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La reproduction interdite (Die verbotene Reproduktion), Diaprojektor 21 x 9 x 17 cm; Diaprojektion 79 x 65,5 cm, 2009
Gnom II, 1936 Diapositive – Verschiedene Bauformen ca. 1942
(Medien-)geschichtlicher Hintergrund
Der verwendete Leitz Diaprojektor gehört der Modellreihe Gnom II an, welche ab 1936 – ein Jahr vor der Entstehung Magrittes Gemäl-des – produziert wurde.
Im selben Jahr veröffentlichte Walter Benja-min seine Schrift „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“. Es ist anzunehmen, dass Magritte diesen Text kannte, da er zu dieser Zeit als Redakteur mehrerer Zeitschriften und Zeitungen tätig war. Sein Bildtitel kann als Bezugnahme auf Benjamins Aufsatz gesehen werden – beide thematisieren die Reproduktion von Bildern.
Dias wurden schon früh zur Vervielfältigung von Kunstwerken eingesetzt. Deutsche Uni-versitäten legten seit Ende des 19. Jahrhun-derts Sammlungen mit Diapositiven an. 1913 verfügte die Berliner Universität über 10 000 Diapositive mit Reproduktionen zur bildenden Kunst (Angabe von B. Reich in einem Brief an W. Benjamin).
René Magritte, La reproduction interdite, 1937, Öl Micha Dengler, La reproduction interdite, 2008,
auf Leinwand, 79 x 65,5 cm, Rotterdam Diaprojektion, 79 x 65,5 cm
Bezug zur Gegenwart
Ein überdimensionaler Bildschirm tritt an die Stelle des goldenen Wandspiegels, Edgar Allan Poes Roman wird durch ein Mousepad ersetzt, die unerwartete Spiegelung erscheint in verpixelter Unschärfe.
Das Spiegelbild verliert seine Funktion der Selbsterkenntnis zu dienen und wird von ei-nem Bildmedium abgelöst. Während die Malerei in ihrem Illusionsvermögen einge-schränkt ist, gab es bereits 1955 Bestrebun-gen ein Medium zu entwickeln, dessen Sug-gestionspotential „die menschliche Seele er-heben oder zerstören könne, einzig abhängig von den Machern hinter dem Medium“ (Morton L. Heilig).
Wenn das Wesen der Neuzeit „die Eroberung der Welt als Bild“ ist (Martin Heidegger), so sind Benjamins Feststellungen, die Masse strebe danach, „des Gegenstands aus nächs-ter Nähe im Bild (…) habhaft zu werden“ und „die Dinge sich räumlich und menschlich ,nä-herzubringenʼ“ aktueller denn je. Magrittes Bildtitel klingt wie eine Warnung davor, das Einmalige durch die Reproduktion, die Wirk-lichkeit durch den Schein und die direkte Wahrnehmung durch das Medium zu erset-zen.
BENJAMIN, WALTER, Das Kunstwerk im Zeitalter
seiner technischen Reproduzierbarkeit, Kommen-
tar von Detlev Schöttker, Suhrkamp 2008
BURDA, HUBERT (HG.) u.a., Iconic Turn. Die neue
Macht der Bilder, Köln 2004
GRAU, OLIVER, Virtuelle Kunst in Geschichte und
Gegenwart. Visuelle Strategien, 2002
SCHNELLE, ALBERT J., Die Geschichte der Leitz
und Leica Diaprojektoren, 2008