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Un erneh ensf hrun 24 BM /2010 Innov tionen im H ndwerk Methoden, Techniken, Beis iele Kre tiv zu neuen e ch ft i een In Zeiten zunehmend schnellerer Veränderungen sind Innov tionen wichtige Vor ussetzungen zum Ü erle en im M rkt. D s gilt für die gro en Konzerne e enso wie für mittelständische H ndwerks etrie e. Der folgende rtikel soll Sie ermutigen, ) neue eschäftsideen metho- disch zu l nen und ) durch einf che Kre tivmethoden zu generieren. Die d rgestellten Beis iele sind m eruflichen llt g des Holzh nd- werks ngelehnt, die Kre tivmethoden können er uch in der Berufsschule oder im ersönlichen llt g nwendung finden. evor es n die eschreibung eines Innov tionsprozesses geht, stellt sich zuerst ein l die Fr ge: W s ist eine Innov tion eigentlich? Leider nicht lles, uf de in der Werbung „neu“ oder „innov tiv“ steht. Die Dienstleistung eines H ndwerk- betriebes ist nur d nn wirklich inno- v tiv, wenn · sie de Kunden einen w hr- neh b ren Nutzen bringt (z. . ein er tungs-Service uch S s- t g bend), · sie wirklich neu ist (zu indest i für Sie relev nten M rkt oder der Region/St dt), · sie erfolgreich ist (d. h. nicht nur vi- sionär ist, sondern uch n ch- gefr gt und bez hlt wird). Doch wie entstehen Innov tionen? Wie können Sie rel tiv einf ch und wirkungsvoll neue Ideen generie- ren? N türlich benötigen Sie d zu Menschen it guten Einfällen, ber d s lleine reicht eist nicht. Wir e pfehlen Ihnen, ein einf ches In- nov tionskonzept zu erstellen und uf pr xisn he, bewährte Kre tivi- täts ethoden zurückzugreifen. D s Innov ionskonze Abgeleitet us de Innov tions- prozess, wie er sich z. . bei osch Power Tools bei der Entwicklung neuer Produkte bestens bewährt h t, h ben wir ein vereinf chtes Konzept entwickelt. D für gibt es sieben kleine Schritte, die qu si ls Checkliste dienen, d it Ihre Ide- enfindung öglichst erfolgreich verläuft (siehe Gr fik 1): 1. Meine Vision, eine Zielsetzung Der Au or Dipl.oec. Armin Czeppel ist Innovationsmanager bei Bosch Power Tools ©iStockphoto.com/Nikada (W s suche ich, wo will ich hin?) 2. Klärung der R h enbedingun- gen ( it welchen Mitteln, it we ?) 3. M rkt/Zielgruppeninfor tion (W s uss ich wissen?) 4. Kre tive Ideenfindung (Wie finde ich viele neue Ideen?) 5. Filterung/ ewertung (Welche Ide- en sind erfolgreich u setzb r?) . D rstellung/Visu lisierung/Ent- wurf (Wie sieht die beste Idee kon- kret us?) 7. estätigung und U setzungs- pl n (W s cht wer bis w nn?) Die Einzelschri e in der r xis 1. Vision/Zielsetzung evor Sie sich in die Kre tivität stürzen, ist es nötig, sich kl r zu chen, in wel- che Richtung es gehen soll. Wollen Sie einen neuen Slog n kreieren? Suchen Sie n ch Ideen für einen Kundent g? Wollen Sie Ihr Pro- duktsorti ent erweitern oder die Abschlussfete der erufsschulkl sse org nisieren? Ohne kl re eschrei- bung des Ziels sollte n nicht in die nächsten Schritte investieren.

