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KULTURSTADT BASEL

Kulturstadt Basel

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103 Statements zur Kulturstadt Basel, gesammelt und veröffentlicht von Tino Krattiger, Tobit Schäfer und Beat von Wartburg.

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Page 1: Kulturstadt Basel

Kultur stadt Ba sel

Page 2: Kulturstadt Basel

n t / a r e a l

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Ziemlich schräg sei auch die Feststellung im Kulturleitbild, dass der Staat sei-ne Kultur gar nicht leiten, sondern nur nach «verwaltungsrechtlichen Grundsät-zen steuern» und «lenken» wolle. Ist das Kulturleitbild also ein Kulturlenkbild, das von der Kultur ablenken will? Oder ein Kultursteuerbild, das ins Abseits steuert? Und wenn das Kulturleitbild kulturell schon nicht leiten will, bildet es wenigstens? Schafft es Pisa oder piesackt es bloss? Überhaupt, welche Kultur wird hier ins Bild gesetzt? Sind Doktor Morins Therapievorschläge und Rezepte gesund-heitsfördernd? Ist Basel wirklich ein Patient? Wo tut es weh, wo macht es Spass, was braucht es noch, was brauchts nicht mehr? Will ein Frosch geküsst werden, oder muss Basel eine Kröte schlucken?

Wir haben 103 Baslerinnen und Basler gefragt, wie ihre Kulturstadt Basel aussieht.

et voilà: 103 Basler Kulturstädte.

Basel, April 2011Tino Krattiger, Tobit Schäfer, Beat von Wartburg

Kulturleit-, leid- oder lightBild?

103 statements

zur Kultur stadt Ba sel

Die Kulturleitstelle des Präsidialdepartements überarbeitet zurzeit ihr Kulturleit-bild. Kulturell leider bildete der Entwurf schnell einen Stein des Anstosses. Immer-hin stiess dieser Stein eine Diskussion an: Das Kulturleitbild sei nicht leid, meinten die einen, die andern fanden, es schaffe Leid; einige befanden es zu light, andere zu heavy; es fehle mehr, als drinstehe, der Blick in staatliche Baustellengruben sei furchterregend, das Papier nur warme Luft mit Managementduft, unsystema-tisch, neudeutsch und modisch, ein Unding seien «Monitoring» und «Controlling». Und nicht wenige kritisierten, das Kulturleitbild sei zu museal-theatral, der Ein-druck schal, die Quintessenz banal.

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Page 4: Kulturstadt Basel

Hans-Die ter amstut z

Im Anfang ist Idee, Experiment. Wirtschaft und Wissenschaft wissen das.

Ich wünsche mir, auch Kultur würde eher als Labor gesehen

denn als Baustelle. Baustellen enden. Laboratorien schaffen.

Das Fertige geniessen wir. Weiterbringen kann uns das Neue. Vorausgesetzt, es darf scheitern.

tHoma s BacHmann

Kulturstadt? Basel ist Architekturstadt, Bierstadt,

Chemiestadt, Fussballstadt, Grenzstadt, Industriestadt, Kunststadt,

Literaturstadt, Museumsstadt, Musikstadt, Theaterstadt, Universitätsstadt.

Meinetwegen ist sie auch Kulturstadt. Jedenfalls ist es meine Stadt.

micHael Bangert

Bunte Basler Kultur! Vielfältige Facetten! Eindrucksvoll!

Spiritualität und Religion sind tiefes Gut menschlicher Kultur.

Die «Szene» fremdelt mir etwas zu kapriziös. Warum eigentlich Kult und Kultur

mutwillig trennen? Zudem: Manchmal sind Events nichts als Events

und irgendwie nackter als der märchenhafte Unterhosen-Kaiser

von Andersen. Und doch: Bunte Basler Kultur! Vielfältige Facetten! Eindrucksvoll!

marc Bät tig

Wir messen unser Wohlbefinden gerne durch den Vergleich mit anderen.

Schauen wir also auf das kulturelle Angebot ähnlich grosser europäischer Städte

wie Bordeaux, Chemnitz oder Lüttich, so wird uns schnell bewusst, wie privilegiert

wir in der Region Basel sind. Den hohen Stellenwert der Kultur gilt

es zu wahren. Wir alle profitieren auf die eine oder andere Art davon – ob als Akteur

oder als Konsument. Es macht unsere Region einzigartig. Doch lebt die Kultur nur weiter, wenn sie auch für die nächste Generation

zugänglich bleibt. Und die Jüngeren müssen den Freiraum haben, die Kultur für sich

neu zu erfinden. Ich meine dabei nicht amtlich geplante Zonen, sondern eine allgemeine

Offenheit für das Neue und Ungewohnte. Auch wenn wir uns selber dabei ertappen,

dass uns das Neue zuweilen stört.

BernHarD menDe s Bürgi

Basel gilt als die heimliche Kulturhauptstadt der Schweiz, vor allem was die Vermittlung von bildender Kunst,

aber auch Theater und Musik betrifft. Was für mich aber darüber hinaus Kulturstadt

bedeutet, ist eine atmosphärische Sache. Eine lebendige Künstler- und Kreativszene,

die über die Limitationen der Konsumgesellschaft hinaus zu neuen

Wahrnehmungs- und Denkweisen anregt und herausfordert. Hier könnte Basel etwas

mehr in Bewegung kommen.

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Page 5: Kulturstadt Basel

PHiliP Baumann

Basel, als Zentrum einer Metropolitanregion, hat eine grosse Ausstrahlung.

Das Kulturangebot ist vielfältig. Anbieter wie das Theater Basel, die Orchester,

die Kaserne und das Roxy, das Kulturfloss auf dem Rhein, die diversen Rock-

und Jazzformationen, die Ländlerkapellen und all unsere Museen sind für die Vielfalt

Basels unverzichtbar. Aber Institutionen mit Weltruf, allen voran

das Kunstmuseum Basel und das Beyeler-Museum, müssen prioritär

unterstützt werden, um ihre Stellung wahren und ausbauen zu können.

mir jam Beerli

Eine Kulturstadt braucht mehr als renommierte Institutionen

und erstklassige Vermittlung. Sie braucht eine lebendige Kulturszene.

Und diese braucht Freiräume, Neugierde, Offenheit und Vertrauen.

Und sie braucht ein Verständnis dafür, dass das Schaffen von Kunst

und Kultur kein linearer, sondern ein experimenteller, verlustreicher,

immer aber ein produktiver Prozess ist.

rol anDo BeneDick

Es passiert selten, dass man vom Süden in den Norden geht,

und wenn, dann aus Arbeitsgründen. Basel bietet Kultur, Musik und

Kunst von hohem Niveau und regt zu interessanten Diskussionsmöglichkeiten an.

Aber man sollte die Vorstellungen und Ideen im Allgemeinen etwas besser ordnen,

um zu einer klaren kulturellen Politik zu gelangen.

Pe ter Blome

Die Basler Museen leisten einen grossen Beitrag zum kulturellen Leben Basels,

auch das Historische Museum und das Antikenmuseum. Beide werden

als eigenständige Marken wahrgenommen und sie sollen ihre Autonomie

auch weiterhin behalten. Die im Kulturleitbild angeregte Fusion

zu einem virtuellen «Haus der Geschichte» würde die Identität beider

Häuser zerstören – ein Horror-Szenario.

roger BrennwalD

Kultur sollte für den Menschen greifbar sein und dazu beitragen, das

moralische Klima und das Niveau zu heben. Wenn die Sonne der Kultur

zu niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.

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Page 6: Kulturstadt Basel

rutH Buck

Die Qualität der Stadt wird auch von den hier tatsächlich

lebenden Künstlern mitgeprägt. Dieser «Humus» benötigt eine Atmosphäre,

in der Visionen wachsen und gedeihen können. Eine Kulturstadt zeichnet

sich dadurch aus, dass sie nebst der Förderung der «Leuchttürme»

die Notwendigkeit wahrnimmt, auch dem «Humus» zu Wachstum zu verhelfen.

