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Mai/Juni 3/07 Vereinsblatt der Österreichischen Orchideengesellschaft Phragmipedium kovachii im Porträt Ehemalige Laelien: Microlaelia & Dungsia Pflanzenporträts Paraphalaenopsis laycockii, Ophrys holoserica (Titelfoto W. Bauer) Ausstellungsberichte und mehr

kovachii im Porträt - orchideen.at · Laelia – eine fragwürdige Gattung WALTER BAUER befasst sich in dieser Serie mit der ehemaligen Großgattung Laelia. Diesmal mit der ehemaligen

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Mai/Juni3/07

Vereinsblatt der Österreichischen Orchideengesellschaft

Phragmipedium kovachii im PorträtEhemalige Laelien:Microlaelia & Dungsia

PflanzenporträtsParaphalaenopsis laycockii,Ophrys holoserica (Titelfoto W. Bauer)

Ausstellungsberichte und mehr

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Der Sommer biegt gerade um die Ecke und nicht nur die eine oderandere Orchidee freut sich auf den kommenden Freilandaufenthaltim Garten. Unsere heimischen Orchideen sind schon voll in Blüteund damit ein guter Anlass für eine Orchideenwanderung. Natürlichwissen wir, dass Sie da auch die Kamera dabeihaben, liebe Leser.Deshalb möchten wir Sie auffordern: Schicken Sie uns Ihr schön-stes Foto von einer heimischen Orchidee am Naturstandort miteiner ungefähren Beschreibung des Standortes. Die schönstenFotos werden in der nächsten Ausgabe veröffentlicht. Lassen wiruns überraschen, aus welchem Zweigverein die meisten Beiträgekommen. Aber nicht nur Fotos von Heimischen dürfen Sie unsschicken! Wir freuen uns nach wie vor über jede Rückmeldung,jeden Beitrag und sogar über jede Kritik an unserer Zeitung.Lassen Sie uns nicht hängen. Wir zählen auf Sie! In diesem Sinnewünschen wir einen schönen Frühsommer!Die Redaktion

ÖSTERR. ORCHIDEEN-GESELLSCHAFT

PRÄSIDENTKurt Opitz, 2604 Theresienfeld,Birkeng. 2, [email protected], Tel./Fax: 02622/713 69VIZEPRÄSIDENTENDr. Hubert Mayr, 07252/441 29,[email protected]; Heinz Mik,01/203 34 97, [email protected];Sonja Truppe, 0664/154 84 18,Fax: 04242/554 33-4SCHRIFTFÜHRER/KASSIER/MITGLIEDERSERVICE

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SONSTIGE KONTAKTE:MITGLIEDERSERVICE WIEN

Monika Ahl, Maschlgasse 28,1220 Wien, Tel.: 01/282 55 68,Fax: 01/282 55 68-15, E-Mail: [email protected]

REDAKTION OK Dipl.-Ing. Werner Blahsl, ObereAmtshausg. 10–12/26, 1050Wien, Tel./Fax: 01/952 07 [email protected]

Weitere Kontaktadressen findenSie auf Seite 22 und aufwww.orchideen.at

ZU DIESER AUSGABE

LESERPOSTSehr geehrte OK-Redakteure!Eigentlich hätte ich Ihnen gerne einen Leserbrief geschrieben.Leider aber hat der innere Schweinehund gesiegt. Andere Leutehaben ja sicher auch was zu sagen und meine Meinung hätte ja ehkeinen interessiert. Außerdem kann ich ja gar nicht so gut schrei-ben und meinen Namen in der Zeitung zu sehen, finde ich auchseltsam. Vielleicht schaffe ich es ja in Zukunft. Bis dahin weiter so!ein treuer Leser

Liebe Leserin!Das sind ja alles faule Ausreden! Ohne Sie sind wir nämlich leidertotal aufgeschmissen. Also geben Sie sich einen Ruck und lassenSie den inneren Schweinehund in der Schweinehundehütte, wo erhingehört. Wir sind nämlich sehr an Ihrer Meinung interessiert.Ganz egal, ob die jetzt „gut“ geschrieben ist oder nicht.Schreiben Sie uns – sofort!Die Redaktion

Redaktionsschluss für Heft4/07: Montag, 11.6.07

Du bist, was du isst!

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Als am 5. Juni 2002 Michael Kovach in Peru einneues, großblütiges, intensiv rosa gefärbtesPhragmipedium entdeckt hatte, ging ein Aufschreidurch die Orchideenwelt. Man hatte es nicht fürmöglich gehalten, dass solch prächtige, auffälligeOrchideen noch unentdeckt in der Natur vorkom-men.

Nach ihrer Entdeckung wurde diese Pflanze zweiMal beschrieben: einmal von John T. Atwood, StigDalström und Ricardo Fernandez in einem fünfsei-tigen Ergänzungsband zur Selbyana, Volume 23,einer Publikation des Marie Selby BotanischenGarten in Florida, USA, als Phragmipedium kova-chii und ein Mal von Eric A. Christenson alsPhragmipedium peruvianum in der Juliausgabe desMagazins der Amerikanischen Orchideen-gesellschaft.

Um zu beurteilen, welche Beschreibung als

Erstbeschreibung Gültigkeit hat, wird derZeitpunkt hergenommen, an dem die Beschreibungder breiten Öffentlichkeit zugänglich wird. Und dawar die Publikation des Marie Selby BotanischenGartens zwei Wochen früher verfügbar und sowurde die neue Species Phrag. kovachii benannt.

Eric A. Christenson soll daraufhin völlig ertzürntausgerufen haben: „Diese betrügerische Institutionist in einen illegalen Akt verwickelt!“

Das Internet ist voll von Geschichten über illega-les Sammeln von Phrag. kovachii amNaturstandort, über Bestechungen, Betrügereien,Verfolgungen, Gerichtsprozesse, Anzeigen,Verleumdungen, falsche Freundschaften und richti-ge Feindschaften.

