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NL LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG und Heft 4, 2002 Einzelverkaufspreis: 7,50 Euro Beilage: Rote Liste Moose NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG

LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG NLsen und sich auszubreiten (vgl. Abb. 3 u. 4). Die Entwicklung der Bestandszahlen ein-schließlich Quellenangaben ist in Tabelle 1 dargestellt. Gestützt

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NL

LANDESUMWELTAMTBRANDENBURG

uunnddHeft 4, 2002

Einzelverkaufspreis: 7,50 Euro

Beilage: Rote Liste Moose

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG

218 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

Natur 2003

Baum des Jahres 2003 Schwarzerle Informationen beim/bei:Kuratorium „Baum des Jahres“ Universität RostockKneippstraße 15, 95615 MarktredwitzTel. 09 31/98 58 48

Blume des Jahres 2003 Kornrade Stiftung Naturschutz HamburgSteintorweg 8 III, 20099 HamburgTel. 0 40/24 34 43

Orchidee des Jahres 2003 Fliegenragwurz Arbeitskreis Heimische Orchideen BrandenburgWolfstraße 6, 15345 RehfeldeE-Mail: [email protected]

Pilz des Jahres 2003 Papageigrüner Saftling Deutsche Gesellschaft für MykologieTel. 0 65 74/2 75, www.dgfm-ev.de

Insekt des Jahres 2003 Feldgrille Kuratorium „Insekt des Jahres“Deutsches Entomologisches InstitutSchicklerstraße 5, 16225 EberswaldeTel. 0 33 34/5 89 80

Fisch des Jahres 2003 Barbe Verband Deutscher Sportfischer e.V.Siemensstraße 11 - 13, 63071 Offenbach/MainTel. 0 69/85 50 06

Vogel des Jahres 2003 Mauersegler Naturschutzbund DeutschlandHerbert-Rabius-Straße 26, 53225 BonnTel. 02 28/4 03 61 74

Landesbund für Vogelschutz in BayernKirchenstraße 8, 91161 HilpoltsteinTel. 0 91 74/90 85

Wildtier des Jahres Wolf Schutzgemeinschaft Deutsches Wild e.V.Adenauerallee 214, 53115 BonnTel. 02 28/2 69 22-17

Biotop des Jahres 2003 Garten Naturschutzzentrum HessenOrganisationsbüro Biotop des JahresLeibnitzstraße 10, 45659 RecklinghausenTel. 0 64 41/92 48 00

Landschaft des Jahres 2003 Das Lebuser Land Naturschutzvereinigung„Naturfreunde Internationale“Dieffenbachstraße 36, WienTel. 0 04 31/8 92 38 77

Fotos: F. Zimmermann

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002 219

Impressum

Herausgeber: Landesumweltamt Branden-burg (LUA)

Schriftleitung: LUA/Abteilung NaturschutzDr. Matthias HilleBarbara Kehl

Beirat: Lothar BlackertDietrich BraaschDr. Martin FladeDr. Lothar KalbeDr. Matthias KühlingDr. Bärbel LitzbarskiDr. Annemarie SchaepeDr. Thomas SchoknechtDr. Frank Zimmermann

Anschrift: Landesumweltamt Branden-burg, Abt. NaturschutzPF 60106114410 PotsdamTel. 0331.277 62 16Fax 0331.277 61 83

Autoren werden gebeten, Manuskripte in Maschi-nenschrift (wenn möglich auf Diskette – Word-Fließtext) an die Schriftleitung zu senden.Autoren erhalten einige Exemplare des betreffen-den Heftes. Die Redaktion behält sich eine Überar-beitung eingesandter Beiträge in Abstimmung mitden Autoren vor. Bereits in anderen Zeitschriftenveröffentlichte Beiträge können nur in besonderenFällen berücksichtigt werden.

Redaktionsschluss: 29. November 2002

Layout/ Brandenburgische Universi-Druck/ tätsdruckerei und Verlags-Versand: gesellschaft Potsdam mbH

Karl-Liebknecht-Str. 24/2514476 GolmTel. 0331.56 89 0Fax 0331.56 89 16

Bezugsbedingungen:Jährlich erscheinen 4 Hefte.Bezugspreis im Abonnement:10,70 Euro pro Jahrgang, Einzelheft 3,30 Euro.Abonnement- und Einzelheftbestellungen sind andas Landesumweltamt zu richten. Die Einzelpreiseder Hefte mit Roten Listen sowie der thematischenHefte werden gesondert festgelegt. Die Zustellkos-ten sind eingeschlossen. Die Lieferung erfolgt nachZahlung einer Vorausrechnung. Namentlich ge-kennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt dieMeinung der Redaktion wieder. Die Vervielfälti-gung der Karten erfolgt mit Genehmigung des Lan-desvermessungsamtes Brandenburg (GB-G 1/99).Diese Zeitschrift ist auf chlorfrei gebleichtem Papiergedruckt.

Titelbild: Biber bei der NahrungsaufnahmeFoto: J. Teubner

Rücktitel: Biberburg in der BergbaufolgelandschaftFoto: J. Teubner

Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg

11. Jahrgang Heft 4, 2002

Inhaltsverzeichis

NATUR DES JAHRES 2003 218

DIETRICH DOLCH, DIETRICH HEIDECKE, JANA UND JENS TEUBNER

Der Biber im Land Brandenburg 220

ANSELM KRUMBIEGEL, FRANK MEYER, UWE SCHRÖDER, ANDREAS SUNDERMEIER, DETLEF WAHL

Dynamik und Naturschutzwert annueller Uferfluren der Buhnenfelder im brandenburgischen Elbtal 235

RALPH PLATEN, JUTTA RADEMACHER

Charakterisierung von Kiefernwäldern und -forsten durch Spinnen in den Bundesländern Berlin und Brandenburg 243

KURZBEITRÄGE

Vom Reichtum des Alterns – Biologische Vielfalt im Buchenwald 252

Erkenntnisse aus der Individualmarkierung im Wanderfalken-Baumbrüterprojekt 253

KLEINE MITTEILUNGEN 254

TAGUNGEN 256

LITERATURSCHAU 258

NATURSCHUTZ ONLINE 259

JÜRGEN KLAWITTER, STEFAN RÄTZEL, ANNEMARIE SCHAEPE

Gesamtartenliste und Rote Liste der Moose des Landes Brandenburg

ENTGEGEN DER WEIT VERBREITETEN ANSICHT WAR DER ELBEBIBER NIE GANZ AUS BRANDENBURG VERSCHWUNDEN

UND IST GEGENWÄRTIG DABEI, DIE GESAMTE LANDESFLÄCHE WIEDER ZU BESIEDELN.

DIETRICH DOLCH, DIETRICH HEIDECKE, JANA UND JENS TEUBNER

Der Biber im Land Brandenburg

Schlagwörter: Biber (Castor fiber), aktueller Status, Verbreitung in Brandenburg und Deutschland,Bestandsentwicklung, Wiederansiedlungen, Systematik

Schorfheide, im ehemaligen Kreis Templinund im Odergebiet bewirkten eine anhal-tend positive Bestandsentwicklung. Seit den1990er Jahren wandern verstärkt osteuropä-ische Biber in das Odergebiet ein. Hier bildetsich zunehmend eine Hybridisierungszone

beider Unterarten aus, die eine wertvolleMöglichkeit für systematische und popula-tionsgenetische Forschungen darstellt.Zum Verständnis der sich aus dieser Situa-tion ergebenden taxonomischen wie zoo-geographischen Aspekte des Artenschutzes

Zusammenfassung

Der Biber besiedelt gegenwärtig 45 % (min-destens 134 von 298 TK) der LandesflächeBrandenburgs. Rasterbasis sind dabei die To-pographischen Karten (TK) 1:25.000, die fürfaunistische Erhebungen übliche Grundlage.Die anhaltend progressive Bestandsentwick-lung des Elbebibers hat in den zurückliegen-den zehn Jahren in fast allen von ihm inBrandenburg besiedelten Regionen zu Areal-gewinn an den Verbreitungsgrenzen ge-führt, während in den Verbreitungsschwer-punkten in der Regel eine weitere Verdich-tung der Ansiedlungen erfolgte. Wiesen 198979 TK Brandenburgs Biberansiedlungen auf,so sind es 2001/2002 bereits 134 TK. Dasbedeutet eine Zunahme auf 168 %. Dabeiist allerdings zu beachten, dass die Revier-zahl schneller steigt als die Anzahl der wirk-lich besetzten Reviere, da ein Teil der besie-delten Lebensräume nur ein suboptimalesRessourcenangebot, d.h. nur für einen kur-zen Zeitraum, ausreichend Nahrung bietetund es somit zu turnusartigen Revierwech-seln kommt. Außerdem sind hier die TK mitfestgestellten Biberaktivitäten mit in die Rech-nung eingegangen, ohne dass es in diesenFällen schon zu festen Ansiedlungen kam.Da nur aus wenigen Revieren genaue Zähl-ergebnisse vorliegen, ist eine Bestandsanga-be nur bedingt möglich. Das vorliegendeMaterial erlaubt nur eine Bestandsschät-zung. Nach Hochrechnung der Daten ausden Beobachtungsmitteilungen der ehren-amtlichen Biberbetreuer leben zur Zeit etwa1.700 (1.600 bis maximal 1.800) Biber inBrandenburg. Mit fast einem Drittel amgegenwärtig auf 6.000 Tiere bezifferten Ge-samt-(Welt-)Bestand des Elbebibers trägtdas Land Brandenburg für die Bestandser-haltung dieser autochthonen Subspezies ei-ne besondere Verantwortung.Aus einer Rasterkarte zur Verbreitung des Bi-bers in der Bundesrepublik werden der hoheAnteil in Brandenburg wie auch der Anteilder durch Wiederansiedlungen erzieltenArealerweiterung sichtbar. Aus der Doku-mentation der Bestandsentwicklung des Bi-bers während der letzten 110 Jahre gehthervor, dass sich in Brandenburg stets einkleiner Restbestand erhielt. Die aktive Aus-breitung der Biberpopulation im Mittelelbe-gebiet und Wiederansiedlungen in der

Abb. 1Die aktuelle Verbreitung des Bibers in der Bundesrepublik Deutschland(Raster: Topograph. Karte 1:25.000)

220 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002; 220-234

D. DOLCH, D. HEIDECKE, J. U. J. TEUBNER: DER BIBER IM LAND BRANDENBURG 221

wird in dieser Veröffentlichung der derzeiti-ge Kenntnisstand zur Systematik der rezen-ten Castoridae kurz umrissen. Merkmale zurUnterscheidung von Elbe- und osteuropä-ischem Biber werden bildlich dargestellt, umdamit für diesen interessanten Forschungs-aspekt zu motivieren.In der abschließenden Trendprognose wirdbesonders auf die Umsetzung des Arten-schutzprogrammes „Elbebiber und Fischot-ter“ bei wasserbaulichen Unterhaltungs- undAusbaumaßnahmen hingewiesen, damit derarterhaltende Biotopverbund über die Kanäleund Wasserstraßen erhalten bleibt und Bar-rieren vermieden, ja sogar abgebaut werden.

1 Einleitung

Zu starke Bejagung, aber auch Vertreibunginfolge wirtschaftlicher Erschließung groß-räumiger Feuchtgebiete ließen in den ver-gangenen Jahrhunderten den Biber aus wei-ten Teilen Mitteleuropas verschwinden. Soauch in Brandenburg, wie sehr früh einset-zende erste Bemühungen zum Schutz des Bi-bers erkennen lassen. Bereits 1714 wurde aufVeranlassung des preußischen Königs Fried-rich Wilhelm I. angeordnet, „bey Vermei-dung willkürlich harter Bestrafung“ den Biberzu schonen und dessen Vermehrung zu för-dern (HINZE 1934). Am Ende des 18. Jahr-hunderts gibt es in den Flussgebieten der Ha-vel, Welse, Finow und unteren Oder keineautochthonen Biberansiedlungen mehr. DasEinzugsgebiet der unteren Oder bleibt für et-wa 170 Jahre biberfrei. Während Oberförstervon MEYERLING (1827, zit. in SCHULZ 1845)noch Bibervorkommen an der Nuthe be-schrieb, bezeichnet SCHULZ (1845) den Biberin der Mark als außerordentlich selten. Ende des 19. Jahrhunderts galt die Art inBrandenburg, wie in weiten Teilen Deutsch-lands, als ausgestorben (HINZE 1950). Nur imEinzugsbereich der Elbe überlebte ein kleinerRestbestand, der aber bei genauer Betrach-tung der heutigen Landesgrenzen bis in dieBundesländer Brandenburg und Sachsenüber das Land Sachsen-Anhalt hinaus reich-te. Über Jahrzehnte als vom Aussterben be-droht, streng geschützt und durch zahlreicheSchutzprogramme und Wiederansiedlungs-projekte gefördert, besiedelt der Biber wie-der weite Teile Deutschlands (vgl. Abb. 1)und erscheint mit 10.000 Bibern in seinemFortbestand gesichert. Doch dies um denPreis, dass heute Biberpopulationen unter-schiedlicher Herkunft – und zusätzlich sogarlokal einzelne Kanadische Biber – in der Bun-desrepublik vorkommen. Aus Osteuropa wer-den weitere Biber einwandern. Daraus erge-ben sich naturschutzfachliche Probleme, dienicht nur Gegenstand wissenschaftlicher Dis-pute sind, sondern auch bei naturschutzstra-tegischen Entscheidungen beachtet werdensollten.Der Bestand der Unterart Castor fiber albi-cus weltweit, d.h. in Deutschland, den Nie-derlanden und Dänemark, ist gegenwärtigauf ca. 6.000 Tiere angewachsen. Dies ist imVergleich zu den Beständen der anderen eu-

rasischen Unterarten ein verhältnismäßigkleiner Bestand, der durchaus noch als sehranfällig und schutzbedürftig einzustufen ist.Für seinen Fortbestand tragen die Bundes-länder Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Meck-lenburg-Vorpommern und Sachsen eine ho-he Verantwortung. In Brandenburg siedeln derzeit ca. 28 % desElbebiber-Bestandes, in dessen Areal aberzunehmend osteuropäische Biber über dieWarta, Moldau und aus dem Main-Donau-Gebiet (letztere die Länder Sachsen undThüringen betreffend) einwandern werden.Dieser Umstand gebietet eine anschließendeDarstellung zur Systematik der Castoridaeund biogeographischer wie naturschutz-rechtlicher Konsequenzen.

2 Zur historischen Entwick-lung des Biberbestandes

Entgegen der verbreiteten Auffassung ist derBiber in Brandenburg – wie bereits eingangserwähnt – nie gänzlich verschwunden. Zu-mindest für das Unterelbe-Havel-Gebiet lie-gen für alle Zeithorizonte des 19. und 20. Jahrhunderts Nachweise vor (vgl. Abb. 2).

Auch im Gebiet der Schwarzen Elster dürfteneinzelne Biberansiedlungen die große Aus-bauphase mit Flusseindeichung Mitte des19. Jahrhunderts überlebt haben. Leider lie-gen konkrete Nachweise dazu nur aus demUnterlauf auf sachsen-anhaltinischem Ge-biet vor.

Abb. 2Die historische Verbreitung des Elbebibers 1890, 1913, 1919 und 1939(nach FRIEDRICH 1894, BEHR 1913 und 1919, Datenerfassung der Bisamjäger 1940; ergänzt)

2.1 Die aktive Ausbreitung der Biberpopulation

Mit der Stabilisierung und Ausbreitung derBiberpopulation im Mittelelbegebiet in den30er Jahren des 20. Jahrhunderts wandertenBiber zunehmend in die Gebiete der UnterenHavel (1939 Biberburg am Pritzerber See: O.Körner, mdl.), den Elbeabschnitt zwischenTorgau und Mühlberg und in die SchwarzeElster ein (PETERS 1940). Zu diesem Zeitpunktwird ersichtlich, dass auch in Brandenburgein sich entwickelnder Biberbestand existiert(vgl. Abb. 3). Dieser wurde gestützt durchdie erste neuzeitliche und zudem erfolgrei-che Umsiedlung von Elbebibern in dieSchorfheide (s. dazu Abschnitt 2.2). DieAuswirkungen des 2. Weltkrieges führten zueinem katastrophalen Zusammenbruch derBiberpopulation, von dem auch die bran-denburgischen Biber nicht verschont blie-ben. Erst in den sechziger und siebziger Jah-ren begannen die Naturschutzmaßnahmen(u.a. Ausweisung von Naturschutz- und spä-ter auch Biberschongebieten) für den inzwi-schen als vom Aussterben bedroht geschütz-ten Elbebiber zu greifen. Der Bestand be-gann, kontinuierlich (exponenziell) zu wach-sen und sich auszubreiten (vgl. Abb. 3 u. 4).Die Entwicklung der Bestandszahlen ein-schließlich Quellenangaben ist in Tabelle 1dargestellt. Gestützt durch zwei weitere Wiederansied-lungen im Raum Templin (1973) und imOdergebiet (1984-1989) wurde eine zuneh-mend flächendeckende Besiedlung desNordteils Brandenburgs eingeleitet. Der Bi-berbestand wuchs auf aktuell ca. 1.700 Bi-ber (in 458 Ansiedlungen) an und wird wei-ter jährlich um etwa 5 bis 7 % steigen. Die bestandsfördernde Effizienz der Biber-wiederansiedlungen ist quantifizierbar. InAbb. 1 sind die heute besiedelten TK-Raster,die aus den Wiederansiedlungen hervorge-hen, mit Grau unterlegt. Es wird deutlich,dass der gesamte Nordost-Teil Brandenburgsbetroffen ist. Dies sind 46 % des besiedeltenbrandenburgischen Areals, in dem 54 % desbrandenburgischen Biberbestandes leben.

2.2 Anthropogene Wiederansiedlungen2.2.1 SchorfheideDer Anfang des 20. Jahrhunderts noch exis-tierende reliktäre Bestand des Elbebibers imEinzugsbereich der Mittleren Elbe war durchweitere Lebensraumverluste sowie nachge-wiesene Tbc-Erkrankungen nach Einschät-zung von Bibervater G. Hinze stark gefähr-det. Er engagierte sich dafür, dass auch derElbebiber in das Wildartenvermehrungs- undAussetzungsprogramm der Stiftung Natur-schutzgebiet (NSG) Schorfheide aufgenom-men wurde. Hierfür schien das urwüchsigeWaldgebiet der Schorfheide besonders gutgeeignet. Dorf- und Gewässernamen wieBebersee lassen auf das frühere Vorkommendes Bibers schließen, der, obgleich noch1725 bei Androhung von „200 Thaler Stra-fe“ vor Verfolgung geschützt, bereits 1745per Verordnung „von einem jeden ohneUnterschied geschossen“ werden durfte undso frühzeitig in der Heide ausgerottet wor-

222 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

Abb. 3Die historische Verbreitung des Elbebibers 1947, 1957, 1973 und 1990(nach HOFFMANN 1967, 1977 und Arbeitskreisunterlagen; ergänzt)

Abb. 4Entwicklung des Biberbestandes in den Ländern Brandenburg und Berlin

D. DOLCH, D. HEIDECKE, J. U. J. TEUBNER: DER BIBER IM LAND BRANDENBURG 223

den war (BUCHHOLZ & CONINX 1969). Mitdem o. g. Programm wurden zwischen 1935und 1943 in drei Gebieten der Schorfheide,an den Pinnowseen, am Großen Lubowseeund am Werbellinsee Elbebiber ausgesetzt(GOETHE 1959, HOFFMANN 1967 & 1977, PA-GEL 1988, PAGEL & RECKER 1992, PUPPE & STUB-BE 1964, RECKER 1990, SIEBER 1971, 1983).

2.2.1.1 Die Aussetzungsgebietea) PinnowseenDas nordöstlich von Groß Schönebeck gele-gene Gebiet der Pinnowseen ist charakteri-siert durch zwei flache Rinnenseen, an derenvermoorte Uferschlenken Bruchwälder an-grenzen. Diese Landschaft mit weiteren klei-nen Seen, Tümpeln, Gräben, Sumpf- undVerlandungsgebieten unterliegt aufgrundlangperiodischer Veränderungen des Grund-wasserstandes einem starken Wandel.b) Großer LubowseeDer Große Lubowsee liegt als flachufrigerRestsee, von einem breiten Verlandungsgür-tel umgeben, inmitten der ausgedehntenLubow-Niederung, die im 17. Jahrhundertzeitweise als Staubecken für eine in die Glet-schertormulde zum Werbellinsee eingebauteWassermühle diente. Im 18. Jahrhundert er-folgte ein Durchstich des schmalen Sand-rückens zwischen Lubow-Niederung undGrimnitzsee, der entscheidenden Einfluss aufdie Wasserstände des Grimnitz-Beckens hatte.c) WerbellinseeDer Werbellinsee ist ein breiter Rinnenseemit zumeist flachen, im Bereich der Altenho-fer Heide auch steilen Uferpartien, die imNorden des Sees mit kleinen und mittlerenErlenwaldkomplexen bestockt sind. Die Süd-hälfte des Sees ist durch größere Niederun-gen mit Erlenwald charakterisiert, an dieauch die Niederungswälder um das Albert-loch und das Wildauer Teichgebiet angren-zen. Von den etwa 500 ha des Ufer- undNiederungsgebietes (ohne Wasserfläche desWerbellinsees) sind aber nur etwa 100 ha alsBiberlebensraum geeignet.

2.2.1.2 Wiederansiedlungen von Bibern im Zeitraum von 1935 bis 1943

a) Pinnowseen-GebietIm Sommer 1936 kam ein männlicher Biberunter Tbc-Verdacht aus dem Forstamt Tor-gau zur Beobachtung in ein Gehege der For-schungsstätte Deutsches Wild am Werbellin-see, das nach dessen Leiter, Forstmeister Dr.Horst Iwan Siewert, auch Siewert-Gehegegenannt wurde (GOETHE 1959, HOFFMANN

1967). Dem erwiesenermaßen gesundenTier wurde nach 1938 durch Vermittlungvon Pfarrer Dr. h. c. Otto Kleinschmidt (Lu-therstadt Wittenberg) ein Weibchen ausdem Elbegebiet, das möglicherweise von Pa-rey/Elbe stammte (O. Koch in litt.), dazu ge-stellt, so dass sich vor Kriegsbeginn einZuchtpaar im Gehege befand. Erstmalig ge-lang hier die erfolgreiche Zucht mit Elbebi-bern, und das Weibchen brachte um 1939 4 Junge zur Welt, von denen eines starb(GOETHE 1959, SIEBER 1971).Die verbliebenen 3 Jungbiber wurden imHerbst 1940 (SIEBER 1971) oder 1941 (SIEBER

1983) an der Brücke über den Verbindungs-graben zwischen dem Kleinen und GroßenPinnow-See ausgesetzt. Etwa 3 Jahre später(1943) wurden die beiden Altbiber aus demSchaugehege an derselben Stelle frei gelas-sen. Weitere Biber waren nach den Recher-chen von SIEBER (1971) im Gehege zu keinerZeit vorhanden.Darüber hinaus sind bereits vor der Ausset-zung der Gehegebiber von Oberlandforst-meister a. D. Dr. Hausendorff gemeinsammit dem vormals Preußischen WildmeisterJohannes Sieber zwischen 1936 (1937) und1938 heimlich Elbebiber, vermutlich 1 Paar,am Großen Pinnow-See (RevierförstereiEichheide des Forstamtes Pechteich) ausge-bracht worden (BUCHHOLZ & CONINX 1969,GOETHE 1959, SIEBER 1971 & 1983). Hau-sendorff bezog die Tiere von Graf Dürck-heim, Steckby. Unabhängig davon fand einedritte Biberaussetzung in diesem Gebietstatt, bei der 1937 durch den damaligen Lei-

ter des Berliner Zoos, Prof. Dr. L. Heck, zweiauf der Internationalen Jagdausstellung inBerlin zur Schau gestellte Biber im Anschlussan diese unmittelbar an den Pinnowseen ineinem kleinen Kunstbau ausgesetzt wurden(Sieber 1971, 1983). Das Biberpaar ent-stammte einer Fangaktion des RevierförstersF. Abendroth aus der näheren Umgebungvon Dessau, der bis zum Herbst 1937 insge-samt 5 Biber (2 Männchen und 3 Weibchen)an der Untermulde, der Obermulde, im Par-nekel-See, in der Rossel bei Roßlau und beiMildensee fing (HOFFMANN 1967).Somit dürften von 1936 (1937) bis 1943 beivier Aussetzungsaktionen insgesamt min-destens 9 Biber aus drei verschiedenenFanggebieten ins Pinnowseengebiet gelangtsein. Nach Beobachtungen des früher im Re-vier tätigen O. Herforth aus Eichhorst warendie Biber von 1937 bis 1939 am Südufer desKleinen Pinnowsees sowie im verbreitertenWestteil östlich der Pinnowseen aktiv, fälltenBäume und bauten sogar Burgen (SIEBER

1971).b) Großer LubowseeDie Biber vom Großen Lubowsee stammennach Aussagen von Obf. Kupfer, dem dama-ligen Verwalter der Revierförsterei Voigts-wiese, aus vermutlich bereits 1936, späte-stens jedoch 1937 getätigten „heimlichen“Aussetzungen von Hausendorff (SIEBER 1971,1983). Diese Ansiedlung, wahrscheinlichwiederum nur ein Paar von Steckby/Elbe(PAGEL & RECKER 1992), dürfte wohl die frü-heste Aussetzung von Elbebibern im enge-ren Werbellinsee-Gebiet gewesen sein.c) Werbellinsee-GebietIm Bereich um das Albertloch und die Wie-senschlenken zum Lindensee wurden in denJahren 1937 bis 1938 durch Hausendorff Bi-ber ausgesetzt (GOETHE 1959, SIEBER 1983),die er vermutlich über Graf Dürckheim be-schaffte. Von 1940 bis 1942 existierte amLindensee eine Biberburg (SIEBER 1971).Insgesamt gelangten nach HOFFMANN (1967)von Ende 1935 bis 1942 möglicherweise et-wa 18 bis 20 Biber aus 5 bis 6 Fanggebietenin das Schorfheidegebiet. Darüber hinausdürften noch Biber über den Grafen Dürck-heim geliefert worden sein, worauf Be-standsreduzierungen von 8 bis 10 Tieren inder Steckby-Lödderitzer Aue zu dieser Zeithinweisen. Die Herkunft der in der Schorf-heide ausgesetzten Biber lässt sich auf fol-gende Gebiete eingrenzen: Parey/Elbe, Steck-by/Lödderitz/Aken/Micheln, Dessau/Roßlau,Schwarze Elster bei Gorsdorf, Weinske beiTorgau und Wittenberg.

2.2.1.3 Entwicklung in den Aussetzungsgebieten

a) Pinnowseen-GebietIn den Jahren 1944/1945 wurden die Biber-bestände in den Pinnowseen auf 14 Bibermit 2 Burgen geschätzt (KOENIG 1952; BUCH-HOLZ & CONINX 1969), die vorwiegend imWestteil des Kleinen und Großen Pinnow-sees ansässig waren. Von 1950 bis 1956 gabman den Biberbestand mit 2 aktiven Biberfa-milien an, die eine Holzburg am Norduferdes Großen Pinnowsees und drei Erdbaue

Tabelle 1: Die Entwicklung des Biberbestandes im Land Brandenburgwährend der letzten 100 Jahre

Jahr besied. Reviere Anzahl Biber Quellen

1890 3 5 – 10 FRIEDRICH 18941913 3 5 – 10 Behr 1913: MTB-Kartierung 1919 2 5 – 10 Behr 1919: MTB-Kartierung 1926 4 16 WIESEL 1929 1939 19 88 Hoffmann: Schätzung der Bisamfänger 1947 13 48 HOFFMANN 1967 1948 11 28 HOFFMANN 1967 1957 14 48 Hinze 1958: Zählung Biberbetreuer 1961 19 72 Hinze 1962: Zählung Biberbetreuer 1973 47 149 Heidecke: Zählung Biberbetreuer 1974 59 156 Heidecke: Zählung Biberbetreuer 1978 92 235 Heidecke: Zählung Biberbetreuer 1983 143 551 Heidecke: Zählung Biberbetreuer 1988 184 648 Heidecke: Zählung Biberbetreuer 1992 210 754 Dolch: Zählung Biberbetreuer 1995 319 1141 Dolch: Zählung Biberbetreuer 2000 458 1700 Dolch: Zählung Biberbetreuer

am Nordufer des Kleinen Pinnowsees be-wohnten. Frische Biberaktivitäten um 1955wurden von verschiedenen Beobachtern be-stätigt. Eine Bestandsschätzung aus demJahre 1958 belief sich auf 2 adulte und 2diesjährige Biber. Nach PUPPE & STUBBE

(1964) gab es im Zeitraum von 1961 bis1963 am Großen Pinnowsee und am Nord-ufer des Kleinen Pinnowsees je eine besetzteBurg und zwei weitere Burgen am Süduferdes Großen Pinnowsees, wobei 1963 in zwei Burgen Jungtiere festgestellt wurden.WUTTKY bezeichnete 1962 den Bestand der Pinnowseen, der nach der Zählung 1961 8 adulte und 6 juvenile Biber umfasste, alsdas damals größte Bibervorkommen in derSchorfheide. GRÜNHALDT (1969) stellte beiseinen Sommer- und Winterzählungen 1969drei Burgen und fünf Erdbaue fest, die mitSicherheit besetzt waren. Nach 1964 setzte,begünstigt durch die relativ hohen Wasser-stände, eine Abwanderung des Bibernach-wuchses über die Beke westwärts zur Havelein. Eine allmähliche Verlagerung der Vor-kommen in die den Pinnowseen nahegele-genen Sumpfsenken und Gewässer erfolgte.So wurde am Südufer der Kienlake nördlichdes Kleinen Pinnowsees seit 1964 eine be-setzte Burg registriert, in der nachfolgendjährlich Reproduktionsnachweise gelangen.Eine zweite Burg wurde 1968 begründet. ImSumpfgebiet östlich des Großen Pinnowseesbestanden Ende der 60er Jahre drei mit Rei-sig abgedeckte Erdbaue, deren Bestand auf9 bis 11 Biber geschätzt wurde. Etwa ab1968 wurden auch der Grahsen und die Sar-nowseen besiedelt. Im Jahre 1969 schätzteGRÜNHALDT (1969) den Biberbestand in denPinnowseen auf 23 bis 28 Exemplare, davon8 Jungtiere, in drei Burgen und fünf Erdbau-en. Das ab 1970 besetzte Sumpfgebiet derMeenicke sowie der Krumme See wurdeninfolge fallender Wasserstände und mensch-licher Störungen nach 1982 wieder verlas-sen. Am 6. April 1993 verendete der letzteBiber in diesem Bereich. Seither sind die Pin-nowseen verwaist.b) Großer LubowseeDas nördlich an den Werbellinsee anschlie-ßende Niederungsgebiet mit dem GroßenLubowsee wurde seit 1937 von Bibern be-siedelt. Von 1938 bis 1943 war eine besetzteBiberburg im Rohrsumpf westlich des Gro-ßen Lubowsees bekannt (PAGEL & RECKER

1992). Nach 1946, eventuell bereits 1945(GRÜNHALDT 1969) erreichten die Biberakti-vitäten über das Lubowfließ aufwärts denGroßen Lubowsee. Ende der 40er Jahre wur-den erste Abwanderungen aus dem Lubow-gebiet in den Werbellinsee registriert. In derzweiten Hälfte der 50er Jahre besiedeltendie Biber den Westsumpf, den Großen Lu-bowsee und den Neuen Graben, nach 1958auch die Lankebucht im Grimnitzsee. AmAbflussgraben des Großen Lubowsees exis-tierte eine seit 1963 langjährig besetzteBurg, in der wiederholt Jungtiere festgestelltwurden. Während für das Gebiet am Lu-bowsee Ende der 60er Jahre 9 bis 12 Biberangenommen wurden, konnte für denGrimnitzsee nur ein Exemplar ständig nach-

224 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

Abb. 5Anfertigung eines Biberkunstbaues für eine Wiederansiedlung 1973 Foto: M. Dornbusch

gewiesen werden. Hier befand sich imSchilfgürtel am Westufer eine mehrere Jahrebesetzte Burg. Fällungen waren im gesam-ten Seengebiet, hauptsächlich an der Süd-und Nordwestuferzone, nachweisbar. In denJahren 1956 bis 1958, 1961 und 1965 wan-derten Tiere aus dem Lubowsee in den Wer-bellinsee und über den Grimnitzsee in nord-östlicher und südlicher Richtung ab. Ab An-fang der 80er Jahre wurden, verursachtdurch sinkende Wasserstände, Nahrungs-mangel und zunehmende anthropogeneStörungen, einzelne langjährig besetzte Re-viere wieder aufgegeben, beispielsweise1981 am Großen Lubowsee und 1990 amFlachen Bugsinsee (PAGEL & RECKER 1992).c) Werbellinsee-GebietVom im Winter 1944/45 nachweislich be-setzten Familienrevier am Albertloch ausge-hend entstand 1945 in den drei Kilometersüdlich gelegenen Wildauer Mergellöcherneine zweite Ansiedlung im Südteil des Wer-bellinsees (HOFFMANN 1967, PAGEL & RECKER

1992, PUPPE & STUBBE 1964, SIEBER 1971). ImNordteil des Werbellinsees hingegen kam estrotz gelegentlicher Zuwanderungen vonden Lubowseen bis Mitte der 60er Jahre zukeiner dauerhaften Ansiedlung.Obwohl das Gebiet um das Albertloch undden Lindensee von seiner natürlichen Aus-stattung her suboptimal ausgestattet undvielfältigen Störungen ausgesetzt war, entwi-ckelte sich diese Ansiedlung bis Mitte der50er Jahre zum zweitgrößten Bibervorkom-men in der Schorfheide, aus dem auch Ab-wanderungen über den Werbellinkanal statt-fanden. Die Biberzählung 1958 erbrachte imUferbereich „Waldhof“ einen Bestand von 2 adulten und 2 diesjährigen sowie einemadulten Biber am Lindensee. In den Mergel-löchern wurden 1958 2 adulte und 2 juvenileTiere, 1961 2 erwachsene und 2 Jungbiberfestgestellt (PAGEL & RECKER 1992). Nach derBiberzählung vom 15.12.1961 war in den Wer-bellin- und Pinnowseen ein Bestand von 18 Tie-ren vorhanden (HOFFMANN 1967). PUPPE &STUBBE (1964) schätzten das Schorfheidevor-kommen 1963 auf 15 Tiere in vier Gebieten.

Der Biberbestand an den Wildauer Mergel-löchern erlitt wiederholt straßenverkehrsbe-dingte Verluste und wurde schließlich 1968gänzlich aufgegeben, allerdings sporadischnoch von Einzelbibern aufgesucht.Der Schätzung von GRÜNHALDT (1969) zu-folge betrug der Biberbestand 1969 im Re-vier Albertloch-Lindensee 5 bis 6 Exemplare,darunter 2 Jungbiber, die seit 1964 ständigdie Burg am Albertloch und ab 1971 aucheinen weiter südwärts gelegenen Mittelbaubesetzten. Ob sich Ende der 60er Jahre un-abhängig von diesem Vorkommen im Wer-bellinseegebiet weitere Biber aufhielten,bleibt unklar. Ab Ende der 70er Jahre verla-gerten sich die Biberaktivitäten Richtung Sü-den und Südwesten und deuteten verstärkteAbwanderungen über den Werbellinkanalan. Die nach 1984 einsetzende Bestandsab-nahme führte um 1990 zum Erlöschen allerbisherigen Ansiedlungen im Werbellinsee.Erst 2002 wurden im Bereich der WildauerMergellöcher wieder Biberaktivitäten festge-stellt.