Fr anz cHrist

Das Wort Kultur kommt vom lateinischen «colere», den Acker bebauen.

Kultur hat etwas Pflegliches und braucht oft mehr Geduld als Geld. Zum Beispiel die Turmmusik des Stadt-

posaunenchors. Jeden Samstag zur Vesperzeit spielen seit über fünfzig

Jahren Männer und Frauen aus Stadt und Land hoch vom Münster Choräle und

stimmen den Sonntag ein.

mir jam cHrist- cr ain

Für mich bedeutet «Kulturstadt Basel», dass ich hier in Basel ein enorm

breites Kulturangebot wahrnehmen kann. Es gehört für mich wie selbst-

verständlich zum städtischen Leben. Diese Selbstverständlichkeit unterscheidet

die kulturelle Grossstadt, eine «Kulturstadt» eben, von der kulturellen Provinz.

Persönlich nutze ich mit meinen kleinen Kindern im Moment vor allem die Museen.

Kino, Konzert und Theater kommen leider etwas zu kurz. Und: Ein attraktives

Gastroangebot zählt für mich übrigens auch zur Kultur einer Stadt.

corina cHristen-marcHal

Die Wortherkunft des Begriffs Kultur (coltivare = anbauen, grossziehen, pflegen)

fasst genau das zusammen, was ich mir für die Kulturstadt Basel wünsche.

Wie es die Aufgabe des Bauern ist, das Land, auf und von dem er lebt,

mit Agrikultur zu «pflegen» müssen wir Stadt-bewohner unsere Umgebung

mit Stadtkultur pflegen. Dazu gehört, nebst Grünflächen, auch ein breit gefächertes

kulturelles Angebot. Damit wir «Stadtpflänzchen» uns begegnen, weiterbilden

und austauschen können. Darüber hinaus braucht es die Pflege

bestehender alter und neuerer Traditionen, Fasnacht, Vogel Gryff, Museums-

nacht usw.

artHur coHn

Basel ist für mich eine Kulturstadt mit internationaler Ausstrahlung.

Theater, Museen, Kleinkunst-Bühnen, Musical-Theater und Grossveranstaltungen

mit internationalen Stars – das alles haben wir in Perfektion. In Pierre de Meuron

und Jacques Herzog haben wir die kreativsten Architekten der Welt.

Und die Fondation Beyeler hat dem Angebot die Krone aufgesetzt.

Auf die Kulturstadt Basel dürfen wir alle stolz sein!

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u n i o n

Page 9: Kulturstadt Basel

anDre a s courvoisier

Meine Kulturstadt Basel – das ist das alte Imbergässlein und das neue

Volta-Zentrum, mittelalterliche Stadtkulisse und heutige Skyline.

Zu Fuss grossartige Architektur abschreiten, wo es andernorts Bustouren braucht.

Mich freuen über den Strassenmusikanten entlang des Wegs. Mich ein wenig

ärgern über den puritanisch gestalteten Platz, auf dem er auftritt.

george s Delnon

Eine Kulturstadt hat vor allem Flair. Dieses entsteht aus einem subtilen Wechsel-

spiel von Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit. Die Kulturstadt pflegt

die Vergangenheit, die Historie, die Tradition, ihre Wurzeln, ihre Geschichte.

Sie lebt in der Gegenwart, schafft ein vielfältiges Angebot und baut Brücken

zwischen den Generationen, zwischen den unterschiedlichsten Kulturen

und gesellschaftlichen Segmenten. Sie investiert in die Zukunft, entwickelt Neues,

gibt der Innovation, der Forschung Raum und Mittel, überwindet alte Grenzen …

wolFgang Die t z

Basel entwickelt in einem urbanen und zugleich fast familiären

Rahmen seine beeindruckende Vielfalt, die die Besonderheiten der Grenz-

und Sprachregion am Oberrhein aufgreift. Kultur reicht dabei über die klassischen

Sparten hinaus, bezieht durch ihr Angebot grosse Kreise der Bevölkerung in

der Region ein und vernetzt die Künstlerinnen und Künstler der Triregio.

gregor Dill

Basel ist eine Kulturstadt, ja. Aber immer noch eine geteilte. Brücken

zwischen etablierter Kultur und Subkultur sind zwar immer

wieder vorhanden, brechen aber auch immer wieder ein. Eine Auseinandersetzung

mit der Geschichte dieser Brücken- bauten und -einstürze wäre interessant und wegweisend. Doch das wäre Zeit-

geschichte. Und die ist in Basel so schwach wie diese Brücken.

tHoma s Dürr

Die Kulturstadt Basel ist gut und gediegen, viel Kunst, Tennis, Fussball

und Theater. Sehr wenig Infrastruktur, um Weltstars eine attraktive Visitenkarte

abzugeben, sehr viel Improvisation, aber zu wenig Vision und Selbstvertrauen für

die Zukunft. Vieles wird lieblos von Zürich gesteuert, wenig wird erneuert

und von innen heraus aus Basel bespielt. Die Pflanze sollte aus eigener Kraft

und auf eigenem Boden wachsen, dann wird sie ganz toll blühen!

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k atrin eckert

In meiner (zukünftigen) Kulturstadt Basel trifft man, wo man geht und steht, auf Literatur.

Nicht nur im Literaturhaus und in den Buchhandlungen. Überall Gärten –

alte und neue, wilde und gepflegte –, wo Literatur spriessen, wachsen, wuchern und

Früchte tragen kann. Es wird geschrieben, gelesen, erzählt, diskutiert, was das Zeug hält.

Von früh bis spät. 365 Tage im Jahr.

cHris eicHenBerger

Eine Kulturstadt wie Basel zeichnet sich durch Begegnungsorte wie Museen,

Festivals, Restaurants und Bars, Messen und Events aus. Menschen verschiedenster

Couleur zusammenzubringen, ist eine Kunst, die gute Gastgeber ausmacht. Dieses Potenzial

und die dafür nötigen Institutionen hat Basel, diese zu bewahren, zu unterstützen ist

unsere Aufgabe.

luk a s Fae scH

Kulturpflege erinnert an die Aufgabe des guten Gärtners: Freiraum lassen, Sorge

tragen zu bekannten, edlen Pflanzen, aber auch wildes, neues Gewächs zulassen und

fördern und mit Gelassenheit bisweilen Unkraut übersehen. Nicht überdüngen!

Dabei geht der Gärtner professionell, innovativ, zukunftsorientiert und manchmal auch pionierhaft vor in der Gewissheit, dass

sich alles zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügt.

cHristian FelBer

In meinem Wohnquartier, dem Gundeli, gehe ich am liebsten ins Gundeldinger Feld:

Es gibt dort Kino, Theatervorstellungen und jede Menge Gastronomie.

Ich träume davon, dass mein Quartier viele solcher Zentren hätte. – Die wirklich

starke Kultur geht auf private Initiative zurück und kommt nicht vom Staat.

Hans Furer

Basel verdient Geld mit kreativem Geist: Entdecken und erfinden.

Novartis und Roche machen es vor. Wo der Geist Grenzen überschreiten kann, ist Kunst nicht fern. Das Wort «Weltspitze» stimmt nicht nur bei

Life Science, sondern auch bei der Kultur. Einerseits dank Institutionen (Kunst-

museum, Fondation Beyeler, Art Basel) oder dank Persönlichkeiten (Jean Tinguely,

Arthur Cohn, Herzog & De Meuron). Basis und Ursuppe des kreativen Geistes

ist die Fasnacht. Kultur ist für die Stadt überlebenswichtig, «Kulturstadt

Basel» – keine Worthülse.

cHristoPH gloor

Ich bin so froh und glücklich, dass ich in der Nähe einer Kulturstadt lebe – und darum

etwas kultivierter werde.

