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Mai 2016 4 190553 504004 05 CHARTERBOOT-TEST »Vivienne« – eine Gruno 33 Classic von Yachtcharter Schulz KÜSTEN TÖRN TESTS Marlin 20 FB Variant 505 Sport Aqualine 550 Edition Redline Aquanaut Global Voyager 1350 Zwischen dem Stettiner Haff und der Insel Hiddensee NEUE RUBRIK Menschen aus der Skipper- Szene

KÜSTEN TÖRN - Yachtcharter in Lübeck | Club · »Was hätten Sie denn gern«, fragt sie uns. Ich bestelle Bismarckhering, Uwe ... Schon als kleiner Schul-bub hatte der Ikarus der

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Mai 2016

4190553504004

05

CHARTERBOOT-TEST »Vivienne« – eine Gruno 33 Classic

von Yachtcharter Schulz

KÜSTENTÖRN

TESTSMarlin 20 FB

Variant 505 SportAqualine 550 Edition Redline

Aquanaut Global Voyager 1350

Zwischen dem Stettiner Haff und der Insel Hiddensee

NEUE RUBRIKMenschen aus der Skipper-Szene

Sandstrände und Steilküsten, Kaiserbäder, verträumte Dörfchen und historische Backsteinstädte – die Ost-see zählt zu den beliebtesten Urlaubsdestinationen der Republik. Kein Wunder, dass die Bodden- und Haffgewässer in Vorpommern auch bei Freizeits- kapitänen hoch im Kurs stehen.

Fischb(r)ötchen voraus!

VORPOMMERN

Vom Turm der Stralsunder Marienkirche hat man einen grandiosen Rundumblick

REPORT

Wie überall auf der Welt, hat auch die deutsche Küche ihre regionalen Gaumenfreuden. Der Bayer schwört auf die

Weißwurst, der Rheinländer auf den Sauerbraten und der Norddeutsche schließlich auf das Fischbrötchen. Egal ob mit Lachs, Makrele, Aal, Matjes oder Krabben belegt, die Neptun-Semmel hat Kultstatus. Ginge es nach den Ma-chern von Radio Hamburg, so stände der Snack schon längst auf der Liste der Weltkulturerbegüter. »Das wär doch was«, schmunzelt Karina, hievt vier Biergartentische samt Stühlen von Bord der Sir Henry und füllt den Kühlschrank mit frischer Meeresware. Dann aktuali-siert sie die Tageskarte und zack ist der kleine Heringskutter aus der Dämmer-

stunde des Arbeiter- und Bauernstaates so etwas wie die Mutter aller Fischbröt-chenbuden im Ostseebad Ueckermünde. »Was hätten Sie denn gern«, fragt sie uns. Ich bestelle Bismarckhering, Uwe nimmt hausgeräucherten Lachs und Kurt Nordseekrabben in Knoblauchsau-ce. Dazu gibt es frisch fabrizierte Brat-kartoffeln und Lübzer Pils.

»Eigentlich«, sagt Rudi, »wollten wir ge- gen Mittag los. Aber die Wetterfrö-sche von Wolgast Traffic haben kräfti-ge Gewitter angekündigt. Also warten wir noch was.« Gesagt getan. Nach Karinas Leckerschmeckereien neh-men wir die mittelalterliche Altstadt von Ueckermünde samt Schloss in Augenschein. Punkt 14 Uhr öffnet Petrus die Schleusen und kübelt den

Himmel im wahrsten Sinne des Wor-tes aus. Eine Stunde später ist der Spuk vorbei. Die ersten Sonnenstrah-len beißen sich durch das Schwarz der Wolken, wir machen die Aries, eine Linssen Grand Sturdy 36.9 AC, klar und lassen den Sportboothafen der Lagunenstadt an der Mündung der Uecker achteraus. Backbord markiert Deutschlands östlichster Leuchtturm den Fahrweg ins Stettiner Haff. Sir Francis Beaufort legt den Schalter des Himmelsgebläses auf Windstärke »4«, sprich: die Gesetze der Fluitdynamik in Personalunion mit einer Wassertie-fe von knapp 4 Metern sorgen für eine knackig kurze Welle. »Kein Problem«, kommentiert Rudi die Schaukelei, »die Aries wiegt 10 Tonnen. Damit bügeln wir Neptuns Launen einfach platt.«

