15

KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

  • Upload
    buidien

  • View
    214

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene
Page 2: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene
Page 3: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390

Page 4: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

Wolfram Martini

Sachwörterbuch derKlassischen Archäologie

Mit 294 Abbildungen

ALFRED KRÖNER VERLAG STUTTGART

Page 5: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

Wolfram MartiniSachwörterbuch der klassischen ArchäologieStuttgart: Kröner 2003(Kröners Taschenausgabe; Band 390)ISBN Druck: 978-3-520-39001-1ISBN E-Book: 978-3-520-39091-2

Unser gesamtes lieferbares Programm sowie viele weitere Informationen finden Sie unter www.kroener-verlag.de

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrecht-lich geschützt. Jede Verwendung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechts gesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu-stimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfälti-gungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

© 2003 by Alfred Kröner Verlag, StuttgartDatenkonvertierung E-Book: Alfred Kröner Verlag, Stuttgart

Page 6: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI

Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII

Lexikonteil A–Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1–371

Page 7: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

Vorwort

Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene ent-sprechend ihrer fachlichen Eigenart über möglichst präzise, unver-wechselbare Begriffe verfügen zu können. Daß gerade auch die Klassi-sche Archäologie einer besonderen Fachterminologie bedarf, ist ange-sichts der Andersartigkeit der antiken Welt gegenüber der unsrigentrotz aller ihrer Einwirkungen auf unsere abendländische Kultur selbst-verständlich. Neben den aus dem Griechischen und Lateinischen über-nommenen oder entlehnten Begriffen, die vielfach auf die antikenSchriftquellen wie z. B. die ›Zehn Bücher über Architektur‹ des Archi-tekturhistorikers Vitruvius zurückgehen, werden aber auch Begriffe ausmodernen Sprachen, oft sogar aus der eigenen Sprache gewählt und mitneuem Sinn erfüllt und damit für den nicht mit dem Fachjargon Ver-trauten unverständlich. Manche Begriffe, gerade wenn sie geisteswis-senschaftliche Phänomene zu erfassen suchen, sind in hohem Maß imGeist ihrer Entstehungszeit verankert und nur in jenem historischenKontext wirklich verständlich und sinnvoll. Manche Bezeichnungenentstammen einem heute überholten Forschungsstand und sind daherwörtlich verstanden falsch, werden aber beibehalten, weil sie sich ein-gebürgert haben und der Fachmann um ihre Bedeutung weiß. Viele Be-nennungen sind willkürlich; sie entsprechen einem geschichtlich ge-wachsenen Konsens der Forschung, einem Gegenstand einen Namenzu geben. Dieser Konsens der Forschung ist die Grundlage jeder Fach-terminologie und befindet sich wie die Forschung selbst in einem ge-wissen Wandel. Neue Begriffe werden geprägt, alte allmählich verges-sen.

Dieses Wörterbuch versucht alle in der Fachliteratur der KlassischenArchäologie verwendeten Fachbegriffe zu erläutern; dabei sind verein-zelt auch Begriffe aufgenommen worden, die nicht unmittelbarer Ge-genstand der Klassischen Archäologie sind, aber doch in ihrer Fachlite-ratur sehr häufig sind und sich nicht selbst erklären. Die Abgrenzungder fachlichen Inhalte der Klassischen Archäologie ist nicht unumstrit-ten. Hier wurde der Schwerpunkt auf die griechische und römischeAntike (1050 v. Chr. – 315 n. Chr.) gelegt, aber die minoisch-mykeni-sche Kultur wurde ebenso wie die etruskische Kultur mit einbezogen.Namen von Bildwerken, Bauwerken, Orten und Personen sind grund-sätzlich nicht aufgenommen worden, da sie zum einen den Rahmendieses Wörterbuchs sprengen würden, das ein handlicher Begleiter ar-chäologischer Fachlektüre sein soll, und da sie zum anderen in vielbän-digen Enzyklopädien vorzüglich aufbereitet sind. Neben dem wichtigs-ten Ziel der knappen Erläuterung der Fachterminologie für Laien undStudierende soll dieses Sachwörterbuch der Klassischen Archäologie

