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Input zu "Wessen Krise? Welche Krise eigentlich?" von Mag. Mario Becksteiner (institut für Politikwissenschaft der Universität Wien), GPA-djp-Seminar für BetriebsrätInnen
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Krisenhafte Entwicklungund
Erklärungsmodelle „der Krise“
Mag. Mario Becksteiner Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien
Seminar „Wessen Krise? Welche Krise eigentlich?“21. und 22. Februar 2011, Altlengbach
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Vom Fordismus zum finanzdominierten Akkumulationsregime
• Tiefgreifende Krise des fordistisch-industriellen Entwicklungsmodells
• 1960er und 1970er: Profitkrise des Kapitals• Abwanderung des Kapitals in zunehmend globalisierten
Finanzmarkt• Finanzkapital sucht nach profitablen Anlagemöglichkeiten• Globaler Standortwettbewerb• Transformation des Wohlfahrtsstaates in einen
Wettbewerbsstaat• Trend zu kurzfristigen Akkumulationsstrategien
= Share Holder Value• Schwächung der Gewerkschaften• Instabilität nimmt zu
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Erklärungsmodelle der heutigen Krise I
Kapitalakkumulation
„Eine ökonomische Krise ist durch einen Einbruch der Kapitalakkumulation gekennzeichnet. Die Kapitalakkumulation hängt von realisierten und von den für die Zukunft erwarteten Profiten ab.“ (Sablowski 2011)
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Erklärungsmodelle der heutigen Krise II
1. „Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate“
2. „Profit – Squeeze – Theory“(Theorie der Vollbeschäftigungsklemme)
3. Unterkonsumptions-, Überproduktions- und Disproportionalitätskrise
Überakkumulation
Drei Krisentheorien:
Finanzmärkte und Kreditsysteme sind nur Folgeerscheinungen der drei Theorien.
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Überakkumulationskrise
• Löhne steigen langsamer als Arbeitsproduktivität
• In den kapitalistischen Zentren sinkt die Lohnquote seit den 1970er Jahren
• Überproduktion bei tendenziell sinkender Kaufkraft
• Die Kaufkraft wurde durch private Verschuldung der globalen „Konsumländer“ aufrechterhalten
• Verschuldung der unteren Klassen insgesamt: 15 Billionen Dollar (Quelle: Roth 2010)
Verschuldung der privaten Haushalte in % ihres verfügbaren Einkommens:
1995 2000 2005
USA 93 107 135
EU 91 113 139
Japan 113 136 132
(Quelle: Stockhammer 2007)
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Globale Umverteilung in Richtung Finanzvermögen
• Umverteilung führt zu Dominanz des Finanzkapitals
• Zusehende Verschuldung führt zu doppelter Ausbeutung der Lohnabhängigen(Standortwettbewerb + Verschuldung)
Globales Sozialprodukt und Finanzvermögen 1980 – 2008 in Billionen US Dollar:
(Quelle: Quelle: 1980 = McKinsey Global Institute 2008; 1980 – 2008 = McKinsey Global Institute 2009)
1980 1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Finanz-vermögen 12 48 112 114 113 126 139 155 174 194 178
Sozial-produkt 10 21 37 39 40 42 46 49 52 57 61
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Konsumrückgang und sinkende Investitionsraten I
Investitionen in % des Betriebsüberschusses
(Quelle: Stockhammer 2007)
1970er 1980er 1990er 2000er
USA 46 44 39 39
Japan 58 59 61 56
Deutschland 52 48 42 35
Frankreich 46 46 42 43
Groß Britannien 46 46 42 43
Italien 41 36 31 33
• Konsumrückgang wurde nur unzureichend durch Investitionen kompensiert
• Kapital verweilte in Finanssphäre (Umstrukturierungen und Fusionen)
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Konsumrückgang und sinkende Investitionsraten II
• Teilweise Kompensation durch gesteigerte Investitionstätigkeit in „Emerging Markets“ (China, Indien, Brasilien etc.)
• Starke globale Vernetzung und Abhängigkeit von Export und offenen Märkten
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Zusammenfassung der Krisenursachen
• Umverteilung von unten nach oben
• Überakkumulation von Kapital
• Spekulative Blasen (New Economy, Immobilienkrise) sind Ausdruck der tiefer liegenden systemischen Risiken und strukturellen Probleme
• Größere Instabilität des Systems durch spekulative Elemente
• Verstärkte Krisendynamik (Peso-Krise, Asienkrise, Russlandkrise, Argentinienkrise, …)
Es gibt vieles,
für das es sich lohnt,
organisiert zu sein.