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Pressespiegel … Suchen und Fördern des Guten schlechthin Inhalt KW 49-50 2014

KW 49-50 2014 Pressespiegel - Karl Schlecht...pisch deutsches Phänomen ist, sind es die speziell auf Familienunternehmen ausge richteten MBA-Programme. Die meisten Angebote finden

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Page 1: KW 49-50 2014 Pressespiegel - Karl Schlecht...pisch deutsches Phänomen ist, sind es die speziell auf Familienunternehmen ausge richteten MBA-Programme. Die meisten Angebote finden

Pressespiegel

… Suchen und Fördern des Guten schlechthin

Inhalt ▪ KW 49-50 2014

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Page 2: KW 49-50 2014 Pressespiegel - Karl Schlecht...pisch deutsches Phänomen ist, sind es die speziell auf Familienunternehmen ausge richteten MBA-Programme. Die meisten Angebote finden

Blick über den Tellerrand: In speziellen Teilzeit-MBA-Programmen können angehende Firmenlenker unter anderem lernen, wie sie ihr mittelständisches Unternehmenfitfür den Weltmarkt machen. FOTO: IMAGO

VON CHRISTINE DEMMER

D ass Lukas Ebner Unternehmer wurde, war nicht geplant. Er sagt: Es hat sich so ergeben. Schon während seines Multime­

dia-Studiums arbeitete Ebner freiberuf­lich als Entwickler. Dann häuften sich die Aufträge, und er gründete gemeinsam mit einem Kommilitonen ein Multifunktions­unternehmen, Softwarefirma und Werbe­agentur in einem. Von einem Tag auf den anderen war Ebner für alles zuständig: Auf­gabenverteilung, Projektorganisation und Kundenbetreuung. Um die betrieblichen Zusammenhänge im richtigen Licht zu se­hen, fehlte ihm aber das Know-how, und für ein komplettes Betrie bswirtschaftsstu­dium die Zeit. Der Bayer entschied sich für ein zweijähriges MBA-Programm an der Technischen Hochschule Deggendorf. Das ist eigens auf Gründer und Nachfolger zu­geschnitten. "Ich erhoffe mir von diesem Studium für mein Unternehmen strategi­sche Impulse und konstruktives Feed­back", formulierte er in seinem Motivati­onsschreiben.

Heute, zwei Jahre später, hat sich diese Hoffnung erfüllt. Das Profil seines Unter­nehmens habe sich geschärft, sagt Ebner. Die Akzeptanz beim Kunden sei gewach­sen. Das Geschäft laufe. Und er ist sich si­cher, dass er alles richtig gemacht hat. "Für Quereinsteiger wie mich", sagt Ebner, "sind die Programme perfekt."

Im niederbayerischen Deggendorf an der Donau gibt es den MBA Unternehmens­gründung und -führung schon seit 2005. Der typische Teilnehmer dieses Master-

Programms ist entweder Geschäftsführer oder Abteilungsleiter. Oder er steht in den Startlöchern, um ein Familienunterneh­men zu übernehmen. "Natürlich gibt es auch angehende Gründer, die lernen wol­len, ihre Geschäftsidee umzusetzen", sagt Christian von Hasselbach, Weiterbildungs­referent an der Hochschule. "Wir orientie­ren uns im Studium an Dingen, die für Füh­rungskräfte in mittelständischen Unter­nehmen wichtig sind, und bilden sie auf al­len Gebieten der Unternehmensführung aus. Deshalb hat die Lehre einen interdiszi­plinären Ansatz", erklärt der Weiterbil­dungsreferent, der auch für die Studienbe­ratung zuständig ist.

Ebenso wie der starke Mittelstand ein ty­pisch deutsches Phänomen ist, sind es die speziell auf Familienunternehmen ausge­richteten MBA-Programme. Die meisten Angebote finden sich im deutschsprachi­gen Raum. Doch der Rest der Welt holt auf, denn die Führungskräfte des Mittelstands für den Weltmarkt fit zu machen, heißt, den Mittelstand zu stärken. Und daran ist vielen Ländern gelegen, die Konzerne zwar als große Arbeitgeber schätzen,jedoch de­ren Standortflexibilität fürchten. In Barce­lona, München sowie in der Schweiz offe­riert das European Business College Mu­nich {EBCM) ein MBA-Programm in Entre­preneurship, in Singapur die Nanyang Business School. Die EDHEC Business School in Frankreich plant für das kom­mende Jahr einen berufsbegleitenden Fa­mily Business Global EMBA. Kein MBA­Studium, aber einen Masterstudiengang "Family Business Management" mit dem Abschluss Master of Science {M. Sc.) bietet

das Institut für Familienunternehmen an der Universität Witten-Herdecke an . .

Dominique Otten-Pappas kommt selbst aus einer Unternehmerfamilie, hat über das Thema Unternehmensnachfolge pro­moviert und einen Masterabschluss in Business Administration absolviert. Ihrer Erfahrung nach ist ein als solcher ausge­wiesener Unternehmer-MBA ein guter Weg, um sich die Fach- und Führungskorn­petenz anzueignen, die man braucht, um als junger Chef oder junge Chefin akzep­tiert zu werden. "Häufig bringt eine Fir­menübernahme Probleme mit leitenden

\Vi1hrend des Sfudiums .l!,"Pht <'S auch um :1,\visdwnmenschlidw Kouflikte lwi d(•r Üb('ruahme

Mitarbeitern und anderen Familienmit­gliedern im Unternehmen mit sich", sagt Otten-Pappas. Die Wirtschaftswissen­schaftlerin arbeitet an der Universität Wit­ten-Herdecke und weiß: "Der Austausch mit Kommilitonen in vergleichbaren Situa­tionen hilft sehr, zwischenmenschliche Probleme bei der Übernahme zu lösen." Ge­forscht hat sie unter anderem auf dem noch jungen Gebiet der Nachfolge von Töchtern in der Unternehmensleitung. Häufig kämen Töchter nur deshalb in die­se Position, weil kein Sohn zur Verfügung steht, sie also als Notfallmanagerinnen ein­springen müssen. Die Übergabe von einem Vater an seine Tochter gestalte sich oft we­niger konfliktträchtig als diejenige an den Sohn, hat Otten-Pappas herausgefunden, doch komme es nicht selten zu Spannun-

gen zwischen der Tochter und ihrer Mut­ter. Auch akzeptiere das externe Manage­ment häufig eine neue Firmenchefin weni­ger als einen neuen Chef.

MBA-Anbieter mit der Zielgruppe ange­hender Unternehmer sind dort zu finden, wo die mittelständische Industrie stark ist - in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Fast alle Teilzeit­Programme erfordern nur einmal im Mo­nat die Teilnahme an einem Lernwochen­ende. Kombiniert mit hohen Anforderun­gen an das Selbststudium beanspruchen sie trotzdem viel Zeit. Pflichtkurse sind Fi­nanzierung, Marketing, Personal- und Rechnungswesen sowie juristische Fra­gen. Voraussetzung für alle MBA-Program­me ist ein abgeschlossenes Erststudium. Das ist selten Betriebswirtschaft. Der typi­sehe Bewerber kommt aus der Technik oder der Naturwissenschaft, aber auch Geistes- und Sozialwissenschaftler, die sich zu Unternehmern entwickeln möch­ten, bewerben sich.

Immer wieder hört man von den Pro­grammanbietern: Viel wichtiger als das, was man mitbringt, sei das, was man ler­nen möchte. Deshalb variieren alle den Schwerpunkt ihrer Lehre. Wer sich zum "Master of Mittelstand" ausbilden möch­te, sollte sich die Curricula sehr sorgfältig ansehen. "Der MBA ist ja eine Art Diplom­Manager", sagt Detlev Kran, MBA-Experte aus Brühl {Nordrhein-Westfalen). "Wer das machen will, sollte sich vorher erarbei­ten, welche Themen wichtig sind für das, was er im Unternehmen bewegen möchte. Dann sollte er prüfen, ob diese in dem An­gebot ausreichend vorkommen."

Seit 2012 gibt es in Hannover ein MBA­Programm Mittelständische Unterneh­mensführung und Entrepreneurship, bei dem man viel Wert auf die persönliche Ent­wicklung der Absolventen legt. Neben Fachwissen steht ein intensives Coaching auf dem Lehrplan. "Wir wollen ganz be­wusst den gesunden Menschenverstand mit einem soliden betriebswirtschaftli­ehen Mittelstandswissen kombinieren", er­läutert Professor Stefan Bieler, Leiter der Abteilung Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule für die Wirtschaft. "Im Mittelstand werden Werte gelebt und nicht auf Hochglanzbroschüren gedruckt. Das möchten wir bei unseren Absolventen bewahren."

Im deutschsprachigen Raum gibt es von verschie­denen Anbietern speziell auf mittelständische Füh­rungskräfte ausgerichtete MBA-Studiengänge. Die Programmkosten betragen zwischen 10 000 und 30 000 Euro.

Hochschule Hannover: MBA Mittelständische Un­ternehmensführung (MBA) in Entrepreneurship: www.mu-mba.de Fachhochschule des Mittelstands: MBA Entrepre­neurship & Management: www.fh-mittelstand.de Institut für Entrepreneurship, Mittelstand und Fa­milienunternehmen an der Hochschule für Wirt­schaft und Recht Berlin: Bachelor Unternehmens­gründung und Nachfolge, MBA Entrepreneurship: www.emf-institut.org Wittener Institut für Familienunternehmen: Mas­ter in Family Business Managel)lent: www.wifu.de Technische Hochschule Deggendorf: MBA Unter­nehmensgründung und -führung: www.th-deg.de

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Wilfried Groos • Siegen

Dietmar Tacke • Märkisches Sauerland Hemer-Menden

Kai Hagen • Märkischer Kreis

Franz-Wilhelm Buerdick • Herdecke

Helmut Franzke • Erwitte-Anröchte

Jens Härtel • Höxter

Gerold Momann • Versmold

Friedhelm Falk • Hattingen

Artur Grzesiek • Köln-Bonn

Alexander Wüerst • Kreissparkasse Köln

Jahresgehalt 2013 im Vergleich 2012 in Euro

Zuwachs

Quellen: Handelsblatt, BundesanzeigerHandelsblatt

Sparkassenchefs in Nordrhein-Westfalen

467 000

320 000

313 000

214 000

219 000

325 000

215 000

304 000

706 600

804 500

+20,4 %

+17,2 %

+10,2 %

+9,2 %

+9,0 %

+8,7 %

+8,6 %

+7,4 %

+8,6 %

+7,2 %

Neuer SpitzenplatzVanguard steigt zum zweitgrößten Vermögensverwalter der Welt auf. Seite 30

Alter StreitfallDeutsche Bank wehrt sich gegen den Vorwurf der Steuerhinterziehung in den USA. Seite 32

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OFF THE RECORD

Biete: Insel, sechs Hektar, 50 Jahre

W er ein todsicheres Auf-regerthema für lang-weilige Partys sucht,

liegt mit Immobilienpreisen stets goldrichtig: Spätestens beim zweiten Glas Wein sind sich alle Gäste einig, dass alles immer schlimmer wird. Doch Wohnungssuchende müssen nicht länger verzweifeln. Hilfe kommt von den Malediven. Dort hat die staatliche Touris-musbehörde nämlich ein lukra-tives Geschäftsfeld entdeckt: In-sel-Leasing. Reiche Investoren können sich ihre eigene Insel für ein halbes Jahrhundert am Stück mieten. Eine sechs Hektar große Insel ist schon für schlap-pe sieben Millionen Dollar zu haben – bei mehr als 1 200 In-seln im Archipel kommt da eini-ges zusammen. Interessierte In-sel-Leaser sollten allerdings über ein eigenes Wasserflug-zeug verfügen, um ihr Traumdo-mizil zu erreichen. Notfalls tut es auch eine Privatjacht. Vorbei die Zeiten, in denen Immobi-lienzocker die Preise am Prenz-lauer Berg, in Schwabing oder Sachsenhausen in die Höhe ge-trieben haben: Spekulanten, hört die Signale. Kauft euch ei-ne Insel. Wir halten hier solange die Stellung. mic

[email protected]

Deutsche Konzerne könnten im kommenden Jahr ver-stärkt zum Ziel aktivisti-

scher Fonds werden. „Es gibt rund ein Dutzend solcher Fonds, die deutsche Unternehmen syste-matisch nach Gelegenheiten durchleuchten“, sagte Dirk Al-bersmeier, Deutschland-Chef für Fusionen und Übernahmen bei der US-Großbank JP Morgan, am Dienstag. Im vergangenen Jahr hätten diese institutionellen In-vestoren bei einigen Unterneh-men bereits Positionen unter der Meldeschwelle von drei Prozent aufgebaut. Grobe Schätzungen gingen davon aus, dass eine Handvoll Dax-Unternehmen be-troffen sein könnte. Die Strate-gien aktivistischer Aktionäre sind umstritten. Sie versuchen, über Minderheitsbeteiligungen Ein-fluss zu nehmen auf die Ge-schäftspolitik von Konzernen, in-dem sie beispielsweise eine Auf-spaltung anstreben, um den Ak-tienkurs nach oben zu treiben. pk

Aktivistische Fonds stehen bereit

Sparkassen-Logo: 101 Institute legten Zahlen über die Vergütung offen.

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Ruth BerschensBrüssel

D ie Bankenunion der Euro-Zo-ne steht. Nach der EZB-Ban-kenaufsicht ist nun auch das

zweite Element – der europäische Abwicklungsfonds – fertiggestellt. Die EU-Finanzminister entschieden am Dienstag, wie dieser Fonds fi-nanziert wird. Demnach tragen die Geldhäuser der beiden größten EU-Staaten die Hauptlast. Deutschlands Geldinstitute müssen bis 2024 rund 15,35 Milliarden Euro in den Fonds einzahlen. Die Beitragslast der fran-zösischen Banken wird voraussicht-lich rund 15,48 Milliarden Euro be-tragen.

Insgesamt soll der Fonds am En-de der Ansparphase ein Volumen von 55 Milliarden Euro umfassen. Das Geld dient der Vorsorge. Wenn eine Bank von Pleite bedroht ist, soll der Fonds notfalls einspringen, bevor Staaten und damit die Steu-erzahler zur Kasse gebeten wer-den.

Die Einigung im EU-Finanzminis-terrat am gestrigen Dienstag war noch bis zum Vorabend fraglich ge-wesen. Es gab bis zum Schluss noch Streit darüber, in welcher Form das Geld eingezahlt werden soll. Frank-reich hatte zunächst auf einen Vor-teil für seine Institute gepocht.

Demnach hätten die französischen Banken 30 Prozent ihres Beitrags nicht einzahlen, sondern lediglich als Bürgschaft zur Verfügung stellen müssen. Die Banken anderer Län-der sollten dagegen die gesamte Summe bar einzahlen. Auf diese Ungleichbehandlung wurde am En-de verzichtet. Also haben nun alle Banken der Euro-Zone die Möglich-keit, für 30 Prozent der Beitrags-summe lediglich eine Zahlungsver-pflichtung abzugeben.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zeigte sich zufrie-den mit dieser Lösung. „Alle teil-nehmenden Mitgliedstaaten wer-den in einer fairen Weise belastet“,

sagte der Minister. Auch aus dem Europaparlament kam Zustim-mung. „Dass die Sonderbehand-lung für Banken in Frankreich ge-kippt wurde, war grundlegend wichtig“, sagte der Europaabgeord-nete Markus Ferber (CSU).

Eine Verbesserung gab es zum Schluss auch noch einmal für die kleinen Banken. Alle Institute mit einer Bilanzsumme bis zu drei Mil-liarden Euro müssen nur einen jährlichen Pauschalbetrag von 50 000 Euro einzahlen. Dieser Vor-teil galt ursprünglich nur für Institu-te mit einer Bilanzsumme bis zu ei-ner Milliarde Euro.

Zentralstaatliche Förderbanken wie die deutsche KfW wurden ganz von der Beitragspflicht ausgenommen. Die Befreiung gilt jedoch nicht für die Förderbanken der Bundeslän-der. Der Teil ihrer Bilanzsumme, der auf Kapitalmarktgeschäfte ent-fällt, wird beitragspflichtig. Nur die Förderkredite bleiben beitragsfrei.

Die Bankenabgabe ist in zwei Rechtsakten geregelt. Mindestens einer davon kann erst dann in Kraft treten, wenn das Europaparlament zugestimmt hat. Die Bestätigung der EU-Volksvertretung kommt möglicherweise noch vor Weih-nachten, spätestens aber Anfang nächsten Jahres.

Euro-Finanzminister regeln gemeinsamen Abwicklungsfonds.

Die vollendete Bankenunion

Dass die Sonderbehandlung für Banken in Frankreich gekippt wurde, war grundlegend wichtig.Markus Ferber CSU-Europaabgeordneter

► Vergütung von Sparkas-sen-Vorständen steigt stär-ker als die der Angestellten.

► Chefs in Nordrhein- Westfalen verdienen durch-schnittlich 343 000 Euro.

