2001). In der vorliegenden

Untersuchung wurde mit dem Self-Assessment-Manikin ein ökonomisches Verfahren

eingesetzt, um das emotionale Erleben im Anschluss von kurzen Interaktionssituationen

auf der Grundlage eines dimensionalen Ordnungsmodells der Emotion zu erheben.

Der vorliegende Zusammenhang zwischen den retrospektiv erhobenen Ausprä-

gungen der subjektiv erlebten Aktiviertheit (SAM) und der kontinuierlich erfassten

Herzrate sowie der Maximalausprägung der elektrodermalen Aktivität während der Be-

arbeitungsphasen zeigt an, dass sich die auf diesen beiden Komponenten eingesetzten

Verfahren vergleichbar kongruent mit der berichteten Aktiviertheit als eine Dimension

des emotionalen Erlebens abbilden lassen, wohingegen entsprechende Zusammenhänge

für die Valenz durch die vorliegenden Ergebnissen eher in Frage gestellt worden sind.

5.2.2 Gefühlskomponente und Ausdruckskomponente

In der Kombination der Gefühls- und Ausdruckskomponente wurden zwei

Hypothesen aufgestellt, die sich bezüglich der Muskelaktivität des corrugator supercilii

und des zygomaticus major auf die Ausprägungen der Valenzskala (SAM) einerseits

und die Ausprägungen der Aktiviertheitsskala (SAM) andererseits bezogen haben.

Hypothese 2.2 sagte eine höhere Aktivität des corrugator supercilii sowie eine

geringere Aktivität des zygomaticus major während der Interaktionen voraus, die mit

einer eher negativ erlebten Valenz auf der Gefühlsebene einhergehen. Die vorliegenden

negativen Korrelationen bestätigen diese Hypothese für die Aktivität des corrugator

supercilii, liegen jedoch entgegen des erwarteten Zusammenhanges für den zygomaticus

major vor. Bezüglich der Aktivität des corrugator supercilii können zahlreiche Befunde

aus bisherigen Forschungsergebnissen herangezogen werden, wie z. B. jene von Partala

& Surakka (2004), deren Forschungsergebnisse bei wenig benutzerfreundlichen Sys-

temeigenschaften bereits höhere Aktivitäten dieses Gesichtsmuskels aufzeigen konnten.

Zu ihren Befunden bezüglich einer höheren Aktivität des zygomaticus major im

Umgang mit benutzerfreundlichen Systemeigenschaften steht die erhöhte Aktivität wäh-

rend der schlecht gestalteten Systemvariante in der vorliegenden Untersuchung in Kon-

trast. Solch widersprechende Korrelationen konnten dennoch bereits häufiger beobach-

tet werden. Van Reekum (2000) berichtet z. B. von einer erhöhten Aktivität des zygo-

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maticus major während negativer oder als hinderlich erlebter Situationen im Zusam-

menhang mit Computerspielen. Im Rahmen der Unterschiedshypothesen wurden bereits

mögliche Ursachen für dieses Phänomen diskutiert. Zur Erklärung der vorliegenden

Korrelation unerwarteter Richtung kommt jedoch noch ein weiterer Aspekt in Betracht,

der mit dem Zusammenhang zur Aktiviertheit (SAM) in Verbindung steht.

Der Zusammenhang zur subjektive erlebten Aktiviertheit wurde in der Hypothe-

se 2.3 behandelt. Es wurde eine signifikant positive Korrelation zwischen der Gesichts-

muskelaktivität und der berichteten Aktiviertheit angenommen, da es sich bei der Mus-

kelspannung ebenfalls um eine physiologische Reaktion handelt, die nach Fahrenberg

(1980) in einem ziemlich direkten Zusammenhang zur psychophysischen Aktiviertheit

stehen dürfte. In der Tat zeigten sich die erwarteten Korrelationen zur berichteten Akti-

viertheit für beide Gesichtsmuskel bedeutsam, wobei der Zusammenhang zwischen der

Aktivität des zygomaticus major und der berichteten Aktiviertheit (SAM) erheblich hö-

her und hoch signifikant ausfällt.