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Page 11: Kulturstadt Basel

angelo gallina

«Kulturstadt Basel» ist ein überaltertes, lahmendes und uneinsichtiges Pferd,

welches sich bereits bei Sonnenuntergang auf dem letzten Gang zum Metzger

befindet und eine kleine Rast bei der Art Basel und der Basler (-ländler) Fasnacht

eingelegt hat. Basel darf den Wandel der neuzeitlichen Kulturstädte nicht verpassen.

at til a ga sPar

Ich werde immer wieder von Leuten gefragt, ob wir für Ron Orp's Mail Basel genug

Veranstaltungen finden, um unsere täglichen Newsletter zu füllen. Klar finden wir das.

Wir suchen auch danach. Basel ist voll von Kultur. Es fehlt einigen Leuten in der

Stadt einfach ein vorurteilsfreier Blick auf die Stadt. Dazu gehören auch einige Politiker.

Kultur ist mehr als ein paar Leuchttürme, aber die Leuchttürme sind es auch.

ane t te geHrig

Kultur kann sein, wenn Neugier, Mut, Können, Freiheit, Lust und Zeit regieren.

Ich habe Basel als eine Stadt kennengelernt, in der die Personen, die Ideen

und auch die Mittel da sind, die im Zusammenspiel Kultur ermöglichen.

Ich wünsche mir sehr, dass diese Vielfalt – auch schräger Töne, ungewohnter Bilder und

neuer Formen – weiter gedeiht.

HeDy gr aBer

Meine Kulturstadt Basel schaut weit über ihre eigenen Grenzen hinaus.

Sie ist stolz auf ihre Museen, ihr Mäzenatentum und ist fähig, Traditionen in die

Zukunft zu übertragen. Meine Kulturstadt Basel fördert Kultur ohne Scheuklappen, wagt

Experimente und setzt auf Qualität. Meine Kulturstadt Basel ist ein Juwel mit

internationaler Ausstrahlung.

FreDy HaDorn

Das Basler Kulturschwert ist zweischneidig: Eine Seite der Klinge steht für

kämpfen, kämpfen, kämpfen – fest an Visionen und deren Realisierung glauben.

Hartnäckig muss sein, wer etwas Neues – neue Orte für «Kulturaffären» in Basel

aufbauen will. Manchmal funktioniert es. Die andere Seite der Klinge steht für das hoch-

karätige Kulturangebot Basels. Ermöglicht durch die Stadt, aber auch dank des in Basel einzigartigen Mäzenatentums.

So ist ein wunderbares Angebot an Hochkultur, das Freude bereitet, entstanden.

Aber leider wird das Basler Kulturschwert noch zu einseitig geführt. Die Hochkultur ist

auch aus dem «Humus» entstanden. Der sehr fruchtbare Basler «Humus» wird zuweilen arg unterschätzt und zu wenig

gepflegt und gefördert. Ich wünsche uns einen Ritter, der das Schwert auf beiden Seiten

scharf hält.

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Page 12: Kulturstadt Basel

mat tHia s Hagemann

In meiner idealen Kulturstadt finanziert der Staat die Leuchttürme der städtischen

Kultur üppig und beschränkt sich ansonsten auf gute Rahmenbedingungen:

Bereitstellen von Infrastruktur und Zurückhaltung bei Verboten und anderen Einschränkungen. Kultur braucht Freiheit,

nicht Subventionen!

eDgar Hagen

Kultur ist lebendig. Das Lebendige muss gepflegt werden. Die Pflege braucht

Zeit und Zeit ist Geld. Meine Kulturstadt bekennt sich zum Lebendigen und

geht grosszügig um mit dem kritischen Geist, dem Unbequemen, Sperrigen, dem Visionären,

dem Gedanken und Bild im Entstehen. Meine Basler Kulturstadt ist das Gegenteil

einer Bewahrerin; sie sucht die Auseinandersetzung, fördert den offenen Diskurs, lehnt sich auf gegen Ideologen,

fordert dazu auf, den freien Raum zu ergreifen, bespielt die Nischen, treibt neue Blüten,

stellt sich in Frage, fördert sorgfältig, was vor Ort im Entstehen ist, und spinnt die Netze

über sich selbst hinaus. Meine Kulturstadt ist einladend, mutig, im Fluss und will sich

neu definieren.

stell a HänDler

Die «Kulturstadt» Basel macht mir Freude, wenn die Kaserne wieder auf

solidem Boden steht, wenn die BaZ doch nicht zur täglichen Ausgabe der

Weltwoche wird, wenn auf dem Dreispitz elektronische Kunst die Lastwagen ablöst;

die Freude wäre noch grösser, wenn Zaha Hadid hätte bauen dürfen, wenn die

Filmschaffenden eine angemessene Förderung erhielten, wenn die kleinen Buchläden

nicht schliessen müssten. Und wenn ich Besuch aus dem Ausland

habe, macht mich die «Kulturstadt» manchmal ein klein wenig stolz.

cHristian HeeB

In unserer einzigartigen Stadt leben Bürger Kultur ohne Kantons- und Landesgrenzen.

Während sich ein grosser Teil der Politiker weiter «vornehmlich» darin gefällt,

solches über putzige Gartenzäune hinweg zu predigen, haben die Menschen dies

längst umgesetzt. Einfach so. Abendessen in St. Louis, Theater-Matinee in Basel, Samstagmarkt in Lörrach. Kultur pur.

Keine Gräben, keine Schwellen. Bleibt die uner-füllte Hoffnung, dass dort, wo öffentliche Mittel fliessen, herablassende Blicke der

Entscheidungsträger vom Elfenbeinturm einer Sicht auf Augenhöhe mit Initianten weichen.

Initianten, deren Projekte angenommen werden. Kultur bleibt auch dann Kultur, wenn

sie auf Akzeptanz, Zustimmung und Begeisterung stösst. Freiheit für kreative

Kulturschaffende, kurze Leine den spiessigen Kulturschaffnern.

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Page 13: Kulturstadt Basel

martin Heller

Basel ist eine Kulturstadt. Weil es viel Kultur besitzt. Basel ist keine Kulturstadt. Weil es wenig Kultur lebt. Basel ist eine Kulturstadt. Basel ist keine Kulturstadt. Basel ist eine Kulturstadt. Basel ist keine Kulturstadt. Basel ist eine Kulturstadt ...

PHiliPPe HersBerger

Kulturstadt Basel, dann aber bitte auf der ganzen Linie – das wäre schön!

In der Subkultur entfernen wir uns leider klar vom erwünschten Status, Kultur-

mekka Basel – Schlafprovinzstadt Basel brächte es hier wohl eher auf den Punkt.

Ob dies auf den Konsumenten oder Anbieter zutrifft, mag dahingestellt sein …

an der geografischen Lage scheitert es aber bestimmt nicht. Aber stromaufwärts dauerts halt einfach länger – bis dahin Gute

Nacht, bonne nuit Basel!

samuel He ss

Vor 30 Jahren schrieb ich als 18-jähriger Unterbaselbieter und Schüler

am Gym Oberwil einen Leserbrief, der statt der damals neuen «Willkommen

im Baselbiet»-Schilder mehr Geld vom Landkanton für das Theater Basel forderte.

Bildung und Kultur – elitäre wie populäre – sind der Boden, auf dem wir wachsen

und gedeihen. Erst wenn wir sie nicht mehr haben, wissen wir, was uns fehlt.

wenDelin He ss

Wäre ich ein Haus, dann wohl am liebsten in Basel.