Page 8: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

vielfach auch eine kurze sachliche Erläuterung zu dem jeweiligen Ge-genstand bieten und durch Literaturangaben zur vertiefenden Beschäf-tigung damit anregen. Die Literaturhinweise wurden allerdings bewußtknapp gehalten und nach Möglichkeit auf leicht zugängliche Werke be-schränkt, die neben der eigenen Erfahrung auch vielfach die Quelle derBegriffserläuterung waren. Zusätzlich zu den meist sehr knappen Arti-keln wurden auch einige größere zu übergreifenden Stichwörtern ein-gefügt, die neben der allgemeinen Basisinformation auf die zahlreichenUnterbegriffe verweisen und damit dem Leser den Gegenstand bzw.den Bereich und seine zahlreichen speziellen Aspekte bzw. Teilberei-che erschließen sollen (Architektur, Bewaffnung, Fries, Frisur, Grab-bau, Grabdenkmal, Haus, Helm, Kleidung, Mauerwerk, Münzwesen,Musikinstrumente, Opfergerät, Ornament, Pompejanische Stile, Säu-lenformen, Schmuck, Tempelformen, Vase, Ziegel). Pfeile (→) verwei-sen auf weitere Erläuterungen zu dem gesuchten Begriff oder zu ver-wandten Begriffen, die einen größeren Zusammenhang herstellen;Pfeile mit Stern (→*) weisen auf erläuternde Abbildungen hin. In denLemmata ist die betonte Silbe durch einen Punkt unter dem Vokal oderDiphthong angegeben. Griechische und lateinische Wörter werden inKursivschrift und Umschrift ohne Akzente gelegentlich in Klammerhinter einen deutschen Begriff gesetzt.

Trotz der viele Jahre beanspruchenden Arbeit an diesem Wörter-buch, das auf eine Stichwörtersammlung von Robert Heidenreich(Leipzig) zurückgeht, und an dem meine ehemaligen Doktoranden H.Killet, M. Recke, E. Schernig und J. Strenz sowie mein langjährigerMitarbeiter N. Eschbach gelegentlich mitgearbeitet haben, wird derBenutzer vermutlich den einen oder anderen Begriff vermissen. FürHinweise an mich wäre ich sehr dankbar ([email protected]).

Mein Dank gilt meinen genannten Mitarbeitern, ebenso Katrin Pavlidisfür ihre Zeichnungen sowie Ulrike Theisen, Philipp Kobusch und Re-nate Martini für ihre redaktionelle Mitarbeit, vor allem aber der unend-lichen Geduld des Kröner Verlages und zuletzt seines Lektors P. Donié.Ganz besonders aber fühle ich mich dem langjährigen Leiter des Krö-ner Verlags, Arno Klemm in Dankbarkeit verbunden, auf dessen Begei-sterung für die klassische Antike das Projekt zurückgeht, und dessenVertrauen und stete, freundschaftlich drängende Ermutigung mir dieKraft gegeben haben, diese von mir als Sisyphusarbeit empfundeneAufgabe nach sehr, sehr vielen Jahren zum Abschluß zu bringen.

Gießen, März 2003 Wolfram Martini

VII Vorwort

Page 9: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

ABKÜRZUNGEN

Adjektive auf -isch werden abgekürzt.

1. Allgemeine Abkürzungen

allg. allgemein Jt. Jahrtausendant. antik kaiserzeitl. kaiserzeitlichaugust. augusteisch Kat. KatalogAusst. Ausstellung lat. lateinischbek. bekannt m. Masculinum,ben. benannt männlichbes. besonders männl. männlichBez. Bezeichnung mod. moderndt. deutsch myken. mykenischeigentl. eigentlich n. Neutrum,engl. englisch sächlichf. Femininum, weib- n. Chr. nach Christi Geburt

lich Pl. Pluralfrz. französisch sog. sogenanntgelegentl. gelegentlich t.t. terminus technicusgr. griechisch v.a. vor allemGr. Griechen v. Chr. vor Christi Geburtital. italienisch weibl. weiblichJh. Jahrhundert wiss. wissenschaftlich

2. Abkürzungen von Zeitschriften

AA Archäologischer AnzeigerAJA American Journal of ArchaeologyAM Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts,

Athen. AbteilungANRW Aufstieg und Niedergang der römischen WeltArchHom Archaeologica HomericaBCH Bulletin de Correspondance HelléniqueBerlWPr Berliner WinckelmannprogrammBICS Bulletin of the Institute of Classical StudiesBJb Bonner JahrbücherBSA Journal of the British School at AthensGazArch Gazette Archéologique

Page 10: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

GettyMusJ Journal of the Paul Getty MuseumGymn GymnasiumIstMitt Istanbuler Mitteilungen des Deutschen Archäologischen

InstitutsJbAC Jahrbuch für Antike und ChristentumJdI Jahrbuch des Deutschen Archäologischen InstitutsJHS Journal of Hellenic StudiesJNG Jahrbuch für Numismatik und GeldgeschichteJRA Journal of Roman ArchaeologyMarbWPr Marburger WinckelmannprogrammMdI Mitteilungen des Deutschen Archäologischen InstitutsÖJh Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Insti-

tutsOxfJA Oxford Journal of Classical ArchaeologyPdP La Parola del PassatoRA Revue ArchéologiqueRdA Rivista di ArchaeologiaRM Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts,