Es ist schwer zu sagen, welche dieser Geschichtenwieviel Wahrheitswert hat. Allerdings sieht man ander Vielzahl der Geschichten schon, welchen

Phragmipedium kovachiiDie spektakulärste Neuentdeckung der letzten Jahre, vorgestellt von WWEERRNNEERR BBLLAAHHSSLL

Phragmipedium kovachii - "Miluzka"Foto © Pablo Bermúdez

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Stellenwert ein Neufund dieser Schönheit unterOrchideenfreunden hat.

Wahr ist, dass im Mai 2003 die PeruvianischeGesellschaft für Naturschutz (INRENA) derGärtnerei Centro de Jardimería Manrique (CJM)eine Erlaubnis zur Sammlung von 5 Pflanzenerteilt hat. Diese Pflanzen wurden weiterkulti-viert und samenvermehrt.

Um der Orchideenwelt so bald wie möglichPflanzen von Phrag. kovachii legal zurVerfügung stellen zu können, ging die GärtnereiCJM sehr bald Geschäftsverbindungen mitGärtnereien in den USA und Kanada ein.Gleichzeitig wurde damit die Jagd undPlünderung von Naturstandorten unattraktivgemacht.

In Europa waren erstmals 2005 am Europäi-schen Orchideenkongress in Padua, Italien,Flaschen dieser Gärtnerei in größerer Zahlerhältlich, sowie ein Jahr später am Welt-orchideenkongress in Dijon, Frankreich.

Um die Kulturbedingungen zu kennen, mussman sich die Verhältnisse am Naturstandortansehen. Phragmipedium kovachii wächst inPeru in den Bundesstaaten Amazonas und SanMartin an der Nordseite des SubandinenBeckens in Höhenlagen von 1600 bis 1950Metern. Eine zweite Literaturquelle spricht vonHöhenlagen bis zu 2100 Metern.

Oft kommen sie an steilen Kalksteinwändenmit Moos und Humusauflage vor, bei gleichzeiti-ger guter Dränage im steinigen Untergrund. AmStandort gibt es fast täglich Regenfälle, die zwarnicht heftig sind, aber regelmäßig. Die Jahres-niederschlagsmenge liegt bei 1000 bis 1500 mm.

Phragmipedilum kovachii wächst in Ost-West-Tälern an den Südwesthängen und ist dort abden Mittagsstunden dem Sonnenlicht ausgesetzt,dass aber meist durch Wolken gefiltert wird.Pralle Sonne scheint so gut wie nie auf diePflanzen. Die Durchschnittstemperatur liegt imSommer bei 26˚ C und im Winter bei 18˚ C.

Für die Kultur lässt sich damit FolgendesAbleiten: Substrat: Torf, Sphagnum, Kokoschipsgemischt mit einem Medium, das dränagiert.Also Perlite, Blähton, chemisch neutraler Lava-gruß oder Kies, Bimsstein oder Tonscherben.

Es soll regelmäßig gegossen werden, wobei ambesten Regenwasser oder Wasser mit geringerSalzkonzentration verwendet wird. Düngen istfür Jungpflanzen nicht notwendig, für erwachse-ne Pflanzen nur mit Vorsicht anzuraten, daPhragmipedien generell salzempfindlich sind.

Der Lichtbedarf ist mäßig. Selbst imWohnzimmer am Ostfenster lassen sich Pflanzen

Die Pflanzen:Taxonomisch wurde Phragmipedium kovachiinach seiner Entdeckung und Erstbeschreibung alsenger verwandt mit Phrag. schlimii und Phrag.fischeri angesehen und somit in die SektionMicropetalum eingeordnet.Guido Braem sah 2004 allerdings genügend blü-tenmorphologische Merkmale, um das neuePhragmipedium in eine eigene Sektion überzufüh-ren: Sektion Schluckebieria.

Die Pflanzen erreichen ungefähr die Größe vonPhrag. besseae, haben also nicht den grasartigenWuchs wie Phrag. pearcei oder die sehr langenBlätter wie Phrag. longifolium.

Die Blätter von Phrag. kovachii werden bis zu 4 cm breit und maximal 64 cm lang, sind abergewöhnlich kürzer. Es bildet kaum merklicheRhizome, wächst als buschig und bestockend.

Die Wurzeln werden bis 4 mm dick. DerBlütentrieb wird 23 bis 25 cm lang und trägt meisteine Blüte. Es wurden aber schon Exemplare mitbis zu 4 Samenkapseln an einem Blütenstiel gefun-den. Die Blütenfarbe ist meist kräftig rosa, pink bispurpur. Farbvarietäten in Richtung weiß, gelb,orange oder rot sind noch nicht bekannt.

Der Blütendurchmesser beträgt bei der Ertsblüte11 bis 16 cm. Starke, erwachsene, mehrtriebigePflanzen bilden Blüten mit bis zu 25 cmDurchmesser!

Auffallend sind die breiten Petalen, die wieElefantenohren abstehen. Die Fahne ist dagegenmeist kleiner als die Petalen.

Der Schuh ist intensiver gefärbt, vor allem zumRand hin. Eine mehr oder weniger deutlicheAderung ist sichtbar. An der Innenseite ist er rosagefleckt. Zum Staminodium hin können gelbe odergrüne Flecken auftreten.

P. kovachii ‘Memoria Grimanesa Manrique’Foto: Alfredo Manrique

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Phragmipedium kovachii am Naturstandort in San Martín, Peru. (Foto © Isaías Rolando)

Phragmipedium kovachii Sämlinge (Foto © Pablo Bermúdez)P. kovachii "Jessica".

