In dieser Beitragsreihe beschränkten wir uns bisher auf die Kurzkupplungs-Umrüs-tungen mit Märklin-Einzelteilen. Dadurch fiel die Umrüstung älterer Fahrzeuge beson-ders leicht. In dieser Folge beginnen wir mit dem etwas anspruchsvolleren Einsatz vonKulissenführungen. Dazu werden zunächst Wagentypen mit besonders viel Bodenfreiheitumgebaut. Sie erfordern noch keine Fräsarbeiten, wenn man von der Auflagefläche fürdie Kupplungshalterung an offenen Wagen absieht. So lassen sich erste Erfahrungenmit Kulissenführungs-Umbauten gewinnen, die auf direktem Weg zu guten Ergebnissenführen. Indes wird man sicher nicht gleich beim ersten Versuch den kostbarsten Wagenumbauen, denn die Arbeiten lassen sich nicht mehr rückgängig machen.

Alte Modelle kurz gekuppeltFolge 5: Kulissenführungen für Zweiachs-Wagen

Alte Modelle kurz gekuppelt

Vor dem Beginn von Umrüstungsarbeiten anModellen sollte man sich auf jeden Fall ersteinmal über die am Markt erhältlichen Kulissen-führungen informieren. Bei sorgfältigem Studiumvon Prospekten oder auch an vorab zu Test-zwecken erworbenen Musterstücken lässtsich oft schon feststellen, welcher Typ sich fürdas jeweilige Modell am besten eignet. Im Laufe

weiterer Folgen stellen wir die unterschiedlichenAusführungen vor. Dabei achten wir darauf,dass die umgerüsteten Fahrzeuge nicht nuroptisch überzeugen, sondern auch den Anfor-derungen im praktischen Betrieb voll entspre-chen. Deshalb führten wir mit allen vorgestelltenKulissenführungen umfangreiche Probefahrtendurch.

Bei der Suche nach Kulissenführungen wurdenwir bei den Firmen Weinert, Symoba, Ribu undRoco fündig. Vom letztgenannten Anbieterbauen wir zunächst die kleinere Ausführung(Art. Nr. 40343) ein. Diese aus Kunststoff ge-fertigten Elemente, besitzen durch ihre mehr-fache Führung eine hohe Stabilität. Nach-arbeiten sind in der Regel nicht erforderlich.Daher sind sie erheblich einfacher anwendbarals die Messing-Kulissenführungen von Weinert,die wir in einer späteren Folge dieser Beitrags-reihe vorstellen werden. Für den Einbau vonKulissenführungen bei sehr eingeschränktenPlatzverhältnissen eignen sich die Produkteder Firmen Weinert und Symoba als die bei-den einzigen Alternativen.

Vorbereitung zur UmrüstungDie Aufmacherabbildung zeigt ausschließlichzweiachsige Wagen, die vor der Umrüstungeine Relex-Kupplung aus Metall besaßen. DiePalette ließe sich durchaus noch um einigeModelle erweitern – zum Beispiel um die Kühl-wagen. Alle diese Modelle besitzen mit jeweilseiner Niete befestigte Kupplungen, derenDeichseln von Gleitauflagen höhengerecht ge-führt werden. Beim ersten Umbauschritt bauenwir die Feder aus und trennen die Kupplungab. Dazu wird das angequetschte Nietende miteiner Schleif- oder Trennscheibe abgeschnit-ten und anschließend die Kupplung entfernt.

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Mini-Trennscheiben sind in verschiedenenDurchmessern erhältlich. Für diese Arbeiteneignen sich die kleinen am besten, damit mannicht versehentlich die Wagen beschädigt.Die Kupplungshalterung lässt sich anschlie-ßend mit einem Schraubendreher ins Wagen-innere drücken. An dieser Stelle ist eine planeAuflagefläche zu schaffen, auf die sich einDistanzplättchen kleben lässt. Auf diese Weisebringt man die neue Kupplung auf die erfor-derliche Höhe. Durch Fräsen lässt sich dieAuflagefläche am besten ebnen. Bei offenenWagen ist dieses Verfahren ohnehin unum-gänglich, weil sich die Kupplungshalterungnicht weit genug wegbiegen lässt. Bei anderenWagentypen kommt man auch ohne Fräsenzurecht, eventuell hilft eine Korund-Schleif-scheibe weiter.Es wäre zwar auch denkbar, die Kupplungs-halterung mit einem Hammer einzuebnen, dochwürde dies eine komplette Zerlegung desWagens erfordern. Außerdem läuft man dabeiGefahr, dass sich eventuell der Wagenbodenverzieht und dadurch der Zusammenbau nichtmehr gelingt oder die Kupplung nicht korrektankuppelt.Der etwa in Achsmitte angeordnete Auflage-winkel kann entgegen der Abbildung auf dernächsten Seite stehen bleiben. Lediglich dieKupplungshalterung muss eingeebnet werden.Mit einer Fräse lässt sich diese Arbeit sehrpräzise ausführen. Normalerweise kann manauf eine Demontage weitgehend verzichten;nur bei gedeckten Güterwagen und Kühlwa-gen sollte das Gehäuse abgenommen werden,um die bei diesem Arbeitsgang anfallendenSpäne zu entfernen.