Röm. AbteilungWissZBerlin Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universi-

tät zu BerlinWürzJb Würzburger Jahrbücher für Altertumswissenschaft

IX Abkürzungen

Page 11: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene
Page 12: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

Abakus (lat., m.), Deckplatte des� Kapitells; in der �* dor. Bau-ordnung eine quadrat., unverzier-te Platte zwischen dem Kapitellund dem darüberliegenden Ge-bälk; in der �* ion. Bauordnungeine flache, verzierte Platte oderScheibe; in der �* korinth. Bau-ordnung eine verzierte Platte, de-ren vier Seiten gerade oder konkavgekrümmt sein können. Nach Vi-truv (III 5, 5) – abweichend vomarchäolog. Sprachgebrauch – darfnur die profilierte Deckplatte desion. und korinth. Kapitells mit A.bezeichnet werden.

Abakusblume, blütenförmigesOrnament in der Mitte der Seitendes Abakus des �* korinth. Kapi-tells.

Abaton (gr., n.), heiliger Platz,Teil des Tempelbezirks oder eineiner Gottheit geweihter Ort, dernicht oder nur zu bestimmtenZeiten oder nur von bestimmtenPersonen betreten werden durfte.�* Adyton, � Temenos.L. Bruit Zaidman/P. Schmitt Pantel, Die Reli-gion der Griechen, 1994, 129, 212.

Abdruck, negative Abformungeines Gegenstandes in einer flüssi-gen oder weichen, später erhär-tenden Masse; der A. von negativgearbeiteten Bildwerken wie z.B.Siegelsteinen ergibt ein positivesAbbild des betreffenden Bild-werks. � Cretula, � Matrize, �

Model. Das positive Abbild einespositiv gearbeiteten Gegenstandeswie z.B. einer Münze erhält mandurch den � Abguß.

B. Hoffmann, Die Rolle handwerklicher Ver-fahren bei der Formgebung reliefverzierterTerra Sigillata, 1983, 27–38.

Abguß, positive Abformung einesBildwerks oder anderen Gegen-stands in einer flüssigen oder wei-chen, später erhärtenden Massewie Wachs, Ton oder Gips. Zuerstwird die Hohlform, die Negativ-form, abgeformt (� Abdruck), ausder durch erneutes Abformen dereigentliche A., die Positivform ge-wonnen wird. � erhaltene Form,� verlorene Form. � Fiorelli-A.P. C. Bol, Ant. Bronzetechnik. Kunst undHandwerk ant. Erzbildner, 1985, 118–172.

Abhub, feldarchäolog. Bez. fürjeweils eine abgetragene Erd- oderSchuttschicht in einer Ausgra-bung, die entweder hinsichtlichihrer Stärke vom Ausgräber inZentimetern festgelegt wird odersich an der vorgefundenenSchichtenstärke orientiert.

Abhubgrabung, Methode derFeldarchäologie, bei der die Erd-oder Schuttschichten systemat. inplanen Schichten (Abhüben) ab-getragen werden. � Befundgra-bung.F.A. Linke, Grabungsmethoden, in: J. Biel/D.Klonk (Hg.), Handbuch der Grabungstech-nik, 16.1–16.5, 1998.

Abklatsch, Abformung einer In-schrift mit einer weichen, sichspäter erhärtenden Masse; beson-dere Verwendung findet weiches,sehr saugfähiges Papier (z.B. Fil-terpapier), das in aufgeweichterForm mit einer Bürste auf die In-schrift aufgeklopft wird, oder einweich aushärtender Kunststoff

A

Page 13: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

(z.B. Silikonkautschuk), der auf-gestrichen oder aufgespachteltwird und nach dem Aushärten ab-gezogen werden kann.

Ablaufprofil � Apophyge.

Abraxasgemmen, Gemmen-gruppe des 2. bis 4. Jh.s n. Chr.mit synkretist. magisch-religiösenBildmotiven, die nach der beson-ders häufigen Darstellung dergnost. Gottheit Abraxas (oder Ab-rasax) benannt ist. Die A., auchgnost. Gemmen genannt, wurdenals Amulett getragen. Als haupt-sächliche Materialien für die aufder Vorderseite mit einem Bild,auf der Rückseite mit einer In-schrift gravierten Gemmen dien-ten � Hämatit, � Jaspis, � Helio-trop und � Lapis lazuli. Heutemeist als mag. Gemmen bezeich-net.C. Bonner, Studies in Magical Amulets, 1950,123–316. – S. Michel, Die mag. Gemmen imBrit. Museum, 2001.

