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Labordiagnose 26 Mai | 2012 Entzündung an der Darmschleimhaut Sinnvolle Diagnostik – erfolgreiche Therapie | Dr. Peter Rosler Entzündung (Inflammation) ist eine cha- rakteristische Antwort von Gewebe auf ei- nen äußeren oder innerlichen, potenziell schädigenden Reiz mit der Funktion, die- sen Reiz zu beseitigen, dessen Ausbreitung zu unterbinden und ggf. eingetretene Schäden zu reparieren. Jeder das physiologische Maß übersteigen- de Reiz kann eine Entzündung auslösen: physikalische Reize: mechanisch (z. B. Druck, Verletzung, Fremdkörper), thermi- sche (z. B. Wärme, Kälte), Strahlung (UV, Infrarot, radioaktiv) chemische Reize: z. B. Säuren, Laugen, Toxine / entgleiste Enzyme, wie z. B. bei der Pankreatitis / Allergene und Autoal- lergene biologische Reize = Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten). Eine Entzündung kann in einem umschrie- benen Gebiet lokal oder als systemische Ent- zündungsreaktion vorliegen. Die Entzün- dungsreaktion wird vom Bindegewebe, den Blutgefäßen und dem Immunsystem getra- gen. Nach zeitlichem Ablauf unterteilt man Entzündungen in akut, subakut, chronisch oder rezidivierend. Nach Lokalisation der Entzündung wird eine Entzündung des Verdauungstraktes bei- spielsweise als Gastritis (Magen-Entzün- dung), Gastro-Enteritis (Magen-Darm-Ent- zündung), Enteritis (Dünndarm-Entzün- dung), Colitis (Dickdarm-Entzündung) oder Entero-Colitis (Dünn- und Dickdarm-Ent- zündung) bezeichnet. Die klinischen Symptome einer Darm- schleimhautentzündung sind wenig spezi- fisch. Meist werden Durchfall, Verstopfung, Änderung der Stuhlkonsistenz, Stuhl-Bei- mengungen / -Auflagerungen (Schleim, Blut), Schmerzen, Blähungen oder ggf. Schleimhautläsionen (Ulcera / Geschwüre) beobachtet. Um Entzündungen der Darmschleimhaut von anderen Darmstörungen und um unter- schiedliche Arten der Entzündung vonein- ander abzugrenzen, ist die gezielte Untersu- chung von Entzündungsmarkern im Stuhl sinnvoll. Eine Entzündung ist die häufigste Ursache von Darmstörungen. Selbst die Analyse aller Entzündungsmarker beantwortet die Frage „Entzündung: ja / nein“ nur zu ca. 80 %. Es bleibt eine diagnos- tische Lücke, insbesondere bei chronischen Enteritiden. Die Untersuchung des Stuhles auf enteropa- thogene Erreger gibt wesentliche Hinweise auf Ursachen von Enteritis. Enteropathoge- ne Bakterien wie Salmonellen oder Campy- lobacter sind gegenwärtig zweithäufigste Ursache akuter Darmentzündungen – am häufigsten treten Infektionen mit Norovi- ren auf. Enteropathogene Parasiten, insbe- sondere Blastocystis ssp. und andere Einzel- ler, sind oft Ursache chronisch-rezidivieren- der Darmentzündungen. Auch Pilze (stets quantitativ bestimmen!), hämolysierende E.coli-Biovare oder Helicobacter pylori kön- nen ernstzunehmende entzündliche Erkran- kungen verursachen. Wichtige Hinweise auf Entzündungen der Darmschleimhaut gibt die Untersuchung der lokalen Körperabwehr (Schleimhautimmu- nität). Ein Überschuss an sekretorischem Bakterien Viren Parasiten Enteritis-Salmonellen (S. typhimurium, S. enteritidi, u. a.) Salmonella Typhi Salmonella Paratyphi Campylobacter (C. jejuni, C. coli) Yersinia (Y. enterocolitica, Y. pseudotuberculosis) Clostridium difficil Darmpathogene E. coli (EHEC, ETEC, EIEC, EPEC, EAggEC, ShigEC, E.coli hämolysierend) Shigella Vibrio ssp. (V. cholerae, V. parahämolyticus) Aeromonas Plesiomonas „Lebensmittelvergifter” (Cl. perfringens, Bacillus cereus, Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa u. a.) Noro- Rota- Adeno- Cytomegalie- Astro- Blastocystis ssp. Entamoeba (histolytica) Giardia lamblia Kryptosporidien, (Kokzidien) Mikrosporidien Nematoden (Rundwürmer): - Askaris (Spul-) - Ancylostoma, Necator (Haken-) - Trichuris (Peitschen-) - Oxyuris (Maden-) Cestoden (Bandwürmer): - Taenia - Diphyllobotrium u. a. Tab. 1: Überblick zu enteropathogenen Bakterien, Viren und Parasiten widmete sich von Anfang an der Mikro- biologie. 1988 kam er in Kontakt mit der Complementärmedizin. Diese Kenntnisse nutzend gründete er 1994 „Vitatest Medizinische Labordiagnos- tik“ in Wildflecken / Rhön. Kontinuier- lich ergänzte er die zur Damsanierung nötige Stuhldiagnostik mit spezieller Blutdiagnostik (wie IgE- und IgG-Aller- gie, Präventivmedizin) sowie spezieller Urindiagnostik für Ausleitung und Ent- giftung (wie Leaky-Gut, Übersäuerung und ADHS). Kontakt: D-97772 Wildflecken Tel. 09745 / 91910 Dr. med. vet. Peter Rosler

