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Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Ergebnisbericht einer Online Befragung
Prof. Dr. Ludwig Voußem, Prof. Dr. Carina Braun, Prof. Dr. Susanne Nonnast
Mai 2020
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise S. 2
Zielsetzung der Studie
▪ Während die Meinungsforschung zu verschiedenen Aspekten der Corona-Krise floriert, fehlt es an
detaillierten Erkenntnissen, welche Implikationen die Krise für das Personalmanagement
einzelner Organisationen hat.
▪ Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden deshalb Personalmanager*innen ebenso wie Füh-
rungskräfte und Geschäftsleitungen nach den personalbezogenen Herausforderungen und Maß-
nahmen in den Unternehmen befragt. Die Positionierung der Teilnehmer*innen in verantwortungs-
vollen Positionen garantieren einen guten Überblick über ihre Organisationen und valide Aussagen.
▪ Die vorgestellten Ergebnisse basieren auf einer Online-Befragung, die im Zeitraum zwischen dem
06.04.2020 und dem 03.05.2020 durchgeführt wurde.
▪ Weil sich die Maßnahmen des Personalmanagements in Abhängigkeit von Unternehmensgröße,
Krisenbetroffenheit und Systemrelevanz eines Unternehmens unterscheiden, werden an verschie-
denen Stellen die Ergebnisse nach diesen Kontextmerkmalen differenziert und ergänzend
ausgewiesen. Die Ergebnisse bieten einen Überblick über aktuelle Herausforderungen, umgesetzte
und geplante Maßnahmen sowie die selbstberichtete Fähigkeit der Unternehmen, die aktuellen
Herausforderungen zu meistern.
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise S. 3
Management Summary
▪ Als stärkste Krisenauswirkungen werden insgesamt unternehmensinterne Auswirkungen
genannt. Insbesondere Einschränkungen in den Produktions- und Arbeitsprozessen sowie eine
reduzierte Nachfrage nach den eigenen Produkten treffen eine Mehrheit der Unternehmen.
▪ Die Krise trifft einzelne Unternehmen dabei auf sehr unterschiedliche Art: Beispielsweise
stellen veränderte externe Rahmenbedingungen, wie Einschränkungen bei den Lieferketten oder
Beschränkungen durch Grenzschließungen, vor allem große Unternehmen vor Herausforderungen.
▪ Die Systemrelevanz von Unternehmen hat Einfluss auf die Personalagenda, also die Priorisierung
von personalbezogenen Zielen: Nicht systemrelevante Unternehmen priorisieren die Reduktion
von Personalkosten und -kapazität deutlich höher. Dagegen priorisieren systemrelevante Unterneh-
men die Aufrechterhaltung der Mitarbeitermoral höher.
▪ Unternehmen betreiben ein sehr professionelles Personalmanagement und versuchen zunächst
mit „weichen“ Maßnahmen, die Krise zu bewältigen. 70% der befragten Unternehmen lassen
Überstunden abbauen, 63% der Unternehmen treffen Regelungen zum Abbau von Erholungsurlaub.
▪ Der Personalbereich ist in 39% der befragten Unternehmen eine treibende Kraft bzw. verantwort-
lich für die grundlegende Krisenstrategie. Gleichzeitig steigt in der Mehrheit der befragten Unter-
nehmen auch die Arbeitsbelastung in der Personalabteilung.
▪ Die Mehrheit der Unternehmen (63%) hat verschiedene Ansätze ergriffen, um Arbeitsabläufe
anzupassen: Neben der Umsetzung von Hygienemaßnahmen und Home-Office Regelungen
kommen häufig auch kreative Schichtmodelle zum Einsatz.
▪ Die Unterstützung für das Krisenmanagement in der Belegschaft wird aktuell als sehr groß
beschrieben. Beispielsweise beurteilen 75% der Respondenten das Vertrauen der Mitarbeiter in die
Führung eher positiv.
▪ 74% der Studienteilnehmer sehen in der Corona-Krise tendenziell auch eine Chance für die
Entwicklung der Organisationskultur.