10 Tonnen sind viel ... oder auch nicht ... zumindest in Relati-on zu der riesigen Hubbrücke Karnin jetzt am westlichen Ende des Stettiner Haffs. Wie ein Relikt aus grauer Urzeit ragt das stählerne Mittelstück der einstigen Eisenbahnverbindung von Berlin zu den Badestränden der Insel Usedom aus dem Fahrwasser. Mit Pauken und Trom-peten wurde die rund 500 m lange Brü-

cke 1933 eingeweiht. 12 Jahre später sprengte Hitlers Wehrmacht auf dem Rückzug vor der Roten Armee die Über-bauten in die Luft. Übrig geblieben ist der skeletthafte Hubteil in der Mitte des Peenestroms. Wir lassen die ingeniöse Superleistung aus den finstersten Tagen der jüngsten deutschen Geschichte auf der Steuerbordseite und laufen kurz da-rauf in die Peene ein. »Willkommen im Amazonas des Nordens«, philosophiert

Rudi. Bevor ich ihn frage, wie er das meint, rollt uns die Schöpfung eine märchenhafte, von Menschenhand so gut wie unberührte Flussland-schaft aus. Skipper Kurt nimmt die Hand vom Gas, wir mäandern mit vier, fünf Stundenkilometern durch ein beschauliches Gewusel aus Feuchtbiotopen und Nieder-mooren. Unglaublich was hier so und alles kreucht und fleucht. Kraniche, Fischottern, Eisvögel und sogar Seeadler sind ebenso vertreten wie gut drei Dutzend

Fisch(brötchenbelag)arten und Meister Biber als unermüdlicher Landschafts-architekt.

»Braucht ihr einen Liegeplatz?« Kurt nickt. »Okay«, sagt der Hafenmeister in Anklam, »vor der Eisenbahnbrücke ist noch was frei.« Dann legt er uns das griechische Restaurant Marathon als Futterkrippe ans Herz und verabschie-det sich. Wir folgen seiner Empfehlung,

1. Das Denkmal am Ueckmünder Marktplatz ist den alten Hafffischern gewidmet

2. Im Anklamer Museum kann man die Flugapparate von Otto Lilienthal bewundern

3. Von der ehemaligen Eisenbahn- brücke Karnin ragt heute nur noch das Mittelstück aus dem Wasser

4. Das Stettiner Haff wird von knall-gelben Rapsfeldern flankiert

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REPORT

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lassen uns die Diät unfreundlichen XXL-Gerichte schmecken und fallen gegen Mitternacht kugelrund in die Kojen. Anderntags geht es auf Stadterkundung. Die 13.000-Seelenurbane präsentiert sich als betuliches Relikt aus der glorrei-chen Hansezeit, wartet mit Backstein-gotik, mittelalterlichen Türmen und .... Otto Lilienthal als berühmtesten Sohn der Stadt auf. Schon als kleiner Schul-bub hatte der Ikarus der Neuzeit die ersten Flugmodelle gebastelt, später

erhob er sich mit entsprechend größe-ren Apparaten in die Luft. Ob er – wie mache Glauben machen – dabei »nur« die Flora und Fauna der Peene aus der Vogelperspektive betrachten wollte oder – wie andere behaupten – bereits die Vision vom Kontinente überspannenden Motorflug im Kopf hatte, steht dahin. Selbstredend erweisen wir den Flug-geräten in seinem Museum unsere Re-verenz. Und staunen, womit sich der Aero-Pionier bis zu seinem tödlichen Absturz am 9. August 1896 in der Nähe von Berlin so alles in Richtung Sterne begeben hatte.