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Labordiagnose

26 Mai | 2012

Entzündung an der DarmschleimhautSinnvolle Diagnostik – erfolgreiche Therapie | Dr. Peter Rosler

Entzündung (Inflammation) ist eine cha-rakteristische Antwort von Gewebe auf ei-nen äußeren oder innerlichen, potenziellschädigenden Reiz mit der Funktion, die-sen Reiz zu beseitigen, dessen Ausbreitungzu unterbinden und ggf. eingetreteneSchäden zu reparieren.

Jeder das physiologische Maß übersteigen-de Reiz kann eine Entzündung auslösen:

• physikalische Reize: mechanisch (z. B.Druck, Verletzung, Fremdkörper), thermi-sche (z. B. Wärme, Kälte), Strahlung (UV,Infrarot, radioaktiv)

• chemische Reize: z. B. Säuren, Laugen,Toxine / entgleiste Enzyme, wie z. B. beider Pankreatitis / Allergene und Autoal-lergene

• biologische Reize = Mikroorganismen(Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten).

Eine Entzündung kann in einem umschrie-benen Gebiet lokal oder als systemische Ent-zündungsreaktion vorliegen. Die Entzün-dungsreaktion wird vom Bindegewebe, denBlutgefäßen und dem Immunsystem getra-gen. Nach zeitlichem Ablauf unterteilt manEntzündungen in akut, subakut, chronischoder rezidivierend.

Nach Lokalisation der Entzündung wird eineEntzündung des Verdauungstraktes bei-spielsweise als Gastritis (Magen-Entzün-dung), Gastro-Enteritis (Magen-Darm-Ent-zündung), Enteritis (Dünndarm-Entzün-dung), Colitis (Dickdarm-Entzündung) oderEntero-Colitis (Dünn- und Dickdarm-Ent-zündung) bezeichnet.

Die klinischen Symptome einer Darm-schleimhautentzündung sind wenig spezi-fisch. Meist werden Durchfall, Verstopfung,Änderung der Stuhlkonsistenz, Stuhl-Bei-mengungen / -Auflagerungen (Schleim,Blut), Schmerzen, Blähungen oder ggf.Schleimhautläsionen (Ulcera / Geschwüre)beobachtet.