Dieser Befund geht mit aktuell in der Literatur erwähnten Beobachtungen ein-

her. Branco, Firth, Encarnação & Bonato (2005) berichten von einem bedeutsamen Zu-

sammenhang zwischen der Gesichtsmuskelaktivität und dem Grad der Bearbeitungs-

schwierigkeit interaktiver Aufgaben. Danach steige die Gesichtsmuskelaktivität bei er-

höhter Aufgabenschwierigkeit allgemein an. In der vorliegenden Untersuchung waren

die beiden Systemvarianten hinsichtlich ihrer Einfachheit zur Aufgabenbearbeitung un-

terschiedlich angelegt. Wie die Aktiviertheitswerte im Self-Assessment-Manikin ange-

zeigt haben, wurden nach Bearbeitung des schlecht benutzbaren Systems höhere Akti-

viertheitswerte angegeben. Übereinstimmend mit der vorliegenden Untersuchung zeigte

sich der zygomaticus major in der Studie von Branco et al. (2005) durch die Aufgaben-

schwierigkeit stärker beeinflusst als der corrugator supercilii.

Aufgrund eines vermuteten Einflusses der Aktiviertheit auf den Zusammenhang

zwischen der Gesichtsmuskelaktivität und der Valenz wurden Partialkorrelationen unter

Kontrolle der Aktiviertheitswerte ermittelt. Es wurden die berichteten Aktiviertheits-

werte (SAM) als Kontrollvariable verwendet, da ihre Ausprägungen mit allen Indikato-

ren für psychophysiologische Erregung (elektrodermale Aktivität, Herzrate und die Ge-

sichtsspannung) korreliert waren. Die Partialkorrelationen resultierten, wie im Ergebnis-

teil berichtet, in einer Reduktion der Zusammenhangsmaße. Dabei vergrößerten sie das

Niveau der Irrtumswahrscheinlichkeit für den Zusammenhang zwischen dem zygomati-

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cus major und den Valenzwerten erheblich (vgl. Abschnitt 4.3.1). Unter Kontrolle der

Aktiviertheitswerte korrelierte die Aktivität des zygomaticus major weit weniger zuver-

lässig mit negativ berichteter Valenz als die Aktivität des corrugator supercilii. Somit

näherte sich das Ergebnis der vorliegenden Untersuchung prinzipiell den zahlreichen

Studien an, die durch Erfassung der elektromyographischen Aktivität bestimmter Ge-

sichtsmuskel eine Differenzierung zwischen positiver und negativer Valenz nachweisen

konnten (z. B. Cacioppo et al., 1986), hebt jedoch den Aspekt psychophysiologischer

Aktiviertheit als zu berücksichtigende Variable hervor, welche innerhalb interaktiver

Situationen offensichtlich eine größere Rolle zu spielen scheint, als bei der Betrachtung

standardisierter Stimulipräsentationen.

5.2.3 Ausdruckskomponente und neurophysiologische Komponente

Über mögliche Zusammenhänge zwischen den Messverfahren der Ausdrucks-

komponente sowie der neurophysiologischen Komponente konnten aus der vorliegen-

den Literatur keine empirischen Aussagen bezüglich erwarteter Ausprägungen abgelei-

tet werden. Aus diesem Grund wurden diese explorativ untersucht. In der vorliegenden

Untersuchung zeigten sich alle Produkt-Moment-Korrelationen zwischen den Messver-

fahren dieser beiden Komponenten nicht bedeutsam, jedoch tendenziell positiv zusam-

menhängend.

Ebenso fielen die Interkorrelationen der verschiedenen Indikatoren innerhalb der

beiden Komponenten, also der Zusammenhang zwischen der Herzrate und der elektro-

dermalen Aktivität sowie die Aktivität der beiden Gesichtsmuskel, tendenziell positiv,

jedoch unbedeutend aus. Herbon et al. (2005) ermittelten eine signifikant negative Kor-

relation zwischen der elektrodermalen Aktivität und der Herzrate, die offensichtlich

damit in Verbindung stand, dass die Korrelationen zwischen dem jeweiligen Verfahren

und der Skala Valenz (SAM) bezüglich der emotionalen Geprägtheit signifikant unter-

schiedlich ausfielen und die Herzrate nicht bedeutsam mit der berichteten Aktiviertheit

korrelierte. In der vorliegenden Untersuchung zeigten sich Korrelationen zur Valenz

geringer ausgeprägt, wohingegen die Herzrate erwartungsgemäß hoch mit den Akti-

viertheitswerten zusammenhing.

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5.2.4 Kognitive Komponente und die Reaktionstrias von Emotionen

Die Erfassung von Appraisalprozessen nimmt in der Mensch-Technik-

Interaktion als kognitive Komponente eine bisher wenig beachtete Rolle ein. Aus die-

sem Grund wurden mögliche Zusammenhänge zwischen den Appraisalausprägungen

und den drei Komponenten der Reaktionstrias (Gefühl, Neurophysiologie, Ausdruck)

ungerichtet und explorativ untersucht.