(Foto © Heinz Plenge)

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Phragmipedium kovachii „Memoria Ana Quatrocci“. Foto © Miluzka Damián

Phragmipedium kovachii, Pflanze, die 2005 in der Flasche am EOC inPadua gekauft wurde, diese sitz nun im 9 x 9 cm Topf und ist ca 15 cm groß

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erfolgreich kultivieren. Pralle Sonne ist zu mei-den. Jungpflanzen können sogar sehr schattiggehalten werden.

Die Temperaturansprüche sind wie umseitigbeschrieben und entsprechen der Temperaturunserer Wohnräume.

Die Pflanzen, die 2005 beim EOC in derFlasche gekauft wurden, sind inzwischen ca. 10bis 15 cm groß und sehr wüchsig.

Nach Auskunft eines Orchideengärtners bildensie auf dem Nährmedium Protocorme, die enormstark wuchern. Das lässt ahnen, dass wir dieseauffälligen Pflanzen in wenigen Jahren zu günsti-gen Preisen im Großhandel bekommen können.

Derzeit werden Jungpflanzen bei etlichenOrchideengärtnereien angeboten, wobei ein ver-nünftiger Preis bei ca. 40 Euro liegt, alles darü-ber ist Wucher.

Über Centro de Jardimeria Manrique sindebenfalls Flaschen mit Sämlingen zu beziehen,wobei die Gärtnerei für sämtliche Papiere, incl.CITES, sorgt. Kontakt kann man überwww.phragmipediumkovachii.com herstellen.

Wir bedanken uns herzlich bei PabloBermudez, Webmaster der gerade genanntenHomepage und gleichzeitig Orchideenliebhaberund –kultivateur sowie Mitglied im ClubPeruano de Orquideas. Er hat es uns ermöglicht,die Erlaubnis für die hier gezeigten Fotos zubekommen.

Inzwischen gibt es auch schon die erstenPrimärhybriden, die mit Phragmipedium kova-chii und anderen Phragmipedium-Arten durchge-führt wurden. Mit Neugierde wird erwartet, wiesich die intensiv gefärbte sehr große Blüte auf dieHybriden vererbt. m

Zwei kurze Geschichtenaus dem Internet über dieEinfuhr des ersten Phrag.kovachii in die U.S.A.Strittig ist der Import einer lebenden Pflanze vonPeru nach Florida von seinem Entdecker JamesMichael Kovach. Offenbar gibt es einenGesetzesverstoß gegen die CITES (TheConvention on International Trade inEndangered Species).

Kovach brachte die Orchidee in den MarieSelby Botanischen Garten, wo sie im Eiltempobeschrieben wurde. Er legte anschließendDokumente vor, die sowohl die Einfuhr in dieUSA als auch die Ausfuhr aus Peru rechtlichabsichern sollten.

Eine eingebrachte Strafanzeige führte aller-dings zu einer Razzia in Kovachs Glashaus, einerBuchprüfung im Marie Selbys BotanischenGarten, einer Gerichtsvorladung zahlreicherAngestellter dieses Botanischen Gartens sowiedem Rücktritt des Geschäftsführers und achtAngestellten.

Eine andere Quelle berichtet über den Importdes ersten Phrag. kovachii in die USA, dass essich hierbei um ein getrocknetes, gepresstesExemplar handelte.

P. kovachii auf den Klippen in San Martín, Peru

Fotos und Informationen mit freundlicherGenehmigung von Centro de JardimeríaManrique in Lima, Peru

wwwwww..pphhrraaggmmiippeeddiiuummkkoovvaacchhiiii..ccoomm

Dort erhältlich: Flaschen von Phrag.kovachii mit den nötigen Papieren, sowiedie ersten Primärhybriden dieser neuenSpezies.

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Laelia – eine fragwürdige Gattung

WWAALLTTEERR BBAAUUEERR befasst sich in dieser Seriemit der ehemaligen Großgattung Laelia.

Diesmal mit der ehemaligen SektionenMicrolaelia und Harpophyllae

In diesem Teil meiner Artikelreihe möchte ich mich gleich mitzwei Gruppen der ehemaligen Laelien beschäftigen. Dies des-halb, weil es sich um kleine Genera handelt: mit der GattungMicrolaelia, die nur eine Art enthält, und mit der GattungDungsia, die drei Arten umfassen dürfte.

MicrolaeliaAufgrund ihrer Eigenheiten bezeichnete Schlechter schon 1917Laelia lundi als eigene Gruppe innerhalb der Laelien, indem erdie Sektion Microlaelia gründete. Auch die genetischenAnalysen der letzten Jahre brachten keine gegenteiligenErkenntnisse. Die Art ist zwar schon mit den anderen Artenverwandt, aber in ihrer Stellung nach wie vor eher isoliert.

Nun bietet sich als konsequente Fortsetzung dieAbspaltung in eine monotypische Gattung– Microlaelia – an, welche von Castro

und Chiron auch vollzogen wurde.

Microlaelia lundiiReichenbach beschrieb diese Art 1881 als Bletia lundii. ImLaufe der Jahre wurde sie noch als Laelia regnellii und alsLaelia reichenbachiana beschrieben, heute gelten diese Namenals Synonyme zu lundii. Benannt wurde sie nach Peter W.Lund, einem dänischen Pflanzensammler, der in Brasilien tätigwar.

Die Pflanze trägt ihre länglich-ovalen bis rundlichenPseudobulben in deutlichem Abstand entlang eines drahtigenRhizoms, mit dem sie über die Unterlage kriecht oder vondort ausgehend in der Luft hängt. Die Bulben sind üblicher-weise 2,5 bis 4 Zentimeter lang, ihr Durchmesser beträgt oftnicht einmal 1 Zentimeter.

Eine Einmaligkeit unter ihren brasilianischen Verwandtenim ehemaligen Genus Laelia ist das Vorhandensein zweierBlätter. Diese sind lang und schmal, sehr spitz und teret; sieD. harpophylla

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sind sukkulent mit einem v-förmigen Querschnitt,leicht nach außen gebogen und erreichen eineLänge zwischen (drei) fünf und zehn Zentimetern.