Um Entzündungen der Darmschleimhautvon anderen Darmstörungen und um unter-schiedliche Arten der Entzündung vonein-ander abzugrenzen, ist die gezielte Untersu-chung von Entzündungsmarkern im Stuhl

sinnvoll. Eine Entzündung ist die häufigsteUrsache von Darmstörungen.

Selbst die Analyse aller Entzündungsmarkerbeantwortet die Frage „Entzündung: ja /nein“ nur zu ca. 80 %. Es bleibt eine diagnos-tische Lücke, insbesondere bei chronischenEnteritiden.

Die Untersuchung des Stuhles auf enteropa-thogene Erreger gibt wesentliche Hinweiseauf Ursachen von Enteritis. Enteropathoge-ne Bakterien wie Salmonellen oder Campy-lobacter sind gegenwärtig zweithäufigsteUrsache akuter Darmentzündungen – amhäufigsten treten Infektionen mit Norovi-ren auf. Enteropathogene Parasiten, insbe-sondere Blastocystis ssp. und andere Einzel-ler, sind oft Ursache chronisch-rezidivieren-der Darmentzündungen. Auch Pilze (stetsquantitativ bestimmen!), hämolysierendeE.coli-Biovare oder Helicobacter pylori kön-nen ernstzunehmende entzündliche Erkran-kungen verursachen.

Wichtige Hinweise auf Entzündungen derDarmschleimhaut gibt die Untersuchung derlokalen Körperabwehr (Schleimhautimmu-nität). Ein Überschuss an sekretorischem

Bakterien Viren Parasiten

Enteritis-Salmonellen (S. typhimurium, S. enteritidi, u. a.)Salmonella TyphiSalmonella ParatyphiCampylobacter (C. jejuni, C. coli)Yersinia (Y. enterocolitica, Y. pseudotuberculosis)Clostridium difficilDarmpathogene E. coli (EHEC, ETEC, EIEC, EPEC, EAggEC, ShigEC, E.coli hämolysierend)ShigellaVibrio ssp. (V. cholerae, V. parahämolyticus)AeromonasPlesiomonas„Lebensmittelvergifter” (Cl. perfringens,Bacillus cereus, Staphylococcus aureus,Pseudomonas aeruginosa u. a.)

Noro-Rota-Adeno-Cytomegalie-Astro-

Blastocystis ssp.Entamoeba (histolytica)Giardia lambliaKryptosporidien, (Kokzidien)MikrosporidienNematoden (Rundwürmer):

- Askaris (Spul-)- Ancylostoma, Necator (Haken-)

- Trichuris (Peitschen-)- Oxyuris (Maden-)

Cestoden (Bandwürmer):- Taenia- Diphyllobotrium u. a.

Tab. 1: Überblick zu enteropathogenen Bakterien, Viren und Parasiten

widmete sich von Anfang an der Mikro-biologie. 1988 kam er in Kontakt mitder Complementärmedizin. DieseKenntnisse nutzend gründete er 1994„Vitatest Medizinische Labordiagnos-tik“ in Wildflecken / Rhön. Kontinuier-lich ergänzte er die zur Damsanierungnötige Stuhldiagnostik mit speziellerBlutdiagnostik (wie IgE- und IgG-Aller-gie, Präventivmedizin) sowie speziellerUrindiagnostik für Ausleitung und Ent-giftung (wie Leaky-Gut, Übersäuerungund ADHS).

Kontakt:D-97772 WildfleckenTel. 09745 / 91910

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Mai | 2012

Immunglobulin A (sIgAgesamt bzw. sIgA1 und sIgA2) weist eine lokaleÜberaktivität der Abwehr nach, das so genannte „Eiweiß-Verlust-Syndrom“. sIgA1 wird vor allem im Dünndarm, sIgA2 im Dickdarm ge-bildet; deren überhöhte Werte deuten somit Entzündungen im Dünn-bzw. Dickdarm an. Probiotika aus Bifidobakterien / Laktobazillenwirken immunstimulierend und -modulierend und sind daher sowohlbei Mangel als auch bei erhöhtem sIgA indiziert, während immunsti-mulierende Präparate aus E. coli bei Überaktivität der lokalen Ab-wehr kontraindiziert sind.