Das vorliegende Korrelationsmuster zeigte einen insgesamt hohen Zusammen-

hang der Appraisalkriterien zu den Skalen des Self-Assessment-Manikin als Messin-

strument des subjektiven Gefühls auf. Insbesondere zu den Ausprägungen der Valenz

waren alle Kriterien hoch korreliert. Korrelationen zur Aktiviertheit waren diesem Mus-

ter entgegengerichtet und leicht geringer ausgeprägt.

Im Vergleich zu den übrigen Zusammenhängen korrelierte die Zunahme der

Herzrate auffällig hoch mit Ausprägungen geringer Zielunterstützung. Vermutlich äu-

ßert sich darin eine besonders hohe Diskrepanz zwischen den persönlich definierten

Zielen sowie deren tatsächliche Erreichbarkeit. Eine vermutete Verknüpfung besteht zur

ergebnisorientierten Teilnahmeentlohnung, welche den Probanden bei Aufgabenerledi-

gung einen zusätzlichen Euro sicherte. Da diese Maßnahme den Aufbau einer hohen

persönlichen emotionalen Beteiligung gerade zum Zweck hatte, spricht die vorliegende

Korrelation für eine erfolgreiche Umsetzung dieses Mittels als Motivator.

In den beiden Korrelationen der elektrodermalen Aktivität zur intrinsischen An-

genehmheit äußert sich ein vergleichbarer Befund wie bei der Korrelation der elektro-

dermalen Aktivität zur Valenzskala (SAM). Die Richtung des Zusammenhangs zeigt

auch hier auf, dass Werte höherer elektrodermale Aktivität vermehrt bei unangenehm

geprägten Appraisals registriert worden sind. Zudem ist die elektrodermale Aktivität

besonders dann hoch, wenn sich Teilnehmer neuen Anforderungen gegenüber sehen.

Die Korrelationen der Aktivität des corrugator supercilii zu den Ausprägungen

der Appraisalkriterien bestätigen eine höhere Ausgeprägtheit während unangenehm be-

werteter Interaktionssituation und eine geringere Ausgeprägtheit während angenehm

eingeschätzter Interaktionensphasen. Die hohen Korrelationen des zygomaticus major

sind aufgrund der bisher getroffenen Einschränkungen dieses Gesichtsmuskels zurück-

haltend zu interpretieren.

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5.2.5 Motivationale und Verhaltenskomponente sowie die Reaktionstrias

von Emotionen und die kognitive Komponente

Auch auf diesen Kombinationen wurden Korrelationen explorativ auf Bedeut-

samkeit geprüft. Wie die Ergebnisse aufzeigten, fielen die Korrelationen der Bearbei-

tungszügigkeit ausschließlich zu den Ausprägungen des Self-Assessment-Manikin sowie

den Werten des Appraisalfragebogens bedeutsam aus. Inwieweit die unterschiedlichen

Verfahren (Fragebogen versus Erfassung psychophysiologischer Aktiviertheit) oder die

Art der Erfassung (retrospektiv versus kontinuierlich während der Bearbeitung) damit in

Verbindung steht, kann an dieser Stelle nicht ergründet werden.

5.2.6 Zusammenfassung der Zusammenhangshypothesen

Anhand der Ergebnisse zu den Zusammenhangshypothesen können nicht nur

Aussagen zum Zusammenspiel einzelner Messinstrumente dargestellt werden, sondern

es soll in der folgenden Zusammenfassung auch die Nützlichkeit der angewendeten

Komponentenerfassung reflektiert werden.

Das dimensionale Ordnungsmodell von Emotionen, das der Erfassung der Reak-

tionentrias in der vorliegenden Untersuchung zugrunde lag, basiert auf einem statistisch

ermittelten zweidimensionalen Einordnungsraum, in dem sich Emotionsbegriffe anord-

nen und aufgrund ihrer Position unterscheiden lassen. Russell & Pratt (1980) bezeichne-

te die beiden Dimensionen als Aktiviertheit und Valenz. Die Einschätzung des subjekti-

ven Erlebens erfolgt auf diesen beiden Dimensionen meist als retrospektives Gesamtur-

teil über einen bestimmten Interaktionszeitraum. Somit fehlt es an kontinuierlich erho-

benen Daten aus der Interaktion. Erst diese könnten Aufschluss über kurzfristige Diver-

genzen des Nutzererlebens geben, die im Selbstbericht nicht zum Ausdruck kommen.