2.2.1.4 Ausbreitungstendenzen außerhalb der Schorfheide

Die Entwicklung der Schorfheidepopulation,die 1969 aus 39 bis 48 Bibern bestand, da-runter 13 Jungtiere, verlief trotz Schwankun-gen und geringer Vermehrungsrate positiv.Die Winterzählung 1970 ergab einen Biber-bestand von etwa 60 Tieren in 16 Burgen(GRÜNHALDT 1969).In allen Bereichen des Altsiedlungsraumesder Schorfheide wurde zunächst ein langsa-mer, ausgeglichener Zuwachs bis zu einemMaximum von 22 Ansiedlungen (HEIDECKE

1986) in der Zeit zwischen 1978 und 1982festgestellt. Der anschließend einsetzendeRückgang erreichte um 1990/91 mit fünfAnsiedlungen wieder den Stand von 1940.Dagegen stieg die Zahl der Ansiedlungen inden Abwanderungsrichtungen Havel, Finow,Oder und Welse stetig an. Schon um1949/1950 wanderten Tiere über die Bekevon den Pinnowseen und über den Werbel-linkanal vom Werbellinsee ab. Anfang der

D. DOLCH, D. HEIDECKE, J. U. J. TEUBNER: DER BIBER IM LAND BRANDENBURG 225

50er Jahre tauchten Biber in der Alten Fi-now, in der Schwärze bei Eberswalde und inder Alten Oder bei Oderberg sowie wenigspäter bei Bad Freienwalde auf. Auf einemöglicherweise sehr frühe weiträumige Dis-persion in Richtung Rhinluch deuten Nach-weise am Lindesee und bei Langen (FEILER

1965) hin.Abwanderer aus den Lubowseen erreichtenüber den Grimnitzsee welseabwärts die Pas-sower Mühle und den Jacobsdorfer See. En-de der 60er Jahre wurden gelegentlich Biberin der Unteren Oder (PAGEL & RECKER 1992)und 1971 im Oderdelta durch Dr. Kowalczykbeobachtet (GRACZYK 1981). Im Raum Lie-benwalde erreichten die Biber den Voss-Ka-nal und über die Schnelle Havel stromauf-wärts 1974 Zehdenick, von wo aus Ende der70er/Anfang der 80er Jahre über Burgwalldie Wentow-Seen besiedelt wurden. 1978fand im Kontaktbereich der Havel mit denTempliner Gewässern der Lückenschluss mitder 1973 am Bollwinfließ angesiedelten Teil-population statt.

2.2.2 Templiner GewässerZur Bestandsförderung des Elbebibers wurde1972 vom Arbeitskreis (AK) Biberschutz einProgramm zur Reakklimatisierung des Elbe-bibers im nördlichen Teil der DDR beschlos-sen. Mit dieser Arealerweiterung sollte na-türlichen wie wirtschaftlich bedingten Habi-tatverlusten vorgebeugt werden. Außerdemerschien die Gründung vorerst noch isolier-ter Subpopulationen seuchenprophylatischäußerst sinnvoll. Da die Erfahrungen ausdem Schorfheideprojekt praktisch nicht ver-fügbar waren, wurde im Herbst 1973 einVersuchsprojekt zur Biberumsiedlung durch-geführt, mit dem u.a. auch die Kriterien füreine Habitatwahl überprüft werden sollten(HEIDECKE 1983). Mit Unterstützung der Na-turschutzverwaltungen der Räte der BezirkeMagdeburg und Neubrandenburg sowie derOberförsterei Buchheide wurde von denMitarbeitern der Biologischen Station Steck-by (H. Schüler, D. Heidecke) an der Elbe beiRanies ein Biber-Weibchen mit seinen 3 sehrkräftigen Jungtieren gefangen und am11.10. und 7.11.1973 in vorbereitete Kunst-baue am Bollwinfließ zwischen der B 109und dem Polsensee ausgesetzt (HEIDECKE

1977, 1985) Die Ansiedlung verlief erfolg-reich. Bereits im Folgejahr begannen die Bi-ber das Bollwinfließ in eine Kette von Biber-seen umzugestalten. Für 1981 ermittelte D.Schuppelius hier bereits 6 Ansiedlungen mit25 bis 30 Bibern. Durch Abwanderungenüber den Vietmannsdorfer Graben breitetesich die neu gegründete Subpopulation überdie Templiner Gewässer und zur Oberen Ha-vel aus, wo sie im Raum Burgwall bereits1978 Anschluss an die sich ausdehnendeSchorfheidepopulation fand. Von diesemZeitpunkt an ließen sich beide Teilpopulatio-nen nicht mehr separat erfassen.

2.2.3 OdergebietNachdem auch in Mecklenburg-Vorpom-mern eine Wiederansiedlung des Bibers ander Peene – die Erfahrungen des Templiner

Abb. 6Die Mitarbeiter der Biologischen Station Steckby, H. Schüler und O. Bonhage (rechts imBild) decken einen Biberkunstbau ab Foto: M. Dornbusch

Tabelle 2: Herkunft und Aussetzungsorte ins Odertal umgesiedelter Elbebiber

Jahr Anzahl Herkunft/Fangort/Anzahl Anzahl Aussetzungsort

1984 21 Kr. Zerbst: 1 Oder KietzDornburg 4, Flötz 1, Ronney 1 10 Oder ReitweinKr. Köthen: Aken 1 5 Alte Oder ReitweinKr. Wittenberg: 2 Bullergraben,Seegrehna 2, Pratau 1, Dabrun 3, ReitweinWartenburg 1, Bleddin 6, 3 Mühlenfließ BooßenAnnaburger Heide 1

1985 7 Kr. Zerbst: Klieken 1, 5 Gentschmarer See Kr. Wittenberg: Pratau 1, 2 ReitweinPretzsch 5

1986 7 Kr. Wittenberg: Sachau 4, 6 Oder Reitwein Annaburg 3 1 Alte Oder Reitwein

1987 6 Kr. Wittenberg: Globig 1, 3 Schwarzer See,Seyda 2, Annaburger Heide 2 FalkenhagenZoo Magdeburg 1 (1983 bei 3 Graning,Steckby, Kr. Zerbst gefangen) Falkenhagen

1988 4 Stadtkreis Dessau: 1 4 Oder KuhbrückeKr. Bitterfeld: Jüdenberg 1Kr. Wittenberg: Annaburger Heide 2

1989 2 2 Gentha, Kr. Wittenberg 2 Oder Reitwein

Tabelle 3: Geschlecht und Alter der ins Odertal umgesiedelten Elbebiber

Jahr Diesjährig Vorjährig subadult adultSex

1984 4 – 1 2 2 1 5 61985 2 2 – – – – 2 11986 1 1 1 – – – 1 31987 – – 2 1 – – 2 11988 – – 1 – 1 – 1 11989 – – 1 – 1 – – –ges. 7 3 6 3 4 1 11 12

Abb. 7Markierung eines Bibers durch Tätowierung

Foto: K.-J. Hofer

226 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

Abb. 8Hinterfuß mit Schwimmhaut und eintäto-wierter Ziffer

Foto: K.-J. Hofer

schutzbehörden abgesichert wurde. Fang,Hälterung und Umsiedlung der Biber erfolg-ten in bzw. durch den Staatlichen Forstwirt-schaftsbetrieb Dübener Heide unter Leitungvon H. Zehler, fachlich beraten von D. Hei-decke. Insgesamt wurden in den Jahren von1984 bis 1989 47 Biber ins Odergebiet um-gesiedelt (s. Tab. 2). Der Fang der Biber er-folgte überwiegend an kleinen Gewässern inden Kreisen Wittenberg (36 Biber), Anhalt-Zerbst (8 Biber, 1 davon zwischenzeitlich imZoo Magdeburg gehalten), Bitterfeld, Des-sau und Köthen (je 1 Biber), an denen wirt-schaftliche Interessenkonflikte durch Biber-aktivitäten auftraten. An den Fangaktionenmit unterschiedlichen Fangmethoden warenmehrere Fängergruppen, denen P. Ibe, V.Zeißler, D. Heidecke, P. Zierold, U. Kujath, L.Johannes, A. Pötzsch, P. Rabe, U. Zuppke,G. Steinke, H. Kossack, A. Ober und U. Si-mon angehörten, beteiligt.Die zumeist zwischengehälterten Biber wur-den kurz vor der Aussetzung untersucht, ver-messen, gewogen, geschlechtsbestimmt undmittels Ohrmarke und Schwimmhauttäto-wierung individuell markiert, um eine eindeu-tige Zuordnung zu gewährleisten. Das Al-ters- und Geschlechterverhältnis der umge-siedelten Tiere ist in Tabelle 3 dokumentiert.Zur besseren Eingewöhnung wurden die Bi-ber in der Regel in vorbereitete Kunstbaueeingesetzt, deren Ausgang sie freinagenmussten. Die ersten 6 Biber wurden im Maiund September 1984 an der Oder bei Kietzund Reitwein angesiedelt. Sie wanderten of-fenbar relativ schnell ab, denn eines dieserTiere wurde bereits im Sommer 1985 amHohenjesarscher See bei Altzeschdorf (ca.25 km vom Freilassungsort entfernt) gesich-tet. Die dritte Aussetzung von 15 Bibern imJahr 1984 erfolgte aus organisatorischenGründen leider viel zu spät, nämlich erst am21. und 22. Dezember. Unmittelbar nachder Aussetzung einsetzender starker Forstund Hochwasser führten zu Wintereinbu-

ßen. An der Alten Oder wurden im folgen-den Frühjahr 2 Altbiber tot geborgen. Obdie ausgesetzten Jungtiere überlebten, istungewiss. In den folgenden Jahren wurdendie Biber entsprechend früher, im Oktober/November vor Einsetzung der ersten Frost-periode, ausgesetzt. Um einer weiten Dis-persion entlang der Oder vorzubeugen, sindeinzelne Paare bzw. Familien auch in ver-schiedenen Nebengewässern und Altwas-sern des Odertales angesiedelt worden (vgl.Tabelle 2). Die relativ ungünstige Startphase im Jahr1984 und die Aussetzung an mehreren nichtmiteinander kommunizierenden Gewässernhatten zur Folge, dass dieses Wiederansied-lungsprojekt weniger erfolgreich als die Pro-jekte am Bollwinfließ und an der Peene ver-lief. Die ermittelte jährliche Bestandszunah-me betrug nur 12 %. Unberücksichtigt blie-ben bei dieser Berechnung allerdings die inden polnischen Oder- und Warta-Bereichabgewanderten Tiere, so dass der reale Be-standszuwachs durchaus größer sein kann.Für 1996 ermittelte ALBRECHT (1997) für dasOdergebiet einen Biberbestand von 150 Tie-ren. Zwischenzeitlich hat sich der Bestandweiter ausgebreitet und zugenommen, aller-dings wird die Bestimmung von Populations-größe und -zuwachs beim Elbebiber durchdie seit 1997 verstärkt aus Polen einwan-dernden osteuropäischen Biber zunehmendunsicherer.

3 Die aktuelle Verbreitungdes Bibers in Brandenburg

Die heutige Verbreitung des Elbebibers inBrandenburg (Abb. 9) ist ein Ergebnis, dassich auf vier entscheidende Ereignisse zu-rückführen lässt:• Schon im ausgehenden Mittelalter be-

ginnend und um 1800 endend wurdeder Biber in Brandenburg nahezu ausge-rottet.

Tabelle 4: Der Biber in den bisher besiedelten Großräumen Brandenburgs 2000/2001

Revierebekannte besetzte

I. Großraum Elbe 293 219I.1 Nordbereich 147 126

I.1.1 Unterelbe 26 22I.1.2 Mittlere u. Untere Havel von Schleuse Spandau

bis Mündung Dosse 81 73I.1.3 Rhin, Dosse, Jäglitz 40 31

I.2 Südbereich 146 93I.2.1 Zahna 2 1I.2.2 Elbe bei Mühlberg 139 89I.2.3 Schwarze Elster 5 3

II. Großraum Oberhavel, Oder, Neiße 305 235II.1 Oberhavel von Landesgrenze Mecklenburg-Vorp. bis

Spandauer Schleuse, Havel-Kanal 150 123II.2 Werbellinsee, Grimnitzsee, Welse bis Vierraden,

Finowkanal, Oder-Havel-Kanal 98 63II.3 Oder (deutscher Teil), Neiße (dt. Teil v. Landes-

grenze Sachsen bis Mündg.), Oder-Spree-Kanal 57 49Summe 598 454

Projektes nutzend – erfolgreich eingeleitetwar, wurde ein drittes Umsiedlungsprojekt inBrandenburg unter völlig anderer Zielstel-lung initiiert. Nach Ansiedlung osteuropäi-scher Biber in der Warta westlich Poznan(GRACZYK 1981) erschien es aus naturschutz-fachlicher sowie biogeographischer Sichtsinnvoll, durch Wiederansiedlung von Elbe-bibern eine genetische Barriere zwischenden benachbarten Unterarten möglichstweit entfernt vom Elbegebiet im Bereich derwahrscheinlich natürlichen Hybridisierungs-zone, dem Odergebiet, zu schaffen. Ein entsprechender Beschluss der Natur-schutzbehörden vom 15.03.1984 bildete dieGrundlage für das sich über fünf Jahre er-streckende Wiederansiedlungsprojekt „Oder-tal“, dessen Finanzierung durch die Natur-

D. DOLCH, D. HEIDECKE, J. U. J. TEUBNER: DER BIBER IM LAND BRANDENBURG 227

• Aus dem Areal an der Mittelelbe, in demdie Art überlebte und das, zumindest imSüden, bis nach Brandenburg hinein-reichte, erfolgte über Dismigration inden 50er und 60er Jahren des 20. Jahr-hunderts die Wiederbesiedlung großerTeile in Süd-, West- und Nordwestbran-denburg.

• Durch drei erfolgreiche Wiederansied-lungsmaßnahmen, von denen die ersteschon in den 30er Jahren des vorigenJahrhunderts in der Schorfheide durch-geführt wurde und die 40 bzw. 50 Jahrespäter durch zwei weitere an den Tem-pliner Gewässern und im Einzugsbereichder Oder nördlich von Frankfurt Unter-stützung erfuhr, wurden Vorposten fürdie Wiederbesiedlung geschaffen.Diese entwickelten sich nach zögerli-chem Beginn kräftig und waren Aus-gangspunkte für die Wiederbesiedlungdes Nordostens sowie der Oder, Neißeund vermutlich auch Teilen Westpolens.

• 1974 erfolgte am Konczak im Einzugs-bereich der Warta die Aussetzung vonosteuropäischen Bibern (GRACZYK 1981).

Die heutige Verbreitung geht demzufolgezum einen auf natürliche Wiedereinwande-rung durch die erstarkende Elbepopulationzurück und zum anderen auf erfolgreicheWiederansiedlung und einer sich daraus ent-wickelnden Oberhavel-/Oderpopulation, indie zunehmend auch osteuropäische Bibereinwandern. Im Norden Brandenburgs sinddiese Teilpopulationen inzwischen im BereichOberhavel/Rhin und neuerdings am Havel-kanal miteinander verschmolzen (Abb. 9).Der Übersichtlichkeit halber werden diesebeiden Großräume in Teilarealen vorgestellt(Tab. 4). Die Verteilung auf die einzelnenKreisgebiete ist aus Tabelle 5 ersichtlich.

I Großraum Elbe – Verbreitungsgebiet der Elbepopulation

I.1 NordbereichI.1.1 Unterelbe von Quitzöbel bis Dönitz

und die Unterläufe der Löcknitz, Kar-thane, Stepenitz sowie GersdorferVorfluter

Wie die Entwicklung der letzten 100 Jahrezeigt, war dieser Elbeabschnitt nie gänzlichohne Bibernachweise (Abb. 2 und 3). Ausheutiger Sicht haben demnach in diesemGebiet ständig einzelne Biber überlebt.Außerdem sind mehrfach deutlich erkennbarEinwanderungen aus der Elbe in die UntereHavel südlich von Havelberg erfolgt undsehr wahrscheinlich auch Zuwanderungenüber den Mittellandkanal. Fest steht jeden-falls, dass es immer wieder zu Abwanderun-gen aus dem Mittelelbegebiet kam, in derRegel nach starken Hochwasserereignissender Elbe durch verdriftete Tiere (HOFFMANN

1967; HEIDECKE 1984).Die brandenburgische Elbe ist in fast allengeeigneten Bereichen wieder besiedelt.Stromabwärts sind einzelne Tiere bis naheHamburg vorgedrungen, aber es gibt erst

Abb. 9Verbreitung des Bibers im Land Brandenburg im Jahr 2000/2001

wenige feste Ansiedlungen (BLANKE 1998).Die direkt an der Stromelbe liegenden Revie-re schließen in der Regel Teile beider Uferund stromnahe Altwässer mit ein.Einige Tiere sind aus der Unterelbe in die Elde-Wasserstraße eingewandert (KINTZEL

1978). Diese Besiedlung geht weiter in Rich-tung Schweriner Gewässer sowie in das Mü-ritz-Seen-Gebiet. Sowohl der Unterlauf derStepenitz im Raum Wittenberge als auch derKarthane bis nach Klein Lübben sind besie-delt. 1999 wurde die erste feste Ansiedlungin der Löcknitz entdeckt. Die Einwanderungerfolgte vermutlich im Raum Cumlosen überden Schmaldiemen.

I.1.2 Die mittlere und untere Havel vonder Schleuse Spandau bis zur Lan-desgrenze an der Mündung der Al-ten Dosse bei Kümmernitz

Auch im Bereich der Unteren Havel wurdenin den zurückliegenden Jahrzehnten immerwieder Biber festgestellt. Die ältesten Beo-bachtungen gehen bis in die 30er Jahre zu-

rück (STURM, Körner mdl., 1999). Offenbarkam es aber nicht zu dauerhaften Ansiedlun-gen (FEILER 1965). Erst ab Ende der sechzigerJahre ist eine ständige Anwesenheit doku-mentiert (HEIDECKE & LOEW 1983), obwohldafür schon ab Ende der fünfziger Jahre eini-ge Hinweise sprechen.Bereits 1989/90 war die Untere Havel biszur Stadt Brandenburg einschließlich derSeen unterhalb der Staustufe dicht besiedelt(JEDWILLAT 1992). Die Siedlungskapazität imdirekten Havelbereich scheint inzwischen indiesem Bereich weitgehend ausgeschöpft zusein. Von der Stadtgrenze Brandenburgs biszur Landesgrenze Brandenburg/Sachsen-An-halt beträgt die Siedlungsabundanz im Mittel0,33 pro km (DOLCH & HEIDECKE 2002). Die Biber sind in die Unterläufe der einmün-denden Fließgewässer wie Schlierengraben,Königsfließ, Plane und Temnitz eingewan-dert. Über die Hohennauener Wasserstraßewurde der Hohennauener See besiedelt undweiter entlang dem Havelländischen-Gro-ßen-Hauptkanal die Ortschaft Paulinenaue

228 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

überwandert. In nächster Zeit wird die nochbestehende Lücke zum Havelkanal geschlos-sen werden. Über die Flügelgräben wurdedas Gebiet Kotzen-Nennhausen-Gräningenbesiedelt.Seit 1986 sind im Oberlauf der Plane Biber-vorkommen bekannt. Es waren maximalzwei Ansiedlungen. Ein im Frühjahr 2000aufgegriffenes zweijähriges Tier belegt eineerfolgreiche Reproduktion. Zur Zeit ist eineder Ansiedlungen besetzt. Es ist unklar, wieund von wo aus die Tiere das Gebiet erreich-ten. Denkbar wäre eine Zuwanderung ausder Unteren Havel. Wesentlich unwahr-scheinlicher ist, dass die Tiere aus dem Ge-biet der südlich benachbart liegenden Zahnaüber die hier recht breite und schwierigüberwindbare Wasserscheide hinweg ein-wanderten.Einzelne Tiere haben Mitte der achtzigerJahre die Staustufe in Brandenburg havel-aufwärts überwunden und sind ab 1996 inden Beetzsee eingewandert, wo sie sich inden angrenzenden Tonstichen ansiedelten.Die Tiere drängen weiter havelaufwärts undhaben Ketzin sowohl in Richtung Potsdamals auch Havelkanal überschritten und überletzteren die Verbreitungslücke zur OberenHavel geschlossen (siehe Ausführungen un-ter II.1). Ein am 06.05.2001 beim Komplex-bauwerk (Brücke und Wehr) der Nuthe beiSaarmund überfahrenes Tier belegt, dass dieStadt Potsdam bereits erreicht und durch-wandert wurde. Vom Havelkanal über denGroßen Graben sind 1999 die ersten Biber indie Döberitzer Heide eingewandert und ha-ben nahe Fahrland eine feste Ansiedlung ge-gründet. Sowohl vom Schlänitzsee als auchüber den Großen Graben ist demnächst dieBesiedlung der Havelgewässer unterhalb derSchleuse Spandau zu erwarten.Zwischen den Brandenburger Großseen undder Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt am El-be-Havel-Kanal und am Woltersdorfer Alt-kanal bestehen zur Zeit zwei feste Reviere.Die Besiedlung setzt sich über die Landes-grenze hinweg in den Raum Genthin fort.

I.1.3 Der Rhin mit Rhinkanal und demRuppiner Kanal zwischen UntererHavel und Oberhavel, Dosse undJäglitz

Der untere Rhin ist zusammen mit dem Rup-piner Kanal Teil einer existenziellen West-Ost-Querverbindung zwischen Elbe undOder, der Untere Havel und Oberhavel mit-einander verbindet. Der Biber ist schon rechtfrühzeitig (vor 1972) aus der Unteren Havelin den Gülper See eingewandert (KOCH

1984) und hat sich mindestens ab 1973 amEinlauf des Dreetzer Sees fest angesiedelt.Hier fiel bereits 1954 ein Totfund in einerFischreuse an (Archivunterlage R. Piechocki).Ein weiterer Wanderbiber ist 1961 im Obe-ren Rhinluch bei Langen erschlagen worden(FEILER 1965). Allerdings könnte letztererauch von Osten her aus der Schorfheide ein-gewandert sein. Ab 1977 ist der Biber stän-diger Bewohner des Rhinluchs. Vermutlichwurde damals die noch bestehende Verbrei-tungslücke zur Oberen Havel geschlossen

Abb. 10Biberburg Foto: J. Teubner

Abb. 11Biberschnittkegel Foto: J. Teubner

Tabelle 5: Der Biber in den Landkreisen Brandenburgs 2000/2001

Reviere BiberaktivitätenLandkreis/Stadt bekannt davon besetzt ohne Revierbildung

PR Prignitz 26 22 5OPR Ostprignitz-Ruppin 33 27 12OHV Oberhavel 99 81 15UM Uckermark 75 69 10HVL Havelland 66 58 11BAR Barnim 75 42 8MOL Märkisch-Oderland 46 39 9FF Stadt Frankfurt (Oder) 1 1 3PM Potsdam-Mittelmark 11 9 5BRB Stadt Brandenburg 16 10 3P Stadt Potsdam 0 0 0TF Teltow-Fläming 12 5 0LOS Oder-Spree 7 7 6LDS Dahme-Spreewald 0 0 0EE Elbe-Elster 118 73 10OSL Oberspreewald-Lausitz 16 14 5SPN Spree-Neiße 0 0 1CB Stadt Cottbus 0 0 0B Land Berlin 1 1 3

Summe 602 458 106

D. DOLCH, D. HEIDECKE, J. U. J. TEUBNER: DER BIBER IM LAND BRANDENBURG 229

und damit der Anschluss an die Oberhavel-/Oderpopulation geschaffen.Neben einer Zunahme der Ansiedlungen imOberen Rhinluch zwischen Kremmen undFehrbellin sind die Tiere weit in die angren-zenden Gewässer eingewandert. So unteranderem in die Temnitz bis in deren Ober-lauf und von dort über den Landwehrgrabenin die Grabensysteme am Gänsepuhl nörd-lich von Neuruppin, in den Kleinen-Havel-ländischen-Grenzkanal, in den Teschendor-fer Graben und über den Hörste-Graben indie Vehlefanzer Tonstiche. Vermutlich vomKremmener See über den Neukammer-Luch-Graben wurden 1995 die Seen bei Lindowerreicht.In der Jäglitz ist der Biber bis zur Einmün-dung des Nadelbachs vorgedrungen; in derDosse bis nach Rossow. Die Entwicklung in den Kyritzer Seen ist un-übersichtlich. Während im Untersee 1988/89 eine feste und im Obersee zwei Ansied-lungen bestanden, ist gegenwärtig im ge-samten Bereich der Seen keines der Revierebesetzt. 1984 hat der Biber die Schwenze erreichtund von dort aus den Bückwitzer See undden Rohrlacker Graben besiedelt.

I.2 SüdbereichI.2.1 Der Oberlauf der Zahna bis zur Lan-

desgrenze zu Sachsen-AnhaltDie Zahna, die bei Wittenberg in die Elbemündet, ist in Sachsen-Anhalt dicht vom Bi-ber besiedelt und bis in den Oberlauf aufBrandenburger Gebiet. Hier sind zur Zeitzwei Reviere bekannt.

I.2.2 Die Elbe bei MühlbergDie Elbe berührt bei Mühlberg für wenigeKilometer Brandenburg. Dieser Elbeabschnittist seit 1937 wieder besiedelt (HEIDECKE 1977).Hier sind insgesamt fünf Reviere bekannt,von denen 1999 zwei mit Biberfamilien undeines durch ein Einzeltier besetzt waren.

I.2.3 Die Schwarze Elster von der Landes-grenze zu Sachsen bis zur Landes-grenze nach Sachsen-Anhalt ein-schließlich Kleiner Elster und der aufBrandenburger Gebiet liegenden Be-reiche von Pulsnitz, Röder, Kremitzund Schweinitzer Fließ

Die Schwarze Elster war auch im Bereich desheutigen Brandenburg vermutlich niemalsganz ohne Biberansiedlungen, mit Sicherheitjedoch nie für längere Zeit (KETTMANN 1960;JORGA 1977, 1979; HEIDECKE 1977). Gegen-wärtig ist das Elster-Einzugsgebiet eines deram dichtesten besiedelten Gebiete Branden-burgs. Diese hohe Siedlungsdichte setzt sichflussabwärts auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt fort. In den letzten Jahren war eineVerdichtung der Reviere in den schon besie-delten Gebieten festzustellen und eine pro-gressive Arealerweiterung die Flüsse auf-wärts sowie die vermehrte Einwanderung inRandgewässer zu verzeichnen. Auch mehre-re und zum Teil isoliert liegende Tagebaurest-löcher, wo großflächige Aspenbestände denBibern hervorragende Äsungsbedingungen

bieten, wurden inzwischen stabil besiedelt.Der weitaus größte Teil der Biberreviere imElster-Gebiet weist jedoch suboptimale odergar pessimale Habitatstrukturen auf (EBERS-BACH et al. 1999). Entsprechend waren bzw.sind viele Reviere nur kurzzeitig besetzt.1999 waren so zum Beispiel von den 144bekannten Revieren im Süden Brandenburgsnur 56 von Familien und 36 von Einzeltierenbesetzt, während 52 verlassen waren.Die Schwarze Elster aufwärts haben die Bi-ber schon vor Jahren den Senftenberger See,erreicht. 2002 ist der Biber bis Kleinkoschenvorgedrungen (Riska briefl.). Die Situationim Senftenberger See direkt ist nicht näherbekannt, da die Inseln in diesem Tagebau-restloch aus Gründen der Bergbausicherungnicht betreten werden dürfen. Auch im Ge-biet Lauchhammer/Schwarzheide ist der Bi-ber in einige Tagebaurestlöcher eingewan-dert und hat stabile Ansiedlungen begrün-det. Das Ruhlander Schwarzwasser, ein über wei-te Teile naturnahes schnell fließendes Ge-wässer, wird auf Brandenburger Gebiet of-fenbar nur durchwandert, wie oberwärtigeAnsiedlungen vermuten lassen.Die Pulsnitz ist inzwischen über die Landes-grenze hinaus bis weit nach Sachsen hineindicht besiedelt. Auch der Schraden zwischenSchwarzer Elster und Pulsnitz, der durch dasEntwässerungssystem Hauptschradengra-ben/Großer Binnengraben landwirtschaftlicherschlossen wurde, weist ein dichtes Revier-netz auf. Ebenso sind Große und Kleine Rö-der sowie der Röder-Landgraben Biberle-bensräume. Auch das Gebiet Falkenberg bisUebigau und Großrössen ist vom Biber dichtbesiedelt.Nach einem ersten Vorstoß die Kleine Elsteraufwärts bis in die Schacke bei Fischwasser1961 (JORGA 1977), haben sich die Biber wohlerst Mitte der neunziger Jahre bei Doberlug-Kirchhain angesiedelt. Erstmals 2001 ist derBiber über Finsterwalde hinaus bis in den Lugvorgedrungen (Hofmann mdl., 2002).Die Kremitz ist bis in den Oberlauf durch Biberbesiedelt. Ein besonders dichtes Reviernetzbesteht im Niederungsgebiet bei Schlieben. Auch am Schweinitzer Fließ sind bis in denOberlauf im Teichgebiet von Lebusa mehre-re Ansiedlungen bekannt. Von hier wander-ten Biber in den Oberlauf der Dahme ein.Nach Jorga (mdl. Mitt.) wurde hier in densiebziger Jahren bei Unterhaltungsmaßnah-men eine Biberburg einschließlich der darinbefindlichen Jungbiber zerstört. Damit er-losch diese Ansiedlung in der Dahme wieder.

II. Großraum Oberhavel undOder/Neiße – Verbrei-tungsgebiet der Ober-havel-/Oderpopulation

II.1 Oberhavel von der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern bisSchleuse Spandau mit dem Havel-Kanal und den Templiner Gewässern

Ausgegangen ist die Besiedlung von der inden 30er Jahren durch Wiederansiedlung

begründeten Schorfheidepopulaton (siehedazu Abschnitt 2).Durch Wiederansiedlungen am Bollwinfließ1973 wurde die Besiedlung des Einzugsge-bietes des Vietnamsdorfer Grabens eingelei-tet. Die sich gut entwickelnde Ansiedlungerreichte schon nach wenigen Jahren dieHavel und über das Hammerfließ die Templi-ner Seen. Beide Teilpopulationen verschmol-zen etwa ab 1978 im Havelabschnitt Burg-wall-Marienthal miteinander.Havelaufwärts hat der Biber vom Schwedt-see bei Fürstenberg über den Thymenbachschon 1995 Mecklenburg-Strelitz erreicht.Dort hat man anlässlich seiner Wiederkehreinen Gedenkstein errichtet (Hemke 1996briefl.). Über die Woblitz ist der Biber in dieLychener Gewässer eingewandert und in-zwischen bis Lychen vorgedrungen. DerGroße und der Kleine Wentowsee bis auf-wärts zu den Gramsowseen wurden schonvor 1988 vom Biber erreicht. Inzwischensind die Tiere dem Polzowkanal aufwärts ge-folgt und im Herbst 2002 im Gebiet desNehmitz- und Stechlinsees angelangt. Der Vietmannsdorfer Graben und das Dölln-fließ sind bis in die Oberläufe dicht besiedelt.Die Tonstiche bei Zehdenick bilden für denBiber einen attraktiven Sekundärlebensraum.Allein hier bestehen mindestens 18 Ansied-lungen. Über den Welsegraben ist der Biberin das Häsener Luch eingewandert, hat denGehronsee bei Gransee erreicht und ist 1999über das Mühlenfließ westlich bis Schulzen-dorf vorgedrungen.Unterhalb Zehdenicks ist die Schnelle Haveldas vom Biber bevorzugte Gewässer. Von hieraus erfolgte die Einwanderung in das Graben-system zwischen Falkenhagen, Neuhollandund Freienhagen. Da hier schon vor Jahrendie Gräben weitgehend mit einseitigen Wind-schutzstreifen, die in der Regel aus Pappelnund Weiden bestehen, bepflanzt wurden, be-stehen meist gute Äsungsbedingungen.Mit Fließ- und Soldatengraben gibt es vonder Schnellen Havel über den TeschendorferGraben eine Querverbindung zum RuppinerKanal und damit zum Rhin. Im Teschendor-fer Graben bestehen inzwischen zwei festeAnsiedlungen. Bereits sehr früh gründete einEinzeltier hier am Lindesee von 1965 bis1981 einen Vorposten. Dieses war vermut-lich aus der Schorfheide über Schnelle Havelund den Soldatengraben eingewandert.Hammerfließ und Aalkastenfließ verbindendas Gebiet bei Wildfang mit insgesamt 13 bekannten Revieren mit der Havel, wobeizwischen Hammer und Groß Schönebecknoch zwei Reviere lagen und ein weiteresweit unterhalb im Bewerinsee. Inzwischensind alle 15 Reviere oberhalb von Hammernach 55-jähriger Besiedlung nicht mehr be-setzt und im gesamten Gebiet sind Aktivitäts-spuren nur bis in den Wutzsee festzustellen(RECKER 2001). Das Revier im Bewerinsee istzur Zeit nur durch ein Tier besetzt. Diese ne-gative Entwicklung in einem eng umgrenztenGebiet ist in Brandenburg bisher ohne Bei-spiel. Neben der pessimalen Habitatausstat-tung im Bereich der Pinnowseen spielt vor al-lem die Gestaltung des Fließes in der Ortslage

Hammer eine Schlüsselrolle, da es für uferge-bundene Säugetiere schwer überwindbar ist.Havelabwärts hat der Biber 1994 den Tege-ler See erreicht (HUNDRIESER et al. 1995), dorteine feste Ansiedlung gegründet und inzwi-schen sind regelmäßige Aktivitätsspuren biszur Spandauer Schleuse bekannt. Von Hen-nigsdorf aus ist der Biber in den Havelkanaleingewandert. Zur Zeit sind dort mindestensdrei feste Ansiedlungen unterscheidbar.Sichtbeobachtungen und Aktivitätsspurenbelegen jedoch, dass der Biber inzwischenden gesamten Havelkanal nutzt und offen-bar die noch bis vor kurzem bestandene Ver-breitungslücke zu den Vorkommen an derUnteren Havel geschlossen hat. Der Havel-kanal ist ein wichtiger Biotopverbund undübernimmt damit eine Funktion, welche dieHavel noch nicht wieder erfüllt. Vom Havel-kanal aus wurden der NiederneuendorferKanal und der Muhrgraben besiedelt, eben-so haben die Biber von hier aus 1999 dieGewässer der Döberitzer Heide erreicht (sie-he Ausführungen oben bei I.1.2).Im Moorgraben bei Oranienburg besteheninzwischen zwei feste Ansiedlungen. In Bir-kenwerder ist der Biber in den Unterlauf derBriese eingewandert.Die Oberhavel und deren Einzugsgebiet istzur Zeit eines der am dichtesten besiedeltenBibergebiete Brandenburgs.