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise S. 4
Inhalte dieses Berichts
▪ Informationen zur Position der Studienteilnehmer*innen
▪ Informationen zu den befragten Unternehmen
Studienteilnehmer
*innen
Krisenbetroffenheit
▪ Krisenbetroffenheit in unterschiedlichen Bereichen
▪ Differenzierung nach Größe und Systemrelevanz der Organisationen
Personalagenda
▪ Priorisierung unterschiedlicher personalbezogener Ziele
▪ Differenzierung nach Systemrelevanz der Organisationen
Kapazitäts-
management
▪ Maßnahmen zur Reduktion von Personalkosten und -kapazität
▪ „Eskalationspfad“ in der Umsetzung von Maßnahmen
▪ Einheitliche vs. selektive Umsetzung der Maßnahmen
Rolle des
Personalbereichs
▪ Involvierung des Personalbereichs in der Krisenbewältigung
▪ Anpassungen von Arbeitsabläufen
▪ Arbeitsbelastung in der Personalabteilung
Arbeit und Führung
in der Krise
▪ Befähigung der Organisation zur Arbeit im Home Office
▪ Reflektion der eigenen Rolle, der Mitarbeitersicht und der
organisationalen Ebene
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Studienteilnehmer*innen
S. 5
Die Studienergebnisse basieren auf einer Online-Befragung
mit 168 Teilnehmer*innen aus unterschiedlichen Branchen
Hintergrund zur Studie
▪ Die Teilnehmer*innen wurden durch
persönliche Mailings und Platzierung von
Einladungslinks auf verschiedenen
einschlägigen Internetseiten auf die Studie
aufmerksam gemacht.
▪ Die Daten wurden anonym erhoben,
ausgewertet und verarbeitet. Eine
Zuordnung der Antworten zu einzelnen
Unternehmen erfolgte zu keinem Zeitpunkt.
▪ Insgesamt beteiligten sich 168
Teilnehmer*innen an der Studie. Die den
folgenden Analysen zugrunde liegende
Teilnehmerzahl kann aufgrund fehlender
Antworten jeweils leicht davon abweichen.
Branchenverteilung
▪ Die teilnehmenden Unternehmen
repräsentieren einen breiten Querschnitt
unterschiedlicher Branchen.
▪ Vor allem Industrie / verarbeitendes
Gewerbe und Dienstleistungen (inkl.
Finanzdienstleistungen) sind in der
aktuellen Studie, wie in der deutschen
Wirtschaft allgemein, stark vertreten.
Branchenverteilung der teilnehmenden Unternehmen
Antworten in Prozent der Gesamtnennungen
Sonstiges
Industrie / Verarbeitendes Gewerbe
Dienstleistungen
(inkl. Finanzdienstleistungen)31%
Gesundheitsbranche
37%
Öffentliche Verwaltung
Handel
6%
3%
7%
16%
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Studienteilnehmer*innen
S. 6
Die teilnehmenden Unternehmen repräsentieren einen breiten
Querschnitt unterschiedlicher Größen
Größe der Unternehmen
▪ In der Befragung sind die unterschiedlich-
sten Unternehmensgrößen repräsentiert –
vom Kleinunternehmen mit unter 50
Mitarbeiter*innen bis zum Großunter-
nehmen, das mehr als 10.000 Mitarbeiter
*innen beschäftigt.
▪ Die Unternehmensgröße beeinflusst sowohl
die krisenbezogenen Herausforderungen als
auch die Ressourcen, auf die im
Personalmanagement zurückgegriffen
werden kann. Im Bericht werden die
Ergebnisse daher an verschiedener Stelle
entsprechend der Unternehmensgröße
differenziert dargestellt.
Systemrelevanz
▪ In der Corona-Krise wird eine Klassifizierung
von Unternehmen bedeutsam, die bis vor
kurzem wenig Alltagsbedeutung hatte: Die
Systemrelevanz von Unternehmen; also die
Bestimmung der Unternehmen, deren
Geschäftstätigkeit trotz oder gerade wegen
der Corona Epidemie möglichst wenig
eigenschränkt werden soll.
▪ Immerhin 22% der Respondenten arbeiten
für ein systemrelevantes Unternehmen.
Unternehmensgröße
Anzahl an Mitarbeiter*innen
Antworten in Prozent der Gesamtnennungen
16%
500 bis 1.9991 bis 49 50 bis 499
27%
2.000 bis
9.999
> 10.000
13%
24%
20%
Systemrelevanz
Ist Ihre Organisation als systemrelevant eingestuft?
Weiß nicht
4%
Teilweise
16%58%22%
NeinJa
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Studienteilnehmer*innen
S. 7
Die Mehrheit der Studienteilnehmer*innen ist in der Personal-
funktion der Unternehmen tätig
Position der Teilnehmer*innen
▪ Die Mehrheit (63%) der Respondenten gibt
an, in der Personalfunktion tätig zu sein,
häufig in verantwortlicher Position auf der
ersten bzw. zweiten Hierarchieebene.