BernHarD Heusler

In der Kultur Basels widerspiegelt sich für mich das spannende und fruchtbare

Nebeneinander von gelebtem Lokalpatriotismus, der Pflege von Traditionen

und der Freude am Baslerischen Schaffen einerseits und der Offenheit und

Liberalität gegenüber Andersdenkenden, Neuem und fremden Einflüssen andererseits.

Dieses Spannungsfeld setzt kulturelle Energien frei, die nicht unterdrückt werden

dürfen, sondern gefördert, genutzt werden müssen, wenn wir uns alle die Kultur-

stadt Basel bewahren wollen!

guDrun Heute-Blum

Lörrach und andere Städte im trinationalen Umfeld der Stadt Basel

haben sich in den vergangenen Jahren emanzipiert. Urbanität macht nicht

mehr an den Grenzen Basels halt, und es geht im Bereich der Kulturpolitik

nicht nur um die unbestritten hohen Leistungen des Zentrums. Wäre es nicht

an der Zeit, ein Kulturleitbild (auch) für die gemeinsame Stadtregion

zu entwickeln?

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Page 14: Kulturstadt Basel

DaviD marc HoFFmann

In Basel berührt mich immer wieder die besondere Verknüpfung von Kultur und

Bürgersinn. Es ist «unser» Theater, «unsere» Kaserne, «unsere» Holbein-

Sammlung im Kunstmuseum und «unser» Shift-Festival, und wir sind aufge-

rufen, dieses Kulturleben aktiv zu nutzen und mitzugestalten. Die Kulturstadt

Basel lebt vom Staat, von grossen Stiftungen und Mäzenen – und eben von uns

einzelnen Bürgerinnen und Bürgern.

Helmut HuBacHer

Wir streiten uns über Gott, die Welt und den FCB. Wir, ein Architekt, ein Plattenleger,

ein Arzt und Pfarrer, die Malerin, der Fussballprofi mit dem Wirt. Es war herrlich.

Es lebe die Stammtischkultur.

Pia inDerBit zin

Besonders am Herzen liegt mir unser Kulturgut Fasnacht.

Die Basler Fasnacht mit ihrer speziellen Art der Sujet-Fasnacht vereint in sich

die verschiedensten Aspekte der Kultur wie Kunst, Poesie, Musik, Pflege des Dialekts,

Fantasie, Witz, Persiflage und Ironie und bietet nicht zuletzt soziale

Netzwerke für die Mitwirkenden, auch das ein wichtiger Teil von Kultur.

Ich setze mich gerne dafür ein, dass die Fasnacht sich weiterentwickelt und

noch lange Gross und Klein als jährliches «Naturereignis» begeistert.

eric jakoB

Basel und die Oberrheinregion befinden sich an der Schnittstelle von germanischer und romanischer Kultur.

Wir sollten diese Chance noch besser nutzen und vermehrt Brücken zu

unseren Nachbarn schlagen über die Sprach- und Landesgrenzen hinweg –

im Kulturleben und im Alltag!

zoë jenny

Kultur hat mit Freiheit zu tun, mit Toleranz, auch mit Chaos. Eine Stadt,

die ihre Kulturschaffenden schätzt, hat Kultur. Wozu ein Etikett?

Kultur ist nicht eifrig. Sie entsteht oft dort, wo man sie am wenigsten erwartet –

im Kopf eines Einzelnen. Sie baut sich kein Haus und hängt ein Schild an die Tür.

Sie wohnt im Freien.

tHoma s jenny

Basel, Kulturstadt? Warum nicht – überall, wo Menschen interagieren, entsteht

Kultur. Aber hat Basel eine Stadtkultur? Wird über Werte jenseits von Franken

und Rappen diskutiert? Werden historische Bezüge hergestellt – etwa im

Umgang mit der Landschaft oder mit Afrika? Beide machten Basel einst reich …

Wird Bürgerkultur der Vergangenheit millionenschwer subventioniert,

oder werden Freiflächen für die Eroberung der Zukunft geschaffen?

Die Antworten lauten Nein, Nein, Ja, Nein. Schade.

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Page 15: Kulturstadt Basel

h o m e

Page 16: Kulturstadt Basel

s c h l o t t e r B e c K

Page 17: Kulturstadt Basel

erik julliarD

Gemessen an der Grösse unserer Stadt platzt der Basler Kulturkalender

ja fast aus den Nähten. Gut so. Ich persönlich mag Veranstaltungen, die unermüdlich

an ihrem Feinschliff arbeiten, selbst wenn sie bereits arriviert sind. Events, die sich

dank einem begeisterten Publikum durchsetzen – und so auch Sponsoren finden –,

imponieren mir. Die feinen Unterschiede zwischen Kleinbasel und Grossbasel kennen nur

die Basler, Basel als Kulturmetropole geniesst jedoch nationale und internationale

Aufmerksamkeit und Anerkennung. Es macht mich stolz, nicht nur als Veranstalter,

Teil dieser «Kulturinstitution» zu sein.

rené k amm

Basel beeindruckt mit einem grossen «institutionalisierten» Kulturangebot.

Als «Kulturstadt» muss Basel aber noch offener für Veränderungen werden

und seinen Bewohnern noch mehr Freiräume zur kreativen Entfaltung bieten.

cem-lue tFi k ar atekin

Basel-Stadt ist meiner Meinung nach, speziell wegen des hohen Ausländeranteils,

sehr reich an verschiedenen Kulturen. Das friedliche, tolerante und

respektvolle Zusammenleben verschiedener Ethnien und Weltansichten auf kleinem

Lebensraum ist sehr vorbildlich. In diesem Klima fühle ich mich sehr wohl.

sam keller

Es gibt keine bedeutende Stadt, die nicht auch eine Kulturstadt ist. Basel nennt

sich Kulturstadt, und das ist gut so. Nicht nur wegen Fülle und Qualität der

kulturellen Institutionen, sondern auch weil dies eine Selbstdeklaration ist:

eine Liebeserklärung an die Kultur als Herzstück der Basler Identität. Wie in den Life

Sciences, so spielt Basel auch in der Kunst in der internationalen Champions

League. Es ist gut und wichtig, die Institutionen zu fördern, die kulturelle Spitzenleistungen vollbringen. Wer A sagt, muss aber auch B

sagen, und das bedeutet, dass zu einer Kultur-stadt auch gehört, ein Ort für Künstler zu sein.

Künstler brauchen Freiheit, Freiräume und Resonanz. Basel soll deshalb eine Kultur-

stadt für Kunst und für Künstler sein.

Daniel kern

Kulturstadt Basel. Hier findet Kultur statt. Gut so. Ich möchte keine Kultur

statt Gegenkultur. Kein Kunstmuseum statt Graffitiwände. Kein «Evita» statt

Jugendkulturfestival und keinen Banntag statt Harassenlauf. Für eine gesunde

Kultur in Stadt und Region braucht es beides. Basel hat mehr zu bieten als einen

schmucken Kulturslogan. Kultur ist nicht nur Tourismusmagnet, sondern Identitätsspiegel

unserer Stadt. Lasst uns die Strassen mit Leben, Lachen und Farben füllen.

Auch das ist Kultur. Und sie passiert dort, wo man Ihr Platz lässt. Auch finanziell.

Peace!

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Page 18: Kulturstadt Basel

r ay knecHt

Nicht die unbegrenzten Möglichkeiten, Kultur für viel Geld zu konsumieren,

sondern das vernetzte Zusammenleben von Menschen aus verschiedensten

Kulturen und die grosse Vielzahl an sehr aktiven Subkulturen machen meine

«Kulturstadt» aus. Doch erst wenn auch die Menschen mit wenig Geld

den Zugang zu allen Kulturangeboten haben, sind wir eine richtige «Kulturstadt»,

die diesen Namen verdient!

