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Laborchemische Referenzwerte in der klinischen Versorgung Dr. Robin Haring Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin Universitätsmedizin Greifswald

Laborchemische Referenzwerte in der klinischen … · Kerstin Dressen Created Date: 5/23/2012 1:16:17 PM

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Laborchemische Referenzwerte

in der klinischen Versorgung

Dr. Robin Haring

Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin

Universitätsmedizin Greifswald

• “Vor allem in der Laboratoriumsmedizin werden

Referenzwerte benutzt, um gemessene Werte überhaupt

einordnen zu können und damit eine Orientierung zu geben,

ob dieser Parameter pathologisch (krankhaft) ist oder nicht.“

Wozu Referenzwerte?

• statistisch ermittelt aus Ergebnissen gesunder Personen

Berechnung von Referenzwerten?

• statistisch ermittelt aus Ergebnissen gesunder Personen

• normal = Ergebnisse, die bei rund 95% aller Personen

vorkommen

• d.h. immer 2,5% weisen einen „zu hohen“ und

2,5% einen „zu niedrigen“ Wert auf

Berechnung von Referenzwerten?

0 16 21 32 36 43 54 62

Population-based Primary Care Referred Patients

SHIP

Male

SHIP

Female Olivieri

et al. [33]

Westerdahl

et al. [36]

Perschel

et al. [31] Trenkel

et al. [32] Ferrari

et al. [34]

Unger

et al. [35]

ARR

10 20 30 40 50 60 70

Figure 3. Comparison of elevated aldosterone-to-renin ratio (ARR) limits in seven studies by type of study population. In all studies plasma renin concentration (PRC) was measured.

Statistischer Hintergrund

• Häufigkeitverteilung

eine Funktion, die zu jedem Wert angibt, wie häufig dieser Wert vorgekommen ist

• Häufigkeitverteilung

Normalverteilung

Statistischer Hintergrund

• Häufigkeitverteilung

Gleichverteilung, rechtsschiefe (linkssteile) Verteilung

Statistischer Hintergrund

• statistische Kenngrößen

Mittelwert: Durchschnitt

Bsp.: Körpergröße: 164; 162; 168; 190; 166; 166; 175

x = 1/7* (164+162+168+...+175) = 170,1

x1+ x2 + ... + xn n x =

Statistischer Hintergrund

• statistische Kenngrößen

Mittelwert: Durchschnitt

Standardabweichung:

- Maß für die Streuung um den Mittelwert

x1+ x2 + ... + xn n x =

( )∑n

1=i

2i xx

1n

1=S

Statistischer Hintergrund

• statistische Kenngrößen

Mittelwert: Durchschnitt

Standardabweichung:

Bsp.: Körpergröße: 164; 162; 168; 190; 166; 166; 175

s = 1/6* (164 – 170,1)2 +...+ (175 – 170,1)2 = 9,35

x1+ x2 + ... + xn n x =

( )∑n

1=i

2i xx

1n

1=S

[ ]

Statistischer Hintergrund

- Werte außerhalb der zwei- bis dreifachen Standardabweichung werden oft als Ausreißer behandelt

• statistische Kenngrößen

Quantile:

Statistischer Hintergrund

Statistischer Hintergrund

• statistische Kenngrößen

Quantile: p-Quantil = Merkmalswert, unterhalb dessen p % aller Fälle der

Verteilung liegen.

50% Quantil = Median 95% Perzentil

• statistische Kenngrößen

Quantile: p-Quantil = Merkmalswert, unterhalb dessen p % aller Fälle der

Verteilung liegen.

Statistischer Hintergrund

ist derjenige Wert, der in der Mitte steht, wenn alle Beobachtungswerte der Größe nach geordnet sind

Berechnung von Referenzwerten?

2,5% Quantil 97,5% Quantil

zentraler 95% Bereich

1. Zentrales 95% Interval mittels 2,5% und 97,5% Quantil bestimmen

keine Berücksichtigung andere Faktoren möglich

http://www.humangenetik.uk-erlangen.de/e1846/e74/e1202/e1217/e1234/PcKurve.jpg

Berechnung von Referenzwerten?

2. lineare Regression: Berücksichtigung von Faktoren wie Alter

Schätzung des Mittwelwertes; 1.96*SD - Ansatz

3. quantile Regression: Berücksichtigung von Faktoren wie Alter

Schätzung einzelner Quantile

1. Zentrales 95% Interval mittels 2,5% und 97,5% Quantil bestimmen

keine Berücksichtigung andere Faktoren möglich

Berechnung von Referenzwerten?