▪ Eine zweite Teilnehmergruppe bilden
Führungspersonen, die sich nicht spezifisch
in der Personalfunktion verorten: Knapp jede
fünfte Teilnehmer*in arbeitet in einer
allgemeinen Managementposition.
Position der Studienteilnehmer*innen
Antworten in Prozent der Gesamtnennungen
Sonstiges
Geschäftsführer*in
Personalverantwortlicher() der dritten
Hierarchieebene der Personalfunktion
Führungskraft der zweiten Ebene
der Organisation
Personalleiter*in
Personalverantwortliche(r) der zweiten
Hierarchieebene der Personalfunktion
13%
6%
21%
28%
14%
18%
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Krisenbetroffenheit
S. 8
Die Krise trifft die Unternehmen in sehr unterschiedlicher
Intensität
Bereiche der Krisenbetroffenheit
▪ Ein höchst unterschiedliches Maß an
Krisenbetroffenheit in den befragten
Unternehmen zeigt sich an einer großen
Spannbreite der Antworten: Beispielsweise
berichten 29% der Befragten, eher gering
von einer reduzierten Nachfrage nach den
eigenen Produkten / Services betroffen zu
sein (Antworten von „1“ und „2“ auf der
fünfstufigen Skala). 28% der befragten
Unternehmen sind dagegen „sehr stark“
betroffen.
▪ Besonders die unternehmensinternen
Auswirkungen „reduzierte Nachfrage nach
den eigenen Produkten“ sowie
„eingeschränkte Produktions- und
Arbeitsprozesse“ werden als stärkste
Krisenauswirkungen genannt.
Zusatzanalyse: „Hohe Krisenbetroffenheit“
▪ Die Corona-Krise trifft eine Mehrheit der
Unternehmen. Eine Zusatzanalyse zeigt,
dass 79% der Befragten eine hohe
Krisenbetroffenheit (Zustimmungswerte von
„4“ oder „5“) in mindestens einem der
analysierten Bereiche berichten.
Krisenbetroffenheit
Ausmaß an Krisenbetroffenheit in unterschiedlichen Bereichen der Organisation
11%Sind Lieferanten ausgefallen oder ist die
Versorgung mit Vorprodukten eingeschränkt?
24%
Ist die Nachfrage nach Produkten
/ Services zurückgegangen?
23% 23% 9%
28%
Belasten die Grenzschließungen bzw.
Einreisebeschränkungen Ihre Arbeitsabläufe?
28%
12% 17% 22%
7% 17% 19%Sind die Produktions- und
Arbeitsprozesse eingeschränkt?34%
23%
28%
10%Ist die Liquidität / die Sicherheit
der Kapitalversorgung gefährdet?
31
Gar nicht
betroffen
28% 17%
13%
2 4 5
Sehr stark
betroffen
Externe Rahmenbedingungen
Unternehmensinterne Auswirkungen
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
1
Gar nicht betroffen
2 3 5
Sehr stark betroffen
4
Sind Lieferanten ausgefallen oder ist die
Versorgung mit Vorprodukten eingeschränkt?
3,2
2,9
Ist die Liquidität / die Sicherheit
der Kapitalversorgung gefährdet?
Belasten die Grenzschließungen bzw.
Einreisebeschränkungen Ihre Arbeitsabläufe?
2,2
Ist die Nachfrage nach Produkten
/ Services zurückgegangen?
Sind die Produktions- und
Arbeitsprozesse eingeschränkt?
2,5
2,2
2,1
2,6
3,4
3,5
3,2
3,4
3,3
3,8
2,8
2,6
+0,8
+1,2
+0,4
Krisenbetroffenheit
S. 9
Große Unternehmen sind stärker von Veränderungen in den
externen Rahmenbedingungen betroffen
Unternehmensgröße
▪ Die Veränderungen in den externen
Rahmenbedingungen („Lieferanten
ausgefallen oder Versorgung mit
Vorprodukten eingeschränkt“ und
„Belastungen aufgrund der Grenzschlie-
ßungen bzw. Einreisebeschränkungen“)
stellen vor allem große Unternehmen mit
ihren verteilten Lieferketten und ihrer
internationaler Geschäftstätigkeit vor
besondere Herausforderungen
▪ Bei den unternehmensspezifischen Faktoren
zeigt sich ein Größeneffekt lediglich an einer
Stelle: Große Unternehmen mit mehr als
5.000 Mitarbeitenden sehen sich in ihren
Produktions- und Arbeitsprozessen deutlich
eingeschränkter – und dementsprechend
werden hier die notwendigen Veränder-
ungen der Arbeitsprozesse auch höher
priorisiert.