In der vorliegenden Untersuchung hingen die physiologischen Messverfahren

der elektrodermalen Aktivität und der Herzrate mit den Ausprägungen der Skala Akti-

viertheit (SAM) zusammen. Höhere Aktivitätswerte konnte bei erhöht berichteter Akti-

viertheit beobachtet werden. Gleichfalls hingen die Messungen der Gesichtsmuskelakti-

vität mit den Ausprägungen der Valenzskala (SAM) zusammen. Für die Aktivität des

corrugator supercilii war eine höhere Aktivität bei den Aufgaben zu beobachten, die

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mit negativer Valenz einhergingen. Gleichwohl zeigte sich die Gesichtsmuskelaktivität

des corrugator supercilii und des zygomaticus major auch durch psychophysiologische

Aktiviertheit beeinflusst. Diese fiel für den zygomaticus major proportional höher aus

als für den corrugator supercilii. Hinweise aus vorangegangenen Forschungsergebnis-

sen konnten herangezogen werden, die vergleichbare Befunde nachwiesen (z. B. Branco

et al., 2005). Darüber hinaus zeigte sich die Aktivität des zygomaticus major in der vor-

liegenden Untersuchung bezüglich ihrer Interpretierbarkeit hinsichtlich der emotionalen

Valenz uneindeutig (vgl. Lang et al., 1993).

Auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse kann der Trias emotionaler Reakti-

onen in Kombination mit einem dimensionalen Ordnungsmodell als ein sinnvolles theo-

retisches Modell zur Erfassung des Nutzererlebens anhand von emotionalen Nutzerreak-

tionen bezeichnet werden. Unter Berücksichtigung physiologischer Kennwerte (z. B.

der elektrodermalen Aktivität) können Aspekte der Aktiviertheit kontinuierlich über die

Interaktionssituation erhoben werden, unter Einsatz von Kennwerten zur Ausdrucks-

komponente (z. B. die Aktivität des corrugator supercilii) kontinuierlich zum Aspekt

der Valenz. Beide Aspekte werden zusammenfassend auf der Gefühlskomponente (z. B.

über das Self-Assessment-Manikin) durch Erfassung des Selbstberichts erhoben. Durch

diese Kombination werden sowohl „subjektive“ und „objektive“ Daten zusammenge-

führt als auch über die Interaktion hinweg kontinuierlich erfasste und retrospektiv erho-

bene Daten bezüglich einer Gesamteinschätzung.

Die kognitive Komponente sowie die motivationale und Verhaltenskomponente

tragen zur Erfassung des Nutzererlebens insoweit bei, dass sie zur Erklärung des Nutze-

rerelbens bzw. zur Erklärung spezifischer emotionaler Reaktionen in bestimmten Situa-

tionen näheren Aufschluss geben können. Beide Komponenten wurden als mögliche

Auslöser für synchrone Reaktionsveränderungen herausgestellt. Ist es von Interesse,

interindividuelle Unterschiede und ihre Ursachen im Umgang mit technischen Systemen

näher zu ergründen, kann die (zusätzliche) Erfassung von Einschätzungsprozessen an-

hand einer für den Mensch-Technik-Bereich noch zu entwickelnden spezifisch ausge-

richteten Appraisaltheorie einen Informationsbeitrag leisten. Liegt der Fokus auf dem

Einfluss konkreter Systemeigenschaften, die ein bestimmtes emotionales Nutzererleben

hervorrufen (sollen), kann die zusätzliche Erfassung der motivationalen und Verhal-

tenskomponente durch geeignete Verfahren Aufschluss über die wahrgenommene

Gebrauchstauglichkeit geben, die emotionalen Nutzerreaktionen vorausgeht.

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5.3 Explorative Fragestellungen

Mit den aufgestellten explorativen Fragestellungen sollten zum einen Verfahren

und Kennwerte dargestellt werden, die aufgrund der vorliegenden Untersuchungsergeb-

nisse als sinnvoll zur Erfassung des emotionalen Nutzererlebens eingeschätzt werden

können. Zum anderen sollten Probleme bzw. Besonderheiten zusammengefasst werden,

die sich in Verbindung mit interaktiven Situationen ergeben haben.