Zurück auf‘s Wasser: Wir haben die Liege- gebühren bezahlt, sind die Peene wieder talwärts zurück in den Peenestrom, dre-hen eine Sightseeing-Runde im Achter- wasser der Insel Usedom, genießen dabei den Blick auf die knallgelben Rapsfel-der und nehmen dann Kurs auf das alte Herzogstädtchen Wolgast. Bloß keine

Hektik, scheint dort in imaginären Lettern von der blau lackierten Klapp-brücke zu prangen. Die Aries drosselt ihren Vorwärtsdrang und schiebt uns an kleinen Ansiedelungen, Fleckvieh-wiesen und Liliput-Yachthäfen den Tonnenstrich entlang Richtung Norden. Nach gut einer Stunde erreichen wir Peenemünde. Das erste Signet dieses geschichtsträchtigen Ortes ist das in den 1960ern gebaute, russische Unter-seeboot U 461. Wir passieren den betag-ten Museums-Koloss und legen neben der schwimmenden Hafenkneipe »Zum Dünnen Hering« an. »Männer«, sagt Rudi, »macht euch landfein. Wir fah-ren zu den Kaiserbädern.« 30 Minuten später sitzen wir in der Usedomer Bä-derbahn und rattern die Premiumsträn-de der Insel entlang Richtung Osten.

Heringsdorf – auch wenn der Name nicht gerade kosmopolitische Schicklichkeit erwarten lässt, so steht das kleine See-

bad doch für den Olymp der wilhelmi-nischen Kaiserbäder. Hier kurten und urlaubten Größen wie Heinrich Mann, Johannes Strauß und Kurt Tucholsky. Selbst Maxim Gorki, ein Weggefährte Lenins, wusste die mondänen Bäder-freuden des damaligen Hochadels und seiner Finanzelite mehr als nur zu schät-zen. Wir genießen die Rolle rückwärts in das feudale Planschvergnügen mit sei-nen aristokratischen Jahrhundertwende-villen, Musikpavillons und prachtvollen Seebrücken. Anderntags steht Hitlers ehemalige Heeresversuchsanstalt Peene- münde auf dem Programm. Schon der originalgetreue Nachbau der V1 und V2 auf dem Außengelände des dusteren Backsteinareals produziert ein flaues Magengefühl. Richtig unter die Haut geht dann die Ausstellung in den Ge-bäuden selbst: Filme, Schriftstücke,

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1. Wegen ihrer markanten Farbe wird die Wolgast-Brücke auch »Blaues Wunder« genannt2. In der Peenemünder Heeresversuchsanstalt entwickelte Wernher von Braun Hitlers

berüchtigte »V2« 3. Die Villen der Usedomer Kaiserbäder zeugen vom Glanz der wilhelminischen Zeit4. Die berühmte Seebrücke in Ahlbeck ist die älteste Seebrücke Deutschlands

REPORT

schauen uns die 1887 erbaute und im-mer noch mit Spucke und Muskelkraft betriebene Holzkonstruktion an. Nach einer Stunde kurbelt der Brückenwart das Altertümchen wieder in die Vertika-le, wir nehmen die Ryck flussaufwärts unter den Kiel und erreichen nach ein paar Schnapsgläsern Diesel den Muse-umshafen Greifswald. 1911 hatte sich ein gewisser Richard Buchholz gegen die Totenglocken des traditionellen Schiffbaus gestemmt und wenige Fuß-minuten vom historischen Marktplatz der Stadt eine Werft für Holzschiffe aus dem Boden gezaubert. Diese trotzte den Stürmen der Geschichte und legte noch zu Honeckers Zeiten breitrumpfige Kut-ter für den Fischfang auf den pommer-schen Küstengewässern auf Kiel. Mitte der 1980er war Schluss mit dem klas-sischen Spanten- und Stevenbau. Nach der Wende krempelten junge, engagierte Bootsbauer die Ärmel hoch und hauch-ten den Werfthallen neues Leben ein. Rund 50 wohlrestaurierte Oldies entlang der Kaimauern zeugen von ihren Taten.

Greifswald, die 56.000-Einwohner-Stadt mit ihren 11.000 (!) Studenten hatte Glück gehabt. Der Schrecken des II. WKs ging ohne große Zerstörungen an ihr vorbei, die Abrissbirne des DDR- Plattenbauwahns pulverisierte nicht alle

historischen Bürgerhäuser und die Sub-ventionstöpfe aus Brüssel und Berlin schließlich bescherten der Geburtsstadt von Caspar David Friedrich weit mehr als nur einen properen Anstrich. Kurzum: Wir könnten hier noch gut ein, zwei Tage bleiben und das Flair aus Vergangenheit und bunter Gegenwart genießen. Die Fischbrötchen(buden) sprechen dafür ... doch rund 22 sm nordwestlich der Mündung der Ryck in den Greifswalder Bodden erwartet uns das urbane Kron-juwel der vorpommerschen Küste, die Hansestadt Stralsund. Wir klarieren im Morgengrauen aus, passieren die Wieker Brücke, gehen auf Kurs 28, eine halbe Stunde später an der Tonne Greifswald auf Kurs 321, lassen die Glewitzer Auto- fähre im Heck und haben damit den Strelasund unterm Bug. Steuerbord grüßt Rügen, eineinhalb Stunden später passieren wir zusammen mit einer Arma-