Krisenbetroffenheit differenziert nach Unternehmensgröße
Ausmaß an Krisenbetroffenheit in unterschiedlichen Bereichen der Organisation
Unternehmensgröße
Klein (<500 MA)
Mittel (500 bis 5.000 MA)
Groß (>5.000 MA)
Externe Rahmenbedingungen
Unternehmensinterne Auswirkungen
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Krisenbetroffenheit
S. 10
Systemrelevante Unternehmen trifft die Krise selektiver als
nicht systemrelevante Unternehmen
Systemrelevanz
▪ Systemrelevante Unternehmen sind von den
unternehmensinternen Auswirkungen
„rückläufige Produktnachfrage“ und
„gefährdete Liquidität“ signifikant weniger
betroffen.
▪ Aber auch systemrelevante Unternehmen
sind von den Veränderungen der externen
Rahmenbedingungen und von den
Einschränkungen in den Arbeitsprozessen
getroffen. Hier zeigen sich keine
Unterschiede zu den sonstigen
Unternehmen.
Zusatzanalyse: Brancheneinfluss
▪ Am stärksten von der Krise betroffen sind
Unternehmen im Handel, in der Industrie
sowie im Dienstleistungssektor.
▪ Die Öffentliche Verwaltung und die
Gesundheitsbranche zeigen – relativ
betrachtet – die niedrigste Betroffenheit.
Krisenbetroffenheit differenziert nach Systemrelevanz
Ausmaß an Krisenbetroffenheit in unterschiedlichen Bereichen der Organisation
21
gar nicht betroffen
5
Sehr stark betroffen
3 4
Sind Lieferanten ausgefallen oder ist die
Versorgung mit Vorprodukten eingeschränkt?
Ist die Nachfrage nach Produkten
/ Services zurückgegangen?
Sind die Produktions- und
Arbeitsprozesse eingeschränkt?
Ist die Liquidität / die Sicherheit
der Kapitalversorgung gefährdet?
2,8
2,4
Belasten die Grenzschließungen bzw.
Einreisebeschränkungen Ihre Arbeitsabläufe?
2,6
3,6
3,5
3,3
2,8
2,0
2,8
2,5
-1,0
-0,8
Nicht systemrelevant
Systemrelevant
Externe Rahmenbedingungen
Unternehmensinterne Auswirkungen
Systemrelevanz
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise S. 11
Die Personalagenda in der Corona-Krise wird von der
Systemrelevanz der Unternehmen bestimmt
Allgemein hoch priorisierte Ziele
▪ Alle befragten Unternehmen arbeiten mit
hoher Priorität an der Anpassung von
Arbeitsabläufen, um die laufende
Geschäftsfähigkeit zu sichern.
▪ Zu den hoch priorisierten Zielen gehören
auch intensive Bemühungen zur Umsetzung
von Maßnahmen des Gesundheitsschutzes
sowie der Ermöglichung von Home Office
und virtueller Zusammenarbeit.
Einfluss der Systemrelevanz
▪ Systemrelevante Unternehmen sind, wie auf
der vorherigen Seite dargestellt, selektiver
von der Corona-Krise betroffen. Dement-
sprechend unterscheidet sich auch die
Personalagenda zwischen systemrelevanten
und nicht systemrelevanten Unternehmen.
▪ Systemrelevante Unternehmen priorisieren
Maßnahmen zur Reduktion von Personal-
kosten und -kapazität deutlich geringer als
nicht systemrelevante Unternehmen.
▪ Auf der anderen Seite werden die Anpassung
von Arbeitsabläufen sowie die Aufrecht-
erhaltung der Mitarbeitermoral hier
signifikant höher priorisiert.