5.3.1 Verfahren und Kennwerte zur Erfassung emotionaler Nutzerreak-

tionen

Grundsätzlich sollten Verfahren und Kennwerte zur Erfassung des emotionalen

Nutzererlebens je nach theoretischem Hintergrund, Fragestellung, Untersuchungsge-

genstand und -situation ausgewählt werden. Aufgrund der vorliegenden Studie, die das

emotionale Nutzererleben auf Basis eines dimensionalen Ordnungsmodells untersucht

hat, werden bestimmte Verfahren hinsichtlich ihres Einsatzes zusammenfassend einge-

schätzt. Das Self-Assessment-Manikin (SAM) stellte sich als ein äußerst ökonomisches

Messinstrument zur Erfassung der Gefühlskomponente im unmittelbaren Anschluss an

die Bearbeitungsphasen heraus. Probanden wurden recht ausführlich instruiert (vgl. Ab-

schnitt D im Anhang) und haben das Antwortprinzip gut verstanden. Auch die Erfas-

sung der elektrodermalen Aktivität und die Aktivität des corrugator supercilii konnten,

wie die Unterschiedshypothesen aufgezeigt haben, zwischen den beiden Systemvarian-

ten das Nutzererleben hypothesenkonform differenzieren. Die Aktivität des zygomaticus

major stellte sich jedoch als uneindeutig bezüglich der Interpretierbarkeit heraus.

Statt der Herzrate, für die in der vorliegenden Untersuchung aus diversen Grün-

den keine bedeutsame differenzierende Ausprägung aufgezeigt werden konnte, könnten

auch alternative Kennwerte zur Verarbeitung der Herzerregung herangezogen werden,

wie z. B. die Herzratenvariabilität, die durch verschiedene Maße statistisch beschrieben

werden kann (vgl. Fahrenberg, 2001). Das gängigste Maß ist dabei das mittlere Quadrat

sukzessiver Differenzen (Schandry, 1989). Den meisten dieser Kennwerten ist gemein-

sam, dass sie sich von der Herzrate als abhängig erwiesen haben (van Dellen et al.,

1985). Die additional heart rate stellt einen weiteren Parameter dar, der als Anteil nicht

bewegungsbedingter Erhöhung aus der aktuellen Herzrate ermittelt wird. Für diesen

wird in erster Linie emotionale Verursachung berichtet (Fahrenberg et al., 2002).

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Appraisalausprägungen zeigten sich in der vorliegenden Untersuchung sowohl

innerhalb des Fragebogens als auch bei der Methode des lauten Denkens in Videokon-

frontation unterschiedlich ausgeprägt. Gleiches trifft für die Bearbeitungszügigkeit als

eingesetzten Kennwert der motivationalen und Verhaltenskomponente zu.

5.3.2 Besonderheiten bei der Erfassung emotionaler Nutzerreaktionen

in interaktiven Situationen

Eine zentrale Besonderheit bei der Erfassung emotionaler Nutzerreaktionen ist,

dass Studienteilnehmer innerhalb einer Interaktionssequenz, die in der vorliegenden

Untersuchung beispielsweise bis zu zwei Minuten dauern konnte, verschiedene emotio-

nale Reaktionen erleben kann. Einige Teilnehmer berichten z. B. bei der schlecht gestal-

teten Systemvariante, dass sie zu Beginn einer Aufgabe neugierig oder gespannt waren,

sich dann eher enttäuscht zeigten, zwischendurch frustriert waren und zum Ende doch

zufrieden, weil sie die Aufgabe irgendwie lösen konnten. Es gibt verschiedene Mög-

lichkeiten, mit diesen Variationen umzugehen. Eine mit hohem Aufwand verbundene

Methode kann es sein, den zeitlichen Ablauf der einzelnen Bearbeitungsphasen zu re-

konstruieren und einzelne emotionale Reaktionen anhand der kontinuierlich erhobenen

Messdaten bezüglich ihrer Qualität zu differenzieren. In der vorliegenden Untersuchung

konnte mit Erfolg das durchschnittliche Niveau der emotionalen Reaktionen in den bei-

den Versuchsbedingungen verglichen werden. Ein weiteres Vorgehen berichten Herbon

et al. (2005), die die Standardabweichungen der Messwerte für die einzelnen Interakti-

onsphasen in die Analysen einbezogen. Je nach Fragestellung können diese Vorge-

hensweisen unterschiedlich sinnvoll sein. Ein Grobscanning anhand von Mittelwert und

Standardabweichung erscheint in jedem Fall angemessen, bevor durch personenspezifi-

sche Verlaufsanalysen die konkrete Emotionsfolge aufwändig charakterisiert wird. Soll-

te solch ein Vorgehen angedacht sein, sind jedoch auch im subjektiven Selbstbericht

differenzierte Angaben erforderlich, die über die retrospektive Gesamteinschätzung

einer Interaktionsphase erheblich hinausgehen.