Marcel Bohnensteffen, Martin DowideitDüsseldorf

Gerne pflegen die

deutschen Sparkas-sen ihr Image als die „guten Banken“. Wenn es aber um die

Gehälter ihrer Vorstände geht, werden die meisten ziemlich schmallippig. Nur in Nordrhein-Westfalen legen die Sparkassen die Vergütung ihrer Topmanager offen, mit interessanten Ergebnis-sen. Eine Auswertung des Han-delsblatts zeigt, dass die Differenz zwischen den Gehältern der Vor-stände und denen der Angestell-ten der Geldhäuser wächst.

Während die Tarifgehälter der Angestellten im Jahr 2013 in zwei Schritten um insgesamt 2,8 Pro-zent stiegen, wuchs die durch-schnittliche Vergütung der Vor-standschefs im Schnitt um 3,44 Prozent auf 343 000 Euro. Auch im Vorjahr hatten die Vorstände schon die Nase vorn gehabt.

In Nordrhein-Westfalen legen von 105 Sparkassen inzwischen 101 Institute die Zahlen offen. Ei-ne Auswertung für 2013 ist erst jetzt möglich, da viele Banken die Daten erst spät publizie-ren.

Der Gehaltsvorsprung der Vorstände vor den Mitarbei-tern stößt bei Gewerk-schaftern auf Kritik: „Es ist unverständ-lich und nicht ver-tretbar, dass bei öffentlich-rechtli-chen Finanz-dienstleistern eine

hohe Diskrepanz zwischen den Gehältern der Vorstandsebene und den Gehältern der übrigen Beschäftigten liegt“, beschwert sich Verdi-Vorstand Christoph Meister. Diese Diskrepanz werde durch die üppige zusätzliche Al-tersversorgung der Vorstände noch verschärft.

Auch Michael Koetter, Bank -experte an der Frankfurt School of Business & Finance, hält die Vergütungen der Sparkassen-Vor-stände für „stattlich“ und „be-merkenswert“. Eine hohe Bezah-lung für Bankenchefs müsse aber nicht von vornherein unanständig sein. Sie müsse aber im Verhältnis zur realwirtschaftlichen Wichtig-keit der Bank für die Region ste-hen“, sagt er.

Die Analyse zeigt, dass es bei den Vergütungszuwächsen der Sparkassenvorstände deutliche Ausreißer gibt. Der Vorstandschef der Sparkasse Siegen, Wilfried Groos, steigerte seine Bezüge 2013 von 388 000 auf 467 000 Eu-ro – ein Plus von 20,4 Prozent. Groos, vom Handelsblatt um eine Begründung für den Gehalts-sprung gebeten, wollte dazu nicht Stellung nehmen.

Verantwortlich für die Bezahlung des Vorstands ist der Verwal-tungsrat einer Sparkasse. Der Ver-waltungsratsvorsitzende der Sparkasse Siegen, Bürgermeister Steffen Mues, rechtfertigte die Vergütung des Vorstands und sei-nes Vorsitzenden mit dem „Ein-satz des einzelnen Vorstandsmit-

glieds am Markt“. Grund-lage für die Bemessung der Vorstandsvergü-tung sei „die Summe

aus der Bilanzsumme, dem Kreditvolumen,

dem Zehnfachen des Eigenkapitals sowie der Vor-sorgereserve und dem De-potbestand der Kun-denwertpa-piere“. Groos’ Bezü-

ge orientieren sich laut Mues an

den Empfehlungen des Sparkas-senverbands.

Groos ist nicht der einzige Vor-standsvorsitzende, dessen Bezü-ge zweistellig gestiegen sind. Diet-mar Tacke, Chef der Sparkasse Märkisches Sauerland Hemer-Menden, verdiente im Vorjahr 320 000 Euro. Das sind 17,2 Pro-zent mehr als 2012. Tacke wollte sich auf Anfrage nicht zu seinen Bezügen äußern.

Der Verwaltungsratsvorsitzen-de der Sparkasse Märkisches Sau-

erland Hemer-Menden, Michael Esken, teilte mit, Tackes Vergü-tung sei „an Zielvereinbarungen in der Sparkasse“ geknüpft, die auch für alle anderen Mitarbeiter gälten. Die prozentuale Steige-rung seiner Bezüge müsse „über einen Mehrjahreszeitraum be-trachtet werden“.

Absolut gesehen landen Groos und Tacke mit ihren Vergütungen im Mittelfeld. Spitzenverdiener unter den nordrhein-westfäli-schen Sparkassen-Chefs blieb

auch 2013 Alexander Wüerst, der Vorsitzende der Kreissparkasse Köln. Einschließlich Boni und Sonderzahlungen beliefen sich seine Jahresbezüge auf insgesamt 804 500 Euro (plus sieben Pro-zent). Auf Anfrage teilte die Bank mit, Wüerst halte seine Vergütung für „angemessen“. Sie orientiere sich an den Empfehlungen der Sparkassenverbände.

Hinter Wüerst zählen Artur Grzesiek (Sparkasse Köln-Bonn, 706 600 Euro, plus sieben Pro-zent) und Arndt M. Hallmann (Stadtsparkasse Düsseldorf, 700 000 Euro, minus fünf Pro-zent) zu den bestbezahlten NRW-Sparkassen-Chefs. Hallmann hat-te im Jahr 2012 einen Antrittsbo-nus von 176 000 Euro erhalten, weshalb sein Gehalt 2013 leicht zurückging.

Auch bei einigen Führungskräf-ten sorgt die wachsende Kluft zwischen Vorstandsgehältern und denen der Angestellten für Unmut. So verdiene ein Manager in der Führungsebene unterhalb des Vorstands eines mittelgroßen Instituts etwa 125 000 Euro – und damit etwa nur ein Drittel so viel wie der durchschnittliche Chef, rechnet ein Sparkässler vor. Und auch ein solches Salär ist nur den wenigen Kräften vergönnt, die be-reits außerhalb des Tarifgefüges des öffentlichen Dienstes vergütet werden. Mehrere Sparkassen wollten auf Anfrage das Gehalts-gefüge unterhalb der Vorstands-ebene nicht beziffern.

Angesichts der lauter werden-den Kritik an der Intransparenz

der Sparkassengehälter interes-sieren sich inzwischen mehrere Bundesländer für die Erfahrun-gen Nordrhein-Westfalens. Schles-wig-Holstein hat bereits einen ent-sprechenden Gesetzentwurf erar-beitet.

Die Gehälter von Geschäftsfüh-rern anderer kommunaler Unter-nehmen sind in der Regel veröf-fentlichungspflichtig. Die Gewerk-schaften machen keinen Hehl aus ihrer Meinung, dass die Sparkas-sen nachziehen sollten. Die Insti-tute „tun sich keinen Gefallen da-mit, in dieser Frage zu blockie-ren. Die Kunden haben ebenso wie die Beschäftigten einen An-spruch auf Transparenz und Of-fenheit“, betont Verdi-Vorstand Meister.

Alle Vorstandsgehälter der NRW-Sparkassen in einer Übersicht: handelsblatt.com/sparkassengehaelter

Viele Spitzenkräfte der Sparkassen freuen sich über deutlich höhere Gehälter – und machen sich damit angreifbar.

Ein Plus für die Vorstände

Wilfried Groos: 20,4 Prozent plus bei den Bezügen.

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Die Höhe der Vorstandsvergütung ist abhängig vom Einsatz des einzelnen Vorstandsmitglieds am Markt.Steffen MuesVerwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Siegen

Jan Mallien, Jens MünchrathDüsseldorf

B urn-out – das ist ein Zustand emotionaler Erschöpfung. Als Krankheit ist das Burn-out-

Syndrom nicht anerkannt. Und im Büroalltag werden die Leidenden nicht selten belächelt und der Wil-lensschwäche bezichtigt. Doch die Symptome sind gravierend: Desillu-sionierung, Apathie, Depression, ja sogar Aggressivität führen zu einem Leistungseinbruch der Betroffenen. Als Ursache gilt Stress.

Die Europäische Zentralbank (EZB) soll von diesem Problem in besonderem Maße betroffen sein. Das zumindest legt ein Test nahe, den der EZB-Betriebsrat im Septem-ber durchgeführt hat. Von 903 teilnehmenden Mitarbeitern war demnach knapp ein Drittel (279 Mit-arbeiter) von einem „Burn-out-Syn-drom betroffen“ oder „akut be-droht“. Ein weiteres Drittel litt unter „starker Erschöpfung“.

2 500 Mitarbeiter hatte der Be-triebsrat angeschrieben. Der Test nennt sich „Maslach Burnout Inven-

tory“ und gilt als gängiges Mess -instrument für Burn-out. Jörn Pau-lini, Vizechef der EZB-Gewerkschaft Ipso, sprach gegenüber dem Hessi-schen Rundfunk von „alarmieren-den Zahlen“.

Die Europäische Zentralbank? Ist das nicht jene Behörde, die seit fast fünf Jahren mit spektakulären Ak-tionen den Euro rettet? Jene Behör-de, die seit vergangenem Monat die wichtigsten Banken des Kontinents überwacht und ein maßgebliches Wort dabei mitzureden hat, wel-ches der mächtigen Großinstitute womöglich abgewickelt gehört? Angst und bange kann einem bei dem Gedanken werden, dass so vie-le der 2 700 EZB-Mitarbeiter „Burn-out-gefährdet“ sein könnten.

Eigentlich sind Behörden eher selten Stresshochburgen. Bei der EZB ist das anders: Seit Jahren be-findet sich die EZB im Krisenmo-dus. Ein Insider berichtet von teil-weise dramatischen Szenen: „Mitar-beiter kommen weinend zum Betriebsrat.“ Ein anderer erzählt, er habe „vier Monate unter Burn-out gelitten“. Angefangen habe es mit

Bauchschmerzen. Dann konnte er nicht mehr richtig essen, habe sich häufig übergeben müssen. „Zuletzt brauchte ich Medikamente.“

Die EZB teilte auf Anfrage mit, sie nehme die „Testergebnisse sehr ernst“, und kündigte für das erste Halbjahr 2015 eine detaillierte Ursa-chenforschung an. Wie das Han-delsblatt aus Notenbankkreisen er-fuhr, ist das Thema inzwischen bis ins EZB-Direktorium vorgedrungen. Betriebsratschef Carlos Bowles per-sönlich habe die Ergebnisse dort präsentiert. Ipso fordert Konse-quenzen: entweder mehr Personal oder weniger Aufgaben für die EZB. Doch beides scheint auf absehbare Zeit illusorisch. Die Herausforde-rungen für die Zentralbank werden eher wachsen, und weitere Neuein-stellungen über die 1 000 Mitarbei-ter für die Bankenaufsicht hinaus, die die EZB eingestellt hatte, sind nicht in Sicht.

Bleibt also zu hoffen, dass sich das vermeintliche Burn-out-Syn-drom bei manchem Mitarbeiter als nur „vorübergehende Willens-schwäche“ erweist.

Betriebsrat befragt Mitarbeiter – und sieht akute Burn-out-Gefahr.

Stresstester unter StressEUROPÄISCHE ZENTRALBANK

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28 FINANZEN & BÖRSEN

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BERUF & CHANCE RHEIN-MAINHome Wissen Medizin Psychotherapie als Stigma: Und dann haben Sie eine F-Nummer

Psychotherapie als Stigma

Den Freunden offen von der Psychotherapie erzählen, den Kollegen vomBurnout – das scheint inzwischen Normalität. Sind psychische Krankheitenvöllig „entstigmatisiert“? Stigmaforscher sagen: im Gegenteil.06.12.2014, von CHRISTINA HUCKLENBROICH

as Vortasten, das Einschätzen, das vorsichtige Fragen – für die

Pädagogin, die bald das Rentenalter erreicht hat, gehörten solche

Dinge jahrzehntelang zu ihrer Arbeit. Die Frau, die anonym bleiben

möchte, arbeitet in einer Beratungsstelle für Eltern

verhaltensauffälliger Kinder. Wenn sie heute das Gefühl hat, die Eltern

seien möglicherweise selbst psychisch erkrankt, muss sie nicht mehr

© MAURO FERMARIELLO/SCIENCE PHOTO

Psychotherapie kann heilen und hilfreich sein. Aber das Stigma, das auf psychischen Krankheiten liegt,schwindet kaum.

Alle Infos zurKometen-Mission

Psychotherapie als Stigma: Und dann haben Sie eine F-Nummer http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/psychotherapie-als-stigma-...

1 von 9 12.12.2014 15:02

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Folgen:

Autorin: Christina Hucklenbroich,Jahrgang 1978, Redakteurin im Ressort„Natur und Wissenschaft“.

taktvoll nachforschen wie noch in den neunziger Jahren. „Die Eltern

der Kinder offenbaren alles“, sagt sie. „,Ich hab eine Borderline-

Störung‘, ,Ich war zwei Jahre in Therapie‘ – das hört man schon in der

ersten Sitzung. Neulich sagte ein Mann, dem man ansah, dass er

Medikamente nahm: ,Ich habe F20.0‘. Da ich keine Ärztin bin, musste

ich sogar nachfragen, was der Diagnoseschlüssel bedeutet.“ Die

Antwort kam prompt: „Paranoide Schizophrenie.“ Frauen sprächen

heute offen über depressive Phasen in ihrem Leben. „Gerade über das

erste Jahr im Job nach der Babypause höre ich oft, dass sie das als

extrem belastend empfunden haben. Die Frauen sagen dann

rückblickend: ,Ich hatte bestimmt eine Depression.‘“ Aber auch

Männer gäben immer häufiger von sich aus zu Protokoll, Depressionen

erlebt zu haben. „Dass Männer Depressionen einräumten, gab es

früher gar nicht. Und noch vor zwanzig Jahren hätte ich niemals

gewagt, danach zu fragen.“ Für die Pädagogin ist klar, welche

gesellschaftliche Entwicklung ihren Arbeitsalltag so verändert hat:

„Die Entstigmatisierung psychischer Krankheiten ist in vollem Gange“,

bilanziert sie.

„Entstigmatisierung“ – ein

Stichwort, das immer

wieder fällt, wenn Zahlen

zu psychiatrischen

Diagnosen veröffentlicht werden. Die Zahl der Renten wegen

verminderter Erwerbsfähigkeit etwa, die aufgrund psychischer

Störungen bewilligt werden, stieg von 41000 im Jahr 1993 auf 74000

im Jahr 2012. Ruft man bei der Deutschen Rentenversicherung an, um

deren Sichtweise in Erfahrung zu bringen, wird man von Büro zu Büro

weitergereicht. Irgendwann fallen von einem dieser Schreibtische aus

die Sätze: „Die Gewerkschaften sagen ja, es liege an der

Arbeitsverdichtung, dass immer mehr Menschen sich zu einer

psychiatrischen Diagnose bekennen. Aber seien wir ehrlich: Das hat

alles mit der Entstigmatisierung zu tun.“

Der Kollege erzählt vom Burn-out

Leben Menschen heute wirklich unbelastet, ohne Scham mit dem

Bekenntnis zur eigenen psychischen Labilität? Ist es gar salonfähig

geworden, über Gebrechen der Seele und regelmäßige Sitzungen beim

Therapeuten zu reden? Einiges spricht dafür: So sieht etwa nicht nur

die Rentenversicherung die Sache so. Jeder kennt heute Menschen, die

offen über durchlaufene Psychotherapien sprechen. Die langjährige

Freundin erzählt irgendwann, dass sie als Teenager regelmäßig zu

einem Psychotherapeuten ging, nachdem ihre Eltern sich getrennt

Psychotherapie als Stigma: Und dann haben Sie eine F-Nummer http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/psychotherapie-als-stigma-...

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hatten. Die Bekanntschaft aus dem Fitnessstudio berichtet beim Kaffee

von ihren Essstörungen. Ein Branchenkollege erzählt in der Pause

einer Weiterbildungsveranstaltung, warum er kürzlich den Arbeitgeber

wechselte: Einem Burnout folgte eine Kur, jetzt gehe es ihm aber

wieder gut.

Psychische Krankheit – ist sie im Mainstream angekommen? Es gibt

eine wissenschaftliche Disziplin, die sich dieser Frage angenommen

hat: die psychiatrische Stigmaforschung. Und sie ist, zumindest in

Deutschland, in den vergangenen Monaten in verschiedenen Studien

zu einem verblüffenden Ergebnis gekommen: Zwar glauben die

Deutschen, dass die Gesellschaft psychische Störungen weniger

stigmatisiere als früher. Sie nehmen heute eher als noch vor einem

Vierteljahrhundert an, dass „die meisten Menschen“ – in dieser

Formulierung wurde es Befragten vorgelegt – ehemalige Psychiatrie-

Patienten genauso behandeln wie jeden anderen, dass man psychisch

Kranke als Betreuer kleiner Kinder duldet und sie in den engen

Freundeskreis aufnimmt. Der Einzelne aber, nach seinen eigenen

Gefühlen befragt, will mehr Distanz zu psychisch Kranken als noch

1990, er will sie nicht als Nachbarn und nicht als Kollegen, er will sie

niemandem als Mitarbeiter empfehlen und sie nicht zum

Freundeskreis zählen.