Die Normen Europäischer Modellbahnen (kurzNEM) definieren, wie eine Kupplung in einemNormschacht positioniert sein soll. Für denEinbau einer Kulissenführung ist insbesondereder Abstand vom Schachtrand zum Pufferteller(7,5 mm) und die Höhe der Kupplung überSchienenoberkante (8,5 mm) wichtig. Verfehltman diese Maße, so kuppelt der Wagen nichtkorrekt. Der Höhenausgleich lässt sich aufeinfache Weise durch Aufkleben von Kunst-stoffplättchen in verschiedenen Materialstärkenunter den Wagenboden erreichen. Unsere Ab-bildung auf S. 55 oben links zeigt Verpackungs-teile einer Modellleuchte und Hartpapierplattenin den Stärken 1 und 2 mm. Dieses Material istz.B. bei Conrad/Hirschau erhältlich (Best. Nr.528005 in 1 mm, 528102 in 2 mm Stärke).Ebenfalls von Conrad sind Polystryrol-Kunst-stoffplatten in 0,5-mm-Abstufungen erhältlich.Die erforderlichen Distanzplättchen werden fürjeden Wagen individuell angefertigt. Dann erfolgteine Höhenkontrolle. Mit einer Schieblehre istdie Höhe der Kupplung zu prüfen. Die Justierungin horizontaler Richtung lässt sich dagegenspäter bei der Klebemontage berücksichtigen.

Mit einer Feinbohrmaschine und eingesetztenTrennscheiben gelingt das Abtrennen derMetallkupplung am einfachsten. Von linksnach rechts sieht man: Korund-Schleifscheibesowie Trennscheiben für Kunststoff und Metall

Ist der Nietkopf abgetrennt, dann lässt sichdie Kupplung herausnehmen. Das lose Niet-oberteil fällt in der Regel ins Wageninnere,sofern es sich um einen hohlen Aufbau handelt

Die Kupplungsdeichsel-Befestigungs-Niete wird durchgetrennt. Am besten wählt man für dieseArbeit eine Trennscheibe mit kleinem Durchmesser, um einer Beschädigung von Fahrzeugteilenvorzubeugen

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Eine komplette Zerlegung des Wagens ist nur erforderlich, wenn manbeabsichtigt, den Wagenboden auf die ruppige Weise mit dem Hammerzu glätten

Skizze aus der Sammlung Normen Europäischer Modellbahnen – NEM 362

Eine Bearbeitung des Wagenbodens mit dem Hammer birgt stets dasRisiko, dass sich das Bodenblech verzieht und dadurch Zusammen-bau- und Kupplungs-Justierprobleme entstehen

Ferner ist eine Kupplungsprobe mit anderenWagen empfehlenswert, die über Kulissen-führungen verfügen. Hierfür lässt sich bei vielenModellen die neu anzubringende Führung ein-schließlich eingesteckter Kupplung provisorischmit einem Gummiband befestigen. Alternativerweist sich auch die Symoba-Kupplungs-lehre als ein sehr gut geeignetes Hilfsmittel.Sie wird einfach auf das Gleis gestellt und derbetreffende Wagen mit montiertem Schachtjedoch ohne eingesteckte Kupplung herange-führt. In der nächsten Beitragsfolge werdenwir diese Lehre auch im Bild zeigen.