Eine weitere Besonderheit beim Einsatz psychophysiologischer Größen stellt

nicht nur im Bereich des Nutzererlebens die Reliabilität der Messdaten sowie der Um-

gang mit interindividuellen Unterschieden dar. Nach Schandry (1989) sind insbesondere

die Elektrodenplatzierung und äußere Rahmenbedingungen Einflussgrößen, die nur

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schwer reproduzierbar sind. Zahlenmäßige Vergleiche von Rohwerten zwischen Indivi-

duen seien äußerst zurückhaltend zu interpretieren. Aus diesem Grund sollte für die

erhobenen Messwerte, wie in der vorliegenden Untersuchung umgesetzt, die Subtrakti-

on eines personenspezifischen Aktivitätsniveaus vorgenommen werden, welches stan-

dardisiert in der gleichen Sitzung wie die Datenerhebung erfasst werden sollte (Ward &

Marsden, 2003). Die Standardisierung von Messwerten stellt eine weitere Möglichkeit

dar, um interindividuelle Varianz zu reduzieren. Nach den Richtlinien zur Durchführung

der Elektromyographie nach Fridlund & Cacioppo (1986) wurde in der vorliegenden

Untersuchung eine Transformation der EMG Daten in T-Werte vorgenommen. Dieses

Vorgehen kann jedoch zu unbemerkten Verzerrungen führen, wenn mehr als zwei

Messbedingungen miteinander verglichen werden (Fridlund & Cacioppo, 1986).

5.4 Kritik der Methoden

In der vorliegenden Untersuchung wurde das emotionale Nutzererleben während

der Interaktion von simulierten Alltagssystemen anhand von durchschnittlichen emotio-

nalen Reaktionen innerhalb kurzer Bearbeitungsphasen erhoben. Es ist aus heutiger

Sicht nicht als Einschränkung zu betrachten, dass der Untersuchungsfokus dabei nicht

auf separat betrachteten emotionalen Nutzerreaktionen oder auf der Varianz emotionaler

Reaktionen während einzelner Bearbeitungsphasen gesetzt wurde. Vielmehr war es das

Ziel der vorliegenden Arbeit, eine Methodenkombination auf Grundlage eines emoti-

onstheoretischen Komponenten-Prozessmodells zur Erfassung des allgemeinen emotio-

nalen Nutzererlebens anzuwenden.

Die methodische Umsetzung der Fragestellungen unterlag einigen Einschrän-

kungen, die Auswirkungen auf die Qualität der Ergebnisse und die Validität der Unter-

suchung gehabt haben könnten. Die wichtigsten werden hier kurz angesprochen.

Ein generelles Problem war die kaum vermeidbare Künstlichkeit der Laborun-

tersuchung. Zur Interaktion mit den Systemvarianten wurden die Studienteilnehmer

angewiesen, sich in ein Szenario hineinzuversetzen und daraufhin prototypische Aufga-

ben zu bearbeiten. Es war anzunehmen, dass die emotionale Beteiligung der Studien-

teilnehmer am experimentellen Geschehen wenig valide ausfällt, wenn aus dem Ergeb-

nis der Aufgabenbearbeitung keine Konsequenzen auf die persönliche Zielrelevanz au-

ßerhalb der künstlichen Untersuchungsbedingung entstehen. Aus diesem Grund wurde

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zusätzlich zur Teilnahmeentlohnung ein ergebnisorientierter Teilnahmebeitrag verge-

ben, der pro nicht gelöster Aufgabe um je einen Euro reduziert wurde. Dieses Vorgehen

sollte die Vergleichbarkeit zu Alltagssituationen erhöhen, in denen schlecht benutzbare

Systeme sehr wohl auch mit persönlichen Konsequenzen und einer hohen emotionalen

Beteiligung einhergehen. Dennoch handelte es sich lediglich um einen Ersatz für die

vielfältigen extrinsischen und intrinsischen Motivatoren, die im Alltag einen Einfluss

auf das Nutzererleben einnehmen können. Um mögliche Irritationen auf Seiten der Stu-

dienteilnehmer zu vermeiden, wurden alle Probanden im Anschluss der Untersuchung

ausführlich über den Zweck dieses Vorgehens informiert. Zudem wurde ihnen bei Inte-

resse der Lösungsweg für jede Aufgabe genau erläutert.

Eine methodische Kritik hängt mit dem eingesetzten Versuchsdesign zusammen.

Im Zusammenhang mit der Herzrate zeigte sich die Interpretation der zunehmenden

Herzratenreduktion über die Untersuchungsdauer zwischen einem zeitlich bedingten

Einfluss und einem Einfluss aufgrund der unterschiedlichen Aufgabenblöcke statistisch

nicht differenzierbar. Grund dafür ist eine Konfundierung der Aufgabenblöcke I und II

mit der zeitlichen Reihenfolge. Dieses Problem betrifft in der vorliegenden Untersu-

chung nur die Herzrate, die als einzige abhängige Variable zwischen den beiden ge-

nannten Bedingungen signifikante Veränderungen aufwies. Eine Variation der beiden

Systemvarianten in Kombination mit einer konsequenten Variation der beiden Aufga-

benblöcke zu einem 2 x 2-Versuchsplan mit Messwiederholung hätte an dieser Stelle

uneindeutige Interpretationen auflösen können.