Kreativ zu neuen Geschäftsideen - neue-ideen-finden.deneue-ideen-finden.de/files/final_BM_008_2010.pdf6-3-5 Methode Empfohlen Gruppe 30 min. analytisch / kreativ Morphologischer Kasten

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Page 1: Kreativ zu neuen Geschäftsideen - neue-ideen-finden.deneue-ideen-finden.de/files/final_BM_008_2010.pdf6-3-5 Methode Empfohlen Gruppe 30 min. analytisch / kreativ Morphologischer Kasten

Unternehmensführung

24 BM 8/2010

Innovationen im Handwerk: Methoden, Techniken, Beispiele

Kreativ zu neuen GeschäftsideenIn Zeiten zunehmend schnellerer Veränderungen sind Innovationen wichtige Voraussetzungen zum Überleben im Markt. Das gilt für die großen Konzerne ebenso wie für mittelständische Handwerksbetriebe. Der folgende Artikel soll Sie ermutigen, a) neue Geschäftsideen metho-disch zu planen und b) durch einfache Kreativmethoden zu generieren. Die dargestellten Beispiele sind am beruflichen Alltag des Holzhand-werks angelehnt, die Kreativmethoden können aber auch in der Berufsschule oder im persönlichen Alltag Anwendung finden.

Bevor es an die Beschreibung eines Innovationsprozesses geht, stellt sich zuerst einmal die Frage: Was ist eine Innovation eigentlich? Leider nicht alles, auf dem in der Werbung „neu“ oder „innovativ“ steht. Die Dienstleistung eines Handwerk-betriebes ist nur dann wirklich inno-vativ, wenn

· sie dem Kunden einen wahr-nehmbaren Nutzen bringt (z. B. ein Beratungs-Service auch am Sams-tagabend),

· sie wirklich neu ist (zumindest im für Sie relevanten Markt oder der Region/Stadt),

· sie erfolgreich ist (d. h. nicht nur vi-sionär ist, sondern auch nach-gefragt und bezahlt wird). Doch wie entstehen Innovationen? Wie können Sie relativ einfach und wirkungsvoll neue Ideen generie-ren? Natürlich benötigen Sie dazu Menschen mit guten Einfällen, aber das alleine reicht meist nicht. Wir empfehlen Ihnen, ein einfaches In-novationskonzept zu erstellen und

auf praxisnahe, bewährte Kreativi-tätsmethoden zurückzugreifen.

Das Innovationskonzept Abgeleitet aus dem Innovations-prozess, wie er sich z. B. bei Bosch Power Tools bei der Entwicklung neuer Produkte bestens bewährt hat, haben wir ein vereinfachtes Konzept entwickelt. Dafür gibt es sieben kleine Schritte, die quasi als Checkliste dienen, damit Ihre Ide-enfindung möglichst erfolgreich verläuft (siehe Grafik 1): 1. Meine Vision, meine Zielsetzung

Der Autor Dipl.oec. Armin Czeppel ist Innovationsmanager bei Bosch Power Tools

©iStockphoto.com/Nikada

(Was suche ich, wo will ich hin?) 2. Klärung der Rahmenbedingun-gen (mit welchen Mitteln, mit wem?) 3. Markt/Zielgruppeninformation (Was muss ich wissen?) 4. Kreative Ideenfindung (Wie finde ich viele neue Ideen?) 5. Filterung/Bewertung (Welche Ide-en sind erfolgreich umsetzbar?) 6. Darstellung/Visualisierung/Ent-wurf (Wie sieht die beste Idee kon-kret aus?) 7. Bestätigung und Umsetzungs-plan (Was macht wer bis wann?)

Die Einzelschritte in der Praxis

1. Vision/Zielsetzung: Bevor Sie sich in die Kreativität stürzen, ist es nötig, sich klar zu machen, in wel-che Richtung es gehen soll. Wollen Sie einen neuen Slogan kreieren? Suchen Sie nach Ideen für einen Kundentag? Wollen Sie Ihr Pro-duktsortiment erweitern oder die Abschlussfete der Berufsschulklasse organisieren? Ohne klare Beschrei-bung des Ziels sollte man nicht in die nächsten Schritte investieren.

Page 2: Kreativ zu neuen Geschäftsideen - neue-ideen-finden.deneue-ideen-finden.de/files/final_BM_008_2010.pdf6-3-5 Methode Empfohlen Gruppe 30 min. analytisch / kreativ Morphologischer Kasten

Grafik 3: Bei der Assozia-tionsmethode nutzt man die Inspiration durch zu-fällig ausgewählte Bilder

8/2010 BM 25

Mögliche Visionen könnten sein: „Ich will meine Marktposition in der Region verbessern, indem ich innerhalb der nächsten sechs Mo-nate neuartige Serviceleistungen anbiete, die meine Kunden begeis-tern“ oder „Ich suche einen neuen Slogan für meine Kommunikation (Fahrzeugbeschriftung, Briefpapier, Flyer, Internet …), der meine Kun-den von unserer Angebotsvielfalt überzeugt.“ 2. Rahmenbedingungen: Als nächsten Schritt sollten Sie die or-ganisatorischen, finanziellen und personellen Rahmenbedingungen festlegen:

· Wen muss ich informieren, wen kann ich mit einbeziehen, wer hat gute Ideen?