Klebemontage der Kulissen-führungenAls nächster Arbeitsschritt folgt die Vorbereitungzur Klebebefestigung. Die Kulissenführungeneignen sich zwar zur Schraubbefestigung,eine Klebemontage ist jedoch wesentlich ein-facher und ebenfalls ausreichend stabil. EineVerschraubung erschwert ferner die präziseJustierung des Kinematik-Gehäuses und würdebei offenen Wagen außerdem den Fahrzeug-boden zerstören. Zum Kleben sind zunächstdie Klebeflächen zu entfetten. Dafür eignet

sich der leicht flüchtige Spiritus besondersgut, da er keine langen Wartezeiten verursacht.Für die Befestigung sind Zweikomponenten-kleber normalen Klebstoffen vorzuziehen. UHUbietet verschiedene Kleber, die sich vor allemdurch ihre Aushärtzeit unterscheiden. UHUschnellfest härtet nach 5, UHU sofortfest da-gegen bereits nach 2 Minuten aus. Beim An-mischen sollte man an Stelle der in denAnwendungshinweisen erwähnten „gleich lan-gen Stränge” jeweils nur gleich große Tropfenin die Mischwanne geben. Mehr Klebstoff lässtsich in der kurzen Offenzeit kaum verarbeiten.

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Die Aushärtzeit beginnt, sobald Härter undBinder vermengt werden. Dennoch sollte mandiesen Vorgang sehr gründlich durchführen,weil sich ungenügend verrührte Klebstoffresteschlecht aus der Wanne entfernen lassen undnatürlich auch keine einwandfreie Klebever-bindung gewährleisten können. Haut- und vorallem Augenkontakt sollte man generell ver-meiden und das Modellbahnzimmer stets aus-reichend belüften. Gelangt Klebstoff versehent-lich an Wagenteile, an die er nicht gehört, solässt sich nach 5-10 Minuten Abbindezeit derKlebstoff rückstandsfrei entfernen. Deshalbsollte man nicht in hektischen Aktionismusverfallen, falls einmal etwas danebengeht. Auchaus der Mischwanne lassen sich abgebundeneKlebstoffreste durch Biegen leicht wieder ent-fernen.

Einbau der KK-KinematikZunächst werden die Distanzplättchen am ge-ebneten Wagenboden befestigt. Dann folgennach dem Einbau der Radsätze die Kulissen-führungen. Beim Kleben liegt der Wagen rück-lings eben auf dem Dach. Zweikomponenten-Klebeverbindungen benötigen während desAbbindens keinen Anpressdruck. Die zu ver-klebenden Flächen können zuvor mit einemsehr feinen Schleifpapier angeraut werden.Dadurch findet der Klebstoff insbesondere anden bei vielen Eisenbahnmodellen verbreite-ten ABS-Kunststoffen besseren Halt. Bei dengezeigten Modellen wurde auf das Anschleifenjedoch verzichtet, da die Wagenböden ohne-hin bearbeitet wurden und die Distanzplättchenaus Polystyrol bestehen. Die Stabilität der Kle-bung erweist sich auf jeden Fall als aus-reichend. Der Klebstoff darf natürlich an keinebeweglichen Teile geraten oder diese behindern.Auch dürfen auf den Distanzplättchen keine

Verpackungen, Kunststoff- oder Hartpapier-Isolierplatten eignen sichals Distanzlage zwischen Wagenboden und Kulissenführung zur exak-ten Höheneinstellung der Kupplung

Beim Ankleben muss der Wagen eben auf einer Unterlage liegen. Beidiesem Tonnendach-Wagentyp nimmt man deshalb besser dasGehäuse ab oder bastelt sich eine Schaumstoff-Fahrzeugliege

Zwei Wagen 4627 aus verschiedenen Bau-serien vor und nach der Umrüstung und Alte-rung. Das passende DB-Logo ist unter derNummer 6300 von R. Kreye erhältlich

Klebertropfen aushärten. Für eine stabile Ver-bindung reicht bereits wenig Klebstoff aus.