Stärkerer Wunsch nach Distanz

Diese ablehnenden Gefühle sind zwischen 1990 und 2011 deutlich

stärker geworden, zeigt ein ganzes Bündel von Studien, das eine

Gruppe deutscher Stigmaforscher um den emeritierten Leipziger

Sozialpsychiater Matthias Angermeyer und Georg Schomerus von der

Universität Greifswald in den Jahren 2013 und 2014 vorgelegt hat,

unter anderem in der Fachzeitschrift „European Psychiatry“ (doi:

10.1016/j.eurpsy.2013.10.004) und im „British Journal of Psychiatry“

(doi: 10.1192/bjp.bp.112.122978). Insbesondere Schizophrenie-

Patienten werden kritischer gesehen; etwas schwächer gewachsen ist

das Stigma, das Depressive und Menschen mit Alkoholsucht trifft.

Die Psychiatrie selbst

profitiert den Daten zufolge

bei alldem, das Stigma, das

auf ihr lag, hat

abgenommen: Die

Menschen erhoffen sich

von ihr Schutz. „Wir

werden risikoaversiver“,© DPA

Psychotherapie als Stigma: Und dann haben Sie eine F-Nummer http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/psychotherapie-als-stigma-...

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erklärt Studienautor Georg

Schomerus, der Leiter des

Bereichs Sozialpsychiatrie der Universität Greifswald. Man sehe dies

auch in anderen Alltagsbereichen: „Kinder tragen Fahrradhelme,

werden in die Schule gebracht. Man will nun auch, dass Menschen mit

psychischen Erkrankungen möglichst schnell behandelt werden.“

Vergleich über Jahrzehnte

Die deutschen Stigmaforscher sitzen auf einem besonderen

Datenschatz, mit dem sie diese Entwicklung belegen können. Sie

haben in den Jahren 1990, 2001 und 2011 Befragungen von mehreren

tausend Menschen organisiert. Weltweit gibt es keine ähnlich frühen

Daten, die einen Vergleich über zwei Jahrzehnte erlauben würden.

„Das nächste großes Thema der Stigmaforschung ist die strukturelle

Stigmatisierung“, sagt Schomerus. Damit ist die praktische Seite der

Stigmatisierung und Diskriminierung psychisch Kranker gemeint:

nicht das, was in den Köpfen der Menschen geschieht. Sondern das,

was in Gesetzen festgeschrieben wird oder was Behörden anordnen.

Dass die strukturelle Stigmatisierung nicht nur für die kleine Handvoll

deutscher Stigmaforscher ein wichtiges Thema ist, zeigte sich auf dem

Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und

Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in

Berlin in der vergangenen Woche. Gleich am ersten Kongresstag, im

Morgengrauen vor der Glasfront des Kongresszentrums City Cube,

drückt ein freundlicher Mann den Teilnehmern ein Blatt in die Hände:

„Weg mit Paragraph 63 StGB“ steht in fetten Buchstaben oben. Die

Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener protestiert mit

dem Flyer dagegen, dass Straftäter mit einer psychiatrischen Diagnose

als schuldunfähig eingestuft werden und ihre Haftzeiten regelmäßig

länger ausfallen als die vergleichbarer schuldfähiger Täter.

Gefahr für die Berufsunfähigkeitsversicherung

Andere Formen der strukturellen Stigmatisierung betreffen noch weit

mehr Menschen. Am bedeutendsten sind in Deutschland zwei

Themen: Eine psychiatrische Diagnose kann es unmöglich machen,

bestimmte private Versicherungen abzuschließen. Und sie kann die

Verbeamtung gefährden.

Achim Regenauer, Internist und Chief Medical Director bei der

Münchener Rückversicherungsgesellschaft Munich RE, sprach in

Berlin über die Berufsunfähigkeitsversicherung. Die

Versicherungsindustrie, so Regenauer, wolle niemanden

Die Überweisung zur Psychotherapie mitNebenwirkungen behaftet?

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diskriminieren, wenn sie Kunden wegen einer psychischen Störung

ablehne oder zu „Wartezeiten“ verpflichte. „Eine

Berufsunfähigkeitsversicherung hat zwanzig bis vierzig Jahre

Laufzeit“, erklärte Regenauer. Während man sich aufgrund der

Datenlage immer besser in der Lage sehe, die Prognose für Menschen

mit somatischen Erkrankungen einzuschätzen, sei der Langzeitverlauf

von psychischen Störungen „wirklich eine Herausforderung“. So fand

etwa ein Team um Johannes Kruse, Direktor der Klinik für

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Uniklinikum

Gießen und Marburg, in diesem Jahr für eine Metaanalyse im „Journal

of Affective Disorders“ weltweit nur zwölf Studien, die etwas über die

Langzeitprognose von Depressionen aussagten (doi:

10.1016/j.jad.2013.10.017). Sieben bis 65 Prozent der Erkrankten

erlitten ein Rezidiv, eine erneute depressive Episode. Die

Schwankungsbreite und die oft nur kurze Nachverfolgungszeit hätten

die Versicherer ernüchtert, bilanzierte Regenauer. Psychische

Krankheiten gelten wegen der Datenlücken weiter als schwer

kalkulierbares Risiko. Verschweigt der Kunde entsprechende

Diagnosen, muss der Versicherer später nicht zahlen.

Therapie im Teenageralter

Allerdings dürfen Versicherer bei Vertragsabschluss nur über einen

Zeitraum von maximal zehn Jahren Auskünfte von Kunden verlangen;

viele fordern nur einen Rückblick von fünf Jahren. So kommt es zu

einer paradoxen Situation: Wer etwa als Teenager jahrelang wegen

Essstörungen behandelt wurde und dann ab dem zwanzigsten

Lebensjahr fünf Jahre lang keine therapeutische Begleitung benötigt,

erhält mit 25 anstandslos eine Police.

Längst werden angesichts dieser Bedingungen Schlupflöcher genutzt:

Manche Patienten zahlen ihre Therapie privat und schieben einen

stationären Aufenthalt auf. Wer nicht privat zahlen kann oder will,

weicht bisweilen auf kirchliche Beratungsstellen aus, statt eine

Therapie zu machen, die von der Krankenkasse registriert wird. Das

bedeutet wiederum, dass manche Erkrankten auch keine

durchgeplante Therapie auf dem Stand der Wissenschaft bekommen

können.

Eine Zweiklassengesellschaft entsteht

So entsteht eine wachsende Kluft, eine Zweiklassengesellschaft: auf der

einen Seite die offiziell Therapierten, denen bestimmte Möglichkeiten

verschlossen bleiben, auf der anderen Seite die Unbehandelten, die

unbehelligt Zugang zu Versicherungen und Verbeamtung haben. Ob

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ein Patient zu der einen oder der anderen Gruppe gehört, hat nicht nur

damit zu tun, wie schwer jemand erkrankt ist, sondern auch damit, wie

frühzeitig er informiert ist. Durch Referendarforen im Internet, in

denen Psychotherapie-Patienten Beiträge schreiben, sind inzwischen

aber immer mehr junge Leute aufgeklärt.

„Unser Eindruck ist, dass vielen Anwärtern auf die Verbeamtung die

Problematik im Prinzip bewusst ist“, sagt Gereon Heuft, Direktor der

Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des

Universitätsklinikums Münster. „In den Fällen, in denen es anders ist,

fühle ich mich verpflichtet, das anzusprechen. Bei der

Berufsunfähigkeitsversicherung ist es durchaus möglich, dass viele das

noch gar nicht auf dem Schirm haben.“ Für Heuft ist klar: „Über diese

Fragen zu sprechen ist für die Behandlungsplanung ein wichtiger

Aspekt. Es geht ja auch um die Nebenwirkungen einer Therapie.“

Therapie gegen Prüfungsstress?

Auch in anderen Bereichen des Gesundheitssystems wird man auf

diese Nebenwirkungen aufmerksam. „Inzwischen machen viele

Studenten eine Psychotherapie, weil sie das Gefühl haben, dass es

ihnen gut tut, in der Prüfungszeit einen Therapeuten an ihrer Seite zu

haben“, sagt eine Sprecherin der Techniker Krankenkasse. „Wir wissen

aber nicht, ob den Betroffenen die Folgen einer Psychotherapie klar

sind.“ Und es gibt auch noch offenere Appelle.

März dieses Jahres, Berlin-Dahlem. In den Gebäuden der FU Berlin

findet der Deutsche Kongress für Psychosomatische Medizin und

Psychotherapie statt. Der kleine Seminarraum HS 106 ist so überfüllt,

dass man kaum noch einen Stehplatz bekommt. Hier spricht Michael

Linden, Leiter der Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation

der Charité, zu Psychotherapeuten aus ganz Deutschland. Er mahnt sie

zu mehr Zurückhaltung. „Eine Diagnose geht nicht mehr weg. Das

heißt: Diagnosen sind nichts Gutes“, sagt Linden. „Deswegen müssen

wir die Patienten auch mal bremsen. Manche Patienten wollen einfach

nur eine Kur machen. Und wenn sie da wieder rauskommen, haben sie

eine F-Nummer.“ Schon ein Jahr zuvor hat sich Linden im „Deutschen

Ärzteblatt“ dafür ausgesprochen, statt der mit dem Buchstaben F

kodierten psychiatrischen Diagnosen aus dem Klassifikationssystem

ICD-10 häufiger die weicheren Z-Kodes zu nutzen, die für soziale

Schwierigkeiten verwendet werden können.

Wie man Patienten wirklich hilft

Eine junge Frau meldet sich in der Dahlemer Veranstaltung, sie sagt,

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sie sei Berufsanfängerin. Um handfeste Diagnosen komme sie kaum

herum, sagt sie, wenn sie Patienten wirklich helfen wolle. „Solange ich

bei Herzrasen keine Panikstörung attestiere, wird da kardiologisch an

Leitungsbahnen herumgedoktert bis zum Gehtnichtmehr.“ Für sie sei

die Frage: „Kann man aus diesem sehr pathozentrischen System

aussteigen?“ Eine Antwort gibt es noch nicht. Wohl aber eine lebhafter

werdende Debatte zwischen Ärzten und Patienten – vor allem den

gutinformierten Beamtenanwärtern.

Es schade einem Beamtenanwärter nicht pauschal, wenn er bei der

amtsärztlichen Untersuchung offen über psychotherapeutische

Behandlungen spreche, sagt Rudolf Lange, Leiter des

Kreisgesundheitsamtes Mettmann. Lange ist seit dreißig Jahren

Amtsarzt und Sprecher des Arbeitskreises Qualitätssicherung für das

amtsärztliche Gutachterwesen in Nordrhein-Westfalen. „Eher im

Gegenteil“, sagt Lange. „Bei jemandem, der sich schon mal mit dem

Thema auseinandergesetzt und therapeutische Maßnahmen in

Anspruch genommen hat, ist ja ein Bewusstsein für die Problematik

da, er verdrängt sie nicht. Ein transparenter Umgang ist ein positives

Zeichen.“

Die Verbeamtung wird leichter

Eine Rolle spielt auch die Art der Erkrankung. „Die klassischen

psychiatrischen Diagnosen wie Schizophrenie und manisch-depressive

Erkrankung sind durchaus kritisch zu sehen“, sagt Lange. Aber auch

psychische Auffälligkeiten am unteren Ende der Skala der

Schweregrade sind noch von Belang: Gebe ein Kandidat etwa zu

Protokoll, er habe gegen seine Prüfungsangst schon einmal

angstlösende Medikamente genommen, sei das durchaus „ein

Anhaltspunkt, um nachzufragen“, sagt Lange. In solchen Fällen könne

ein Bericht des behandelnden Arztes angefordert oder der

sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes eingeschaltet

werden.

Insgesamt hat sich die Lage für Verbeamtungskandidaten unlängst

deutlich gebessert. Seit dem Jahr 2013 ist durch zwei Urteile des

Bundesverwaltungsgerichtes der Maßstab für die „gesundheitliche

Eignung“ von Beamten abgesenkt worden. Musste zuvor „das

Eintreten einer vorzeitigen Dienstunfähigkeit mit hoher

Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen sein“, damit der Amtsarzt ein

positives Gutachten abgab, muss nun nur noch eine „überwiegende“

Wahrscheinlichkeit bestehen, dass der Kandidat nicht vorzeitig

ausscheidet. Rudolf Lange, der diese gravierende Änderung in der

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| Wissen

Fachzeitschrift „Gesundheitswesen“ (doi:10.1055/s-0034-1372577)

analysierte, kommt zu dem Schluss, dass die Bewerber von nun an

„durchaus wesentliche gesundheitliche Auffälligkeiten oder chronische

Erkrankungen aufweisen“ dürfen. Die Einstellungsuntersuchung

verliere durch die neue Rechtsprechung ihre wesentliche

„Filterfunktion“, was aus Inklusionsgründen zu begrüßen sei.

Auch der Stigmaforscher

Georg Schomerus hält

juristische Entscheidungen

wie diese für ideale

Beispiele, wie sich das

strukturelle Stigma, das auf

psychischen Erkrankungen

liegt, beeinflussen lässt. Er

verfolgt im Moment weitere

Spuren, wie

Entstigmatisierung sich

vorantreiben lässt – vor allem im Hinblick auf das Tabu in den Köpfen.

In einer noch nicht publizierten Online-Studie mit 1600 Befragten

zeigte Schomerus, dass Menschen weniger soziale Distanz zu psychisch

Kranken wünschen, wenn man ihnen zuvor Informationen darüber

vorgelegt hat, dass man sich psychische Krankheit und Gesundheit als

Kontinuum mit fließenden Übergängen vorzustellen hat. „Die

Menschen sehen dann psychische Störungen als etwas Normaleres

an“, sagt Schomerus. „Sie sehen nicht mehr vollständig getrennte

Welten.“

Quelle: F.A.Z.

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03.12.2014, 06:00 Uhr

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11. Dezember 2014, 05:59 Uhr

Chancengleichheit in Deutschland

Studie entlarvt Versagen des BildungssystemsVon Armin Himmelrath

Das deutsche Bildungssystem scheitert, benachteiligte Kinder bekommen viel zu wenig Hilfe.Eine neue Studie zeigt: Die Schulpolitik ist in fast allen Bundesländern gleich schlecht - miteiner Ausnahme in Ostdeutschland.

Mit Pisa fing alles an: 2001 erschrak Deutschland über den Zustand seines Schulsystems. Seither ist PisaAusgangspunkt und Maßstab zugleich - für Bildungspolitiker wie Bildungsforscher. Man kann dieEntwicklung des Bildungssystems seither als Erfolg lesen: Es gibt immer weniger Jugendliche ohneSchulabschluss, der Anteil der Abiturienten pro Jahrgang steigt, und die deutschen Schüler schneiden beiinternationalen Leistungsvergleichen zunehmend besser ab.

So beschreibt es auch der neue Chancenspiegel, den die Bertelsmann-Stiftung von Schulforschern derUnis Dortmund und Jena hat erstellen lassen; am Donnerstag wurde er veröffentlicht. Doch die Studie,die mittlerweile zum dritten Mal vorgelegt wird, zeigt auch etwas anderes: Wer aus einem benachteiligtenUmfeld kommt, braucht in deutschen Klassenzimmern nicht auf Fairness und Chancengerechtigkeit zuhoffen. "Der Bildungserfolg, gemessen in Kompetenzen von Neuntklässlern in Mathematik, bleibtweiterhin stark von der sozialen Herkunft abhängig", schreiben die Forscher, "es gelingt Schulen inDeutschland also immer noch zu wenig, die herkunftsbedingten Benachteiligungen ihrer Schülerauszugleichen."

Leistungsunterschiede von zwei Schuljahren

Mit anderen Worten: Wer aus wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen stammt, vielleicht noch einenMigrationshintergrund mitbringt und nicht auf das akademische Bildungserbe seiner Eltern undGroßeltern zurückgreifen kann, hat ungleich schlechtere Chancen auf einen höheren Bildungsabschluss.Die mangelnde Chancengerechtigkeit, sagen die Forscher, bleibe "die größte Baustelle", auch wenn eslangsame - sehr langsame - Fortschritte gebe: "Neuntklässler aus höheren Sozialschichten haben inMathematik bis zu zwei Jahre Vorsprung vor ihren Klassenkameraden aus bildungsferneren Familien."Unterschiede, die sich nicht mehr allein mit unterschiedlichen Schulsystemen in den Bundesländernerklären lassen.

Der Statusbericht zur Chancengleichheit vergleicht die Durchlässigkeit der Schulsysteme, dieEntwicklungs- und Integrationsmöglichkeiten für Schüler und ihre Chance, einen guten Abschluss zuerhalten. Dabei spielen auch Unterschiede zwischen den Bundesländern eine Rolle, aber: "Kein Land ist inallen Bereichen Spitze oder Schlusslicht."