Priorisierung verschiedener personalbezogener Ziele nach der Systemrelevanz
1 = „sehr niedrig priorisiert“, 5 = „sehr hoch priorisiert“
Reduktion der Personalkosten
und -kapazität
Anpassung von
Arbeitsabläufen zur
Aufrechterhaltung der
Geschäftstätigkeit
Umsetzung von Maßnahmen
des Gesundheitsschutzes
Ermöglichung von Home
Office / virtueller
Zusammenarbeit
Befähigung von Mitarbeitenden und
Führungskräften zum Umgang mit der
aktuellen Situation
Aufrechterhaltung der
Mitarbeitermoral
1
2
3
4
5
Systemrelevanz
Systemrelevant
Nicht systemrelevant
Personalagenda
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
70%
63%
32%
23%
19%
8%
4%
52%
22%
5%
7%
5%
5%
13%
18%
31%
7%
20%
11%
8%
10%
19%
13%
12%
10%
7%
Kurzarbeit
Einstellungsstopp
Reduzierung der Auzubildendenstellen
Regelungen zum Abbau von Erholungsurlaub
Regelungen zum vorgezogenen Ruhestand
Genereller Entgeltverzicht
Werksschließungen
Kürzung von betrieblichen
und freiwilligen Zusatzleistungen
Keine Verlängerung befristeter Verträge
und Kündigung von Arbeitnehmerüberlassung
Restriktive Übernahme
von Auszubildenden
Betriebsbedingte Kündigungen
Abbau von Überstunden
Kürzung von Weiterbildungsbudgets
Maßnahmen des Kapazitätsmanagements
S. 12
Abbau von Überstunden, Abbau von Erholungsurlaub sowie
Einstellungsstopps werden großflächig umgesetzt
Umgesetzte Maßnahmen zur Reduktion von
Personalkosten und –kapazität
▪ Drei Maßnahmen werden bereits in der
Mehrheit der befragten Unternehmen
umgesetzt: Abbau von Überstunden, Abbau
von Erholungsurlaub und Einstellungs-
stopps.
▪ Kurzarbeit, die in den Medien am
intensivsten diskutierte Maßnahme, wird von
ungefähr einem Drittel der befragten
Unternehmen bereits genutzt, ein weiteres
Drittel der befragten Unternehmen plant die
Einführung.
▪ Neben diesen unmittelbar wirksamen
Maßnahmen werden auch Maßnahmen mit
einem mittelfristigen Zeithorizont genutzt
bzw. vorbereitet. Hierunter fallen vor allem
eine Kürzung von Weiterbildungsbudgets
sowie das Nicht-Verlängern befristeter
Verträge.
▪ Maßnahmen zur Reduzierung des
Personalbestands (vorgezogener Ruhestand,
Betriebsbedingte Kündigungen, Reduzierung
der Ausbildungsstellen) werden von wenigen
(5-7%) der befragten Unternehmen genutzt –
allerding planen etwas mehr Unternehmen,
diese Maßnahme einzusetzen.
Nutzung unterschiedlicher Maßnahmen des Kapazitätsmanagements
Zeit
Ko
sten
Mitarb
eiterzah
l
Umgesetzt
Noch nicht umgesetzt,
Umsetzung geplant
Status der
Maßnahmen
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Maßnahmen des Kapazitätsmanagements
S. 13
Unternehmen folgen einem klaren „Eskalationspfad“ in der Umsetzung
von Maßnahmen des Kapazitätsmanagements
Nutzung unterschiedlicher Maßnahmen des Kapazitätsmanagements in Abhängigkeit der Gesamtanzahl an
bereits umgesetzten MaßnahmenEskalationspfad im
Kapazitätsmanagement
▪ Als erste Krisenreaktion
werden Abbau von
Überstunden und von
Erholungsurlaub
umgesetzt.
▪ In Unternehmen, die
drei bis vier Maßnahmen
des Kapazitäts-
managements
umsetzen, werden
zusätzlich Einstellungs-
stopps mehrheitlich
eingesetzt.
▪ Die einschneidenderen
Maßnahmen Kurzarbeit
und Nicht-Verlängern
befristeter Verträge
werden in Unternehmen
in der Regel erst dann
genutzt, wenn die
anderen Maßnahmen
bereits umgesetzt
wurden.
Abbau von Überstunden
Einstellungsstopp
65%
Kürzung von Weiterbildungsbudgets
Regelungen zum Abbau von Erholungsurlaub
Kurzarbeit
0%
Werksschließungen
Keine Verlängerung befristeter Verträge
und Kündigung von Arbeitnehmerüberlassung
Kürzung von betrieblichen und freiwilligen
Zusatzleistungen
Restriktive Übernahme von Auszubildenden
Regelungen zum vorgezogenen Ruhestand
Betriebsbedingte Kündigungen
Genereller Entgeltverzicht
56%
Reduzierung der Auzubildendenstellen 0%
26%
4%
0%
2%
2%
0%
0%
0%
2%
0%
88%
68%
3%
65%
27%
37%
19%
16%
5%
0%
5%
3%
52%
71%
93%
62%
86%
81%
52%
31%
17%
19%
17%
14%
12%
1-2 Maßnahmen umgesetzt 3-4 Maßnahmen umgesetzt
mehr als 4 Maßnahmen
umgesetzt
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
10%
Alle Unternehmen
19%
10%38% 24%
23%
29%
39% 31% 7%Nicht systemrelevant
23% 48%Systemrelevant
Sehr einheitlich
für alle MA-Gruppen
Eher einheitlich
für alle MA-Gruppen
Eher selektiv
auf MA-Gruppen
angepasst
Sehr selektiv
auf MA-Gruppen
angepasst
Maßnahmen des Kapazitätsmanagements
S. 14
Systemrelevante Unternehmen setzen Maßnahmen des
Kapazitätsmanagements selektiver ein
Segmentierung von Maßnahmen
▪ Unternehmen gehen sehr unterschiedlich bei
der Umsetzung der Maßnahmen des
Kapazitätsmanagements vor.