Absolute Chronologie � Chro-nologie.

Acclamatio (lat., f.), Erhebungdes siegreichen röm. Feldherrn,der mit der militär. Amtsgewaltausgestattet war, durch Zuruf derSoldaten zum Imperator (ein Eh-rentitel); häufig dargestellt aufMünzen und histor. Reliefs, z.B.auf dem Konstantinsbogen inRom.E. Künzl, Der röm. Triumph, 1988, 85–108.

Acerra (lat., f.), Kästchen ur-sprüngl. etrusk. Provenienz, demWeihrauchkörner für das Altar-feuer entnommen wurden; meistvon einem Opfergehilfen (� Ca-

millus) gehalten, z.B. auf der AraPacis, dem Friedensaltar des Au-gustus in Rom, dargestellt.

Achat (gr., nach dem Fluß Acha-tes in Sizilien), ein Mineral, dasaus dünnen Schichten verschie-den gefärbter, mehr oder wenigerdichter Chalzedone besteht, dieals Ausfüllungen in den Hohlräu-men von Ergußgesteinen entste-hen, und das charakterist. wellen-förmige oder konzentr. Streifen inden verschiedensten Farben(Weiß, Grau, Braun, Gelb, Rot)aufweist. Aus dem seit der Bron-zezeit verwendeten A. wurdenSiegel, Gemmen, Kameen, Gefäßeund kleine Skulpturen gefertigt.H.P. Bühler, Ant. Gefäße aus Chalzedonen,1966.

Acherontische Stiege, nachdem Fluss Acheron, dem Toten-fluß der gr. Sage, benannter Gangunter der Bühne des gr. �* Thea-ters, der vom Bühnengebäude zurBühnenmitte führte und dasplötzliche Auftauchen aus demErdboden ermöglichte, wie es z.B.in den ›Persern‹ des Aischylos fürden Geist des Dareios erforderlichist. Ein solcher, nach dem Toten-fährmann der gr. Mythologie auchCharonstufen genannter Gang istz.B. im Theater von Eretria (Eu-böa) erhalten.A. W. Pickard-Cambridge, The Theatre ofDionysos at Athens, 1956.

Achsweite, in der Architektur derAbstand zwischen zwei Bauach-sen, meist den Säulenachsen, d.h.den Mittelachsen der Säulen.

Acobecher, faßförmig-kon.Trinkbecher der frühen röm. Kai-

Ablaufprofil 2

Page 14: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

serzeit (august. bis tiberian.) ober-ital. Herstellung, der nach Gal-lien und in den nordalpinenRaum, seltener auch in den süd-östl. Mittelmeerraum exportiertwurde. Meist ohne Glanzton o.ä.Überzug, bestand seine Verzie-rung mittels � Matrizen aus klei-nen aufrechten Dreiecken und der� Töpfer- bzw. hauptsächlichHerstellersignatur (Aco Acastus ausCremona).M.P. Lavizzari Pedrazzini, Ceramica Romanadi tradizione ellenistica in Italia settentriona-le. Il vasellame ›tipo Aco‹, 1987.

Adlocutio (lat., f.), feierliche An-sprache des Kaisers an die Trup-pen; häufig dargestellt auf Mün-zen und � histor. Reliefs, z.B. aufder Trajansäule in Rom.

Adonisgärtchen hießen in derAntike die seit dem 5. Jh. v. Chr. inGriechenland bei den Festen zuEhren des Adonis, einer aus demOrient stammenden Vegetations-gottheit in der Gestalt eines schö-nen Jünglings, in Gefäßen oderBeeten gezogenen Blumenarran-gements, deren kurze Blüte undrasche Welke das Wachstum undVergehen der Natur symbolisier-ten.G. Baudy, A., 1986. – M. Detienne, Die Ado-nis-Gärten, 2000.

Adorant (lat.), in der � mino.- �

myken. Kunst bes. häufig, aberauch sonst vorkommender Figu-rentypus mit nach oben wie be-tend erhobenen Armen.

Adventus (lat., m.), Einzug desKaisers in Rom, häufig mit tri-umphzugähnlichem Charakter.Seit dem 2. Jh. n. Chr. werden dieGrenzen zwischen � Triumph,

feierlichem A. und anderen Pro-zessionen immer stärker aufgeho-ben. Häufige Darstellung des A.auf � histor. Reliefs und Münzen.G. Koeppel, Profectio und Adventus, in: BJb169, 1969, 130–194. – E. Künzl, Der röm. Tri-umph, 1988. – J. Lehnen, Adventus principis,1997.