Einige Teilergebnisse:

Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern gehören bei den Kriterien "Durchlässigkeit" und"Kompetenzförderung" zur Spitzengruppe - und sind neben Hamburg die einzigen Bundesländer, die esüberhaupt schaffen, in zwei der vier bewerteten Bereiche ganz oben mit dabei zu sein.Bezogen auf alle vier bewerteten Felder im Bereich der Bildungsgerechtigkeit kommt Thüringen auf diehöchste Wertung aller Bundesländer.Bei der Integrationskraft erreichen Berlin und Bremen gute Werte, schwächeln dafür aber bei denanderen Kriterien.Bayern punktet im Bereich der Kompetenzförderung, zeigt sich aber in den Feldern Durchlässigkeit undIntegrationskraft deutlich restriktiver.Völlig ausgeglichen präsentieren sich Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz: Sie erreichen jeweilsbei allen vier Kriterien einen Mittelfeldplatz.Eine klare Ost-West-Trennung gibt es bei der Zertifikatsvergabe, also der Chance auf einen gutenAbschluss: Alle ostdeutschen Bundesländer gehören hier zur Schlussgruppe, während Baden-Württemberg, Hamburg, NRW und das Saarland die Spitzenreiter sind.

Überrascht zeigen sich die Autoren davon, wie stark sogar innerhalb der Bundesländer dieChancengerechtigkeit schwankt - dieser Aspekt wurde im aktuellen Chancenspiegel erstmals untersucht.

So verlassen etwa in Bayern nur 4,9 Prozent eines Jahrgangs die Schule ohne Abschluss, im

Druckversion - Chancengleichheit in Deutschland: Studie entlarvt Ver... http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/chancenspiegel-studie-bild...

1 von 2 11.12.2014 11:54

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Bundesdurchschnitt sind es sechs Prozent. Beim Blick auf die Kreise und Städte des Freistaats entdecktendie Forscher allerdings, dass der Wert zwischen 0,7 und 12,3 Prozent schwankt - eine enorme Breite, diewesentlich vom Schulangebot vor Ort abhängt.

Einen vergleichbaren Effekt fanden die Forscher in Sachsen bezogen auf Schüler mit Abitur oderFachabitur: 44,7 Prozent schaffen landesweit diese Abschlüsse - aber je nach Wohnort sind es mal 32Prozent, mal 63 Prozent. "Eine stärkere Unterstützung der regionalen Schulentwicklung durch die Länder"fordert Schulforscher Wilfried Bos von der TU Dortmund deshalb: Nur so könne der Bildungserfolg vor Ortvon eventuellen Finanzproblemen der Kommune entkoppelt werden.

Nachholbedarf sehen die Schulforscher auch beim Thema Ganztagsangebote. Zwar stieg die Zahl derSchüler an Ganztagsschulen von 2011 (30,6 Prozent) bis 2012 auf 32,3 Prozent, doch "der insgesamtlangsame Ausbau deckt bei Weitem nicht die Nachfrage der Eltern", heißt es in der Studie. Und imgebundenen Ganztag mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht für alle werden bisher gerade mal 14,4Prozent der Schüler unterrichtet - genau diese Schulform sei aber diejenige mit den größten Chancen fürBildungsgerechtigkeit. "Ein Rechtsanspruch wäre der entscheidende Hebel, damit genügendGanztagsschulen eingerichtet und bessere Konzepte entwickelt werden", fordert Jörg Dräger, Vorstandder Bertelsmann-Stiftung.

Die Vorstellung ihrer Ergebnisse verbanden die Bildungsforscher auch mit der Aufforderung an die Politik,mehr Daten zum Thema Bildung zu erheben. "Wenn es uns wirklich wichtig ist, die Gerechtigkeit derSchulsysteme über größere Zeiträume hinweg untersuchen und einschätzen zu können, müssenverlässlichere und aussagekräftigere Daten bereitgestellt werden", sagte Nils Berkemeyer, Schulforscheran der Universität Jena.

URL:

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/chancenspiegel-studie-bildung-in-deutschland-ist-ungerecht-a-1007737.html

Mehr auf SPIEGEL ONLINE:

Internationaler Lehrerpreis: Weltspitze aus Groß-Gerau (08.12.2014)http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/weltlehrerpreis-deutsche-lehrerin-aus-gross-gerau-unter-den-top-50-a-1006878.html

Internationale Vergleichsstudie: Jeder fünfte Schüler kann nicht mit Computern umgehen (20.11.2014)http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/iclis-studie-zu-computer-faehigkeiten-deutschland-hinkt-hinterher-a-1004079.html

Kritik an Pisa-Tests: "Bildungspolitischer Kolonialismus" (16.05.2014)http://www.spiegel.de/schulspiegel/pisa-und-bildungspolitik-interview-mit-heinz-dieter-meyer-a-969330.html

Pisa-Ergebnisse: Jungs sind besser als Mädchen (01.04.2014)http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/pisa-studie-jungen-besser-als-maedchen-a-961921.html

Pisa-Quiz: Wie viel hätten Sie gewusst?http://www.spiegel.de/quiztool/quiztool-61658.html

Studie der Bertelsmann-Stiftung: Deutschlands Schulsystem gibt Kindern wenig Chancen (24.06.2013)http://www.spiegel.de/schulspiegel/bertelsmann-studie-zeigt-ungerechtigkeit-an-deutschen-schulen-a-906962.html

Studie zum Schulwechsel: Ausgesiebt und abgestiegen (30.10.2012)http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/neue-bertelsmann-studie-zum-schulwechsel-a-864093.html

Streit um Bildungsbericht: Republik der Abgehängten (22.06.2012)http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/bundesbildungsbericht-opposition-kritisiert-betreuungsgeld-a-840458.html

Bildungsunrecht: Notfallplan für Problemschulen (12.03.2012)http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/bildungsunrecht-notfallplan-fuer-problemschulen-a-820739.html

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Chancenspiegel 2014

INTEGRATIONSKRAFT DURCHLÄSSIGKEIT

KOMPETENZFÖRDERUNG ZERTIFIKATSVERGABE

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Bildung

11. Dezember 2014, 06:46 Chancenspiegel 2014

Zum dritten Mal haben Forscher im Auftrag der Bertelsmann Stiftung

Gerechtigkeit und Leistungsfähigkeit der 16 deutschen Schulsysteme untersucht.

Fokus lag in diesem Jahr auf Unterschieden innerhalb der Bundesländer.

Ergebnis: Zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten gibt es teils erhebliche

Schwankungen, sowohl was die Möglichkeiten angeht, die Schulform zu

wechseln, als auch in Bezug auf die Schulabschlussquoten.

Als Gründe vermuten die Wissenschaftler das Schulangebot am Wohnort und das

soziale Profil der Region.

Von Johanna Bruckner

Die Vorurteile über das heimische Schulsystem begegnen einem oft an der Uni: Da

prahlt die Kommilitonin aus Bayern, ihr Abitur sei deutschlandweit das

anspruchsvollste. Und der Kommilitone aus Hessen muss sich für seine

Hochschulreife belächeln lassen: Abi - kriegt man da quasi geschenkt, weiß doch

jeder. Studien bestätigen regelmäßig die innerdeutschen Qualitätsunterschiede in

Sachen Schulsysteme, wobei die genannten Klischees durchaus überholt sind. So

schnitten bei den jüngsten Untersuchungen ostdeutsche Bundesländer besser ab

als der einstige Bildungsprimus Bayern.

Der Chancenspiegel 2014 der Bertelsmann Stiftung zeigt nun: Es kommt nicht nur

darauf an, in welchem Bundesland man zur Schule geht. Die Chance auf

Bildungserfolg hängt auch davon ab, wo man innerhalb eines Bundeslandes

zuhause ist. Erstmals untersuchten die Forscher der Technischen Universität

Dortmund und der Friedrich-Schiller-Universität Jena nicht nur die Länderebene,

sondern auch die Kreise und die kreisfreien Städte. Im vergangenen Jahr hatte der

Philologenverband kritisiert, der Chancenspiegel bringe keine neuen Erkenntnisse

und lege falsche Maßstäbe an, um Bildungsgerechtigkeit zu messen.

Die Wissenschaftler analysierten zum einen, ob Schüler in einer ländlichen

Kommune größere Probleme als Schüler aus der Stadt haben, von der Realschule

auf ein Wirtschaftsgymnasium zu wechseln - möglicherweise weil es auf dem Land

kein derartiges Gymnasium gibt. Neben der Durchlässigkeit schauten sie auch auf

die regionalen Chancen, einen bestimmten Schulabschluss zu erreichen. Sie

kommen zu dem Schluss: "Die Bildungschancen sind auf kommunaler Ebene

höchst ungleich verteilt."

Chancenspiegel 2014 - Schulabschluss hängt auch vom Wohnort ab - ... http://www.sueddeutsche.de/bildung/2.220/chancenspiegel-schulabsch...

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Die Ergebnisse im Überblick

Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg verfügen im deutschlandweiten

Vergleich jeweils über ein besonders durchlässiges Schulsystem. Die regionale

Analyse untermauert dieses Resultat: Die Durchlässigkeit in den beiden Ländern sei

"flächendeckend gut verankert". Ebenfalls gut schneiden Schleswig-Holstein und

Sachsen ab.

Bayern

Ganz anders sieht es in Bayern aus. Das süddeutsche Bundesland macht es

Schülern schwer, die Schulform zu wechseln - dazu sind die Möglichkeiten,

beispielsweise auf ein Gymnasium zu wechseln, in den einzelnen Kreisen und

kreisfreien Städten noch einmal sehr unterschiedlich. Auch in Rheinland-Pfalz und

Hessen gibt es strukturell Nachholbedarf.

Nordrhein-Westfalen

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen haben die Schüler

flächendeckend gute Chancen auf einen Abschluss. Auch in Niedersachsen,

Hessen und Sachsen-Anhalt spielt der konkrete Wohnort für das Erreichen des

Abiturs oder Hauptschulabschlusses eine geringe Rolle. In Sachsen-Anhalt

allerdings findet "die Abschlussvergabe auf vergleichsweise geringem Niveau statt",

schreiben die Wissenschaftler. Soll heißen: Hier sind die Schulabbrecherquoten - in

der Stadt und auf dem Land - vergleichsweise hoch.

Sachsen

Ein doppeltes Problem gibt es im benachbarten Sachsen: Die Quote der

Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, ist im deutschlandweiten

Vergleich ebenfalls hoch. Und sie unterliegt zudem regional starken Schwankungen.

Das zeigt sich auch in der Quote der (Fach-) Abiturienten: Sie liegt im Landesschnitt

bei 44,7 Prozent - die kommunale Spannbreite reicht allerdings von 32 bis 63

Prozent. Schulischer Erfolg hängt hier also in hohem Maße vom Wohnort ab.

Anders in Bayern: Etwa 4,9 Prozent der Schüler schaffen hier nicht mindestens den

Hauptschulabschluss. Regional schwankt der Anteil zwischen 0,7 und 12,3 Prozent.

Situation in den Stadtstaaten

Um auch Aussagen über die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen treffen zu

können, verglichen die Forscher sie mit anderen deutschen Großstädten mit mehr

als 350 000 Einwohnern. Dabei zeigte sich, dass auch die Großstädte "erhebliche

Unterschiede in der Durchlässigkeit ihrer Schulen" aufweisen. So schafft in

Hamburg mehr als jeder zweite Grundschüler den Übertritt auf das Gymnasium, in

Bremen dagegen nur etwa jeder dritte (37 Prozent). In Berlin und Hamburg liegt die

Quote der Schüler, die eine Klassenstufe wiederholen müssen, bei 2,3 Prozent - in

Düsseldorf und München einen Prozentpunkt höher.

Chancenspiegel 2014 - Schulabschluss hängt auch vom Wohnort ab - ... http://www.sueddeutsche.de/bildung/2.220/chancenspiegel-schulabsch...

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Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Schulabschlüssen: Passend zur hohen

Gymnasialquote erreicht in Hamburg knapp die Hälfte der Schüler (46 Prozent) die

Hochschulreife; in Dresden und Nürnberg liegt die Abiturquote um etwa 16

Prozentpunkte niedriger (30 Prozent). In Köln und Stuttgart ist die Gefahr, die

Schule ohne Abschluss zu beenden, vergleichsweise niedrig: Etwa sechs Prozent

der Schüler erreichen hier nicht mindestens den Hauptschulabschluss; in Duisburg,

Berlin oder Leipzig ist es dagegen fast jeder zehnte Schüler, der daran scheitert.

Wie sind die teils großen regionalen Unterschiede zu erklären?

Eine abschließende Antwort auf diese Frage haben die Forscher nicht. Sie nennen

zwei mögliche Faktoren.

Das Schulangebot am Wohnort beeinflusse das Schulwahlverhalten von Schülern

und Eltern und erzeuge "teils starke Pendelströme etwa zum Gymnasium im

Nachbarkreis". Soll heißen: Wenn es am Wohnort keine Möglichkeit gibt, das Abitur

zu machen, entscheiden sich Familien für das nächstgelegene Gymnasium - und

sorgen so dafür, dass die Abiturquote am eigenen Wohnort sinkt. Die

Bildungswissenschaftler sehen Handlungsbedarf in Hinblick auf einen

flächendeckenden Ausbau aller Schulformen, da sich sonst soziale Unterschiede

zementieren könnten. Vor allem bildungsferne Familien entschieden sich für das

Schulangebot am Wohnort.

Dazu passt, dass auch das "soziale Profil der einzelnen Regionen relevant für die

unterschiedlichen Bildungschancen innerhalb eines Bundeslandes zu sein scheint".

Hier zeigt sich einmal mehr, dass Schulerfolg in Deutschland maßgeblich vom

sozioökonomischen Hintergrund abhängt: Je höher das Durchschnittseinkommen

und das Bildungsniveau in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt, desto günstiger

die Bildungschancen der Kinder.

Insofern kann sich jeder, der es bis an die Hochschule schafft, glücklich schätzen -

ob er nun aus Bayern oder Hessen kommt.

Der Chancenspiegel analysiert jährlich, wie gerecht und leistungsstark die

Schulsysteme der 16 deutschen Bundesländer sind. Bildungsforscher vergleichen

dazu ausgewählte Indikatoren aus den amtlichen Statistiken und empirischen

Leistungsvergleichsstudien.

URL: http://www.sueddeutsche.de/bildung/chancenspiegel-schulabschluss-haengt-auch-vom-wohnort-ab-1.2259713

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Chancenspiegel 2014 - Schulabschluss hängt auch vom Wohnort ab - ... http://www.sueddeutsche.de/bildung/2.220/chancenspiegel-schulabsch...

3 von 3 11.12.2014 12:14

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Bosch Stiftung eröffnet Elite-schuleDrei Jahre nach dem ersten Spatenstich

wurde Ende September das UWC Robert

Bosch College in Freiburg offrziell eröff-

net. Es ist eine in ihrer Art einmalige

Oberstufenschule für Schüler aus der gan-

a

zen Welt und ein Gemeinschaftsprojektder Robert Bosch Stiftung und der Deut-

sche Stiftung UWC. Unterstützt wird es

außerdem vom Land Baden-Württem berg,

das die Hälfte der laufenden Kosten trägt.

AKTUELL I 1 1

Das UWC Robert Bosch College ist das

erste United World College in Deutsch-

land und basiert auf dem gleichen Kon-

zept wie die bestehenden UWCs. Junge

Menschen aus aller Welt und allen sozia-

len Schichten leben und lernen zwei Jah-

re lang gemeinsam in einem Umfeld, das

Toleranz, interkulturelle Verständigung,

Frieden und Gerechtigkeit fördern soll.Sie legen das ,,lnternational Baccalaureate"

ab, das weltweit als Hochschulzugangs-berechtigung anerkannt wird.

Die Bosch Stiftung betont, dass dieJugendlichen ausschließlich nach Eig-

nung und Begabung ausgewählt werden.Ein umfassendes Stipendienprogrammsoll sicherstellen, dass alle ausgewähltenSchüler sich den Schulbesuch auch leis-

ten können. Pro Jahrgang werden 100

Plätze vergeben. 25 Schüler kommen aus

Deutschland, 75 aus anderen Ländern.

r www.bosch-stiftu ng.de

r www.uwc.de

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Die Schüler des l,lWC Robert Bosch Colleges boten den rund 300 Gästen der Eröffnungsfeier eine

farbenprächtige Begrüßung.

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BundesverbandDeutscher Stiftungen

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KONGRESS 2015Di, 24. & Mi, 25. Februar 2015

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proFonds, der Dachverband gemeinnütziger Stiftungender Schweiz, und der Bundesverband Deutscher Stiftungenladen zu einem länderübergreifenden Stiftungsprogrammim Rahmen des Institutional Money Kongress 2O15 ein:

Workshop: Dienstag, 24. Februar 2OL5,8.30-e.2o uhrMo - wo liegen die Gre ptablen?Mit Geschäftsführer proFond üller, Präsidentder ; Berenike Wienel Refera management undCor undesverband Deutscher Michael Dittrich,Abteilungsleiter Finanzen und Verwaltung, Deutsche Umweltstittung, Osnabrück

Þodiumsdiskussion: Mittwoch, 25. Februar 2OL5, 15.25-16.15 uhr

Stiftungsexperten und Vertreter bedeutenderStiftungen aus Deutschland und der Schweizreferieren und diskutieren. Repräsentantender Dachverbände beider Länder vermittelnH i nterg ru nd i nform ationen.