Modelle und Originalteile dokumentie-ren die Pionierleistungen der damaligen Raketenforschung ebenso wie die un-menschlichen Arbeitsbedingungen der bis aufs Blut gequälten Zwangsarbeiter. Über all dem steht der Name Wernher von Braun. Dieser ebenso geniale wie – so seine Kritiker – zumindest NS-Regime opportunistische Raketenbauer ging nach dem Krieg in die USA. In Cape Canaveral dort kürte er seinen Jugend-traum mit der erfolgreichen Mondlan-dung von Apollo 11.

Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit ... mit diesen Worten hatte der Apollo-Astro-naut Neil Armstrong am 20. Juli 1969 den Erdtrabanten betreten. Ein kleiner Schritt – sprich rund 16 sm – sind es jetzt auch von Peenemünde über den Greifswalder Bodden zum Namensspen-der des Küstengewässers, der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald. »Der hat«, deutet Kurt auf die schäumende Bugwelle eines ultraschnellen RIB, »or-dentlich Speed drauf.« Rudi drückt auf

die AIS-App seines Smartphones . »SAR-Boot Dora«, verkündet er, »63,4 km/h schnell«. Blitzschnell schaltet Kurt den Autopiloten auf Stand-by, steuert die Aries von Hand und federt so die Wellen des Seenotrettungsbootes ab. Zur Be-lohnung gönnt er sich einen Kaffee. Das hätte er besser nicht getan. Zwar dau-ert die Aktion nur ein paar Minütchen, das ist nicht viel, aber genug, um die Öffnungszeit der Wieker Brücke zu ver-passen. Doch was soll‘s. Wir legen die Linssen vor der Brücke an die Leine und

REPORT

11. Im Greifswalder Museumshafen

liegen rund 50 Oldtimer vor Anker 2. Schon im Mittelalter unterstrich

die ochsenblutrote Farbe die Bedeutung des Greifswalder Rathauses.

3. Caspar David Friedrichs melan-cholisches Weltverständnis spiegelt sich in seinem Denkmal wider

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da schmucker Segelyachten die Ziegel- graben-Klappbrücke und gleich dahinter die 2007 eröffnete Rügenbrücke. »Das Ding«, deutet Rudi auf den 127 m hohe Pylon der 125 Mio € teuren Superkon-struktion, »sieht aus wie ein riesiges Segelschiff.« »Das«, nickt Kurt, »war ja auch die Idee des Architekten.«

Ich weiß nicht, wie viele Fischbrötchen ich seit Ueckermünde verputzt habe.

Wenige waren es nicht, Fischbuden gab es überall und geschmeckt haben die Neptunsemmeln immer prima. Hier in Stralsund aber kapituliere ich vor der Qual der Wahl. Rund um das ultra-moderne Ozeaneum und den Liegeplatz des 1933 vom Stapel gelaufenen Segel-schulschiffs Gorch Fock I reihen sich die Fischbuden wie Perlen aneinander. Doch damit nicht genug. In der bilder-buchschönen, von der UNESCO zum Weltkulturerbe gekürten Backstein-Altstadt hat Henry Rasmus (Fischbröt-chen-)Geschichte geschrieben. Da die umliegenden Werften nach der Wende kaum noch Arbeit hatten, eröffnete der gelernte Schiffbauer 1997 eine kleine Fischhandlung. Per Zufall gelangte er an das Originalrezept für Bismarck- heringe. Mit dem Okay der Nachkommen

1. Die flachen Bodden- und Haffgewässer erfordern eine präzise Navigation2. Das Bürgerhaus 11 in Geifswald ist ein imposantes Beispiel norddeutscher Backsteingotik 3. Das 2008 eröffnete Stralsunder Ozeaneum-Meeresmuseum wurde 2010 zum