Am jungen Trieb erscheint im Spätwinter oderFrühjahr zwischen den sich gerade bildendenBlättern die Infloreszenz, die kürzer als die ausge-wachsenen Blätter ist und ein bis zwei, selten auchdrei Blüten trägt. Diese sind drei bis vier Zentimetergroß, ihre Tepalen bilden einen reinweißen Stern.Die ebenfalls weiße Lippe umschließt in ihrem unte-ren Teil die Säule, der verbreiterte, nach untengebogene und am Rand gekrauste Mittellappenträgt eine wunderschöne dunkel rotvioletteStreifenzeichnung.

Wie zu erwarten, wurde auch von dieser Specieseine reinweiße Form ohne die Streifung auf derLippe bekannt, sie wird als forma alba bezeichnet.

Die Art besiedelt dichte Wälder in den küstenna-hen Bergen von Minas Gerais südwärts bis nach

Sao Paulo. Bildern zufolge besiedelt sie dort dieBäume in großen Massen; Stämme und Äste sinddicht in einen Pflanzenpolster „eingepackt“.

Die Kultur von Microlaelia lundii ist nicht sehrschwer, unter temperierten bis etwas kühlerenBedingungen sollten sich die Pflanzen wohl fühlen.Auch die Pflege auf dem Fensterbrett ist durchausmöglich. Von allzu langen Trockenzeiten sollten diePflanzen allerdings verschont bleiben, bei ihrer oft-mals geringen Substanz kann dies den Verlust derPflanze bedeuten. Leider habe ich bei dieser Artauch einen gewissen Hang zum Befall mit Woll-und Schildläusen feststellen können; bei laufenderKontrolle sollte hier aber rechtzeitig Abhilfe zuschaffen sein.

Bei guter Pflege bildet diese entzückende Artumfangreiche Pflanzen, die den Pfleger jedesFrühjahr mit ihren wunderschön gezeichnetenBlütensternen erfreuen.

Habitus von M. lundi Foto: W. Blahsl Besonders auffälliger Klon von M. lundi

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typische Lippe von D. harpophylla

DungsiaDiese Gruppe wurde schon früher aufgrund ihres auffallen-den Habitus mit den langen, dünnen und stielrunden Bulbenund den schmalen Blättern als eigenständig erkannt. Withnerordnete sie 1990 als Sektion Harpophyllae dem SubgenusParviflorae (den Steinlaelien, heute auch Hoffmannseggella)zu, mit denen sie laut den schon mehrfach zitierten geneti-schen Analysen auch recht nah verwandt sein dürfte. Ebensonahe sollen sie demnach aber auch den echten Sophronitis,den mehrblütigen Sophronitis cernua und pterocarpa (cernuaist die Typusart der Gattung), stehen.

So schufen Castro und Chiron 2002 die neue GattungDungsia mit den Arten um die ehemalige Laelia harpophylla.Den Genus benannten sie nach Fritz Dungs, einem Brasilianermit deutschen Wurzeln, der mit Guido Pabst zusammen dasWerk „Orchidaceae Brasilienses“ verfasste. Nach meinenRecherchen besteht die Gattung aus drei Arten, die eventuellvierte Art brevicaulis wurde zwar von Withner beschrieben,ich fand sie allerdings in neueren Quellen nur als Synonym zuharpophylla.

D. harpophylla

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Dungsia harpophyllaMit ihren leuchtend orangefarbenen Blüten istDungsia harpophylla sicher die bekannteste Art die-ser Gruppe. Das liegt sicher auch daran, dass sieschon weitaus am längsten entdeckt ist und auch inKultur als Erste Eingang fand. Bereits 1873 wurdesie im Gardeners’ Chronicle von Reichenbachbeschrieben.

Die dünnen, bleistiftartigen Bulben dieser Art ste-hen in Büscheln beisammen und können bei ausge-wachsenen Pflanzen eine Länge von bis zu 45Zentimetern erreichen, sie sind vom unteren biszum oberen Ende gleich stark und weisen keineVerdickung über die ganze Länge auf. An ihrerSpitze tragen sie ein schmales, zugespitztes Blatt,das etwa 25 Zentimeter lang wird. Der Blütenstandist kürzer als das Blatt und trägt an der Spitze diebis zu 10 sternförmigen Blüten relativ dichtgedrängt. Sie erreichen einen Durchmesser von biszu 8 Zentimetern. Typisch für diese Art ist derlange, stark zurückgekrümmte Mittellappen derLippe. Er ist schmal, cremegelb gefärbt und amRand deutlich gewellt.

Der orange Ton der Blüten kann variieren, derseltene Albino der Art trägt den Namen formaaurea und hat eine gelbe Farbe.

Wie die anderen Dungsia-Arten wächst Dungsiaharpophylla epiphytisch in Wäldern in EspiritoSanto und Minas Gerais, wo sie auch stellenweisemit Dungsia kautskyi vorkommt. So kommt esauch zur Entstehung der Hybride Dungsia x ger-hard-santosii, die in ihren Merkmalen zwischen denbeiden Elternarten steht.

Bei der Kultur dieser beliebten Art ist zu beach-ten, dass sie keine umfangreichen Wasserspeicherbesitzt und daher nicht so trocken und hell wieSteinlaelien kultiviert werden darf. Entsprechendihrem natürlichen Habitat fühlt sich die Art aneinem halbschattigen Standort in durchlässigemSubstrat mit regelmäßigen Wassergaben wohl.Wenn die Pflanze nicht wächst, sollte das Gießenetwas reduziert werden, ein Schrumpfen der Bulbenist jedoch auf jeden Fall zu vermeiden.