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EinblickWie EU-Kommissar Pierre Moscovici die Steuergeheimnisse der Firmen lüften will. Seite 8

DurchblickWarum Abiturprüfungen in Deutschland nach Ansicht von Experten zu leicht sind. Seite 11

Reu

ters

dpa

BERLIN INTERN

Immer wieder Ärger mit der Hotelsteuer

S eit im Jahr 2009 die schwarz-gelbe Koalition auf Druck von CSU und FDP

beschlossen hat, für Hotelüber-nachtungen nurmehr den nied-rigen Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent zu verlangen, lässt das Thema die Politiker nicht mehr los. Beständig ver-unglimpfen SPD und Grüne die-se Subvention für Hoteliers als „Mövenpick-Steuer“, nur weil dereinst einer der Eigentümer dieser Hotelkette für die FDP spendete. Ebenso oft verlangt die SPD, dass diese Steuersub-vention zwecks Gegenfinanzie-rung anderer Steuerentlastun-gen abgeschafft werden soll.

Auch der Bundesfinanzminis-ter hat jenseits der Steuerausfäl-le wenig Freude am Hotelierbo-nus. Wie jetzt wieder infolge ei-nes Bundesfinanzhof-Urteils.

Die neueste Änderung der Durchführungsverordnung wird die Bürokratie für Hoteliers er-höhen: Denn ab 2015 wird gel-ten, dass steuerlich absolut strikt unterschieden werden muss zwischen „Umsätzen aus der Vermietung von Wohn- und Schlafräumen, die ein Unterneh-mer zur kurzfristigen Beherber-gung von Fremden bereithält“, und jeder Art von Verpflegung. Der Apfel im Hotelzimmer wird also teurer. dri

► Delegierte weisen auf Schwachstellen hin.

► Parteichefin wird mit 96,7 Prozent bestätigt.

D. Delhaes, T. SigmundKöln

Für Angela Merkel erlebt Deutschland eine „revo-lutionäre Phase“. Mit der Digitalisierung der Gesellschaft würden

„die Karten völlig neu gemischt“, wie die Vorsitzende der CDU auf dem Bundesparteitag den rund 1 000 Delegierten erklärt. Und weil die Herausforderungen groß seien, „dürfen wir uns keinen Tag auf dem Erreichten ausruhen“, mahnt sie. Es gehe darum, mutig zu sein, die „richtigen Rahmenbe-dingungen“ zu schaffen. „Lassen Sie uns die Chancen ergreifen.“

Die Botschaft der Kanzlerin fin-det sich am deutlichsten auf der Rückwand der Bühne in Halle 8 des Kölner Messegeländes: Die CDU ar-beitet „für Deutschlands Zukunft“. Einen gleichlautenden Antrag zur Wirtschaftspolitik von 18 Seiten hat die Parteispitze erarbeitet, den die Delegierten an diesem Dezember-Dienstag beschließen dürfen. Der Funke, um eine neue Stimmung zu entfachen – nach einem Jahr Koali-tion mit der SPD, nach Mütterren-te, Rente mit 63, Mindestlohn und Frauenquote –, will aber während ihrer 70 Minuten dauernden Rede nicht überspringen.

Die meisten Delegierten erle-ben dieser Tage in ihrer Heimat, wie die Wirtschaft auf das erste Regierungsjahr unter Schwarz-Rot reagiert. Annegret Kramp-Karren-bauer etwa, Ministerpräsidentin im Saarland und stellvertretende Parteichefin, traf kürzlich den Chef der saarländischen Handels-kammer. Die Rahmenbedingun-gen seien insgesamt gut, habe er ihr berichtet, die Zinsen niedrig, die Auftragslage gut. „Aber: Wer macht uns Mut zu investieren?“, habe ihr Gast gefragt.

Ähnliche Signale empfängt Sta-nislaw Tillich. Der sächsische Mi-nisterpräsident und Parteivize

weiß wie kaum ein Zweiter, dass der Osten seines Landes vom Braunkohle-Abbau lebt. Er kämpft dafür, dass die Energie-wende weniger chaotisch verläuft als während der vergangenen Jah-re. Schließlich steht nach der Atomkraft nicht nur die Braun-kohle infrage, es steigen auch die Strompreise seit Jahren. Energie-intensive Unternehmen wie etwa der Chemiekonzern Dow Chemi-cal hätten ihm schon deutlich ge-macht, dass sie gern weiter in Sachsen investieren würden – aber wegen der steigenden Strom-preise am Standort zweifeln.

Merkel weiß inzwischen um die Gefahren. Wenn die Energiewen-de nicht gelinge, sei dies „eine Ge-fahr für den Industriestandort“, räumt sie in ihrer Rede ein. Auch sei es „wahr“, dass Deutschlands Investitionsquote unter dem Durchschnitt anderer Industrie-staaten liege. Es solle daher mehr in die Verkehrswege, in den Breit-bandausbau, in Umwelttechnolo-gien, aber auch in Forschung und Entwicklung investiert werden. „Investieren ist wichtig“, sagt sie.

Inzwischen aber schlagen auch die Chefs der großen Wirtschafts-verbände Alarm. „Umsteuern ist das Gebot der Stunde“, mahnt DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Und der Präsident des Verbands der Familienunternehmer, Lutz Goebel stellt klar, die CDU habe es als Regierungspartei in der Hand, „ob Unternehmer hier im Land investieren oder woanders“.

Ein regelrechter Investitions-stopp etwa drohte in der Woh-nungswirtschaft, als die Debatte um die Mietpreisbremse in der Großen Koalition ihren Höhe-punkt erreichte. „Zum Glück sind Neubauten noch ausgenommen worden“, berichtet rückblickend der Präsident des Bundesver-bands der Wohnungsunterneh-men, Axel Gedaschko (CDU). „Ansonsten hätte sich das Investi-tionsklima in der Immobilienwirt-schaft nachhaltig eingetrübt.“

Was auch immer nach 2017 pas-sieren mag: Bis dahin müssen die Wirtschaftspolitiker der Union deutlich werden. „Die Wirtschaft

braucht dringend positive Impul-se“, mahnt der Chef der Mittel-standspolitiker der Unionsfraktion im Bundestag, Christian von Stet-ten. „Die Abschreibungen sind be-reits höher als die Investitionen.“

Einen kleinen Erfolg konnten die Wirtschaftspolitiker verbuchen: Nach langem Hin und Her hat sich die CDU darauf verständigt, die kal-te Progression im Steuersystem ab-zubauen. Allerdings müssen zuerst die Steuerquellen sprudeln, die Wirtschaft muss also laufen. „Wir

haben einen weisen Beschluss ge-fasst“, sagt Merkel an diesem Tag. Sie müsse so nichts versprechen, was sie nicht halten könne.

Merkel wurde von den Dele-gierten als Parteichefin im Amt bestätigt – mit 96,72 Prozent der Stimmen. Ein mehr als respektab-les Ergebnis, die Delegierten fan-den Merkel also offenbar über-zeugend. 2012 hatte Merkel 97,94 Prozent der Stimmen erhalten. Kommentar Seite 12

Auf dem CDU-Parteitag betont Angela Merkel mehr schlecht als recht die Wirtschaftskompetenz ihrer Partei.

Glorreich, aber ohne Glanz

Parteitagsrede der CDU-Chefin: Angela Merkel sieht Deutschland in einer „revolutionären Phase“ der Digitalisierung.

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Peter ThelenBerlin

D ie Wirtschaft drängt auf einen schnelleren Ausbau der Ganztagsschulen und mehr

Qualität bei den bestehenden Ange-boten. „Der erklärte Wille der Poli-tik zum Ausbau der Ganztagsschu-len darf kein Lippenbekenntnis bleiben“, sagte Arbeitgeberpräsi-dent Ingo Kramer dem Handels-blatt. Dabei müssten Ganztagsschu-len mehr sein als das von der Kultus-ministerkonferenz 2003 formulier-te Minimalmodell aus Vormittags-unterricht plus Essensausgabe und Freizeitangebote an drei Nachmitta-gen, heißt es in einem Forderungs-papier des Fachausschusses für Bil-dung und berufliche Bildung des Bundesverbands der Deutschen In-dustrie (BDI) und der Bundesverei-nigung der Deutschen Arbeitgeber-verbände (BDA), das dem Handels-blatt vorliegt.

70 Prozent der Eltern wünschen sich nach einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung eine Ganz-tagsschule für ihre Kinder. Doch Angebote gibt es nur für 32 Prozent. Insgesamt fehlen 2,8 Millionen Ganztagsplätze. Kramer: „Mehr als zwei Drittel der Unternehmen be-richten, dass Beschäftigte ihre Ar-beitszeit wegen zu kurzer und un-flexibler Kinderbetreuungszeiten reduzieren müssten.“ In Deutsch-land arbeiten 62 Prozent der Frau-en zwischen 25 und 54 Jahren Teil-

zeit, im Ganztagsschulland Frank-reich ist es nur rund jede vierte. Vier von fünf Müttern, die nur Teil-zeit arbeiten, tun dies aus familiä-ren Gründen. Ausdrücklich weist der Arbeitgeberpräsident Vorwürfe zurück, durch mehr Ganztagsschu-len werde der „Wert elterlicher Er-ziehung infrage gestellt“.

Im Gegenteil: Ganztagsschulen sorgen aus Sicht von BDA und BDI nicht nur für eine bessere Verein-barkeit von Job und Familie. Sie sei-en auch am besten geeignet, her-kunftsbedingte Ungleichheiten ab-

zubauen. „Angesichts von zu hohen Zahlen leistungsschwacher Schüler aus bildungsfernen Familien steht Bildungsgerechtigkeit nach wie vor auf der Agenda“, heißt es dazu im Bildungspapier der Spitzenverbän-de. Hier geschehe noch zu wenig.

Dabei zeigen Auswertungen der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) und der Trends in Mathematics and Science Study (TIMSS), dass hierbei beson-ders „gebundene Ganztagsschulen“ erfolgreich sind, wo alle Schüler mindestens drei Wochentage für sieben oder mehr Zeitstunden teil-nehmen müssen. Sie möchten BDA und BDI daher stärker gefördert se-hen. Dabei sollten die Lehrinhalte „rhythmisch“ über den Tag verteilt – statt in den Vormittagsstunden ge-ballt – angeboten werden.

Auch die Chance, bessere Über-gänge in den Beruf zu organisieren, wird nach Ansicht der Unterneh-men noch zu wenig genutzt. Damit hier Betriebe, Verbände und Stif-tungen der Wirtschaft stärker einge-bunden werden, wollen BDA und BDI bei dem von den Arbeitgebern mitgetragenen Netzwerk „Schule-Wirtschaft“ künftig den Schwer-punkt auf die Entwicklung und Be-gleitung der Ganztagsschule legen.

„Die Ganztagsschule kann die Ausbildungs- und Berufswahlreife in größerem Umfang als die Halb-tagsschule fördern“, sagte Kramer. Dabei könnten Betriebe als Koope-rationspartner Praxiserfahrung an-bieten und Orientierung geben.

Betriebe sollten bei Berufsorientierung stärker einbezogen werden.

Wirtschaft fordert mehr Ganztagsschulen

Schachzug mit offenem Ausgang

Gerd HöhlerAthen

D er Polit-Veteran Stavros Di-mas soll neuer griechischer Staatspräsident werden. Pre-

mierminister Antonis Samaras no-minierte den 73-jährigen Konserva-tiven am Dienstag für das höchste Staatsamt – ein Schachzug, mit dem Samaras die politischen Unsicher-heiten beenden und für klare Ver-hältnisse sorgen will: Die eigentlich erst im Februar fällige Wahl des neuen Präsidenten wird vorgezo-gen. Der erste Wahlgang soll am 17. Dezember stattfinden. Was als poli-tischer Befreiungsschlag gedacht ist, sorgte an den Märkten aller-dings für Panik. Der Athener Ak-tienindex brach um 13 Prozent ein – der größte Tagesverlust seit No-vember 1987. Auch die Kurse der griechischen Staatsanleihen gingen auf Talfahrt. Dahinter steht die Sor-ge der Anleger, dass sich im Parla-ment keine Mehrheit für Dimas fin-

det. Das würde Neuwahlen und ei-nen möglichen Sieg der radikallin-ken Partei Syriza bedeuten.

Tatsächlich muss Dimas, der seit den 1980er-Jahren zahlreiche Mi-nisterämter innehatte und von 2004 bis 2010 EU-Umweltkommis-sar in Brüssel war, eine hohe Hürde nehmen. Im ersten Wahlgang in ei-ner Woche braucht er mindestens 200 der 300 Stimmen im Parla-ment, ebenso im zweiten Durch-gang fünf Tage darauf.

Die Entscheidung dürfte erst im dritten Wahlgang am 29. Dezember fallen. Dann reicht eine Dreifünftel-mehrheit von 180 Stimmen. Die Re-gierungskoalition hat nur 155 Sitze, müsste also mindestens 25 Abge-ordnete hinzugewinnen. Die Oppo-sitionsparteien haben offiziell er-klärt, Dimas nicht wählen, sondern Neuwahlen herbeiführen zu wollen. Dennoch wäre es denkbar, dass Di-mas Stimmen von unabhängigen Abgeordneten oder Oppositionellen

bekommt. Denn viele Abgeordnete befürchten, bei Neuwahlen nicht wieder ins Parlament zu kommen.

Glückt die Präsidentenwahl, könnte Samaras theoretisch bis Mit-te 2016 weiterregieren. Er ginge dann auch gestärkt in die Fortset-zung der Gespräche mit der Troika aus EU, EZB und IWF und die Ver-handlungen über einen Abschluss des Anpassungsprogramms. Findet sich keine Mehrheit für Dimas, stünde Griechenland Anfang Febru-ar vor Neuwahlen. Wahrscheinli-cher Gewinner: Oppositionsführer Alexis Tsipras, dessen radikallinke Syriza in den Umfragen führt. Tsi-pras will die Kreditverträge mit der EU kündigen, Löhne und Renten erhöhen, neue Jobs im Staatsdienst schaffen und Privatisierungen rück-gängig machen. Ein Syriza-Wahlsieg könnte Griechenland „in eine tiefe Krise zurückfallen lassen, mit dem Risiko eines Ausscheidens aus dem Euro“, fürchtet Holger Schmieding, Chefökonom der Berenberg Bank.

Regierung in Athen schlägt Stavros Dimas als Präsidenten vor.

Anteil der Ganztagsschüler im Schuljahr 2012/13* in Prozent

*Primar- und Sekundarstufe I in privater und öffentl. Trägerschaft; **nur Angaben über öffentl. Angebote

79,1

61,7

53,1

51,9

46,7

42,1

40,9

39,0

36,3

32,331,2

27,3

24,0

23,7

23,5

18,9

12,4

Sachsen

Hamburg

Berlin

Thüringen

Brandenburg

Hessen**

Mecklenburg-Vorpommern

Niedersachsen**

Nordrhein-Westfalen

DeutschlandBremen

Saarland

Sachsen-Anhalt**

Schleswig-Holstein

Rheinland-Pfalz

Baden-Württemberg

Bayern

Ganztagsschule

Quelle: Bertelsmann StiftungHandelsblatt

Merkel verspottet Sozialdemokraten

Daniel DelhaesBerlin

S timmung muss sein: „Wie viel kleiner will sich die SPD ei-gentlich noch machen?!“, rief

Angela Merkel den Delegierten des CDU-Parteitags zu – und ernte-te satten Applaus. Mit Blick auf die Koalition von Links-Partei, SPD und Grünen unter Führung des Linken Bodo Ramelow in Thürin-gen betonte Merkel, sie verstehe nicht, wie sich die stolze Volkspar-tei SPD „in die Juniorrolle der Links-Partei“ begeben könne. Dies gleiche einer Bankrotterklä-rung. In Berlin dürfe es nicht zu ei-ner rot-rot-grünen Koalition kom-men. „Nur unsere eigene Stärke wird Rot-Rot-Grün im Bund un-möglich machen“, rief sie in der einzig kämpferischen Passage ih-rer 70-Minuten-Rede. Mancher Delegierte fasste dies als Ankündi-gung Merkels auf, sie werde auch 2017 für die Partei als Kanzlerkan-didatin in den Wahlkampf ziehen.

Merkel scheute sich nicht, auch andere mögliche Koalitionen ins Spiel zu bringen. Während sie die

AfD nicht mit einem Wort er-wähnte, kam sie auf die FDP zu sprechen. Sie wundere sich, dass so mancher die FDP endgültig ab-geschrieben hätte. Mit den Libe-ralen in der Regierung habe die Union „viele Weichen richtig ge-stellt“, von denen Schwarz-Rot heute profitiere. Die FDP bleibe der natürliche Partner der Union.

Doch um sich nicht allzu sehr festzulegen, lobte sie CDU-Partei-vize Volker Bouffier, der im Flä-chenland Hessen mit den Grünen regiert und Vorbild für eine Koali-tion im Bund werden könnte. Schwarz-Grün sei „ein neuer, in-teressanter Weg“, ließ Merkel wis-sen. Bouffier erntete Jubel, als er bei seiner Rede auf die Grünen zu sprechen kam. „Wir haben tradi-tionelle Grenzen aufgegeben“, sagte er. Damit habe man Rot-Rot-Grün in Hessen verhindert.