Defensine sind Peptide mit antibiotischer Aktivität, werden imDarmepithel gebildet und schützen vor dem Eindringen luminaler Er-reger. Erhöhte Werte zeigen überhöhte Aktivität der lokalen Abwehran, z. B. bei Infektion mit H. pylori, Enteritis-Erregern, Fäulnis-Dys-biose oder Mykose.

Ein Mangel an Defensinen wird mit lokaler Abwehrschwäche, einge-schränkter Barrierefunktion bzw. bakterieller Überwucherung in Zu-sammenhang gebracht und soll Aussagen zu Entzündung und Inte-grität der Darmschleimhaut, z. B. bei Morbus Crohn, gestatten.

Häufige Ursache von Entzündungen der Darmschleimhaut sind Nah-rungsmittel-Unverträglichkeit und -Allergie. Erhöhtes Histaminist ein etablierter Parameter zum Nachweis von Unverträglichkeit (ins-besondere „E“-Zusatzstoffe), Politoxikomanie und Stress, aber immerauch Hinweis auf Entzündung.

Ursachen überhöhter Histaminausschüttung können eine erhöhteZufuhr histaminhaltiger Nahrungsmittel (Rotwein, Hartkäse, See-fisch, Krustentiere, Schweinefleisch, Sauerkraut, Konservierungs-mittel, Farbstoffe etc.) oder eine verstärkte Freisetzung von Hista-min aus Mastzellen sein. Dort und in basophilen Granulozyten wirdHistamin gebildet und gespeichert. Degranulation dieser Zellendurch IgE bei Allergie oder andere Liberatoren wie Kaffee, Schokola-de, Medikamente (z. B. Analgetika, Kardiaka, Säureblocker) oder ver-schiedene Zusatzstoffe (z. B. Geschmacksverstärker) führt zur Frei-setzung von Histamin. Dadurch kommt es am Darm zu entzündlichenVeränderungen mit unspezifischen Störungen (Meteorismus, Diar-rhoe, Schmerzen).

Das Enzym Diaminioxidase (DAO) wird im Dünndarm gebildet undbaut Histamin ab. DAO-Werte müssen in Zusammenhang mit Klinik,Anamnese und Histaminwert interpretiert werden. Hohe Histamin-werte bei niedrigem DAO-Wert deuten DAO-Mangel an.

Serotonin kommt zu ca. 95 % im Darm vor. Es wirkt im ZNS (Verhal-tensregulation) und in der Peripherie (glatte Muskulatur, Darm,Atemtrakt, Immunsystem, Thrombozyten, Insulinsekretion, Leber).

Ein Serotoninmangel in der Peripherie wird bei Reizdarm, Immunstö-rungen, Insulinsekretionsstörungen und Störungen der Leberregene-ration beobachtet.

Eine übermäßige Bildung und Ausscheidung von Serotonin wird inZusammenhang gebracht mit dem „Suchtpotenzial“ allergisierenderNahrungsmittel, insbesondere im Zusammenhang mit IgG-vermit-telten Allergien.

Enterales IgE und enterales IgG sind Parameter zum Nachweis vonNahrungsmittel-Allergien (Typ 1 bzw. 3). Für diese Parameter wird einspezielles Transport-Kit benötigt (Stabilität!).

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Labordiagnose

28 Mai | 2012

Enterales Immunglobulin E (eIgE) gilt fürdie Darmmukosa sowohl als Schutzfaktorgegen enterale Parasitosen wie auch alsPathogenitätsfaktor überhöhter immunolo-gischer Reaktionen wie Entzündung beiNahrungsmittel-Allergie Typ 1. Nur 10 % derGesamtmenge befinden sich im Blut, 90 %hingegen im Darm, wobei keine Korrelatio-nen mit akuten oder chronischen Entzün-dungen bestehen. Bei unbestätigtem klini-schem Verdacht auf eine Nahrungsmittel-Allergie ist daran zu denken, dass dieseoftmals verspätet, IgG-vermittelt, stattfin-det.