▪ Maßnahmen des Kapazitätsmanagements
werden von 38% der befragten Unternehmen
„sehr einheitlich“ für alle Mitarbeitergruppen
umgesetzt. Auf der anderen Seite
differenzieren 39% der befragten
Unternehmen jedoch und passen die
Maßnahmen zur Reduktion von
Personalkosten und -kapazität (eher / sehr)
selektiv an die Mitarbeitergruppe an.
▪ Als klarer Trend ist erkennbar, dass
systemrelevante Unternehmen die
Maßnahmen des Kapazitätsmanagements
deutlich selektiver ausgestalten.
Zusatzanalyse: Betroffene Berufsgruppen
▪ Auch ein Blick auf die betroffenen
Berufsgruppen zeigt ein uneinheitliches Bild:
Während in einigen Unternehmen
Produktions- und Vertriebsmitarbeiter am
ehesten von den Maßnahmen zur Reduktion
von Personalkosten und -kapazität betroffen
sind, werden sie in anderen Unternehmen
explizit davon ausgeschlossen!
Einheitliche vs. selektive Umsetzung von Maßnahmen
Werden die Maßnahmen zur Reduktion von Personalkosten und -kapazität einheitlich für
alle MA-Gruppen umgesetzt oder werden diese selektiv auf spezifische MA-Gruppen
angepasst?
Umsetzung von Maßnahmen, differenziert nach Systemrelevanz
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Rolle der Personalbereichs in der Krise
S. 15
Der Personalbereich übernimmt Verantwortung für
wesentliche Maßnahmen der Krisenbewältigung
Rolle des Personalbereichs
▪ Der Personalbereich ist in 39% der befragten
Unternehmen eine treibende Kraft bzw.
verantwortlich für die grundlegende
Krisenstrategie. In weiteren 49% der
befragten Unternehmen ist der
Personalbereich zumindest regelmäßig in
der Entwicklung der Krisenstrategie
involviert. Ähnlich sieht es bei der
Involviertheit zu Maßnahmen des
Gesundheitsschutzes aus.
▪ Bei den drängenden Themen „Angepasste
Arbeitsbedingungen“ (z.B. Home-
Regelungen, Schichtpläne) und „Vereinbar-
keit von Familie & Beruf“ ist der
Personalbereich sogar in der Hälfte der
befragten Unternehmen in der
verantwortlichen bzw. treibenden Rolle.
Zusatzanalyse: Zusammenhang zur
Priorisierung personalbezogener Ziele
▪ In Unternehmen, in denen die Befähigung
von Mitarbeitenden und Führungskräften
zum Umgang mit der aktuellen Situation
höher priorisiert wird, übernimmt der
Personalbereich auch eine stärker verant-
wortliche Rolle in der Krisenbewältigung.
Rolle des Personalbereichs
Wie stark ist der Personalbereich in Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen in
folgenden Themenbereichen involviert?
14%
50%
9%
33%52%
4%
Vereinbarkeit von Familie & Beruf
(z.B. Kinderbetreuung)
8% 49% 39%
Angepasste Arbeitsbedingungen
(z.B. Festlegung von Home-Office Regelungen,
Schichtplänen)
Grundlegenden Krisenstrategie
(z.B. in Krisenteams / Treffen der Geschäftsleitung)
Gesundheitsschutz
(z.B. Regln zur Sozialen Distanzierung)3% 12%
4% 12%
14%
34%
28% 50%
4% 53%
Verantwortliche /
treibende Rolle
29%Mitarbeiterkommunikation
(z.B. Informationsveranstaltungen, Mailings)
Regelmäßige
Involvierung
Gar keine
Involvierung
Sporadische
Involvierung
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Rolle der Personalbereichs in der Krise
S. 16
Die Mehrheit der Unternehmen hat kreative Anpassungen der
Arbeitsabläufe umgesetzt
Anpassungen von Arbeitsabläufen
▪ In 63% der befragten Unternehmen mussten
in kurzer Zeit Anpassungen in den
Arbeitsabläufen zur Aufrechterhaltung der
Geschäftstätigkeit vorgenommen werden –
in einem Drittel der Unternehmen sogar in
erheblichem Umfang.