Dass die Parteimitglieder bereit sind, mit Merkel in den Wahl-kampf zu ziehen, demonstrierten sie bei ihrer Wiederwahl zur Par-teivorsitzenden. Mehr als 96 Pro-zent stimmten für sie. 2012 erhielt sie fast 98 Prozent der Stimmen.

Die wiedergewählte Parteichefin bringt die Rückkehr der FDP ins Spiel.

KOALITIONSFRAGE

Die CDU hat es in der Hand, ob Unternehmer hier im Land investieren oder woanders.

Lutz GoebelPräsident des Verbandes der Familienunternehmer

Umsteuern ist das Gebot der Stunde. Die Wahlgeschenke der Regierung werden noch teurer als erwartet. Damit muss Schluss sein.Eric SchweitzerDIHK-Präsident

WASHINGTON. Der US-Senat hat in seinem mit Spannung erwarte-ten Bericht zu den Verhörmetho-den der CIA dem Geheimdienst schwere Vorwürfe gemacht. Dem am Dienstag veröffentlichten Do-kument zufolge haben die von Präsident George W. Bush im Kampf gegen Terror angeordne-ten „erweiterten Verhörtechni-ken“ Fehlinformationen abge-worfen. Die Methoden seien un-wirksam gewesen – und brutaler, als die CIA eingeräumt habe. Der Geheimdienst habe Regierung und Öffentlichkeit getäuscht.

Präsident Barack Obama er-klärte, er werde dafür sorgen, dass die USA „niemals wieder auf solche Methoden zurückgreifen“, er spricht öffentlich von Folter. Geheimdienstmitarbeiter und Re-publikaner kritisierten den Be-richt scharf. Ihrer Ansicht nach haben die Verhöre wertvolle Er-kenntnisse geliefert. Reuters Kommentar Seite 13

Schwere Vorwürfe gegen die CIA

2 2

6 WIRTSCHAFT & POLITIK

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K L I M A W A N D E L

Schmutziger IrrtumDeutschland wird seine Klimaziele deutlich verfehlen – trotzvieler neuer Windräder und Solaranlagen. Wie konnte dasgeschehen?VON Frank Drieschner | 11. Dezember 2014 - 11:50 Uhr

© Julian Stratenschulte/dpa

Das Atomkraftwerk Grohnde, das spätestens 2022 vom Netz gehen muss.

Es kommt nicht häufig vor, dass sich ein Vordenker der Energiewende so äußert wie

Patrick Graichen.

Graichen ist nicht irgendwer. Er leitet den Thinktank Agora Energiewende , die

einflussreichste Denkschule der Energiepolitik in Deutschland. Graichens Vorgänger

Rainer Baake steuert inzwischen unter Sigmar Gabriel als grüner Staatssekretär im

Bundeswirtschaftsministerium den Umbau der Stromwirtschaft. Graichen selbst war früher

im Bundesumweltministerium für die Energie zuständig. Seine Kritik an der Energiewende

ist also auch eine Selbstkritik.

Graichen sagt, kurz gefasst: Wir haben uns geirrt bei der Energiewende. Nicht in ein paar

Details, sondern in einem zentralen Punkt. Die vielen neuen Windräder und Solaranlagen,

die Deutschland baut, leisten nicht, was wir uns von ihnen versprochen haben. Wir hatten

gehofft, dass sie die schmutzigen Kohlekraftwerke ersetzen würden, die schlimmste Quelle

von Treibhausgasen. Aber das tun sie nicht.

Und dieser Irrtum erklärt, warum Wirtschaftsminister Gabriel die Industrie gerade heftig

drängt, Kohlekraftwerke abzuschalten . Warum sich das Land pünktlich zum Klimagipfel

in Lima eine neue Umweltpolitik verordnet. Und warum wir unsere Klimaziele trotz

alledem weit verfehlen werden.

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2

Hier ko#nnen Sie die aktuelle Ausgabelesen.

Dieser Artikel stammt aus derZEIT No 50 vom 4.12.2014.

Um den Irrtum zu verstehen, muss man sich noch einmal den Grundgedanken der

Energiewende vor Augen führen. Der ging ungefähr so: Deutschland steigt aus der

Nuklearenergie aus und setzt stattdessen auf erneuerbare Energien, auf Sonne und Wind

vor allem. Wenn es mal nicht genug Ökostrom gibt, dann springen emissionsarme

Gaskraftwerke ein, bis irgendwann auch diese überflüssig werden. Der böse Atomstrom

verschwindet zuerst, als Nächstes der schmutzige Kohlestrom, die Luft wird sauberer, und

Deutschland wird zum Vorbild und Vorreiter beim Klimaschutz.

So haben sich das alle gedacht. Nur leider wird daraus nichts. Das ist der Irrtum, den

Patrick Graichen beklagt.

Es ist ein Irrtum mit hässlichen Folgen. Die Energiewende, so wie sie jetzt angelegt

ist, macht die Luft nicht sauberer, sondern dreckiger. Sie sorgt dafür, dass Deutschland

die selbst gesetzten Klimaziele reißt. Denn die Energiewende fördert, unbeabsichtigt,

die dreckigen Kohlekraftwerke und zerstört die relativ sauberen Gaskraftwerke. "Im

Nachhinein ist das alles logisch", sagt Graichen. "Trotzdem hat hier vor drei, vier Jahren

keiner diese Logik so durchschaut."

Der Umbau der Stromversorgung steht seit Fukushima im Zentrum der deutschen

Umweltpolitik. Seit Jahren verschlingt er alle politische Energie, alles Geld, alle Fantasie,

die Deutschland für den Umweltschutz übrig hat. Wenn die Energiewende misslingt, stehen

wir in der Klimapolitik praktisch vor dem Nichts.

Was also läuft schief?

Die schlichteste Antwort wäre wohl: dreckig schlägt teuer. Graichen nennt es das

"Energiewende-Paradox". Diese Paradoxie produziert der deutsche Strommarkt. Man muss

sich klarmachen, wie der funktioniert, um die Paradoxie zu begreifen.

Nur für uns Verbraucher hat Strom einen festen Preis. Die Händler, deren Strom wir

kaufen, beschaffen ihn sich an der Strombörse. Dort hängt der Preis von Angebot und

Nachfrage ab. Wenn viel Strom nachgefragt oder wenig produziert wird, dann müssen die

Händler den Erzeugern für ihren Strom einen hohen Preis bezahlen. Wenn die Nachfrage

sinkt oder das Angebot steigt, dann fällt der Strompreis.

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Aber wer seinen Strom an der Börse anbietet, der muss auch selbst Kosten tragen. Im Fall

der traditionellen Kraftwerke, die mit Kohle, Uran oder Gas betrieben werden, sind das

vor allem die Brennstoffkosten. Ist der Strompreis so niedrig, dass ein Kraftwerk seine

eigenen Brennstoffkosten nicht mehr erwirtschaften kann, dann hat der Betreiber nur eine

Möglichkeit: Er muss es abschalten.

Nun sind die unterschiedlichen Brennstoffe unterschiedlich teuer. Uran ist am billigsten,

dann kommen Braun- und Steinkohle, am teuersten ist Erdgas. Darum werden die

Gaskraftwerke häufig abgeschaltet, wenn der Strompreis fällt, Kohlekraftwerke nur selten

und Atomkraftwerke praktisch nie.

Für Solaranlagen und Windräder gelten andere Regeln. Sie erzeugen keine

Brennstoffkosten, darum können sie ihren Strom einspeisen, wann immer Wind weht

oder die Sonne scheint. Was also geschieht, wenn ein Land immer mehr Solaranlagen

und Windräder baut? Immer öfter gibt es genug Ökostrom, manchmal sogar mehr als

genug. Und darum sinkt der Strompreis an der Börse immer öfter so tief, dass Kraftwerke

abgeschaltet werden müssen.

Nicht die Atomkraftwerke, die verschwinden aus einem anderen Grund: Weil wir es so

beschlossen haben. Auch nicht die Kohlekraftwerke, denn Kohle ist billig. Die Kraftwerke,

die ständig abgeschaltet werden, sind die Gaskraftwerke. Und irgendwann werden sie nicht

mehr nur abgeschaltet, sondern stillgelegt.

"Wo noch ein Gaskraftwerk zu verdrängen war, wurde es verdrängt", sagt Patrick Graichen.

Mehr Kohlestrom und weniger Atomkraft, mehr CO# und weniger Strom aus Gas: Das ist

die Entwicklung, die Deutschland gerade erlebt.

Warum das schlimm ist? Weil Gas ein vergleichsweise klimafreundlicher Energieträger

ist – in der Stromproduktion erzeugt es nur halb so viel Kohlendioxid wie Kohle. Und

weil niemand weiß, wie die Energiewende ohne Gaskraftwerke fortgesetzt werden soll.

Gerade weil sie schnell herunter- und wieder hochgefahren werden können, ergänzen

Gaskraftwerke sich gut mit der wetterwendischen Ökostromproduktion – jedenfalls in

der Theorie. Wind und Sonne erzeugen unseren Strom und Gaskraftwerke decken den

sinkenden Restbedarf. Das war der Plan. Doch die Energiewende hat auf eine Kombination

von Technologien gesetzt, die sich unter Marktbedingungen selbst zerstört: Wind- und

Solaranlagen haben die Gaskraftwerke aus dem Markt gedrängt, die sie als Partner

dringend brauchen würden.

Ohne Gaskraftwerke und ohne Atomkraft bleiben nur noch Ökostrom und Kohle übrig.

Wie schlecht diese Kombination zusammenpasst, zeigte sich in diesem Jahr zum Beispiel

am 11. Mai. Es war ein Sonntag, wie immer am Wochenende wurde wenig Strom

gebraucht – aber der Wind wehte kräftig, und der Himmel war nahezu wolkenlos. Am

frühen Morgen, die Solaranlagen produzierten noch fast nichts, überstieg das Angebot auf

dem Strommarkt die Nachfrage bereits so weit, dass Strom im Wortsinn wertlos wurde:

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Der Preis an der Börse fiel auf null. Wenig später am Vormittag war so viel Ökostrom auf

dem Markt, dass die deutschen Produzenten Geld bezahlen mussten, um ihn loszuwerden.

Bis zum frühen Nachmittag, als auch der Solarstrom reichlich floss, stieg dieser sogenannte

negative Strompreis auf 60 Euro je Megawattstunde.

Und das ist kein Einzelfall, das ist die Zukunft der deutschen Stromproduktion. In der

ersten Jahreshälfte 2014 gab es 71 Stunden mit negativen Strompreisen. Aber schon in

wenigen Jahren könnten es nach einer Berechnung des Thinktanks Energy Brainpool

tausend Stunden im Jahr werden. Ein Viertel der gesamten Ökostromproduktion wäre dann

Energiemüll.

Was machen die Kohlekraftwerke, wenn der Strompreis fällt und fällt? Am 11. Mai

konnte man es beobachten: Sie produzierten kräftig weiter. Lieber verkaufen die Erzeuger

ihren überflüssigen Kohlestrom zehn Stunden lang zu einem "negativen Strompreis",

als ihre Braunkohlekraftwerke abzuschalten. Umweltschützer tun gerne so, als seien die

Kraftwerksbetreiber an diesem Klimafrevel schuld. In Wirklichkeit bleibt ihnen gar nichts

anderes übrig. Kohlekraftwerke sind dafür ausgelegt, fast ununterbrochen zu laufen, sie

reagieren träge, und ihre Leistung zu drosseln ist teuer. Muss ein Kohlekraftwerk vom

Netz, bezahlt der Betreiber später allein für den Diesel, den er verfeuert, um es wieder

auf Betriebstemperatur zu bringen, einen fünf- oder sechsstelligen Betrag. Außerdem

vertragen es diese Kraftwerke nicht, häufig an- und wieder abgeschaltet zu werden.

Wollte man Kohle nutzen, um die schwankende Produktion von Wind- und Sonnenstrom

auszugleichen, wäre die teure Technik der Kraftwerke binnen weniger Jahre ruiniert.

Die Betreiber der Kohlekraftwerke tun, was sie können, um ihre Produktion dem

wechselhaften Ökostromaufkommen anzupassen. Aber sie können eben nicht viel tun.

"Innerhalb der bestehenden Anlagekonfiguration holen die alles raus, was rauszuholen ist",

hat Patrick Graichen beobachtet.

So zwingen wir, indem wir Wind- und Sonnenenergie subventionieren, am Ende die

Betreiber der Kohlekraftwerke, Strom zu produzieren, der nicht nur klimaschädlich ist,

sondern auch überflüssig.

Wie konnte das geschehen? Wie konnte es zu dieser gewaltigen Fehlsteuerung kommen?

Beschäftigt das Land nicht Heerscharen von Experten, hat es nicht die Zukunft der

Stromproduktion wieder und wieder durchgerechnet? Wozu leistet sich Deutschland einen

"Sachverständigenrat für Umweltfragen", ein Umweltbundesamt, ein Ökoinstitut?

Patrick Graichen sagt: "Es gab eine kollektive Fehleinschätzung der Gutachterbranche,

wonach die zusätzlichen erneuerbaren Energien alte Kohlekraftwerke verdrängen würden –

und nicht neue Gaskraftwerke."

Graichen legt Wert auf die Feststellung, niemand habe diese Entwicklung vorhersehen

können: Erst der Zusammenbruch des europäischen CO#-Handels habe Kohle im Vergleich

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WIRTSCHAFT

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zu Gas so billig gemacht, dass nun die Gaskraftwerke verschwunden seien. Aber das

ist mehr eine Ausrede als eine Analyse. Der CO#-Preis des Emissionshandels ist ein

Regulativ: Er steigt, wenn die Unternehmen so viel fossile Energie verbrauchen, dass die

EU ihr Klimaziel zu verfehlen droht, und er bleibt niedrig, solange die EU auf gutem Weg

ist, ihr Ziel zu erreichen. Das ist sie seit vielen Jahren, weshalb der geringe CO#-Preis

niemanden überraschen sollte.

Daran wird sich in absehbarer Zukunft auch nichts ändern. Und das hat Folgen, weit

über Deutschland hinaus. Weil sich Strom nicht in großem Umfang speichern lässt,

muss der überflüssige deutsche Strom irgendwohin. Und unsere Nachbarn nehmen ihn

gern, besonders, wenn sie dafür auch noch bezahlt werden. Strom nicht nur umsonst zu

bekommen, sondern mit Prämie obendrauf – das ist ein ziemlich attraktives Angebot.

Vor allem für die Niederländer. Der niederländische Strom nämlich stammt zum größten

Teil aus Gaskraftwerken. Er ist teuer, aber Gaskraftwerke sind ja flexibel. Wann immer

deutscher Strom günstig zur Verfügung steht, drosseln die Niederländer ihre Produktion.

Diese Fähigkeit hat sie im vergangenen Jahr zum größten Importeur von deutschem Strom

gemacht. Die gewaltigen Überschüsse an Ökostrom, die in sonnigen oder windreichen

Stunden in Deutschland auftreten, werden zu einem großen Teil in den Niederlanden

verbraucht.

Und das ist nicht einmal eine Überraschung. Anders als die Deutschen, die angeblich

von der Entwicklung kalt erwischt wurden, haben die Niederländer die Folgen der

Energiewende recht genau vorhergesehen. Im Fukushima-Jahr 2011, als Deutschlands

Öko-Elite sich den Atomausstieg schönrechnete, stellte sich in Holland Nora Méray,

eine Energie-Expertin des Clingendael-Instituts, die Frage: Welcher Energieträger kann

sich am besten gegen die Erneuerbaren behaupten? Die Antwort von Méray: "Unter den

gegenwärtigen Marktbedingungen mit einer Mischung aus kohle- und gasgetriebenen

Kraftwerken und einem niedrigen oder nicht existenten Preis für CO#-Emissionen wird

Windkraft in den meisten Fällen eher die Gaskraftwerke ersetzen."

Die Energiewende würde nicht funktionieren: Wer es wissen wollte, der konnte es wissen,

auch damals schon.

Aber wer wollte es wissen? Rund um die Branche der Erneuerbaren ist in den vergangenen

Jahren ein regelrechter politisch-industrieller Komplex herangewachsen. In seinem

Einfluss ist er wahrscheinlich nur dem Geflecht zwischen Staat und Atomwirtschaft im

vergangenen Jahrhundert vergleichbar. Alle Akteure in diesem Komplex verbindet ein

Interesse: Probleme der Energiewende müssen lösbar erscheinen, damit die Wind- und die

Sonnenbranche weiter subventioniert werden. Die Begeisterung für den grünen Umbau

und die Begeisterung für das Geschäft mit dem grünen Umbau sind längst nicht mehr zu

unterscheiden.