· Welches Budget habe ich zur Ver-fügung?

· Was ist der Zeitrahmen?

· Haben wir genügend Kapazität (zur Ideenfindung und Umsetzung)?

· Gibt es (steuer-) rechtliche Dinge zu beachten? Auch in der Industrie scheitert die Umsetzung mancher Innovations-projekte trotz kreativer Ideen, weil im Vorfeld nicht genügend Ressour-cen für die Verfolgung und Umset-zung eingeplant wurden. Deswe-gen sollten Sie erst die Realität ab-wägen, bevor kreative Begeisterung aufkommt und anschließend vom Frust eingeholt wird, weil gute An-sätze nicht umgesetzt werden. 3. Marktinformationen: Der letzte Schritt, bevor es kreativer wird, ist die Ermittlung der nötigen Informa-tionen über Wettbewerber, Kun-den, neue Trends etc. (Anmerkung: Nach der Kreativphase sind eventu-ell weitere Infos nötig, speziell wenn sich die Ideen in eine andere Rich-tung entwickeln als geplant.) Angenommen Sie suchen eine inno-vative Produktidee zur Erweiterung Ihres Programms an Eckbänken, dann sollten Sie wissen:

· Wer bietet in meinem Verkaufsge-biet vergleichbares an?

· Wie viele Haushalte gibt es in der Region, welcher Prozentsatz davon könnte an meinem Angebot interes-siert sein?

· Was sind die relevanten Kunden- und Materialtrends im Eckbank-Segment?

· Welche Arten von Eckbänken er-lauben derzeit einen attraktiven Marktpreis? Usw. Woerhalte ich diese Informationen?

· über Fachzeitschriften

· im Internet

· bei Handwerkskammern, Ver-bänden

· durch persönliche Befragungen von Kunden

· durch persönliche Beobachtun-gen im Markt

· über Marktforschungsagenturen (bei geplanten Großinvestitionen). 4. Ideengenerierung (das „ei-gentlich Kreative“): Jeder Mensch ist irgendwie kreativ (von lat.: creare – etwas Neues erschaf-fen). Dem einen fallen die besten Ideen unter der Dusche ein, dem anderen beim Autofahren, meist zufällig, wenn die Gedanken aus dem Alltagsmuster ausschweifen können. Dieser Gedankenprozess kann aber auch gezielt angeregt werden durch bestimmte Kreativ-methoden. Diese können entweder mehr systematisch-analytisch oder eher kreativ-intuitiv sein. Aber im-mer geht es darum, aus dem einge-fahrenen Denkschema auszubre-chen und eine Vielzahl neuer Ideen zu generieren, ohne sie im ersten Moment zu bewerten oder gar zu kritisieren.

Die Kreativitätsmethoden Die folgenden Kreativitätsmetho-den können Ihnen dabei helfen:

Brainstorming: Flexibel und einfach Das Brainstorming ist der Klassiker unter den Kreativmethoden und einfach umzusetzen. Es erfordert aber ein Mindestmaß an Disziplin (siehe Regeln Grafik 2). Die ideale Teilnehmerzahl liegt zwischen 6 und 14 Personen, idealerweise mit unterschiedlichem Fachwissen und hoher Motivation. Typische Fra-gestellungen könnten sein: „Sammeln wir möglichst viele Ide-en, welche Attraktionen wir bei ei-nem Tag der offenen Tür für unsere Kunden bieten können.“ „ Wir planen eine Exkursion an der Berufsschule, welche Ziele und Ak-tivitäten wären möglich?“Anschließend sollten alle Ideen zu-sammengefasst und protokolliert werden. Kleine Zeichnungen erleich-tern das Verständnis der Idee enorm.