Die ter koHler

Die Basler Kultur, das sind für mich exklusive Angebote bei gleichzeitig sozialer

Durchmischung der Zuschauer und Zuschauerinnen. Nirgends treffe ich so

unterschiedliche Leute wie an einem Tanz- oder Theaterabend, im Konzert oder nach

einer Ausstellungsvernissage. Wenn in der Stadt weiterhin Freiräume à la Nt/Areal möglich sind,

dann kann man richtig stolz sein auf Basel. Und sollten wir es uns zu wohlig eingerichtet

haben, so vertraue ich auf die nächste aufmüpfige Kreativgeneration. Die Basler

Kultur lebt, solange alle daran teilhaben können. Deshalb muss man das labile Gleichgewicht

zwischen Leuchttürmen und Breitenförderung stets im Auge behalten.

gille s kolB

Kultur in Basel ist die Würze in der Suppe unseres Lebens. Voller geschmacklicher

Überraschungen und dennoch fein abgeschmeckt. Sie ist aber auch die Seele

unserer Gesellschaft. Sie macht meine Stadt liebenswert und einzigartig.

Ich wünsche mir nur, dass der Sport vermehrt als Bestandteil dieser Kultur gesehen

wird. Und damit meine ich für einmal nicht den FCB.

acHim könneke

Manchmal blicken wir mit Neid auf die ökonomischen Möglichkeiten,

meist aber mit echter Anerkennung auf die künstlerischen Qualitäten

in unserer Nachbarstadt. Dank des hoch- karätigen internationalen Niveaus kommen

wir regelmässig und gern nach Basel. In Zukunft wird die Qualität Basels

(und Freiburgs) noch viel mehr als heute schon von der Vielfalt und Buntheit

der Angebote und vor allem auch der Anbieter abhängen. Denn Kultur in der Stadt ist

wesentlich mehr als Kultur von der Stadt.

georg kreis

Kultur ist zunächst etwas Privates, das aber nicht privat bleibt, sondern nach

aussen wirkt und sich dort mit anderen, entweder gleichartigen oder ähnlichen

und/oder stark unterschiedlichen Kulturen trifft. Der öffentliche Raum ist die Zone, in der

das stattfindet. Und diese Zone bekommt eine Gesamtqualität durch die verschiedenen

Teilqualitäten. Das ist, möchte man sagen, etwa überall auf der Welt ähnlich, also

universal. Wenn es hilft, diese Normalität mit dem Griff nach vermeintlich «Baslerischem»

zu stärken, dann kann man das tun und dann ist es schliesslich «baslerisch»,

weil es – auch – in Basel stattfindet. Das ist dann kultureller Lokalpatriotismus -

im guten Sinn.

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Page 19: Kulturstadt Basel

eugen krieger

Kultureller Reichtum ist ein zentraler Standortfaktor. Die kulturelle Zukunft Basels liegt

in den Händen unserer Basler Jugend. Beim Ziel, die jungen Menschen Basels zu

Trägern wertvoller Kulturtraditionen zu machen und sie zugleich zu kultureller Offenheit

anzuregen, spielen die Basler Schulen eine zentrale Rolle. Die Kulturstadt Basel ist

sich der Wichtigkeit staatlicher Schulbildung bewusst und investiert daher in ein

inhaltlich reiches und qualitativ hochstehendes Schulangebot im Stadtkanton.

r alPH lewin

Traf ich kürzlich im Zug nach Basel einen auswärtigen Bekannten.

Sagt er: «Ihr habt es gut in Basel: den Rhein, das Münster, den FCB.» Sage ich: «Das Museum

der Kulturen, das Schaulager, die Fasnacht.»Meint er: «Den Hammering Man, die Art,

das Musical-Theater.» Laufe ich zu Hochform auf: «Das Schauspielhaus, das Kulturfloss,

die Kult.kinos, das Jazzfestival und vielleicht bald ein Dampfbad im Bahnhof St. Johann.»

«Ihr seid eben die Kulturhauptstadt der Schweiz», sagt er ein wenig neidisch. «Und warum fährst

du jetzt nach Basel?», frage ich ihn.«Deshalb!»

gisel a kut ter

Basel hat ein unglaubliches Kulturangebot. Zudem in hoher, internationaler Qualität.

Es passiert hier kulturell auf so vielen Ebenen Wichtiges, dass die

Menschen gar nicht mehr bemerken, wie aussergewöhnlich ihr kulturelles Umfeld ist.

Es hat schlicht zu wenig Raum für die Kulturprojekte, die in der Stadt entstehen.

Die Künstler werden zu wenig ernst genommen. Basel ist eigentlich zu klein für seine

kulturelle Grösse.

cHristoPH l angscHeiD

In Basel begegnet einem auf Schritt und Tritt Kultur. Und wenn man sich aktiv

auf sie einlässt und auf sie zubewegt, eröffnen sich einem unendliche neue

Kulturräume. Einmalig! Empfehlung für Einsteiger: Den Rhein vom Tinguely-

Museum aus runterschwimmen und das (Kultur-)Spiel spielen:

Ich sehe was, was du nicht siehst.

Die tricH loHmann

Sieht eine Kulturstadt irgendwie aus? Kultur findet statt, wenn Möglichkeit auf

Missstand trifft. Kultur in der Stadt ist Teil ihres unvollkommenen Plans. Sie

braucht den Mangel, um fordernd zu sein, sie inspiriert wenn, sie laut im Leisen wird,

sie hat ihre beschaulichen, sinnlichen, auch kitschig schönen Seiten. Sie macht satt

und hungrig, schläfrig und wach, bildet und verblödet. Ob und wie sich Stadt

kultiviert, ist Fantasie, Wille und Möglichkeiten ihrer Menschen überlassen. Basel ist

geografisch klein, seine wirtschaftliche Potenz und kulturelle Ambition sind gross.

Eine Mixtur, die im beengten Stadtraum Druck erzeugt und oftmals kreatives Engage-

ment für Grosses im Kleinen.

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Page 20: Kulturstadt Basel

antonio loPrieno

Kultur kann man nicht definieren – Kulturstädte noch weniger. Kann es überhaupt

eine Nicht-Kulturstadt geben? Was Basel angeht, so wünsche ich mir, dass sie ihrer Berufung als Weltstadt en miniature gerecht werden möge:

traditionsbewusst, aber nicht in Tradition gefangen; schöpferisch, aber nicht

in der Suche nach Neuem verkrampft; vielseitig, aber meistens mit

einheitlichem Flair. Baselness als Qualitäts-merkmal. Nicht so klein, aber sehr fein.

simon lut z

In dieser kleinen, grossen Stadt, in der sich drei Länder und deren Kulturen

begegnen, werden Grenzen fliessend – und genau dies wünsche ich mir

von der Kulturstadt Basel! Dass mit der gleichen Zuwendung und Sorgfalt,

wie die arrivierte Kultur gepflegt und unter-stützt wird, auch die Möglichkeit und der Raum zur Entfaltung anderer kultureller

Realitäten gesichert werden. Eine lebendige Stadt bietet viele Facetten, und diese

Vielfalt bedeutet Lebensqualität. Basel ist zwar klein, aber es könnte gross sein –

und dazu braucht es Mut zu Originalität und Fantasie und weniger gefälliges Mittelmass

und Beamtenkrämerei. Basel, wach auf und trau dich! Du kannst das nicht nur an

drei Tagen im Jahr!

onorio mansut ti

Ein Kulturlei(d)bild für Basel? So etwas sollte von allein entstehen.

Demokratische Entscheide in Sachen Kultur bringen nicht viel.

Höchstens Mittelmass.