Gedeckter Güterwagen 4627, Kühl-wagen 4620 und 4660Trotz unterschiedlicher Aufbauten sind dieFahrgestelle dieser Wagen baugleich. ProWagen sind zwei 2 mm dicke Distanzplättchenin der Größe von 9x20 mm erforderlich. Diesewerden quer unter den Wagenboden geklebt.Um die exakte Position des Distanzplättchenszu ermitteln, orientiert man sich am besten ander Lage der Kulissenführung. Der Einbau derAchsen ist vor dem Einkleben der Kulissen-führung vorzunehmen, damit man nicht ver-sehentlich in die Radlaufzone gerät und sich

außerdem die Kupplungshöhe zur Schienen-oberkante nochmals exakt kontrollieren lässt.Damit die Kinematik-Elemente klemmfrei amvertieften Wagenboden Platz finden, sind sieim Bereich der Befestigungslöcher geringfügigschmaler zu feilen. Damit sich der Abstandvom Schachtende bis zum Pufferteller messenlässt, sind die Kupplungen erst nach fertiggestellter Umrüstung einzustecken. WennGanzzüge gebildet werden sollen, sind dieKulissenführungen eventuell geringfügig wei-ter auseinandergerückt einzubauen, um denKuppelabstand etwas zu vergrößern.

Güterwagen mit zwei SilobehälternDiesen Wagentyp gab es in verschiedenstenAusführungen, von denen die Aufmacherab-

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bildung zwei bereits fertig umgerüstete Wagenzeigt. Allen Modellen gemeinsam ist die ange-nietete Metallkupplung. Der Einsatz einerFräse zum Abtrennen der Kupplungshalter er-leichtert den Umbau. Hier können 2 mm starkeDistanzplättchen in 9x21 mm Größe eingesetztwerden. Diese werden jedoch in Längsrichtungeingeklebt. Bei diesen Wagen ist der Abstandvon der Achsmitte zum Pufferteller geringer.Deshalb müssen an der Kulissenführung dieLaschen zur Schraubbefestigung komplett ab-getrennt werden, andernfalls ist eine Montagenicht möglich. Dennoch gewährleistet die Ver-bindung ausreichende Stabilität. Die Achsensind unbedingt vor dem Einkleben der Kulissen-führungen einzubauen; außerdem dürfen dieFührungen keinesfalls die Achsen berühren.

Offene Wagen (Typ E) 4639 undandere, Ts-Wagen 4619 mit ver-schiebbarem DachFür diese Wagen dürfen die 2 mm starkenDistanzplättchen nur 8x16 mm groß sein. Fernerwerden sie quer eingeklebt. Analog zu denSilowagen müssen die Kulissenführungen eben-falls etwas angepasst werden. Beim offenenWagen ist es hilfreich, den alten Kupplungs-halter mit einer Fräse einzuebnen. Da über demBodenblech kein offener Raum vorhanden ist,lässt sich der Halter nicht einfach wegbiegen.

ZusammenfassungAlle in dieser Weise auf Kurzkupplung um-gerüsteten Güterwagen kuppeln mit anderenWagen nahezu Puffer an Puffer und laufenproblemlos auf der Anlage. Sie besitzen prak-tisch ein vergleichbar gutes Fahrverhalten wiees die modernen Modelle aus dem Märklin-Pro-gramm auszeichnet. Im Sinne einer vorbildgerechten Alterung zeigenwir hier exemplarisch Fahrzeuge mit farbigenAusbesserungsflächen. Ferner lässt sich dieDetaillierung durch Aufbringen von Beschrif-tungen weiter verbessern. Auch für diese Maß-nahmen findet man im Sortiment von R. Kreyegeeignete Schiebebilder. Sie werden am bestenmit der Schere zugeschnitten, denn mit demBastelmesser fransen die Ränder meist aus.Für das Anbringen halten wir uns ebenfalls andie im MM 6/2002 bei den Containerwagenbeschriebene Methode. Dabei können sichunterschiedlich farbige Ausbesserungsstellendurchaus auch überschneiden. Die Auf-macherabbildung vermittelt einen Eindruckdes fertig gestellten gedeckten Güterwagens,dessen Dach und Wände zusätzlich mit derSpritzpistole gealtert wurden. Bei solchenArbeiten ist ein Fundus von Vorbildfotos sehrhilfreich.

Nach der Verklebung folgt ein Kupplungstest.Innerhalb von etwa 10–15 Minuten lassen sichdie Klebeverbindungen ggf. noch lösen undabgebundene Reste meist rückstandsfrei ent-fernen

Kurzkupplungs-Umbau am Silowagen in 3 Schritten:Entfernen der Relex-Kupplung, Einkleben derpassgenauen Distanzplatte, Einpassen undFixieren der Kurzkupplungs-Kinematik

Sowohl die Fahrgestelle der Bier- und Kühlwagen als auch der Gbs-Güterwagen sind baugleich.Daher lässt sich für diese beiden Typen die gleiche Umrüstmethode anwenden

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In der nächsten Folge werden wir Drehgestell-Kesselwagen mit Kulissenführungen aus-rüsten. Besonders bei den Gaskesselwagenermöglicht der Umbau das Bild von Zugver-bänden, die nahezu Puffer an Puffer fahrenund dadurch den Betrachter faszinieren.