II.2 Der Werbellinsee, der Grimnitzsee,die Welse, der Finowkanal und derOder-Havel-Kanal

Die hier zu behandelnden Gewässer spieleninnerhalb des Biotopverbundes eine existen-zielle Rolle für die gesamte Elbebiberpopula-tion. Über diese Gewässer ist die Oder mitder Havel und damit mit der Elbe verknüpft.Das Gebiet um den Lubowsee, zwischenWerbellinsee und Grimnitzsee gelegen, isteines der Aussetzungsgebiete des Elbebibersin den 30er Jahren gewesen. Der Biber ist in-zwischen also wieder über 60 Jahre in die-sem Gebiet ansässig. Wenn auch die Situa-tion derzeit etwas unübersichtlich ist, so sinddoch mindestens zwei Reviere zeitweilig be-

setzt. Im Werbellinsee, in dem etwa 7 Revie-re bekannt sind, ist derzeit (2002) nur einsbesetzt und im Werbellinkanal befinden sichzwei genutzte Reviere.Wesentlich dichter ist der Grimnitzsee besie-delt (4 bis 5 Reviere 1998). Der Grimnitzseeentwässerte vor dem Bau des Oder-Havel-Kanals nicht in den Werbellinsee, sondern indie Welse. Diese Verbindung existiert trotzder veränderten Wasserführung noch heute.Besonders der Oberlauf der Welse vom Do-vinsee bis zum Wolziger See (BlumbergerTeiche) ist dicht vom Biber besiedelt. Gegen-wärtig befinden sich hier 15 besetzte Revie-re. Weiter unterhalb wird die Besiedlungdünner (6 Ansiedlungen), da die Habitataus-stattung hier über weite Strecken wesentlichungünstiger ist (NÖTZEL & KÖCKRITZ 1999).Als Verbindungsgewässer zur Oder und po-tenziell über die Randow nach Vorpommernist die Welse jedoch für die Bibermigrationvon überregionaler Bedeutung.Der Oder-Havel-Kanal und noch mehr der Fi-nowkanal sind ein bedeutender Siedlungs-raum für den Biber und innerhalb des Biotop-verbundes besonders wertvoll, da sie die ein-zige Verbindung zwischen Havel (und damitElbe) und Oder darstellen. Dieser Wander-weg wird aber zunehmend durch den Ausbaudes Oder-Havel-Kanals einerseits und die ver-stärkte touristische Nutzung des Finowkanalsandererseits nachhaltig beeinträchtigt.Vom Oder-Havel-Kanal aus sind Biber in dievon Süden zufließenden Gewässer, so in diePregnitz und die Alte Finow, eingewandertund inzwischen südlich bis Biesenthal zumLangerönnersee vorgedrungen.

II.3 Die Neiße von der Landesgrenzenach Sachsen bis zur Mündung, dieOder von der Neißemündung bis zurLandesgrenze nach Polen bei Garzeinschließlich Oderbruch, die Stöb-ber, das Platkower Mühlenfließ undder Oder-Spree-Kanal

Die Wiederbesiedlung der Oder bis zumgegenwärtigem Stand erfolgte auf mindes-tens drei Wegen:

• durch Einwanderung aus dem Wieder-ansiedlungsgebiet der Schorfheide überdie Welse und den Oder-Havel-Kanal/Finowkanal in die Alte Oder (PAGEL

1989). Schon 1971 im Nordosten Polensbei Szczecin festgestellte Biber (GRACZYK

1981; NOWAK & ZUROWSKI 1980) weisenauf eine frühe Abwanderung von Tierenaus der Schorfheide über die Welse bisins Odergebiet hin.

• durch Einwanderung in Polen angesie-delter osteuropäischer Biber. So wurdenu.a. 1974 am Konczak, einem Neben-fluss der Warta, in der wissenschaft-lichen Forschungsanstalt in Stobnica ge-züchtete Biber (osteuropäischer Her-kunft) ausgesetzt (GRACZYK 1981). Of-fenbar erreichten Nachkommen dieserTiere 1982 die Oder. Die bisher bekann-ten Nachweise sind in Tab. 6 zusammen-gefasst.

• durch Wiederansiedlung 1984 bis 1989im Gebiet Frankfurt (Oder) (s. dazu Ab-schnitt 2.2.3).

Die noch zu Beginn der 90er Jahre lückigeBesiedlung der Oder ist inzwischen ge-schlossen (HOFMANN & FÖRDER 2001). Zwi-schen Frankfurt und der Neißemündung warauffällig, dass sich erst nach dem Oderhoch-wasser von 1997 die Nachweise häuften. Inder Neiße ist ein Vordringen bis in den säch-sischen Raum nördlich Görlitz bekannt ge-worden (HERTWECK & HIEKE 1999, HERTWECK

& BENA 2001). Bei Guben wurden erstmals1999 im Mühlenfließ bei Granow Fraßakti-vitäten, sichere Zeichen für die Anwesen-heit, festgestellt (TESKE briefl.). Im Bereich des Nationalparks Unteres Oder-tal gab es 1999 auf polnischer Seite etwa 20Biberreviere (MIGDALSKA mdl. 1999) und aufdeutscher Seite 13, von denen 7 währendder letzten zwei Jahre entstanden. Offenbarbesiedelten die Biber zuerst die optimalerenpolnischen Auengebiete und erst danach –anfangs sehr langsam und neuerdings rechtschnell – die deutschen.Im Odertal zwischen Frankfurt und Oder-Havel-Kanal sind inzwischen mindestens 17 Reviere bekannt. Eine flächendeckendeBesiedlung ist jedoch noch nicht zu verzeich-nen (HOFMANN & FÖRDER 2001).Vom Odertal aus ist der Biber die Stöbberaufwärts vorgedrungen und hat zwei An-siedlungen gegründet. Von hier aus erreich-ten die Tiere auch das Rote Luch, aus demeine Sichtbeobachtung durch Recker (mdl.)vorliegt. Das Rote Luch vermittelt über dieLöcknitz zur Spree. Die bei Falkenhagen 1987 ausgesetzten Bi-ber haben über das Platkower MühlenfließVerbindung zu den Ansiedlungen im Odertalgefunden.Bis 1997 waren aus dem Bereich Ratzdorf bisBrieskow-Finkenheerd keine Nachweise be-kannt. 1998 häuften sich dann die Hinweiseund inzwischen bestehen dort mindestenszwei feste Ansiedlungen. Aus dem RaumBrieskow-Finkenheerd ist der Biber inzwi-schen über den Brieskower Kanal in denOder-Spree-Kanal eingewandert, hat Müll-rose passiert und 2000/2001 die Spree bei

230 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

Abb. 12Biberdamm in der Tangersdorfer Heide Foto: J. Teubner

D. DOLCH, D. HEIDECKE, J. U. J. TEUBNER: DER BIBER IM LAND BRANDENBURG 231

Fürstenwalde erreicht (DOLCH & TEUBNER

2001). Von dort sind inzwischen drei An-siedlungen bekannt (Kirsch 2002 briefl.).Damit hat der Biber das letzte große Fluss-system Brandenburgs, die Spree, erreichtund die Wiederbesiedlung der gesamtenLandesfläche eingeleitet.Doch abgesehen von einzelnen Vorstößenblieben bisher folgende brandenburgischeGroßräume unbesiedelt:• fast der gesamte Einzugsbereich der Spree• Nuthe und Nieplitz• die Uecker• die Müritzseeausläufer• die Havel oberhalb von Fürstenberg• die Stepenitz (bis auf den Mündungsbe-

reich)• die Löcknitz (bis auf den Unterlauf)• die Rheinsberger Seen• die direkten Oberläufe der meisten

Fließgewässer.

4 Taxonomische Aspekte

Das Land Brandenburg beherbergt einerseitsden zweitgrößten Bestand von Castor fiberalbicus, grenzt andererseits aber unmittelbaran das Areal der osteuropäischen Unterart.Im östlichen Landesteil bildet sich zuneh-mend eine Hybridisierungszone beider Un-terarten aus. Aus diesem Grunde erscheintes angebracht, dem Beitrag Ausführungenzur Systematik der rezenten Castoridae (Bi-berartige) anzufügen und damit auf die imLande befindliche Forschungsgrundlage hin-zuweisen.In den IUCN-Richtlinien wurde u.a. die ethi-sche Verantwortung des Naturschutzes zumSchutz genetischer Ressourcen formuliert.Ihre konsequente Umsetzung soll einerseitsdie natürlichen Areale von Arten/Unterarten(Spezies im statu nascendi), also unter-scheidbarer Taxa, schützen, deren Populatio-nen im Fortbestand erhalten und anderer-seits verhindern, dass durch willkürliche Aus-setzung allochthoner Formen in freier Naturkünstlich induzierte Mischformen entstehenoder nahe verwandte Formen einander ver-drängen. Dies würde die natürliche Evolu-tion der Spezies ad absurdum führen. Unbe-dachte Aussetzungen können nicht nur ver-ändernden Einfluss auf die betreffende Spe-zies-Evolution, sondern auch die Auslö-schung der bodenständigen Population in-folge starker Konkurrenz oder ungewollterParasiten- und Krankheitseinschleppung (z.B.Tularämie) zur Folge haben.Um die Bemühungen des Naturschutzes zurErhaltung des Elbebibers und Entscheidun-gen im Bibermanagement (HEIDECKE 1997)zu verstehen, bedarf es taxonomischerKenntnisse über die 1907 von MATSCHIE alsCastor fiber albicus beschriebene Unterartdes Europäischen Bibers, zumal der taxono-mische Status der einzigen autochthonenPopulation in Mitteleuropa auch in Fachkrei-sen umstritten ist (FRAHNERT 2000). DieserMeinungsstreit resultiert aus der Annahme,dass alle überlebenden, zu Beginn des Jahr-hunderts stark isoliert lebenden Biberpopula-tionen „recht willkürlich“ als Unterarten be-

schrieben wurden und die geringfügigenUnterscheidungsmerkmale klinal bedingtseien. Eine derartige Auffassung ist abereher als oberflächliche Betrachtungsweise zukritisieren, besonders wenn sie die schwieri-ge Erklärungssituation nutzend versucht, daseigentliche Thema zu ignorieren (HEIDECKE &NEUMANN 2000). Ein völlig anderer Blickwin-kel öffnet sich hingegen dem Betrachter,folgt er der phylogenetischen Entwicklungder Castoridae. Die Familie der Castoridae leitet sich wie vie-le andere Nagetiere von den Paramyidae ab,die vor 50 Mio Jahren im Eozän lebten. Biszum Ende des Tertiärs entfalteten sich 27 Bi-bergattungen (KORTH 2001). Aus der semia-quatisch adaptierten Linie Asteneofiber-Ste-neofiber (LYTSCHEV 1983, HUGUENEY & ESCUIL-LIE 1996) entwickelte sich vor 15 Mio Jahrenin Südosteuropa Castor fiber, der sich überganz Eurasien ausbreitete und im Pliozänüber die Beringbrücke Nordamerika erreich-te. Hier entstand eine neue Art, der Kanadi-sche Biber, die jüngste aller Biberarten. Eura-sischer und Kanadischer Biber sind anhandmorphometrischer und anatomischer Merk-male (Abb. 13) sowie kariologisch unter-scheidbar (ZERNAHLE & HEIDECKE 1979). Kreu-zungsexperimente belegten die reproduktiveIsolation beider Arten.Während des Pliozäns waren die Biber amartenreichsten, u.a. auch mit Riesenformenwie Trogonotherium und Castoroides vertre-ten. Die darauffolgenden Eiszeiten, dasPleistozän, überlebten nur der Eurasischeund der Kanadische Biber. Vom Gletschereisnach Süden verdrängt entwickelten sich inmehreren geographisch isolierten Glazialre-fugien verschiedene Unterarten von Castorfiber und Castor canadensis, u.a. die mittel-

Abb. 13Die Schädel vom Kanadischen und Eurasischen Biber. In der Draufsicht wird die unterschied-liche Länge der Nasenbeine im Verhältnis zum Stirnbein deutlich. (Zeichn.: D. Heidecke)

Abb. 14Ansicht der Hinterhauptsregion vom Ost-europäischen und ElbebiberOben: vorjähriger Osteuropäischer Bibervon der Oder Mitte: ad. Osteuropäischer Biber aus demGebiet Kirov, RusslandUnten: ad. ElbebiberM = Mastoidbreite(Zeichnung: D. Heidecke)

europäische Form Castor fiber albicus.Nacheiszeitlich während der letzten 10.000Jahre eroberten die Biber wieder erfolgreichdie nördliche gemäßigte Zone nordwärts bisan den Rand der Permafrostbodenzone (s.a.TEICHERT 1999). Wo und in welchem Umfangsich dabei die verschiedenen Unterarten ter-ritorial verteilten bzw. ausbreiteten, ist bis-lang nicht geklärt. Denn zwischenzeitlichwaren unter dem menschlichen Jagddruckbis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Biber-areale stark verinselt. Nur wenigen Restpo-pulationen in den bekannten Refugien imRhonedelta, an der mittleren Elbe, in Süd-norwegen, in Weißrussland und im Donge-biet gelang der Sprung ins 20. Jahrhundert.Unglücklicherweise setzte erst zu diesemZeitpunkt die Beschreibung der Unterartenein, mit dem Ergebnis, dass jede Restpopula-tion als eigenständige Unterart definiertwurde. In einer aktuellen Studie belegt FRAH-NERT (1993), dass sich zumindest C. f. albi-cus von allen anderen eurasischen Biberndeutlich differenziert hat. Folgt man dieserStudie, so leben heute in Europa nur noch(oder mindestens) zwei unterscheidbareUnterarten: im Elbegebiet der nach Schädel-merkmalen unterscheidbare C. f. albicusund in Nord-, Ost- und Westeuropa C. f. fi-ber. Beide Unterarten sind nicht reproduktivisoliert und können folglich miteinander hy-bridisieren. Das ursprüngliche Verbreitungs-gebiet beider Unterarten wie auch deren ho-lozäne Entwicklung ist allerdings bis heutenoch nicht ausreichend geklärt. Hierzu be-darf es weiterer archäo-zoologischer Fakten.Es wird vermutet, dass sich während der ho-lozänen Wiederausbreitung beide Formen inder Tiefebene zwischen Elbe bzw. Oder undWeichsel trafen und vermutlich in diesemGebiet auch eine Hybridisierungszone her-ausbildeten, ähnlich wie es von einigen Vo-gelarten (z. B. Raben-Nebelkrähe im Elbege-biet) bekannt ist.

Diese wissenschaftlich so interessante Auf-gabe, die Klärung der Populations- und Are-alentwicklung mit auftretender Hybridisie-rungszone, ist in der Praxis aber schwer zumeistern. Zur Unterscheidung beider Unter-arten kann bei der Feldbeobachtung ledig-lich ein Merkmal dienen. In den Populatio-nen osteuropäischer Biber treten bis zu 70 %Schwärzlinge auf (GRACZYK 1981), währendvon der Population des Elbebibers melanisti-sche Tiere bisher nicht bekannt sind. Ein auseinem Schwärzling und einem normalfarbi-gen Biber bestehendes Paar ist dennoch keinsicheres Indiz für eine sich anbahnende Hy-bridisierung. Die genaue Zuordnung der ein-zelnen Individuen kann nur am Skelettmate-rial tot aufgefundener Biber erfolgen. Hierzusind eine umfangreiche Maßabnahme amSchädel und eine aufwändige Diskriminanz-analyse der Merkmale notwendig. Erste An-haltspunkte geben allerdings auffälligeUnterschiede am Schädel in der Hinter-hauptsregion (Abb. 14). Beim Elbebiber istdie Mastoidbreite absolut größer, währendbeim osteuropäischen Biber diese stets we-sentlich kürzer als das Maß zwischen denknöchernen Gehörgängen ist. Ebenso ist ei-ne deutlich unterschiedliche Form desHinterhauptsloches zu erkennen. Für das praktische Naturschutzmanagementergeben sich aus dieser unzureichenden wis-senschaftlichen Grundlage spezifische Auf-gaben, um der Zielstellung „Erhaltung desGenfonds autochthoner Formen“ zu ent-sprechen (HEIDECKE 1997). Durch Wiederan-siedlungen wurden in Polen und TschechienPopulationen osteuropäischer Biber begrün-det, die vor allem über die Oder in den heu-te östlichen Arealbereich der Elbebiberpopu-lation einwandern, wie es sechs Funde unddrei Sichtbeobachtungen osteuropäischer Bi-ber belegen (Tabelle 6). Um die sich heraus-bildende Hybridisierungszone möglichst weitöstlich vom Elbegebiet zu halten, wurden ab

1984 auch Elbebiber an der unteren Oderausgesetzt. Es gilt nun, die Entwicklung bei-der Formen im Odergebiet wissenschaftlichzu verfolgen und die Ergebnisse zur Klärungder Arealgenese wie auch für Management-entscheidungen nutzbar zu machen. Dazuist es notwendig, alle Einzelheiten zur Aus-breitung und evtl. Hybridisierung beider For-men fortlaufend zu erfassen und zu analy-sieren.

5 Ausblick (Trendprognose)

Alles spricht dafür, dass die progressive Be-standsentwicklung des Elbebibers anhält.Nach mehreren erfolglosen Versuchen derArt bis in den Einzugsbereich der Spree vor-zustoßen, ist dies dem Biber zur Jahrtau-

232 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

Tabelle 6: Nachweise osteuropäischer Biber im Odergebiet und an der Ostseeküste

Lfd. Nr. Fundort Datum Alter Nachweisart Anmerkungen Gewährsmann

1 Lebus Winter 1982 Sichtbeobachtung in der Stromoder auf Eisscholle Haase

2 Kienitz, Oder-km 633 04.09.91 adult Totfund schwarzbraun; Heideckeertrunken im Aalhamen

3 Warta nahe Kostrzyn 14.03.99 1 ad/2 juv Sichtbeobachtung Alttier melanistisch, Langgemach, Damm(Polen) Jungtiere wildfarben

4 Brieskow-Finkenheerd, 22.09.00 adult Totfund Kadaver weitgehend verwest; Stein, HeideckeBrieskower See Schädel geborgen

5 Zollbrücke an der Oder, 28.05.01 diesjährig verlassenes Jungtier melanistisch (z. Zt. in Haltung) Teubner, Teubner, Zäckericker Loose Dolch

6 Nork-Graben Frühjahr 2001 adult Sichtbeobachtung 2 Tiere, davon eines melanistisch Streckenbach

7 Strand von Bansin (Ostsee) 25.03.02 adult lebend gefangen melanistisch; am 29.03.02 Labesin Peenestrom entlassen

8 Friedländer Teiche 13.03.02 adult Totfund melanistisch; Verkehrsopfer Teubner, Teubner, Dolch, Büxler

9 Hohenjesarscher See 18.10.02 adult Totfund melanistisch; Verkehrsopfer Tornow

Abb. 15Osteuropäischer Biber

Foto: J. Teubner

D. DOLCH, D. HEIDECKE, J. U. J. TEUBNER: DER BIBER IM LAND BRANDENBURG 233

sendwende gelungen. Die Zuwanderung er-folgt über den Brieskower Kanal/Oder-Spree-Kanal sowie über die MärkischeSchweiz, das Rote Luch und die Löcknitz.Auf der ersten Migrationsroute erreichtendie Biber 1997 Müllrose, 1998 Briesen und2000/2001 die Spree bei Fürstenwalde.Nach jahrelangem zögernden Besiedlungs-verlauf an der Oder oberhalb von Frankfurt,in denen lediglich Vorstöße bis in den RaumBrieskow-Finkenheerd stattfanden, wurdennach dem Oder-Hochwasser 1997 viele Ak-tivitätsspuren des Bibers bis aufwärts zurNeißemündung bei Ratzdorf bekannt. Hierentstanden zwei feste Ansiedlungen. Mit derzu erwartenden Verdichtung der Ansiedlun-gen in diesem Raum wird die Wiederbesied-lung die Neiße aufwärts weiter vorangehen.Das Granower Mühlenfließ ist erreicht unddie jüngsten sächsischen Nachweise (HERT-WECK & HIEKE 1999) zeigen, dass die Wieder-besiedlung schon weit fortgeschritten ist. In den nächsten Jahren ist auch die Besied-lung der Havel oberhalb von Fürstenberg zuerwarten. Ein erster Versuch wurde bereits1995 beobachtet. Im Bereich der Seen beiLychen und Templin schreitet die Besiedlungkontinuierlich voran.Im Süden des Landes Brandenburg, im Land-kreis Elbe-Elster, ist das weitere Vordringenentlang der Großen Röder, der Schwarzen El-ster in Richtung Sachsen, des SchwarzenSchöps und der Kleinen Spree bereits über-fällig. Im Einzugsgebiet der Kleinen Elster bil-deten die Ortslagen Doberlug-Kirchhain undFinsterwalde lange Zeit Wanderbarrieren.Der zunehmende Siedlungsdruck hat dazugeführt, dass der Biber 2001 Finsterwaldeüberwandert und den Lug erreicht hat. Nachdem der Biber über den Havelkanal dieVerbindung zwischen den Teilpopulationenan der Unteren Havel und deren Mittellaufgeschlossen hat und in die Döberitzer Heideeinwanderte, ist zu erwarten, dass dem-nächst die Havel auch unterhalb der Schleu-se Spandau wieder erreicht wird und dienoch bestehende Verbreitungslücke in die-sem Havelabschnitt geschlossen wird.Hält diese positive Bestandsentwicklung undkontinuierliche Ausbreitung an, so dürftesich die im Artenschutzprogramm „Elbebiberund Fischotter“ formulierte Zielvorstellung –die Wiederbesiedlung aller geeigneter Le-bensräume in Brandenburg – innerhalb dernächsten 40 Jahre realisieren.Als problematisch und konträr wirkendkönnte sich allerdings der weitere Ausbauder Wasserstraßen auswirken. Der heutenoch vielerorts bestehende Zustand der Ka-

näle und schiffbaren Flussläufe mit beidseiti-gen Ufergehölzsäumen wird in dieser Formnach den geplanten und teils schon umge-setzten Ausbaumaßnahmen nicht mehr vor-handen sein. Da vermutlich auf ganzer Län-ge der Kanalstrecken mindestens an einemUfer ein Versorgungs-/Havarieweg einge-plant ist, gibt es zukünftig allenfalls nur nocheinseitig Gehölzbewuchs bis in den Uferbe-reich. Zusätzliche Forderungen, wie z.B.Sichtfreiheit für den Schiffsverkehr, schrän-ken jedoch auch diesen weiter ein.Ob die für den Biotopverbund existenziellenKanalverbindungen, in erster Linie Oder-Ha-vel-Kanal, Elbe-Havel-Kanal, Havel-Kanalund Oder-Spree-Kanal, zumindest auch zu-künftig für den Biber durchwanderbar blei-ben, wird davon abhängen, ob und in wel-chem Umfang die im Artenschutzprogrammfestgeschriebenen Mindeststandards berück-sichtigt werden. In erster Linie sind darunterin regelmäßigen Abständen verfügbare „Tritt-stein“-Biotope in Form angeschlossener Alt-wasser und Teiche, „biberfreundlich“ gestal-tete Druckwassergräben und einmündendeFließgewässer, aber auch artenschutzgerechtgestaltete Brücken- und Durchlassbauwerkezu verstehen.

DanksagungDie im Beitrag dokumentierte Entwicklung des bran-denburgischen Biberbestandes gründet sich auf zahl-reichen Publikationen, aber andererseits auch vielenOriginalaufzeichnungen und eine schier unüberschau-bare Fülle jährlicher Beobachtungsmeldungen der eh-renamtlichen Naturschutzhelfer zur Biberkartierung(HEIDECKE 1992). Ohne deren selbstlose Unterstützungwäre eine Zusammenfassung in der vorliegendenForm nicht denkbar. Darum ist es den Autoren eineangenehme Pflicht, insbesondere allen nachfolgendgenannten Personen für die jahrelange Zusammenar-beit und ihre vielen Meldungen wie auch anderweiti-gen Hilfestellungen herzlich zu danken: B. Adelt (Greiffenberg), R. Allgöwer (Eberdingen), D.Bartelt (Wittenberge), H. Baschek (Graditz), J. Becker(Mildenberg), U. Binner (Schwerin), E. Birkner (Falken-berg), H. Blum (Dierberg), G. Boer (Stechau), H.-J.Bormeister (Zehdenick), G. Born, H. Brosche (Rahnis-dorf), D. Brunk (Falkenberg), N. Bukowski (Templin),H. Ebersbach (Höxter), A. Eichhorn (Mühlberg), B.Fedtke (Rathenow), H.-J. Fetsch (Frankfurt/O.), T.Fritz (Brandenburg), T. Förder (Kienitz), N. Fritzsch(Ottweiler-Fürth), H. Gerlach, G. Göritz (Falkenberg),G. Graczyk (Poznan), Th. Grewe, M. Griwatz (Berlin),Gruhl (Joachimsthal), D. Haase (Seelow), P. Haase(Gülpe), H.-J. Haferland (Gessow), A. Hagenguth(Berge), M. Happatz (Neuruppin), M. Harthun (Wetz-lar), S. Hauer (Bad Dürkheim), D. Hein (Ruhland),Heine, Helm (Eberswalde), E. Hemke (Neustrelitz), T.Hofmann (Dessau), A. Hundrieser (Hennigsdorf), E.Henne (Angermünde), W. Hennies (Perleberg),E. Hübner, L. Ittermann (Neuendorf im Sande), G.Jäntsch (Jüterbog), J. Jentsch (Calau), W. Jorga (Hoy-erswerda), Just (Eberswalde), K.-H. Keilwagen (Schö-newalde), H. Kerschke (Brandenburg), J.-W. Kirsch(Berkenbrück), S. Klaus (Jena), B. Klenner-Fringes

Abb. 16Der mongolische Biberforscher N. Dawaa,Dr. Dietrich Heidecke und Lutz Johannesvom Staatlichen Forstbetrieb Dübener Hei-de bei der Vorbereitung der Biberumsied-lung an die Oder. Foto: R. Samjaa

234 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

(Osnabrück), H. Knorr (Rathenow), O. Koch (Schön-feld), L. Kohlermann (Zehdenick), I. Koskowski(Frankfurt/O.), H. Kossack (Herzberg), G. Kramer(Linde), D. Kriehn (Perleberg), Kröhnert (Annaburg),H. Krüger (Freienhagen), M. Krüger (Herzberg),T. Kunze (Falkenberg), R. Labes (Schwerin), H. Langer(Kassel), T. Langgemach (Stechow), Lehmann (See-low), H. Litzbarski (Nennhausen), M. Loew (Rathe-now), R. Loos (Sinntal), H. Löwe (Ortrand), H. Luding(Kulmbach), K. Lutze (Neuholland), Lübke (Templin),O. Manowski (Joachimsthal), K. Matt (Niemegk), U.Mewes (Freienhagen), H.-J. Mieschel (Wuthenow),B. Mießner (Neustadt/Dosse), B. Müller (Mühlberg),M. Müller (Hohennauen), W. Münch (Wiederau), Th.Negd (Niemegk), R. Nessing (Himmelpfort), F. Neu-bert (Kratzeburg), Noack, E. Nowak (Bonn), Nowak(Seelow), Ortmeier (Eberswalde), H.-U. Pagel (Joa-chimsthal), R. Paproth (Havelberg), Pelzer (Dreetz), J.Plötner, M. Porath (Seelow), G. Preschel (Kienitz), E.Prinke (Pechüle), W. Recker (Berlin), H. Remek (Hen-nigsdorf), J. Ribbe (Dreetz), H. Richert (Schilda), A.Richter (Beiersdorf), G. Richter (Potsdam), G. Richter(Lauchhammer), J. Richter (Brandenburg), W. Richter(Neuerstadt), M. Rieck, Riedel (Eberswalde), W. Riska(Senftenberg), H. Ruthenberg (Neubrandenburg), S.Seehafer (Mehlsdorf), Schendel, Schenke (Seelow), K.Scherneck (Brandenburg), T. Schiewitz (Kienitz),E. Schlieker (Brandenburg), O. Schmidt (Linum), P.Schneider, L. Schnick (Kyritz), P. Schonert (Luckau),B. Schrape (Alt Tucheland), Schulze (Falkenberg), M.Schulze (Neuzelle), A. Schumacher (Dessau),D. Schuppelius jun. u. sen. (Buchheide), Schwedews-ky, A. Seeger, K. Sehrung (Tröbitz), M. Socher (Lip-sa), Stahnke (Seelow), A. Stein (Frankfurt/ Oder), I.Strauß (Kyritz), P. Streckenbach, M. Sturm (Rhinow),W. Teske (Guben), K. Thiele (Elstal), G. Thinius(Herzberg), R. Tiertz (Lebus), Tusche (Seelow), N.Ullrich (Tröbitz), Völgel (Templin), Walther, F. Wal-ther (Plessa), H. Warnstedt (Schollene), R. Warthold(Gülpe), H. Wawrzyniak, (Eberswalde), P. Weck,M. Weggen (Kirchmöser), Weiß (Eberswalde), Wen-droth (Neuhaus), W. Werner (Templin), D. Wiede-mann (Lauchhammer), N. Wilcke, S. Willutzki (Rüth-nick), Winkler (Altzeschdorf), Wolker (Seelow), K.-H.Wollenberg (Wildau), M. Zerning (Saarmund), P. Zie-rold (Jessen), U. Zöphel (Dresden), K. Zscheile (Güs-trow) und U. Zuppke (Wittenberg)sowie den Mitarbeitern der Naturwacht in den Groß-schutzgebieten Biosphärenreservat Elbtalaue (H. Flü-gel, M. Köthke) und Schorfheide-Chorin (W. Bo-ckisch, R. Christians, M. Clausnitzer, U. Schneider, P.Witt) sowie der Naturparke Barnim (M. Schünemann),Uckermärkische Seen (K. Lange, P. Möhl, R. Waß, A.Wichmann), Westhavelland, Schlaubetal, Hoher Flä-ming (Fr. Czepel, Fr. Mielsch), Märkische Schweiz (O.Büxler) und des Nationalparks Unteres Odertal (I. Ka-pus).

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1907 (Rodentia, Castoridae). Zool. Anz. 203: 69-77

Anschriften der Verfasser:

Dr. Dietrich Dolch Dipl. Biol. Jana TeubnerDipl. Biol. Jens TeubnerLandesumweltamt Brandenburg Naturschutzstation Zippelsförde16827 Zippelsförde

Dr. Dietrich HeideckeMartin-Luther-Universität Halle-WittenbergInstitut für ZoologieDomplatz 406108 Halle/Saale

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002; 235-242 235

NATURNAHE FLUSSUFER SIND LEBENSRAUM ZAHLREICHER, DARUNTER SELTENER UND GEFÄHRDETER PFLANZENARTEN UND VEGETATIONSEINHEITEN. DIE ERMITTLUNG IHRER VIELFALT UND DYNAMIK BILDET DIE VORAUSSETZUNG DAFÜR, DIE WIRKUNG

ÖKOLOGISCH AUSGERICHTETER UNTERHALTUNGSMAßNAHMEN ZU BEWERTEN.

ANSELM KRUMBIEGEL, FRANK MEYER, UWE SCHRÖDER, ANDREAS SUNDERMEIER, DETLEF WAHL

Dynamik und Naturschutzwert annueller Uferfluren der Buhnenfelder im brandenburgischen Elbtal

Schlagwörter: Flussufervegetation, annuelle Uferflur, Vegetationsdynamik, Neophyt, Neoendemit,FFH-Lebensraumtyp, Naturschutz, Buhnensanierung, brandenburgisches Elbtal

1 Einführung

Die Elbe ist, wie auch vergleichbare andereBundeswasserstraßen, in weiten Streckenab-schnitten durch Buhnen stromtechnisch ge-regelt. Der Bau erster Buhnen reicht hier bisin das 18. Jahrhundert zurück, wobei sie zu-nächst dem Ufer- und Eigentumsschutz underst im 19. Jahrhundert der Bündelung desAbflusses bis zum Mittelwasserabfluss unddamit der Verbesserung der Fahrwasserver-hältnisse für die Schifffahrt dienten. An derElbe wurde ab 1844 auf einen Beschluss inder Elbschifffahrts-Additionalakte hin mitdem Buhnenbau zur Mittelwasserregulie-rung begonnen. Diese wurde 1910 weitge-hend abgeschlossen, ohne allerdings ganz-jährig ausreichende Fahrwassertiefen zu er-zielen. Infolgedessen wurde in den Jahren1929 bis 1931 eine vollständige Neubear-beitung der Niedrigwasserausbau-Entwürfein der Flachlandstrecke vorgenommen, die inden 1930er Jahren bis zum Beginn des II.Weltkrieges bis auf einzelne Abschnitte um-gesetzt wurde. An der Elbe bewirkte insbesondere auf demGebiet der DDR eine verminderte oder völligunterlassene Unterhaltung der Bauwerkestarke Veränderungen derselben, die vonkleineren Durchrissen und Abbrüchen bis hinzu deren völligem Absacken reichen. Der ak-tuelle Bestand umfasst insgesamt 6.903 Buh-nen, wobei für 1.559 Buhnen (ca. 23,2 %)notwendige Instandsetzungen in den Haus-haltsplanungen der Wasser- und Schiff-fahrtsdirektion-Ost vorgesehen sind (FAIST

1996). Diese Buhnen können zwar die tech-nischen Anforderungen oftmals nicht mehrerfüllen, bieten aber aufgrund der lokal er-höhten Strukturvielfalt – unterschiedlicheWassertiefen, vielgestaltige Übergangszo-nen, Uferabbrüche, kurzlebige inselartigeSandablagerungen und unterschiedlichsteStrömungsverhältnisse – ökologisch hoch-wertige Strukturen, die an anderen regulier-ten Strömen nicht mehr zu finden sind. Im Spannungsfeld zwischen ökologischwertvoller und sensibler Dynamik und Struk-turvielfalt einerseits und gleichzeitigerSicherstellung der nautischen und landeskul-turellen Rahmenbedingungen mit konven-

tionellen Bauweisen andererseits sind Vari-anten gefordert, die den heutigen erweiter-ten Ansprüchen gerecht werden. Die Prio-ritäten der Wasser- und Schifffahrtsverwal-tung bei der Buhneninstandsetzung liegenzwar auf der Beseitigung tauchtiefenbestim-mender und sicherheitsrelevanter Fehlstel-len, dennoch werden Belange einer schutz-verträglichen Nutzung des Flussökosystems– vor allem auch vor dem Hintergrund EU-rechtlicher Schutzbestimmungen – zuneh-mend stärker berücksichtigt. Im Rahmen derErarbeitung des Unterhaltungsplanes Mittel-elbe wurden erste Vorstellungen einer öko-logisch orientierten Buhnengestaltung for-muliert, die vom Erhalt einiger Durchrisse,Abweichen von der Regelbuhne in Breite,Höhe und Böschungsneigung, Initiieren voninselartigen Sandbänken bis zum vollständi-gen Überlassen der Sukzession (Gleitufer-abschnitte) reichen. Eine systematische Un-tersuchung der Zusammenhänge zwischenden Buhnenformen und ihrer Auswirkungauf das von ihnen definierte Buhnenfeldfehlt jedoch bis heute. Diese Kenntnisdefizi-te sind der Hintergrund eines Forschungs-auftrages des Wasser- und SchifffahrtsamtesMagdeburg, der an die Bundesanstalten fürGewässerkunde (BfG) und Wasserbau (BAW)zu modellhaften Untersuchungen in einerInstandsetzungsstrecke erging. Im Rahmendes mehrjährigen Forschungsvorhabenswerden unter anderem detaillierte Biotop-und Vegetationserhebungen durchgeführt(RANA 1999, 2000, 2001), deren erste Er-gebnisse nachfolgend am Beispiel der be-sonders gebietstypischen annuellen Uferflu-ren auszugsweise dargestellt werden.