Assoziationsmethode: Spannend und überraschendBei der Assoziationsmethode nutzt man die Inspiration durch zufällig ausgewählte Bilder, die auf den ers-ten Blick absolut nichts mit der ei-gentlichen Fragestellung zu tun ha-ben. Die Aufgabe besteht aus zwei Schritten: 1. Überlegen Sie, welche besonde-re Eigenschaften diese Person/die-ser Gegenstand hat.

Grafik 1: Dieser allgemeine Prozess zeigt die einzelnen Schritte des Weges zu einer innovativen Idee. Er gilt für alle Menschen, die auf der Suche nach einer neuen Idee sind – egal ob in Beruf oder Freizeit

Grafik 2: Das Brainstorming ist der Klassiker unter den Kreativmethoden. Es erfordert aber ein Mindestmaß an Disziplin und die Einhaltung von Regeln

Typische Fragestellungen in einem Brainstorming: „Sammeln wir möglichst viele Ideen, welche Attraktionen wir bei einem Tag der offenen Tür für unsere Kunden bieten können“

Page 3: Kreativ zu neuen Geschäftsideen - neue-ideen-finden.deneue-ideen-finden.de/files/final_BM_008_2010.pdf6-3-5 Methode Empfohlen Gruppe 30 min. analytisch / kreativ Morphologischer Kasten

Unternehmensführung

26 BM 8/2010

Mind Mapping: Gut für Einzelarbeit

Das Mind Map gehört zu den weni-gen Methoden, die auch für Einzel-personen geeignet ist. Sie hilft, den Gedankengang zu strukturieren, in dem man von der Fragestellung ausgehend Unterthemen (Ideen) und Teilthemen entwickelt (analog: Äste und Zweige). Mögliche Fragestellungen: „Wenn ich innovative Betten an-bieten will, welche grundsätzlichen Möglichkeiten habe ich (siehe Bild unten)? „Ich möchte überlegen, welche Ex-pansionsmöglichkeiten für mein Geschäft möglich wären.“ (In die-sem Fall wäre der Mittelpunkt „Ex-pansionsmöglichkeiten“ und die ersten Äste könnten z. B. Services, neue Kundengruppen, neue Regio-nen, neue Produkte … heißen, von denen die weiteren Zweige aus-gehen (Grafik 5).

6–3–5 Methode: Leicht durchführbar

Die 6–3–5–Methode ist ein eher stilles Verfahren, das sich speziell zur Ermittlung von konkreten Ide-en, Slogans, Themen usw. eignet (siehe Grafik 6). Der Vorbereitungs-aufwand ist gering, die Zeit leicht kalkulierbar. Natürlich kann man die Zahlen auch variieren (z.B. 4 Personen mit je 5 Ideen in je 3 Mi-nuten, also 4–5–3). Mögliche Fra-gestellung: „Wir suchen für unsere Firma einen neuen Slogan, damit unser erwei-tertes Produktangebot besser kom-muniziert werden kann“ (siehe Grafik 7).

Der morphologische Kasten: Für Systematiker Diese Methode basiert auf einem streng analytischen Verfahren, bei dem Sie die Fragestellung bzw. das Problem zuerst in die Einzelkom-ponenten zerlegen müssen und

Grafik 5: Das Mind Map hilft, den Gedankengang zu strukturieren, in dem man von der Fragestellung ausgehend Unterthemen und Teilthemen entwickelt

Mögliche Fragestellungen für ein Mind Map: „Wenn ich innovative Betten anbieten will, welche grundsätzlichen Möglichkeiten habe ich?“

Grafik 4: Bei der Identifikationsmethode geht es um eine bestimmte Rolle, mit der sich die Teilnehmer für eine gewisse Zeit identifizieren sollen