Weitere Kritikpunkte betreffen die Umsetzung der verwendeten Verfahren. Zur

Erfassung der Herzrate ist kritisch anzumerken, dass ein Einfluss durch den Atemzyklus

nicht berücksichtigt worden ist. Dies sollte in zukünftigen Projekten z. B. durch Aus-

wertung der respiratorischen Sinusarrhythmie kontrolliert werden. Dahinter steht eine

Herzratenbeschleunigung beim Einatmen und einer Verlangsamung beim Ausatmen, die

insbesondere beim vertieften Atmen zu beobachten ist (Schandry, 1989). Zur Beurtei-

lung von temperaturbedingten Einflüssen bei der Erfassung der elektrodermalen Aktivi-

tät erscheint zudem die Messung der Körpertemperatur des Probanden sinnvoll. Zwar

wurde auf eine konstante Raumtemperatur des Untersuchungslabors zwischen 23 und

27 Grad Celsius geachtet, jedoch kann die synchron erfasste Körpertemperatur als sinn-

volle Kontrollvariable z. B. für korrelative Berechnungen eingesetzt werden, um den

Zusammenhang zwischen der elektrodermalen Aktivität sowie weiterer Variablen exak-

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Diskussion ______________________________________________________________________________

99

ter zu beschreiben (Herbon et al., 2005). Zur zuverlässigen Interpretation der zygomati-

cus major Aktivität konnte in anderen Untersuchungen gezeigt werden, dass die Erfas-

sung der Aktivität des orbicularis occuli von Bedeutung sein kann, um durch Koinzi-

denz der Aktivität beider Gesichtsmuskel auf ein Lächeln tatsächlich positiv getönter

Qualität schließen zu können (vgl. Ekman & Friesen, 1978).

Zur Erfassung von Appraisalausprägungen ist die Theorie von Scherer (1984b)

nicht kritiklos geblieben. So argumentieren z. B. Dörner & Staeudel (1994), dass bei der

Neuheitsbewertung die Prüfung, ob etwas bekannt ist, von der Prüfung, ob ein Reiz ei-

ner Erwartung entspricht, getrennt werden müsse, da diesen Appraisals unterschiedliche

Prozesse zugrunde liegen. Die Erfassung von Appraisalprozessen in der Mensch-

Technik-Interaktion stellt in der vorliegenden Arbeit, wie bereits dargestellt, einen ers-

ten Versuch dar, auf Grundlage einer Appraisaltheorie Ausprägungen auf dieser Kom-

ponente zu erheben und diese mit Emotionen des Nutzererlebens in Verbindung zu

bringen. Ob dieser Ansatz erfolgversprechend ist, kann vorerst nur vermutet werden.

6 Ausblick

In dieser Arbeit konnte auf Grundlage eines emotionstheoretischen Komponen-

ten-Prozessmodells sowie eines dimensionalen Ordnungsmodells der Emotionen eine

Auswahl von Messinstrumenten zur Erfassung des emotionalen Nutzererlebens im Be-

reich Mensch-Technik-Interaktion vorgeschlagen werden, deren Nützlichkeit anhand

der vorliegenden Ergebnisse diskutiert wurde.

Der Fokus dieser Untersuchung lag auf der Erfassung emotionaler Nutzerreakti-

onen, die in Kombination mit unterschiedlich gut gestalteten Systemen bei Benutzern

aufgetreten sind und das emotionale Nutzererleben charakterisierten. Aus der vorliegen-

den Arbeit heraus ergeben sich vielfältige Ansätze für zukünftige Forschungsprojekte,

die zum Abschluss dieser Diplomarbeit reflektiert werden.

