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® Landmarke 9 Geopunkt 8 Teufelsmauer bei Weddersleben ® Die Teufelsmauer nördlich Thale ist ein Fauna (Tier- welt) - Flora (Pflanzenwelt) - Habitat (Lebensraum) - Gebiet und damit ein Teil des europaweiten Schutz- gebietsnetzwerks Natura 2000. In der Harzregion ist aber nicht nur die Natur zum Greifen nah, sondern auch die Erdgeschichte. Der Regionalverband Harz als Natur- und Geoparkträger im Harz versucht, die Erd- und Bergbaugeschichte anschaulich und begreif- bar zu machen. Um die geologische Vielfalt des Har- zes und seines Vorlandes zu verdeutlichen, wurde deshalb ein flächendeckendes Netz aus Landmarken und Geopunkten entwickelt. Landmarken wie die Roßtrappe sind weithin sichtbare oder besonders be- kannte Punkte des Geoparks. Geopunkte sind Fens- ter in die Erdgeschichte. Die Teufelsmauer bei Wed- dersleben ist Geopunkt 8 im Gebiet der Landmarke 9 – Roßtrappe. Weitere Informationen zum Natur- und Geopark Harz unter: www.harzregion.de Text: Isabel Reuter Redaktion: Dr. Klaus George, Dr. Friedhart Knolle Fotos: Dr. Klaus George Blockbild: Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt Konzeption und Design: Design Office Regionalverband Harz e. V., Quedlinburg 2015. Alle Rechte vorbehalten. Dass wir die weithin sichtbare Teu- felsmauer heute noch bewundern können, verdanken wir dem König- lich Preußischen Landrat FRIEDRICH LUD- WIG WEYHE (1789 - 1879). Bereits 1833 erließ er ein Verbot, dort Steine und Sand abzubauen. Die umliegenden Gemeinden hatten den Sandstein für den Gebäude- und Straßenbau genutzt. Er diente zum Beispiel zum Neubau der Kirche von Weddersleben 1714. Mit Verordnung der zuständi- gen Regierung in Magdeburg über das Naturschutzgebiet „Teufelsmau- er bei Neinstedt-Weddersleben“ vom 9. Juli 1935 wurden auch die umlie- genden Ackerflächen Teil des Natur- schutzgebietes. Würden sie im Sinne dieser Verordnung bewirtschaftet, könnten wir uns heute noch an der Farbenpracht solcher Ackerwild- kräuter wie Sommer-Adonisröschen, Kornblume oder wenigstens Klatsch- mohn erfreuen. Die Entstehung der Teufelsmauer reicht bis in die Zeit der Oberkreide zurück. Zu jener Zeit hob sich die Harzscholle. Gleichzeitig senkte sich das nördliche Vorland und die Harz- scholle schob sich an der Harznord- rand-Störung, einer großen Bruch- zone, auf die Sedimentpakete des Harzvorlandes. Der Druck, den die Harzscholle ausübte, führte zur Auf- richtung der Sandsteinschichten. Gleichzeitig quetschte der Druck die wasserführenden Schichten aus. So stiegen silikatische Lösungen aus dem Untergrund auf und verfestigten den Sandstein. Anschließend setzte eine starke Verwitterung ein. Dem durch die Kieselsäure verfestigten, sehr harten Teufelsmauer-Sandstein konnte sie wenig anhaben. Der von weicherem Sandstein abgetragene Sand wurde jedoch ausgewaschen und lagerte sich nördlich und südlich der Teufelsmauer ab. Im Quartär zer- störten eiszeitliche Gletscher Teile der Mauer. Dies erklärt die großen Lü- cken. Umherliegende Trümmer bau- ten die Anwohner bis ins 19. Jh. ab. Als sie aber begannen, Steine direkt aus der Mauer zu brechen, schritt der Landrat ein. 2006 erhielt die Teufels- mauer das Prädikat „Nationaler Geo- top“. „… die Teufelsmauer, welche der ganzen Gegend zur Zierde gereicht …“ “Devil’s Wall“ near Weddersleben The Prussian District Administrator FRIEDRICH LUDWIG WEYHE forbade the dig- ging of rocks and sand of the “Devil’s Wall” already in 1833. The surroun- ding municipalities had used the sandstone for the construction of buildings and roads. The development of the “Devil’s Wall” reaches back to the Upper Cretaceous. At this time, the Harz massif star- ted to rise upwards. Simultaneous- ly, the northern Harz foreland sank and the Harz massif moved on the sediment packages of the foreland. Afterwards, the weathering began. But the by silica hardened sandstone of the “Devil’s Wall” was too hard to weather. The weathered sand of the softer sandstones was washed out and deposited north and south of the rock wall. In the Quaternary, ice age glaciers destroyed parts of the wall. This explains the great gaps. The debris rocks were mined by the residents until the 19 th century. But as they began to break rocks direct- ly out of the wall, the District Admi- nistrator intervened. In 2006 the “Devil’s Wall” received the grade “National Geosite”. Hier finden Sie weitere Informationen zur Landmarke 9 – Roßtrappe Europäische Geoparke Goslar Osterode a.H. Nordhausen Sangerhausen Halberstadt Quedlinburg 17 12 7 6 10 15 9 13 16 5 11 1 3 4 8 14 18 ® 2 Königslutter 28 20 27 Oschersleben 19 Sommer-Adonisröschen 444 488 542 417 358 296 251 142 65 2,6 HEUTE Erdurzeit Erdneuzeit (Känozoikum) Tertiär Quartär Kreide Jura Trias Perm Karbon Devon Silur Ordovizium Kambrium Erdaltertum (Paläozoikum) Erdmittelalter (Mesozoikum) 200 Mio. Jahre > 4 Mrd. Jahre