Kreativitätsmethoden Moderator Einzel / Gruppe Zeit analytisch/kreativ

Brainstorming empfohlen Gruppe 60–90 min. kreativ

Assoziationsmethode Ja Gruppe 10–20 min. je Bild

kreativ

Identifikationsmethode Ja Gruppe 15–60 min. je Rolle

kreativ

Mind Mapping Nein Einzel / Gruppe 30–90 min. analytisch / kreativ

6-3-5 Methode Empfohlen Gruppe 30 min. analytisch / kreativ

Morphologischer Kasten Nein Einzel / Gruppe 30–60 min. analytisch

Anmerkung

Flexibel und einfach, anschl. Strukturierung nötig Spannend und über-raschend, Übertragung der Ideen nötig Spannend und über-raschend, Übertragung der Ideen nötig Gut für Einzelarbeit, kann unterbrochen werden Leicht durchführbar aber weniger Team-Gefühl Für Teilnehmer, die lieber systematisch vorgehen

BMGRAFIK

Zusammenfassung der Methoden2. Wie kann man diese Eigenschaf-ten auf unsere Fragestellung über-tragen? Sie werden sehen, dass der Ver-gleich überraschende Ergebnisse bringen kann. Mögliche Fragestel-lungen wären: „Wir wollen unsere Ladentheke neu und ansprechender gestalten.“ „Ich suche eine innovative Form-gebung für mein Meisterstück, wie kann ich Anreize dazu bekommen?“ (Grafik 3: Der erste Begriff je Bild ist eine mögliche spontane Assoziati-on, der zweite eine denkbare Ablei-tung einer Idee für das Meister-stück)

Identifikationsmethode: Kreativ und amüsant Auch bei der Identifikationsmethode können Bilder helfen, um sich aus den normalen Denkmustern zu be-freien. Allerdings geht es hier um ei-ne bestimmte Rolle, mit der sich die Teilnehmer für eine gewisse Zeit identifizieren sollen. Beispielsweise kann man aus seinen eigenen Kun-dengruppen eine auswählen (Senio-ren, gehbehinderte Menschen, Kin-der …) und sich in deren Wünsche und Ansprüche hinein denken (siehe Grafik 4). Man kann aber auch hier mutiger sein und sich mit weniger

realen Zielgruppen identifizieren (Feuerwehr, Rockergruppe, Bettler …), braucht dann aber anschließend mehr gedankliche Transferleistung, um zum Ursprungsthema zurück zu kommen. Mögliche Fragestellungen: „Wir su-chen neue Serviceleistungen für unsere Kunden, damit wir uns von den Möbelhäusern abheben kön-nen.“ „Wir wollen individuelle Stockbet-ten für Kinder bauen, worauf kommt es dabei an?“

Page 4: Kreativ zu neuen Geschäftsideen - neue-ideen-finden.deneue-ideen-finden.de/files/final_BM_008_2010.pdf6-3-5 Methode Empfohlen Gruppe 30 min. analytisch / kreativ Morphologischer Kasten

Grafik 8: Fragestellung: „Wir wollen einen variablen Tisch für verschiedene Ziel-gruppen und Anwendungen entwickeln, welche Materialien und Formen können wir dabei einsetzen?“

Grafik 9: Die gefundenen Ideen müssen bewertet und gefiltert werden, da nicht alle weiterverfolgt werden können

Grafik 6: Die 6–3–5–Methode ist ein eher stilles Verfahren, das sich speziell zur Ermittlung von konkreten Ideen, Slogans, Themen usw. eignet

Grafik 7: Drei Spalten sind in fünf Minuten auszufüllen: „Wir suchen einen neu-en Slogan, damit unser erweitertes Produktangebot besser kommuniziert wird“

8/2010 BM 27

dann alle möglichen Ausprägun-gen dieser Komponenten aufzeich-nen. Durch die Verbindung sinnvol-ler Kombinationen kann man dann eine neue Lösung finden. Mögliche Fragestellungen: „Wir wollen einen variablen Tisch für verschiedene Zielgruppen und Anwendungen entwickeln, welche Materialien und Formen können wir dabei einsetzen?“ (Grafik 8)

In vielen Varianten: 100 weitere KreativmethodenNatürlich gibt es über hundert wei-tere Kreativmethoden, teils in leich-ten Varianten, aber diese aus-gewählten sind kurz und effektiv, vom Aufwand überschaubar und können auch von weniger erfahre-nen Personen umgesetzt bzw. mo-deriert werden. Sollten Sie jedoch einen kompletten Innovations-workshop planen, d. h. mehrere Personen für 1 bis 2 Tage zusam-men ziehen, um mithilfe mehrerer Methoden eine optimale Ausbeute an Ideen zu erzielen, ist ein externer Moderator dringend zu em- pfehlen.