Europäischen Museum des Jahres gekürt 4. Die Stralsunder Altstadt wurde 2002 in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO

aufgenommen 5. Henry Rasmus stellt seine Bismarckheringe nach dem Originalrezept von 1871 her 6. Die 1933 erbaute Gorch Fock I liegt seit 2003 in ihrem Heimathafen in Stralsund vor Anker

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des einstigen Reichskanzlers konnte und durfte er die Delikatesse nicht nur weiter produzieren, sondern sie auch unter dem werbewirksamen Namen »Original Stralsunder Bismarckhering« vertreiben. Seitdem verpasst der Herr der butterzarten, in feinem Essig und ohne (!) Haut eingelegten Silberlinge keine Gelegenheit, die Polit-Größen die-ser Welt mit seiner Ostsee-(!)-Leckerei zu beglücken. George W. Bush, Putin und François Hollande gehören ebenso zu den Beschenkten, wie das norwe-

gische Kronprinzenpaar und natürlich Angela Merkel, die hier übrigens ihren Wahlkreis hat.

»Hiddensee oder Rügen?« Die Frage ist akademisch. »Einmal Rundkurs Rü-gen«, sagt Rudi, »sind inklusive Kreide-felsen rund 100 sm. Hiddensee dagegen erreichen wir in knapp drei Stunden.« »Prima«, denke ich mir. Das autofreie Eiland mit dem Sommerhaus von Ger-hart Hauptmann ist Natur pur. Lifestyle und Schickimicki werden klein, Ruhe

und Beschaulichkeit dagegen groß ge-schrieben. Obendrein liegt im Hafen des Hauptörtchens Kloster die Fischbar-kasse »Willi«. Die Bedienung dort, hört man, kann schon mal schnodderig sein, aber die Neptunköstlichkeiten sind – ob im Brötchen oder begleitet von Bratkar-toffeln – ein Gedicht. Also, dem Ruf der Fischsemmel gefolgt und Kurs auf das viel zitierte Capri der Ostsee.

Text: Gerald Penzl

1. Der Kutter »Santa Maria« kann für Ausflugstörns rund um Hiddensee gechartert werden

2. Bei gutem Wind sind die Reviere um Hiddensee ein wahres Seglerparadies

3. Der Leuchtturm »Dornbusch« im Norden von Hidden-see wurde im November 1888 in Betrieb genommen

4. Von der Aussichtsplattform des Leuchtturms »Dorn-busch« hat man einen tollen Rundblick über die Insel

5. Das Sommerhaus des Dichters Gerhart Hauptmann im Norden von Hiddensee ist heute ein Museum

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nen Brauerei Störtebeker auf ihre Kosten (www.stoertebeker. com). In Anklam (www.anklam.de) empfiehlt sich das Otto-Lilienthal-Museum (www.lilienthal-museum.de).

CHARTER Martin Stratmanns Charterfirma »Club und Charter« hat ins-gesamt sechs Linssen-Stahlverdränger (www.linssen-yachts. com) im Angebot. Jeweils zwei seiner Schiffe liegen in Lübeck, in der Marina Neuhof sowie in Ueckermünde. In Ueckermünde (Liegeplatz Marina Lagunenstadt an der Mündung der Uecker ins Stettiner Haff) können eine New Classic Sturdy 32 AC (Baujahr 2015, 75 PS, Autopilot, Funk, Bug- und Heckstrahlruder, 1.390 EUR – 2.290 EUR/ Woche, Servicepauschale 40 EUR p. P.) bzw. eine Grand Sturdy 40.9 AC (Baujahr 2013, 110 PS, Autopilot, Funk, Bug- und Heckstrahlruder, 2.100 EUR – 3.490 EUR/ Woche, Servicepauschale 40 EUR p. P.) gechartert werden (www.club-und-charter.de, Tel. 0451-72424).