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WIRTSCHAFT

6

Und nun? "Die Frage ist: Wie viele holländische Gaskraftwerke kann man noch

verdrängen?", sagt Patrick Graichen. Die Antwort lautet: etliche. Vor vier Jahren haben

die Niederlande gut sechzig Prozent ihres Stroms mit Gas erzeugt, heute sind es noch

ungefähr fünfzig Prozent. Aber das ist nicht einmal die halbe Antwort. Der niederländische

Elektrizitätsmarkt gleicht weniger einer Wanne, die irgendwann voll wäre, als einem

Kanalsystem, durch das sich der deutsche Öko-und-Kohlestrom-Mix den Weg des

geringsten Widerstands sucht. Durch die Niederlande fließt er weiter nach Belgien und

Großbritannien, über Frankreich gelangt er nach Italien. In vielen dieser Länder spielt

Gas in der Stromversorgung eine wichtige Rolle. Unser subventionierter Grünstrom kann

bei unseren Nachbarn noch viele Gaskraftwerke überrollen, ehe in Deutschland das erste

Kohlekraftwerk aus dem Markt gedrängt wird.

Und das Klima? Dieser Tage hat eine neue Runde der internationalen Verhandlungen

in Lima begonnen, und gerade noch rechtzeitig hat die Koalition sich auf eine neue

Klimapolitik geeinigt: Häuser dämmen, Elektroautos fördern, sparsamer düngen und den

Müll besser lagern. Wirtschaftsminister Gabriel wurde im Spiegel kürzlich mit dem Satz

zitiert, es sei doch klar, dass das deutsche Klimaziel nicht mehr zu erreichen sei. Gabriel

dementierte, wahrscheinlich zutreffend: Deutschland wird sein Klimaziel auch mit seiner

neuen Politik weit verfehlen – aber nicht jedem ist das klar.

Deutschland hat zugesagt, seinen CO#-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent gegenüber dem

Stand von 1990 zu senken. Gerade mal ein gutes Viertel seiner Treibhausgase hatte

Deutschland seit der Wiedervereinigung eingespart, in nur drei Jahren Energiewende sind

aber schon zwei Prozentpunkte wieder hinzugekommen. Die jüngste Idee von Gabriel, bis

2020 einige Kohlekraftwerke stillzulegen, wird daran nur wenig ändern: Es geht um rund

sieben Prozent der Treibhausgase aus der Stromproduktion – das würde gerade reichen,

um den Wachstumstrend der letzten Jahre zu brechen und noch eine kleine Einsparung zu

erzielen. Mehr ist nicht drin. In der Energiepolitik hat die Regierung andere Prioritäten

als das Klima. Noch immer ist die Gefahr von Stromausfällen an windstillen und dunklen

Wintertagen nicht völlig gebannt. "Es geht um Versorgungssicherheit, Punkt", sagt

Energiestaatssekretär Baake.

Außerhalb der Energiewirtschaft, im Verkehr und beim Bedarf an Heizwärme, sieht es

noch viel schlimmer aus. Diese Bereiche hat Deutschland in seiner Energiewende-Euphorie

jahrelang vernachlässigt. Nun ist die Bilanz so verheerend, dass der einstige Vorreiter aus

Sicht der Europäischen Umweltagentur, des Expertengremiums der EU, nicht einmal im

Stande ist, seinen Beitrag zu dem bescheidenen Minus-20-Prozent-Ziel der Europäer zu

leisten.

All das muss man wissen, um zu verstehen, warum die Regierung nun in aller Eile ein

neues "Klimapaket" verabschiedet. Es geht längst nicht mehr um das Klimaziel – sondern

nur noch darum, eine Blamage in Grenzen zu halten.

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Philanthrop¡e kann noch viel mehr

5 8 r rrp srrFTUNc 6/14

Das Potenzial gemeinnütziger Stiftungen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme ist immens.Vieles davon bleibt jedoch ungenutzt. Wie sich die Wirkung steigern lässt, diskutiert

eine Mitte Oktober vorgestellte Studie der Unternehmensberatung RolandBerger im Auftrag der Robert Bosch Stiftung. Von Mortina Benz

urch ihre finanzielle und poli-tische Unabhängigkeit sindStiftungen prädestiniert dafür,zur Lösung gesellschaftlicher

Probleme beizutragen. Doch nicht immergeht diese Rechnung so leicht auf: Wäh-rend in der freien Wirtschaft der Wettbe-werb eine Vergleichbarkeit der Leistungenund Ansporn bietet, fehlt dem Stiftungs-sektor ein entsprechendes Anreizsystemund Korrektiv. Stiftungen handeln daheroft vorsichtig und kurzatmig, es fehlenklare Ziele sowie eine passende Finanzie-rung. Die Organisationen sollten sich daherbewusst mit bestehenden (Fehl-)Anreizen

auseinandersetzen und gegensteuern.

Zu diesem Ergebnis kommt die 94-sei-

tige Studie ,,Zukunft des Stiftens", die vonder Unternehmensberatung Roland Ber-ger Strategy Consultants im Auftrag derStuttgarter Robert Bosch Stiftung erstelltwurde. Die Untersuchung wurde erstmalsMitte Oktober auf ihrer Konferenz ,,Zeitder Bürger" in Berlin vorgestellt.

Die Studie zeigt, dass Stiftungen Lückenschließen, die die aktuellen Verhältnisse(N4obilität, Globalisierung, Migration, staat-liche Überforderung) hinterlassen. Dieseneuen Handlungsfelder rücken Stiftun-gen zunehmend in das Bewusstsein derOffentlichkeit, was einen höheren Gradan Legitimation und eine professionel-lere Vorgehensweise erfordert.

Robert Bosch Stiftung (Hrsg.):

,,zukunft des Stiftens", Stuttgart 2014kostenloser Download unter

Weiter beobachtet die Studie, dasszivilgesellschaftliches Engagement immermehr von unternehmerischem Denkengeprägt ist. Entsprechend gewinnen So-

cial lmpact Bonds, Privatinvestitionen inSozialunternehmen und Verbrauchsstiltungen Land.

Um in diesem veränderten Umfeldeine bessere Wirkung zu entfalten, habendie Autoren einige Handlungsempfehlun-gen ausgearbeitet, die unter den Stich-worten ,,die Position bestimmen", ,,denFokus schärfen" und ,,die Stärken aus-

bauen" zusammengefasst sind.

Die Position bestimmen

Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist,dass bislang wenige Stiltungen ihre Rolleexplizit erklären können. Viele der Inter-viewten bekannten, dass Rolle und Selbst-verständnis wenig aktiv diskutiert undartikuliert werde, sich diese vielmehr imZeitverlauf herausbilden würden.

Die Studie nennt insgesamt elf Rollen-wahrnehmungen, die Stiftungen einneh-men können. Beispielsweise unterstütztder Förderer primär finanziell einzelneProjekte - so zum Beispiel die Andres M.

Mellon Foundation in New York, welcheBildung, Kunstgeschichte und Museen för-dert. Stiftungen in der Rolle des lhrnftTanks tragen zur Meinungsbildung derGesellschaft bei und fungieren als ldeen-

schmiede. Als Beispiel nennen die Auto-ren die Berliner Stiftung Neue Verantwor-tung. Der Brüchenbauer bringt dank sei-

ner Akzeptanz bei Wirtschaft, Staat und

Zivilgesellschaft Akteure aus verschiede-nen Sphären zusammen. Hierzu zählendie Autoren ihren Auftraggeber.

Meist jedoch handelt es sich in derPraxis um Mischformen. Oft besetzen Stiltungen durch unstrukturierte Themen-wahl gleichzeitig mehrere Rollen, welchesie im Laufe der Zeit anpassen. Allerdingszeigen neuere Erkenntnisse, dass einebewusst gewählte Rolle für eine klareZielorientierung notwendig ist. Um diesezu finden, kann es hilfreich sein, denDialog mit Interessierten, Förderern undDestinatären zu suchen und dabei auchSocial Media zu nutzen.

Den Fokus schärfen

Um fokussiert zu arbeiten, ist es notwen-dig, die gesellschaftliche Wirkung des Stif-tungshandelns einschätzen zu könnenund dieses danach auszurichten. Dabeidefinieren die Autoren Wirkung als ,,dasAusmaß, in dem Stiftungen durch ihrTun tatsächlich einen gesellschaftlichen

Wandel auslösen oder herbeiführen". AlsWandel gelten dabei sowohl die Schaffungeiner lebensfähigen, neuen Institution alsauch neues Wissen und neue Möglichkei-ten.

In einer Zeit, in der Stiltungen mehrund mehr die öffentliche Aufmerksam-keit auf sich ziehen, ist auch mehr Trans-parenz bezüglich ihrer Arbeit notwendig.Doch die hierfür notwendige Wirkungs_analyse lässt oft noch zu wünschen übrig.Und das obwohl die internationale Fach_debatte zum Thema breit geführt wird

¡

9www.boschstiftung.de

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Die Zukunftsagenda für Stiftungen

1. Die Position bestimmen

o Für klare Zielorientierung nach innen

und außen: Rolle bewusst wählen und

artikulieren¡ Sektorenübergreifende Akzeptanz

einbringen

. Mutiger im prä-politischen Raum agieren

¡ Zukunftsthemen systematisch

identifizieren

. Themen strategisch und datenbasiert

auswählen

und Publikationen, Standards und Indi-katoren entwickelt worden sind. Sei es dieBemessung des Socra/ Return on Inuest-

ment oder die Anwendung des SoclalReporting Standard.

Das konstatierte Defizit wurde inDiskussionen mit Experten und Stiftungs-vertretern wie folgt beschrieben: ,,Es istmehr Ehrlichkeit notwendig bezüglich derFragestellung, was Stiftungen tatsächlichleisten und bewegen können." Und das

ist eine ganze Menge, wenn sie es schaf-

fen, den Fokus ihrer Stiftungsarbeit zu

schärfen, so die Meinung der Experten.Als Voraussetzung nennt die Studie eine

,,Kultur der lernenden Organisation" undden Willen, Erkenntnisse zu gewinnen,

sowohl negative als auch positive. Als

konkrete Handlungsempfehlungen werdender Austausch zwischen Stiftungen zumErfolg ihrer Projekte, Evaluation durchDritte und die Einführung einer Lern- undFeedbackkultur gegeben.

2. Den Fokus schärfen

o Strategisch denken und agieren

o Stiftungshandeln auf Wirkung

ausrichten

o Offenheit und Kultur der

lernenden 0rganisation etablieren

o Fähigkeit zum Experimentieren

ausschöpfen

. Transparent agieren als Basis für

neue Offenheit und neue Qualität

des Austausches

Die Studie sieht außerdem die Ent-

wicklung einer Strategie als Grundvor-aussetzung für eine effektive Projekt- undProgrammarbeit an. Erforderlich sei da-

für eine konkrete Zielsetzung durch eine

,,faktenbasierte Analyse und Bewertungunterschiedlicher möglicher Optionen".Bislang haben allerdings nur wenige Stif-

tungen eine Strategie für ihre Arbeit ent-

wickelt, was häufig der Grund für diemangelnde Fokussierung ist.

Die Stärken ausbauen

Um mehr Wirkung zu entfalten, ist das

Personal eine der wichtigsten Ressour-

cen. Leider wird bei der Personalauswahlaufgrund Binnenrekrutierungen und un-

klarer Zielsetzung oft die fachliche Kom-petenz vernachlässigt. Dem kann durchsystematisches Personalmanagement be-

gegnet werden, welches Kompetenzenund Vorerfahrungen beachtet. Die Einfüh-rung einer maximalen Verweildauer vonMitarbeitern soll neue Perspektiven undFlexibilität kreieren und der inhärentenTendenz zur Selbstbezogenheit denKampf ansagen.

Ausführlich widmet sich die Studieauch dem Thema Kooperationen, das allebefragten Experten und Stiftungsvertre-ter als wichtig einschätzen. Aus gutem

Grund: Stiftungen fehlt heutzutage oftdie kritische Größe, um Probleme im Al-leingang zu bewältigen. Die Bündelung vonfinanziellen Mitteln und Kompetenzenerlaubt eine umfassendere Bearbeitung.Auch verbessern sie die Akzeptanz in der

HINTERGRUND I 5 9

3. Die Stärken derorganisation ausbauen

o Alternativen zur Stiftung in Betracht

ziehen

r Führungskräfte als professionelle

Manager verstehen

¡ Aktives Personalmanagement betreiben

. Stärker und besser mit anderen Akteuren

zusammenwirken

r Über Kooperationen als lnvestition in

einen ergebnisoffenen Prozess bewusst

entscheiden und Regeln etablieren

Offentlichkeit und somit die Legitimation,Wirkung und Reichweite. Jedoch beklagtdie Untersuchung, dass Kooperationennoch viel zu wenig geschehen. Und dies

obwohl die Kooperationserfahrungen bei

90% der Stiftungen zufriedenstellend aus-gefallen sind.

Vision 2O3O

Eine kleine Utopie präsentiert die Studieam Schluss mit acht ldeen, wie die Stif-

tungslandschaft im Jahr 2030 aussehen

könnte. Unternehmerisches Denken wirddas philanthropische Agieren prägen,

Governance das Handeln bestimmen. AlsFolge setzen sich Verbrauchsstiftungendurch und neue Kooperationen und Inter-aktionsräume entstehen, um gemeinsam

Verantwortung zu übernehmen. Bis 2030

werden Stiftungen die transparentestenOrganisationen der Zivilgesellschaft sein

und als Plattformen für Reflexion undAustausch dienen. Neben dem Bundes-verband Deutscher Stiftungen wird es

eine weitere nationale Organisation ge-

ben, die relevante Informationen sam-

melt, analysiert, aufbereitet und der inte-ressierten Öffentlichkeit zur Verfügungstellt. Diese wiederum wird zu 80% mitden Stiftungen und ihren Charakteristikavertraut sein.

An einer Einschätzung, wie realistischdies ist, versuchte sich Roland-Berger-

Manager Stefan Schaible bei der Vorstel-lung der Studie: ,,Aus Vision kann Realitätwerden, aber nur wenn wir alle mit anpa-

cken!" r

QUELTE: ROBERI BOSCH STIFTUNG

rtl\ry @ @

HintergrundDie der Studie zugrundeliegenden lnfor-mationen wurden im Zeitraum zwischenSeptember 2013 und Ma¡ 2014 zusammen-gestellt. Hierbei kamen drei Methoden zurAnwendung: Literatur- und Presserecher-chen, 60 struktur¡erte lnterv¡ews mit st¡f-tungsvertretern und Experten aus Europa

und den USA sowie Workshops mit Exper-

tengruppen in Deutschland. Verantwortl¡chfür die Forschung und schriftliche Aus-

arbeitung der Studie war ein Team umStrateg¡eexpertin lna Wietheger im Hause

von Roland Berger.

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Tarte Knospen des EngagementsPhilanthropie hat in China eine lange Tradition. Doch bis vor wenigen Jahren existierten dort wederNGOs noch ein Spendenmarkt. Nun sind - wenn auch noch sehr vereinzelt - die ersten Knospeneines Non-Profit-Sektors zu beobachten. Und Stiftungen sind die ersten Blüten dieser Entwicklung.Von Dr. Christian Gahrmonn und Li Yiqiong

ildtätigkeit war und ist Teilder chinesischen Kultur. EinWert, den Daoismus, Konfu-zianismus und Buddhismus

gemeinsam teilen und der sich in der Hilfefür Familie, Nachbarn, Gemeinde, aberauch Tiere und Pflanzen ausdrückt. Phi-lanthropie diente in fast jeder Dynastie inder langen Geschichte Chinas dazu, Men-schen in Armut und akuter Not zu helfen.

Diese Kultur wurde während desRegimes der Kommunistischen Partei1949 bis 1978 allerdings ausgelöscht, alsder Staat alle Formen des gesellschaftli-chen Lebens bestimmte. Nach dem Be-ginn der Politik der ,,offenen Tür" wurdeder Non-Profit-Sektor in China in denl980er und l990er Jahren durch regie-rungseigene Stiftungen und staatlich or-ganisierte NGOs (sogenannte GONGOs)

dominiert. Spenden wurden von derRegierung organisiert und waren vorwie-gend für traditionelle Spendenzwecke wieKatastrophenhilfe und Armutsbekämp-

fung bestimmt. Menschen spendetennicht, weil sie es wollten, sondern weilsie mussten.

Nachdem die chinesische Regierung2004 ein Gesetz zur Verwaltung vonStiftungen verabschiedet hatte, und ins-besondere nach dem verheerenden Erd-beben in Wenchuan vor sechs Jahren,hat das Land erste Schritte in Richtungeines privaten Spenden- und Stiftungs-wesens unternommen.

Chinesische Stiftungsgesch¡chte

Die Geschichte nicht-staatlicher chinesischer Stiftungen ist relativ kurz. Die ersteöffentliche Stiftung, die,,Kinder-StiftungChina", wurde im Juli 1982 gegründet. Ein

Jahr später folgten die Soong QinglingStiftung, die ein sehr breites Themenfeldvon Kultur bis Wohlfahrt fördert, und die

,,Behinderten-Stiftung China".Mit der Gründung einer ersten Verwal-

tungs- und Aufsichtsbehörde für Nicht-

Regierungsorganisationen (NGOs) - zudenen auch Stiftungen zählen - im Jahr1988 begann die Regulierung diesesneuen Sektors. Weitere umfassende Regu-

lierungen in den Jahren 1998 und 2004

ebneten den Boden für ein langsamesWachstum des Non-Profit- und Stiftungs-sektors in China.