2 Gebietscharakteristik

Das Untersuchungsgebiet (UG) befindet sichca. 10 km südöstlich von Wittenberge imRühstädter Bogen zwischen Bälow und Rüh-städt und umfasst je zwei rechts- und links-elbische Uferabschnitte zwischen den Strom-Kilometern 439,3 und 446,0. Administrativgehört es zu den Landkreisen Stendal (Sach-sen-Anhalt, linkselbisch) und Prignitz (Bran-denburg, rechtselbisch), wobei hier nur Er-gebnisse der Untersuchungen aus Branden-

Zusammenfassung

In einem Abschnitt der mittleren Unterelbesüdöstlich von Wittenberge wurde die Ufer-vegetation über bisher drei Jahre flächende-ckend erfasst. Damit liegt eine aktuelle Do-kumentation der Bestandssituation vor, dieals Vergleichsgrundlage für mögliche Verän-derungen in Folge der ökologisch orientier-ten Instandsetzung von Buhnen dienen soll.Die vorliegende Arbeit richtet dabei ein be-sonderes Augenmerk auf die Annuellenflu-ren, wobei im Rahmen der Untersuchungenauch die angrenzenden Flutrasen-, Röhricht-und Ruderalgesellschaften berücksichtigtwurden. Insgesamt konnten bisher 61 Vege-tationseinheiten unterschieden werden, da-von 19 Annuellengesellschaften.Die Buhnenfelder stellen für die einjährigenUferfluren aufgrund der regelmäßigen jähr-lichen Störung (Hochwasserereignisse) wich-tige Primärlebensräume dar. Entsprechendgroß ist die Diversität der Vegetationseinhei-ten, die wesentlich durch die sehr unter-schiedlichen Substrate im untersuchten Ge-biet (schlammig-feinkörniger Sand, gröbererbis kiesiger Sand) sowie durch das Mikro-relief bestimmt werden. Sowohl Startzeit-punkt der Entwicklung als auch Ausdehnungder Annuellenfluren sind jährlichen Schwan-kungen unterworfen und werden durch denWasserstand bzw. von Hochwasserereignis-sen bestimmt.In den Annuellengesellschaften kommenzahlreiche geschützte und gefährdete Pflan-zenarten vor, die teilweise bestandsbildendsind, wie z.B. Hirschsprung (Corrigiola lito-ralis). Daneben haben in den Buhnenfeldernmehrere annuelle Neoendemiten einen Vor-kommensschwerpunkt, von denen z.B. dieElbe-Spitzklette (Xanthium albinum) eineprägende Rolle in den Annuellengesellschaf-ten spielt. Indigene einheimische bzw. archä-ophytische Arten scheinen derzeit jedochnicht durch die Neophyten bedroht zu sein.Inwieweit sich die geplanten Sanierungs-maßnahmen auf die Vegetation der Buhnen-felder auswirken und erste diesbezüglicheVermutungen bestätigt werden können,wird Gegenstand der Untersuchungen inden kommenden Jahren sein.

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burg vorgestellt werden. Das Elbtal ist imGebiet geologisch durch holozäne Flussabla-gerungen charakterisiert. Das Substrat inden Buhnenfeldern ist recht unterschiedlichund reicht von schlammigem Sand geringerKorngröße bis zu grobem, teils feinkiesigemSand. Daneben bedingt vor allem das Mi-krorelief, das hauptsächlich durch die Lageder Buhnenfelder am Prall- oder Gleithangund die Wirkung der Buhnen selbst be-stimmt wird, die Vielfalt der annuellen Ufer-fluren. Auf brandenburgischer Seite ist dasUfer aufgrund der Rechtsbiegung des Fluss-laufes überwiegend als Gleithang mit Flach-und Steiluferabschnitten ausgebildet. DieStrömungsverhältnisse an den Buhnen sindin erster Linie von deren Länge, Höhe undLage, der Ufersituation (Prall- oder Gleitufer)und der Wassertiefe abhängig. Wegen der inden Buhnenfeldern vorherrschenden relativgeringen Strömungsgeschwindigkeiten kön-nen sich dort – vor allem in den Gleituferbe-reichen – erhebliche Sedimentmengen abla-gern, die bis zur vollständigen Verlandungführen können. Sie stellen eine akzeptiertebzw. erwünschte Nebenwirkung dar, da sieden Uferschutz verbessern und den Unter-haltungsaufwand minimieren. Im Laufe die-ser Entwicklung bieten sie einer Vielzahl vonTier- und Pflanzenarten der Stillwasserzonenoptimale Lebensraumbedingungen, welcheallerdings in ihrer Artenzusammensetzungeher auf Altarme und Teiche, nicht aber auffreifließende Ströme hinweisen.Die Buhnenfelder gehen an ihrer Böschungs-oberkante überwiegend direkt in Nutzgrün-land über. Stellenweise setzt sich der meistoberhalb der Mittelwasserlinie angrenzende,von Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea)aufgebaute Röhrichtsaum über landeinwärtsreichende, von flutrinnen- und kolkartigenVertiefungen geprägte Bereiche fort. Auchdiese Flächen werden zumeist beweidet. Ins-gesamt ist der Flussabschnitt innerdeichsauffallend gehölzarm. Weidengebüsche bzw.einzelne größere Weidensträucher sind in-nerhalb der Buhnenfelder nur vereinzelt vor-handen. Im Untersuchungsabschnitt Rüh-städt lassen einige Gehölzgruppen in ca. 50bis 100 m Abstand von der aktuellen Mittel-wasserlinie auf ehemals größere geschlosse-ne Waldbestände schließen, wie sie sich amOstrand dieses Gebietes noch unmittelbaran den Deich außen angrenzend befinden.Die Elbaue ist im untersuchten Abschnitt Be-standteil des länderübergreifenden UNES-CO-Biosphärenreservates „FlusslandschaftElbe“ und sowohl in Brandenburg als auch inSachsen-Anhalt als Naturschutzgebiet gesi-chert sowie als Besonderes Schutzgebietnach der FFH-Richtlinie gemeldet.

3 Vegetationseinheiten der Buhnenfelder

Die flächendeckende Kartierung der Buh-nenfelder im Maßstab 1:1.000 erforderte es,nicht nur die eindeutig ansprechbaren Ge-sellschaften, sondern darüber hinaus bei-spielsweise auch alle Dominanz- und Misch-bestände einzelner oder weniger Arten so-

wie Übergangsbestände zwischen Vegeta-tionsklassen zu berücksichtigen. Dies machteteilweise eine detailliertere Unterscheidungder Vegetationseinheiten im Vergleich zur Li-teratur notwendig und zwar vor allem dann,wenn Dominanzunterschiede einzelner oderweniger Arten starke physiognomische Un-terschiede zwischen Beständen bedingen,die eigentlich nur einer einzigen Assoziationoder ranglosen Gesellschaft zugeordnet wer-den können. Die Dokumentation dieser starkvom jährlichen Wassergang abhängigen un-terschiedlichen Fazies ist jedoch geeignet,um einerseits die standörtlichen Unterschie-de innerhalb eines Jahres und andererseits diehohe Dynamik im Vergleich unterschiedlicherJahre zu verdeutlichen. Aus diesem Grund er-folgte eine teilweise taggleiche Kartierung inden bisher drei Untersuchungsjahren.Entsprechend des hier behandelten Schwer-punktes der annuellen Uferfluren sind inTab. 1 nur diese berücksichtigt. Bei denUntersuchungen wurden jedoch als weiterebestandsbildende Vegetationseinheiten vorallem Flutrasen-, Röhricht- und Ruderalge-sellschaften z.T. ebenfalls sehr detailliert er-fasst. Insgesamt konnten bisher 61 verschie-dene Vegetationseinheiten unterschiedenwerden, zu denen noch fünf vegetations-freie Standorttypen hinzukommen. Von letz-teren spielen vor allem die weitgehend odervöllig vegetationsfreien Sand- und kiesigenSandflächen bei länger andauerndem Nie-drigwasser als potenzielle Standorte von An-nuellenfluren ein große Rolle. Darüber hin-

aus sind sie als Lebensraum für Limikolenzusätzlich von ornithologischem Interesse(Abb. 1). Eine „klassische” Vegetationsabfolge in denBuhnenfeldern vom Wasser zum Land mitAnnuellenfluren, Flutrasen und Röhrichtenist nur an relativ wenigen Stellen in dieseridealen Form deutlich ausgeprägt (Abb. 2, 3).Vor allem die Flutrasen sind, wenn über-haupt ausgebildet, meist nur als wenige De-zimeter breiter, meist unterbrochener Strei-fen im Bereich der Mittelwasserlinie (alsMarke des über längere Zeit nachgewiesenenmittleren Wasserstandes) vorhanden. Be-standsbildend sind vor allem Flut-Straußgras(Agrostis stolonifera) und Knick-Fuchsschwanz(Alopecurus geniculatus). Stellenweise groß-flächig bilden diese beiden Arten jedoch einedominante „untere” Krautschicht unter hoch-wüchsigen Dominanzbeständen der Elbe-Spitzklette (Xanthium albinum). Andere imGebiet weit verbreitete Flutrasenarten, wievor allem Wiesen-Alant (Inula britannica),Gänse- und Kriechendes Fingerkraut (Poten-tilla anserina, P. reptans) und Platthalm-Binse(Juncus compressus) kommen zwar auch imBereich der Mittelwasserlinie und etwas darü-ber in den Buhnenfeldern vor, konzentrierensich stellenweise mit Dominanzbeständen je-doch auf den Buhnen. Hingegen ist die Ge-meine Sumpfkresse (Rorippa sylvestris) diehäufigste und teilweise bestandsprägende,ausdauernde (Flutrasen-)Art auf den von an-nuellen Arten dominierten Flächen unterhalbder Mittelwasserlinie.

Tabelle 1: Übersicht der Assoziationen und ranglosen Gesellschaften der annuellen Uferfluren im Rühstädter Bogen

Nr. Gesellschaftsbezeichnung/Assoziation besiedelte Substrate1 2 3 4 5 6 7

1 Zweizahn-Wasserpfeffer-Flur/Bidenti-Polygonetum hydropiperis *, FFH x x2 Wasserpfeffer-Ampferknöterich-Elbespitzkletten-Gesellschaft x

(auf trockenem Standort)3 Gesellschaft der Wilden Sumpfkresse (dichtwüchsig) x x4 Gesellschaft der Wilden Sumpfkresse (lockerwüchsig) x x x x5 Hirschsprung-Gesellschaft/Chenopodio polyspermi-Corrigioletum litoralis *, FFH, 3 x x x x6 Vogelknöterich-reiche Hirschsprung-Gesellschaft/ x x x x

Chenopodio polyspermi-Corrigioletum litoralis *, FFH, 3 7 Igelsamige Schuppenmiere-reiche Hirschsprung-Gesellschaft/ x x x

Chenopodio polyspermi-Corrigioletum litoralis *, FFH, 3 8 Elbespitzkletten-Spießmelden-Gesellschaft/ x x

Xanthio albini-Atriplicetum prostratae *, FFH9 Wilde Sumpfkresse-reiche Elbespitzkletten-Uferflur/ x x x x

Xanthio albini-Chenopodietum rubri *, FFH10 Elbespitzkletten-Uferflur/Xanthio albini-Chenopodietum rubri *, FFH x x x11 Ampferknöterich-reiche Elbespitzkletten-Uferflur/ x x x x

Xanthio albini-Chenopodietum rubri *, FFH 12 Elbeliebesgras-reiche Elbespitzkletten-Uferflur/ x x

Xanthio albini-Chenopodietum rubri *, FFH 13 Gesellschaft des Schmalblättrigen Ampfers/ x

Xanthio albini-Chenopodietum rubri *, FFH14 Hühnerhirsen-Knöterich-Gesellschaft / Echinochloo-Polygonetum lapathifolii * x x15 Flussknöterich-Gesellschaft/Polygono brittingeri-Chenopodietum rubri *, FFH, V x x x x16 Elbeliebesgras-Gesellschaft x x x17 Schlammlings-Gesellschaft/Cypero fusci-Limoselletum aquaticae (!, *, 3) x x18 Gesellschaft der Frosch-Binse und des Kleinen Wegerichs x19 Elbeliebesgras-reiche Gesellschaft der Frosch-Binse und des Kleinen Wegerichs x

Schutz- u. Gefährdungskategorien: FFH = Lebensraumtyp entsprechend Anhang I der FFH-Richtlinie; * – Ve-getationseinheit im Komplex mit geschützten Biotopen (vgl. SCHUBERT et al. 2001); Gefährdung nach RoterListe der Pflanzengesellschaften Deutschlands (Tiefland) (RENNWALD 2000): 3 – gefährdet, V – Vorwarnliste

Substrate: 1 – Feinsand, 2 – kiesiger Feinsand, 3 – grob-kiesiger Sand, 4 – schlammig-sandig, 5 – bindig-erdig, 6 – Buhnensteine, 7 – Säcke des Buhnenunterbaues

A. KRUMBIEGEL, F. MEYER, U. SCHRÖDER, A. SUNDERMAIER, D. WAHL: ANNUELLE UFERFLURE DER BUHNENFELDER 237

Abb. 1Bei Niedrigwasser trockengefallene Schwemmfläche im Strömungsschatten einer Buhne Foto: F. Meyer

Abb. 2Luftbild vom Nordteil des Untersuchungsge-bietes Bälow mit drei Buhnenfeldern (Größedes Ausschnittes ca. 240x125 m)

Wesentlich öfter durchdringen sich Annuel-lenfluren und Röhrichte. Während sich An-nuelle in den dichten Beständen von Gemei-ner Strandsimse (Bolboschoenus maritimus)und Schlank-Segge (Carex acuta) fast kaumetablieren können, existieren beispielsweiseMischbestände aus Rohr-Glanzgras (Phalarisarundinacea) und Elbe-Spitzklette (Xan-thium albinum) oder Zweizahn-(Bidens-)Ar-ten als Übergänge zu reinen Rohrglanzgras-Röhrichten auf den Böschungen zwischenMittel- und Hochwasserlinie bzw. angren-zendem Nutzgrünland (Abb. 4).

4 Diversität und Dynamikder Vegetation

Kaum ein Biotop ist einer vergleichbar star-ken Dynamik ausgesetzt wie die Ufer perio-disch hochwasserführender Flüsse. An derElbe tritt normalerweise neben dem Früh-jahrs- auch ein Sommerhochwasser auf, daswährend der Vegetationsperiode den nach-haltigsten Einfluss auf die Bestandsentwick-lung in den Buhnenfeldern ausübt. Je nachZeitpunkt bzw. Dauer des Hochwasserereig-nisses ist der Beginn der Entwicklung bzw.der Neuetablierung der annuellen Uferflurenvorgegeben. Die räumliche Ausdehnung derBestände kann außerdem bereits durch ge-ringe Wasserstandsschwankungen erheblichbeeinflusst werden, da bei einem teilweisenur wenige Zentimeter niedrigeren Wasser-

stand während eines Niedrigwassers weiteregroße Flächen trocken fallen können. Dieszeigt sich gelegentlich sehr eindrucksvoll,wenn infolge der Sogwirkung von Schubver-bänden auf der Elbe bei Niedrigwasser durchabfließendes Wasser weitere „potenzielle”Standorte für Annuellenfluren sichtbar werden.Der Einfluss des Jahresgangs der Wasserfüh-rung war im Vergleich zwischen den bisherdrei Untersuchungsjahren 1999 bis 2001sehr deutlich erkennbar (Wasserstände ent-sprechend Pegel Wittenberge). 1999 konntesich die Vegetation in den Buhnenfeldern erstnach dem Rückgang des Pegels auf wenigerals ca. 150 cm ab Anfang August (von maxi-mal ca. 260 cm Mitte Juli) weiter, wieder bzw.überhaupt erst entwickeln. Ab Mitte Augustherrschte dann extremes Niedrigwasser miteinem Minimalwert von 107 cm am 17. Sep-tember. Im Jahr 2000 lag der Pegel hingegenbereits ab Mitte Juni unter 150 cm. Das Nie-drigwasser dauerte bis Anfang Oktober (nurdurch zwei ca. 10-tägige Phasen Anfang Au-gust und Anfang bis Mitte September mit Pe-geln bis maximal ca. 180 cm unterbrochen).Daher konnte eine weitgehend kontinuierli-che Besiedlung auf den relativ zeitig trocken-fallenden Uferabschnitten stattfinden. Im Jahr2001 kam es nicht zu derart niedrigen Was-serständen wie in den beiden Vorjahren (zu-mindest nicht über einen für die Vegetations-entwicklung relevanten Zeitraum).Im Unterschied zwischen 1999 und 2000

238 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

trat beispielsweise die Flussknöterich-Gesell-schaft (Polygono brittingeri-Chenopodietumrubri) im Jahr 2000 bereits Anfang Augustim gesamten Gebiet verbreitet auf, währendsie in einem vergleichbaren Entwicklungssta-dium 1999 erst bei der zweiten KartierungMitte September festgestellt wurde. Glei-ches gilt für die Schlammlings-Gesellschaft(Limosella aquatica). Geringe Wasserstands-schwankungen können ihrerseits erheblichdie Vitalität bzw. den Fortbestand ufernaherBestände beeinflussen. So zeigte sich MitteSeptember 2000, dass trotz annähernd glei-chen Wasserstandes wie Anfang August undAusbleiben von zwischenzeitlichen Hochwas-serereignissen bereits Wasserstandsschwan-kungen von wenigen Zentimetern ausrei-chen, um die Vegetation infolge Überstau-ung zu schädigen oder sie aufgrund der Ero-sionswirkung von selbst schwachem Wellen-gang völlig wegzuspülen. Dies betraf wiede-rum die Bestände der sich meist streifenför-mig knapp über der aktuellen Wasserlinieentwickelnden Flussknöterich- und Schlamm-lings-Gesellschaft, deren Vertreter nur relativschwach entwickelte Wurzelsysteme besit-zen. Höherwüchsige Bestände können der-artige geringfügige und kurzzeitige Wasser-standsschwankungen hingegen weitgehendunbeschadet überstehen. Ein Beispiel hierfürist die zum Verband der Zweizahn-Melden-Knöterich-Gesellschaften (Bidention) zu zäh-lende Gesellschaft des Schmalblättrigen Amp-fers (Rumex stenophyllus), in der neben derausdauernden namengebenden Art auch derannuelle Sumpf- und Strand-Ampfer (Rumexpalustris, R. maritimus) vorkommen.Während der ersten Kartierung 2001 (AnfangAugust) betrug der Wasserstand ca. 200 cmund lag damit um bis zu 60 cm über dem derVergleichszeiträume der Vorjahre. Das Wasserreichte daher durchschnittlich bis an den Flut-rasen-/Röhrichtsaum, so dass kaum offene,für die Entwicklung von Annuellenfluren not-wendige Standorte vorhanden waren unddiese nur vergleichsweise kleine Flächen aufhöhergelegenen Uferabschnitten bedeckten.Im Vergleich zu 1999 konnte 2000 stellen-weise eine deutliche Ausbreitung des Rohr-Glanzgrases in Richtung Fluss festgestelltwerden, wodurch sich der Siedlungsraum fürreine Annuellenfluren verringert. Auch anStellen, wo 1999 Elbespitzkletten-reicheRohrglanzgras-Röhrichte vorkamen, waren2000 weitgehend nur noch einartige Röh-richte vorhanden. Ähnliche Veränderungenwaren auch 2001 feststellbar. Als Ursachedafür wird der niedrige Wasserstand derVorjahre angesehen, der die Ausbreitungvon Phalaris arundinacea gefördert hat. Ent-sprechende Ausbreitungstendenzen sind be-reits innerhalb einer Vegetationsperiodedeutlich zu beobachten. Beispielsweise hattesich das Rohr-Glanzgras an manchen Stellenbestandsbildend entwickelt, wo im Hoch-sommer noch Ampfer-Bestände (Rumex ma-ritimus, R. palustris, R. stenophyllus) aus-kartiert werden konnten, die nur leicht vonPhalaris arundinacea durchsetzt waren. ImSpätsommer befanden sie sich bereits imStadium der Samenreife bzw. im Absterben.

Abb. 3Lagegleicher Kartenausschnitt wie Abb. 2 als Vegetationskarte

Abb. 4 Vegetationszonierung vom Ufer zur Böschung: niedrige Flussknöterich-Gesellschaft (Cheno-podium glaucum, Ch. rubrum), höherwüchsige Ampferknöterich-reiche Bestände (Persicarialapathifolia), Elbespitzkletten-Dominanzbestand (Xanthium albinum), Elbespitzkletten-rei-ches Rohrglanzgras-Röhricht, Rohrglanzgras-Röhricht (Phalaris arundinacea)

Foto: A. Krumbiegel

A. KRUMBIEGEL, F. MEYER, U. SCHRÖDER, A. SUNDERMAIER, D. WAHL: ANNUELLE UFERFLURE DER BUHNENFELDER 239

5 Naturschutzfachliche Be-deutung der Buhnenfelder

Trotz der Stromregulierung durch Buhnenkann die Elbe sowohl im eigentlichen Unter-suchungsabschnitt als auch weit darüber hi-naus als naturnahes Metapotamal im Sinnevon RIECKEN et al. (1994) eingestuft werden.Entsprechend ist die Elbe als Flusslauf auchals geschützter Biotop nach § 32 Branden-burgisches Naturschutzgesetz (BbgNatSchG)zu betrachten (Biotoptypen-Codes 01121/01122 – langsam fließende Flüsse, flachufe-rig mit Röhrichten und Staudenfluren/teil-weise steiluferig) (vgl. LANDESUMWELTAMT

BRANDENBURG 1995). Hierfür sprechen dievergleichsweise naturnahe Ausbildung derUfer mit Steil- und Flachböschungen, dyna-mische Schwemmflächen zwischen den Buh-nen sowie stellenweise vorhandene Altwas-ser hinter der aktuellen Uferlinie. Vor allemhervorzuheben sind die großen feinsandigenbis feinkiesigen Flächen im östlichen Ab-schnitt Rühstädt zusammen mit einer gro-ßen, lange verbleibenden Restwasserflächevor dem Steiluferabschnitt (Abb. 5). Je nachJahresgang des Wassers befinden sich hiergroße Vorkommen des gefährdeten Hirsch-sprungs (Corrigiola litoralis) und der danachbenannten Hirschsprung-Gesellschaft inunterschiedlicher standörtlicher Ausprägung(Chenopodio polyspermi-Corrigioletum lito-ralis) (Abb. 6). Diese und andere Gesell-schaften der “Schlammigen Flussufer mitVegetation der Verbände Chenopodion rubri(p.p.) und Bidention (p.p.)” sind Lebensräu-me von gemeinschaftlicher Bedeutung ge-mäß Anhang I der FFH-Richtlinie (SSYMANK

et al. 1998, Code 3270). Aufgrund der nochvergleichsweise naturnahen Erhaltung derFlussufer ist das Elbtal heute das Haupt-verbreitungsgebiet dieses gefährdeten Bio-toptyps in Mittel- und Nordwestdeutsch-land.Eine gewisse Vernachlässigung dieses FFH-Lebensraumtyps bzw. dessen natürlicher Ve-getation fand bisher oft zugunsten vonUntersuchungen über Neophyten statt. Dadiese sich entlang von Flüssen konzentrierenund ausbreiten, liegen hierüber zahlreicheUntersuchungen vor (s.u.), während detail-lierte Analysen über den Bestand bzw. dieVeränderungen in der ursprünglichen An-nuellenvegetation vergleichsweise seltensind (u.a. WIßKIRCHEN 1995, FISCHER 2000,KRUMBIEGEL i. Dr.). Die Dokumentation desIst-Zustandes der Vegetation dieses Biotop-typs ist jedoch sowohl von grundlegendemInteresse, um die Mannigfaltigkeit zu erfas-sen, als auch die entscheidende Vorausset-zung, um Veränderungen, gleichgültig wel-cher Art und Ursache, dokumentieren undbewerten zu können.Zahlreiche Arten und Pflanzengesellschaftender Flussufer kommen auch an natürlichenstehenden Gewässern oder an Sekundär-standorten (Teiche, Gräben, Talsperren, Bag-gerseen) vor. Demgegenüber steht jedochdie hohe naturschutzfachliche Bedeutungder naturnahen Flussufer als weitgehend ge-schlossenes lineares Primärhabitat, in dem

Abb. 5Böschungsfuß mit Wiesen-Alant (Inula britannica), vegetationsfreie trockene Sandflächen,Restgewässer in einem stark verlandeten Buhnenfeld und keimende Annuellenbestände auffeuchtem schlammigem Sand im Hintergrund Foto: A. Krumbiegel

Abb. 6Hirschsprung-Gesellschaft (Chenopodio polyspermi-Corrigioletum litoralis) auf grobemSand in optimaler Ausprägung Foto: A. Krumbiegel

sich durch die Untergliederung in die Buh-nenfelder neben der natürlichen eine zusätz-liche anthropogen bedingte Arten- und Ge-sellschaftsdiversität auf vergleichsweise gro-ßer Fläche entwickelt hat. Im Vergleich zuden kleineren und oft mehr oder wenigerisolierten Stillgewässern sind an den hochdy-namischen Flussufern außerdem eine größe-re Individuenzahl und damit eine höhereGen-Austauschrate gewährleistet, selbst wennletztere im Wesentlichen nur durch Diaspo-rentransport in Strömungsrichtung gegebenist. Naturnahe Flussufer bieten außerdemsowohl dank der Kraft des fließenden Was-sers als auch durch den Eisgang gerade fürAnnuelle eine sichere Gewähr für den Erhaltbesiedelbarer, d.h. offener Standorte. ImUnterschied dazu findet an zahlreichen Se-kundärstandorten entweder ein Trockenfal-len potenzieller Biotope nicht in dem Um-

fang und der Regelmäßigkeit wie an Fluss-ufern statt (Talsperren), oder sie unterliegeneiner Sukzession zu Dauergesellschaften nachNutzungsaufgabe (Abgrabungsgewässer).In Tab. 1 ist der jeweilige Schutz- bzw. Ge-fährdungsstatus der einzelnen Vegetations-einheiten vermerkt. Aufgrund der je nachAutor teilweise unterschiedlichen Gesell-schaftsauffassung sind Angaben hierzu aller-dings teilweise problematisch. Außerdem lie-gen Einschätzungen zur Gefährdung vonPflanzengesellschaften in der Roten ListeDeutschlands nur auf der Ebene von (be-schriebenen) Assoziationen und „Zugeord-neten Einheiten“ (als nicht näher festgelegteRangstufe unterhalb der Assoziation) vor(vgl. RENNWALD 2000). Als Orientierung hin-sichtlich der Gefährdung und Schutzbedürf-tigkeit kann allerdings neben den für dieFFH-Biotope als charakteristisch angegebe-

240 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

nen Pflanzengesellschaften (vgl. SSYMANK etal. 1998) auch der nach § 30 Bundesnatur-schutzgesetz (BNatSchGNeuregG) bzw. § 32BbgNatSchG geschützte Biotoptyp „Natürli-che oder naturnahe Bereiche fließender undstehender Binnengewässer einschließlich ih-rer Ufer und der dazugehörigen uferbeglei-tenden natürlichen oder naturnahen Vegeta-tion“ bzw. „Naturnahe und unverbauteBach- und Flußabschnitte“ herangezogenwerden, in dem die jeweiligen Vegetations-einheiten schwerpunktmäßig vorkommen(vgl. SCHUBERT et al. 2001). In Tab. 2 sind die im UG in den Annuellen-fluren nachgewiesenen gefährdeten Pflan-zenarten zusammengestellt, von denenmehrere bestandsbildend vorkommen.Der Strahlende Zweizahn (Bidens radiata)bildet meist zusammen mit dem Dreiteiligenund Schwarzfrüchtigen Zweizahn (B. tripar-tita, B. frondosa) die namengebenden Zwei-zahnfluren auf schlammigem, meist feuch-tem Substrat, kommt jedoch auch vereinzeltin von Elbe-Spitzklette (Xanthium albinum)und/oder Ampfer-Knöterich (Persicaria la-pathifolia) und Gänsefuß-Arten (Chenopo-dium) beherrschten Beständen vor. Außer-dem werden lockerwüchsige Rohrglanzgras-Röhrichte besiedelt. Der Hirschsprung (Cor-rigiola litoralis) ist die Charakterart der Hirsch-sprung-Gesellschaft (Chenopodio polyspermi-Corrigioletum litoralis), die standörtlich be-dingt in verschiedenen Ausprägungen vor-kommt. Optimale Entwicklungsbedingun-gen findet die Art auf den ausgedehntenfein- bis grobsandigen, teils feinkiesigenSandflächen im östlichen Abschnitt des Rüh-städter UG, wo sie üppig und mit großenExemplaren vor allem 1999 und 2000 auf-trat. An nur wenig höher gelegenen und da-her trockneren benachbarten Stellen tritt siemengenmäßig zurück, während der Vogel-Knöterich (Polygonum aviculare) stärkervertreten ist (Vogelknöterich-reiche Hirsch-sprung-Gesellschaft). Auf feinerem Sand,teils an flachen Böschungen tritt Corrigiolalitoralis, meist in geringerer Vitalität, in derIgelsamige Schuppenmiere-reichen Hirsch-sprung-Gesellschaft auf. Darüber hinaus istder Hirschsprung ein relativ steter und klein-wüchsiger Begleiter im „Unterwuchs” derFlussknöterich-Gesellschaft, stellenweise inder Elbespitzkletten-Uferflur sowie in der auffeucht-schlammigen Standorten auftreten-den Gesellschaft der Frosch-Binse und desKleinen Wegerichs. An entsprechenden Stand-orten kommen ebenfalls Salz-Schuppenmie-re (Spergularia salina) sowie Kleines Floh-kraut (Pulicaria vulgaris) vor. Letzteres ist imgesamten Gebiet weit verbreitet und trittaußer in der genannten Vergesellschaftungin zahlreichen weiteren Assoziationen undranglosen Gesellschaften auf. Bevorzugtwerden jedoch nicht zu stark austrocknendeund offene, d.h. nicht von Röhricht bewach-sene Standorte. Es ist ebenfalls häufiger Be-gleiter in Flutstraußgras- und Knickfuchs-schwanz-Flutrasen sowie in Sumpfsimsen-Kleinröhrichten. Der Schlammling (Limosellaaquatica) besiedelt meist als wenige Zenti-meter breiter Saum die Ränder von Restge-

Abb. 7„Abgerissener” Buhnenkopf mit Bestand der Elbe-Spitzklette (Xanthium albinum) im Vor-dergrund Foto: F. Meyer

Tabelle 3: Annuelle Neophyten und Neoendemiten (NE) sowie ihre Vergesellschaf-tung (Neophytenstatus nach ROTHMALER et al. 2002) (Die Nummern entsprechen denen der Vegetationseinheiten in Tab. 1)

Art in Annuellenfluren außerhalb der Annuellenflurenbestandsbildend häufig vereinzelt

Amaranthus bouchonii – 9, 15 Bouchons Amarant

Artemisia annua – 1, 10, 15 alle übrigen lückige Böschungen Einjähriger Beifuß (z.T. bestandsbildend),

Buhnen, Steilabbrüche

Bidens frondosa – 1, 2, 13, 14 8, 9, 11, 17-19 lückige Rohrglanzgras- Schwarzfrüchtiger Zweizahn Röhrichte

Brassica napus – Raps vereinzelt auf Buhnen

Brassica nigra – 2, 8 vereinzelt auf Buhnen Schwarzer Senf

Conyza canadensis – 15 17 vereinzelt auf Buhnen Kanadisches Berufkraut

Cuscuta campestris – (8, 9, 10) 8, 9, 10 2, 9Amerikanische Grob-Seide

Echinochloa muricata – 14 1 8, 10, 11, 12, Stachel-Hühnerhirse 17, 18, 19

Eragrostis albensis – 12, 16, 19 9, 10, 11, alle übrigen Elbe-Liebesgras (NE) 14, 15 außer 1-3

Helianthus annuus – vereinzelt auf Buhnen Sonnenblume

Impatiens glandulifera – vereinzelt auf Buhnen Drüsiges Springkraut

Leonurus marrubiastrum – 2, 8, 10, 15 lückige Böschungen, Katzenschwanz Buhnen, Steilabbrüche

Lycopersicon esculentum – vereinzelt auf Buhnen Tomate

Rumex stenophyllus – 13 1, 8, 10, 14 Schmalblättriger Ampfer

Xanthium albinum – 1, 2, 4, 8-12 3, 6, 7, 13, 5, 17 Buhnen, Steilabbrüche, Elbe-Spitzklette (NE) 15, 16, 19 lückige Rohrglanzgras-

Röhrichte und Böschungen

Tabelle 2: Gefährdete Arten der Annuellenfluren im Rühstädter Bogen (Brandenburgisches Ufer)

Art Rote ListeD BB

Bidens radiata Strahlender Zweizahn 1Corrigiola litoralis Hirschsprung 3 2Eleocharis acicularis Nadel-Sumpfsimse 3 3Limosella aquatica Schlammling 3Pulicaria vulgaris Kleines Flohkraut 3 3Spergularia echinosperma Igelsamige Schuppenmiere 1Spergularia salina Salz-Schuppenmiere 1

D – Deutschland, BB – Brandenburg; 1 – vom Aussterben bedroht, 2 – stark gefährdet, 3 – gefährdet

A. KRUMBIEGEL, F. MEYER, U. SCHRÖDER, A. SUNDERMAIER, D. WAHL: ANNUELLE UFERFLURE DER BUHNENFELDER 241

wässern in den Buhnenfeldern oder streifen-förmige Abschnitte entlang der Ufer unterhalbder Mittelwasserlinie. Kleinere flächige Vor-kommen finden sich hingegen auf schlam-migem Sand, werden bei längerem Trocken-fallen der Standorte jedoch rasch von höher-wüchsigen Annuellen überwuchert. Insge-samt ist auch diese Art im Gebiet häufig undtrat in allen drei Untersuchungsjahren auf.Ebenfalls schlammig-sandige Standorte be-vorzugt die erstmals im Jahr 2001 im mittle-ren Abschnitt des Bälower UG gefundeneNadel-Sumpfsimse (Eleocharis acicularis).Weitere typische, geschützte und/oder ge-fährdete Arten der Annuellenfluren, insbe-sondere der Schlammfluren (Nanocyperion),traten entgegen der ursprünglichen Erwar-tung nicht auf bzw. nur in wenigen oder Ein-zelindividuen auf dem linken (sachsen-anhaltinischen) Ufer (Braunes Zypergras –Cyperus fuscus, Ysopblättriger Blutweiderich– Lythrum hyssopifolia, Sumpfquendel – Pe-plis portula). So fehlen beispielsweise Büch-senkraut-Arten (Lindernia spec.), Zypergras-Segge (Carex bohemica) oder Gelbe Gauk-lerblume (Mimulus guttatus), die z.B. imMittelelbegebiet von Dessau-Aken stellen-weise häufig oder sogar bestandsbildendsind (z.B. Sumpfquendel). Auch dort we-sentlich häufigere Arten, wie die Nadel-Sumpfsimse (Eleocharis acicularis), konntenin diesem Teil des brandenburgischen Elbtalsbisher nicht oder nur vereinzelt nachgewie-sen werden. Einige Arten kommen offen-sichtlich in diesem Abschnitt der Elbe grund-sätzlich nicht vor. Dies würde prinzipiell mitErgebnissen von BRANDES (1998) überein-stimmen, der Unterschiede im Artenspek-trum der Buhnen zwischen Aken und Lauen-burg nachweisen konnte, was sowohl ein-heimische Arten als auch Neophyten betrifft.Die hohe Dynamik in der Vegetation bzw.die Fluktuation von einzelnen Arten sowiedas Gesamtarteninventar entlang der Uferlässt sich jedoch nur über mehrere Jahreweitgehend vollständig ermitteln. So be-schreibt beispielsweise FISCHER (2000) dasVorkommen der Schlammlings-Gesellschaft(Cypero fusci-Limoselletum aquaticae) mitdem Braunen Zypergras (Cyperus fuscus),das bisher auf der brandenburgischen Seitedes UG nicht nachgewiesen werden konnte,u.a. vom nahe gelegenen Elbufer am Quit-zöbler Wehr und bei Garsedow nahe Wit-tenberge. Da sich das UG zwischen beidenOrten befindet, ist durchaus mit dem Nach-weis entsprechender Bestände und Artenauch im brandenburgischen Teil zu rechnen.Dies ist um so wahrscheinlicher, wenn dieArten bereits auf dem gegenüberliegendenElbufer nachgewiesen werden konnten.