TÖRN-ROUTEAusgangspunkt unseres rund 125 sm langen Törns von Ueckermünde über Anklam, Wolgast, Peenemünde, Wieck, Greifswald, Stralsund nach Kloster (Insel Hiddensee) ist die Ueckermünder Marina Lagunenstadt (www.marina- ueckermuende.de). Von diesem Wassersportzentrum geht es via Stettiner Haff Kurs Nordwest über den Peenestrom und die Peene in das rund 23 sm entfernte Anklam (Liegeplatz Yachtclub »Peene«: ycp-anklam.mein-verein.de, Hafenmeis-ter: 0170-5855727). Im Anschluss an die Otto-Lilienthal-Stadt führt die Route über die naturbelassene Peene wieder in den Peenestrom (www.vorpommern.de/reiseziele/peenetal-peenestrom) und über eine Sightseeing-Runde im Usedomer »Achterwasser« nach Wolgast (Liegeplatz siehe: www.wolgast.de). Nach rund 6 sm Kurs Nord von der Wolgaster Klappbrücke aus ist Peenemünde erreicht (Liegeplatz: www.hafen-peenemuende.de). Der Bahnhof der UBB zu den Usedomer Kaiserbädern ist rund 20 Fußminuten entfernt. Von Peenemünde aus geht der Törn via Freesendorfer Haken und Greifswalder Bodden nach Wieck (Brückenöffnung siehe www.wsa-stralsund.wsv.de/Service/brueckenoeffnungs-zeiten). Die Strecke beträgt etwa 16 sm. Die Greifswalder Marina Yachtzentrum mit ihren empfehlenswerten Gäste- plätzen (www.marina-yachtzentrum.de, Hafenmeister: 0162-2194052) liegt knapp 4 km die Ryck flussaufwärts. Wer auf dem Weg nach Stralsund noch einen Zwischen-stopp einlegen möchte, ist in der Marina Neuhof gut auf-gehoben (www.marinaneuhof.de). Die Marina liegt rund

17 sm nordwestlich von Wieck, zu den Liegeplätzen der Stralsunder City Marina sind es von Neuhof aus etwa 7 sm (www.rundtoern-marinas.de/citymarina-stralsund/ marinabeschreibung.html). Endziel unseres Törn ist der von Stralsund aus rund 18 sm entfernte Hauptort Kloster auf Hidden-see. Die Ansteuerung in den Hafen dort ist wegen der engen Fahrrinne, den verhältnismä-ßig großen Ausflugsdampfern sowie einer Untiefe bei Tonne 13 nicht ganz unproblematisch (www.seglerhafen-kloster.de, Hafenmeister: 0171-5364229).

LITERATUROstseeküste Mecklenburg-VorpommernGut recherchierter und brandaktueller Reiseführer für die Landgänge zwischen Ueckermünde und Hiddensee aus der Feder von Peter Höh. Die Publikation wurde übrigens mit dem ITB BuchAward 2016 ausgezeichnet. Reise Know How Verlag, 15. akt. Auflage, 2016, 372 S., 16,90 EUR

Mein HiddenseeEine ebenso persönliche wie literarische Auseinanderset-zung mit dem kleinen Eiland, das für die renommierte Roman- und Lyrikautorin Ulrike Draesener »für Sekunden nach Griechenland riecht«. Mare Verlag, 1. Auflage, 2015, 192 S., 18 EUR

MERIAN OstseeDie schönsten Seiten der Ostseeküste, gut illustriert mit breitem Infoteil, aus dem Blickwinkel der MERIAN-Magazin- Macher. Travel House Media Verlag, 2014, 140 S., 7,95 EUR

INFORMATIONENAllgemeine Urlaubsinfos zum vorpommerschen Festland und der Insel Usedom: www.vorpommern.de, info@vorpommern. de, Tel. 03834 891189. Nautisch Relevantes zum Wetter, zu Brückenöffnungszeiten, Liegenplätzen etc. unter: www.segeln-in-vorpommern.de.

ANREISE Mit dem eigenen PKW direkt zur Charterbasis bzw. umweltfreundlich und schnell mit dem ICE der Deut-schen Bahn (www.bahn.de) von allen größeren deut-schen Städten nach Stralsund oder Berlin und von dort jeweils weiter mit dem Regio nach Ueckermünde. Wer seinen Urlaub ein paar Tage in Stralsund verlängern möchte, ist im 4-Sterne-Hotel »Hafenresidenz« direkt am Wasser bestens untergebracht (Tel. 03831 282120, www.hotel-hafenresidenz.de).