Leser, die beim Umrüsten eigener Modelle anGrenzen stoßen oder weitere Ideen zur Um-rüstung haben, können sich gern an den Ver-fasser wenden. Wir bitten um Verständnis,dass jedoch nur Zuschriften mit 0,55 EuroRückporto (bei Gesamt-Info 1,44 Euro) beant-wortet werden können. Die Anschrift ist imInfokasten zu finden.

Axel Schnug, Holzminden

Zur Montage an offenen Wagen werden dieseitlichen Schraubbefestigungslaschen anden Kulissenführungen entfernt, damit diesezwischen den Rädern Platz finden

Der Kurzkupplungs-Umbau wurde an diesem offenen Wagen erfolgreich abgeschlossen. Nunkann auch hier eine farbliche Detailbearbeitung folgen

Ausbesserungsflächen in verschiedenen Farben liefert R. Kreye in derPackung Nr. 9000 als Schiebebild-Elemente zum beliebigen Zuschnitt

Für die Alterung der Güterwagen ist ein Fundus von Farbfotos sehr hilf-reich. So besitzt dieser Schiebewandwagen unterschiedlich getönteFarbflächen

Neue Anschrift der Firma Fohrmann

Leser, die für das Fohrmann-Sortimentkeinen Fachhändler in ihrer Nähe finden,können ihre Anfrage zu Bezugsquellen-Informationen ggf. auch direkt an folgendeAnschrift richten:fohrmann Werkzeuge, Roland KühnGirbigsdorfer Straße 17, 02828 GörlitzTelefon: (0 35 81) 36 11 93

Bezugsquellen für Beschriftungen und FarbenLeser, die keinen Fachhändler in ihrer Nähefinden, der Beschriftungen von R. Kreyeoder Gunze Farben führt, können sichauch an den Verfasser wenden. Dazu istbitte ein rückadressierter und ausreichendfrankierter (€ 1,44) DIN-C4-Rückumschlagan folgende Anschrift zu senden:Axel Schnug, Vogelherd 12, 37603 Holz-minden

48 MÄRKLIN MAGAZIN 3/2003

In dieser Folge zeigen wir, wie sich Drehgestell-Kesselwagen auf Kurzkupplung umrüstenlassen. Zu diesem Zweck eignen sich sowohl Märklin Einzelteile als auch Kulissen-führungen. Bei diesen Wagen sind für den Einbau von Kulissenführungen keinerleischwierige Fräsarbeiten erforderlich. Dadurch gelingt der Umbau auch weniger routi-nierten Modellbahnfreunden problemlos. Dennoch überzeugt das Resultat rundum.

Alte Modelle kurz gekuppeltFolge 6: Kulissenführungen für Vierachs-

Kesselwagen mit Metallkupplungen

Alte Modelle kurz gekuppelt

Zu den zweifellos bekanntesten Vierachs-Kes-selwagen zählen die Modelle nach Vorbildernvon Fahrzeugen der Mineralölkonzerne. DieAufmacherabbildung zeigt unter anderem denBP-Kesselwagen 4653, Gaskesselwagen aus

den Packungen 4790-94 und zwei farblichindividuell gestaltete und gealterte Modelle:den Mineralöl-Wagen von „elf” (4747) und denBP-Kesselwagen aus dem Primex-Sortiment.Darüber hinaus werden wir in der nächsten

Folge ausführlich auf die unterschiedlichenGefahrgut-Schilder und die individuelle Alte-rung dieser Wagen eingehen. Doch zunächstwidmen wir uns dem Umbau auf Kurzkupplung.Insbesondere bei den Gaskesselwagen führtdieser zu einem beträchtlichen „Längenge-winn” im Zugverband. Allein dieser Optikwegen lohnt sich der geringe Aufwand anArbeit und Material.