▪ Bei den Beschreibungen der getroffenen
Anpassungen dominieren zwei Gruppen von
Maßnahmen: (1) Schichtmodelle, oft gepaart
mit dem Verzicht auf eine Übergaben
zwischen Schichten in Produktionsbereichen
und mit einer Zonierung bei Bürotätigkeiten;
(2) die Umstellung auf virtuelle Zusammen-
arbeit aus dem Home Office, bei internen
Prozessen genauso wie in der
Kundeninteraktion.
Zusatzanalyse: Einfluss von
Krisenbetroffenheit und Branche
▪ Stark von der Krise betroffene Unternehmen
mussten ihre Arbeitsprozesse auch in
besonderem Maße anpassen.
▪ Bei den Branchen zeigt sich, dass
insbesondere der Handel seine Abläufe am
stärksten anpassen musste.
Anpassungen der Arbeitsabläufe
Wurden in Ihrer Organisation kreative Anpassungen in Arbeitsabläufen zur
Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit getroffen?
13%
Ja, in erheblichem
Umfang
Ja, teilweiseEher nicht
30%
Teils / teilsGar nicht
5%
19%
33%
Häufigste Nennungen zu Anpassungen der Arbeitsabläufe (Offene Antworten)
Schichtmodelle mit strikter Separierung der
Gruppen zur Vermeidung von
flächendeckenden Ansteckungen
Umsetzung von Hygienemaßnahmen
(Masken, Schutzscheiben,
Abstandsregelungen)
Flächendeckende Home Office Regelungen,
virtuelle Kommunikation auch im
Kundenkontakt
Maßnahmen zur Ermöglichung von
Home Office: IT-Ausstattung, Online-
Schulungen
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
2
0%0%
1
Arbeitsbelastung
stark
gesunken
3
Arbeitsbelastung
gleich
geblieben
4 5
Arbeitsbelastung
stark
gestiegen
8%
0%
19%
14%
45%
50%
28%
36%
Rolle der Personalbereichs in der Krise
S. 17
Die Arbeitsbelastung in der Personalabteilung ist in Folge der
Corona-Krise gestiegen
Arbeitsbelastung im Personalbereich
▪ Eine gesteigerte Bedeutung des
Personalbereichs und umfangreiche
Aufgaben in der Krisenbewältigung gehen
auch mit einer erhöhten Arbeitsbelastung
einher: Insgesamt 77% der Befragten geben
an, dass die Arbeitsbelastung in Folge der
Krise gestiegen sei.
▪ Keine Teilnehmer*in der Studie berichtet,
die Arbeitsbelastung im Personalbereich sei
in Folge der Krise „stark gesunken“.
Zusatzanalyse: Kontextfaktoren und
Arbeitsbelastung in der Personalabteilung
▪ Vergleicht man die teilnehmenden
Unternehmen, so zeigt sich, dass die
Arbeitsbelastung im Personalbereich umso
mehr steigt, je intensiver dieser in das
Krisenmanagement involviert ist (vgl.
vorherige Seite zur Rolle des Personal-
bereiches in der Krisenbewältigung).
▪ Eine stärkere Krisenbetroffenheit und die
Umsetzung von mehreren Maßnahmen zur
Reduktion von Personalkosten und –
kapazität führen ebenfalls zu einer
steigenden Arbeitsbelastung.
Arbeitsbelastung in der Personalabteilung, differenziert nach Krisenbetroffenheit
Wie hat sich die aktuelle Krise auf die Arbeitsbelastung der Personalabteilung Ihrer
Organisation ausgewirkt?
Gering
Hoch
Krisenbetroffenheit
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Arbeit und Führung in der Krise
S. 18
Die Befähigung zur Arbeit im Home Office wird überwiegend
positiv beurteilt
Umsetzung von Home Office Regelungen
▪ In der Folge der krisenbedingten
Einschränkungen mussten viele
Unternehmen in kürzester Zeit auf virtuelle
Zusammenarbeit umstellen. Die Ergebnisse
der Studie zeigen eine überwiegend positive
Beurteilung unterschiedlicher Bereiche der
Befähigung zur Arbeit im Home Office.
▪ Von den unterstützenden Faktoren wird die
IT-Infrastruktur etwas positiver bewertet als
die Befähigung der eigenen Führungskräfte,
virtuell zu führen. Dennoch bewertet die
Mehrheit der Befragten die Fähigkeiten der
eigenen Führungskräfte eher positiv.