6 Neophyten und Neoende-miten als Elemente der Annuellenfluren

Mit der Dokumentation der Neophyten undNeoendemiten sowie ihrer Ausbreitung ent-lang der Elbe befassen sich zahlreiche Arbei-ten der letzten Jahre, so u.a. SCHOLZ (1995),BRANDES & SANDER (1995a, b), GARVE & ZA-

CHARIAS (1996) und BRANDES (1999). Mehr-fach werden auch einzelne Arten hinsichtlichihrer Ökologie näher untersucht, wie z.B.BELDE (1996): Elbe-Spitzklette (Xanthium al-binum); MÜLLER (1996), MÜLLER & BRANDES

(1997): Einjähriger Beifuß (Artemisia an-nua); BRANDES (2000): SchmalblättrigerAmpfer (Rumex stenophyllus); KRUMBIEGEL

(2002): Elbe-Liebesgras (Eragrostis albensis).Im UG besitzen Neophyten und Neoende-miten eine teilweise dominante Rolle in denAnnuellenfluren der Buhnenfelder (Tab. 3).Im Unterschied zu anderen Flusssystemenspielen hingegen ausdauernde Neophytenweder zahlen- noch flächenmäßig eine Rol-le; sie sind sogar vergleichsweise selten. ImAbschnitt Bälow konnten lediglich einigesehr kleine Bestände der Lanzett-Aster (As-ter lanceolatus) sowie ein kleines Vorkom-men der Kanadischen Goldrute (Solidagocanadensis) nachgewiesen werden.Bestandsbildende Neoendemiten innerhalbder Annuellenfluren sind die Elbe-Spitzklette(Xanthium albinum) (Abb. 7, 8) und das El-be-Liebesgras (Eragrostis albensis). Wäh-rend diese Arten in den bisher drei Untersu-chungsjahren mit hoher Stetigkeit im ges-amten Gebiet und mit stellenweise hoherArtmächtigkeit (z.T. fast einartige Bestände)auftraten, kam die neophytische Stachel-Hühnerhirse (Echinochloa muricata) ledig-lich 1999 in auffälligem Umfang vor. Die Be-stände erinnerten bei guter Ausbildung auf-grund der Höhe und Üppigkeit gelegentlichan Schilfröhrichte, waren jedoch 2000 und2001 in dieser Form nicht vorhanden. Wäh-rend dies 2000 möglicherweise an der Licht-und Raumkonkurrenz durch andere Annuel-lengesellschaften gelegen hat, welche dichtschließende Bestände bereits vor der Haupt-Keimwelle der Stachel-Hühnerhirse gebildethatten (vor allem Elbe-Spitzklette, Ampfer-Knöterich, Roter und Graugrüner Gänsefuß),

ist die Ursache für das Fehlen 2001 die ins-gesamt höhere Wasserführung. Hierdurchwar eine großflächige und dauerhafte Aus-bildung von Annuellenfluren im gesamtenUG im Vergleich zu den Vorjahren in nur we-sentlich geringerem Umfang möglich. Die neoendemischen und neophytischenAnnuellen scheinen derzeit keine Gefähr-dung für die ursprünglichen einheimischenbzw. archäophytischen Arten und die darausaufgebaute Vegetation darzustellen. Teil-weise können Elbe-Spitzklette und Elbe-Lie-besgras bisher weitgehend ungenutzte Ni-schen besetzen, da sie gerade auf dünenarti-gen, feinsandigen und teilweise relativ tro-ckenen Standorten stellenweise einartige Be-stände bilden. Eragrostis albensis entwickeltauf zeitig trockenfallenden sandigen Flächengelegentlich „Ersatzbestände” für vertrock-nete, nicht über das Jungpflanzenstadiumhinausgekommene Bestände der Flussknöte-rich-Gesellschaft (Polygono brittingeri-Che-nopodietum rubri).

7 Gefährdung und Schutzder Standorte annueller Uferfluren

Als Vegetationseinheiten in einem hoch dyna-mischen Biotop sind die Annuellenfluren vonvornherein an die sich innerhalb der Wachs-tumsperiode rasch verändernden Lebensbe-dingungen angepasst und vermögen sich u.a.dank teilweise sehr kurzer Individualzykleneinzelner Arten und einer großen Diasporen-bank zu behaupten. Die ständige Störung derStandorte, welche die Etablierung einer aus-dauernden Vegetation verhindert, sichert dasVorkommen der flussuferbegleitenden, ver-gleichsweise konkurrenzschwachen Annuel-lenfluren überhaupt erst dauerhaft.Darüber hinaus kommt auch den Buhnen ei-ne große Bedeutung bei der Schaffung eben

Abb. 8Die Elbe-Spitzklette (Xanthium albinum) ist vielerorts bestandsbildend und wird häufig vonder Amerikanischen Grob-Seide (Cuscuta campestris) überzogen. Foto: A. Krumbiegel

242 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

Binnenschifffahrt ZfB 6: 32-33FISCHER, W. 2000: Zwei Zwergbinsen-Gesellschaftenim Inundationsgebiet von Elbe und Havel. Untere Ha-vel-Naturk. Ber. 10: 43-51GARVE, E. & ZACHARIAS, D. 1996: Die Farn- und Blüten-pflanzen des ehemaligen Amtes Neuhaus (Mittelelbe,Lkr. Lüneburg). Ergebnisse einer 1994 durchgeführtenDetailkartierung. Tuexenia 16: 79-625KRUMBIEGEL, A. 2002: Zur Soziologie und Ökologie vonEragrostis albensis SCHOLZ (Poaceae) an der unterenMittelelbe. Feddes Rep. 113: 354-366KRUMBIEGEL, A. i. Dr.: Diversität und Dynamik der Ufer-vegetation an der Mittel-Elbe zwischen Wittenbergeund Havelberg. Tuexenia 23LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG (Hrsg.) 1995: Biotop-kartierung Brandenburg. Kartieranleitung. 2. Aufl.Potsdam. 128 S.MÜLLER, M. 1996: Populationsbiologie von Artemisiaannua L. Braunschw. Geobot. Arb. 4: 71-83MÜLLER, M. & BRANDES, D. 1997: Growth and develop-ment of Artemisia annua L. on different soil types.Verh. Ges. Ökol. 26: 453-460RANA – Büro für Ökologie und Naturschutz Frank Mey-er 1999, 2000, 2001: Biotop- und vegetationskundli-che Erhebungen an der Elbe im Rühstädter Bogen (km439,3 bis 446,0). Projektberichte 1999, 2000 und2001. Unveröff. Gutachten im Auftrage der Bundes-anstalt für Gewässerkunde KoblenzRENNWALD, E. 2000: Rote Liste der Pflanzengesellschaf-ten Deutschlands mit Anmerkungen zur Gefährdung.Schr.-R. Veg.kde. 35: 393-592RIECKEN, U.; RIES, U. & SSYMANK, A. 1994: Rote Liste dergefährdeten Biotoptypen der Bundesrepublik Deutsch-land. Schr.-R. Landschaftspfl. Natursch. 41. Bonn-BadGodesbergROTHMALER, W. JÄGER, E. & WERNER, K. 2002: Exkur-sionsflora von Deutschland. Bd. 4. Gefäßpflanzen: Kri-tischer Band. 9. Aufl. Heidelberg, BerlinSCHOLZ, H. 1995: Eragrostis albensis (Gramineae), dasElb-Liebesgras – ein neuer Neo-Endemit Mitteleuro-pas. Verh. Bot. Ver. Berlin Brandenburg 128: 73-82SCHUBERT, R.; HILBIG, W. & KLOTZ, S. 2001: Bestim-mungsbuch der Pflanzengesellschaften Deutschlands.472 S., Heidelberg, BerlinSSYMANK, A.; HAUKE, U.; RÜCKRIEM, C.; SCHRÖDER, E. &MESSER, D. 1998: Das europäische Schutzgebietssys-tem NATURA 2000. Schr.-R. Landschaftspflege Na-turschutz 53. Bonn-Bad GodesbergWIEZOREK, H. & SCHWIEGER, F. 1992: Die biotopbilden-de Wirkung von Buhnen. Wasser & Boden 44: 21, 22,33, 34WIßKIRCHEN, R. 1995: Verbreitung und Ökologie vonFlussufer-Pioniergesellschaften (Chenopodion rubri)im mittleren und Europa. Diss. Bot. 236: 375 S.

Anschriften der Verfasser:

Dr. Anselm KrumbiegelClara-Zetkin-Straße 1606114 Halle (Saale)[email protected]

Dipl.-Biol. Frank MeyerRANA – Büro für Ökologie und NaturschutzFrank MeyerAm Kirchtor 2706108 Halle (Saale)[email protected]

Dipl.-Geogr. Uwe SchröderDr. Andreas SundermeierDipl.-Ing. Detlef WahlBundesanstalt für GewässerkundeReferat U3 Vegetationskunde, LandschaftspflegeKaiserin-Augusta-Anlagen 15-1756068 [email protected]

Auswirkung der Sedimentionswirkung derBuhnen zu rechnen, da großflächig dünneschlammige Ablagerungen festgestellt wur-den. Diese könnten mit der Sanierung bzw.dem vollständigen Neubau größerer Buhnen-abschnitte in Zusammenhang stehen. Vor al-lem Vegetationseinheiten, die gerade dortdurch die gröberen bzw. weniger schlammi-gen Substrate geeignete Bedingungen vor-finden, wie z.B. die Hirschsprung-Gesell-schaft, könnten langfristig durch Beständeverdrängt werden, die schlammigere unddamit besser nährstoffspeichernde Substratebevorzugen. Hier wäre mit einer „Sukzes-sion“ von den natürlicherweise eher lücki-gen, niedrigwüchsigen Beständen auf ärme-ren Standorten zu dichteren, höherwüchsi-gen Beständen auf nährstoffreicheren Subs-traten zu rechnen. Denkbar wären z.B. neueVorkommen bzw. die Ausbreitung der ver-schiedenen Varianten der Elbespitzkletten-Uferflur (Xanthio albini-Chenopodietum ru-bri) oder der Gesellschaft der Frosch-Binseund des Kleinen Wegerichs. Möglicherweisekönnten sich bisher im UG (noch) nichtnachgewiesene Arten der Schlammfluren(Nanocyperion) ansiedeln, wie z.B. BraunesZypergras (Cyperus fuscus), YsopblättrigerBlutweiderich (Lythrum hyssopifolia) oderSumpfquendel (Peplis portula). Ob diesedenkbaren Entwicklungen tatsächlich ablau-fen, wird sich jedoch erst im Verlauf weitererBeobachtungsjahre ermitteln lassen. Hierbeiist allerdings die von Natur aus große Dyna-mik der Standorte, einschließlich der natür-lichen Fluktuation von Arten und Vegeta-tionseinheiten zu berücksichtigen, was eineeindeutige Ermittlung der Ursachen von Ver-änderungen erschwert. Insgesamt würde sich eine „ökologischeOptimierung”, die den Erhalt bzw. die Ver-größerung der Standortvielfalt bedeutet,möglicherweise nicht nur positiv auf die flo-ristisch-vegetationskundliche Diversität aus-wirken, sondern könnte beispielsweise auchdie Attraktivität der Buhnenfelder für Fischeals Laichplätze während des Frühjahrshoch-wassers erhöhen.

LiteraturBELDE, M. 1996: Untersuchungen zur Populationsdy-namik von Xanthium albinum an der Mittelelbe.Braunschw. Geobot. Arb. 4: 59-69BRANDES, D. 1998: Vegetationsökologische Untersu-chungen an wasserbaulich bedingten linearen Struktu-ren. Braunschw. Geobot. Arb. 5: 185-197BRANDES, D. 1999: Bidentetea-Arten an der mittlerenElbe - Dynamik, räumliche Verbreitung und Soziologie.Braunschw. naturkdl. Schr. 5 (4): 781-809BRANDES, D. 2000: Dynamics of riparian vegetation:The example Rumex stenophyllus LEDEB. http://opus.tu-bs.de/opus/volltexte/2000/130.BRANDES, D. & SANDER, C. 1995a: Neophytenflora derElbufer. Tuexenia 15: 447-472BRANDES, D. & SANDER, C. 1995b: Die Vegetation vonUfermauern und Uferpflasterungen an der Elbe.Braunschw. naturkdl. Schr. 4: 899-912FAIST, H. 1996: Entwurf HU für Strombaumaßnahmenan der Elbe – Konzept für die Instandsetzung von Re-gelungsbauwerken und Engstellenbeseitigungen.

dieser Lebensräume zu, da sie sich natürli-cherweise nicht in dem vorhandenen Um-fang entwickeln bzw. dauerhaft in annä-hernd großer Ausdehnung Bestand hätten.WIEZOREK & SCHWIEGER (1992) weisen auf die„biotopbildende Wirkung der Buhnen” hin,was durch deren sedimentierende und sub-stratkonsolidierende Effekte verursacht wird.Außerdem bieten die Buhnen selbst Lebens-raum für diverse, meist jedoch von ausdau-ernden Arten aufgebaute Pflanzengemein-schaften (vgl. BRANDES 1998). Frische Stein-schüttungen werden allerdings in den erstenJahren oft nur zögerlich von hochwüchsigenAnnuellenbeständen besiedelt, vor allemvon der Wasserpfeffer-Ampferknöterich-El-bespitzkletten-Gesellschaft (auf trockenemStandort), Elbespitzkletten-Spießmelden-Ge-sellschaft (Xanthio albini-Atriplicetum pro-stratae) sowie der „reinen” und Ampferknö-terich-reichen Elbespitzkletten-Uferflur (Xan-thio albini-Chenopodietum rubri). In der Fol-ge dringen dann ausdauernde Arten ein, vondenen in den ersten Jahren vor allem Bitter-süßer Nachtschatten (Solanum dulcamara),Zaun-Winde (Calystegia sepium), die Land-form des Wasser-Knöterichs (Persicaria am-phibia f. terrestre) und Rohr-Glanzgras (Pha-laris arundinacea) überwiegen. Anthropogene Störungen der Annuellenflu-ren gehen von der Beweidung der Ufer aus.An vielen Stellen haben Rinder vom rück-wärtig anschließenden Grünland Zugang zudirekt im Elbstrom eingerichteten Tränkenund verursachen erhebliche lokale Trittschä-den, die bis zur vollständigen Vernichtungder Annuellenfluren führen können. Obwohldies prinzipiell keine Gefahr für deren Fort-bestand darstellt, ist zu prüfen, in wieweitdaraus Veränderungen im Artenbestand, et-wa durch Nährstoffanreicherung, resultierenkönnen. Zu berücksichtigen ist in jedem Fall,dass es sich bei den annuellen Uferfluren umprägende Elemente eines FFH-Lebensraum-typs handelt, dessen günstigster Erhaltungs-zustand im Sinne der Richtlinie sicherzustel-len ist. Zu starken Beeinträchtigungen kannDauerbeweidung allerdings in den uferna-hen Röhrichten führen, da sich vor allem antrockeneren Standorten in Folge von Tritt-schäden und Eutrophierung Ruderalartenwie Große Brennnessel (Urtica dioica) undAcker-Kratzdistel (Cirsium arvense) raschansiedeln und ausbreiten. Eine nachhaltigereBeeinträchtigung durch Tritt ergibt sichaußerdem für die Stabilität der Buhnen undSteilböschungen.

8 Ausblick auf mögliche Effekte der Buhnensanierung

Gesicherte Aussagen sind wegen der Kürzedes bisherigen Untersuchungszeitraumesnoch nicht möglich, so dass erste Wertun-gen zunächst noch hypothetischen Charak-ter tragen. Mögliche Folgen der Buhnen-sanierung konnten bereits im Jahr 2001 aufden ausgedehnten Sandflächen im östlichenAbschnitt des Rühstädter Gebietes festge-stellt werden: Dort ist mit einer negativen

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„... UND EHE DREIßIG JAHRE UM WAREN, WAR DIE GESAMTE MENZER FORST DURCH DIE BERLINER SCHORNSTEINE

GEFLOGEN ... UND SIE STIEG ABER AUF DER TABULA RASA IHRES ALTEN GRUND UND BODENS NEU EMPOR: EICHEN, BIRKEN UND KIEHNEN IN BUNTEM GEMISCH.“ THEODOR FONTANE (1862)

RALPH PLATEN, JUTTA RADEMACHER

Charakterisierung von Kiefernwäldern und -forsten durch Spinnen in den Bundesländern Berlin und Brandenburg

Schlagwörter: Araneae, Integrierende Ökologische Dauerbeobachtung in Brandenburg, Kiefernforst-Gesellschaften, multivariate Statistik, Spinnenzönosen

Zusammenfassung

In den vergangenen 30 Jahren wurden inBerlin und Brandenburg Untersuchungen zuepigäisch aktiven Spinnen mit Bodenfallendurchgeführt. Die von der Waldkiefer domi-nierten Wälder und Forste wurden mit 35Standorten sehr intensiv untersucht. Ziel derArbeit ist die statistische Analyse von Spin-nengemeinschaften in verschiedenen Gesell-schaften reiner Kiefernwälder und -forsten.Mit Hilfe multivariater Statistik konnte ge-zeigt werden, dass zumindest für extrem nas-se und extrem trockene Standorttypen einegute Übereinstimmung zwischen Spinnenzö-nosen und Vegetationseinheiten vorhandenist. Letztere besitzen für sie sehr typischeSpinnenzönosen.Die Kiefernforst-Gesellschaften auf mittel-feuchten Böden jedoch zeigen vielfach eine we-niger gute Charakterisierung durch die Spin-nenfauna. Für eine bessere Abgrezung dieserForstgesellschaften voneinander ist möglicher-weise das Hinzuziehen anderer Arthropoden-gruppen, z. B. Laufkäfer, erforderlich.Eine Einzelfallen-Auswertung, die 2001 imRahmen des Projektes Integrierende Ökolo-gische Dauerbeobachtung in Brandenburg(IÖDB) durchgeführt wurde, zeigte, dass dieMediane der Individuenzahlen von Arten bo-densaurer Mischwälder, hier der trockenenKiefernforst-Gesellschaften, keine statistischsignifikanten Unterschiede aufwiesen.Zwischen dem feuchtesten der untersuchtenBlaubeer-Kiefernforste in der Prignitz (Bee-renbusch-Forst Menz) und einem trockenenHagermoos-Kiefernforst im Fläming (Weitz-grund) jedoch, sind die Mediane der Indivi-duenzahlen von Spinnenarten der mesophi-len Laubwälder zwischen neun und von Ar-ten der Feucht- und Nasswälder zwischenfünf Standorten statistisch signifikant ver-schieden.Für mäßig trockene bis mittelfeuchte Kiefern-forst-Gesellschaften lässt sich eine Anzahlvon Arten ausweisen, die als eurytope Wald-arten nahezu überall in Berlin und Branden-burg zu finden sind.Mit 15,5 % ist der relative Anteil der gefähr-deten Arten relativ gering. Waldarten stellendabei insgesamt 4,7 %, Xerophile und Hy-grophile je 5,1 %.

1 Einleitung und Fragestellung

In den Jahren 1971 bis 2001 wurde im Rahmenvon Forschungsprojekten der PädagogischenHochschule Berlin, der Technischen UniversitätBerlin und der Freien Universität Berlin, im Auf-trage der Senatsverwaltung für Stadtentwick-lung und Umweltschutz Berlin (BRUHN 1995)sowie des Landesumweltamtes Brandenburg(PLATEN 2001) die epigäische Spinnenfaunazahlreicher Kiefernwald- und -forst-Gesell-schaften in Berlin und Brandenburg untersucht.Mit der Nomenklatur von HOFMANN (2001)liegt für Brandenburg aktuell ein pflanzenso-ziologisches System vor, welches auch dieForste in einer nachvollziehbaren Klassifizie-rung darstellt.Im Rahmen des Monitoring-Projektes Inte-grierende Ökologische Dauerbeobachtung inBrandenburg (UAG IÖDB 1997) wurden imJahre 2001 auch Kiefernforste in der Schorf-heide (Kienhorst), der Prignitz (Beerenbusch-Forst Menz) und dem Hohen Fläming (Weitz-grund) untersucht.Da in den Bundesländern Berlin und Bran-denburg eine große Anzahl von Daten über

Kiefernforste vorhanden sind, lag der Ver-such nahe, eine Charakterisierung der Kie-fernwälder und -forste durch Spinnenzöno-sen vorzunehmen.Diese Arbeit stellt durch die Anwendung vonmultivariater Statistik einen erneuten Versuchdar, pflanzen- und tiersoziologische Befundein Übereinstimmung zu bringen. Dieser Ansatzwurde bereits von RABELER (1947, 1957, 1960,1962) durch tabellarische Vergleiche verfolgt.Durch ihre hohen Arten- und Individuenzah-len sowie ihrer differenzierten Lebensweisesind epigäisch aktive Spinnen für die Lösungeiner derartigen Fragestellung prädestiniert.Die Fragestellungen im Einzelnen lauten:Gibt es Übereinstimmungen zwischen Spin-nenzönosen und Kiefernwald- und -forst-Gesellschaften?Lassen sich statistisch signifikante Unter-schiede der schwerpunktmäßig bevorzugtenPflanzenformationen von Spinnen-Lebens-gemeinschaften in Blaubeer-Kiefernforstenund Hagermoos-Kiefernforsten in verschie-denen Regionen in Brandenburg finden?Welche Spinnenarten bzw. -zönosen sindcharakteristisch für die unterschiedlichen Ty-pen der Kiefernwälder und -forste?

Abb. 1Trochosa terricola ist eine Wolfsspinne, die in allen der 35 Untersuchungsstandorte nachge-wiesen wurde. Ihren Verbreitungsschwerpunkt besitzt sie jedoch in den mittelfeuchten Kie-fernforsten. In den extrem nassen und trockenen Gesellschaften nimmt ihre Individuenzahlstark ab. In den nassen Ausprägungen tritt die verwandte Art Trochosa spinipalpis, in den tro-ckenen treten Wolfsspinnenarten der Gattung Alopecosa und Xerolycosa an ihre Stelle.

Foto: R. Platen

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2 Die Untersuchungs-standorte

Die nachstehende Tabelle 1 zeigt einen Über-blick der von 1971 bis 2001 untersuchtenKiefernwald- bzw. -forst-Standorte in denBundesländern Berlin und Brandenburg. EinStandort in Sachsen, der sich nahe der Süd-grenze zu Brandenburg befindet, wurde alsBeispiel eines Sandrohr-Kiefernforstes hinzu-genommen, da ein solcher in Brandenburgbisher nicht untersucht wurde. In der Aus-wertung wurden nur ganz oder überwiegendreine Kiefern-Bestände berücksichtigt, vonsehr nass (Ledo-Pinetum) bis sehr trocken(Cladonio-Pinetum). Mischbestände, z.B.Pino-Quercetum petraeae, die in den Bun-desländern ebenfalls sehr intensiv untersuchtwurden, sind hier nicht berücksichtigt.

2.1 Die Untersuchungsstandorte in Kiefern-Beständen

Tabelle 1: Bezeichnungen der Untersuchungs-standorte, Untersuchungsgebiete sowie Ab-kürzungen der Wald-/Forstgesellschaftennach der Nomenklatur von HOFMANN (2001)

3 Material und Methoden

3.1 BodenfallenInsgesamt wurden 35 Standorte untersucht. Injedem der Untersuchsgebiete wurden sechsBodenfallen (gewöhnliche Kunststoffbecher) ineinem Abstand von 2 m linear, mit der Ober-fläche abschließend, in den Boden gegraben.In den Gebieten Beerenbusch, Kienhorst undWeitzgrund erfolgte eine Einzelfallenauswer-tung, bei den übrigen Standorten wurde derInhalt aller sechs Fallen gesampelt. Die Becher

wurden zu einem Drittel mit einer 4%-igenFormollösung gefüllt, der ein handelsüblichesSpülmittel zur Absenkung der Oberflächen-spannung beigegeben wurde. Die Fallen wur-den in 14-tägigem bzw. 4-wöchigem Rhyth-mus geleert und waren in der Regel über eineVegetationsperiode (April bis Oktober), meistjedoch das ganze Jahr hindurch, fängig. DerFalleninhalt wurde im Labor ausgelesen unddie Spinnen, auch die Juvenilen, bis zur Art be-stimmt und ihre Individuenzahlen notiert.Die Tiere wurden nach folgender Literaturbestimmt: HEIMER & NENTWIG (1991), LOCKET

& MILLIDGE (1951/53), LOCKET et al. (1974),ROBERTS (1985, 1987), WIEHLE (1956, 1960).Angaben zur Ökologie und Gefährdung wur-den den Gesamtartenlisten von Berlin (PLATEN

et al. 1991) und Brandenburg entnommen(PLATEN et al. 1999).

Tabelle 1:Bezeichnungen der Untersuchungsstandorte, Untersuchungsgebiete sowie Abkürzungender Wald-/Forstgesellschaften nach der Nomenklatur von Hofmann (2001)

Standort Gebiet Bezeichng. Typ

Standorte auf organischem Boden Teufelsbruch BE EP1 Wollgras-Kieferngehölz Teufelsbruch BE EP2 Wollgras-Kieferngehölz Teufelsbruch BE EP3 Wollgras-Kieferngehölz Kleiner Rohrpfuhl BE EP4 Wollgras-Kieferngehölz Großes Fenn BE EP5 Wollgras-Kieferngehölz Großes Fenn BE EP6 Wollgras-Kieferngehölz Barssee BE EP7 Wollgras-Kieferngehölz Plötzendiebel N-BB LP1 Sumpf-Porst-Kiefernwald Hechtdiebel N-BB LP2 Sumpf-Porst-Kiefernwald Giebelfenn M-BB LP3 Sumpf-Porst-Kiefernwald

Standorte auf anorganischem Boden Bremsdorf (Schlaubetal) O-BB MCP1 Blaubeer-Kiefernforst Kobbelke bei Kobbeln O-BB MCP2 Blaubeer-Kiefernforst Eichberg (Elbe-Elster-G.) S-BB MCP3 Blaubeer-Kiefernforst Kienhorst (Schorfheide) N-BB MCP4 Blaubeer-Kiefernforst Kienhorst (Schorfheide) N-BB MCP5 Blaubeer-Kiefernforst Kienhorst (Schorfheide) N-BB MCP6 Blaubeer-Kiefernforst Beerenbusch (Prignitz) NW-BB MCP7 Blaubeer-Kiefernforst Beerenbusch (Prignitz) NW-BB MCP8 Blaubeer-Kiefernforst Beerenbusch (Prignitz) NW-BB MCP9 Blaubeer-Kiefernforst Reicherskreuz O-BB ACP1 Drahtschmielen-Kiefernforst Spandauer Forst BE ACP2 Drahtschmielen-Kiefernforst Spandauer Forst BE ACP3 Drahtschmielen-Kiefernforst Teufelsberg BE ACP4 Nicht durchforsteter Kiefernforst Straße am Postfenn BE ACP5 Drahtschmielen-Kiefernforst Straße am Postfenn BE ACP6 Drahtschmielen-Kiefernforst Alter Hof BE FCP1 Schafschwingel-Kiefernforst Alter Hof BE FCP2 Schafschwingel-Kiefernforst Alter Hof BE FCP3 Schafschwingel-Kiefernforst Forst Düppel BE DCP1 Hagermoos-Kiefernforst Oder-Neiße (Jerischke) SO-BB DCP2 Hagermoos-Kiefernforst Weitzgrund (Fläming) SW-BB DCP3 Hagermoos-Kiefernforst Weitzgrund (Fläming) SW-BB DCP4 Hagermoos-Kiefernforst Weitzgrund (Fläming) SW-BB DCP5 Hagermoos-Kiefernforst Dubringer Moor (Sachsen) N-SN CCP1 Sandrohr-Kiefernforst Mahlheide (Schlaubetal) O-BB CP1 Flechten-Kiefernwald

LegendeBE – Berlin, BB – Brandenburg, SN – Sachsen; N, O, S, W – Himmelsrichtungen, M – MitteACP – Avenello-Cultopinetum sylvestris, CP – Cladonio-Pinetum, CCP – Calamagrostio-Cul-topinetum sylvestris, DCP – Dicrano-Cultopinetum sylvestris, EP – Eriophoro-Pinetum, FCP –Festuco-Cultopinetum sylvestris, LP – Ledo-Pinetum, MCP – Myrtillo-Cultopinetum sylvestris

Abb. 3Stemonyphantes lineatus ist eine der größe-ren Vertreter der Familie der Baldachinspin-nen (Linyphiidae). Sie wurde an 19 Stand-orten, das entspricht 54 %, nachgewiesen.Obwohl einzelne Funde auch in feuchtenund mittelfeuchten Gesellschaften zu ver-zeichnen sind, so liegt ihr Schwerpunktvor-kommen vor allem in lichten (Schonungen),trockenen Kiefern-Beständen.

Foto: R. Platen

Abb. 2Araneus diadematus ist bei uns wohl eine derhäufigsten und unter dem Namen Garten-Kreuzspinne bekanntesten Radnetzspinnen-arten. Sie wurde mit Bodenfallen nur an dreiStandorten nachgewiesen. Da die Art jedochin höheren Straten ihre Netze aufspannt,täuscht das über die Tatsache hinweg, dasssie außerordentlich häufig ist. Vor allem zwi-schen den Stämmen nicht zu weit entferntstehender Kiefern in lichten Forsten erreichtsie im Spätsommer und Frühherbst eine Sied-lungsdichte von nicht selten 5 Individuen proQuadratmeter, die teilweise in mehreren„Stockwerken“ übereinander ihre Netze auf-gespannt haben. Foto: R. Platen

R. PLATEN, J. RADEMACHER: CHARAKTERISIERUNG VON KIEFERNWÄLDERN UND -FORSTEN DURCH SPINNEN 245

3.2 Statistische MethodenFür die Analyse der faunistischen Ähnlichkeitzwischen den einzelnen Fallenstandorten derUntersuchungsgebiete als auch für die Cha-rakterisierung der Spinnenzönosen wurdeeine „Detrended Correspondence Analysis(DCA)” durchgeführt (TER BRAAK & SMILAUER

1998).Um die Frage zu klären, ob es signifikanteUnterschiede in den Medianen der Indivi-duenzahlen von Arten in definierten Pflan-zenformationen zwischen den Standortender Untersuchungsgebiete Beerenbusch,Kienhorst und Weitzgrund gibt, wurde derKruskal-Wallis-(H-)Test (KÖHLER et al. 1996)sowie der Nemenyi-Nuy-Test (SACHS 1997)durchgeführt.

4 Ergebnisse

Abb. 4 zeigt als Ergebnis einer DCA ein zwei-dimensionales Ordinationsdiagramm, in demalle Standorte, jedoch der Übersicht halbernur wenige Arten dargestellt sind. Die Analy-se selbst wurde mit allen Arten durchgeführt.Da nur an ausgewählten Standorten mikro-klimatische Messungen durchgeführt wur-den, erfolgt die Beurteilung der klimatischenFaktoren (Belichtung, Feuchtigkeit und Tem-peratur) auf Grund der Erfahrung der unter-suchenden Personen. Einer der Verfasser(PLATEN) hat, bis auf 12 Ausnahmen, die vonBarndt, Gospodar, Kegel bzw. Korge (un-publ.) betreut wurden, die übrigen Standorteselbst untersucht, so dass eine Beurteilungdes Standortklimas jeweils durch dieselbenPersonen erfolgte.In Abb. 4 ordnen sich die Standorte entlangeines Feuchtgradienten an, der vom trocken-sten Standort CP1 (Flechten-Kiefernwald) inder oberen rechten Ecke zu den nassenStandorten LP1-3 (Sumpfporst-Kiefernwäl-der) und EP1-7 (Wollgras-Kiefernwälder) amlinken Rand des Diagramms verläuft.Die Wolfsspinne Alopecosa farilis (Alo fabr)ist als typische Vertreterin von offenen, sehrtrockenen, Hygrolycosa rubrofasciata (Hygrubr) von offenen, sehr nassen Standortendargestellt.Auf der rechten Seite des Diagramms sindvon oben nach unten weitere Trockenstand-orte, vom Sandrohr-Kiefernforst (CCP) übervier Hagermoos-Kiefernforste (DCP2-5), ei-nem Drahtschmielen-Kiefernforst (ACP1),zwei thermisch begünstigten, da an Südhän-gen gelegenen Blaubeer-Kiefernforsten(MCP1 und 3), einem Schafschwingel-Kie-fernforst (FCP1) zu zwei weiteren Draht-schmielen-Kiefernforsten (ACP5 und 6) an-geordnet. Diese beiden Standorte waren zumZeitpunkt der Untersuchung 6-jährige Kie-fernschonungen, die jedoch bereits alsUnterwuchs die Drahtschmiele aufwiesen. Die Feuchtigkeit ist somit nicht als ein linearverlaufender Faktor zu interpretieren, son-dern vielmehr als ein Trichter, der im rechtenTeil die gesamte Höhe des Diagramms ab-deckt und immer schmaler werdend auf dieFeuchtstandorte am linken Rand zuläuft.Alle Spinnenarten des rechten Diagramm-teils, mit Ausnahme von Meioneta innotabilis

(Mei inno), einer Baumart, werden als xero-phil betrachtet.Die Temperatur der Standorte verläuft vonrechts nach links von sehr warmen Klimatenüber kältere in der Mitte zu wiederum sehrwarmen am linken Rand. Diese stellen teil-weise noch sehr gering bewaldete Moor-standorte dar (EP1, 3 und 5, LP1 und 2), de-ren Sphagnum-Oberfläche sich ebenfalls sehrstark erwärmen kann.Die stärker bewaldeten Moorstandorte (EP2,4 und 7), aber vor allem die Blaubeer-Kiefern-forst-Standorte (MCP2, 3 und 4-9) und einSchafschwingel-Kiefernforst-Standort (FCP2)ordnen sich um das Zentrum des Diagrammsan, was bedeutet, dass sie ähnliche Spinnen-zönosen beherbergen. Als besonders eng zu-sammen stehen im Diagramm die drei Stand-orte des Kienhorstes (MCP4-6) und des Bee-renbusches (MCP7-9), was jeweils auf ihregroße räumliche Nähe zurückzuführen ist. Siebewirkt auch die große Ähnlichkeit der Spin-nenzönosen in beiden Standortgruppen. Da-rüber hinaus sind viele der Arten auch mit ähn-lichen Häufigkeiten an anderen Standortennahe des Diagramm-Zentrums vorhanden.

Die Blaubeer-Kiefernforste beherbergen so-mit Wald-Spinnenarten, welche auch in an-deren Kiefernwald- bzw. -forst-Gesellschaf-ten vertreten sind (s. Kap. 4.8).Die Drahtschmielen Kiefernforst-Standorte(ACP) sind sehr weit über das Diagramm ver-streut, was bedeutet, dass ihre Spinnenzöno-sen sehr verschieden sind. Dies ist nicht zu-letzt darauf zurückzuführen, dass dieseGruppe sehr heterogen ist und die Palette ih-rer Standorte von Kiefernschonungen (ACP5und 6), über einen sehr frischen (ACP1), Dü-nen (ACP2-3) bis zu einem nicht durchfor-steten Standort (ACP4) reicht.Der Drahtschmielen Kiefernforst-StandortDCP1 ist als „Ausreißer“ der Hagermoos-Kiefernforste zu betrachten, ein sehr trocke-ner Dünenstandort im Forst Düppel (Berlin).Insgesamt liefert die Analyse für die extremtrockenen und nassen, aber auch für dieBlaubeer-Kiefernwälder an den mittelfeuch-ten Standorten eine gute Übereinstimmungder Spinnengemeinschaften mit den ent-sprechenden Kiefernwald- bzw. -forst-Gesell-schaften nach HOFMANN (2001).