GaskesselwagenBei diesen Wagenmodellen unterscheiden sichan den beiden Drehgestellen die Kupplungen,denn an den beiden Wagenenden ist derAbstand von der Pufferbohle zur Drehgestell-mitte verschieden groß. Am besten beginntman am Wagen-Ende mit der Bremsbühne. Dahier etwas mehr Platz vorhanden ist als amanderen Ende, fällt der Einbau der Kulissen-führung leichter. Die Bühne wird zunächst ent-fernt, da ihre Befestigungskrallen eine exakteAusrichtung der Kulissenführung behindernwürden. Ferner besitzt die Wagenboden-Unterseite eine Nachbildung des Handbrems-gestänges. Diese Elemente müssen nachAbnehmen des Drehgestells plan geschliffenoder gefeilt werden, damit eine ebene Flächezum Einkleben der Kulissenführung entsteht.

MÄRKLIN MAGAZIN 3/2003 49

Bei den betreffenden Modellen sind keineDistanzplatten zum Höhenausgleich erforder-lich. Die diesmal verwendete KulissenführungArt. 40344 ähnelt stark der schon in der voran-gegangenen Beitragsfolge (s. MM 2/03, Seite52) verwendeten Ausführung Nr. 40343. Sie ist

Gaskesselwagen gibt es in sehr unterschiedlichen Ausführungen. In diesem Fall ähnelt die Kesselbefestigung der Version des Märklin-Modells.Die Sonnenblende schützt vor zu starker Erwärmung

Vor dem Einkleben der Kulissenführung werden Bühne und Bremsge-stänge-Nachbildung entfernt, um eine geeignete Auflagefläche für dasKinematikgehäuse zu schaffen

Die Relex-Kupplungsdeichsel wird mit einer Mini-Trennscheibe ange-kerbt und mehrfach auf- und niedergebogen, bis das Element abbricht.Mit einer Feile entgratet man die Bruchstelle

jedoch etwas breiter und bietet dadurch einengrößeren Schwenkbereich, durch den sie sichzum Einsatz in Drehgestellwagen eignet. DieElemente besitzen in diesem Fall schon ohneÄnderungen die exakte Höhe, wodurch sichDistanzunterlagen erübrigen. Beim Einkleben

sollte man die Einbauanweisungen gemäß denNEM 362 beachten, wie sie bereits ebenfalls inder letzten Folge gezeigt wurden: Der Abstanddes Schachtes zum Pufferteller muss 7,5 mmbetragen. Bevor sich das Drehgestell wiedermontieren lässt, muss die alte Relex-Kupplung

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abgetrennt werden. Dazu ist zu empfehlen, dieäußere Achse auszubauen und den Drehge-stellrahmen (Kunststoffblende) abzunehmen.Wie die Abbildung zeigt, genügt ein Schnittbis zur Hälfte der Materialstärke, um eine Soll-bruchstelle zum Abknicken des Halters herzu-stellen. Mit einer in die Modellbau-Bohrma-schine eingesetzten Mini-Trennscheibe ist dasschnell erledigt. Wenn man das Material kom-plett durchtrennt, besteht die Blockiergefahrder Trennscheibe. Dies birgt das Risiko vonVerletzungen sowie einer Beschädigung vonAchslagerteilen am Drehgestell. Sinnvoll isteine Fixierung in einem kleinen Maschinen-Schraubstock, wenngleich sich jedoch keinabsolut fester Halt erreichen lässt, weil sich

An jedem der Gaskesselwagen muss von je einer Rahmentraverse eines Drehgestellrahmensetwas Material abgetragen werden (rechts vorne). Links zum Vergleich der unbehandelteRahmen

Gaskesselwagen nach dem Umbau: Deutlichsind die unterschiedlichen Drehgestellab-stände zur Pufferbohle erkennbar. Am unterenWagen ist das längere Ende mit der Bühne zusehen

Trotz der zum Umbau angewandten Klebebefestigung werden die Krallen der Bühne nicht ganzabgetrennt, sondern nur gekürzt. So bleibt zur Befestigung eine exakte Führung erhalten

das Drehgestell bei zu viel Druck leicht ver-biegen würde. Nach mehrmaligem Biegenbricht der Kupplungshalter an der eingekerb-ten Stelle. Mit einer Schlüsselfeile wird derSchnitt entgratet.Der Drehgestellrahmen selbst erfordert keineÄnderungen. Nach Abschluss der Umrüstungwird die Bühne aufgeklebt. Da deren Halte-krallen nun nicht mehr durch den Wagenbodenhindurchragen können, sondern an der einge-setzten Kinematik anstoßen, müssen sie ge-kürzt werden, damit die Bühne bündig auf demFahrgestell aufliegt.Bei den gezeigten Wagen wurde die Bühneallerdings erst nach Abschluss aller Arbeitenmontiert, denn eine Alterung gelingt in demon-

tiertem Zustand leichter. Wenn alles fertig ist,wird das Teil einfach aufgeklebt.