Hans ruDolF mat ter

Ein lauer Sommerabend im August – in den Badekleidern am Rheinbord entlang

zum Tinguely-Museum laufen – sich im kühlen Rhein zur Mittleren Brücke treiben lassen – umgeben von zahlreichen

MitschwimmerInnen mit farbigen Wickelfischen – die historische Stadtkulisse im

Abendrot geniessen – an der Rebgasse im Hinterhof Boule spielen – gemütliches

Spaghettiessen im Schmalen Wurf – aufkeimende Vorfreude auf den Bebbi Jazz –

gutes Gefühl zu wissen, dass das Kulturangebot im kleinen Basel vergleichsweise

gross ist und man immer könnte, wenn man wollte!

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b a s e l

Page 21: Kulturstadt Basel

c arl miville-seiler

Kultur – das Wort stammt vom lateinischen colere = anpflanzen, hegen und

pflegen, entwickeln. Längst hat sich der Begriff ausgeweitet auf alles Schöpferische,

das der Mensch – über seine elementarsten Lebensbedürfnisse hinaus –

in materieller und geistiger Hinsicht hervorbringt. Voraussetzungen zum guten

Gelingen sind die Freiheit in Verantwortung und die Gewährung der nötigen ökonomischen

Grundlagen. Geistige Werte sind mindestens so wichtig wie Steuersenkungen.

Von einem Kulturleitbild erwarte ich Signale in dieser Richtung.

mat tHia s müller

Basel als perfekte Kulturstadt versucht sich gar nicht selbst in Kultur,

sondern würde für die notwendigen Rahmenbedingungen sorgen.

Damit kulturelle Energien nicht anderswo verbraucht werden und so das

Herzblut initiativer Kulturmacher wieder in Kulturvisionen fliessen kann.

stePHan musFelD

Die Kulturstadt lebt nicht von Museen, Musik und Theater allein. Kultur ist dynamisch,

Bewegung und Sport gehören dazu, Kultur ist sinnlich, die gepflegte Gastronomie

ist gefragt. Und – Kultur ist ein humanistisches Gut, sie soll Generationen verbinden und

soziale Grenzen überwinden.

yaron nisenHol z

Als jemand, der erst acht Jahre in Basel wohnt, bin ich immer wieder davon

begeistert, welch grosse und reiche Auswahl an kulturellen Angeboten es

in Basel gibt. Vielfältige Sonderausstellungen, von der Kunst der Antike bis zur

Gegenwart, zeigen, wie breit der kulturelle Horizont der Stadt ist, und das bereichert

das Leben ihrer Bewohner. Für mich gehört auch religiöse Toleranz zur «Kultur» einer Stadt, und auf diesem Gebiet zeichnet

sich Basel ebenfalls aus.

k arl oDermat t

Die Kultur ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens, ganz speziell Basel.

Was gibt uns schon alleine die faszinierende Altstadt. Die wunderbare Aussicht von

der legendären Pfalz auf den schönen Rhein. Ein Nachtbummel durch das Kleinbasel gehört dazu und hinterlässt bleibende

Eindrücke. Die Vielfalt der Museen und der Ateliers ist einmalig. Ohne die Basler

Fasnacht würden mir unzählige, erlebnisreiche Stunden fehlen, und ohne meinen geliebten

FCB geht nichts in dieser Stadt.

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b a s e l

Page 22: Kulturstadt Basel

julie Paucker

Abrupter slow down schon am Bahnhof – könnte es Müssiggang sein?

Im Herzen der Stadt das Theater. Und ein geschenktes Schauspielhaus daneben.

Rechts futuristische Industrie – links eine irgendwie rührende Altstadt.

And a river runs through it. Abweichlerisches Abstimmungsverhalten.

14 Minuten mit dem Velo und man ist en France, wo man Käse kauft. Sonntag-

nachmittag und man weiss nicht, bei welchem Museum anfangen.

Jeder Basler, jede Baslerin weiss Geschichten über die Stadt zu erzählen. Und wirklich

jeder kennt den Fährimaa. Ein nach wie vor völlig unberechenbares Theaterpublikum. Und so hingebungsvoll

sinnlos wie der Schaufler im Tinguely-Brunnen schaufelt, möchte man

auch schaufeln können.

ma ssimo roccHi

Basel ist heute eine Kulturstadt, aber damit es auch so bleibt, müssen wir

jeden Tag unseren Beitrag leisten, denn sonst wird die Stadt ein Denkmal

an die Kultur. Kultur ist ein «work in progress», kein Monument gebaut

für die Ewigkeit. Eine Stadt liebt und pflegt ihre Kultur nur, wenn sie ihr immer wieder

Frisches und Neues bringt. Nicht eine Kulturstadt zu sein, sondern eine Kulturstadt

zu bleiben, das muss Basel wollen.

anne t te rommel

Basels reichhaltiges Kulturangebot gehört in seiner ganzen Vielfalt unterstützt.

Viel mehr Unterstützung verdient jedoch Kulturvermittlung:

Da hat Basels Kulturlandschaft einen enormen Nachholbedarf in allen

künstlerischen Sparten. Kinder und Jugend-liche aus den unterschiedlichen

sozialen und kulturellen Lebensbereichen sind das Publikum und die KünstlerInnen

von morgen. Sie verdienen, an Kultur herangeführt zu werden, damit

die Vielschichtigkeit der Gesellschaft auch in ihren kulturellen Ausdrucksformen

ihren Niederschlag findet.

gilBert PFenDler

Basel ist zweifelsohne das kulturelle Zentrum der gesamten Region.

Doch der Kulturanspruch darf sich nicht nur auf Basel und Baselland beschränken, sondern muss auch die Grenzregionen

einschliessen. Im Umfeld von Basel haben sich Kulturinstitutionen wie La Coupole in

St. Louis, der Vitra-Komplex in Weil oder der Burghof in Lörrach entwickelt.

All diese Kulturinstitutionen sollten sich gegenseitig befruchten und damit die ganze

Kulturregion Basel stärken.

Felix ruDolF von roHr

Bei uns gibt es den «Esprit Bâlois». Dieser ist kaum zu beschreiben.

Er ist eine Mischung zwischen beständigen Traditionen und offenen Türen auf alle

Seiten. Und dies in einem Stil, in dem man einander auch mit anderen

Meinungen leben lässt; ja, sogar gernhaben kann. Das ist Kultur in

R(h)einkultur.

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Page 23: Kulturstadt Basel

s t ü c K f ä r B e r e i

Page 24: Kulturstadt Basel

a J z

Page 25: Kulturstadt Basel

guy rueFF

Eine kleine Kulturweltstadt wie Basel bietet mir seit über 50 Jahren Events in allen

Formen und für jede Altersstufe, sei dies im Zolli, Theater, Kino, Konzert, in der Kaserne

oder in den so vielfältigen Museen. Eine andere Art von Kultur geniesse ich

seit bald 50 Jahren im Landhof, im alten und neuen Joggeli mit der Fussball-

kunst des FCB. Ein Kulturangebot in dieser Vielfalt und Qualität auf engstem

Raum findet sich weltweit ganz selten, und dies gilt es zu bewahren.

wilFrieD rut z

Für mich ist Basel ein kreativer Magnet – seine Anziehungskraft stammt

aus der einmaligen Synthese von kultur- verbundenen Mäzenen aus einem

weltweit ausstrahlenden wirtschaftlichen Umfeld und von Künstlern und Sammlern,

die sich hier in einmaliger Weise vorbildlich entwickelt und grosszügig

entfaltet haben. Mein Rat an die sog. «Kulturpolitiker»: Schenkt Freiheit auf

beiden Seiten – eine prosperierende Wirtschaft ist seit eh und je die Voraussetzung

für schöpferisches Schaffen!

susanne scHinDHelm

Zweifellos ist Basel eine Stadt, wo in etablierten Kulturinstitutionen

bedeutende Ausstellungen, grosses Theater und herausragende

Konzerte zu sehen und zu hören sind. Doch zu einer Kulturstadt gehört

für mich mehr: Mehr Toleranz gegenüber der Subkultur, die grundlegend

dazu beitragen könnte, aus Basel einen kreativen, pulsierenden Melting Pot

entstehen zu lassen.

micHael scHinDHelm

Die Kultur in Basel ist wie ein Airbus für einen Familienausflug:

viel tolle Infrastruktur für wenige Passagiere. Basel braucht mehr

Passagiere. Der Airbus ist nicht nur für die Stadt. Und wenn der Flugplan

spannend bleiben soll, braucht Basel viel kreatives Personal. Nicht nur an Bord,

sondern auch am Boden. Nicht nur aus Basel, sondern aus aller Welt.

anna scHmiD

Der Reichtum Basels an kulturellen Einrichtungen ist unbestritten.