Dungsia kautskyiDiese Art ist der vorgenannten ziemlich ähnlich. Siewurde erst 1974 als eigene Art erkannt und vonPabst nach Roberto Kautsky, der die Unterschiedezu harpophylla aufzeigte, beschrieben. Sie ist imWuchs meist etwas zierlicher, ihre Blüten sind klei-ner und in einem helleren Orangeton gefärbt. Dafürsind die einzelnen Tepalen tendenziell breiter, die

Blüte erhält so meist eine etwas rundere Gesamt-erscheinung. Außerdem ist diese Art am deutlichkürzeren, breiteren und am Ende abgerundetenMittellappen der Lippe deutlich von harpophyllaabzugrenzen. Die auch in der Natur vorkommen-den gemeinsamen Hybriden könnten aber dieBestimmung von Einzelpflanzen erschweren. VonFarbformen ist mir nichts bekannt, die Art wirdaber sicher auch von verschiedenen Gelb- bis zuhellen Orangetönen variieren. Das gemeinsameVorkommen mit Dungsia harpophylla lässt auf eineähnliche Kultur schließen.

Dungsia marcalianaErst 2002 fand Sidnei Marçal im südlichen Bahiaeine neue Dungsia-Art, die sich von den beidenanderen deutlich unterschied. Sie wurde 2004 vonCampacci & Chiron als Dungsia marcalianabeschrieben. Ich selbst kenne die Art nur vonBlütenbildern, welche aber zeigen, dass hier wirk-lich etwas Neues vorliegen dürfte. Der Wuchs dürf-te den Beschreibungen nach den anderen Artenähnlich sein, die Blüte weist eine ähnlicheGrundform und eine helle Orangefärbung wiekautskyi auf, die Tepalen sind allerdings stärkerzugespitzt als bei dieser Art. Das augenscheinlichsteMerkmal scheint aber die Lippe zu sein. IhrMittellappen ist sehr kurz und spitz und nichtzurückgeschlagen wie bei den beiden anderenArten, die Seitenränder sind nach oben geschlagen.Dadurch ergibt sich eine deutlich andere Optik.Sonst kann ich über die Art nichts berichten, auchüber die Kultur ist mir nichts bekannt. Ich hoffeaber, dass sie zumindest in Brasilien schon vermehrtwird, sodass in absehbarer Zeit auch bei unsPflanzen im Handel auftauchen können. m

Dungsia kautskyi Foto: Brigitte Maier

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Jetzt im Mai, wenn allesdem Höhepunkt derOrchideenblüte zustrebt,wenn die ersten Artenschon wieder abzublühenbeginnen, kann man anwenigen Stellen als großeKostbarkeit der heimischenFlora die prächtigeHummelragwurz entdecken.

Am Boden kann maneine Rosette aus breitlan-zettlichen, blaugrünenBlättern entdecken. Diesewurde bereits im Herbstgebildet und überdauertassimilierend die kalteJahreszeit. Im Frühjahrschiebt sich der Blütenstielbis in eine Höhe von 30, selten sogar bis 50 cm hin-auf. Er trägt locker angeordnet 2 bis 10 Blüten,welche die größten der heimischen Ragwurz-Artendarstellen. Etwa daumennagelgroß kann die dun-kelbraune, samtige Lippe werden.

Das Perigon aus weißen oder rosafarbenenBlütenblättern erhöht die Wirkung der Blüten. Sehrselten findet man Pflanzen mit grünen Sepalen.Dieses Merkmal kann an gemeinsamen Standortenauch auf eine Hybridisierung mit der Fliegen- oderder Spinnenragwurz hindeuten. Die Petalen sinddeutlich kleiner als die Sepalen, sie sind breitdreieckig und haben meist eine weit intensivereFarbe als jene. Die Lippe selbst ist quadratisch bistrapezförmig, ungehöckert bis mit deutlichen spit-zen Höckern versehen, der untere Rand ist flachausgebreitet bis leicht hochgeschlagen. In der Mitteträgt das Labellum ein sehr variables Mal. Dieseskann aus einem kleinen H bestehen, es kann aberauch in die Breite gezogen oder weiter aufgelöstsein. Sogar an den Blüten einer einzigen Pflanzekann die Malzeichnung deutliche Unterschiede zei-gen. Nur bei Pflanzengruppen, die aus vegetativerVermehrung stammen, wird man eine gewisse

Übereinstimmung feststellen können.Sonst wird man wohl kaum zweiBlüten finden, die einander weitgehendgleichen.

An der Spitze trägt die Lippe einbreites gelbes Anhängsel, das oft in dreiSpitzen ausläuft. Hier werden dieDuftstoffe abgegeben, die die Bestäuberanlocken. Wie alle Ophrys-Arten istauch die Hummelragwurz eineSexualtäuschblume, die die Lockdüfteweiblicher Insekten (meistens solitärer,also allein lebender, Bienen) imitiertund so die frisch geschlüpftenMännchen anlockt. Diese schlüpfennämlich vor den Weibchen und sind sogut zu täuschen. Für dieHummelragwurz sind bei uns Bienender Gattung Eucera „zuständig“. Ist

das Insekt vom Duftstoff angelockt und landet aufder Blüte, wird es von der dichten Behaarungzusätzlich „in Sicherheit gewiegt“. Beim Versuch,die Paarung zu vollziehen, entnimmt dasInsektenmännchen die Pollinien. Diese stehenzunächst aufrecht, beginnen sich aber bald nachvorne zu neigen. Bei einer weiteren Täuschung aufeiner anderen Blüte werden sie dann passgenau aufdie Narbe übertragen.