Im nächsten Schritt bauen wir das bühnenab-gewandte Wagenende um, an dem deutlichweniger Platz bleibt als unter der Bühne. DasAbtrennen der Kupplungshalterung entsprichtder Vorgehensweise auf der Bühnenseite.Indes ist hier die Relex-Deichsel möglichstnahe an der Befestigungsbohrung abzutrennen.Ferner wird die Kulissenführungs-Zunge amhinteren Ende so weit wie notwendig gekürzt,damit sich Drehgestell und Kulissenführungkeinesfalls berühren können. Dann wird dieKulissenführung möglichst weit zum Wagen-Ende geschoben und dort festgeklebt. DerAbstand vom Schacht bis zum Puffertellerbeträgt dadurch nur etwa 7 mm.Eventuell muss auch an den Kulissenfüh-rungs-Laschen mit den Befestigungsbohrungenetwas Material abgenommen werden, weilsonst in engen Radien an dieser Stelle ggf. dieRäder schleifen. Eine anschließende Probe-fahrt erfolgt zunächst noch ohne Drehgestell-blenden. Dabei können wir registrieren, dasssich sogar die Standard-Radien problemlosdurchfahren lassen.Da der Drehgestellrahmen (Kunststoffnachbil-dung des Drehgestells) nach seiner Montageauf der Kulissenführung schleifen würde, istdieses Rahmenelement etwas zu bearbeiten.Dies ist jedoch nur an diesem kürzeren Wagen-Ende notwendig. Die Abbildung verdeutlichtdie Materialreduzierung. Für diese Maßnahmeeignet sich gut eine Schleifscheibe in einerFeinbohrmaschine. Die in dieser Weise umge-rüsteten Gaskesselwagen durchlaufen an-standslos 360-mm-Radien auch in Gegenbogen.Die ersten Umrüstversuche sollte man bessermit weniger kostbaren Modellen beginnen,denn ein Rückbau ist nicht mehr möglich. Dasich die erforderlichen Arbeiten aber ohnespezielle Werkzeugmaschinen durchführenlassen, können jedoch an diesen Umrüsterfol-gen sehr viele Märklin-Freunde teilhaben. Diein dieser Weise modifizierten Modelle rücken

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ein beachtliches Stück näher zusammen undbesitzen ein deutlich optimiertes Fahr- undRangierverhalten.Am Wagenende ohne Bühne ist auch eineUmrüstung mit Märklin-Einzelteilen möglich.Diese lässt sich analog zu den für die folgen-den Wagen beschriebenen Arbeiten durch-führen.

Mineralöl-KesselwagenFür diesen Wagentyp eignen sich mehrereMöglichkeiten zur Umrüstung: Die rechte Abbil-dung zeigt einen Schacht 288390, der mit

Bei gestrecktem Zugverband rechtfertigt der durch den Umbau erzielteoptische Gewinn sehr puffernah gekuppelter Kesselwagen auf jedenFall den durchwegs überschaubaren Bastelaufwand

Der Umbau mit einem am Mineralölwagen-Drehgestell starr ange-schraubten Schacht ist nur bedingt praxistauglich: Bei engen Stan-dardradien oder Gegenbogen können die Wagen entgleisen

Diese Märklin-Einzelteile ermöglichen den einfachsten Umbau derMineralöl-Kesselwagen ohne Kulissenführung. Darüber hinaus lässtsich diese Umrüstung jederzeit wieder zurückbauen

einer Schraube an der alten Kupplungsdeichselbefestigt wurde. Dazu wird die Kupplungabgetrennt und ein Loch in die Metall-Deichselgebohrt. Schneidet man dagegen ein Gewindein den Steg, so kann sogar die Mutter entfallen.Der in dieser Weise umgebaute Wagen fährtjedoch nicht auf engen Radien, denn die un-beweglich befestigte neue Deichsel führt meistam Bogenbeginn zu Entgleisungen, wenn dervorausfahrende Wagen schon einschwenkt,die vom folgenden Drehgestell starr ange-lenkte Kurzkupplung aber nicht seitlich folgenkann. Diese Variante ist daher nur für festgekuppelte Zuggarnituren zu empfehlen, beidenen sich die Deichsel beweglich montieren