Eine Kulturstadt zeichnet sich allerdings nicht nur durch die Anzahl kulturschaffender

Institutionen aus, sondern gerade auch durch den Umgang mit dem,

was in und um diese Institutionen entsteht. In diesem Sinne könnte eine kontroversere

Diskussionskultur um Inhalte die Möglichkeiten des kulturellen Angebots

potenzieren – gerade auch für die Stadtbewohner.

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b a s e l

Page 26: Kulturstadt Basel

niggi scHoellkoPF

Kultur kennt keine Grenzen. Wohl sprechen wir von Basel gerne als die

Kulturstadt. Tatsächlich bietet Basel einen breiten Fächer an Kultur an: Museen,

Theater, Galerien, Konzerte, Sport- veranstaltungen, Zolli und viel anderes

stehen im Basler Kulturkalender. Doch auch «ääne an dr Basler Kantons-

gränze» blüht Kultur. Von Allschwil bis Rheinfelden, von Birsfelden bis Laufen

reihen sich ebenso interessante Kulturveranstaltungen in den Alltag ein.

Für mich ist von Bedeutung, dass alle BewohnerInnen und RegiobesucherInnen unserer Region am reichen Kulturfüllhorn

teilhaben können. Kultur muss daher für alle bezahlbar sein.

Benno scHuBiger

Für die Kultur bildet Basel-Stadt mit seinen höchsten Kulturausgaben pro Kopf

die beste aller Welten – vordergründig: Denn Basel und seine Kultur erfreuen sich

zwar an einem Überangebot, leiden aber an Unterkonsum (spürbar etwa

an oftmals halbleeren Besucherrängen). Basels Kultur spriesst. Doch blüht sie auch?

Kultur, auch subventionierte, steht nicht abseits des Marktes. Richtig also,

dass sie aufgrund von Parametern und Indikatoren betrachtet – nicht gezwungener-

massen bewertet – wird.

Die tmar scHwar z

Im Fluss fühle ich mich im Sommer am wohlsten, vor allem nach einem Tag voller

Arbeit an und mit der Kultur. Die Überschaubarkeit an unterschiedlicher,

hochqualitativer und innovativer Kunst und Kultur von Basel werde ich in

Berlin sicherlich vermissen.

aDrian sieBer

In Basel bin ich im NT/Areal, im Volkshaus, im Hirscheneck, in der Kuppel,

in der Kaserne, im Joggeli, auf dem Kulturfloss, im Theater Basel, im Stadtcasino,

an der AVO Session, im Sommercasino, im Atlantis, am Imagine Festival, am Kloster-

bergfest, im Bimbotown, im Annex und der ehemaligen Stückfärberei aufgetreten. Die Kulturstadt Basel hat mir schon immer

alle Türen offen gehalten.

Hansmartin siegrist

Eine Stadt wird zur Kulturstadt, wenn sie die Grösse hat, ihre Grenzen als Rahmen zu begreifen, und die Offenheit,

darüber hinauszudenken, in ihrer Vielstimmigkeit kein Rauschen,

sondern ein anspruchsvolles Konzert herauszuhören vermag, sich hinter aller

Traditionssuche immer wieder neu erfindet, statt nur auf Klonen und Klönen zu setzen.

Dann führen ihre kurzen Wege auch zu neuen Zielen und verlieren sich nicht in

den alten Zirkeln.

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b a s e l

Page 27: Kulturstadt Basel

Hans- georg signer

Das Label «Kulturstadt» ist eine Zuschreibung, ein Herbeigerede.

In einer Stadt geschieht das, was die Menschen für wichtig halten.

Meine Kulturstadt Basel sieht deshalb wie Basel aus. Eine Stadt, die sich

und die Welt mag. Eine Stadt mit Menschen, die heiss auf Kultur sind, weil Kultur

sie lebendig hält. Und mit vielen Leidenschaft-lichen, die Kultur machen, vermitteln.

Wenn das Wünschen erlaubt wäre: Basel ist immer dann meine Kulturstadt, wenn sie für junge Menschen Praxisfeld,

Kulturacker (fast schon ein Pleonasmus) ist, auf dem sie sich austoben, erproben,

das Äusserste wagen können.

valentin sPie ss

Die «Kulturstadt» Basel bietet mir und meinen MitarbeiterInnen eine vitale

Lebens- und Arbeitsumgebung für die Realisierung von Projekten der

kulturellen Vermittlung mit internationaler Strahlkraft. Meine Vision ist es,

dass Basel auch als Standort für die Kreativwirtschaft international konkurrenz-

fähig wird. Das können wir nur durch Optimierung der Rahmenbedingungen

erreichen: Eine verstärkte Förderung inter- nationaler Kulturarbeit, etwa durch

Bereitstellung von Räumen und Flächen, könnte dazu beitragen.

alicia soiron

Wer sich auf Kunst einlässt und aus seinem schöpferischen Chaos und

Potenzial um seine Ausdrucksform ringt, sie auch findet, der will seine Grenzen ausloten

und überschreiten, will irritieren, will experimentieren. Was braucht er dazu?

Freiheit! Da sollte kein Staat, keine Kulturpolitik sich in diese Freiheit einmischen.

Kunst und Kultur, nur diese überschreiten den Horizont des Faktischen und Kalkulier-

baren. Sie schöpfen sich selbst und beobachten zugleich diesen Schöpfungs-

prozess, werden zur Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit einer

Gesellschaft.

tHoma s staeHelin

Die Wirtschaft ist mein Leben – die Kultur ist mein Leben. Kultur ist unteilbar

und unverzichtbar. Ohne ein hochstehendes und vielfältiges Kulturleben sind Basels

wirtschaftliche «Leuchttürme» wie Life Sciences, Logistikcluster, Versicherungen

und Finanzen, Messestandort etc. nicht denkbar und umgekehrt. Die Kulturstadt Basel

lebt von Traditionellem und Bestehendem. Die Kulturstadt muss aber auch

aufregend sein und neugierig machen. Das gilt für die «Leuchttürme», die Museen,

das Theater und besonders auch für das Musikleben. Das Sinfonieorchester Basel begeistert immer wieder, sei es im klassischen

Konzert unter seinem Chefdirigenten, sei es im Theater, sei es mit den Lovebugs.

Seine Ausstrahlung in Basel und ausserhalb Basels geht weit über das hinaus,

was der diesbezüglich enttäuschende Entwurf des Kulturleitbildes – auf eine unfruchtbare

Strukturdiskussion reduziert – erahnen lässt. Meine Kulturstadt Basel braucht kein

Papier, sondern Leben!