Eine Regelung, die noch heute dafürsorgt, dass aus dem Stiftungsfrühlingkein Stiftungsboom wird, ist das Erfor-dernis für alle Stifter, ein Ministerium alsTreuhänder ihrer Stiftung zu finden.Trotzdem stieg die Zahl der Stiftungen inChina von 892 vor zehn Jahren auf 3.916Stiftungen im Juli dieses Jahres.

Stiftungslandschaft heute

Das Aufblühen der ersten Stiftungen isteine der wichtigsten Entwicklungen deschinesischen Non-Profit-Sektors in denletzten Jahren. Statistiken zeigen, dasschinesische Stiftungen Ende 2013 ein

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HINTERGRUND I 51

Kapitalvermögen von 93 Mrd. Yuan (ca.

11,3 Mrd. EUR) akkumulieren konntenund jährliche Einnahmen von 35 Mrd.Yuan (ca. 4,3 Mrd. EUR) erzielten. Ein

Großteil der Stiftungsgelder fließt in Bil-

dungsprojekte (drei von zehn gefördertenProjekten stammen aus diesem Bereich).Gerne gefördert werden außerdem Ge-

sundheits-, Kinder- und Frauenprojekte.Stiftungen in China lassen sich in öl

fentliche, meist staatlicherseits gegrün-

dete, Stiftungen und private Stiftungen,die von Privatpersonen oder Unterneh-men ins Leben gerufen wurden, unter-scheiden. Offentliche Stiftungen sindgrundsätzlich legitimiert, Fundraising zubetreiben. Privaten Stiftungen ist das nurin engen Grenzen und nach einem komp-

lizierten Antragsverfahren erlaubt. Einigeprivate Stiftungen kooperieren daher mitöffentlichen Stiftungen und nutzen dieseals Fundraising-Kanal.

Zur Gründung einer privaten Stiftungbedarf es eines Mindestkapitals von 2 Mio.Yuan (ca. 250.000 EUR). Mindestens 8%

ihres Vermögens muss sie jedes Jahr aus-

schütten. Während es noch vor zehn Jah-

ren nur öffentliche Stiftungen in Chinagab, werden heute (Stand Juli 2014) die1.456 öffentlichen Stiftungen durch 2.460

private Stiftungen ergänzt. Ð

Name Kategorie Förderbereich spenden (in EUR) Fördervolumen (in EUR)

1 Krebs-Stiftung China öffentliche Stiftung Gesundheit 169.687.000 1ó1.941.000

2 TsinghuaUniversitätsstiftung Private Stiftung Bildung/Forschung 96.258.000 73.008.000

3 China Guanghua Stiftung Private Stiftung Bildung/Forschung 74.658.000 63.723.O00

4 ShanghaiWohltätigkeitsstiftung Private Stiftung Wohlfahrt 72.424.OOO 63.442.OOO

5 Wohltätigkeitsstiftung Shenmu (Shanxi Provinz) Private Stiftung Wohlfahrt 49.508.000 5.069.000

6 Stiftung Peking Universität Private Stiftung Bildung/Forschung 45.984.000 63.452.000

7 Kinder-StiftungChina öffentliche Stiftung Bildung/Gesundheit 44.447.OOO 51.891.000

I BeihangUniversitätsstiftung Private Stiftung Bildung/Forschung 41.07ó.000 5.031.000

9 Stiftung zur Förderung der Frauen in China Private Stiftung wohlfahrt/Bildung 40.603.000 38.763.000

l0 Shenhua Stiftung Private Stiftung Bildung/Kultur/Wohlfahrt 38.130.000 32.246.OOO

QUELLE: CHINÁ FOUNDATION CENTER, ZAHLEN VoN 2012

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F&C Management Limited ist ein Unternehmen der F&C Group, einer hundertprozent¡gen Tochtergesellschaft der Bank of Montreal CM040 1 2

RanHng der chlneslschen Stlftungen mlt dem höchsten Spendenaufkommen

Wie gut, wenn in unsicheren Zeitenwenigstens eines gewiss ist: dieAusschüttu ng des HVB-StiftungsfonCsin 13 Monaten

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DIE STIIITI.]NC 6/1+

Die aktuelle Registrierungspraxisdrängt Stiftungen dazu, in wenig risiko-reichen Bereichen wie Bildung, Gesund-heit und Umweltschutz tätig zu werdenund um kritische Themen wie Menschen-rechte und Lobbyarbeit für Randgruppen(2.8. Homosexuelle) einen Bogen zu ma-

chen. Das verschärfte Vorgehen desStaates gegen Menschenrechtsaktivistenin den vergangenen Monaten hat dieseTendenz weiter verstärkt.

Ausländischen Stiftungen ist es grund-

sätzlich erlaubt, in China ein Büro zu er-öffnen. Bisher haben sie davon jedochkaum Gebrauch gemacht - zu hoch sinddie administrativen Hürden und zu auf-wendig ist der Registrierungsprozess.Auch ist es ausländischen Stiftungen -wie grundsätzlichen allen ausländischenNGOs - in China nicht erlaubt, Spendenzu sammeìn. Eine Möglichkeit für sie,

trotzdem in China aktiv zu werden, ist dieEinrichtung spezieller Fonds innerhalbvon chinesischen Stiftungen, die nur fürbestimmte, vorher vertraglich vereinbarteFörderzwecke verwendet werden dürfen.

Wichtige Stiftungen in China

Der One Foundation - gegründet von demKampfsportler und Schauspieler Jet Li -gelang es als einer von wenigen chi-nesischen Non-Profit-Organisationen,sich aìs öffentliche Stiftung registrierenzu lassen. Die Stiftung hat ihren Namenvon ihrem Aufruf an alle Chinesen, einmalim Monat einen Yuan für Kinderprojekteund Katastrophenhilfe zu spenden. Die

Spenden beliefen sich 2012 auf 44,6 Mio.Yuan (5,4 Mio. EUR).

Ein Beispiel einer erfolgreichen Unter-nehrnensstiftung ist die Tencent Stiftung,die 2007 vom gleichnamigen Internet-Unternehmen gegründet wurde und sichfür die Àusbildung junger Menschen undden Umweltschutz engagiert. Allein imJahr 2012 flossen der Stiftung vomMutterunternehmen 138 Mio. Yuan (16,8

Mio. EUR) zu. Die Tencent Stiftung unter-stützt chinesische NPOs nicht nur finan-zieì1, sondern bietet ihnen auch eine On-

line-Plattform, auf der sie sich und ihreProjekte präserr lieren können.

Auch die deutsche Stiftung Mercatorist in China aktiv. Sie organisiert Jugend-austausch- und Stipendienprogramme,fördert die Entwicklung des zivilgesell-schaftlichen Sektors und bietet mit clem

,,Mercator Salon" in Peking eine Platt-form zum Ideen- und Meinungsaustauschfür Chinesen und Europäer.

Chancen und Herausforderungen

Die Ausgangslage für Stiftungen in Chinaist noch imrrer schwierig. Nach einerStudie des China Philanthropy ResearchInstitute werden durch die fehlenden be-

ziehungsweise kontraproduktiven recht-lichen Rahmenbedingungen über 30 Mio.neue Jobs im Non-Profit-Sektor verhindert.300 Mrd. Yuan (36,6 Mrd. EUR) an poten-ziellen Spenden bleiben unrealisiert.

Auch die Stiftungen selbst arbeitenhäufig noch wenig professionell. He

Daofeng, Präsident der China Foundationfor Poverty Alleviation, stellte jüngst ineinem Interview fest, dass die großenöffentlichen Stiftungen in China zu Rechtein schlechtes Image hätten. Sie würdenihre Programmziele nicht erreichen, seienträge und hierarchisch und arbeitetenzudem sehr intransparent. Tatsächlichsind chinesische Stiftungen zwar grund-sätzlich dazu verpflichtet, Jahres- undFinanzberichte zu veröffentlichen, aberselbst unter den Stiftungen in der Haupt-stadt Peking hat diese Anforderung nachAngaben der Behörden im vergangenenJahr lediglich jede zehnte Stiftung urnge-

setzt.Positive Auswirkungen haben die

Stiftungsneugründungen durch erf olgrei-che Unternehmer und Geschäftsleute,die Stiftungen fúr den sinnvollen Einsatz

ihres Vermögens entdeckt haben' Zudem

beginnt die Regierung das Potenzial pri-vater Philanthropie für ihren Kampfgegen Armut und soziale Ungleichheit zuentdecken.

Lernen vom Westen

Die Entwicklung des Stiftungssektors inChina befindet sich noch in den Kinder-schuhen. Vieì muss noch getan werden,um Stiftungen ein günstiges Urnfeld zugeben und innerhalb der Stiftungen effi-ziente Organisationsstrukturen zu im-plementieren. Dabei schauen ChinasStiftungen in den Westen, um von denhiesigen Stiftungen zu lernen - etwa umdie Wirksamkeit ihres Managements oderdie Nachhaltigkeit ihrer Projekte zu opti-mieren. Politiker interessieren sich dafür,wie sich mit Hilfe von Stiftungen privatePhilanthropie anstoßen lässt. Der rasan-te wirtschaftliche Aufschwung Chinasliefert dabei einen äuf3erst fruchtbarenNährboden für ein weiteres Wachstumder Sti ftun gsìandschaft.

Chinesische Stiftungen streben da-

nach, Teil der globalen Stiftungswelt zusein, kulturelle Barrieren zu überwindenund sich mit anderen Stiitungen auszu-tauschen. Eine Chance auch fúr deutscheStiftungen, rnit jungen chinesischen Stiltungen zu kooperieren und ihre Erfahrungweiterzugeben.

Vor dem Hintergrund wachsendersozialer Ungleichheit ist China n.rehr

denn je auf die Entwicklung eines starkenNon-Profit-Sektors angewiesen - und aufStiftungen, die einen Unterschied ma-

chen.

Dr, Chr¡st¡an Gahrmannist lnhaber und Geschäfts-

frihrer der gleichnamigen

Beratungsfirma, die sich

auf strategisches und in-

ternationales Fundraising

spezialisiert hat. Darüber hinaus ist er Au

tor des Buches ,,Strategisches Fundraising,,

Li Yiqiong ist Expertin fûrNon-Profit-Marketing undarbeitet im pekinger Bûro

der Ford Foundat¡on. Sie

ist freiberuf liche Beraterinf úr Christian Gahrmann

=

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Élt-¡Philanthropy Consulting in Asien.

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Page 31: KW 49-50 2014 Pressespiegel - Karl Schlecht...pisch deutsches Phänomen ist, sind es die speziell auf Familienunternehmen ausge richteten MBA-Programme. Die meisten Angebote finden

GELD FÜR BILDUNG, SPORT UND S OZIALES

UNTERNEHMENSSPENDEN

64 Prozent der deutschenUnternehmen engagieren sich für den guten ZwecP-

Sie spenden Geld- und Sachmittel - om liebsten ftr Einrichtungen in ihrerRegion. Dabeí wird vorbildliches Handeln von den Kunden geschätzt.

ast zwei Drittel der deutschenUnternehmen engagieren sichfür das \áohl der Gesellschaft.Rund tt,z Milliarden Euro gabendiese Firmen im Jahr zon fürgute Zwecke aus. Das geht aus

dem ersten Engagementberichtder Bundesregierung ,,Für eineKultur der Mitverantwortung"

,Grund hätten es größere Unternehmen leichter,entsprechende Leistungen für die Gemeinschaftbereitzustellen. Zudem verfügten nach Meinungder Studienautoren viele Großunternehmenüber speziell für den betreffenden Bereich des

Engagements geschultes Personal, das unter-schiedliche Maßnahmen und Strategien für das

Engagement des Unternehmens erarbeitet. Anderssehe das hingegen bei den meist eigentümerge-führten Kleinunternehmen aus, bei denen auch dieVerantwortung für bürgerschaftliches Engagementhäufig beim Eigentümer selbst liegt.

Doch die IW-Autoren sehen noch einen ande-ren Unterschied zwischen Groß- und Kleinunter-nehmen: So mag es größeren Firmen dank pro-fessioneller PR-Unterstützung eher gelingen, dieGesellschaft über ihre guten Taten zu informieren.Auch werde ihr Flandeln von den Medien eher auf-gegriffen.

Social Responsibility (CSR). Unternehmen stehennicht vor der Frage nach dem Ob, sondern nachdem \ÃIas und \Mie.

,,Der Konsument straft dsbeí dies chw ar z en S chøf e ungleích htirterab, als dass er díeGutenbelohnt."

,,Der Konsument straft dabei die schwarzenSchafe ungleich härter ab, als dass er die Gutenbelohnt", heißt es in der Untersuchung, für dieKonsumenten 14 ausgewählte CSR-Maßnahmenunterschiedlicher Unternehmen und Branchenbewerteten. Negative Verhaltensweisen habeneinen deutlich stärkeren Einfluss, um sich be-wusst gegen ein Produkt oder eine Einkaufsstättezu entscheiden, als positive Verhaltensweisen die

hewor, für den das Institut der deutschen Wirt-schaft Köln (nM) 44oo Unternehmen befragte. Jün-gere Zahlen liegen derzeit nicht vor.

Die elf Milliarden Euro sind aber nicht nur reineGeldspenden. Finanzielle Hilfen machten mit 8,5

Milliarden Euro den Großteil der Unternehmenshil-fen auò. Daneben spendeten die Firmen SachmittelimWertvon t,5 Milliarden Euro, 9oo Millionen Euroentfielen auf die kostenfreie Überlassung betrieb-licher Infrastrukturen und rund zz Millionen Euroauf die Arbeitszeit, die Mitarbeiterfür das bürgerschaftliche Engage-ment aufbrachten.

HILFE FUR DIE NACHBAR.SCHAFT

Ihre Hilfe ließen die vom I\ü be-fragten Unternehmen vor allemder direkten Nachbarschaft an-gedejhen: Das Gros der Geld- undSachmittel ging an Kindergär-ten und Schulen sowie an Frei-zeiteinrichtungen und Sport-stätten im direktenUmfeld. Aberauch Kunst und Kultur sowie So-ziales und Integration zählten zuden Bereichen, für die sich dieUnternehmen aktiv einsetzen.Dabei arbeiteten die deutschenFirmen in erster Linie mit Verei-nen und Freiwilligenorganisatio-nen zusammen. Weitere wichtigeKooperationspartner waren sozi-ale Einrichtungen, Verbände, re-Iigiöse Einrichtungen oder Stif-tungen.

GROs5E UNTERNEHMENSPENDEN HÄUFIGER

Der erste Engagementbericht zeigt aber auch, dass

die Unternehmensgröße eine zentrale Rolle spielt.Die Schlussfolgerung der Experten: Je größer einUnternehmen, desto wahrscheinlicher ist es, dass

es sich engagiert. Von den kleinen Unternehmenmit einer Betriebsgröße bis 49 Beschäftigtenspendeten rund 63 Prozent Geld oder Güter fürden guten Zweck. Dagegen förderten 7r Prozentder Unternehmen mit 5o bis 499 Beschäftigten das

Gemeinwohl. Und bei Unternehmen mit mehr als

5oo Mitarbeitern lag die Engagementquote gar bei

96 Prozent.Die b<perten des IW Köln führen die hohe Quote

der gebenden Großunternehmen vor allem daraufzurück, dass einschlägige Aktivitäten eine kriti-sche Mindestgröße an finanzieller und personellerRessourcenausstattung benötigen. Aus diesem

KONSUMENTEN ERWARTEN GUTE TATEN

Und das ist gerade für große Unternehmen wichtig.Denn deutsche Verbraucher erwarten, dass Unter-nehmen gesellschaftliche Verantwortung überneh-men. Auf dieses Resultat kommen die Markenfüh-rungsexpertenvon IconAdded Value in ihrer dritten

,rDeutsche Verbr aucher en, arten,d as s U nter nehmen g es ell sch aftIíche

V er antw ortung üb ernehmen."

CSR-Untersuchung,,Gesellschaftliche Verantwor-tung als Wettbewerbsfaktor". Demzufolge wirdNichtstun ebenso bestraft wie unechte Corporate

Entscheidung dafür bewirken. Wichtig dabei: einezündende, aus der DNA des Unternehmens oderder Marke entwickelte Idee. CSR dürfe nicht nureine Einzelmaßnahme bleiben. ,,Nur als integralerBestandteil der Markenkommunikation entfaltetCSR den angestrebten \lllettbewerbsvorteil", erklä-ren die Studienautoren weiter. GesellschaftlicheVerantwortung als unternehmerischer Handlungs-grundsatz werde vom Konsumenten mit Loyalitätund bewussten Entscheidungen für eine bestimmteMarke oder Einkaufsstätte belohnt.

REDAKTION

BARBARA FUCHS

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