Adyton (gr., n.), Raum, der nichtoder nur zu bestimmten Zeitenoder nur von bestimmten Perso-nen wie Priestern betreten werdendurfte; oft entspricht die � Cellaeines Tempels dem A. Bei großgr.Tempeln liegt das A. oft hinter derCella anstelle des � Opisthodomsund ist mit dieser durch eine Türverbunden. Das sich als eigenerkleiner Bau in der Cella des Tem-pels G in Selinunt befindende A.ist ein Sonderfall in der gr. Archi-tektur.L. Bruit Zaidman/P. Schmitt Pantel, Die Reli-gion der Griechen, 1994, 59f., 126.

Aedes (lat., f.), im übertragenenSinn ein Gebäude, das ausschließ-lich der Verehrung der Gottheit,der es geweiht ist, dient, nicht aberauch profanen Zwecken wie dasröm. � Templum.

Aedicula (lat., f.), ein auf einemSockel sich erhebendes, nischen-förmiges kleines Bauwerk, das

3 Aedicula

Tempel mit gesondertem Adyton(Beispiel: Fore del Sele,

Heratempel II)

Page 15: KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 390 - Buch.de · Vorwort Jede Wissenschaft schafft sich im Lauf ihrer Geschichte eine Fachspra-che, um für die unterschiedlichen Gegenstände und Phänomene

von einem flachen, ornamentier-ten Giebel gedeckt ist. Die Seiten-wände können durch Säulen er-setzt sein, wodurch die A. einerTempelfront ähnlich wird oderbei Wegfall aller Wände wie einBaldachin auf vier Stützen ruht;dementsprechend dienten die A.häufig zur Aufnahme eines Göt-terbilds oder der Darstellung einesheroisierten Menschen. Die ant.Bez. A. bezog sich auch auf anGrabanlagen befindliche Nischenfür Urnen oder Bilder des Ver-storbenen und sonstige giebelbe-krönte Nischen zur Aufnahmevon Bildwerken oder einfach zurRahmung von Türen, Fensternetc. � Lararium, � Naiskos.H. v. Hesberg, Elemente der frühkaiserzeitli-chen A.-Architektur, in: ÖJh 53, 1981/2, 43–86. – W. Hoepfner, Zum Hypaethral-Tempelbei Vitruv und zum Olympieion in Athen, in:RM 104, 1997, 298–300.

Ädikula �* Aedicula.

Ägäische Kultur, Sammelbez.für die Kulturen der Ägäis , deszwischen Griechenland und

Kleinasien gelegenen, inselrei-chen Teils des Mittelmeers, undder danach benannten umliegen-den Gebiete, soweit sie der Stein-oder Bronzezeit angehören, alsozeitlich vor der sog. � Dor. Wan-derung im 12. Jh. v. Chr. liegen.Die wichtigsten dieser Kulturensind die von Sesklo und Dimini inNordgriechenland, die kyklad. aufden Inseln der Ägäis (� Kyklo-pen), die � mino. auf der InselKreta und die � myken. auf demgr. Festland.F. Matz, Kreta und frühes Griechenland,1962. – H.G. Buchholz, Altägäis und Altky-pros, 1971. – O. Dickinson, The AegeanBronze Age, 2001.

Ägineten, Bez. für die Skulptu-ren des Ost- und Westgiebels desder Gottheit Aphaia geweihtenTempels des frühen 5. Jhs. v. Chr.auf der Insel Ägina. Der Hauptteilder Giebelskulpturen wurde 1811von Ludwig I. für die Glyptothekin München gekauft. Die vonThorvaldsen 1815–17 an denSkulpturen vorgenommenen Er-gänzungen sind inzwischen wie-der entfernt worden. Dargestelltwaren vermutlich myth. Kämpfedes trojan. Sagenkreises.A. Furtwängler, Ägina, das Heiligtum derAphaia, 1906. – D. Ohly, Die Aegineten,1976.

Ägis (gr., in nachhomer. Zeit vonaix = Ziege abgeleitet, ›Ziegen-fell‹), die nach dem gr. Mythosvon dem Schmiedegott Hephais-tos für Zeus angefertigte Wunder-waffe, die mit dem � Gorgoneiongeschmückt war, das jeden Be-trachter versteinerte. Wenn Zeusdie Ä. schüttelte, hüllte er alles inSturmgewölk (Homer, Ilias 4,166). In der bildenden Kunst ist

Ädikula 4

Aedicula