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b a s e l

Page 28: Kulturstadt Basel

marie-louise stamm

Kulturstadt Basel bedeutet für mich, dass ich neben Erfahrungen in Beruf,

Familie und Freundeskreis eine andere, weitere Dimension erlebe, welche das «Stadt-

leben» ausmacht: der Besuch von Museen, Konzerten, Theater, aber auch

der Kontakt zu dem Teil der Vereinslandschaft, welcher uns hier in Basel das reiche

Kulturgut Anderssprachiger vermittelt.

k atrin steFFen

Kultur spiegelt unser Selbstverständnis. Sie findet dort statt, wo das Leben,

der Alltag kulturell gelebt wird. Eine lebendige, dynamische «Kulturstadt

Basel» bietet Raum für Vielfalt, Differenz und Kontraste.

morit z suter

Zuerst müsste man sich überlegen, was zählt zur Kultur. Für mich zählt nicht

nur das Theater, das Kunstmuseum, das Historische Museum, das Antiken-

museum, das Museum der Kulturen, die Fondation Beyeler oder das Stadtcasino

zur Kultur, sondern eben auch zum Beispiel ein FC Basel, ein EHC oder ein RTV

und die Basler Fasnacht dazu. Ich wünsche mir eine möglichst breite und lebendige

Kulturszene aus vielen unterschiedlichen Bereichen, denen möglichst viel

Freiraum eingeräumt wird und die nicht zentral verwaltet werden sollten.

r aPHael suter

Die Kulturstadt Basel sollte den Mut finden, die Kultur zu fördern

und unterstützen, die die Menschen in dieser Region interessiert.

Nicht jedes Theater, nicht jede Ausstellung und nicht jedes Konzert muss von

staatlicher Seite mitfinanziert werden. Ein kultureller Bedürfnisnachweis –

so schlimm dieses Wort ist – ist in einer Zeit, wo die Mittel nicht mehr so ein-

fach fliessen, schlichtweg notwendig.

rol anD suter

Ob hoch, tief, breit oder schmal, Kultur ist in unserer Stadt die letzte Bastion

der Rebellion und des Ungehorsams. Während alles im Leben reglementiert und

normiert wird, bietet sie noch Freiräume für Fantasie und Improvisation.

Darum lasst uns alle Arten der Kultur konsequent und kompromisslos auf die

Strasse, in die Hinterhöfe und unter die Menschen dieser Stadt tragen; sonst

sieht es bald verdammt düster aus.

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b a s e l

Page 29: Kulturstadt Basel

joHann wanner

Kultur war seit jeher nicht eine Quantitäts-, sondern eine Qualitätsfrage.

Kultur muss nicht nur von Museen, sondern auch von Einzelpersonen gelebt

und getragen werden. Basel und seine Kultur hat sein Fundament durch viele

einzelne engagierte Menschen.

rutH wiDmer

Für mich lebt die Kulturstadt Basel von der symbiotischen Wechselwirkung

zwischen Nischenkultur und etablierter Kultur. Nischen können besetzt

werden, wenn es feste Inseln gibt, um die herum Freiräume und Leerstellen

entstehen. In diesen Zwischenräumen entsteht Provokatives, Halbfertiges,

Inspirierendes, Wegweisendes – denn ohne das Eine kann das Andere nicht.

ricHarD wHerlock

Meine Kulturstadt ist vor allem eine facettenreiche Stadt. Das ist natürlich

zuallererst eine Theaterstadt: Ein grosses 3-Sparten-Theater mit einem

gut etablierten Ballett, das gehört bestimmt dazu. Aber es ist auch eine

Musikstadt: Konzerte durch das ganze wunderbar breite Spektrum der Weltmusik,

von der Klassik bis zum Punkrock, und auch die Strassenmusikanten dürften

nicht fehlen. Dazu, natürlich, eine Kunststadt: Museen, Galerien, Messen.

Es ist auch eine Restaurant- und Kneipenstadt: Ich liebe es, fein Essen zu gehen,

dazu einen ausgezeichneten Schluck Wein. Na ja, und dann auch der Sport.

Ich gebe zu: ich gehe am liebsten ins Fussballstadion … Für mich ist Basel eine

Kulturstadt. Sonst wäre ich vermutlich gar nicht mehr hier.

stePHan wull scHleger

Meine Kulturstadt Basel ist eine Stadt der Möglichkeiten. Sie wandelt sich wie mein

Leben. Heute mehr Museumsbesuche mit den Kindern, früher und bald wieder

mehr Theater, Konzerte und Kino. Zu meiner Kulturstadt gehören aber auch die

Fasnacht mit dem Cliquenleben, der Sujetkommission und etwa der Drummeli-woche, die FCB-Matches mit anschliessendem

«Fachgespräch» mit Freunden oder Abende mit meiner Frau ganz einfach «in der

Stadt» oder mit Freunden.

ueli viscHer

Am Mittwoch Sol Gabetta mit dem Basler Symphonieorchester, am Samstag der

FCB gegen St Gallen, jeden Tag auf dem Gang oder der Fahrt durch Basel vielerorts

hervorragende Architektur, die Welt an der Baselworld und der Art und an der Uni

die besten Nanophysiker der Welt. Eine einmalige Dichte an Kultur in einer

kleinen, aber feinen Stadt.

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b a s e l

Page 30: Kulturstadt Basel

Sie auch nicht? Dann lassen Sie sich vernehmen. Schreiben Sie uns, wie Ihre Kulturstadt Basel aussieht: www.kulturstadt-basel.ch

Mit unseren 103 Mitstreiterinnen und Mitstreitern möchten wir keine Straf- und Bravräume, sondern Freiräume, wir möchten Museen und Musen an Seen, Kultur à tout prix mit Esprit garanti, Konrad Witz und Basler Witz, Fantasie und Fantadu, Elitäres und Populäres, Subventionskultur und Subkultur, Permissives und Subver-sives, Hotspots und Melting Pots, Laboratorien und Provisorien, kreative Entfalte-rung statt Überalterung, Orchester und Stadtfester, Bettnässer und Baselnesser, Kreativität und Spontaneität, Sammler und Jäger, Weltbürger und Bürgerwelten, Bürgersinn – denn da ist win win drin –, Kulturforderer und Kulturförderer, eine Stadt der Szenen und Mäzenen, eine Kreative Volkspartei, kulturelle Leuchttürme und irre Irrlichter, Basel World und die Art, aber herzlich, Toleranz statt Ignoranz, Neugier bei dir und mir, Tradition und Innovation, Lebensfreude und Lebensfreun-de, Nischen ohne Fichen, Käfer für Basel und Mäuse für die Kultur, Sponsoren und Sensoren, das Theaterunser als unser täglich Vaterunser, keine Bürokratie, sondern Kultur am Rhy, Stadtgärtner und Strebergärtner, statt wüste Rheinufer reine Rufer in der Wüste, Basel als kulturellen Kraftort und bunten Künstlerhort. Wir wollen nichts, was uns bescheiden macht, denn wir sehnen uns nach Leidenschaft.

Wir wollen Kultur toujours et tous les jours.

Tino Krattiger, Tobit Schäfer, Beat von Wartburg

PaPier ist geduldig.

Wir sind e s nicht !

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b a s e l

i m P r e s s u m

K o n z e p t i o n u n d r e a l i s a t i o n : t i n o K r a t t i g e r , t o b i t s c h ä f e r , b e a t v o n W a r t b u r g

f o t o g r a f i e n :

h a n s - J o e r g W a l t e r

g e s t a l t u n g : a n d r e a s h i d b e r , a c c e n t g r a p h e

p o r t r a i t s : z v g

d r u c K :

z i e g l e r d r u c K a g

a u f l a g e : 4 5  0 0 0 e x e m p l a r e

k o n t a k t

K u l t u r s t a d t b a s e lc/o d i e o r g a n i s a t i o n g m b h

m ü h l e n b e r g 1 2p o s t f a c h 1 2 2 7

4 0 0 1 b a s e l

w w w . k u l t u r s t a D t - B a s e l . c H

Page 31: Kulturstadt Basel

B i m B o t o W n

Page 32: Kulturstadt Basel

W W W.Kult ur s tadt-Ba sel .ch

a l t e s t a d t g ä r t n e r e it i t e l s e i t e : r h e i n h a f e n