lässt. Das Wiedereinkuppeln nach einer Wagen-trennung erfordert dann allerdings stetsHandarbeit, denn die Kupplung kehrt nicht inMittelstellung zurück, da die Rückstellfeder fehlt.Die nächste Abbildung zeigt den Drehgestell-rahmen 323970 mit Kupplungsschacht 402660und Bolzen 298020. Diese Einzelteile werdenbeim Flachwagen 4663 eingesetzt, den wirzwar erst in einer späteren Folge vorstellenwerden, doch im vorliegenden Fall lassen sichnach dem Abtrennen der Metall-Deichsel amMineralöl-Kesselwagen auch hier die betref-fenden Teile verwenden. Der Umbau ist da-durch besonders einfach, jedoch ebenfallsnicht reversibel. Wie schon angedeutet, können

Dieser BP-Wagen wurde mit den im Text genannten Märklin-Einzel-teilen auf die lediglich an der Deichsellagerung schwenkbar ange-lenkte Kurzkupplungsschacht-Variante umgebaut

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diese Einzelteile beim Gaskesselwagen stetsnur an der „kurzen” Seite eingesetzt werden.Weiter optimieren lässt sich das Fahrverhaltendurch Einbau der bereits zuvor erwähntenKulissenführung 40344. Dadurch ist zwar kein„hautnaher” Pufferkontakt zu erreichen, dochdie äußerst einfache Umrüstung gewährleisteteinen sehr zuverlässigen Betrieb. Der Umbauist daher besonders einfach, allerdings nur dannreversibel, wenn ein komplettes neues Dreh-gestell verwendet wird. In diesem Fall steht anbeiden Drehgestellen sehr wenig Platz zurVerfügung. Deshalb ist es erforderlich, die alteKupplungshalterung möglichst nahe an derBefestigungsbohrung abzutrennen. Die Kulis-

Die auf die Schienen aufgesetzte Symoba Justier-Lehre (Nr. 102)erleichtert die Kontrolle sowohl von Höhe als auch Montageabstandder Kulissenführung vom Schacht zur Pufferbohle

Diese Aufnahme zeigt von zwei mit Kulissenführungen ausgestattetenMineralöl-Kesselwagen oben ein Wagenende mit Bühne. Bei diesenModellen ist der Abstand zur Pufferbohle an beiden Enden gleich

senführung ist an beiden Enden zu bearbei-ten: An deren Trägerrahmen wird an der vor-deren Kante etwa 0,5-1 mm Material abge-nommen; dadurch kann die Kinematik etwasnäher an die Pufferbohle rücken und berührtdann das Drehgestell nicht. Die hintereFührung wird so weit wie möglich gekürzt.Auch diesmal stimmt die Montagehöhe derKupplung ohne Distanzplättchen exakt. Anbeiden Drehgestellrahmen wird von denäußeren Quertraversen etwa die Hälfte derMaterialstärke abgetragen, damit die Kulis-senführung nicht die Beweglichkeit der Dreh-gestelle einschränkt. Bei Druckgas-Kessel-wagen ist diese Maßnahme nur an einem

Drehgestell erforderlich. Die Bewegungsfreiheitist insbesondere dann wichtig, wenn derGleisverlauf von der Ebene in die Steigungübergeht.

Zur perfekten Gestaltung der Kesselwagengehört aber nicht nur das Fahren Puffer anPuffer. Jeder Packung mit Kesselwagen liegenGefahrgut-Schilder und -Zeichen als Schiebe-bilder bei. Deren Bedeutung sowie den richtigenEinsatz werden wir in der nächsten Beitrags-folge erläutern. Darüber hinaus erfahren dieMM-Leser auch Tipps zur vorbildgerechtenAlterung solcher stets sehr stark strapaziertenFahrzeuge.

Axel Schnug, Modellbahn mit System, Holzminden

Durch die an diesen Mineralöl-Kesselwagenhalb verdeckten Puffer tritt der „Längen-gewinn” optisch weniger stark in Erschei-nung als bei den Gaskesselwagen. Dennochoptimiert der Umbau Kuppelverhalten und -Abstand

Einen Vorgeschmack auf unsere nächste Beitragsfolge vermittelt diese Abbildung von zweigealterten Mineralöl-Kesselwagen mit gelungener Detail-Farbgebung und Gebrauchsspuren-Nachbildung