Abb. 4Ordinationsdiagramm auf der Grundlage einer einer DCA, die mit sämtlichen Spinnenartenaller untersuchten Kiefernwald- und -forststandorte in Berlin und Brandenburg durchgeführtwurde. Horizontal: 1. DCA-Achse, vertikal: 2. DCA-Achse. Abkürzungen der Standorte: vgl.Tab. 1, Abkürzungen der Arten: s. Anhang

4.7 Verteilung der Individuen auf defi-nierte Pflanzenformationen (Schwer-punktvorkommen) an den Standor-ten Beerenbusch (Forst Menz), Kien-horst und Weitzgrund

Für die folgenden statistischen Auswertun-gen wurden für jede der sechs Einzelfallenzunächst die Individuenzahlen für alle nach-gewiesenen Spinnenarten aus sämtlichenLeerungsterminen summiert. Für jede Fallewurden die Individuensummen derjenigenArten berechnet, die schwerpunktmäßig inden Pflanzenformationen „bodensaure Misch-wälder” (Formation 8), „mesophile Laubwäl-der” (Formation 7) sowie „Feucht- und Nass-

246 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

wälder” (Formation 6) vorkommen. Danachwurden sie einem H-Test (ein parameterfreierRangsummentest) unterzogen, welcher prüft,ob für eine bestimmte Pflanzenformation dieMediane der Spinnenindividuen an den ein-zelnen Standorten statistisch signifikant ver-schieden sind. Aufgrund des relativ großenFallenabstandes wird davon ausgegangen,dass sich der Einzugsbereich der Aktivität derArten nicht überlappt.Die Null-Hypothese lautet: Die Individuen-summen für eine der oben definierten Pflan-zenformationen an den Standorten entstam-men einer gemeinsamen Grundgesamtheit.Zwingt der H-Test zu einer Ablehnung derNull-Hypothese, entstammen die Daten also

verschiedenen Grundgesamtheiten (Signifi-kanzschwelle für die Ablehnung von H0:p<0,05), so wird mit dem Nemenyi-Nuy-Testgeprüft, zwischen welchen der Standorte dieUnterschiede signifkant verschieden sind.Dabei wird aus der Matrix von 9 Faktoren-stufen (Fallenstandorte) und 6 Wiederholun-gen (6 Einzelfallen pro Standort) jede mögli-che Differenz der Rangsummen zwischenden Standorten gebildet und mit einem Ta-belllenwert (Schranken des Nemenyi-NuyTests aus SACHS 1997) für p<0,05 verglichen.Überschreitet die Differenz den Schwellen-wert, so sind die Mediane zwischen den ge-prüften Standorten statistisch signifikant ver-schieden.Die Mediane der Individuenzahlen von Spin-nenarten mit Schwerpunktvorkommen in derPflanzenformation 8 (bodensaure Mischwäl-der) ist zwischen den einzelnen Untersu-chungsstandorten und damit auch zwischenden Untersuchungsgebieten statistisch nichtsignifikant verschieden (Abb. 5). Die hier vor-kommenden Arten stellen eurytope Waldar-ten dar, z. B. Centromerus sylvaticus, Haplo-drassus silvestris, Haplodrassus soerenseni,Robertus lividus, Trochosa terricola und Zoraspinimana), die in Berlin und Brandenburgnahezu überall auftreten.Die Spinnenarten mit Schwerpunktvorkom-men in mesophilen Laubwäldern sind in denGebieten Beerenbusch und Kienhorst mitdeutlich höheren Medianwerten ihrer Indivi-duenzahlen als am Standort Weitzgrund ver-treten (Abb. 6). Dabei sind die Medianwertean den Standorten BB3 signifikant höher,aber auch an KH2 sowie KH3 als an WG2-3(p<0,05). Obwohl der gemessene Grund-wasserflurabstand auf der Fläche Weitz-grund, wie bei den beiden anderen Flächenauch, mit > 4 m angegeben wird, lässt diehohe Lage, die Zusammensetzung der Vege-tation sowie der Spinnenzönose eine weitausgeringere Feuchtigkeit des Gebietes vermu-ten als die von Beerenbusch und Kienhorst.Unglücklicherweise gab es in unmittelbarerNähe der Fallen keine Grundwassermessroh-re, so dass die Aussage rein spekulativ blei-ben muss.Nahezu spiegelbildlich verhalten sich die Me-dianwerte der Individuenzahlen für Arten mitSchwerpunktvorkommen in Formationen 6(Feucht- und Nasswälder) und 7 (mesophileLaubwälder) an den Standorten des GebietesBeerenbusch (Abb. 4 und 3). Weiterhin sinddie Medianwerte der Individuen der Feucht-und Nasswaldarten an den Standorten BB1und BB2 statistich signifikant höher als anden Standorten WG1-3. Für die Interpreta-tion der niedrigeren Werte an den Standortendes Weitzgrundes gilt die gleiche Argumen-tation wie für die Arten mit Schwerpunktvor-kommen in der Formation 7 (mesophileLaubwälder, s. Abb. 6).Für die gegenüber den Standorten BB1-2deutlich niedrigeren Medianwerte am Stand-ort BB3 kann die im Untersuchungsjahr er-folgte Durchforstung als Erklärung herange-zogen werden. Durch das Fällen der Bäumeund deren maschinelle Beseitigung wurde einGroßteil der Vegetation, vor allem die vormals

Abb. 5Medianwerte, obere und untere Quartile sowie Minima und Maxima der Individuen allerSpinnenarten mit dem Schwerpunktvorkommen in bodensauren Mischwäldern (Formation 8)an den Fallenstandorten. BB1-3 – Beerenbusch, KH1-3 – Kienhorst, WG1-3 – Weitzgrund

Abb. 6Medianwerte, obere und untere Quartile sowie Minima und Maxima der Individuen allerSpinnenarten mit dem Schwerpunktvorkommen in mesophilen Laubwäldern (Formation 7)an den Fallenstandorten. BB1-3 – Beerenbusch, KH1-3 – Kienhorst, WG1-3 – Weitzgrund

R. PLATEN, J. RADEMACHER: CHARAKTERISIERUNG VON KIEFERNWÄLDERN UND -FORSTEN DURCH SPINNEN 247

dominierende Blaubeere, beseitigt, so dass imBereich der Fallen ein erheblicher Teil des Bo-dens ohne Vegetation und zudem stärkererBelichtung ausgesetzt war. Daher sind hierniedrigere Feuchtewerte in der bodennahenLuftschicht sowie des Bodens selbst durch er-höhte Verdunstung zu vermuten. Dies unter-streicht den Stellenwert einer geschlossenenVegetationsdecke an den Standorten BB1 undBB2 für die Erzeugung eines erheblich feuch-teren, bodennahen Mikroklimas. Dies ermög-licht wahrscheinlich auch das häufigere Auf-treten von hygrophilen Arten.

An BB1-2 wurden auch die höchsten Indivi-duenzahlen der ansonsten nahezu aus-schließlich in Hochmooren nachgewiesenenWolfsspinnenart Pirata uliginosus registriert.

4.8 Charakteristische Spinnenzönosender untersuchten Kiefernwald- bzw.Kiefernforst-Gesellschaften

Dem Ordinationsdiagramm liegen Positions-werte für jeden Standort und jede Art zuGrunde, die „sample bzw. species scores“(TER BRAAK & SMILAUER 1998), die in ge-sonderten Dateien des CANOCO-Program-

mes abgespeichert sind. Sortiert man die Ar-tentabelle sowohl nach den sample scores alsauch nach den species scores auf- oder abstei-gend, so erhält man die sogenannte „Two-way Petri-Matrix“, eine Kreuztabelle, aus derin diesem Falle typische Spinnenzönosen fürdie Kiefernwald- bzw. Kiefernforst-Gesell-schaften extrahiert werden können. Die fol-genden Artenkombinationen gelten natürlichnur für den untersuchten Datensatz.Arten gelten dann als typisch für eine derPflanzengesellschaften, wenn sie an einemihrer Untersuchungsstandorte mit mehr alsfünf Individuen nachgewiesen wurden undüberwiegend bodenbewohnend sind. Diemeisten der als typisch aufgeführten Artenkommen jedoch auch in anderen Waldgesell-schaften vor, die in dieser Arbeit nicht be-rücksichtigt wurden.Charakteristische Arten der nassen Kiefern-wald-Gesellschaften (Ledo-Pinetum, LP undEriophoro-Pinetum, EP) sind:Agyneta cautaAntistea elegansBathyphantes approximatusBathyphantes gracilisBathyphantes nigrinusClubiona lutescensCnephalocotes obscurusDiplocephalus dentatusDolomedes fimbriatusFloronia bucculentaGonatium rubellumGongylidiellum murcidumHahnia pusillaHygrolycosa rubrofasciataNotioscopus sarcinatusOedothorax gibbosusOedothorax retususOzyptila truxPachygnatha clerckiPardosa prativagaPardosa pullataPirata hygrophilusPirata latitansPirata piraticusRobertus arundinetiTallusia expertaTrochosa spinipalpisWalckenaeria alticepsWalckenaeria cuspidataWalckenaeria nudipalpisEs handelt sich dabei überwiegend um Arten,die ihr Schwerpunktvorkommen in Feucht-und Nasswäldern (Formation 6), oligo-trophen Mooren (Formation 2) oder in Nasswiesen (Formation 4) besitzen (s. An-hang).Die folgende Gruppe von Arten ist charakte-ristisch für trockene, licht bewaldete Standor-te. Diese Arten sind nur an den trockenstenStandorten der Drahtschmielen-Kiefernforste(ACP), Sandrohr-Kiefernforste (CCP), Hager-moos-Kiefernforste (DCP), Schafschwingel-Kiefernforste (FCP) und Flechten-Kiefern-wälder (CP) gefunden worden:Alopecosa accentuataAlopecosa aculeataAlopecosa fabrilisAtypus affinisCentromerus prudens

Abb. 8Evarcha falcata ist eine der wenigen Springspinnenarten, die sich, abgesehen von rinden- undbaumbewohnenden Arten, im Inneren von Waldbeständen aufhalten. Dies ist ansonsten sel-ten, da Springspinnen ihre Beute vor allem visuell wahrnehmen. Foto: R. Platen

Abb. 7Medianwerte, obere und untere Quartile sowie Minima und Maxima der Individuen allerSpinnenarten mit dem Schwerpunktvorkommen in Feucht- und Nasswäldern (Formation 6)an den Fallenstandorten. BB1-3 – Beerenbusch, KH1-3 – Kienhorst, WG1-3 – Weitzgrund

248 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

Abb. 9Die Wolfsspinnenart Pardosa lugubris (s.l.) gehört zu einem Komplex von vier Zwillingsarten,wovon drei im Untersuchungsgebiet nachgewiesen sind. Während die Schwesterart P. alacrislichte und extrem trockene Standorte besiedelt, kommt die hier genannte häufig zusammenmit P. saltans in lichten Waldbeständen und deren Säumen vor. In nahezu allen Standorten(29) wurde die Sammelart gefangen, wobei zu berücksichtigen ist, dass sich Angaben vor1990 durchaus auf alle drei Arten beziehen können. Da Wolfsspinnen ihre Nahrungstiereebenfalls visuell erkennen, werden sie im Inneren eines Waldes mit entsprechend geringer Be-lichtung durch Arten aus anderen Spinnenfamilien (z. B. Trichter- und Finsterspinnen) ersetzt.

Foto: R. Platen

Meioneta rurestrisSteatoda phalerataTrichopterna citoTyphochrestus digitatusXerolycosa miniataXerolycosa nemoralisXysticus kochiZelotes electusZelotes petrensisArten, die an mehr als zehn Standorten deruntersuchten Kiefernwälder/-forste nachge-wiesen wurden (eurytope Arten der Kiefern-wälder/-forste):Agroeca brunneaCentromerus sylvaticusLepthyphantes flavipesLepthyphantes mengeiMacrargus rufusPardosa lugubris (s.l.)Robertus lividusTrochosa terricolaWalckenaeria atrotibialisZelotes subterraneusZora spinimana

4.9 GefährdungssituationGrundlage für die Zuordnung der Arten zuden Gefährdungskategorien nach ZIMMER-MANN (1997) ist die Rote Liste Brandenburgs(PLATEN et al. 1999), obwohl sich die meistender untersuchten Standorte in Berlin befin-

den. Dies geschah aus dem Grunde, da sichdie Gefährdungssituation der Arten in Bran-denburg auf ein größeres Gebiet bezieht unddaher eine umfassendere Gültigkeit besitztals die für die Stadt Berlin. Vielfach sind hierArten gefährdet bzw. in ihrer Gefährdung hö-her eingestuft, die in Brandenburg als unge-fährdet gelten bzw. in einer niedrigeren Ge-fährdungskategorie geführt werden.Von den insgesamt 316 Arten der 35 unter-suchten Standorte, sind nach der Roten ListeBrandenburgs 52 (16,5 %) gefährdet. Dengrößten Anteil stellen die Arten der Gefähr-dungskategorie 3 mit 8,2 %. Es folgen dieKategorien 2 mit 3,8 %, R mit 2,2 %, 1 mit1,3 % und G mit 0,9 % der Arten.Waldarten stellen nur insgesamt 4,9 % dergefährdeten Arten, während xerophile Of-fenlandarten 6,0 % und hygrophile Offen-landarten einen Anteil von 5,1 % stellen. Eu-rytope Arten sind mit 0,6 % vertreten.Das Ergebnis reiht sich in die Beobachtungein, dass Wälder im Gebiet insgesamt nurwenige gefährdete Arten aufweisen, wasmöglicherweise daran liegt, dass sie in Berlinund Brandenburg (neben Kulturfeldern undbebauten Flächen) den größten Flächenanteilder Länder ausmachen.Den größten Artenanteil, vor allem in hohenGefährdungskategorien, findet man in ex-trem trockenen und nassen Biotopen.

5 Diskussion

Die nassen Standorttypen (Ledo-Pinetumund Eriophoro-Pinetum) und die trockenstenAusbildungen der Avenello-Cultopineten(ACP5 und 6), das Cladonio-Pinetum, Cala-magrostio-Cultopinetum, der Dicrano-Culto-pineten mit Ausnahme von DCP1 sowie diemeisten der mittelfeuchten Myrtillo-Cultopi-neten lassen sich am besten durch ihre Spin-nenzönosen charakterisieren und am deut-lichsten voneinander abgrenzen. Wenigergut trifft das für die übrigen Avenello-Culto-pineten und die Festuco-Cultopineten aufGrund der großen Heterogenität der unter-suchten Standorte zu.Es ist wahrscheinlich die Feuchte, die sich alswichtigster abiotischer Faktor auf die Zu-sammensetzung der Spinnenzönosen auswirkt.Die sehr nassen und sehr trockenen Stand-orttypen mit lockerem Gehölzbestand weiseneine höhere Insolation auf, so dass hier auchhygrophile bzw. xerophile Offenlandarten indie bewaldeten Bereiche einstrahlen.Die Standorte gleicher Kiefernforstgesell-schaften sind teilweise mehr als 200 km von-einander entfernt. Sie lassen sich dennochauf Grund ähnlicher Zönosen mit den pflan-zensoziologischen Gesellschaften von HOF-MANN (2001) in Übereinstimmung bringen.Somit tritt hier weniger der „Nachbarschafts-effekt“ auf, den PLATEN (1989) für Kessel-moorstandorte in Berlin nachwies. Dort wardie faunistische Ähnlichkeit zwischen unter-schiedlichen Vegetationseinheiten innerhalbdes gleichen Moores höher als diejenigegleicher Vegetationseinheiten in unterschied-lichen Kesselmooren.Ausnahmen stellen die unmittelbar benach-barten Standorte der drei untersuchten „LevelII-Flächen” dar (PLATEN 2001), die den glei-chen Kiefernforstgesellschaften angehören.Neben den für Extremstandorte charakteris-tischen Spinnenzönosen, die Arten beherber-gen, die nur dort auftreten, existieren auchWaldarten, die nahezu überall vorhandenwaren. Die meisten von ihnen treten nichtnur in reinen Kieferngesellschaften, sondernauch in anderen Wald- und Forstgesellschaf-ten, z.B. Mischwald- und reinen Laubwald-gesellschaften, auf.Würde man diese auch in eine multivariatestatistische Analyse zusammen mit den hieranalysierten Daten einbeziehen, so würdeeine Charakterisierung der einzelnen Wald-und Forstgesellschaften durch die Spinnen-zönosen mit steigender Anzahl der einbezo-genen Standorte immer schwieriger werden.Die eurytopen Waldarten würden das Analy-seergebnis bestimmen, während die wenigenfür einige der Wald- und Forstgesellschaftentypischen Arten im „Rauschen“ der Euryto-pen untergingen.Dies träfe umso mehr dann zu, wenn manBerliner und Brandenburger Gebiete um an-dere geografische und klimatische Regionenerweitern würde. Der Informationsgewinn,welche Arten typisch für die Wald- und Forst-gesellschaften anderer Regionen sind, wärekaum zu messen, da sich das „Rauschen”

R. PLATEN, J. RADEMACHER: CHARAKTERISIERUNG VON KIEFERNWÄLDERN UND -FORSTEN DURCH SPINNEN 249

durch die eurytopen Arten immer mehr ver-stärken würde.Eine Alternative dazu bestünde darin, die eu-rytopen Waldarten, die man aus der „Twoway Petri-Matrix“ als solche erkennen wür-de, nicht mit in die Korrespondenzanalyseeinzubeziehen.Eine andere, weitaus aufwendigere Metho-de, die hier an Hand der drei „Level II-Gebie-te“ beispielhaft vorgestellt wurde, ist die Ein-zelfallenauswertung. Mit Hilfe schließenderStatistik (H-Test, Nemenyi-Nuy-Test) könnenunabhängig von den Arten ökologischeUnterschiede zwischen Standorten bzw. Ge-bieten herausgearbeitet werden. Dies wirddurch eine Analyse der Mediane der Indivi-duenzahlen von Spinnenarten mit Schwer-punkten in drei Waldtypen unterschiedlicherFeuchte (bodensaure Mischwälder, mesophi-le Laubwälder und Feucht- und Nasswälder)ermöglicht.

DanksagungUnser besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr.Dieter Barndt, der uns im Zuge seiner mehr-jährigen freilandökologischen Untersuchun-gen in Brandenburg die Spinnen zur Bestim-mung und Auswertung zur Verfügung ge-stellt hat.Weiterhin geht unser Dank an Frau DagmarWohlgemuth-von Reiche, die sehr viel Arbeitund Zeit beim Aussortieren von Spinnen imProjekt “Monitoring für die Naturschutzge-biete von Berlin (West)” investiert hat.Auch gilt unser Dank Klaus Bruhn und Dr.Bernhard Kegel, die das Projekt „Monitoringfür die Naturschutzgebiete von Berlin(West)“ ab 1992 weitergeführt und die Spin-nendaten zur Verfügung gestellt haben.Ebenfalls zu danken ist Dr. Gabriel Schachtel,Universität Gießen, für statistische Beratung. Dem Förster Alexander Böttiger, der uns im-mer sicher durch die „Labyrinthe“ der Kie-fernforste in der Schorfheide, der Forst Menzund des Fläming geführt hat, sei an dieserStelle ebenfalls herzlich gedankt.Das Projekt Monitoring für die Naturschutz-gebiete von Berlin (West) wurde von 1990bis 1995 von der Senatsverwaltung für Stadt-entwicklung und Umweltschutz, Abt. IIIA 24in Berlin finanziert.

LiteraturBARBER, H. S. 1931: Traps for cave-inhabiting insects. J.Elisha Mitchell Sci. Soc. 46: 259-266BRUHN, K. 1995. Monitoring für die Naturschutzgebie-te von Berlin (West) - Teil: Fauna. UnveröffentlicherForschungsbericht (12 Teile). Im Auftrage der Senats-verwaltung für Stadtentwicklung und UmweltschutzBerlin, Abt. III A 24, BerlinHEIMER, S. & NENTWIG, W. 1991: Spinnen Mitteleuro-pas. Ein Bestimmungsbuch. Parey, Berlin und Ham-burg. 543 S.HOFMANN, G. 2001: Mitteleuropäische Wald- undForst-Ökosystemtypen in Wort und Bild. CD-ROMKÖHLER, W.; SCHACHTEL, G. & VOLESKE, P. 1996: Biosta-tistik. 2. Aufl. Springer, Berlin, Heidelberg, New York.285 S.LOCKET, G. H. & MILLIDGE, A. F. 1951/53: British spiders.Bd. 1, 2. Ray Society, London. 310 S., 449 S.LOCKET, G. H.; MILLIDGE, A. F. & MERRETT, P. 1974: Bri-tish spiders. Bd. 3. Ray Society, London. 314 S.

PLATEN, R. 1989: Struktur der Spinnen- und Laufkäfer-fauna (Arach.: Araneida, Col.: Carabidae) anthropogenbeeinflusster Moorstandorte in Berlin (West); Taxono-mische, räumliche und zeitliche Aspekte. Diss. Techn.Univ. Berlin. 470 S.PLATEN, R. 2001: Spinnen- (Araneae) und Laufkäferzö-nosen (Coleoptera: Carabidae) der Level II-FlächenBeerenbusch (1202), Kienhorst (1203) und Weitz-grund (1204). Ökol. Gutachten im Rahmen des For-schungsprojektes „Integrierende ökologische Dauer-beobachtung in Brandenburg (IÖDB)“. Im Auftr. Lan-desumweltamt Brandenburg (LUA/Q1) unpubl. Pots-dam. 55 S.PLATEN, R.; MORITZ, M. & von BROEN, B. 1991: Liste derWebspinnen- und Weberknechtarten (Arachnida: Ara-neida, Opilionida) des Berliner Raumes und ihre Aus-wertung für Naturschutzzwecke (Rote Liste). In: AUHA-GEN, A.; PLATEN, R. & SUKOPP, H. [Hrsg.]: Rote Listen dergefährdeten Pflanzen und Tiere in Berlin. Landschaft-sentw. Umweltforsch. S6: 169-205PLATEN, R.; von BROEN, B.; HERRMANN, A.; RATSCHKER, U.M. & SACHER, P. 1999: Gesamtartenliste und Rote Lis-te der Webspinnen, Weberknechte und Pseudoskor-pione des Landes Brandenburg (Arachnida: Araneae,Opiliones, Pseudoscorpiones) mit Angaben zur Häu-figkeit und Ökologie. Natursch. Landschaftspfl. Bbg.8(2)., Suppl.: 1-79RABELER, W. 1947: Die Tiergesellschaften der trockenenCalluna-Heiden in Nordwestdeutschland. Jber. natur-hist. Ges. Hannovers: 357-375RABELER, W. 1957: Die Tiergesellschaften eines Eichen-Birkenwaldes im nordwestdeutschen Altmoränenge-biet. Mitt. flor.-soz. Arbeitsgem. N. F. 6/7: 297-319RABELER, W. 1960: Biozönotik auf Grundlage der Pflan-zengesellschaften. Mitt. flor.-soz. Arbeitsgem. N. F. 8:311-332RABELER, W. 1962: Die Tiergesellschaften von Laubwäl-dern (Querco-Fagetea) im oberen und mittleren We-sergebiet. Mitt. flor.-soz. Arbeitsgem. N. F. 9: 200-229ROBERTS, M. J. 1985: The spiders of Great Britain andIreland. Bd. 1. Harley Books, Colchester. 229 S.ROBERTS, M. J. 1987: The spiders of Great Britain andIreland. Bd. 2. Harley Books, Colchester. 204 S.SACHS, L. 1997: Angewandte Statistik. 8. Aufl. Sprin-ger. Berlin, Heidelberg, New York. 884 S.Ter BRAAK, C. J. F. & SMILAUER, P. 1998: CANOCO Re-ference Manual and User’s guide to Canoco for Win-dows: Software for Canonical Community Ordination(Version 4). Microcomputer Power. Ithaca. 352 S.UAG IÖDB (Unterarbeitsgruppe Integrierende Ökolo-gische Dauerbeobachtung) 1997: Grundkonzeptionfür eine Integrierende Ökologische Dauerbeobach-tung. Entwurf V 1.3. Unveröff. Studie des Landesum-weltamtes Brandenburg. Potsdam. 40 S., Anh.WIEHLE, H. 1956: Linyphiidae-Baldachinspinnen. In:Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzendenMeeresteile. 44. Teil. G. Fischer. Jena. 337 S.WIEHLE, H. 1960: Micryphantidae-Zwergspinnen. In:Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzendenMeeresteile. 47. Teil. G. Fischer. Jena. 620 S.ZIMMERMANN, F. 1997: Neue Rote Listen in Branden-burg – Notwendigkeit – Stellenwert – Kriterien. Na-tursch. Landschaftspfl. Bbg. 6(2): 44-48

Anschriften der Verfasser:

Dr. Ralph PlatenInstitut für BiologieAG Bodenzoologie und ÖkologieFreie Universität BerlinGrunewaldstraße 3412165 BerlinE-Mail:[email protected]

Dr. Jutta RademacherLandesumweltamt BrandenburgAbteilung Ökologie und UmweltanalytikBerliner Straße 21-2514467 PotsdamE-Mail: [email protected]

Anhang

Gesamtartenliste mit Angabe der ökologi-schen Typen und Schwerpunktvorkommenin definierten Pflanzenformationen

Tabelle A1: Liste der nachgewiesenen Webspinnenartenmit Angabe des ökologischen Typs und desSchwerpunktvorkommens innerhalb defi-nierter Pflanzenformationen. RL – Gefähr-dungsgrad (Rote Liste), Grundlage ist dieRote Liste von Brandenburg, ÖT – Ökologi-scher Typ, SP – Schwerpunktvorkommen,Kürzel – Abkürzung der Arten im Ordina-tionsdiagramm (Abb. 4).

Schlüssel für die ökologischen Typen:

Unbewaldete Standorte:

h - hygrophil, (h) - in mäßig feuchten Freiflä-chen, x - xerophil, (x) - in mäßig trockenenFreiflächen, eu - eurytop in Freiflächen, (eu)- überwiegend eurytop in Freiflächen.

Bewaldete Standorte:

h w - in Feucht- und Nasswäldern, (h) w - inmesophilen Laubwäldern, (x) w - in boden-sauren Mischwäldern, arb - arboricol, R -an/unter Rinde, w - eurytop in Wäldern, (w)- überwiegend in Wäldern.

Unbewaldete und bewaldete Standorte:

h (w) - in unbewaldeten oder bewaldetennassen Standorten, (h)(w) - in mesophilenLaubwäldern oder mäßig feuchten Freiflä-chen, (x)(w) - in bodensauren Mischwäldernoder mäßig trockenen Freiflächen.

Spezielle Habitate:

Blüt - auf Blüten lauernd, trog - troglobiont/-phil, th - thermophil, syn - synanthrop, myrm- myrmecobiont/-phil.

Schlüssel für die Schwerpunktvorkommen:

1 – Ufer, 2 – oligotrophe Moore, 3 – eutropheMoore, 4 – Nasswiesen, 5 – Feuchtwiesen,6 – Nasswälder, 7 – Feuchtwälder, 8 – tro-ckenere Wälder, 9 – Säume (allgemein), 9c – trockenere Säume, 10 – Heiden, 11 –Dünen, 12 – Sand-Trockenrasen, 13 – Kalk-Trockenrasen, 14 – Ruderalflächen, 15 –Äcker, 16 – synanthrop

250 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

RL Familie/Art ÖT SP Kürzel

Atypidae-Tapezierspinnen (x) w 8Atypus affinis EICHWALD, 1830

Segestriidae-Fischernetzspinnen arb, R 8Segestria senoculata (LINNAEUS, 1758)

Dysderidae-Sechsaugenspinnen (x)(w) 14Harpactea rubicunda (C. L. KOCH, 1838)

Mimetidae-Spinnenfresser (x)(w) 9Ero furcata (VILLERS, 1789)

Theridiidae-Kugelspinnen (h) w, arb 7Achaearanea lunata (CLERCK, 1757) Crustulina guttata (WIDER, 1834) (x)(w) 12 Dipoëna melanogaster (C. L. KOCH, 1837) arb 8 Enoplognatha ovata (CLERCK, 1757) (x)(w) 9 Enoplognatha thoracica (HAHN, 1833) (x)(w) 12 Episinus angulatus (BLACKWALL, 1836) (x) w 8 Episinus truncatus LATREILLE, 1809 (x)(w) 8 Euryopis flavomaculata (C. L. KOCH, 1836) (x)(w) 9c Laseola tristis (HAHN, 1833) arb 8 Neottiura bimaculata (LINNÉ, 1767) (x)(w) 9c Pholcomma gibbum (WESTRING, 1851) (x)(w) 9c Pho gibbRobertus arundineti (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) h (w) 2 Robertus lividus (BLACKWALL, 1836) (x) w 8

3 Steatoda albomaculata (DE GEER, 1778) x, th 12 Steatoda bipunctata (LINNAEUS, 1758) syn, arb 16 Staetoda phalerata (PANZER, 1801) x 12 Theridion pictum (WALCKENAER, 1802) h, arb 4 Theridion tinctum (WALCKENAER, 1802) (x) w, arb 9c Theridion varians HAHN, 1833 (x) w, arb 8

Linyphiidae-Zwerg- und Baldachinspinnen Abacoproeces saltuum (L. KOCH, 1872) (x)(w) 9c Acartauchenius scurrilis (O. P.-CAMBRIDGE, 1872) x, myrm 12 Agyneta cauta (O. P.-CAMBRIDGE, 1902) h (w) 2 Agyneta conigera (O. P.-CAMBRIDGE, 1863) (h) w 7 Agyneta ramosa JACKSON, 1912 (h) w 7 Allomengea vidua (L. KOCH, 1879) h 4

3 Aphileta misera (O. P.-CAMBRIDGE, 1882) h 2 Araeoncus humilis (BLACKWALL, 1841) (x) 15 Bathyphantes approximatus (O. P.-CAMBR., 1871) h (w) 6 Bathyphantes gracilis (BLACKWALL, 1841) eu 15 Bathyphantes nigrinus (WESTRING, 1851) h w 6 Bathyphantes parvulus (WESTRING, 1851) eu 14 Centromerita bicolor (BLACKWALL, 1833) (x)(w) 14 Cen bico Centromerita concinna (THORELL, 1875) (x)(w) 8 Centromerus arcanus (O. P.-CAMBRIDGE, 1873) h 2 Centromerus dilutus (O. P.-CAMBRIDGE, 1875) (h) w 7 Centromerus incilium (L. KOCH, 1881) (x) w 8 Centromerus pabulator (O. P.-CAMBRIDGE, 1875) (x)(w) 8 Centromerus prudens (O. P.-CAMBRIDGE, 1873) (x) w 9c

G Centromerus sellarius (SIMON, 1884) (x) w, trog 8 3 Centromerus semiater (L. KOCH, 1879) h 2 G Centromerus serratus (O. P.-CAMBRIDGE, 1875) (h) w 7

Centromerus sylvaticus (BLACKWALL, 1841) (h) w, arb 7 Ceratinella brevis (WIDER, 1834) (h) w 7

3 Ceratinella scabrosa (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) (h) w 7 Cnephalocotes obscurus (BLACKWALL, 1834) eu 2 Dicymbium nigrum (BLACKWALL, 1834) eu 14 Dicymbium tibiale (BLACKWALL, 1836) (h)(w) 7 Diplocephalus cristatus (BLACKWALL, 1833) (x) 14

1 Diplocephalus dentatus TULLGREN, 1955 h (w) 2 Diplocephalus latifrons (O. P.-CAMBRIDGE, 1863) (h) w 7 Diplocephalus picinus (BLACKWALL, 1841) (x) w 8 Diplostyla concolor (WIDER, 1834) (h)(w) 7 Drapetisca socialis (SUNDEVALL, 1833) arb, R 7 Entelecara acuminata (WIDER, 1834) (x) w, arb 8 Erigone atra BLACKWALL, 1833 eu 15 Erigone dentipalpis (WIDER, 1834) eu 15 Erigonella hiemalis (BLACKWALL, 1841) (h)(w) 4 Erigonella ignobilis (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) h 2 Floronia bucculenta (CLERCK, 1757) h (w) 6 Gnathonarium dentatum (WIDER, 1834) h 1 Gonatium rubellum (BLACKWALL, 1841) h w 6 Gonatium rubens (BLACKWALL, 1833) (x) w 8 Gongylidiellum latebricola (O. P.-CAMBR., 1871) (x)(w) 8 Gongylidiellum murcidum SIMON, 1884 h 2 Gongylidium rufipes (LINNAEUS, 1758) (h)(w) 7 Lepthyphantes angulipalpis (WESTRING, 1851) (x) w 8 Lepthyphantes cristatus (MENGE, 1866) (h) w 7 Lepthyphantes decolor (WESTRING, 1861) (x)(w) 8 Lepthyphantes flavipes (BLACKWALL, 1854) (x) w, arb 8 Lepthyphantes mansuetus (THORELL, 1875) (x)(w) 8 Lepthyphantes mengei KULCZYNSKI, 1897 (h)(w) 2 Lepthyphantes minutus (BLACKWALL, 1833) arb, R 8 Lepthyphantes obscurus (BLACKWALL, 1841) (h) w, arb 7 Lepthyphantes pallidus (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) (h)(w) 7 Lepthyphantes tenebricola (WIDER, 1834) (h) w 7

RL Familie/Art ÖT SP Kürzel

Lepthyphantes tenuis (BLACKWALL, 1852) (x) 14 Lepthyphantes zimmermanni BERTKAU, 1890 (h) w 7 Linyphia hortensis SUNDEVALL, 1830 (h) w 7 Linyphia triangularis (CLERCK, 1757) (x)(w) 8 Lophomma punctatum (BLACKWALL, 1841) h 2 Macrargus carpenteri (O. P.-CAMBRIDGE, 1894) (x) w 8 Macrargus rufus (WIDER, 1834) (x) w, (arb) 8

2 Maro minutus O. P.-CAMBRIDGE, 1906 h 4 Maso sundevalli (WESTRING, 1851) (x) w 8 Megalepthyphantes nebulosus (SUNDEVALL, 1830) trog, syn 16 Meioneta affinis (KULCZYNSKI, 1898) (x) 12 Meioneta fuscipalpus (C. L. KOCH, 1836) (x) 14 Meioneta innotabilis (O. P.-CAMBRIDGE, 1863) arb, R 7 Mei inno Meioneta rurestris (C. L. KOCH, 1836) (x) 15 Meioneta saxatilis (BLACKWALL, 1844) (x)(w) 8 Metopobactrus prominulus (O. P.-CAMBR., 1872) eu 2 Micrargus herbigradus (BLACKWALL, 1854) (x) w 8 Microlinyphia pusilla (SUNDEVALL, 1830) eu 14 Microneta viaria (BLACKWALL, 1841) (h) w 7 Minyriolus pusillus (WIDER, 1834) (x) w 8 Mioxena blanda (SIMON, 1884) x, trog 12 Neriene clathrata (SUNDEVALL, 1830) (h) w 7 Neriene emphana (WALCKENAER, 1841) (h) w 7 Neriene montana (CLERCK, 1757) (h) w 7 Neriene peltata (WIDER, 1834) (x) w 8 Neriene radiata (WALCKENAER, 1841) (x)(w) 8

3 Notioscopus sarcinatus (O. P.-CAMBRIDGE, 1872) h 2 Oedothorax apicatus (BLACKWALL, 1850) (x) 15 Oedothorax fuscus (BLACKWALL, 1834) eu 4 Oedothorax gibbosus (BLACKWALL, 1841) h 2 Oedothorax retusus (WESTRING, 1851) eu 4 Panamomops mengei SIMON, 1926 (x) w 8 Pelecopsis parallela (WIDER, 1834) (x) 12 Pelecopsis radicicola (L. KOCH, 1872) (x)(w) 12