• Lineare Regressionsanalyse

Beziehungen zwischen einer abhängigen und einer oder mehreren unabhängigen Variablen feststellen

• Schätzung von bedingten Quantilen

Schätzung einzelner Perzentile

• Schätzung des bedingten Mittelwertes

Berechnung von Referenzwerten?

Quantile Regression vs. Linear Regression

• Schätzung von bedingten Quantilen

Schätzung einzelner Perzentile

robust gegen Ausreißer

Median = Mittelwert

Median ≠ Mittelwert

+ Ausreißer

Median ≠ Mittelwert

+ Ausreißer

• Schätzung des bedingten Mittelwertes

Berechnung von Referenzwerten?

Quantile Regression vs. Linear Regression

• Schätzung von bedingten Quantilen

Schätzung einzelner Perzentile

robust gegen Ausreißer

keine Verteilungsannahme

• Schätzung des bedingten Mittelwertest

• Normalverteilung erforderlich

median / mean

95%

2.5% 2.5%

-1.96 SD +1.96 SD

Berechnung von Referenzwerten?

Quantile Regression vs. Linear Regression

• Schätzung von bedingten Quantilen

Schätzung einzelner Perzentile

robust gegen Ausreißer

keine Verteilungsannahme

• Schätzung des bedingten Mittelwertes

• Normalverteilung erforderlich

median

-1.96 SD +1.96 SD

≠ 95%

≠ 2.5% ≠2.5%

mean

Berechnung von Referenzwerten?

Quantile Regression vs. Linear Regression

initiale Transformation (log)

Problem der Rücktransformation

• Schätzung von bedingten Quantilen

Schätzung einzelner Perzentile

robust gegen Ausreißer

keine Verteilungsannahme

• Schätzung des bedingten MW

• Normalverteilung erforderlich

Quantile Regression vs. Linear Regression

Berechnung von Referenzwerten?

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

1100

20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80

Beispiel: Zentrales 95% Interval

DH

EA

S [μ

g/d

l]

Age [years]

97,5 Perzentil: 497

2,5 Perzentil: 45

DH

EA

S [μ

g/d

l]

Age [years]

MW + 1.96 SD

MW – 1.96 SD 0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

1100

20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80

linear Regression

• linear Regression:

1.6% außerhalb Referenz

[oberhalb: 0.6%;

unterhalb: 1.0%]

Beispiel: lineare Regression

DH

EA

S [μ

g/d

l]

Age [years]

linear Regression quantile Regression

• linear Regression:

1.6% außerhalb Referenz

[oberhalb: 0.6%;

unterhalb: 1.0%]

• quantile Regression:

5.0% außerhalb Referenz

[oberhalb : 2.5%;

unterhalb : 2.6%]

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

1100

20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80

Beispiel: quantile Regression

ACHTUNG:

Referenzbereiche für ein und denselben Parameter auch

abhängig von der verwendeten Analysemethode und dem

Messgerät mitunter starke Variabilität

Deshalb: sollten zu jeder Analyse die jeweiligen Referenzbereiche

immer mit angegeben werden.

Verallgemeinerung von Referenzwerten?

IGFBP-3

[ng/m

l]

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

4000

20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80

Nichols Avantage Assay

Verallgemeinerung von Referenzwerten?

Range: 350 – 3850 ng/ml

25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85

Age [years]

IGFBP-3

[ng/m

l]

7500

6500

5500

4500

3500

2500

1500

500

IGFBP-3

[ng/m

l]

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

4000

20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80

Nichols Avantage Assay

Immulite 2500

Verallgemeinerung von Referenzwerten?

Range: 350 – 3850 ng/ml

Range: 800 – 6800 ng/ml

Taieb et al. 2003;49:1381–95

“None of the immunoassays tested was sufficiently reliable for the investigation of sera from children and women, in whom very low (0.17 nmol/L) and low (<1.7 nmol/L) testosterone concentrations are expected.”

Verallgemeinerung von Referenzwerten?

“None of the immunoassays tested proved sufficiently reliable when low testosterone concentrations (≤3.47 nmol/L) were measured.”

„ONLY LC-MS/MS allowed the precise determination of low T.”

Moal et al. 2007;386:12-19

Verallgemeinerung von Referenzwerten?

J Clin Endocrinol Metab 2012 [Epub ahead of print]

Beispiel: quantile Regression

Beispiel: quantile Regression

Beispiel: quantile Regression

Beispiel: quantile Regression

Beispiel: quantile Regression

Reference ranges for the blood content of estradiol during the menstrual cycle.

Verallgemeinerung von Referenzwerten?

• Wie sinnvoll sind Referenzwerte?