Ihre Standorte findet die Hummelragwurz beiuns in Trocken- und Halbtrockenrasen, in weniggepflegten oder aufgelassenen Obst- undWeingärten sowie seltener in lichtem Gebüsch oderan dessen Rand. Wenn der Bewuchs zu dicht wird,verschwindet diese Art. Auch stärkere Beweidungwird schlecht vertragen und bei Düngung ver-schwindet die Hummelragwurz rasch von ihrenStandorten.Wie bei vielen anderen heimischen Orchideen istder Schutz der Art identisch mit dem Biotopschutzund vor allem dessen Pflege; durch ein- bis zweima-lige Mahd bzw. Freihalten der Standorte ist derHummelragwurz sicher mehr geholfen als durchreines Einzäunen der Biotope. m

Ophrys holosericadie HummelragwurzOrchideen in Wald und Wiese: WWAALLTTEERR BBAAUUEERR stellt in dieser Serie die schönstenheimischen Arten vor.

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Hummelragwurz, rosa Form

Hummelragwurz, weiße Form

typische Lippe immitiert Bienenweibchen

Habitat im lichten Gebüsch

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Von 17. bis 25. 2. 2007 veranstaltete die WienerOrchideengesellschaft in Zusammenarbeit mit denReservegärten Hirschstetten die 5. internationaleOrchideen- und Tillandsienschau.Diesmal wurde auf die Trennung von Ausstellungund Verkaufsteil verzichtet und die Verkaufsständewurden in die Ausstellung integriert.Gleich nach dem Eingang in das altbekannteGlashaus, welches auch schon die letztenAusstellungen beherbergt hatte, zeigten AndreasBefort aus München und Carmen Apollo ausEcuador einen Schaustand – besonders beeindru-ckend mit kräftig roten Sophronitis und zwei sehrgroßen Dendrobium speciosum.Danach traf man auf die Gärtnerei Kopf und ihrenSchaustand mit großen Maxillarien und einer über-aus vielblütigen Lycaste andreettae, die mit ihrergefransten Lippe begeisterte.

Danach war eine gemütliche Holzhütte in dieAusstellung integriert, die nicht nur der WienerOrchideengesellschaft als Informationsstand diente,sondern auch zu so mancher gemütlicher PlaudereiGelegenheit bot.

Gegenüber fand man atemberaubendeBulbophyllen des Botanischen Gartens Wien. Nichtnur aufgrund der Größe und Pracht der Blütenblieb so manchem der Atem weg, sondern auchwegen des etwas „gewöhnungsbedürftigen“Geruchs.

Im Anschluss traf man auf den leuchtend buntenVerkaufsstand von Andras Marcika und die Schau-pflanzen der Ungarischen Orchideengesellschaft.

Ein unglaublich aufwändig gestalteter Epiphyten-baum mit Tillandsien von Frau Hromatnik mit flei-ßiger Unterstützung von Herrn und Frau Truchlikzeigte die enorme Vielfalt, die Tillandsien bieten,während gegenüber die Kakteengärtnerei Brucknerallerlei interessante Stachelgenossen anbot.

Im Café konnte man bei herrlichen Krapfen underfrischenden Getränken den Ausstellungsstand derLandesgruppe Niederösterreich/Burgenland bewun-dern. Vom Epiphytenbaum strahlten eine hervorra-gend dunkelrot gefärbte Rhynchostylis giganteaund ein großer Stock Oncidium eurycline.

Der Weg führte zu der wohl meist fotografiertenOrchidee der Schau: Neomoorea wallisii – ein

Orchideenausstellung Hirschstetten 2007EELLIISSAABBEETTHH KKEERRSSCCHHBBAAUUMM hat Ergänzungen zum Kurzbericht im letzten Heft.

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Schaustück der ReservegärtenHirschstetten, nahezu mannsgroßund mit unzähligen Blüten.

Gegenüber befand sich derSchaustand der WienerOrchideengesellschaft mit einemeigenen Epiphytenbaum mitLaelia-anceps-Farbformen, unter-schiedlichsten Dendrobien,Coelogynen, Masdevallien undPaphiopedilen.

Auf der folgenden Holzbrückehatte man einen herrlichenAusblick auf die Schaupflanzender beiden GärtnereienZeuner/Currlin und Cramer.

Die Gärnerei Röllke gewannden Zuschauerpreis als schönsterSchaustand mit einer Auswahlneuer Phalaenopsis-Hybridensowie einer prächtigen Phaius-Hybride.

Gegenüber die Präsentationvon Susi und Hannes Reiterer mitwunderschönen Angraecum-,Amesiella- und Rhynchostylis-gigantea-Pflanzen. Nicht zu ver-gessen die große Auswahl anPaphiopedilum-Arten, die liebe-voll mit Bonsais kombiniertwaren.

Einem Riesenrad voll regenbo-genfarbenen Vandeen folgte einnachgebautes Biotop einheim-ischer Orchideen. Laubhumus,Moos, Schotter und Torf simulier-ten die Standorte heimischerOrchideen, die mit Fotos doku-mentiert wurden.

Auch der Schaustand derGärtnerei Zinterhof am Ende derAusstellung mit einer Vielzahl vonDendrobium-Naturformen hatihre Anhänger gefunden.

Zum Glück war der Winterheuer so mild, dass die frischgekauften Orchideen der über18.000 Besucher auch denHeimweg unbeschadet überstan-den. Das neue Konzept hat sicherviele Freunde gefunden, die hof-fentlich auch nächstes Jahr wiederzu den Besuchern der dannbereits 6. Orchideenschau inHirschstetten zählen werden. m

Gastrophaius auf dem Stand der Gärnterei Röllke

Infostand über heimische Orchideen

Vandeen-Riesenrad

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Klein – aber fein: Ausstellung anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Villacher Stadtgartens.DDRR.. HHUUBBEERRTT MMAAIIEERR hat Ergänzungen zum Kurzbericht im letzten Heft.

Alle 3 Jahre im Februar organisieren die KärntnerOrchideenfreunde zusammen mit dem VillacherStadtgarten eine kleine, aber feine Orchideenaus-stellung.