R Peponocranium orbiculatum (O. P.-CAMBR., 1882) (x) w 8 Pocadicnemis juncea LOCKET & MILLIDGE, 1953 h 2 Pocadicnemis pumila (BLACKWALL, 1841) eu 14 Porrhomma montanum JACKSON, 1913 (h) w 7 Porrhomma moravicum MILL. & KRATOCHV., 1940 trog 16 Porrhomma oblitum (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) h 3 Porrhomma pallidum JACKSON, 1913 (x) w 8 Porrhomma pygmaeum (BLACKWALL, 1834) h (w) 6 Saaristoa abnormis (BLACKWALL, 1841) (h) w 7 Savignia frontata BLACKWALL, 1833 h 4 Silometopus elegans (O. P.-CAMBRIDGE, 1872) h 2 Stemonyphantes lineatus (LINNAEUS, 1758) (x) 14 Tallusia experta (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) (h) 2 Tapinocyba insecta (L. KOCH, 1869) (x) w 8 Tapinocyba praecox (O. P.-CAMBRIDGE, 1873) x 12

3 Tapinocyboides pygmaeus (MENGE, 1869) x 12 Tapinopa longidens (WIDER, 1834) (x) w 8

3 Taranucnus setosus (O. P.-CAMBRIDGE, 1863) h 2 Trematocephalus cristatus (WIDER, 1834) arb 9 Trichopterna cito (O. P.-CAMBRIDGE, 1872) x 12 Tri cito Troxochrus scabriculus (WESTRING, 1851) x 12 Typhochrestus digitatus (O. P.-CAMBRIDGE, 1872) x 12 Typ digi Walckenaeris acuminata BLACKWALL, 1833 (x)(w) 8 Walckenaeria alticeps (DENIS, 1952) h (w) 2 Walckenaeria antica (WIDER, 1834) (x) 14 Walckenaeria atrotibialis O. P.-CAMBRIDGE, 1878 (w) 6 Walckenaeria cucullata (C. L. KOCH, 1836) (x) w 8 Walckenaeria cuspidata BLACKWALL, 1833 h (w) 6 Walckenaeria dysderoides (WIDER, 1834) (x) w 8 Walckenaeria furcillata (MENGE, 1869) x 10 Walckenaeria incisa (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) (h) w 7

3 Walckenaeria kochi (O. P.-CAMBRIDGE, 1872) h 2 R Walckenaeria mitrata (MENGE, 1868) (h) w 7

Walckenaeria monoceros (WIDER, 1834) (x) w 8 Walckenaeria nudipalpis (WESTRING, 1851) h 2 Walckenaeria obtusa BLACKWALL, 1836 (x) w 8 Walckenaeria unicornis O. P.-CAMBRIDGE, 1861 (h) 2

3 Walckenaeria vigilax (BLACKWALL, 1853) h 2

Tetragnathidae-Streckerspinnen Meta menardi (LATREILLE, 1804) trog, syn 16 Metellina mengei (BLACKWALL, 1869) (h) w 7 Metellina merianae (SCOPOLI, 1763) trog, syn, h w 16 Metellina segmentata (CLERCK, 1757) (h)(w) 7 Pachygnatha clercki SUNDEVALL, 1823 h 4 Pachygnatha degeeri SUNDEVALL, 1830 eu 15 Pachygnatha listeri SUNDEVALL, 1830 h w 6 Tetragnatha extensa (LINNAEUS, 1758) h 3 Tetragnatha obtusa C. L. KOCH, 1837 w, arb 8 Tetragnatha pinicola L. KOCH, 1870 (x) 15 Zygiella atrica (C. L. KOCH, 1845) x, arb 10

Araneidae-Radnetzspinnen 3 Araneus angulatus CLERCK, 1757 (h) w 7

Araneus diadematus CLERCK, 1757 (x)(w) 8 Araneus sturmi (HAHN, 1831) arb 8

R. PLATEN, J. RADEMACHER: CHARAKTERISIERUNG VON KIEFERNWÄLDERN UND -FORSTEN DURCH SPINNEN 251

RL Familie/Art ÖT SP Kürzel

Araneus triguttatus (FABRICIUS, 1775) arb 7 Araniella cucurbitina (CLERCK, 1757) (x)(w), arb 14 Cercidia prominens (WESTRING, 1851) w 7 Cyclosa conica (PALLAS, 1772) arb 8

3 Gibbaranea bituberculata (WESTRING, 1802) (x)(w) 12 Larinioides patagiatus (CLERCK, 1757) (x)(w) 9c Mangora acalypha (WALCKENAER, 1802) eu 15 Zilla diodia (WALCKENAER, 1802) arb 8

Lycosidae-Wolfsspinnen 3 Alopecosa accentuata (LATREILLE, 1817) x 12 G Alopecosa aculeata (Clerck, 1757) (x) w 8 Alo acul

Alopecosa barbipes (SUNDEVALL, 1833) x 12 Alopecosa cuneata (CLERCK, 1757) x 12

2 Alopecosa fabrilis (CLERCK, 1757) x 10 Alo fabr Alopecosa pulverulenta (CLERCK, 1757) eu 5

3 Alopecosa schmidti (HAHN, 1835) x 12 3 Alopecosa trabalis (CLERCK, 1757) (x)(w) 12 2 Arctosa cinerea (FABRICIUS, 1777) x 1

Arctosa leopardus (SUNDEVALL, 1833) h 4 Arctosa lutetiana (SIMON, 1876) (x), th 10 Arctosa perita (LATREILLE, 1799) x 11

R Aulonia albimana (WALCKENAER, 1805) x, th 13 3 Hygrolycosa rubrofasciata (OHLERT, 1865) h 2 Hyg rubr

Pardosa agrestis (WESTRING, 1861) (x) 15 Pardosa alacris (C. L. KOCH, 1833) (x)(w) 9c Pardosa amentata (CLERCK, 1757) eu 4 Pardosa lugubris (WAlCKENAER, 1802) (h)(w) 7 Pardosa monticola (CLERCK, 1757) x 12 Pardosa paludicola (CLERCK, 1757) h 3 Pardosa palustris (LINNAEUS, 1758) eu 4 Pardosa prativaga (L. KOCH, 1870) eu 4 Pardosa pullata (CLERCK, 1757) h, th 2

2 Pardosa sphagnicola (DAHL, 1908) h 2 Pirata hygrophilus THORELL, 1872 h (w) 6 Pirata latitans (BLACKWALL, 1841) h 2 Pirata piraticus (CLERCK, 1757) h 2 Pirata piscatorius (CLERCK, 1757) h 2

3 Pirata uliginosus (THORELL, 1856) h 2 Trochosa ruricola (DE GEER, 1878) eu 14 Trochosa spinipalpis (F. O. P.-CAMBRIDGE, 1895) h (w) 2 Trochosa terricola THORELL, 1856 (x)(w) 8 Xerolycosa miniata (C. L. KOCH, 1834) x 12 Xer mini Xerolycosa nemoralis (WESTRING, 1861) (x) w 8

Pisauridae-Jagdspinnen 3 Dolomedes fimbriatus (CLERCK, 1757) h 2

Pisaura mirabilis (CLERCK, 1757) eu 14

Agelenidae-Bodenspinnen Agelena gracilens C. L. KOCH, 1841 (x) 12 Age grac Agelena labyrinthica (CLERCK, 1757) eu 5 Tegenaria agrestis (WALCKENAER, 1802) x, th 12 Tegenaria atrica C. L. KOCH, 1843 trog, syn 16 Textrix denticulata (OLIVIER, 1789) (x) w, arb 8

Hahniidae-Bodenspinnen 3 Antistea elegans (BLACKWALL, 1841) h 2 R Hahnia helveola SIMON, 1875 (h) w 7

Hahnia nava (BLACKWALL, 1841) x 12 Hahnia ononidum SIMON, 1875 (h) w 7 Hahnia pusilla C. L. KOCH, 1841 (h)(w) 7

Dictynidae-Kräuselspinnen Cicurina cicur (FABRICIUS, 1793) (x)(w) 8 Dictyna uncinata THORELL, 1856 (x) 14 Lathys humilis (BLACKWALL, 1855) (h) w 7

Amaurobiidae-Finsterspinnen Amaurobius fenestralis (STROEM, 1768) arb, R, syn 7 Coelotes inermis (L. KOCH, 1855) (h) w 7

R Coelotes terrestris (WIDER, 1834) (h) w 7

Anyphaenidae-Zartspinnen Anyphaena accentuata (WALCKENAER, 1802) arb 7

Liocranidae-Feldspinnen 3 Agraecina striata (KULCZYNSKI, 1882) (h) w 7

Agroeca brunnea (BLACKWALL, 1833) (w) 8 1 Agroeca dentigera KULCZYNSKI, 1913 h 2

Agroeca proxima (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) (x) 10 Phrurolithus festivus (C. L. KOCH, 1835) eu, th 14 Phrurolithus minumus C. L. KOCH, 1839) x 13 Scotina celans (BLACKWALL, 1841) x 10

2 Scotina gracilipes (BLACKWALL, 1859) eu, th 12

Clubionidae-Sackspinnen Cheiracanthium virescens (BLACKWALL, 1833) x 12 Clubiona brevipes BLACKWALL, 1841 arb, R 8 Clubiona comta C. L. KOCH, 1839 (x) w 8

RL Familie/Art ÖT SP Kürzel

Clubiona genevensis L. KOCH, 1866 arb, R, th 8 Clubiona lutescens WESTRING, 1861 h w 6 Clubiona neglecta O. P.-CAMBRIDGE, 1862 x 12 Clubiona pallidula (CLERCK, 1757) arb 8 Clubiona stagnatilis KULCZYNSKI, 1897 h 3 Clubiona subsultans THORELL, 1875 arb 8 Clubiona terrestris WESTRING, 1851 (x)(w) 8

Zodariidae-Ameisenjäger R Zodarion germanicum (C. L. KOCH, 1837) eu, myrm, th 12

Gnaphosidae-Plattbauchspinnen 2 Berlandina cinerea (MENGE, 1872) x 10

Drassodes lapidosus (WALCKENAER, 1802) (x)(w) 12 Drassodes pubescens (THORELL, 1856) x 14 Drassyllus lutetianus (L. KOCH, 1856) (h) 4 Drassyllus praeficus (L. KOCH, 1866) x 12 Dra prae Drassyllus pusillus (C. L. KOCH, 1833) (x) 14 Dra pusi

3 Gnaphosa bicolor (HAHN, 1833) (x) w 8 1 Gnaphosa muscorum (L. KOCH, 1866) (x) w 8 2 Gnaphosa nigerrima L. KOCH, 1877 h 2 3 Haplodrassus moderatus (KULCZYNSKI, 1897) h 2

Haplodrassus signifer (C. L. KOCH, 1839) x 14 Haplodrassus silvestris (BLACKWALL, 1833) (x) w 8 Haplodrassus soerenseni (STRAND, 1900) (x) w 8 Haplodrassus umbratilis (L. KOCH, 1866) (x)(w) 8 Micaria fulgens (WALCKENAER, 1802) (x)(w) 12 Micaria pulicaria (SUNDEVALL, 1832) eu 14 Zelotes apricorum (L. KOCH, 1876) x 10 Zelotes clivicola (L. KOCH, 1870) (x) w 8 Zelotes electus (C. L. KOCH, 1839) x 12 Zel elec

2 Zelotes erebeus (THORELL, 1870) x 12 R Zelotes exiguus (MÜLLER & SCHENKEL, 1895) x 12

Zelotes latreillei (SIMON, 1878) (x) 10 Zelotes longipes (L. KOCH, 1866) x 12 Zel long Zelotes petrensis (C. L. KOCH, 1839) x 12 Zel petr Zelotes subterraneus (C. L. KOCH, 1833) (x)(w) 8

Zoridae-Wanderspinnen Zora nemoralis (BLACKWALL, 1861) (x)(w) 9c Zora silvestris KULCZYNSKI, 1897 (x)(w) 9c Zora spinimana (SUNDEVALL, 1833) eu 14

Philodromidae-Laufspinnen Philodromus albidus KULCZYNSKI, 1911 (x)(w), arb 8 Philodromus aureolus (CLERCK, 1757) arb, R, th 8 Philodromus cespitum (WALCKENAER, 1802) arb, R 8 Philodromus collinus C. L. KOCH, 1835 arb, R 8 Philodromus dispar WALCKENAER, 1826 arb 8 Philodromus fuscomarginatus (DE GEER, 1778) arb, R 8 Philodromus margaritatus (CLERCK, 1757) arb, R, th 8

3 Thanatus arenarius THORELL, 1872 x 12 2 Thanatus formicinus (CLERCK, 1757) x 12 1 Thanatus pictus L. KOCH, 1881 x 12 3 Thanatus sabulosus (MENGE, 1875) (x)(w) 8

Tibellus maritimus (MENGE, 1875) h 2

Thomisidae-Krabbenspinnen Coriarachne depressa (C. L. KOCH, 1837) arb, R 8 Diaea dorsata (FABRICIUS, 1777) arb 8 Misumena vaia (CLERCK, 1757) eu, Blüt 5 Ozyptila atomaria (PANZER, 1801) (x)(w), th 8 Ozyptila praticola (C. L. KOCH, 1837) (x) w 8 Ozyptila trux (BLACKWALL, 1846) h (w) 4 Xysticus audax (SCHRANK, 1803) arb 8 Xysticus cristatus (CLERCK, 1757) (x) 14 Xysticus erraticus (BLACKWALL, 1834) x 10 Xysticus kochi THORELL, 1872 x 12 Xysticus lanio C. L. KOCH, 1835 (h) w, arb 7

2 Xysticus luctator L. KOCH, 1870 (h) w, arb 7 2 Xysticus luctuosus (BLACKWALL, 1836) (x) w, arb 8 3 Xysticus ninnii THORELL, 1872 x 12 2 Xysticus robustus (HAHN, 1832) x 12 3 Xysticus striatipes L. KOCH, 1870 x, th 14

Salticidae-Springspinnen Aelurillus v-insignitus (CLERCK, 1757) x 12

3 Asianellus festivus (C. L. KOCH, 1834) x, th 12 Dendryphantes rudis (SUNDEVALL, 1832) arb 8 Euophrys erratica (WALCKENAER, 1802) arb, R 8 Euophrys frontalis (WALCKENAER, 1802) (x)(w) 8 Evarcha arcuata (CLERCK, 1757) eu 2 Evarcha falcata (CLERCK, 1757) x 12 Heliophanus auratus C. L. KOCH, 1835 h 2 Heliophanus cupreus (WALCKENAER, 1802) (x)(w) 12 Heliophanus flavipes (HAHN, 1832) x 12 Marpissa muscosa (CLERCK, 1757) arb, R 8 Neon reticulatus (BLACKWALL, 1853) (h) w, arb 7 Phlegra fasciata (HAHN, 1826) x 12 Talavera aequipes (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) (x)(w) 12 Talavera petrensis (C. L. KOCH, 1837) x 12

252 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

MARTIN FLADE, GEORG MÖLLER, HEIKO SCHUMACHER, SUSANNE WINTER

Vom Reichtum des Alterns – Biologische Vielfalt im BuchenwaldForschungs- und Entwicklungsvorhaben des Bundesamtes für Naturschutz „Biologische Vielfalt und Forstwirtschaft – Naturschutzstandards für die Bewirtschaftung von Buchenwäldern im nordostdeutschen Tiefland“

Schlagwörter: Buchenwälder im nordostdeutschen Tiefland, biologische Vielfalt

Aus der Perspektive des Schutzes der globa-len biologischen Vielfalt im Sinne der Rio-Konvention hat Deutschland eine besondereVerantwortung für den Schutz der Buchen-wälder. Von der Rotbuche Fagus sylvaticadominierte Wälder haben weltweit ein nursehr kleines Verbreitungsgebiet, das sich vonSüdschweden über das westliche Europa bisnach Sizilien und auf den Balkan erstreckt.Die Tiefland-Buchenwälder stellen den kleins-ten Anteil am gesamten Verbreitungsgebietund kommen aktuell nur noch selten undsehr fragmentiert vor. Die größten zu-sammenhängenden Tiefland-Bestände, dienoch vorhanden sind, befinden sich im nörd-lichen Brandenburg, insbesondere im Bio-sphärenreservat Schorfheide-Chorin.In den Buchenwäldern leben eine Vielzahlvon Tier- und Pflanzenarten, die entwedernur dort vorkommen oder zumindest diese

Wälder vor anderen deutlich bevorzugen.Der Schutz dieser Lebensgemeinschaften istfür Deutschland eine besondere Verpflich-tung. Wie können nun diese Wälder bewirtschaf-tet werden, ohne die Besonderheiten undtypischen Arten der Buchenwälder zu beein-trächtigen? Welche Empfehlungen gibt esseitens des Naturschutzes für eine naturnaheBuchenwaldwirtschaft? Dieser Frage widmetsich von Dezember 1999 bis April 2003 einForschungs- und Entwicklungsvorhaben derLandesanstalt für Großschutzgebiete. Es wirdvom Bundesamt für Naturschutz gefördert.Forstwissenschaftler und Biologen verglei-chen anhand von umfangreichen Aufnah-men der Bestandesstrukturen, Bodenvegeta-tion, Avifauna, Carabiden, xylobionten Insek-te und Pilze die Struktur- und Artenausstat-tung natürlicher, seit längerem nicht mehrbewirtschafteter Buchenwälder einerseitsund ein breites Spektrum von bewirtschafte-ten Beständen andererseits. Insgesamt 18Waldgebiete von in der Regel je 40 ha Grö-ße vom Barnim bis zum Müritz-Nationalpark(Serrahn, Mecklenburg-Vorpommern) die-nen als Untersuchungsgebiete; die Hälftedavon im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Zu den untersuchten natürlichenWäldern gehören die berühmten „HeiligenHallen“ bei Feldberg und das Totalreservat„Fauler Ort“ im Biosphärenreservat, derenUntersuchungsfläche allerdings aufgrundhistorischer Gegebenheiten kleiner als 40 haausfällt. Auf allen Untersuchungsflächen ar-beitet das Projekt eng mit den verantwort-lichen Revierförstern zusammen – bis hin zueinem gemeinsam angelegten Durchfor-stungs-Experiment. Für eine weitergehende fachliche Unterstüt-zung wurde eine projektbegleitende Arbeits-gruppe eingerichtet, an der Wissenschaftlerund Praktiker aus verschiedenen Fachrich-tungen mitwirken. Eine Zusammenarbeit er-folgt auf dieser Ebene unter anderem mitmehreren Universitäten, der FachhochschuleEberswalde, dem Landesamt für Forsten undGroßschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpom-mern, der Landesforstanstalt Eberswalde,der Niedersächsischen Forstlichen Versuchs-anstalt und der Bundesforschungsanstalt fürForst- und Holzwirtschaft Hamburg.

Im Ergebnis werden zunächst Arten undWaldstrukturen ermittelt, die zum typischenÖkosystem Buchenwald gehören, aber imWirtschaftswald fehlen oder selten gewor-den sind. Holzbewohnende Insekten (Xylo-bionte), Pilze und Brutvögel spielen dabei ei-ne herausragende Rolle. Die holzbewohnen-den Käfer bilden die artenreichste Gruppe imBuchenwald-Ökosystem. Viele Holzbewoh-ner sind auf die über Jahrzehnte hinwegkonstante Lebensbedingungen historisch al-ter, wenig gestörter Bestände oder auf sehrheterogen auftretende Lebensräume (z. B.austrocknende, aber über einen längerenZeitraum noch teilweise assimilathaltigeStämme) angewiesen. Die Xylobionten-Viel-falt ist besonders von Lebensräumen desstark dimensionierten Alt- und Totholzes ab-hängig, so dass ein enger Zusammenhangzwischen der Struktur der Wälder und demVorkommen einzelner Arten deutlich wird.Neben den Insekten haben Vögel eine her-ausragende Bedeutung als Bioindikatoren,da sie neue Habitate schnell besiedeln, raschund empfindlich auf Störungen reagierenund direkt von der Vegetationsstruktur ab-hängig sind. Etwa 50 % der Vogelarten, fürdie Deutschland international bedeutendePopulationen beherbergt, brüten ausschließ-lich oder überwiegend in Buchen- und Ei-chenwäldern. Der Schwerpunkt der Erfas-sung liegt auf den „holzbewohnenden“ Vo-gelarten, die ihre Nahrung vorwiegend anBäumen und Starkästen suchen, ihre Brut-stätten im Holz anlegen und somit in ihremAuftreten unmittelbar von der Baumqualitätund -quantität beeinflusst sind.Es erfolgen vergleichende Aufnahmen vorund nach einem forstlichen Nutzungseingriffauf experimentell bewirtschafteten Flächen.Aus dieser Analyse sollen Maßnahmen ab-geleitet werden, wie die Forstwirtschaft dieim Wirtschaftswald beeinträchtigten Lebens-gemeinschaften fördern kann. Die bisherigen Ergebnisse zeigen überra-schend starke Unterschiede zwischen be-wirtschafteten und unbewirtschafteten Wäl-dern. In unbewirtschafteten Beständen istdie Holzgrundfläche des stehenden Tothol-zes 10-mal so hoch, die Brutvogeldichte 2-bis 3-mal so hoch und es kommen einigePilz- und Käferarten vor, die den Wirt-

KURZBEITRÄGE

Abb. 1Unbewirtschaftete Referenzflächen (z.B. Fau-ler Ort) mit ihrer kleinräumigen Verzahnungvon Totholzstrukturen mit dem lebendenBestand sollen der naturnahen Waldwirt-schaft als Vorbild dienen.

Foto: S. Winter

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002 253

schaftswäldern völlig fehlen. Von zentralerBedeutung sind zum einen, wie bereits be-kannt, Totholzstrukturen, wie stehende undliegende Baumruinen, Zunderschwamm-Stämme usw. Ebenso wichtig sind Struktu-ren, die sich an alten, aber noch lebendenBäumen bilden, wie z.B. Bäume mit rissiger,strukturreicher Borke, Großhöhlen, die nochan den Saftstrom angeschlossen sind, odersich ablösende Rindenplatten. Ein aus Wirt-schaftswäldern kaum noch bekannter Reich-tum an Arten, wie z.B. Baumpilzen, Vögeln,Großkäfern und anderen Insekten hat sichauf diese Alterungsstrukturen spezialisiert.Da im normalen Wirtschaftswald die Buchenbereits mit 140 bis 160 Jahren, d.h. bei 40bis 50 % ihres natürlichen Alters von 300 bis350 Jahren genutzt werden, sind diese Alte-rungsmerkmale weitgehend aus dem Waldverbannt. Bildlich auf den Menschen über-tragen heißt das, dass die durchschnittlicheLebenserwartung von 76 auf 38 Jahre ge-senkt würde. Es zeichnet sich deshalb ab, dass bei derForsteinrichtung im Buchenwald eine vo-rausschauende Nachhaltigkeitsplanung fürAltbaum-Gruppen notwendig ist, die ge-währleistet, dass auch bewirtschaftete Bu-chenwälder diese notwendigen Alterungs-

und Totholstrukturen in ausreichender Dich-te aufweisen.Die Projektergebnisse sollen in der Pflege-und Entwicklungsplanung in den Groß-schutzgebieten, und soweit möglich, im Lan-deswald über die Forsteinrichtung umge-setzt werden. Bei der Bewirtschaftung desKommunal- und Privatwaldes können dieErgebnisse über den Weg der fachlichen Be-ratung nach dem Prinzip der Freiwilligkeitsowie im Rahmen des VertragsnaturschutzesBerücksichtigung finden.

Projektmitarbeiter: Georg Möller – DendroentomologieHeiko Schumacher – AvifaunaSusanne Winter – Waldstruktur, Vegetationund Carabidenfauna

Projektleiter:Dr. Martin Flade

Adresse:Landesanstalt für GroßschutzgebieteAm Stadtsee 1-416225 Eberswalde

Abb. 2Strukturarme Verjüngung eines Großschirm-schlages mit geringer Nischenvielfalt

Foto: S. Winter

WOLFGANG KIRMSE

Erkenntnisse aus der Individualmarkierung im Wanderfalken-Baumbrüterprojekt

Schlagwörter: Wanderfalken, Baumbrüter

Das Wanderfalken-Baumbrüterprojekt wur-de 1990 in Brandenburg begonnen, lief ab1995 auch in Mecklenburg-Vorpommern(Landesjagdverband) und wurde seit 2001ebenfalls in Sachsen-Anhalt durchgeführt.Das Ziel des Projektes war und ist es, denehemals von Baumbrütern des Wanderfal-ken besiedelten Raum von der Weser bisZentralrussland der Art wieder zu erschlie-ßen durch Auswilderung von auf Baumbrutgeprägten Vögeln. Eine spontane Wiederbe-siedlung durch Wanderfalken anderer Nist-weise ist nicht zu erwarten aufgrund derSonderstellung der Baumbrut bei dieser Art(s. u.).Die bisherigen Ergebnisse zum obigen The-ma sind für alle Mitarbeiter im Artenschutzund für feldbiologisch aktive Personen imBereich des Wanderfalken-Baumbrüter-Are-als von Bedeutung. Die individuelle Markie-rung aller Wanderfalken der seit 1981 wie-der neu enstehenden Population im OstenDeutschlands, farblich getrennt nach denNisttypen Felsbrut (rot), Gebäudebrut (gelb)und Baumbrut (grün), bestätigt die in denfolgenden 3 Schwerpunkten zusammen-gefassten Befunde zur Sonderstellung derBaumbrut beim Wanderfalken:

Nestlinge der zweiten nachgewiesenen Baumbrut in Brandenburg, 1997; der Vorjahreshorstwurde durch einen Kunsthorst ersetzt Foto: D. Schmidt

254 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002

KLEINE MITTEILUNGEN

Deichrückverlegung an der Elbe

Bundesumweltminister Jürgen Trittin über-gab am 28. August 2002 den Förderbe-scheid für die Verlegung des Deiches naheder Prignitzstadt Lenzen. Die Bundesregie-rung engagiert sich hier für ein Vorhabenzum modernen Hochwasserschutz durchNaturschutz. Die Vorarbeiten und Vorabsprachen für dasderzeit größte Rückdeichungsprojekt Deutsch-lands laufen bereits seit Mitte der 90er Jahre.Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg wurde ein in vielfacher Hin-sicht innovatives Projekt vorbereitet. DasProjektgebiet umfasst 1.568 Hektar. Kern-stück ist die Elbdeichrückverlegung, um zu-sätzliche 400 Hektar Deichvorland zu ge-winnen. Auf 300 Hektar soll wieder der ge-fährdete und nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützte Lebens-raumtyp Auwald entstehen. Die Auwaldflä-che an der Unteren Mittelelbe wird sich da-mit verdoppeln. Das neu gewonnenen Vorland kann – so be-legen hydraulische Untersuchungen – über15 Mio. Kubikmeter Wasser aufnehmen. Träger des Naturschutzgroßprojekts ist dergemeinnützige Trägerverbund Burg Lenzene.V. Hier sind der BUND, die Stadt und dasAmt Lenzen sowie der Agrarbetrieb Land-schaftspflege GmbH Lenzen vereint. DiePartner haben sich in der Region durch dieRestaurierung der Burg Lenzen als auenöko-logisches Zentrum einen Namen gemacht.

Bei der Finanzierung der Deichrückverle-gung ist vorgesehen, dass sich das Agrar-und Umweltministerium in Höhe der Mittel,die für eine Deichsanierung auf der beste-henden Linie notwendig wären, beteiligt(rund 6,23 Mio. €). Die anfallenden Mehr-kosten durch die neue Trasse in Höhe vonrund 6,14 Mio. € sollen durch den Bundübernommen werden. Gebaut wird durchdas Landesumweltamt Brandenburg.Die Deichrückverlegung wurde durch einvon der Europäischen Kommission geförder-tes EU-LIFE-Natur-Projekt vorbereitet.Pressespiegel, MLUR

Neues Projekt der Sielmann-Stiftung

Die Heinz Sielmann Stiftung engagiert sicherneut im Land Brandenburg mit einem gro-ßen Naturschutzprojekt. Die im Laufe dervergangenen zwei Jahre durch die Boden-verwertungs- und Verwaltungsgesellschaft(BVVG) sowie die Lausitzer und Mitteldeut-sche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH(LMBV) der Stiftung übertragenen 1.000Hektar der heutigen Sielmann Naturland-schaft können nun um weitere 2.000 Hektarergänzt werden. Am 28. November 2002fand zur feierlichen Übernahme der Flächenim Naturpark Niederlausitzer Landrücken imBeisein des Nestors des deutschen TierfilmsHeinz Sielmann und Brandenburgs Agrar-

und Umweltministers Wolfgang Birthler einePressekonferenz im Naturparkzentrum Wan-ninchen bei Görlsdorf statt.Die Stiftung engagiert sich seit geraumerZeit in Brandenburg, um einmalige Naturgü-ter für kommende Generationen zu sichernund zu erhalten. Kranich, Feldhase undFischotter sind nur einige der Arten, derenLebensräume hier geschützt und bewahrtwerden. Vergleichbare, unzerschnittene Le-bensräume finden sich lediglich in den ehe-maligen Truppenübungsplätzen in Ost-deutschland. Dabei handelt es sich um einPilotprojekt: Erstmalig erfolgt eine bergbauli-che Sanierung, die auf Naturschutz als Fol-genutzung ausgerichtet ist. Hierdurch kön-nen Steuergelder in Millionenhöhe einge-spart werden, die damit für andere Rekulti-vierungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Pressespiegel, MLUR

Landschaftsschutzgebiet (LSG)„Brandenburger Wald- und Seengebiet“

Die Verordnung über das LSG „Brandenbur-ger Wald- und Seengebiet“ ist am 15.05.2001, dem Tag nach ihrer Verkündung imGesetz- und Verordnungsblatt (Teil II,Nr. 11) für das Land Brandenburg, in Kraftgetreten. Bei dem LSG handelt es sich um ei-ne Überarbeitung des mit Beschluss des Ra-tes des Bezirkes Potsdam vom 20. Juli 1966mit gleichem Namen festgesetzten LSG. Zielder Überarbeitung war neben der Ausgren-

• Prägung der Jungvögel im Nestlings- undÄstlingsalter auf Baumbrut im entspre-chenden Habitat ermöglicht ihnen späterdie Ansiedlung als Baumbrüter, wie bisherbei 13 Individuen an 6 Baumbrutplätzenaus dem Wiedereinbürgerungsprojekt fest-gestellt. Diese sind die einzigen bekann-ten Baumbrüter seit deren Aussterben.

• Von den auf Baumbrut geprägten Vögelnsiedelten sich außerdem 9 an Gebäudenund 6 an Felsen an. Die Prägung aufBaumbrut löscht also nicht das angebore-ne Felsbrutschema, sondern erweitert diePlastizität der Nistplatzwahl in spezifi-scher Weise.

• Der entgegengesetzte Wechsel von anFelsen oder Gebäuden ausgeflogenenWanderfalken zur Baumbrut fand bishernicht statt, obwohl von z. Z. 15 Gebäu-debrutplätzen mitten im Baumbrüterarealzahlreiche Jungvögel dazu Gelegenheithätten. Daraus folgt: Der Individuenaus-tausch zwischen Gruppen verschiedenerNistweise ist nicht symmetrisch, sondernim Falle der Baumbrut eine Einbahnstraßemit Sperrrichtung zur Baumbrut. So wirktein ständiger „Absaugeffekt“ in RichtungFels- bzw. Gebäudebrut.

Dieses neue Wissen über die Verhaltensöko-logie der Art begründet die auch durch Be-obachtung bestätigte Schlußfolgerung, dassBaumbruten des Wanderfalken im Verbrei-tungsgebiet von Fels- und Gebäudebrutennicht bestehen können, wenn letztere einebestimmte Siedlungsdichte erreicht haben.Wenn also in wohlgemeinter Absicht Nisthil-fen für Wanderfalken an vereinzelten Hoch-bauten im Baumbrütergebiet angebrachtwerden, wird der mühsam errungene An-fangserfolg im Baumbrüter-Wiedereinbürge-rungsprojekt und damit die begründeteHoffnung auf eine flächendeckende Wieder-besiedlung des Baumbrüterareals gefährdet.Diese Tatsache sollten bitte im Baumbrüter-gebiet des Wanderfalken alle im Artenschutztätigen und mit entscheidenden Personenund Dienststellen zur Kenntnis nehmen.Mit 6 nachgewiesenen Brutansiedlungen istein neuer initialer Kern einer zukünftigenBaumbrüterpopulation vorhanden. Die Ha-bitatkapazität beträgt allein im deutschenBaumbrütergebiet ca. 500 Brutpaare. Es sollauch weiterhin versucht werden, die fernop-tische Individualerkennung an den Brutplät-zen durchzuführen und damit die Datenbasisder bisherigen Erkenntnisse zu erweitern.