Wichtig ist die Differenzialdiagnose gegen-über einer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit/ Histaminose.

Überhöhte Werte von eIgE deuten die Mög-lichkeit einer akuten Nahrungsmittel-Aller-gie Typ 1 durch Nahrungsmittel bzw. durchabgeschluckte oder kreuzreagierende Inha-lationsallergene bedingt an. Zur Abklärungeiner möglichen Allergie sind eine umfas-sende Anamnese, ggf. das Führen eines Er-nährungstagebuches und Blutuntersuchun-gen auf spezifische IgE-Antikörper ratsam.Im Blut sollten Gesamt-IgE, Screening In-halationsallergene, Gruppen-Screening vonNahrungsmittel-Allergenen sowie eventuellEinzelnahrungsmittel-Allergene bestimmtwerden. Haut-Tests sind unsicher und un-vollständig.

Überhöhte Werte des enteralen Immunglo-bulin G (eIgG) deuten eine „verspätete“,

IgG-vermittelte Nahrungsmittel-Allergievom Typ 3 an. Zur Klärung der verantwortli-chen Nahrungsmittel-Allergene wird die Be-stimmung von IgG-Antikörpern im Blut(Nutrigenes Belastungsprofil) empfohlen.Im Rahmen einer Stufen-Diagnostik stehenein Screening-Test mit 22 Nahrungsmittelnsowie Tests mit 90, 180 oder 271 Nahrungs-mitteln zur Verfügung.

Wegen der Komplexität des Allergiegesche-hens sollte neben IgE- und IgG-vermittelterAllergien auch an Laktose- oder Fruktose-In-toleranz, Gluten-Sensitivität und Histamino-se gedacht werden.

Antigliadin-IgA ist ein Screening-Parame-ter, der auf Gluten-Unverträglichkeit hin-weist und auch bei Darmentzündungenüberhöht sein kann. Differenzial-Diagnostikzu Zöliakie / Sprue ist durch eine Blutunter-suchung möglich.

Zur Aussage ob eine akute oder chronischeEntzündung vorliegt, eignen sich die Ent-zündungsmarker CRP „sensitiv“ (CRPs) undCalprotectin.

CRPs ist das klassische „akute-Phase-Protein“, das aufgrund der Stimulation durchZytokine (z. B. Interleukin-6) entsteht,Komplement und Makrophagen / Killerzel-len aktiviert, die Phagozytose stimuliert so-wie neutrophile Granulozyten inhibiert unddamit die Entsorgung verbrauchten Gewe-bes und die Opsonisierung von Mikroorga-nismen auslöst. Indikationen zur Analyseim Stuhl sind: akute und chronische Nah-rungsmittel-Unverträglichkeit und -Aller-gie, chronische Enteritiden, Krebs, abdomi-nale Schmerzen mit Verdacht auf Entzün-dung sowie deren Verlaufskontrolle.Überhöhte Werte des CRPs im Stuhl deutenfrühzeitig und empfindlich Entzündungs-und Abwehrvorgänge an der Darmschleim-haut an, oftmals der klinischen Symptoma-tik von Schmerzen und Diarrhoe vorausge-hend. Sie sind ein Indikator für Gewebe-schäden und erhöhte Durchlässigkeit (sogenanntes Leaky-Gut-Syndrom).