Gleich beim Eingang – wirklich klein, aber dafürgroßartig – war die Ausstellung der Orchideen derMittelmeerländer, aufgebaut von Herrn Raschun,der diese Juwelen auch aus Samen gezogen hatte:Zu sehen waren mehrere Ophrys-Arten, darunterOphrys iricolor und O. lutea, Serapias und Orchismorio, keine höher als 20 cm, aber dafür mit fle-ckenlosen Blättern und wunderschönen, glänzendenBlüten. So etwas bekommt man eigentlich sonst nir-gends zu sehen – da war ein Meister am Werk. Unddies alles Mitte Februar, einen Monat, bevor sie inder Heimat erblühen.

Beeindruckend auch Angraecum sesquipedale,eine Phragmipedium-caudatum-Hybride, ein weißerPhaius tankervilliae. Hirschstetten präsentierte wie-der seine Neomoorea irrorata (wallisii), zahlreiche

Phalaenopsis und Vrieseen. Beim Stand derGärtnerei Handlbauer gab es Phragmipedium caudatum, eine Gruppe von kräftigenPaphiopedilum malipoense u. P. armeniacum, sowiePhalaenopsis Margarete, eine neue Hybride, die aufden Namen der Frau des Bürgermeisters vonVillach getauft worden war.. Die Fa. Glanz zeigteeine sehr anziehende Gruppe Ancistrochilus roth-schildianus, das wunderschöne CymbidiumAnemone mit 4 Rispen. Beim Schauen gab esimmer was Neues zu entdecken: ein Dinema poly-bulbon mit mehr als 40 Blüten, eine kräftig schar-lachrote Slc. Mae Hawkins, Epidendrum parkinso-nianum, dann eine leuchtende, blaue Vanda, und ...und ...

Die nächste Ausstellung in Villach wird an einemanderen Ort stattfinden, die alten Glashäuser wer-den abgerissen und machen einer ComputerfirmaPlatz. Dafür werden sie anderswo neu erstehen:schöner, größer! m

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1964 wurden die zylinderblättrigen Phalaenopsis-Arten als Paraphalaenopsis neu beschrieben.Zu dieser Gattung zählt man derzeit vier Arten:Paraphalaenopsis denevei, labukensis, laycockii undserpentilingua.

Paraphalaenopsis laycockii ist diejenige, die diekürzesten Blätter trägt. Manchmal werden diese nur25 bis 30 cm lang und die Pflanzen können schonzu blühen beginnen. Dagegen erreichen die Blättervon Paraphal. labukensis bis zu 2 Meter. Bei allenArten sind die Blätter zylindrisch rund, ähnlichdenen von Brassavola oder Leptotes.

Paraphal. laycockii muss aufgebunden, mit sehrwenig Substrat als Unterlage, kultiviert werden. DiePflanzen benötigen ganzjährig Wärme undLuftfeuchtigkeit bei gleichzeitiger Luftbewegung.Eine Vitrine mit Ventilator ist hervorragend geeig-net.

Die Heimat dieser sehenswerten Pflanzen ist

Borneo. Sie wachsen dort im hügeligen Tiefland inlichten Wäldern, meist senkrecht hängend. AmNaturstandort erreichen die Blätter bis 1 MeterLänge. Sie bleiben jedoch bei Paraphal. laycockii,wie oben erwähnt, in Kultur meist kürzer.

Die Blüten sind durch ihre leicht gewelltenBlütenblätter eleganter als die der gängigenPhalaenopsis(-Hybriden). Die einzelnen Artenunterscheiden sich hauptsächlich in der Form derLippe.

Sie wurden zur Hybridisierung mit Vanda undRenanthera verwendet, dagegen sind sie genetischvon Phalaenopsis so weit entfernt, dass sie sichnicht kreuzen lassen.

Naturhybriden zwischen den Gattungen sindnicht bekannt. Alle wurden künstlich erzeugt.

Bei entsprechenden Kulturbedingungen sind diesePflanzen eine lohnende Bereicherung derSammlung. m

Seltenheiten in KulturParaphalaenopsis laycockiiWWEERRNNEERR BBLLAAHHSSLL stellt in dieser Serie zu Unrecht selten kultivierte Orchideen vor.

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Fensterbankblues – Gemeine BastardeWas sind eigentlich Hybriden? Und sind sie wirklich weniger wert als Naturformen?TTHHOOMMAASS SSEEIIDDLL versucht diese Fragen zu beantworten..

Es gibt sie wie Sand am Meer: Orchideenhybriden.Sie haben es geschafft, dass Orchideen Einzug inheimische Bau- und Supermärkte gefunden habenund dadurch auch in viele Wohnzimmer. War eineOrchidee noch vor zehn Jahren etwas Besonderes,Exotisches, so sind sie heute beinahe so massen-tauglich wie Usambaraveilchen und Pelargonien.Grund genug, dass viele Orchideenfreunde beimAnblick von Hybriden die Nase rümpfen. Die ech-ten Arten seien doch das einzig Wahre und dieHybriden nur Wegwerfware für die Masse.

Doch Hybriden sind gerade bei Orchideen etwasBesonderes. Wie bei allen Pflanzen bezeichnet manals Hybride die Kreuzung einer Art mit einer ande-ren. Dabei entsteht normalerweise eine völlig neueArt, die in der Natur nicht vorkommen würde. BeiOrchideen ist das anders. Nachdem sie in derEvolutionsgeschichte recht jung sind, haben sich dieeinzelnen Arten noch nicht so weit voneinanderweg entwickelt wie bei anderen Pflanzen. Selbst inder Natur kommen Hybriden vor. Und wäre dasnicht schon auffällig genug – selbst zwischen zwei

Pflanzen verschiedener Gattungen findet manmanchmal Bastarde. Man kann das ungefähr sovergleichen: Rosenhybriden sind Kreuzungen zwi-schen verschiedenen Rosenarten. Bei Orchideenkommt es vor, dass sich eine Rose mit einemApfelbaum kreuzt, also über die Grenze derGattung hinaus.