Bewertung und Filterung: Mehr Qualität als Quantität Je nach Methode, Zeitdauer und Teilnehmerzahl sollten Sie als Ergeb-nis eine große Zahl an Ideen vorlie-gen haben (90 Minuten Brainstor-ming können durchaus 100 Ideen bringen,) sei es auf Metaplankarten oder in einer Excel-Tabelle. Nun gilt es, eine rasche Erstbewertung durchzuführen, alleine oder in ei-nem kleinen Team, das die Proble-matik kennt. Das Ganze sollte sehr rasch nach der Kreativphase gesche-hen, damit die Erinnerungen noch frisch sind. Ziel ist eine deutliche Re-duktion der Quantität und das Kon-zentrieren auf Qualität. Das kann bei kleiner Ideenzahl durch reine Diskussion geschehen, sollte aber ansonsten besser an-hand einer Bewertungstabelle vor-genommen werden. Listen Sie alle Ideen in der Vertikalen auf, definie-ren 3 bis 5 für Sie persönlich wichti-ge Kriterien, wie z. B. Kosten, Er-trag, Alleinstellung im Markt, Zeit-dauer, Akzeptanz beim Kunden usw. und bewerten dann jede Idee mit Schulnoten oder 1–3 Punkten (siehe Grafik 9). Die Vorgehenswei-se hilft Ihnen, reine Bauchentschei-dungen zu objektivieren und vor al-lem wichtige Kriterien nicht zu ver-gessen (manche Idee mag fantas-tisch klingen, scheidet aber durch das Kostenkriterium aus).

Am Ende sollten 1 bis max. 3 Ideen übrig bleiben (zu mehr haben Sie si-cher keine Kapazität), die eine Chance haben, realisiert zu werden. Alle anderen gehören nicht in den Papierkorb, sondern in eine Wieder-vorlage, so dass sie nach einem Jahr nochmals angeschaut und ggf. neu bewertet werden können.

Visualisierung: Begeistern Sie sich und andere Nicht jeder ist ein talentierter Zeich-ner, aber die Beurteilung und Ak-zeptanz jeder Idee erhöht sich, wenn sie in irgendeiner Form op-tisch dargestellt wird. Ob Sie den Entwurf für neue Stockbetten aus anderen Bildern ausschneiden, die Stationen für den Tag der offenen Tür skizzieren, eigene CADs erstel-len oder einen Grafiker bitten, ei-nen ersten Entwurf für das Logo zu erstellen: Es wird Ihnen leichter fal-len, sich und andere für die Umset-zung der Idee zu begeistern oder sie doch noch zu verbessern.

Die Umsetzung: Jetzt geht es richtig losJetzt kommt der abschließende aber wichtigste Punkt: Sie selbst oder das entsprechende Gremium entscheiden nach Beurteilung aller Fakten, ob eine der Ideen umge-setzt wird (oder nochmals weitere gesucht werden) und wenn ja, wel-che. Gleich darauf ist es wichtig festzulegen,

· wer mit wem

· bis wann

· mit welchen Mitteln (Zeit, Geld, Personal, Kompetenz) die Idee umgesetzt wird. Sollte es sich um ein größeres Pro-jekt handeln, z. B. eine Neuausrich-tung der Produktion, ist die Einrich-tung eines Projektteams inklusive Projektleiter und Lenkungsaus-schuss ratsam. So könnten z. B. vier Mitarbeiter zu je 20 Prozent für die-se Aufgabe frei gestellt sein, einer davon als Projektleiter, der der Ge-schäftsleitung wöchentlich über den Projektfortschritt berichtet und bedeutende Entscheidungen ab-stimmt. Wie Sie sehen, kann es einfach sein und Spaß machen, kreative Ideen zu sammeln. Aber ohne die nöti-gen Vorbereitungen und Nach-arbeiten kommt nichts Zählbares dabei heraus. Nur wenn Systematik und Gedankenfreiheit gut kom-biniert werden, haben Sie eine reel-le Chance auf innovative Weiter-entwicklung Ihres Geschäftes. Pro-bieren Sie es einfach aus! K