Das setzt das Auffinden möglichst aller Neu-ansiedlungen voraus. Deshalb bittet der Ar-beitskreis Wanderfalkenschutz die Ornitho-logen, Forstrevierleiter, Waldbesitzer und Jä-ger um Mitteilung aller brutverdächtigen Be-obachtungen von Wanderfalken und ande-rer Hinweise zur Anwesenheit der Art an ei-ne der folgenden Einrichtungen:

Dr. Torsten LanggemachLandesumweltamt BrandenburgStaatliche Vogelschutzwarte14715 Buckow bei NennhausenTel. 03 38 78/6 02 57

Arbeitskreis Wanderfalkenschutz (AWS) e.V.Stollnhausgasse 13, 09599 FreibergVors. Dr. Wolfgang Kleinstäuber

Tel. 0 37 31/35 53 76Stellv. Prof. Wolfgang Kirmse

Tel. 03 41/8 77 35 48Am Bogen 43, 04277 Leipzig

Paul SömmerNaturpark Uckermärkische SeenStation Woblitz16798 HimmelpfortTel. 03 30 89/4 12 04

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zung von Siedlungsflächen und sonstigerbesiedelter Bereiche, wie z.B. Wochenend-hausgebiete, eine fachlich fundierte, behut-same Erweiterung des Schutzgebietes. Das LSG „Brandenburger Wald- und Seen-gebiet“ mit einer Größe von 9.985 Hektarumfasst die Havelseen westlich der StadtBrandenburg, den naturnahen Havellauf zwi-schen Brandenburg und Pritzerbe sowiegroßflächige Waldgebiete. Etwa 80 % derWälder und Forsten stellen Kiefernwälderunterschiedlicher Ausprägungen dar. DesWeiteren wird das LSG durch die zahlreichenGewässer, Uferzonen und Feuchgebiete mitihrem typischen Bewuchs aus Röhrichtenund Seggenbeständen geprägt. Das Gebietist wichtiger Lebensraum für bestandsbe-drohte Vogel- und Fischarten. Mit den zahl-reichen naturnahen Gewässern und dengroßflächigen Kiefernwäldern ist das Gebietebenfalls in hohem Maße für die land-schaftsgebunde Erholung geeignet.R. Nacke

2. Platz für Naturpark Nuthe-Nieplitz

Aus dem 8. Bundeswettbewerb DeutscherNaturparke, der seit Sommer 2001 gemein-sam vom Bundesumweltministerium unddem Verband Deutscher Naturparke e.V.(VDN) veranstaltet wurde, ging Brandenburgmit Erfolg hervor. Das Bundesumweltministerium verlieh demNaturpark Nuthe-Nieplitz eine Silbermedaille.Die Naturparks wurden danach bewertet,wie sie am sinnvollsten Lebensräume für Tie-re, Pflanzen und Menschen miteinander ver-knüpfen. Zielsetzung ist es, mit einem Bio-topverbund die Verbindungen zwischen deneinzelnen Schutzgebieten herzustellen unddamit ein langes grünes Lebensband entste-hen zu lassen.Im südwestlich von Berlin gelegenenen Na-turpark Nuthe-Nieplitz schafft ein überregio-naler Biotopverbund Verbindungen zu denbenachbarten Großschutzgebieten und überdie Landesgrenzen hinaus. Über die Niede-rungen von Nuthe und Nieplitz ergibt sich inSüd-Nord-Richtung ein Feuchtbiotopver-bund bis zur Havel, in Ost-West-Richtungkann durch das Baruther Urstromtal ein grü-nes Band von der Oder bis zur Elbe geschaf-fen werden. Durch den Verbund zweier gro-ßer Naturschutzgebiete auf den ehemaligenTruppenübungsplätzen Jüterbog West undOst im Süden des Naturparks wird außer-dem ein 20.000 Hektar großer unzerschnit-tener Landschaftsraum geschaffen. Kleinflä-chige Verbundelemente – so genannte Tritt-steine – machen dieses System komplett.Die Bundesjury mit Vertretern des Umwelt-ministeriums, des Bundesamtes für Natur-schutz, aus dem Städte- und Gemeindetagsowie aus Bauern-, Naturschutz- und Wald-verbänden zeigte sich beeindruckt von derhohen Qualität der Wettbewerbsbeiträge.Die Naturparks leisten einen wirkungsvollenBeitrag zum Aufbau eines Biotopverbund-systems in Deutschland. Der Wettbewerb

wurde zum 8. Male durchgeführt. Aus Bran-denburg beteiligten sich außerdem die Na-turparks Niederlausitzer Landrücken undHoher Fläming. Alle drei Brandenburger Teil-nehmer gelangten in den Endausscheid.J. Götting-Frosinski

Naturschutzpreis Verleihung

Am 24. Oktober 2002 wurde in Potsdamder diesjährige Preis der Stiftung Natur-SchutzFonds Brandenburg für richtungs-weisende Leistungen im Naturschutz durchden Staatssekretär F. Schmitz-Jersch verlie-hen. Mit Horst Möhring und Gerd Haase er-hielten nach Auswahl durch den Stiftungsratzwei Brandenburger diese Ehrung, die sichseit vielen Jahren in der Elbtalaue und imStrausberger Raum sehr aktiv für Natur-schutzbelange einsetzen. Horst Möhring ist Geschäftsführer der Land-schaftspflegegesellschaft mbH Lenzen undzeigt, dass die Landwirtschaft durch selbstbestimmte Beiträge zu Natur- und Land-schaftsschutz ganz entscheidend Einfluss aufeine Region nehmen und einen sehr hohenethischen Anspruch entwickeln kann. Prof.Dr. habil. M. Succow ehrte in seiner Lauda-tio, dass Horst Möhring in seinem langjähri-gen Wirken jedoch niemals gesellschaftlicheZusammenhänge aus den Augen verlorenhat. Mit sehr nachdenklichen und bewegen-den Worten dankte der Preisträger für dieAuszeichnung.Gerd Haase engagiert sich seit vielen Jahrenim NSG Lange Dammwiesen und UnteresAnnatal. Er organisiert die im Gebiet stattfin-dende Landschaftspflege und führt selbstseit 15 Jahren aufwändige Pflegearbeitendurch. Dabei hat sich eine beispielhafte Ko-operation mit dem im Gebiet wirtschaften-den Landwirt entwickelt. Der Erfolg dieserBemühungen wurde durch Dr. habil. H.Schlüter als langjährigem Kenner des Gebie-tes in seiner Laudatio beschrieben und imBild vorgestellt. Zu den eindrucksvollstenProjekten der letzten Jahre zählt die Einrich-tung eines extensiven Weidesystems mitHeckrindern und Schafen. Gerd Haase be-dankte sich nach der Preisverleihung für dieUnterstützung bei Landwirt Jörn Haase, demNABU, dem Verein für Ornithologie und Vo-gelschutz Märkische Schweiz e.V. sowie beider UNB des Landkreises und dem Landes-umweltamt Brandenburg.Einmal mehr wurde deutlich, in welch hohemMaße ein erfolgreicher Naturschutz auch vonEngagement und Ausstrahlung einzelner Per-sonen lebt. Eine solche Preisverleihung machtMut. Dank und Anerkennung gebühren auchSascha Grapsch von der Städtischen Musik-schule „J. S. Bach“, der für einen sehr gelun-genen musikalischen Rahmen sorgte.K. Todt

Modellprojekt Reittourismus im Naturpark Hoher Fläming

Im Jahr des Ökotourismus startete die Lan-desanstalt für Großschutzgebiete mit Unter-stützung des Arbeitskreises Brandenburgi-scher Pferdehöfe ein Modellprojekt zumReittourismus. Brandenburgweit wurde ne-ben dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin nur der Naturpark Hoher Flämingausgewählt. Grund dafür war das große En-gagement der hiesigen Betriebe, die in derVorbereitungsphase für das Projekt gewon-nen werden konnten. Mit einem Faltblatt werden attraktive Ange-bote rund ums Pferd für Reittouristen undPferdefreunde, die Vernetzung der Reit- undFahrbetriebe untereinander sowie die übrigetouristische Infrastruktur vorgestellt. Interes-senten und Nutzer erhalten Informationenüber Touren von Hof zu Hof, des Weiterenzu Gasthöfen, Handwerk und Direktver-marktung. Naturerlebnisse auf dem Wegegehören ebenso dazu, damit möglichst vieleprofitieren und das Angebot abwechslungs-reich wird. Das Faltblatt soll die Vermark-tung des Reittourismus insgesamt befördern;die Naturparkverwaltung stellt es den betei-ligten Betrieben kostenlos zur Verfügung. Vom 18. bis 20.10. testeten 16 Reiter ausmehreren Bundesländern die erste in einembrandenburgischen Großschutzgebiet ausge-arbeitete Wanderrittstrecke. Die Wanderreiterbeurteilten anschließend die Reitstrecke sowiedas Unterbringungsangebot für Mensch undPferd entlang des Weges. Dabei wurden dielandschaftliche Schönheit und Vielfalt, dieWegebeschaffenheit sowie die Unterbring-ungsmöglichkeiten für Pferd und Reiterdurchweg als gut und positiv eingestuft.K. Trick

Wacholder – Baum des Jahres 2002

Ein Projekt zur Entwicklung von Wacholder-Heideflächen wurde im Naturpark Dahme-Heideseen am 10. September diesen Jahres„aus der Taufe“ gehoben“.Das Bundesforstamt Neubrück, die Natur-parkverwaltung, Bundeswehr-Standortver-waltung Strausberg und das Energieunter-nehmen e.dis sind die Förderer dieses Pro-jektes, das auch dem Baum des Jahres 2002,dem Wacholder, zugute kommt.Als Alternative zur bisherigen Bewirtschaf-tung der das Gebiet querenden, breitenStromtrassen, die bisher ein Herunterschnei-den der Bäume und Sträucher und anschlie-ßendes Mulchen vorsah, findet nun auf die-sem ca. 2 Hektar großen Areal auf demTruppenübungsplatz Storkow eine Heide-verjüngung statt. Zusätzlich werden einigeWacholder als landschaftsprägendes Ele-ment gepflanzt, so dass im Ergebnis eineWacholderheide entstehen soll, die als be-sonderes Biotop die Lebensgrundlage für ei-nige typische Tier- und Pflanzengemein-schaften bildet. A. Mack

Jahrestagung der DGL und SIL 2002 vom 30.09. bis 4.10.2002 in Braunschweig

Die Deutsche Gesellschaft für Limnologie(DGL) und die deutschsprachige Sektion derSocietas Internationalis Limnologiae (SIL)hatten zu ihrer Jahrestagung, die vom Zoo-logischen Institut der Technischen Univer-sität Braunschweig ausgerichtet wurde, ein-geladen. Wie sich im Tagungsverlauf heraus-stellte, war die Wahl des Veranstaltungsortessowohl wegen der vorhandenen Logistik alsauch der Ausstrahlung der schönen Stadtmit altehrwürdigen Bauten und einer Viel-zahl gemütlicher Gaststätten ein guter Griff.Wie es schon immer Tradition der Gesell-schaften war, wurden Themen aus fast allenWissensgebieten der Limnologie in den Vor-trägen und Postern aufgegriffen. So hattenauch jüngere Limnologen die Gelegenheit,mit „schwitzenden Händen und trockenemMund“, wie das langjährige Präsidiumsmit-glied Prof. Friedrich formulierte, ihre wert-vollen Forschungsergebnisse zu präsentie-ren. Trotzdem zeigte sich, dass einige wichti-ge Themen fehlten, wie beispielsweise derKomplex der Auswirkungen extremer Hoch-wässer auf die Limnologie von Bächen, Flüs-sen, Strömen und Inundationsgebieten. DiePräsidentin der DGL, Frau Prof. Nixdorf,ging zwar in ihrer Begrüßungsrede auf dasjüngste Hochwasserereignis ein, gab aberkeine Ziele für künftige Maßnahmen undlimnologische Untersuchungen vor.Einen großen Raum nahmen Vorträge zu Be-wertung, Leitbildern und Wasserrahmen-richtlinie (WRRL) der EU ein. Es fiel aller-dings auf, dass sich gegenwärtig die metho-dischen Ansätze zur Umsetzung der WRRLim Wesentlichen auf die altbewährten Typi-sierungen der Gewässer anhand der Sapro-bie für Fließgewässer und Trophie für Seenstützen. Dabei stehen Organismengruppenwiederum im Vordergrund, die z. B. von denBegründern der Saprobiologie schon längstals gute Indikatoren erkannt worden waren,wie Makrophyten und Algen, aber durch diezu einseitige Orientierung auf das Makro-zoobenthos in den letzten Jahren in denHintergrund traten. Das mag zunächst be-rechtigt sein, würde aber auf Dauer demökologischen Ansatz der WRRL nicht ge-recht werden. Sicher sind Saprobie und Tro-phie wichtige Kriterien für die Strukturgüteeines Gewässers, erfassen aber wohl kaumdie Gesamtheit eines Ökosystemgefügesund reichen sicher auch nicht aus, um Leit-bilder oder Referenzzustände für Gewässerzu beschreiben. Neben Saprobie und Trophiespielen ganz sicher weitere Faktoren einegroße Rolle, wie Strömung/Turbulenz, Tem-peratur, Licht/Beschattung, Störungen,Uferstrukturen, Substrat, Prädationsdruck,Diversität usw. Außerdem fällt auf, dass vielebrauchbare Ansätze tangierender Wissens-

gebiete bisher nicht berücksichtigt werden,wie z. B. Leitbildvorstellungen aus Ornitho-logie und Ichthyologie, Nutzung eines Rote-Listen-Indexes, Wertvorstellungen des Na-turschutzes, Moorklassifizierungen und Ziel-stellungen der FFH-Richtlinie bzw. Vogel-schutzrichtlinie. Auch manche sehr geeigne-ten methodischen Ansätze zur Charakterisie-rung des ökologischen Zustandes eines Ge-wässers (oder allgemeiner Lebensraumes)wie Artenfehlbetrag und Diversitätsindexwerden vermisst. Weitere wichtige Themen der Tagung waren„Künstliche und natürliche Störungen“, „Na-türliche Feinde“, „Plankton“, „Makrophy-ten“, „Benthos“ und „Tagebaugewässer“. Inmehreren Plenarvorträgen kamen in- undausländische Wissenschaftler zu Wort, soFrau Ola Fincke aus den USA zu den aquati-schen Lebensgemeinschaften in tropischenBaumhöhlen, Brad Anholt aus Kanada zu denAuswirkungen der Invasion des AtlantischenLachses und des Ochsenfrosches auf das bo-denständige Artengefüge auf Vancouver Is-land, BC, Dieter Gerten aus Potsdam zu Kli-maerwärmung und Nordatlantische Oszilla-tion und deren Auswirkungen auf die saiso-nale Planktondynamik in Seen und MatthiasLiess aus Leipzig zu Mechanismen der Kom-pensation von Individuen, Populationen undGemeinschaften auf Stress.Am Feiertag (Tag der deutschen Einheit)fanden einige thematisch ausgerichtete Ex-kursionen statt, die in bekannte Gebiete derUmgebung führten. Die Teilnehmer hattendabei Gelegenheit, manche der durch dieVorträge und Diskussionen angeschnittenenProbleme vertiefend zu erörtern. So wurdenbei der Ganztagsexkursion ans SteinhuderMeer einige Probleme der Renaturierung derMoore, des intensiven Torfabbaus und der„Sanierung“ des Steinhuder Meers, desgrößten norddeutschen Flachsees, transpa-rent. Beeindruckend war die seit 1999 zubeobachtende Veränderung des Sees zu ei-nem Klarwasserflachsee mit enormer Elodea-massenentwicklung und den damit verbun-denen Problemen der touristischen Nutzung.Die aus limnologischer Sicht wünschenswer-te Entwicklung stößt auf erhebliche Kritikaus der etablierten Lobby der Sportsegler,die „ihr Revier“ deutlich beeinträchtigt se-hen. Auch die Zunahme des Kormoranswohl u. a. als Folge des verbesserten Nah-rungsangebotes an Kleinfischen findet beiden Berufsfischern wie fast überall kaum Ak-zeptanz. Hier gilt es, weitere Entwicklungengenau zu untersuchen, denn eine ähnlicheDynamik ist an vielen Flachseen zu erwar-ten, wenn die Nährstoffbelastungen verrin-gert werden und sich günstige lichtklimati-sche Bedingungen für Makrophyten imÖkosystem einstellen können. Gerade dieseProzesse sind für die Problematik der Klassi-fizierung, der Leitbildentwicklung und öko-logischen Bewertung dieses besonderenSeentyps von großer Bedeutung.

Das Niveau der Tagung war durchweg rechthoch. Dem Präsidium der DGL und den Or-ganisatoren kann nur gewünscht werden,auf dem derzeitigen Konzept einer breit ge-fächerten Thematik in den Jahrestagungenzu beharren. Dazu gehört auch die Durch-führung fachlich gut ausgewählter und ge-führter Exkursionen.Dr. L. Kalbe

Workshop in der LLN Lebus „Naturschutz in der Bergbau-folgelandschaft“

Vom Landesumweltamt Brandenburg (LUA)ist in enger Abstimmung mit weiteren Betei-ligten, wie z.B. dem Landesbergamt (LBB),die Erarbeitung der Belange des Naturschut-zes und deren Umsetzung in Bergbauregio-nen konzeptionell intensiviert worden. Ausdiesem Grund hatten LUA und Ministeriumfür Landwirtschaft, Umwelt und Raumord-nung des Landes Brandenburg (MLUR) ge-meinsam zu der Fachtagung zum Thema„Naturschutz in der Bergbaufolgelandschaft“(BFL) in die Landeslehrstätte Lebus eingela-den. Ziel dieser Veranstaltung war es, Strate-gien und Konzepte zur Sicherung von Natur-schutzarealen und der Naturschutzbelangein der BFL, insbesondere hinsichtlich der„naturschutzgerechten Wiedernutzbarma-chung“ (Sanierung) mit Fachvertretern ausNaturschutzprojekten, Forschungseinrichtun-gen, Landes- und Bundesämtern, Verbänden,Stiftungen und weiteren zuständigen Fach-institutionen zu erörtern.Die o.g. Veranstaltung wurde in dem zwei-tägigen Rahmen zum zweiten1 Mal durch-geführt. Auch diesmal war der Workshopmit ca. 40 Teilnehmern sehr gut besucht. 11 Fachbeiträge wurden geboten.1) Ziel und Schwerpunkte des Workshopsa. Austausch von Informationen, Erörterung

und Diskussion zu Naturschutzprojektenund Flächensicherung durch Stiftungenund Verbände in der Bergbaufolgeland-schaft. Insbesondere standen die Natur-schutzflächenkonzepte, Flächenerwerbs-konditionen (z.B. Verkehrswert), Folge-kosten (bspw. Minimierung), Wertschöp-fung (z.B. Jagdpacht) und Konzepte zur„naturschutzgerechten“ Wiedernutzbar-machung der Areale gemäß Bundesberg-gesetz (BBergG) im Vordergrund.

b. Diskussion zum Stand der Einbringungvon Naturschutzbelangen und Beteili-

TAGUNGEN

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1 Zur Veranstaltung „Naturschutz in der Bergbaufol-gelandschaft“ im Juni 2001 wurde ein LUA-Ta-gungsband 38 herausgegeben (erhältlich über Re-ferat ÖA des LUA)

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002 257

gung von Naturschutzbehörden im Rah-men der Bergbauplanungen (u.a. Sonder-und Abschlussbetriebspläne), insbeson-dere vor dem Hintergrund der Abwägungder Belange von Naturschutz und Bergsi-cherheit (Gefahrenabwehr)

c. Diskussion und Erfahrungsaustausch zumUmgang mit Konfliktpotenzialen auf Re-naturierungsflächen der BFL (z.B. Wind-kraft, Herstellung der Bergsicherheit, In-tensivtourismus u.a.)

d. Schaffung von Transparenz durch kom-munikative Prozesse zwischen Bergbau-treibenden, Berg- und Naturschutzbehör-den sowie weiteren Akteuren des Natur-schutzes (z.B. Abbau von Vorurteilen,Kontaktintensivierung, Konfliktentschär-fung).

und nicht zuletzte. kritischer Dialog und Effizienzkontrolle

der Ergebnisse der Veranstaltung desVorjahres.

2) Beiträge der ReferentenEiner kurzen thematischen Einleitung durchdas LUA folgte der Beitrag von Frau Hennekvom Institut für Ökologie und Naturschutz(IFÖN) zum Stand des F+E-Vorhabens desBfN zur Flächensicherung in der Bergbaufol-gelandschaft mit dem Ziel der Erarbeitungeines für Folgenutzer und potenzielle Flä-cheninteressenten anwendbaren Handbu-ches. In enger Abstimmung mit der LMBVwerden darin realitätsnah Schwerpunktthe-men beleuchtet, wie z.B. die Durchführungeiner naturschutzgerechten Wiedernutzbar-machung, Inhalt und Wertfaktoren einesVerkehrswertgutachtens sowie die Ermitt-lung und Minimierung von Folgekosten fürFlächenbesitzer. Durch Herrn Sell vom Amtfür Flurneuordnung und ländliche Entwick-lung Luckau (AFLE) wurde vor dem Hinter-grund des Flächenerwerbs die Bedeutunggrößerer Renaturierungsgebiete für die Flur-neuordnungsverfahren in der BFL darge-stellt. Hierbei wurden insbesondere die Vor-teile des Instruments der Landverzichtserklä-rung gem. § 52 FlurBG für die Renaturie-rungsareale dargestellt (u.a. entfallende Ver-messungskosten, Flächenzuschnitt und In-frastruktur unter Berücksichtigung der Na-turschutzbelange).Herr Dr. Pieplow vom Bundesministerium fürUmwelt (BMU) referierte zum Thema der„nachnutzungsorientierten“ Wiedernutzbar-machung im Sinne des Naturschutzes ausder Sicht des BMU und des StuBA. Er befür-wortete Flächensicherungen durch die Über-nahme und Entwicklung von Naturschutza-realen durch Stiftungen und Verbände. Hier-bei sollte jedoch eine abgestimmte, iterativeHerangehensweise zur Umsetzung der Na-turschutzbelange und eine entsprechendeWürdigung in den regionalen Sanierungs-beiräten (RSB) die Voraussetzung sein. Dergeplante umfangreiche Flächenerwerb der„Tornower Niederung“ durch die Heinz-Sielmann-Stiftung sei ein sehr positives Bei-spiel.Im Folgenden wurde durch die Erfahrungs-berichte von Herrn Nitschke (Heinz-Siel-mann-Stiftung) und Herrn Dr. Schmidt-Ruhe

(Naturschutzfonds Brandenburg) deutlich,welche Gesichtspunkte (z. B. jagdliche Nut-zung) eine wichtige Rolle bei der Verkehrs-wertermittlung und Kaufverhandlungenspielen. Aus der Sicht der Vortragenden müssennicht direkt nutzbare, „reine“ Naturschutz-flächen, bei der Wertermittlung differenziertberücksichtigt werden.Zu den Inhalten, Zielen und zum Stand derbeiden geplanten DBU-Naturschutzprojektein Bergbauregionen Sachsen-Anhalts undBrandenburgs referierten Frau Heidecke(BUND) und Herr Dr. Röhrscheid (NABU-Stiftung). Frau Heidecke wies darauf hin,dass nach Flächenerwerb durch den BUNDdie bereits sanierten, durch Sukzession ent-stehenden oder entstandenen „Wildnisge-biete“ der „Goitsche“ (ca. 1.000 ha) durchProjektmanagement in die umliegende Kul-turlandschaft integriert werden sollen. Wich-tige Schlagworte waren regionale Akzep-tanz, Ökotourismus und räumliche Tren-nung.Im Gegensatz dazu sieht Herr Dr. Röhrscheiddie Schwerpunkte des Projektes in der be-sonderen „naturschutzgerechten“ Wieder-nutzbarmachung (Sanierung) und des Flä-chenmanagements großer Bereiche des ca.2.400 ha umfassenden Projektgebietes„Grünhaus“ bei Lauchhammer.Schlagworte sind hier Biotopverbund, nach-haltige Nachnutzung „Naturschutz und Tou-rismus“ sowie Flurneuordnung und Flächen-management.Am 2. Tag führte Herr Dr. Burmeister(MLUR/83) in das Thema Berg- und Natur-schutzrecht, insbesondere vor dem Hinter-grund der Bergsicherheit, ein und vermitteltewie und in welcher Form Naturschutzbelan-ge im Rahmen bergrechtlicher Betriebsplan-verfahren (z. B. Eingriffsregelung) geltendgemacht werden können.Wie künftig Naturschutz- und Tourismusbe-lange in dem Bereich einer entstehendenLausitzer Seenkette unter Berücksichtigungspezieller artenschutzfachlicher Anforderun-gen (Vogelinseln) in Einklang gebracht wer-den können, zeigte Herr Dr. Reissmann (Bü-ro BEAK) an einigen markanten Beispielen.Aus der Sicht der UNB des LandkreisesOberspreewald-Lausitz zur Berücksichtigungund Einbringung von Naturschutzbelangenin die bergbauliche Sanierung setzte HerrRichter durch seinen engagierten und zu-gleich kompetenten Abriss der letztjährigenGeschehnisse den Startpunkt zu einer leb-haften Abschlussdiskussion.

3 Ergebnisse der VeranstaltungIm Rahmen der Abschlussdiskussion wurdensämtliche im Workshop genannten Fakten inkonstruktiver Atmosphäre bearbeitet. Dazukönnen zusammengefasst folgende Ergeb-nisse festgehalten werden:• Die BFL hat durch ihre besonderen Cha-

rakteristika ein besonders hohes Entwick-lungspotenzial und damit eine herausra-gende Bedeutung für den überregionalenBiotopverbund in Brandenburg.

• Naturschutzfachliche Belange sind, insbe-sondere in den 90er Jahren, z. T. nichtausreichend in die frühesten Stadienbergrechtlicher Planungen (z. B. Sonder-betriebspläne) eingeflossen. Eine ausrei-chende Beteiligung durch das Landes-bergamt (LBB) ist weiter sicher zu stellen.

• An aktuellen Beispielen wird deutlich, dassauch nachträglich, beispielsweise durchModifikation der Abschlussbetriebspläne(ABP), naturschutzfachliche Belange in dieVerfahren integriert werden können. Vo-raussetzung hierfür ist eine intensive Be-gleitung und Abstimmung zwischen UNB,Verbänden, Forschungsinstitut für Berg-baufolgelandschaften (FIB) mit der LMBVvor Ort. Das LUA wird an dieser Stelle mitdem Landesbergamt, der GemeinsamenLandesplanung Berlin und Brandenburgals Moderator wirksam.

• Sanierungsprojekte sollen frühzeitig, d.h.im Vorlauf der regionalen Sanierungsbei-räte (RSB), zur Prüfung dem LUA-N/UNBvorgelegt werden. Voraussetzung hierfürist allerdings eine Bearbeitungskapazitätim LUA. In Abstimmung mit der UNB,der LMBV und dem LBB können so effek-tiv und gebündelt Naturschutzbelangeeingearbeitet und Unstimmigkeiten früh-zeitig vermieden werden.

• Es werden in kleinen projektbezogenenArbeitskreisen turnusmäßige Abstimmungs-gespräche auf der Ebene der Verbändeund Stiftungen zu Themen wie Kaufpreise,Verkehrswertfindung, Folgekosten undAbgleich der Projektinhalte durchgeführt.

• Künftig sollten von den Projektträgernund Flächenerwerbsinteressenten inno-vative und ausgereifte Nachnutzungs-konzepte im Sinne einer „naturschutzge-rechten“ Wiedernutzbarmachung gem.§ 4 Abs. 4 BBergG erstellt werden. Umihre Realisierungschancen zu erhöhen,sollten diese Konzepte in frühen Stadienmit dem Landesbergamt, der LMBV so-wie dem LUA abgestimmt werden.

Th. Wälter

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STOCK, R.; STIBBE, C. (Hrsg.) 2002

Naturschutz in Agrarlandschaften. Proble-me, Erfahrungen, Lösungen. Initiativen zumUmweltschutz. Reihe Initiativen zum Um-weltschutz. Bd. 42. 162 S. Berlin, Bielefeld,München: Erich Schmidt. Preis: 28,60 Euro.ISBN 3 50306680 2

Anliegen des soeben erschienenen und sei-nem Anspruch auch gerecht werdendenBandes ist die Zusammenstellung von Ergeb-nissen zahlreicher DBU-geförderter Projekte,die den interdisziplinären Ansatz „Natur-schutz durch Nutzung“ verfolgten.Der erste Teil des Bandes widmet sich zu-nächst stärker theoretisch den Nutzungs-konflikten und Kooperationsmöglichkeitenzwischen Naturschutz und Landwirtschaft.Im Beitrag von PRÜTER & KAISER werden dieverschiedenen Spielarten des Verhältnissesvon Landwirtschaft und Naturschutz vorge-stellt, die von Vertragsnaturschutz bis hin zuaktiven und weitestmöglich selbstbestimm-ten Beiträgen der Landwirte zum Natur-schutz reichen. Es wird dabei herausgestellt,dass die Qualität der Kooperation zwischenNaturschützern und Landnutzern darüberentscheidet, inwieweit freiwillige Vereinba-rungen einen hoheitlichen Naturschutz er-setzen können.Ein zweiter Beitrag beschäftigt sich mit derZielfindung und den Möglichkeiten der Mehr-zieloptimierung in agrar genutzten Regio-nen, wie sie bei der Umsetzung von Natur-schutzanforderungen in der Landschaft er-

forderlich sind. Das hierfür angewendeteOptimierungswerkzeug MODAM ermög-licht eine Szenariotechnik, die zum einen dieAuswirkungen geänderter Rahmenbedin-gungen auf landwirtschaftliche Betriebe dar-stellt und zum anderen auch die Wirkungender Pflanzenproduktion auf die Schutzgüterbeleuchtet.In den drei Beiträgen des zweiten Kapitelsstehen einige praktische Erfahrungen in derUmsetzung von Naturschutzprojekten undderen Erfolgskontrolle im Mittelpunkt. Mit dem baden-württembergischen PLE-NUM-Modellprojekt Isny/Leutkirch wurdeauf 26.000 ha eine integrative Naturschutz-strategie erprobt und im Rahmen von Wir-kungs- und Zielerreichungsanalysen evalu-iert. Die positiven Wirkungen für den Natur-schutz wie Erhaltung und Ausdehnung na-turverträglicher Nutzungsweisen, Dialogför-derung, Öffentlichkeitsarbeit und Akzeptanzkonnten dabei herausgearbeitet werden, je-doch zeigten sich Grenzen bei der Errei-chung klassischer Naturschutzziele wieSchutz der Moore, Entwicklung naturnaherWälder, Ermöglichung naturnaher Dynamikund Schutz einzelner Arten.BRENDLE beleuchtet die Ergebnisse von 14ausgewählten Naturschutzvorhaben aus po-litikwissenschaftlicher Sicht und benennt diewichtigsten Faktoren für ein erfolgreichesAgieren wie beispielsweise Gewinnerkoali-tionen, Personen als Fürsprecher u.a.m.Deutlich herausgearbeitet wird auch die Er-fahrung vieler im Naturschutz tätiger Perso-nen, dass moralische und naturwissenschaft-liche Naturschutzbegründungen meist nichtfür einen Erfolg ausreichen, sondern dass der

politische Prozess berücksichtigt und genutztwerden muss, um dem Naturschutzanliegenzu mehr Durchsetzungskraft zu verhelfen.Abschließend werden einige konkrete Hand-lungsempfehlungen für den Naturschutz-praktiker abgeleitet.Ein Aufsatz von MOLITOR & FIEBIG beschäf-tigt sich mit der Theorie projektbegleitenderEvaluierungen und dem Monitoring als Me-thoden zur kontinuierlichen Überprüfungund ggf. Korrektur eines Prozesses und zurVerminderung von Akzeptanzproblemen.Während sich das dritte Kapitel mit zwei Bei-trägen der Thematik der Regionalvermark-tung widmet, werden im vierten Teil desBandes die Ergebnisse der Arbeitsgruppeneines workshops zu den Einzelthemen „Ziel-findung, Zielvermittlung, Evaluierung“,„Projektmanagement“ und „regionale Ver-marktung“ jeweils in Tabellenform präsen-tiert. Den denkbaren Problemfeldern wer-den hilfreiche Lösungsansätze gegenüberge-stellt.Im letzten Kapitel sind mehrere wichtigeHinweise zur Organisation von Projekten mitumwelt- und naturschutzfachlichen Zielset-zungen zusammengetragen und werdendurch sehr konkrete Beispiele mit Erläuterun-gen zu Trägerschaft, Zielen, Verlauf, Organi-sation, Finanzierung, Ausblick/weiterer Ent-wicklung der jeweiligen Projekte untermau-ert. Hier finden sich mit Sicherheit die wert-vollsten Hinweise zu Organisations- undTrägerstrukturen für Politik, Naturschutzbe-hörden, Kommunen und Naturschutzakteu-re vor Ort, insbesondere in den ostdeut-schen Bundesländern.K. Todt

LITERATURSCHAU

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NATURSCHUTZ ONLINE

http://www.bfn.de/03/030302.htm

NATURA 2000Fachinformationen des Bundesamtes für Naturschutz

Noch vor wenigen Jahren war das Bundes-amt für Naturschutz (BfN) im Internet nureinem eingeschränkten Benutzerkreis zu-gänglich. Informationen über das lange Zeitauf politischem Parkett sehr heikle Thema„NATURA 2000“ waren hier und bei ande-ren deutschen Behörden im Internet nicht zufinden. Das hat sich mittlerweile geändert.„NATURA 2000“ erscheint dem Internetbe-sucher des BfN schon nach kurzer Orientie-rung als einer der zentralen Arbeitsschwer-punkte. Die Suchmaschine bringt für dieSuchbegriffe „Natura“ oder „Natura 2000“mehr als 200 Verweise. Beim Versuch einerstrukturierten Abfrage zur thematischen Ein-engung dieser Fülle an Information wird dieDatenbank „DNL-online“ aktiv. Nach Aus-wahl des exakten Suchbegriffes „NATURA-2000“ aus der Deskriptorenliste werden hier380 Verweise aufgelistet. Kombiniert mit ei-nem weiteren Suchbegriff, sind die Such-ergebnisse dann allerdings merklich über-sichtlicher. Oft sogar zu übersichtlich, dennbei vielen durchaus sehr sinnvollen logischenVerknüpfungen muss die Datenbank passen,obwohl die Website zahlreiche Informatio-nen zu dem jeweiligenTeilbereich enthält.Die Darstellung des ArbeitsschwerpunktesNATURA 2000 beginnt mit einer kurzen in-haltlichen Einführung und verzweigt von die-ser zentralen Stelle in verschiedene Rubriken:Aktuelles – Die Rubrik enthält gegenwärtignicht ganz aktuelle Hinweise auf das Atlanti-

sche Biogeografische Seminar und auf das In-krafttreten des Neuregelungsgesetzes zumBundesnaturschutzgesetz (BNatSchNeuregG).Dokumente/Richtlinientext – Die gültigenDokumente der Europäischen Gemeinschaftwerden aufgelistet. Nützlich ist der direkteVerweis auf die deutschsprachigen Original-texte der Richtlinien 79/409/EWG (Vogel-schutzrichtlinie) und 92/43/EWG (FFH-Richtlinie) auf dem Server der Generaldirek-tion Umwelt der Europäischen Kommission.Auch das englischsprachige Interpretations-Handbuch in der Fassung von 1999 ist hierim PDF-Format direkt zugänglich.Publikationen – Die Website verweistzweckmässig zunächst auf die im Hause er-schienenen Bände 53 (1998) & 68 (2001)der Schriftenreihe für Landschaftspflege undNaturschutz sowie auf die Bände 22 (1999)& 42 (2001) der Schriftenreihe AngewandteLandschaftsökologie. Es folgt eine Auflistungvon deutschsprachigen Fachartikeln (1993 -2001), insbesondere aus der ebenfalls haus-eigenen Zeitschrift Natur und Landschaft so-wie aus einschlägigen umweltrechtlichenFachzeitschriften.Links – Die Angaben von Sprungadressensind leider auf das Nötigste reduziert undvermeiden offensichtlich jedes Risiko, nicht-amtliche Informationsquellen zu NATURA2000 zu empfehlen.Meldestand – Hier wird offen und selbstkri-tisch mit den Defiziten Deutschlands bei derUmsetzung der Vogelschutz- und FFH-Richtlinie umgegangen – auch die rechtpeinliche Verurteilung vor dem EuropäischenGerichtshof findet Erwähnung. Der Standder Umsetzung des NATURA-2000-Netzesist sowohl im deutschen als auch im europä-ischen Überblick ersichtlich.

Schutzobjekte – Die Rubrik enthält einekommentierte Auflistung der in Deutschlandanzutreffenden 87 Lebensraumtypen und112 Tier- und Pflanzenarten der Richtlinien.Sehr hilfreich erscheinen die Hinweise aufAktualisierungen zum sogenannten BfN-Handbuch.Anforderungen – Dem Internetbesucherwird eine kurze und leicht verständliche Dar-stellung der naturschutzfachlichen Anforde-rungen geboten, welche in den Richtlinienverankert sind. Dazu zählen die allgemeineÜberwachung (das Monitoring) der Lebens-raumtypen und Arten, die Aufstellung vonManagementplänen, die Berichtspflicht unddie Verträglichkeitsprüfung von Eingriffsvor-haben.Verfahren – Die Rubrik stellt die drei Phasendes Auswahl- und Bewertungsverfahrensder FFH-Vorschlagsgebiete im Überblick dar.Finanzierung – Die Rubrik enthält insbeson-dere Hinweise zur Förderung von Natur-schutzmaßnahmen in den Natura-2000-Ge-bieten durch die Europäische Gemeinschaft(LIFE, LEADER). Weiterhin wird auf dieMöglichkeiten zur Förderung von Maßnah-men zugunsten des ländlichen Raums sowiezum Schutz der Natur und Umwelt über dieStrukturfonds der Europäischen Union(EFRE, ESF, EAGFL) verwiesen.Fazit: Die Website des Bundesamtes für Natur-schutz bietet dem Informationsbedürftigenim nahezu perfekten Zusammenspiel mitden Informationsangeboten der Europä-ischen Kommission (Generaldirektion Um-welt) sehr viel an amtlichen Informationenzum Themenkreis NATURA 2000 und einenguten Einstieg in die komplexe Thematik.Dr. M. Kühling

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