Die leichte Kreuzbarkeit der Orchideen führte inder Geschichte bald nach den ersten erfolgreich kul-tivierten Pflanzen in Europa auch zu den erstenmenschengemachten Hybriden. 1856 erblühte dieerste künstliche Primärhybride Calanthe Veitchii,eine Kreuzung aus C. vestita und C. rosea. Seitdamals entstanden unzählige Kreuzungen.

Doch wozu kreuzt man eigentlich zwei verschie-dene Orchideen? Der wichtigste Grund ist sicherdie Optik. Man versucht Pflanzen zu erschaffen, diegrößere, buntere und länger haltbare Blüten tragen.Man versucht der Mode zu entsprechen und denGeschmack des Massenpublikums zu treffen. Andieser Stelle ist die Kritik der Hybridengegnermanchmal verständlich, die meinen, dass diese bun-

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Zusammenfassung der Generalversammlung Die Generalversammlung fand am 14.April 2007 um 14 Uhr 30 im RestaurantFromwald in Bad Fischau Brunn statt.Nach der Begrüßung durch denPräsidenten Kurt Opitz und einem kurzenBericht über die Auflösung des Lokals inder Rabengasse sowie die Übersiedelungder Bücher nach Schönbrunn berichtetedie Kassierin Erika Tabojer über dasFinanzjahr 2006. Die Rechnungsprüferstellten nach sorgfältiger Überprüfungaller Belege den Antrag auf Entlastungdes Vorstands. Dieser Antrag wurde ein-stimmig angenommen.

Der Präsident bedankte sich bei derKassierin und den Rechnungsprüfern fürihre Tätigkeit. Der Antrag auf Beibe-haltung des Mitgliedsbeitrages 2008

wurde ebenfalls einstimmig angenommen.Die Obmänner der Zweigvereine berichte-ten über ihre Tätigkeiten 2006. Die näch-ste Generalversammlung findet am 19.April 2008 um 14 Uhr 30 im GasthofBacher in Villach statt.

Dem Schenkungsvertrag/Bücher wird inder vorgelegten Version nicht zugestimmt.

Dem Redaktionsteam und derBetreuerin der Homepage wurde für ihresehr gute Arbeit herzlich gedankt. FrauKerschbaum sucht einen Nachfolger fürdie Betreuung der Homepage.

Der Präsident bedankte sich bei allenAnwesenden und schloss dieGeneralversammlung.

Der Vorstand

ten, schrillen Blüten mit der Eleganz einerNaturform nicht mithalten können. Doch dieSchönheit liegt auch hier im Auge des Betrachters.

Der viel wichtigere Punkt bei der Hybridisierungist die Tatsache, dass üblicherweise die Kreuzungaus zwei Arten viel einfacher in der Haltung ist, alsjeder der beiden Kreuzungspartner. Das heißt, mankann Pflanzen erschaffen, die robuster und besserauf unserer Fensterbank wachsen. Und mit etwasGeschick schafft man Hybriden, die in ihrerEleganz den Naturformen nicht nachstehen. Eingutes Beispiel dafür ist Masdevallia Aquarius. Einerelativ großblütige, wärmetolerante, einfach auf derFensterbank wachsende Masdevallia. Also eineMöglichkeit für Leute, die kein Kalt-Gewächshauszur Verfügung haben, sich auch an Pflanzen derschönen Gattung zu erfreuen. Oder als weiteresBeispiel: Ascofinetia Cherry Blossom (Neofineta fal-cata x Ascocentrum ampullaceum), eine intergeneri-sche Kreuzung, die viel einfacher zu halten ist, alsihre Eltern, letzteren im Aussehen aber um nichtsnachsteht.

Und zum Argument, dass alle HybridenMassenware seien: Manche Kreuzungen sind so sel-ten, dass man keine Chance hat, sie je in die Fingerzu bekommen. Je weiter verwandt nämlich zweiGattungen sind, desto unwahrscheinlicher auch,dass eine Kreuzung gelingt. Manchmal führten daunzählige Versuche zufällig zu einer blühfähigen

Pflanze, die die einzige ihrer Art blieb – bzw. ihrerKreuzung – und nie wieder reproduziert werdenkonnte (zum Beispiel Hybriden aus Vanda undAngraecum).Hybride ist eben nicht Hybride. und ob und vorallem welche auf unsere Fensterbank dürfen, dasmuss jeder selbst für sich entscheiden.m

GGaattttuunngg:: Die Gattung (Genus) ist eine hierarchi-sche Stufe der biologischen Systematik und enthälteine oder mehrere Arten. Ein Beispiel einer Gattungist Cattleya. Alle Arten innerhalb einer Gattunghaben immer einen zweiteiligen Namen, der nebender Gattungsbezeichnung noch den Artnamen ent-hält. Cattleya maxima ist eine Art in der GattungCattleya. PPrriimmäärrhhyybbrriiddee:: eine Kreuzung zwischen zweiNaturformen. Der Hybridennamen wird nach demGattungsnamen groß geschrieben (C.Peckhaviensis).NNaattuurrhhyybbrriiddee:: eine in der Natur vorkommendeKreuzung. Man schreibt ein „x“ vor dem Artnamen(z. B.:. Cattleya x venosa)IInntteerrggeenneerriisscchhee HHyybbrriiddee: eine Kreuzung von zweiArten verschiedener Gattungen. Kreuzt man eineweitere Gattung ein, erhält man eine MMuullttiihhyybbrriiddeewie zum Beispiel die weit verbreiteten Kreuzungenaus der Cattleya- oder Odontoglossum-Verwandtschaft (z. B.: Sophrolaeliocattleya).