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Landmarke 9Geopunkt 8 Teufelsmauer bei Weddersleben

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Die Teufelsmauer nördlich Thale ist ein Fauna (Tier­welt) ­ Flora (Pflanzenwelt) ­ Habitat (Lebensraum) ­Gebiet und damit ein Teil des europaweiten Schutz­gebietsnetzwerks Natura 2000. In der Harzregion ist aber nicht nur die Natur zum Greifen nah, sondern auch die Erdgeschichte. Der Regionalverband Harz als Natur­ und Geoparkträger im Harz versucht, die Erd­ und Bergbaugeschichte anschaulich und begreif­bar zu machen. Um die geologische Vielfalt des Har­zes und seines Vorlandes zu verdeutlichen, wurde deshalb ein flächendeckendes Netz aus Landmarken und Geopunkten entwickelt. Landmarken wie die Roßtrappe sind weithin sichtbare oder besonders be­kannte Punkte des Geoparks. Geopunkte sind Fens­ter in die Erdgeschichte. Die Teufelsmauer bei Wed­dersleben ist Geopunkt 8 im Gebiet der Landmarke 9 – Roßtrappe. Weitere Informationen zum Natur­ und Geopark Harz unter: www.harzregion.de

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Dass wir die weithin sichtbare Teu­felsmauer heute noch bewundern können, verdanken wir dem König­lich Preußischen Landrat Friedrich Lud-wig weyhe (1789 ­ 1879). Bereits 1833 erließ er ein Verbot, dort Steine und Sand abzubauen. Die umliegenden Gemeinden hatten den Sandstein für den Gebäude­ und Straßenbau genutzt. Er diente zum Beispiel zum Neubau der Kirche von Weddersleben 1714. Mit Verordnung der zuständi­gen Regierung in Magdeburg über das Naturschutzgebiet „Teufelsmau­er bei Neinstedt­Weddersleben“ vom 9. Juli 1935 wurden auch die umlie­genden Ackerflächen Teil des Natur­schutzgebietes. Würden sie im Sinne dieser Verordnung bewirtschaftet,

könnten wir uns heute noch an der Farbenpracht solcher Ackerwild­kräuter wie Sommer­Adonisröschen, Kornblume oder wenigstens Klatsch­mohn erfreuen.Die Entstehung der Teufelsmauer reicht bis in die Zeit der Oberkreide zurück. Zu jener Zeit hob sich die Harzscholle. Gleichzeitig senkte sich das nördliche Vorland und die Harz­scholle schob sich an der Harznord­rand­Störung, einer großen Bruch­zone, auf die Sedimentpakete des Harzvorlandes. Der Druck, den die Harzscholle ausübte, führte zur Auf­richtung der Sandsteinschichten. Gleichzeitig quetschte der Druck die wasserführenden Schichten aus. So stiegen silikatische Lösungen aus

dem Untergrund auf und verfestigten den Sandstein. Anschließend setzte eine starke Verwitterung ein. Dem durch die Kieselsäure verfestigten, sehr harten Teufelsmauer­Sandstein konnte sie wenig anhaben. Der von weicherem Sandstein abgetragene Sand wurde jedoch ausgewaschen und lagerte sich nördlich und südlich der Teufelsmauer ab. Im Quartär zer­störten eiszeitliche Gletscher Teile der Mauer. Dies erklärt die großen Lü­cken. Umherliegende Trümmer bau­ten die Anwohner bis ins 19. Jh. ab. Als sie aber begannen, Steine direkt aus der Mauer zu brechen, schritt der Landrat ein. 2006 erhielt die Teufels­mauer das Prädikat „Nationaler Geo­top“.

„… die Teufelsmauer, welche der ganzen Gegend zur Zierde gereicht …“

“Devil’s Wall“ near WedderslebenThe Prussian District Administrator Friedrich Ludwig weyhe forbade the dig­ging of rocks and sand of the “Devil’s Wall” already in 1833. The surroun­ding municipalities had used the sandstone for the construction of buildings and roads. The development of the “Devil’s Wall” reaches back to the Upper Cretaceous. At this time, the Harz massif star­

ted to rise upwards. Simultaneous­ly, the northern Harz foreland sank and the Harz massif moved on the sediment packages of the foreland. Afterwards, the weathering began. But the by silica hardened sandstone of the “Devil’s Wall” was too hard to weather. The weathered sand of the softer sandstones was washed out and deposited north and south of

the rock wall. In the Quaternary, ice age glaciers destroyed parts of the wall. This explains the great gaps. The debris rocks were mined by the residents until the 19th century. But as they began to break rocks direct­ly out of the wall, the District Admi­nistrator intervened.In 2006 the “Devil’s Wall” received the grade “National Geosite”.

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