Zusatzanalysen
▪ Unternehmen, die die Umstellung auf Home
Office Regelungen besonders erfolgreich
bewältigt haben, sehen auch am ehesten
Chancen in der aktuellen Krise für die
langfristige Entwicklung der Organisations-
kultur (siehe folgende Seite).
▪ Große Unternehmen sind bei der Befähigung
ihrer Organisation zur Arbeit im Home
Office im Vergleich zu kleinen Unternehmen
– trotz der oft besseren Ressourcenaus-
stattung – nicht im Vorteil.
Befähigung zur Arbeit im Home Office
Wie schätzen Sie die Befähigung Ihrer Organisation zur Arbeit im Home Office und zur
virtuellen Zusammenarbeit ein?
3
11%
5
Sehr hohe
Befähigung
33%4% 6% 45%
Verfügbarkeit der benötigten
IT-Infrastruktur und Zuverlässigkeit
der Systeme
3%Unterstützende Organisationskultur und
Vertrauen in Mitarbeitende
26%
2
Fähigkeiten der Mitarbeitenden zur Arbeit
im Home Office und zur virtuellen
Zusammenarbeit
3% 39% 16%Fähigkeiten der Führungskräfte zur
virtuellen Führung
9% 42% 26%
1
Sehr geringe
Befähigung
6%
4
2%
45%
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Arbeit und Führung in der Krise
S. 19
Die Mehrheit der Befragten sieht in der Krise auch Chancen
für die Entwicklung der Organisationskultur
Persönliche Wahrnehmung
▪ Eine Mehrheit der Respondenten nutzt
Netzwerke, um sich über das Krisenmanage-
ment auszutauschen, und nimmt sich selbst
als kompetente Krisenmanager war.
Reaktion der Mitarbeitenden
▪ Die Unterstützung für das Krisen-
management in der Belegschaft wird aktuell
als sehr groß beschrieben. Beispielsweise
beurteilen 75% der Respondenten das
Vertrauen der Mitarbeiter in die Führung
eher positiv.
▪ Eine Zusatzanalyse zeigt allerdings, dass
diese Unterstützung umso geringer ausfällt,
je mehr Maßnahmen des Kapazitätsmanage-
ments ergriffen werden und je härter diese
werden (müssen).
Organisationale Ebene
▪ Mehr als die Hälfte der Befragten stimmen
der Aussage (eher) zu, dass die neuen
Arbeits- und Führungsformen dauerhaft
Bestand haben können.
▪ 74% der Studienteilnehmer sehen in der
Corona-Krise tendenziell auch eine Chance
für die Entwicklung der Organisationskultur.
Arbeit und Führung in der Krise
Wie stark stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
Ich nehme mich selbst als kompetenten
Krisenmanager wahr
41%0%
8%
Ich fühle mich mit den zu treffenden
Entscheidungen überfordert
2%
2
10%
3%
41% 21%
5
Stimme voll zu
7%
Die Mitarbeitenden unterstützen die
getroffenen Kriesenmaßnahmen
8% 32%
5%
34%Ich nutze Netzwerke und Sparringspartner,
um mich zum Krisenmanagement auszutauschen
4
6%
3%46%
41%
29%Die Mitarbeitenden haben Vertrauen in die
Führung während der Krise
31%
1%41%
5% 9% 38% 26%
In der Krise werden Arbeits- und Führungsformen
eingesetzt, die in meiner Organisation auch
langfristig Bestand haben können
5% 43%
1
Stimme gar nicht zu
38%
Die Krise bietet eine Chance für die Entwicklung
der Organisationskultur
3
Eig
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Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Die Autoren
S. 20
Prof. Dr. Ludwig Voußem
Professor für Internationales Personalmanagement und
Betriebswirtschaftslehre an der OTH Regensburg
Prof. Dr. Carina Braun
Professorin für Personalmanagement und
Betriebswirtschaftslehre an der OTH Regensburg
Prof. Dr. Susanne. Nonnast
Professorin für Personalmanagement an der OTH
Regensburg
Erfolgreiches Personalmanagement in der Corona-Krise
Impressum
S. 21
Wir danken den Teilnehmer*innen
der Studie!
Prof. Dr. Ludwig Voußem
Prof. Dr. Carina Braun
Prof. Dr. Susanne Nonnast
Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
Prüfeninger Str. 58
93049 Regensburg
Email: [email protected]
Regensburg, Mai 2020
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