Calprotectin ist als kalzium- und zinkbin-dendes Eiweiß mit antibakteriellen Eigen-schaften Hauptbestandteil der löslichenZytosol-Proteine der neutrophilen Granulo-zyten und Makrophagen. Vermehrtes Vor-kommen deutet auf akute oder chronischeEntzündungsprozesse der Darmschleimhauthin. Auch bei Polypen oder Karzinomen ander Darmschleimhaut kann der Wert erhöhtsein. Der Parameter eignet sich zur Unter-

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Mai | 2012

Literaturhinweis

scheidung organischer von funktionell bedingten Diarrhoen. Erhöh-te Calprotectin-Werte deuten organische, meist entzündlich beding-te Veränderungen der Darmschleimhaut an.

Weniger geeignet (und daher überholt) zum Nachweis von Darment-zündungen sind die Stuhl-Parameter >1-Antitrypsin, Lactoferrin,PMN-Elastase und Albumin.

Der Nachweis okkulten Blutes bzw. von Hämoglobin / Haptoglo-bin im Stuhl sind ein Hinweis auf Blutverluste im Darm. Ursachenkönnen Geschwüre, Geschwülste, Polypen oder entzündliche Darm-erkrankungen sein. Die Bestimmung von Hämoglobin / Haptoglobinim Stuhl ist sensitiver als der Nachweis okkulten Blutes und erfordertkeine vorgeschaltete Diäteinhaltung (wie kein rohes Fleisch, keineVitamin-C-Gaben etc.) und wird daher für Risikogruppen empfohlen.Jeder Nachweis bedarf dringend einer weiteren Abklärung.

Vor Coloskopie empfehlen wir die Bestimmung des TumormarkersM2PK im Stuhl. Der M2PK-Test weist die Pyruvat-Kinase nach, einspezifisches Enzym für behandlungsbedürftige Magen-Darm-Erkran-kungen wie entzündete Polypen, Divertikel, Enteritiden und vor al-lem Tumoren im gesamten Gastrointestinal-Bereich. Ein negativerNachweis ist kein sicherer Ausschluss eines Kolon-Karzinoms. Über-höhte Werte (> 30 U/ml) deuten auf die Möglichkeit von Karzino-men, welche ggf. mittels Endoskopie nachgewiesen oder ausge-schlossen werden.

Die Basis der Therapie bei Darmentzündungen bildet eine Schon-kost (leichte Vollkost) ggf. mit Elimination glutenhaltiger Getreide-produkte, Eiern, Kuhmilch und Hefe. Bei schmerzhaften Entzün-dungsprozessen sollten für eine Woche ausschließlich gekochte Kar-toffeln bzw. gekochter Reis in täglicher Abwechslung verzehrtwerden. Die Einnahme von Verdauungsenzymen sowie hochdosier-ten Mikronährstoffen (z. B. Glutamin, Vitamin C, Vitamin E, Curcu-ma), von Heilerde und Karminativa (Galant, Ingwer, Salbei, Okouba-ka) sowie von Colostrum und Antihistamin (Vitasan) ist hilfreich.Probiotika bzw. patientenadaptierte Probiotika (Bifido / Lakto) wir-ken nicht nur immunstimulierend, sondern auch -modulierend, d. h.schleimhautabdichtend. Die weitere Therapie der Entzündung er-folgt individuell gemäß Analysewerten kausal und / oder symptoma-tisch. Entsprechende Therapeutika-Empfehlungen auf überwiegendnaturheilkundlicher Basis können der nebenstehenden Abbildungentnommen werden.

Fazit

Entzündungen sind die häufigste Ursache von Darmstörungen. Ge-zielte Untersuchungen von Entzündungsmarkern im Stuhl dienen so-wohl der Abgrenzung von unterschiedlichen Entzündungsursachenuntereinander als auch der Abgrenzung der Entzündung von anderenDarmstörungen. Insbesondere bei chronischen Enteritiden kann ei-ne Darmentzündung in nur etwa 80 % der Fälle durch Stuhlunter-suchungen diagnostiziert werden.

Hammerschmidt, V. et al. (1999): Diarrhöen – Labordiagnostik chronisch entzündlicherund immunologischer Erkrankungen. Naturheilpraxis 05/1999http://www.netdoktor.at/krankheiten