Im Bereich der Evaluation und Gestaltung von technischen Systemen stellt sich

auch weiterhin die Frage, welchen Einfluss einzelne Systemeigenschaften durch Auslö-

sung spezifischer emotionaler Nutzerreaktionen auf das Nutzererleben haben. Die vor-

liegende Arbeit hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Erfassung von Kognitionen

ein bisher wenig berücksichtigter Aspekt des emotionalen Erlebens in der Mensch-

Technik-Interaktion darstellt. Eine praktische Umsetzung ist davon beeinträchtigt, dass

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Ausblick ______________________________________________________________________________

100

über Einschätzungsprozesse in computerisierten Umgebungen derzeit zu wenig bekannt

ist. Porsch (2005) konnte bereits aufzeigen, dass es bezüglich der Varianz der durch

Appraisalprozesse ausgelösten Valenz Unterschiede zu geben scheint. Trotz der in die-

ser Untersuchung aufgezeigten tendenziellen Anwendbarkeit, ist derzeit noch unklar,

inwieweit Kriterien von Alltagsappraisals mit Appraisalprozessen innerhalb dieser be-

sonderen Domäne übereinstimmen. Der Nutzen, der mit dieser Erfassung verbunden ist,

liegt darin, Aussagen zur Erklärung von ausgelösten emotionalen Reaktionen ableiten

zu können. Diese können sich auf die Wahrnehmung einzelner Systemeigenschaften

beziehen, jedoch auch aufgrund personengebundener Merkmale erwachsen. Da Apprai-

salprozesse in der Mensch-Technik-Interaktion derzeit noch wenig Berücksichtigung

finden, fehlen fundierte Messinstrumente, die zur Erfassung verwendet werden können

und anhand derer emotionale Nutzerreaktionen reliabel zugeordnet werden können.

In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage, welche Emotionen in der

Mensch-Technik-Interaktion überhaupt von besonderer Relevanz sind. Lassen sich alle

Emotionsbegriffe des Alltags auch in technischen Kontexten wiederfinden? Kann die

Interaktion mit technischen Systemen vergleichbar vielfältige Emotionen in uns auslö-

sen? Werden bestimmte Emotionen häufiger erlebt als andere? In seinem vereinfachten

Modell produktrelevanter positiver Emotionen bezieht sich Hassenzahl (2004) auf vier

Emotionen: Zufriedenheit, Freude, Stolz und Überraschung. Sollten diese genügen, um

positives emotionales Nutzererleben zu beschreiben? Wenn ja, was charakterisiert sie in

der Mensch-Technik-Interaktion und wie können sie durch Messung differenziert wer-

den? Forschung in diesem Bereich hat sich auch mit diesen Fragen bisher zu wenig be-

schäftigt, um aus heutiger Sicht klare Aussagen diesbezüglich treffen zu können.

Bemerkenswerter Weise werden teilweise auch Emotionen genannt, die nur im

Umgang mit interaktiven Systemen berichtet werden. Dem Trend gemäß kann seit ge-

raumer Zeit eine emotionale Aufwertung von Produkten beobachtet werden, die die

zunehmende Berücksichtigung eines extravaganten Nutzererlebens betont (siehe bei-

spielsweise „Das Prinzip Freude“ beim neuen 1er BMW). Diese Entwicklung brachte

eine kreative Wortschöpfung mit sich, welche sich speziell auf den Umgang mit interak-

tiven Produkten beziehen soll: joy of use. Zahlreiche Disziplinen haben bereits Quali-

tätskriterien für diesen Begriff abgeleitet (für einen Überblick: siehe Reeps, 2004). Joy

of use ist dabei weit mehr als Freude im eigentlichen Sinne. Der Begriff bezieht sich auf

„positive Affekte, [...] impliziert das Vermeiden negativer Empfindungen, [...] richtet

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Ausblick ______________________________________________________________________________

101

das Augenmerk auf das Gestalten ‚schön’ funktionierender Produkte, [...] gibt größeren

kreativen Freiraum, stärkt das Interesse [des Benutzers], sein Vertrauen, seine Zufrie-

denheit und seine Motivation“ (vgl. Reeps, 2004, S. 2).

Eine Betrachtung aus emotionspsychologischer Sicht blieb auf Grundlage der

vorliegenden Literatur bisher aus. Eine mögliche Entsprechung des joy of use kann

Reeps (2004) zufolge mit der Theorie des flow von Csikszentmihalyi (2000) gefunden

werden. Inwieweit dies jedoch tatsächlich gleich gesetzt werden kann, bleibt vorerst

unklar. Künftige Forschungsthematiken können sich darauf beziehen, zu ergründen,

wodurch solch ein besonderes Nutzererleben messtheoretisch charakterisiert werden

kann und wodurch es aufrecht gehalten wird. Unter Umständen liegt dahinter auch der

Ast appetitiver Motivation im Bewertungssystems nach Lang et al. (1999; vgl. Ab-

schnitt 5.1.1), welcher sich anhand des dimensionalen Ordnungsmodells durch zuneh-

mend positiver Valenz bei erhöhter Aktiviertheit finden ließe.

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