LAND UND LEUTEMecklenburg-Vorpommern entstand mit dem Einigungsver-trag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Die historische Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpom-mern bildet im Westen der Fluss Recknitz. Der östlichste Festlandspunkt an der Grenze zu Polen ist das 480-Seele-nörtchen Altwarp. Das Küstengebiet selbst ist kaum indus-triallisiert, die wirtschaftlichen Schwerpunkte liegen auf der Land- und Forstwirtschaft sowie auf dem Tourismus. Horizontlose Rapsfelder, ausgedehnte Wälder, kilometer-lange Sandstrände und zauberhafte Naturlandschaften, allen voran der 786 km2 große Nationalpark Vorpommer-sche Boddenlandschaft (www.nationalpark-vorpommersche- boddenlandschaft.de) kennzeichnen Vorpommerns Küsten-region. Ihr vorgelagert sind u. a. die Inseln Hiddensee,

Rügen und Usedom. Hiddensee misst 19,2 km2, ist 17 km lang, max. 3,8 km breit, autofrei, hat rund 1.000 Ein-wohner und bietet Natur pur (www. seebad-hiddensee.de). Das benachbarte Rü-gen ist mit 926 km2

Deutschlands größte Insel, verfügt über 574 km Küstenlinie und gut 60 km Bade-strand, hat 77.000

Einwohner und traditionsreiche Seebäder (www.ruegen.de). Die Landschaft ist ein Mix aus Wald, Wiese, Heide und Moor. 2011 erhob die UNESCO den Nationalpark Jasmund mit seinen berühmten Kreidefelsen zum Weltnaturerbe (www.nationalpark-jasmund.de). Usedom (www.usedom.de)

misst 445 qkm, der östliche Teil (72 km2) gehört zu Polen, die Insel hat 76.000 Einwohner (deutscher Anteil: 31.000, polnischer Anteil: 45.000). Entgegen der naturbelassenen Südküste, war die Ostsee zugewandte Nordküste mit ihren rund 40 km langen Topsandstränden zur wilhelminischen Zeit der Kur- und Urlaubshotspot der gesellschaftlichen Elite. Davon zeugt die bestrestaurierte Jahrhundertwende-architektur in den Kaiserbädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin noch heute (www.kaiserbaeder-auf-usedom.de). Am nördlichen Ende der Insel liegt Hitlers ehemalige Heeres-versuchsanstalt Peenemünde. Das Historisch-Technische Museum dort vermittelt einen breiten Eindruck über die Entwicklung der »Vergeltungswaffen« sowie den Leidens-weg der Zwangsarbeiter (www.peenemuende.de). Für die Er-kundung der zweitgrößten deutschen Insel empfiehlt sich die Usedomer Bäderbahn (www.ubb-online.com)

Die beiden größten Städte in Vorpommern sind Stralsund (www.stralsundtourismus.de) und Greifswald (www.greifswald. info). Greifswald (56.000 Einwohner) hat eine traditions- reiche Universität (11.000 Studenten), ist Hanse-stadt und Geburtsstadt von Caspar David Friedrich (www.caspar-david-friedrich-gesellschaft.de). Die gut restau-rierte Altstadt mit dem Dom St. Nikolai, dem Marktplatz und dem Pommerschen Landesmuseum (www.pommersches- landesmuseum.de) sind ebenso sehenswert wie der Museums- hafen (www.museumshafen-greifswald.de) sowie das rund 4 km, an der Mündung des Flüsschens Ryck in den Greifs-walder Bodden gelegene Fischerdörfchen Wieck mit seiner historischen Klappbrücke. Stralsund (57.500 Einwohner) als viel zitiertes Tor zu Rügen war nach Lübeck einst die mächtigste Hansestadt im Ostseeraum. Entsprechend viel gibt es in und um die UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt zu sehen. Unbedingt eine Empfehlung sind die Gorch Fock I (www.gorchfock1.de), die Nikolaikirche und das Rathaus, ein Blick über die Stadt vom Turm der Marienkirche sowie die beiden Meeresmuseen (www.deutsches-meeresmuseum.de). Die besten, nach Originalrezept hergestellten Bismarck- heringe gibt es beim Fischhändler Rasmus (www.bismarck-hering.com), Bierliebhaber kommen in der kleinen aber fei-

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